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Office Mein

Im Büro
von

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Erkenntnis

Als Reema nach Rahuls Aussage Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen, wehrte er ab, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte. „Nein, bleib hier. Anjali und ich sollten diejenigen sein, die sich ein ruhiges Plätzchen suchen. Was hältst du davon?“, wollte er an Anjali gerichtet wissen. Verwirrt und hilfesuchend schaute sie daraufhin zu ihrer Mutter, die ihr sogleich aufmunternd zunickte.

Etwas widerwillig erklärte sie sich also einverstanden und verließ mit Rahul zusammen das Zimmer. Dieser steuerte unbeirrbar die Dachterrasse an und drehte sich höflich lächelnd zu Anjali um, als sie ihr Ziel erreicht hatten.

„Also. Hast du mir vielleicht irgendetwas zu sagen, Anjali?“, fragte er ohne sein Lächeln abzulegen. „Nein. Nicht dass ich wüsste. Zumal du unser Gespräch ja offensichtlich sowieso belauscht hast.“, gab sie bissig zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was machst du überhaupt hier? Erst lässt du dich drei Tage lang nicht blicken und jetzt...“ „Hast du mich etwa vermisst?“, erkundigte er sich, wobei sein Lächeln breiter wurde und ein erwartungsvolles Funkeln in seinen Augen aufblitzte.

Ertappt und empört zugleich schnappte sie nach Luft. „Oh bitte! Sei nicht so selbstverliebt! Wieso sollte ich...?“ entgegnete sie mit einer wegwerfenden Handbewegung, doch Rahul fiel ihr erneut ins Wort: „Weil du – wie du im Gespräch mit deiner Mutter bereits erwähnt hast – immer noch an mich denkst. Das ist doch ein offensichtliches Zeichen dafür, dass du mit `uns´ noch lange nicht abgeschlossen hast. Also lass das ganze Theater endlich sein und sag mir, was wirklich dein Problem ist.“

Er machte einen Schritt auf sie zu, was sie unbeabsichtigt zurückweichen ließ. Seine Augen durchbohrten sie und sie hatte das Gefühl, als wäre die eigentlich angenehme Nachmittagssonne plötzlich brütend heiß. Ihre Gedanken rasten. Verzweifelt suchte sie nach Argumenten, die sie ihm an den Kopf werfen konnte, doch sie fand einfach keine. Er hatte sie mal wieder in die Ecke gedrängt und würde erst Ruhe geben, wenn er hatte, was er wollte.

„Gib mir einen triftigen Grund, der gegen eine Beziehung zwischen uns spricht.“, forderte er, als sie ihm nicht antwortete und begann, seinem Blick auszuweichen. Nach kurzer Bedenkpause antwortete sie schließlich lahm: „Ich kann dir nicht vertrauen. Das...“ „Anjali, ich bitte dich!“, stöhnte er genervt auf. „Man könnte meinen, du wärst eine Schallplatte mit einem Sprung. Ich höre immer nur dieses eine Argument, von dem wir beide wissen, dass es Unsinn ist. Es...“ Er unterbrach sich abrupt, denn plötzlich geisterten Reemas Worte wieder durch seinen Kopf.

„Tu ihr Verhalten nicht als Überreaktion ab, sondern nimm es ernst und geh darauf ein.

Er schloss die Augen, atmete tief durch und meinte dann: „Ich entschuldige mich wirklich aufrichtig für mein Verhalten. Es war falsch und das weiß ich mittlerweile auch. Ich bitte dich ernsthaft um Verzeihung.“ Während er sprach, legte er seine Arme eng an seine Seiten und verbeugte sich vor Anjali.

