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Dinge geregelt kriegen.

Kopfgeldjäger und andere Katastrophen
von

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Bis zum Hals

Keine fadenscheinige Ausrede, sondern nur vier kleine Worte:
 

Bedankt euch bei Gini.
 

In dem Sinne: viel Spaß beim Lesen! ^.~
 

Kapitel 4: Bis zum Hals
 

ZORRO
 

Die Wenigsten wussten über seinen Beruf bescheid, deshalb ließ er sich jedes Mal, wenn er irgendwo völlig verdreckt oder verletzt auftauchte eine andere Ausrede einfallen.

Die paar, die es wussten, hatten versucht, es ihm wieder auszureden.

Immerhin trug er die Verantwortung für ein Kind, war das einzige, leibliche Familienmitglied, das Marron noch hatte, und wenn er wegen irgendeinem Fehltritt den Löffel abgab, na dann prost Mahlzeit.
 

Aber er war unbestreitbar gut in seinem Job, und entgegen zu anderen, vielleicht geeigneteren Arbeitsstellen, machte ihm die Tätigkeit als Kopfgeldjäger wirklich Spaß.
 

Dass die Blauhaarige nicht weiter nachfragte oder ihm gar einen Vortrag darüber hielt, wie verantwortungslos er doch war, wusste er zu schätzen – oder, dass sie es ihm scheinbar nicht krumm nahm, dass er sie zuerst belogen hatte.
 

„Tut mir Leid, dass du den Kerl nicht gekriegt hast“, meinte Kaya schließlich und lächelte ihn leicht an, während sie ihm das Taschentuch aus der Hand nahm und einen kurzen, prüfenden Blick auf die Wunde warf, bevor sie leicht nickte und ihm zu verstehen gab, dass es wirklich halb so schlimm war.

Hatte er ja gleich gesagt.
 

Er war schon drauf und dran Kaya zu widersprechen – immerhin hatte er Buggy sehr wohl in die Finger bekommen, auch wenn es etwas anders gelaufen war als er es sich vorgestellt hatte – aber dann biss er sich auf die Zunge und schluckte die Worte lieber runter.

Musste ja nicht jeder wissen. „Nicht weiter schlimm. Den krieg ich schon noch, darauf kannst du wetten.“
 

Kaya lächelte – ein Zustand, der bei ihr dauerhaft veranlagt war, jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern, sie einmal nicht lächeln gesehen zu haben. „Hab ich schon. Lysop wettet zwanzig gegen dich.“

„Lysop ist auch ein Idiot“, gab er zurück und schwang sich wieder von der Trage. Kurz blickte er zu der Blauhaarigen. „Sollen wir die Quälgeister abholen gehen? Ich müsste nämlich noch was erledigen.“
 

Ja, und zwar Buggy beim nächsten Revier abliefern.

Das komplizierte an der Sache war bloß, dass Marron bei ihm war. Buggy war zwar gefesselt, aber trotzdem ein durchaus gefährlicher Irrer, und die Kleine musste nicht unbedingt anwesend sein, wenn er Buggy wieder in Polizeigewahrsam gab. Zwar wusste Marron von seinem Beruf – und legte eine beinahe unheimliche Begeisterung dafür an den Tag - aber er würde sich trotzdem davor hüten, seine geliebte kleine Nichte auch nur ansatzweise in die Nähe dieses psychopathischen Clowns zu bringen.
 

Einziges Problem bei der Sache war, dass er Marron wohl kaum alleine würde nach Hause schicken können, und das stellte ihn immer wieder vor ganz neue Herausforderungen. Manchmal war es eben doch nicht so einfach, Erziehung und Beruf unter einen Hut zu bringen und es war immer wieder mehr als unangenehm, eine heiße Spur fallen zu lassen, weil Marron gerade schulfrei hatte, von einer Freundin abgeholt werden musste oder vermutlich Hunger hatte. Aber anders ging es nun einmal nicht – und anders konnte er es sich mittlerweile auch schon nicht mehr vorstellen.
 

Sein einziger Ausweg war Sanji.

Der blonde Koch arbeitete so gut wie rund um die Uhr im Sternerestaurant Baratié an der Seite seines Ziehvaters und war vielleicht der beste und einzige Freund, den Zorro überhaupt hatte. Es kam nicht gerade selten vor, dass Sanji den Babysitter spielte und für gewöhnlich hegte der begabte Koch dabei eine Begeisterung und Leichtigkeit an den Tag, die dazu führte, dass der grünhaarige Kopfgeldjäger seine gesamten Fähigkeiten bezüglich seines Vaterdaseins in Frage stellte.

