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Licht und Dunkelheit

Teil 6 des Detektiv Conan-Noir Crossovers
von

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Hügelbilder

Hallo liebe Leser,
 

und willkommen zurück auf Schloss Kunieda. Zuvor natürlich nochmal ein großes Danke schön an die auch im neuen Jahr fleißigen Kommi-Schreiber. ^^

Es sei gesagt, dass Conan noch einiges zu schlussfolgern hat, um auf den eigentlichen Kern der Dinge zu stoßen. Wie schon von Kirika und Ai angedeutet, bisher hat er die 'leichte' Kost an Erkenntnissen zu Tage gefördert. ;-)
 

Und nun wird es auch im Fall um den verschwundenen Künstler vorwärts gehen, versprochen. Es kann natürlich immer noch mitgeraten werden, denn so viel hat Heiji auch noch nicht heraus gefunden, also schön Acht geben. ^.~
 

Viel mehr kann ich im Moment gar nicht dazu sagen, außer... auch nochmal ein ganz herzliches Danke schön an die künstlerische Fachunterstützung für Fragen zu den Herren Schlossbewohnern und ihren Arbeiten. An dieser Stelle war das durchaus nicht unnötig. ^////^
 

Bis nächste Woche.

LG, Diracdet
 


 

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Kapitel 15: Hügelbilder
 

„Wieso?“ Mit unerhörter Ruhe unterbrach Ran die Gedanken der Detektive. Ruhe, die fast schon gespenstisch war und alle dazu brachte, in Richtung des Künstlers vor ihnen zu starren, ob er denn auch nichts davon mitbekommen hatte. Herr Hino schritt völlig regungslos, einem Zombie gleich, Stufe um Stufe in einer Gemächlichkeit ab, als sei er eher 74 als 24 Jahre. Hatte er ihren Ausruf gehört, so ignorierte er ihn, oder aber war ein mehr als überzeugender Schauspieler; jedenfalls reagierte er nicht, sondern ging einfach weiter.

„Wieso was?“

„Wieso ihr aus dem Nichtvorhandensein von Herrn Tashijas Laptop schließt, dass er getötet wurde, Heiji?“ Wie beim ersten Mal... es war kein skeptisches 'wieso', im Gegenteil, die Ruhe deutete an, dass Ran sehr wohl glaubte, wenn ihr Vater und Heiji einer Meinung in einem Fall waren, diese Meinung bereits genug Rechtfertigung erhielt. Es war reine Neugier, die sie trieb, der Wunsch zu verstehen, was diesen Fall antreibt. Man konnte nicht über sie sagen, dass sie es ablehnte, sich mit den Kriminalfällen ihres Vaters zu beschäftigen, aber dennoch war diese strenge Neugier ungewöhnlich, bedenklich, das wussten beide, er und Kazuha. Nur ließe sich daran im Moment nichts ändern.

„Es ist ein Stück weit umgekehrte Psychologie, die uns da vorgespielt wird, von Opfer, wie Täter.

Normalerweise würde die Polizei, wie es Takagi erläuterte, folgende Argumentation wählen. Der Künstler ist verschwunden, hat keinerlei Spuren hinterlassen, und ließ nahezu alles zurück. Das ließe die Optionen offen, dass ihm jemand etwas antat, oder eben, er ist abgehauen. Wäre der Computer da geblieben, hätte er alles, im wahrsten Sinne des Wortes stehen und liegen gelassen. Das würde die Polizei skeptisch machen, zumal so ein Laptop nicht billig ist, gerade für einen Künstler, und weil er ja viele Zwecke erfüllt. Außerdem ist er leicht zu transportieren, auch in einem Rucksack oder so. dazu die verschwundenen Schuhe, das fügte sich in das Bild des Mannes, der vor seiner Arbeit floh.

Nun aber muss man bedenken, was wir über das Opfer wissen und insbesondere zwei Dinge.“

Heiji setzte kurz ab und überließ seinem Kollegen das Wort.

„Erstens, er ist Künstler, und ohne den Herren zu sehr auf den Schlips zu treten, sie haben alle so ihren Spleen. Und der andere ist, dass wir einen nicht ganz normalen Künstler hier haben, sondern Atsushiro Tashija, dem das seltene Glück zu Teil wurde, nicht unbedingt unter Geldmangel zu leiden.“

„Verstehe...“, flüsterte Kazuha nachdenklich.

„Es geht darum, dass er, wenn er einen Schnitt gemacht hätte und alles hierließ, dann hätte er nach Möglichkeit auch den Laptop dagelassen. Das wäre in den meisten Fällen noch eher eine teure Angelegenheit, die sich die Künstler vielleicht nicht leisten könnten, er aber schon.“

„Hm... aber das ist doch mehr suggeriert, oder? Ich meine, OK, das Argument ist klar, aber wenn er den Laptop einfach noch benutzen wollte, für was anderes eben gegebenenfalls? So genau kennt ihr diesen Herrn schließlich gar nicht. Selbst wenn es ihm finanziell nichts ausmachen sollte, sprechen alle anderen Argumente doch...“

Mit schüttelndem Kopf widersprach ihr Heiji stumm.

„Du hast doch Herrn Hino gehört. Der Laptop diente praktisch nur der Arbeit, Herr Tashija hat ihn sonst nicht genutzt. Für ihn muss dieser Computer, wenn er sich von seiner bisherigen Tätigkeit lösen wollte, wie ein Mahnmal vorkommen, wie das Zeichen seines Versagens, seines Fehlers in seinem Leben. Für einen Künstler kann ich mir das als kaum tragbare Denkweise vorstellen. Wenn er Schluss gemacht hätte, hätte er niemals diesen Laptop mitgenommen.“

„Ja, aber vielleicht wollte er ihn dann einfach radikal zerstören, wenn es ihm so ein Dorn im Auge war. Künstler vernichten auch ihre eigenen Bilder, wenn sie ihnen nicht mehr gefallen und die Daten darauf waren doch wohl dieses Symbol der schlechten Werke, wie du es eben beschrieben hast.“

Diesmal konterte Ran, um von ihrem Vater aufgeklärt zu werden.

„Dann hätte er ihn auch formatieren können und den anderen Künstlern einen leeren Laptop hier überlassen. Das wäre nicht nur ein schönes Geschenk, sondern hätte auch jedweden Gedanken an ein unnatürliches Verschwinden ausradiert.“

„Und wenn er nicht wüsste, wie man Festplatten formatiert?“

„Herr Hino sagte doch, fast nur zur Arbeit, aber auch für E-Mails. Also hatte er Internetverbindung. Und damit auch Zugriff auf Millionen Seiten, die ihm sagen, wie man eine Festplatte ordentlich formatiert. Und ganz unbelesen war er sicher auch nicht, wenn er es für die Arbeit nutzte, sprich, seine Bilder vom Hügel mit vermutlich höheren Programmen bearbeitete.“

„Na schön, also er hatte keinen Grund, ihn mitzunehmen, warum ist der Laptop dann weg? War da doch was gefährliches für den Täter drauf? Das hätte er doch dann, genau wie Herr Tashija formatieren können. Die Internetverbindung lässt da doch alle Möglichkeiten offen.“ Auch Inspektor Takagi mischte sich nun von der Seite ein. Nun antwortete wieder Heiji.

