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Wolfsliebe

von

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Von Helden und Verbrechern

Die nächsten beiden Tage verliefen ziemlich ruhig. Den einen Tag und die darauf folgende Nacht verschlief ich fast ganz. Am heutigen Morgen hatte mir Alexei dann gesagt, dass ich tagsüber arbeiten musste oder eher gesagt durfte. Mir war nicht klar gewesen, wie sehr mich diese Nachricht freuen würde.

Die gesamte Zeit während der Arbeit wechselte meine Stimmung zwischen Zweifel ob ich heute Abend dort im Wald erscheinen sollte und einem Hochgefühl, wenn ich an Sina dachte.

Jetzt war gerade die Sonne untergegangen und ich hatte mich wohl entschieden, denn ich hatte die Waldgrenze erreicht. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, wusste ich doch, dass ich eigentlich einen großen Fehler beging, wenn ich mich wieder mit der Vampirin traf. Mein Rudel wollte ich auf keinen Fall in Gefahr bringen, doch würde mich Sina wohl nicht hintergehen – oder?

Ein paar Minuten später war ich da und dort stand sie, spielte mit einem Blatt, das sie vor ihren Augen drehte und schien die Adern des Blattes vor dem Licht des Vollmonds zu betrachten. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und vergrub meine Hände tief in den Hosentaschen.

Sina war manchmal wie ein Kind, doch konnte ich nicht sagen, dass mich das störte. Irgendwie war das ein guter Ausgleich zu dem rauen, aber liebevollem Umgang in meinem Rudel, wo nur Nico so etwas wie kindlichen Übermut herein brachte.

Es überraschte mich schon ein bisschen, dass Sina so kurz nach Sonnenuntergang hier war, denn auch mit ihrer Schnelligkeit konnte sie nicht sehr weit gekommen sein, seit die Sonne hinter dem Horizont versunken war. Doch ehrlich gesagt wollte ich es nicht wissen wo sie wohnte, so konnte ich auch nichts gegenüber meine Rudel verraten, sollte je das Gespräch auf dieses Thema kommen. Einen Moment betrachtete ich die kleine Vampirin noch, bevor ich auf sie zutrat.
 

„Du bist da! Hatte schon gedacht, du kämst gar nicht mehr.“, meinte Sina mit einem glücklichen Lächeln, als sie sich zu mir umgedreht hatte. Sie legte den Kopf schief und grinste von einem Ohr zum anderen, sah wirklich froh aus mich zu sehen. Bedeutete dem Mädchen unser Treffen etwa was? War bestimmt gut gegen Langeweile, musste Sina doch zu Hause den ganzen Tag rum sitzen, konnte sie ja nicht in die Sonne treten.

Was sollte ich auf das Lächeln und ihre Worte sagen? „Du auch hier? Was für ein Zufall.“ Diese beiden Sätze waren mir dann doch etwas zu dumm, außerdem wusste ich nicht, ob Sina den Scherz verstehen würde. So beließ ich es einfach bei einem kurzen „Hey“ und einem Nicken. Vielleicht hatte sich das Vampirmädchen eine etwas überschwänglichere Begrüßung erhofft, denn sie schob schmollend die Unterlippe vor.

„So, was unternehmen wir jetzt? Irgendwelche Wünsch?“, fragte ich Sina in versöhnlichem Tonfall, nahm sogar die Hände aus der Tasche und widerstand dem Drang sie vor meiner Brust zu überkreuzen. Wie auf Kommando lächelte die kleine Vampirin wieder übermütig und ich bekam schon bei dem Anblick ein komisches Gefühl in der Magengegend.

Das Mädchen hatte etwas vor und ich wusste jetzt schon, dass es mir nicht gefallen würde. Genau das war es. Weswegen sonst sollte mein Instinkt so verrückt spielen bei dem Lächeln?

„Ich habe hier erst einmal ein neues Band für deinen Anhänger.“, erklärte sie, doch hörte es sich so an, als hätte sie sich gewaltsam unterbrechen müssen, um nicht in eine wortreiche Erzählung auszubrechen.

Ich hätte nicht gedacht, dass sich die kleine Vampirin an ihr Versprechen noch erinnert hätte und irgendwie tat mir dieses Zeichen das ich nicht vergessen wurde gut. Ja, es war schön, wenn sich jemand um einen kümmerte – auch wenn die Vampirin natürlich die völlig falsche Person für so etwas war. Meine Güte, ich hatte Probleme!

Aus ihrer Hosentasche zog Sina eine feine Kordel und das erste, was mir dazu einfiel war: bunt. Grüne, gelbe und orange Fäden waren irgendwie gedreht oder geflochten worden, wie es aussah sogar von Hand und die Kordel hätte wohl jedem Mädchen gefallen, war sie doch filigran gearbeitet.

Das war nicht gerade das, was ich erwartet hatte und farblich war das mal so gar nicht mein Stil. Bevor ich es verhindern konnte, war Sina nah an mich heran getreten und machte sich an dem alten Band zu schaffen, vielleicht wollte ich mich auch gar nicht wehren.

Ich musste schlucken, als Sina so nah vor mir stand, dass sich unsere Körper fast berührten, strich mir doch ihr Atem über die nackte Haut am Ausschnitt meiner Jacke. Noch schlimmer waren ihre warmen Finger, die mich immer wieder zufällig am Nacken berührten, als sie an dem dämlichen Band nestelten.

Ich stand die ganze Zeit stocksteif da und ließ die Vampirin ihre Arbeit tun, machte sie ihr doch Spaß, was ich an ihrem Lächeln und den funkelnden Augen sehen konnte. Ich konnte nur schwer dem Drang widerstehen mich zu der kleinen Vampirin herunter zu beugen und an ihren Haaren zu riechen. Verdammt, wieso mussten meine Hormone ausgerechnet jetzt verrückt spielen?

Es wurde mal wieder Zeit, dass ich mir in der nächsten Bar ein Mädchen aufriss, wenn ich jetzt schon eine Vampirin attraktiv fand. Ich war sexuell frustriert, das war alles. Ich brauchte nur etwas Abwechslung, dann würde schon alles wieder in Ordnung kommen. Meine Güte, ich wurde hier langsam verrückt.
 

„Das steht dir. Wo du doch immer so dunkle Kleidung trägst.“, erklärte Sina, nachdem sie das Medaillon auf die Kordel gezogen und mir um den Hals gehängt hatte. Etwas skeptisch schaute ich an mir herunter und zumindest heute stimmte die Einschätzung der Vampirin, denn ich trug dunkle Jeans, blauen Pullover und schwarze Jacke. Verdrießlich knurrte ich auf, es fehlte mir nur noch, dass die Kleine meine Vorlieben besser kannte als ich. Dennoch strich ich kurz über die erstaunlich stabile Kordel und ließ den Anhänger in meinem Ausschnitt verschwinden.

„So, wo das geklärt ist, können wir los. Wir gehen in die Stadt und bevor du fragst, hab keine Angst, ich habe schon gegessen.“, erklärte Sina fröhlich und überging mein Grollen ohne mit der Wimper zu zucken, sondern mit einem belustigten Funkeln in ihren Augen. Sie nahm vertrauensvoll meine Hand und zog mich mit sich, wobei sie leise vor sich hin summte.

