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Tor zur Seele

Zorro x Sanji
von

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Pfannkuchen

Sanji konnte wieder mal nicht schlafen. Es war eine dieser Nächte, wo er stundenlang wach lag, nachdachte und doch zu keinem Ergebnis kam.

Sanji hatte es Leid.

Mit diesem Gedanken erhob er sich seufzend aus seiner Hängematte, landete lautlos am Boden, der dank seiner langen Beine nicht weit entfernt war.

Kurz drehte der Koch sich zu seinen Kameraden um, deren Silhouette er bei dem schwachen Mondlicht nicht mal ansatzweise ausmachen konnte.

Doch Ruffys und Lysops konsequentes Schnarchen verriet ihm, dass keiner seinen nächtlichen Ausflug bemerken würde.

Zufrieden über diese Umstände machte sich Sanji im Halbdunkeln auf den Weg zur Tür, doch stieß anstatt sie zu finden mit der Nase voran gegen die Wand.

Schnell legte er eine Hand davor, tastete mit der anderen leise fluchend das Holz ab, auf der Suche nach der Türklinke.

Er war sich sicher, dass sie sonst hier drüben lag, doch immerhin hatte sein kleiner Zusammenstoß Niemanden geweckt, denn das Schnarchen hatte keinen Abbruch genommen.

Als er die Tür endlich gefunden hatte öffnete Sanji sie leise und schloss sie nicht minder vorsichtig hinter sich, um sich unbemerkt davon zu stehlen, was er heute nicht zum ersten Mal tat.

Wie immer führte ihn sein Weg in die Küche, wo er seine Zeit entweder mit Nachdenken oder Kochen verbrachte.

Oft begann er auch schon das Gemüse für den nächsten Tag zu schneiden, damit er morgens etwas mehr Zeit in ihrem abgedunkelten Schlafraum verbringen konnte.

Bisher hatte er das Frühstück schon oft nachts vorbereitet und alle schienen damit zufrieden, dass am nächsten Tag ein gedeckter Tisch vor ihnen stand.

Auch dieses Mal betrat Sanji die Küche, verzichtete darauf das Licht an zu schalten, was ihn eh blenden würde, sondern ging geraden Schrittes auf die Kochstation zu, die er im Mondlicht, welches durch die Tür fiel, noch erkennen konnte. Dort angekommen griff Sanji nach den Streichhölzern, er wusste genau wo sie lagen und entzündete mit einem davon die Kerze.

Schnell glitten die schlanken Finger seiner linken Hand in seine Hosentasche und beförderten eine Zigarette ans Licht, die er mit dem immer noch brennenden Streichholz entflammte.

Erst jetzt löschte Sanji das Feuer, steckte sich die Zigarette in den Mund und zog genüsslich daran.

Doch dieses Wohlbefinden war nur von kurzer Dauer als Sanji seinen Blick aus dem kleinen verhangenen Fenster vor sich warf.

Wie sollte es so nur weiter gehen?

Es fiel ihm jeden Tag immer schwerer so zu tun, als ob alles okay wäre, als ob er keine Sorgen hätte.

Während sich der Rest der Crew auf ihre baldige Ankunft auf der Insel der verlorenen Hoffnungen freute versuchte er immer mehr sich von Allen zurück zu ziehen.

Ob es ein Schutzmechanismus war oder nicht konnte Sanji nicht sagen, doch es beschlich ihn immer mehr die Angst, dass die Anderen heraus finden könnten was mit ihm los war.

Diese Sorge machte es ihm immer schwerer sich vor ihnen normal zu verhalten, verstärkte seine Angst aufzufliegen nur noch mehr.

Es war wie ein Teufelskreis, der ihn immer tiefer zog und Sanji war schon lange nicht mehr in der Lage ihm mit eigener Kraft zu entkommen.

Zwar versuchte Chopper weiterhin sein Bestes, lag mindestens so lange wach wie der Koch, doch bisher hatte er noch keine wirkliche Hilfe in seinen Büchern gefunden und so langsam beschlich sie beide Hoffnungslosigkeit.

Als der Elch vorgeschlagen hatte Robin in die Sache einzuweihen, die sicher schon ihre eigenen Schlüsse aus dem Verhalten des Smutjes gezogen hatte, war Sanji zurück geschreckt und hatte abgelehnt.

Es reichte, dass Chopper Bescheid wusste und ihm so gut Beistand leistete wie es ihm unauffällig möglich war. Da brauchte Sanji nicht noch mehr Leute, die sich um ihn kümmerten, zumal er die Zuwendung lieber von einer anderen Person bekommen hätte, die ihm diese aber nie geben würde und das wusste der Koch.

Sanji war sich nicht sicher, wie lange er seine Maske aus Stärke noch bewahren konnte, wie lange er in der Lage war seine Freunde zu täuschen, zu belügen und ihnen eine heile Welt vor zu spielen.

Plötzlich von einer tiefen Traurigkeit übermannt griff Sanji zu der Zigarette in seinem Mund, löste sie langsam von seinen Lippen, wo sie über die Zeit hinweg bereits angefangen hatte zu haften.

Er atmete noch einmal tief ein, spürte wie sich der rauchige Geschmack des Tabaks in seinen Lungen ausbreitete und ein angenehm taubes Gefühl auf seiner Zunge hinterließ.

Langsam blies Sanji die Luft wieder aus, war kaum in der Lage die feinen Rauchschwaden zu erkennen.

Choppers Worte hingen immer noch in seinem Gedächtnis fest.

Er wusste, dass der Elch ihm verboten hatte weiter zu rauchen, doch wie stellte er sich das vor? Zwar versuchte Sanji immer wieder zumindest in der Nacht seinen Tabakkonsum in erträglichen Mengen zu halten, doch am Tage musste er sich geben wie immer.

Mit einem resignierten Seufzen griff Sanji nach dem Aschenbecher, drückte die kaum herab gebrannte Zigarette darin aus und legte gleichzeitig eine Hand vor sein Gesicht.

Wie sollte er so nur weiter machen?

Alles, was ihm je etwas bedeutet hatte stand auf dem Spiel und er war drauf und dran alles zu verlieren.

Sanjis Hand ruhte inzwischen nicht mehr vor seinen Augen, sondern hatte sich in den Stoff seines Hemdes gekrallt, der direkt über seinem Herzen lag.

Wie lange konnte er mit diesem Schmerz wohl noch leben?

Verzweifelt sank Sanjis Oberkörper auf die Platte vor sich, den Kopf hatte er in seinem Arm versteckt und ein leises Schluchzen drang über seine Lippen.

„Verdammt!“

„Ich wusste doch, dass du hierher kommen würdest...“
 

Wie ein Blitz fuhr es durch Sanjis Körper, als er die Stimme vernahm, riss die Augen weit auf und hatte innerhalb von Sekunden seine gewohnte Körperhaltung angenommen.

