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Rin's Reise

von

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Ein langer Weg

Hallöchen meine Lieben,

Zuerst mal frohes neues Jahr 2013. Viel Gesundheit, der Rest kommt irgendwie von selbst.

Dann folgt eine riesige Entschuldigung, dass ich mich so lange

nicht gemeldet habe. Aber das hatte verschiedene Gründe. Ich hoffe, ich kann nun das

Versprechen geben, das es hier ab jetzt regelmäßiger weitergeht.

Gleichzeitig mit dieser Geschichte geht es auch mit meiner anderen noch offenen

weiter. Und genauso, wie ich es bei „Erwachen“ machen werde, werde ich auch hier

nach dieser langen Zeit eine kleine Zusammenfassung geben.
 

Inzwischen sind einige Jahre in das Land gezogen und Rin die Ziehtochter von

Lord Sesshomaru und Ayaka ist zu einer jungen Frau herangewachsen. Gemeinsam mit

Jaken und einem Leibwächter wird sie auf eine wichtige Mission geschickt um die

Verhandlungen mit dem menschlichen Fürsten durchzuführen.

Eine Aufgabe die genau den Geschmack der jungen Frau trifft.
 

Allerdings nicht den von ihrem Leibwächter, denn Keisuke ist nicht gerade

freundlich auf Menschen zu sprechen. Also sind Reibereihen zwischen ihm und Rin

schon vorprogrammiert.
 

Auf dem Schloss angekommen, finden die drei ein freundliches Willkommen und vor

allen der junge Sohn des Fürsten Hiroki, freundet sich mit Rin an. Gerade das ist

dem Leibwächter ein neuer Dorn im Auge, denn allmählich, ohne, dass er es sich

selbst eingesteht, beginnt er seine Meinung über Rin zu ändern.
 

Nach Prüfung der Bücher findet Jaken heraus, dass es Unregelmäßigkeiten gibt, was

eine Silbermine angeht. Um das zu überprüfen, statten Rin, der Fürstensohn Hiroki

und Keisuke zusammen mit dem zuständigen Verwalter Makoto der Mine einen Besuch ab.
 

Durch eine Ausrede entfernt sich der Verwalter und im nächsten Moment wird der

Mineneingang durch eine Explosion verschüttet.

Es geling Keisuke, Rin und Hiroki gerade noch rechtzeitig sich tiefer in die Mine

zurückzuziehen, doch werden sie trotzdem fast von den Stein Trümmern erschlagen.

Gerade Rin ist es, die es am schwersten getroffen hat. Sie ist verletzt, und

trotzdem versucht sie alles um den anderen nicht zur Last zu fallen, während sie

verzweifelt nach einem Ausweg suchen.
 

In der Zwischenzeit hat Jaken heimlich im Schloss versucht die Räume von Makoto zu

durchsuchen. Dabei wird er von dem heimkehrenden Verwalter überrascht und außer

Gefecht gesetzt. Noch kann Makoto nicht einfach verschwinden, denn er muss noch

einige Vorbereitungen treffen.
 

Keisuke ist es in der Mine gelungen einen Ausweg zu finden und es dauert nicht

lange, da machen sich die drei auf den beschwerlichen Weg zurück zum Schloss.

Und genau hier steigen wir wieder in die Geschichte ein.
 

Viel Spaß beim Lesen...
 

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Ein langer Weg
 

Die Sonne stieg immer höher über die Hügel und schließlich fiel das helle Licht

auf die taufeuchten Gräser und Bäume. Die Vögel begrüßten lautstark den neuen Tag.

Doch für die drei einsamen Wanderer bedeutete es auch, dass in kürzester Zeit

wieder eine solche Wärme herrschen würde, dass der Marsch zu einer Qual werden

würde.
 

Vorsichtig sog Keisuke die Luft ein. Deutlich nahm er Rin’s Geruch wahr. Er begann

ihm Sorgen zu machen. Er konnte wittern, wie sehr sie erschöpft war und nicht

nur das. Zusätzlich roch sie... krank. Offensichtlich hatte sich ihre Wunde am

Oberarm entzündet und ein Fieber ausgelöst.

Unauffällig warf er einen Blick zurück.
 

Sie hielt sich tapfer. Nicht ein Wort der Klage war in der ganzen Zeit über ihre

Lippen gekommen. Dabei war sie die einzige, die verwundet worden war.

Keisuke spürte, wie ihn die heiße Wut auf den Attentäter erfasste. Der Kerl hatte

Rin verletzt, die seiner Obhut anvertraut war.
 

