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Der Eisfürst

Splitternde Erinnerungen
von

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Mosaik aus Kristall

*mit neuem Kapitel wedel*

Willkommen zum nächsten Teil des Eisfürsten. ^___^ Hier hat sich der Sturm einigermaßen beruhigt, im Studio tobt er noch ... und das gerade im mehrfachen Sinne. ^^
 

(1) http://www.youtube.com/watch?v=FlfAOSYOs4E&feature=related Two Steps from Hell – Love and Loss
 

(2) http://www.youtube.com/watch?v=0oIoX8JLL0o&feature=related Future World Music – Obsession
 

(3) http://www.youtube.com/watch?v=XTjsBVKm9Ro&feature=PlayList&p=1A719681A1F50451&index=2 Eragon Soundtrack – Fortune Teller
 

Kapitel 14

Mosaik aus Kristall
 

(1)

Unruhig rutschte Seto auf dem Stuhl, auf welchem er sich niedergelassen hatte, um beim Dreh der Szene zuzusehen, hin und her, seine Finger schlugen im Sekundentakt gegeneinander. Seine Miene wurde immer abweisender, der Blick, mit dem er Bakura und Katsuya bei ihrem Spiel beobachtete, gewann mit jeder vergehenden Sekunde an Kälte. Natürlich hatte er gewusst, dass diese Szene existierte, schließlich hatte er sich das gesamte Drehbuch durchgelesen, um sich angemessen auf seine Rolle vorzubereiten. Ihm war klar gewesen, dass diese Verführungsszene früher oder später an der Reihe war und trotzdem ... In ihm stieg der Wunsch auf, Bakura ganz langsam und genüsslich den Hals umzudrehen. Er wusste nicht, was schlimmer war, Bakura dabei zu sehen, wie er Katsuya überall an seinem Körper berührte oder dass dem Blondschopf das auch noch sichtbar zu gefallen schien. Die Beule in seiner Hose sprach auf jeden Fall für sich, die konnte er nicht spielen.

Die Faust des brünetten Schauspielers ballte sich. Seine Fingernägel gruben sich in sein Fleisch, als er hörte, wie Katsuya ein Stöhnen entwich. Er verstand nicht, dass Yami nicht längst eingeschritten war und der Sache ein Ende bereitet hatte.

Ist es ihm egal, wenn sich Bakura mit einem andern einlässt, und sei es nur vor der Kamera?

Am liebsten hätte er es selbst getan und wäre dazwischen gegangen. Was aber sollte er dann als Grund nennen. Sie hatten sich geküsst, ja, aber feststand, sie waren nicht zusammen und er hatte somit keinerlei Berechtigung, sich einzumischen, selbst wenn er tausendmal eifersüchtig war – Er lachte leise, als ihn diese Erkenntnis wie mit einem Hammerschlag traf.

Ich bin auf Bakura eifersüchtig ... Wegen Katsuya. Wer hätte das früher gedacht – Argh, hört endlich auf zu knutschen!

Bakura machte sich derweil daran, seinem Kollegen die Hose zu öffnen, ohne auch nur im Entferntesten zu ahnen, dass er Setos Inneres damit gefährlich zum Brodeln brachte. Gedanklich hatte er sich schon lange aus dem Studio entfernt. Statt Joey sah er seinen Freund Yami in seinen Armen liegen und ihm bittende Blicke zuwerfen, ihn nicht zu lange zu quälen.

Was zu viel war, war zu viel. Seto wandte sich ab und marschierte so schnell er konnte aus dem Studio. Wenn er nicht hier raus kam, würde ein Unglück passieren, das wusste er. Da zog er es doch vor, sich für eine halbe Stunde beim Kendo abzureagieren und seinem Ärger auf diese Weise etwas Luft zu machen. Er bekam nicht mehr mit, wie Katsuya Bakura eine schallende Ohrfeige verpasste, damit dieser endlich in die Realität außerhalb ihres Schauspiels zurückkehrte und von ihm abließ. Nachdem der Weißhaarige von Yami wegen einer „dringend zu besprechenden Angelegenheit“ aus dem Studio gezerrt worden war, ordnete der genervte Jungregisseur eine halbstündige Pause an.
 

