Zum Inhalt der Seite

Nightmare Story

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chapter 3

Nightmare Story, Chapter 3
 

Gedanken. Denken. Nein, nur nicht Nachdenken. Terus Kopf schien überzukochen vor lauter denken und nicht denken wollen. Die Gedanken, die sich immer wieder wie ein schleichendes Gift in seinem Kopf breit zu machen drohten, waren zur Zeit seine schlimmsten Feinde. Schlimmer als Raidon.

Schlimmer als die zerstörte Harley.

Schlimmer als überhaupt alles.

Nur nicht nachdenken müssen, über Akira, dessen Gang, seine Situation und immer wieder Akira. Ich werde mich wohl wieder irgendwie ablenken müssen, dachte er. Schließlich kommen mir die Gedanken nur, wenn ich alleine bin. Allein…

Nein, nicht nachdenken! Aber Akira wird bestimmt gleich wiederkommen, ich warte schließlich schon ne halbe Ewigkeit, so dachte er. Plötzlich ließ ihn eine Kirchenglocke aufschrecken. Rasch zählte er mit. Eins…Zwei…Drei…Es musste doch schon langsam später sein! Vier…Fünf…Sechs… Wieso um Himmels Willen hatte er nur keine Uhr! Sieben…Acht…Neun…Zehn…Elf…Zwölf… Das dauerte viel zu lange! Dreizehn…Vierzehn…Fünfzehn…Sechzehn…Siebzehn… Nichts.

Erst fünf Uhr Abends! Es waren anscheinend gerade mal anderthalb Stunden vergangen! Die Zeit kroch wirklich nur so dahin. Plötzlich hatte er eine Idee. Er würde Hiroshi mal wieder einen Besuch abstatten.

Akira hatte ihm schließlich diese riesige Torte geschenkt, da wollte er sich revanchieren. Und wenn es nur ein winziges Bisschen war, wie zum Beispiel ein Abendbrot. Da fiel ihm ein, dass Raidon den armen Schüler ja vollkommen fertig gemacht hatte, nur wegen ihm.

Ob Kanaye überhaupt noch mit ihm sprach? Abgewiesen zu werden bin ich ja gewohnt, dachte er. Aber dann kann ich mich wenigsten entschuldigen. Wenn er mir nicht helfen will, muss ich halt woanders etwas herkriegen. Irgendwie musste das doch klappen. Und sich mit seinem Kumpel zu vertragen war ihm auch wichtig. So stand er kurz entschlossen auf und machte sich auf den Weg Richtung einer der vielen Innenstädte Tokios.

Die Stadt sah wunderschön aus in dem roten Sonnenuntergang, der alles hübscher aussehen ließ. All den Müll, den Schmutz, die schlechte Luft und sogar den Lärm konnte dieser frühlingshafte Februarabend überdecken. Ja, Tokio war wirklich eine schöne Stadt.

Nach einem langen Fußmarsch fand er den kleinen Konbiniladen, nachdem er sich einige Male verlaufen hatte. Zum Glück hatte dieser bis 10 Uhr geöffnet und nicht nur bis acht, so wie die meisten Läden in dieser Gegend.

Je näher er dem Laden kam, desto langsamer wurden seine Schritte. Ob Hiroshi ihm überhaupt zuhören würde? Hatte der heute überhaupt eine Schicht? Und … Nein, nicht schon wieder! Verzweifelt versuchte er jegliches Denken abzustellen. Während er unsicher neben dem Hintereingang stehen blieb, versuchte er die Gedanken aufzuhalten. Und wenn jetzt aber… Auf einmal wurde er von einem 16jährigen Jungen überrannt.

"Teru…Mensch, Teru, wo warst du? Ich hab mir solche Sorgen gemacht!"

Hiroshi war mehr als erfreut, seinen Kumpel aus der Schulzeit wiederzusehen. Wenn Raidon ihn schon fertig gemacht hatte, hatte er sich ernsthafte Sorgen um das Leben Terus gemacht. Dieser war komplett überrascht, so herzlich von dem Jüngeren in die Arme geschlossen zu werden. "Du…Du bist nicht sauer auf mich?" fragte er verwundert.

"Du sprichst noch mit mir?"

