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Mord ist Sport

(k)ein Fall für Heiji Hattori
von

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Die Rolle ihres Lebens

Heiji wollte gerade wieder das Wohnzimmer betreten, als er von einem Polizisten aufgehalten wurde, der ihn bat Otaki die ersten Erkenntnisse der Spurensicherung mitzuteilen. Der Detektiv nickte nur bestätigend und dankend, ehe er in das Zimmer zurückkehrte.
 

Miyuki bestand gerade mit leicht wackliger Stimme aber offensichtlich entschlossen darauf, dass der Kommissar zusammen mit seinem Begleiter und den verbliebenen Polizisten endlich das Haus verließ. Unterstützt wurde sie von Nogi, der es äußerst unverschämt fand, wie mit einer werdenden Mutter, die an einem Tag beinahe ihre komplette Familie verloren hätte, umgegangen wurde.

Aoyama hatte bereits einen auffordernden Schritt auf den Polizisten zugemacht, um ihn hinaus zu begleiten, blieb dann jedoch zögernd stehen und sah nun ebenso wie Otaki zu dem Schülerdetektiv. Der Kommissar schien die Worte von Miyuki und Nogi gekonnt zu überhören, während er den Sohn des Polizeipräsidenten mit einem Blick betrachtete, als erwarte er in den nächsten Minuten die komplette Lösung des Falles.
 

Heiji gestattete sich ein siegessicheres Lächeln, kam jedoch nicht dazu etwas zu sagen, da in diesem Moment sein Handy klingelte und er gleich darauf von Inao zu hören bekam, dass er mit seiner Vermutung recht behalten hatte. Das Grinsen im Gesicht des Detektivs wurde noch ein wenig breiter, während er den Pitcher darum bat, die Schuhe wieder zum Anwesen der Tanegawas zu bringen, gleich darauf auflegend und für einen Moment die anderen Anwesenden aufmerksam musternd. „Ich denke, ich fange am besten mit den Vorfällen von heute Abend an“ erklärte er schließlich sachlich, nun ohne jeden Anflug eines Lächelns.
 

„Müssen wir uns das von diesem Bengel gefallen lassen?“ Nogi klang eindeutig gereizt und die gleichmütige Bestätigung des Kommissars, dass sie genau das müssten, goss noch Öl ins Feuer: „Das ist polizeiliche Willkür, ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten über Sie beschweren!“

„Natürlich, Nogi-san. Ich werde Ihnen später das entsprechende Formular zur Verfügung stellen“, erwiderte Otaki noch immer unbeeindruckt höflich, ehe er sich mit einem Nicken wieder Heiji zuwandte, ihn auffordernd mit der Lösung des Falles zu beginnen.

„Fangen wir mit Momokos Verschwinden an.“

„Was gibt es da zu klären?!“ unterbrach Nogi den Oberschüler prompt, „sie hat ihre Schuldgefühle nicht länger ertragen und versucht sich umzubringen. Das ist doch offensichtlich.“

„Möglich“ erwiderte Heiji bedächtig, „dann stellt sich allerdings die Frage, wie jemand mit genügend Beruhigungsmittel für zwei Achtzehnjährige ihrer Größe noch weit genug laufen kann, um sich in einem Kanal zu ertränken.“

