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DWK 6 - Neue Abenteuer

von

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Männergespräch

Unfähig, sich zu rühren, starrte Leon das ihm fremd gewordene Mädchen vor seinen Füßen an.
 

„Wir erwarten euch übermorgen um Mitternacht an Ort und Stelle“, verkündete Shadow in die Stille hinein, und es klang wie eine Drohung.
 

„Dort werdet ihr auch erfahren, was mit eurer kleinen Freundin geschehen ist.“ Er schenkte Leon ein überhebliches Lächeln, dann schnappte er sich Rose und die fünf verschwanden in einer schwarzen Rauchwolke.
 

Da kam wieder Leben in den versteinerten Leon. Verzweifelt streckte er die Hand aus und durchfurchte den Rauch.
 

„Vergiss es, Boss. Da findest du sie eh nicht mehr“, stellte Maxi fest und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter, die Leon, kühl, wie er war, sofort wieder energisch abschüttelte.
 

„Aber wir müssen sie finden!“ Er klang fest entschlossen, für Vanessa ans Ende der Welt zu gehen. Immerhin war er ihr noch etwas schuldig, und da konnte eine Blue ihm gegenüber zehnmal ihren Dackelblick aufsetzen.
 

„Leon, ich ...“ Der Satz erstarb in Blues Kehle. Sie war sichtlich geschockt über das Auftreten der seltsamen Wesen, aber Leon erkannte noch einen weiteren Ausdruck in ihren Augen, einen solchen, den er nicht deuten konnte.
 

„Wir sollten schlafen. Immerhin war das ein anstrengender Tag und morgen wird garantiert noch schlimmer. Ich würde fast sagen, wir haben ein paar ebenwürdige Gegner gefunden.“ Joschka sah in die Runde und stieß auf Granit.
 

„Quark, was heißt hier ‚Gegner‘! Die macht ihr Jungs doch mit links fertig, hab ich recht, Maxi?“

Mit verzweifelt zu verbergen versuchter Unsicherheit drehte sich Blossom zu Maxi, doch diesmal konnte ihr Held ihr keine eindeutige Antwort geben.
 

„Ich jedenfalls tu heute Nacht kein Auge zu!“, verkündete Nerv und marschierte auf den glitzernden Mondwaldsee zu, der ebenfalls ein Geheimnis zu verbergen schien. Dem Jüngsten der Kerle fiel so etwas aufgrund mangelnden Feingefühls allerdings nicht auf.
 

„Nerv, komm da weg!“ Maxi wollte seinen Bruder schützen, auch, wenn er manchmal die Pest sein konnte. Er war doch immer noch Nerv, das erste Schicksal und trotz allem sein kleiner Bruder.
 

Nerv allerdings interpretierte die Fürsorge seines großen Bruders völlig falsch und trat provozierend noch einen Schritt auf den See zu.

Maxi, der auf eine Kabbelei keine Lust hatte, hielt die Klappe, um Nerv zurückzulocken.
 

Dieser sah abwartend über seine Schulter und zuckte herausfordernd mit der linken Augenbraue.

„Naa?“, feixte er leise, als plötzlich Klette auf ihn zugeschossen kam.
 

„Komm da weg, du kleiner idiotischer Sturkopf! Verfluchte Hacke!“, schimpfte das Mädchen und riss ihn mitsamt ihrer selbst zu Boden.
 

„Sag mal, spinnst du?“, empörte sich Nerv japsend und wühlte sich unter ihrem warmen Körper an die Luft.

„Was macht ihr überhaupt für einen bescheuerten Aufstand?!“
 

Zickig raufte er sich die Haare und ließ sich dann auf den Boden fallen, die Hände über die angewinkelten Knie verschränkt, sich von den Kerlen belächeln lassend.
 

Insbesondere Maxi freute sich in diesem Moment über das Mädchen mit den verfilzten Haaren. Ohne sie würde Nerv jetzt buchstäblich das Wasser bis zum Hals stehen.
 

Joschka seinerseits schnappte sich die ersten Zelte und begann demonstrativ mit dem Aufbau, während sich seine faule Freundin heimlich davonschlich und Terry gleich mitnahm. Die beiden verschwanden in den angrenzenden Wald, während ihre Freunde die wilden Kerle dazu bewegen konnten, ihnen zu helfen.

Blossom, Blue und Klette hatten sich ebenfalls aus dem Staub gemacht und waren zu Terry und Marry geflitzt, was den Jungs Zeit für ein echtes Männergespräch am später zusammengewürfelten Lagerfeuer ließ.

Es begann eigentlich harmlos mit einer Frage von Maxi, gerichtet an Leon.
 

„Was läuft da eigentlich zwischen Blue und dir?“, fragte er spitz und betont beiläufig, während er abweisend im Feuer herumstocherte.
 

