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Rockin' Heaven

von

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9
 

Die große Uhr auf dem Markt zeigte neun Uhr als Marika aus dem Bus stieg. Schnell huschte sie über die Schienen der Straßenbahn und dann Richtung Parkplatz. Sie erkannte Chris sin Auto schon von Weitem, ihn konnte sie jedoch nirgends erkennen. Auf jeden Fall war er noch nicht weg, also hieß es warten und die Augen offen halten. Keine fünf Minuten dauerte es und Chris kam vom offenen Markt her gelaufen.

Marika stützte sich auf das Dach des Autos und fixierte ihn. Er war erst so mit seinem Handy beschäftigt, dass er sie gar nicht mitbekam, dann entrann ihm aber ein leichtes Lächeln als er sie dort so stehen sah. „Morgen!“, rief sie ihm freudig entgegen.

Er gab ihr keine Antwort, sondern öffnete nur das Auto und gab ihr zu verstehen, dass sie einsteigen sollte.

„Wo willst du eigentlich mit mir hin?“ Er schüttelte den Kopf. Marika senkte den Kopf und versuchte so besser in sein Gesicht zu schauen. „Das ist gemein.“, jammerte sie.

Sie fuhren aus der Stadt heraus und waren nun auf der Landstraße. Da es sich in dem dunklen Ford ziemlich aufheizte, machte Marika nach wenigen Minuten das Fenster hinunter um ein bisschen vom Fahrtwind abzubekommen.

„Schön...“, meinte sie, während sich ihre Augen schlossen und sie versuchte sich ein wenig zu entspannen. Es brannte ihr jedoch immer noch unter den Nägeln. Wo wollte er bloß hin? Den ganzen Weg über sagte er nichts und schien seine gesamte Aufmerksamkeit nur dem Fahren zu widmen. Als Marika ihn sich ansah, fiel ihr erst mal auf, dass sie ihn vorher noch nie im Tageslicht gesehen hatte. Sehr anders sah er aber trotzdem nicht aus. Neben seiner dunklen Hose, dem schwarzen Oberteil und dem weißen Hemd, was er darüber trug und dessen Ärmel er nach oben gekrempelt hatte, trug er wieder Handschuhe. Es mussten die Gleichen sein, die er auch sonst an hatte. Marika kam die ganze Sache immer noch ziemlich spanisch vor. Handschuhe bei 23 Grad und das Tag und Nacht. Verstehe wer will, was in seinem Kopf vorging.

Sie wollte damals nicht nachfragen, weil sie sich ja nicht wirklich kannten. Gut, jetzt wusste sie auch nicht unbedingt mehr über ihn, trotzdem war er ihr jetzt um einiges vertrauter.

„Sag mal, hat das einen speziellen Grund, warum du immer diese Dinger an den Händen trägst? Ist doch bestimmt richtig warm damit.“

Er reagiert überhaupt nicht. Hatte er diese Bemerkung einfach überhört? „Du erzählst mir nie was. Das finde ich gemein.“

„Entschuldige.“, antworte er nur auf Marikas trotzige Bemerkung. Sie ließ sich tiefer in den Sitz sinken und sah wieder aus dem Fenster. Langsam lichtet sich der Wald, durch den sie eine lange Zeit gefahren waren. Zum Vorschein kam ein riesiges abgezäuntes Gelände.

„Willst du etwa dahin?“, fragte sie überrascht nach. Ein sanftes Lächeln war seine Antwort.

Nachdem sie das Auto auf einen freien Platz abgestellt hatten, gingen sie in Richtung des Eingangs dieses Gebietes. ‚Pakita’ stand auf einem großen Schild. ‚Spaß, Entspannung und vieles mehr im Park der Tiere’ „Unglaublich. Ich wusste gar nicht, dass wir so was in der Nähe haben.“ „Freust du dich?“, wollte er von dem verwunderten Mädchen wissen. „Natürlich! So eine Abwechslung brauch ich mal.“ Und nicht nur das.

Sie war froh, mal wirklich viel Zeit mit Chris verbringen zu können und das die Idee dazu von ihm kam, bewies, dass er das auch wollte.