"Wieso sollte ich sauer sein? Und nicht mehr mit dir sprechen?"

"Naja, schließlich hat dich Raidon fertig gemacht, oder etwa nicht? Und zwar wegen mir! Wäre ich nicht gewesen, würdest du immer noch friedlich Bananenkisten auspacken und nicht mit so einem Gesicht rumlaufen. Zeig mal her, das sieht ja echt schlimm aus." Er betrachtete das Gesicht des Verkäufers.

Ein ansehliches lila angelaufenes Veilchen zierte dessen linkes Auge und eine übel aussehende Schramme lief quer über dessen Wange. Seine Oberlippe war aufgerissen und von Schorf überzogen. Um seine rechte Hand trug er einen Verband.

"Ach, das… Gar nicht so schlimm. Fünf gegen einen ist halt nicht so das Wahre. Aber ich halte zu dir, das weißt du doch."

"Gar nicht so schlimm? Das ist doch total brutal! Raidon ist so was von fies. Dich zu verprügeln! Auch noch zu fünft? Da sieht man mal, wie feige dieser Typ ist. Echt das Letzte."

Teru regte sich sehr über seinen Widersacher auf. Armer Hiroshi!

"Naja… Du, sag mal, bist du etwa deshalb nicht gekommen? Weil du dachtest, ich wäre sauer auf dich? Oder wie soll ich das verstehen?"

"Ja, zum Beispiel. Ist doch so! Wäre ich nicht gewesen…"

"Hey, jetzt mach dir mal keine Selbstvorwürfe! Ich bin okay! Jetzt will ich aber lieber wissen, was mit dir passiert ist. Du hast anscheinend jemanden gefunden, der dir das mit der Harley ausredet. Ich meine, du lebst ja noch…"

"Naja, also die Harley… die ist futsch. Kaputt. Wer das war, kannst du dir wahrscheinlich denken." Warum auch immer war Teru kaum noch traurig. Daran war wohl Akira schuld.

"Oh…" Hiroshi wusste, wie sehr sein Freund an diesem Fahrzeug gehangen hatte.

"Aber gefunden habe ich wirklich jemanden. Naja, ich denke, du willst alles wissen…" schwerfällig ließ Teru sich auf eine Kiste sinken. "Schieß los!" Meinte Hiroshi interessiert. Und so erzählte Teru alles, was ihm in den letzten Tagen passiert war. Sein Verhältnis mit Akira ließ er jedoch aus. In diesen Dingen war er sich mit sich selbst nicht einig, außerdem hätte er auch nicht gewusst, wie er das dem Jüngeren beibringen sollte.
 

Nachdem er geendet hatte, starrte Hiroshi ihn erstaunt an.

"Wow… das ist ja ne Menge für die paar Tage…"

"Aber jetzt will ich wissen, was mit dir los war!"

"Naja, das weißt du doch schon. Kurz nach Ladenschluss sind Raidon, die Zwillinge und noch zwei andere Typen aufgetaucht, haben mich ins Kreuzverhör genommen und verdroschen. Nach ner Weile ist mein Chef aufgetaucht, und da sind sie dann abgehauen. Wäre ich an ihrer Stelle auch, der hat schließlich seine zwei Meter Größe. Hat mich nach Hause gebracht und mir frei gegeben. Naja, bin dann nen Tag zu Hause geblieben, aber ich muss halt auch verdienen. Hab mir verdammt noch mal Sorgen um dich gemacht, hast dich ja schließlich nicht gemeldet…"

"Also, das ist ja so was von süß von dir!" Teru war begeistert. So hatte er den schüchternen Hiro gar nicht eingeschätzt. Jetzt erst wurde ihm bewusst, das sie schon einige Zeit mit reden verbracht hatten, es wurde schon spät.

"Naja, ich mach mich dann mal auf die Socken…" meinte er.

"Nix da. Ich geb dir noch was mit, wenn du jetzt so weit weg bist, kannst du ja nicht ständig kommen. Hab den Chef gefragt, der legt dir sogar schon immer was zurück. Ist echt schwer in Ordnung, der Mann."

"Oh… das ist nett. Bedank dich von mir bei ihm. Das hätte ich nicht erwartet. Du bist echt immer für ne Überraschung gut, Hiro!"

