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Home Sweet Home

"Familie" wieder Willen...
von

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Experimental Film

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Yeah!

You're all gonna be in this experimental film

And even though I can't explain it

I already know how great it's
 

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Der nächste Tag beginnt damit, dass jemand gegen die Wohnungstür hämmert, als wollte er sie einschlagen.
 

Shanks fährt ruckartig in die Höhe und hat im ersten Moment keine Ahnung, wo er eigentlich ist. Dann raschelt es neben ihm, eine heisere Stimme kratzt „Gottverdammte Scheiße“ und als hinüber sieht, taucht ein zerzauster schwarzer Haarschopf in seinem peripheren Gesichtsfeld auf.
 

„Morgen, Ace“, sagt er und ist froh, dass er sich noch an den Namen erinnern kann.
 

Die Antwort ist ein unbegeistertes Murmeln, das ihm ziemlich ausführlich erklärt, wohin er sich seinen Morgen stecken kann. Der Lärm, der von der Wohnungstür her kommt, hat kein bisschen nachgelassen und Shanks denkt, vielleicht sollte er hingehen und öffnen. Oder wenigstens Ruffy wecken.
 

Wenn der Junge nämlich immer noch nicht mitbekommen hat, dass da jemand ist, der ihn sprechen möchte, schläft er definitiv tiefer, als gut für ihn ist. Ace hat sich inzwischen dafür entschieden, den Kopf unter die Decke zu stecken und rührt sich nicht mehr. Shanks seufzt und will gerade aufstehen, als die Tür zu Ruffys Schlafzimmer auffliegt. Der Junge kommt hektisch herausgestolpert – ein Arm kämpft immer noch mit dem Ärmel seines T-Shirts – und bleibt wie angewurzelt stehen, als er Shanks auf dem Campingbett im Wohnzimmer sitzen sieht.
 

„Ohh Mist“, zischt er, „Mist, Mist, Mist!“
 

Zur selben Zeit geht draußen vor der Wohnungstür das Geschrei los.

„RUFFY! ICH WEISS, DASS SIE DA SIND-“
 

Ace gibt ein leidgeprüftes Stöhnen von sich und Ruffy rennt händefuchtelnd durch den Raum. Shanks fühlt sich ein wenig überfordert. Frühmorgendlichen Stress hatte er schon seit einer ganzen Weile nicht mehr.

„Ihr müsst verschwinden“, faucht Ruffy aufgebracht, „Das ist Mr. Boston. Untermieter sind verboten, und wen der euch hier sieht, setzt er uns alle miteinander vor die Tür!“
 

„Verschwinden?“, nuschelt Ace dumpf durch die Decke, „Und wohin?“
 

„-AUFMACHEN, ABER AUF DER STELLE!“
 

„Mir egal“, Ruffy wirft Shanks einen flehenden Blick zu, „Einfach nur-“

Er macht eine Geste, von der sich nicht sicher sagen lässt, ob sie Richtung Bad, Schlafzimmer oder Fenster zeigt, und Shanks denkt, okay, das kriegt er hin. Vielleicht ist es eine halbe Ewigkeiten her, seit er sich mit den Problemen anderer Leute auseinandersetzen musste, aber das heißt nicht, dass er vergessen hat, wie das geht.
 

Er schließt seine Finger um Ace’ Oberarm – zumindest vermutet er, das es sich um einen Oberarm handelt, weil Ace schließlich immer noch unter der Decke liegt und seine Gliedmaßen sich nur undeutlich abzeichnen – und zerrt ihn in die Höhe.
 

„Ey“, protestiert Ace schwach, aber Shanks hat den vagen Verdacht, dass sich der Widerwille gegen die unsanfte Behandlung richtet und nicht gegen den Versuch, seinem kleinen Bruder aus der Patsche zu helfen; als sie die Schlafzimmertür hinter sich zugezogen haben, sieht Ace jedenfalls schon beinahe wach aus.
 

