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Maltreat

von

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~Vom Regen in die Traufe~ 2

Er kam mit noch schlechterer Laune heim, als er weg gegangen war. Es war nicht nur schlimmer gewesen, als er erwartet hatte, jetzt hatte er es auch noch irgendwie Zustande gebracht, durch Unaufmerksamkeit die geheimen Träume einer älteren Frau angestachelt zu haben, sondern auch durch seine Unfähigkeit, Ausreden zu erfinden hatte er nun mehr oder weniger eine Verabredung mit dem blassen Mädchen von vorhin.

Mit einem unterdrückten Knurren zog er sich den blauen Mantel von den Schultern und hängte ihn auf den dafür vorgesehenen Haken. Sein Hut folgte.
 

Im Haus war es still und Norrington glaubte schon fast, das Rauschen des Meeres hören zu können. Nun ja, zumindest fast...

Auch wenn er nicht viel Zeit in seinen eigenen vier Wänden verbrachte, kannte er sich soweit darin aus, dass er auch ohne Licht hinauf in sein Schlafzimmer fand.
 

Mit einem Seufzen ließ er sich in die Laken sinken und dachte dabei mit einem gewissen Unmut an den folgenden Tag. Er hatte es nicht nur geschafft, sich mit dieser jungen Miss Theresa quasi zu verabreden, sondern gab ihrer Mutter damit einen weiteren Grund, in der nächsten Frauenrunde damit zu prahlen, dass sich bald ein Commodore in ihrer Familie befinden würde.
 

Allein der Gedanke daran brachte Norrington dazu, bitter zu schmunzeln. Es war beinahe so, als wäre er eigentlich kein fühlendes Wesen, sondern eine Trophäe, um die sich viele Frauen rissen. Und die Geschickteste würde besagte Trophäe mit nach Hause nehmen, um sie anschließend Freunden, Verwandten und jedem der sie sehen wollte, zu zeigen.

Nicht gerade aufbauend, wenn er sich daran erinnerte, dass es um seine eigene Zukunft ging. Eine nicht gerade rosige Zukunft, wenn man von seinem Privatleben ausging.

Nicht, dass er bisher ein sonderlich Aufregendes gehabt hatte, aber irgendwie dachte er daran, dass ihm das nicht das Recht nahm, zumindest de Versuch zu unternehmen, ein wenig Glück zu finden.
 

Der nächste Morgen brachte leider noch keine weitere Erkenntnis. Wie so oft fanden sich die Lösungen zu solchen Problemen nicht einfach so. Hinzu kam, dass er eigentlich niemanden hatte, mit dem er über dieses spezielle Problem reden konnte.

Sowohl Groves als auch Gillette waren Männer, denen er sein Leben anvertrauen würde, aber private Dinge wurden nur selten bis nie zwischen ihnen besprochen.

Und Elizabeth?

Vermutlich war es nicht gerade gut durchdacht, wenn er zu der jungen Frau ginge um nachzufragen, wie man jemanden den Laufpass geben konnte, der sich schon Hoffnungen auf eine Hochzeit machte.
 

„Guten Morgen....“

Anamaria schlich an ihm vorbei in das größere Zimmer. Eine dampfende Tasse Tee stand bereits auf dem Tisch und die junge Frau brachte eben den Rest von seinem Frühstück.

„..guten Morgen...“, erwiderte der Commodore den Gruß und setzte sich. Zwar hatte er sich für diesen Tag frei genommen, doch diese Entscheidung bereute er schon jetzt. Es gab nichts in seinem Haus, das ihn längerfristig ablenken würde – oder aber vom Arbeiten abhalten könnte.
 

Erneut in Gedanken versunken griff er nach der Tasse und bemerkte nicht, wie die junge Frau ihn ansah, die ihren Arbeitgeber noch nie in ziviler Kleidung gesehen hatte.

Ohne Perücke ganz zu schweigen...

Erst nach einem Moment riss sie sich mit ihrem Blick von ihm los und machte sich wieder daran, den Raum zu verlassen.
 

„Anamaria?“

Etwas überrascht blieb die neue Haushälterin stehen, wandte sich aber nur halb zu dem Briten um, wartete auf das, was nun noch kommen würde.

Eigentlich hatte sie sich Mühe damit gegeben, heute nichts zu vergessen weswegen ihr Blick zurück zu dem Tisch huschte.

„Ja?“

Offenbar bemerkte er ihren Blick, da sich nun doch ein schmales Lächeln auf seinen Lippen gebildet hatte.

„Darf ich Euch eine Frage stellen?“

„Habt Ihr das nicht eben?“, entgegnete Anamaria, biss sich daraufhin aber auf ihre Unterlippe. Es war wohl nicht ein gut überlegter Zug, frech und unüberlegt auf Norringtons Frage zu antworten.
 

„Eigentlich wollte ich ja nach etwas Anderem fragen.“

Sie nickte kurz um ihm zu deuten, dass er weitersprechen sollte, auch wenn sie sich nicht gerade in der Position befand, solche Dinge zu erlauben.

