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Halbwegs

von

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Abends

Emma drehte das Licht an und starrte wie heute Morgen aus dem Fenster. Es war immer noch dreckig, und ihr Gesicht war vor das Bild der Häuser geschoben. Wiederholt lächelte sie in die Scheibe. Sie hatten einen der Bösen getroffen, doch er war für sie nicht Böse. Niemand konnte das bestimmen!

Langsam erlosch das Licht, und ließ sie einsam, aber glücklich im Bett zurück.
 

Dieses Leben war alles für sie. Es war das einzige was Gott ihr gegeben hatte, und sie würde es nutzten. In der Schule hatten sie vor langer Zeit einmal Gedichte und Zitate berühmter Personen durchgenommen. Sie hatte es langweilig gefunden, wie so ziemlich jeder der noch bei Verstand gewesen war.

Jetzt musste sie erkennen dass jeder wohl irgendwann so verrückt wurde, dass Gedichte ihm etwas bedeuten. Sie hatten damals ein Gedicht oder ein Zitat mitbringen müssen. Morgens um 6 war sie aufgestanden und hatte eins aus dem Internet gezogen. Es war unbedeutend gewesen, zumindest damals, für sie.

Gott gab dir das Gesicht,

lächeln musst du aber selber

Es war eine allgemeine altirische Weisheit, doch jetzt musste sie ihren Warheitsgehalt erkennen.

Emma dachte nach. Sie hatte immer gedacht, dass all diese Lächeln, ebenso das von Ron, alles nur aufgesetzt waren, Höflichkeitslächeln ohne Bedeutung.

Sie würden die Welt nicht verändern

Doch! Sie veränderten. Emma musste an den Moment denken, als Ron sie angelächelt hatte. War es nicht nett gewesen? Es hatte ihr ein gutes Gefühl beschert, obwohl er behauptet hatte ein Verbrecher zu sein, ein Mafioso.

Er war einer, wenn man die Fakten betrachtete.

Er war keiner, wenn man lächelte und sich freute!

Emma war es egal gewesen. Sie hatte mit einem Verbrecher geredet. Sie war ihm so nah gewesen. Und doch war er kein böser Mensch.

Er war ein Verbrecher, ohne böse zu sein.

So einfach war es. Und wie in Seifenopern lächelte sie, wie in ihren Abspännen.
 

Und dachte, dass das Leben vielleicht doch so einfach war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-09-10T18:21:53+00:00 10.09.2010 20:21
Hab grad deine Geschichte entdeckt und sie mir mal zu Gemüte geführt.
Ein kurzes, sehr schönes Stück, muss ich sagen. Es hat mir sehr gefallen. Vor allem Rons Rolle, die erst undurchsichtig war. Ich hatte wirklich erwartet, dass er loszieht, um Joel mit Emmas 'Erlaubnis' zu töten.
Seine eigentliche Absicht hat mich überrascht und dann umso mehr erfreut.
Die Botschaft, die du mit deiner Geschichte übermitteln wolltest, ist zumindest bei mir angekommen. Sie ist mir wirklich ans Herz gegangen und als ich fertig gelesen habe, vor allem, als ich den letzten Satz gleich zweimal las, musste ich ebenfalls lächeln.
Ron ist ein Mensch, wie es ihn öfter geben sollte. Und er hat eine Einstellung im Leben, die er noch viel mehr Menschen beibringen müsste, als nur Emma. Dass Emma sie angenommen und fortan für sich umsetze wird, wird ihr das Leben ins vielen Situationen erleichtern. Ich glaube, wenn man es einen Tag mal bewusst tut, dann merkt man erst, wie gut einem ein Lächeln tut. Egal, ob es von einem selbst oder von einem anderen kommt. Es liegt mehr in so einer kleinen Geste, als die meisten glauben, finde ich.
Ron ist unverkennbarer Optimist und einer, der seine postive Einstellung an andere weiter gibt. Diese Lektion dass man, wenn es einem schlecht geht, nach den schönen Dingen in der Umgebung suchen soll, ist unbezahlbar. Man neigt ja dazu, sich die schlechten Sachen rauszupicken, dass der Himmel grau ist und es regnet. Dabei könnte man selbst da viele schöne Dinge finden.
Du merkst, ich schreibe/rede viel. Es hat mich wirklich berührt und ich finde es schade, dass bisher nur einer was dazu geschrieben hat. Die Geschichte hätte mehr verdient.
Ich denke aber für mich, dass ich etwas von deiner Geschichte bei mir behalten werde.

Liebe Grüße
Jamie
Von:  Tweetl
2010-01-03T18:36:47+00:00 03.01.2010 19:36
Meine Erkenntnis: Ron ist verrückt und ich mag ihn.

Mit einer Weisheit geht er an den Tag, davon kann man sich was abschneiden.
Denn er hat Erkenntnisse, die sich lohnen.


Toller Schreibstil. Mehr davon.^_°


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