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Aloha Love

Liebe findet ihren Weg
von

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Storm

Die Hawaiianer und die die FIFA Spieler, welche sich gegen Rika gestellt hatten, sammelten sich im Essenssaal. Lars wartete bis Ruhe eingekehrt war und ergriff dann das Wort. „Also, wir sollten eine Mannschaft zusammenstellen.“ Schweigen antwortete ihm. Es war eine Sache klar zu machen, dass man einen anderen Standpunkt vertrat als die Spanierin, aber wenn die Spieler gegen sie antreten würden, so riskierten sie einen Bruch innerhalb des internationalen Fussballs und die meisten waren nicht sicher, ob sie diesen Weg gehen wollten.
 

Sanae verstand die Bedenken der Spieler. Es freute sie schon, dass so viele einsahen, dass das Leben und die Welt nicht allein den Menschen gehörten. Auch Lars hatte nicht mit übermäßigem Ansturm gerechnet. Deswegen fuhr er nach einer kurzen Pause fort, als wäre nichts gewesen. „Kaylan, ich denke du machst den Captain. Immerhin ist die Herausforderung klar an uns gegangen.“ Angesprochener nickte. Kaylan wandte sich den Menschen zu. Als Captain lag die Teamaufstellung bei ihm. Allerdings hatte er ein Problem: Rika hatte Sanae und Ayumi herausgefordert. Doch waren beide bei weitem nicht in der Verfassung zu spielen. Es musste sie jemand glaubhaft vertreten. Das Problem bestand nur darin, es den beiden auch erklären zu können.
 

Ein Blick in die Gesichter der Schwestern reichte, um ihm mitzuteilen, dass sie überhaupt nicht angetan sind von seinem Plan, sie außen vor zu lassen. Doch bevor Kaylan etwas sagen konnte, sprach Sanae. „Gut, auf welcher Position spiele ich?“ Alle Blicke richteten sich auf die Halbhawaiianerin und auf den Verband, den sie immer noch trug. Auch Ayumi erhob sich schwerfällig. Sie musste gar nichts sagen, denn ihre Absichten waren klar. Es war allerdings Karl, der jetzt sprach. Er hatte mit diesem Manöver gerechnet und seine Worte wohl überlegt. „Auf gar keinen Fall, keine von euch ist in der Lage zu spielen.“ „Rika hat mich und Ayumi herausgefordert. Da wäre es doch dämlich, wenn wir nicht spielen.“ „Sanae du bist immer noch schwer verletzt, du kannst nicht spielen.“ Karl wusste, wie stur seine Freundin sein konnte, aber er würde nicht nachgeben. Glücklicherweise waren Louis und Kaylan seiner Ansicht und gaben ihm jetzt Schützenhilfe. „Ihr bestimmt jemanden der euch vertritt.“ wandte Kaylan ein. Dies war völlig legitim. Ayumi verzog den Mund. „ Und wenn wir nicht wollen?“ „Um Himmels Willen Ay, sei nicht so stur. Du bist heute erst aus dem Krankenhaus raus. Himmel ich will dich nicht schon wieder im OP sehen.“ schaltete Louis sich ein. Er wechselte einen Blick mit Karl. Der nickte und sprach ungerührt weiter. „Karl und ich spielen für euch.“ „Kommt gar nicht in Frage.“ empörte sich Sanae. Sie wollte die internationalen Spieler da so gut es ging raushalten und Louis Napoleon und Karl Heinz Schneider gehörten zu den Bekanntesten. „Sanae sei bitte vernünftig. Du kannst nicht spielen und außerdem sollten FIFA-Spieler vertreten sein.“ Er kniete vor seiner Freundin nieder und nahm ihre Hände. Karl wusste, dass er von allen beobachtet wurde. „ Bitte Schatz, ich will nicht, dass dir etwas passiert. Lass mich mitspielen. Wir werden gewinnen und danach wagt es niemand mehr eure Gesetze in Frage zu stellen.“ Sanae schwieg. Er hatte sie noch nie vor so vielen Menschen Schatz genannt.
 