„Wenn Ihr glaubt, ein Mann findet Gefallen an Euch, es aber nicht so ist … welche Ausrede würdet Ihr dann am ehesten von ihm hören wollen?“ fragte er dann nach, vermied es aber, sie direkt anzusehen.

Er brauchte nicht lange nachzudenken um zu wissen, dass es sich wohl nicht gehörte, seine Bediensteten solche Fragen zu fragen. Auch deshalb nicht, da sie bei Weitem noch nicht so lange bei ihm arbeitete, um großes Vertrauen zu genießen...oder?
 

Dennoch erschien es Norrington nicht unbedingt schlecht. Sie war vermutlich nicht ganz so neugierig wie Elizabeth und eventuell nicht ganz so schockiert wie eventuell Groves und Gillette es bei dieser Frage sein würden.

Allerdings wusste er nichts über ihre Vergangenheit, sondern konnte nur mutmaßen. Wer sagte ihm also, dass sie überhaupt Erfahrung mit Männern hatte?
 

„Ich würde gar keine Ausrede hören wollen.“ antwortete sie dann und hatte Norrington damit wieder aus den Gedanken geholt. „Wenn es denn ein Missverständnis war, würde ich gerne die Wahrheit hören...“
 

Mit einer solchen Antwort hatte Norrington nicht gerechnet, doch es war positiver, als er gedacht hatte, weswegen er nickte.

„Dankeschön...“ murmelte er dann, bevor er wieder an seinem Tee nippte und Anamaria – kopfschüttelnd – den Raum verließ.

Sie hätte sich viel einreden lassen, aber dass ausgerechnet Commodore Norrington sie je nach Frauen fragen würde, hätte sie sich niemals träumen lassen. Nicht, dass sie es jemals gewollt hätte, genauso wenig, wie sie es wollte, in diesem Haushalt zu leben und zu arbeiten, aber es war besser als der Tod oder aber die sichere Arbeit auf einem Zuckerrohrfeld...oder ähnlichem.
 

Es war ungewöhnlich, für Arbeit Geld zu bekommen.

Dennoch sparte sie es sich zusammen. Für ein neues Schiff würde es bestimmt nicht reichen, aber es war zumindest ein Anfang. Außerdem war da noch das Problem, dass sie nicht wusste, was aus dem Schiff geworden war, auf dem sie bis vor kurzem noch erster Maat gewesen war.

Ein Piratenschiff, dass sich durchaus einen Namen gemacht hatte, auch wenn die junge Frau annahm, dass dies eher auf Barbossa und seine damalige Crew zurückzuführen war, dennoch hatte ihr damaliger Captain das Schiff ebenso gut, wenn nicht sogar besser unter Kontrolle.
 

Doch leider hatte ihm das nicht viel genutzt, als sie von dieser Piratenbande eingekreist worden waren, die fast jeden als ihren Feind sahen, der bei ihrem Spiel nicht mitmachte – oder aber ernst zu nehmende Konkurrenz war.

Es gab auch einige Piratenschiffe, die das Angebot, bei diesem Verband mitzumachen, ebenfalls abgelehnt hatten, aber das waren dermaßen kleine Fische gewesen, dass niemand sich die Mühe gemacht hatte, sie aus dem Weg zu räumen.
 

Der Black Pearl war es leider nicht so ergangen und das war auch der Grund gewesen, warum sie seitdem weder von Jack Sparrow ein Wort gehört hatte, noch von dem Verbleib des Schiffes.

Dass die Navy offenbar auch nichts in diese Richtung vernommen hatte, ließ Anamaria annehmen, dass sie das Schiff eventuell auf den Grund des Meeres geschickt haben – oder aber sicher verwahrt, doch das schloss die Karibin aus.

Die Pearl war das schnellste Schiff in diesen Gewässern, ein solches Schiff in den Händen dieser Piraten war doch ein Glückstreffer, den sie sich sicher nicht zwischen die Finger gehen lassen würden.
 

Sie hatte sich bisher noch nicht getraut, den Commodore nach der Pearl oder dem Verbleib ihres Captains zu fragen, doch da sie ihn nicht hatte über das schwarze Schiff reden hören, sondern nur über diesen Zusammenschluss von Piraten, der auch für andere Piraten gefährlich wurde, nahm sie Ersteres an – das die Pearl erneut versenkt wurde.

Nun, vielleicht würde das Geld reichen, um sich eine Überfahrt nach Tortuga zu erkaufen, zumindest wenn sie noch etwas zusammensparen würde. Und wenn sie es schaffte sich gut genug zu verkleiden, dass man sie für einen Mann hielt.
 


 

Alles was er im Moment wollte war eigentlich nur Ruhe.

Ruhe, die er in der Gesellschaft von sich selbst und der typischen Ruhe eines Schiffes genießen konnte, wenn man das Wort 'genießen' in diesem Kontext überhaupt erwähnen sollte.

Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal so in die Ecke einer Zelle gedrückt hatte und das aus Angst vor dem, was ihn draußen erwarten würde. Hatte es in seinem Leben überhaupt je einen solchen Moment gegeben?