„Tja... wenn der Laptop passwortgeschützt war, ist es unmöglich die Daten zu formatieren und die Polizei hätte sowas ja geknackt, wenn der Verdacht für ein Gewaltverbrechen vorliegt.... zumindest könnte der Täter befürchtet haben, dass etwas, wie eine Nachricht oder so darauf ist, die ihn enttarnt. Etwas, das Herr Tashija womöglich als Sicherheit hinterlassen hatte... es scheint ja irgendwie... als ahnte er was, was passieren würde... oder könnte.

Der Täter hat dann die Gedanken der Polizei durchgesponnen und nur den Laptop selbst, nichts weiter verschwinden lassen, damit Sie den Fall abhaken.“

„Moment, meintest du nicht eben, dass genau das für das Opfer ja gerade die falsche Schlussfolgerung ist? Wie sollte denn der Täter antizipiert haben, dass die Polizei falsch die Psyche des Opfers analysiert? Immerhin worden alle drei Künstler nach ihm befragt und hätten diesen Aspekt anbringen können!“

„Gar nicht. Der Täter schien etwas in Eile gehandelt zu haben und seine Notwendigkeit – den Laptop verschwinden zu lassen – nur halbherzig mit den Folgen abgewogen zu haben. Er hat im Sinne eines Künstlers gehandelt, nicht im Sinne dieses Künstlers. Insofern... fast so was wie umgekehrte Psychologie.“ Grinsend quittierte der Detektiv aus Osaka seine Ausführungen, nur um von Takagi mit einem Mal auf den Boden der Tatsachen zurück geholt zu werden.

„Ach, ich weiß. Du meinst, wenn das Opfer weiß, was der Täter denkt, dass das Opfer weiß und das gegen ihn einsetzt... wenn auch hier nur indirekt, da es vermutlich erst nach dem Tod von Herrn Tashija erfolgte...“ Das Raunen, welches die Runde nun machte, erreichte auch den lebenden Künstler, der gerade das Ende der Treppen erreichte und sich verwundert umdrehte zur Gruppe, die seit einiger Zeit bei der halben Höhe stehen geblieben war.

„Äh... wo bleiben Sie denn?“

„Oh, keine Sorge, Herr Hino, wir kommen sofort, wir waren nur in Gedanken versunken.“ Mit diesen Worten wimmelte Heiji den Künstler ab und blickte sofort wieder zurück zum Polizisten.

„Woher... das klang eben mehr, wie aus einem Kriminalroman, als aus einem Fachbuch für Beamte über Psychologie.“

„Das... nun ja... ach, das hat mir Conan neulich erzählt.“ Er kratzte sich, wie immer, wenn er nicht genau weiter wusste, verlegen am Hinterkopf, wandte sich an Ran.

„Damals in dem Studentenwohnheim, bei den Physikern. Da meinte er, das sei wie eine Kette bei der niemand weiß, wann sie eigentlich endet und wer am letzten Hebel sitzt.

Was, wenn der Täter glaubt zu wissen, was das Opfer denkt zu wissen über den Täter, was dieser glaubt, das Opfer wüsste... und was wenn das auch das Opfer noch weiß und bedenkt...“

Kazuha und Kogoro starrten nur noch verwirrt drein und auch Ran brauchte eine Weile, um den Zusammenhang zu dem Fall zu finden.

„Ähm.. ach Sie meinen das mit der Sterbenachricht. Stimmt, da alle Verdächtigen Physiker waren, musste das Opfer nicht nur bedenken, dass der Täter alles andere als dumm ist und eine einfache Nachricht sofort durchschauen würde, sondern auch, dass ein Physikrätsel draus zu machen, alles andere als sinnvoll wäre, da dieser darin erfahren ist. Und zum krönenden Abschluss hat er auch noch bedacht, was der Täter in seiner Verzweiflung und Unwissenheit an der Nachricht ändern würde, und hat es so gemacht, dass diese Änderung durchschaut werden konnte und der Fall immer noch eindeutig von Sonoko und Mamoru gelöst werden konnte...“

Sie verfiel bei dem Namen Mamoru unweigerlich wieder in Erinnerungen an das Ende dieses Abends, diese merkwürdige Zusammenkunft zwischen ihm, ihr und Conan. Dieses Gespräch, das für sie nicht wirklich erfassbar war, wo Begriffe fielen, die ihr nichts sagten und bedrohlich auf sie einwirkten. 'Die Jungfrauen mit den schwarzen Händen' zum Beispiel. Und dann war da noch die Sache mit dem Tower von London, an der sie immer noch zu knabbern hatte. Es musste für Mamoru direkt peinlich sein, mit anzusehen, wie hilflos sie dieser Assoziation gegenüberstand. Ihr Kopf gab unweigerlich der Gravitation ein Stück nach, während sie vor sich hin sprach.

„Sowas... sowas hat also Conan mit Ihnen besprochen?“ Ihr kam der gleiche Gedanke, der Heiji ebenso schockte. Ja, das war einfach zu viel. Takagi konnte an Conans schlaue Einfälle gewöhnt sein, möglich, sie respektieren und ihn auch immer wieder anhören. Aber so eine Argumentation zunächst anzubringen und diese sich dann auch noch sich als richtig erweisen lassen... nein, das würde er nicht hinnehmen und das würde sich Shinichi auch nicht trauen als Conan... nicht so.

Ergo: 'Er weiß es! Er weiß über Conans Geheimnis Bescheid! Wie? Warum?'
 

Langsam begann sich der Trupp zu bewegen, als Kazuha und Kogoro, die dieser Aussage nicht viel entnehmen konnten, die nächsten Stufen nahmen, auch um Hino nicht länger warten und womöglich stutzig werden zu lassen. Ran und Takagi wurden unwiderruflich dabei mitgetrieben und nur Heiji blieb zurück. Ihn hatte noch eine Erkenntnis getroffen.

'Was wenn es... wirklich so war, wie in diesem anderen Fall, dass das Opfer mit dachte?

Dann würde das bedeuten, das war vielleicht eine Finte für den Täter... aber mit welchem Ziel? Hm... dann ergäbe die Sache mit dem Buch einen Sinn... Außer dass unter diesem verflixten Teppich doch nichts war! Verdammt, die Polizei, Mori, Kudo und ich, wir können's doch nicht alle übersehen haben, wenn da was ist.'

Er atmete einmal tief durch, blickte hoch durch das Treppenhaus, an die immer noch entfernt wirkende oberste Decke des Schlosses.