Als sie den Park betraten, kam Marika gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Chris kannte sich gut im Park aus, so dass Mari ihm nur sagen musste, was sie als erstes tun wollte.

„Na ja....“, sie sah verlegen zum Boden, was Chris etwas verdutzte.

„Gehst du mit mir zu dem Lemuren?“ Marikas Hundeblick und die ziemlich schüchtern gestellte Frage brachten den sonst so verunsicherten und zurückhaltenden dann doch zum Lachen.

„Komm.“ Sichtlich erleichtert folgte sie ihm. Sie fand es schön, dass er jetzt auch ein wenig ausgelassener zu sein schien. Die kleinen affenähnlichen Tiere konnten gar nicht von der Schwarzen lassen. Immer wieder zuppelten sie an ihr herum und wollte etwas zum Knabbern haben. Chris beobachtete das Ganze und war sichtlich angetan. Als Marika dann zu ihm aufsah, wand er seinen Blick, wie schon lange nicht mehr, schüchtern zu Seite. Daraufhin stand sie auf und meinte dann zu ihm, „Lass uns weiter.“

„Und wohin?“

„Weiß nicht. Zeig mir mal was.“ Er nickte und Marika konnte kaum glauben, wie nah sie hier an die ganzen Tiere heran kam.

Soviel Spaß hatte sie lange nicht. Als sie gerade mit den Ziegen beschäftigt war und aufpassen musste, dass diese sie nicht umwarfen, fragte Chris, ob sie nicht etwas essen gehen wollten. Mari hatte gar nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit vergangen war. ‚Schon fast um eins.’, dachte sie und hatte auf einmal ein mächtiges Magengrummeln.

„Ja, ich glaub was zu essen wäre jetzt schön.“, lachte sie.

Zum Essen verließen sie jedoch den Tierpark und betraten nach wenigen Minuten ein Restaurant in Mitten eines großen weitläufigen Parks. Sie setzten sich auf die Terrasse an einen Tisch genau neben das Geländer.

Von der Terrasse aus hatte man einen wunderschönen weiten Blick auf den gesamten Park.

Nach dem Essen stellte sich Marika an das Geländer und sah in das Blumenmeer vor ihr. Chris war in dieser Zeit bezahlen und kam dann wieder zu ihr heraus.

„Ist echt schön hier. Da kommt man aus dem Träumen gar nicht mehr raus.“ Er stand, die Hände in den Hosentaschen, neben ihr.

„Fährst du hier oft her?“

„Immer mal.“

„Allein oder mit jemanden zusammen?“

„Mit dir.“, meinte er und lächelte sie an.

„Ich meine jemand anderen außer mir.“

„Wen sollte ich mit her nehmen?“ Marika sah zu ihm und bemerkte, dass er sie nun wieder mit seinen durchdringenden blauen Augen ansah. Sie verschränkte die Arme und drehte sich, um nun mit dem Rücken an das Geländer gelehnt neben ihm zu stehen.

„Vielleicht mit ihr?“ Er schien nicht zu verstehen, worauf sie hinaus wollte.

„Ich hab euch gestern gesehen. In dem Café vor dem Kino.“ Nun lachte er nur und lehnte sich mit den Armen auf das Geländer.

„Eifersüchtig?“ Marika spürte ein leichtes zwicken in der Magengegend. Fühlte sie sich erwischt? Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es wirklich so klang, als wäre sie eifersüchtig. Aber war sie es auch? Als sie den Kopf drehte um ihn anzusehen, wurde ihr bewusst, dass es wohl der Wahrheit entsprechen musste. Aber was sollte sie nun antworten.

„Hab ich einen Grund?“, fragte sie kleinlaut.

„Weiß nicht.“, meinte er provozierend.

„Du bist gemein. Nie erzählst du mir was.“, genervt rannte sie die Treppe runter, die zu einem Weg führte.

Sie lief diesen bis zum Mittelpunkt des Blumengartens, wo eine Bank unter einem Holzpavillon stand. Als sie sich darauf setzte und tief eingeatmet hatte, bemerkte sie, was für einen schönen Blick sie auf den kleinen angelegten See hatte. Viele Enten tummelten sich im Wasser und durch die strahlende Sonne schimmerte dieses auffallend hell.