"Jaja…"Rasch verschwand der errötende Verkäufer im Laden. Kurz darauf kehrte er mit vier prallen Tüten voller Lebensmittel, Getränke und verschiedener Haushalts- und Gebrauchsgegenstände zurück. "Hey.. das.. ist viel! Danke!" Überrascht nahm er die Tüten entgegen. Onigiri, Fertiggerichte, Tee, Coke, Wasserflaschen, Dosen mit verschiedensten Gerichten, eine Decke und allerhand wundervolle Dinge, so schien es ihm. "Naja, bis demnächst… Wir sehen uns!" rief Hiroshi ihm zu und verschwand schnell im Laden.

Mit einem warmen Glücksgefühl im Bauch machte Teru sich auf den Heimweg. Da würde er Akira sich sicher freuen, da war er sich sicher.
 

Nachdem er schon eine ganze Weile gelaufen war und sich mehr als genug darüber aufgeregt hatte, dass er keine Shinkansen-Karte hatte, wurde es langsam dunkel.

Er setzte sich auf eine kleine Vorgartenmauer und nahm eine Flasche Coke aus der Plastiktüte. Rasch stillte er seinen Durst und wollte sich auch schon wieder auf den Weg machen, als ihn das Geräusch von schnellen Schritten innehalten ließ. Misstrauisch starrte er in die Dämmerung. Wer ging um diese Zeit durch diese verfallene Siedlung? In der letzten Zeit hatte nach sechs Uhr niemanden mehr gesehen.

Da bog auch schon ein Mädchen um die Ecke. Sie sah aus, als käme sie gerade aus dem Harajuku-Viertel. Sie trug ein blasslila Kleid mit unzähligen Rüschen, weiten Ärmeln und unzähligen Unterröcken. Langsam wanderte Terus Blick von den Plateaustiefeln über die Netzstrumpfhose, das Kleid, die große Anzahl aus Schmuckstücken bis über das Gesicht mit aufwändigem Make-up. Plötzlich erschrak er.

Pinke Haare.

Das Mädel hatte doch tatsächlich knallpinke Haare! Sofort kamen die Erinnerungen an sein peinliches Erlebnis mit den Chizu zurück. Jetzt mal ruhig Blut, rief er sich zu Recht. Nur weil du jemanden mit pinken Haaren siehst, musst du nicht gleich durchdrehen. Diese Cosplayer färbten sich doch ständig die Haare. Und wenn nicht gefärbt, dann war es eben eine Perücke.

Unbeteiligt starrte er auf den Boden. Wenn sie ihn bloß nicht ansprach!

Für Konservation dieser Art hatte er im Moment überhaupt keinen Nerv.

"Was machst du denn hier?" Verdammt, es passiert wohl nie das, was man sich wünscht, dachte er.

"Sitzen. Was dagegen?" gab er unwirsch zurück.

"Nein Nein. Ich sehe hier bloß fast nie jemanden. Musst mich ja nicht gleich anschnauzen" schmollte sie.

"Bin halt nicht gut drauf. Geht dich doch nichts an." Die war aber auch hartnäckig!

"Dann komm doch mit mir, was trinken oder so…"

"Keine Lust"

"Jetzt komm schon. Wer kann mir schon widerstehen? Wir können was trinken, zusammen tanzen und uns dann ein Hotelzimmer nehmen. Du siehst nich so aus, als würdest du gleich in deine Prachtsuite zurückkehren."

Sie schien sich ihrer Sache sehr sicher. Außerdem glaubte Teru immer wieder, sie auch bei den anderen Chizu im Hotel gesehen zu haben. Denn schon durch die Art, wie sie mit ihm sprach, wurde ihm klar, dass sie eine Chizu sein müsste.

Diese Mädels waren ihn irgendwie unheimlich. Er beschloss, Akira nach dieser merkwürdigen Gang zu fragen.

"Verdammt noch mal, ich sagte doch, ich hab keinen Bock auf dich und dein Getue!" herrschte er sie an.

"Wie sprichst du denn mit mir? So eine Unverschämtheit! Jetzt kommst du erst recht mit!" Sie packte ihn am Arm und wollte ihn siegesgewiss mit sich ziehen.

