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Office Mein

Im Büro
von

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Der kritische erste Tag und die Zeit danach

Der von Anjali herbei gebangte erste Arbeitstag als Rahuls Sekretärin verlief für sie überraschend angenehm. Rahul nahm sich genügend Zeit, um sie in ihre Aufgaben einzuführen und ihr das Wichtigste zu erklären. Bei Fragen konnte sie sich ohne Probleme an ihn wenden. Dank ihrer schnellen Auffassungsgabe hielten diese sich allerdings in einem sehr überschaubaren Rahmen.
 

„Also ganz ehrlich, das klingt doch stark nach gespaltener Persönlichkeit...“, stellte Mili fest, nachdem Anjali ihr von Rahuls plötzlich so nettem Verhalten erzählt hatte. Die beiden verbrachten ihre Mittagspause zusammen in Anjalis neuem Büro und werteten dabei Anjalis bisherigen Arbeitstag aus.

„Ich meine, erst betatscht er dich und jetzt macht er einen auf hilfsbereiten und zuvorkommenden Chef? Das passt doch vorne und hinten nicht zusammen...“, entrüstete sich Mili und nahm anschließend einen großen Bissen von ihrem Thunfischsandwich. „Das kannst du laut sagen.“, stimmte Anjali ihrer Freundin zu. „Ich bin davon überzeugt, dass das nur ein Teil seiner Masche ist. Es ist unmöglich, dass ein Mensch von einem Moment auf den anderen so eine 180°-Wende hinlegt.“ „Und was hast du jetzt vor?“ „Ich werde ganz ordnungsgemäß meine Arbeit machen und auf höflichem Abstand zu Khanna bleiben. Dann dürfte doch eigentlich gar nichts schief gehen.“, meinte Anjali und hätte auch fest an ihre Worte geglaubt, wenn in diesem Moment nicht plötzlich die Tür von Rahuls Büro geöffnet wurden und Rahul heraus gekommen wäre. Er bedachte die beiden mit einem höflichen Lächeln und verschwand dann ohne ein Wort.

Anjali starrte ihm wie vom Blitz gerührt hinterher. Sie brauchte einige Augenblicke, bevor sie ihre Stimme wiederfand und Mili ängstlich fragte: „... Meinst du, er hat gehört, worüber wir gesprochen haben?“ „Er müsste taub sein, um das nicht gehört zu haben...“, antwortete sie und war genauso geschockt wie Anjali. „Oh mein Gott, ich habe noch nicht mal einen ganzen Tag gearbeitet und tappe schon wieder so ins Fettnäpfchen. Das kann doch wirklich nicht wahr sein!“, rief Anjali aus und warf sich resignierend die Hände vors Gesicht. „Hey, ganz ruhig. Der Kerl kann doch wohl nicht wirklich erwarten, dass du eine besonders hohe Meinung von ihm hast. Das hat er sich selbst zuzuschreiben.“, meinte Mili und klopfte ihrer Freundin beruhigend auf die Schulter. „Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass er mich jetzt wegen Rufmord und Verleumdung rausschmeißen kann.“, brauste Anjali auf, woraufhin Mili ihre Stirn in Falten legte und sie zweifelnd ansah. „Jetzt übertreibst du aber ordentlich, Anju. Der Mann hat doch schon bewiesen, dass er dich so schnell nicht feuern wird. Am besten entschuldigst du dich nachher einfach kurz bei ihm und damit ist die Sache gegessen.“, schlug sie vor und begann, die Reste ihres Mittagessens zusammenzupacken, da ihre Pause gleich vorbei war. „Meinst du wirklich, dass das reichen wird? Oh Gott, allein wenn ich nur daran denke, bekomme ich schon wieder meine Aufgeregtheitspusteln...“, erwiderte Anjali und juckte sich den Hals. Mili warf ihr nur noch einen skeptischen Blick zu und machte sich anschließend mit den Worten „Bis nachher, Anju.“ wieder auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz.
 

Anjali saß die nächsten zwei Stunden wie auf heißen Kohlen, denn so lange dauerte es bis Rahul wieder kam. Sie tat beschäftigt, als er an ihr vorbei in sein Büro ging und atmete tief durch, als sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen hörte. Was sollte sie jetzt tun? Einfach klopfen und sich entschuldigen oder auf einen passenderen Augenblick warten? Und was, wenn er überhaupt nicht gehört hatte, worüber sie sich unterhalten hatten? Auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür eher gering war, so bestand die Möglichkeit nach wie vor. Es wäre dumm, sich für etwas zu entschuldigen, das er doch eigentlich gar nicht mitbekommen hatte. Und so beschloss sie zu warten bis er sie darauf ansprach. Und wenn er es nicht tat, umso besser.

Ihre Hoffnung wurde allerdings zunichte gemacht, als der Summer an ihrem Telefon erklang, der ihr bedeutete, dass sie sich in Rahuls Büro begeben sollte. Seufzend stand sie also auf und machte sich auf den Weg zu einer weiteren demütigenden Begegnung mit ihrem Chef.
 