„Was soll da schon laufen!“, antwortete Leon den Bruchteil einer Sekunde zu schnell und schnappte sich behände selbst einen Stock.

Alle Augenpaare ruhten gespannt auf dem Slalomdribbler und die Ohren waren gespitzt für eine spannende Geschichte und Ausschweifungen über das Mädchen mit den braun-blauen Haaren.
 

„Du spinnst wohl! Ich leb ja nicht hinter’m Mond, und außerdem bin ich nicht der Einzige, der euer Rumgeturtele mitkriegt.“ Maxi legte seinen Stock beiseite und grinste herausfordernd.
 

„Sowieso waren ihre Absichten ja wohl von Anfang an klar“, setzte er noch einen drauf.
 

„Ihre Absichten vielleicht. Aber wer sagt denn, dass ich auf ihre bescheuerten Spielchen eingehe?“, knurrte Leon zurückhaltend, während er stur ins Feuer starrte und seinen Stock fast darin versenkte.
 

Maxi entfuhr ein trockenes Lachen. „Du vielleicht?! Falls du es nicht selbst bemerkt hast, du stehst total auf sie!“
 

Angepisst von Maxis offensichtlicher Erkenntnis schmiss Leon seinen Stock in das lodernde Lagerfeuer und biss sich auf die Unterlippe.
 

„Aber Nessie nagt noch an mir“, gab er kleinlaut zu. Das Eis schien gebrochen.

„Ich kann sie doch nicht einfach vergessen, und schon gar nicht, wenn sie mit pinken Haaren als Vierzehnjährige vor mir steht und mir mit dem Tod droht! Ich weiß schon so nicht, was ich machen soll, wenn es um Blue geht, aber dann taucht auch noch Nessie wieder auf und verdreht mir so dermaßen den Kopf, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist! Aber das schnallt ihr eh nicht.“

Frustriert presste der Slalomdribbler die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und stützte den Kopf auf die Hände.
 

Eine Weile schwiegen die Kerle. Es war ein überraschtes Schweigen, welches Maxi dazu nutzte, sich einen ordentlichen Satz zusammen zu legen, um Leon nicht zur Weißglut zu treiben, was bei ihm in Sachen Vanessa (allgemein in Sachen Mädchen) dann doch ziemlich schnell ging.
 

„Alter, du spinnst! Du spinnst total!“, platzte es plötzlich aus Raban heraus. „Erst sägst du Nessie ab, dann kommt Blue, benebelt dich wie Darkside vor seiner Geschlechtsumwandlung, dann taucht Nessie wieder auf und du stirbst vor Sehnsucht! Das ist echt nicht mehr ganz normal, wenn du mich fragst. Außerdem ist Vanessa jetzt gerade mal vierzehn. Höchstens. Und sie hat pinke Haare. Mir wird das ohnehin alles zu viel!“
 

Der Rothaarige gestikulierte wild, um seine Worte zu unterstreichen, und stand schließlich auf, um noch ein wenig Feuerholz von einem angesammelten Haufen zu holen.
 

Leon blieb überraschend gelassen.

„Ich hab dich aber nicht gefragt, Raban. Und außerdem verstehst du davon nichts. Kein Wort!“, war das einzige, was er fauchte, bevor er den Kopf wieder in die Hände stützte und sich krampfhaft auf das Feuer zu konzentrieren versuchte.
 

Markus war es schließlich, der den nächsten Schritt wagte.
 

„Lass Nessie Nessie sein und konzentrier dich auf ihre Drohung. Du wirst schon sehen, was du davon hast, wenn du sie jetzt anschmachtest. Sie hat selbst gesagt, dass es ihr gefällt, jemand zu sein, den du haben willst, aber nicht haben kannst. Und daher rührt auch dein plötzliches Interesse an ihr, würde ich sagen. Es wäre besser, sie mit Blue eifersüchtig zu machen. Dann ist ihre Konzentration sowieso futsch und du kannst auf ihren wunden Punkt einstechen. Den musst du natürlich noch finden.“
 

Erstaunt über seine Menschen-, beziehungsweise Frauenkenntnis, blickte Leon ihn aus seinen dunkeln Augen an und murmelte dann irgendetwas unverständliches, das wohl „Danke“ heißen sollte.
 

„Apropos wunder Punkt – was ist denn eigentlich mit dir und Düsentrieb? Bin ich blind oder heiratet ihr demnächst?“, grinste Joschka und wendete sich dem Unbezwingbaren zu.
 

„Zuerst mal heißt sie Linn. Klingt viel schöner“, belehrte ihn dieser. „Und zum Heiraten sind wir noch ein bisschen zu jung, findet ihr nicht?“
 

Joschka allerdings fand, dass es auf das Alter nicht drauf ankäme.

„Na hör mal, ich finde, ihr seid füreinander bestimmt!“

Er wischte das Grinsen vom Tisch und setzte eine ehrfürchtige Miene auf, streckte seine Arme gen Nachthimmel und verbeugte sich.
 