"Jetzt lass mich endlich in Ruhe, Nervensäge!" knurrte er und riss sich los. Rasch packte er die Tüten und machte auf dem Absatz kehrt. Zügig ging er die Straße hinunter und ließ ein vollkommen verdattertes Mädchen stehen. Warum auch immer war diese komplett verwirrt. Anscheinend war sie sich sicher gewesen, das Teru sofort mit ihr kommen würde.

Er musste Akira unbedingt nach diesen unverschämten pinken Girls fragen.

Immer schneller ging er seinem "Zuhause" entgegen.
 

Dieser Hiroshi. Immer für eine Überraschung gut. Teru konnte nicht glauben, was er alles in den Tüten fand. Damit konnte man sich ja bestimmt einen Monat in der Sahara aufhalten. Bestimmt zehn unterschiedlich große Flaschen mit Wasser, Coke, Saft, Tee und Limonade, dazu diverse Lebensmittel wie zum Beispiel Konservdosen mit Ravioli, Gemüsesuppe und verschiedensten Gerichten. Fertigpackungen mit Yakitori, chinesisches Nikuman, Sesambällchen, Sushi und Onigiri.

Sogar verschiedene Süßigkeiten waren dabei. Das war erst der Anfang einer langen Speiseliste, der noch eine ganze Menge anderes folgte, was man halt so im Haushalt brauchte. Einmalfeuerzeuge, eine etwas ramponierte Taschenlampe, Pappteller, Shampoo und so viele andere Dinge, die Terus Herz höher schlagen ließen. Besonders freute er sich über die karierte Decke und einen Stapel Zeitschriften. Nach und nach stapelte und sortierte er alles in Schränke, Regale und Schubladen.

Nur nicht nachdenken! , schien immer mehr zu seiner Devise zu werden. Was diese Mädels eigentlich von ihm wollten? Aber bloß nicht anfangen, nachzudenken.

Er deckte den Tisch mit den herrlichen Gerichten ein und bereitete sich und Akira ein Nachtlager in dem alten Schlafzimmer. Als er schließlich nichts mehr fand, was er tun konnte, setzte er sich mit den Zeitschriften auf ein altes Sofa und begann zu lesen. Doch konnte er sich nicht wirklich auf den Klatsch der letzten Tage konzentrieren. Immer wieder wurden seine Gedanken auf die von ihm verbotenen Wege geleitet. Die Harley war da noch das kleinste Problem. Die Chizu. Sein Aufenthaltsort. Und immer wieder Akira. Ob er wirklich nichts mit Ayame hatte?

Plötzlich fiel im siedend heiß Akiras erstes Telefongespräch mit Ayame ein. Hatte dieser nicht auf einen von Ayames Sätzen mit "Ich dich auch" geantwortet? Doch, da war er sich sicher. Und antwortete man dies nicht normalerweise auf die Aussage "Ich liebe dich?"

Nein, das bilde ich mir jetzt nur ein, sagte er sich bestimmt. Nur keine Gespenster sehen. Hätte er ihn, Teru, sonst geküsst? Und sich beinahe nicht mehr beherrschen können? Und diese Torte für ihn besorgt? Fragen über Fragen, und keine Antwort.

Halt, Stop, wies er sich zurecht, ich denke schon wieder zu viel. Aber doch… was war da bloß mit den beiden? Er kam einfach nicht los von dieser Frage.

Plötzlich lies ihn das Quietschen von rostigen Scharnieren aufschrecken. Die alte Holztür!

"Teru? Bist du da?"

Dieser wollte sich selbst nicht eingestehen, wie sehr er Akiras Stimme vermisst hatte. Auf einmal war ihm alles peinlich. Wie konnte er Akira nur anhängen, dass er ihn betrog? Und dieser gedeckte Tisch… Wie würde er das interpretieren? Rasch versteckte er sich hinter seiner Zeitung und ließ sich immer tiefer ins Sofa sinken.

"Was machst du denn da?" erstaunt blickte Akira über die Zeitung. Zum wiederholten Male überwältigt von dessen blauen Augen blinzelte Teru zu ihm hoch.

"Ach.. nichts…" Stammelte er.

"Du bist soo niedlich!" rief Akira entzückt. Er riss Teru die Zeitung aus den verschwitzten Händen und zog ihn in eine stürmische Umarmung.