'Es bedeutet noch etwas. Wahrscheinlich ging es nicht um Geld, zumindest nicht um Herrn Tashijas... nein, dieses Schloss birgt offenbar ein weitaus größeres Geheimnis, das sich mit diesem Geld gar nicht aufwiegen ließe. Eines, für das nicht im Affekt, sondern aus Überzeugung getötet wurde.'
 

Noch während er die letzten Stufen nahm, überkam Heiji das unbestimmte Gefühl, in einem ganz anderen Gebäude anzukommen, sinnbildlich in einem Möbelfachgeschäft, das gerade hier seine besten Stücke zur Schau stellte. Der gesamte Flurbereich um die vier Türen war ausgekleidet mit Schränken, und zwar jeweils ein anderer Stil. Neben einem hellen Eichenholzregal im modernen europäischen Stil wölbte sich ein üppiger Kleiderschrank aus japanischer Kiefer, zwei Meter daneben wiederum ein Möbelstück aus dem Biedermeier, das entfernt an eine überdimensionierte Kleidertruhe erinnerte, in die man die Sachen nur legen, nicht hängen konnte. Gefüllt war keines dieser Möbel scheinbar, außer mit den einigen wenigen Ordnern, aus denen Papiersammlungen, die allesamt sicher in ein einzelnes Regal gepasst hätten, quoll.

Auch die Tapeten an den Wänden dahinter waren in unterschiedlichsten Farben, Mustern, und auch teilweise ganz verschiedenen Materialien, wenn es keine einfachen Tapeten waren, gehalten. Davor breiteten sich mehrere unterschiedliche Teppiche auf einem Laminatboden aus, der in der Nähe der größeren Möbelstücke Spuren aufwies, als seien diese vielfach verrückt worden. Als wären hier alle möglichen Kombinationen von Inneneinrichtungen ausprobiert worden, wie eine Schablone verbunden, der kurzhaarige, weiße Teppich mit dem dunklen Biedermeier und der hellbraunen Täfelung an den Wänden soll als Beispiel zu dienen.

Die anderen Gäste waren schon an den Anblick gewöhnt, der mehr einem bunt zusammengschnittenen Sortiment Katalogbilder entspricht, Heiji und Kazuha aber staunten nicht schlecht, als sie sich alle Details der Reizüberflutung zu Gemüte führten.

„Was... ist das?“ Es war nur ein Flüstern, der sich ihrer Kehle entrang, aber laut genug, dass Ran es hörte.

„Nun ja, es ist nicht die Einrichtung von Herrn Tashija, wenn ihr das denkt, sondern...“

„Der Innenarchitekt, nicht wahr?“, unterbrach der Osaker sie kurzerhand.

„Subaru Moriya, um genau zu sein.“, begann Daijo Hino, während er sich zu einem der Möbel begab.

„Man hat es euch also schon erzählt? Vor Atsushiro wohnte Subaru in diesem Stockwerk, ein junger Designer und Innenarchitekt. Er kam auf dieses Schloss, weil es ihm die Atmosphäre gab, wie er meinte, sich über alle Einrichtungsstile, die es gab, gibt und noch nicht gibt, zu informieren und zu darüber zu experimentieren.“

„Dafür hat er jeweils ein Möbelstück, eine Wandverkleidung und einen Teppich gekauft aus verschiedenen Epochen und Richtungen und kombinierte sie hier nach Belieben? Aber wieso immer nur eins? Reicht das schon aus...“

„Es ist doch wie im Katalog, oder nicht? Nimm deine beiden Hände und begrenze deinen Blickwinkel auf den Bereich um mich zum Beispiel, dann hast du nur diese eine Kombination und genau dieser Eindruck genügt, die Stimmung, die diese vermittelt, aber auch die Stimmigkeit an sich zwischen den verschiedenen Gruppen, zu erfassen. Die übrigen Räume sehen kaum anders aus, auch wenn in ihnen sogar ein paar funktionale Möbel drin aufgebaut sind. zumindest gibt es ja mehr als acht Einrichtungsstile. Haha.“

Das Lachen zum Ende sollte vielleicht ernst gemeint sein, aber es wirkte gequält, müde, wie Herr Hino selbst.

„Und Herr Tashija hat das einfach so belassen? Hat ihn dieses viele Bunt nie gestört?“

Kazuhas stutziger Blick war nun nur noch tiefer geworden. Soll der junge Künstler in diesem Ragout aus Farben gewohnt haben? Ein sanftes Lächeln glitt über Hinos Gesicht.

„Er ist nunmal Naturkünstler. Gewissermaßen César Manriques Schüler, wie wir manchmal scherzhaft meinten. Und César Manrique wohnte nunmal zumindest seinen Lebensabend nicht mehr in einer normalen Wohnung, sondern...“

„In einem unterirdischen Lavaluftloch, welches er wie eine Art kleine Höhle in eine Wohnung verwandelte!“

„Genau, junge Dame. Viel hatte er sich sowieso nie aus weltlichen Gütern gemacht, aber seitdem er quasi die Hälfte von Lanzarote, die mit Lava bedeckt ist, zum Nationalpark machen konnte, war er auch ein wenig... eigen geworden, würde ich es nennen. Er sah, wie Pflanzen und Tiere anfingen, sich an das schwarze Gestein, welches alles überzog, zu gewöhnen. Zum Beispiel dessen Fähigkeit, den Morgentau in dieser trockenen Gegend zu speichern und langsam abzugeben, für ihren Wasserhaushalt zu nutzen begannen, wie sie in diesen Lufteinschlüssen, die sich bildeten, ihren Lebensraum fanden. Tja, und dann baute er sich, in dem festen Glauben, auch so leben zu können, seine letzte Wohnung.

Und Atsushiro war von dieser Einstellung regelrecht begeistert. Er ist sich zwar nicht zu schade, auch mal etwas mehr Geld auszugeben, für Ausrüstung, zum Beispiel bei seinem Notebook, das alles andere als billig war... aber er ist, solange ich ihn kenne, was Technik und menschliche 'Zivilisationsreliquien' angeht, stets bescheiden geblieben.

Ich bewundere das an ihm, ehrlich. Ich habe es erst später verstanden, aber der Grund, weshalb er so ablehnend zu meinem Bild mit dem Fisch damals war – da kannte ich ihn ja selbst kaum – war weniger, dass der Fisch sterben würde. Ihn störte viel mehr, dass es ein... moderner Tod war, eine Vergiftung an schweren Metallen, etwas, was ohnehin täglich passiert auf der ganzen Welt. So gesehen, war es vielleicht sogar realistisch, aber den Kreislauf des Lebens hat es nicht neu erschaffen, sondern nur künstlich beschleunigt. Das, was mein Bild erst möglich machte, war eine nicht notwendige Ergänzung in seinen Augen. Das, was César Manrique gerade verabscheute, und seinem treuen Schützling damit heilig wurde, auch zu verabscheuen.“

Während seiner langen Rede suchte der Fotograf in dem Regal, auf das er zugesteuert war, einen Ordner sowie ein paar der Zettel zusammen, ordnete sie Stück für Stück, ohne sich überhaupt umzudrehen.

