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Kako

Narben der Vergangenheit
von

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Schneefang

Kako

Narben der Vergangenheit
 

Die kleine Flocke fiel langsam immer weiter hinunter. Oft wirbelte sie etwas durcheinander, trieb nochmals nach oben und drehte einige Kreise, ehe sie ihren Weg gemächlich wieder fortsetzte, leicht abgehoben vom weißen Himmel dahinter und umringt von den anderen Flocken, die ebenso gen Boden strebten.
 

Azumas Blick war einfach auf den Boden gerichtet, viele Meter weiter unter ihm. Es war ein bisschen kalt, doch das störte ihn nicht. Eine leise, spöttische Stimme sagte, dass er das Jo nie erlauben würde, doch er achtete nicht auf sie. Für ihn war es angenehm so kühl. Seit Jo zurück gekehrt war, war alles so durcheinander geraten. So viele Dinge rangen in seinem Kopf miteinander, dass er froh war, wenn die Kälte ihn klarer denken ließ.
 

Er hatte geglaubt er hätte alles im Griff gehabt. Er hatte seinen Platz gefunden und sich sein Leben eingerichtet wie es sein sollte, ohne jegliche Bindungen und Abhängigkeiten. Er war nun Azuma Takashi… Dieser sachte Schmerz, jedes Mal, wenn er diesen Namen sagte, erinnerte ihn daran, dass Azuma Takashi niemanden brauchte und ganz für sich alleine bleiben konnte. Er wollte es nicht anders und es war weitaus besser so.
 

Seufzend holte er eine Zigarettenschachtel aus seiner Tasche und steckte sich eine Zigarette in den Mund. Während er das Feuerzeug heraus holte, wanderten seine verräterischen Gedanken wieder zu ihm, dachten daran, dass sie das früher nie getan hätten, schon alleine wegen Jos Asthma. War es besser geworden? Was spielte das für eine Rolle. Azuma würde sich mit ihm nicht mehr abgeben. Das war vorbei.
 

Wieder starrte der Schwarzhaarige hinunter vom Dach, in die Tiefen zum Schulhof. Wenn man dort hinunter fiel, war man tot. Dieser Gedanke hielt ihn eine ganze Weile gefangen. Tot...

Die Hand mit der Zigarette wanderte hoch und er nahm wieder einen Zug, riss sich los, von der fast tröstlich erscheinenden Tiefe.
 

Warum war Jo zurück gekommen? Warum war er nicht in Amerika geblieben? „Ich bin gekommen, um dich zu sehen“, das hatte er gesagt. Am liebsten hätte Azuma jetzt laut geschnaubt, aber das hätte ihm auch nichts gebracht. Dieser eine Satz… dieser eine Satz brachte schon so vieles durcheinander. Freunde sollten sie sein. Aber das war absolut unmöglich. Nie wieder würde er sich auf so etwas einlassen. Nie wieder würde er von jemandem verlassen werden können. Eine solche Schwäche würde er sich niemals wieder erlauben.

Und doch traf dieser Satz so unverhofft seine Sehnsüchte, viel heftiger, als er es erwartet hatte. Alleine dafür hasst er sich. Dass er so schwach war. Dass er es nicht schaffte, seine Gefühle für Jo ganz still in sich zu verschließen und sich nicht mehr weiter um ihn zu sorgen. Jo war noch der gleiche Idiot wie damals. Wie damals geriet er dauernd in Schwierigkeiten. Azuma machte sich immer Sorgen. Selbst jetzt würde er am liebsten neben seinem Bett sitzen und sehen, dass Jo friedlich schlief - und er hasste es.
 

Die Zigarette war aufgeraucht. Azuma ließ sie verschwinden, wie er es immer machte, ohne Spuren zu hinterlassen. Jo….. Dieses verdammte Gefühl in seiner Brust….. Es durfte gar nicht erst lauter werden. Es war besser so. Es war besser, wenn sie weit voneinander entfernt blieben und er wollte niemals wieder jemanden nahe bei sich haben.

