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Die verschollen Chroniken der Familie Black

Anno 2017
von

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Memoria et Mentior

Die verschollenen Chroniken der familie Black

Kapitel 2 - Memoria et Mentior
 

Auch Ted senkte seinen Blick auf seine Tasse, aber er beobachtete seine Großmutter aus den Augenwinkeln. Er presste die Lippen zusammen, sodass sie wie zwei blutleere Striche aufeinander klebten. Sein Mund war trotz des Frühstücks trocken und seine Zunge lag wie ein totes Stück Fleisch in seinem Mund. Er konnte dem Drang kaum noch widerstehen den Mund zu öffnen und seine Großmutter mit seinen Fragen zu löchern. Doch stattdessen schnaufte er durch die Nase. Am Liebsten hätte sich Ted auf die Zunge gebissen, doch das hatte früher schon nicht gut geendet, sondern war eine riesen Sauerei geworden. Madame Pomfrey hatte noch nie so viel Blut auf einmal gesehen und ihre Assistentin war in Ohnmacht gefallen, außerdem wäre er fast an dem Blutschwall erstickt. Durch dieses markante und morbide Erlebnis hatte er eine zarte blass rosa Narbe, die seine Zunge wie ein Äquator in zwei Hälften teilte und sein Geschmacksempfinden beeinträchtigte. Bevor das Gewirr in seinem Kopf noch schlimmer wurde, kniff er ruckartig die Augen zusammen und versuchte an etwas anderes zu denken, doch seine Fragen waren so bohrend hartnäckig wie hungrige Drachen, die nur darauf warteten aus dem feuchten Gefängnis seiner Mundhöhle zu entkommen, um die alte Dame vor sich in Fetzen zu reißen.

Doch das durfte nicht passieren, also stand Ted energisch von seinem Platz auf, nahm seinen Becher und verschwand in Richtung Flur, ohne Andromeda noch einmal anzusehen. Als er die erste Stufe in den ersten Stock betrat, sagte er entschuldigend: „Ich werde Victoire schreiben.“ Ohne eine Antwort abzuwarten und etwas erleichtert stieg er den Rest der Treppe nach oben und ging in sein Zimmer. Doch er wusste ganz genau, dass er im Moment nicht einmal den kürzesten und einfachsten Satz auf ein Pergament kritzeln konnte, jedenfalls nicht an Victoire. Er stapfte eine ganze Zeit rastlos durch sein Zimmer, bis Auriga, die mittlerweile von ihrem Jagdausflug zurück war, ihn anfauchte. Sie konnte es nicht leiden, wenn Ted so nervös und aufgekratzt war. Grummelnd warf Ted sich aufs Bett und vergrub sein Gesicht im Kissen.
 

Andromeda seufzte schwer, als sie Ted hinterher sah. Aber sie hatte damit gerechnet, dass er wieder nach oben verschwinden würde. Sie hatte es gemerkt, dass er kurz davor war, sie mit Fragen zu löchern, mit Fragen, die ihr so unangenehm waren und Ted wusste das. Doch in diesen bestimmten Momenten, war Ted es egal, wie sehr er andere Leute verletzte, solange er seine Antworten bekam.

Doch diese schlechte Angewohnheit hatte er mittlerweile einigermaßen unter Kontrolle. Als er noch jünger war, hatte er sich mit seiner Rücksichtslosigkeit bei der Findung von Antworten einen Ruf in Hogwarts aufgebaut, der ihn zu einem der meist gefürchtetsten Schüler gemacht hatte. Andromeda wusste ja, dass Ted all dies nie aus bösen Absichten getan hatte, doch was er manches Mal angestellt hatte, um seine Antworten zu bekommen, ließ sie daran zweifeln.

Gerade als sie ihre Gedanken in eine andere Richtung lenken wollte, blitzten in ihrem Geist die Erinnerungen an einen besonderen Vorfall auf. Sie kniff die Augen zusammen, doch sie konnte die Gedanken nicht verdrängen, dies passierte jedes mal wenn Ted wieder einmal einen seiner Momente hatte.
 