Louis war ebenfalls zu Ayumi herübergegangen und redete leise auf sie ein, bis sie schließlich wiederwillig nickte. Sie hatte auch keine Wahl. Die Argumentation der Jungs war richtig, nur hatten beide Schwestern so ihre Probleme damit, da sie nicht wollten, dass ihren Männern ein eventueller Nachteil entstand. Beide waren lange genug Betreuerinnen gewesen, um zu wissen, wie stark mannschaftlicher Zwist eine Karriere belasten konnte.
 

Nachdem auch Sanae ihre Zustimmung gab, wandte sich Kaylan wieder an die Masse, um die restlichen Spieler aufzustellen. Die Hawaiianer überschlugen sich fast. Jeder wollte die Möglichkeit auf persönliche Rache nicht aussachlagen. Es meldeten sich auch immer mehr FIFA-Spieler. Nachdem Schneider und Napoleon das Eis gebrochen hatten, fiel es den Meisten sehr viel leichter, sich freiwillig zu melden.
 

Es dauerte über eine Stunde ein Team auf die Beine zu stellen. Schließlich würden Karl, Louis, Taro und Stefan als Vertreter der FIFA mitspielen. Den Rest besetzte Kaylan mit seinen eigenen Leuten.
 

Nachdem die Aufstellung stand, machten sie sich an einen Trainingsplan, um sich noch ein wenig aufeinander einzustellen. Sanae und Ayumi halfen, so gut es ging, doch beide wurden schnell müde und Karl und Louis beschlossen, dass es für beide Zeit wäre, sich auszuruhen. Sie wollten gerade die Runde auflösen und gehen, da öffnete Maya die Tür zum Essensaal.
 

Verlegen lächelte Maya die Spieler an. Sie war sich vollends der Tatsache bewusst, wie überrascht sie sein mussten, sie zu sehen. „Hi, ähm… ich hab euch gesucht. Ist die Besprechung schon vorbei? Kaylan guckte Maya mit großen Augen an. Immerhin war Rika ihre beste Freundin. Maya ahnte, woran der hawaiianische Captain dachte und bemühte sich, ihm zuvor zu kommen. „Ich kenne mich mit dem ganzen Zeug zwar nicht so gut aus, aber ich weiß, dass Rika unrecht hat und naja, ich bin ja auch Hawaiianerin.“ Sie endete und atmete tief durch. Es fiel Maya nicht leicht hier zu sein, denn sie liebte Rika. Aber sie konnte es nicht erlauben, dass die Spanierin so mit den Menschen umsprang. Die Spieler sagten immer noch nichts und langsam beschlich Maya das Gefühl, dass dies alles eine ganz dumme Idee gewesen war. Unruhig trat sie von einem Fuß auf den anderen und blickte sich die Gesichter ihrer Teamkollegen und der FIFA-Spieler an, bis Ayumi plötzlich lächelte, „Ry klärt dich auf und sagt dir, was du zu tun hast.“ Maya seufzte erleichtert auf und lächelte Ayumi dankbar an. „Ist im Übrigen schön dich wieder zu sehen.“ „Ja, ich freu mich auch wieder da zu sein.“ erwiderte die Französin und ließ sich endlich von Louis aus dem Raum in ihre Hütte bringen. Karl folgte mit Sanae. Beiden Männern war klar, dass sie die Frauen zum Einverständnis genötigt hatten. Das würde bestimmt noch ein Nachspiel haben.
 

Das Training begann bereits am nächsten Tag. Die Sonne hatte es kaum über die Baumwipfel geschafft, da stand Maya schon am Spielfeldrand und bereitete die Erfrischungen nach Sanaes Anweisungen vor.
 

Sie kam sich ein wenig dumm vor, da Sanae sie häufig unterbrach und ihr zeigte wie es richtig ging. Doch sie beschwerte sich nicht. Sanae und Ay hatten wesentlich mehr Erfahrung im Betreuen als sie selbst und schließlich hatte sie sich ja freiwillig gemeldet.
 

