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Rockin' Heaven

von

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14
 

„Tina? Bist du noch anwesend?“

„Wie? Was?“

„Nein, wer. Der Kunde da.“ In der Pizzeria war den ganzen Vormittag nicht viel los gewesen. Marika langweilte sich mehr als sie erst dachte. Wie hielt Luigino das nur aus. In der Zeit wäre sie lieber bei Chris im Krankenhaus gewesen. Sie hätte eigentlich allen Grund in Gedanken zu sein, im Gegensatz zu Tina der dämlichen Kellnerin. Chris hatte ihr bis jetzt nicht geantwortet und auch jeder Versuch ihn noch mal anzurufen endete mit Fehlermeldung. Schleppend verging der Tag. Gegen fünf kam Ginger mit Kai zum Essen in das kleine Lokal. Sie brauchte eine Weile um Marika auf sie aufmerksam zu machen, aber nach einigen Versuchen hatte sie es geschafft. Marika sagte Tina, sie solle die Telefonbestellungen annehmen und begab sich zu ihrer Freundin.

„Na ihr Beiden. Was darf es denn sein.“, meinte sie fröhlich, aber Ginger merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.

„Ach, weiß nicht. Kai was sagst du?“ Erst wunderte er sich, weil seine Freundin ihm kurz vorher noch erzählt hatte, wie sehr sie die Tunfischpizza liebe. Dann verstand er aber die Geste.

„Ich werde mal kurz nach vorne gehen.“ Marika sah erst ihn verwundert an und dann ihre Freundin. Hatte sie nicht gerade nach der Bestellung gefragt?

„Setzen.“, befahl das Mädchen mit den schwarzen Haaren. Wortlos ließ sich Mari auf den Stuhl fallen. Ginger sah sie fragend an. Nervös und stutzend sah sie ihre Freundin an und zuckte dann mit den Schultern. „Erzähl.“, forderte sie.

„Glaub mir. Du willst es nicht wissen. Weißt doch, immer nur Mist.“

„Das heißt?“ Kurzes Schweigen.

„Chris ist im Krankenhaus.“

„Warum denn das?“

Sie wusste nicht, ob sie ihrer Freundin wirklich alles erzählen sollte. „Er lag verletzt im Haus.“

„In Eurem?“

Sie sah vielsagend zur Seite.

„Och nee!“, äußerte sie sich etwas zu laut. Die paar Menschen die zu diesem Zeitpunkt in der Pizzeria waren sahen sie erschrocken an. Verlegen lachte sie und wand sich dann wieder Marika zu. „Nicht schon wieder dieses Gruselhaus.“, flüstere sie nun schon fast. Schwer atmete ihre Freundin die Luft aus und spielte mit den Fingern. „Ich kann doch da auch nichts dafür.“

„Wieso bist du da eigentlich wieder hin? Ich meine, dass Ding ist ja nu nicht wirklich anziehend.“

„Ich hatte eben Langeweile nachdem ich von dir los bin und wollte nicht gleich nach Hause.“ Sie wollte Ginger nicht belügen aber sie machte sich schon genügend Sorgen. Wenn sie auch noch erzählen würde, dass alles mit dem komischen Anrufen zusammenhänge. Wahrscheinlich würde sie sofort einen Aufstand machen auch wenn sie sonst so besonnen war.

„Hat sich der Kerl eigentlich noch mal gemeldet?“

„Wer?“

„Na der von dem Abend. Der dich immer angerufen hat.“

„Nö. Der hatte wahrscheinlich auch nur Langeweile.“

„Ein Glück. Ich dachte schon, man hätte dich auf dem Kieker.“ Marika lachte gequält. Kai kam nun mit den Pilzen zum Tisch.

„Isst du mit uns?“

„Nee nee. Ich muss noch ein bisschen arbeiten. Machen ja eh bald zu.“ Sie ging rückwärts in Richtung des Durchgangs zum hinteren Teil der Pizzeria, nahm noch halb den Tresen mit, lachte noch mal verlegen und verschwand hinter der Tür.