Die Stadt, was wollten wir denn da? Na ja, ich würde es schon noch rechtzeitig herausfinden. Auch wenn ich normalerweise lieber wusste was auf mich zukam, so würde ich schon mit allem fertig werden, was auch in der Stadt passieren würde. Außerdem würde Sina mir wohl kaum wissentlich Probleme bereiten, dazu war sie einfach nicht die Person, zumindest hoffte ich das.

„Wo wollen wir denn hin?“

„Ins Kino. Da läuft ein neuer Film mit Werwölfen und Vampiren. Ich dachte, das könnte witzig werden.“, erklärte Sina auf meine nun doch gestellte Frage, während sie mit mir in Richtung Stadt hetzte. Anscheinend waren wir spät dran, denn die Kleine schaute andauernd auf die Uhr an ihrem Handgelenk.

Ich schätzte es auf kurz vor elf, konnte ich doch nicht auf meine Uhr schauen, da Sina und ich beide Rechtshänder waren und die Vampirin mit ihrer Rechten immer noch meine Linke festhielt. Wieso ich nicht einfach die Hand abschüttelte und nachsah, war mir nicht klar, vielleicht wollte ich auch einfach nur keine Vampirin verärgern.

„Ein Film über unsere beiden Rassen, das dürfte wirklich interessant werden.“, erklärte ich an Sina gewandt. Ich war wirklich gespannt, wie die Menschen wieder die Wahrheit verdrehten und welche der beiden Rassen diesmal der Bösewicht war. Kein Wunder, dass es diese Jäger gab. Wenn sie nur die Hälfte davon glaubten, was Film, Geschichte und Literatur von uns erzählten, dann war ihr Hass auf uns gut zu erklären.

Die Vampire waren darin immer die edlen, aber vom Blutdurst zerfressenen Geschöpfe der Nacht und die Werwölfe waren von Wut und ihrer Verwandlung beherrscht. Mich wunderte es nur ein bisschen, dass Sina sich einen Film ausgesucht hatte, der wohl mit großer Wahrscheinlichkeit viel Action- oder Splatterszenen beinhalten würde.

Gut, denn bei einer Liebesschnulze würde ich wohl einschlafen oder an unpassenden Stellen lachen. Mit einem Blick auf die Vampirin neben mir, wurde mir klar, dass ich mich darauf freute den Film mit ihr zu sehen.
 

Zwei Stunden später lehnte Sina halb über die Stuhllehne ihres Sitzes an meiner Schulter gelehnt, versteckte ihr Gesicht in meinem Pullover. Auf der Leinwand wurde gerade der finale Endkampf zwischen zwei Werwölfen, den Menschen und den ach so bösen Vampiren ausgetragen, den die Nachtgeschöpfe eindeutig verloren.

Der Rest der Werwölfe hatte hingegen noch nicht einmal die erste Viertelstunde des Films überlebt, was ich schon fast als persönliche Beleidigung auffasste.

Etwas hilflos tätschelte ich Sinas Rücken, da sie von dem Massaker ganz schön mitgenommen schien, gleichzeitig genoss ich den kleinen Körper an meinem. Weinen tat Sina zwar nicht, denn das hätte ich gehört und gefühlt, aber bei dem Gemetzel konnte sie wohl nicht zugucken. Eine Vampirin, die zart besaitet war. Na toll!

Mich störte das Blut auf der Leinwand nicht, ich war ja auch nicht gerade ein Kind von Traurigkeit was Prügeleien anging, auch wenn ich in der letzten Zeit sehr brav gewesen war. Außerdem waren mir Splatterszenen schon früher nicht auf den Magen geschlagen und ich hatte selbst als Kind nur wenige Albträume von so etwas bekommen.

Mir machte eher die Lautstärke hier im Kinosaal zu schaffen, zumindest solange, bis mir Sina ein Taschentuch gegeben hatte, aus dem ich mir Ohrenstopfen gebastelt hatte. Das sah bestimmt nicht besonders ästhetisch aus, aber war es auch zu dunkel um so etwas zu sehen, zumindest für die Menschen hier im Saal.

Es war schon manchmal ein Kreuz mit dem guten Gehör und auch meine Nase spielte ein bisschen verrückt. Ein Geruchsmix nach Popkorn, Menschen und anderen Süßigkeiten lag in der Luft und mich irritierte es etwas, nicht an den anderen Personen ihre Stimmung zu riechen.

In den letzten dreizehn Jahren hatte ich mich so daran gewöhnt, dass es mir vorkam, als würde etwas fehlen, wo ich jetzt keinen Unterschied mehr zwischen einer entspannten zu einer ängstlichen oder wütenden Person feststellen konnte.

Verwirrt schaute ich auf, als der Abspann startete und langsam das Licht wieder anging, hatte ich doch gar nicht bemerkt, dass der Film schon vorbei war, so sehr war ich in Gedanken versunken gewesen.

Mittlerweile lag Sina entspannt an mich gelehnt, hatte meinen Arm mit ihren beiden Armen umfangen und machte keine Anstalten aufzustehen, selbst dann nicht, als ich meine armen Ohren von den provisorischen Ohrenstöpseln befreite, die ich unauffällig auf den Boden fallen ließ. Wirklich liebenswert unschuldig sah Sina mich von unten her an.

„Das nächste Mal nehmen wir wohl besser einen Film mit weniger Blut und Gedärmen.“, unkte ich und zwinkerte der Vampirin zu.

„Idiot! Aber ja, das müssen wir wiederholen.“, murmelte sie, doch hörte sich selbst ihre Beleidigung wie ein Kosename an, dabei nickte sie grinsend mit dem Kopf und ich fragte mich, was sie so an dem Satz freute. Erst nach ein bisschen Überlegen fiel mir auf, dass ich gerade indirekt damit ein neues Treffen mit Sina versprochen hatte.

Erstaunlicherweise empfand ich diesmal keine Schuldgefühle dabei, mal wieder mein Rudel zu hintergehen. Schließlich war das Treffen mit Sina nichts anderes. Wieso ich mich nicht schuldig fühlte, dass wusste ich selbst nicht, ehrlich gesagt war es mir auch egal. Wieso sollte ich mir das angenehme Gefühl von Ruhe nehmen, indem ich mir Gedanken um etwas machte, was sich eh nicht ändern ließ?

„Na dann, komm.“, meinte ich zu der Vampirin, stand auf und zog sie mit der einen Hand mit, meine Jacke unter den anderen Arm geklemmt. Ich schlängelte mich mit Sina durch die Menschenmassen, die ebenfalls aus der Spätvorstellung kamen, wollte das Mädchen wegen irgendeinem komischen Gefühl in meiner Brust nicht loslassen.

Sina redete die ganze Zeit über den Film, ereiferte sich über die Brutalität, hatte als Frau natürlich einen Narren an den romantischen Szenen gefressen und kritisierte noch, dass die Vampire immer die Bösen waren. Ich ließ die Kleine einfach weiter reden, hörte ihr zu und antwortete kurz, wenn ich es für richtig hielt. Allem Anschein nach war das genug, denn Sina redete und redete, ohne sich an meinen einsilbigen Antworten zu stören, wusste sie doch wohl langsam, dass das eine Eigenart von mir war und keine böse Absicht.
 

„Mist! Ich habe meine Jacke liegen lassen.“, fluchte Sina auf einmal mitten im Satz und sah mich völlig erschrocken an. War ja klar, dass es der Kleinen erst auffiel, als wir gerade durch die Tür vor das Kino getreten waren. Ich tätschelte sanft ihren Hinterkopf, sollten Schläge an diese Stelle doch das Denkvermögen erhöhen, während ich sie leicht fies angrinste.