Der Raum ist kleiner als die Küche und eine winzige Spur größer als das Bad. Unter dem einzigen Fenster lehnt eine große Pinnwand, die Ruffy vielleicht einmal irgendwo befestigen wollte, bevor ihm klargeworden ist, dass der Platz dafür nicht ausreicht. Sie ist bis auf den letzten Zentimeter zugepflastert mit Ansichtskarten.
 

Marokko und Chile und Taiwan und Norwegen und North Dakota.

Irland, Ägypten, Neu Seeland, Polen, Indien, Texas, Costa Rica.
 

Shanks wird klar, dass Ace ihn aufmerksam beobachtet – was er nicht versteht ist, warum er dabei drein sieht, als hätte ihn gerade jemand im Kaufhaus beim Stehlen ertappt.

„Also“, sagte Shanks, weil ihm nichts Besseres einfällt, „Das sind ziemlich viele Karten.“
 

„Die...“, Ace räuspert sich, „Die sind von mir.“
 

Wow. Okay, das...

„Alle?“
 

Ace nickt, aber er starrt auf den Fußboden. „Yup.“
 

Shanks weiß nicht, ob beeindruckt oder bestürzt sein soll. Der Junge ist definitiv in der Welt herumgekommen und dabei sieht er nicht einmal besonders viel älter aus als sein Bruder. Zwei, drei Jahre vielleicht? Shanks runzelt die Stirn. Auf keinen Fall mehr als fünf.
 

Ace fasst sein Stirnrunzeln offensichtlich falsch auf, denn mit einem Mal ist seine Haltung erstaunlich defensiv.

„Hör zu“, sagt er ärgerlich, „Du hast keine Ahnung, also halt gefälligst die Klappe. Du kennst uns nicht, klar? Ich meine, Herrgott, du bist’n verdammter Penner!“
 

Es gab eine Zeit, in der Shanks jetzt stocksauer gewesen wäre, um zu kaschieren, wie sehr ihn eine derartige Bemerkung treffen kann, aber es ist erstaunlich, an was sich ein Mensch gewöhnt, wenn er keine andere Wahl hat. Jetzt zuckt er nur mit den Schultern.

„Tja“, sagt er, „Das kann ich nicht wirklich abstreiten.“
 

Ace macht eine Bewegung, als wollte er seine Hände in Hosentaschen versenken und scheitert an dem Umstand, dass er nur Shorts trägt.

„Und nur damit du’s weißt“, er gestikuliert missmutig Richtung des T-Shirts, das er Shanks geliehen hat, „Das Ding steht mir dreimal besser.“
 

Shanks wirft einen Blick hinunter auf seine Brust. Das T-Shirt ist übergroß und verschlissen grau, und der gelbe Schriftzug -Dead Man Talking- steht aus dieser Perspektive auf dem Kopf. Er zuckt unbeeindruckt mit den Schultern. Tja. Damit wird er dann wohl leben müssen.
 

„Hab ihm immer geschrieben“, brummt Ace, der offenbar immer noch das Gefühl hat, sich verteidigen zu müssen; weiß der Himmel, warum. „Die ganze Zeit. Aus jedem Land, in dem ich war und manchmal hatte das blöde Kaff nicht mal ’nen Briefkasten.“
 

Es klingt wie ein furchtbar großes Geständnis, und er erzählt es ausgerechnet einem Wildfremden, mit dem er sich halbnackt im Schlafzimmer seines kleinen Bruders vor dem wütenden Vermieter versteckt – was in Shanks die Vermutung aufkommen lässt, dass Ace in letzter Zeit nicht viele Gelegenheiten hatte, mit irgendjemandem diese Art von Gespräch zu führen. Und vermutlich hat er auch nicht viele Personen, die dafür infrage kommen.
 

Das ist auch der einzige Grund, weshalb Shanks stumm nickt, anstatt unwillig „und was bitteschön geht mich das an?“ zu sagen.
 

