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Was wäre wenn

... der Kampf im Tal des Endes anders ausgegangen wäre? (eine Partner-FF von -NikaEvelina- und mir)
von

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Lasst die Spiele beginnen/Baumstammklettern reloaded

Als Kakashi am frühen Morgen aufwachte, stellte er als erstes wenig begeistert fest, dass er auf einem sehr harten, sehr ungemütlichem Bett lag, ihm die Morgensonne durch die nicht mal ansatzweise lichtdichten Vorhänge genau in die Augen schien und es irgendwie stark nach Alkohol und einer durchzechten Nacht roch.

Das alles verblasste aber schlagartig, als er die Augen mit einer Hand gegen das grelle Licht der unbarmherzigen Morgensonne abschirmte, sich ein Stück aufsetzte und blinzelnd im Raum umsah.

Unter seiner Maske, die zum Glück noch an ihrem Platz saß, musste er unwillkürlich lächeln. Vor ihm auf dem Boden lagen seine beiden Schützlinge und gaben im Schlaf ungewollt ein fast schon niedliches Bild ab. Kakashi konnte sich nicht vorstellen, dass sie das beabsichtig hatten, aber sie lagen Rücken an Rücken, beide entgegengesetzt in genau derselben Haltung mit leicht angewinkelten Beinen und angezogenen Armen.

Um ein Haar hätte man sie (wie so ziemlich alle schlafenden Kinder) für liebe, kleine Engelchen halten können, doch Kakashi wusste es besser und seufzte leise. Sobald die beiden wach waren, würden sie alles andere als friedlich und lieb sein.

Dann blinzelte der Jounin erschrocken, als ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf schoss: Wenn Naruto und Sasuke beide auf dem Boden lagen und die Couch, die er Dank der fehlenden Größe dieses Zimmers ebenfalls problemlos sehen konnte, leer war, hieß das dann nicht…?

Ein Blick nach rechts bestätigte seine Befürchtung und Kakashi entschied eilends, dass er lange genug geschlafen hatte und war in Null Komma Nichts aus dem Bett. Einen Moment lang stand er einfach nur da und überlegte noch, ob er die beiden Jungen wirklich wecken sollte. Immerhin wäre dann, rein realistisch betrachtet natürlich, die ruhige Zeit für heute erstmal vorbei.

Dann kam ihm ein Gedanke, der ihn fies grinsen ließ und mit federleichten, nicht hörbaren Schritten schlich er zu seinem Rucksack hinüber, um den kleinen Fotoapparat herauszukramen, den er meistens dabei hatte. Ein kleines Druckmittel konnte bei den beiden Sturköpfen immerhin nicht schaden und so würde er wohl auch mal ein wenig Spaß haben, sobald er den nächsten Fotoladen gefunden hatte, der ihm die Bilder entwickeln konnte.
 

Gute zwei Stunden später waren sie wieder unterwegs. Jiraiya, der schon direkt nach dem Aufwachen wieder angefangen hatte sich mit Naruto über Mädchen und die richtige Abendbeschäftigung zu streiten und noch immer ein wenig verstimmt war, weil er seine Gesellschaft verloren hatte, lief voran. Oder besser, er stolzierte voran, mit weit ausholenden Schritten und vor sich hin summend, um vorzugeben, dass er den Rest der Truppe ignorierte, insbesondere den Teil der direkt hinter ihm lief.

Das war nämlich Naruto und der versuchte sein nunmehr einer halben Stunde den „alten Kerl“ darauf aufmerksam zu machen, das sie auf einer Trainingsreise waren und Training keinesfalls mit Sauftraining oder Flirttraining gleichzusetzen war. Lautstark wie eh und je, konnten die anderen nur froh sein, dass sie gerade nicht verborgen unterwegs sein mussten, denn die Stimme des Jungen konnte man vermutlich in einem Umkreis von locker zehn Kilometern hören… wenn nicht noch mehr.

