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Office Mein

Im Büro
von

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Ein unmoralisches Angebot?

Anjali saß am Schreibtisch in ihrem Büro und starrte auf die halbvolle Kaffeetasse, um die sie ihre Hände gelegt hatte. Ihr Kopf fühlte sich komplett leer an.

Nachdem Mili ihr eröffnet hatte, wen sie da gerade in aller Öffentlichkeit zusammengestaucht hatte, hatte sich ihr ganzer Körper verkrampft, bevor sie rot angelaufen und mit einem leisen „Verzeihung“ geflüchtet war. Seitdem waren fast drei Stunden vergangen, in denen sie sich in ihrem Büro eingeschlossen hatte.

Ihr größtes Problem im Moment war, dass sie nicht glauben konnte, dass sie bereits seit drei Jahren im Hotel arbeitete und trotzdem keine Ahnung gehabt hatte, wie ihr oberster Chef aussah. Wie konnte ihr das entgangen sein? Das war doch eigentlich überhaupt nicht möglich...

Kopfschüttelnd setzte sie die Kaffeetasse an ihre Lippen und stellte in diesem Moment fest, dass ihr Kaffee bereits kalt geworden war. Etwas angewidert stand sie auf und verließ nach kurzem Zögern ihr Büro, um in die Teeküche zu gehen und ihre Tasse auszuschütten und abzuspülen.

Kurz bevor sie damit fertig war, spürte sie plötzlich, wie sich jemand direkt hinter sie stellte und seine Arme links und rechts von ihr auf der Armatur abstützte. Zuerst war sie überrascht und wollte sich umdrehen, doch dann stieg ihr ein Geruch – eine Mischung aus Aftershave und leichtem Zigarettenrauch – in die Nase und sie wusste sofort, wer dieser aufdringliche Mensch war. Ihr Körper versteifte sich auf der Stelle wieder und sie wartete mit klopfendem Herzen darauf, was als nächstes geschah.

Sie spürte, wie er seinen Oberkörper näher an ihren Rücken drängte und wie sein heißer Atem ihr Ohr kitzelte, als er sagte: „Ich erwarte Sie in einer halben Stunde in meinem Büro...“ Er ließ seine Worte und seine Nähe noch ein paar Augenblicke wirken, bevor er Anjali wieder allein ließ.

Als sie die Tür ins Schloss fallen hörte, schloss sie die Augen und atmete mehrere Male tief durch. Das durfte doch wirklich alles nicht wahr sein. Sie wusste ganz genau, warum er sie in sein Büro bestellte. Kein Vorgesetzter würde es sich gefallen lassen, sich von seinen Angestellten so herunterputzen zu lassen, wie sie es mit ihm getan hatte. Auch wenn sie noch immer der Meinung war, dass sie vollkommen im Recht war. Was war er denn schließlich für ein Chef, der die Enge eines vollen Fahrstuhles ausnutzte, um seine Mitarbeiterinnen zu begrabschen? Ihm schien seine hohe Position jeglichen moralischen Anstand vergessen lassen zu haben.

Während sie zurück zu ihrem Büro ging, ging sie in Gedanken schon einmal alle Hotels und Firmen durch, bei denen sie sich dann ab morgen wohl bewerben konnte. Außerdem überlegte sie, wie sie ihren Eltern beibringen sollte, dass sie gefeuert wurden war. Ihre Mutter würde sich wie immer schrecklich aufregen. Und dieses Mal hatte sie ausnahmsweise auch allen Grund dazu.
 

Bevor Anjali sich auf den Weg zu Rahul Khannas Büro machte, musste sie erst einmal nachschauen, wo es sich überhaupt befand. Erneut musste sie kopfschüttelnd feststellen, wie ignorant sie in den letzten drei Jahren gewesen war. Wie konnte ihr das nur die ganze Zeit entgangen sein? Es war ihr schon richtiggehend peinlich, wie wenig sie sich für ihre Vorgesetzten interessierte. Sie musste aber zu ihrer Verteidigung sagen, dass das bisher auch nie nötig gewesen wäre.

Als sie ein wenig später vor der schweren Eichentür zu Khannas Büro stand, atmete sie einmal ganz tief durch und überwand sich nach beinahe fünf Minuten schließlich zum Klopfen.

Ein durch die Tür gedämpftes „Herein.“ forderte Anjali zum Eintreten auf. Als sie das Büro betrat, wurde sie als erstes von dessen Größe erschlagen. Es war etwa viermal so groß wie ihr eigenes und war umrandet von deckenhohen Fenstern. Links neben der Tür befand sich eine geräumige Sitzecke, während Rahul Khannas riesiger Schreibtisch ihr genau gegenüber stand.