„Hätte ja angerufen“, fährt Ace fort, jetzt mehr zu sich selbst, „Aber-“

„Ich bin mir nicht sicher ob wir hier drin wirklich so viel reden sollten“, sagt Shanks, „Sind die Wände dick?“
 

Ace sieht einen Moment überrascht aus, dann zuckt er mit den Schultern und rutscht hinüber zur Tür.

„Was-“, setzt Shanks an, und Ace presst sein linkes Ohr gegen das Holz, „Ah.“
 

Der Ausdruck auf Ace’ Gesicht ist hochkonzentriert. „Sh-sh-sht!“
 

Shanks runzelt die Stirn.

„Hört man was?“, fragt er leise, obwohl er sich irgendwie dämlich dabei vorkommt, denn wie schon gesagt- wildfremder, übellauniger Typ um die zwanzig und Shanks trägt sein T-Shirt und einen Teil seiner Unterwäsche und das ist irgendwie unpassend. Aber Ace macht wieder nur „Sh!“, und Shanks drückt sein eigenes Ohr gegen die Tür, allerdings ohne sich zu bücken und deshalb ein gutes Stück weiter oben.

Man hört... absolut gar nichts.
 

Eine Sekunde später wird die Tür schwungvoll aufgerissen.
 

Sie zucken alle beide erschrocken zurück, und Ace’ Ellenbogen stößt unangenehm hart gegen den von Shanks.

„Er is’ weg“, verkündet Ruffy, der so breit grinst, als hätte man soeben den Weltfrieden vereinbart, „Weg, weg und er hat nichts bemerkt. Hat mir zwar die Hölle heiß gemacht wegen der ausständigen Miete, aber was soll’s, das kann warten. Habt ihr Hunger? Jetzt wird gefrühstückt.“
 

Er wartete die Antwort gar nicht erst ab und rast in die Küche. Beinahe erstaunt ertappt Shanks sich dabei, wie er amüsiert hinter ihm herlächelt; und entweder findet Ace das gut oder die Aussicht auf etwas zu Essen heitert ihn prinzipiell auf, denn er klopft Shanks einmal versöhnlich auf die Schulter und schiebt sich an ihm vorbei.
 

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Spätestens jetzt besteht kein Zweifel mehr, dass die beiden verwandt sind, denkt Shanks, als sie um den zerkratzten Küchentisch sitzen. Ace und Ruffy schaufeln Cornflakes in sich hinein, als hätten sie seit Wochen nichts mehr zwischen die Zähne bekommen – was in Ace’ Fall zugegebenermaßen vielleicht gar nicht so weit hergeholt ist – und die Tatsache, dass sie das Zeug trocken hinunterschlingen müssen (weil nicht einmal genügend Milch für den Kaffee da war, Ace trinkt seinen schwarz), scheint sie nicht sonderlich zu stören.
 

„Scheische“, nuschelt Ruffy mit einem raschen Seitenblick auf die Uhr, „Musch misch be’eelen!“

Er springt auf, lässt seine Schüssel unzeremoniell ins Waschbecken fallen, wo sich bereits ein paar schmutzige Tassen und ein Teller angesammelt haben und öffnet einen der Küchenschränke. Wie auf Kommando steht plötzlich die Katze im Zimmer, maunzt erfreut und schmiegt sich abwechselnd gegen Shanks’ Unterschenkel und das Tischbein.
 

„Da“, Ruffy knallt eine Dose Katzenfutter auf die Tischplatte, „Füttert ihr sie mal? Ich muss noch ins Bad und verdammt, ich bin schon wieder spät dra-“

Er ist aus dem Zimmer gerannt, bevor er den Satz zu Ende gesprochen hat.
 

Ace sieht Shanks über den Rand seiner Cornflakes-Schüssel an, ein Blick, der eindeutig besagt, dass er noch lange nicht fertig ist mit frühstücken, ganz im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten. Shanks grinst, verschränkt abwartend die Arme vor der Brust und Ace verdreht die Augen.
 

„Mach schon“, sagt er, „Ich esse noch.“
 

Die Katze gibt ein Geräusch von sich, das zu gleichen Teilen durchdringend und Mitleid erregend ist, und starrt aus vorwurfsvollen Katzenbernsteinen zu ihnen hoch.

