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It won't be the last time.

definitiv
von

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Erheben

Die nachfolgenden 8 Stunden verliefen so, wie sie die letzten Tage, Wochen, Monate und Jahre verliefen. Ich hetzte von einer Vorlesung zur nächsten, rannte Leute um, stopfte mir in den ohnehin viel zu kurzen Pausen mein Essen in den Mund und kämpfte in den Seminaren mit meinem Laptopkabel. Als dann – endlich – 14 Uhr die Glocke läutete und ich meine Tasche und Aufzeichnungen griff, stürmte ich aus dem Vorlesungssaal II, begab mich auf schnellstem Weg zu meinem Auto, das hieß durch die Eingangshalle, am Trinkbrunnen vorbei und durch die große Glastür auf den Parkplatz. Gerade als ich das Auto aufgeschlossen hatte, klingelte mein Handy erneut, auf dem Display blinkte der Name meiner Mutter. //Haname Katake//

„Ja, Mom?“, fragte ich in den Hörer, woraufhin ein fröhliches „Naaaa?“ zurückschallte. „Was machst du heute?“, fragte sie mich hoffnungsvoll. Ich setzte mich in den Wagen und stellte die Freisprechanlage an. „Ach, eigentlich wollte ich nen Kaffe trinken gehen.“, sprach ich, während ich den Rückspiegel auf mich stellte, um meine Frisur zu kontrollieren. „Willst du mitkommen?“ „Aber klar!“, kam es glücklich zurück. „So um 3?“ Dann hörte man nur das Geräusch, das so klang, als würde sie ihr Handy an der Wange reiben. Ich musste lächeln: „Du weißt, das ich dein Nicken nicht sehen kann, oder?“, fragte ich schmunzelnd“ „Mach dich nicht über mich lustig!“, schallte es aus dem Handy und ein bestätigendes „Dann um 3“ beendigte das Gespräch. Ich klappte das Handy zu und steckte es in meine Hosentasche, dann fuhr ich in Richtung Südausgang. Ich wohnte am Rand, fast schon außerhalb der kleinen Stadt, die von ihren Einwohnern treffenderweise Amaya – Regennacht – genannt wurde. Als ich meine Einfahrt hinaufgefahren und mein Auto auf meinem Stellplatz geparkt hatte, griff ich meine Laptoptasche und stieg aus. Während ich auf den Fahrstuhl wartete, sah ich mich in der „Lobby“ um. Sie bestand aus einer Sitzgruppe von weißem Leder, einem Glastisch in der Mitte und einer Glaswand, die einen Blick nach draußen ermöglichte. Meine Mutter kannte den Besitzer seit Kindheitstagen und war ihr bester Freund in ihrem Alter. Das ermöglichte es mir hier sehr preisgünstig und in Universitätsnähe zu wohnen. Eine Tür öffnete sich. Aus ihr trat Frau Haruka, eine ältere Dame aus derselben Etage. Sie sah nicht mehr richtig, konnte aber dafür ausgezeichnet hören. Sie hatte bereits zwei Einbrüche im Nachbarhaus verhindert, weil sie die Kriminellen bereits hörte, als sie sich am Zaun des Hauses zu schaffen machten. Sie war sehr liebenswert und hatte immer ein offenes Ohr für jedermanns Sorgen. Einmal hatte sie mich sogar betreut, als ich eine schwere Grippe hatte. Sie war nur mit Teekochen und Suppebrühen beschäftigt und war für mich in dieser Zeit fast wie eine Oma.