"Du weißt ja gar nicht, wie süß du bist." Er drückte ihm einen dicken Schmatzer auf den Mund.

"Ich bin nicht süß!" rief dieser trotzig, wobei ihm sofort selber klar wurde, wie kindisch sich das anhörte. Das schien auch der Ältere zu merken.

"Und ob du süß bist. Ich kann das immer noch am besten beurteilen."

"Und was ist mit Ayame?" rutschte ihm heraus. Verdammt, ich bin so ein Hohlkopf!, dachte er.

"Wieso Ayame?" Verwundert sah Akira ihn an. "Ich hab dir doch gesagt, da ist nichts zwischen uns.

"Aber damals… am Telefon.. da hast du mit "Ich dich auch" geantwortet…" beschämt vergrub er sein Gesicht in den Händen.

"Und deshalb dachtest du, sie hat gesagt, "ich liebe dich"? Aber natürlich nicht! Ich liebe nur und einzig und allein dich, das musst du mir glauben! Ich verspreche dir hoch und heilig, dass da nichts zwischen uns ist!

Was denkst du denn, warum ich bei dir immer die Beherrschung verliere? Das ist mir sonst noch nie passiert. Aber… ich liebe dich! Nur dich!"

Bei diesen Worten schossen Teru die Tränen ins Gesicht.

"Na…Natürlich glaube ich dir. Tut…Tut mir leid. Aber das hat mir einfach keine Ruhe gelassen. Ich… ich ha…habe dich gar nicht verdient! Du sagst so liebe Sachen zu mir und ich… und ich… hänge dir einfach so ne Scheiße an… Aber… Ich liebe dich auch, nur damit du's weißt…" Jetzt war es heraus. Und obwohl er es sich immer noch nicht eingestehen wollte, wusste er, dass es die Wahrheit war.

"Oh.. du bist einfach…" Und dann schloss Akira ihn in seine Arme. Erst als Terus Tränen versiegt waren, ließ Akira ihn langsam los.

"Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Dass du megasüß bist, weißt du ja schon. Und… sag mal, bist du etwa wirklich eifersüchtig auf Ayame gewesen?"

"Ich bin nicht eifersüchtig!!! Das bildest du dir bloß ein!" rief Teru entsetzt. Schmollend verschwand er wieder hinter einer Zeitung. Was der sich einbildete! Er und eifersüchtig!

"Natürlich bist du eifersüchtig." Wieder blinzelte Akira über den Zeitungsrand.

" 'Die Börsenkurse im Überblick. Eine ausführliche Erklärung mit Interpretation.' Ist das wirklich so interessant?" fragte er.

"Ja." Schmollte Teru weiter. Dabei hatte er noch keinen einzigen Satz gelesen.

"Aber nicht interessanter als mit mir dieses wundervolle Abendbrot zu verputzen, womit du mich überraschen wolltest. Ist dir übrigens gut gelungen." Und damit riss er ihm zum zweite mal die Zeitung aus den Händen. Dann packte er Teru und zog diesen zappelnd ins Esszimmer.
 

"Wo hast du das eigentlich alles her, wenn ich fragen darf?" wollte Akira wissen, nachdem er die dritte Packung Lachs-Sushi verputzt hatte.

"Von einem Typen, dem ich mal mit seinem Chef geholfen habe." Antwortete Teru zielsicher.

"Hm?" Irgendwoher kam Akira das bekannt vor.

"Ach so. Von deinem besten Freund aus Kindheitstagen?"

"Genau. Hiroshi Kanaye. Arbeitet im Konbini bei diesem Riesen von Ladenbesitzer in der Nähe vom Bahnhof."

"Scheint ein netter Typ zu sein, wenn er dir das alles schenkt. Einfach so an seinem Chef vorbei… Wie alt ist er denn?

"16. Und…"

"Hat er eine Freundin?" unterbrach Akira ihn.

"Hiro? Ne, der ist viel zu schüchtern. Wieso?" Da ging ihm ein Licht auf.

"Jetzt bist du hier aber der Eifersüchtige, gibs zu!"