Die Einrichtung erinnerte Heiji an eine Frage, die er längst schon stellen wollte.

„Sagen Sie... dieser Innenarchitekt, dieser Herr Moriya, der vor Herrn Tashija diese Etage bewohnte, ich hörte, der ist jetzt am arabischen Golf und richtet Luxushotels ein?“

Kurz unterbrach er seine Sortiererei, nicht zuletzt, weil ihn die Frage aus seinem Konzept brachte.

„Äh... ja, direkt in Dubai wohl soweit ich weiß; er hat das Schloss bei so einer Gelegenheit auch kurzerhand verlassen, gar nicht lange gefackelt. Hätte ich vielleicht auch an seiner Stelle. Klappt es dort wie er es sich vorstellte, dann wird er sich sein Lebtag lang nicht mehr vor Aufträgen retten können und seine Vorstellungen einer künstlerisch anspruchsvollen Wohnung werden dann auch sicher als diese anerkannt. Da hilft kaum etwas mehr als so ein exklusiver Job, der weltweit Beachtung findet. Er ist so gut wie ein gemachter Mann.“

„Aber hier ist nicht so sehr etwas aus ihm geworden?“ Erneut stockte der Künstler, sah hoch zur Decke, wurde leiser in der Stimme, unmerklich auch zittriger.

„Man hat dir gesagt, dass er sich oft mit Kunieda gestritten hatte, nehme ich an? Nun..., das ist wohl eine der wahrsten Aussagen, die es gibt, auch wenn ich ehrlich keine Ahnung habe, was da dauernd schief ging. Subaru hatte natürlich diese Etage, wo er im wesentlichen an seinen Design-Fähigkeiten arbeitete. Aber eigentlich wollte er hier aufs Schloss, um eine wirkliche künstlerische Herausforderung anzugehen, die eigentlich nur am Objekt selbst möglich ist; Das Restaurationshandwerk. Er wollte diesem Schloss den Charme vergangener Tage zurück geben, wie er es nannte. Restauration verlangt viel mehr als Design ab. Mehr, als alle architektonischen und Einrichtungsstile zu kennen, um ein Gebäude oder dessen Inneres zu rekonstruieren, es verlangt die Fähigkeit ab, sich selbst in eine Epoche in ihre Menschen hinein versetzen zu können und dann zu erkennen, worin sich solche Leute heimisch fühlten. Kurzum, man muss an jede Aufgabe in diesem Bereich ganz individuell ran gehen, etwas, was in der Kunst weniger üblich ist, als die meisten Leute, die damit nichts zu tun haben, meinen. Das heißt, für ihn hatte dieses Schloss einen praktischen Grund. Nur... dass Herr Kunieda nicht nur kein Interesse daran zu haben schien, dass sein Schloss neu im alten Glanz erstrahlte; er hat es ihm regelrecht ausgetrieben, bis Subaru schließlich entnervt aufgab, sich auf seine Design-Untersuchungen konzentrierte und sich um einen möglichst schnellen Auftrag bemühte, wegen dem er den hiesigen Ort wieder verlassen könnte. Und das entsprechende Glück hatte er dabei ja mit Dubai.“

„Merkwürdig ist das aber schon, finden Sie nicht? Herr Tomoko meinte doch vorhin, dass sich Herr Kunieda nicht so viel mehr aus dem Schloss mache, aber er hatte partout was dagegen, dass Herr Moriya etwas daran veränderte?“ Heijis Neugier war geweckt. Vielleicht war dieser absurde Gedanke von vorhin doch nicht so aus der Luft gegriffen. Das würde immerhin die Möglichkeit eröffnen, in diesem Fall einen Ansatz zu haben. Nur... worum es eigentlich ging, schien auch nicht klarer dadurch zu werden.

„Tja... wenn du mich fragst, hat Kunieda eine gewisse emotionale Bindung zu dem Gebäude, die er einfach nicht zugeben will. Es stimmt schon, was Katsui vorhin meinte, wenn man ihn direkt drauf anspricht, redet er von diesem Schloss nur in Zusammenhang mit den hier wohnenden Künstlern, er spricht gerne von einer 'privaten, freien Akademie'. Und er war wohl ewig nicht hier, zumindest meinten Katsui und Seijiro das. Ich habe ihn in den drei Jahren, die ich hier war, nie gesehen und das letzte, was Herr Kunieda von selbst an diesem Schloss gemacht hat, ist die Kellereinrichtung, die ist jetzt etwa 10 Jahre alt und bis auf kleine Veränderungen immer noch im Originalzustand. Damals kam er nicht nur selbst vorbei und hat alle Arbeiten begleitet, er hat das Schloss sogar dicht gemacht für die drei Monate Bau und Installationszeit und hat für die Künstler, die damals hier wohnten, eigene Ateliers angemietet. Also... irgendwie scheint er es schon sehr wichtig genommen zu haben, dass hier möglichst nichts unnötig verändert wurde. Wobei ich mich immer schon frage, warum er dann nicht woanders ein anderes altes Herrenhaus gekauft hat, wenn ihm dieses Schloss so viel bedeutet...“

„Hm... Moment mal, Sie sagten doch, Herr Tashija benutzte seinen Computer auch für E-Mails mit ehemaligen Kommilitonen. Die entsprechenden Kabelverbindungen müssen doch jünger als 10 Jahre sein, und W-Lan kann hier draußen auch schlecht empfangen werden, oder?“

Herr Hino setzte kurz ein Lächeln auf, richtete seinen linken Zeigefinger nach oben, während er den Detektiv eingehend musterte.

„Glaubs oder glaubs nicht, es ist eine besondere Form von W-Lan, aber kein richtiges. Herr Kunieda war der Überzeugung, Kabel zu verlegen durch den ganzen Wald wäre einfach zu extrem, zumal es als Eingriff in dieses Natursystem abzulehnen sei. Wohl ganz im Stile von Atsushiro und Manrique...

Und das Problem gabs ja vorher schon mit Telefon, respektive neuerdings Handys. Das wurde damals vor 10 Jahren zusammen mit den Entwicklungen im Keller vorgenommen. Strom war ja schon vor über 20 Jahren, als alles hier erstmals für Gäste eingerichtete wurde, ebenfalls verlegt, alles unter seiner Aufsicht. Aber nochmal wegen Internet solche Kabel zu verlegen, war ihm einfach zu viel. Dennoch hatte insbesondere Seijiro darauf gedrängt, weil dieses Medium auch für Künstler ja immer unersetzlicher wird.