♥ . ¸ ¸ . • * Ψ * • . ¸ ¸ . ♥
 

Ein lautes, plötzliches Pochen an der Tür ließ den Räuber verwirrt aufsehen.

„Bakura, bist du hier?“ Allister stürzte herein. „Bakura – Ohh!“

„Ist irgendwas?“, fuhr dieser seinen Untergebenen an. „Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin.“

„’tschuldige, aber ... Elanas Jurte steht in Flammen und wir kriegen das Feuer nicht unter Kontrolle! Wir brauchen deine Hilfe!“

„Kriegt ihr nichts ohne mich auf die Reihe?“, knurrte Bakura, löste sich aber zu Joeys Erleichterung von ihm und griff nach seinem Mantel.

Die Zellentür schlug hinter den beiden Räubern zu. Sie hatten die Höhle noch nicht verlassen, da war Joey schon in seine Kleider geschlüpft und dabei, die Steine aus der Mauer zu nehmen. Länger konnte er unmöglich warten. Wenn Bakura merkte, dass er die Schlüssel nicht mehr hatte, musste er so weit wie möglich von hier weg sein und das am besten mit Aios, denn ohne guten Führer war er in dieser Einöde aufgeschmissen. Das Loch, welches er in den vergangenen Wochen geschaffen hatte, war gerade so groß, dass er in die benachbarte Zelle schlüpfen konnte.

„Aios, ich komme jetzt rüber, okay?“

„Und die Räuber?“, drang die dunkle Stimme durch das Loch.

„Die sind von ihrem Feuer abgelenkt, eine bessere Gelegenheit werden wir nicht kriegen – und ich hab die Schlüssel von Bakura.“

Sich noch einmal vergewissernd, dass er sowohl die Schlüssel und seinen Rucksack als auch die Brosche bei sich trug, ließ sich Joey auf die Knie sinken und kroch durch die Wandlücke. Die Höhle, in der er sich wiederfand, war gewaltig, mindestens doppelt so groß wie die Vorhöhle mit den zwei kleinen Zellen. Durch die Ritzen im Fels fiel nur wenig Licht herein, so dass Joey Mühe hatte, etwas zu erkennen.

„Man sieht ja gar nichts ... Au!“ Er rieb sich das Schienbein, mit dem er gegen etwas Hartes gestoßen war, einen Felsen wahrscheinlich. „Wo bist du?“

„Direkt vor dir, Joey.“

„Äh ... Ich seh dich aber nicht, wenn ich ehrlich bin. Ist so dunkel hier drin.“

„Warte, ich mache die Fackeln an. Erschreck dich aber bitte nicht, wenn du mich siehst.“

„Erschrecken?“

„Du wirst es gleich sehen.“

Joey konnte knapp den Schrei unterdrücken, indem er sich beide Hände vor den Mund schlug. Eine blaue Stichflamme tauchte die Höhle kurz in gleißendes Licht und entzündete die Fackeln, die in eisernen Halterungen an der Wand befestigt waren. Die Augen des Blonden weiteten sich vor Fassungslosigkeit. Was er für einen Stein gehalten hatte, an dem er sich gestoßen hatte, war in Wahrheit eine große Zehe. Langsam wanderte sein Blick höher, über ein Bein, den mächtigen Körper hinauf. Er musste einige Schritte zurücktreten und seinen Kopf in den Nacken legen, um bis zum Kopf seines Gegenübers hinaufsehen zu können.

„D-du ... du bist Aios? Ein ... Drache?“

„So ist es, Joey. Ich freue mich, dass wir uns endlich von Angesicht zu Angesicht sehen können.“

„T-tu mir bitte n-nichts“, stammelte er, unfähig, den Blick von dem Drachen zu nehmen, dessen Schuppen im Fackellicht weiß und hellblau schimmerten.

„Warum sollte ich? Wir sind doch Freunde“, entgegnete Aios. „Aber jetzt sei so gut und nimm mir die Ketten ab, wir haben nicht viel Zeit.“

Er streckte seinen Fuß vor. Erst jetzt bemerkte Joey die schweren Fesseln aus Eisen, die über Ketten mit den Wänden verbunden waren.