Stark und unbeeindruckt.

Doch seine Augen verrieten etwas anderes, suchten den Raum beinahe panisch nach dem Besitzer der Stimme ab, den Sanji natürlich schon längst erkannt hatte.

Trotzdem war er erst in der Lage Zorro von dem dunklen Holz zu unterscheiden, als dieser anfing sich zu rühren.

Sofort schossen Sanji zwei Gedanken durch den Kopf: Wie lange saß Zorro schon da und wie viel hatte er mitbekommen?

Doch er ging mal vom Schlimmsten aus.

Ein grimmiger Ausdruck trat auf sein Gesicht, der seiner Meinung nach am Besten zu den Reaktionen des alten Sanjis passte.

Es war wirklich schwer sich selbst zu belügen.

„Was machst du denn hier, Alge?“

Doch Zorro schien unbeeindruckt, verharrte weiterhin in der Pose, die er schon vor Stunden angenommen hatte, in der sicheren Gewissheit, dass sein Nakama früher oder später hier auftauchen würde.
 

Sanji gab ihm einfach nur Rätsel auf.

Das, was er gerade gesehen hatte war eine völlig andere Seite des Kochs, die er bisher nicht bewusst wahr genommen hatte, doch etwas damit anzufangen wusste er auch nicht so recht.

So erhob sich Zorro nach langem Zögern von seinem Platz, trat auf den Smutje zu, der instinktiv die gleiche Anzahl an Schritten in die andere Richtung machte.

Da Sanjis Beine länger waren als Zorros und sie sich somit immer weiter voneinander entfernten, hielt Zorro nach kurzer Zeit inne.

Auch Sanji blieb stehen.

„Ich hab auf dich gewartet.“, beantwortete der Schwertkämpfer nun endlich Sanjis Frage.

Dieser wirkte deutlich angespannt und musste schwer schlucken.

Die ganze Sache bescherte Sanji ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und ein Gefühl Platzen zu müssen in seiner Brust. Es war seltsam Zorro so etwas sagen zu hören, mit diesem ungewohnten Unterton in seiner Stimme.

Überhaupt war die ganze Situation zwischen ihnen gerade ungewohnt, denn Sanji konnte an einer Hand abzählen, wie viele Momente er allein mit dem Schwertkämpfer verbracht hatte, wo sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel wollten.

Doch dieser schien nicht die geringsten Absichten zu haben ihn anzugreifen, worüber Sanji auch froh war.

Gleichzeitig fragte er sich aber, was Zorro nun von ihm wollte und was seine nächsten Worte sein würden.

Er hatte eine böse Vorahnung...
 

Zorro schien von den Zweifeln und Ängsten des Kochs nichts mit zu bekommen, denn er stand lässig da, die Hüfte zu einer Seite gekippt, seine Arme vor der Brust verschränkt und seufzte tief, schüttelte den Kopf, seine Augen fest auf den Koch gerichtet.

Sanji wurde schnell rot unter dem intensiven Blick des Schwertkämpfers, den er sogar bei dem schlechten Licht erkennen konnte, wand seinen eigenen Kopf zur Seite, so war ihm doch bewusst, dass Zorro ihn deutlich besser sehen konnte und ihm die Röte nicht entgehen würde.

„Es war klar, dass du früher oder später hierher kommst, schließlich hast du das die letzten Nächte auch gemacht...“

Sanji musste erneut schwer schlucken.

Oh nein, dies nahm definitiv keine guten Züge an.

„... nachdem du dich stundenlang über mir in der Hängematte rum gewälzt hast. Wer soll denn so schlafen können?“, beendete Zorro seinen Satz.

Sanji musterte den Schwertkämpfer misstrauisch, erst verwirrt von seinen Worten, doch die Erkenntnis machte sich schnell in ihm breit.

Darum ging es ihm also...

Dann hatte er vielleicht doch noch eine Chance das Blatt umzudrehen.

„Ach, tut mir Leid, dass ich dich gestört habe.“, kam es ironisch und mit einem frechen Grinsen über Sanjis Lippen, doch tief in sich drin dachte er etwas ganz anderes, empfand sogar eine Art leichtes Glücksgefühl, dass der Schwertkämpfer sich für ihn interessierte.

Zorros Blick hingegen verfinsterte sich.

Verkaufte der Koch ihn gerade etwa wieder für blöd?

„Ja, pass lieber auf... Irgendwann beiß ich dir noch in den Arsch, wenn du schon die ganze Zeit über mir rum zappeln musst.“
 

Das war zu viel.

Mit einem Schlag war das Glücksgefühl verschwunden und Sanjis Gesicht nahm stattdessen einen verdammt tiefen Rotton an, der zuverlässig verriet, wie peinlich ihm das alles hier gerade war, doch Zorro machte keine Anstalten ihn zu erlösen, sondern trat sogar noch einen Schritt näher, den Sanji diesmal nicht zurück wich.

Zorro musterte sein Gegenüber genau.

Er schien einen wunden Punkt getroffen zu haben, denn Sanjis Gesichtsfarbe machte deutlich, was er über die ganze Sache dachte.

Der Koch war ihm manchmal einfach nur ein Rätsel.

Schließlich hatte er zwei junge Damen an Bord, die genau in sein Beuteschema fielen und trotzdem schienen seine Hormone bei diesen simplen Worten verrückt zu spielen, denn Ärger konnte er in Sanjis Gesicht nicht lesen, was ihn verwunderte.

Wieder einmal fragte er sich wo der kämpfende Sanji so plötzlich hin verschwunden war, denn zurück gelassen hatte er nur diese billige Kopie, eine leere Hülle, die verzweifelt versuchte sich vor ihnen Allen zu beweisen...

Doch Zorro wollte den echten, den alten Sanji wieder, der sich mit ihm prügelte, ihn beschimpfte, ihn hasste, ihn verfluchte und... ihn liebte...

Natürlich waren dem Schwertkämpfer die Blicke nicht entgangen, die ihn noch vor kurzer Zeit so oft beobachtet hatten, ob beim Training, beim Essen oder auch einfach nur beim Schlafen und er musste sagen: Er vermisste sie!

Denn von einem Tag auf den anderen waren sie verschwunden und würden wohl auch nie wieder zurück kehren, das hatte er inzwischen begriffen.

Was mit dem Koch passiert war wusste er nicht, doch er wollte es raus finden, darum hatte es sich Zorro heute in der Küche bequem gemacht und gewartet was passieren würde, wenn Sanji kam.

Und es hatte sich wirklich gelohnt die halbe Nacht auf der kleinen Bank zu verbringen, denn jetzt kannte er eine Seite an Sanji, die er bisher wohl Niemandem gezeigt hatte, eine schwache Seite, vielleicht seine wahre Seite?

Inzwischen ließ sich jedoch nichts mehr davon entdecken, als wäre sie nie da gewesen, vielleicht nur eine Illusion, die ihm die Nacht spielte?