Warum konnte der Idiot auch so verflucht gut mit Kindern umgehen, während er bereits nach zwanzig Minuten heillos überfordert war? Geschweige denn nach vier Jahren?
 

Eigentlich war er ein nervliches Wrack, zumindest, wenn man es genau betrachtete.

Was hatte er nicht schon alles für Ängste durchlitten?!

Vollkommene Ratlosigkeit bei Kleinigkeiten, angefangen damit, wie man einem zweijährigen Mädchen beibringt, selber auf Toilette zu gehen, bis hin zu dringenden Angelegenheiten wie die mysteriöse Frage, wohin der Lieblingsteddy verschwunden ist.
 

Schulterzuckend kratzte er sich am Hinterkopf und kramte in der Jackentasche nach seinem Handy, um den Koch anzurufen und ihn zu bitten, für ein paar Stunden auf sein Patenkind aufzupassen.

Erstens war Marron total vernarrt in den blonden Suppenkasper, zweitens wurde sie im Baratié von Liebe und Fürsorge geradezu überschüttet und drittens bekam sie dort wenigstens eine vollwertige Mahlzeit, die er niemals zubereiten könnte.

Aber der Koch hatte sein Handy ausgeschaltet und die Mailbox teilte ihm lediglich mit, dass er zurückrufen würde. Seufzend steckte er das mobile Telefon wieder weg.

Jetzt hatte er ein Problem.
 

Kaya nippte an dem Tee, den sie sich zubereitet hatte und warf einen skeptischen Blick auf die Schlammflecken, die der Grünhaarige auf der Liege hinterlassen hatte, bevor sie seufzend nach einem Handtuch griff und sie provisorisch reinigte. „Bleibt es bei Sonntag? Ruffy kommt auch – und er bringt Ace mit. Wir könnten Verstärkung gebrauchen“, bemerkte sie dabei an Zorro gewand, der lediglich kurz mit den Schultern zuckte und knapp grinste. „Angst, dass er das Haus abfackelt? Ich schau mal, was sich machen lässt.“
 

Die Blonde nickte. „Gut. Du bist nämlich der Einzige, der die beiden Chaoten im Griff hat.“

„Als ob Lysop weniger schlimm wäre“, wagte Zorro zu behaupten und erinnerte sich mit Grauen an einige Erfindungen der Langnase, die in die Hose gegangen und eher den gegenteiligen Effekt erzielt hatten.
 

Kaya schmunzelte leicht. „Da magst du Recht haben, aber ihn habe ich sehr wohl im Griff“, erwiderte sie kurz.

Da konnte er nicht widersprechen, also schnitt er ihr bloß eine Grimasse und hob kurz die Hand zum Abschied, während er die Tür öffnete und auf die Blauhaarige wartete, die nun ebenfalls auf die Beine kam und ihm stumm folgte.
 

= = =
 

TASHIGI
 

Neugierig spitzte sie die Ohren und lauschte, während sie ihren Blick fest auf den Boden gerichtet hielt. Zwischenzeitlich musste sie schmunzeln. Das hörte sich ja nach einer ganz gewaltigen Chaostruppe an – und die Souveränität des Grünschopfes machte ihn beinahe noch sympathischer. Falls das denn überhaupt möglich war.
 

Sie wachte erst wieder aus ihren merkwürdigen Tagträumen auf, als das Prachtexemplar die Tür aufriss und im Rahmen stehen blieb, um auf sie zu warten.

Hastig sprang sie auf die Beine und verabschiedete sich unsicher lächelnd von der netten Krankenschwester, während ihr das Blut langsam aber sicher in den Kopf stieg. Verdammt, Manieren hatte er auch noch!
 

Schnell schob sie sich an ihm vorbei, den Blick immer noch verlegen auf den Boden gerichtet.

Es war zum Haare ausraufen! Genervt von sich selbst pustete sie sich nachlässig eine Haarsträhne aus dem Sichtfeld, während sie auf dem Gang wieder zum Stillstand kam und einen kurzen Blick über die Schulter warf, um nachzusehen, ob das Prachtexemplar ihr folgte (was er tat).

Aber er nahm kaum Notiz von ihr und schien in seinen ganz eigenen Gedanken versunken.
 

Schließlich fuhr er sich mit einer Hand über das markante Gesicht und streifte dabei wohl eher versehentlich den Riss an der Augenbraue. Zumindest erfüllte der Schmerz einen Zweck: er riss ihn zurück in die Realität.

Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, war betörend und die Polizistin hatte alle Mühe damit, ihre Konzentration auf etwas anderes zu lenken. Wie sie wohl schmeckten…?

