Zum Inhalt der Seite

Herzwirrungen.

James und Lily
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine Leichtigkeit.

„Verdammter Drachenmist!“ schimpfte Lily und bückte sich umständlich nach dem Kamm, der ihr so eben aus den Händen geglitten war. Vielleicht etwas zu schnell und mit einem leichten Schwindelgefühl bewegte sie sich wieder in eine aufrechte Position und gleichzeitig tauchte ihr elfenbeinfarbenes Gesicht wieder im Spiegel vor ihr auf. Ihre grünen Augen trafen auf ihr Ebenbild und ein Funken Zweifel entsprang den beiden Smaragden. Fast schon unwillkürlich wanderte ihre Hand, die immer noch den Kamm hielt zu ihrer roten Haarpracht und die Zinken strichen sanft durch die schon längst geschmeidigen Haare. Ihre Augen hatten das vertraute Grün im Spiegel noch nicht losgelassen, nur ein Zwinkern hier und da, welches nur notdürftig zugelassen wurde, unterbrach die Verbindung. Im Takt der Bewegung ihrer kämmenden Hand hob sich Lilys Brustkorb, der ihr Dekolleté beinahe pulsieren ließ. Der eigentlich dazu passende schwere Atem entfuhr Lilys Lippen nur ganz sanft, ein leises Hauchen, das ihren kaum geöffneten Lippen entwich. Äußerlich wirkte die Rothaarige ausgeglichen, wie die Ruhe selbst. Die monotonen Bewegungen ihres Körpers, die scheinbar unbewusst fortgeführt wurden, steigerten diesen Eindruck lediglich.

Doch Innerlich tobte es. Es tobte ein Sturm, der in Lily schon seit Wochen wütete. Unaufhaltsam brachte er ihre Gedanken, Gefühle, einfach Alles, durcheinander. Ohne Rücksicht auf Verluste. Er ließ nur ein großes Chaos zurück, bevor er wenige Minuten später das letzte erneut ausbreitete und ein weiteres errichtete. Immer weiter wuchs das Chaos und jetzt hatte es seinen Rekord erreicht. Lily war fester Überzeugung, dass ein größeres Chaos in ihrem Innern kaum möglich war. Es konnte einfach nicht noch mehr wachsen, das Chaos musste seinen Höhepunkt erreicht haben. Ja, da war sie ganz sicher. Noch mehr und sie würde an ihren wirren Gedanken und Gefühlen ersticken. Sie würden ihr die Kehle zuschnüren, die von den Zweifel, Ängsten und Unsicherheiten sowieso schon drangsaliert wurden. Vielleicht wäre es auch nur eine weitere Lästigkeit, die ertragen werden müsste. Was machte eine weitere Unannehmlichkeit schon? Schließlich hatte sie es auch geschafft, die Enge in ihrem Hals zu ignorieren. So würde eine weitere Last bestimmt kein Problem darstellen.

Wie lange hatte sie es nun schon mit dieser innerlichen Unordnung ausgehalten? Es schienen Jahre zu sein, manchmal waren es aber auch nur Sekunden. Es änderte sich täglich, stündlich. Oft vergaß sie die Zeit sogar ganz. Alles ging so schnell, zu schnell. Ihre Vorstellung von Augenblick und ausgedehntem Moment schien zerrüttet. Doch wie Alles angefangen hatte, das haftete noch in ihrem Gedächtnis wie ein Kaugummi unter dem Schuh. Oh ja, wie könnte sie das auch vergessen. Schließlich war er die Ursache für dieses ganze Wirrwarr.
 

Er war die Ursache,

er war der Ursprung,

er war der Drahtzieher.

Er war James Potter.
 

Dieser Gedanke war der, der alle anderen übertrumpfte. Die Wirrungen in ihrem Innern steuerten auf ihn zu, auf den Ursprung, von dem sie ausgingen.

Alles drehte sich nur um ihn.

Um ihn, der an ihr hing wie eine Glucke, der sie anbaggerte, der sie nervte, der sie nicht in Ruhe ließ, der nicht aufgab. Immer dasselbe.