Gern hätte Zorro noch einen Blick hinter Sanjis Fassade geworfen, doch dieser ließ es nicht mal ansatzweise zu, hatte sich inzwischen wieder so weit abgekühlt, dass er einen klaren Gedanken fassen konnte und endlich in der Lage war zu kontern.

„Willst du mich anmachen, oder was?“, fragte er mit Wut in der Stimme, die jetzt zu einem Teil nicht mal gespielt war.

Er war wirklich sauer auf den Schwertkämpfer, der sich so einen Spaß mit seinen Gefühlen erlaubte, ob es nun beabsichtigt war oder nicht.

Als ob er nicht so schon genug Sorgen hätte musste ihn der Säbelrassler natürlich auch noch aufziehen.

Sanji konnte spüren, wie sich seine Hände langsam zu Fäusten ballten, die kurz darauf vor Spannung zu zittern anfingen.
 

Zorro blieb davon unbeeindruckt, beobachtete den Smutje interessiert, wie verschiedene Emotionen über sein Gesicht huschten, von denen der wohl selber nichts mit bekam.

Ruhig ließ der Schwertkämpfer den Blick über Sanjis Körper wandern, der sich daran nicht im Geringsten störte, was Zorro schon leicht überraschte.

Er hätte wetten können dass der Koch wieder einen Wutanfall bekommen würde oder zumindest erneut rot anlief, doch in Wirklichkeit war dieser nur nicht in der Lage die feine Augenbewegung Zorros in dem schlechten Licht zu erkennen, das ihm eh schon die ganze Zeit Streiche mit den sich abwechselnden Schatten spielte.

Zorro beschloss derweil Sanji eine Antwort auf seine provokative Frage zu geben, die noch immer im Raum hing.

„Und wenn es so wäre?“, wollte er wissen, wobei keine Emotion in seiner Stimme mit schwang.

Er war sich selber unsicher, ob er das nun wollte oder nicht.

Irgendwie übte der Koch auf ihn eine ungewohnte Anziehungskraft aus, der er, wenn er ehrlich war, gerne mal nachgehen würde.

Doch etwas in ihm verhinderte, dass er dem Instinkt folgte.

Wahrscheinlich nannte man es Menschenverstand, den ihm der Smutje so oft anzweifelte.

Zorro wusste, dass es nicht normal war, dass sie sich begehrten, schließlich waren sie beide Männer, doch ihm war es eigentlich egal.

Oft stand der Schwertkämpfer einfach nur da, schaute aufs Meer hinaus, sich Sanjis Blicke dabei durchaus bewusst und überlegte, was aus ihnen werden sollte.

Er war sich ziemlich sicher, dass der Koch etwas an ihm fand, ihn zumindest nicht so sehr verabscheute, wie er es alle immer Glauben machen wollte, doch etwas schien es zu geben, was ihn daran hinderte seine Meinung offen zu sagen.

Dass es Zorro selbst war, auf die Idee war er bisher noch nicht gekommen.
 

Sanji stand immer noch an Ort und Stelle.

Seine Gefühle fuhren mit ihm Achterbahn, rauf, runter, rauf, Looping, runter...

Gerade herrschte ein ziemliches Durcheinander in ihm, was ihm das Denken nicht einfacher machte und schon bald konnte er sein Blut in den Ohren rauschen hören.

Zorro trieb ihn hier in den Wahnsinn und es schien ihm nicht einmal aufzufallen!

Doch das Schlimmste war, dass Sanji wusste, dass es dem Schwertkämpfer nicht ernst war.

Also reagierte er, wie er es immer tat: Mit einer herablassenden Antwort.

„Da muss ich dich enttäuschen, Kaktuskopf. Nami-Schatz hat deutlich mehr zu bieten als du, also schlag dir sowas gleich aus dem Kopf! Ist ja ekelhaft!“, fuhr er ihn an.

Es schmerzte Sanji sowas zu sagen, doch es war sein altes Ich, den alle kennen gelernt hatten, es war die Rolle, die er sich selber zugeteilt hatte und zu der er nun stehen musste.

Ein Zurück gab es nicht mehr.

Und somit verschränkte Sanji seine Arme vor der Brust und musterte Zorro mit einem kühlen Blick.

Er würde ihn eh nie haben können...

Das wusste er...
 

Zorro musterte sein Gegenüber.

Gern hätte er gewusst, was dem Koch durch den Kopf ging.

Er war so anders als sonst, viel kühler und abweisender, doch gleichzeitig wirkte er furchtbar zerbrechlich und gepeinigt.

Bei Sanjis Antwort konnte er sich ein Lächeln allerdings nicht verkneifen.

Ja, es war eine typische Antwort, wie sie zu ihm gehörte, doch das Feuer loderte einfach nicht mehr in seiner Stimme mit.

Wenn er jedoch das alte Spiel spielen wollte, so sollte er es bekommen, Zorro konnte warten, bis Sanji den ersten Schritt von sich aus machte!

„Keine Sorge, Gemüseputzer! Würd mir im Traum nicht einfallen.“, giftete er also zurück und nahm ebenfalls seine alte Haltung gegenüber Sanji ein, legte dabei als Drohung eine Hand auf den Knauf seines Schwertes.

„Aber was gedenkst du nun zu tun?“, kam es fast provozierend über Zorros Lippen.

Die Antwort des Kochs wartete er gar nicht ab, sondern drehte sich um und steuerte zurück zu der Bank, auf der er vorhin schon gesessen hatte.

Mit einem Seufzen setzte Zorro sich hin.

Das war alles ziemlich anstrengend, stressig und noch dazu völlig unnötig.

Doch er wollte Sanji nicht enttäuschen.

„Wo ich jetzt schon mal wach bin ist es ja wohl das Mindeste, dass du mir was kochst! Ich sterbe vor Hunger!“, beschwerte er sich laut bei dem Koch, der aus Zorro nicht schlau wurde.

Es war, als hätte der Schwertkämpfer einen Entschluss gefasst, von dem er keine Ahnung hatte.

Doch Sanji war zufrieden, so benahm sich Zorro endlich wieder normal ihm gegenüber und er wusste, wie er ihn zu nehmen hatte.

„Vergiss es, Spinatschädel! Es gab Abendbrot und das muss auch für dich reichen!“, gab er genervt zurück, versuchte seine Gesichtszüge wieder vollends unter Kontrolle zu bringen, was ihm mit der Zeit auch gelang.
 

Zorro verengte seine Augen, starrte Sanji wütend aus ihnen an.

Ja, so kannten sie sich...

Jeder spielte dem Anderen etwas vor, keiner von ihnen konnte zugeben was er empfand, so würden sie sich wohl bis ans Ende ihres Lebens streiten, doch es war okay, Zorro hatte sich damit abgefunden.

