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24 Tage - 24 Befehle (Oder: Der etwas andere Adventskalender)
von

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22.Dezember

22.Dezember
 

Am nächsten Morgen wird Farin von dem leisen Tropfen seiner Regenrinne geweckt, welche sich, dank der Bauplanung irgendeines hochstudierten Architekten, genau neben dem Fenster

befindet. Er ist noch nicht ganz wach. Viel mehr schwebt er in einer Art halbwirklichen Traumwelt, mit Bildfetzen gleich kleinen Wolken. Da aber dennoch nie zu fassen.
 

Sanfte Lippen auf seiner Stirn.
 

Tropf.
 

Ein dunkles Lachen, Mark erschütternd.
 

Tropf.
 

Katzenaugen in tiefster Nacht, bedrohlich und lockend zu gleich.
 

Platsch.
 

Verschreckt öffnet Farin nun gänzlich die Augen, sucht nach allen Seiten den Übeltäter, welcher ihn nun gänzlich aus seinem Schlummer gerissen hat. Erst langsam wird seinem müden Gehirn klar, dass es sich wohl um eine halbe Lawine gehandelt haben muss, die der Schwerkraft folgend vom Dach gerutscht ist, ihr Ende laut platschend auf seinem Rasen gefunden hat.
 

Ein Blick nach draußen bestätigt seine Theorie.
 

Schlimmstes Tauwetter.
 

Schaudernd und so elanlos wie möglich (das heißt erst ganz langsam den einen Fuß und dann noch langsamer den anderen) hebt sich der Gitarrist aus seinem Bett, macht sie Richtung Küche. Würde er sich den Blick in den Spiegel trauen, der auf dem Weg dahin auf dem Flur hängt, würde ihm ein lustloser Anfangdreißiger begegnen. Ein wenig infantil wirkend, in seiner postpubertären rebellischen Phase mit den roten Haar und auf jeden Fall zerknautscht bis griesgrämig.
 

Weil Farin das aber ganz genau weiß, müht er sich gar nicht erst mit der ernüchternden bis niederschmetternden Realität ab, sondern sucht seinen Heil ihm Tee machen, dabei versucht ganz bestimmt nicht an eine Person zu denken, die er gestern schon wieder nicht sehen durfte. Oder an seine Gefühle für eben diese.
 

Schwerer gesagt als getan, klingelt es doch nur allzu pünktlich an seiner Tür. Und trotz der allgemeinen Lethargie die ihn erfasst hat (vielleicht ist es auch nur ein ganz profanes Leiden der Sehnsucht) schaffen es seine Beine ungewohnt flink ihn zur Tür zu bringen.
 

Ein Ziehen an der Tür und ein enttäuschter Blick später, reißt ihm die Gewissheit, dass der Drummer ihm sich heute schon wieder nicht zeigt, jeglichen Ansporn unter die Füße weg. Seine Schulter schaffen es sogar ein klein wenig herunterzusacken, ein einziges Bild der Enttäuschung.
 

Dem heutigen Türchen spendet er deswegen auch nur einen dürftigen Blick. Unter dem Tuch befindet sich ein ganzer Batzen an Brotkrümeln, einige der Reste scheinen auch von alten Kuchen zu stammen. Am Henkel baumelt der bekannt knallige Befehl:
 

"Zweiundzwanzigster Befehl: Gehe Entchen füttern!"

Eindeutig wieder eine Kurzschlussreaktion, wie nur Bela B sie beherrscht. Irgendetwas zwischen infantil und senil, zwischen Wahnsinn und spontanem Einfall.

Farin möchte gar nicht wissen, was in Belas Kopf vorgegangen ist. Allein diese Verniedlichung von Ente lässt ihn schaudern.
 

Noch dreimal würde er all diesen Launen standhalten müssen, aufgeben kommt einfach nicht mehr in Frage. Egal wie bescheuert der Befehl ist, die Zeit hat Farin zermürbt und relativ willenlos gemacht.
 

*
 

Mit einer schwarzen Cappi und seiner obligatorischen,ebenso schwarzen Sonnenbrille und einer olivgrünen Regenjacke stapft Farin durch den kleinen Park, der nicht allzu weit von seinem Wohnort entfernt ist.

Hauptsache er wird nicht erkannt, die Brot-und Kuchenkrümel hat er schon vorsichtshalber umgetütet.
 

Als er sich die BILD-Schlagzeile: "Farin Urlaub füttert Enten im Park – Droht doch bald das Altenheim oder gar die Psychatrie?" vorstellt, inklusive einem Schnappschuss von ihm und seinen Brotkrumen, muss er ungewollt leise lachen. Eine schöne Meldung für das Schmierblatt, seiner Meinung nach.
 

Mittlerweile hat er die kleine Brücke und die dazugehörigen Enten, Entchen oder einfach Vögel erreicht, mit suchendem Blick schwimmen sie träge auf dem Wasser unter ihm hin und her. Eine ganze Weile starrt Farin auf die verschiedenfarbigen Tiere, stützt seine Arme auf die Holzbrücke und lässt sich nach vorne sinken.
 

„Schön hier,nicht?“

Oh Nein. Wer auch immer ihn gefunden hat, er will es nicht wissen.

„Mhm.“, antwortet Farin unverbindlich und nichtssagend.