Verärgert schüttelte sie diese Frage wieder ab und schickte sie in die ewigen Jagdgründe, während das Prachtexemplar seine Hände lässig in die Hosentaschen schob.
 

Was war bloß in sie gefahren?!

Seit sie ihm heute morgen zufällig über den Weg gelaufen war tänzelte das Prachtexemplar unbeeindruckt und völlig ungeniert durch ihre Gedanken und heimlichen Phantasien und erinnerte sie mit penetranter Hartnäckigkeit daran, dass ihr etwas im Leben fehlte – nämlich der richtige Partner, mit dem man es genießen könnte.

So richtig genießen, nicht bloß ab und an mit Arbeitskollegen in die nächste Kneipe gehen und ein Bier trinken und sich ansonsten voll und ganz der Arbeit und den Papierstapeln auf ihren Schreibtisch verschreiben.
 

Nur verstand sie nicht, warum ausgerechnet dieser vermutlich verheiratete Kopfgeldjäger mit der exotischen Haarfarbe dieses Bedürfnis in ihr weckte. Er hatte ein Kind, verfluchte Scheiße! Das sollte bereits Grund genug sein, gar nicht erst in seine Nähe zukommen, aber stattdessen erwischte sie sich ständig dabei, wie sie ihn verträumt beobachtete und begann, die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen.

Eine furchtbar verbogene Brille mit zersplitterten Gläsern, die nicht richtig auf der Nase saß und sie fuchsteufelswild machte.
 

Ihre Blicke kreuzten sich kurz, und als ihr bewusst wurde, dass das Prachtexemplar bemerkt hatte, dass sie ihn anstarrte, wandte sie den Blick hastig wieder ab, scharrte verlegen mit den Füßen auf dem Linoleumboden herum und hielt beinahe flehend Ausschau nach Sammy.

Sie verstand beim besten Willen nicht, warum die Gardinenpredigt bei der Direktorin so lange dauerte. Konzentration war bei Kindern meistens ohnehin Mangelware, warum gab sie sich also solche Mühe?
 

Aber von dem Bengel war nicht die Spur zu sehen, ebenso wenig von dem braunhaarigen Mädchen, mit dem er sich angelegt hatte. Und die Stille zwischen ihr und dem Prachtexemplar war nun so greifbar, dass sie bereits den Gedanken in Betracht zog, sinnlosen Smalltalk mit ihm zu halten, obwohl sie sehr wohl wusste, dass das ihren Wunsch nach einer Beziehung mit ihm nicht gerade eindämmen würde.
 

Sie versuchte sich an einem zaghaften Lächeln in seine Richtung und registrierte beinahe erstaunt, dass er es erwiderte. Zwar sah er immer noch ganz danach aus, als hätte er an einem Schlamm-Catchen teilgenommen, aber das tat seiner einzigartigen Ausstrahlung keinerlei Abbruch.

Im Gegensatz zu ihm kam sie sich klein und unbedeutend vor. Wie das hässliche Entlein, das aus sicherer Entfernung einen Schwan dabei beobachtete, wie er seine Runden durch einen Teich zog.
 

Frustriert musste sie feststellen, dass sie nicht viel zu bieten hatte.

Sie hatte weder lange Haare noch große Brüste. Sie hatte keinerlei erotische Ausstrahlung, ihre Augen waren schlecht und sie hatte zu viel Bauchspeck, als dass sie wenigstens halbwegs zufrieden mit ihrem Äußeren sein könnte.

Und sie bezweifelte ziemlich stark, dass er sich von einer harten, rechten Faust oder ihrem Talent, das ABC rülpsen zu können, beeindrucken lassen würde.
 

Er schien das komplette Gegenteil zu sein.

Er war groß und ziemlich gut gebaut, auch wenn sie die Muskeln unter der Jacke bloß erahnen konnte. Seine Augen waren fesselnd und freundlich, seine Haare weckten in ihr den absurden Wunsch, mit einer Hand darüber zu fahren, um zu überprüfen, ob sie tatsächlich so stachelig waren, wie sie aussahen. Sein Lächeln war hinreißend und offen und seine gesamte Ausstrahlung war beinahe verboten sexy.

Kein Wunder, dass er viele Freunde hatte. Und wahrscheinlich vergeben war.
 

Ihr Lächeln verrutschte leicht bei dieser Erkenntnis, aber immerhin trieb es sie dazu an, das unsinnige Schweigen endlich zu brechen und sich einen Schritt an ihn heran zu wagen. Wenn sie es geschickt anstellte, würde sie vielleicht nähere Hintergrundinformationen über ihn erhalten. „Und? Wird die Prügelei Konsequenzen nach sich ziehen?“
 

= = =
 

ZORRO
 

Der Kopfgeldjäger stutzte leicht überrascht, als die Blauhaarige ihn letztendlich doch noch ansprach.
 