„Wenn unser verfressener Kapitän wenigstens etwas für seine Crew übrig lassen würde, aber er spachtelt ja alles selber in sich rein! Du bist auch schon ganz abgemagert, kämpfst du deswegen nicht mehr!?“, gab Zorro von sich, biss sich allerdings im nächsten Moment auf die Zunge damit er nicht weiter sprach.

Der letzte Satz war wie von selbst über seine Lippen gekommen und schnell versuchte er davon abzulenken, hoffte dass der Koch darauf eingehen würde.

„Also mach mir endlich was! Pfannkuchen wären gut!“

Mit diesen Worten lehnte er sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schloss seine Augen, wollte Sanjis Reaktion nicht sehen, glaubte eh nicht, dass der Andere ihn angreifen würde.
 

Sanji konnte spüren wie ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht wich, erst die Zornesröte und zum Schluss seine sowieso schon blasse Hautfarbe.

Hatte er sich gerade verhört, spielten ihm nun, neben seinen Augen, auch noch seine Ohren Streiche?

Hatte Zorro wirklich gesagt, dass er abgemagert war?

Okay, es stimmte, dass Sanji in letzter Zeit immer weniger runter bekam, die Sorgen belasteten ihn doch ziemlich und auch seinen Gürtel hatte er schon ein Loch enger geschnallt, doch dass es dem Schwertkämpfer auffallen würde hätte er nie gedacht.

Gerade wollte Sanji zu einer Antwort ansetzen, auch wenn er sich noch nicht sicher war wie diese ausfallen würde, als Zorro weiter sprach als wäre nichts gewesen.

Der Koch stockte.

Was war das nur heute zwischen ihnen?

Es war, als würden sie sich gegenseitig etwas vorspielen und immer wieder ihren Text vergessen, doch Sanji wüsste nicht, was Zorro zu verbergen hatte.

Das regte ihn auf, was hatte der Schwerkämpfer sich nur wieder in den Kopf gesetzt?

„Pfannkuchen! Du willst Pfannkuchen haben? Bin ich dein Küchenmädchen, oder was?“, schrie er den Schwertkämpfer an, machte drohend einen Schritt auf ihn zu, doch Zorro reagierte nicht.

Wütend biss sich Sanji auf die Unterlippe und... griff nach einer Pfanne.

„Schön, aber wehe das wird hier zur Gewohnheit, dann werd ich persönlich dafür sorgen, dass etwas Gift seinen Weg in den Teig findet!“, drohte er, war sich jedoch bewusst, dass er es niemals verwirklichen könnte, egal was Zorro tat.

Dafür liebte er ihn zu sehr.
 

Zorro lächelte.

Nein, heute war es zwischen ihnen definitiv nicht so wie immer.

Wieder einmal fragte er sich wo der Sanji abgeblieben war, der ihn lieber mit Pfannen vermöbeln wollte anstatt ihm, seiner Bitte folgend, mitten in der Nacht Pfannkuchen zu machen.

Als Zorro den Koch in seinem Schrank räumen hörte öffnete er wieder die Augen, musterte den hübschen Po, der ihm automatisch entgegen gestreckt wurde, da Sanji eine Schüssel suchte, die er immer unten aufbewahrte.

Ein leises Seufzen verließ seine Lippen.

Das gerade war wirklich knapp!

Er hatte gesehen, wie dem Smutje die Farbe aus dem Gesicht gewichen war als ihm der Kommentar über sein Gewicht raus gerutscht war.

Das hatte er nicht geplant und fast wären sie wieder in die Richtung geschwenkt, die sie am Anfang ihres Gesprächs hatten, obwohl Zorro dies doch Sanji zuliebe meiden wollte.

Trotzdem fragte er sich, was dem Blonden so unangenehm war, dass er es unbedingt verbergen musste.

Natürlich wusste Zorro auch, dass er nicht der beste Gesprächspartner war und dass Sanji ihm wahrscheinlich in der Hinsicht nicht vertraute, was ihn ziemlich traurig machte.

Oft genug musste Zorro damit kämpfen sich nichts anmerken zu lassen, vor keinem aus seiner Crew, nicht mal vor Sanji selbst.

Verdammt, er mochte diesen Kochlöffel mit der schlanken Taille, den langen Fingern und dieser Haut wie aus edlem Porzellan!

Er wollte ihn festhalten, ihn umarmen, ihn küssen, ihn beschützen und noch vieles mehr, wenn Sanji es nur zuließe.

Vor ein paar Wochen stand er kurz davor den Smutje endlich beiseite zu ziehen, ihn auf seine Blicke anzusprechen, die er immer mit ihm tauschte, doch an dem Tag war es passiert.

Sanji hatte angefangen mit einem leeren Ausdruck in seinen Augen alle Fenster zu verhängen, hatte Kerzen angezündet und war in eine seltsame Haltung verfallen, die er bis jetzt vor ihnen allen zeigte. Die liebenden Blicke waren von diesem Zeitpunkt an verschwunden.

Zorro wurde fast zerrissen vor Spannung, er wollte wissen was mit dem Koch passiert war, was ihm solche Sorgen bereitete, dass er nicht mehr so leben konnte wie davor, doch er ließ keinen an sich ran.

Auch jetzt war es dem Schwertkämpfer nicht vergönnt offen mit Sanji zu reden, denn dieser hatte deutlich abgeblockt und war momentan dabei den Teig zu rühren.
 

Sanjis Gedanken rasten.

Er hatte Zorro nicht gern im Rücken, wusste nicht was dieser tat, hätte es wohl aber eh nicht sehen können, weshalb er seine volle Konzentration auf den Teig richtete.

Es war schwer genug alle Zutaten bei dem Licht zusammen zu suchen und Sanji hatte es nur geschafft, weil er sich in der Küche auskannte, genau wusste wo alles lag.

Inzwischen verrührte er mit einem Schneebesen Eier, Mehl und Butter, griff mit einer Hand nach der Milch, die er auch fand.

Schnell kippte der Smutje sie dazu.

Er musste wahnsinnig sein Zorro hier Pfannkuchen zu backen!

Mit einem Kopfschütteln griff Sanji nach dem Zucker, zögerte allerdings im nächsten Moment.

Wo standen Salz und Zucker?

Seine Hand glitt immer wieder zwischen beiden Behältern mit dem weißen Inhalt hin und her, konnte sich nicht entscheiden welches das Richtige war und ergriff schließlich die rechte Box.

Mit einem Klacken öffnete Sanji den Deckel, steckte einen Finger hinein und probierte die paar Kristalle, die an seiner Haut haften blieben.

Es war Zucker.

Zufrieden gab Sanji die passende Menge in den Teig und rührte weiter um.

Auch Vanillezucker und Backpulver fanden nach kurzer Überlegung und einer prüfenden Musterung im Schein der Kerze ihren Weg in die Schüssel und wurden verrührt.

Jetzt fehlte nur noch eine Zutat und Sanji öffnete eine kleine Schublade.

