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Seeking

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von

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XI

Die Seifenreste waren fortgespült und Draco fühlte sich so sauber wie noch nie in seinem Leben zuvor. Noch nicht einmal das ausgiebigste Bad im Bad der Vertrauensschüler hatte je diesen Effekt auf ihn gehabt.

„Angenehm, oder?“, fragte Bill mit einem breiten Grinsen.

„Ja, aber du brauchst dir nicht einzubilden, ich hätte schon vergessen, dass du jetzt an der Reihe bist, mir etwas über die Nichtexistenz deiner Frau in deinem Leben zu erzählen“, gab Draco halb plänkelnd, halb ernst zurück.

„Schade“, sagte Bill leise lachend, ließ sich dann aber nicht lange bitten. „Wie bei dir fängt diese Geschichte bei der Schlacht von Hogwarts an. Ich weiß nicht, ob es dir bekannt ist, dass wir nicht ohne Todesfall in der Familie aus der Schlacht hervorgingen. Mein Bruder Fred, Georges Zwilling, ist in der Schlacht gefallen. Ich weiß nicht, für wen dieser Verlust schlimmer war – George oder meine Mutter. Aber während George sich einfach in die Arbeit gestürzt hat, fest entschlossen, das Andenken seines Bruders zu wahren, indem er Zonkos überflügelt, hat meine Mutter offenbar den Fortbestand der Familie durch diesen Verlust bedroht gesehen. Da war es ihr egal, dass auch wir anderen trauerten, hatten wir doch auch einen Bruder verloren. Für sie galt nur, dass wir tun sollten, was Fred nun auf ewig verwehrt bleiben würde… eine eigene Familie gründen und Kinder bekommen. Zu einem gewissen Grad kann ich ihre Haltung verstehen, aber du hast vorhin selbst anklingen lassen, dass meine Mutter in ihren Äußerungen und ihrem Verhalten sehr intensiv sein kann. Ron und Ginny taten das Richtige in ihren Augen, indem sie sich jeweils verlobten. Bei George hat wohl mein Vater dafür gesorgt, dass sie ihn nicht allzu sehr unter Druck setzte, auch wenn wenig diplomatisches Geschick zu erkennen war, als sie Angelina regelmäßig in ihre Sonntagsessenseinladungen mit einschloss, nachdem diese ein paar Mal bei George im Laden gesehen worden war. Percy hatte noch Schonfrist, war er doch gerade erst wieder in den Schoß der Familie zurückgekehrt und Charlie blieb klugerweise in Rumänien, weshalb er dem Ganzen entging. Nicht, dass meine Mutter nicht versucht hätte, ihn dazu zu überreden, sich doch in ein Drachenreservat in Wales versetzen zu lassen. Der größte Druck aber lastete auf Fleur und mir. Wir waren bereits verheiratet, also war es nur logisch, dass wir auch die ersten Kinder bekommen würden.“ Bill seufzte, dann fuhr er leise fort.

„Fleur litt zunehmend unter den ständigen Anspielungen. Sie war noch nicht bereit für ein Kind. Nicht, dass sie nicht irgendwann Kinder wollte, aber sie wollte den Zeitpunkt selbst bestimmen. Zu Hause war sie stets gereizt und ertrug es kaum, dass zumindest in der Küche im Kamin das Herdfeuer brannte, weil sie ständig befürchtete, meine Mutter könnte ‚nur auf ein Schwätzchen’ durch das Feuer spaziert kommen. Auch wenn sie nur zu einem Viertel Veelablut in sich trägt... Glaub mir, so schön sie sein kann, so schön sie andere erscheinen lassen kann, wenn sie glücklich ist, so furchterregend kann sie sein, wenn man sie zu sehr reizt. Doch als die Gereiztheit in Hysterie umschlug und sie sich darin so sehr hineinsteigerte, dass sie tatsächlich nicht mehr in der Lage war, mit mir sonntags zum Fuchsbau zu gehen, wie sie es zuvor schon etliche Male angedroht hatte, musste ich handeln. Die ganze Zeit über hatte ich mir noch eingeredet, dass es sich wieder geben würde, dass es von allein vorbeigehen würde. Wir haben also eine Familienauszeit genommen und sind nach Rumänien zu Charlie. Denn nach Frankreich, zu ihrer Familie, wollten wir auch nicht. Und uns war klar, dass wir trotz der Flucht, die wir antraten, irgendeinen Halt von außen brauchten.