Eigentlich hätte er nicht mehr damit gerechnet. Abgesehen von der knappen Frage, was zum Geier er angestellt hatte, hatte sie immerhin kein Wort mit ihm gewechselt und seit sie das Krankenzimmer verlassen hatten, wich sie seinen Blicken aus und starrte lieber die Wand oder ihre Füße an. Er kam nicht um den Gedanken drum herum, dass sie den Eindruck eines verschreckten Tieres ablieferte, dass seinem Todfeind gegenüberstand.

Er war die giftige Taipan, sie das panische Kaninchen.
 

Gleichmütig hatte er ihr Schweigen hingenommen und sich stattdessen damit begnügt, sie aus den Augenwinkeln verstohlen zu beobachten.

Ihr Anblick verwirrte ihn, auf eine merkwürdig angenehme Art und Weise. Sicher, die Ähnlichkeit zu Kuina war erschreckend, als wäre sie eine Reinkarnation, aber erstens glaubte er nicht an Übernatürliches und zweitens waren ihm beim näheren Betrachten kleine Unterschiede aufgefallen, die es ihm fiel leichter machten, seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken.
 

Sicher, sie war nicht das Playmate of the Year, aber sie hatte durchaus ihre Reize, auch wenn sie sie entweder nicht wahrnahm oder sich nicht viel daraus machte.
 

Er setzte gerade zu einer Antwort an, als sein Handy in der Jackentasche zunächst kurz vibrierte, und dann losklingelte. In dem Flur, der wie ausgestorben vor ihnen lag, klang es viel zu laut und störte bloß. Besonders in diesem Moment.
 

Seufzend zog er die Hände wieder aus den Hosentaschen, warf ihr einen entschuldigenden Blick zu und dann einen auf das Display, auf dem Sanjis Nummer und Name aufleuchtete.

Das war wichtig.
 

Inständig hoffend, dass der blonde Koch Zeit für ihn hatte, nahm er den Anruf schließlich entgegen. „Was machst du grade?“

Sanji schnaubte gereizt und der Grünhaarige meinte, das Klicken eines Feuerzeuges zu hören. „Ich habe rasende Kopfschmerzen, Jeff hängt mir im Nacken und Patty geht mir unsäglich auf die Nerven mit seinem ständigen Gekeife! Mir geht’s gut, danke der Nachfrage!“, kam es gleich darauf von dem wütenden Blonden zurück.

Zorro war in der Lage, sich bildlich vorzustellen, wie hektisch der Koch bei seinen Worten mit den Händen herumfuchtelte, um seinen Ärger zu unterstreichen. Wahrscheinlich brannte die Zigarette dabei beinahe unbemerkt ab, obwohl es das einzige Mittel war, ihn wieder zur Räson zu bringen.
 

Seufzend rieb sich der Grünhaarige über die Stirn und suchte die richtigen Worte, um seinen Kumpel aufzumuntern, aber erstens war er in so etwas sowieso noch nie gut gewesen und zweitens beschäftigten ihn seine eigenen Probleme momentan mehr als die unlösbare Frage, wie ein Dessert pünktlich auf den Tisch kommen sollte.

„Stress in der Küche?“, schloss er schließlich entmutigt, um überhaupt etwas zu dem Gespräch beizutragen.
 

Einen langen Moment herrschte vollkommene Stille am anderen Ende.
 

„Hast du deine Ohren eigentlich nur zur Dekoration?! Wieso erzähl ich dir eigentlich alles, wenn du sowieso nie zuhören kannst?!!“, polterte der Koch dann fassungslos los und Zorro verzog das Gesicht und hielt den Hörer etwas weiter weg.

Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht?!!
 

„Was-“

„Ich bin auf einer Messe“, keifte Sanji jedoch unbeeindruckt weiter. Und dann ging dem Kopfgeldjäger ein Licht auf.
 

Diese superwichtige Lebensmittel und Restaurantmesse, von der der Blonde nun schon seit Wochen ununterbrochen schwärmte. Die besten Vorspeisen, delikate Hauptgerichte, molekulare Experimente für den Gaumen, Desserts mit der teuersten Schokolade der Welt und mit hochkarätigem Blattgold überzogen: Sanji im Wunderland.

Zwar war er es durchaus gewöhnt, dass sein Freund von nichts anderem als Essen und Frauen sprach, aber soviel Information war zu viel des Guten gewesen. Irgendwann hatte er einfach auf Durchzug geschaltet, sobald der Blonde damit angefangen hatte.

Und jetzt hatte er das Schlamassel.
 