„Wenn er nicht angewachsen wäre, dann würdest du deinen hübschen Kopf vergessen. Bleib hier, ich hol die Jacke.“, machte ich mich erst über Sina lustig, was sie zu ihrem süßen Schmollmund veranlasste, bevor ich ganz Gentleman-like den Vorschlag machte für sie den Laufburschen zu spielen.

„Das wäre lieb von dir.“, meinte Sina dankbar lächelnd und nickte, bevor sie meine Hand losließ und sich etwas von der Tür zurückzog, um sich an die Wand des Kinos zu lehnen. Ich zwinkerte ihr noch einmal zu und ging dann wieder zurück in das Gebäude. Es dauerte eine gespürte Ewigkeit, bevor ich den Mann an der Kasse die Situation erklärt hatte und er jemanden rief, der mich in den immer noch leeren Kinosaal führen sollte.

In der Wartezeit fragte ich mich, was mit mir los war, scherzte ich doch mit der kleinen Vampirin, wie mit einem alten Freund. Auch hatte ich keine Hemmungen mehr davor, zu nahe an sie heran zu treten und gerade Körperkontakt umging ich doch wenn möglich bei allen Personen. Ausnahmen dazu bildeten eigentlich nur die Wölfe meines Rudels, vor allem Nico konnte sich als Welpe so gut wie alles erlauben.

Was war nur so anders an Sina? Vielleicht lag es daran, dass ich heute zum ersten Mal seit Jahren im Kino gewesen war und mich das so sehr an mein früheres Leben als Mensch erinnerte. Ja, das war es bestimmt. Ich ging nur so frei mit Sina um, weil sie mich an ein früheres Leben erinnerte. So musste das sein.

Tatsächlich fand ich auf Anhieb Sinas Jacke, als dann doch jemand auftauchte und mich zu dem verlassenen Kinosaal führte Mit einem schnellen Dank war ich wieder draußen, wollte ich Sina doch nicht zu lange alleine lassen.

Der Unsinn hatte eine ganze kostbare Viertelstunde der Nacht verbraucht und ich fragte mich, ob ich der kleinen Vampirin nicht einfach meine Jacke hätte geben sollen. Aber wie hätte Sina ihrem Vater auch die fehlende Jacke erklären sollen? Hab ich bei meinem Date – nein, Treffen! – mit einem Werwolf liegen lassen? Das kam wohl nicht in Frage, ohne dass sie oder ich dafür leiden müssten.
 

Apropos Sina: wo war das Mädchen? Ich stand draußen vor dem Kino und der Flecken an der Wand, wo gerade noch eine kleine Vampirin gelehnt hatte, war leer. Ich hatte eigentlich mit Wut gerechnet, doch ich fühlte nur Enttäuschung, kam mir hintergangen und versetzt vor. Was hatte ich auch einem Vampir getraut? Ich war ja so dumm gewesen! Meine Hand verkrampfte sich in dem Stoff von Sinas Jacke, während ich deprimiert den Kopf auf der nun fast menschenleeren Straße stehend hängen ließ.

Doch schnell hob ich wieder den Blick, als ich Sinas Stimme gar nicht so weit entfernt hörte und sie klang nicht gerade erfreut. Sofort war die Enttäuschung weg und Panik machte sich in mir breit, denn es hörte sich fast so an, als würde Sina angegriffen. Wer war das nur, der dumm genug war die Freundin eines Werwolfes zu bedrängen?

„Was stellst du dich so an? Du könntest so viel Spaß mit uns haben.“, hörte ich eine Männerstimme lüstern sagen. Wer auch immer da war, er würde jetzt so etwas von Ärger bekommen und ich meinen Spaß! Mit langen Sätzen und einem tiefen Grollen in der Kehle lief ich los und um die nächste Ecke. Dort standen drei Männer, die Sina an die Wand gedrängt hatten und nicht den Eindruck machten, als würden sie nur mit dem Mädchen reden wollen.

„Finger weg von ihr, sonst kriegt ihr einige Probleme.“, erklärte ich in bedrohlich ruhigem Ton und kam die letzten Meter vorsichtig meine Gegner betrachtend näher, auch wenn Sina sich wohl selbst verteidigen konnte. Doch war es weniger auffällig was die unmenschlichen Rassen anging, wenn ich die beiden blonden Kerle und den schwarzhaarigen Typ verprügelte, als Sina mit ihren spitzen Eckzähnchen.

Meine Drohung schien nur wenig zu bringen, denn die Männer waren eindeutig angetrunken und bemerkten meine werwolfseigene, gefährliche Ausstrahlung nicht. Doch mir tat es nicht leid, stand mir doch der Sinn nach einer kleinen Rauferei.
 

„Ist das dein Mädchen? Kriegst sie gleich wieder.“, lallte der eine blonde Mann, der eindeutig mehr getrunken hatte als seine Kollegen und sich kaum auf den Beinen halten konnte.

„Joah, Kai. Aber erst bin ich dran. Unter Männer muss man teilen können.“, grölte der Schwarzhaarige und der Geruch, den die Männer verströmten behagte mir gar nicht, rochen sie doch nach Ärger, als hätten sie ihre Triebe nicht im Griff. Sina sah ziemlich erleichtert aus, mich zu sehen, doch als sie zu mir flüchten wollte, wurde sie von dem anderen blonden Mann am Arm festgehalten. Das brachte das Fass zum Überlaufen.

Mit einem schnellen Satz war ich bei Sina und umfasste den Arm ihres Angreifers, wobei mich ein unangenehmer Gestank nach Alkohol geschwängertem Atem umwehte und fast vor Ekel zum Würgen brachte.

Der Mann konnte von Glück sagen, dass ich mich im letzten Augenblick zurück hielt und nur den Arm mit einem brutalen Ruck verdrehte und darauf verzichtete, mit etwas mehr Gewalt Elle, Speiche oder Oberarmknochen zu brechen. Trotzdem schrie der Mann gepeinigt auf, als er um Druck und Schmerz von dem Arm zu nehmen auf die Knie ging, während ich seinen Arm festhielt und weit nach hinten bog.

Sina war hinter meinen Rücken in Deckung gegangen, so dass sie von mir vor den drei Männern abgeschirmt wurde. Ich hatte keine Zeit nach ihr zu sehen, doch gerade war ihr Blick so ängstlich gewesen, dass es mir fast körperlich wehtat.

Ich unterbrach meine Gedanken, denn ich brauchte alle meine Konzentration, um die beiden anderen Gegner abzuwehren. Den wimmernden und seinen Arm massierenden Mann hatte ich losgelassen, griff mich doch ungestüm der am meisten betrunkene Mann namens Kai an.

Dank seines Alkoholpegels fiel es mir relativ leicht, seinem Kinnharken auszuweichen. Ich schnappte mir den ausgestreckten Arm Kais und zog daran, so dass ich den Schwung des Mannes ausnutzen konnte und er seitlich gegen die Wand hinter mir prallte.
 

Ein erschrockener Aufschrei von Sina lenkte meine Aufmerksamkeit auf den letzten der drei Männer, so dass ich noch dessen Faust auf mich zukommen sah. Der Schlag traf mich mitten im Gesicht und ich merkte, wie meine Unterlippe aufplatzte und sich Blut in meinem Mund sammelte.