Damals war es ein herrlicher Spätsommertag gewesen und sie hatte im Garten die Beete auf den baldigen Winter vorbereitet. Gerade als sie eine Pause gemacht und es sich auf der Gartenbank bequem gemacht hatte, um ihre Arbeit zu bewundern, segelte lautlos eine schwarze Eule auf sie zu und landete elegant auf der holzigen Lehne der Bank.

Sie kannte diese Eule gut, wie oft war sie schon hierher geflogen und überbrachte ihr schlechte Nachrichten. Auffordernd hielt ihr die Eule den Brief hin, den sie im Schnabel hatte. Seufzend und auf das Schlimmste gefasst, nahm Andromeda den Brief des Schulleiters von Hogwarts entgegen. Kaum hatte sie den Brief in der Hand, rauschte die Eule wieder davon. Innerlich hoffte sie, dass es nicht so schlimm wäre, wie sie im Moment dachte. Doch als sie die ersten Zeilen des Briefes überflog, versteifte sie sich und ihr wurde schlagartig kalt.

Es war Teds viertes Jahr gewesen, kurz nachdem er wieder zurück nach Hogwarts gefahren war. In jedem Jahr von Ted hatte sie Briefe bekommen, weil er dies und jenes angestellt hatte, die Vorfälle hatten alle mit seiner unbändigen Neugier zu tun und wie er diese zu stillen versuchte. Es ging um Raufereien, um fehl gegangene Zaubersprüche, Besuche der verbotenen Abteilung in der Bibliothek, nächtliches herum stromern, Belästigung von Mitschülern und auch Lehrern, ausprobieren von Zaubersprüchen an Mitschülern und noch einiges mehr. Alle Vorfälle waren zwar nicht schön gewesen, aber auch nicht sehr ungewöhnlich in Hogwarts. Das einzig Ungewöhnliche war nur, dass dies alles ein einziger Junge angestellt hatte.

Doch Andromeda hatte zu ihrem Bedauern feststellen müssen, dass die Vorfälle immer schlimmer wurden, je älter Ted wurde. Und dieser Brief den sie an diesem schönen Spätsommertag in den Händen hielt, war bisher das Schlimmste, dass Ted je verbrochen hatte.

Sie konnte sich an jedes einzelne Wort des Briefes erinnern:
 

Sehr geehrte Mrs Tonk,
 

zu Ihrem und meinem Bedauern muss ich Ihnen gleich zu Beginn des neuen Schuljahres diesen Brief zustellen..

Bisher habe ich großzügig über die Vorfälle, deren Urheber Ihr Enkel Ted Remus Lupin war, hinweg gesehen, da er trotz allem hervorragende Leistungen erbringt. Doch mit dem heutigen Fall hat auch meine Geduld mit ihrem Enkel ein Ende.

Missachtungen der Vorschriften die hier gelten, mögen eine Sache sein, doch wenn es um das brechen der Zauberergesetzte geht, verstehe ich keinen Spaß.

Genauer geht es um das Anwenden und Gebrauchen der unverzeihlichen Flüche.

Hier der Fall in aller kürze, wie er mir zugetragen und von Zeugen bestätigt wurde:
 

Ted Remus Lupin lauerte einem Mitschüler in der Nähe des Eulen Turmes auf und überredete ihn mit nach oben zu kommen.

Oben im Turm gab es dann einen Streit, wobei es um etwas ging, dass Ted R. Lupin von dem Mitschüler wissen wollte, dieser es ihm aber nicht sagen wollte.

Andere Schüler konnten dann beobachten, wie eine Wand des Turmes explodierte und ein Loch entstand durch das der besagte Mitschüler, mit dem Ted R. Lupin den Turm betrat, in die Tiefe fiel. Weiter konnten sie beobachten, dass Ted R. Lupin am Rande des Lochs erschien und den Sturz seines Mitschülers mit ansah. Bisher ist noch nicht geklärt durch wessen Hand der Mitschüler den Sturz überlebte.

Einige Schüler haben weiter angegeben, dass Ted R. Lupin den Turm verlassen hat und mit erhobenen Zauberstab auf den im Gras liegenden durch den Sturz verletzten Mitschüler zu marschiert sei. Nach den Aussagen der Schüler war Ted R. Lupin sehr in Rage und redete weiter auf den Verletzten ein, obwohl dieser durch den Sturz kaum sprechen konnte. Da der Verletzte ihm nicht antwortete, ist Ted. R. Lupin noch wütender geworden und hat den Verletzten mit dem

Cruciatus Fluch an den Rand der Klippe, direkt neben der Zugangsbrücke, gedrängt.