„Also kannst du nicht auf Marron aufpassen?“, schlussfolgerte Zorro scharfsinnig und meinte, Sanjis Geduldsfaden reißen zu hören.
 

Wie bitte stellst du dir das vor?!“, knurrte der Blonde mit gefährlich ruhiger Stimme. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er ihm an die Gurgel gesprungen wäre, wäre er in Reichweite gewesen.

Jetzt war es an der Zeit, aufzulegen – oder sich wahlweise von seinem Trommelfell zu verabschieden. „Alles klar. Nicht der Rede wert. Viel Spaß noch!“

Lorenor Zorro, wag es ja nicht, jetzt-
 

Auch, wenn ihm Sanji ein klein wenig Leid tat…er hatte jetzt keine Zeit, eine Schimpftirade über sich ergehen zu lassen. Viel mehr sollte er sich endlich daran machen, sein Problem zu lösen. Kurz entschlossen legte er auf und steckte das Handy wieder weg.

Er musste sich zwischen seiner Arbeit und Marron entscheiden. Nur waren seine Möglichkeiten ein wenig beschränkt.
 

Nachdenklich biss er sich auf die Unterlippe. Er musste die Sache mit Buggy nur noch ordnungsgemäß hinter sich bringen – und das innerhalb der nächsten fünf Stunden, ansonsten würde der Auftrag an jemand anderen abgegeben werden. Bei seinem Glück auch noch an Falkenauge, der die unangefochtene Nummer Eins in der raren Branche der Kopfgeldjäger, der ihn jedes Mal so arrogant und herablassend musterte, sodass er sich vorkam wie ein Kind, das zum Direktor musste, um sich Ärger abzuholen.

Womit er auch schon wieder beim Thema war.
 

Marron konnte er dabei unmöglich bei sich haben, aber das Geld konnten sie gut zu brauchen. Dann musste er sich zumindest über die Miete und die Lebensmittelvorräte für diesen Monat keinen Kopf mehr zerbrechen und sich ein paar Tage Urlaub nehmen.

Außerdem hatte er sich jetzt schon viel zu lange mit diesem Mistkerl beschäftigt und war zu viele Risiken eingegangen, um jetzt noch das Handtuch zu werfen.
 

Schließlich fegte er die Gedanken entschlossen bei Seite.

Irgendeine Lösung würde ihm schon einfallen, wenn Marron wieder da war. Irgendeine Lösung fiel ihm schließlich immer ein, ansonsten hätten sie die letzten vier Jahre wohl kaum halbwegs unbeschadet überstanden.
 

Endgültig zurück in die Realität gerissen wurde er jedoch erst, als sich die junge Frau wieder an ihn wandte. Sie zupfte an ihren kurzen Haarsträhnen herum und sah ihm nicht in die Augen, während sie das Wort an ihn richtete, aber immerhin besser als nichts.

„Ärger mit der Frau?“, mutmaßte sie vorsichtig und deutete ein Lächeln an.
 

Für einen kurzen Moment irritierte ihn die Frage zutiefst, bis ihm aufging, dass sie unweigerlich sein Telefonat mitgehört haben musste. Aber Sanji war definitiv nicht seine Frau.

Nur konnte sie das ja schlecht wissen.
 

Zorro machte eine große Geste daraus, sich verlegen am Nacken zu kratzen, bevor er leicht mit den Schultern zuckte. „Nein, also…ich bin nicht verheiratet.“
 

= = =
 

TASHIGI
 

Während sie gezwungenermaßen und unheimlich neugierig auf das Telefonat des Prachtexemplars gelauscht hatte, war ihr Mut weiter in Richtung Erdkern gesunken. Das hörte sich zwar nicht nach einer wirklich harmonischen Beziehung an, aber definitiv nach einer Beziehung.

Die Antwort, die er ihr auf ihre verzweifelte Frage hin zukommen ließ, ließ ihre Laune jedoch schlagartig steigen und ihren Puls mal so richtig auffahren. Am liebsten hätte sie einen Luftsprung gemacht, der es in sich hatte, oder verzückt aufgequietscht, aber das sah ihr gar nicht ähnlich und außerdem würden sich ihre Chancen dadurch nicht im geringsten vergrößern.

Im Gegenteil.
 

„Oh…und was ist mit der Mutter der Kleinen?“, hakte sie nach einer Weile zaghaft nach und hoffte, nicht in irgendeiner Wunde zu stochern. Es war immerhin gut möglich, dass er eine nervenaufreibende Scheidung hinter sich hatte. Dass seine Ex ihn betrogen hatte und er nun ein tiefes Misstrauen gegenüber Frauen hegte. Dass er doch kein gewissenhafter Kopfgeldjäger, sondern ein prügelnder Alkoholiker war.