Als Rahul Anjali sah, umspielte zuerst ein Lächeln seine Lippen, bevor er das Telefongespräch, das er gerade führte, mit den Worten „Lassen Sie uns diese Diskussion auf morgen verschieben.“ beendete. Dann wandte er sich wieder Anjali zu. Lächelnd bat er sie herein und bot ihr den Stuhl direkt vor seinem Schreibtisch an. „Nehmen Sie Platz.“, forderte er sie auf. „Wollen Sie vielleicht etwas trinken? Kaffee?“ „Nein, danke...“, entgegnete Anjali und musterte ihn argwöhnisch, da sie sich fragte, was dieses freundliche Getue sollte. „Ach, richtig, Sie hatten ja gerade eben erst welchen...“, bemerkte er daraufhin mit einem Lächeln und der Anspielung auf ihr kleines Treffen in der Teeküche gerade eben, was sie nur noch geladener machte.

„Hören Sie, ich denke, Smalltalk ist bei solch einer Angelegenheit nicht nötig.“, entfuhr es ihr, da sie immer geladener wurde und ihre Kündigung so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. „Tatsächlich?“, fragte er daraufhin mit hoch gezogenen Augenbrauen nach. „Ja! Also sagen Sie mir schon, was Sie zu sagen haben und dann gehe ich meine Sachen packen.“, meinte sie und spürte dabei, wie seine gespielte Ahnungslosigkeit sie immer aggressiver machte. „... Sachen packen? ... Was denkst du, warum du hier bist, Anjali?“, wollte er wissen und lehnte sich in seinem drehbaren Schreibtischstuhl zurück. „Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das `Du´ angeboten zu haben.“, fuhr sie ihm dazwischen, da sie wusste, dass nun sowieso alles verloren war und sie es sich nicht bieten lassen wollte, ohne jeglichen Respekt angesprochen zu werden. „Also gut, Miss...“, begann er, unterbrach sich aber, um einen kurzen Blick in seine Unterlagen zu werfen. „... Sharma. Was denken Sie, warum sie hier sind?“ Sein Verhalten brachte sie immer mehr zur Weißglut. Was bildete dieser Kerl sich ein, dass er nicht einmal ihren Nachnamen wusste? „Ich bitte Sie! Sie haben mich doch nur hierher bestellt, um mir meine Kündigung mitzuteilen. Was soll dieses ganze Um-den-heißen-Brei-herum-Gerede? Ich meine...“ „Ich habe nicht vor, Sie zu feuern.“ „... es ist vollkommen… Was?!“

Anjali unterbrach sich in ihrer aufbrausenden Rede und starrte völlig verwirrt in die Richtung ihres Chefs. „Sie haben mich richtig verstanden. Ich werde Sie nicht entlassen. Wieso sollte ich?“, erwiderte er gelassen und musterte sie mit einem amüsierten Lächeln. „Aber ich habe...“, begann sie verblüfft und war sich nicht sicher, ob sie sich nicht möglicherweise verhört hatte.

„Ja, Sie haben mir Paroli geboten. Das gefällt mir und deswegen habe ich beschlossen, Sie zu meiner Sekretärin zu machen.“, meinte Rahul mit dem geübten Ton eines Geschäftsmannes und stand auf, um um seinen Schreibtisch herumzulaufen und sich vor Anjali aufzubauen.

„Also was sagen Sie, Miss Sharma?“, hakte er nach und streckte seine Hand aus. Anjali starrte ihn noch immer an. Hatte er ihr gerade tatsächlich die Stelle seiner Sekretärin angeboten? Das machte doch überhaupt keinen Sinn. „Mister Khanna, ich denke nicht, dass Späße in so einer Situation angebracht...“, begann sie mit belegter Stimme, doch Rahul unterbrach sie. „Das ist kein Spaß, sondern mein voller Ernst.“, entgegnete er. „Aber ich kann verstehen, dass ich Sie damit gerade ein wenig überrollt habe. Sie können gerne noch eine Nacht darüber schlafen und mir morgen Bescheid geben.“

In diesem Moment klingelte auch schon sein Telefon. Mit einem freundlichen Nicken signalisierte er ihr, dass ihr Gespräch damit beendet war und sie sein Büro nun verlassen konnte. Vollkommen verwirrt drehte Anjali sich daraufhin um und verließ wie in Trance das riesige Büro.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Monny
2010-12-03T21:43:53+00:00 03.12.2010 22:43
Oh man ein neuer Job^^. Freu mich schon auf das nächste Kap^^.

gez.Monny^^.


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