Und so war es auf kein Wunder, dass Sasuke, der als nächster in der Reihe kam, erstmal ein gutes Stück Abstand zwischen sich und dem schreienden Jungen ließ und ab und an – wenn Naruto wiedermal besonders hohe Oktaven erreichte – genervt und gequält zugleich das Gesicht verzog oder sich ein-, zweimal sogar die Ohren zuhielt. Auch er war schlecht drauf, nicht nur, dass er auf diese bescheuerte Reise wegen dieser bescheuerten Erpressung mit diesen bescheuerten Typen musste, nein, er war auch noch reichlich unsanft von einem lauten, schiefen Lachen geweckt worden (als Kakashi Jiraiya anstieß, um ihn auf das friedliche Bild vor ihnen aufmerksam zu machen), hatte zum Frühstück die wohl mieseste Pampe, die sich Essen schimpfte, überhaupt (und er wollte gar nicht erst wissen, was das war – wieso hatte ihn Kakashi nur gezwungen überhaupt zu frühstücken?) bekommen und nun drohte eine immerlaute Nervensäge auch noch damit sein Gehör zu zerstören.

Konnte dieser Tag eigentlich noch besser werden?

Natürlich beschwert sich ein Uchiha nicht laut über so etwas, nein, er setzt stattdessen das düsterste Gesicht auf, zu dem er fähig ist, vergräbt die Hände in den Hosentaschen, stampft grazil vor sich hin und starrt alles und jeden, der es wagt, ihm in den Weg zu kommen oder ihn gar anzusprechen böse an.

Einzig Kakashi, der – „aus Sicherheitsgründen“ – heute das Schlusslicht bildete, schien nicht vor sich her zu schmollen.

Nein, stattdessen behielt er die beiden Jungen vor sich ganz genau im Auge. So waren ihm auch die Blicke nicht entgangen, die Naruto während seiner Standpauke, die ohnehin auf taube Ohren stieß, immer wieder nach hinten warf. Wartete er darauf, dass Sasuke etwas tat? Wenn ja, was? Kakashi war sich nicht wirklich sicher, ob Naruto wusste, dass Sasuke keine große Wahl blieb, als mit ihnen zu kommen.

Dass er es nicht freiwillig tat, dürfte wohl klar sein, aber was erwartete der Blödmann? Einen Angriff? Oder eher einen Fluchtversuch? Es war nicht weiter schwer in Narutos Gesicht zu lesen, dass er mit sich selbst rang, ob er Sasuke ansprechen sollte oder nicht.

Sasuke seinerseits, da war Kakashi sich beinahe sicher, fing diese Blicke ab und an sogar auf, aber er schien nicht im Geringsten darauf zu reagieren, was ihn einigermaßen überraschte. Eigentlich wartete er seit ihrem Aufbruch auf einen bissigen Kommentar in Narutos Richtung, doch der war bisher ausgeblieben. Er war sich ganz und gar nicht sicher, ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, aber viel konnte er im Augenblick nicht tun, als erstmal abzuwarten und zu beobachten, wie sich das ganze entwickelte.
 

Weitere drei Stunden später erreichten sie das erste Ziel ihrer Reise. Zu sagen, dass die beiden jüngeren Ninja ungläubig aus der Wasche sahen, wäre eine deutliche Untertreibung gewesen. Viel mehr sahen sie ihre Sensei mit einem Blick an, der eindeutig ausdrückte, dass sie der Meinung waren, die beiden Älteren hätten den Verstand verloren.

Das kleine Dorf, das diesen Namen im übrigen nicht wirklich verdiente, bestand aus ganzen sechs Gebäuden – allem Anschein nach fünf Bauernhöfen mit einem Gasthof – die in einem großen, losen Kreis um eine Art altmodischen Brunnen, der offenbar den Dorfmittelpunkt bildet, gruppiert waren.

Darum wechselten sich Felder mit Kühen, Schweinen und gelegentlich Schafen mit grün bewachsenen Äckern und Ausläufern des Waldes, den sie gerade verlassen hatten, ab. Rechts von ihnen zog sich parallel zum Weg ein kleiner Bach, der sich einmal quer über den freien Platz vor ihnen wand und dann irgendwo auf der linken Seite hinter einem der Gebäude wieder verschwand.

Das hier war wohl so ziemlich einer der langweiligsten, abgelegensten, einsamsten Orte, die Konoha zu bieten hatte, und ausgerechnet hier lag ihr erstes Ziel?! Was bitte sollten sie hier trainieren??

Gerade, als Naruto den Mund aufmachen wollte, um sich zu beschweren, brach Kakashi gut gelaunt die Stille: „So, da wären wir. Es ist schon nach Mittag, fangen wir also am besten gleich mal an. Jiraiya?“, wand er sich an den Weißhaarigen, der ihn einen kurzen Augenblick fragend ansah, ehe er verstehend nickte.