Dass ihr erster Eindruck von ihm sie getäuscht und für alle Fehler seinerseits vollkommen blind gemacht hatte.
 

„Sie ist tot.“
 

Oder das.

Sich selbst gedanklich auf jede erdenkliche Art verfluchend biss sie sich auf die Unterlippe, zwirbelte hastig weiter an ihrer Haarsträhne herum und überlegte, wie sie sich aus dieser verfahrenen Situation wieder hinausmanövrieren konnte.

Der Tod belagerte sie heute aber auch von allen Seiten. Erst bekam sie Sammy aufs Auge gedrückt und musste ihm mit Hängen und Würgen den Verlust seiner Oma erklären und jetzt verknallte sie sich auch noch urplötzlich in den erstbesten, trauernden Witwer, der ihr in die Arme lief und benahm sich wie ein Teenager im Hormonrausch.

Aber aller guten Dinge waren drei, oder? Vielleicht tat sich ja gleich der Höllenschlund vor ihr auf und zerrte sie unbarmherzig hinab in die Tiefe. Oder sie wurde von einem Blitz erschlagen.

Irgendeine göttliche Hilfe durfte sie ja wohl erwarten, oder? Immerhin war sie Gesetzeshüterin und setzte sich tagtäglich für andere ein. Ein bisschen Gerechtigkeit war doch nicht zu viel verlangt.
 

Bevor sie das Thema jedoch weiter vertiefen konnten oder sich ihr eine Gelegenheit dazu bot, nicht mehr wie ein totaler Vollidiot vor dem Prachtexemplar zu stehen, bogen die beiden Kinder um die nächste Ecke und stapften auf sie beide zu.
 

Der Gesichtsausdruck des Grünhaarigen wurde noch eine spur angespannter, als er seine Tochter herannahen sah und sofort bereute sie ihre unüberlegte Frage noch ein wenig mehr. Vermutlich hatte sie ihn gerade auf den Gedanken gebracht, dass die Kleine ihre Mutter wohl schmerzlich vermissen musste.

Nur ganz, ganz kurz kam ihr die Schnapsidee, dass sie vielleicht irgendwann einmal so was wie eine Ersatzmutter für die Braunhaarige sein könnte, aber die Erkenntnis, dass sie Kinder nach wie vor nicht ausstehen konnte, erstickte die Idee bereits im Keim.
 

Beinahe erleichtert über die Anwesenheit der Kids sah sie Sam dabei zu, wie er sich auf Zehenspitzen stellte, um seine Jacke vom Haken zu nehmen und wie er seine Pantoffeln gegen Straßenschuhe eintauschte. Aus den Augenwinkeln behielt sie jedoch das Prachtexemplar im Blick, der dem Mädchen kurz durch die Haare fuhr und ihr leicht auf die Schulter klopfte, bevor er sich ganz unerwartet wieder an sie wandte.

„Das ist mir echt unangenehm, aber...könnten Sie vielleicht auf Marron aufpassen?“
 

Tashigi erstarrte.

Sie meinte sogar zu merken, dass ihr Herzschlag vor Schreck ein paar Sekunden aussetzte.

Sie und auf ein Kind aufpassen? Ihre Einstellung zu den kleinen Anhängseln hatte sich trotz (oder gerade wegen?) Sammys Anwesenheit kein Stück weit geändert. Sie fand sie immer noch nervig, unausstehlich und viel zu klein für diese Welt.

Auf ein Kind aufzupassen war ja bereits eine ausgewachsene Naturkatastrophe, zwei würden dieses Erlebnis einer Apokalypse gleichsetzen und ihren Untergang endgültig besiegeln.
 

„Nur für ein, zwei Stunden“, setzte das Prachtexemplar hastig nach, als er ihre entsetzte Mimik bemerkte.
 

Zögernd blickte die Polizistin zu dem kleinen, braunhaarigen Mädchen an seiner Seite herunter, die entrüstet zu ihrem Vater aufsah und die dürren Arme protestierend in die schmalen Hüften stemmte. „Aber du hast gesagt, dass du mit mir zum Probetraining für die Fußballmannschaft gehst“, beschwerte sie sich in weinerlichem Tonfall und zog die Stirn in Falten.

Der Grünhaarige seufzte schwer und ging vor ihr in die Hocke, ohne auf eine Antwort zu warten. „Das mach ich auch. Versprochen. Aber wenn du dieses Kuscheltier haben willst, das wir letztens im Schaufenster gesehen haben, dann bist du ein Abbild für gutes Verhalten und spielst mit“, erklärte er schief grinsend und stupste sie gegen das Kinn.
 