Nun ja, einiges hin und her, Kunieda hat ne Weile überlegt und dann eine wie ich finde, absurde Lösung gewählt. Du hast doch sicher unten das Telefon gesehen, in der Haupthalle. Daneben steht ein zweites Gerät, ähnlich einer Box für W-Lan Empfang. Aber das Ausgangssignal kommt halt nicht aus einer Funkantenne, sondern, von einem Satellit.“

„Waah?“

„Ich sag ja, ich hielt das auch für einen Witz im ersten Moment, aber es schwebt tatsächlich ein geostationärer Satellit in der Umlaufbahn über diesem Schloss und sorgt, ähnlich wie frühere Telefonverbindungen, mit einem Sendesignal für die Internetdatenübertragung.“

Selbst Kogoro und Ran mussten einmal schlucken, zu dieser Frage kamen sie gestern gar nicht. Takagi hatte es die Woche zuvor mitbekommen, aber wie die anderen für einen schlechten Scherz gehalten, bis sich Herrn Yamamuras Warnung bestätigte.

„Ach ja, die Handynutzung funktioniert natürlich genauso und ist daher fast auf das Schloss begrenzt. Hier drinne und in einem Umkreis von ungefähr 200 Metern Radius kann man mit dem Handy ganz normal telefonieren, aber im Wald draußen ist kein Empfang. Insbesondere natürlich beim Hügel, wenn du da unbedingt nochmal hin willst.“

Heiji hörte diesen letzten Satz schon gar nicht mehr richtig, war vollkommen in sich versunken. Mit jedem neuen Gedanken verdichtete sich seine Vermutung von vorhin.

'Was soll dieser absurde Aufwand, warum einmal ja, einmal nein, warum hat er das Schloss zu diesem Wohnraum gemacht, warum hat er den Täter gedeckt, was hat Herr Tashija eigentlich entdeckt und was hat er mit der Entdeckung gemacht, warum musste er deswegen sterben, wenn...

Oder irre ich mich ganz? Aber warum dann...'

Die Warums erschlugen den jungen Mann förmlich, der zwar geradewegs nun durch die Dunkelheit der Fragen zu marschieren glaubte, aber absolut nirgends das Licht am Ende des Tunnels erblickte. Nur eines schien vollkommen klar. Der Fall war unheimlich tief und weitreichend. Je mehr er Ungereimtheiten aufzudecken meinte, desto mehr schienen neue aufzutauchen, ohne dass sich das gewünschte Muster ergab. Kunieda hatte was damit zu tun, scheinbar, Tashija wusste wohl auch mehr, als er offen zugab, und dann der Täter, der ein dritter sein konnte, oder auch einer der ersten beiden, und noch schien nicht mal sicher, dass der Verantwortliche hinter Conans Sturz der Täter aus dem ersten Fall, oder noch ein vierter war, aus einem ganz anderen Motiv.

Seine Gedanken suchten verzweifelt nach dem nicht vorhandenen Hinweis, dem ihm gereicht werden musste als...
 

„Hier, bitte sehr.“

„Was?“ Er schreckte aus seinen Gedanken auf, blickte in das freundlich naive Gesicht des Künstlers, der ihm einen schweren Ordner hinhielt.

„Die Fotos vom Hügel Tashija. Die wolltest du doch. Bis vor etwa einem Monat hat er sie auf seiner ganzen Etage verteilt, auf jedem Möbelstück, jedem Quadratzentimeter Fußboden und sonstiges. Das wurde uns irgendwann zu viel, da man schon Angst hatte, auf dem Papier auszurutschen, also haben wir ihm gesagt, er soll sie mal irgendwie ordnen. Seitdem hat er in jedem Zimmer einen solchen Ordner an Bildern angelegt und der liegt offen in einem Schrank, so dass er immer ran kann. Die Polizei hat letzte Woche wohl ne Stunde gebraucht, um alle Fotos zu sichten. Aber wenn du mich fragst, alles sehr sinnlos, die Fotos sehen fast alle gleich aus und jeder andere Ordner genauso wie diese.“

Heiji blickte verwundert zuerst Herrn Hino, dann das Fotoalbum an, das auf den ersten Blick nach rund 100 auf A4-Format Fotopapier ausgedruckte Bilder beinhaltete.

„Er hat die so offen liegen lassen, auch hier im Flur?“

„Ja, und wie gesagt, im Prinzip ist das alles, ich kenne die anderen Fotos, ich sollte ihm ja ab und zu mit dem Aussuchen guter Bilder Beziehungsweise eben einer ordentlichen Fotografie-Technik helfen.“

Vorsichtig blätterte sich Heiji durch das dicke Bilderduch.

'Das heißt... jeder konnte vorbei kommen, auch wenn er in seinem Zimmer war, und alle Bilder sehen, die er gemacht hat.

Und offenbar sollte das sogar jemand. Aber wieso? Wenn er jemandem sagen wollte, er wüsste Bescheid, würde das bedeuten, er würde diese Person erpressen wollen. Aber das macht doch keinen Sinn, wenn er derjenige mit Geld ist und die anderen eher daran zu knabbern haben. Oder wollte er Herrn Kunieda selbst erpressen? Mit irgendeinem Geheimnis dieses Schlosses. Und dieser hat dann einen der Künstler beauftragt, ihn umzubringen? Geht das denn überhaupt, von denen steht doch keiner so sehr in seiner Schuld, dass er für Kunieda töten würde, oder? Aber... nein, dann hätte Kunieda doch vom Hügel Bescheid gewusst. Oder war nun wieder Herrn Hinos Geschichte vom Treffen zwischen Tashija und Kunieda eine Lüge und er selbst der Verantwortliche. Ach verdammt, ich kriege noch die Krise!'

Alle Bilder zeigten tatsächlich einen übergroßen Hügel aus Erde, überwuchert mit Gras und kleineren Pflanzen, aus allen möglichen Perspektiven, bei allen möglichen Tages und Nachtzeiten, getrennt nach dem Sonnenstand, der jahreszeitlichen Flora auf und um den Hügel... nein, es mussten wohl eher 300 Fotos sein, dachte Heiji nach einer Weile.

Aber ansonsten war da absolut nichts auffälliges. Man meinte, den Hügel nach Betrachtung dieser Fotos bereits auswendig zu kennen, aber auch zu wissen, da war nichts. Was zum Geier sollte das?

„Aber schöne Bilder, zumindest einige, wie dieses hier. Er scheint auch als Fotograf nicht schlecht zu sein.“

„Tse... nicht wirklich, wenn du mich fragst. Dieses ist eines der Bilder, bei dem ich dabei war und ihm sagte, was er zu berücksichtigen hat, um das Licht gut einzufangen und die entsprechende Stimmung zu erlangen. Und bedenkt man, dass er Kunst studiert hat, genau wie wir anderen, sollte man solche Einschätzung von Bildern von sich aus haben. Ehrlich gesagt, wirkt er hier eher wie ein blutiger Amateur.“

Man konnte deutlich heraushören, wie Hino an diesem Punkt einen klaren Strich zwischen sich und seinem Kollegen zog und auch etwas abschätzig wurde. Aber auch das brachte Heiji nicht weiter. 'Anscheinend wollte er zeigen, dass er sich mit dem Hügel beschäftigte, aber wieso so intensiv, und warum ein Jahr lang? Warum war jetzt etwas passiert, und warum nicht schon vor fünf Monaten, wenn er spätestens seit dem Treffen mit Kunieda ahnte, was hier vor sich ging? Hatte er solange Nachforschungen angestellt? Aber wenn er solange die Fotos zeigte, wieso hat es der Täter nicht verstanden, oder nicht reagiert? Und warum so viele, wenn nichts neues drauf ist? Dann hätten es doch auch zehn oder fünfzig getan. Er hat doch ne ganze Menge Geld hinein gebuttert, alle Bilder in der Größe auf Fotopapier ausdrucken.'