Sanae und ihre Schwester ließen sich im Gegenzug nicht anmerken, ob sie die Unerfahrenheit der Jüngeren störte. Wenn sie Maya nicht anleiteten, dann beobachteten sie die Männer beim Training. Alle gaben ihr bestes und trainierten hart für das kommende Spiel. Es war klar, dass keiner einen Sieg der Spanier riskieren wollte.
 

Trotzdem störte es Sanae, dass sie nicht mitspielen konnte. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie sich kaum in der körperlichen Verfassung befand, um einem Spiel gegen die Fussballelite Spaniens standzuhalten. Dennoch tat es schon fast körperlich weh, nicht mit dabei zu sein.
 

Von den Spaniern war nichts zu sehen. Seit dem Streit auf dem Bolzplatz hatten sie sich nicht mehr gezeigt. Alles was Sanae wusste, dass auch ihre Mannschaft aus gemischten Spielern der FIFA bestand.
 

Sie würde sich bis Freitag gedulden müssen. Wieder verlor sie sich in der Betrachtung des Spiels. Karl passte gerade den Ball zu Napoleon, der eine Glanzvorlage zu Tor gab. Ja, sie waren gut und ihr Zusammenspiel erweckte den Eindruck, als hätten sie schon ewig zusammen gespielt.
 

Sanae war stolz auf ihren Freund. Eigentlich hatte sie ihn zur Schnecke machen wollen, doch verstand sie seine Beweggründe. Wenn sie an seiner Stelle gewesen wäre, dann hätte sie nicht anders gehandelt. Und gab es keinen größeren Liebebeweis, als den seine eigene Karriere dermaßen zu gefährden?
 

Mayas Schnipsen brachte sie in die Realität zurück. „Sanae wo bist du mit deinen Gedanken?“ „Wie?“ „Es ist Pause. Die Jungs wollen die Strategie für Freitag durchgehen.“ „Ja, ich komme.“ Sanae hüpfte vom Zaun und humpelte auf die Gruppe Fussballer zu, die sie alle erwartungsvoll ansahen.
 

„Alles in Ordnung?“ Karl musterte seine Freundin besorgt. „Ja, ich war nur in Gedanken.“ sagte Sanae und schenkte ihm ein Lächeln, in dem Wissen, dass Nako mal wieder genau wusste, was in ihrem Kopf vor sich ging.
 

Tröstend legte er den Arm um ihre Schultern, während Sanae begann, die Strategie für das Spiel zu erklären. Die Spanier waren für ihre aggressive Spielweise bekannt und es gab keinen Grund davon auszugehen, dass andere FIFA-Mitspieler daran etwas ändern würden.
 

Deshalb hatten sie beschlossen, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Die Spanier neigen dazu, schnell die Kontrolle zu verlieren und wer die Kontrolle verliert, der war nachlässig und nachlässige Spieler verloren. Sie hatten lange über diesen Punkt diskutiert, denn Sanae war sich sicher, dass die Spanier für einen Sieg jeden schmutzigen Trick anwenden würden, der ihnen einfiel. Aber Karl und Louis schienen auf diesem Ohr taub zu sein und wenn sie ehrlich war, dann würde sie auch nicht anders spielen. Zu zornig machte sie das Vergehen der Wilderer und die Uneinsichtigkeit von Rika.
 

Und so trainierten die Jungs und Sanae und Ayumi schauten mit Maya zu, unfähig dem eigenen Zorn irgendwie Ausdruck zu verleihen. Hinzu kam, dass die Zeit, die die Jungs auf dem Bolzplatz oder in der Lagune verbrachten, von ihrer gemeinsamen Zeit verloren ging.
 

Zwar wohnte Karl bei Sanae und Louis bei Ay, doch waren die Jungs am Ende jeden Trainingstages so müde, dass nicht mehr viel mit ihnen anzufangen war. Zudem stieg die Spannung im Lager mit jedem weiteren Tag der verstrich.
 