„Aber sicher doch. Los, Jungs, gebt mir eure Taschen, ich bring sie in die Unterkunft, dann könnt ihr gleich anfangen!“, grinste er breit.

„Und du gleich die Weiber abchecken, wie Ero-Sennin?“

Doch Jiraiya zog es vor darauf nicht zu antworten, ließ sich die Taschen der beiden Genin geben und war auf und davon, während Kakashi nur die Schultern zuckte und auf den Waldrand ein ganzes Stück links von ihnen deutete.

Naruto und Sasuke folgten ihm schweigend, wurden aber zunehmend argwöhnischer, als er immer und immer wieder die Bäume hinaufsah und Worte wie „zu klein“, „zu niedrig“ oder „zu dünn“ vor sich hin murmelte. Nach guten fünf Minuten langweiligem hin und her Latschen, tauschten die beiden einen genervten Blick, nur um sich gleich darauf bewusst zu werden, was sie da eigentlich taten und so schnell es ging den Kopf wieder abzuwenden.

Weitere fünf Minuten später hielt Naruto es nicht mehr aus: „Kakashi-sensei, was zum Teufel suchen wir eigentlich?!“

Kakashi indes ließ sich davon nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen und fuhr fort einen Baum nach dem anderen in aller Seelenruhe zu inspizieren. „Nun, wenn du dich so aufregst, wie wäre es zuerst einmal mit Geduld?“

Ein Schnauben war die einzige Antwort darauf und hätte Naruto in diesem Moment sein Gesicht sehen können, so hätte er darauf ein amüsiertes Schmunzeln gesehen. Er rechnete schon gar nicht mehr damit, als Kakashi entschied ihm doch noch zu antworten: „Wir suchen den besten Trainingsplatz.“

Naruto hob mehr als leicht skeptisch eine Augenbraue. „Trainingsplatz für was?“

Nun kicherte Kakashi wirklich und irgendwie hatte Naruto kein sehr gutes Gefühl bei der Sache, als sein Lehrer vor einem vermutlich ziemlich alten Baum stehen blieb und sich zu ihnen umdrehte.

„Da haben wir ihn doch schon.“

„Schon?“, murmelte Naruto genervt, warf aber dennoch einen Blick nach oben, nur, um festzustellen, dass Kakashi offensichtlich nach einem der ältesten Bäume gesucht hatte. Dieses Exemplar war extrem groß und musste einen enormen Umfang haben. Vermutlich würden sie es nicht einmal zu viert gänzlich umfassen können.

Naruto setzte dazu an zu fragen, was genau sie denn jetzt bitte eigentlich mit diesem Baum anstellen sollten, doch zum zweiten Mal an diesem Tag kam Kakashi ihm zuvor: „Wir verlassen das Dorf wieder, sobald ihr mir sagen könnt, was wir hier trainieren wollen. Oh, und umsetzen können solltet ihr es am besten auch.“

Unnötig zu sagen, dass Naruto daraufhin das Gesicht verzog. „Wie sollen wir Ihnen denn sagen, was wir trainieren, wenn wir nicht trainieren? Das wäre ja so, als wenn man sagen soll, welche Sorte Ramen man in der Hand hat, obwohl die Packung verschlossen ist und jemand den Aufdruck übermalt hat.“

Zwei fragende Augenpaare richteten sich auf den blonden Jungen, der mit vor der Brust verschränkten Armen da stand und verwundert zurücksah. „Was?“, fragte er und sah unschlüssig zwischen Kakashi und Sasuke hin und her.

„Das war ein… interessanter Vergleich, Naruto.“, kommentierte Kakashi trocken, wozu Sasuke ein gemurmeltes „Volltrottel“ hinzufügte, ehe ihr Lehrer sich vernehmlich räusperte und fortfuhr: „Die Frage ist durchaus berechtigt, aber, keine Sorge, ich werde euch natürlich eine Aufgabe geben, aber herauszufinden, wozu sie gut ist, müsst ihr schon selbst.“

„Bringt diese Art von Training uns dann überhaupt etwas?“, hakte Sasuke skeptisch nach und musste gegen seinen Willen Naruto zustimmen: Irgendwie erschien ihm das ganze reichlich sinnlos.