Plötzlich blieb sein Blick bei einem Bild vom Sonnenuntergang – oder war es Sonnenaufgang? – hängen.

„Sagen Sie, reflektiert da was am Hügel?“ Der Künstler beugte sich augenblicklich herum, betrachtete das Bild genauer durch seine Brille. Mitten auf der Hügeloberfläche, im rechten unteren Viertel, war ein kleiner heller Punkt zu sehen, der deutlich in die Kamera zurück gestrahlt wurde. Inder näheren Umgebung wurde es sofort wieder dunkel.

„Genau das meinte ich.“, reagierte Hino entnervt, als er sich wieder zurück lehnte.

„Das ist ein Fotofehler. Zumindest kein gut zu vermeidender, aber da ist ein Korn irgendwo in das Licht gekommen und hat zurück gestrahlt. Bei Sonnenuntergang ist die Lichtquelle aus diesem Winkel ja von der Seite. Daher kann man ohne Blitz arbeiten und glaubt naiv, dass jedes Licht echt sein müsste. Aber man berücksichtigt nicht die Luftbewegungen. Sieh mal, oben auf der Spitze,die eine kleine Blume, sie schwankt stark nach links. Das heißt aus Richtung der Sonne weht Wind. Wie gesagt, sowas kann dann passieren und es ist blöd, aber solche Fotos behält man dann eigentlich auch nicht, zumindest nicht als Fotokünstler. Es ruiniert das Bild, weil es etwas falsches vortäuscht, was nicht da ist.“

„Das heißt, da ist in Wirklichkeit nichts?“

„Ich war mehrmals mit ihm dort, auch bei Sonnenuntergang, da habe ich nie was reflektierendes gesehen außer seine Kamera. Da ist nichts, was das in real hervorruft. Das wäre wie bei meinem Fisch eine künstlich dazu gelegte Unmöglichkeit im Bild.“

„Aber unmöglich an sich ist es nicht, oder wie?“ Erneut musterte Hino den schwachen Lichtpunkt auf dem Bild, richtete seine Brille dabei ordentlich.

„Also... es müsste sehr klein sein, Bruchteile von Quadratzentimetern, schwach reflektierend nur, immerhin war ne Menge Licht durch die Sonne... und vermutlich ist es wie ein Hohlspiegel gewölbt um genau und exklusiv diese Rückrichtung zu bewirken. Wie gesagt, ich war mehrmals da, die Polizei hat den Hügel umgegraben, so etwas gibt es da nicht. Aber unmöglich sicher nicht.“

War das nun ein Hinweis? Beim besten Willen, konnte Herr Tashija erwarten, dass jemand sich insgeheim alle 300 Fotos ansah, um auf diesen einen schwachen Lichtpunkt zu stoßen? Und selbst wenn, wenn sogar ein Fotokünstler meint, sowas wäre getürkt oder einfach ein Fehler bei der Aufnahme, was sollte dann jemand anderes denken? Was sollte man von dieser Person, dem Täter, denn erwarten, was dort nicht zu finden war angeblich? Das konnte doch nicht wirklich Tashijas Hoffung sein, oder? Vielleicht wenn jemand sehr genau mit dem Auge war... vielleicht. Aber dann war wieder dieser Punkt mit dem Zeitabstand. Die Bilder lagen wohl schon ewig da und wenn es etwas so deutlich überführendes war, was dieser Lichtpunkt darstellte, wieso hatte Tashija so lange überlebt?
 

„Hm... na dann, ich würde nochmal gerne kurz in sein Wohnzimmer blicken, wenn das geht.“ Seine Stimme hatte etwas leicht resigniertes. Der scheinbare Hinweis zerplatzte in seinem Kopf schneller als eine sprichwörtliche Seifenblase. Er musste selbst zum Hügel, so viel stand fest, aber ob ihm das helfen sollte, den Fall zu lösen, da war er skeptisch mittlerweile. Der Hügel war das Zentrum, der Kern, aber nicht die ganze Lösung. Im Gegenteil, im Gesamtbild der Verbrechen, die hier aufzuklären sind, würde er wahrscheinlich von dieser Position des zentralen Ansatzes am Ende zu einem Randaspekt werden. Lediglich der Zünder, der zu den Ereignissen der letzten Woche und des vorangegangenen Tages führten.

„Natürlich, es ist die Tür da vorne. Eingerichtet relativ rustikal, aber mit Möbeln, die am wenigsten teuer und unersetzlich wirken. Da hat sich Atsushiro eingelebt.
 

Das Zimmer entpuppte sich als ähnlich aufgebaut zu dem von Herrn Tomoko zwei Etagen weiter unten, wenn auch alles ausgekleidet war mit Bildern vom Hügel. Heiji glaubte einen weiteren Ordner ausgebreitet vor sich zu sehen, als er die Wände überblickte. Ein ordentlich gemachtes Bett und ein Kleiderschrank zur rechten, ein fast leeres Bücherregal zur linken und ein großer mit einigen Stapeln Skizzen, die den Hügel sowie geometrische und optische Zeichnungen zeigten, belegten Schreibtisch samt Stuhl vor sich. Rechts daneben ein kleinerer Tisch, auf dem Eine Druckstation stand.

Auf den Stapeln lag obenauf ein kleines Buch, 'Die Rückkehr des Sherlock Holmes'. Das Lesezeichen war auf den Anfang von 'Der zweite Fleck' gesetzt, wie erwartet.

'Auf den Anfang. Das macht gar keinen Sinn, wenn er diese Geschichte lesen wollte. Diese bestimmte Stelle findet er doch jederzeit wieder mit dem Inhaltsverzeichnis. Er wollte, dass es gesehen wird... aber so richtig geht das auch nicht, außer man guckt sich in dem Zimmer um. Oder hatte er einfach noch keine Zeit? Brauchte er es denn überhaupt? Scheinbar wusste ja nur Herr Yamamura von dem Buch und der einzige, der es sonst gesehen haben könnte...'

„Haben Sie das Buch eigentlich auf Fingerabdrücke untersucht, Inspektor Takagi?“ Der Polizist schaute verwundert auf, stand nur in der Tür, kam gar nicht herein.

„Ja, da waren nur die von Herrn Tashija und Herrn Yamamura drauf.“

„Und Sie waren auch die letzten Wochen nicht in diesem Zimmer oder großartig in dieser Etage, Herr Hino?“

„Äh nein, das letzte Mal, als wir gemeinsam hoch gingen, um uns über die Bilderflut zu beschweren, danach nicht mehr, bevor Atsushiro verschwand.“

Heiji verzog sein Gesicht noch tiefer unter die Baseballmütze, als sonst, atmete einmal tief durch, setzte ein falsches, freundliches Lächeln auf und hob das Gesicht wieder.