Einer der Zeugen hat geistesgegenwärtig einen Lehrer dazu geholt, der Ted R. Lupin noch paralysieren konnte, bevor er den Verletzten über die Klippe drängen konnte.

Der Verletzte ist noch nicht wieder voll genesen, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung.
 

Bisher konnte auch noch nicht festgestellt werden, worum es in dem Streit ging, aber kein noch so brisantes Thema rechtfertigt die Anwendung der unverzeihlichen Flüche.
 

Ich hoffe sie verstehen Mrs Tonks, dass ich ihren Enkel nicht unter diesen Umständen in Hogwarts dulden kann. Allein zum Schutze seiner Mitschüler ist es notwendig, ihren Enkel bis auch weiteres von der Schule zu verweisen.
 

Wenn sie dafür gesorgt haben, dass von Ihrem Enkel keine Gefahr mehr droht und mich überzeugen können, dann darf er gern wieder zurück nach Hogwarts kommen.
 

Er wird dann heute Abend in Begleitung von zwei Lehrkräften bei Ihnen eintreffen.

Bis auf weiteres muss er unter Hausarrest bleiben, bis Anklage vor dem Zauberergarmot erhoben wurde.
 

Hochachtungsvoll
 


 

(unleserliche Handschrift des Schulleiters)
 

Tja, was lies sich gegen eine solche Anschuldigung, die so gut wie erwiesen war, sagen?

Damals hatte sie den Brief sinken lassen und hatte geweint bis es Abends wurde und Ted mit einer Eskorte im Garten erschien. Sie hatte immer noch auf der Bank gesessen.
 

Am nächsten Tag, kam dann auch schon die Anklage des Zaubereigamots ins Haus geflogen. Anklage wegen Anwendung der Unverzeihlichen Flüche, wie der Schulleiter schon festgestellt hatte. Die Gerichtsverhandlung war wenige Tage später.

Vor Gericht war auch der Junge erschienen, den Ted verletzt hatte, ein Verwandter der Goyles. Während der Verhandlung konnte sie einigermaßen glaubhaft darlegen, dass Ted vom Wesen her nicht bösartig war, oder gar grausam. Sie hatte damals und auch heute daran geglaubt, dass es sich um eine Ausnahmesituation für Ted gehandelt habe und er einfach die Kontrolle verloren habe. Natürlich war Harry Potter als sein Patenonkel ebenfalls anwesend und hatte sich im Zeugenstand für Ted verbürgt.

Sein Mitschüler behauptete zwar es sei böswillige Hinterlist und Tücke gewesen, doch man merkte, dass er nicht komplett die Wahrheit sagte.

Nach langem Bangen hatte das Gericht entschieden, Ted nicht nach Askaban zu schicken, sondern ihn für unbestimmte Zeit in das St. Mungos einzuweisen, um sein Problem behandeln zu lassen.

Alle, bis auf Teds verletzten Mitschüler waren erleichtert über das Urteil.
 

Andromeda seufzte wieder, dass war damals eine wirklich schwere Zeit gewesen, aber im St. Mungos konnte man Ted tatsächlich helfen und seitdem hatte er es unter Kontrolle.

Im Endeffekt hatte er fast sieben Monate, also fast das komplette Schuljahr in St. Mungos bleiben müssen, bis die Ärzte und der Schulleiter davon überzeugt waren, Ted sei rehabilitiert.

Allerdings riet ihr der Schulleiter, Ted weiterhin zu Hause zu behalten, da es keinen Sinn mache, ihm nach Versäumnis von mehr als der Hälfte des Schuljahres wieder nach Hogwarts zu schicken und er doch lieber das vierte Jahr wiederholen solle.

Andromeda war dieser Überlegung nicht abgeneigt gewesen, doch auf Teds inständiger Bitte hin, hatte sie ihn zurück in das laufende Schuljahr geschickt.

