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Office Mein

Im Büro
von

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Ein Tritt gegen das Schienbein

Rahul saß nach der Mittagspause an seinem Schreibtisch und schaute die kontrollierten Kostenkalkulationen durch, während Anjali hinter ihm stand und ihm seiner Ungründlichkeit wegen vernichtende Blicke zuwarf. „Bist du dir sicher...?“, wollte er wissen, als er sich die rot markierten Stellen in den Berechnungen anschaute. „Aber natürlich!“, meinte Anjali daraufhin aufgebracht. „Sie haben hier, hier und hier vergessen, die Kosten für die Räumlichkeiten und für das Personal mit einzuberechnen.“, erklärte sie und beugte sich näher zu ihm herunter, um ihm die betreffenden Stellen zu zeigen. Rahul nutzte die sich ihm bietende Gelegenheit sofort und wickelte sich spielerisch eine von Anjalis lockigen Haarsträhnen um den Finger, während er mit einem koketten Lächeln auf den Lippen meinte: „Ich kann mich offensichtlich nur schwer konzentrieren, wenn du in meiner Nähe bist...“ Anjali verdrehte daraufhin nur die Augen und gab ihm einen leichten Klaps auf den Handrücken, damit er ihr Haar wieder los ließ. „Wenn das so ist, sollten wir in Zukunft die gemeinsame Arbeit an dem großen Tisch sein lassen und unsere Aufgaben wieder getrennt in unseren Büros erledigen.“, gab sie kühl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das kommt gar nicht in Frage.“, entgegnete Rahul daraufhin kurz und verzichtete auf jegliche weitere Begründung.

„Wie auch immer. Um die verloren gegangene Zeit wieder aufzuholen, werden wir wohl ein paar Extraschichten einschieben müssen.“, stellte er fest, klang dabei aber ganz und gar nicht so, als ob er diesen Umstand bedauern würde. „Arre! Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, rief Anjali plötzlich aus, da ihr gerade ein Licht aufgegangen war. „Sie haben absichtlich diese Fehler eingebaut, habe ich Recht?!“ „Und wieso sollte ich das tun?“, erkundigte sich Rahul mit Unschuldsblick und lehnte sich erwartungsvoll in seinem Stuhl zurück. „Damit Sie noch mehr Zeit haben, mich mit Ihren plumpen Annäherungsversuchen zu belästigen.“, erklärte sie und war bereits wieder kurz vorm Explodieren. Wie konnte dieser Kerl es wagen, ihr mutwillig ihre wertvolle Freizeit zu stehlen?!

Das lausbübische Lächeln, das Rahuls Lippen auf Anjalis Feststellung hin umspielte, war Anjali Antwort genug. Völlig geladen atmete sie tief ein und wollte gerade festen Schrittes das Büro verlassen, als Rahul nach ihrem Handgelenk griff und sie auf seinen Schoß zog. Mit der einen Hand umfasste er ihre Hüfte, um sie am Aufstehen zu hindern und die andere legte er so in ihren Nacken, dass er mit seinem Daumen noch über ihre Wange streicheln konnte. “Ich mag dich, Anjali.“, meinte er und schaute ihr fest in die Augen. „Du bist nicht nur wunderschön, sondern auch unglaublich clever. Du wirst dich in mich verlieben. Dafür werde ich sorgen. Das verspreche ich dir.“ „Gerade weil ich so clever bin, werde ich mich niemals in Sie verlieben. Also lassen Sie mich gefälligst los!“, entgegnete Anjali und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch er war stärker und hielt sie fest. „Wir werden sehen...“, raunte er und schob das Haar beiseite, das ihren Nacken bedeckte, um mit seinen Lippen und der Spitze seiner Zunge ihren Hals zu liebkosen. Danach lockerte er seinen Griff und gewährte Anjali damit, sich von ihm loszumachen. Mit hochrotem Kopf entwand sie sich seinem Griff und verließ nach einem kräftigen Tritt gegen Rahuls Schienbein wütend das Büro.
 

