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Meine/seine besondere Einladung

von

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Besonders

Eigentlich bin ich es gewohnt, allein zu sein.

Mein bester Freund ist seit kurzem verheiratet, und so sehr ich mich für ihn freue (und das tue ich wirklich), dass er eine so wundervolle Frau gefunden hat (ich liebe Carla aus tiefstem Herzen), tut es doch irgendwo weh.

Es tut weh, dass ich nicht so eine Beziehung eingehen kann. Weder romantisch, noch sonst auf eine andere Art. Turk ist meine Familie – mein Dad war es nie, und ist sowieso vor kurzem gestorben, meine Mum schert sich kaum um mich und Dan... nun ja, Dan ist Dan.

Elliot hat einen Freund nach dem anderen und irgendwie macht mir das auch nicht viel aus – ich empfinde nichts für sie, habe dann und wann selbst einmal eine Bettgeschichte. Doch irgendwie... kann sie sich emotional immer an jemanden binden, egal, wie neurotisch oder seltsam sie auch ist.
 

Ich kann das nicht. Ich kann keinen Menschen, außer meinen besten Freund, nennen, an den ich mich emotional gebunden habe.

Im Grunde genommen bin ich allein.
 

Ich bin ein optimistischer Mensch und meistens macht mir deswegen dieser Umstand nichts aus – denn Freunde habe ich, Freunde, die mich lieben. Vielleicht mag das jetzt paradox zu meiner empfundenen Einsamkeit stehen, doch es stimmt. Bloß dass es nicht dieses besondere Band gibt, diese Konstante, ein einmaliges Gefühl, dass mich mit diesem Menschen verbindet.
 

Die Freundschaft zu Turk ist schon einmalig, aber Turk... ist wie schon gesagt Familie. Das soll so sein, das war schon immer so, und dafür bin ich Turk mehr als dankbar. Aber Turk hat neben mir noch etwas anderes, mindestens genauso wichtiges... und ich habe nichts.
 

Gestern war ein strahlender Sonnentag, wir hatten zufällig zur gleichen Zeit alle frei, also sind Elliot, Turk, Carla und ich an den Strand gefahren. Es war ein großartiger Tag, wir haben uns super amüsiert.

Heute ist der Himmel wolkenverhangen, es ist kühl, ich habe mir gestern im noch kalten Meerwasser einen Schnupfen zugezogen, alle anderen sind in der Arbeit, nur ich habe noch frei und liege im Bett, denke wie immer zu viel nach. Nur an solchen Tagen kommt dieses Gefühl der Einsamkeit, die Angst, dass ich es nicht mehr loswerde.
 

Schleppend stehe ich auf, rasiere mich (schneide mich natürlich wie immer) und putze mir die Zähne, ohne jeglichen Schimmer, was ich mit diesem Tag anfangen soll.

Aus Langeweile ziehe ich Rowdy heimlich einen von Carlas BHs an, lache kurz, lege ihn dann aber schnell wieder zurück (so sehr ich sie auch liebe, manchmal habe ich Angst vor Carla).

Ich weiß nicht, was ich machen soll, also ziehe ich mir meine Jacke an (es ist wirklich um einiges kälter als gestern), nehme eine Kopfschmerztablette und gehe raus, spazieren.
 

Das Nieseln macht mir nichts aus, es passt zu meiner Stimmung. Würde heute die Sonne scheinen, müsste ich mich den ganzen Tag zu Hause verkriechen, also bin ich sogar ganz dankbar für dieses Wetter. Tief vergrabe ich meine Hände in den Jackentaschen, ziehe mir die Kapuze ins Gesicht (kurz schießt mir die Vorstellung, wie ich als Gangster-Rapper aussehen würde, durch den Kopf und ein leichtes Lächeln huscht mir über die Lippen – ich bin kein Mensch für ewige Traurigkeit) und stapfe durch die Straßen, in denen sich die Leute tummeln, um ihre Einkäufe zu erledigen. Meine Laune bessert sich. Ein wenig.
 

Mir fällt ein, dass vorgestern ein Brett aus unseren Bücherregal durchgebrochen ist und so mache ich mich auf den Weg in das nächste Möbelgeschäft, um schon mal ein bisschen nach den Preisen zu schauen – ohne Carla geht beim Möbelkauf zwar gar nichts, aber ich habe ja sowieso nichts zu tun.