In Rumänien ist mir klar geworden, wie viel ich einfach verdrängt hatte. Ich war nun mal schon immer der große Bruder gewesen, der starke, große Bruder, der keine Schwäche kannte. Es ist fast schon erschreckend, wie schnell man in diese alten Verhaltensmuster zurückfällt. Bei Charlie hingegen, konnte ich mir erlauben, diese Rolle ein Stück weit abzustreifen. Er kannte mich besser. Er hatte genug mit mir geteilt, einschließlich der Rolle des großen Bruders, um sich davon nicht täuschen zu lassen. Erst in Rumänien habe ich mir erlaubt, um Fred zu trauern. Und um all die anderen. Remus, Tonks, ihren Vater, sogar um Professor Snape. Aber weil ich immer der Starke hatte sein müssen, schaffte ich es auch jetzt nicht, meine Trauer mit jemandem zu teilen. Ich musste sie allein bewältigen. Ich tat es, indem ich stundenlange Spaziergänge allein durch die Wildnis unternahm. Fleur hat das nicht verstanden. Nicht nach all dem, was wir gemeinsam bereits überstanden hatten. Schließlich hatte uns die Nacht des Todesserangriffs auf Hogwarts erst in unserem Entschluss bestärkt, tatsächlich zu heiraten. Ohne Fenrirs Angriff auf mich... wer weiß, ob es Fleur gelungen wäre, meine Mutter noch vor der geplanten Hochzeit für sich zu gewinnen. Aber das Jahr, das darauf folgte, hatte uns alle geändert. Mich vielleicht mehr, als mir bewusst gewesen war. Ohne Charlie hätte ich vielleicht da bereits Fleur verloren.“ Bill stieß ein kleines, leicht spöttisches Lachen aus.

Irritiert sah Draco ihn an, beschloss aber, ähnlich wie Bill zuvor, zu schweigen, bis der Großteil der Geschichte erzählt war und sich ihm die Zusammenhänge erschlossen. Es überraschte ihn auch, wie normal der andere über den Angriff des Werwolfs sprach, aber unterbewusst fühlte er sich ein wenig erleichtert, denn schließlich wäre es ein Leichtes gewesen, ihm, Draco, die Schuld an diesen Narben zu geben.

„Charlie hat viel mit uns geredet. Zum Teil hat er so auch seine Trauer verarbeitet und die unterschwellige Wut, die noch immer in ihm gärte, weil Voldemort das Land abgeriegelt hatte und er nicht zu uns hatte kommen können, um uns zu helfen. Er konnte Fleur besser erklären, was in mir vorging, als ich es hätte tun können. Am Ende unseres Rumänien-Aufenthalts stand für uns fest, dass wir nicht nach England zurückkehren würden. Mir fehlte Ägypten und die Arbeit an den Gräbern mehr, als ich mir hatte eingestehen wollen und für Fleur war es eigentlich egal, wo wir wieder zu unserem Glück fanden, solange meine Mutter uns dabei nicht einengen konnte. Also beantragten wir beide bei Gringotts die Versetzung hierher, was auch problemlos gewährt wurde. Doch das Glück, das wir suchten unterschied sich wohl... Ich konnte förmlich spüren, wie ich in der Sonne hier aufblühte, gesundete, wenn man es so ausdrücken will. Ich ging vollkommen in meiner Arbeit auf. Sehr zu Fleurs Missfallen. Die romantische Zweisamkeit, die sie sich erhofft hatte, stellte sich nicht ein. Der Ausflug in die Wüste zum Sonnenuntergang, die gemeinsamen Einkaufstouren zum Basar, die romantische Flussfahrt auf einem der traditionellen Segelboote... Sie arbeitete hier in Kairo im Bankhaus und hatte dort geregelte Arbeitszeiten. Ich hingegen verbrachte die meiste Zeit in einem der Ausgrabungslager und auch wenn wir dort so etwas wie Richtzeiten haben, kommt es doch immer mal vor, dass man mitten in der Lösung eines komplizierten Fluchs steckt, und weiß, dass es noch zwei oder drei Stunden dauert, bis man ihn gebrochen hat, aber man weiß auch, dass, wenn man jetzt abbricht, man am nächsten Tag wieder von vorne beginnen muss und die bereits investierten sechs Stunden für die Katz wären. Zwar apparierte ich nach der Arbeit immer zurück nach Kairo zu Fleur, aber es änderte nichts daran, dass sie sich allein fühlte. Füge dem ganzen noch Eifersucht hinzu...“

„Eifersucht? Auf deine Kolleginnen? Weil sie den ganzen Tag mit dir im Staub wühlen dürfen?“, fragte Draco mit einem leicht anzüglichen Grinsen, das recht geschickt verbarg, dass er trotz des leichten Flirtens, das er zwischen ihnen wahrzunehmen meinte, nicht wusste, ob es einfach nur Bills Art war und er ausschließlich auf Frauen stand, oder ob es da vielleicht diese winzige, aberwitzige Chance auf mehr gab.