Mit in die Hände gestütztem Gesicht und noch immer hämmerndem Herzen saß Anjali an ihrem Schreibtisch und versuchte, sich mit gleichmäßigem Ein- und Ausatmen wieder zu beruhigen. Rahul hatte sie mit seiner Aktion gerade eben so überfallen, dass sie gar nicht schnell genug hatte reagieren können. Sie hatte das Gefühl, seine Lippen noch immer auf ihrem Hals spüren zu können und fühlte, wie erneut glühende Hitze in ihre Wangen stieg. Dieser Kerl war ein hartnäckigerer Gegner als sie gedacht hatte; sie musste sich also noch etwas Besseres einfallen lassen, um ihn klein zu kriegen, als ihn einfach nur kühl zu behandeln und immer wieder abblitzen zu lassen. Und Mili musste ihr unbedingt dabei helfen.
 

Rahul saß derweil in seinem Büro und schmunzelte vor sich hin. Sein Plan mit den Überstunden hatte hervorragend funktioniert und so hatte er nun noch mehr als genug Zeit, um mit Anjali in den nächsten vier Wochen allein zu sein. Denn was er zu ihr gesagt hatte, meinte er todernst. Er würde alles dafür tun, damit sie sich in ihn verliebte. Dass sie nun sein wahres frauenvernaschendes Gesicht kannte, war seinem Plan zwar nicht unbedingt zuträglich, doch bisher war noch jede seinem Charme erlegen. Bei Anjali musste er sich eben nur ein kleines bisschen mehr ins Zeug legen als normalerweise. Er war sich allerdings sicher, dass sich sein Bemühen mehr als auszahlen würde. Sie war einfach genau das, was er im Moment wollte und schon lange gesucht hatte. Sie war schön, klug, hatte eine eigene Meinung und vor allem ordentlich Feuer. Sie war die perfekte Herausforderung und am Ende der noch perfektere Lohn.
 

Kurz vor Feierabend überlegte Anjali, ob sie sich von Rahul verabschieden sollte oder nicht. Eigentlich widerstrebte es ihr ungeheuerlich, doch am Ende war er schließlich immer noch ihr Vorgesetzter und so entschied sie sich schließlich für eine kurze Verabschiedung, die sie ihm schnell zurufen wollte.

Sie hatte gerade seine Tür geöffnet und wollte zum Sprechen ansetzen, als sie sah, wie er auf der Ledercouch in seiner Sitzecke saß und dabei war, die Wunde, die offensichtlich ihr Schienbeintritt verursacht hatte, zu verarzten. Auf der Stelle bekam Anjali ein schlechtes Gewissen. Schuldbewusst ging sie auf Rahul zu. „Es tut mir leid.“, meinte sie etwas betreten. „Das war nicht meine Absicht.“ „Oh doch, war es.“, lachte Rahul. „Und ich hab es auch verdient, denke ich. Ich nehme dir das also nicht übel. Und wenn eine Narbe zurückbleibt, habe ich wenigstens immer ein kleines Andenken an dich.“ Er zwinkerte ihr zu und holte ein Pflaster aus dem Erste-Hilfe-Kasten, der neben ihm auf der Couch stand, und klebte es über die kleine Wunde an seinem Bein.

„Also was gibt es?“, wollte er wissen, nachdem er sein Hosenbein wieder heruntergekrempelt hatte und aufgestanden war. „Bitte?“, fragte Anjali etwas verwirrt nach. „Du wirst doch wohl einen Grund gehabt haben, dass du in mein Büro gekommen bist...?“, erklärte er. „Oh... Äh, ja. Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich jetzt Feierabend mache...“ „Genieß es. Das wird für die nächste Zeit das letzte Mal sein, dass du so früh gehen kannst.“, meinte Rahul und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Anjalis schlechtes Gewissen verschwand genau in diesem Moment wieder. Sie verdrehte genervt die Augen und verließ ohne ein weiteres Wort Rahuls Büro.



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