Ich widerstand dem Drang, nach der Wunde zu tasten oder das widerlich süßliche Zeug auszuspucken, was beides nur kostbare Zeit gekostet hätte und einen Moment sah ich die sprichwörtlichen Sterne. Doch schnell schüttelte ich die Benommenheit ab, um einen Werwolf außer Gefecht zu setzten, brauchte es schon mehr als den Schlag eines betrunkenen Mitzwangzigers.

Stattdessen duckte ich mich unter den nächsten Schlägen weg und versuchte gleichzeitig die anderen beiden Männer im Auge zu behalten, deren Ausdünstungen langsam aber sicher nach Angst rochen. Als die beiden geschlagenen Kerle keine Anstalten machten mich anzufallen, ging ich zum Gegenangriff über.

Eine kurze Drehung des Körpers, einmal anrempeln mit der Schulter und unter der Deckung durch einen festen Schlag in den Solar Plexus. Mit einem dumpfen Aufkeuchen klappte der Mann zusammen und auch wenn er im Moment kaum Luft bekam, hatte ich ihn doch nicht ernsthaft verletzt, ich hatte zumindest keine Rippen brechen hören.

Mittlerweile war die Luft von Angst regelrecht erfüllt. Die Männer hatten geradezu Panik vor mir, obwohl ich doch allein war, waren sie mir hoffnungslos unterlegen und erfüllte sie dies wohl mit Furcht. Ein kleines befriedigtes Grinsen konnte ich nicht unterdrücken, auch wenn es unangenehm an der aufgeplatzten Unterlippe spannte.
 

Schwer atmend richtete ich mich aus meiner halb gebeugten Angriffsstellung auf, bemerkte ich erst jetzt, wie schnell mein Herz schlug. Von oben herab sah auf die drei Männer, die mit mehr oder weniger schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden saßen oder an der Wand gelehnt standen.

Abfällig spuckte ich nun endlich das Blut aus meinem Mund auf den Boden, was mir aber nicht den grässlichen Geschmack nahm. Dieser Kai hielt sich den Kopf und ich sah Blut an seiner einen Stirnseite, doch schien ihm eher der Alkoholpegel Probleme zu bereiten als seine Verletzung. Dem anderen blonden Mann ging es anscheinend wieder gut, denn er richtete sich schon wieder halb auf, während er immer noch seinen Arm massierte.

„Verflucht noch mal! Das ist doch kein Grund uns so zu verprügeln! Wenn du die Kleine nicht teilen wolltest, hättest dus nur sagen brauchen.“, meinte er mit einem abwiegelnden Tonfall. Doch die Worte über Sina waren so abfällig und der Blick den er ihr zuwarf erst! Als wäre sie eine Hure, die irgendwo an der nächsten Straßenecke stand!

Mit einem Grollen griff ich den Kragen des Mannes und stieß ihn mit voller Wucht gegen die Hauswand. Mir war es egal, dass der Kerl aufstöhnte und seine Freunde aufschrien, ich hatte mich nicht ganz unter Kontrolle. Mein Puls war auf hundertachtzig und mein Atem beschleunigte sich wenn möglich noch, als ich den Blonden an die Wand drängte und meine Rechte zum Schlag erhob.
 

„Nicht!“, schrie Sina und ich lenkte meine Faust mitten im Schlag doch etwas ab. Der Putz der Wand bröckelte und wenn ich richtig getroffen hätte, hätte ich wohl den Kiefer des jungen Mannes zertrümmert. In diesem Moment hätte ich die drei Männer töten können, die Wut dazu war in mir, als ich daran gedacht hatte, was diese Arschlöcher mit Sina angestellt hätten, wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre.

Ich wusste nicht, wo diese Wut und Brutalität her kam. Vielleicht lag es am Vollmond, vielleicht auch daran, dass sie Sina bedroht hatten. Wie konnte man bitte schön so ein unschuldiges, wehrloses Mädchen zu etwas zwingen wollen? Trotzdem erschreckte es mich, dass ich ohne Sinas Zwischenruf einen betrunkenen, wehrlosen Menschen so verletzt hätte.

Ja, die Typen waren das Letzte, doch durfte ich keine Menschen verletzen, wenn ich dadurch meine übermenschliche Stärke zeigte und das Geheimnis meines Rudels in Gefahr brachte.

Verächtlich schnaubend stieß ich den Mann von mir und zusammen mit seinen Freunden machte er sich in einem geradezu beeindruckenden Tempo von den Socken. Die Panik in ihren Augen machte mir klar, dass ich hier fast etwas zu weit gegangen war und ich dankte Sina im Stillen für ihr Eingreifen. Ohne sie hätte ich wohl den Mann schwer verletzt, vielleicht sogar getötet – obwohl ohne sie hätte ich die drei wohl auch nicht angegriffen.
 

Einmal spukte ich noch aus, wischte mir über den Mund, während ich auf Sina zuging. Sie sah mitgenommen aus, vielleicht auch wegen dem Blut, dass eben der eine Angreifer an dem Kopf gehabt hatte. Sie schien ihren Blutdurst im Griff zu haben, aber provozieren sollte man es ja auch nicht.

Ich hatte keine zwei Schritte gemacht, da sprang die Kleine mir entgegen und klammerte sich an mich. Ich spürte ihren Körper unter meinen Fingern zittern, hatte sie die Begegnung mit den Männern doch mehr mitgenommen, als ich für möglich gehalten hätte. Sina war wirklich nicht für so etwas gemacht. Sie war jemand, der vor eine Klasse voller Kinder oder in einen Rosengarten gehörte, aber nicht mitten unter Kämpfende oder gar Männer, die sie wie Dreck behandelten.
 

Ich schloss sanft meine Arme noch etwas enger um Sinas Körper und hielt sie so lange fest, bis das Zittern nachließ. Es war wohl alles ein bisschen viel für Sina und auch wenn es nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung war kleine Mädchen zu beruhigen, so war dies das Einzige, was ich gerade tun konnte. Obwohl Mädchen hier wohl nicht ganz das richtige Wort war, sagten mir doch mein Kopf und bestimmte andere Körperteile, dass Sina auf keinen Fall ein Kind war.

Ich hoffte nur, dass die Vampirin davon nichts mitbekam, war das dafür wohl weder die richtige Zeit noch die richtige Frau und ich wollte sie nicht noch weiter verängstigen oder gar ihren Zorn auf mich ziehen. Ich weiß nicht, was mich so zu dem Mädchen hinzog.

Ja, sie war einigermaßen hübsch, aber ich hatte schon mit verführerischen Frauen verkehrt und die hatten mich nicht so fasziniert und auch nie lange an sich binden können. Vielleicht war es ein verquerter Beschützerinstinkt, der mich immer dieses Bedürfnis fühlen ließ, die kleine Vampirin an mich zu drücken.

Eine Weile stand ich so da und hielt das Mädchen einfach nur in meinen Armen, während das Zittern ihres Körpers langsam abebbte. Erst nach ein paar Minuten löste sich Sina vorsichtig von mir, um sofort darauf das Gesicht besorgt zu verziehen.

„Du bist verletzt!“, meinte sie und bog meinen Kopf energisch zu sich herunter, um kritisch meine Unterlippe zu betrachten. Aus den Tiefen ihrer Hosentasche zog sie noch ein sauberes Taschentuch hervor und langsam verwunderte es mich doch, was die kleine Vampirin alles mitschleppte.