„Ja, natürlich.“

Er zog die Schlüssel aus seiner Hosentasche und begann sie der Reihe nach auszuprobieren, bis er die passenden für die verschiedenen Schlösser gefunden hatte, mit denen die Ketten gesichert waren.

„Das ist schon viel besser“, sagte der Drache, als zuletzt auch seine Vorderläufe wieder frei waren.

„Aber wie kommen wir hier raus? Kannst du das Tor eintreten?“

„Das habe ich schon versucht, dafür ist es zu massiv. Du musst es von draußen öffnen. Geh besser ein paar Schritte zur Seite.“

Joey nickte ihm zu und zog sich an den Rand der Höhle zurück. Der Drache holte mit seiner Pranke aus und rammte sie gegen die kleine Tür, die in das Tor eingelassen war und Bakura als Durchgang diente, wenn er Aios besuchen wollte. Das Holz flog krachend und splitternd aus seiner Fassung. Joey kletterte über die Bruchstücke nach draußen. Neben dem Tor entdeckte er einen Hebel, den er umlegte. Der Querbalken, mit dem es gesichert war, glitt zur Seite, das Tor öffnete sich langsam. Aios schritt heraus und sog tief die frische Luft in seine Lungen.

„Das tut gut, endlich wieder frei. Los, steig auf meinen Rücken.“

„Auf dei –“

„Du willst doch zum Eisfürst und der schnellste Weg ist, wenn wir fliegen.“

„Keine Bewegung, ihr beiden!“ Bakura stand im Eingang der Höhle, sein Mantel war angesengt, und funkelte die beiden Ausbrecher an. „Also hat mich mein Gefühl nicht getäuscht, dass was nicht stimmt. Jetzt bist du dabei, meinen Drachen zu stehen, Joey ‚Ich-werde-niemals-ein-Räuber’ Wheeler!“

„Wenn dir das Rauben so gefällt, solltest du eigentlich kein Problem damit haben, wenn ich dich ausraube“, erwiderte er kühl.

„Niemand bestiehlt einen Räuber oder er bekommt das zu spüren“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, zog sein Messer aus dem Gürtel und stürmte auf den Blonden zu, der sich unter ihm wegduckte.

Bakura fuhr herum und wollte zu einer zweiten Attacke ansetzen, als Aios ihm die Waffe aus der Hand schlug. Schreiend stürzte er sich daraufhin auf den Braunäugigen.

„Ihr werdet hier bleiben, alle beide! Von so einem Träumer wie dir lasse ich mich nicht bestehlen!“

Nun wurde es auch Joey zu viel. Mit einem gezielten Treffer versenkte er seine Faust in Bakuras Magen. Der Räuber sank keuchend auf die Knie.

„Was glaubst du, was du da tust?“, presste er hervor.

„Nur das, was du mich gelehrt hast – mich zu wehren.“

„Dich zu wehren? Pah!“

„Du hast immer nur daran gedacht, was du willst und jetzt denke ich zur Abwechslung daran, was ich will. Und das ist, Seto zu finden. Leb wohl, Bakura, und grüß Yami von mir.“

Aios senkte seinen Körper so weit herab, dass Joey über seine Hinterbeine auf seinen Rücken steigen konnte. Als er saß, die Beine fest hinter die Flügel geklemmt und die Arme um den Hals des Drachen geklammert, nahm Aios Anlauf und breitete in dem Augenblick, da sie die Höhle verließen und nach draußen kamen, seine Schwingen aus. Die Luft zischte kalt an Joey entlang, während sie höher stiegen und das Räuberlager, über dem der Rauch der halb verbrannten Jurte lag, hinter sich ließen.

Der weiße Drache stieß ein freudiges Brüllen aus. Nach all den Monaten, die ihn Bakura gefangen gehalten und als Reittier benutzt hatte, war er frei und konnte in seine Heimat zurückkehren. Hätte Joey nicht beide Hände gebraucht, um sich festzuhalten, hätte er sich liebend gern die Ohren zugehalten. Der Drache machte mit seinem Schrei einen infernalischen Lärm.