In keiner freien Minute ließ er es sich nehmen, sie zu umschwärmen, ihr Komplimente zu machen, sie ohne Skrupel anzustarren, ihr zuzuzwinkern, ihr zu winken um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Ja, keine freie Minute, in der sie nicht von ihm umgeben war. Keine Sekunde, in der seine Stimme nicht an ihre Ohren drang, seine Worte sie nicht erröten ließen, seine Hände die Gelegenheit nicht nutzten, sie zu berühren.

Was ihr dabei gerade durch den Kopf ging, vergaß sie.

Was sie in diesem Moment gerade tat, ließ sie fallen.

Alle Vorsätze waren dahin. Alles in ihr strebte nur noch zu ihm.

Und sie schimpfte innerlich mit sich, wegen diesem einen Gedanken, der alles ausgelöst hatte. Lange konnte sie es umgehen. Leugnete jegliches, was auch nur im Entferntesten mit ihm in Verbindung gebracht wurde.

Sprachen Alice oder andere ihrer Freundinnen über ihn, so hörte sie weg.

Versprühte er in der großen Halle seinen Charme, so lenkte sie sich ab.

Strahlte er nach Quidditchsiegen diesen unverschämten Genuss aus, so verkniff sie ein Lächeln.

Seinen Anmachen entgegnete sie schon gewohnheitsgemäß mit einem Schrei.

Eine außergewöhnlich lange Zeit lebte sie erfolgreich mit diesem Plan.
 

So zu tun, als würde sie ihn nicht bemerken, als würde die Röte auf ihren Wangen aus Wut steigen, als widmete sie ihr Lächeln jemand anderem, als bestünden ihre Träume aus Allem außer ihm

es war leicht.
 

Ihn tatsächlich nicht zu bemerken, ihre Röte in Zaum zu halten, ihr Lächeln zu unterdrücken, ihre Träume zu vergessen

das war schwer.
 

Und sie hasste es. Alles an ihm hasste sie, weil sie es doch so sehr… mochte.

Immer und immer wieder verfluchte sie sein Grinsen, seine schokoladenbraunen Augen, die sie um den Verstand brachten. Ihr Herz tadelte sie mit schwerem Klopfen. Ganz klar, nur eine Revolution gegen ihre verrückten Gedanken. Ihr Herz wollte revoltieren.

’Vergiss’ Potter!’

Doch sie wusste es besser. Jetzt.

Ihr Herz stimmte zu. In Allem.

Verwandelte einfache Worte ohne ihre Zustimmung sogar mit Hilfe des Verstandes in Superlative, solange sie mit James Potter im Zusammenhang standen.

Selbst seine für dumm geglaubten Sprüche trieben sie zu Sprechschwierigkeiten. Sie vergaß in seiner Gegenwart jegliche Gedanken, Regeln, Gefühle.

Das einzige was noch galt, war seine Anwesenheit.

Und diese nicht völlig auskosten zu können, das war das Schwierigste.
 

Irgendwann gab sie auf. Und das hasste sie am meisten.

Lily Evans gab nie auf. Sie war eine Kämpfernatur. Und dann wurde sie von James Potter besiegt. Ihre größte Niederlage. Natürlich erzählte sie niemandem davon. Doch in ihren Innern spürte sie es. Sie hatte verloren. Verloren gegen den Jungen, gegen den sie nie verlieren wollte.
 

So viele Jahre hatte sie gekämpft, nur um nicht zu verlieren.
 

Nur um letztlich, ganz am Ende, festzustellen, dass sie immer nur gewinnen konnte.
 


 

So war er auch die Ursache für ihre Wirrungen, für das Chaos, für den Tumult in ihrem Innern; er würde es immer sein. Und er war es immer.
 

Wer sonst könnte ihre Gedanken so durcheinander bringen.

Wer sonst könnte solche Gefühle in ihr ausbrechen lassen, die sie sogar fast um den Verstand brachten.

Wer sonst könnte Ängste vor etwas hervorrufen, von denen sie selbst nie glaubte, sie überhaupt jemals zu verspüren.
 

Ängste vor der Ewigkeit mit ihm? Nein.

Ängste vor seiner Entscheidung, sich anders zu entscheiden? Ja.
 

Zweifel an ihrer Zuneigung zu ihm? Nein.

Zweifel an seiner Hartnäckigkeit? Ja.
 

Unsicher wegen ihrer Entscheidung? Nein.

Unsicher wegen seiner Entscheidung? Ja.
 