Er wusste, dass Zorro besonders gern Pfannkuchen mit Vanillearoma mochte, nicht umsonst benutzte er den Duft als Parfüm und wollte ihm, obwohl es spät in der Nacht war, gern den Gefallen tun.

Mit einem angedeuteten Lächeln auf dem Gesicht schnappte sich Sanji das kleine Fläschchen mit der Vanilleessenz, nahm den Verschluss ab, kippte den Behälter vorsichtig über dem Teig und... stockte.

Sanji konnte nicht sagen, ob ein Tropfen bereits in der Schüssel gelandet war oder nicht, zu unscheinbar war die feine Zutat, als dass er sie mit seinen schlechten Augen hätte erkennen können

/Scheiße.../, schoss es ihm durch den Kopf.

„Eins...“, flüsterte er kaum hörbar und unsicher.

„Zwei...“
 

/Fünf.../, dachte sich Zorro.

Seit einer geschlagenen Minute stand er nun schon hinter dem Koch, der ihn nicht zu bemerken schien oder sich nicht an seiner Anwesenheit störte, was Zorro jedoch nicht glaubte.

Inzwischen beobachtete er, wie die Vanilletropfen munter in den Teig fielen und der Smutje nur jede Dritte vor sich hin murmelte.

Das war wirklich seltsam, denn für gewöhnlich war Zählen für Sanji kein Problem.

Als der sechste Tropfen das kleine Fläschchen verließ beschloss Zorro etwas zu sagen.

„Es reicht, Küchenschabe, oder machst du deine Drohung mich zu vergiften etwa schon wahr?“, zog er den Koch auf, schließlich wurde das von ihm erwartet, doch Sanji fuhr erschrocken zusammen und sprengte einen Meter zurück.

Das war genug, es reichte Zorro endgültig.

„Was zur HÖLLE ist eigentlich VERDAMMT noch mal mit dir LOS, SANJI!?“, schrie er den verstörten Smutje an, der sichtlich überrascht von Zorros Wutausbruch war.
 

Er hatte keine Ahnung was los war.

Sanjis Herz klopfte bis zum Hals, machte ihm deutlich wie sehr Zorro ihn überrumpelt hatte.

Seit wann stand der Schwertkämpfer nun schon hinter ihm und beobachtete ihn? Sanji hatte es gar nicht bemerkt, weder Zorros Schritte, noch seine Blicke oder überhaupt seine Anwesenheit.

Er hatte erwartet, dass der Schwertkämpfer stumm in seiner Ecke sitzen bleiben würde, doch da hatte er sich anscheinend getäuscht.

Dieser schrie ihn jetzt sogar wütend an und Sanji wich, erschrocken über die Worte, noch einen Schritt zurück, spürte wie seine Maske zu bröckeln begann und einem verängstigten, unsicheren Ausdruck in seinen Augen wich.

Er hatte sich also nicht geirrt, dass sein Nakama ihn vorhin auf sein Problem ansprechen wollte.

Doch als Zorro jetzt auf ihn zu kam wich Sanji schnell zurück, signalisierte damit deutlich, dass er weg bleiben sollte, auch wenn dabei kein Wort seine Lippen verließ.

Sein Gegenüber ließ sich jedoch nicht von seinem Vorhaben ab bringen, zu lange hatte er Sanji nachgegeben.

Er wollte nicht mehr Verstecken spielen! Er wollte Antworten, hier und jetzt und er würde dafür sorgen, dass der Koch sie ihm gab, ob freiwillig oder nicht!

Schnell verringerte Zorro den Abstand zwischen ihnen weiter, solange, bis Sanji in seine Falle ging, mit dem Rücken gegen eine Wand stieß und nicht mehr weg konnte.

Sanjis Augen weiteten sich geschockt, als er die Wand in seinem Rücken spürte, drückte sich erst fest an sie, in der Hoffnung Schutz vor Zorro zu finden, ließ jedoch schnell davon ab, als er merkte dass dieser immer noch auf ihn zu kam und warf stattdessen einen schnellen Blick zur Tür.

Doch er war zu weit entfernt, als dass er sie noch rechtzeitig erreicht hätte, das konnte sogar Sanji erkennen.

Lediglich ein großer Schritt trennte Zorro und ihn jetzt noch voneinander und der Koch spürte, wie sein Atem unweigerlich schneller ging.

Die plötzliche Nähe machte ihm Angst und Sanji wollte lieber die Flucht ergreifen, als auf das zu antworten, was der Schwertkämpfer gleich fragen würde.
 

Erst hatte Zorro vor gehabt etwas Abstand zu wahren, um weder Sanji noch sich zu bedrängen, doch als er eine feine Bewegung ausmachen konnte, die in Richtung Tür ging reagierte er blitzschnell, legte auch noch den letzten Rest an Weg zurück und drückte den Koch unsanft mit seinem Körper gegen die Wand, der erschrocken aufkeuchte, seine Augen weit aufriss und Zorro geschockt fixierte.

Damit hatte Sanji definitiv nicht gerechnet und der plötzliche Körperkontakt machte ihm große Angst, sorgte für ein Zittern in seinen Händen, das langsam stärker wurde, bis es auf seinen ganzen Körper über ging.

Er konnte seinen Puls rasen hören und sein Herz bis zum Hals schlagen spüren.

Es war ein unangenehmes Gefühl und Zorros böser Gesichtsausdruck, den er von dieser Entfernung problemlos erkennen konnte, sorgte nicht dafür, dass es ihm in irgendeiner Weise besser ging.

Sanji musste gerade schmerzlich feststellen, dass er den Bogen überspannt hatte und hier wohl nicht mehr raus kommen würde.

Immer noch zitternd wand er seinen Blick von Zorro ab, der nicht einen Zentimeter nach gab, sondern Sanji fixiert hielt.

„Nun antworte endlich! Was ist mit dir los?“, wiederholte Zorro seine Frage, nicht minder aufgebracht als beim ersten Mal, diesmal aber deutlich leiser, doch Sanji schwieg.

„Verdammte SCHEISSE, sprich mit MIR!“

Eine Hand packte Sanjis Kragen, wand sich so lange um den Stoff, bis der Koch Angst bekam Zorro wollte ihn ersticken, doch als der Schwertkämpfer inne hielt war Sanji gerade noch in der Lage Luft zu bekommen.

Erst jetzt bemerkte der Smutje, dass Zorro etwas von ihm abgerückt war, ihn nur noch mit seiner rechten Hand gegen die Wand presste, die linke ruhte neben seinem Kopf an dem harten Holz, versperrte ihm immer noch den Weg und stützte Zorro gleichzeitig.

Diesen hatte kein Zittern gepackt und Sanji fühlte sich wieder einmal schwach, rügte sich innerlich dafür und versuchte mit aller Kraft sich unter Kontrolle zu bekommen.