Sanft aber gleichzeitig bestimmt wischte Sina mir das Blut aus dem Gesicht, das schon halb angetrocknet war. Wäre das jetzt ein Film, müsste ich wohl schmerzhaft zurück zucken, denn die Helden machten das immer, wenn die holde Maid sie verarzten wollte. Der Gedanke von mir als Held war amüsant und ich musste grinsen.
 

„Ich weiß nicht, was du so lustig daran findest, was gerade passiert ist.“, schimpfte Sina. Sie funkelte mich zornig an, hörte auf an meiner Gesicht herum zu wischen. Die kleine Vampirin besaß sogar die Frechheit, mir spielerisch gegen den Oberarm zu schlagen, bevor sie verärgert die Hände in die Hüfte stemmte.

Ich fand Sina einfach bezaubernd, wie sie dort stand und versuchte gefährlich auszusehen mit ihren spitzen Eckzähnchen. Doch trotz des zur Schau gestellten Ärgers, konnte sie nicht über die leichte Unsicherheit in ihrer Stimme und die unauffälligen, sichernden Blicke zu allen Seiten hinwegtäuschen.

„Keine Angst, ich finde nicht die Situation lustig. Ich habe nur an etwas Komisches gedacht.“, erklärte ich und lächelte trotz dem Ziepen in der sich mittlerweile schließenden Wunde noch breiter. Ja, manchmal hatte es Vorteile ein Werwolf zu sein.

„Machte es dir was aus, wenn wir das Treffen für heute beenden? Bringst du mich in Richtung zu Hause?“, flehte Sina plötzlich und sie sah mich mit so großen, hilflosen Augen an, dass ich automatisch nickte, ohne über die Sätze nachzudenken. Ja, es machte mir was aus, dass wir uns jetzt schon trennen würden. Und sie nach Hause bringen, in die Nähe der Reißzähne ihrer Familie? Teufel noch eins, wollte ich mich umbringen?
 

Doch konnte ich einfach nicht nein sagen. Ich konnte Sina doch nicht mitten in dieser Stadt allein rum rennen lassen, wo hier doch anscheinend so viele Irre unterwegs waren. Wieso war mir das nicht eher aufgefallen, dass die Stadt nachts gefährlich war? Vielleicht hatte ich auch nie zuvor darauf geachtet, denn berührte es mich das nicht wirklich, ich konnte auf mich aufpassen.

Aber Sina war so zart und verletzlich, wie leicht konnte ihr jemand etwas antun? Erst langsam wurde mir klar, was für einen Unsinn ich hier dachte. Sina war eine Vampirin, verdammt noch mal!

Sie wäre auch ohne meine Hilfe mit den drei Kerlen fertig geworden, sie brauchte keine Hilfe. Doch wieso fühlte ich mich für sie verantwortlich? Lag es wirklich nur an dem Gefühl ihr wegen den Ereignissen von vor drei Jahren etwas zu schulden oder war es mein irrationaler Beschützerinstinkt?

Ich wusste es selbst nicht und wollte eigentlich auch gar nicht darüber nachdenken, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dabei nur etwas herauskommen würde, was mir gar nicht gefallen würde.
 

„Gut, dann lass uns mal gehen. Aber ich sag dir gleich, dass ich dich nur in die Nähe bringe und auch gar nicht wissen will, wo genau du wohnst.“, erklärte ich an Sina gewandt und wartete, bis sie zögerlich nickte und durch eine Körperdrehung zu einer Straße die Richtung vorgab. Ich ging neben Sina her, doch hielt ich einen gewissen Abstand zu ihr.

Irgendwie konnte ich nicht klar denken, wenn ich der Vampirin zu nahe kam, sonst hätte sie mich nie zu so einem irren Ausflug überreden können. Deshalb war es wohl besser, wenn ich ihr nicht einen Arm um die Schulter legte, auch wenn Sina so hilflos und verloren wirkte.

Ich reagierte schließlich nur so komisch, weil ich mal endlich wieder eine Frau flach legen musste und eine Vampirin war da wohl keine gute Wahl, wollte ich doch bei der unweigerlich kurzen Lebensdauer der Affäre nicht von der Familie in der Luft zerrissen werden.

Eine Weile schwiegen wir uns an, während ich einfach neben Sina hertrottete. Ich konnte mich kaum auf die Umgebung konzentrieren, machte ich mir doch Sorgen um das Vampirmädchen, schien sie sogar noch stärker abgelenkt zu sein als ich. Nein, Sorgen nicht.

Gedanken war das richtige Wort. Als würde ich mir Sorgen um eine Frau dieser Rasse machen, die mir eigentlich völlig egal sein sollte.
 

Trotzdem flog mein Blick zwischen dem Mädchen und der dunklen Straße hin und her. Leise seufzte ich auf, hatte Sina doch die Arme wie zum Selbstschutz um ihren Oberkörper geschlungen.

Wieso war da diese kleine Stimme in meinem Kopf, die mir sagte, dass ich ein verdammter Esel war? Irgendetwas musste ich doch tun, um die Kleine abzulenken, ohne ihr zu nahe zu kommen.

„Wie kommt es eigentlich, dass du das Blut des einen Kerls so gut vertragen hast? Hättest du als Vampirin nicht Durst bekommen müssen oder so was?“, fragte ich und war doch etwas stolz auf das Gesprächsthema. Ja, das war unverfänglich, lenkte Sina etwas von den anscheinend düsteren Gedanken ab und interessierte mich auch noch zusätzlich. Einmal schaute Sina noch sichernd in eine dunkle Seitengasse, an der wir vorbei liefen, bevor sie mich ansah.

„Ich weiß nicht. In den letzten drei Jahren habe ich einiges gelernt. Ich kann mittlerweile unter die Menschen gehen, ohne sie gleich bei einem kleinen Schnitt oder Nasenbluten anzufallen. Aber es war gerade wirklich schwer und wenn ich hungrig bin, möchte ich es auch gar nicht ausprobieren.“, erklärte Sina nach einem kurzen Zögern und so langsam, als würde sie sich bei den Sätzen gerade erst bewusst, was sie eigentlich fühlte.

Als weiter vor uns ein Mann die Autotür seines Wagens ins Schloss zog und den Wagen startete, zuckte die kleine Vampirin sichtlich zusammen. In diesem Moment beschloss ich, dass ich keine Vampirmädchen mehr in Horrorfilme mitnahm. Erst der Film und dann der Überfall dieser drei Männer hatten Sina wohl im Zusammenspiel doch etwas zu sehr aufgekratzt.

„Keine Angst. Solange ich hier bin, pass ich auf dich auf. Ich lass nicht zu, dass dir irgendjemand was tut.“, erklärte ich leise, während ich geradeaus schaute, Sina nicht beachtete. Ich konnte förmlich ihren Blick auf mir fühlen, doch ich ging einfach stur weiter. Ein paar Augenblicke tat Sina nichts, dann spürte ich mehr, als das ich sah, wie die kleine Vampirin näher trat.

Sie hakte sich vertrauensvoll bei mir ein und damit geschah genau das, was ich verhindern wollte. Ich wollte Abstand zu ihr halten, sie brachte mir nur Chaos in mein Leben und das war gar nicht gut. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich hier gar kein Mitspracherecht mehr hatte und das beunruhigte mich auf allen Ebenen.