„Das will ich doch hoffen, aber am Ende liegt es bei euch.“, erwiderte Kakashi und verriet damit genauso viel, wie meistens auch: nämlich rein gar nichts. Er winkte allerdings die beiden Jungen ein Stück näher zu sich und wartete geduldig, bis sie sich – reichlich widerstrebend – nebeneinander gestellt hatten. Dann deutete er auf den Baum hinter sich. „Was meint ihr? Wie hoch hinaus geht er?“

Naruto und Sasuke tauschten einen kurzen Blick, dann zeigte sich eine seltsame Entschlossenheit auf beiden Gesichtern und sie starrten angestrengt nach oben.

„30 Meter.“, antwortete Sasuke als erster nach kaum zehn Sekunden.

„Oh? Bist du dir ganz sicher?“, fragte Kakashi, woraufhin der Schwarzhaarige noch einmal nach oben sah und sich trocken korrigierte: „Nein, doch eher 30,2358 Meter.“

Der Sarkasmus in seiner Stimme entging wohl nur Naruto, der nach wie vor nach oben blickte und den oberen Teil des Baumes fixierte, den man Dank des Blätterdachs kaum noch sehen konnte. „Also, ich denke…“

„Kakashi-sensei, was machen Sie da eigentlich?“, murrte Sasuke in dem Moment und so sehr Naruto sich auch darüber ärgerte, dass er schon wieder unterbrochen worden war, der seltsame Tonfall ließ ihn doch den Blick senken. Es war nicht weiter schwer zu erraten, was Sasuke meinte: Kakashi war aus irgendeinem unerfindlichen Grund vor ihnen in die Hocke gegangen, doch nun klopfte er sich die Hände ab und richtete sich wieder auf.

„Nichts weiter. Dann können wir ja jetzt loslegen.“

„Wollten Sie nicht wissen, wie hoch der Baum ist?“, fragte Naruto sogleich lautstark nach. Doch Kakashi schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte nur, dass ihr euch nicht so sehr sträubt.“ Ehe die unausgesprochenen Fragen, die nur zu deutlich auf den Gesichtern der beiden aufblitzten, ihren Weg zu den Mündern finden konnten, fuhr er eilends fort: „Um es kurz zu fassen: Ich möchte, dass ihr den Baum da hochklettert. Und zwar ohne eure Hände zu benutzen.“

Gute drei Herzschläge lang war es totenstill und Kakashi hatte einen immensen Spaß daran zuzusehen, wie den beiden Jungen langsam aber sicher die Gesichtszüge entglitten. In Gedanken zählte er ruhig. Fünf. Vier. Drei. Zwei. Eins. Nu…

„Das ist doch wohl der größte Schwachsinn überhaupt!“, motzte Naruto berechenbar wie eh und je drauflos, „Das haben wir doch schon längst hinter uns!!“

Sasuke sagte nichts, er schnaubte nur und verschränkte die Arme, aber es war offensichtlich, dass er Naruto zustimmte. Kakashi schmunzelte unbemerkt wissend.

Dann trat er seelenruhig einen Schritt zur Seite, deutete auf den Baum und meinte. „Nur zu, wenn ihr nach oben kommt, verzichte ich auf den Rest des heutigen Programms.“

Seine beiden Schüler verdrehten synchron die Augen, stießen sich mit einem Bein ab und rannten auf den Baum zu… nun, sie versuchten es zumindest. Keiner der beiden kam weiter als einen Schritt, dann stürzten sie nebeneinander doch eher unsanft auf den Waldboden.

Naruto fluchte, spuckte einen Mund voll Erde aus und funkelte sauer in Sasukes Richtung. „Hey, du Bastard, das war nicht meine Idee, also stell mir hier gefälligst kein Bein!!“

Sasuke knurrte, stützte sich auf die Unterarme ab und schoss einen nicht weniger wütenden Blick zurück. „Was redest du da, du Volltrottel? Wer hat denn hier bitte wem ein Bein gestellt?!“

Sie wollten offensichtlich aufstehen, doch noch ehe sie sich auch nur halb aufrichten konnten, stürzten beide sofort wieder vornüber, was weitere Flüche und Verwünschungen mit sich brachte. Kakashi staunte nicht schlecht, was die beiden doch alles für Schimpfworte kannten, doch ehe sie sich noch zerfleischten – inzwischen waren sie nämlich schon zur einer mittleren Bodenrangelei übergegangen – hielt er sie doch lieber auf, indem er vorsichtig, aber bestimmt ihre Köpfe auseinander drückte. Das zwang die beiden Jungen automatisch dazu ein Stück voneinander weg zu rücken – allerdings nicht sehr weit.