"Tja, Terulein, ich gebe das im Gegensatz zu dir zu. Ich bin eifersüchtig auf jeden, der mehr mit dir zu tun hat als ich. Und zwar erst recht, wenn dieser Jemand keine Beziehung hat. Und mit deiner Aussage eben hast du mir auch noch bestätigt, dass du sehr wohl eifersüchtig auf Ayame bist, aber das hab ich ja gleich gesagt." Überlegen grinste er den Jüngeren an.

Sofort wurde Teru rot. Das er immer auf diese fiesen Wortspielereien hereinfallen musste!

"Du bist voll fies, wenn ich das mal anmerken darf!" beschwerte er sich.

"Ich und fies? Niemals! Und schon gar nicht zu dir."

Wieder einmal zog er den sich wehrenden Teru auf seinen Schoß.

"Sag so was nicht. Das macht mich traurig."

"Und das ist noch viel fieser. Ich werde ins Fitnessstudio gehen, dann hat diese Herumschlepperei ein Ende, nur damit du's weißt!" schmollte er.

"Machst du doch sowieso nicht. Und du bist so süß, wenn du schmollst! Und außerdem, du gefällst mir ohne Fitnessstudio am besten, nur damit DU Bescheid weißt. Ich liebe dich so, wie du bist."

"Fiesling" murmelte er, verkroch sich aber immer weiter in Akiras Schoß.

"Nix da. Ich bin nun mal kein Fiesling, sieh das ein. Du hast mich doch genauso lieb, ich merk das schon."

Dann drehte er Teru zu sich herum und presste die Lippen auf den Mund seines Gegenübers. Dieser wehrte sich Ausnahmsweise mal nicht.

Irgendwie hatte Akira ja recht. Es gefiel ihm tatsächlich. Und so gab er sich dem hin und küsste überschwänglich zurück.

"Na siehst du. Klappt doch ganz gut." murmelte Akira. Die Entwicklung Terus gefiel ihm außerordentlich gut. Seine eigenen Probleme nahmen in seinem Kopf aber nach und nach Überhand.

Wie sollte er die Sache mit Ayame regeln? Und wie sollte er Teru und die Panthers miteinander verknüpfen? Doch als er erneut von Teru geküsst wurde, verbannte er all dies aus seinem Kopf. Wie man in Gegenwart von diesem wundervollen jungen Mann bloß an Ayame und Probleme, was eigentlich das Selbe war, denken konnte.

Er war ein ganz großer Fiesling, da hatte Teru recht.
 

Nachdem sie die Reste des riesigen Abendbrotes in den Regalen und Schränken verstaut hatten, gingen sie gemeinsam zurück in das mit den neuen Sachen von Hiroshi ausgestattete Schlafzimmer. Als er all das sah, freute sich Akira umso mehr.

Als sie kurz darauf nebeneinander unter der nagelneuen Bettdecke eng aneinander gekuschelt lagen, fiel Teru plötzlich das seltsame Mädel mit den pinken haaren ein. Er hatte ganz vergessen, Akira danach zu fragen.

"Du, Akira…" setzte er an.

"Mmh, was denn, Süßer?"

"Nenn mich nicht so! Aber bevor ich wider vergesse, was ich sagen will, und mich über dich aufrege: Weißt du, wer diese komischen Mädels mit den pinken Haaren sind?"

"Cosplayer?" Fragte dieser verschlafen.

"Keine Ahnung. Als ich sie das erste Mal gesehen habe, bevor du mich von der Straße gesammelt hast, hab ich in nem altem Hotel gepennt. Die haben mich geweckt. Da standen auf einmal bestimmt zwanzig rosahaarige Mädels um mich rum.

Die Eine, war bestimmt der Boss oder so, hat mich erst vollgelabert von wegen ich sei bei ihnen eingedrungen und das sei ihr Hauptquartier und so. Als mir das nicht viel ausgemacht hat, hat sie mich angemacht, so im Sinne von 'Wie wär's denn mit uns beiden'. Da bin ich abgehauen und alle haben mich angestarrt als wäre das was Besonderes, dass nicht jeder mit ihrem Boss ins Bett will. Heute hab ich wieder eine gesehen, war so ähnlich. Erst hat sie mich vollgelabert und dann angemacht. Als mich das nicht interessiert hat, hat sie mich angeglotzt als wär ich 'n Alien oder so."