Ich wollte die Kontrolle behalten, denn wie leicht konnte ich sonst in Situationen geraten, die gefährlich für mich wurden? Ich drehte meinen Kopf zu dem Mädchen, wollte ihr meinen Arm entziehen. Aber dann sah ich in diese braunen Augen und leise flüsterte Sina: „Danke. Auch dafür, dass du mir eben zu Hilfe gekommen bist.“

„Klar. Kein Problem.“, murmelte ich etwas perplex und wurde mit einem kleinen Lächeln belohnt. Anscheinend konnte ich nichts dagegen tun, dass die kleine Vampirin so anhänglich war. Das musste man wohl so nehmen wie einen Gewittersturm: einfach aussitzen und warten, dass es vorbei geht.

Innerlich zuckte ich mit der Schulter und ließ Sina ihren Willen, schien es sie doch zu beruhigen, bei mir eingehakt zu sein. Keine Angst mehr vor dunklen Seitengassen zu haben, nur weil sie Körperkontakt zu mir hatte, das fand ich schon ziemlich seltsam. Diese Frau war mir ein Rätsel, wie sie jetzt, zwar immer noch in der Stimmung gedrückt, aber entspannter neben mir her ging.

Moment, sie beruhigte es, wenn sie mich berührte? Ich warf ihr einen Blick zu und irgendwie war da ein unerklärlich warmes Gefühl in meiner Brust.
 

Plötzlich blieb Sina stehen, ließ meinen Arm los und drehte sich zu mir um. Wir waren mittlerweile in einem der etwas nobleren Bezirke der Stadt angekommen und irgendwie wunderte mich dies gar nicht.

Wenn Sinas Vater mal so eben eine Firma aufkaufen und eine zweite Fabrik aus dem Boden stampfen konnte, musste er doch Geld besitzen. Und wer gab sich dann noch mit einer Mittelklasse Wohnung zufrieden? Mal ganz davon abgesehen, dass die Vampirfamilie wohl annähernd so viel Platz brauchte, wie mein Rudel, waren sie doch auch zu mehreren Personen.

„Ab hier gehe ich wohl besser alleine weiter.“, meinte Sina leise und sah etwas unschlüssig aus. Ich runzelte leicht die Stirn, war doch sonst immer Sina diejenige von uns beiden, die genau wusste, was sie wollte. Einmal schaute ich unmutig die Gegend an und kam zu dem Schluss, dass der kleinen Vampirin zwischen Villen und gepflegten Vorgärten wohl nichts passieren würde. Es war Zeit Abschied zu nehmen.

„Gut. Lass dich nicht klauen.“, meinte ich gedankenlos und vergrub meine Hände tief in den Hosentaschen, um Sina nicht unüberlegt die Schulter zu tätscheln oder in meine Arme zu ziehen. Das Gesagte war wohl nicht so ganz das Richtige gewesen, wurde Sina doch etwas blass und der Ton ihrer Stimme nahm einen leicht weinerlichen Ton an.

„Nee, mach ich schon nicht. Dann Lebwohl.“, meinte Sina und es klang verletzt. So sicher wusste ich nicht wieso, hatte ich doch eigentlich nur einen lockeren Abschied schaffen und sie nicht beleidigen wollen. Ich verkniff mir ein Augenrollen. Frauen!

Da konnte ich Jahrhunderte alt werden, verstehen würde ich sie wohl nie. Doch was ich mitbekommen hatte war, dass Sina „Lebewohl“ gesagt hatte. Das Wort war so altertümlich, dass ich es einfach nicht überhören konnte und die tiefere Bedeutung dahinter wollte mir nicht gefallen. Als Sina mir schon den Rücken zuwandte, um in der Nacht zu verschwinden, meinte ich in die Stille: „Auf Wiedersehen. Bist du in zwei Nächten wieder unterwegs?“

„Du willst dich wieder mit mir treffen? Nach diesem Tumult?“, fragte Sina und wirbelte herum. Der Ton klang forschend, aber hoffnungsvoll und ein zaghaftes Lächeln lag auf ihren fein geschwungenen Lippen.

„Natürlich.“, erklärte ich ernsthaft und kaum hatte ich das laut ausgesprochen, wurde ich mit einem strahlenden Lächeln von Sina belohnt. Meine Güte, die Vampirin brauchte dafür wirklich einen Waffenschein! Wie machte sie das nur, dass ich mich gerade so gut fühlte, als hätte ich die Lösung für den Welthunger oder die Umweltverschmutzung gefunden?

„Übermorgen. Selbe Zeit, selbe Stelle.“, entschied Sina und nichts erinnerte mehr an ihre traurige Miene von vor ein paar Minuten. Fast schien es so, als würde sie sich wirklich auf unsere kleinen Treffen freuen. Ich fragte mich nur, was sie daran so amüsierte.

War es die Gefahr entdeckt zu werden, Abenteuerlust oder einfach nur die Suche nach Gesellschaft? Aber wie sollte ich das herausfinden, wusste ich doch selbst nicht, was mir bei unseren Verabredungen so viel Spaß bereitete.

„Schöne Träume, Wolf und schlaf gut.“, meinte Sina, bevor sie sich umdrehte und im Schlenderschritt und leise summend die Straße entlang hüpfte. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Dieses Kind war wetterwendischer als alle Personen, die ich je kennen lernen durfte und doch mochte ich sie.

„Du auch, Kleines. Süße Träume.“, flüsterte ich, meinen Blick auf die Stelle fixiert, wo die Vampirin selbst für meine Werwolfsaugen gerade in der Dunkelheit verschwunden war.
 

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Teil der Kinoszene aus Sinas Sicht.

Lesen auf eigene Gefahr :P
 

„Hier sind die Plätze, Tom“, meinte ich lächelnd und winkte dem Werwolf, der mir mit ein paar Schritten Abstand folgte. Irgendwie schien er nicht ganz bei der Sache zu sein, seit wir das Kino betreten hatten. Leicht legte ich den Kopf schief und betrachtete den Mann.

Tom machte unter den anderen Kinobesuchern eine gute Figur, war mit seinen breiten Schultern und markanten Gesichtszügen ab und zu sogar Ziel von abschätzenden Blicken von Frauen in Begleitung, doch schien er sie nicht zu bemerken. Ich hingegen sah die Blicke und sie gefielen mir gar nicht. Der Wolf war mit mir hier.

Was tat Thomas da eigentlich? Er kam nur sehr zögerlich auf mich zu und seine Blicke flogen hin und her, als müsste er alle Menschen hier gleichzeitig im Auge behalten. Erst als er schon fast auffällig die Nase hob, roch und dann unwillig die Nase kraus zog, wurde mir klar, was er da machte.

Selbst mir war aufgefallen, wie sehr es hier nach Popkorn und diesem typischen Kinoduft roch und wie musste es da erst einem Werwolf gehen, der zumindest unbewusst einen Großteil seiner Welt per Geruchsstoffe wahrnahm?

Die Jahre seit seinem Biss, musste ihm die Beurteilung von Situationen nach dem Geruch zumindest unterbewusst in Fleisch und Blut übergegangen sein. Kein Wunder also, dass er etwas nervös war.

Fast war ich soweit, meinen Entschluss ihn in ein Kino zu schleppen, zu bereuen, denn sein sonst so ruhiges und ernstes Gesicht hatte etwas leicht Verschrecktes. Aber eben auch nur fast. Ich würde Tom schon zeigen, dass er sich keine Sorgen machen musste, solange er mit mir unterwegs war und dass er sich ruhig einmal auf etwas Neues einlassen konnte.