Damals hätte sie zehn Galeonen gewettet, das Ted durch die Prüfungen fallen würde und sein Schuljahr wiederholen müsse. Doch zu der Verwunderung aller, hatte es ihr Enkel geschafft, den Unterrichtsstoff nachzuholen, alle bisherigen Hausaufgaben nachzuarbeiten, vergangene Tests nachzuschreiben und an den Wissenstand seiner Mitschüler wieder anzuknüpfen. Noch vor Anfang April bekam sie wieder ein Schreiben des Schulleiters und bekam schon beim Anblick der schwarzen Eule herzrasen, dieses mal allerdings unbegründet. Der Schulleiter berichtete ihr, wie tadellos Teds Verhalten war und das er sich anscheinend bei allen, die jemals unter seiner Neugier leiden mussten, entschuldigt hatte, selbst beim Schulleiter und den Lehrern.

Damals hatte sie auch geweint, aber vor Freude, Stolz und Glück.

In den nächsten Jahren war alles ruhiger geworden, nur Teds Leistungen waren stetig besser und besser geworden, sodass er seine Mitschüler mit seinem Wissenstand bald weit abhängt hatte.

Hermine, die Teds altes Verhalten natürlich missbilligt hatte, freute sich umso mehr, dass Harrys Patensohn so wissbegierig, talentiert und schlau war. Sie hatte ihrem Enkel viele Interessante Bücher geschenkt, die Ted wie ein Vakuum in sich einzusaugen schien. Bis zu seinen UTZs, die Ted als einer der wenigen der letzten 250 Jahre, in jedem Fach mit einem „O“ (Ohnegleichen) abgeschlossen hatte, traten seine Problemmomente nicht mehr auf, jedenfalls nicht so, dass jemand zu schaden gekommen wäre.

Mit seinen Bestnoten, auf die jeder, aber Hermine im Besonderen, sehr stolz waren, konnte er so gut wie jeden Berufsweg einschlagen. Ihm standen wortwörtlich alle Türen offen. Doch Ted hatte sich dafür entschieden, ein Jahr lang in der Welt herum zu reisen, Erfahrungen zu sammeln, Neues zu entdecken und den Rest der magischen Welt kennen zu lernen. Andromeda hatte zwar regelmäßig Briefe von ihrem Enkel bekommen, in denen er immer gesund und wohl auf zu sein schien, trotzdem hatte sie sich entsetzliche Sorgen gemacht. Als Ted dann, nach fast einem Jahr, wieder in seinem Zuhause weilte, bemerkte Andromeda, dass er nicht mehr so ausgeglichen war, wie in den letzten Jahren. Bis jetzt hatte sie nicht herausgefunden, welche Umstände es waren, die ihn langsam wieder in sein altes Verhalten zurückdrängten, doch noch wollte sie ihren Enkel nicht erneut ins St. Mungos bringen, vielleicht war er nun reif genug, allein mit seinen Problemen fertig zu werden. Aber ein kleiner Teil von ihr glaubte nicht daran. Gerade als Andromeda einen Schluck aus der Tasse nehmen wollte, bemerkte sie überrascht, das der Kaffee schon kalt war, genau wie ihre Hände, die die Tasse umklammerten. Immer noch etwas perplex schaute sie auf die Küchenuhr an der Wand. Gerade als sie die Tasse loslassen wollte, klingelte es schon an der Tür, Harry würde zurück sein, die Stunde war auch fast vorbei, wie sie mit ihrem Blick auf der Uhr bemerkt hatte. Sie tadelte sich kurz für das Schwelgen in schlechten Erinnerungen und setzte neuen Kaffee auf. Ted würde schon die Tür öffnen. Mit einem Lächeln hörte sie sein lautes Gepolter die Treppe herunter, als sie gerade den letzten Teelöffel Kaffeepulver in den Filter schüttete, den Filterhalter einrasten ließ und die Maschine anschaltete.
 