Rin rang sich jeden Schritt ab. Sie waren seit gut zwei Stunden unterwegs und sie

war an das Ende ihrer Kräfte gekommen. Sie spürte, dass es nicht mehr lange dauern

konnte, bis die zitternden Beine unter ihr nachgaben. Schließlich gab sie ihrer

Erschöpfung nach und blieb stehen. " Wartet... ich muss mich kurz ausruhen..."
 

Hiroki drehte sich um und erschrak über das Aussehen der jungen Frau. Gleichzeitig

machte er sich Vorwürfe, er hätte mehr auf sie achten müssen. In den letzten

Stunden hatte er sich gedanklich nur mit dem Verrat von Makoto beschäftigt.

"Rin...", rief er besorgt und streckte hilfreich die Hand nach ihr aus, denn die

junge Frau sah aus, als ob sie jeden Moment zusammenbrechen konnte.

Doch bevor er sie berühren konnte...
 

"Fasst sie nicht an!", kam es mehr als drohend vom dem Youkai und mit einem

einzigen großen Schritt stand er zwischen Rin und dem Fürstensohn.

Hiroki erstarrte mitten in der Bewegung.

Ohne auf ihn zu achten, drehte sich Keisuke zu Rin um und packte sie kurzerhand

unter den Beinen und der Hüfte und nahm sie auf die Arme.
 

Rin entwich ein überraschter Laut, als sie sich so unvermittelt in die Höhe

befördert wurde. Sicher lag sie nun in Keisuke’s Armen, der unverzüglich den Weg

wieder aufnahm.

Hiroki schüttelte nur leicht den Kopf. Diese Youkai’s waren wirklich nicht leicht

zu verstehen.

Er hatte den Eindruck gehabt, dass es Keisuke immer mehr als nur lästig gewesen

war als Leibwächter zu agieren. Doch als er ihn in diesem Moment in die Augen

geblickt hatte, hatte er das Gefühl, als ob da mehr zu finden gewesen war, als nur

reines Pflichtgefühl.
 

Der Fürstensohn fühlte fast so etwas wie Eifersucht.

Rin war eine außergewöhnliche Frau. Selten hatte er soviel Mut und Schönheit in

einer Frau vereint gefunden. Es wäre mehr als erstrebenswert eine Verbindung mit

ihr einzugehen. In dem Moment in dem er das gedacht hatte, setzte sich die Idee

unauslöschbar in seinem Inneren fest. Ja... es wäre wirklich schön so eine

Gefährtin zu haben. Er würde mit seinem Vater reden.

Dieser Leibwächter war da kein Hindernis. Er war nur ein Diener und es war nicht

vorzustellen, das ein Youkaifürst, das anders sah, als ein menschlicher. Dazu kam,

das Rin auch ein Mensch war und kein dämonisches Wesen.
 

Rin hatte sich in dem Moment in dem Keisuke sie hoch genommen hatte, völlig

verkrampft. Noch nie war sie ihrem Leibwächter so nah gekommen. Sie wusste ja nur

zu genau, was er von den Menschen hielt. Da hatte er kein Geheimnis daraus gemacht.

Jetzt hielt er sie jedoch sicher in seinen Armen und bewegte sich mit großen

Schritten vorwärts.
 

Langsam begann sie sich wieder zu entspannen und sie spürte, wie müde und erschöpft sie wirklich war.

"Es tut mir leid", murmelte sie leise.

Keisuke gönnte ihr keinen Blick und sah nur starr geradeaus auf den Weg.

"Was tut dir leid?", fragte er erst nach mehreren Minuten, als Rin schon glaubte,

er würde überhaupt nicht reagieren.

Rin hob den Kopf und sah in seine regungslose Miene. "Ich wollte doch tapfer sein

und keine Last für Euch darstellen und nun..."

"Nun?"

"Nun habe ich versagt. Ich bin eben doch nur ein... jämmerliches und schwächliches

Geschöpf", wiederholte sie leise und mit Traurigkeit Keisuke’s Worte, die er ihr

erst vor wenigen Tagen am Abend am See gesagt hatte. Müde lehnte sie ihren Kopf

an seine Schulter und schloss die Augen.
 

Keisuke hielt fast den Atem an, als er ihre Worte vernahm. Er senkte den Kopf und

sah auf sie herunter.

Genau musterte er sie.