Ich hatte das Gefühl, dass er sich immer in alle Richtungen absichern wollte, alles viel zu ernst sah. Es stand nicht hinter jeder Ecke jemand, der ihm etwas tun wollte.

Energisch trat ich ein paar Schritte auf ihn zu und nahm ihn bei der Hand. Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und etwas gequält gab Tom es zurück. Tatsächlich schien aber ein bisschen seiner Nervosität abzufallen, so als würde es ihn beruhigen, dass ich bei ihm war und irgendwie veranlasste dieser Gedanke mein Herz dazu, lauter zu schlagen.

„Keine Angst, Wolf. Ich pass auf dich auf“, feixte ich sehr leise und nur für seine Ohren bestimmt, während mein Grinsen noch breiter wurde. Tom murmelte irgendwas von wegen „Freche Fledermaus“, doch sicher war ich mir nicht.

Ohne darauf zu achten, zog ich den Mann hinter mir her und bugsierte ihn auf seinen Sitz. Leise das im Hintergrund laufende Lied mitsummend, zog ich meine Jacke aus und legte sie auf den Nebensitz, bevor ich mich auf den Sessel neben Tom fallen ließ. Oh ja, ich freute mich auf den Film, auch wenn ich sonst nicht so sehr auf Actionfilme oder Horror stand.

Dieses Flair im Kino war mir viel wichtiger! Der aufdringliche Geruch nach Popkorn, die Menschenmassen und das Gemeinschaftsgefühl, weil man mit so vielen Personen mit den Hauptfiguren des Films mitfieberte.

Wie ein ganzer Raum voller Leute kollektiv die Luft anhielt, wenn etwas spannendes passierte oder zusammen aufseufzte, wenn es in einer romantischen Szene endlich zu dem Kuss der beiden Hauptpersonen kam.

Das war einfach herrlich und hatte sich seit meinem ersten Kinobesuch nicht verändert. Gut, es war damals ein Stummfilm gewesen, untermalt von Live-Musik, doch die Atmosphäre war fast noch wie damals. Ich war vor etwa zehn Jahren das erste Mal seit meiner Verwandlung wieder im Kino gewesen, natürlich in Begleitung meiner Geschwister, damit sie mich im Notfall davon abhalten könnten einen Menschen zu verletzen.

Mein Blutdurst war etwas, dass ich zwar ansatzweise kontrollieren konnte, doch nicht völlig. Ich hatte zwar eben noch gegessen, doch trotzdem musste ich vorsichtig sein. Aber im Moment waren die Menschen hier sicher vor mir und selbst wenn jemand sich an der Popkorntüte schneiden oder Nasenbluten bekommen würde, hätte ich damit heute bestimmt kein Problem.

Der Hauptgrund dafür war wohl, dass ich zu sehr von dem Mann an meiner Seite abgelenkt war.

„Alles in Ordnung?“, sprach mich Tom plötzlich an und ich schreckte aus meinen Gedanken auf. Leicht besorgt hatte er sich zu mir rüber gebeugt und automatisch musste ich lächeln.

„Klar, hab nur an meinen ersten Kinobesuch gedacht. Aber willst du dir nicht noch Popkorn oder was zu trinken holen, Wolf?“, fragte ich. Normalerweise tat man das doch in einem Kino und auch wenn ich nichts essen wollte, so musste Thomas doch nicht darauf verzichten.

Ich konnte zwar normale Nahrung zu mir nehmen, doch weder schmeckte es besonders, noch bekam es einem Vampir wirklich gut. Es war ganz praktisch, wenn man Besuch zum Essen hatte, der nichts von unserer Rasse wusste, dass man als Vampir auch etwas anderes als Blut zu sich nehmen konnte.

Doch zumindest mir wurde davon eigentlich immer schlecht und wenn manchmal Geschäftspartner meines Vaters zum Dinner kamen, wo wir dann gemeinsam aßen, fiel es mir jedes Mal schwer, wie es sich gehörte mitzuessen. Ich hasste diese Treffen!

„Nee, kein Essen für mich. Der Geruch ist so schon intensiv genug.“

„Sollen wir besser gehen?“, fragte ich, denn Toms Stimme hatte ein bisschen kläglich geklungen. Nicht, dass dem großen, starken Wolf auf einmal schlecht würde. Ich mochte ihn zwar wirklich gern, aber so lange es sich vermeiden ließe, wollte ich ihn nun wirklich nicht sich übergeben sehen.

„Nein, so schlimm ist es nicht. Außerdem wird der Film bestimmt gut“, erklärte Thomas und zog demonstrativ seine Jacke aus. Kurz grinste er mich an und ich hätte ihn dafür küssen können. Wusste er eigentlich, wie sehr sich sein Gesicht veränderte, wenn er lachte?

Der harte Ausdruck verschwand aus seinen Zügen, winzige Lachfalten bildeten sich um die Augen und wenn er wirklich herzhaft lachte, konnte man je ein Grübchen in der Wange erkennen. Dann war da so ein wundervoller Ausdruck auf seinem Gesicht, die gut gelaunte Seite dieses Mannes musste man einfach lieben.

Liebe? Liebte ich ihn? Ja, das tat ich. Eigentlich schon zu dem Zeitpunkt, als ich ihn vor drei Jahren eher tot als lebendig im Wald gefunden hatte. Ich wusste nicht, was es war, aber irgendwie musste ich ihn einfach retten. Und als sich aus dem wortkargen, missmutigen Mann langsam ein zwar immer noch einsilbiger, aber angenehmer Gesprächspartner entwickelt hatte, war es um mich geschehen gewesen.

„Ich hoffe, der Film wird nicht zu blutig.“

„Dann hättest du nicht einen Fantasy-Horrorfilm aussuchen sollen“, meinte Tom auf meine Bedenken und grinste dabei sogar etwas. Unwillig verzog ich das Gesicht, konnte ich doch eigentlich kein Blut in Filmen sehen. Ja, sehr lustig.

Eine Vampirin, die arme kleine Tierchen umbrachte oder Menschenblut trank, aber sich bei Horrorfilmen die Augen zuhielt, wenn die Gedärme durch die Gegend spritzten.

Als wollte er mich ablenken, begann der Wolf ein Gespräch über Filme. Er selbst sagte nicht besonders viel, doch hörte er mir aufmerksam zu, gab kurze Kommentare ab und machte im Ganzen den Eindruck, als würde ihn interessieren, was ich sagte.

Außerdem machte Tom nicht mehr den Eindruck, als würde er sich hier sehr unwohl fühlen. Wir redeten sogar leise weiter, als das Licht verlosch und die Werbung anfing. Ich hatte ehrlich gesagt nicht den Eindruck, dass sich der Werwolf langweilte. Erst als das Licht nach dem Werbeblock anging, hörten wir auf zu reden.
 

Natürlich kam wieder dieser obligatorische Eisverkäufer, doch wurde er Dank der späten Stunde nur wenig seiner Ware los und schnell wurde es im Raum wieder dunkel. Ich kuschelte mich etwas tiefer in den bequemen Sessel und war froh darüber, dass der Sitz genau vor mir frei war, denn so hatte ich einen guten Blick auf die Leinwand.

Der Kinosaal war generell nicht voll besetzt und so hatte eigentlich jeder der Besucher nach links und rechts ein bisschen Platz, was ich als recht angenehm empfand. Tom rutschte auch in seinem Sitz herum, als suche er eine bequemere Position, lange ruhig sitzen war wohl nichts für ihn.

