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Krieg der Engel

von

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Er konnte durch den Piercing deutlich spüren, dass sich sein Freund wirklich Sorgen machte. Lange rang er mit sich selbst, ob er das schon wieder jemanden anvertrauen konnte. Letztendlich musste er sich eingestehen, dass es nur fair wäre, wenn er es wüsste.

“Elisa hat dir doch bestimmt erzählt, was in meinem Leben als Mensch passiert ist.”

“Sie ist nicht ins Detail gegangen und blieb ziemlich wage.”

“Meine kleine Schwester ist vor meinen Augen brutal umgebracht wurden und ich konnte ihr nicht helfen. Damals haben mir meine Eltern Halt geben können, aber auch sie wurden vier Jahre später umgebracht und wieder war ich es der es mit ansehen musste und überlebt hat.

Der Schock und die Vorwürfe, die ich mir gemacht habe, haben ausgereicht um mich für drei Jahre wegen Suizidgefährdung in eine psychiatrische Klinik zu bringen.”

“Wegen Suizidgefährdung?” entsetzt sah Kellan ihn an.

“Ja” Alex hielt den Arm hoch und schob den Ärmel zurück, dadurch entblößte er eine Narbe auf dem Handgelenk. “Ich habe es einmal versucht, als ich nachts allein im Heim saß. Es hat nicht geklappt, ich habe nicht tief genug geschnitten. Als Warnung ist mir die Narbe selbst als Engel geblieben.

Als ich dann in der Klinik war hat sich ein Pater um mich gekümmert. Im Gegensatz zu den Ärzten die mich mit Medikamenten behandeln wollten hat er bemerkt, dass ich einfach nur etwas oder jemanden brachte das mir Halt gab. Er war es der mir nach und nach den Glauben an den Herrn näher gebracht hat. Letztendlich war es dieser Glaube, der mir zumindest so viel Sicherheit gegeben hat, dass ich mir sagen konnte alles wäre irgendwann vorbei.” Kurz schloss er die Augen um die Tränen zurückzudrängen. “Und dann war da dieser Typ auf dem Klinikdach, ich habe mich ein letztes Mal da hoch schleichen wollen um die Aussicht zu genießen bevor ich am nächsten Tag entlassen werden sollte. Er hat mich einfach runter fallen lassen und hat mir auch noch lachend beim Fallen zu gesehen.”

Er sah zu dem Grabstein an den er sich lehnte und dachte an sein Leben zurück. “Meine Familie war alles für mich, vor allem meine Schwester.” Auch Kellan sah nun auf den Grabstein und las die Namen.

“Mitch, Daphne und Larissa Larson…” murmelte er betreten. “Alex, es tut mir Leid…”

“Schon gut. Das ist unser Familiengrab, mich haben sie aber nicht mit hier drin begraben.” Als er nur angesehen wurde deutete er auf den Grabstein an den sich sein Freund lehnte. “Auf meinen Wunsch hin hat Pater Paul veranlasst, dass nur die Urne mit meiner Asche begraben wurde.” Kellan sah den Grabstein mit der Innschrift lange an. Es war sein Grabstein und Alex sah ihn nur traurig an.

“Das letzte Mal war ich kurz vor meiner Einweisung hier auf dem Friedhof.”

“Du hast hier gelebt?”

“Ja, ich wurde hier geboren, bin hier gestorben und ironischerweise bin wieder hier gelandet, als ich darum gebeten habe meine Fähigkeiten und Reife als Engel auf der Erde erlangen zu dürfen. Hast du dir schon mal die Daten angesehen?” Er senkte den Blick, er hatte absichtlich nicht darauf gesehen, wann sie alle gestorben waren. “Meine gesamte Familie und ich sind heute gestorben. In unterschiedlichen Jahren, aber der Tag ist immer derselbe. Jedes Jahr ist es dasselbe, am Todestag meiner Familie hänge ich komplett durch. Inzwischen geht es und ich kann zumindest kleinere Dinge machen, wie zum Beispiel hier her kommen. Aber einem Dämon würde ich lieber nicht über den Weg laufen wollen.”

“Alex…”

“Es ist auch der Einzige Tag im Jahr an dem ich wirklich träume, aber es sind immer Albträume und sie werden von Jahr zu Jahr schlimmer.”

“Warum erzählst du mir das? In den letzten Jahren hat es dich auch nicht gestört, dass ich es nicht wusste.”

“Ich fand es fairer. Bei dir bekommt man ziemlich viel mit, ich jedenfalls. Du weißt, dass ich mich hingegen immer nach außen hin abschotte, wenn es mir schlecht geht. Meine Vergangenheit erklärt vieles was ich tue und wie ich mich in manchen Situationen verhalte.”

“Du magst den Kampf und die Gewalt nicht, warum bist du dann zu den Seraphim gegangen?”

“Georg hat irgendwie rausbekommen, dass ich mich früher mit Kriegsstrategien und Kampfsport beschäftigt habe. Er hat mich prüfen lassen. Als ich dann angeboten bekommen hatte in die Himmelsherscharren aufgenommen zu werden, habe ich angenommen. Ich wollte anderen das ersparen, was ich durch machen musste.” Er schnaufte kurz auf. “Als ich die Ignoranz der Anderen gesehen habe, wollte ich wieder her, ich wollte nicht der Menschheit gegenüber abstumpfen.” Irgendwie kam sich Alex erleichtert vor, es hatte wirklich geholfen mit Kellan über seine Vergangenheit und seine Gründe zu sprechen. Noch dazu bei den Gräbern seiner Familie.

“Larissa…” flüsterte Kellan auf einmal und erinnerte ihn an seine Schwester. “Warum hast du sie so abblitzen lassen und warst dann so aus der Fassung?”

“Es hat ziemlich weh getan, dass sie sich nicht mehr an mich erinnern konnte und ich noch jeden einzelnen Augenblick, den wir früher zusammen verbracht haben, im Gedächtnis habe.” Er ging nicht darauf ein und doch wusste sein Kumpel, was er damit sagen wollte. Noch lange saßen sie schweigend dort und blieben bis zum Sonnenaufgang da.



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