„Na, Jungchen? Wie geht’s uns denn heute?“, fragte sie mich und ich verbeugte mich ehrerbietend. „Gut, gut, ich kann nicht klagen Frau Haruka. Und ihnen?“

„Ach, was soll ich sagen? So wie immer!“, sagte sie lächelnd und ein Piepen ertönte. Die Türen des Fahrstuhles fuhren beiseite, ich trat ein und hielt die Tür offen. „Oh nein, ich fahre einkaufen. Aber danke, Sai“, meinte sie winkend und ging ihres Weges durch die Glastür, durch die ich vor einer Minute gekommen war. Ich drückte den Knopf, der mit 15 betitelt war, meiner Lieblingszahl. Oben angekommen gab es nicht viel zu tun. Ich stellte meinen Laptop neben meinen Schreibtisch, wechselte das Outfit und kontrollierte meine Haare. Ich nahm erneut meinen Wohnungsschlüssel und marschierte aus der Tür und wieder mit dem Fahrstuhl nach unten. In der Lobby griff ich noch so eine Illustrierte, die meine Mutter so gern las. Ich nahm die Bundesstraße nach Norden und bog dann rechts in die Hauptstraße des Geschäftsviertels ein. Das Starbucks lag relativ offensichtlich in der Nähe des Hauptknotenpunktes der Straßenbahn und Busse. Ich ging einmal im Monat mit meiner Mutter dorthin, irgend so eine alte Tradition, die irgendwann mal entstanden war, und da heute der letzte Tag im Monat Oktober war, wurde es höchste Zeit. Ich parkte meinen Wagen auf dem Kundenparkplatz in der Nähe der Einkaufsstraße und ging das restliche Stück. Der Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich 5 Minuten zu früh da war, aber wie nicht anders erwartet, saß meine Mom bereits an unserem Stammtisch und lächelte mich an. Ich ging an die Theke und bestellte das Selbe wie immer. Einen Espresso Grande und einen Latte Macchiato mit einem Double-Shot Himbeere. Mit den beiden Getränken in der Hand ging ich zum Tisch und setzt mich neben sie.

„Es war doch um 3 gesagt.“, scherzte ich.

„Da du ja mit unseren Getränken solange gebraucht hast, ist es inzwischen auch schon um 3.“, stichelte sie zurück, bevor wir uns umarmten und sie mir einen mütterlichen Kuss auf der Stirn platzierte. Der Rest lief eigentlich ab wie immer. Tratsch über dies und das, sie erzählte mir von ihren neusten Buchideen, Yogakursen und Workshops, ich ihr von meinen kunstwissenschaftlichen Analysen und neusten Kompositionen am Piano und schlussendlich redeten wir über das Wetter, das Gesprächsthema Nummer 1 in Amaya. Hier war es wirklich selten, dass das Wetter nicht von einem Extrem ins andere umkippte oder sich für Monate hielt. Punkt 16.30 Uhr verließen wir das Café und ich fuhr sie nach Hause, damit sie nicht mit dem Bus fahren musste und weil sie ohnehin auf meinem Heimweg wohnte. Wir verabschiedeten uns.

„Ich liebe dich, mein Sohn.“

„Und ich dich, Mutter.“
 

Wir lächelten einander an und sie stieg aus. In den Regen, diesen ewigen Regen.

Mein Weg führte mich zurück nach Hause, in mein Apartment, in dem ich den restlichen Abend fristete. Ich surfte auf Twitter, Myspace, Animexx, Youtube und chattete mit Skype, mein popliges ICQ stürzte andauernd ab. Ich schaute auch ein, zwei Folgen meines Lieblingsanimes und bestellte mir gebratene Nudeln von einem Lieferservice aus meiner Straße. Durch die Nähe bekam ich meine Bestellungen fast alle Frei Haus. Ich aß genussvoll meine Nudeln, bis ich irgendwann auf der Homepage meiner Uni landete, und es mir wie Schuppen von den Augen fiel. //Verdammt. Morgen kommen die Erstsemester.//, ging es mir durch den Kopf. Ich hasste diesen Tag. Überfüllte Gänge, desorientierte Menschen, eine Grausamkeit jagte die andere. Zumal sich niemals, wirklich niemals jemand interessantes in diese weitgehend unbekannte Universität verirrte. Ich seufzte und klappte das Notebook zu. Genug für heute. Mir fielen fast die Augen zu und ich begab mich in mein Schlafzimmer, wo ich mich umzog, auf mein Bett fallen ließ, und fast eine Minute später weggepennt war.



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