Seine Worte und vor allem die dazugehörige Geste machten sie sprachlos. Sie konnte nicht anders als den vor ihr verneigten Rahul hemmungslos anzustarren. Niemals hätte sie so etwas von ihm erwartet. In einem Film wurde einmal gesagt, dass ein Mann sich nur vor drei Frauen verbeugt: vor seiner Mutter, vor der Göttin Durga und vor... seiner Geliebten. Es war unmöglich, dass Rahul diesen Film gesehen hatte, doch für sie hatte das immer Sinn gemacht und es passte zu ihm wie die Faust aufs Auge, wie man so schön sagte.

„Du... Du meinst das wirklich ernst...?“, fragte sie vorsichtig und noch immer misstrauisch nach, woraufhin Rahul sich wieder aufrichtete. Er seufzte resigniert. „Anjali. Ich kämpfe jetzt schon seit Monaten um dich und bin wegen dir mittlerweile sogar schon zweimal um den halben Erdball geflogen. Glaubst du wirklich, ich hätte all das getan, wenn ich dich nicht lieben würde?“, wollte er wissen und schaute sie mit ausdruckslosem Gesicht an.

Anjali glaubte jedoch, sich verhört zu haben. „Du... Du liebst mich?!“, wiederholte sie ungläubig und riss vor Überraschung ihre Augen auf. Rahul verleierte daraufhin selbige. „Wieso sind alle so überrascht, wenn ich das erwähne?“, wollte er wissen. „Natürlich liebe ich dich. Ich plane nicht mit jeder x-beliebigen Frau meine Zukunft um Jahre voraus, musst du wissen.“

„... Ja...“, gab sie daraufhin tonlos von sich und ließ sich auf den Boden sinken. Sein Geständnis gab den Dingen nun eine für sie vollkommen neue Betrachtungsweise, die sie erst einmal durchdenken musste.

Rahul wusste nicht, was er mit ihrem Schweigen anfangen sollte, doch ihre zusammengesunkene Gestalt weckte plötzlich seinen Beschützerinstinkt und das unbändige Verlangen, sie in den Arm zu nehmen. Er streckte langsam seine Hand nach ihr aus und schob sie um ihre Schultern. Er erwartete jeden Moment, dass Anjali sie weg schlug, doch sie ließ ihn zu seiner Überraschung gewähren. Sanft zog er ihren Körper an sich und schloss die Augen. Sofort nahm er ihren leichten Pfirsichduft wahr und spürte, wie ihre Nähe und die von ihr ausgehende Wärme ihn in Beschlag nahmen und langsam und wohlig umhüllten.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich in den letzten elf Tagen vermisst habe...“, murmelte er und streichelte mit einer Hand über ihren Rücken, während die andere auf ihrem Hinterkopf ruhte.

„Rahul...?“, wisperte Anjali, nachdem sie ein paar Minuten schweigend in ihrer Umarmung verharrt hatten. Ohne seine Augen zu öffnen oder sich zu bewegen, entgegnete er nur ein „Hm...?“. „... Wir können trotzdem nicht zusammen sein.“

„Bitte was?!“ Rahul schob Anjali ein Stück von sich weg, um ihr ins Gesicht schauen zu können. „Was soll denn das nun schon wieder bedeuten?!“, erkundigte er sich und gab sich dabei keine Mühe, seine gereizte Tonlage zu unterdrücken.

„Ich habe Harish bereits versprochen, ihn zu heiraten... Das kann ich doch jetzt nicht wieder zurücknehmen...“, erwiderte sie und wendete etwas beschämt ihren Blick ab. Rahuls Augen weiteten sich, bevor er sie erneut verleierte. „Wieso hast du das überhaupt getan?“, wollte er wissen und sah sie verständnislos an. Sie machte sich daraufhin von ihm los und drehte ihm den Rücken zu.