Nach wenigen Minuten setzte er sich neben sie. Ihr war klar, dass diese Aktion ziemlich unangebracht war und nun schämte sie sich auch ein wenig dafür.

„Das war meine Cousine. Sie wohnt weiter weg und ist mal vorbei gekommen um mich zu besuchen.“

„Oh...“ Das war wahrscheinlich der peinlichste Moment in Marikas Leben.

„Sorry.“, flüsterte sie.

Er lachte nur leicht. „Ist doch nicht schlimm.“

Sie war froh, dass er kein Macho oder so etwas in der Art war. Sie spürte, dass auch er nur ein normaler Mensch war, auch wenn es ihr manchmal nicht so vorkam. Er akzeptierte anscheinend vieles um sich herum, ohne es in irgendeiner Form zu hinterfragen.

Das musste es sein, was ihr sonst immer gefehlt hatte.

Die Zeit verging nach einem endlos scheinenden Spaziergang, einer Fahrt mit der wohl schrecklichsten Achterbahn und einem Gang durch ein großes Spiegelkabinett sehr schnell. Gegen sechs Uhr schloss der Park und die beiden machten sich auf den Rückweg.

„Das war echt nett von dir mit mir dort hin zu fahren.“

„Eine Belohnung.“

„Belohnung?“

„Wegen deiner Prüfung. Ich wollte dir was Gutes tun.“

Dieses Faktum erfreute das junge Mädchen umso mehr.

Gegen acht Uhr waren sie an Marikas Haus angekommen. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie weit weg sie eigentlich von ihrem Heimatort waren. „Danke noch mal für den schönen Tag.“, meinte das glückliche Mädchen, während sie um das Auto lief. Sie blieb vor Chris stehen, der auch ausgestiegen war und nun an seiner Fahrertür lehnte.

„Kein Problem.“

„Sag, darf ich dich umarmen? Als Dankeschön.“, fragte sie verunsichert und sah dabei schräg nach unten um seine Antwort abzuwarten. Ohne hinzusehen, spürte sie doch, dass er mit sich rang. Eigentlich war ihr von Anfang an klar gewesen, dass er dies nicht wollte. Sie wusste immer noch nicht, warum ihm die Nähe so viel ausmachte, aber die Unsicherheit war dem sonst so selbstbewussten förmlich auf die Stirn geschrieben. Marika hatte sich schon längs mit dem Nein abgefunden als er mit einem Mal direkt vor ihr stand. Sie sah zu ihm auf, in ein sanftes Gesicht. Sie fühlte seine Hände an ihrer Taille.

Eigentlich wollte sie ja ihn umarmen, aber völlig gefasst von seiner Reaktion, konnte sie sich nur noch an ihn lehnen, seine Nähe und Wärme genießen. Sie standen nicht lange so da, jedoch kam es ihr so vor, als wäre es eine Ewigkeit gewesen.

„Du solltest jetzt reingehen.“, flüsterte er ihr zu, während sie immer noch in dieser Umarmung standen. Sie nickte nur leise, richtet sich dann auf und formte mit den Lippen das Wort Tschüß. Dann drehte sie sich und ging zur Haustür. Sie schloss auf und öffnete die Tür einen Spalt, drehte sich dann aber noch mal. Chris war wieder eingestiegen und startete den Wagen. Kurz hob er die Hand und fuhr dann los.

An die offene Tür gelehnt wartete sie noch, bis das Auto nicht mehr zu sehen war und wollte dann hinein gehen. Als sie ihren Blick wand, fiel ihr ein kleines Licht auf der anderen Straßenseite auf. Es leuchtete aus der Dunkelheit immer wieder auf, wie die Glut einer Zigarette. Es war jedoch keiner zu erkennen. Zu dunkel war es dort, ohne Laterne in der Nähe. Mit einem komischen Gefühl im Magen betrat sie das Haus und schloss die Tür hinter sich.



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