Wie vom Blitz getroffen saß Akira auf einmal senkrecht im Bett und starrte seinen Schützling entsetzt an.

"Chizu.", flüsterte er entsetzt. Panisch schloss er seinen Teru in die Arme.

"Bitte sag nicht, dass es die Chizu waren."

"Also naja…" verwundert starrte Teru Akira an. "Ich fragte so: Wer seid ihr?, und sie meinte…"

" 'Wir sind Chizu. Und mehr musst du nicht wissen.' Oh mein Gott, bitte lass das nicht war sein!" Bestürzt ließ Akira sich in die Kissen zurücksinken. Verwundert sah Teru ihn an.

"Genau. Woher weißt du dass? Und was ist an den denn so schlimm? Bis jetzt ham sie mir nix getan. Was machst du den für ein Gesicht?" Er verstand gar nichts mehr. Schon, die Chizu waren aufdringlich und nervig, sie hatten ihn aus diesem Bunker vertrieben, aber wirklich schlimm waren sie ja nicht gewesen. Deshalb verstand er auch nicht das totale Entsetzen auf Akiras Gesicht.

"Die pinken Teufel. Ich habe genug Ahnung von ihnen. Leider. Auch ich habe schon so eine Begegnung hinter mir. Ich werde dir die Geschichte der pinken Racheengel erzählen. Magst du Legenden?"

"Okay… Ja, ich liebe Geschichten. Schieß los!" meinte Teru.

"Na gut. Aber es hat kein gutes Ende, jedenfalls nicht für uns."
 

"Vor langer Zeit, als die Götter noch Feste feierten, da schlossen sich die Götter Isamu, Riku, Takai und die Göttin Ai zusammen, um etwas Neues zu gründen. Sie waren kaum bekannt und hatten eigentlich nie viel vollbracht, und so lösten sie sich von der Herrschaft der großen Herrscher, um ihr eigenes Werk zu vollbringen.

In einer mondhellen Nacht trafen sie sich in einer Gartenlaube im Garten der Ai, um den Mut und die Tapferkeit Isamus, die Gestaltungskunst Rikus und die Schönheit und Eleganz Ais zu vereinen und ein eigenes Land zu gründen.

Über Takai wusste niemand etwas, er sprach fast nie und verbarg sich immer unter einer nachtblauen Robe. Trotzdem sollte er strategisch und künstlerisch sehr bewand sein, und so schloss er mit den anderen dreien einen Pakt. Sie wollten zu viert ein neues Imperium schaffen, das weit über seine Grenzen Erfolg und Ruhm haben sollte. Also erschufen sie nach Rikus Idealen eine riesige Insel, der er mit einer Strähne seiner schillernden Haare sein Zeichen setzte.

Schon jetzt war das Land wunderschön. Doch Ai verlieh dem Land etwas Unvergessliches, etwas Einzigartiges. Sie ließ Kirschbäume blühen, Flüsse fließen und Bergketten in einem hellen Glanz erstrahlen. Mit jedem Pinselstrich ihres farbenfrohen Tuschkastens wurde das Land schöner und strahlender.

Isamu aber gründete die Städte und Dörfer, eine prachtvoller als die andere. Die größte aber sollte der zentrale Punkt des gesamten Landes werden. Sie wurde riesig, jedes kleinste Viertel hatte seine eigene Bedeutung und seinen eigenen Status.

Um die Städte und Dörfer zu besiedeln und lebendiger zu machen, erschuf Takai Menschen nach seinen Idealen, keiner wie der andere. Sein Paradeexemplar nannte er Takeo, den Helden.

Nun war aber Ai nicht damit einverstanden, Takeo als Mann alleine und unbeschränkt als Prachtstück regieren zu lassen. Also erschuf sie eine Frau, bei deren Anblick ihr jeder verfiel, so schön war sie. Sie sollte über Takeo wachen und ihn lieben. Isamu, der die schöne Ai schon lange liebte, taufte sie Mamiko, Tochter der wahren Schönheit.

Die beiden sollten zusammen glücklich werden. Somit war das Werk der vier Götter getan, und sie nannten das Land Japan.