„... Weil ich... so enttäuscht von dir war.“, gab sie etwas zögerlich zu. „Dir muss doch bewusst gewesen sein, dass mein Vertrauen zu dir noch auf wackligen Beinen stand. Und dann kommt der Schock, dass Harish mich gar nicht verlassen hatte, sondern du mir nur seine Abreise verschwiegen hast. Das hat mich so erschüttert, dass ich vor Enttäuschung einfach nur noch wütend auf dich sein konnte und von dir weg wollte. Zu diesem Zeitpunkt habe ich nur noch Harish gesehen und war mir sicher, dass er der Richtige für mich sein musste, da ich doch so lange Zeit in ihn verliebt war und er auch ansonsten alles hat, was ich mir von einem Mann wünschen kann.“

Ihre Lobrede auf Harish ärgerte Rahul ungemein, doch er sagte nichts dazu und hoffte, dass ihre Erklärung irgendwann zu seinen Gunsten umschlagen würde.

„Und ich hätte all das auch zuversichtlich und ohne Reue durchgezogen, wenn du nicht vor drei Tagen hier aufgetaucht wärst. Ich hatte mir eigentlich erfolgreich klar gemacht, dass du mich die ganze Zeit nur hinters Licht geführt und mir irgendwelche Gefühle vorgespielt hast... Aber dass du einfach nicht aufgibst, immer weiterkämpfst und dich sogar um Entschuldigung bittend vor mir verbeugst...“ „... hat dich endlich überzeugt?“, beendete Rahul ihren Satz und hoffte, dass es das war, worauf sie hinauswollte.

Langsam drehte sie sich daraufhin wieder zu ihm herum, schaute ihm in die Augen und nickte langsam. Diese unschuldige Geste ließ Rahuls Herz aufgehen. Er machte Anstalten, Anjali wieder in seine Arme zu ziehen, doch sie wehrte ab.

„Aber trotz allem kann ich Harish doch jetzt nicht vor den Kopf stoßen. Er...“, begann sie, doch Rahul wollte sich diesen Blödsinn – nichts anderes waren ihre Bedenken in seinen Augen – nicht anhören. „Anjali, hör zu. Willst du dich und ihn wirklich in eine Ehe zwängen, obwohl du ihn nicht liebst? Auch wenn es mir schwer fällt, das zuzugeben, aber Harish scheint wirklich ein netter Kerl zu sein. Ich glaube nicht, dass er es verdient hat, nur aus Pflichtgefühl geheiratet zu werden.“, redete er ihr ins Gewissen. „Oder wäre es etwas anderes als bloßes Pflichtgefühl? Liebst du ihn? ... Oder liebst du mich?“

Anjali errötete bei seiner Frage und begann, nervös mit ihren Händen herumzuspielen. „Ich... Auch wenn ich mich lange dagegen gewehrt habe und ich diese Frage vor ein paar Monaten noch klar mit dem Gegenteil beantwortet hätte, muss ich wohl zugeben...“ Sie machte eine kurze Pause, in der Rahul sie erwartungsvoll anstarrte. „... dass meine Gefühle Harish gegenüber... zu deinen Gunsten verschwunden sind...“

Sie hatte kaum ihren Satz beendet, da schloss Rahul schon seine Arme um sie und hob sie mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht in die Luft. Anjali stieß einen überraschten Laut aus, doch als sie sein glückliches Gesicht sah, konnte sie nicht verhindern, dass sich auf ihre Lippen auch ein Lächeln legte.

„Lass uns das bitte sofort der ganzen Welt mitteilen.“, schlug er vor und umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht, um ihr einen kurzen aber sehr enthusiastischen Kuss aufzudrücken. Erst perplex über seine Euphorie fing Anjali von einem plötzlichen Glückgefühl durchströmt dann doch an zu lachen. „Ich glaube, meine Eltern und Harish werden vorerst reichen müssen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-02-26T16:53:50+00:00 26.02.2011 17:53
Uff, Anjali ist also doch einsichtig geworden! Jetzt kann dem Happyend ja eigentlich nichts mehr im Weg stehen. Ausser natürlich, du planst noch etwas;)
Und die Anspielung auf KKHH hat mir sehr gut gefallen, den Rahul natürlich nie gesehen hat^.^


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