Ihre Kleidung war immer noch mit dem Gesteinsstaub verdreckt. Das Blut an ihrer

Schläfe hatte eine rotbraune Kruste gebildet und ihr Oberarm war mit dem

provisorischen Verband versorgt. In ihrem bleichen Gesicht hoben sich ihre

geröteten Wangen hervor.

Er fühlte, wie ihr Körper im Fieber glühte.

Sie war bis an ihre Grenzen gegangen und noch darüber hinaus.

Ein seltsames Gefühl, wie Stolz, durchfuhr ihn. Zusammen mit dem unbändigen Wunsch

sie für immer zu beschützen.

"Nein, das stimmt nicht", antwortete er mit kaum hörbarer Stimme. "Du bist das

tapferste Geschöpf das mir je begegnet ist." Und verstärkte unwillkürlich den Griff

und presste sie noch ein wenig fester an sich.
 

Benommen öffnete Rin die Augen, die sie geschlossen hatte. Es war sicher, dass es

das Fieber war, das sie so merkwürdige Worte hören ließ. Müde schloss sie sie

wieder und legte ihren Kopf an seine Schulter zurück und nur Sekunden danach war

sie schon eingeschlafen.
 

In der Ferne tauchten Staubwolken auf. Keisuke blieb stehen und musterte

aufmerksam die hoch wirbelnden Wolken.

Hiroki trat an seine Seite. " Sie kommen aus der Richtung des Schlosses.

Anscheinend hat unsere lange Abwesenheit das Misstrauen meines Vaters erregt und

er hat einen Suchtrupp losgeschickt. Gerade noch zur rechten Zeit."

"Ich würde das als zu spät bezeichnen. Wenn wir uns nicht selbstständig aus der

Mine befreit hätten, dann wäre es übel für uns ausgegangen", erwiderte Keisuke ohne

den Blick zu wenden.
 

Es waren in der Tat Soldaten aus dem Schloss.

In unmittelbarer Entfernung hielten sie an. Hiroki trat an das Pferd des Anführers

der Gruppe heran. Dieser sprang sofort aus dem Sattel und kniete sich in der

Haltung der Samurai vor dem Fürstensohn nieder.
 

Keisuke beobachtete, wie sie sich angeregt unterhielten, dann winkte der Mann nach

hinten und zwei Reiter lösten sich aus dem Verband.

Sie stiegen ab und einer reichte die Zügel an den Fürstensohn, der andere trat vor

Keisuke und hob auffordernd die Hand.

Keisuke winkte ab. Er würde unter keinen Umständen Rin einem anderen anvertrauen.

Er verlagerte vorsichtig ihr Gewicht und mit der nun freien Hand griff er an den

Sattelknauf. Ein kurzer Ruck und er saß oben Rin sicher in den Armen.

Er verlagerte wieder ihr Gewicht, bis sie auch hier sicher war.
 

Hiroki trieb sein Pferd neben das von dem Youkai. "Der Verwalter ist gestern auf

dem Schloss aufgetaucht. Er hat behauptet, dass der Mineneingang eingestürzt ist

und wir verschüttet wurden.

Mein Vater hat sofort einen Suchtrupp losgeschickt. Vielleicht finden wir auf dem

Schloss eine Spur, die uns zu diesem Verräter führt."
 

Keisuke nickte nur. Für ihn kam dieser Kerl erst an zweiter Stelle. Er wollte Rin

zuerst in Sicherheit und in der Obhut eines Heilers wissen. Dann würde er sich auf

die Fährte des Verwalters setzten.

In seinen Augen bekam dieser Mistkerl damit nur eine kleine Schonfrist. Sein Tod

war für Keisuke schon längst beschlossene Sache.
 

Der Reitertrupp setzte sich in Bewegung. Die beiden Soldaten, die ihre Pferde

hatten abgeben müssen, waren von zwei Kameraden mitgenommen worden. Trotz der

doppelten Belastung konnte die beiden Tiere das stramme Tempo mitgehen.
 

***********************************************************************
 

Das Schloss kam immer näher. Der Reitertrupp wurde schon von weitem von den Wachen

erkannt und die Tore wurden weit geöffnet. Ohne anzuhalten preschten sie auf den

Innenhof des Schlosses.

Diener eilten schnell herbei.
 

Mit einem geschmeidigen Satz sprang Hiroki aus dem Sattel. Er trat an Keisuke’s

Pferd und hielt persönlich die Zügel bis der Dämon mit Rin im Arm wieder sicher

auf dem Boden stand.