Seine Finger zitterten vor Anspannung und Konzentration, da ihm im Moment selbst einfache Dinge seinem Kopf alles abverlangten. Immer wieder musste er seine Gedanken in die richtigen Bahnen lenken, was sich als sehr schwierig gestaltete, da es sich anfühlte, als ob eine Horde Felstrolle in seinem Gehirn die größte und wichtigste Schlacht ihres Lebens schlugen, was einem unermesslichem gewaltigen Chaos gleichkam. Lange war es her, dass er das Gefühl hatte, dass sein Schädel gleich bersten würde. Doch wenn er an seinen Anhänger, den er an einer Kette um den Hals trug, zu fassen bekam, könnte er wohl möglich die Schlacht gegen die Trolle gewinnen, zumindest für eine kurze Zeit. Nach etlichen Minuten umschlossen seine zitternden Finger den Anhänger und rissen ihn von der Kette . Dieser verwandelte sich nach der Berührung, aus einem schmucklosen Armeeanhänger wurde langsam ein kleines unscheinbares schwarzes Buch. Langsam rollte Ted sich auf die Seite, drückte mit dem immer noch zitternden Daumen die Seiten des Buches auseinander, bis es offen war und suchte eine freie Seite. Als er eine gefunden hatte, griff er mit der anderen Hand nach seinem Zauberstab. Die Spitze hielt er sich an den Mund, schloss die Augen und fing an zu murmeln. Der Zauberstab fing an zu leuchten und während Ted murmelte, schrieben sich wie von selbst erste Zeilen in das Buch. Nach und nach löste sich das Chaos in seinem Kopf und wurde in dem kleinen Buch niedergeschrieben. Zeile um Zeile füllte sich die Seite und auch die Gegenüberliegende und der Drang seine Fragen zu stellen, ebbte ebenfalls ab. Nachdem er wieder der Herr über seine Gedanken war, seufzte er und ließ Zauberstab und das Buch auf sein Bett sinken. Nach einem kurzen Augenblick der Ruhe, öffnete er wieder die Augen und nahm mit sicherer Hand das Buch und schaute sich die Seiten an. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen, wie oft hatte er in letzter Zeit diese Fragen schon in dem Buch gesehen, sechs oder sieben Mal. Wieder musste er seufzen, denn er wusste, das der Zauber des Buches nur wenige Zeit anhielt, nur Fragen die mal im Buch standen und später beantwortet wurden, blieben für immer auf den Seiten verewigt. Alle anderen fanden immer den Weg zurück von den Seiten des Buches in seinen Kopf. Ein bisschen funktionierte dieses Buch wie ein Denkarium, man konnte seine lästigen Gedanken darin festhalten, allerdings nicht für immer, sondern nur eine bestimmte Zeit. Nur wenn er eine Lösung gefunden hatte, verschwand die Frage quasi für immer aus seinem Kopf. Eine Weile lag er immer noch da und starrte auf die Fragen, die ihn nun schon seit seiner Reise quälten, Fragen über seine Herkunft, seine Vorfahren und andere Dinge, die teilweise so verdreht und verwirrt in seinem Hirn genistet hatten, dass er wahrscheinlich ohne dieses Buch niemals in der Lage gewesen wäre sie zu formulieren. Aber diese anderen Dinge würde er heute nicht zur Sprache bringen, da es alle Anwesenden, außer ihm, ziemlich entsetzen würde und ihn in einem falschem Licht dastehen lassen würde. Nachdem er vor einigen Jahren nur knapp daran vorbei geschrammt war in Askaban zu landen, würde er jetzt nicht riskieren, das Bild, das alle von ihm hatten zu zerstören. Kurz dachte er nach, würden diese Fragen wirklich die Meinung seiner Familie über ihn ändern? Leider konnte er sich dies nicht mit einem eindeutigen Nein beantworten. Deswegen müsste er mal wieder allein Nachforschungen anstellen müssen, wie eigentlich immer. Immer noch erfüllt von dem zeitweiligen Frieden in seinem Kopf drehte sich Ted auf den Rücken und starrte an die weiß getünchte Decke seines Zimmers und versuchte nicht daran zu denken, wann sein Patenonkel endlich zurück sein würde. Bei dem Versuch seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, erinnerte ihn seine Situation an einen Teil seines Aufenthaltes im St. Mungos. Schnaubend und ein wenig frustriert drehte er sich wieder zur Seite und blickte auf den Käfig mit seiner schlafenden Eule. Rufus Goyle, wegen diesem Idioten war er mehr als ein halbes Jahr in Behandlung gewesen und das nur, weil er ihm nicht sagen wollte, mit welchem Zauber sie den falschen Liebesbrief an Victoire versehen hatten und sie fast zwei Wochen apathisch in ihrem Bett gelegen hatte.

