Sterne und Engel
Die beiden Kinder saßen vor dem Fluss. Das Mädchen mit den zarten weißen Flügel lehnte sich an ihn. „Weißt du was Emi?“ Das Mädchen sah fragend hoch. Sie hatte kaum was gesprochen, nur selten hörte er ihre feine Stimme. „Wenn wir uns wieder sehen…Schenke ich dir einen Stern!“
10 Jahre später
Wenn wir uns wieder sehen…Schenke ich dir einen Stern! Ich werde ihn dir schenken, das habe ich dir versprochen, nicht wahr? Auch wenn wir uns aus den Augen verloren, weiß ich doch dass ich dieses Versprechen einhalten werde und ihn dir schenken werde. Du erhellst meine Welt, dein Lachen erklingt auch nach zehn Jahren weiterhin verlockend in meinen Ohren. Dich lächeln zu sehen, in meinem Träumen…Ich liebe es so wie ich dich liebe. Du bist unendlich schön, verzeih dass ich dich Flachbrett genannt habe. Dein blondes kurzes Haar das die türkisenen Augen verdeckt…Ich will wieder mit einer deiner kurzen Locken spielen, deine Wange küssen, dich berühren, im Arm halten. Ich vermisse dich obwohl du so nah bist. Nach deinem Umzug wurdest du Sängerin, dein Lied erklingt überall…Deine Stimme ist immer da. Doch ich vermisse dich, ich kann dich nicht halten.
Solche Wörter fliegen einem durch den Kopf wenn man jemand vermisst. Umi wusste wovon er sprach. Er schob seine Brille nach oben und betrachtete das Plakat des Mädchens. Wie sehr sie sich verändert hatte. Ihr Haar war nun lang und ihre Kleidung betonte sehr gezielt ihre weiblichen Rundungen. Auf dem Plakat lachte sie, darum mochte er es. Auf den anderen Plakaten trug sie oft schwarze Sachen und wirkte traurig…Außer auf dem einen welches er so liebte. Es zeigte sie in einem weißen Kleid, die Hände zur Schale geformt eine leuchtende Blume darüber schwebend. Ihr Gesicht wirkte so ruhig. Aber davon hatte er eben nur eines und das konnte er ja nicht mitnehmen. Er betrachtete ihre neue CD und überlegte ob er sie kaufen sollte. Seufzend nahm er sie in die Hand, wem war sie wohl dieses Mal gewidmet? Den kranken Kindern in den Krankenhäusern? Den hungerenden Bettlern?Für jenen, der mir einen Stern versprach. In Liebe deine Emi. Umis Herz setzte für einen Moment aus. Wenn er da eben richtig las. Der junge mit dem blonden zerzausten Haar ging ins Geschäft. „Entschuldigen Sie? Kann ich die CD hier anhören?“ der Verkäufer grinste „Du bist jetzt schon der zweite der das fragt.“ Er wies auf eine kleine Tür „Dort kann man in aller Ruhe Musik hören.“ Der Junge seufzte, er wollte zwar alleine sein…Umi öffnete die Tür und betrat einen kleinen, etwas abgedunkelten Raum. Er erkannte eine schmale Gestalt, vermutlich die Person die vor ihm gefragt hatte. Umi öffnete die Hülle und setzte sich, innen war eine längere Widmung.
Verzeih meine Dreistigkeit zu denken du würdest auch noch an mich denken. Ich hoffe du bekommst das zu lesen. Ich wollte dir sagen wie dankbar ich dir bin, in all den Jahren hat mich die Erinnerung an dich erhalten. Wenn du meintest dich stört es nicht das ich anders bin…Und als wir in der Nacht vor meinem Umzug am Fluss saßen und du mir dein Versprechen gabst…Wer hätte geahnt was alles passieren könnte? Was die Zukunft bringt? Heute bin ich eine halbwegs berühmte Sängerin, in Japan kennt mich jeder. Keiner fragt nach meinen Flügel, ich bringe Geld und die Flügel sind niedlich. Aber so war das nicht immer, oder? Du warst es schon im Kindergarten der mit mir spielte. Du bist mein Engel, du fängst mich auf…Allein dank meinen Erinnerungen an diese Zeit. Und als du versprachst das du mir einen Stern schenken wirst…Nun Umi ich habe dir was zu sagen. Du hast dieses Versprechen gehalten. Jede Erinnerung an dich ist ein Stern und du…Du bist der größte Stern von allem. Du bist wohl, wenn du das liest, erstaunt. Warum habe ich mich nie gemeldet? Warum bin ich so feige dir das alles nur durch ein dummes Lied mitzuteilen? (Vielleicht magst du meine Musik nicht…Vielleicht hasst du sie!) Aber ich bin ein Feigling, wenn ich an dich denke bin ich wieder das kleine Mädchen im Kindergarten oder in der Schule das schüchtern in der Ecke steht, aber dieses Mal muss ich selber die Schritte gehen, du nimmst mich nicht bei der Hand und ziehst mich raus! Ich bin kein Schulmädchen mehr…Lass dir eins gesagt sein Umi…Wenn wir uns sehen, irgendwann, werde ich dir einen Stern schenken.
Umi lächelte, hatte sie eine Ahnung. Er hatte nie aufgehört an sie zu denken. Sie bedeutete ihn viel. „Dürft ich das Lied bestimmen?“ fragte er die schmale Person vor sich. Sie nickte. Lächelnd suchte Umi das Lied und lauschte dem Lied.
Stay awake.
Stay awake survive.
I've got nineteen stars that I.
Gave your name.
Tonight.
I wanna scream.
Wanna scream your name.
Starlight.
My life can save.
You're my wish tonight.
No one can catch me.
The way that you catch me.
The way that you keep me when I'm out of time.
What if I need you?
When I can't see you?
And I'm running out of life.
Umi musste bei den Zeilen lächeln. Er liebte ihre Stimme. „Danke“ er drehte sich zu der Person um. Das Mädchen hob den Kopf und blickte ihn aus türkisenen Augen an. „Der Verkäufer meint, du wärst immer hier wenn ich eine neue CD habe“ Umis Mund wurde trocken. Aber er lächelte, doch sie…weinte. Er schloss sie in den Arm „Was ist los? Du bist ja noch immer die Heulsuse von damals“ Emi vergrub ihren Kopf an seine Schulter. Ihre Jacke war leicht deformiert wegen den Flügel. „Ich…hab kein…keinen Stern für dich“ schluchzte sie und hielt sich an ihm fest. Umi hielt sie etwas von sich „Achso?!“ Er warf ihr einen wütenden Blick zu und merkte wie sie aufhörte zu weinen. Sein Gesicht wurde sofort sanft „Du bist weiterhin ein Baka, du bist doch genug. Wer braucht einen Stern? Ich habe einen Engel“ er zog sie zu sich und küsste sie sanft.