Ein Diener verbeugte sich tief vor dem Fürstensohn. "Mein Herr, Euer Vater wünscht

Euch in seinem Arbeitszimmer zu sehen. "

Hiroki nickte nur kurz "Ich komme sogleich. Sorge du dafür, dass der Heiler

unverzüglich zu den Gästezimmern der Hime gebracht wird."
 

Hiroki wandte sich an den Inuyoukai. Rin war in der Zwischenzeit wieder wach

geworden. Etwas verwirrt sah sie sich um. Als sie erkannt, dass sie sich wieder im

Schloss befanden, forderte sie sogleich. "Lasst mich runter. Ich bin doch kein

Kleinkind, was man ständig herumtragen muss."

"Nein!", antwortete Keisuke kurz angebunden, damit war für ihn die Diskussion auch

schon beendet.
 

Mühsam unterdrückte er ein Knurren, als er sah, wie sich nun der Fürstensohn die

Hand ausstreckte und Rin’s linke Hand zärtlich umfasste.

"Diesmal muss ich Eurem Leibwächter zustimmen. Rin-chan, Ihr seid verletzt und

bedürft eines Heilers. Ich habe schon alles veranlasst. Unser Heiler ist ein sehr

fähiger Mann. Sobald es meine Pflicht erlaubt, werde ich unverzüglich zu Euch

kommen."
 

Rin sah abwechselnd in das unbewegte Gesicht ihres Beschützers und in das von

Hiroki. Es schien fast so, als ob die beiden so unterschiedlichen Männer sich

gegen sie verschworen hätten.

Sie fühlte die Wärme von Hiroki's Hand und ein angenehmes Gefühl der Sicherheit

breitete sich in ihr aus. "In Ordnung", stimmte sie leise zu.

Ein Lächeln glitt über das staubige Gesicht des Fürstensohnes "Du bist in guten

Händen." Dann warf er Keisuke einen Blick zu und das Lächeln verschwand von seinem

Gesicht. "Sorge gut für sie, ansonsten wirst du vor mir Rechenschaft ablegen."
 

Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich um und verschwand durch das große

Portal in das Innere des Schlosses.

Rin sah ihm etwas verblüfft nach. Hatte sie etwas verpasst?

Ein leises "Pah!", kam von Keisuke.

Rin sah etwas verwirrt dem Youkai ins Gesicht. Täuschte sie sich, oder spürte sie

eine unterschwellige Rivalität zwischen dem Fürstensohn und dem Youkai.

Allerdings schob sie es dem Ehrgefühl der beiden zu, die beide bestrebt waren sie

zu beschützen.
 

Weiter kam Rin nicht mehr mit ihren Überlegungen, denn der Youkai nahm zielstrebig

Kurs auf die Gästezimmer immer noch mit ihr auf den Armen.
 

Ein Diener ging vor ihnen her und öffnete die Türen. Schließlich betraten sie das

Gästezimmer von Rin.

Behutsam ließ Keisuke Rin auf den Boden gleiten. Kaum stand sie, spürte Rin auch

schon, wie ein leichter Schwindel sie erfasste.

Sofort war Keisuke da, griff ihren linken Arm und legte seinen anderen um ihre

schmale Taille.
 

Rin fühlte die Stärke von ihm. Sie konnte nur ahnten, wie kräftig dieser Youkai war.

Doch in diesem Moment hielt er sie unendlich sanft.

Sie suchte den Blickkontakt zu ihm. Seine dunklen Augen musterten sie aufmerksam.

Rin versuchte hinter die Maske der Gleichgültigkeit zu sehen, die er wieder

aufgesetzt hatte. Doch wie immer gelang ihr das nicht.

Er glich in dieser Beziehung sehr ihrem Ziehvater.
 

In diesem Moment wurde an der Tür geklopft.

"Herein!", forderte Keisuke auf.

Empört sah ihn Rin an. " Das ist mein Zimmer. Nur ich habe das Recht dazu Einlass

zu gewähren."

"In diesem Fall unterstehst du meiner Obhut und damit auch meinem Befehl", antwortete

Keisuke kühl.

Rin holte tief Luft um ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen. Die

selbstverständliche Art und Weise in der er die Kontrolle übernahm, ärgerte sie.
 

Doch die Tür wurde schon aufgeschoben und ein Mann gefolgt von einer jungen Frau

trat ein. Er war schon alt. Sein Gang war leicht gebeugt und das Haar hatte die

Farbe des Alters. Das Gesicht von zahlreichen Runzeln durchzogen, doch seine

braunen Augen blickten in einer Klarheit, die sein offensichtliches Alter Lügen

strafte.
 