„Sie hat es eben genommen, bevor sie ins Wasser gegangen ist.“

„Und die im Tee enthaltenen Spuren sind nur niederträchtiger Zufall?“

„Woher soll ich denn das wissen?!“

Kurz blitzten Heijis Zähne auf, als er ein wölfisches Grinsen sehen ließ, ehe er erklärte: „Die Halbwertzeit des Mittels und die Zeit, die der Körper normalerweise braucht um es abzubauen, weisen daraufhin, dass Momoko das Mittels bereits vor dem Anschlag auf Schinya verabreicht bekommen haben muss. Nach der Menge in ihrem Blut und dem, was im Tee an Rückständen gefunden wurde, hat sie zwei Dosen bekommen: eine im Haus, mit dem Tee, die andere später, vermutlich irgendwo in der Nähe des Kanals.“ Für einen Moment herrschte betroffene Stille, dann stellte Miyuki zögernd fest: „Dann… heißt das, dass Aoyama…? – Mein Gott, wie konnten Sie das tun, ich dachte, Sie mögen Momoko?!“ Fassungslos sah Miyuki zu dem Butler auf, der nicht weit von ihrem Sessel entfernt stand, auf den sie sich geschockt hatte niedersinken lassen. Der Butler verzog bei diesen Worten nicht eine Miene, straffte sich nur merklich, die Hände auf dem Rücken verschränkend, den Blick der Frau seines Arbeitgebers ruhig erwidernd und keine Antwort gebend, während Miyuki noch einmal nachbohrte: „Wie konnten Sie das tun? Was hat Ihnen das Mädchen denn getan? Haben Sie etwa auch versucht meinen Mann zu töten?“

„Dazu kommen wir später noch“, erklärte Heiji ruhig, die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkend, „in der Erde vor Momokos Zimmer sind die Abdrücke eines Paar Männerschuhe zu sehen. Angenommen Aoyama wäre tatsächlich der Schuldige, warum hätte er draußen vor dem Zimmer warten sollen, wenn er jederzeit mit einem Vorwand das Zimmer auf normale Weise hätte betreten und verlassen können?“

„Er wollte der Köchin nicht begegnen?“ Miyuki klang unsicher.

„In den Schuhen von Nogi-san?“ hakte Heiji beiläufig nach als handle es sich nur um ein nebensächliches Detail. Für einen Moment schwieg die schwangere Frau ratlos, dann erklärte sie triumphierend: „Eine falsche Fährte!“

„Dann hätte Nogi-san wohl barfuss zu dem Empfang kommen müssen, denn die Abdrücke passen exakt zu den Schuhen, die er heute Abend trägt und da Aoyama keine Gelegenheit hatte seine falsche Fährte zu legen, nachdem sie zurückgekommen sind, bleibt nur die Möglichkeit, dass Nogi-san selbst in seinen Schuhen vor dem Zimmer Momokos gestanden und zum einen auf eine Gelegenheit gewartet hat, das Beruhigungsmittel in den Tee zu tun und anschließend Momoko fortzuschaffen, bis es Zeit war sie zu ertränken.“

„Aber es hätte doch jemandem auffallen müssen, dass sich jemand auf dem Anwesen herumtreibt“ wandte Otaki ein, fragend zu Aoyama sehend, der erwiderte: „Nachdem ich den Tee zu bereitet hatte, habe ich Tanegawa-dono und Miyuki-sama zu der Gala gefahren, die Köchin wird zu der Zeit bereits ferngesehen haben, das tut sie immer. Als ich zurückkam, war alles ruhig, jedenfalls ist mir nichts aufgefallen.“

„Hm“, brummte Otaki, nachdenklich die Stirn runzelnd, „es wäre aufgefallen, wenn er längere Zeit die Feier verlassen hätte, also hat er das Mädchen zuerst betäubt und fortgeschafft, um sie später bei passender Gelegenheit nur noch ins Wasser werfen zu müssen.“ Heiji nickte zustimmend, während Otaki fragte: „Und wer hat dann versucht den Jungen umzubringen, wenn das Mädchen zu dem Zeitpunkt bereits bewusstlos gewesen ist?“

„Es muss sie gewesen sein, immerhin hat sie auch den Zettel geschrieben!“ versuchte Nogi sich in einem verzweifelten Versuch zur Wehr zu setzen, erhielt von Heiji jedoch nur die lapidare Antwort: „Dann hätten ihre Fingerabdrücke auf dem Zettel sein müssen, was sie nicht waren. – Wie erstaunlicherweise auch schon auf dem Pfeil mit dem sie angeblich versucht hat ihren Bruder zu töten.“

„Moment“, mischte sich der Kommissar dazwischen, „auf dem Zettel waren keine Fingerabdrücke?“

„Nein“, bestätigte Heiji. „Aber es ist ihre Handschrift?“ erkundigte sich Otaki irritiert an Aoyama und Miyuki gewandt. Sowohl der Butler als auch die Frau nickten, aufmerksam von Heiji beobachtet, während Otaki mit gerunzelter Stirn feststellte, „das ist seltsam…“

„Wahrscheinlich hat jemand die Schrift kopiert, ein Handschriftenvergleich sollte weiterhelfen“ meinte Heiji nur, ehe der Detektiv seine Aufmerksamkeit auf Nogi richtete, der nervös wirkte. „Sie haben nicht nur versucht Momoko zu ertränken, sondern wollten auch Shinya erschießen.“

„Schwachsinn!“, schnappte Nogi augenblicklich, während Otaki zu bedenken gab, dass Heiji gerade selbst erklärte habe, dass der Pfeil keinerlei Spuren aufgewiesen habe, wie könne er sich also so sicher sein. Gleichzeitig erklärte Nogi: „Ich war zu der Zeit in Kyoto!“

Heiji ignorierte den Einwand Otakis, nur auf die Worte Nogis eingehend: „Falsch, Wir sollen glauben, dass Sie in Kyoto waren. Tatsächlich waren sie zu der Zeit hier und haben Shinya aus nächster Nähe mit einem Pfeil Momokos erschossen.“

„Natürlich“ stimmte Nogi mit höhnischer Ironie zu, sich anscheinend wieder sicherer fühlend, „und außerdem habe ich den Pfeil, den das Mädchen abgeschossen hat, einfach so aus der Luft gezaubert, damit sich niemand wundert, warum es plötzlich zwei Pfeile sind, obwohl doch nur einer abgeschossen wurde.“

„So ähnlich war es tatsächlich“ stimmte Heiji völlig ernst zu. „Sie haben in dem Gebüsch links von Shinya eine Ballmaschine aufgestellt, wie sie Tanegawa-san für ihre Tennisübungen benutzt. Es hat Sie etwas Zeit gekostet herauszufinden, wie Sie die Maschine einstellen und wann Sie mit der Fernbedienung den Schuss auslösen mussten, um Apfel und Ball exakt zu treffen, daher auf beiden Seiten die abgeknickten Zweige des Gebüsches. Als Sie das Problem gelöst hatten, haben Sie sich einen Pfeil von Momoko besorgt und sobald Sie erfahren hatten, wann Shinya und Momoko ihrem Vater den eingeübten Trick vorführen wollten, die Konferenz in Kyoto arrangiert, während sie tatsächlich an jenem Nachmittag Shinya in den Hals schossen. Sie wussten, dass die anschließende Aufregung groß genug sein würde, als dass Sie jemand in Ihrem Versteck bemerken oder auf den zweiten Pfeil, den Tennisball und den Apfel achten würde. Als die Leute weg waren, haben sie die Sachen eingesammelt und sind zurück nach Kyoto gefahren.“

„Augenblick“ unterbrach Otaki den Detektiv, „warum er den Pfeil mitgenommen hat, verstehe ich, aber warum den Apfel?“

„Weil für jeden, der den Apfel gesehen hätte, klar gewesen wäre, dass er von etwas wesentlich massiverem als einem Pfeil getroffen worden sein musste. Vermutlich hat er ihn zusammen mit dem Tennisball bei der nächsten Gelegenheit entsorgt.“

„Eine schöne Geschichte.“ erklärte Nogi gehässig, „Aber wie willst du erklären, dass ich zu der Zeit aus meinem Hotelzimmer telefoniert habe?“

„Nicht nur das“, musste Otaki dem Vizepräsidenten zustimmen, „der Zimmerservice hat ebenfalls bestätigt, dass er sich in seinem Zimmer befunden und die Bestellung entgegen genommen hat.“

Zufrieden ließ sich Nogi in das Sofa zurücksinken, überzeugt, dass ihm nun nichts mehr passieren konnte. Heiji unterdessen ließ sich nicht beirren, stattdessen erkundigte er sich beinahe freundlich bei Nogi: „Erinnern Sie sich, was Ihnen der Mann vom Zimmerservice an dem Tag brachte?“

„Mir ging es nicht gut, deshalb hatte ich Tee und Reis kommen lassen“, erwiderte Nogi wie aus der Pistole geschossen und ohne Nachzudenken.