So ist es doch lediglich die Aufregung, die sie verwirren ließ.

Die plötzliche Wärme in ihrem Herzen, die sie ängstigte.

Nicht nur er. Immer er.
 

Er war der Ursprung,

er war die Ursache,

er war der Drahtzieher,

er war James Potter.
 

… und er ist es immer noch.
 

Und schon immer war er das Ziel.
 


 


 


 

„Lily, kommst du endlich? Es ist Zeit.“
 

„Ja, Alice.“ Mit einer schnellen und sicheren Bewegung steckte sie sich ihren fein gearbeiteten Schleier zwischen die roten Locken und richtete beim Aufstehen ihr weißes Kleid, bevor sie mit leichten Schritten zu ihrem Ziel eilte.
 

.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LittleBastard
2010-11-19T14:40:12+00:00 19.11.2010 15:40
aaaaaaaaawwgh...allein die "einleitung" und die "charaktere" und das foto ist auch so süss... *schwärm*

das mit "mir mein herz stehlen? ich schenk es dir!" zu süss...
oder das mit sieger und gewinner (nebenbei, gibts da nen unterschied?¨XD )

diesr OS ist dir wirklich gelungen!

gefällt mir sehr seeehr gut.
war auch einfacher zu lesen, als deine anderen werke ;)

und wie du das alles so erklärst und zusammenfasst. deine wortwahl, einfach top!
wirklich. du bringst es mit wenigen worten auf den punkt...

und den letzten abschnitt musste ich zweimal lesen. weissen kleid. mit leichten schritten?

hochzeit? altar? james potter?! :D

wirklich, wurde gerade zu meinem lieblings-lily-james-OS gekürt :)

lg, LB

ps: tja, irgendwie habe ich ein schlechtes gewissen, da ich dir so wenige kommentare hinterlassen habe, obwohl du sie echt verdienst.
und das hol ich hald nun alles nach :)
lieber später, als nie, nä? ;)
Von: abgemeldet
2009-08-07T21:17:58+00:00 07.08.2009 23:17
*vor dir auf die knie fall* ich bete den boden an, auf dem du gehst!!! man, was für ein klasse os!!!
am liebsten würde ich in meinen pc kriechen und lily und james zusehen, wie sie heiraten, aber leider geht das ja nicht T___T

aber wirklich einmalig geschrieben!! und so gefühlvoll *dahinschmelz*

weiter so!!

glg emmett
Von:  Dahlie
2009-08-07T06:00:56+00:00 07.08.2009 08:00
So meine Liebe,
jetzt bin ich dran mit kritisieren... nur habe ich im Moment wirklich nichts... O_O
Nein wirklich, ich bin ein grotten schlechter Kritiker...

Zuerst einmal, ich mag deine Kapitelübersicht und deine Bilder, dafür hast du wirklich ein Händchen. *nickt* sie passen alle zusammen, fast so wie ein Puzzel und dies gelingt nicht jedem.

Dann dein Stil, du glaubst es kaum, aber nach so etwas habe ich lange gesucht! Frisch, leicht und doch so wunderbar einfühlsam!
*klatscht*
Und deshalb werde ich mich auch noch an all deine anderen Werke wagen, denn dieser OS war wahrlich ein Genuss fürs Auge, für den Kopf einfach für einen Leser, der sich nichts ahnend auf eine Lily & James - Romanze einlässt.
Von:  kiks
2009-08-02T17:12:55+00:00 02.08.2009 19:12
Wunderbar beschrieben. Gefühlvoll und in gewisser Weise romantisch, wenn auch mit einem offenem Ende, aber wir wissen ja alle, wie es ausgegangen ist. Meine Lieblingsstelle dieses Stückes sind die Fragen, die sie sich gegen Ende stellt, in der sie immer wieder ihre Zweifel seiner Gefühle gegenüber betont. Wunderbar.

Ich muss sagen, du schreibst echt immer wieder wunderbares Zeug. Hoffe das bleibt so.

mit Grüßen,
kiks.
Von:  il_gelato
2009-08-02T16:26:10+00:00 02.08.2009 18:26
Das ist irgendwie romantisch, sogar sehr romantisch....

Du beschriebst ihr Gefühle sehr gut und ausdrucksstark!! Es macht Spaß deinen Stil zu lesen!


Zurück