„Dann... denke ich, habe ich Sie genug ausgefragt, Sie sehen totmüde aus, legen Sie sich lieber hin, Herr Hino.“

Verwunderung machte sich zunächst in dessen Miene breit, bevor er langsam auch zu lächeln begann.

„Oh heißt das, der Fall ist jetzt bald geklärt? Hm... ja, das wäre gut, ich denke, vorher wird mein Schlaf nicht mehr so gut sein... aber, du hast wohl recht. Ich werde mich in meinem Zimmer hinlegen, aber Sie können jederzeit kommen, wenn etwas ist. Auf Wiedersehen.“

Er verbeugte sich leicht hölzern, wartete, bis alle aus dem Zimmer von Herrn Tashija wieder raus waren, schloss selbst die Tür und tapste schläfrig, beinah wie ein Bär die Treppen hinunter.

„Viel... Erfolg noch.“, rief er gähnend zum Schluss. Erst als sein Kopf nicht mehr zu sehen war, verfinsterte sich Heijis Blick wieder.

„Sie haben diese Etage nicht durchsucht, Takagi?“ Es war weniger eine Frage, als die Feststellung eines Fehlverhaltens, wie es der Beamte von seinem Chef gewöhnt war. Reflexartig zuckte er zu einer steifen Säule zusammen, um sich zum Dienst zu melden, und entspannte erst nach einigen Sekunden.

„Das... das war nicht nötig. Ich habe letzte Woche ausführlich mitgeholfen bei der Durchsuchung, die ja in dieser Etage sehr genau durchgeführt wurde. Ich kann dir gleich sagen, dass hier kein solches Rohr oder irgendetwas, dass dazu gebraucht werden kann, ist.“

Er hatte die Antwort ja befürchtet, aber allein die Hoffnung, gesagt zu bekommen, 'es war ein Versehen, ich hole es gleich nach', hat ihn am Leben gehalten. Ganz langsam aber reichte es ihm. Er biss die Zähne zusammen, bis sie wehtaten, machte einen Schritt nach vorne, an den anderen vorbei, so dass er neben Kazuha stehen blieb. Sie sah verängstigt unter der Kappe in seine Augen. Dieser Blick war ihr wohl noch nie begegnet. Es war keine Resignation, es war mehr Wut; es war aber auch keine Überlegenheit mehr drinne, wie noch im Erdgeschoss, als er nichts verstand.

„H-Heiji, was hast du?“, fragte sie zögerlich.

„Nichts, Kazuha. Lasst uns zu Herrn Yamamura gehen und uns anhören, warum er der einzige Verdächtige ist aber es unmöglich sein kann. Die Varianten von Herrn Tomoko, Herrn Hino, Herrn Kunieda und dem vermutlich verstorbenen Herrn Tashija, warum sie die Täter sein sollten, es aber nicht sind, waren allesamt schon höchst originell und jedes mal total anders.“ Die bittere Ironie ließ alle leicht versteifen. War der Fall selbst für Heiji eine Nummer zu hoch? Nein, das konnte es nicht sein. Ran und Takagi legten für sich den Schluss nahe, dass es ihn störte, dass Shinichi den Fall offenbar gelöst hatte und er noch so im Dunkeln tappte.

Oder aber...

„Ach ja, noch was Kazuha. Wie auch immer dieser Fall ausgeht, erinnere mich daran, mir den Rest meines Lebens zumindest für meine Arbeit Künstler vom Leib zu halten.“

'Oder aber er kann einfach nicht so gut mit Künstlern...' Beide mussten kurz an sich halten, bevor sie ihm folgten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Shelling__Ford
2010-01-19T12:28:08+00:00 19.01.2010 13:28
Hallo Diracdet ^.~

Lang lang ists her ;D
Und ich mach derzeit Flickenteppichkommis *g*

Die anderen kommen auch noch da kannste dir sicher sein ;D

Aber nu *reusper*

Ich muss sagen ( und ich hoffe du verzeihst mir das ) sieht es auf den ersten Blick so aus als passiert nicht viel.
Aber wenn man genauer hin sieht is das Kappi gespikt mit neuen Infos und Anhalspunkten … wobei ich bestimmt nicht alle gefunden habe davon geh ich aus ^//^;

Aber fangen wir doch am Anfang mit Ran frage an, ich kann nicht leugnen das ich es gut finde das du sie es noch mal fragen lässt… denn das wars ja auch was mich ein wenig veriwrrt hat … warum man gleich darauf schließen kann.
Und ganz ehrlich dieses zwiedenken ( so denn ichs jetzt einfach mal ) bzw. diese umgekerte psyshologie is ja auch nicht ganz einfach.
Man brauch einen festen standpunkt um so argumentieren zu können.
Denn was wäre wenn macht meistens sinn… aber oft hängt man damit in der Luft.

Aber ich finde das ganze bleibt doch seltsam … warum sollte das Opfer wollen das der Täter den Laptop mit nimmt?

Ich bin ja überhaupt immer noch skeptisch ob es neben Conan denn noch ein wirkliches Opfer gibt.
Nach dem Kappi wohl noch mehr … wobei das von dir bestimmt auch beabsichtig gewesen ist *mpf*

Takagi is auch nicht grade gut darin Conan Geheimnis zu verstecken … aber um diesen Wortlaut auf seine eigene Kappe zu nehmen dafür is er warschienlich zu ehrlich.

Den übergnag zu der Sache zu Mamoru haste ja wieder schon geschafft …
Ahhh >//<;
Ich blick bei dem Teil immer noch nicht durch _///_°

Aber das Heiji da ein wenig seltsam aus der wäsche schaut is wohl nicht weiter verwunderlich … Takagi weis es mit sicherheit und bei Ran is sich Heiji ja nicht sicher … aber da steht wohl ein gespräch an … warum Conans gut gehütetes Geheimnis plötzlich keines mehr ist.

Mhm… mich würde ja interessieren warum du dir das mit dem Zimmer ausgedacht hast … es macht zwar alles sind und ich fand die vorstellung und den Zusammenhang mit dem Künstler auch echt gut.
Aber wenn ich mich nicht ganz täusche ( und das ich durchaus möglich ;P ) dann war das nur mal wieder ein wenig mit dem Zaunpfal der aussagt das der Hausbesitzer nicht will das an diesem Schloss gravierende änderrungen stattfinden .. bzw. das jemand etwas findet bzw. etwas ändert was nicht geändert werden soll.