Gut zwei Stunden vergingen, während sich die Landschaft unter ihnen veränderte, schroffer und felsiger wurde, begraben unter einer dicken Schneeschicht. Sie landeten in einem Wald am Rand eines riesigen, zugefrorenen Gewässers, bei dem es sich, wie Aios seinem Begleiter erklärte, um den Baikalsee handelte, im Süden von Sibirien.

„Und was sollen wir hier?“

„Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, für den selbst ich bei voller Fluggeschwindigkeit drei Tage brauche, Joey. Du wirst Proviant benötigen, den bekommen wir am besten hier. Der Lachs ist eine Delikatesse.“

„Der See ist zugefroren“, bemerkte er.

„Und du glaubst, ich könnte kein Loch in das Eis schlagen?“, lachte Aios. „Lass das nur meine Sorge sein. Wie wäre es, wenn du in der Zwischenzeit ein Bad nimmst? Nicht weit von hier gibt es eine heiße Quelle.“

„Gut ... wenn du meinst“, zuckte er mit den Schultern und machte sich in die angegebene Richtung auf, wo er nach einem kurzen Fußmarsch auf die Quelle stieß. Joey legte seine Kleider ab und ließ sich genüsslich aufseufzend in das Wasser sinken.

Auf dem Rückweg stieg ihm bereits der Duft von gebratenem Fisch in die Nase. Aios hatte ein Feuer entzündet und die Fische, auf Äste gespießt, darum verteilt. Ein weiteres Dutzend Fische lag neben ihm im Schnee.

„Du kommst genau rechtzeitig zum Essen“, begrüßte er ihn. „Der gebratene Fisch ist für dich. Lass es dir schmecken.“

Joey, dem von der Flucht der Magen knurrte, ließ sich dies nicht zweimal sagen und griff zu. Was übrig blieb, wickelte er in ein Tuch, um es für später aufzuheben.

„Also dann“, sagte Aios, nachdem sie das Feuer gelöscht hatten und Joey wieder sicher auf seinem Rücken saß, „auf nach Norden!“
 

(2)

Seto hob die letzte Scherbe auf, die von dem einstmals so großen Haufen übrig geblieben war, und fügte sie an ihren ursprünglichen Platz im Spiegel ein. Er trat einen Schritt zurück, um seine Arbeit besser betrachten zu können.

„Ich bin fertig, Pegasus“, sagte er und wandte sich dem Mann zu, der hinter ihm stand und ihn während der letzten halben Stunde bei seiner Arbeit beobachtet hatte. Auf die Lippen des Eisfürsten legte sich ein leichtes Lächeln, er schüttelte den Kopf.

„Keiner ist dem Ziel je so nahe gekommen wie du, Seto. Ich wusste doch, du bist besonders. Aber er ist noch nicht fertig.“

„Was meinst du? Er ist komplett. Ich habe getan, was du wolltest.“

Setos Blick folgte Pegasus, der um ihn herumging, sich vorbeugte und den Spiegel aus der Nähe musterte.

„So scheint es auf den ersten Blick“, er richtete sich wieder gerade auf, „doch es scheint ein Stück zu fehlen.“

Die auf Augenhöhe liegende Stelle, die er meinte, war winzig, nicht größer als eine getrocknete Linse und auf den ersten Blick leicht übersehbar. Und dennoch hat er es gemerkt, stellte Seto zerknirscht fest.

„Wo ist es? Ich habe es überall gesucht ... Hast du es versteckt? Oder hast du es verloren?“

„Nein, es ist hier“, widersprach Pegasus. „Ich habe viele Jahre damit verbracht, die Bruchstücke wieder zusammenzutragen und alle befinden sich hier.“

„Aber es ist nicht da“, beharrte Seto auf seiner Meinung.

Der andere seufzte nur, wandte sich ab und ging.

„Du bist noch nicht für den letzten Kuss bereit, Seto.“

„Es ist nicht da, ich habe eine Woche danach gesucht“, rief er ihm nach.

Die Augen auf die kleine Lücke gerichtet, strich Seto vorsichtig, um keine der Scherben versehentlich aus ihrem Platz zu lösen, über den Spiegel.