Für einen kurzen, kaum merkbaren Moment hielt der Mann inne und erfasste die

Situation, die sich ihm hier bot.

Eine junge Frau und ein junger Mann, augenscheinlich ein Youkai, in einer sehr

vertrauten Haltung. Oder war es gar schon eine Umarmung zu nennen?

Seine Augenbrauen hoben sich fragend in die Höhe.

"Mein Name ist Takumi, ich bin der Heiler. Man hat mir mitgeteilt, dass hier

jemand meiner Hilfe bedarf."
 

Rin versuchte dem Griff des Youkai zu entkommen. Sie fand es als demütigend wie

ein hilfloses Kind behandelt zu werden.

Keisuke ließ sich von ihren Bemühungen nicht großartig beeindrucken.

"Takumi-san also... gut Rin-hime ist verletzt. Ihr werdet Euch um sie kümmern."

Er löste endlich den Griff und trat einen Schritt zurück

"Dazu bin ich hier", sagte Takumi und wandte sich mit einem Lächeln an Rin.

"Rin-hime, nehme ich an. Bitte erzählt mir, was passiert ist."
 

Rin bemühte sich den kümmerlichen Rest ihrer Würde zusammenzukratzen und strafte

die Schultern. "Ich bin durch einen Steinschlag verletzt worden. Hier am Kopf und

an meinem Arm."

Der Heiler nickte. "Ich werde nachsehen." An den Youkai gewandt fuhr er fort

"Es wird nötig sein, dass sich die Hime entkleidet. Bitte wartet draußen."

Entschlossen schüttelte Keisuke den Kopf. "Das kommt nicht in Frage. Ich werde

den Raum nicht verlassen."
 

Bei Rin riss der letzte Geduldsfaden. Ihre Nerven lagen blank.

"Verschwinde!", fauchte sie ihn an. " Ich brauche dich nicht. Ich bin auch ohne

dich immer gut klargekommen."

Ein leises überhebliches Lächeln glitt über Keisuke’s Gesicht. Aus einem ihm

unerfindlichen Grund mochte er es, wenn ihre Augen vor Ärger funkelten. Er wusste

nicht wieso, aber es machte Spaß sie aus der Reserve zu locken. "So gut, wie in

dem Bach? Ich verstehe. Mach nicht so ein Theater. Ich weiß, wie ein Weib aussieht.

Und du hast nichts, was ich nicht schon woanders gesehen hätte."

Kaum hatte er es gesagt, bereute er es.
 

Rin’s Wangen färbten sich tiefrot und sie bedachte ihn mit einem Blick, der nur zu

deutlich zeigte, dass sie sich in diesem Moment sehnlichst ein Schwert oder einen

Stock wünschte um ihn Keisuke über den Schädel ziehen zu können.
 

Der Heiler verfolgte höchst interessiert die Auseinandersetzung. Offensichtlich

gab es hier nicht das Verhältnis eines Dieners und einer Herrin.

Ob das bei Dämonenfürsten etwa anders war, als bei den menschlichen?

Er glaubte nicht wirklich, gerade deshalb war es so interessant. Es ließ gewisse

Vermutungen aufkommen, die aber im Interesse der eigenen Gesundheit wohl besser

unausgesprochen blieben.
 

"Mach doch was dir gefällt. Wenn es nach mir geht, fahr zur Hölle!", fauchte Rin

und straffte die Schultern. Sie hob die Hände und griff nach der Verschnürung, die

ihren Haori zusammenhielt.

Mit funkelnden Augen fixierte sie provokant den Youkai.
 

Keisuke schluckte und wandte sich rasch um, bevor der Stoff zu Boden glitt. Das

kleine Fenster an der Breitseite des Zimmers wurde plötzlich sehr interessant für ihn.
 

Doch das Abwenden verschonte ihn nicht vor den Geräuschen, die hinter ihm

aufklangen und die ihm auch so alles erzählten.

Das feine Rascheln der Kleidung, wie sie zu Boden fiel. Der Geruch von Rin und von

frischem Blut, als der Heiler den provisorischen Verband vom Arm entfernte.
 

Ein leises, schmerzerfülltes Wimmern ließ ihn zusammenzucken und herumfahren,

bereit sich auf denjenigen zu stürzen, der Rin offensichtlich Schmerzen zufügte.

