Lebkuchenherzen
Es war kalt, aber doch ein schöner Tag, befand Leander, als er seine Hände tiefer in
seine Manteltasche vergrub und über den Platz schaute. Eigentlich hätte Asuras
schon vor einer halben Stunde ihn hier treffen sollen, doch von seinem Liebsten war
nichts zu sehen. Es wurde auch schon dunkel und die Lichter um ihn herum wurde
entzündet, doch Lees Laune sank allmählich, er hatte sich so sehr auf diesen Abend
gefreut.
Ob Asuras nicht erschien, weil er ihn zu sehr mit seiner Vorfreude genervt hatte?
Dabei hatte Asuras mehr als einmal gesagt, dass er das eigentlich verabscheute.
Leise seufzte Lee auf und zuckte zusammen, als plötzlich ihm jemand von hinten
umarmte und wenig später versank er förmlich in einem weichen großen Schal,
welchen Asuras ihm gerade um den Hals band.
"Es soll sehr kalt werden und wehe du wirst krank Kleiner.", knurrte Asuras ehe er
Lee einen kleinen Kuss stahl, "Deine Nase ist eiskalt Dummerchen."
"Ich.." - warte ja schon seit einer Stunde! - wollte Lee eigentlich sagen, verkniff sich
den Kommentar aber, er war froh, dass Asuras überhaupt hier war.
"Ich liebe dich.", sagte er stattdessen und schmiegte sich an den Größeren.
"Bereit für den Weihnachtsmarkt?", fragte er und lächelte breit, er liebte dieses
Fest der Menschen über alles.
Lee war im siebten Himmel, er ging mit Asuras Hand in Hand über den hell erstrahlten
Weihnachtsmarkt, es war wie in einem Traum und er wünschte sich, dass er nie
daraus erwachen würde. Am Anfang sah Asuras zwar ziemlich misstrauisch drein,
aber inzwischen hatte er sich entspannt und schien die eisige Luft zu genießen.
Lee strich grinsend über den knallroten Schal und sah immer mal zu Asuras hoch,
drückte leicht seine Hand und zog ihn zögerlich zum Süßigkeitenstand.
Wenig später baumelte um Lees Hals ein Lebkuchenherz und Asuras blickte
verdrossen auf die Zuckerschrift.
"Du bist mein Engel?", las er vor und seufzte elendig auf, "Leander du schaffst mich,
wehe du drehst mir auch so ein Ding an, dann gibts Ärger!", knurrte er und drehte
sich um und schritt auf einen Stand zu, wo er zwei heiße Schockoladen besorgte,
bemerkte dabei nicht, wie Lee ein kleines Lebkuchenherz in seine Tasche schob.
Lächelnd hüpfte er zu Asuras und nahm dann vorsichtig ihm einen der Becher ab und
nippte daran.
"Mhh, lecker!", bekundete er und strahlte Asuras an ehe er aufblickte und ihm einen
liebevollen Kuss aufdrückte. Asuras schob ihm aber schnell wieder weg.
"Was soll das! Du weißt ich mag das nicht!", knurrte er und sah sich um, aber keiner
schien sie zu beachten. "Aber Asuras, wir stehen unter einem Mistelzweig, da muss man
sich küssen. das machen Liebende so!", maulte Lee und deutete auf den
unscheinbaren Zweig über ihnen. "Wirklich?","Wirklich!", Lee seufzte leise auf und
drehte sich zu den Tischen um, doch Asuras packte ihm am Handgelenk und zog ihn
in seine Arme, küsste ihm regelrecht in Grund und Boden.
Ausser Atem starrte Lee Asuras noch eine ganze Weile später an, sein Kakao war
inzwischen kalt, aber ihm war noch immer heiß.
Nie hätte er damit gerechnet, dass Asuras das mitmachen würde, aber der Engel
stand ihm gegenüber und lächelte ihn vollkommen unschuldig an.
Asuras nutzte den Moment auch gekonnt aus fand Lee, denn normalerweise hätte er
dem hier nicht zugestimmt. Mit wackligen Knien hangelte er sich zentimeterweise
vor, darauf bedacht, ja nicht den Halt zu verlieren. Asuras rauschte an ihm vorbeit,
drehte um und blieb dann vor ihm stehen.
"Gib mir deine Hände, na komm Lee, das ist ganz einfach!", lockte er ihn und Lee
stöhnte verärgert auf. "Das hast du gewusst, Asuras, du wusstest, dass ich nicht
Schlittschuh fahren kann oder?", zeterte er los und verlor sofort den Halt, doch bevor
er hart aufschlagen konnte, fing ihn Asuras sanft auf, ein Wunder, dass er dabei auf
seinen Füßen blieb. "Nein Lee, ich habs nicht gewusst … aber geahnt.", grinste er und
stellte Lee wieder aus die Füße und zog ihn in die Mitte des Eisfeldes.
"Nicht Asuras, ich kann nicht ...", doch da war es zu spät, seine Beine rutschten weg
und instinktiv zog er Asuras zu sich um sich festzuhalten, nur dass Asuras nicht damit
gerechnet hatte und mit einem Laut der Überraschung landete er hart auf dem Eis,
im nächsten Moment wurde ihm sämtliche Luft aus den Lungen gepresst, als Lee auf
ihm landete und dabei fluchte wie am Spieß. "Steh auf!", "Ich versuch es ja!",
tatsächlich versuchte Lee aufzustehen, doch jedes Mal verlor er den Halt und landete
wieder auf Asuras, der schmerzlich den Ellenbogen zwischen seinen Rippen fühlte.
"Was macht ihr da?", kam plötzlich eine piepsige Stimme und beide drehten sich
zu einem kleinen Mädchen um, welches sie mit großen Augen betrachtete.
Beide wurden schlagartig rot, als ihnen ihre Stellung bewusst wurde, das war ja
so was von peinlich. "Äh ...", ja was sollten sie dazu schon sagen, aber da wurde
ihnen schon geholfen, ein großer junger Mann zog Lee auf seine Beine und hielt ihn
dicht an sich gepresst, damit Lee nicht wieder umfiel, während das Mädchen Asuras
hoch half. Asuras Blick war auf den Fremden gerichtet, der Lee zur Bande
zurück brachte und ihn einen Moment länger festhielt als notwendig gewesen wäre.
Asuras kochte vor Eifersucht als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen
hatten und stapfte zum nächsten Getränkestand, wo er sich einen Glühwein holte,
Lee sah ihm verwirrt an und versuchte Asuras Hand zu schnappen und als er es
endlich geschafft hatte zog er Asuras zwischen zwei Stände in die Dunkelheit.
"Ich brauch keinen Mistelzweig!", hauchte er und drückte Asuras gegen die
Holzwand und küsste ihn verlangend, eine Hand an Asuras Hintern. Er brauchte nicht
lange um Asuras zu besänftigen, schnell waren sie in einem heißen Zungenkussduell
gefangen bis eine Katze sie erschreckte und daran erinnerte, wo sie hier waren.
"Lass und nach Hause gehen.", bat Lee, der Abend war viel zu schön um ihn einfach
so enden zu lassen. "Ich hätte Lust auf ein gemeinsames heißes Bad!"