Von dem punkt ausgehend is es wohl nihct weiter verwunderich das meine Gedanken am ende dieses kommis bzw. Kapps in eine ganz bestimmte Richtung gehen …
Aaaaber ich weis ja nicht …
Sowas is immer gefährlich und manchmal auch vom Autor gewollt.
Mal sehen ich behalte auf jedenfall im Hinterkopf das du mich auch Hinters Licht führen kannst.
( Iiiich weis würdest du niieeee machen *g* ;P )

Das alle etwas übersehen was Conan gesehen hat is allerdings schon seltsam … Eine mögliche Idee wäre es das es vielleicht nur zu sehen war als Conan da war *grübel*
Schon seltsam.

Nu sind wir wieder bei dem Zimmer … und dem Schloss das nicht verändert wurde … nicht gravierend die letzen zehn Jahre über weil der Hauherr es nicht will.
Ich würde ja darauf Tippen das es was mit seinem verschwidnen zu tun hat … und dem jetztigen verbleib des Verschwundenen Künstlers.

Vor zehn Jahren is dann auch die Möglichkeit des Internets ins schloss eingezogen … schon sehr seltsam diese Zufälle.

Kommen wir nu zu dem Hügel.
Wiiiee ich befürchtet hatte -.-°
Die Fotos sagen nicht wirklich etwas aus … mensch wenn die das Ding auch schon mal umgebraben haben >//<;
Ich weis ja echt nicht *mpf*
Vielleicht is es aber auhc sowas wie bauschutt..
Erde die da aufgehäuft wurde weil sie irgenwo anders jetzt fehlt.
Du ahnst in welche richtung meine Gedanken gehen ^//^;
Aber ich stelle jediglich Theorien auf sodass ich jede mit jeder mal kombinieren kann.

Was ich alleridings doch seltsam finde is das der Künstler in den Fotos so wenig wert auf Kunst gelegt hat.
In diesem Fall war sein Objekt nicht die Kunst sondern wirklich nur der Hügel… aber irgendwie seltsam finde ich das schon muss ich gestehen.

Ich glaube sowieso in diesem Fall steckt mehr von Kunst als ich derzeit erahne bzw. erkennen kann.
Schließlich haste dir nicht umsonst künstler ausgesucht *grübel*

Da haben wir ja den zweiten Fleck …
und jetzt auch gleihc das nächste Problem … das zimmer is nicht durchsucht worden das heist es is nicht sicher ob sich da nicht noch etwas dran geändert hat.
Aber ich kenn diese Gesichte … und ich weis bis jetzt noch keinen Zusammenhang her zu stellen *grübel*
Verdammt etwas muss es doch geben.
Wenn das Opfer absichtlich das Lesezeichen auf den anfang gelegt hat is das komisch … vor dem zweiten Fleck… auf dem Zweiten Fleck … *mhm*
Und wenn jemand anders es einfach so wieder rein gelegt hat … aus schlampigkeit?
Is doch auch irgenwie komisch.

Aber was Heiji da so sauer macht?
Das die Polizei schlampig gearbeitet hat?
Das Shinichi schneller war als es ( hat ihm ja mal wieder mächtig was gebracht -.-) ?
Oder wirklich die Künstler selbst?

Iiich weis es nicht …
Fakt is das ich immer noch nicht überzeugt bin das der Künster wirklich einfach so verschwunden is … grade das mit der Höhle passt ja auch zu ihm auch wenn es nach einer Falle von dir schreit mein lieber Herr autor.
Na mal sehen …
Vielleicht hast du ja auch nur gedacht die Leser würden denken es sei eine falle und hast sie deshalb bewusst rein gemacht damit alle denken so kann es nicht sein und es is aber doch so?

*grins*

Nu denn ich bin gespannt ^.~

Liebe Grüße,
Shelling Ford

Von: abgemeldet
2010-01-17T16:32:50+00:00 17.01.2010 17:32
Hi,

hier der zweite Kommentar, ebenfalls mit ein bisschen Verspätung ^.~

Okay… bei mir kommt jetzt die Frage im Sinn „Where shall I start?“ ^///^’

Nun der Fall…
Danke, da haben wir ja so schön viel zum nachdenken… *Augenbrauehochzieh*
Ich… nun- darf ich „Respekt“ sagen…? Die Dialoge waren irgendwie bemerkenswert, Holmes, wenn ich mich täusche; in diesem Fall dürfte ich dich doch „Doyle“ ernennen, oder…? *kleinlautfragt* *g*

Ne, viel sagen kann ich hier nicht; nur wenn jetzt ’ne Theorie entwickle, was aber nicht geht… Zeitknappheit *seufzt* Aber ich hab da eine Frage- zum Mordfall… gehören diese ganzen LEDs, Beleuchtungen, wenn ich mich nicht irre, in diesen ganzen Farben und so, auch zum Fall…? ôO

Er hat irgendwie eine Assoziation *g* zu „Licht und Dunkelheit“, der Fall…
Hat mir gefallen, dass sowohl der Fall mit Conan, als auch der Fall auf’m Schloss diese Gemeinsamkeit haben ^^

Die Darstellungen von Sachen durch Worte,haben mir ebenfalls gefallen; z.B. dieses „Warum“ und so :)

Aber so richtig hat’s mir nicht gezeigt, ob es nun ein oder zwei Täter sind, wie im vorletzten Kommi von mir „vorgeschlagen“! Oder aber ich hab wieder was verwechselt etc. ^^°

Puh xD, irgendwie kann man hier wirklich nichts sagen… Mir hat Kap 15 gefallen ;) Ich sag mal- wenn man diesen Fall hier lösen möchte, dann muss man irgendwie wieder von neu anfangen, Zeit haben, um diese aufs Lesen zu investieren, da es ja auch kein Buch ist, da man die Fallkapitel in Abständen liest, es ja neulich eine Pause gab und so.

Natürlich- hat man ein Fotografieschesgedächtnis oder nicht so vergraute Gehirnzellen wie ich *g*, dann würde es gehen… XPPP (da kannst du soviel Mathe sagen; es nützt nichts, egal wie gut man da drin is *ggg*)

Ich denk mal, so richtig bewertet hab ich nicht, aber… is bei mir ja immer der Fall ^//^’’’

Ansonsten war’s das meinerseits!
Bin gespannt, was über Ran berichtet wird ^^


MfG, Kelly_Holmes


PS: Wie viel Zeit haben wir Leser, um über den Fall nachzudenken- also wie viele Wochen (gerechnet mit den Krankenhauskapiteln), bevor die Auflösung beginnt?
Von:  fahnm
2010-01-13T23:31:02+00:00 14.01.2010 00:31
Sehr interesant.
Was könnte Conan nur endeckt haben das der Entführer in versucht umzubringen.
Bin schon auf das nächste kapi gespannt.^^
Von:  Kikili
2010-01-13T16:10:20+00:00 13.01.2010 17:10
Ich werd einfach nicht schlau aus all den Informationen... Ich werde wohl warten müssen, bis der Fall gelöst wird, denn ich schaff das nicht. Und das ist ein gutes Zeichen! Dein Fall ist so gut durchdacht, was ich wichtig finde, denn es wäre ja doof wenn ihn jeder mal eben lösen könnte. Ein tolles Kapitel!
Lg Kikili


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