Beide sahen gleich verwirrt zu ihren Beinen, als sie einen merklichen Widerstand spürten. Kakashi überlegte noch, ob er es ihnen lieber gleich erklären oder doch eher warten sollte, bis sie es selbst herausfanden, doch Sasuke nahm ihm die Entscheidung ab. Er wand den Kopf und sah aus, als wollte er seinen Lehrer regelrecht mit Blicken durchbohren. „Ein Faden?!“, knurrte er leise und griff nach dem kaum sichtbaren, störenden Objekt, dass sich um sein rechtes und Narutos linkes Knie wand und sie zusammenhielt. Aber so sehr er auch daran zerrte und versuchte ihn einfach herunter zu schieben, der Faden blieb wie angeschweißt an derselben Stelle.

Naruto indes hatte Sasuke reichlich ungläubig zugesehen und stumm abgewartet, bis der Schwarzhaarige entnervt aufgab und stattdessen wieder Kakashi mit Blicken aufspießte.

„Was…?“, setzte Naruto an, der sich gerade leicht mit der Situation überfordert fühlte.

Kakashi grinste unter seiner Maske breit. „Training. Ich sagte doch, ihr sollt den Baum hoch laufen.“ Er zwinkerte amüsiert und ignorierte alle imaginären Pfeile und Dolche, die ihn gerade durchbohren wollten ungerührt.

„Während unsere Beine zusammengebunden sind?!“, versicherte sich Naruto skeptisch, worauf Kakashi nickte.

„Nun, genau betrachtet solltet ihr vielleicht erstmal das Laufen an sich üben, ehe ihr wirklich versucht da hochzuklettern…“ Er brach ab und musste sich alle Mühe geben nicht laut loszulachen angesichts des Schauspiels, das sich ihm gerade bot. Sasuke war es zu bunt geworden und er hatte erneut aufstehen wollen, hatte es sogar geschafft Narutos Bein schlichtweg halb mit in die Höhe zu ziehen, ehe der Blondschopf sich ärgerlich gegen diese Behandlung gewehrt hatte und beide aufeinander wieder zu Boden gefallen waren. „Bei genauerer Überlegung solltet ihr doch lieber mit dem Aufstehen anfangen.“, kommentierte Kakashi erheitert und sprang auf einen der Nachbarbäume.

Er machte es sich gemütlich und zog in aller Seelenruhe sein Büchlein aus der Tasche. „Sagt Bescheid, wenn ihr wieder stehen könnt.“

Hätten Blicke töten können, so wäre er in diesem Moment wohl wortwörtlich tausend Tode gestorben, doch da sie das ja bekanntlich nun einmal nicht können, grinste er nur im Verborgenen umso breiter. Das konnte noch ein sehr lustiger Tag werden…
 

Tatsächlich brauchten sie fast eine Viertelstunde, ehe sie sich endlich darauf einigen konnten gleichzeitig aufzustehen. Sasukes Weigerungen mit Narutos zu sprechen und Narutos Sturheit nicht auf das hören zu wollen, was ihm sein Teamkollege sagte (insbesondere nicht auf „wenn ich ‚jetzt’ sage, stellst du deinen Fuß auf“) machten das ganze nicht unbedingt leichter.

Nun standen sie also mit vor der Brust verschränkten Armen dich nebeneinander und weigerten sich auch nur einen Blick zu tauschen.

Naruto seufzte in Gedanken, so hatte er sich das ganze nicht vorgestellt. Irgendwie war er immer davon ausgegangen, dass Sasuke wieder zur Vernunft kommen würde, wenn es ihm gelang ihn zurück nach Konoha zu schleifen, aber so wie es im Augenblick aussah, wollte der immer noch davon rennen. Die Frage war nur: Was hielt ihn davon ab?

Gestern Abend wäre die ideale Gelegenheit gewesen abzuhauen, während beide Lehrer… beschäftigt und Naruto zu genervt gewesen waren, um auf ihn zu achten. Bedeutete die Tatsache, dass Sasuke nichts unternommen hatte, dass es doch noch Hoffnung gab?

Er warf einen kurzen Blick zu Kakashi hoch, der immer noch auf dem breiten Ast oben im Baum rechts von ihm lümmelte und in sein Buch versunken war. Was hielt er von der Sache? Glaubte er, dass sie noch eine Chance hatten?