Der falsche Brief war angeblich von ihm gewesen, jedenfalls war er mit seinem Namen unterschrieben worden, damit wollte Goyle ihm mal wieder eins auswischen, das hatte er gewusst.

Immer wieder beteuerte er seine Unschuld, doch niemand schien ihm zu glauben, da eben schon so viel vorgefallen war. Nach einer Woche wusste selbst Madame Pomfrey nicht weiter, genauso wie die Lehrer. Dann wurden sogar Spezialisten aus St. Mungos hinzugezogen, doch keiner kannte diesen Zauber, der auf Victoire lag. Ted hatte die ganze Zeit fieberhaft versucht irgendetwas in den Büchern der Bibliothek zu finden, doch kein Zauber passte zu dem, der an Victoire verübt wurde. Die Anschuldigungen gegen Ted waren immer größer geworden, wie auch seine Neugier, bis er beschloss Rufus hinterher zu spionieren, damit er diese Sache beenden konnte. Damals wussten schon alle das er ein Metamorphmagus war, aber alle gingen davon aus, dass er sich, wie alle bekannten Metamorphmagi für eine spezielle Form der Verwandlung entscheiden und darauf beschränken musste. Doch er war die Ausnahme, er konnte jegliche Tiergestalt annehmen, einzelne Teile seines Aussehens verändern, wie Augen-und Haarfarbe, genauso wie seine Mutter und er wurde auch immer besser darin, ganze Personen zu kopieren. Seine Großmutter hatte ihm in jungen Jahren erklärt, dass das Spezialisieren auf eine bestimmte Form bei seiner Mutter mit Beginn der Pubertät, eingetreten sei, mit ungefähr 13.

Doch als Ted dann diese magische Grenze überschritten hatte, bemerkte er eines Nachts, dass er immer noch in der Lage war, seine Metamorphmagusfähigkeiten in jeder Weise voll auszuschöpfen. Allerdings behielt er dies bis zum heutigen Tage für sich und tat alles damit dies auch so blieb. So versuchte er mehrere Tage lang, in allen möglichen Formen Rufus dabei zu erwischen, wie er über den Zauber der auf Victoire lag, sprach. Doch was er mitbekam war nicht mehr als Hohn und Gelächter über ihn und Victoires Situation. Allerdings erfuhr er aus einer einzelnen Randbemerkung von Goyle an seine Freunde, dass es sich bei dem Zauber um ein Familienerbstück handele. Erst war Ted verwirrt gewesen, doch dann ergab diese Aussage einen Sinn, es war ein Zauber gewesen, der nur innerhalb der Familie Goyle von Generation zu Generation weitergegeben wurde, um unliebsame Personen loszuwerden. Wahrscheinlich war Rufus zufällig darauf gestoßen und hatte keine Ahnung, was er anrichtete. Er hatte den jüngsten Spross der Goyles am selben Tag bis zum Eulenturm verfolgt, hatte sich unbemerkt zurückverwandelt und hatte ihn im Turm zur Rede gestellt. Goyle hatte nur höhnisch gelacht und die Situation heruntergespielt. Ted war der Kragen geplatzt und fing an sich mit Rufus zu duellieren. Nach einem gut gekonterten Angriff wurde Rufus gegen eine Wand geschleudert, die unter der magischen Wucht des Zaubers nach außen explodierte und ein großes Loch in die Außenwand gerissen hatte, durch das der Goyle stürzte. Schnell war Ted an den Rand des Loches geeilt, doch Rufus befand sich schon so gut wie auf dem Boden. Während des Duells hatte Rufus ihn noch mehr angestachelt und ausgelacht, auch als Ted auf den Familienzauber, der auf Victoire lag, zu sprechen kam, lachte er nur und wünschte Victoire eine angenehme letzte Ruhe. Wütend war Ted hinunter gestürmt, ohne auf die kleine Schar von Mitschülern zu achten, die sich um den Verletzten, der zwischen den Trümmerteilen lag, gebildet hatte, zu achten. Stattdessen stampfte er durch die Menge und versuchte Rufus zum sprechen zu bewegen, doch dieser lächelte nur noch höhnischer und herablassender. Dieses letzte Zucken in seinen Mundwinkeln brachte Ted dazu, seinen letzten Rest an Vernunft über Bord zu werfen. An den Rest konnte er sich nur schwammig erinnern, alles war so schnell gegangen. Damals hatte er gedacht, er handele um Victoire, seine heimliche Liebe, zu retten und allen anderen seine Unschuld zu beweisen, doch heute wusste er, dass ihn damals die Neugier mehr als alle anderen Gründe dazu getrieben hatte. Er hatte um jeden Preis wissen wollen was für ein Zauber Rufus Goyle angewandt hatte, was die Wirkung dieses Zaubers waren und wie man ihn wieder aufheben konnte. Es war ein Zauber unbekannter Art gewesen, der ihn so fasziniert hatte, dass er Goyle fast die Klippe hinunter gedrängt hätte. Später, als er wieder zu Hause war, teilte ihm sein einziger Freund in Hogwarts mit, dass der Vater von Rufus Goyle hauptsächlich wegen seines verletzten Sohnes nach Hogwarts gekommen war. Danach schien es aber auch Victoire wieder gut zu gehen, was seine Vermutung über einen Familienzauber bestätigt hatte.