„Schon gut“, sagt Shanks zu ihr, schiebt seinen Finger durch die Öse und öffnet die Dose. Augenblicklich verbreitet sich durchdringender Thunfischgeruch und die Katze stellt sich beinahe aufrecht auf ihre Hinterbeine.
 

Shanks sieht sich suchend um, entdeckt die Plastikschale in der Ecke, greift sich im Vorbeigehen Ruffys gebrauchten Löffel aus dem Waschbecken und macht das schwarze Fellknäuel glücklich.

„Hm“, sagt er und streicht der Katze, die jetzt begeistert schnurrt, langsam über den Rücken, „Wer bist du noch mal?“
 

„Pommes“, sagt Ace hinter ihm mit vollem Mund und sekundenlang denkt Shanks, dass der Kerl immer noch nicht satt ist und jetzt seine kulinarischen Gelüste verkündet, aber dann fällt der Groschen.
 

„Hm“, sagt er, steht auf und setzt sich zurück an den Tisch, „Wie passend.“
 

Ace grinst ihn an.

„Ist nicht allzu helle, das Vieh“, sagt er, „Für ’ne Katze, meine ich. Aber-“
 

In diesem Moment kommt Ruffy zurück in die Küche. Er sieht nicht viel anders aus als zuvor – Shanks vermutet, dass er sich die Zähne geputzt hat, aber seine Haare sind kein bisschen ordentlicher als vorher und die Schnürsenkel seiner Turnschuhe sind auch nicht zugebunden.

„Okay“, sagt er, „Ich muss los, ins Tierheim, aber irgendjemand sollte einkaufen gehen.“
 

Es ist ziemlich eindeutig, dass er mit „irgendjemand“ nicht die Katze gemeint hat. Ace und Shanks sehen ihn beide verdutzt an.

„Äh-“, setzt Shanks an.

„Warum?“, fragt Ace, der immer noch den Löffel in der Hand hält, exakt zur gleichen Zeit.
 

Ruffy ist damit beschäftigt, einen leuchtend roten Kapuzensweater aus dem Stapel Wäsche, der mysteriöserweise in einer Ecke der Küche liegt, hervorzuzerren und hört ihnen nicht einmal richtig zu.

„Geld ist, uff-“, sagt er, „Dritte Schublade, in der Dose, auf der ‚Grüner Tee’ steht. Ist alles, was ich noch habe, also seid n’bisschen sparsam, ja?“
 

Er bekommt den Sweater frei und fährt triumphierend zu ihnen herum.

„Katzenfutter“, sagt er und deutet mit dem Zeigefinger auf Ace, „Katzenfutter, ganz wichtig. Das ist jetzt nämlich alle, also vergesst das ja nicht.“
 

„Uhm“, macht Ace.

„Okay...“, sagt Shanks.
 

„Klasse“, Ruffy strahlt sie an und zieht sich den Sweater über den Kopf. Das Ding ist so rot, dass Autofahrer vermutlich rein aus Reflex bremsen werden, wenn sie ihn auf dem Gehweg sehen. „Dann bis heute Abend. Tschüss, Pommes!“

Weg ist er.
 

„Okay“, wiederholt Shanks, etwas gedehnter diesmal, „Das war...“
 

„Er ist immer so“, sagt Ace unbekümmert, „Gewöhn dich lieber dran-“

Er bricht ab, als ihm klar wird, was er da gerade gesagt. Shanks kann es ihm nicht verübeln. Er hat selber keine Ahnung, wie... dauerhaft sein Aufenthalt hier sein wird. Nach allem, was er weiß, könnte er heute Abend schon wieder auf der Straße stehen. Ein paar Sekunden lang herrscht unangenehmes Schweigen.
 

Ace sieht unschlüssig drein.