Unwillkürlich huschten Narutos Augen nach links und, wie auf ein geheimes Zeichen hin, sah auch Sasuke in genau diesem Moment zu ihm herüber, sodass sich ihre Blicke nun doch trafen. Beinahe sofort zuckten beide wieder weg.

„Wir sollten das dann mal besser hinter uns bringen, oder?“, brach Naruto die unangenehm werdende Stille. Die einzige Reaktion darauf war ein Schnauben. „Hn.“ Er deutete das mal als Zustimmung und wollte loslaufen.

Sasuke ebenfalls – nur leider zum wiederholten Mal mit dem anderen Bein, sodass beide um ein Haar gleich wieder vornüber auf den Boden gekracht wären, hätten sie sich nicht im letzten Moment mit den Händen abgefangen.

Sasuke murmelte etwas Undeutliches vor sich hin, während er sich wieder aufrichtete, dann funkelte er Naruto wütend an, zögerte einen Moment lang, als wäre er sich unsicher, ob er überhaupt sprechen sollte und knurrte dann kaum hörbar: „Hör zu, du Idiot, es bringt nichts, wenn du drauflos stürmst. Wir müssen mit demselben Fuß anfangen, kapiert?“

Augenblicklich meldete sich Narutos Dickkopf und er streckte als Antwort erst einmal die Zunge raus, während er sich innerlich freute, dass Sasuke immerhin mal wieder mit ihm gesprochen hatte.

Sasuke ignorierte ihn weitestgehend und entschied ohne ihn zu fragen: „Wir fangen beide hiermit an.“ Er hob überdeutlich ihre zusammengebundenen Beine ein Stück hoch. Es war keine Frage, sondern fast schon ein Befehl und seinem Blick nach zu urteilen wartete er nur darauf, dass Naruto ihm widersprach und/oder protestierte. Der allerdings tat ihm nicht den Gefallen, sondern blieb unüblich still und wand den Kopf nach vorn.

Er zog fast schon behutsam sein linkes Bein nach vorn und als er merkte, dass Sasuke in die Bewegung mit einstieg, machte er ohne Nachzudenken den nächsten Schritt. Diese Technik ging überraschend lange gut, bedachte man, dass Naruto überall hinsah, nur nicht zur Seite, doch nach etwa vier Metern passierte das Unvermeidliche.

Ihre Schrittlängen waren nicht aufeinander abgestimmt und da die beiden Jungen sich weigerten mehr als nötig aufeinander zu achten… stellten sie sich im wörtlichen Sinn mehr oder weniger selbst ein Bein. Narutos zu großer Schritt zwang Sasuke dazu sich zur rechten Seite hin zu lehnen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, dabei stieß er unweigerlich gegen Naruto, der nun ebenfalls einen Seitwärtsschritt machen musste, Sasuke dabei nur noch weiter nach rechts zog und sie beide umgeworfen hätte, hätte Sasuke nicht geistesgegenwärtig den Arm des Blondschopfs gepackt und ihn wieder zurück gezogen.

Naruto sah leicht entgeistert auf seinen Arm hinab, den Sasukes Hand noch immer umschloss. „Du…?“

Sasuke schnaubte. „Bild dir nichts drauf ein, Volltrottel, ich hab nur keine Lust wieder hinzuknallen.“ Dann ließ er fast schon ruckartig los und sah wieder weg. Naruto allerdings musterte das Gesicht seines Teamkollegen kritisch von der Seite. War das wirklich die ganze Wahrheit gewesen?
 

Kakashi hatte sich geweigert, ihnen den Faden abzunehmen, als sie zum Abendessen gingen und so waren die Jungen zum Leidwesen beider gezwungen gewesen sich dicht nebeneinander zu setzen.

Sasuke hatte auf die Art und Weise mehrere Spritzer von Narutos Ramen abbekommen und Naruto zum Dank mehrere unsanfte Schnipser gegen Ohr oder Stirn – und auch das nur, weil Sasuke wusste, dass eine Kopfnuss oder Ohrfeige sie im schlimmsten Fall beide vom Stuhl geworfen hätte. Oh, wie er das alles gerade wieder hasste. Was genau wollte Kakashi – der zum Essen nicht einmal erschienen war – damit eigentlich bezwecken? Dass sie sich noch mehr auf die Nerven gingen, als üblich? Wollte er ihn bloß in Versuchung bringen, Naruto doch noch umzubringen?!

