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As if to nothing. 零 - I'm all alone.

Karyu x Zero.
von

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I WON'T SAY THIS TO YOU

Mit tränendurchtränkten Augen fiel im letztlich das Handy aus seinen Händen; Glitt zu Boden und kam laut scheppernd zum liegen. Seichte Tränen tropften an seinem Kinn herunter, bevor ein erstes leises Schluchzen über seine Lippen perlte. Hatte er das soeben richtig gehört? Nein. Tsukasa hatte ihn sicherlich angelogen. Es konnte nur ein schlechter Scherz sein oder eine Lüge! Aber um Gotteswillen nicht die Wahrheit..

"Was hat Tuskasa gesagt?"

Die dunkle Stimme des Bassiten riss ihn aus seinem Gedankenwirrwar, in dem er sich mehr und mehr zu verlieren drohte. Die Antwort war ein hartes Schluchzen. Karyu presste sich schwankend die Hände vors Gesicht und verbarg seine wässrigen Augen. Unweigerlich sprang Zero von seinem Stuhl auf, rannte zu dem Gitarristen, der laut weinend in der Mitte der Küche stand und sich der Verzweiflung des Tages hinhab, schloss ihn fest in seine Arme. Sanft spürte Karyu, wie die Hände des Kleineren über seinen Rücken streichelten und ihn beruhigen wollten. Doch er konnte es nicht. Diese Worte, die seinen Verstand aufraßen, lasteten schwer auf ihm. 'Ich weis es nicht', mehr hatte Tsukasa nicht geantwortet. Ein 'Ich weis es nicht' tötete ihn gerade.

"Shh! Karyu, beruhig dich."

Der Brünette riss die Hände von seinen Augen weg und klammerte sich an den Schwarzhaarigen, der ihn nur noch fester in seine Arme schloss.

"E-Er.." Er konnte nicht aussprechen, was er soeben gehört hatte. 'Ich weis es nicht'. Wie konnte der Drummer sich diese Schmach erlauben, wo er doch erst vor wenigen Stunden es erneut versprochen hatte? Karyu hatte geglaubt seinen Freund zu kennen und bekam schließlich die Antwort, die er am Meisten nicht erwartet hatte. Fast glichen diese wenigen Wörter einer Ohrfeige, die noch immer auf seiner Wange brannten. Vielleicht träumte er ja auch nur? Gleich würde das Gesicht des Bassisten, dass ihn sorgvoll musterte, vor seinen Augen verblassen und er würde in seinem Schlafzimmer aufwachen; Ohne, dass diese unendliche Leere des Betrugs Löcher in seine Brust bohrte und langsam seine feinen Nadeln in sein krampfendes Herz schlagen. Karyu nahm all seinen Mut zusammen, um es auszusprechen: "Er hat gesagt, er wüsste nicht mehr, ob er Hizumi noch liebt." Dann zerplatzte seine Stimme in erneutes Schluchzen, drückte sein Gesicht tiefer in die Halsbeuge des Bassisten, dessen Bewegungen abrupt inne hielten. Karyu spürte, wie Zeros Atem auf einmal viel flacher ging und die Lippen aufeinander presste, um ein wutentbrannten Aufschrei verkneifen.
 

"Diesen Mistkerl werd ich umbringen! Wie kann er es wagen, Hizumi einfach so-!"

"Zero?"

Das leise Hauchen seines Namens unterbrach ihn, drückte den Gitarristen näher an sich und nahm das Streicheln wieder auf.

"Versprichst du mir, mich niemals zu verlassen..?"

Ein warmes, feines Lächeln legte sich auf das Gesicht des Kleineren.

"Ich versprechs dir."

Dann streckte Zero sich und küsste den Gitarristen sanft.
 

Eine entsetzliche Leere quälte sich durch die Dunkelheit, die sich schwer über die Stadt gelegt hatte. Sie waberte über die Häuser, presste sich zwischen den Schluchten der Hochhäuser hindurch und verbarg das aufheiternde Grün der frisch erblühten Kirschbäume wie ein Leichentuch.Verfolgt vom kühlen Geruch der Nacht, der alles in sich verschluckte und bis zum Morgen nicht mehr preisgab. Nicht einmal der Duft der rosafarbenen Blüten war hier oben zu vernehmen, obwohl sich die Parkanlage genau unter seinen Füßen erstreckte. Leise Stadtgeräusche drangen an seine Ohren. Abgedämpft und tonlos, als würde er dieser dreckigen Großstadt nur von weitem lauschen. In der Ferne schrillte die Sirene eines Krankenwagens bis auch dieser von der nächtlichen Masse ertränkt wurde. Hier oben, hier oben über ihren Köpfen, über den Köpfen dieser verlogenen Welt, herrschte diese Ruhe, als würde man alles aus einem Berg aus Watte betrachten. Und gleichzeitig war die Leere hier oben so unbeschreiblich intensiv, dass er fast drohte daran zu ersticken. Er nahm einen tiefen Atemzug, atmete noch mehr von ihr ein, füllte seine Lungen mit der zähflüssigen, nichtssagenden Masse, bis sein Herz zu bluten begann und er sie wieder mit einem traurigen Seufzen aus seinem Körper ausstieß. Er spürte, wie das warme Blut in kleinen Rinnen an seiner Haut entlang strömte. Fühlte, wie es langsam seine Adern verließ und sich vor diesen Lügen zu verkriechen schien. Ja. Diese Welt war voller Lügen. Lügen aus denen Fehler werden. Und Fehler, die mit Lügen entschuldigt werden. Und hier, hier über den Köpfen all derer, die diese Lügen formulierten, wurde ihm bewusst, dass auch er Teil einer Lüge war.