Ein kleines Grinsen stahl sich auf meine Lippen und ich beobachtete aus den Augenwinkeln Toms Versuche eine gute Sitzposition zu finden, während schon die Vorschau für weitere Filme lief. Jetzt streckte sich der Werwolf sogar und einen Moment schien es so, als würde er seinen Arm über meine Rückenlehne oder gar meine Schulter legen.

Enttäuschung machte sich breit, als er es sich im letzen Augenblick doch noch einmal anders überlegte und der Arm eine Ruheposition auf der Armlehne fand. Na, dann eben nicht. Das machte mir gar nichts aus. Nein, wirklich nicht.
 

Ich lenkte jetzt mein Augenmerk wieder auf die Leinwand, doch war ich mir dabei mehr als bewusst, wer da so nah neben mir saß. Ich bräuchte nur meinen Arm ebenfalls auf die Lehne oder meinen Kopf zur Seite legen, dann würde ich ihn schon berühren können. Doch ich tat es nicht, hatte zu viel Angst, er könnte seine Hand wieder weg ziehen und eine Abneigung mir gegenüber deutlich machen. Und das wollte ich nicht riskieren.

Stattdessen widmete ich der Leinwand meine volle Aufmerksamkeit. Kaum hatte man herausgefunden, dass die Personen dort auf der Leinwand Werwölfe darstellen sollten, wurden sie mit geradezu Ekel erregender Brutalität von Vertretern meiner Rasse abgeschlachtet.

Na herrlich! Ich wollte einen angenehmen Abend hier verbringen und dieser Film schien nicht gerade auf eine schöne Zerstreuung hinzudeuten. Ich warf Tom einen Blick zu, was er dazu dachte, dass auf der Leinwand gerade Vampire den Werwölfen den Gar ausmachten.

Er hatte die Augen weit aufgerissen, starrte regelrecht auf die Bilder. Ich sah selbst unter dem Stoff, wie die Muskeln in seinen Armen sich immer wieder anspannten und lockerten, so als würde er in den Kampf mit eingreifen wollen.

Ich meinte ihn sogar einmal vor sich hinknurren zu hören, dass sich der Idiot doch bücken sollte und eine Viertelsekunde später segelte der abgetrennte Kopf eines Werwolfs über die Bildfläche.

Thomas Kiefer mahlte regelrecht, sein Gesicht sah wirklich nicht zufrieden aus. Eher sah es so aus, als wüsste er nicht, ob er weinen oder wüten sollte bei den Bildern. Vielleicht dachte er ja gerade an das Zusammentreffen mit meiner Familie, sie hatten schließlich in genau so brutaler Weise das feindliche Rudel getötet.

Ich würde ihn gerne irgendwie beruhigen, denn innerlich schien er zu leiden, doch ich wusste nicht, ob er gerade jetzt meine Hand an seiner Schulter fühlen wollte.

Also tat ich so, als würde ich nichts davon mitbekommen und versuchte dem Film zu folgen, was gar nicht so schwer war. Die Handlung war nicht gerade einfallsreich und vorhersehbar, aber durch eine kleine Romanze und Situationskomik aufgelockert, was fast über die doch recht blutige Darstellung hinwegtäuschen könnte.

Nach etwas über einer Stunde kam es dann zu der unabdingbaren Endschlacht zwischen Gut und Böse in diesem Film und für mich war es dann doch ein bisschen zu brutal. Als in einer Szene Gehirnfetzen, Gedärme und andere Innereien herum flogen, drehte ich den Kopf angewidert zur Seite, versteckte mein Gesicht in Toms Pullover.

Ich wusste selbst nicht wieso ich das tat, aber es fühlte sich so natürlich an. Eigentlich wollte ich den Kopf wieder zur Leinwand drehen, doch war es dazu gerade zu bequem. Der Wolf hatte sich einen Moment völlig versteift, als ich mich an ihn gelehnt hatte, doch jetzt saß er wieder soweit entspannt da, wie es bei einem Horrorfilm eben ging.
 

Und so blieb ich an Toms Schulter gelehnt, genoss die Wärme, die von seinem Körper ausging. Auch wenn mein Geruchssinn nicht so gut war, wie der eines Werwolfs, so musste ich doch zugeben, dass er wirklich gut roch. Es war ein markanter Duft, Tom roch wirklich männlich und ich vergrub die Nase noch tiefer in dem Stoff seines Pullovers.

Zusätzlich umarmte ich seinen Arm und ich musste zugeben, dass ich die Muskeln unter dem Stoff mehr als angenehm fand. Oh ja, dieser Werwolf war wirklich nicht zu verachten, weder als Gegner, noch als Mann.

Ich hatte ihn vor zwei Nächten mit nacktem Oberkörper gesehen, als er sich in seine Wolfsform verwandeln wollte und der Anblick war alles andere als unangenehm gewesen. Seine sportliche Statur, seine Bewegungen, seine Mimik, seine selbstsichere, lockere Ausstrahlung, das alles brachte mein Herz dazu, schneller zu schlagen.

Für seinen Körper musste sich der Wolf wirklich nicht schämen. Die feinen Narben, die er in dem Kampf gegen das andere Rudel davongetragen hatte, waren kaum zu erkennen gewesen, gaben ihm aber trotzdem einen noch verwegeneren Zug.

Ich war errötet wie ein Schulmädchen, als Tom vorgestern angefangen hatte sich auszuziehen. Was hatte ich auch kurz vorher etwas Blut trinken müssen? Denn gerade dann, wenn ich die rote Flüssigkeit zu mir genommen hatte, funktionierte das mit dem rot werden wohl etwas zu gut.

Im Hintergrund hörte ich den Film laufen, doch interessierte mich das Ende eigentlich nicht mehr. Ich hatte hier etwas viel interessanteres gefunden. Diese Gelegenheit musste ich doch nutzen, wer wusste schon, wann ich je wieder dazu kam Tom so nah zu sein?

Doch noch besaß ich Hoffnung. Der Wolf war um einiges entspannter als früher im Umgang mit mir, lachte, scherzte und manchmal gingen sogar kleine Berührungen von ihm aus, die mein Herz schier zum Zerspringen bringen wollten – zumindest für eine Vampirin. Er hatte fast den ganzen Weg zum Kino meine Hand gehalten und ich hatte das Grinsen nicht mehr von meinem Gesicht bekommen.

Am liebsten hätte ich Thomas geküsst, doch das stand wohl nicht zu Debatte. Doch ich würde schon die Gelegenheit dafür bekommen. Vielleicht war es naiv, aber ich glaubte, dass Liebe alle Grenzen überwinden konnte, auch unser kleines Rassenproblem. Zumindest bei mir war genug Liebe vorhanden und dem Werwolf würde ich auch noch sanft klar machen, was er an mir hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  P-Chi
2010-01-27T16:54:55+00:00 27.01.2010 17:54
<3 <3 <3
Das war ja sooooo SÜß! Und romantisch! Und aufregend!! *__*
Woah, Sina im Kino xDD *lach*
Echt klasse, der Zusatzteil!! x3
Es haben sich einige Fehler eingeschlichen (bin aber zu faul, um noch genau zu bestimmen, was für welche es waren ... xDD'')
Aaah!! Die Story wird echt mit jedem mal besser! <3

glg Angels


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