Sanae rechnete beinah täglich mit Übergriffen der verschiedenen Parteien im Lager. Zwar hatten die Trainer bisher alle im Griff, doch für Sanae stand fest, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis die Spieler aufeinander losgehen würden.
 

So hatten sie sich dieses Trainingslager wirklich nicht vorgestellt. Dabei war es so lange gutgegangen. Sie seufzte laut und ließ sich rückwärts auf ihr Bett sinken. Es war Donnerstag Abend. Morgen würde das Spiel sein. Sie hatten das Training heute früher beendet. Karl drehte sich zu ihr um. Ihm war aufgefallen, dass Sanae in den letzten Tagen immer stiller geworden war.
 

Natürlich machte sie sich Sorgen wegen morgen. Niemand konnte sagen, was nach dem Spiel geschah. Ob die FIFA sich unversöhnbar zerstreiten würde oder die Sache geklärt wurde. Aber da war noch etwas anderes. Montag mussten sie alle zurück. Zurück in ihr eigentliches Leben. Noch immer wusste er nicht, wie es mit ihm und Sanae weiter gehen würde oder ob es weiter gehen würde.
 

Er hatte die Woche auch nicht viel Zeit mit ihr verbringen können. Am liebsten hätte er vor Wut geheult. Kaylan hatte ihm und Louis mehrmals gesagt, sie könnten auch hierbleiben. Das war eine große Ehre, aber er hatte auch Verpflichtungen in Deutschland. Sein Verein, der fest mit seiner Verlängerung rechnete, seine Familie, die auf ihn wartete. Karl wusste nicht, ob er schon bereit war, das alles aufzugeben.
 

Langsam ging er zum Bett, auf dem Sanae lag und wieder mal Gedanken verloren die Decke ansah. Er hätte ihr ihren Kummer so gern abgenommen. Langsam kletterte er neben seine Freundin und nahm ihre Hand. Sanae drehte den Kopf und blickte ihn an. Ihre Augen schienen seltsam leer zu sein.
 

„Woran denkst du?“ fragte Karl, als ob er das nicht wüsste. Sanae lächelte. „Nichts, ich bin nur noch mal durchgegangen, ob ich an alles gedacht hab.“ „Es wird alles gut. Du wirst sehen. Wir gewinnen und danach muss selbst Rika Ruhe geben.“ „Du bist dir deiner Sache ja ziemlich sicher.“ Sanae schmunzelte wegen seines Selbstvertrauens und Karl grinste mit seinem unverschämtesten Lächeln zurück. „Natürlich bin ich sicher. Dich rumzukriegen war schwerer und das hab ich ja auch geschafft.“ Jetzt lachte Sanae wirklich. „Du mich? Das hab ich anders in Erinnerung.“ „Karl beugte sich über sie. „SO?“ „Hattest du Genzo nicht ein Versprechen gegeben?“ Karl grinste noch ein wenig breiter. „Nur weil ich dich schon am Haken hatte. Außerdem waren meine Finger gekreuzt.“ Bevor Sanae protestieren konnte, drückte er seine Lippen auf ihre.
 

Sanae ließ es geschehen und gab sich für diese Nacht geschlagen. Sie wussten nicht, was der morgige Tag bringen würde. Doch eines war sicher: es würde anstrengend werden und diese letzten Stunden vor dem Spiel waren vielleicht die letzten friedlichen, die sie mit Karl vor seiner Abreise haben würde.
 

Ayumi kuschelte sich tiefer in ihre Decke. Es tat gut wieder daheim zu sein. Sie hasste Krankenhäuser, auch wenn sie sich die Woche anders vorgestellt hatte. Dennoch war sie erleichtert. Sie war aus dem Krankenhaus und würde wieder vollständig gesund werden. Louis und sie waren endlich ein Paar. Es war, als hätte es ihren Streit nie gegeben.
 

Louis gab sich auch besonders viel Mühe ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Es tat ihm mehr als nur leid und obwohl Ay ihm mehrfach versichert hatte, dass alles in bester Ordnung sei, schien er nach wie vor verunsichert.
 