„Sind Sie sicher?“ hakte Heiji nach und erhielt ein verärgertes „Ja!“ als Antwort. „Haben Sie wirklich nichts vergessen oder übersehen?“

„Nein, verdammt!“ fauchte Nogi, sich gleich darauf mit der Frage an Otaki wendend, wieso dieser Junge so mit ihm umspringen dürfe. Der Kommissar kam jedoch nicht dazu eine Antwort zu geben, da Heiji bereits die unschuldig klingende Frage stellte: „Dass Ihnen an dem Tag von einer Frau das Essen gebracht wurde, ist Ihnen nicht aufgefallen?“

„Was?!“ ungläubig starrte Nogi den Detektiv an, ehe er sich wieder fasste und erwiderte: „Mir ging es an dem Tag nicht gut, da kann es passieren, dass man so etwas vergisst. – Wie hätte ich auch ahnen können, dass das Geschlecht eines Hotelangestellten von solcher Wichtigkeit für dich ist.“

„Ja, wie hätten Sie das vermuten können“, stimmte Heiji mit einem etwas spöttischen Lächeln zu und wechselte dann scheinbar das Thema: „Das Hotel hat Ihren Anzug reinigen lassen und aufgehoben, falls Sie sich noch melden und Ihn zurückhaben wollten. Im Moment ist gerade ein Polizist dabei ihn sicherzustellen und auf Reste von Apfelsaft in den Taschen überprüfen zu lassen. – Die Frau vom Zimmerservice wird sicher bestätigen, dass der Nogi-san, der ihr die Bestellung abgenommen hat, erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Mann namens Shun Oguri hatte. - Haben Sie ihn eigentlich dafür bezahlt oder hat er Ihnen einfach einen Gefallen getan?“

Nogi war blass geworden, krampfhaft nach einem Argument suchend, das Heijis Darlegung entkräften würde. Noch ehe ihm etwas Passendes einfallen konnte, fragte Miyuki, die inzwischen so bleich war, dass sie frisch gestärkten Laken Konkurrenz machen konnte, in fassungslosem Entsetzen: „Ist das wirklich wahr? Hast du wirklich versucht Ichimaru, Shinya und Momoko umzubringen? – Und Shun? Was ist mit Shun, hast du ihn auch umgebracht?“ Mit starrem Gesicht erwiderte Nogi den Blick der Schwangeren, ohne ihr eine Antwort zu geben, nur die Nasenflügel blähten sich leicht.

Es war wieder der Schülerdetektiv, der die Antwort gab: „Mit dem Tod von Shun Oguri hat er nichts zu tun, Tanegawa-san hat ihn entlastet. – Aber er ist nicht der Einzige, der versucht hat Shinya zu töten. Nicht wahr?“

„Was soll das heißen?“ schnappte Miyuki plötzlich gereizt, ehe sie sich wieder unter Kontrolle hatte und matt erwiderte: „Richtig, der Unfall im Krankenhaus.“

„Das waren Sie.“

„Was?!“ rutschte es Otaki überrascht heraus, „aber sie ist schwanger!“

„Deshalb auch der weite Mantel“ bestätigte Heiji gelassen, „die Perücke werden wir entweder im Müll des Krankenhauses, auf dem Weg zwischen Krankenhaus und dem Gebäude wo die Gala stattfand finden oder direkt in den Containern dort. Den Mantel und die Sonnenbrille hat sie nach dem Angriff Nogi gegeben oder in dessen Wagen zurückgelassen, damit er die Sachen Momoko überzieht. Nur die Schuhe konnte sie nicht wechseln. Sie brauchte Schuhe mit hohem Absatz, um eine andere Größe vorzutäuschen und ein zweites Paar mitzunehmen wäre aufgefallen. Sie hat nicht damit gerechnet überrascht zu werden, also ging sie das Risiko ein. Glücklicherweise wurde sie bemerkt und die Nachtschwester erinnerte sich an die Schuhe. Schließlich ist eine dunkelgekleidete Person mit weiß glitzernden Absatzsandalen nicht gerade alltäglich, erst Recht nicht, wenn sie versucht ein Kind umzubringen.“
 