Einen langen Moment war Tashigi viel zu irritiert und verunsichert, als Marron sie eindringlich musterte und ein gedankliches Urteil über sie fällte. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass Sammy nicht weniger Begeistert aus der Wäsche schaute.

Es war ihr unangenehm peinlich, dass die Kinder ihren Missmut durchschauten, während das Prachtexemplar offensichtlich Tomaten auf den Augen hatte. Meine Güte, es war doch nun wirklich offensichtlich, dass sie gerade mal wusste, wo bei einem Kind oben und unten war.

Wie kam er da auf die absurde Idee, sie würde auf seine Tochter aufpassen?
 

Dann stutzte sie. Wie kam er überhaupt auf den noch viel, viel absurderen Gedanken, dass sie bereits Ja gesagt hatte?!!

„Moooooooooooment“, schaltete sie sich hastig ein, aber als der Grünhaarige ihr einen kurzen, flehenden Blick zuwarf, sprangen alle Bedenken und Einwände freiwillig über Bord und ertränkten sich im Meer der Glücksgefühle.
 

Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, während drei Augenpaare sie genauestens beobachteten.

Verdammt, wie sollte sie auch einen klaren Kopf behalten und ihre Entscheidung noch einmal überdenken, wenn das Prachtexemplar sie so durchdringend musterte?! Das war ein taktisches Foul! Erschwerend hinzu kam noch die Tatsache, dass sie noch immer ein schlechtes Gewissen wegen ihrer unüberlegten Worte hatte und das damit verbundene Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein.
 

„Aber…wir kennen uns doch kaum. Sie wissen nicht mal, wie ich heiße“, entgegnete sie schließlich jedoch nur schwach und nervlich vollkommen am Ende ihrer Kräfte.
 

Der junge Mann grinste jedoch bloß. „Ich bin sicher, dass der Name Ihre Fähigkeit, auf Marron aufzupassen, nicht in Mitleidenschaft zieht.“

Tashigi hielt sich in der letzten Sekunde davon ab, hohl und freudlos aufzulachen. Da gab es eh keine Fähigkeiten, die in Mitleidenschaft gezogen werden konnten, aber das musste sie ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden. Denn in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass das ihre Chance war, bei ihm zu punkten.
 

„N-Na gut…“, gab sie schließlich nach und frimelte angespannt nachdenkend ihr Handy aus der Hosentasche hervor und hielt es ihm entgegen. „Speichern Sie Ihre Nummer ein. Und nennen Sie mich Tashigi.“
 

Es war ein Wunder, dass sie ihren eigenen Namen überhaupt noch aussprechen konnte. Eine Sekunde später hatte sie ihn nämlich vergessen, als das Prachtexemplar ihr ein erleichtertes, freundliches Grinsen schenkte und ihre Hand berührte, als er das Handy entgegennahm.
 

Danach ging alles ganz schnell.

Das Austauschen der Handynummern beanspruchte nicht allzu viel Zeit, dann verabschiedete sich der Grünhaarige kurz von seiner Tochter, winkte Sammy zu, bedankte sich noch einmal und machte sich dann aus dem Staub.

Kurz, bevor er um die nächste Ecke bog, hielt er jedoch inne und warf einen Blick zurück über die Schulter. „Ich bin übrigens Zorro“, rief er ihr zu, bevor er endgültig aus ihrem Sichtfeld verschwunden war.
 

Wie paralysiert starrte die Polizistin ihm nach und versuchte abzuschätzen, wie tief sie sich in die Scheiße geritten hatte.

Dann fiel ihr Blick auf die beiden Kinder, die ihr abwartend entgegenstarrten, und es fiel ihr wieder ein.

Bis zum Hals.
 

To be continued...



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  jyorie
2016-09-22T04:36:45+00:00 22.09.2016 06:36
Hallo (☆^ー^☆)

*lacht* Thasigi muss sich echt in das Prachtexemplar verguckt haben, wenn sie weiter dafür schwärmt das Zorro sich in dem „Haufen“ seltsamer Freunde noch hervortut und herausragt. Jede verantwortungsvolle Mutti die Kinder mag glaub ich wäre bei Zoros Aufzählung und Überlegung, wem er kurzfristig die kleine zuschieben könnte recht entsetzt über das Umfeld seiner Tochter. Da macht liebe wohl echt blind XD

Arme Thasigi, dafür war es lustig, wie sie beim ausfragen von Zoro von einem ins nächste Fettnäpfchen getapst ist. Erst das Sanji seine Ehefrau ist, dann mit der Mutter die gestorben ist. (Wobei eigentlich war es ja nur ihr peinlich, ich glaub Zoro hat sich daraus kaum was gemacht) Ist aber auch einfach schwer jemand kennen zu lernen und einen fremden etwas zu fragen^^°

Aber die Krönung war ja am Ende das Thasigi jetzt zwei Kinder auf dem Hals hat, auf die sie aufpassen soll. Das kann ja heiter werden.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  Rubyca
2011-04-04T19:44:59+00:00 04.04.2011 21:44
genial... ein besseres wort gibts dafür einfach nicht! bin hin und weg! erwarte schon sehnsüchtig das nächste kappi :D
würd mich auch über ne ens freuen, sobalds da ist ;)
Von: abgemeldet
2011-03-30T13:51:27+00:00 30.03.2011 15:51
schreib doch mal weiter :3
mich würde es tierisch interessieren endlich zu wissen wie es weitergeht^^
Von:  Venominon
2010-08-27T22:14:56+00:00 28.08.2010 00:14
xD
ich schmeiß mich weg^^
ihr talent das abc zu rülpsen xD
naja vll würde es dem prachtexemplar ja gefallen? ;)
man tash is echt sowas von verschossen xD
und dann das telefonat mit sanji
mensch ich kipp vor lachen um^^
na gut tash hatte schon befürchten dass das seine frau war aber dann dass mit der toten mutter hat sie echt aus der bahn geworfen
naja bald weis sie bestimmt mehr und dann is es ned mehr so schlimm^^
aber zorro hat recht
auch wenn sie kein mega bunny is hat sie trotzdem ihre reize
ach tash mach doch endlich mal deinen obersten knopf auf und zorro gehört dir xD
freu mich aufs nächste kapi^^
gruß Veni
Von: abgemeldet
2010-07-14T15:53:29+00:00 14.07.2010 17:53
göttlich. einfach nur göttlich! :D
schreib mal schneller (:
Von:  LadyTashigi
2010-07-13T21:07:09+00:00 13.07.2010 23:07
WAAAHHHHHHH! Wie toll!!!!!!
Ich hab's förmlich verschlungen >/////<

Aber Tashi kann ich total verstehen, bei so einem Prachtkerl von Mann würde ich auch meinen Namen vergessen *höhö*
So toll, so toll! Ich bin jetzt echt gespannt, wie Tashigi das jetzt schaffen soll, mit 2 Kindern am Hals =D *stellt sich das mega lustig vor XD*

Schnell schnell weiter schreiben! *süchtig*
Bin stolz auf dich *knutschi*

P.S.: Ich bin immernoch voll traurig, dass ihr wieder so schnell weg wart =( Aber ich freu mich schon auf nächstes WE!
Knutschi Tina von mir.
Von:  pbxa_539
2010-07-11T10:10:42+00:00 11.07.2010 12:10
Nachdem ich die ersten Kaps doch tatsächlich noch mal lesen musste, um den Zusammenhang zu kriegen, worum es hier doch ging *hust* JAAA, ich hab nen mieses Gedächtnis, ich weiß *soifz* XDD

Buggy liegt noch immer in Zoros Kofferraum?
Dem müsste doch bald mal die Luft ausgehen XD

Dass Zoro aber tatsächlich so vertrauensselig ist, Marron von Tashigi beaufsichtigen zu lassen. Dann muss er schon mächtig verzweifelt sein *kopfkratz*
Und Tash hat gleich zwei von etwas, das sie nicht wollte *lol*

Bin ja mal gespannt darauf, wie sie sich als Babysitterin von zwei Kids macht. Und vor allem, was Marron über ihren Daddy ausplaudert XD
Auf die Weise kommt Tashigi wahrscheinlich eher an Infos über Zoro, als wenn sie sich die Mühe macht, ihn zu fragen.
Davon abgesehen, dass sie beide ohnehin sparsam mit Infos über sich sind, wenn ich das so richtig sehe. Nya, bisher hatten sie ja auch nicht viel miteinander zu tun.

Ich freu mich jedenfalls aufs nächste Kap ^^
Von:  blooodymoon
2010-07-10T14:49:59+00:00 10.07.2010 16:49
dein ff ist ziemlich gut, schon lustig aber ich hab im hintergedanken immer den film kautionscop den ich mit meiner freundin gesehen habe, ich frag mich wie zorro ne verbindung zu ruffy und co. hat und besonders was ruffy für ne job hat,vielleicht schreibst du ja mit zoro und tashigi und den rest wenn der tag vorbei ist, aber die wichtigste frage ist wohl wie tashigi das geregelt kriegt,
auf jeden gutes ff, und kreig ich ne ens bei neuem kapitel


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