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Im Büro
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Verkupplungspläne

Auch in den folgenden Tagen hielt Rahul sich, was Anjali betraf, weitgehend zurück. Sie registrierte das mit positivem Erstaunen und gleichzeitiger Verwirrung, da sie nicht wusste, wie sie sein Verhalten einordnen sollte. War es nur wieder eine seiner Maschen oder meinte er es dieses Mal tatsächlich ernst? Sie konnte es bei aller Bemühung nicht sagen und vor allem fiel es ihr nach all seinen bisherigen Aktionen schwer, an seine Aufrichtigkeit zu glauben und ihm Vertrauen zu schenken.

Diese Unsicherheit wurde ihr allerdings durch ein Gespräch mit ihrer Mutter, von ihr unbewusst, beinahe völlig genommen.

Sie hatten gerade das Abendbrot beendet und standen in der Küche, um den Abwasch zu erledigen, als ihre Mutter meinte: „Dein Rahul ist wirklich ein ganz fabelhafter junger Mann, Anju.“ Anjali schaute ihre Mutter daraufhin überrascht über diese unerwartete Feststellung an und errötete ungewollt. „Er ist so höflich, intelligent, hilfsbereit und auch noch gutaussehend. Und vor allem sieht man in jedem seiner Blicke und in jeder Geste, wie sehr er dich liebt.“, erklärte ihre Mutter, während sie das von Anjali abgewaschene Geschirr abtrocknete und ihre Tochter liebevoll musterte. „Was... Was genau meinst du, Ma?“, fragte Anjali unsicher nach und spürte, wie ihr Herz vor aufkommender Aufregung plötzlich begann, schneller zu schlagen.

„Das kannst du natürlich nicht wissen, aber immer wenn du in seiner Nähe bist, beobachtet er dich und scheint dabei immer darauf bedacht zu sein, sofort an deiner Seite zu sein, wenn du ihn brauchst. So eine Hingabe sieht man bei den jungen Leuten heutzutage nur noch selten. Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, Anju...“

Anjali traute ihren Ohren kaum. Redete ihre Mutter da gerade tatsächlich von demselben Rahul? Dem Rahul, den sie nur als selbstgerechten Macho kannte? Sie konnte es nicht fassen. Nachdem sie allerdings einen Moment darüber nachgedacht hatte, fragte sie sich, ob er das alles vielleicht nicht nur tat, um ihren Eltern zu imponieren. Sie war sich jedoch nicht sicher, wie sie ihre Mutter darüber ausfragen konnte, ohne ihr zu offenbaren, dass sie an Rahuls Ehrenhaftigkeit zweifelte.

„Er will euch gegenüber natürlich als guter Schwiegersohn dastehen, da legt er sich selbstverständlich ein wenig mehr ins Zeug, als er es normalerweise tun würde...“, argumentierte Anjali schließlich und fand, dass das durchaus plausibel klang. „Oh nein, ich denke nicht. Dein Vater und ich haben das unabhängig voneinander festgestellt und auch in Situationen, wo Rahul gar nicht bewusst war, dass wir ihn sehen konnten. Glaub also ruhig, dass dein Verlobter der Traum einer jeden Frau zu sein scheint.“, entkräftete ihre Mutter ihre Erklärung allerdings sofort wieder und strich ihr mit einem aufmunternd-schlemischen Lächeln auf den Lippen kurz mit der Hand über die Wange. Anjali erwiderte das Lächeln, konnte jedoch noch immer nicht glauben, was ihre Mutter ihr gerade weiß machen wollte.

„... Da ist es wohl ganz gut, dass unser ursprünglicher Plan, dich mit Harish Singh zu verkuppeln nicht funktioniert hat...“, stellte Anjalis Mutter fest, während sie sich daran machte, das trockene Geschirr in die Küchenschränke zurückzuräumen. Erstaunt horchte Anjali daraufhin auf. „Wie bitte? Was?“, hakte sie nach und musterte ihre Mutter skeptisch. „Nun ja, wir wollten dir ursprünglich eine Hochzeit mit Harish arrangieren, da ihr euch früher immer so gut verstanden habt und auch seine Eltern von der Idee begeistert waren. Er selbst war auch einverstanden und so traf es sich gut, dass er nach London musste. So hättet ihr euch wieder annähern können und...“, erklärte ihre Mutter und machte Anjali damit beinahe sprachlos.

Das Treffen mit Harish war also gar nicht so zufällig gewesen, wie sie die ganze Zeit über geglaubt hatte? Wenn es nach ihren Eltern ging, würde sie Harish also heiraten? Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Noch vor wenigen Wochen hätte sie diese Nachricht Luftsprünge machen lassen, doch nun... Nun fühlte sie vor allem Unentschlossenheit. Ihre Verlobung mit Rahul war schließlich nicht echt und so bestand die Möglichkeit, Harish zu heiraten, weiterhin – nur wusste sie nicht, ob sie das tatsächlich noch wollte. Sie mochte ihn nach wie vor immer noch sehr, aber er hatte schließlich den Kontakt von einem Tag auf den anderen abgebrochen und sie wusste bis heute nicht genau, wieso. Sie beschloss allerdings, diese Tatsache ihren Eltern vorerst zu verheimlichen und ahnungslos zu spielen. Statt der Wahrheit erzählte sie ihrer Mutter also, dass sie Harish zwar getroffen hatte, zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits mit Rahul verlobt gewesen war.

„Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Du weißt, dass wir dich immer dazu erzogen haben, eigenständig zu denken und deine Entscheidungen selbst zu treffen. Und ich bin mir sicher, die Verlobung mit Rahul war eine gute Entscheidung. Du wirst mit ihm ganz bestimmt glücklich werden.“, meinte ihre Mutter und entlockte Anjali damit ein stummes Lächeln, das über ihr inneres Chaos hinwegtäuschen sollte.

Dass ihr Gespräch nicht ungehört geblieben war, ahnten die beiden nicht. In der Absicht, ihnen zu helfen, war Rahul zur Küche gegangen, aber vor der Tür stehen geblieben, als er seinen und später auch Harishs Namen gehört hatte. Zu seinem größten Bedauern hatte er allerdings den größten Teil des Gesagten nicht verstanden, da die beiden Frauen sich auf Hindi unterhalten hatten. Anjalis Reaktionen und die Tatsache, dass Harishs Name so oft gefallen war, reichten allerdings aus, um ihn eine gewisse Bedrohung erahnen zu lassen.



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