„Brauchst du noch was?“ fragte ihr Freund von der Tür. Er hatte bis jetzt nicht in ihrem Bett geschlafen, sondern auf der Couch im Wohnzimmer aus Sorge, er könnte sie im Schlaf verletzen. „Ja, mein Freund im Bett wäre ganz toll.“ „Ay, du bist immer noch ernsthaft verletzt.“ „So schlimm ist es auch nicht! Na los, du kannst doch nicht jede Nacht auf der Couch schlafen. Morgen ist das Spiel und da musst du ausgeruht sein.“ „Halb so wild. Glaub mir, es geht schon.“
 

Ay verdrehte genervt die Augen. Wie konnte sie ihn dazu bringen, sie nicht in Watte zu packen? Sie stöhnte theatralisch auf. „Also wenn du nicht zu mir kommst, dann komm ich zu dir.“ Louis schaute verdutzt drein und Ayumi fuhr ungerührt fort. „Entweder du kommst ins Bett oder ich werde zu dir auf die Couch klettern.“ „Auf keinen Fall! Was wenn du runterfällst?“ „Das Risiko geh ich ein.“ Ayumi schob herausfordernd die Unterlippe vor. Sie liebte Louis, aber bevormunden lassen würde sie sich nicht. Seit einer Woche diskutierten sie jeden Abend. Sie verstand ja, dass Sex zur Zeit tabu war, aber das hier war einfach zu lächerlich.
 

„Es liegt an dir.“ Louis musterte das Gesicht seiner Freundin. Wie sehr hatte er die kleinen, aber harmlosen Streitigkeiten vermisst, das Glitzern ihrer Augen. Er kannte Ay gut genug, um zu wissen, dass sie es heute ernst meinte. Ihr Zustand besserte sich täglich und wenn er ehrlich war, war er es auch leid, vor der Tür zu bleiben. Achselzuckend gab er sich geschlagen und kletterte zu Ay ins Bett.
 

Vorsichtig legte er einen Arm um Ayumi welche sich sofort an ihn kuschelte. Ein warmes Gefühl machte sich in seiner Brust breit. Zum ersten Mal seit sie sich kannten, würde Ay als seine Freundin neben ihm einschlafen. Nie hätte Louis Napoleon sich träumen lassen, dass er sich so fühlen würde.
 

Kaylan hatte ihm und Schneider das Angebot gemacht hierzubleiben. Er hatte die letzten Nächte wach gelegen. Er mochte sein Leben in Frankreich, seinen Verein, seine Freunde, doch hier und jetzt entschied er, was für ihn wirklich wichtig war. Er wollte jeden Abend so einschlafen und das ging nur mit Ay an seiner Seite. Leise in sich hinein lächelnd, schlief er ein. Am Ende war die Entscheidung doch ganz einfach gewesen. °Wie gut, dass meine Frau ein solcher Sturkopf ist.°
 

Sanae rührte sich. Etwas stimmte nicht. Sie drehte sich auf die Seite, behielt die Augen aber geschlossen. Langsam streckte sie die Arme aus, die andere Seite des Bettes war kalt und leer. Sofort öffnete sie die Augen. Es war dunkel im Zimmer, obwohl der Wecker bereits acht Uhr anzeigte.
 

Mühsam richtete sie sich auf. Ihre Verletzungen stachen und erinnerten sie erneut daran, dass sie noch lange nicht gesund war. Sie ließ ihren Blick durchs Zimmer schweifen, kein Karl.

Nur langsam kam sie in die Gänge und erledigte ihre Morgentoilette. Erfrischt und angezogen kam Sanae schließlich aus dem Bad. Heute war der große Tag. Sie fühlte sich schon ein wenig nervös, auch wenn sie gar nicht mitspielen durfte. War sie jemals vor einem Spiel nervös gewesen? Ja, einmal beim letzten Spiel der alten Nankatsu Mittelstufe gegen die Tohoschule, aber auch nur, weil Tsubasa trotz seiner Verletzungen darauf bestanden hatte zu spielen.
 