Auf den Tag genau vor zwei Jahren, hatte Jemand diese Lüge ausgesprochen und nicht einmal sechs Monate später in die Tat umgesetzt. Er hatte gedacht, Zero würde sein Vertrauen nicht so zerfetzen. Er hatte gedacht, Zero würde sich nicht von dieser Lügenwelt vergiften lassen. Er hatte wirklich gedacht .. Zero würde bei ihm bleiben.

Aber das, was er durch einen kleinen Spalt von weniger als fünf Zentimetern gesehen hatte, zerriss die letzten Fasern seines Herzens in millionen kleiner Scherben, die er nicht mehr zusammen setzen konnte.

Er hatte gedacht, er könne es verkraften. Dass die Zeit etwas Linderung spenden würde. Doch egal, wie aufrichtig sein Lächeln auch wieder geworden war; Innerlich starb er noch immer.
 

Schweigend hockte Karyu vor dem Geländer, dass ihn eigentlich vor einem Sturz bewahren sollte. Doch er hatte jegliche Gefahren in den Wind geschossen, war verbotener weise darüber geklettert und saß nun am Rand des Abrunds, die Füße sanft an der Regenrinne abgestützt. Wozu brauchte er Schutz, wo er nur Freiheit suchte? Schutz war doch bloß auch nur eine Lüge. Eine leise Melodie perlte über die Saiten seiner Gitarre, die auf seinem Schoß lag und seit Stunden von der ein und selben Melodie penetriert wurde. Ein paar schlichte Akkorde. Langsam hinter einander gespielt ergaben sie die einzige Gitarrenkomposition, die der Kleinere jemals für ihn geschrieben hatte - Nur für ihn. Worte brauchte er nicht, denn sobald er das kleine Liedchen spielte, vielem sie ihn von selbst ein.

Vielleicht hatte es der Andere ja schon länger vorgehabt, ihn zu betrügen. Ihre Beziehung aufs Spiel zu setzen. Oder vielleicht hatte Zero ja den Anderen nur dazu missbraucht, um ein tolles, dramatisches Ende zu setzen. Oder Karyu war ihm schlicht und weg bloß zu langweilig geworden. Und jedes gefallene Wort entsprach nicht der Wahrheit. Zwei Jahre hatte er nun gebraucht, um einzusehen, dass Zero ihn nicht brauchte, um glücklich zu sein. Das strahlende Lächeln des Bassisten, was er so abgöttisch geliebt hatte, entstand nicht wegen seiner Anwesenheit; Sondern wegen einer ganz anderen Person.
 

Karyu unterbrach das Lied und schloss seine Augen, regte den Kopf weit in den Nacken und genoss das Gefühl der Tränen, die über seine blassen Wangen liefen. Das Salz der vergangenen Tränen brannte bereits auf seiner Haut, aber er spürte es schon lange nicht mehr. Dazu hatte er hier oben genug von der Leere getrunken, um all diese Einflüsse nicht mehr wahr nehmen zu können. Er war satt von dieser Welt. Angereichert bis oben hin mit diesen vielen Lügen. Warum verfing er sich immer wieder in diesem verworrenem Netz? Warum tischte man ihm alles auf, was er hören wollte, nur damit er da blieb? Wollte man ihn einfach nicht gehen lassen? Warum?

Niemand würde ihn vermissen.

Nicht einmal Zero. Da dieser ja anderweitig beschäftigt war. Man hatte ihm Tsukasa geraubt, weil Hizumi es in seinen eigenen Lügen nicht mehr aushielt und der Drummer, der seelenruhig in seinem komatösen Schlaf ruhte, spann selbst dort seine kleine, eigenen Lügengeschichte weiter. Und er?

Er war hier oben, hier oben über den Köpfen der Menschen, zum Teil des Nichts geworden. Nichts füllte sein Herz. Nichts atmete er ein. Nichts dachte er. Nichts regte sich in ihm. Er war das Nichts. Weil Niemand ihn vermissen würde, deswegen war man nichts. Wenn er aufwachte, lag Niemand neben ihm. Wenn er aß, saß Niemand neben ihm. Wenn er dachte, teilte Niemand seine Gedanken. Sie alle waren zerstreut im Nichts.