„Geht’s…ihr gut?“

„Ähh…klar.“, lachte seine Freundin. „Lass uns essen.“
 

18 Uhr zeigte ihre Digitaluhr, als sie den Schlüssel umdrehte und sich auf den Weg zum Krankenhaus machte. Obwohl es nicht weit von der Pizzeria aus war, kam ihr der Weg ewig lang vor. Sie strampelte sich die Brücke nach oben und musste erst mal tief durchatmen. Wenn Marika die Straßen überquerte, sah sich zwar um aber in den Gedanken war sie wieder mal ganz anders. Endlich wollte er ihr alles erzählen, sich ihr offenbaren. Warum musste ihr Vater nur in das Zimmer platzen. Konnte er nicht noch wenige Minuten warten. Hoffentlich hatte es sich Chris sich nicht anders überlegt. Sie hatte ihn bis jetzt nicht erreicht und kannte ja seine Launen.

Nach langen zwanzig Minuten kam sie endlich am Hospital an. Schnell schritt sie durch den Gang, rennen war ja verboten. Vor der Zimmertür blieb sie stehen und atmete noch einmal tief ein und aus. Warum war ihr nur so anders in diesem Moment? Chris war ihr Freund. Sie wollte bei ihm sein, wissen wie es ihm ginge. Dann war da aber noch diese Ungewissheit. Was würde er erzählen? Und dieses Haus und der Anrufer. Hatte er doch etwas mit der ganzen Sache zu tun, so wie es Ginger im geheimen ja schon lange vermutete? Sie fasste die Klinke, klopfte noch mal kurz und betrat das Zimmer.

Sofort stutzte sie. Keiner war dort. Das Bett war verlassen, als wäre nie jemand dort gewesen. Das Mädchen drehte sich zurück in den Flur, wo gerade eine Krankenschwester vorbeiging.

„Entschuldigung. Können sie mir sagen, wo der Patient aus diesem Zimmer ist? Er ist gestern erst eingeliefert wurden. Er heißt Chris…“ Ja, wie heißt er eigentlich mit Nachnamen. Sie hatte ihn nie danach gefragt und auch nicht auf das Klingelschild an seiner Wohnung gesehen. Die Schwester stutzte.

„Tut mir Leid. Aber das Zimmer ist schon seid gestern Abend leer.“ „Was? Aber er war gestern noch hier. Der Arzt meinte, er müsse noch die ganze Woche hier bleiben.“ Marika wurde langsam nervös.

„Warten Sie mal kurz.“ Sie ging an ihr vorbei zur Anmeldung. Dort sprach sie mit einer anderen Schwester. Langsam näherte sich das Gothic-Mädchen den Beiden. Erst kurz bevor sie am Tresen angekommen war, wandte sich die eine wieder ihr zu.

„Es tut uns wirklich Leid. Aber wir haben auch niemanden in den Listen mit diesem Vornamen. Sie sagen, er sei gestern eingeliefert worden?“ Sie nickte nur starr. Noch einmal starrte beiden auf den Bildschirm des PC’s. Dann schüttelte sie wieder den Kopf.

„Nein. Keine Eintragung. Sind sie sich sicher, dass es gestern war?“, wollte sie sich noch einmal versichern.

„Ja.“, hauchte sie nur.

„Vielleicht sollten wir mal Doktor Kilian rufen.“

„Nein, schon gut. Vielleicht irr ich mich ja doch. Danke trotzdem.“ Sie verließ ohne ein weiteres Wort das Krankenhaus und ließ die verdutzten Krankenpflegerinnen stehen.
 

Sie fuhr so schnell sie konnte.

Nichts hätte sie aufhalten können und ihr war es auch egal ,was um sie geschah. Sie wollte nur eins, weg, der Realität entfliehen. Ihre Gedanken wurden erst wieder klar, als sie sich auf eine Mauer setzte und in den Sonnenuntergang starrte. Was war nur los? Warum musste ihr das passieren. Alles hätte so schön werden können, wenn sie Chris unter anderen Umständen kennen gelernt hätte und wenn er nicht so verschlossen gewesen wäre. Nun war er fort. Wie vom Erdboden verschluckt. Als ob er nie da gewesen wäre und keiner konnte ihr sagen, wie es nun weitergehen sollte. Irgendetwas musste doch geschehen sein, oder war er einfach nur abgehauen.

Aber vor was? Der Wahrheit? Quatsch. Marikas Gedanken überschlugen sich. Sie schlug sich die Hand gegen die Stirn um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Langsam beruhigte sie sich wieder und schloss die Augen. Sie spürte den kalten Wind auf ihrer Haut und atmete die frische Luft. Er konnte nicht einfach so verschwunden sein. Denk nach Marika. Wo könnte er sein. Dann der Geistesblitz.

War er etwa dort?

