4. Die Suche
Kurz nachdem ich ihren Namen ausgesprochen hatte bildeten sich viele Bilder in meinem Kopf. Sie alle schwirrten wie eine Art Kreisel durch meine Gedanken und es fiel mir schwer mich wieder auf die Realität, das Hier und Jetzt, das Gespräch mit Shikamaru zu konzentrieren.
Jedoch gelang es mir nach wenigen Minuten doch. Ich musste feststellen, dass Shikamaru mich skeptisch beäugte.
„Kennst Du sie etwa?“ fragte er mich mit ebenso skeptischen Ton in der Stimme.
Jetzt wo ich wusste wer sie war, ja ich kannte sie und ich wünschte mir, dass es nicht so wäre.
Jedoch wollte ich Shikamaru diese Gedanken nicht preisgeben. Dies ginge niemanden etwas an, niemanden außer dem übrig gebliebenen Teil der Familie, Hinata und eben…Naruto.
„Nein.“ Antwortete ich barsch. Allerdings führte dies nicht dazu, dass er mich anders besah. Aber immerhin schien er so viel Anstand zu besitzen, dass er nicht mehr weiter zu fragen schien.
Etwas unsicher und das war wirklich eine Seltenheit, sah ich umher. Versuchte mich an die Gesprächsfetzen zu erinnern die wir vorher beredet hatten. Er suchte doch etwas. Schlich es sich durch meine mittlerweile wieder klar gewordenen Gedanken.
„…und was suchst du?“ fragte ich daher um das Gespräch von vorher wieder aufzugreifen.
Kurz schien der Schwarzhaarige mir gegenüber noch zu nachzudenken. Abermals verdunkelte sich sein Gesicht minimal: „Na ja ich suche eben ein Geschenk für Temari.“ Offenbarte er mir.
Nickend sah ich ihn an: „So. Und an was hast Du so gedacht?“ fragte ich weiter, obwohl ich genau wusste, dass es mich nicht zu interessieren hatte und zweitens tat es dies auch nicht. Im Grunde war es mir scheißegal, doch ich wollte nicht gleich wie die Axt im Walde roden und mir direkt schon Feindschaften in der Klasse aufbauen.
Etwas ratlos zuckte Shikamaru mit seinen Schultern. Er war offenbar genauso kreativ was Geschenke betraf wie ich es war, wohl so ne Art Männer Ding. Kurz überlegte ich weiter. Es gab doch bestimmt irgendetwas was einer Frau gefallen müsste. Und da erinnerte ich mich natürlich an das universelle Geschenk: „Schmuck!“ entwich es natürlich auch sofort mit einem leicht euphorischen Unterton in meiner Stimme.
Die Augen des Brünetten erhellten sich natürlich sofort als ich die Hiobs-Botschaft aussprach. Im Grunde konnte man Frauen mit Schmuck sehr glücklich machen. Für diese waren eine Kette oder ein Armband oder Dergleichen sowas ähnliches wie bei uns Männern ein fettes Auto und eine vollbusige Blondine – reine Statussymbole.
„Das ist gut…“ gab der Nara leicht grummelnd von sich. Scheinbar wurmte es ihn, dass ich vor ihm auf diese Idee gekommen war. Mit einem einfach nicken, denn ich war der Meinung ich musste nun nicht weiter in der Wunde herumstochern und ihn meinen genialen Menschenverstand, der ihn besiegt hatte, unter die Nase reiben, gingen wir gemeinsam in Richtung des nächsten Schmuckladens.
Ich folgte ihm, oder besser gesagt ich begleitete ihn nur ungern, da ich mich doch lieber wieder mir selber und meinen eigenen Gedanken widmen wollte, doch scheinbar blieb mir dieses verwehrt.
Etwas überfordert besah ich das Sortiment des Schmuckladens hinter der Vitrine. Aber offensichtlich achtete man hier in dem Laden nicht so sehr auf Hygiene wie auf Sicherheit, denn die Glasscheiben der Vitrinen waren übersät mit den Fingerabdrücken kaufwütiger Kunden.