Tsubasa, sie hatte die Gedanken an ihn während der Woche erfolgreich verdrängt. Zuviel anderes war ihr im Kopf herum geschwirrt. Warum gerade jetzt wieder sein Gesicht vor ihrem inneren Auge auftauchte, wollte Sanae nicht einleuchten.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken, schritt sie Richtung Tür. Vielleicht steckte ihr Freund ja bereits beim Frühstück, obwohl es unerhört war, dass er sie nicht geweckt hatte. Sanae riss die Tür auf und hielt abprubt inne. Vor ihr auf den Stufen saß Karl und starrte abwesend in den grauen Himmel.
 

Bei dem Geräusch drehte er sich um. „Morgen.“ „Morgen.“ erwiderte Sanae. Mehr konnte sie auch nicht sagen. Zu überrascht war sie vom Anblick ihres Freundes. Er sah aus, als ob er die halbe Nacht nicht geschlafen hatte.
 

Das hatte Karl tatsächlich nicht. Zu viele Gedanken hatten seinen Geist auf Trab gehalten und ihm die dringende nächtliche Ruhe verwehrt. Irgendwann war er es leid gewesen sich im Bett hin und her zu wälzen und war aufgestanden, um Sanae nicht letztlich noch zu wecken.
 

Also war er joggen gegangen. Trotzdem hatte ihm das nicht geholfen. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte und heute war das Spiel. Ein Spiel, auf das er sich dringend konzentrieren musste.
 

„Sieht nach Regen aus. Wird auf jeden Fall ungemütlich.“ Karl lächelte Sanae schwach an. Diese wiederum erwiderte seinen Blick ausdruckslos. Ein kurzer Blick an den wolkenverhangenen Himmel genügte ihr, um zu wissen, dass es heute noch regnen würde. Hoffentlich nicht wieder mit Sturm.
 

Ohne ihrem Freund zu antworten, trat Sanae aus der Tür. Sie wusste, worüber er nachgedacht hatte, offenbar die ganze Nacht. Trotzdem musste er sich auf ein Spiel konzentrieren. Lächelnd nahm sie eine Hand und zog ihn mit sich. Ohne ihn anzusehen sprach sie: „Komm, lass uns frühstücken gehen.“ Karl folgte ihr, den Blick nicht von ihr lassend. Sanae konnte förmlich spüren, wie er versuchte, ihre Gedanken zu lesen. Sie hoffte nur, dass ihre Stimme fröhlich genug klang und er den Schmerz in ihren Augen nicht gesehen hatte.
 

Im Gemeinschaftssaal stießen sie auf die anderen. Die Anspannung aller war förmlich zum greifen. Trotzdem hatte sich etwas geändert. Neben der offensichtlichen Spannung, die bereits seit Tagen wie ein dunkler Schatten auf dem Dorf lag, mischte sich jetzt auch ein Gefühl der Erwartung. Sanae hatte beim gesamten Frühstück das Gefühl, als würde die Luft flimmern aufgrund der unausgesprochenen Fragen und Vorstellungen der Spieler.

Nicht zum ersten Mal hoffte sie, dass alle den Tag gut überstehen würden. Sie blickte auf und fand den Blick von Ay. Ein leichtes Kopfnicken sagte ihr, dass es ihrer Schwester nicht besser ging. Schließlich beendeten sie das Frühstück vorzeitig und sorgten dafür, dass ihre Mannschaft nach draußen kam.
 

Das Spiel würde gleich losgehen. Sanae hoffte, dass dieses nagende Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren würde, sich mit dem Anpfiff verflüchtigen würde. Sie traf mit Mayas Hilfe die nötigen Vorbereitungen, während die Jungs sich umzogen. Auch Maya wirkte, als hätte sie nicht viel geschlafen. „Alles in Ordnung?“ °Tolle Frage Sanae, unsere Mannschaft spielt gleich gegen ihre besten Freunde. Klar, da geht’s ihr sicher super.° „Es geht schon. Hab nur nicht viel geschlafen.“ „Ja, ich denke, das hat niemand.“ „Sanae?“ „Was wenn Rika sich durch eine Niederlage nicht überzeugen lässt?“
 

