Zum Inhalt der Seite

A Gnomes Tale

Die Geschichte eines Gnoms
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Neuanfang?

Sämtliche Augen im Raum waren auf mich gerichtet. Ich fühlte mich an meinen ersten Tag im Waisenhaus zurückversetzt. Auch damals, vor knapp 8 Jahren stand ich im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit. Und auch damals es so unangenehm still gewesen. Einzig allein Madame Shellenes Stimme durchbrach diese Stille. „Danja…“ ich blickte nicht zu ihr auf sondern suchte unter den anderen Waisenkindern denjenigen, der schuld an meiner derzeitigen Lage war. Mein Blick blieb an einem breit grinsenden Nachtelfengesicht hängen. Es war das einzige seiner Art, denn außer dem Elfen und mir waren alle anderen Waisen ausnahmslos Menschen. Unsere Blicke trafen sich. Sein Blick war, wie immer wenn er mich anblickte, herablassend und voller Hohn doch ich glaubte noch etwas anderes darin erkennen zu können: Triumph.

Es war kein Geheimnis, dass der „Große“ die „Kleine“ nicht leiden konnte. Schon von seinem ersten Tag im Waisenhaus an behandelte er mich wie ein unterentwickeltes, dummes Kleinkind. Als ich ihm schließlich eines Tages das Gegenteil bewies, griff er zu anderen Methoden. Er versteckte meine Sachen, verwickelte mich immer wieder in „Unfälle“ und noch dazu beobachtete er mich Tag und Nacht und meldete auch die kleinsten Fehltritte von mir. Bei meinen nächtlichen Ausflügen musste ich noch Vorsichtiger als ohnehin werden. Doch ich lies das ganze mal mehr, mal weniger stillschweigend über mich ergehen, zum einen weil ich die Hoffnung hatte, dass es dem Nachtelfen irgendwann langweilig würde, zum anderen, weil ich nur auf den richtigen Augenblick wartete ihm alles auf einmal heimzuzahlen. Und obwohl es momentan nicht danach aussah, als würde dieser Augenblick jemals kommen, würde ich nicht mehr lange auf ihn warten müssen.

Während Madame Shellene mir einen Vortrag darüber hielt, was mir alles hätte passieren können versuchte ich das blau-grün häutige Geschöpf mit meinen Blicken zu durchbohren. Anfangs hatte er noch zurückgestarrt, sich nach einer Weile dann aber gespielt gelangweilt abgewendet. Von der Standpauke bekam ich nicht sehr viel mit. Einige Sätze drangen allerdings auch zu mir durch. „Wir meinen es im Grunde doch alle nur gut mit dir…“ an dieser Stelle konnte ich ein spöttisches Schnaufen nicht ganz unterdrücken. Diese „heile Welt“ Geschichte mochten die kleineren vielleicht noch glauben, ich jedoch wusste, dass es nicht so war. „Diese Regeln dienen nur eurem Schutz.“ Und schließlich noch: „Auch wenn du von einer anderen Rasse bist, gibt es keine Sonderrechte für dich.“ Diese Bemerkung lies mich aufhorchen. Hatte ich mich verhört? Konnte ich es vielleicht wagen…? Ich zögerte nicht lange sondern unterbrach Madame Shellene: „Entschuldigen sie bitte, dass ich sie unterbreche aber sie haben doch gerade gesagt, dass es für Angehörige einer anderen Rasse keine Sonderrechte gibt…oder?“

„Und ich hatte schon das Gefühl, dass du mir gar nicht zuhörst. Ja es stimmt. Wir versuchen hier alle Rassen gleich zu behandeln und niemanden zu bevorzugen.“ Ich nickte aufgeregt. „Gut, dann verstehe ich nicht warum das Langohr…“ „Danja! Keine Beleidigungen!“ fuhr Shellene auf. Ihr tadeln ignorierend fuhr ich fort: „…nicht auch bestraft wird. Er war doch auch nachts unterwegs um zu ihrem Haus zu gelangen.“ Die Matronin schaute mich verblüfft an. „Aber er…“ setzte sie an, verstummte dann und schüttelte nur verwirrt den Kopf. Ich konnte sie sogar ein bisschen verstehen. Das Haus in dem die Matroninen zusammen mit den jüngeren Waisen nachts schliefen befand sich nur etwa 10 Meter vom Waisenhaus entfernt.

Einige Kinder fingen an zu kichern doch ich fuhr unbeirrt fort: „Und wenn es nur für kurze Zeit gewesen währe, was es übrigens nicht war, er war definitiv draußen. Ihm hätte genau so viel passieren können wie mir, oder etwa nicht?“ Das Gekicher wurde lauter. Madame Shellene hatte endlich ihre Sprache wieder gefunden. „Was soll das heißen: „was es übrigens nicht war“?“ Ich hatte inzwischen große Mühe mir das Grinsen zu verkneifen. „So wie ich das sehe ist bis jetzt nur seine Version der Geschichte angehört worden. Wahrscheinlich hat er ihnen gesagt, dass er gesehen hat, wie ich hinausgegangen bin und dann sofort zu ihnen gelaufen ist.“ Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, wie mein Kontrahent zusammenzuckte. Ich hatte genau ins Schwarze getroffen.