„Na ja“, sagt er zögernd, „Ich schätze, dann gehen wir mal einkaufen, oder?“
 

Shanks fragt sich, ob er es beunruhigend finden soll, dass er weiß, wie Ace reagieren wird, noch bevor er den Satz überhaupt laut ausgesprochen hat.

„Da gibt es nur ein Problem“, er deutet nach unten auf seine Beine, „Meine Klamotten liegen im Müll und ich kann schlecht, so ganz ohne...“
 

„Ohh Mann“, stöhnt Ace genervt, „Darf ja wohl nicht wahr sein!“
 

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Der Supermarkt ist voll von Frauen, die um diese Uhrzeit für gewöhnlich ihre Besorgungen erledigen. Die meisten von ihnen sehen aus wie Mütter, zwei oder drei von ihnen könnten auch als persönliche Assistentin irgendeines erfolgreichen Managers durchgehen.
 

Ace schiebt den Einkaufswagen und Shanks kramt die Liste hervor, die sie geschrieben haben, nachdem sie noch im Flur feststellen mussten, dass sie beide aus dem Stand heraus wenig bis gar keine Ahnung hatten, was sie denn eigentlich kaufen sollten. Eine kurze Bestandsaufnahme hatte gezeigt, dass neben den Basisnahrungsmitteln auch Zahnpasta benötigt wurde.
 

Jetzt schlurfen sie durch die Gänge und streiten sich darüber, welches Toastbrot billiger ist und ob sie überhaupt Gemüse kaufen sollten. Ace will keine Karotten haben, weil er die, wie er sagt, auf den Tod nicht ausstehen kann und Shanks weigert sich, die angebotenen Tomaten zu kaufen, weil sie aus den Glashäusern in Spanien kommen.

Über die Milchauswahl diskutieren sie geschlagene zehn Minuten lang.
 

Zwischendurch vergleichen sie Preise und runden auf und überschlagen, wie viel ihre bisherige Beute insgesamt kosten wird. Ace kann sich den Betrag, den sie zur Verfügung haben, einfach nicht merken und fragt alle zwei Minuten erneut nach, was Shanks nach langsam aber sicher an den Rand des Wahnsinns treibt.
 

„Herrgott noch mal“, faucht er aufgebracht, als sie gerade vor der Vitrine mit gefrorenen Erbsen stehen, „Hast du dein Hirn in Sri Lanka vergessen?!“
 

„Ich war nie in Sri Lanka“, gibt Ace würdevoll zurück.
 

Eine Frau mit Kleinkind wirft ihnen einen langen Blick zu. Shanks grinst entschuldigend, weil er weiß, was für ein Bild sie abgeben müssen. Er trägt immer noch das graue T-Shirt, in dem er geschlafen hat und außerdem ein Paar Flip-Flops (weil sich in Ruffys Schrank nichts anderes finden ließ) und Ace, der schließlich noch kein einziges Mal duschen war, seit er angekommen ist, sieht im direkten Vergleich sogar noch abgerissener aus als er. Und es ist wirklich verdammt lange her, denkt Shanks, seit das der Fall war.
 

Als sie sich bei der Kasse anstellen wollen, wird ihnen klar, dass sie das Katzenfutter vergessen haben, also drehen sie noch einmal um und als sie wieder zurückkommen, ist die Schlange plötzlich gut zehn Meter lang – Warten ist angesagt. Shanks betrachtet die verschiedenen Kaugummisorten, Ace bewegt lautlos die Lippen zu irgendeinem Lied, das aus den Lautsprechern plärrt und alles in allem ist die Stimmung ziemlich friedlich.
 

Zumindest so lange, bis ihr Einkaufswagen an der Reihe ist und Ace einen Moment lang nicht weiß, in welche Hosentasche er das Geld gesteckt hat.
 

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„Fünf Stockwerke“, sagt Ace fast schon ehrfürchtig, als sie gerade mal im zweiten sind, „Welcher Scheiß-Architekt hat diese Gebäude entworfen? Wo ist der Lift?“
 

Shanks zuckt mit den Schultern und betrachtet im Vorbeigehen einen tiefen Riss im Verputz.

„Ich schätze, den hatten sie zu der Zeit noch nicht erfunden.“
 

Ace wechselt die Plastiktüte mit ihren Einkäufen in seine andere Hand.

„Ich brauch ’ne Kippe.“
 

„Wie viele hast du noch?“, hakt Shanks nach, betont gleichgültig, weil Fragen alleine ja schließlich nichts kostet – auch wenn er sich nicht vorstellen kann, dass Ace noch einmal teilen wird.
 

„Keine Ahnung. Würde mir ja ’ne neue Packung kaufen, aber erstens hab ich keine Ahnung, wo hier die Automaten sind und zweitens...“

Ace reibt seinen Daumen gegen Mittel- und Zeigefinger.
 

Shanks grinst. „Geld regiert die Welt.“
 

„Und ich bin total abgebrannt.“
 

„Großer Gott“, schallt da eine laute Stimme aus dem Stockwerk über ihnen – das vierte, wenn Shanks sich nicht verzählt hat, „Was für Jammerlappen sind denn da über uns eingezogen?“
 

Sie sehen beide wie auf Kommando auf. Eine junge Frau kommt die Treppe hinunter, mit lavendelfarbenen Haaren, selbstbewusstem Gang und amüsiert blitzenden Augen. Ihre Hand hält ein kleiner Junge, der nicht älter als vier sein kann. Vielleicht auch noch jünger, weil er vergnügt mit geschlossenen Beinen auf jede einzelne der letzten paar Stufen springt und ganz knapp vor Shanks Füßen landet.
 

„Roger!“, ermahnt ihn die Frau grinsend und ihr Tonfall lässt keinen Zweifel daran, dass sie ihr vorhergehendes Gespräch mit angehört hat, „Lass das. Die Herrschaften müssen fünf ganze Stockwerke hinaufsteigen, das ist wahnsinnig anstrengend.“
 

„Allerdings“, gibt Ace todernst zurück, „Hi. Ich bin Ace, das ist Shanks. Wie geht’s?“
 

„Hat euch der Alte gesehen?“, fragt sie anstelle einer Antwort, „Wenn ja, dann gibt das nämlich hundertprozentig Ärger.“
 

Shanks, der dem Kleinen gerade mit schiefgelegtem Kopf eine Grimasse geschnitten hat, sieht verdutzt auf. „Der Alte?“
 

Roger lacht glucksend und kräht begeistert „Boston!“ durchs Stiegenhaus.

„Mister Boston“, korrigiert seine Mutter vergnügt, bevor sie sich wieder an Shanks wendet, „Also, hat er?“
 

„Öh“, macht Shanks, „Keine Ahnung. Hoffentlich nicht?“
 

„Hoffentlich, hoffentlich nicht“, fügt Ace hinzu und seine leicht entsetzte Miene macht klar, dass er selber auch keinen Gedanken an den Vermieter verschwendet hat.
 

„Tja“, sagt die Frau mit verschmitztem Grinsen, „Dann wollen wir mal das Beste hoffen, was? Wir müssen weiter, schön euch getroffen zu haben. Grüßt Ruffy von mir, ja?“
 

„Moment, Moment“, sagt Ace hastig und Shanks muss sich ein Grinsen verbeißen, denn wenn der Junge jetzt erst auf den Gedanken kommt, mit ihr zu flirten, dann ist er wirklich hoffnungslos, „Wie heißen Sie?“

Es klingt etwas plump, vor allem nachdem die Frau sie so ohne weiteres geduzt hat.
 

„Mama“, antwortet Roger an ihrer Stelle, so als wäre das das Natürlichste der Welt und Ace ein Idiot, weil er überhaupt nachfragen muss, „Maaama.“
 

„Schon klar, Kumpel“, sagt Shanks, „Aber wir brauchen den unwichtigen Namen für die großen Leute.“

Das scheint Roger einzuleuchten.
 