„Wie empfanden Sie ihren ersten Arbeitstag bis jetzt, Miss Sharma?“, wollte Rahul wissen, nachdem er Anjali angewiesen hatte, auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. „Ähm... Alles in Ordnung. Keine Probleme.“, brachte sie daraufhin mühsam hervor und war darauf gefasst, dass gleich ein Donnerwetter über sie hereinbrechen würde. Schließlich kommt die Ruhe ja meistens vor dem Sturm. Und Rahul war in der Tat die Ruhe selbst. Bedächtig lehnte er sich in seinem ausladenden Lederdrehstuhl zurück und musterte Anjali ausgiebig.

„Das freut mich zu hören.“, meinte er schließlich und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, bevor er fortfuhr: „In den nächsten zwei Monaten werde ich an einem großen Projekt arbeiten und dafür ist es wichtig, dass ich mich vollkommen auf Sie verlassen kann. Sie werden viele Telefonate führen, Akten anlegen und Pläne erstellen müssen. Meinen Sie, dass Sie das hinbekommen werden, Miss Sharma?“

Er schaute sie durchdringend an und wartete gespannt auf ihre Antwort. Anjali war allerdings viel zu überrascht, um auf irgendeine Art und Weise reagieren zu können. Wollte er sie etwa nicht für ihre Lästerei vorhin zusammenstauchen? Konnte es tatsächlich sein, dass er nichts gehört hatte?

Sie brauchte einen Moment, um ihr Erstaunen zu überwinden und zu antworten. „... Ja. Ja, das werde ich hinbekommen. Machen Sie sich keine Sorgen...“ „Sehr gut! Ich hätte auch nichts anderes von Ihnen erwartet, Miss Sharma.“, fiel Rahul ihr daraufhin erfreut ins Wort und legte dabei schwungvoll seine Hände auf die Schreibtischplatte. „Sie haben schließlich bisher immer hervorragende Arbeit geleistet.“ Mit diesen Worten stand er auf, lief um seinen Schreibtisch herum und streckte Anjali seine Hand entgegen. Leicht verwirrt stand sie daraufhin auf und schlug ein. Lächelnd legte Rahul seine Hand auf ihre Schulter und geleitete Anjali bis zur Tür, wo er sie mit den Worten „Wenn Sie dann alles erledigt haben, können Sie für heute Feierabend machen, Miss Sharma.“ entließ.

Nachdem er die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, ließ Anjali sich in ihren Stuhl fallen und atmete erst einmal tief durch. Sie hätte mir allem gerechnet, aber nicht damit. Entweder war dieser Mann tatsächlich fast taub oder aber er schätzte ihre Arbeit wirklich so sehr, dass er über ihr ausfallendes Gerede hinweg sah. An sich schien beides nicht besonders wahrscheinlich, aber eine andere Erklärung kam ihr einfach nicht in den Sinn.
 

In den folgenden Wochen gewöhnte sich Anjali schnell an ihren neuen Job und sie musste sogar zugeben, dass er ihr tatsächlich Spaß machte. Ihre Aufgaben waren vielfältiger und anspruchsvoller als bisher und – und das was das Erstaunlichste – die Zusammenarbeit mit Rahul war ausgesprochen angenehm. Er war höflich und freundlich und es war keine Spur mehr von dem anzüglichen Grabscher zu sehen, als den sie ihn kennengelernt hatte. Bei Problemen konnte sie ihn jederzeit um Rat fragen und er sparte auch nicht mit Lob, wenn er mit ihrer Arbeit zufrieden war. Alles in allem konnte man also sagen, dass Anjali ihren Traumjob gefunden hatte. Und auch wenn Mili sich anfangs noch skeptisch gezeigt hatte, war auch sie bald davon überzeugt, dass die fiesen Gerüchte, die über Rahul kursierten nur eben diese waren – Gerüchte.
 

„Ich würde sagen, wir machen für heute Schluss.“, schlug Rahul vor, nachdem er bemerkt hatte, dass es draußen schon beinahe dunkel war und sie mal wieder ein paar Überstunden geschoben hatten. Erschöpft und dankbar stimmte Anjali ihm zu und stand von dem großen Tisch in Rahuls Büro auf, auf dem alle möglichen Akten, Hefter und losen Blätter verteilt lagen, die sie zur Projektplanung brauchten.

Anjali hatte gerade ihre Sachen auf ihren Schreibtisch zusammengeräumt und ihre Tasche über die Schulter gehangen, als sie hörte wie Rahul hinter ihr fragte: „Haben Sie vielleicht Lust, noch etwas mit mir trinken zu gehen?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kleenes_entchen
2010-07-17T22:01:41+00:00 18.07.2010 00:01
Sooo, da habe ich doch heute deine FF entdeckt und saß mit einem breiten Grinsen vor'm Notebook.. :) Find deine FF super schön geschrieben und hoffe, dass du bald 'nen neuen Part reinstellen wirst.. Ich werde jedenfalls fleißig mitlesen und kann's kaum erwarten weiter zu lesen..


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