„Das ist eine Lüge!“ Miyukis Stimme klang heiser, verkrampft, als versuche sie mühsam die Tränen zurückzuhalten. „Ich war den ganzen Abend mit meinem Mann zusammen!“ Einen kurzen Moment schwieg sie, dann fiel ihr offenbar etwas wieder ein und mit anklagend auf Nogi weisendem Finger erklärte sie: „Er hat gewusst, was ich tragen würde, er hat mich regelrecht ausgefragt!“ Die letzten Worte klangen erstickt und hastig suchte Miyuki nach einem Taschentuch, während Nogi sie ungläubig anstarrte, ehe er seinerseits einen Entschluss fasste und erklärte: „Vergiss es! Ich lasse mich von dir nicht zum Sündenbock machen!“ Anschließend wandte er sich an Otaki: „Es ist wie der Bengel sagt: Miyuki war im Krankenhaus und ich habe dem Mädchen den Mantel angezogen. Sie war es auch, die sich die ganze Sache ausgedacht hat. Sie wollte die Kinder loswerden, weil sie deren Geld wollte und es satt hatte, dass jeder sie behandelte wie eine Geistigbehinderte. Niemand hat sie ernst genommen, alle haben immer gelächelt und genickt, wenn sie etwas angeordnet hat und anschließend haben sie es so gemacht, wie Momoko es wollte.“

„Das ist nicht wahr!“ widersprach Miyuki, nun tatsächlich weinend, die Tränen immer wieder mit einem zerknüllten Papiertuch fortwischend, „ich habe für diese Familie meinen Beruf aufgegeben, ich bekomme ein Baby und wurde behandelt wie eine Königin, warum hätte ich das kaputt machen sollen? - Er ist derjenige, der an allem Schuld ist, er wollte die Firma ganz für sich allein, um sie in seinem Sinn zu führen und mehr Geld für sich heraus zu schlagen. Jetzt wo er Ichimaru und den Kindern nicht mehr schaden kann, versucht er mich in den Dreck zu ziehen und als Schuldige hinzustellen, um doch noch sein Ziel zu erreichen und aus Neid zu zerstören, was nicht ihm gehört.“

Nogi schnaubte abfällig als er diese theatralisch vorgebrachte Anklage hörte und erwiderte höhnisch: „Gestern, auf der Fahrt zur Vorstandssitzung, hat mir dein geliebter Mann mitgeteilt, dass er seit sieben Jahren nicht mehr in der Lage ist Kinder zu zeugen. Dein Kind also nicht von ihm sein könne und er vermute es wäre meines. Er hat mir erklärt er wolle es dennoch wie sein eigenes großziehen, dass aber weder du noch ich darüber hinaus etwas von ihm zu erwarten hätten.“

„Hast du deshalb versucht ihn umzubringen? Weil er gedroht hat dich aus der Firma zu werfen? – Glaubst du vielleicht, er hätte mir nicht gesagt, dass er keine Kinder bekommen kann? Ich wollte ihn glücklich machen, nur deshalb habe ich mit dir geschlafen. Ich bin seine Frau und er liebt Kinder, deshalb wollte ich ihm eines schenken.“

Wieder schnaubte Nogi nur abfällig, während sein Blick prüfend zu Otaki hinüber glitt und er offenbar entschied, dem Kommissar später die Dinge aus seiner Sicht zu schildern und für sich ein paar Zugeständnisse herauszuholen.
 

Keiner der anderen drei Männer wirkte, als fänden sie Miyukis Logik in Sachen Kinderproduktion nachvollziehbar, schwiegen jedoch lieber dazu und Heiji wandte sich mit der Bemerkung an Miyuki: „Sie betonen ziemlich oft, dass ihr Mann beinahe umgebracht wurde, bisher war aber immer nur die Rede von einem Herzinfarkt.“

Die Angesprochene brauchte einen Moment um sich nach der Auseinandersetzung mit Nogi wieder zu fassen, ehe sie schließlich erwiderte: „Es ist naheliegend und wenn er“ Miyukis Stimme klang bei diesem einen Wort angewidert, während sie kurz zu Nogi hinüber sah, um die anderen wissen zu lassen, wen sie meinte, „den Tee vergiftet hat, warum dann nicht auch den Scotch?“ Heiji schüttelte den Kopf, „es wäre zwar möglich, dass jemand dafür gesorgt hat, dass wir Gift in den Flaschen finden, aber die Zeit zwischen dem Punkt als Tanegawa-san den Alkohol getrunken hat und dem als er zusammenbrach ist zu kurz, als das Gift hätte wirken können.“