Seine Mutter zwinkert verschmitzt und zieht den Kleinen sanft mit sich fort. „Komm, mein Schatz.“

Zu ihnen gewandt sagt sie, „Nojiko ist der werte, unwichtige Name. Wie gesagt, lasst Ruffy von mir grüßen. Und richtet ihm bitte aus, dass er aufpassen soll. Wäre jammerschade, wenn der Alte ihn rauswirft. Oder euch beide, wenn wir schon mal dabei sind.“
 

„Was...“, sagt Ace nach einer Weile verdattertem Schweigen, als weit unter ihnen die Zugangstür zum Gebäude ins Schloss gefallen ist, „Woher weiß sie, dass wir bei Ruffy wohnen?“
 

„Weil du ihm dermaßen ähnlich siehst“, sagt Shanks trocken.
 

„Was, echt?“
 

Shanks schüttelt grinsend den Kopf. „Sie hat gehört, dass wir rauf in den fünften Stock wollten. Da oben gibt’s nur eine Wohnung.“
 

Ace sieht einen Augenblick lang beinahe enttäuscht aus, dann verzieht er unwillig das Gesicht.

„Ja, ja, wie auch immer.“
 

Und dann schleppen sie ihre spärlichen Einkäufe das verbleibende Stockwerk hinauf, und Ace wirkt zutiefst befriedigt, als Shanks ganze drei Anläufe braucht, bis er endlich den Schlüssel zur Wohnungstür in seiner rechten, hinteren (und warum zum Teufel hat er ihn ausgerechnet dorthin gesteckt?) Hosentasche findet.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (19)
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Von:  -Shiro-chan-
2011-11-30T14:27:27+00:00 30.11.2011 15:27
Hallöchen :)
ich bin gerade beim Stöbern über deine FF "gestolpert".
Da ich ein großer Ace (der beste große Bruder der Welt ^-^) und Shanks Fan bin, musste ich sie einfach lesen und ich bin sehr froh, dass ich es getan habe.
Deine FF ist der Hammer! Ich habe beim Lesen Tränen gelacht und konnte mir alles bildlich vorstellen. Du hast die Charaktere sehr gut getroffen und die Handlung ist wunderbar witzig.
Es wäre super, wenn du irgendwann an dieser FF weiterschreiben würdest.
Auf jeden Fall ist dieser FF ein Platz auf meiner Favo-Liste sicher.
Mach weiter so

Lg
-Shiro-chan-
Von: abgemeldet
2011-02-08T21:47:44+00:00 08.02.2011 22:47
Ok, ganz im Ernst, ich bin echt super faul, was Kommentare betrifft, aber diese FF hab ich jetzt bestimmt schon 20 mal gelesen und ich lach immer noch genau so sehr wie am Anfang.
Die Idee ist einfach super und du schreibst herrlich schräg.
Meine Lieblingszene ist die, als Ace Shanks im Badezimmer findet und Ruffy verdächtigt eine Beziehung mit ihm zu haben. Ich hab Tränen gelacht.
Ich kanns mir richtig vorstellen *Sternchenaugen*
Wär echt toll, wenn du irgentwann mal die Muse hast, weiter zu schreiben.

Danke für die unterhaltsamen Stunden!

P.S.: Deine anderen OP-FF sind ebenfalls göttlich. Ich guck regelmäßig obs was neues gibt. Tut mir Leid das ich so faul bin....
Von: abgemeldet
2010-12-20T20:35:49+00:00 20.12.2010 21:35
Das ist offiziel meine neue Lieblings-FF!