„Spinner!“, lachte Markus und versetzte ihm einen leichten Stoß gegen die Schulter.
 

„Aber sie ist definitiv für mich bestimmt und ich liebe sie“, gab er dann doch zu, ohne jedes Lachen und mit ernster, aber sanfter Mimik.
 

„Holladizack, und sowas aus dem Mund des Unbezwingbaren!“, staunte Maxi feixend.
 

„Wie weit ging’s denn schon bei euch?“, wollte ein inzwischen dreckig grinsender Joschka von Markus wissen und sofort waren alle Kerle still und lauschten.

Markus passte die ihm zugewendete Aufmerksamkeit gar nicht.
 

„Ich wüsste nicht, was euch das anginge!“, sagte er und versuchte, seine Stimme unnahbar und reserviert klingen zu lassen, was ihm jedoch nur bedingt gelang.
 

„Komm schon!“, schmollte Raban.
 

„Ihr seid so verdammte Lüstlinge! Müsst ihr euch schon an anderer Leuts Sexualleben aufgeilen?“, knurrte Markus und schoss damit den Vogel ab. Nicht nur Raban und Joschka fanden, dass er diesbezüglich wirklich den Spruch des Abends gebracht und tatsächlich ein wenig mehr als gewollt von seiner Privatsphäre preisgegeben hatte – auch Maxi und Leon kriegten sich nicht mehr ein. Nerv, dem die ganze Sache wortwörtlich zu heiß wurde, hatte sich verzogen.
 

Dabei fand Markus nun wirklich nicht, dass seine Worte witzig klangen, sie waren todernst gemeint.
 

Als sich alle wieder beruhigt hatten, konnte sich Joschka eine spitze, hinterhältige Bemerkung nicht verkneifen.
 

„Dann habt ihr also schon!“
 

Jetzt stand Markus in der Zwickmühle. Entweder, er ließ die Kerle in diesem Glauben, oder er verriet ihnen die zuckersüße, unschuldige Wahrheit.
 

Natürlich käme die Lüge besser an, aber Markus war ziemlich ehrlich und seine Freunde wollte er schon gar nicht belügen. Auch, wenn die Wahrheit ein wenig peinlich war, wie er fand, wollte er sie doch zu Tage befördern.
 

„Nee“, nuschelte er, so leise, dass die Kerle es gerade noch hören konnten.
 

Bäm. Ein Schweigen lag über dem Paradies der wilden Kerle und wieder war der Erste, der sich zu dieser Aussage äußerte, Joschka.
 

„War ja klar, dass der Unbezwingbare im letzten Moment den Schwanz einzieht.“
 

Erwartungsvoll sah er in die Runde und wartete allen Ernstes auf Gelächter über seinen ziemlich mageren Wortwitz.
 

„Als hättest du schon mehr als ein paar Küsse mit Marry gehabt!“, höhnte Maxi in spöttischem Ton. Joschka zog den Kopf ein. Ihm gefiel die Richtung, in welche sich dieses Gespräch zu entwickeln schien, nicht ein so kleines bisschen.
 

„Mehr als ein paar harmlose Küsse sicherlich“, entschied er sich dann doch für die großspurige Masche.
 

„Aber weniger als Sex“, brachte es ein Leon mit wiedergefundenem Grinsen auf den Punkt.
 

„Selbst wenn dem so wäre, dann könnte sowieso keiner von euch hier behaupten, schon so weit auf dem Gebiet der Spezies Frau vorgedrungen zu sein! Hab ich Recht?“, verteidigte sich Joschka und fühlte sich mit diesem ach so offensichtlich überflüssigen Kommentar ähnlich wie ein streng enthaltsames Mädchen, dem beim Baden in einem See die Klamotten gestohlen worden waren.
 

„Und wenn doch?“
 

Überrascht drehten sich die Gesichter in Maxis Blickrichtung, welcher überlegen grinste.
 

„Du und Blossom habt ...“, setzte Raban ungläubig an, woraufhin Maxi wieder den Kopf schüttelte.
 

„... drüber geredet, ja. Aber wir stehen noch, sagen wir mal, kurz davor. Und ich will sie nicht überrumpeln.“
 

Skeptisch starrte ihn Joschka an.
 

„Wer’s glaubt“, knurrte er dann mit einem lächerlichen Anflug von Neid.
 

„Nur weil du närrischer Clown zu blöd bist, um das Thema anzuschneiden!“, brachte es Maxi dann grinsend auf den Punkt und erntete dafür einige Lacher auf Kosten der siebten Kavallerie.
 

„Könnte ich jederzeit machen!“
 

„Könntest du nicht.“
 

„Doch!“
 

„Nein!“
 

„Doch!“
 

„N...“
 

„Ruhe!“



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