„Dann hat Nogi ihn auf der Party vergiftet“ konterte Miyuki trotzig, ihre auf den Oberschenkeln liegenden Hände zu harten Fäusten ballend. Wieder schüttelte Heiji bedächtig den Kopf, „dann hätte Tanegawa-san bereits viel früher zusammenbrechen müssen. – Warum hielten Sie es eigentlich für nötig ihrem Mann Beruhigungstabletten zu verabreichen? Er hat auf mich immer den Eindruck eines beherrschten Mannes gemacht.“

„Bisher sind aber auch nicht seine beiden wunderbaren Kinder attackiert worden“ gab Miyuki bissig zurück.

„Ihnen ist klar, dass ein Bluttest beweisen wird, ob er tatsächlich Beruhigungsmittel erhalten hat?“ hakte Otaki ruhig nach und erhielt die aufgebrachte Antwort: „Natürlich weiß ich das, aber wenn mir die Krankenschwester das falsche Mittel gegeben hat, ist das wohl kaum meine Schuld.“ In die auf diese Worte folgende Stille, drang von der geschlossenen Tür her die eifrige Stimme der Köchin, die erklärte, dass sie die Schuhe bringe.

Es war Otaki, der die Tür öffnete, die Schuhe freundlich dankend entgegennahm und nach einem Untergebenen rief, der nicht nur die Schuhe der Spurensicherung übergeben, sondern mit einem zweiten Mann zurückkommen und zwei Verdächtige abführen sollte.

Der Polizist verschwand sofort wieder, nachdem er seinen Befehl erhalten hatte und Otaki schob der neugierigen Köchin die Tür vor der Nase zu.
 

Nachdem schließlich nicht nur Miyuki und Nogi abgeführt worden waren, sondern auch Aoyama gebeten worden war, auf dem Revier seine Aussage zu machen, fragte Otaki Heiji, „Jetzt verrat mir mal, warum ich den Pfeil noch mal überprüfen lassen sollte, das war eine völlig nutzlose Aktion.“

„Nicht doch“, erwiderte Heiji mit einem Lächeln, „Momoko und Shinya hatten den Pfeil an dem Tag mehrmals in der Hand, immer wieder auf die gleiche Weise, es hätten zumindest Teilabdrücke da sein müssen. So konnte es nur heißen, dass sie von jemandem sehr gründlich abgewischt worden waren und dieser jemand konnte nur sein, wer unerkannt bleiben wollte. – Ich denke übrigens, dass es sich bei dem Abschiedsschreiben von Momoko in Wahrheit um die Handschrift von Miyuki handelt und sie auch diejenige ist, die Nogi informiert hat, wann Ichimaru Momoko beim Bogenschießen zusehen würde.“ Damit wollte Heiji den Kommissar stehen lassen und gehen, wandte bei dessen Frage, woher er wissen wolle, dass es sich bei dem Zettel um Miyukis Handschrift handelte, jedoch noch einmal den Kopf und erwiderte: „Sie hat auf die Frage, ob es sich um Momokos Handschrift auf dem Zettel handelt, genickt. Dabei hat sie ihn gar nicht zu Gesicht bekommen.“
 

Am nächsten Tag, auf dem Weg ins Krankenhaus, berichtete Heiji Kazuha von den Ereignissen der vergangenen Nacht. „Dann gibt es keinen richtigen Beweis dafür, dass Miyuki-san hinter der Sache steckt oder etwas damit zu tun hat?“ fragte Kazuha schließlich, als Heiji seinen Bericht beendet hatte.