Maya sprach aus, was ihr selbst bereits Sorgen bereitete. Sie kannte die Spanierin besser als Sanae und diese Äußerung genügte, um den Klumpen, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, noch stärker zu machen. Aber Sanae musste auch lächeln. Offenbar setzte Maya sehr großes Vertrauen die Fähigkeiten ihrer Mannschaft und schloss eine Niederlage der Hawaiianer aus. „Wir werden wohl einfach unanfechtbar überzeugend sein müssen.“
 

Maya lächelte und nickte. Sie wussten beide, dass sie Sanae diese leichtfertige Äußerung nicht abnahm. Aber die Alternative war nicht vorstellbar. Ein Krieg unter den Sportlern war das Letzte, was sie wollten und doch drohte ihnen genau das. Nein, so war hier alles wirklich nicht geplant gewesen.
 

Ayumi langweilte sich währenddessen auf der Bank. Sie durfte sich immer noch nicht bewegen und Maya konnte nach einer Woche genug, sodass sie sie kaum verbessern musste und Sanae musste sie ohnehin nicht sagen, was zu tun war. Das einzig Gute an dem Tag war, dass Louis ihr nach dem Aufstehen gesagt hatte, dass er Kaylans Angebot gern annehmen würde. Das hieß, er würde nicht mit nach Frankreich zurückkehren, sondern hier bei ihr bleiben.
 

Ayumi hatte ihn nur völlig entgeistert angesehen und dann war sie ihm um den Hals gefallen. Ihrer Schwester hatte sie davon nichts erzählt. Wusste sie doch, dass Nako sich immer noch nicht sicher war.
 

Unauffällig musterte sie Sanae von der Seite. Sie ließ sich wie immer nichts anmerken, doch Ay kannte ihre Schwester. Sie wusste, dass der bevorstehende Abschied schwer auf ihrer Seele lastete und doch würde sie es nie zugeben. So war es schon immer gewesen bei ihnen beiden. Es war schwer seinen Kummer zu zeigen, wenn man genau wusste, dass es die die man liebte, nur noch mehr verletzten würde.
 

Bei ihrem Vater war es auch immer so gewesen. Immer wenn sie ihn wieder verlassen mussten und geweint hatten, hatte er ihnen die Hand auf den Kopf gelegt und ihnen aufmunterte Worte zugesprochen und das, obwohl der Schmerz des Abschieds in seinen Augen brannte. Irgendwann hatten seine Töchter angefangen, es ihm gleich zu tun und seit her schienen sie beide gar nicht mehr anders zu können.
 

Unbewusst glitt ihre Hand zum Amulett. Ihr Vater, wie gerne hätte Ay ihn jetzt hier gehabt. Wäre er damit einverstanden, was sie hier taten? Würde er es gut heißen, dass seine Töchter sich auf die Provokation eingelassen hatten? Nur um dann Fremde für sich spielen zu lassen?
 

Ayumi wusste keine Antwort auf diese Fragen, doch kam sie auch nicht dazu, ihre Gedanken zu vollenden, denn die Jungs betraten den Bolzplatz. Zeitgleich tauchten auch die Spanier auf.
 

Der Platz hatte sich, ohne dass sie oder die anderen beiden Bertreuerinnen es mitgekriegt hatten, mit Menschen gefüllt. Nicht nur mit den Gastspielern der FIFA, sondern auch mit hawaiianischen Menschen aus dem Dorf, die gehört hatten, was passiert war.
 

Auch die Trainer waren anwesend. Sie waren nicht angetan von dieser Begegnung, hatten aber letztendlich doch zustimmen müssen. Die Menge schien einer unendlichen Flut gleich. Offenbar hatte sich jedes Lebewesen der kleinen Insel um den alten Bolzplatz versammelt.
 

Ayumi schluckte. Hoffentlich kam es nicht zu Ausschreitungen, wie sie sie ein paar Mal in den Stadien Frankreichs erleben musste. Ein Spieler aus der Schweiz, den Ayumi nicht kannte, betrat den Platz. Er würde den Schiedsrichter machen.
 