Krampfend warf er den Oberkörper nach vorne und schob die Hände vor sein Gesicht. Schluchzend und laut weinend brüllte er seinen Schmerz in die Nacht hinaus. Hier, hier oben im 20. Stock war eh Niemand, der ihn hören konnte. Weinend warf er sich zurück, presste sich gegen das Geländer. Wölbte und warf sich hin und her. Bis er sich ganz klein gegen das weiße Geländer zusammenkauerte und hinunter in die Schlucht starrte.

Warum konnte er nicht einfach los lassen, wie jeder normale Mensch es tat? War es so schwer die Vergangenheit zu akzeptieren oder war wegen ihr das Nichts zu seiner Gegenwart geworden? Doch was quälte er sich mit diesen Fragen, wenn sie Niemand anders interessierte?
 

Vorsichtig berührte er seine Lippen, dort, wo Zero ihn zurück gelassen hatte. Warum brauchte ihn man noch? Damit die Spinnen der Lüge weiterhin ernährt werden konnten? War dazu gut? Als Futter für die Armen? Wann durfte er endlich ruhen? Sein Herz war doch schon tot.

Langsam erhob sich Karyu aus seiner Fötushaltung und zog sich an dem kalten Eisen auf seine zittrigen Beine. Ein paar Minuten stand er wankend auf seinem Gewicht, bis er sich ein paar Zentimeter vor wagte und auf die Straße hinab sah. Die Welt hatte keinen würdigen Gegner gefunden, wenn sie sich mit ihm messen wollte. Seine Finger bebten, als er das Geländer langsam los ließ und sich frontal auf die Kante zu bewegte. Seine Füße ragten bereits einige Zentimeter darüber hinaus. Karyu schloss die Augen und sog noch einmal scharf die Luft ein. Wieder füllte sich sein Körper Zentiliter für Zentiliter mit Nichts. Er roch nicht den süßen, betäubenden Duft der Blüten unter sich, roch nichts von dem Straßengestank der umliegenden Gassen. Langsam hob er seine Arme an. Fühlte das Nichts. Fühlte die Nacht, wie sie versuchte sich mit all ihrer Schwere um ihn zu legen und ihn ebenfalls zu verschlucken. Dann schob er seine Füße noch ein paar Zentimeter über den Rand hinaus..
 

Doch gerade, als er schwungholen und springen wollte, legte sich eine warme Hand in die seine, während sich eine um seine Taille schmiegte. Karyu wandte seinen tränenverklärten Blick zur Seite und Schluchzte heftig. Ein warmes Lächeln empfing ihn und ein ebenso leerer Blick wie der seinige bedachte ihn mit der üblichen, liebevollen Strenge.

"Warum bist du nicht fort?", presste der Gitarrist mühesam hervor.
 

"Weil ich's dir doch versprochen habe", war Zeros Antwort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  -Hiro
2010-06-25T14:39:10+00:00 25.06.2010 16:39
Einfach nur wow.
Du hast einen echt genialen Schreibstil!
Deine Wortwahl und Formulierungen sind total passend und richtig schön, die Emotionen, die beschrieben werden, kann man selbst fast schon spüren...
Mach weiter so, du hast echt Talent! :)
LG
Hiro
Von: abgemeldet
2010-04-13T10:58:40+00:00 13.04.2010 12:58
u.U
nach dem ich die ff vor ewigem gelesen hab schreib ich dir endlich mal ne kommi...
schatzüüüüüü
TT___TT
watashi wa hat geheult....
die is tollig....

daisuki
<3<3<3<3
Von: abgemeldet
2010-03-30T08:31:14+00:00 30.03.2010 10:31
OH mein gottt!!! :________________________:
scheiße, liebe ich deinen schreibstil und diese fanfic.
Karyu Zero <3 <3
Von:  Snyder
2010-03-15T15:20:30+00:00 15.03.2010 16:20
Wie immer ein einfach nur genialer style ( aber das sage ich dir ja schon immer im rpg XD
haha ka ich habe die jetzt glaube zum 5ten mal gelesen x_____X"
Von:  Phoenix_Michie
2010-02-24T17:29:32+00:00 24.02.2010 18:29
;___________;
Oh man, ich sag nur, dass ich grad im Hintergrund 'Yami ni furu kiseki' laufen hab *heul*
O_______O
deine Geschichte konnte somit also maximale Erfolge sowie große Gefühle in mir erzielen xD'
klingt komisch, ist aber so^^
Ich hab richtig mitgelitten! Und dein Stil ist wirklich toll *_*
Und zum glück ist das ende nicht das befürchtet tödliche o.o'
Danke für diese wundertolle, wenn auch traurige FF ^^


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