„Wie?“ Bill sah Draco kurz irritiert an. Während des Erzählens waren seine Gedanken abgeschweift und er hatte einen Moment gebraucht, um in das Hier und Jetzt zurück zu finden. „Nein, nicht meine Kolleginnen. Es ist wohl wie du sagst... mit der Konkurrenz anderer Frauen kann eine Frau umgehen. Noch dazu eine Frau wie Fleur, in deren Blut das Erbe der Veelas fließt. Es war ein Mann, der die Eifersucht in ihr heraufbeschworen hat. Jack. Na ja, eigentlich heißt er nicht Jack, aber als ich ihn hier kennen lernte, verstand ich nicht genug Arabisch, um seinen Namen auch nur ansatzweise von all dem anderen Kauderwelsch unterscheiden zu können. Und mein Sprachzauber, den ich damals noch häufig trug, hatte seinen Namen mit Jack übersetzt. Dabei ist es immer geblieben. Jack ist altmodischer Karawanenführer. Und zugleich das gerissenste Zauberschlitzohr, ein Hallodri, Tunichtgut und ein klasse Freund. Ich weiß auch nicht, wieso er damals beschlossen hatte, ausgerechnet einen Neuling wie mich zu seinem Freund auszuerkiesen. Obwohl nie etwas anderes zwischen uns war als Freundschaft, haben wir auch immer miteinander geflirtet. Es gehörte einfach dazu. Sicher, wir haben beide mal mit dem Gedanken gespielt, wie es wäre, den anderen zu küssen oder so, aber nie zur gleichen Zeit und so wurde nie was draus. Egal. Auf jeden Fall hatte Jack gehört, dass ich wieder im Lande sei und als seine Karawane das nächste Mal draußen in Gizeh war, hat er es sich nicht nehmen lassen, mich zu besuchen. Falls es ihn überraschte, mich verheiratet vorzufinden, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken, zumal wir sofort wieder zu dem alten, herzlichen, lockeren, flirtenden Ton fanden, der immer zwischen uns geherrscht hatte. Und während ich jede Minute seines Besuchs aus vollsten Zügen genossen habe, hat Fleur innerlich vor Eifersucht gekocht. Denn auch wenn ich sie nie betrogen habe und sie Jack auch keine unlauteren Motive unterstellen, oder zumindest nicht beweisen konnte, hatte sie das Gefühl, dieser Mann würde mich ihr wegnehmen. Dass ich ihr zusehends mehr entgleite. Als Jack weg war, hatten wir einen riesigen Krach, während dem mir Fleur gestand, dass sie zurück nach England wollte. Dort wären wir schließlich glücklich gewesen und hier sei sie es jedenfalls nicht. Dass sie sogar bei Charlie, trotz meiner häufigen Abwesenheit, glücklicher gewesen wäre. Ein Wort gab das andere und schließlich schlug ich ihr wütend vor, dass sie doch nach Rumänien zu Charlie gehen sollte, wenn sie dort glücklicher gewesen wäre, ich aber würde hier bleiben, weil ich hier glücklich sei.“

„Heftig“, murmelte Draco.

Bill nickte. „Fleur ist tatsächlich Hals über Kopf und wutentbrannt aus Ägypten abgereist und zu Charlie nach Rumänien gegangen. Es hat eine Weile gedauert... aber schließlich haben wir eingesehen, dass es nicht England war, wohin sie zurück wollte, sie wollte in der Zeit zurück. Zurück zu dem Zeitpunkt, wo wir im Shell Cottage trotz des Vormarsches von Voldemort glücklich waren. Ehe Ron an unsere Tür klopfte. Ehe die Realität uns einholte. Ehe Fred fiel. Ehe der Krieg uns veränderte. Mich eingeschlossen. Charlie, der, obgleich er so anders aussieht, mir in vielem unglaublich ähnlich ist, erinnerte sie nun mehr an den Mann, in den sie sich verliebt und den sie geheiratet hatte, als ihr eigener Mann. Und als mir Charlie dann eines Tages zögernd gestand, dass er sich zu Fleur hingezogen fühlte, war es das einzig Richtige, sie freizugeben und unsere Ehe aufzulösen. Ich mein, wenn ich die vielleicht einzige Frau, die ich je auf diese Art lieben werde, schon einem anderen überlassen muss, damit sie glücklich wird, dann wenigstens dem Bruder, der mir am nächsten steht. Zwei Jahre nach dem endgültigen Tod Voldemorts kam übrigens ihr erstes Kind zur Welt. Genau am 2. Mai, weshalb sie es ‚die Siegreiche’ Victoire genannt haben. Es war schon fast komisch, wie sehr Charlie um den heißen Brei herum geredet hat, als er mich bat, der Pate von Victoire zu werden. Er konnte es wohl immer noch nicht glauben, dass ich ihm nicht vorwarf, mir die Frau ausgespannt zu haben oder ihm sonst in irgendeiner Weise grollte...“