„In diesem Haus. Er war ja auch gestern Abend dort gewesen. Vielleicht besteht ja doch eine Verbindung.“, fing sie an zu sich selbst zu sprechen. Vielleicht sollte sie nachsehen. Vielleicht war wieder etwas passiert. Aber er wollte ja von Anfang an nicht, dass sie sich dort aufhielt. Ein Grund mehr für Marika dort nachzusehen, denn nun war nur noch eins für sie wichtig - endlich die Wahrheit zu erfahren, egal wie. Sie machte sich also auf den Weg zum Gruselhaus, wie Ginger es immer nannte. Ihr Herz begann wie wild zu schlagen, je näher sie sich der Straße näherte, wo es stand. Irgendetwas sagte ihr, dass sie sich beeilen müsse. Am großen Eingangstor angekommen, lehnte sie ihr Fahrrad an die Mauer und betrachtete das große Gebäude vor sich noch einmal. Ihr schien es an diesem Abend bedrohlicher zu wirken, als die Tage zuvor. Langsam hatte sie sich genähert und immer schon weiten alles genau beobachtet. Jedes Fenster, die Tür, den Garten. Bevor sie das Haus betrat, drehte sie sich abermals um. Keiner war zu sehen. Nur Blätter, die der Wind hin und her schupste. Sie blickte wieder zur Tür, nahm die Klinke und schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Dann öffnete langsam die knarrende Tür. Starrende Dunkelheit lag vor ihr. Man konnte nur den Anfang des Flurs sehen, der hintere Teil des Hauses war völlig düster Langsam bewegte sie sich durch das Haus. Zuerst blickte die vorsichtig in die kleine Küche. Es war keiner zu sehen. Auch im Wohnzimmer konnte sie nichts Ungewöhnliches erkennen. Doch! Es war etwas anders. An der Wand, die vorher vollkommen leer war, hing nun ein Bild. Marika ging näherer heran um etwas erkennen zu können. Es war eine Familie zu sehen. Zwei Erwachsene und zwei Kinder. Sie sahen glücklich aus. Zumindest die Eltern und der Jüngere auf dem Bild. Der etwas größere Junge darauf schien nicht sehr begeistert. Wie kam dieses Bild nur an die Wand? Ob das die Familie war, die damals hier gewohnt hatte?
 

Ein lauter Knall.

Marika erschrak sich fürchterlich und sprang schnell ein Stück nach hinten. Dann versuchte sie zu erahnen, von wo es herkam.

Der Treppenaufgang.

Daher musste dieses Knallen kommen. Also war jemand dort, oder doch nur eine streunende Katze? Marika schlich langsam an der Couch entlang zum hinteren Ausgang des Wohnzimmers, der direkt zur Treppe führte. Sie ließ die rechte Hand auf der Lehne der Couch entlang gleiten. Sie war aus Leder und eiskalt. Ihre Hände, nein ihr ganzer Körper zitterte vor Angst. Ja, diesmal war es Angst und keine Neugier. Vorsichtig blickte sie um die Ecke in den Flur zur Treppe. Keiner zu sehen. Sie sah sich nochmals um, bevor sie sich dem Treppenaufgang näherte und erst noch einmal zurück in den Flur, Richtung Eingangstür blickte. Noch konnte sie zurück. Einfach wieder gehen und so tun als wäre sie nie hier gewesen. Aber dann wieder dieses Gefühl. Etwas stimmte hier nicht. Und was ist mit Chris? Vielleicht war er gestürzt. Oder seine Verletzung vom Vortag hatte ihm doch mehr zu schaffen gemacht. Wut stieg in ihr auf. Warum war dieser Idiot nicht im Krankenhaus geblieben. Und dann diese dämlichen Krankenschwestern. Sie drehte sich wieder zur Treppe und sah erst hinauf und dann hinab. Das letzte Mal war die Tür zum Keller abgeschlossen. Warum also nach unten.

Die Stufen quietschten bedrohlich und mit jeder Stufe die sie höher stieg, schien es lauter zu werden. Wenn wirklich jemand dort war und sie nicht mitbekommen hatte, jetzt auf jeden Fall.

Oben war es stockdüster Man konnte kaum die Hand vor Augen erkennen. Der Gang nach hinten schien eng und schmal auch wenn er in Wirklichkeit immer noch genauso groß war, wie die anderen Male. Die Zimmertüren standen offen. Nichts schien anders zu sein. Auch in dem Raum, wo sie Chris gefunden hatte, war alles noch wie zuvor.

Doch da.