„Ich finde dich“, flüsterte er, „und wenn ich den ganzen Palast dafür noch einmal auf den Kopf stellen muss.“
 

(3)

Joey schlug den Mantelkragen hoch und zog sich den Schal höher ins Gesicht. Sie flogen durch dichtes Schneetreiben, die Landschaft unter ihnen war kaum auszumachen. Die Eiskristalle drangen durch jede noch so kleine Ritze in seiner Kleidung und ließen ihn vor Kälte zittern und mit den Zähnen klappern.

Wie hat Seto das bloß die ganze Zeit ausgehalten? Hoffentlich ... Wenn er das nun nicht überlebt hat und erfroren ist ... Ahh, gar nicht erst dran denken, Joey! Seto lebt noch!

Seit über zwei Tagen waren sie fast ohne Pause unterwegs. Wenn Joey essen oder schlafen musste, tat er dies auf dem Rücken des Drachen. Je weiter sie nach Norden kamen, umso weniger sahen sie von der Sonne. Es war Dezember, die Wintersonnenwende stand kurz bevor und die einzige Helligkeit, abgesehen von den wenigen Minuten, in denen sie etwas von der Sonne sahen, kam von den blassblau leuchtenden Polarlichtern, die sich in breiten, schleierartigen Streifen über den Himmel zogen. Unter anderen Umständen hätte Joey diesen einmaligen Anblick, der sich ihm hier bot, gern genossen.

Jetzt, da das Ziel in greifbarer Nähe lag, begann die Angst in ihm aufzusteigen. Sowohl Yugi als auch Duke und Yami hatten ihn gewarnt, sich auf einen Kampf mit Pegasus einzulassen. Seine Gedanken kreisten beständig um die Frage, wie er es anstellen sollte, Seto von ihm wegzuholen. Er glaubte nicht, dass der Eisfürst ihn freiwillig würde gehen lassen.

Ein Stück voraus wurde es heller, bald darauf hatten sie den Schneesturm hinter sich. Joey wischte sich mit einer Hand den Schnee vom Mantel und aus dem Gesicht.

„Wie weit ist es noch?“, fragte er Aios.

„Jetzt dauert es nicht mehr lange, morgen früh sollten wir da sein. Bevor du dich schlafen legst, möchte ich dir allerdings noch eine Geschichte erzählen. Vielleicht hilft sie dir bei dem, was du vorhast.“

„Und was für eine Geschichte?“

„Es gibt eine alte Legende. Der Wind hat sie mir erzählt“, begann Aios. „Vor eintausend Jahren erschuf der Teufel einen magischen Spiegel. Er war wunderbar anzusehen, mit einem goldenen Rahmen, der von Runen bedeckt war und zeigte denjenigen, der sich darin ansah so klar wie ein Bergsee. Diesen Spiegel schenkte der Teufel den vier Jahreszeiten, damit sie sich darin betrachten konnten. Als erstes trat der Frühling vor den Spiegel und sah die Essenz dessen, was seine Zeit ausmacht: Freude, Licht und das Versprechen von Leben. Dasselbe sahen Sommer und Herbst, als sie sich vor den Spiegel stellten. Als Letzter trat der Winter aus der Reihe hervor. Doch als er sich vor den Spiegel stellte und hineinblickte, reflektierte dieser eine kalte Welt, die von Schnee bedeckt wurde. Eine Welt, die in Schlaf versunken war, ohne Leben. So war es bestimmt worden und so sollte es sein. Jede Jahreszeit hatte zu der Zeit, in der sie regieren sollte, ihre Macht. Blühte und grünte alles, während die ersten drei Jahreszeiten das Zepter führten, so sorgte der Winter dafür, dass die Welt für einige Zeit zur Ruhe kam und sich erholen konnte. Es herrschte Harmonie. Dies wusste der Teufel und so hatte er den Spiegel mit einem Fluch belegt. Der Winter trat immer öfter vor den Spiegel und in ihm wuchs der Wunsch, der Herr über die anderen Jahreszeiten zu werden und sich über sie zu erheben. Er stahl den Spiegel und brachte ihn fort in seinen Palast. So wurde er zum Eisfürsten und die Welt wurde kalt. Doch dann merkte er, dass etwas an seinem Plan nicht stimmte. Frühling, Sommer und Herbst existierten immer noch und weigerten sich, sich ihm zu unterwerfen. Also brachte er den Spiegel in den Himmel, um von diesem die Bestätigung zu erhalten, dass der Winter herrschen sollte. Als er sich dem Himmel näherte, kämpfte das Gute gegen das Böse, das in dem silbrigen Glas wohnte. Der Spiegel wackelte immer stärker in den Händen des Eisfürsten, bis er in tausende und abertausende Splitter zerbrach. Diese fielen auf die Erde, überallhin. Sie wurden auf der ganzen Welt verstreut. Einige von ihnen flogen Menschen ins Auge und ließen sie die Welt als kalten, hässlichen Ort sehen. Andere Menschen wurden in der Brust getroffen und ihr Herz erkaltete. Seit der Spiegel zerbrochen ist und Pegasus somit seine Macht eingebüßt hat, reist er in jedem Winter durch die Welt, auf der Suche nach den verlorenen Splittern. Erst wenn der Spiegel wieder zusammengefügt wird, erhält er seine volle Macht zurück.“