„In Wahrheit aber“, ich holte tief Luft. Jetzt kam der schwierige Teil. „war es genau andersrum. Ich habe ihn herausgehen sehen und überlegt ob ich ihnen bescheid geben soll. Doch dann…naja sie wissen ja sicher, dass Gnome von Natur aus sehr neugierig sind. Es hat mich einfach interessiert was er um diese Zeit vorhatte, da bin ich ihm nachgelaufen. Ich habe gesehen, wie er in die Taverne im Handelsdistrikt gelaufen ist. Er muss mich wohl irgendwann bemerkt haben. Schließlich wollte ich wieder zurücklaufen aber ich habe den Weg nicht mehr gefunden. Bei Nacht sieht alles so anders aus. Und als ich dann hier ankam war er schon wieder zurück. Denken sie wirklich ich wäre sonst einfach durch die Vordertür zurückspaziert um diese Zeit?“ Eigentlich war diese Geschichte nicht gelogen. Ich hatte den Nachtelfen hinauslaufen sehen und war, weil ich zufällig in die gleiche Richtung wie dieser musste, hinter ihm hergelaufen. Ich hatte ihn in die Taverne laufen sehen und ich hatte mich auch auf dem Rückweg verlaufen. Dass ich dazwischen etwas anderes gemacht hatte musste ja niemand erfahren.

Shellene schüttelte ungläubig den Kopf. „Man sollte meinen nach fast 8 Jahren kennst du dich inzwischen hier in Sturmwind aus.“ Ihre Stimme jedoch nicht so streng wie davor. Offensichtlich glaubte sie mir…zumindest ein bisschen. Vielleicht hätte sie mir nicht geglaubt, wenn das Spitzohr nicht öfter Geschichten über mich verbreitet hätte, die nicht wahr waren. Auch der Elf schien zu merken, dass es nicht so lief wie er erwartet hatte. Sein sonst eher stilles Opfer hatte begonnen sich zu wehren. Er hatte inzwischen aufgehört mich ungläubig anzustarren. Stattdessen rief er empört: „Sie glauben der Kleinen doch kein Wort, oder? Ich habe ihnen doch gesagt, wie…“ Die Matronin unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Schluss jetzt! Diese gegenseitigen Anschuldigungen nützen uns doch nichts. Wie Danja richtig festgestellt hat wart ihr beide in dieser Nacht draußen. Es ist nur gerecht wenn ihr beide dafür zur Rechenschaft gezogen werdet. Und jetzt geht wieder schlafen Kinder! Wir besprechen den Rest Morgen.“ Missmutig stapften alle Kinder wieder zu ihren doppelstockigen Betten zurück.

Als ich an meinem Bett ankam wurde ich von einer leisen Stimme begrüßt. „Klasse gemacht Dan! Und…hast du ihn bekommen?“ Die Stimme gehörte Aurikel, die sich mit mir das Bett teilte und eine meiner wenigen Freunde im Waisenhaus war. Um sie noch etwas zappeln zu lassen antwortete ich nur: „Warte bis Morgen!“ „Du bist gemein! Jetzt sag schon!“ hakte sie neugierig nach. „Warte doch einfach bis Morgen. Du wirst es dann schon herausfinden. Gute Nacht.“ Ich zog die Decke über mich und drückte zufrieden das flache Paket, das ich unter meinem Hemd verborgen hatte. Ich hatte zwar gegen den Elfen, wie man so schön sagte „nur eine Schlacht gewonnen“ doch der Geschmack des Sieges fühlte sich einfach zu gut an um an den nächsten Morgen zu denken. Dieser Tag hatte mir deutlich gezeigt: Angriff war die beste Verteidigung. Ich hörte noch, wie Aurikel über mir unzufrieden murrte bevor mich die wohlig weiche Dunkelheit umfing.
 

In dieser Nacht schlief ich nicht gut. Ich träumte von Blut, von Schmerzen, Folter und von dem Untergang Gnomeregans. Es war nicht das erste Mal, dass ich von solchen Dingen träumte, seit bekannt geworden war, dass die Troggs die Stadt erobern würden. Die Zwerge aus Eisenschmiede hatten zwar versucht den Gnomen zu helfen, doch gegen die Überzahl der Troggs hatten selbst die rüstigen Zwerge nichts ausrichten können. Die wenigen überlebenden Gnome hatten sich wenn man den neuesten Berichten Glauben schenkte im innersten Ring der Stadt verschanzt und versuchten dort eine Wunderwaffe zu entwickeln, die die Troggs alle auf einmal vernichten könnte. Blieb nur noch die Frage, was man alles davon glauben durfte und was nicht und da mir ziemlich viele dieser Informationen von einem gewissen Nachtelfen unter die Nase gerieben worden waren trug das nicht unbedingt zu meinem Vertrauen in diese Gerüchte bei (obwohl es sich herausstellen sollte, dass sie fast alle stimmten). Aber wie schon gesagt war es nichts Neues für mich von diesen Sachen zu träumen. Wirklich erschreckend war dagegen ein anderer Traum. Er war eigentlich ganz harmlos. Ich sah drei Gnome auf einer Wiese stehen. Einer von ihnen war noch ein Kind, die anderen schienen schon etwas älter zu sein. Und dann verschwanden die zwei älteren Gnome einfach so im nichts und das Kind fing an zu schreien…genauso wie ich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück