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Handbuch für Paranoide

von

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Feuer und Flamme

http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/301624/1588975/ Das ist die Adresse, wo ihr euch das Bild zu dieser Geschichte ansehen könnt. Ich find es mega gut getroffen. Es fängt die Atmosphäre goldrichtig ein. Vielen Dank an meine Tesla, Bussi.

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Er stand da und sah zu wie es brannte. Helle, heiße Zungen leckten gierig über das Holz, fraßen die Tapete von den Wänden und bohrten Löcher in die Decke. Es griff immer weiter um sich, schneller und schneller. Es zischte und knackte, dass es klang wie wütende Stimmen. Eine Wut, die nicht zu beschreiben ist. Eine Wut, die der des Mannes gleich kam, denn er hatte verloren. Er hatte den Wettlauf verloren, mit dem er den Brand hätte verhindern können. Es war wie ein Spiel mit festen Regeln und eine Regel besagte, dass er immer verlor.
 

Den Anfang nahm es mit einem tiefroten Glühen in der Nacht. Zwei dunkel glühende Kohlen sahen ihn aus der Finsternis an. So samten rot wie Glut kurz vor dem Verlöschen. Als er sie das erste Mal sah, war erneugierig. Es war in seinem Zimmer mitten in der Nacht. Wie so oft konnte er nicht schlafen. Er hörte das sägende Schnarchen seiner Eltern, das nach oben durch seinen Fußboden, durch sein Kopfkissen, welches er gegen seine Ohren presste, drang.
 

Kein gleichmäßiges Schnarchen, nein, die beiden mussten sich gegen ihn verschworen haben und atmeten derart unregelmäßig, dass man sich nicht darauf einstellen konnte. Er lag in dem winzigen Zimmerchen unter dem Dach auf seinem Bett. Im Sommer brütend heiß und im Winter so kalt, dass die Wände von seiner Atemluft glitzerten. Aber das nahm er in Kauf. Musste er wohl auch. Der Versuch einen eigenen Haushalt zu führen, war kläglich gescheitert. Er hatte nie gelernt, was zur Haushaltsführung nötig war. Mutter sagte immer, das ist nichts für einen Mann und Vater nickte bekräftigend. Vater nickte immer bekräftigend, wenn Mutter etwas sagte. War wohl bequemer für ihn.
 

Eine Freundin hatte er auch nicht. Er sei seltsam, meinte das Mädchen, mit dem er mal ausgegangen war. Es war das erste und das letzte Mal, dass er mit einem Mädchen ausgegangen war. So etwas musste er sich nicht sagen lassen, dass er seltsam war. Bloß weil er mit der Kerzenflamme auf dem Tisch ein bisschen gespielt hatte und nicht so viel erzählt hatte.
 

Na ja, was verstehen den Mädchen auch vom Feuer. Da haben die doch eh keine Ahnung. Aber das verstehen wohl auch nur die Wenigsten, welche Anziehungskraft eine Flamme hat. Wie sie lockt und schmeichelt, knistert, flüstert und liebkost. Feuer macht keine Kompromisse. Es fordert und gibt alles ohne Bedingung. Keine falschen Schwüre, keine Worte die verletzen. Es ist rein und verständlich. Das Mädchen hatte nur dämlich geguckt, als seine Worte zu schwach waren um es ihr zu erklären und er es ihr zeigen wollte. Sie mochte die Flamme nicht, die von ihr kosten wollte. Sie hat sie ausgeblasen, getötet und ihn dann angeschrieen er sei seltsam.
 

An all das dachte er, während er versuchte das Schnarchen zu überhören. Da leuchtete ihn aus der Dunkelheit dieses Glühen an. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er die Augen offen hatte. In seinem Zimmer war es eh so dunkel, dass das keinen Unterschied machte ob er die Augen offen oder geschlossen hatte. Es gab so wie so nichts zu sehen. Und dann auf einmal dieses Glimmen. Er überlegte, was das sein konnte, doch es fiel ihm nichts passendes ein. Er schloss die Augen, öffnete sie wieder, das Glühen war immer noch da.
 

Es kam ihn sogar größer und heller vor. Seine Augen schmerzten und tränten schon vom Hinstarren. Als ob das Ding es spürte, dass er nicht mehr lange hinsehen konnte, zeigte es plötzlich mehr. Eine kleine Flamme sprang hoch. Sie erhellte ein wenig die Umgebung, doch deutlicher wurde dadurch nichts. Dieses Ding sah irgendwie wie schwarzer Rauch aus, konturenlos, bis auf die Augen, eben dieses Glühen. Er setzte sich auf. Das Leuchten kam näher. Er konnte es fast berühren, doch als er die Hand danach ausstreckte, entzog es sich ihm.
 

Er folgte der Flamme durchs Zimmer, die Treppe runter, aus dem Haus, ohne das er es bemerkt hätte. Er wollte die Flamme und diese nebulöse Gestalt unbedingt erreichen. Als er wieder etwas von seiner Umgebung mitbekam, bemerkte er das er sehr weit von seinem Zimmer entfernt war. Er stand mitten in einer schmutzigen alten Lagerhalle. Es roch nach Öl und Metall und er war der Flamme jetzt so nah, dass er sie berühren konnte, aber er konnte sie nicht halten.
 

Sie war zu heiß, er war zu schwach. Er ließ sie fallen. Sofort fand das Flämmchen Nahrung und wuchs zu einer Flamme schön, hell und gierig. Unmöglich sie zu zügeln oder zu bändigen. Wild und fordernd. Er konnte sich nur noch in Sicherheit bringen und dem Brand zusehen. So war es beim erstenmal und beim zweiten Mal und beim dritten Mal war es auch so, wie jedes Mal. Als Andenken so zu sagen, oder um ihn zu necken, behielt er immer ein Streichholzbriefchen zurück, in dem ein Streichholz fehlte, obwohl er genau wusste, dass er keine eingesteckt hatte, er rauchte ja nicht.
 

Auch dieses Mal hatte er es nicht geschafft das Flämmchen festzuhalten und nun sah er dem Brand seines Elternhauses zu, wütend darüber zu schwach zu sein, sein Flämmchen nicht festhalten zu können. Gedankenverloren spielte er mit dem Streichholzbriefchen in seiner Hand.
 

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Feurio, sag ich dann mal oder lieber 112? Feurige Grüße Von mir Mau



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2010-07-04T10:33:06+00:00 04.07.2010 12:33
Wouw, wiedermal eine fetzige Geschichte, sehr stimmungsvoll. Ich fand, der Teil mit dem Mädchen und dem Date war etwas zu viel, aber ansonsten wirklich klasse. (Mir macht es Angst, daß er sich an seine Streichhölzer nicht erinnern kann. Der braucht echt ne Gummizelle, der Knabe ^^)


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