„Aber was hat Seto damit zu tun?“

„Kannst du dir das nicht denken?“

„Du meinst ...“

„Ich fürchte, so ist es. Schlaf noch ein wenig, in ein paar Stunden sind wir da.“
 

Drei Tage. Seto ließ sich auf dem Boden nieder und zog die Beine an seinen Körper, um sich besser warm zu halten. Drei Tage lang hatte er den Palast durchsucht, hatte das Unterste zuoberst gekehrt und doch hatte er das, wonach er so verzweifelt suchte, nicht gefunden. Auch Siegfried hatte auf seine Nachfragen lediglich geantwortet, das letzte Spiegelstück befinde sich im Palast, ob er zu blind sei, es zu sehen.

Er sah zu dem Spiegel hoch. Wie die Scherben trotz des Dämmerlichts glitzerten ... fast wie die Sterne. Wann habe ich das letzte Mal zu ihnen hochgesehen?, fragte er sich unwillkürlich. Diese eine, sternklare Nacht ... Als ich etwas im Auge hatte.

„Kann das sein ...“, flüsterte der Brünette und sprang auf.

„Nun, Seto, hast du den Splitter schon gefunden?“

Pegasus schritt die letzten Stufen der Treppe hinunter und blieb wenige Schritte vor ihm stehen.

„Ich ... Ich bin das fehlende Stück“, sprach er seinen Gedanken ungläubig aus.

Sein Gegenüber nickte lächelnd.

„Aber ... Wie soll ich ihn dann aus meinem Auge bekommen, um den Spiegel zu vervollständigen?“

„Das kannst du nicht. Nicht du selbst.“

„Dann sag mir, wie ich ihn herausbekommen soll.“

„Es ist einfach, Seto.“ Pegasus strich ihm über die Wange. „Es braucht dazu nur einen weiteren, letzten Kuss. Denk darüber nach, in einer Stunde komme ich wieder.“
 

Joey gähnte verschlafen und blinzelte. Die Hände waren ihm vor Kälte klamm, es fiel ihm schwer, sich auf dem Rücken des Drachen festzuhalten. Der Himmel war klar und tiefschwarz, so dass sich die unzähligen Sterne, die sich in den Weiten des Alls tummelten, noch deutlicher abhoben und den beiden Reisenden zusammen mit dem fast vollen Mond den Weg leuchteten. Sie befanden sich über dem Meer, auf dem Eisschollen und Eisberge trieben

„Guten Morgen, Joey. Gut geschlafen?“, fragte Aios.

„Ja ... den Umständen entsprechend.“

„Das ist ... schön.“

„Alles in Ordnung mit dir, Aios?“

„Es ist nichts. Der lange Flug hat mich nur mehr erschöpft, als ich anfangs dachte. Meine letzte Reise dieser Länge ist eine ganze Weile her.“

In einiger Entfernung tauchte die Küste einer Insel auf.

„Wir haben es fast geschafft, Joey.“

Aios schlingerte leicht, korrigierte seinen Flug jedoch gleich wieder durch ein kräftigeres Flügelschlagen.

„Bist du sicher?“, fragte der Blonde besorgt.

