Morgens
Der Morgen kroch durch die Stadt, infiltrierte sie.
Überall strahlte die Sonne, kroch durch die kleinsten Spalte in den Rolläden.
Auch durch diesen einen Rolladen stahl sie sich.
Ihre schmalen Strahlen fielen suchend in den Raum, eroberten ihn.
Es war wie ein kleiner Kampf, zu schnell war er entschieden.
Wo Licht auch hinfiel, es siegte.
Niemand konnte die Sonne verscheuchen!
Ihre Strahlen schritten immer weiter voran, sekunde für sekunde.
Sier erreichte das Bett, und strich über es...
Emma wachte auf als die Sonnenstrahlen auf ihre Beine strahlten, und sie anfingen zu wärmen. Genüsslich räkelte sie sich in dem vollkommen zerwühlten Bett. Sie hob ihren Kopf, ließ ihn jedoch gleich wieder fallen. Er war ihr viel zu schwer... Müde blinzelte sie erneut. Unverändert zeigte ihr Wecker die Uhrzeit an. Die Uhrzeit war unverändert FRÜH.
6:12
«Unmöglich früh!», dachte Emma. Doch die Sonne ließ ihr keine Ruhe. Es war Anfang Frühling, und die Sonne war angenehm warm, sie ließ einen nicht richtig schwitzen, aber auch nicht frieren. Eigentlich hätte Emma allerhand Gründe jetzt launisch zu sein, doch sie hörte in ihrer Fantasie bereits die Vögel zwitschern. Sie ließ ihre Beine aus dem Bett baumeln und schwang sich dann mit Schwung, zu viel Schwung - wie sie in der nächsten sekunde feststellte-, aus dem Bett gleiten.
Was würde ihr der Morgen wohl so bringen? Sie war seltsam angespannt, als sie sich Milch einschenkte. Sie blickte in die lange nicht mehr geputzten Fensterscheiben, die Ausblick auf die Häuser und Schatten wohin die Sonne nicht vordrang, gaben. Sie erkannte ihre eigenen Konturen, die sich wie im kitschigen Kinofilm vor das Bild der Häuser schob. Fehlte nur noch das sie weinte. Innerlich grinste Emma. Sie trank aus, und im Umdrehen grinste sie die dreckige Fensterscheibe aus vollem Herzen an.