Jiraiya hatte sich, kaum, dass er aufgegessen hatte, verabschiedet und nicht nur Sasuke hatte das untrügliche Gefühl, dass sie ihn diesen Abend nicht mehr wieder sehen würden. Wenigstens hatten sie diesmal zwei Zimmer und Kakashi hatte netterweise daran gedacht ihnen vor dem Essen den Zimmerschlüssel zu geben – wenn auch vermutlich nur, damit sie nicht wieder auf die Idee kamen, nach den beiden zu suchen.

Nun, zumindest Sasuke hatte auch definitiv keine Lust darauf sich zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen mit den beiden sturzbesoffenen Lehrern anzulegen und als hätte Naruto, der gerade neben ihm murrend mit seinen Essstäbchen spielte, seine Gedanken gelesen, murmelte er kaum hörbar: „Zimmer?“

Sasuke nickte, was Naruto wohl aus den Augenwinkeln gesehen hatte, denn er legte das Stäbchen weg und setzte dazu an aufzustehen. Sasuke folgte der Bewegung und sie schoben sich langsam seitlich an dem Tisch vorbei. Sasuke unterdrückte ein Knurren, ein Glück, dass niemand hier im Raum war, das war so was von erniedrigend…

Wenigstens das Laufen hatten sie aber inzwischen halbwegs drauf und so kamen sie zumindest ohne allzu große Probleme in ihr Zimmer. Es war eine Mischung aus traditioneller und moderner Einrichtung, was Sasuke nur recht kam. Die Tatami-Matten konnten sie zum Schlafen nebeneinander schieben, wenn es sein musste. Das war zwar unangenehm, aber immer noch besser als ein Doppelbett und sobald dieses elendige Training vorüber war, konnten sie sich schön weit auseinander schieben… so etwa drei Meter, schätzte er. Das wäre ja auch wohl das mindeste und…

Seine Gedanken wurden schlagartig unterbrochen, als ihn ein Arm im Gesicht traf. „Hey, pass doch auf…!“

Als er sich umwand musste er feststellen, dass Naruto sich gerade Jacke und T-Shirt abgestreift hatte und mit dem rechten Bein aus der Hose stieg.

Sasuke stöhnte wütend und fasste sich mit einer Hand an den Kopf. „Du Vollidiot, wie zum Geier willst du denn die Hose ausziehen, wenn der Faden darüber liegt und… hey…!!“ Naruto hatte ihn nicht beachtet und das linke Bein mit soviel Schwung hochgerissen, dass es Sasuke fast auf die Bretter geschickt hätte, wäre das Zimmer nicht klein genug gewesen, dass er sich noch mit den Händen an der Wand hinter sich abfangen konnte.

Er wollte gerade zu einer mehr als wütenden Antwort darauf ansetzen, als er verwundert blinzeln musste. Naruto hatte es geschafft die Hose auszuziehen, obwohl der Faden immer noch da war. Wie…?

Der Blondschopf allerdings beachtete ihn immer noch nicht, warf besagte Hose achtlos in die Ecke und wollte zu einer der Matten links von ihnen gehen, doch diesmal verlagerte Sasuke das Gewicht rechtzeitig und bremste ihn aus. Nun endlich wand Naruto den Kopf doch um und Sasuke wurde erneut überrascht, als sein Gegenüber ihm tatsächlich eine ernste, fast schon traurig wirkende Miene präsentierte.

„Willst du da ewig rum stehen, oder gehen wir heute noch mal schlafen?“, kommentierte Naruto tonlos, was Sasuke automatisch ein Schnauben abrang. Was war denn auf einmal in den gefahren?

„Sonst fällt dir nichts ein?“

Naruto zuckte die Schultern und zerrte wieder an ihren zusammengebundenen Beinen, doch Sasuke dachte gar nicht erst daran locker zu lassen. Zu leicht würde er es ihm nicht machen.

Narutos Gesicht verzog sich, aber nicht wütend, nein, es wurde schlagartig… enttäuscht?

„Was soll ich denn noch sagen, du hörst mir doch ohnehin nicht zu, oder?“, meinte er pampig und versuchte offensichtlich etwas zu überspielen. Das reizte Sasukes Ärger erneut.