„Lass mich los, Spinatschädel!“, fuhr er Zorro mit immer noch unsicherer Stimme an, fing an sich unter dem Griff zu winden, legte beide Hände um den starken Arm und versuchte ihn weg zu drücken, was jedoch alles erfolglos blieb.

Zorros Griff lockerte sich nicht, sondern wurde nur noch stärker, bis Sanji seine Hände wieder sinken ließ.

Er hatte verstanden, Zorro würde sich diesmal nicht mit Beleidigungen abwimmeln lassen, also gab Sanji auf, wartete reglos auf sein Schicksal, was wohl früher oder später kommen musste, ließ den Kopf geknickt hängen und schloss resigniert die Augen.
 

Das Letzte was Zorro tun wollte war Sanji dazu zu zwingen, doch er sah keine andere Wahl mehr.

Der Koch würde nicht von selbst reden und wer wusste, wann sie demnächst wieder allein zu zweit sein würden.

In dem Moment spürte Zorro, wie Sanjis aufkeimender Kampfesgeist wieder erlosch und der Körper sich in seinem Griff hängen ließ.

Wut packte Zorro und er riss seinen Arm etwas zu sich, zog den Smutje automatisch mit und donnerte ihn zurück an die Wand, was Sanji ein schmerzverzerrtes Keuchen entlockte.

„Nun wirf endlich deinen Stolz über Bord und sprich mit mir! Was ist mit dir los? Du spinnst doch total!“, schrie er den Koch an, so laut wie er konnte.

Es war Zorro egal, ob sie jemanden weckten, ob sie jemand hörte.

Er konnte und wollte Sanji nicht so gebrochen sehen, das würde er nie akzeptieren, doch Zorro merkte auch, dass er so nicht weiter kam.

Natürlich hatte er die Möglichkeit seinen Nakama grün und blau zu schlagen, doch eine Antwort würde er im Gegenzug immer noch nicht erhalten.

Einen Entschluss fassend öffnete Zorro plötzlich seine Faust, ließ Sanji damit los, der erschrocken sein Gleichgewicht suchen musste, aber innerhalb von Sekunden wieder aufrecht vor Zorro stand.

Ein unsicherer Blick streifte das harte Gesicht des Schwertkämpfers, der sich immer noch vor Sanji aufgebaut hatte.

„Gut, wenn du nicht mit mir reden willst, dann schätze ich mal es geht um ein Frauenzimmer, dein niedliches Nami-Schätzchen vielleicht?“, gab Zorro von sich.

Es war der einzige Weg, der ihm noch einfiel überhaupt etwas aus Sanji heraus zu bekommen.

Provokation.
 

Der Smutje stand nervös vor Zorro, fühlte sich in die Ecke gedrängt, auch wenn dieser jetzt immerhin nicht mehr dabei war ihm die Luft abzuschnüren.

Sein Herz raste, wollte sich gar nicht mehr beruhigen und sein Kopf schmerzte.

Schon lange war Zorro nicht mehr so grob zu ihm gewesen, hatte Sanji auf kaltem Fuß erwischt, der seine Unachtsamkeit jetzt mit Kopfschmerzen büßte.

Immerhin hatte das Zittern nachgelassen und Sanji konnte sich wieder mehr auf Zorro konzentrieren.

Er verstand nicht, warum der Ältere ihn losgelassen hatte, doch bei Zorros nächsten Worten wurde ihm schnell klar, was der Schwertkämpfer dachte.

Sanji bis sich auf die Lippen um sich nichts anmerken zu lassen und wieder kam der Instinkt in ihm hoch sich zu verstecken, hinter einer dicken Wand, die keiner durchdringen konnte.

„Lass Nami aus der Sache raus!“, keifte er Zorro an, der sich wieder einmal unbeeindruckt zeigte, die Arme inzwischen vor der Brust verschränkt hatte.

„Also liege ich richtig?“, fragte der Schwertkämpfer nach, ohne dabei eine Gefühlsregung zu zeigen, musterte Sanji ganz genau.

„Ich dachte mir schon, dass diese ganze Sache mit den Kerzen und deiner Geheimniskrämerei nur dazu gut ist endlich mal wieder eine Frau ins Bett zu kriegen. Die Wochen auf See können ziemlich einsam sein, so ganz ohne Liebchen, nicht wahr?“

Ein Grinsen stahl sich auf Zorros Gesicht.

„Tja, so ist das bei uns Männern halt. Wenn wir unbedingt wollen ist uns jedes Mittel recht, oder? Ich hoffe du kannst es Nami wenigstens ordentlich besorgen?“

Wenn das Sanji nicht aus seiner letzten Reserve lockte, dann wusste Zorro auch nicht weiter.

Seinen Blick hatte er schon lange am Körper des Smutjes nach unten geschickt, beobachtete jetzt seine Beine.

Er rechnete fest mit einem Tritt des Kochs, woraufhin ihn wüste Beschimpfungen treffen würden, doch Zorro war vorbereitet, würde den Angriff über sich ergehen lassen und hoffen, dass Sanji sich in seiner Wut endlich öffnete.
 

Mit einem klatschenden Geräusch landete Sanjis Hand in Zorros Gesicht.

Tränen traten dem Smutje in die Augen, die kurz davor standen über seine Wangen zu laufen und ein unkontrollierbares Zittern hatte seinen Körper erneut gepackt, doch diesmal war es keine Angst sondern Schmerz.

Die harten Worte des Schwertkämpfers hatten ihn tief getroffen, seine Mauer eingerissen, doch anstatt den alten Sanji zu wecken hatte es sein innerstes Ich ans Tageslicht geholt, den verletzten Sanji, der bald all seine Träume begraben musste und den Niemand verstand.

Endlich fand er seine Sprache wieder.

„Sag so etwas NIE WIEDER!“, schrie er Zorro an, mit aller Kraft die seine Stimme her gab.

„Du hast doch ÜBERHAUPT keine Ahnung, wie es IN MIR aussieht! Wie konnte ich auch nur ANSATZWEISE daran denken mich dir ANZUVERTRAUEN? Du gefühlloser ARSCH, ich HASSE dich!“

Mit diesen Worten schlug Sanji Zorros Arm weg, der völlig perplex war und sich nicht mal dagegen wehrte.

War das gerade wirklich passiert?

Langsam führte Zorro eine Hand zu seiner Wange, die zu brennen angefangen hatte.

Ja, es war definitiv kein Traum, dafür waren die Schmerzen zu real.

Sanji hatte ihn voll erwischt, nie hätte Zorro mit einer Ohrfeige gerechnet, hatte nicht mal die Hand auf sich zu kommen sehen.

Schnell fixierte er den Smutje, der völlig aufgelöst vor ihm stand.

Mit Schrecken konnte Zorro Tränen in den Augen seines Gegenübers sehen, der diese mit aller Kraft zurück zu halten schien. Das hatte er nicht gewollt.