„Ich komme oft hierher.“

Scheinbar der Prototyp von: Ich-drehe-dir-gleich-meine-ganze-Lebensgeschichte-an.

Egal, ob Farin daran Interesse hat oder nicht. Da er immer noch halb auf der Brücke zusammengesackt ist und keinen Willen hat sich umzudrehen, meint er nur zu wissen, dass die Person weiblich und älter ist. Lustlos wirft er einer der Enten einige Krümel in das dreckige Wasser, worauf gleich ein Krieg unter den Tieren entflammt
 

„Warum kommen Sie hierher?“

Die ehrliche Antwort wäre: „Weil mein bester Freund und mittlerweile irgendwie auch Liebhaber mir einen Adventskalender gemacht hat und ich jeden Tag einen Befehl zu befolgen habe. In Türchen 22 haben sich diese Essensreste befunden, mit denen ich genau diese Entchen füttern soll.
 

Es klingt so krank in seinen Gedanken, dass Farin kurz schockiert ist und weiter schweigt. Erinnert ja schon an BD/SM im rosaroten Zuckerwatteland. Aus Frust wirft Farin eine besonders fette Ente mit Kuchenkrümeln ab. Der Protest folgt prompt in Form lauten Quakens.
 

„Sie wollen nicht reden,mhm? Ich habe nichts gegen Schweigen. Hauptsache es geht demjenigen gut dabei. Sie sehen irgendwie nachdenklich aus... und ein klein wenig verliebt. Nein, nicht nur ein klein wenig. Aber auch unsicher in der Sache.“
 

Farins Kopf schnellt nach oben, er dreht sich sofort um. Vor, beziehungsweise hinter ihm steht eine ältere Dame, dick eingepackt in Wintersachen, mit einer großen Handtasche.

Ihr Lächeln ist warm und freundlich, läd irgendwie ein.
 

„Verliebt würde ich das jetzt nicht nennen.“

Farin hat keine Ahnung, warum er bei der Fremden einfach auf dem Nähkästchen plaudert. Er fühlt sich so absolut sicher, dass er (zu seinem Leidwesen mal wieder) nicht denkt.

„Verliebt definiert sich jeder selber. Manche denken Tag und Nacht an diese eine Person, manche nur einmal am Tag und andere hassen sie sogar ein kleines bisschen. Die Spannweite ist größer, als das was man verkauft bekommt.“
 

Mit erneutem Schrecken stellt Farin fest, dass er auch noch zu Typ I gehört. Erneut muss die Ente unter ihm Leiden, als er sich wieder Richtung Wasser dreht.
 

„Die Ente kann da jetzt aber wirklich nichts für, dass Sie sich Ihre Gefühle nicht eingestehen.“
 

Ein Schnauben folgt als Antwort, mit wiederholtem Versuch des Enten-Abwerfen.

Die plötzliche Stille ist unbehaglich, aufgrund dessen dreht Farin sich doch wieder zu seiner sehr eigenen Gesprächspartnerin.
 

Diese ist aber verschwunden, sang- und klanglos, ohne ihm noch irgendeine Weisheit mitzugeben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-12-22T20:39:35+00:00 22.12.2009 21:39
Achtung, superlangweiligersowiesoschontausendfachdagewesener Kommentar:
Ich lieb's so sehr!

Die ganze Umsetzung, wie FU jetzt endlich mal die Augen geöffnet werden, wie er seinen Arschtritt bekommt, ist so kreativ, man könnte es kaum besser machen. ;)
Von:  Science
2009-12-22T19:30:19+00:00 22.12.2009 20:30
Spamkommentar des Tages:
Hat Bela sich nicht im Bitte-Bitte-Video als alte Frau verkleidet?
Von:  Slythericious
2009-12-22T19:11:02+00:00 22.12.2009 20:11
das bild wie farin diese fette ente abwirft... ich könnt mich weghauen vor lachen xDDD
sorry xD
ich kann wohl nie wieder mit meinem bruder ent(ch)en füttern gehen ohne daran zu denken xD

Von:  YouKnowNothing
2009-12-22T19:02:43+00:00 22.12.2009 20:02
jetzt werde ich vor weihnachten auch noch heillos verwirrt oO

ich bin dafür, dass Bela die alte Frau für diese Weisheit bezahlt hat! XD
Ansonsten stele ich mir das seee~hr schön vor, wie ein frustrierter Farin Enten abwirft X3~
Herrlich, vielen Dank dafür...

Jetzt hoffen wir nur noch, dass Farin der alten, weisen, lautlosen Frau glaubt und dann... Weihnachten *-*

LG S-M ;)
Von:  Kittielein
2009-12-22T18:47:21+00:00 22.12.2009 19:47
2mal noch warten... :c

das kapi hat eine sehr eigene stimmung, wie ich finde...
was aber nich sonderlich negativ sein soll xD
ich finds schön, dass farin mal von jemandem mit dernase darauf gestoßen wird, dass er seine gefühle akzeptieren soll. dass er ver... oh nein, das böse v-wort xD
bin gespannt auf morgen :(
auch wenn ich schon traurig bin... nja, dann werd ich mal die ff am stück lesen xD
und mich an dem tollen kalender erfreuen. <3

glg


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