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24 Tage - 24 Befehle (Oder: Der etwas andere Adventskalender)
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11.Dezember

11.Dezember

Das Erste, was Farin am nächsten Morgen macht, ist sich räuspern, um zu schauen, ob die Pest dank Belas zugegebenermaßen hingebungsvoller Pflege jetzt endgültig in die Flucht geschlagen wurde. Ansonsten, nimmt Farin sich vor, wird er noch so einen Pflegetag verlangen. Das geht schließlich nicht an, dass Farin arbeiten muss, wenn er, von Bela verschuldet, krank ist!
 

Ist er aber nicht, wie er feststellen muss, auch bei wiederholtem Räuspern und gestelltem Husten tut sein Hals nicht mehr weh, und etwas gnädiger gestimmt von diesem Tauglichkeitsbeweis Belas in Sachen Krankenpflege schwingt er seine Füße beherzt auf den eiskalten Boden, um das Türchen zu öffnen. Fußbodenheizung fand er doch ZU spießig, als er eingezogen ist, daran erinnert er sich noch haargenau. Verdammte Punkerprinzipien. Und Puschen durfte er sich auch nie kaufen, sonst hätte er der Biographie widersprochen, in der er doch dementiert hat, dieses Wort überhaupt in seinem doch ziemlich umfangreichen Vokabular zu haben.
 

In Gedanken vor sich hin lamentierend, läuft er zu seinem Kleiderschrank und zieht erst einmal die dicksten Socken hervor, die er finden kann. Sie sind zu seinem Entsetzen rot, vielleicht hat Bela sie dort deponiert, um ihn zu ärgern, zuzutrauen wäre es ihm.
 

Aber Funktion geht über Optik, er ist schließlich kein Drummer, also zieht er die Strümpfe beherzt an. Zumindest hat er das vor, denn just in diesem Moment schellt es an der Tür.
 

Farin hüpft auf einem Fuß in den Flur, bevor er überhaupt nachdenken kann, öffnet die Tür rasch und zieht den heutigen Korb ins Haus, nicht ohne einen sichernden Blick rundum geworfen zu haben, ob nicht irgendwo eine schwarze Haarsträhne oder ein verstohlener grüner, wissender Blick zu sehen ist. Aber nein.
 

Und so starrt er auf den Korb, die Socke in der Linken, und fragt sich, warum er es eigentlich so eilig hatte, als würde das heutige Türchen kleine Beinchen ausfahren und wegrennen, wenn er nicht innerhalb von Sekunden die Tür öffnet. Und selbst wenn.
 

Farin verwirft den Gedanken, zumindest startet er den Versuch, und zieht sich endlich auch die zweite Socke über, ehe er sich dem Inhalt der Weiden-Leiche widmet.
 

Ein grellvioletter Zettel prangt oben auf viel glitzerndem Papier. Bela hat diesmal sogar mit Silberstift geschrieben, um Farins Augen zu schonen. Aber richtig dankbar sein kann Farin nicht dafür, jedenfalls nicht mehr, nachdem er den Befehl gelesen hat.
 

"Elfter Befehl: Schreibe Sahnie eine Weihnachtskarte!"
 

Farin mag sarkastisch sein und jeden in Grund und Boden reden oder seinetwegen auch schreiben können. Aber doch nicht auf Glitzerpapier, auf dem sich Rentiere tummeln!
 

Frustriert starrt Farin auf die Karten. Eine schlimmer als die andere. Er sieht sie durch, um Zeit zu schinden, die Hoffnung auf irgendetwas, das seinen Ansprüchen an etwas, das seinen Sarkasmus, seinen versteckten Hohn und überhaupt sein schreiberisches Können verdient hat, hat er nicht.

Schließlich kennt er Bela.
 

Knutschende Engel. Rentiere. Weihnachtsmänner. Schneeflocken in allen nur erdenklichen Formen und Farben. Kinder, die sich im Schnee tummeln. Von oben bis unten geschmückte Tannenbäume. Christbaumkugeln. Christkind. Pausbackengel.
 

Farin bekommt Kopfschmerzen von dem geballten Kitsch, der sich durch seine Augen in sein Gehirn bohrt. Er lässt sich auf den Boden sinken und massiert sich die Schläfen. Sahnie wird sich auf dem Boden kringeln vor Lachen, wenn er von ihm eine Karte mit nackten, rumleckenden Engelskindern bekommt!
 

Schließlich rappelt Farin sich auf und wendet eine Methode an, die sich bisher immer bewährt hat: Er wandelt seinen Frust in Wut. Auf Bela und Sahnie.
 