Die Worte, die ihm entgegen geschrieen wurden nahm Zorro erst nicht auf, zu sehr hatte sich dieses Bild in ihn eingebrannt.

Da war sie wieder.

Sanjis verletzte Seite, die schwache gebrechliche Person, die er erst heute Abend kennen gelernt hatte.

Zorro musste schwer schlucken, spürte einen dicken Klos im Hals.

Dass der Koch weinen würde hätte er nicht gedacht, fühlte sich gerade mit der Situation überfordert, wusste nicht was er sagen oder tun sollte, doch Sanji nahm ihm diese Entscheidung ab, als er erneut mit der Hand ausholte.

Zorro schloss die Augen, wusste dass Sanji alles Recht der Welt hatte dies zu tun und wartete auf den Schlag... doch dieser blieb aus.

Als ein Schluchzen an sein Ohr drang öffneten sich Zorros Augen automatisch, fixierten den Koch, der sich vor ihm zusammen gekrümmt hatte, die eine Hand immer noch erhoben, die andere vor den Mund gelegt um das Geräusch seines Schluchzens zu dämpfen.

Schnell konnte der Schwertkämpfer die Tränen sehen, die nun unaufhaltsam über Sanjis Wangen liefen, sich an seinem Kinn sammelten und von dort aus zu Boden tropften.

Der schmerzhafte Stich in seinem Herz ließ Zorro gequält Stöhnen, doch war er noch in der Lage seine Gefühle etwas besser zu verbergen, wobei auch er in sich die Tränen aufsteigen spüren konnte.

Er musste das jetzt schnell hinter sich bringen.

Langsam hob Zorro eine Hand.

„Sanji...“

„FASS MICH NICHT AN!“
 

Seine Gefühle spielten verrückt, sein Körper gehorchte ihm nicht mehr, sein Gehirn hatte sich ausgeschaltet, sein Herz fühlte sich an als würde es jeden Moment versagen, Tränen rannen ihm unaufhaltsam über die Wangen und er war kaum noch in der Lage zu atmen.

Sanji hatte das Gefühl sterben zu müssen.

Er musste hier weg, hielt es keine Sekunde länger bei dem Schwertkämpfer aus, der ihm all diese Schmerzen bereitete.

Mit letzter Kraft richtete Sanji sich auf, hoffte inständig, dass ihn seine Beine noch tragen würden und stieß sich von der Wand ab.

Zorro hielt ihn nicht fest, machte nicht einmal den Versuch ihn aufzuhalten, starrte ihn nur entgeistert an, war sichtlich überfordert mit der Situation.

Sanji nutzte seine Chance, rannte an dem Schwertkämpfer vorbei und hatte innerhalb von Sekunden die Küche verlassen, rannte einfach weiter, hatte keine Ahnung wohin ihn seine Beine führten.

Dass Zorro ihm aus dem Raum gefolgt war bekam Sanji gar nicht mit, stürmte stattdessen die kleine Treppe herunter, geriet allerdings über die letzte Stufe ins Straucheln, fing sich noch im Lauf und steuerte wie selbstverständlich auf die Tür zu den unteren Decks der Lamb zu.

Es gab nur einen Ort, wo er jetzt Ruhe haben würde und Sanji wusste, wo er diesen finden konnte, riss ohne Rücksicht auf Verluste die Tür auf, rannte einfach weiter, bis er an Choppers Arztzimmer angekommen war, fand seinen Weg durch die geöffnete Tür und schmiss sie hinter sich lautstark zu.

Es war egal wen er geweckt hatte, es war egal wer kommen würde, es war alles egal!

Was zählte sein Leben so schon noch?

Es war alles vorbei, sinnlos, wertlos, verloren!

Immer noch weinend legte Sanji seine Hände vor sein Gesicht, schluchzte herzzerreißend und brach endgültig unter der Last zusammen, die er einfach nicht mehr allein tragen, aber auch Niemandem aufbürden konnte.
 

Inzwischen hatte sogar Zorro die Kontrolle über sich verloren, auch wenn dies bei ihm anders ausfiel als bei Sanji.

Eine tiefe Trauer hatte sich in das sonst so harte Herz des Schwertkämpfers geschlichen, das Bild von Sanji schwebte immer noch in seinem Kopf herum.

So hatte er den Smutje definitiv noch nie gesehen und wollte es auch nie wieder tun.

Langsam drehte Zorro sich um, verschwand von der Reling und ging zurück in die Küche.

Er war Sanji nicht weiter gefolgt, der Koch hätte ihn eh nicht mehr an sich ran gelassen, das wusste Zorro und so lenkten ihn seine Schritte wieder in die Kombüse der Lamb.

Mitten im Raum blieb Zorro stehen, ließ seinen Blick langsam umher schweifen.

Er musterte die kleine Bank mit dem Tisch, wo Sanji und er sich oft gestritten hatten, fasste kurz darauf die Kerzen ins Auge, die Sanji immer anzündete, ließ seinen Blick über die Kochstation wandern, wo immer noch der Teig stand, den Sanji extra für ihn angerührt hatte.

Pfannkuchen würde er wohl heute nicht mehr bekommen, doch Zorro war der Appetit ordentlich vergangen.

Alles in diesem Raum erinnerte ihn an den Smutje und an den Ausdruck auf seinem Gesicht, als er weggerannt war.

Zorro ballte eine Hand zur Faust, bis sie vor Spannung zitterte.

Er wusste immer noch nicht, was Sanji nun so bedrückte, das Ganze hatte nur noch mehr Fragen aufgeworfen, auf die er keine Antwort fand.

Mit einem wütenden Schrei holte Zorro aus, fegte die Schüssel mitsamt brennender Kerze vom Tisch, die am Boden mit einem kurzen Zischen erlosch.

Schwer atmend beobachtete der Schwertkämpfer, wie Wachs und Teig aus ihren Behältern liefen und sich auf dem Holz verteilten, dort allerdings schnell zur Ruhe kamen.

Ohne zu zögern drehte Zorro sich um und stampfte den Weg zurück zu ihrem Schlafraum, schloss dabei gleich noch die Tür, die Sanji weit aufgerissen stehen gelassen hatte und legte sich in seine Hängematte.

Das Bett des Kochs war leer, das konnte der Schwertkämpfer mit einem Blick feststellen und das sonst so konsequente Schnarrchen in ihrem Raum hatte aufgehört.

Wütend drehte Zorro sich auf die Seite, zog die Decke bis über den Kopf, wollte nichts von dem mitkriegen was um ihn rum passierte, doch Schlaf würde er wohl die ganze Nacht nicht finden.
 

Sein Schluchzen war versiegt, nur stumme Tränen rannen Sanji noch über die Wangen.

Inzwischen hatte er sich von der Tür weg bewegt, sein Kopf ruhte auf dem Krankenbett, sein Körper saß noch immer zitternd am Boden.