Vor einer Auswahl an Schmucksteinen blieb ich sofort stehen, denn einer dieser Steine stach mir sofort ins Auge. Er war so wunderschön blau, so ein blau hatte ich bisher nur einmal gesehen. Er war so rein. Ich senkte mein Haupt eine Flut der Erinnerung bahnte sich den Weg in meine Gedanken zurück. Wie in Trance umfassten meine Hände meinen Kopf. Mein Kopf und die Körperhaltung senkten sich. Ich hasste es wenn diese Erinnerungen am Tage zurück kamen, sie warfen alles durcheinander.
Überall Glasscherben, Feuer und zerlaufene Ölspuren und diese Augen. Diese blauen, leeren Augen die mich vorwurfsvoll anstarrten. Mich anstarrten und mir seitdem keine Ruhe mehr ließen.
„Das ist ein Aquamarin. Der Sage nach stammt er aus dem goldenen Schatzkästchen der Meerjungfrauen. Er ist der Glücksstein der Seeleute und ihrer Mädchen, die ihn oft in stillen Vollmondnächten tragen um den Namen des Geliebten zu beschwören und sich an das Versprechen seiner Wiederkehr zu erinnern. Er ist das Zeichen wahrer, reiner Liebe und soll vor Eifersucht und Neid schützen.“ Erklang eine weibliche Stimme neben mir. Etwas genervt drehte ich mich zu der Verkäuferin, die mich durch ihre Halbglas Brille mit ihren grünen Augen neugierig beäugte. Wahrscheinlich überprüfte sie, ob ich überhaupt nach Geld aussehe, ob ich mir einen solchen Stein leisten könnte.
Ihre skeptisch hochgezogene Augenbraue zeigte jedoch, dass sie mich wohl als nervig und lästig empfand. Im Grunde würde ich das auch, denn immerhin hatte ich ihr bis jetzt nicht auf den Aquamarin Vortrag geantwortet. Knapp nickte ich der Frau zu. Was sollte ich auch sonst machen? In falschen Begeisterungsstürmen ausbrechen? Bestimmt nicht.
Fragend und suchend sah ich mich nach Shikamaru um der ein wenig verwirrt durch den Laden wanderte und sich die vielen Auslagen ansah.
Mit einem Winken signalisierte ich ihm, dass er doch mal hier her kommen sollte und offenbar verstand er den Wink und folgte meiner Aufforderung.
„Hier wie wärs mit dem da?“ fragte ich und zeigte auf den Auqamarin den mir die Verkäuferin vorhin noch euphorisch anzudrehen versuchte.
„Steht glaube ich für Liebe und so…“ murmelte ich nachdenklich und sah den Nara von der Seite an.
Dieser zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern „Na ja…Temari mag blau…“ gab er gelangweilt von sich und deutete mit einem Finger an, dass die Verkäuferin diesen Stein doch an einer Kette befestigen sollte.
Also war der Stein damit wohl gekauft! Wunderbar, dann konnte ich endlich abhauen und musste nicht mehr so tun als würde ich nett sein oder sowas. Erleichternden Blickes wandte ich mich ab und wollte den Laden schon verlassen. Ab hier würde Shikamaru es bestimmt auch alleine schaffen, dumm war der Kerl ja nicht!
„Uchiha!“ ertönte es jedoch von hinten. Genervt verdrehte ich die Augen, was war denn bitte noch? Natürlich drehte ich mich zu Shikamaru um und sah ihn auch mit einem genervten Blick an. Er sollte schon merken, dass ich keinen Bock mehr hatte jetzt mit ihm abzuhängen.
„…was auch immer du am laufen hast…zieh bloß nicht Hinata da mit rein!“ knurrte er in einem ähnlich bedrohlichen Ton wie zu Beginn unseres Gespräches. Abermals sah ich ihn verwundert an. Es schien ihm wirklich wichtig, dass ihr nichts passierte, dabei kaufte er doch ein Geschenk für diese Blonde da!
Mit einem einfachen „Tze!“ drehte ich mich ab und ging einfach. Der konnte sich seine Drohungen sonst wohin stecken!