„Ich höre dir nicht zu, ja? Wer ist denn bitteschön für diese verdammte Scheiße hier verantwortlich?!“

Naruto fauchte augenblicklich zurück: „Glaubst du denn, ich habe mir das so vorgestellt?! Glaubst du das wirklich?!!“

Narutos Gesicht näherte sich seinem und obwohl Sasuke automatisch die Hände hob und gegen seinen Brustkorb drückte, um ihn auf Abstand zu halten, merkte er gleich, dass es sinnlos war. Die einzige Chance die aufkommende Katastrophe zu verhindern wäre gewesen auf Abstand zu gehen und die hatte ihnen dieser vermaledeite Kakashi erstklassig genommen. So war er gezwungen in Narutos blaue Seelenspiegel zu blicken und darin mehr Gefühle zu finden, als er überhaupt sehen wollte.

Wütend wollte er den Blick abwenden, aber das wäre ein Zeichen für Schwäche gewesen und war absolut inakzeptabel. Also starrte er weiter in die Augen, die ihm mehr entgegen schrieen, als Worte je gekonnt hätten, während ihr Besitzer fortfuhr: „Verdammt, du Bastard, ich wollte, dass es wie vorher wird! Ich wollte, dass wir ein Team werden!“

Damit donnerte er Sasuke, der zu unschlüssig war, um zu reagieren, seine Hand gegen die Wange und schleuderte sie beide zu Boden. „Ich dachte, wir könnten Freunde sein…!!“ Soweit ihre Beine es zuließen hatte Naruto sich über ihn gerollt, doch Sasuke wich dem nächsten Faustschlag gerade noch aus und schwang sich zur Seite, sodass nun Naruto unten war. Der schlug weiter nach ihm. „Ich dachte, wir wären Freunde!!“

Sasuke fing knurrend eine Faust ab, die auf sein Gesicht zielte. „Vielleicht waren wir das, aber…“

Weiter kam er nicht, da Naruto nun die Taktik wechselte und mit dem freien Bein nach ihm trat, was Sasuke dazu zwang seitwärts auszuweichen und Naruto genug Luft zu geben, dass dieser sich wieder auf ihn stürzen konnte.

„Vielleicht?? Vielleicht?!!“ Naruto schien nun richtig in Rage zu sein, er schrie immer lauter: „Argh, du hast es doch selbst gesagt!“

Sasukes Augenbrauen wanderten mehr und mehr nach unten, während sie sich auf dem Boden hin und her warfen, ohne, dass einer auf Dauer die Oberhand gewinnen konnte. „Du verstehst wie immer nicht das Geringste!“, fauchte er zurück.

„Wie auch, wenn du nicht mit mir redest?“, gab Naruto bissig zurück, kurz bevor sie beide äußerst unsanft mit dem Rücken gegen die Kommode krachten – so ziemlich das einzige hölzerne Möbelstück im ganzen Raum.

Für einen kurzen Augenblick gelang es Naruto daraufhin Sasuke festzunageln und wieder traf den Schwarzhaarigen dieser anklagende, traurige, wütende Blick. „Sag mir, Sasuke, was hättest du getan, wenn ich an diesem Tag damals auf einmal zu einem perversen Schlangenmenschen hätte rennen wollen, der nur meinen Körper haben will?! Heh?!! WAS?!!! “

Und zum ersten Mal wusste Sasuke absolut nicht, was er tun oder sagen sollte. Eigentlich hätte er antworten sollen, dass es ihm nicht egaler hätte sein können, aber entsprach das wirklich der Wahrheit? Machte es einen Unterschied? Sollte es ihn kümmern? Warum reagierte er überhaupt auf diese Anschuldigungen? Warum dachte er darüber nach? Und warum, verdammt noch mal, warum verwirrte ihn diese eine Frage so sehr…?!
 

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Ähm, ja, hier mal kurz Nebelland: Tut mir echt leid, dass wir bzw. ich euch so lange habe warten lassen. Es war nicht geplant, dass das Semester dermaßen heftig los geht und so viel Zeit in Anspruch nimmt, dass ich gar nicht mehr zum Schreiben komme... ich hoffe, das wird nicht wieder vorkommen... ^^°



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2010-05-15T01:27:28+00:00 15.05.2010 03:27
Klasse kapi!^^
Von:  Lilly-Drackonia
2010-05-14T21:25:37+00:00 14.05.2010 23:25
Das ist ein tolles Kapi
Ich bin schon gespannt wie es weiter gehen wird.
Bitte schreib ganz schnell weiter ich freu mich schon darauf.
Lilly-Drackonia;)


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