Diese Freundschaft nach der er sich sehnte und dieser Mensch, der dauernd in seinen Gedanken war, würden nie wieder ein Teil von ihm sein.
 

Unruhig zappelte die Flocke im Wind, brauste auf und fiel doch wieder hinab, wurde durcheinander geschüttelt. Der Weg zum Boden schien endlos lang zu sein, denn die Winde ließen sie nicht tiefer sinken, ohne sie wieder hinauf zu schleudern.
 

________________________________________
 

Ich hoffe ich konnte die Demian-Fans, die - zu Recht - sehr anspruchsvoll sind befriedigen, wobei ich hier meine Zweifel habe. Es ist ein recht kurzes Stück, aber es ist auch mehr die Einleitung.
 

Azuma wird vielen anders vorkommen, in dieser Geschichte, als im Manga, was einfach daran liegt, dass der Manga seine Gefühle ja fast vollständig ausblendet und fast vollständig nur die Fassade zeigt, die Azuma für die Außenwelt zeigt. Er selbst ist sich aber der Dinge bewusst die er empfindet und da diese Geschichte sich auf seine eigenen Gedanken konzentriert, wird davon viel mehr zu sehen sein, als im Manga und auch viel deutlicher sein als im Manga. In Azumas Gedanken ist sein Plan nicht angedeutet sichtbar, sondern ganz offen dargelegt.
 

Ich hoffe das führt nicht dazu, dass euch die Geschichte nicht gefällt. Aber selbst wenn ihr keinen Spaß am Lesen hattet, würde ich mich freuen zu erfahren was euch gestört hat und wenn es euch gefiel, was euch daran denn gefallen hat.
 

Mit den kommenden Kapiteln wünsche ich allen Lesern noch viel Spaß und ich kann versprechen, dass die auch was länger sein werden, als dieses hier. Wie gesagt, das war praktisch der Auftakt des Ganzen.
 

Liebe Grüße,

Sanada



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Hikaru-Chan
2010-02-20T08:53:56+00:00 20.02.2010 09:53
Schön.
Das Kapitel hat mir schon sehr gut gefallen.
Das mit der Schneeflocke im "Hintergrund" fand ich auch interessant.
Azuma ist ein sehr eigenwilliger Charakter, um ihn zu verstehen ist schon etwas Zeit zu gebrauchen, da er einfach... *nachdenkt*... ach, ein Wort um Amzuma zu beschreiben gibt es ja eigentlich nicht^^
Ich finde es auch glänzend, dass es hier auch aus Azumas Sicht gemacht ist, da Jo (so gern ich ihn auch mag) eigentlich meist die Gesichte erzählt und man nicht wirklich mitbekommt, wie er es sieht.

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und bin gespannt, wie es weiter geht.



Ancel
Von:  VAGABUNDIN
2010-02-19T19:57:17+00:00 19.02.2010 20:57
So jetzt hab ich es mir noch einmal durchgelesen und muss sagen, es ist doch gelungen. Ich bin gespannt darauf, wie es weiter geht. Nur um es schonmal vorweg zu nehmen.
Noch ist ja noch nicht viel geschehen.
Und doch muss ich sagen, dass ich Azumas Verhalten manchmal durchaus verstehen, aber nicht nachvollziehen kann. Natürlich - er verdient es nicht glücklich zu sein. Es ist besser für andere, wenn sie ihm fern bleiben, ect... denkt er....

Und damit jetzt zu den Sätzen, die mir besonders aufgefallen sind:

»Eine leise, spöttische Stimme sagte, dass er das Jo nie erlauben würde, doch er achtete nicht auf sie.«

Das tut er ja eh selten. Auf diese leise Stimme hören. Ob das gut ist sei mal dahin gestellt, aber... ohne diesen Zwiespalt wäre Azuma nicht Azuma...