Ehrlich, ich kann es kaum in Worte fassen, aber die ganze Idee finde ich schon wundervoll, von der Umsetzung mal ganz zu schweigen.
Ich bin sehr gespannt wie sich das Ganze weiterentwickeln wird. Vorallem - Ruffy arbeitet im Tierheim? Da kann er ja nicht wirklich viel Geld verdienen, die meisten, die da arbeiten machen das ja auch "nur" ehrenamtlich, oder? Außerdem interessiert es mich total wie es dazu kam, dass Ace durch die halbe Weltgeschichte gereist ist und seinen kleinen Bruder alleine zurückgelassen hat... mit wie viel Jahren? Muss ja wohl weniger als 17 sein!
Und Pommes ist ja so ein typischer Ruffy-Name :D

Sorry für den relativ kurzen Kommi. Wenn ich mehr Zeit und (mehr) Kritikpunkte habe, schreibe ich eigtentlich mehr, aber damit kann ich im Moment leider nicht dienen. Wie auch immer, ich hoffe sehr, dass du noch weiterschreibst :)

LG abgemeldet
Von:  blooodymoon
2010-10-20T00:32:55+00:00 20.10.2010 02:32
das solltest du auf jeden fall weiterführen...
ist zwar nicht ganz so lustig wie deine anderen OP storys, trotzdem hat die story gute ansätze,
aber das luffy und shanks sich bekannt vorkommen, ist doch klar, und möge es in einem anderen dimension sein
Von:  _StrawHat_Luffy_
2010-09-21T21:25:38+00:00 21.09.2010 23:25
Hey! :)

Also deine fanfic ist echt Hammer!!! die idee ist super und dein schreibstil gefällt mir unheimlich gut :)

bitte, schreib bald weiter!! würde gern wissn, wies mit dem chaos-trio weitergeht :)
und eine fanfic nur mit ruffy, ace und shanks kann ja nur genial sein, nicht? ;)

lg
Von:  Suzi82
2010-05-04T18:48:14+00:00 04.05.2010 20:48
Würde mich auch über eine fortsetzung freuen, ließt sich echt schön. möchte gerne wissen ob sie doch noch rausfliegne, warum shanks obdachlos ist und wie ace überall dort hinkam wo er wahr etc etc ^^

wäre echt nett wenn du weiter machen würdest *auf knien rumrutscht*

lg
suzi
Von:  Mireen
2010-05-04T14:12:59+00:00 04.05.2010 16:12
Hey =)

Keinseier hat mich auf die FF aufmerksam gemacht und ich bin seeehr glücklich^^
Find die Story und besonders deinen Schreibstil echt klasse, liest sich flüssig runter und man hat immer ein klares Bild im Kopf.
Am besten gefallen mir immer die Dialoge, die klingen so "normal" halt xD Nicht so gekünztelt wie in vielen anderen FF´s, und die Art von Shanks und Ace ist genial^^ Ruffy ist auch sehr sehr gut getroffen find ich^^

Außerdem hast du mir grad eeine langweilige Deutschstunde in der Uni verschönert xDD
Hinrichtung mit Hindernissen hatte ich auch gelesen, seh ich grad, die fand ich auch schon super. Also mach weiter so, ich freu mich auf die nächsten Kapitel! =) Musste sehr oft lachen, einfach weil die Situationen zu genial sind xD
Und Nojiko wohnt auch da ^-^ *freu* Ich mag sie ;)

Liebe Grüße,
NanamiChan
Von: abgemeldet
2010-03-11T19:48:08+00:00 11.03.2010 20:48
jetzt schreib doch endlich mal weiter *backen aufpust*
ich mag deine storys doch so *"S_ACD du bist der/die/das beste!"- Fahne schwing* xD

<3
Von:  bootred
2010-03-10T20:24:16+00:00 10.03.2010 21:24
Das ist ja so toll geschrieben!
Nein, ernsthaft, ich gehör zu den größten Fans!!
Und Kritik hab ich keine...
Du kann mir auch ruhig bescheid geben, wenn das nächste Kapi on ist ;)

LG
freak
Von:  LorenorMidori
2010-03-08T18:33:20+00:00 08.03.2010 19:33
Whoow-hoo-hoow! *dance*

Was für´ne endgeile Fan Fic!! Voll die super Idee, absolut lustig-genialer Schreibstil, tolle Charakter-Umsetzung und es ist KEIN Shônen-Ai!!! *jubel*

Super Sache, das! Ich les auf jeden Fall weiter, fav das Ding und hoff dass es bald weiter geht!!


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