Ich mag Möbelgeschäfte – als ich meine Kapuze abziehe und mir die Feuchtigkeit aus meinem Haar schüttele (ein bisschen panisch denke ich darüber nach, wie schrecklich es jetzt nach der Kapuze aussehen muss, und der Gedanke an eine neue Erfindung, die die Frisur auch unter einer Kapuze hält, stiehlt sich in meine Tagträume), höre ich sofort kleine Kinder im Spieleparadies, daneben rieche ich den Duft schwedischer Hackbällchen aus dem Restaurant, das irgendwie immer in diesen Möbelgeschäften zum Platzen voll zu sein scheint...

...und höre ein mir allzu vertrautes Pfeifen. Ich tue es als Tagtraum ab, weil ich es immer zu hören glaube, wenn ich ziellos nach Hilfe suchend irgendwo umherirre und will schon in den eigentlichen Verkaufsbereichs des Ladens gehen, da höre ich auch die Stimme, die zu dem Pfeifen gehört: „Hey, Carol!“
 

Nein, nein, nein, nein, denke ich, freudig aufgeregt, als ich mich umdrehe und Dr. Cox hinter mir steht – ich habe es mir schon so oft vorgestellt, ihn im privaten Leben zu treffen, was unglaublich selten passiert. Und das noch in einem Moment, in dem ich ihn wirklich brauche.
 

Als vor kurzem mein Vater verstarb, war Dr. Cox wirklich für mich da. Es tut mir Leid, dass ich ihm nicht geglaubt habe, als er mich umarmen wollte, und dass er trotzdem noch mit Dan so rührend für mich da war. Und dann noch seine Worte: „Ich bin stolz auf dich.“
 

„Hey, steh da nicht so tagträumend herum, Flachzange, sondern komm her und hilf mir.“

Erst jetzt bemerke ich, dass Perry sich mit einigen Kartons herumschlägt, die er anscheinend in sein Auto transportieren will.

„Hallo, Dr. Cox!“, rufe ich und hole mir sofort einen Karton. „Was ist das?“

Genervt hebt mein Mentor (obwohl er dies nie zugeben würde) eine Augenbraue. „Kannst du nicht lesen, Priscilla? Ein Kinderbett. Jack wird langsam zu groß für seines.“
 

Während ich Dr. Cox beim Tragen helfe („Eigentlich brauche ich deine Hilfe ja doch nicht, aber wo du schon mal hier bist, kannst du auch mit deinen ärmlichen Hühnerflügeln ein bisschen was tun und dir vorstellen, du wärst ein kleiner Junge und nicht das kleine Mädchen, das du bist.“), kommt mir der Gedanke, dass er, der für mich so etwas wichtiges und besonderes ist, mich nie als so etwas betrachten wird. Er hat Jordan, Jack, und er achtet mich doch sowieso nicht.

Ich habe ja, nachdem er nach meines Vaters Tod bei mir war, gehofft, dass wir das wiederholen können. Uns ein Spiel zusammen ansehen, oder irgendwas anderes machen können. Doch mich getraut, ihn danach zu fragen, habe ich nicht. Und genauso wenig hat er mir etwas angeboten.

Also war's doch nur Mitleid.

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Normalerweise führt Flachzange dieses dümmliche Grinsen doch 24/7 spazieren. Okay, während der Trauer um seinen Dad hat er mal 'ne kleine Pause damit gemacht, doch danach war wieder alles in Ordnung.

Ich habe eigentlich erwartet, dass er mich, nachdem ich bei ihm war, mit ihm sogar ein verdammtes Bier getrunken und ihn ein bisschen aufgebaut habe, während wir das Spiel angesehen haben (weiß der Teufel, warum ich mich habe dazu hinreißen lassen), mit Einladungen und Fragen, nach irgendwelchen freizeitlichen Aktivitäten bombardieren würde. Es blieb aus.
 

Trotzdem hätte ich gedacht, dass seine Augen wie immer glänzen und funkeln würden, wie sie es immer tun, wenn wir uns zufällig begegnen. Taten sie gerade auch ein bisschen, doch jetzt ist sein Blick stumpf und leer.

Irgendetwas ist mit ihm los. Und ich glaube nicht, dass es noch etwas mit dem Tod seines Vaters zu tun hat.
 

Jordan ist mit Jack bei ihrer Familie und hat mir den dämlichen Auftrag, ein Kinderbett zu kaufen und aufzustellen, hinterlassen, also... also was, Perry?

Warum kannst du diesen Jungen nicht einmal ein bisschen traurig schauen lassen, und deines Weges gehen? Er nervt dich doch eh nur halb zu Tode.