Wieder dieses Knallen.

Was oder wer war das nur, und woher kam es?

„Doch der Keller.“, stellte sie leise fest und bewegte sich so lautlos wie nur möglich zurück zur Treppe. Sie stellte sich direkt an die Wand und ließ sich langsam nach unten rutschen. Marika versuchte zu erkennen, ob jemand dort war. Als sie gerade wieder aufstehen wollte, huschte ein Schatten vor ihren Augen vorbei.

Er war Richtung Kellertreppe gegangen, oder irrte sie sich? Langsam schlich sich Panik in ihr auf und das Gefühl der Übelkeit wurde stärker. Sie atmete noch ein paar Mal ein und aus um sich zu beruhigen. Dann sah sie noch einmal nach unten, stand dann auf und schlich die Treppe hinunter. Diesmal so nah am Rand, dass sie kaum ein Geräusch machte. Warum war ihr das nicht schon vorher eingefallen. Dann die Kellertreppe. Nach unten schien sie die Dunkelheit fressen zu wollen. Wieder schlich sie direkt an der Wand nach unten. Noch wenige Stufen und sie würde wieder vor dieser Eisentür stehen. Je näher sie der Tür und dem Raum dahinter kam, umso lauter begann ihr Herz zu schlagen. Sie atmete nur flach und starrte sie an.

Diese Tür.

Sie schien gewaltiger geworden zu sein, was natürlich vollkommener Schwachsinn war.

Das letzte Mal hatte sie keine Angst. Sie wollte aus Neugier und Langeweile wissen, was sich dahinter befand. Ein Abenteuer eben. Aber dieses Mal war es anders. Was befand sich dahinter? Gleich würde sie es wissen. Vorausgesetzt, das die Tür auch aufgeht. Langsam griff sie nach der Klinke. Ihre Hand zitterte unaufhörlich. Noch einmal atmete sie tief ein, hielt die Luft an und drückte die Klinke hinunter.

Ein Klicken war zu hören und sie öffnete sich. Also war doch jemand dort gewesen, der einen Schlüssel haben musste. Die Tür machte nicht den Anschein, als ob sie jemand mit Gewalt geöffnet hätte.

Sie zog kräftig an der schweren Tür, die auch noch auf dem Boden kratzte. Endlich geöffnet blickte sie in den offenen Raum vor sich. Er war groß und es standen nur wenig Möbel dort. Eigentlich waren es nur Holzregale. Wahrscheinlich diente er auch nur als Abstellraum, aber warum diese Schutztür? Sie ging bis zur Mitte des Raumes und sah sich um. Eine kleine Lampe brannte rechts von ihr. Es gab also sogar noch irgendwo eine Stromleitung die funktionierte. Sie sah sich genau um, bewegte sich nur sehr langsam durch den Raum. Zwischen den Regalen entdeckte Marika etwas. Sie sah genauer hin und erkannte, es war nicht etwas sondern jemand.

„Chris.“ Sie hob seinen Kopf leicht an. Er schien bewusstlos zu sein. Seine Kleidung war völlig verschmutzt und für diese Jahreszeit eindeutig zu dünn. Außerdem hatte er neben kleineren Schürfwunden, die eindeutig noch am Vortag nicht da gewesen waren. Er musste auch wieder etwas gegen den Kopf bekommen haben, denn die Platzwunde war klaffender und blutete sehr stark.

„Chris, komm wach auf. Hörst du mich.“ Sie schlug ihm leicht an die Wange und er schien langsam wieder wach zu werden.

„Hörst du mich?“

Er kam nun wirklich wieder zu sich und fasste sich sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Kopfwunde.

„Nicht. Sie verdreckt so nur.“

Erst schien ihr Freund sie wirklich zu realisieren, denn erstarrte sie mit einem Mal völlig erschrocken an. Dann sah er um die Ecke zur Tür und wollte aufstehen.

„Warte, ich helfe dir. Was ist denn los? Wie kommst…“ Er legte seinen Zeigefinger auf seinem Mund und signalisierte ihr somit, dass sie still sein sollte.

„Hast du jemanden gesehen?“, fragte er im Flüsterton.

Sie schüttelte nur den Kopf. „Nein.“

Er sah sie wieder an. „Bist du sicher?“

Marika nickte nur. Chris ging einen Schritt zurück und lehnte sich an eins der Regale.