„Ich habe dich so weit gebracht, da ... kann ich dich ja wohl jetzt nicht hängen lassen.“

Joey beugte sich etwas zur Seite und beobachtete, wie sie die eisige Küste überflogen, vorbei an Hügeln und Bergen aus Schnee und Eis und weiter ins Landesinnere eindrangen. Dabei entging ihm nicht, dass jeder Flügelschlag, den Aios tat, schwächer war als der vorherige. Ein Keuchen drang aus dem Maul des Drachen.

„Aios?“

„Dort ... vorne“, schnaufte er und deutete auf etwas, das wie eine bizarre Formation von umgedrehten Eiszapfen aussah, „da liegt Pegasus’ Schloss.“

Sie wurden langsamer, verloren an Höhe. Der Boden kam näher und näher.

„Ich ... ich kann nicht mehr.“ Aios hatte Mühe, die Landung abzufedern, damit Joey nicht zu sehr durchgerüttelt wurde. „Es tut mir leid, Kleiner. Ich wollte dich doch ... bis zum Schloss bringen, aber ... seine Macht ist hier zu stark für mich. Näher kann ich nicht heran.“

„Aber du hast mir damit sehr weitergeholfen“, antwortete er und schlang zum Dank die Arme um den Hals des Drachen, bevor er von seinem Rücken glitt und auf dem von Eis bedeckten Boden landete. „Den Rest schaffe ich allein, ruh dich aus, mein Freund, und vielen Dank für alles.“

Joey schulterte seinen Rucksack und machte sich, den Blick fest auf den Palast seines Gegners gerichtet, auf den Weg.

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  trinithy
2009-10-16T15:22:34+00:00 16.10.2009 17:22
ach ja, stimmt ja Aios war ja der Drache...nachdem ich beim letzten Kapi so auf deM Schlauch gestanden habe.

Ich mag Pegasuss, auch wenn ich ihn nicht mögen sollte, weil er Seto gefanegn hällt^^

*joey anfeuer*
Jetzt musst du dich beeilen^^

Ach ja, dir ist am Ende glaub ich ein kleiner Formatierungsfehler untergekommen, fast die ganzen beiden letzten Abschnitte sind komplett kursiv geschrieben^^
Oder ist das gewollt?
Von:  night-blue-dragon
2009-10-12T10:33:21+00:00 12.10.2009 12:33
Huhu^^

du hattest mir nicht zuviel versprochen. Kaiba ist eifersüchtig und wie... *freu*
Er flüchtet aus dem Studio damit nicht noch ein Unglück geschieht.^^
Lieb gemeint von ihm, aber er ist zu früh gegangen, die entscheidenden Szenen hat er nicht mitgekriegt. Ich vermute mal, das er Katsuya das noch vorwerfen wird... so nach dem Motto 'Du lässt dich wohl von jedem angrabschen'
Mal sehen wie es mit den Beiden noch wird. *grins*

Wer hätte das gedacht, eine brennende Jurte rettet Joeys Unschuld. *lol*
Und schon kommt er noch fehlende weiße Drache zum Einsatz. *freu*
Er muss eine sehr beeindruckende Erscheinung sein. Gut das er und Joey Freunde sind. Bakura kommt zu spät und muss eine sehr bittere Medizin schlucken... der (fast) König der Diebe wird bestohlen. Hahahah. Das er das nicht zulassen will ist klar, doch Joey setzt sich endlich durch und lässt sich nicht mehr aufhalten. *gut so Joey*
Aios fliegt so schnell er kann, er kann Joey bis fast an den Palast bringen, dann versagen ihm die Kräfte. Aber er gibt dem Blonden noch eine Hilfe und eine Erkenntnis mit auf den Weg.
Die Zeit wird nun wirklich knapp, Seto hat den Spiegel fast fertig... nur noch ein winzig kleines Stück fehlt noch... er selbst.
Es ist jetzt so spannend... Stimmt Seto dem letzten Kuss von Pegasus zu? Kommt Joey noch rechtzeitig um das zu verhindern?

Wie dumm, das ich jetzt zur Arbeit muss. *seufz*
Aber ich habe meinen Rückstand ein wenig aufgeholt. *grins*

Wir sehen uns beim nächsten Kap wieder
bye night-blue
Von:  mu_chan
2009-10-07T20:36:36+00:00 07.10.2009 22:36
tolles kapitel!!!
ui...ein eifersüchtiger seto-chan!!!!
ik find dit jut!!!

gott hoffentlich kommt joey rechtzeitig!!!
seto und pegasus sollen sich nich küssen!!!
*in protest geh*>.<

lauf jeoy lauf!!!!
die idee mit dem drachen find ik ja knuffig!!!
freu mich schon wenn es weiter geht!!!
lg mu_chan

Von:  Rin_Sui
2009-10-07T19:15:26+00:00 07.10.2009 21:15
uiuiui, ein eifersüchtiger seto der eine bestimmte person am liebsten töten möchte ^^° bakura, versteck dich!! xD
joey hatte echt glück, dass ne jute zum brennen anfing xD

ich war total baff, das aoi ein drache ist! ich stell ihn mir sooo schön vor, das war ne klasse idee ;) und vorallem als transportmittel hat er joey jetzt sehr geholfen!

>w< ich bin ja sowas von neugierig, wie sich seto entscheidet (wegam kuss) und ob er joey wiedererkennt!!
... hab ichs eh richtig verstanden, dass seto bei dem eisfürsten seine erinnerungen verloren hat? *nicht mehr sicher bin*
auf jeden fall ist er das letzte stück des spiegels und bin mal gespannt, wie pegasus sich den splitter holt...
wehe du tust seto sehr weh *eisfürst böse anfunkel*

insgesamt wars wieder ein tolles kapi, und (ja, ich wiederhole mich xD)mit schöner musik ;) auch bei dem teil (2) fand ich die hintergrundmusik sehr passend ^^

noch eine frage: es geht ja jetzt schon so richtung finale... heißt das, dass man langsam mit nem ende der geschichte rechnen muss? hoffentlich nicht... das wär vieeel zu schade T.T
naja, jetzt warte ich mal voller spannung aufs nächste kapi!!! *freu*

Glg, rin-chan <3

Von:  Rani
2009-10-07T05:54:51+00:00 07.10.2009 07:54
Langsam rückt das Finale immer dichter ich finde die Einfersucht von Seto sehr gut, ja ja da kriegt er mal mit wie viel ihm Joey bedeutet^^ Ich freue mich schon auf das nächste Kap und bin schon sehr gespannt

lg
Von:  Favole
2009-10-06T22:29:31+00:00 07.10.2009 00:29
Klasse Szene XD
Wäre ich Seto, hätte ich längst die finger von ihm gebrochen XD
mal wieder ein tolles Kapitel

Freue mich schon auf Freitag

lg,
Favole
Von:  SMC_Smoker
2009-10-06T18:34:56+00:00 06.10.2009 20:34
Hallo!!!
*mit tablett rein kommt*
Ich hab wie versprochen Kakao dabei^^
*tablett abstell*
Und kaffee, für die, die das lieber mögen^^

ach ist das süß, als seto eifersüchtig wird^^
*grins*
muss aber auch fies sein, das zu sehen....

*joey fähnchen schwenk*
los, das schafftst du!!!
*cheerleader dance mach*
ich glaub an dich, joey!!!

wie seto das wohl mit dem spiegel macht?
obwohl, wäre besser er würde den unvollendet lassen....
hmmm...

nja.
liebe grüße an euch alle
fühlt euch von mir geknuddelt
wibi^^
Von:  Shanti
2009-10-06T14:22:51+00:00 06.10.2009 16:22
hi hi

lossssssssssssss joey beeile dich losssssssssssssssssss. boah geil seto is voll eifersüchtig hahahahahahah. wer hätte das gedacht xDDDD. ich liebe die ff erlich. bitte schreib schnell weiter. bis zum nächsten kappi.

lg

shanti
Von:  MaiRaike
2009-10-06T12:06:36+00:00 06.10.2009 14:06
Seto ist eifersüchtig!!!!
Juhu!

Klasse Szene ;)

Und wie immer ein tolles Kapitel.
Nur Abschnitt (2) war irgendwie ein bisschen zu kurz für ein eigenes Musikstück.


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