Nicht einmal in der Zelle in Fort Charles war es so schlimm gewesen und damals hatte er damit gerechnet, am Tag darauf gehängt zu werden.
 

Eigentlich schon komisch, dass ihn der Gedanke nun weiter zu leben nun mehr erschreckte, als daran zu denken, hingerichtet zu werden. Nun, bei einer Hinrichtung wusste man, was einen erwartete, auch wenn Tod durch Strangulation nicht gerade die Art zu sterben war, wie Jack es für sich gewünscht hätte.

Bisher hatte er wohl nach dem romantischen Bild und in der Hoffnung gelebt, irgendwann einmal mit seinem Schiff untergehen zu können.

Mal wieder...

Allerdings hätte es auch schlimmer sein können, als von diesem britischen Commodore an den Galgen gebracht zu haben. Wie war sein Name nochmal gewesen?
 

Keuchend stellte er den Becher zurück, in dem sich nur schales Wasser befand. Aber es war besser als nichts, wobei es sich der Pirat immer noch nicht erklären konnte, warum er nicht einfach in den Hungerstreik trat und dann darauf wartete, hier unten zu verhungern, bevor dieser fragwürdige 'Captain' erneut die Chance erhalten könnte, ihn wieder zu sich zu holen.
 

Inzwischen war er alleine in seiner Zelle. Man hatte seinen Mitgefangenen wohl aus Gründen der Ersparnis von Lebensmitteln und Wasser über Bord geworfen. Zumindest mutmaßte Jack das, denn als er vor einigen Stunden hier runter gebracht worden war, war die Zelle bereits leer gewesen.

Und jemanden einfach ins Meer zu werden, der ohnehin auch schon zu schwach war um aufzustehen, war eine gute, schnelle und unblutige Art, jemanden loszuwerden.

Dennoch hoffte er nicht darauf, einfach ebenfalls in die Fluten geschmissen zu werden, dafür hatte er wohl einen zu großen Wert, auch wenn es fragwürdig war, in welche Richtung dieser 'Wert' tendierte.
 

Er war seit jeher gegen Sklaven gewesen, doch nun schien er selbst zu einem geworden zu sein. Ähnlich musste es wohl Menschen gehen, die Piraten verachteten und ehe sie es sich versahen selbst zu welchen wurden.

Manchmal spielte einem das Schicksal nicht gerade gut mit, doch bisher war Jack davon ausgegangen, genug Glück zu haben, um sich aus so manchem Manöver herauszuwinden. Nun war ihm Fortuna offenbar nicht gütig gewesen...

Aber vielleicht hatte er zumindest so viel Glück, dass niemand herausfinden würde, dass er in einer dreckigen Zelle verreckt war und irgendwelche heroischen Geschichten zu seiner Person und seinem Tod würden statt dessen die Runde machen.
 

Das war zumindest ein Gedanke, an den Jack sich klammerte.
 

Schwach grinsend schüttelte er den Kopf ob dieser Sinnlosigkeit.

'Nun verlierst du wohl wirklich langs'm den Verstand, mein Guter...', dachte er bei sich selbst und versuchte, tief durchzuatmen, wobei ihn seine Rippen schmerzhaft daran erinnerten, dass er nicht wirklich viel Platz zum atmen hatte.

Hustend und sich krampfend zusammenrollend ließ er sich auf die Seite sinken, schlang die Arme um seinen Körper und versuchte den Hustenanfall zu stoppen, bevor er überhaupt nicht mehr aufhören würde können.
 

'Ein Tier, du bist nichts weiter, als ein Tier. Und du bist mein...', hallten die Worte dieses Mannes in seinem Kopf wieder und Jack hätte schreien wollen, wenn er denn noch die Kraft dafür gehabt hätte. Aber jegliche Energie wurde im Moment dafür verwendet, zu atmen und wach zu bleiben, was nicht beinhaltete, die Augen offen zu halten.

Es fühlte sich in der willkommenen Dunkelheit besser an, die Augen geschlossen zu haben und sich zumindest ein wenig träumerisch abzulenken.
 

Zitternd zog er seine Beine an den geschundenen Körper, wobei er mit einem zischenden Laut die Fußketten kommentierte. Wozu diese nötig waren wusste er nicht, immerhin hatte er nicht einmal mehr genug Kraft, um sich lange auf den Beinen zu halten. Vielleicht diente es auch nur dazu, erneut zu unterstreichen, dass es selbst ein Löwe in einem Käfig bequemer hatte, als er hier in dieser Schiffszelle.

Das Eisen scheuerte seine Haut auf und Jack war sich sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bevor er dieses Mal an seinen Knöcheln bluten würde.Gab es in ihm überhaupt noch genug Blut?

Zumindest sein Herz pumpte noch eifrig, auch wenn das wohl nicht viel aussagte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mausilausi
2010-04-17T17:43:44+00:00 17.04.2010 19:43
juhu ein neues kapitel
ich mag die story da sie doch irgendwie anders ist als die die ich bisher zu diesm pair gelesen hab
auf ein baldiges nächstes Kapitel freu ichmich schon jetzt


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