„Wir müssen abwarten, was bei dem Handschriftenvergleich herauskommt. Die Ballwurfmaschine lassen sie auch überprüfen, aber sie wird kaum so dumm gewesen sein, sie Nogi zur Verfügung zu stellen. Die Tabletten sind eine andere Sache, wenn die Schwester beweisen kann, dass sie tatsächlich ein Beruhigungsmittel herausgegeben hat, können wir ihr zumindest nachweisen, dass sie versucht hat ihren Mann umzubringen. Was den Angriff auf Shinya im Krankenhaus betrifft, wird sie sich sicher darauf herausreden, dass Nogi eine Komplizin hatte, ähnlich wie Oguri, und diese die gleichen Schuhe wie sie getragen hat, damit sie verdächtig wirkt“ mit gerunzelter Stirn, den Blumenstrauß wie einen Stock geschultert, hatte Heiji Kazuhas Frage beantwortet und erhielt sofort die nächste: „Was glaubst du warum sie es getan hat?“ Der Oberschüler zuckte mit den Schultern: „Vermutlich um an das Geld zu kommen, aus Rache, weil sie nur geduldet wurde. Vielleicht hat sie den Nervenkitzel vermisst, den ihr die Schauspielerei vermittelt hat.“

„Und Nogi?“

„Miyuki. Die Firma. Geld“ zählte Heiji die drei Gründe an den Fingern seiner freien Hand ab und Kazuha nickte zustimmend, während sie das Krankenhaus betraten und sich auf den Weg zu der Station machten, auf der Momoko untergebracht worden war.

„Ich frage mich, was jetzt aus der Familie wird…“ überlegte Kazuha laut, während sie den Flur betraten auf dem sich Momokos Zimmer befand.

„Wird sich zeigen“ lautete Heijis lapidarer Kommentar und blieb gleichzeitig zusammen mit Kazuha vor der Tür des Krankenzimmers stehen.
 

Jemand hatte die Tür des Zimmers offen gelassen, sodass die beiden Jugendlichen bereits vor dem Eintreten sehen konnten, dass Inao neben Momokos Bett saß.

‚Wo auch sonst?’ Dachte Heiji trocken, schließlich hatte sich der Pitcher schon in der vergangenen Nacht vorzeitig aus dem Staub gemacht und es der Köchin überlassen, die Schuhe zurückzubringen.

Neugierig beobachtete auch Kazuha wie fürsorglich Inao mit dem Mädchen in dem Krankenbett umging und lächelte gerührt, den Jungen neben sich plötzlich leise fragend: „Ne, Heiji, wenn mir so etwas passiert, würdest du dich auch um mich kümmern?“

Kurz schielte der Oberschüler aus den Augenwinkeln zu dem Mädchen neben sich, ehe er, den Blick stur geradeaus gewandt, in einem Tonfall brummte, als müsse er einer begriffsstutzigen Fünfjährigen eine Selbstverständlichkeit erklären: „Aho. Ich würde es gar nicht so weit kommen lassen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Aoki_lee
2011-04-30T21:34:07+00:00 30.04.2011 23:34
Gigantisch! Wirklich sehr guter Plot, brillante charackterdarstellung und schmeichelhaftes Ende. Dein Schreibstil - fesselnd, fließend und intelligent. Danke Aoki
Von:  Teilchenzoo
2011-02-21T16:51:48+00:00 21.02.2011 17:51
Ok *nochmal gelesen*. Also der Pfeil wurde abgeschossen, von Nogi, und die Ballmaschine sollte nur den Apfel wegschießen ...? Der von Momokos Pfeil durchbohrt war?
Antwort von:  shinran
12.05.2014 15:23
Nein Momokos pfeil steckte doch im hals des jungen
Von:  Teilchenzoo
2011-02-21T16:49:01+00:00 21.02.2011 17:49
Ich bin offenbar sehr begriffststutzig, denn ich kapiere beim besten Willen nicht, wie genau die Ballwurfmaschine schießen konnte ... hat die den Pfeil ausgespuckt? Aber was dann mit dem Apfel, der wäre doch vom Pfeil durchbohrt? Hm. Ich bin verwirrt ^^°.

Ansonsten aber ein sehr schöner, logischer Fall.
Und die Charaktere sind auch gut getroffen.

Lg neko
Von:  Cleo-San
2010-12-20T21:54:44+00:00 20.12.2010 22:54
Ich ziehe den Hut vor dieser Geschichte! O_o
Zugegeben, ich habe keine Ahnung vom Bogenschießen (okay, ich weiß, wie rum man den Bogen besser NICHT halten sollte ^^"), aber du scheinst dich in dem Gebiet sehr gut auszukennen.