Nachdem sein Aufenthalt im St. Mungos beendet war und er wieder zur Schule gehen durfte, plante er trotz allem was vorgefallen war, Rufus unbemerkt in den Osterferien nach Hause zu begleiten und mehr über diesen Familienzauber herauszufinden. Als harmloser Floh hatte er sich in Goyles Koffer versteckt und mit zu seinen Eltern gereist. Danach hatte er sich an Goyles Vater gehängt und abgewartet. Am Vormittag des zweiten Tages seines Aufenthaltes bei den Goyles, begab sich Rufus Vater in einen geheimen Raum im Kellergeschoss in dem nur ein einzelner riesiger Schreibtisch stand. Leise auf der Schulter des Patriarchen hockend, beobachtete Ted, wie er verschiedene Briefe mit dem Zauber belegte und ihn von anderen noch nicht verschickten Briefen wieder entfernte. Bei einem Gespräch, bei dem ein ihm unbekannter alter Mann, wahrscheinlich Rufus Großvater, mit im diesem Kellerraum saß, sprachen sie teilweise über diesen Zauber, sodass Ted nun auch die letzten Informationen darüber besaß. Unbemerkt entfernte er sich dann aus dem Haus der Goyles und flog als Adler zu seiner Großmutter, der er im Vorwege vorgelogen hatte, zwei oder drei Tage am Anfang der Ferien bei seinem Freund zu verbringen. Seinen Koffer hatte er nach Hause schicken lassen, nur ein paar Klamotten hatte er herausgenommen, als Zeichen, dass er wirklich bei seinem Freund war. Die Klamotten hatte er in Hogsmeade deponiert, im nächsten Schuljahr würde er diese dann abholen. Andromeda würde seine Aussage nie nachprüfen, dass wusste er.
 

Mit einem heftigen Kopfschütteln, versuchte er sich von diesen alten Erinnerungen zu befreien und dies gelang ihm auch teilweise. Seufzend setzte er sich auf und schnappte sich die Flasche Wasser neben dem Bett und trank einen Schluck. Bevor er die Flasche wieder verschloss, stellte er sie ab und reparierte seine Kette und hängte das Buch, dass sich in der Zwischenzeit wieder in den Anhänger verwandelt hatte, ein. Dann nahm er einen erneuten Schluck aus der Flasche und gerade als er die Flasche wieder verschließen wollte, klingelte es unten an der Tür. Instinktiv sprang Ted auf, krallte sich noch schnell seinen Zauberstab und stürmte die Treppe hinunter. Etwas durchnässt von dem leichtem Nieselregen draußen und einem schmalen Lächeln auf den Lippen stand sein Patenonkel vor ihm in der geöffneten Tür. Teds Herz pochte immer noch von dem Spurt und mit der linken Hand berührte er unbewusst den Anhänger unter seinem T-Shirt. Auch er lächelte nun, vielleicht würde er nun Antworten bekommen, er hoffte es jedenfalls sehr.



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