Langsam schloss Sanji die Augen, hörte auf Choppers beruhigende Worte, die ihm der Elch wie selbstverständlich zuflüsterte.

Ihre Bedeutung war ihm egal, er lauschte nur der leisen Stimme, die ihn langsam, fast unbemerkt, in den Schlaf wiegte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Lalla
2009-10-25T21:49:24+00:00 25.10.2009 22:49
So, endlich bin ich dazu gekommen es ganz zu ende zu lesen *____*
Hach Zorro liebt Sanji auch! Jippi, schade nur, dass die beiden wie immer zu stur sind sich das einzugestehen..
Hui, aber Zorros Methoden Sanji zum Reden zu bringen *Kopf schüttel* Armer Smutje...
Ich denke mal nach dieser Aktion wird Zorro vielleicht Hilfe und Rat bei Ruffy suchen...irgendwann müssen die anderen ja erfahren was mit Sanji ist. Vielleicht greift auch Chopper ein, nachdem er Sanji so aufgelöst gesehen hat.
Ich muss schon sagen, du hast Sanjis Gefühle sehr schön zum Ausdruck gebracht, seine Verwirrtheit, seine Zweifel und seine Unsicherheit Zorro gegenüber.
Und Zorro war charakterlich gut getroffen, stur und zu stolz um zu seinen Gefühlen zu stehen, getreu dem Motto "soll der Gemüseputzer doch zu mir kommen und bloß nicht ich zu ihm".
Immerhin hat er nun ein schlechtes Gewissen und ist traurig, aber es war wirklich niedlich, wie er sich um Sanji gesorgt hat und versucht hat ihm eine Möglichkeit zu bieten, damit Sanji redet..
Hach und dass er Sanjis Blicke bemerkt hatte *__*
Süß!
Ich freue mich auf die Fortsetzung und hoffe, dass sie bald kommt^^
Liebe Grüße
Lalla
Von: abgemeldet
2009-10-17T19:38:35+00:00 17.10.2009 21:38
Super tolle, total bewegende Story. Hab mich zwar tierisch geärgert, als ich gestern abend damit anfing und dann auf einmal kein Nachschub mehr da war - aber umso besser, dann hab ich was auf das ich mich in Zukunft freuen kann.
Echt toll geschrieben. Du entwickelst da eine richtig dramatische Spannung, die mich echt beim Lesen mitgerissen hat. Hab's mittlerweile mindestens zwei Mal gelesen... Finde es auch total schön wie du auch auf die Nebencharaktere eingehst, Chopper ist durch seine rücksichtsvolle, besorgte Art einfach super getroffen. Und die zwei Hauptchara... Einfach klasse. Find ich toll wie du es schaffst den sonst eher lockeren Sanji in so einer Kriese dazustellen.
Bin total gespannt auf die Fortsetzung und was du weiter da draus machst.

(Deine Story hat mich mit dazu bewegt, mich hier überhaupt an zu melden. WOllte sie UNBEDINGT kommentieren und dir sagen, wie toll ich sie fand! ^^)

Einen freundlichen Gruß hinterlass ^.-
Von:  Zoushi
2009-10-11T20:44:32+00:00 11.10.2009 22:44
Finde die Entwicklung deiner Story ganz spannend. Bin gespannt ob Zorro nun noch herausbekommt, was mit Sanji los ist. Wie er wohl reagieren wird.
Ansonsten, wieder schön geschrieben. Die Story reißt mich total mit und ich bin leider viel zu schnell am Ende des Kapitels angekommen. Hoffe es geht bald weiter ^_-
Von:  ChisatoAkimichi
2009-10-11T16:07:44+00:00 11.10.2009 18:07
das ist eine tolle FF
Ich finde sie so klasse, dass ich mich schon sehr freue, wenn das neue Kapitel on gestellt wird.
Würdest du mir dann bescheid sagen.

Lg Chisato
Von:  MaiRaike
2009-10-09T23:26:23+00:00 10.10.2009 01:26
Oh mein Gott.
Deine Story reist einen echt mit.
Ich hatte gar nicht mitbekommen, das ich schon beim letzten Kapitel war, als die Geschichte plötzlich aufhörte.
Danach musste ich erst einmal ein Paarmal blinzeln, ehe ich wieder im hier und jetzt war.

Schreib mir unbedingt eine Nachricht, wenn das nächste Kapitel da ist!
Lg
Von:  kingzorro
2009-10-08T18:31:51+00:00 08.10.2009 20:31
Ich freu mich schon total aufs nächste Kapitel. Deine Story hat etwas sehr Überzeugendes. Zorro weiß, dass etwas mit Sanji faul ist, aber wie wir ihn kennen (und lieben) rafft er es einfach nicht. Sanji ist ja gleich doppelt belastet, das ist ganz schön hart für ihn.
Die Geschichte muss unbedingt weitergehen, mach weiterso!

...Was mich noch interessieren würde... bringst du Robin noch mit rein? Frage mich, wie viel sie schon weiß...
Von:  N0X
2009-10-04T13:52:13+00:00 04.10.2009 15:52
Wooow!!Das Kap war echt geil!!
Ich hab auch zusammen mit Sanji geweint, das war so ergreifend!!

Hoffe es geht bald weiter!!

lg
yuki-schatzi_x3

PS: Den Wettbewerb gewinnst du ganz sicher!!
Von:  Zero_Kiryu
2009-10-04T06:05:02+00:00 04.10.2009 08:05
Habs doch noch geschafft! ^^
Und ich muss sagen, ich bereue es keine Sekunde, das jetzt gelesen zu haben, wo ich kaum Zeit hab! XD Ich kann dir wieder nur mein Lob aussprechen! Super gefühlvoll geschrieben, ich war sogar fast so weit, mit Sanji zu weinen. ^^' Ich freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel! ^^ Zorro sollte ein bisschen netter werden. *g* Hoffentlich kann sich Sanji ihm irgendwann anvertrauen!

Liebe Grüße
Zero
Von: abgemeldet
2009-10-03T08:43:39+00:00 03.10.2009 10:43
Geil! Direkt mal zu meinen Favos pack.
Ich kenne einen anderen FF da war Zorro erblindet! Aber die Version ist zugegeben auch nicht schlecht! hat was.
Vor allem die unterschiedlichen Reaktionen sind super beschrieben.
Bin schon gespannt auf das nächste Kapi.

d(^-^)b zwei daumen hoch
Von:  Minime
2009-10-02T20:53:50+00:00 02.10.2009 22:53
sehr schön geschrieben^^ freu mich schon aufs nächste kapi XD
war dieses mal auch viel länger gewesen hat mich sehr gefreut=)

hoffe ja das sanji und zorro sich noch wieder vertragen und vllt doch noch sich mal ihre gefühle gestehen XD

jaja da warte ich jetzt mal aufs nächste kapi

lg


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