Für meine Ohren klang alles durch und durch plausibel - auch wenn ich mein Hirn teilweise ein wenig verrenken musste, bis der "Aha"-Effekt kam *g*

Ein großes Lob auch für die Darstellung des Osaka-Meisterdetektivs - Heiji ist so dermaßen in character, dass man echt die ganze Zeit mit einem breiten Grinsen im Gesicht dasitzt, weil du ihn so richtig typisch rüberbringst. Was Kazuha angeht, hab ich manchmal gedacht "Oh Mann, warum sagt/macht sie gerade jetzt ausgerechnet das", wie z.B. das Vermitteln zwischen den verschiedenen männlichen Parteien - aber da muss ich sagen, dass das ja auch in der Originalgeschichte so ist, von dem her ist auch Kazuha wirklich sie selbst *g*

Besonders gut gefällt mir auch Heijis Begriffsstutzigkeit im Begriff auf Kazuha XD Diese kleine Eifersüchtelei passt so dermaßen gut zu ihm! *g* Umso genialer fand ich dann dafür den letzten Satz! So mag ich Krimis: Bisschen Blut, bisschen Spannung - und am Ende legt man das Buch weg/schließt man das Fenster und hat n Lächeln auf den Lippen.

Weiter so! ;)
Cleo
Von:  yami_no_kira
2010-11-13T17:03:54+00:00 13.11.2010 18:03
So, die Fanfic ist zwar schon etwasälter, habe sie aber erst jetzt entdeckt.
Ich möchte mal ein ganz dickes Lob loswerden, du hast es geschafft die original Charaktere stilecht darzustellen (schafft nicht jeder Fanfic-schreiber!) und dazu nen schicken, glaubwürdigen Krimi geliefert. wirklich super story!
Von:  IchBinLiebe
2010-05-19T20:08:56+00:00 19.05.2010 22:08
Die Fallauflösung war gut strukturiert und das es Mal zwei waren ist mal was anderes. Ich hätte echt nur mit einer Person gerechnet.
Die Bezeichnungen "niederträchtiger Zufall" und "wölfisches Grinsen"
gefielen mir. Genauso das Ende. Heiji sollte seinen Mund nicht so voll nehmen XD
Mit Miyuki hatte ich ja Recht, aber Nogi... ich wusste schon ga nicht mehr wer das war.
Hat mir sehr gut gefallen die ganze FF.
Ich werds glatt vermissen, dass sie nun zu Ende ist ;)

Hier in dem Satz fehlte was:
„Moment“, mischte sich Kommissar dazwischen, „auf dem Zettel waren keine Fingerabdrücke?“


Von: abgemeldet
2010-05-19T17:33:55+00:00 19.05.2010 19:33
habe deine story bis jetzt verfolgt und bin echt buff^^. find es echt gut wie du alles verknupft hast und deine auflösung ist gut durchdacht. wie oben von hotepneith schön zusammengefasst;), hoffe werde mehr von dir lesen, besonders von heiji und kazuha . echt knuffig die beiden und am besten der schluss, der alles perfekt abrundet.
dickes lob.<3
cu
bella
Von:  Hotepneith
2010-05-19T13:49:10+00:00 19.05.2010 15:49
Eine Ballwurfmaschine. Ich gebe zu, dass ich so etwas noch nie gesehen habe^^ Ich weiss zwar, dass es sie gibt, aber..hm.
Ich weiß nicht, was du hast, ich finde deine Lösung recht passen und facettenreich, gerade was Nogis Überführung betrifft. Bei MIyuki muste ich noch einmal nachdenken, aber klar: wenn sie ein Kind von einem andren erwartet, würde sie auf Ehe und Geld verzichten. Also wäre es am einfachsten (^^) Ehemann und dessen Erben zu beseitigen, um als Mutter des neuen Kindes Firma und Geld zu bekommen oder zumindest zu verwalten und als Dreingabe Herrn Nogi zu bekommen.

Ich hoffe, as war nicht dein letzter Ausflug ins Krimigehege.

Achja. Niedlicher Schluss:)

bye

hotep


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