Es war schwer genug gewesen überhaupt einen Schiedsrichter zu finden und dann noch einen, der von beiden Mannschaften akzeptiert wurde. Sanae setzte sich zu Ayumi auf die Bank. Maya begab sich auf die andere Seite. Die Jungs hatten mit dem Aufwärmen begonnen. Für sie gab es im Augenblick nichts zu tun, also nahmen die drei Frauen ihre Gegner näher in Augenschein.
 

Sie trugen alle die Farben der spanischen Nationalmannschaft. Sanae musterte jeden Spieler. Rivaul würde also den Captain machen. Rika stellte sich in den Sturm wie erwartet. Doch was ihre Augen dann sahen, ließ ihren Herzschlag einen Moment aussetzen und sie hörbar nach Luft schnappen.
 

Tsubasa hatte sich neben Rivaul im Mittelfeld postiert und nickte diesem zu. Sanae hatte gewusst, dass er ihr böse war, aber dass er so etwas tun würde, nur um seine Karriere zu fördern, damit hatte sie nicht gerechnet.
 

Ein Seitenblick auf Maya zeigte ihr, dass sie genauso überrascht war, wie sie selbst. Erneut ließ Sanae ihren Blick über das Spielfeld schweifen, bis sie fand, was sie suchte. Die Japaner standen betretend am Spielfeldrand. Keiner blickte in ihre Richtung. Also suchte Sanae den Blick von Taro, doch auch der stand völlig perplex da und starrte Tsubasa an. Offenbar war die japanische Mannschaft nicht von Tsubasa informiert worden.
 

Wieder blickte Sanae in Tsubasas Richtung und diesmal sah er sie an. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Es war der selbe entschlossene Ausdruck, den er immer im Gesicht hatte, wenn er kurz vor einem Spiel stand, aber da war noch mehr.
 

Tsubasa blickte schnell wieder weg, doch Sanae war sich sicher, so was wie Feindseligkeit in seinem Blick gesehen zu haben. Hasste er sie denn wirklich so sehr? Sanae wurde wütend. Tsubasa hatte nicht das Recht, sauer auf sie zu sein, wenn überhaupt, dann sollte ja wohl sie sauer sein. Hatte sie ihm nicht Jahre geschenkt, ohne je etwas dafür zurück erhalten zu haben, außer Schmerz, Enttäuschung und wieder Schmerz?
 

Wütend funkelte sie in Richtung der Spanier, bis sie eine kräftige Hand auf ihrer Schulter spürte. Karl stand neben ihr. Er musste nichts sagen. Sein Blick sprach Bände. Sie würden siegen und die Spanier und auch Tsubasa und die anderen Spieler, die zu den Spaniern hielten, in ihre Schranken verweisen.
 

Sanae nickte erst ihrem Freund und dann den anderen zu.
 

Die Mannschaften begaben sich auf ihre Plätze, gerade als die ersten Regentropfen schwer auf den trockenen Boden fielen. Der Schiri hob die Pfeife. Sanaes Mannschaft hatte Anstoß. Das Spiel ging los.
 


 

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So das ist das vorletzte Kapitel liebe leute ich hab keine ahnung wann ich das Finale online stellen kannn, weil ich nämlich gar keine ahnung hab wie das finale aussieht...
 

Karl:" Toller Autor, weiß nicht mal was in der eigenen Geschichte passiert."

Na und, is ja auch nicht meine Schuld das ihr euch alle verselbstständigt habt...*grummel*

Tsubasa:" Klar jetzt sind wir wieder schuld."

Natürlich wer denn sonst und jatzt ab Marsch in die Story und gebt euch mal was Mühe, mamas Muse ist nämlich auf Urlaub
 

AHHH DA SOLL EIN MENSCH BEI ARBEITEN!!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sayuri_san
2011-06-07T08:25:59+00:00 07.06.2011 10:25
aweeeeeee :) updaatttte :D


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