Doch ebenso schnell drehte er sich wieder um. Hitze in seinem Gesicht fühlend.

~Rin!~

Mit einem einzigen Schritt war er an dem Fenster und legte seine Hände Halt

suchend auf den hölzernen Rahmen.

Er schloss die Augen.

Doch damit verschwanden die Bilder nicht.
 

Rin völlig entkleidet.

Auf ihrem schlanken, biegsamern Körper hatte er die dunklen Flecken gesehen. Große

farbige Blutergüsse.

Erst in diesem Moment wurde ihm der gesamte Umfang ihrer Verletzungen bewusst. Die

herunterfallenden Felsbrocken der Explosion mussten sie am gesamten Körper

getroffen haben.

Warum hatte er das nicht vorher bemerkt?
 

Keisuke erinnerte sich, wie nahe sie an der herab gestürzten Felsendecke des

Ganges gelegen hatte. Teilweise war sie sogar von den Steinen bedeckt gewesen.

Was musste sie für Schmerzen ausgehalten haben, während sie nach dem Ausgang aus

der tödlichen Falle gesucht hatten?

Schmerzlich erinnerte er sich, wie er sie genannt hatte. Ein jämmerliches

schwächliches Geschöpf.

Seine Hände krampften sich um das Holz. Seine scharfen Krallen gruben

unauslöschliche Spuren hinein.
 

Eine Bewegung an seiner Seite ließ ihn aus seiner Erstarrung erwachen.

Er wandte halb den Kopf und erblickte den Heiler neben sich.

War dieser schon fertig? War etwa soviel Zeit verstrichen, ohne dass er es bemerkt

hatte?
 

"Ich habe die Wunden der Hime versorgt. Sie waren, den Göttern sei Dank, nicht

ernsthaft", berichtete der alte Mann. "Ich werde den Dienern eine spezielle

Kräutermischung geben. Aus dieser wird ein Tee gebraut, den sie bitte über den Tag

verteilt trinken soll. Er wird das Fieber vertreiben. Achtet darauf, dass sie ihn

trinkt.

Ansonsten soll die Hime noch zwei Tage das Lager hüten, dann darf sie für kurze

Zeit aufstehen. In etwa drei Tagen sollte das gröbste überstanden sein. Morgen

komme ich noch mal vorbei um den Verband zu wechseln und nach den Verletzungen sehen."
 

"Ich werde auf sie achten", versprach Keisuke seine Stimme klang rau.

~Da bin ich mir absolut sicher~, dachte der Heiler mit einem wissenden Lächeln.

Mit einem knappen Nicken, wandte er sich zum Gehen.

Seine Assistentin, die die ganze Zeit schweigend an seiner Seite gearbeitet hatte,

packte ebenso wortlos die Sachen zurück in die Kiste und folgte ihrem Meister aus

dem Zimmer. Mit einem leisen Klacken schloss sich die Holztür hinter den beiden.
 

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Ende Kapitel 9
 

Also sind die Drei endlich wieder im Schloss. Rin wurde versorgt. Doch damit ist

das Ganze noch lange nicht abgeschlossen.

Was ist in der Zwischenzeit mit Jaken passiert? Und wo steckt der verräterische

Verwalter Makoto?
 

In nächsten Kapitel befindet sich Keisuke „auf der Suche nach Jaken“ und findet

dabei mehr als er gedacht hatte.
 

Liebe Grüße

chaska



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hotepneith
2013-01-06T09:04:42+00:00 06.01.2013 10:04
Schön, das du weiterschreibst - und das leich an beiden Geschichten.

Das Dreiergespann entwickelt sich ja prächtig. Zum einen natürlich, weil sie aus der Falle kommen - zum zweiten kann sich Rin ja schlecht für zwei Männer entscheiden udn die Konstellation in Punkto Dämon wird auch eindeutig, der Fürstensohn träzmt von einer Hochzeit....Das könnte noch Ärger geben, wobei natürlich Dämon weiß, welchen Ärger er sich einhalndeln könnte, handelt er gegen Erlaubnis oder gar Willen seines Herrn.
Mal sehen, was aus dem armen Jaken geworden ist ( und ja, ich fünde es schön, dass du ihn hier uach einmal ein klein wneig den Helden lässt, er kommt in Gesachichten doch oft schlecht weg).

scjönen Sonntag


hotep
Von:  Tin_chan
2013-01-05T22:42:59+00:00 05.01.2013 23:42
WOW !!
super chap wieder =^.^=
ich freu mich schon aufs nächste =^.^=


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