Und trotzdem – wenn Flachzange wüsste, dass ich so denke, würde ich ihn, glaube ich, umbringen müssen – kann ich diesen Ausdruck auf seinem Gesicht nicht ertragen.

Innerlich windet sich alles in mir bei diesen Gedanken, doch...

…JD ist etwas besonderes.

_____
 

„Äh... danke... dass du mir beim... Tragen... geholfen hast... nicht, dass du eine große Hilfe gewesen bist, aber... willst-du-noch-einen-Kaffe-trinken-gehen?“

Ich traue meinen Ohren kaum, als ich das höre. Dr. Cox schaut gequält zur Seite, wohl wissend, dass mein Blick, den ich nun erfurchts- und hoffnungsvoll zu ihm hochwerfe, Funken sprüht.

Seine letzten Worte – seine Einladung an mich – waren so schnell gesprochen, dass es fast ein Wort war, und doch konnte ich mit beängstigender Klarheit hören, was er gesagt hat.
 

Da ist er. Der Moment, auf den ich gewartet habe.

So wie der, als er mich umarmen wollte.

Doch dieses Mal mache ich es nicht kaputt. „Ja, gern!“, kommt einigermaßen gefasst aus meinem Mund.
 

Grinsend denke ich daran, was Carla mir mal erzählt hat – dass Perry nie etwas privat mit jemandem unternommen hat, der mal einer seiner Assistenzärzte gewesen ist.

Also, das ist doch... besonders, oder?
 

Draußen ist der Boden nass, doch einige Sonnenstrahlen, die es schaffen, durch die dicke Wolkendecke durchzubrechen, spiegeln sich darin und irgendwie sieht die Welt aus, als würde sie glitzern und strahlen.

Die ganze Autofahrt lang (ich durfte sogar vorn sitzen!) habe ich es geschafft, still zu sein und nur ein ganz wenig herumzuzappeln, während Dr. Cox, jetzt schon genervt, versuchte, sich bei meinem Gezappel (okay, vielleicht ist das Wort „wenig“ relativ) auf die Straße zu konzentrieren.

Doch als wir aus dem Auto steigen, kann ich nicht anders, als von einem Ohr zum anderen zu grinsen und zu rufen: „Ich gehe mit meinem Mentor außerhalb der Arbeit einen Kaffee trinken!“

_____
 

Er grinst wieder, und irgendwie fällt mir ein Stein vom Herzen und ich könnte wegen meiner Verweichlichkeit kotzen.

„Oh mein Gott, Rotkäppchen“ (keine Ahnung, warum er seine Kapuze wieder aufhat, wahrscheinlich denkt er, er wäre ein Gangster-Rapper oder so ein Blödsinn) „wie oft denn noch? Ich. Bin. Nicht. Dein. Verdammter. Mentor. Und wenn so ein Satz heute noch einmal kommt, dann steck ich dich morgen in der Arbeit in ein verdammtes Tutu und melde dich in der Ballettschule an, in der meine Ex-Frau Godzilla meinen Sohn gesteckt hat, damit er schwul wird, doch sii-hii-cherlich ist das dann nicht einmal eine Bestrafung für dich.“ Mein Porsche (in den wir irgendwie das Kinderbett gequetscht haben, Flachzange spielt bestimmt oft Tetris auf seinem pinken Gameboy) erzittert, als ich die Tür zuknalle.

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Und doch wissen wir beide, dass wir eine besondere Beziehung haben. Er/ich ist/bin der Mentor und ich/er bin/ist der Schützling. Sein/mein Schützling.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Legoory
2012-08-17T22:50:05+00:00 18.08.2012 00:50
Die Predigt war schon perfekte Cox-Manier xD
sehr beeindruckend geschrieben und sehr überzeugend wiedergegeben.
Hat Spaß gemacht zu lesen ^^
Von:  Souffrances
2009-08-24T09:54:04+00:00 24.08.2009 11:54
genial :D
woah cox lange rede war gut getroffen xD echt cox like!
und JD wird wieder glücklicher *-* yay so gefällt er mir! usner kleiner sonnenschein <33

ich bin schons ehr gespannt wies weiter geht OO
Xoc/JD are sow cuuute >w<!
Von: abgemeldet
2009-08-22T10:30:07+00:00 22.08.2009 12:30
*__* Du schreibst auch Scrubs-FanFics?! I love u~ x3
hätt ich gar nicht entdeckt, wenn ich nicht seit ein paar Tagen wieder in ner totalen Scrubs-Phase stecken würde XD
Moar~ Cox is so tollig XD
echt schön geschrieben - du hast es drauf, ey ^_________^


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