Für eine ganze Zeit betrachteten die vier ihr Werk und erfreuten sich daran. Aber mit der Zeit wurde Takai immer unzufriedener. Ihm missfiel die Überwachung Takeos durch Mamiko. Es passte ihm nicht, das Mamiko so viel Macht über ihren Geliebten hatte und dieser sich alles gefallen lassen musste.

Und da sein Schöpfer unzufrieden war, wurde auch Takeo unzufrieden. Er begann Mamiko zu verabscheuen. Er versuchte sie loszuwerden und alleine zu herrschen. Aber ein ums andere mal wurde er von Ai, Isamu oder Riku daran gehindert.

Dies ging so weit, das Takai aus dem Bunde verstoßen wurde. Dieser war schrecklich entzürnt, und so befahl er Takeo Mamiko zu töten, während er die anderen drei ablenkte. Denn Ai liebte Mamiko wie ihre eigene Tochter, und Riku und Isamu würden alles für die Schönheit tun. Takai schaffte es durch eine Hinterlist, den Bund der drei abzulenken.

Doch Ai bekam im letzten Moment mit, was Takai plante. Um seinen Plan nicht zu gefährden, versuchte dieser in seiner Raserei Ai umzubringen. Isamu und Riku waren Kämpfer im Gegensatz zu der hübschen Göttin und wollten diese beschützen. Sie bezahlten mit ihrem Leben. Währenddessen war Ai zu Mamiko geeilt, doch es war zu spät. Dieser hatte die wunderschöne Gottestochter bereits hinterlistig ermordet. Als sie dies sah, brach sie in bittere Tränen aus. Sie wurde schrecklich wütend. Da sie selber viel zu unschuldig war, um jemanden zu töten, entsandte sie Racheengel.

Diese sollten ewig leben und durch ihre Schönheit jeden Mann betören. War dies getan, sollten sie ihn töten. Diese Rächer hatten jeder einen Teil des Fächers der Ai. Nur wenn dieser Teil verbrannt wurde, starben sie. Zum Erkennungszeichen wurden die pinken Haare. Die Göttin nannte ihre Racheengel Chizu, die Langlebigen. Die Chizu konnten selber keine Liebe empfinden, aber jeder liebte sie. So war die Rache an Takai perfekt, denn auch dieser liebte seine Geschöpfe. Als dieser vom Kampfe mit Isamu und Riku als einziger Überlebender stark geschwächt zurückkehrte, ließ Ai außer sich vor Wut drei der Engel auf ihn los. Diese gaben ihm den Rest.

So schickte Ai alle Engel auf ihre blutige Mission. Bis heute morden sie, denn der Teil des Fächers ist winzig und wird von jeder Chizu gut versteckt und beschützt. Die drei, die gegen Takai gewonnen hatten, wurden auf drei Gebiete verteilt und hatten eine Führungsrolle inne. Niemand kann sie stoppen."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Toastviech
2010-01-16T21:51:51+00:00 16.01.2010 22:51
HI~

Nach einiger Verwirrung über die Erneuerung des Kapis, habe ich es endlich verstanden und konnte weiter lesen.
^_____________^
Das Kapi ist gut geworden und hat einen bösen Nachgeschmack am Ende.
Man wird neugierig auf mehr
*ggg*
Ich freu mich also auf die Fortsetzung~

lg toasty
Von:  Kuroholic
2010-01-03T19:40:00+00:00 03.01.2010 20:40
so, bin endlich ma dazu gekommen, weiterzuschreiben^^'

Tut mir leid, ich hatte sehr viel Stress zuhause.
Und ausserdem hat mein Pferdechen ne Verletzung am Bein gehabt, musste mich sehr viel um sie kümmern. Sie wurde am 2. Weihnachtsfeiertag eingeschläfert=.(((

Ich hoffe, ihr habt mich nich vergessen und lest noch weiter, ich werde demnächst auch mehr schreiben^^'
Von:  Toastviech
2009-11-08T10:58:25+00:00 08.11.2009 11:58
Hi^^

Das kapi war kurz, aber knackig. Es steigert die Spannung und macht verdammt neugierig.
Der Anfang war klasse, da ich sofort eine Bindung zu Teru aufbauen konnte.Sprich mich in ihn hineinversetzen konnte ohne Probleme.
Ein genialer Startschuss für ein kapi.

lg Toasty


Zurück