„Du musst aber zugeben, dass eine solche Haltung wie deine auch eher ungewöhnlich ist, besonders wo Fleur doch mehr oder weniger sofort, nachdem sie dich verlassen hatte, schwanger wurde.“

„Ich glaube, die Schwangerschaft war nicht wirklich geplant... aber nachdem sie einmal in anderen Umständen war, brachte Fleur es auch nicht fertig, das ungeborene Kind zu töten. Was mich betraf, so war ich es leid, mich selbst zu belügen“, gab Bill achselzuckend zurück. „Fakt war, dass ich mich verändert hatte, und was wohl weit erschreckender war, war die Tatsache, wie wenig mir Fleur fehlte, während ich mich auch in England stets nach Ägypten gesehnt hatte. Vielleicht hätte es mit Fleur und mir gut gehen können, hätte sie diese Liebe zu diesem Land mit mir geteilt oder zumindest deren Ausmaß akzeptieren können. Aber so... Es ist besser, so wie es jetzt ist.“

Draco grinste. „So viel Weisheit hätte ich einem Gryffindor gar nicht zugetraut.“

„Ach ja?“, fragte Bill lachend zurück. „Wusstest du nicht, dass wir Gryffindors exakt zehn Jahre, nachdem wir mit Hogwarts fertig sind, die Möglichkeit bekommen unseren Mut gegen Weisheit einzutauschen? Ich mein, immerhin war Albus Dumbledore auch ein Gryffindor. Warte nur ab, in etwa zwanzig oder dreißig Jahren fange ich dann an, mir einen langen Bart wachsen zu lassen und wenn ich hundert bin, habe ich sicher auch dieses Funkeln gepaart mit dem gütigen Lächeln drauf. Allerdings glaube ich, ziehe ich die hiesigen Baklava Zitronendrops vor.“

Jetzt konnte auch Draco sich ein Lachen nicht verkneifen. „Und was dürfen Slytherins eintauschen? Damit ich weiß, vor welcher Wahl ich in zwei Jahren stehe...“

„Gar nichts“, erwiderte Bill schlicht. „Oder glaubst du ernsthaft, dass Salazar Slytherin sich für etwas anderes als perfekt gehalten hat? Folglich brauchen Slytherins keine Weisheit oder ähnliche, überflüssige Eigenschaften.“ Das Grinsen auf seinen Lippen ließ keinen Zweifel an dem Scherz, den er sich mit diesen Worten erlaubte.

„Ah, gut zu wissen. Denn wenn Salazar Slytherin perfekt war, heißt es, dass er nur perfekte Exemplare der Zauberergesellschaft in seinem Haus zugelassen hat. Und du weißt ja, was das für mich bedeutet...“

„Dass du den Sprechenden Hut bestochen hast, damit er dich nicht nach Hufflepuff steckt!“ Bill brachte sich rasch hinter einem der vorbeikommenden Telleks in Sicherheit.

Doch Draco fühlte sich viel zu gelassen, um sich von derlei verbalen Spitzen provozieren zu lassen. Zumal er ja wusste, dass der andere sie keineswegs ernst oder gar boshaft gemeint hatte. Außerdem wäre es eines Slytherins unwürdig, sofort Rache an seinem Gegner zu üben. Ein Slytherin wartete stets, bis sich sein Opfer in Sicherheit wähnte.

Schließlich wagte sich Bill wieder hinter dem Tellek hervor.

„Eines würde mich aber noch interessieren“, griff Draco noch einmal das eigentliche Gesprächsthema auf. „Wie hat deine Mutter auf all diese Wirrungen reagiert?“

„Sagen wir so, sollten die Weasleys und die Malfoys je ihre Differenzen überwinden können, würden dein Vater und meine Mutter bestimmt einen prima Grundstock für eine Elternselbsthilfegruppe bilden...“



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