„Alles gut?“

„Schwindel…Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.“, sagte er leise. Marika stellte sich direkt vor Chris und legte ihre Hand an seine Wange. Seine Augen waren nun wieder liebevoll und nicht mehr leer und emotionslos. Dann bemerkte sie das Blut, das von seiner Stirn über ihre Hand floss.

„Du musst zum Arzt.“ Ihr Arm wanderte nun hinter seinen Rücken und sie stützte ihn so leicht beim Gehen.

„Na, na. Wo wollen wir denn hin?“

„Konnte ich mir doch denken, dass du noch hier bist.“, sprach Chris langsam und ohne jegliches Gefühl in seiner Stimme.

„Ihr Beide seid ja auch zu süß. Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen.“

Die Stimme kam aus der Dunkelheit hinter dem Eingang zum Kellerraum. Wer dort auch war, er versperrte den einzigen Ausgang. Marika versuchte die Schwärze vor ihr zu verdrängen um zu erkennen wer dort war. Sie kannte diese Stimme. Woher nur?

Plötzlich machte es Klick. Es war die Stimme am Telefon. Der Kerl, der sie immer wieder angerufen hatte und anscheinend auch am Abend zuvor im Haus gewesen war, stand nun nur weniger Meter vor ihr. Langsam schien er sich zu nähern. Chris ließ seine verdutzte Freundin los und richtete sich auf. Er starrte die ganze Zeit nur in diesen Flur. In diese Dunkelheit. Und sein Blick war eiskalt. Egal wer dort war, Chris schien ihn zu kennen und die beiden hatten bestimmt kein gutes Verhältnis. Marika blickte nun auch wieder nach vorn und erkannte nun langsam eine Gestalt, die ins Licht trat. Chris schob sie leicht hinter sich.

Nun kam die Übelkeit zurück. Die Angst stieg wieder in ihr hoch und sie klammerte sich an ihn.

Die Person war nun fast ganz in Licht getreten und Marika konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie ihn irgendwo schon mal gesehen hatte. Doch als sie ihm direkt in die Augen sehen konnte, fiel es ihr gleich wieder ein.
 

Es war Daniel Kailen.
 

Der Mörder vor dem ihr Vater sie die ganze Zeit gewarnt hatte. Er war also doch noch in der Stadt gewesen.

„Wirklich wunderschön hier, nicht? Es hat sich kaum etwas verändert.“, redete Daniel langsam vor sich hin.

„Ich kann nicht verstehen, warum du so weit weg wohnst. Hier hättest du doch alles.“

Marika verstand kein Wort. „Was willst du von uns?“, schrie sie ihn an und merkte dann erst mal, was sie da gerade getan hatte. Einen durchgeknallten Mörder anzuschreien, war wahrscheinlich nicht der Weg um dort wieder heil rauszukommen.

Chris hingegen hatte noch keine Mine verzogen. Ganz im Gegenteil. Er starrte seinen Gegenüber immer noch völlig gefühlskalt an.

„Was ist los Chris. Willst du nicht auch mal etwas dazu sagen. Marika ist ja gesprächiger. Sonst hast du doch auch immer soviel gequatscht.“, lachte er.

Keine Reaktion.

„Er hat dir nichts erzählt. Hab ich mir schon gedacht. Der kleine Feigling spricht nicht gerne über seine schlimme Vergangenheit.“

Sie merkte wie ihr Freund die Fäuste ballte. Die Wut in ihm schien zu steigen.

„Mamis Liebling verkraftet sein Leben nicht. Ein Wunder, dass er noch lebt. Kleines instabiles Baby.“

„Sei still.“, fauchte er zornig.

„Aber, aber. Nicht so frech. So warst du doch sonst nie.“

„Halt endlich deine Klappe!“, schrie er ihn nun an.

Marika schreckte zurück. Sie kannte Chris Ausraster, aber diesmal machte er ihr fast noch mehr Angst, als der Verrückte vor ihr.

„Also wirklich. Jetzt machst du deiner Freundin auch noch Angst. Was sagst du Mari? Spricht man so mit seinem Bruder?“

Bruder?

Daniel Kailen war der Bruder von Chris? Irgendwas in Marika brach zusammen. Sie konnte es nicht fassen. Dieser Kerl war der Bruder von ihrem Freund. Ein Verrückter, der seine ganze Familie ermordet hatte.

„Lass sie in Ruhe. Sie hat mit uns nichts zu tun, also lass sie gehen.“ „Falsch. Ich will dich leiden sehen, kleiner Bruder. Und so macht es doch viel mehr Spaß.“



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