So sucht er sich einen Kuli (schwarz, um dem bunten Glitter zu trotzen) und fischt aufs Geradewohl eine Karte heraus, klappt sie auf, ohne auf die Vorderseite zu sehen, und schreibt hinein:
 

Hey Sahnie!

Lange nichts mehr von dir gehört. Ich wollte meiner Sorge, ob es dir auch gut geht mit deinen 46 Angestellten in Malaysia, einmal mit einer Weihnachtskarte Ausdruck verleihen.
 

Zu offensichtlich, befindet Farin und klappt die Karte zu. Ein rotwangiger Weihnachtsmann strahlt ihm entgegen. Farin malt ihm ein Hitlerbärtchen, kindisch hin oder her, er braucht das jetzt, und knüllt das Papier zusammen.
 

Diesmal sucht er sich sein Übel selbst aus und betrachtet die Karten, überlegend, welches wohl im krassesten Gegensatz zu seinen Worten stehen würde. Mit spitzen Fingern zupft er schließlich das wohl bekannteste Engelspärchen überhaupt aus dem Korb.
 

Hey,

ich wollte nur mal fragen – wie geht's dem Auto? Bestell ihm frohe Weihnachten von mir!
 

Vermutlich würde Sahnie den Witz nicht verstehen. Farin schnippt die Karte quer durch den Raum.

Als nächstes muss eine äußerst brave Karte mit Christkind herhalten, auf der "Gesegnete Weihnachten wünscht…" steht.
 

…Farin (der mit der kommerziellen und saudummen Musik).

Ich werde die 13-jährigen Mädchen, die dich angehimmelt haben, auf dem nächsten Konzert pantomimisch ein wenig an dich erinnern, ich hoffe, das ist in deinem Sinne!

Grüße und ein fröhliches Weihnachtsfest auch an deine über 45 Angestellten in Malaysia.
 

So. Energisch wird die Karte zugeklappt und eine Neue aus dem Stapel gezogen, die Farin schon vorhin ins Auge gefallen ist: Zwei Kinder auf einem Holzschlitten. Jetzt ist Bela dran.
 

Auch dem selbstherrlichen Drama-Drummer ein gesegnetes Fest. Möge Gott seine Hand schützend über deine Katze halten. Rache ist süß, und wenn ich wiederkomme, wirst du dafür zahlen, komme, was da wolle.
 

…In sexuellen Gefälligkeiten oder mit seinem geistigen Wohl, schießt es Farin durch den Kopf, und es hat einmal eine Zeit gegeben, da hätte er es ohne zu überlegen darunter geschrieben, aber jetzt hat er doch ein wenig Sorge, Bela könnte es zu ernst nehmen.
 

Farin nimmt die beiden Karten, stellt den Korb kurzerhand auf den Kopf und legt die Weihnachtskarten hinein, um sie vor die Tür zu stellen.
 

Anschließend klaubt er die restlichen Karten zusammen und wirft sie in den Müll, sich darüber ärgernd, dass er keinen Kamin hat. Es wäre so viel nützlicher gewesen, sie dort hinein zu werfen und sich an dem Feuer die trotz Socken eisigen Füße zu wärmen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  yoshi_
2009-12-11T18:34:11+00:00 11.12.2009 19:34
xDDD Meinen Kommentar kriegt die Autorin persönlich. xD

(Nein, wirklich. Grade in diesem Moment. xD)

Liebe Grüße,

yoshi.
Von:  YouKnowNothing
2009-12-11T15:45:35+00:00 11.12.2009 16:45
schön... so was kann aber auch nur von Bela kommen oO

Habt ihr den Kerl eventuell gemietet oder so, damit er euch flüstert, wie er Farin am liebsten quälen würde??
XD

Scherz beiseite, ein grandiose Idee, wenn man mich mal fragt XD

LG S-M ;)
Von: abgemeldet
2009-12-11T14:39:25+00:00 11.12.2009 15:39
Das ist aber nicht lieb. Soll doch die Zeit der Versöhnung sein. Also wirklich!

Ich hätte mich geweigert, Karten sind nichts für mich. Der arme FU. ;D

LG :)
Von:  Slythericious
2009-12-11T14:24:15+00:00 11.12.2009 15:24
"weiden-leiche"
man sind wir heute aber wieder nett^^
die geschichte ist zwar biher nicht unbedingt mein favorit, aber auch in einem normalen adventskalender ist ja nicht jeden tag das was man gerne hätte^^ ;)


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