»So viele Dinge rangen in seinem Kopf miteinander, dass er froh war, wenn die Kälte ihn klarer denken ließ.«

Er kann es eben doch nicht abstellen. Auch wenn er es sich gegenüber niemals eingestehen würde.

»Was spielte das für eine Rolle. Azuma würde sich mit ihm nicht mehr abgeben. Das war vorbei.«

Das ist so typisch. Man merkt ja, dass es eine Rolle spielt, sonst würde er ja nicht über Jo nachdenken. Über sie beide...

»Nie wieder würde er sich auf so etwas einlassen. Nie wieder würde er von jemandem verlassen werden können. Eine solche Schwäche würde er sich niemals wieder erlauben.
Und doch traf dieser Satz so unverhofft seine Sehnsüchte, viel heftiger, als er es erwartet hatte.«

Im Endeffekt hat er sich ja bereits darauf eingelassen. Sehnsucht ist meistens stärker, als der Wille. Azuma ist zwar ein Meister seines Fachs (dem verschleiern seiner Gefühle, seiner Absichten usw...), aber am Schluss...
Er will, aber er kann nicht. Er 'soll' nicht - von sich aus. Und dieses Soll wird irgendwann zur Qual, dann steckt er noch tiefer in seinem 'Loch' und er will ja auch nicht raus.

»Diese Freundschaft nach der er sich sehnte und dieser Mensch, der dauernd in seinen Gedanken war, würden nie wieder ein Teil von ihm sein.«

Nein, das werden sie nie wieder. Sie sind es nämlich noch.

Ich muss auch sagen, dass ich nicht mit der Meinung konform gehe, dass Azuma der komplizierteste Charakter dieser Serie ist. In seiner Verschwiegenheit und der Sturheit ist er verblüffend einfach. Und das Problem ist nicht, dass er seine Emotionen nicht steuern und kontrollieren kann... meistens kann er das nämlich viel zu gut. Anderen gegenüber.
Man versucht ihn über tausend Ecken zu verstehen... aber manchmal liegt die Lösung direkt vor einem und man kommt nicht darauf. Es ist eben schwer, wenn man nur kleine Brocken hingeworfen bekommt, denn das ist ja im Manga leider so...
Nur ist eben jeder kleine Satz von ihm meistens eine ganz große Offenbarung, die (ja meistens) Jo nicht versteht und übergeht... und man selbst ist eben auch dazu geneigt, weil es ja mit einem nicht verstehenden Jo weiter geht.....

Na egal, ich hab das Gefühl ich rede gerade nur Mist.
Von daher sag ich nur, es gefällt mir sehr bis hier und ich freue mich auch das nächste Kapitel.

Das VAGABUNDINlein
Von: abgemeldet
2010-02-19T17:37:51+00:00 19.02.2010 18:37
Hört sich interessant an.
Azuma ist ein schwieriger Charakter. Einfach, weil er so viel verheimlicht. Er ist nun mal kein offenes Buch und deswegen ist es schwer ihn darzustellen und wirklich zu greifen.

Mutig, dass du das versuchen willst. Bisher hört sich das auch gut an. Ich bin mal gespannt wie es damit weiter geht und wie du noch weiter in die Innenwelt Azumas eintreten wirst
Von:  Deikith
2010-02-19T13:52:59+00:00 19.02.2010 14:52
Azuma ist in Mamiya Okis Geschichte zu recht der kompliziertere Charakter (auch wenn ich Jo noch nicht unterschätzen würde). Man muss sich beim Lesen unweigerlich einer Verschachtelung der Emotionen stellen, die er selbst oft genug nicht verstehen und kontrollieren kann.

Auch hier ist es wieder so. Man spürt, wo er hinwill und gleichzeitig erlebt man einen inneren Kampf, der ihm genau das verbietet. Als Leser will ich ihn - wie eigentlich so oft - erstmal in den Arm nehmen und trösten und ihn dann ein klein wenig in die richtige Richtung schubsen - und das ist definitiv nicht vom Dach hinunter ^-^

Weiter so~


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