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Sakura to Bara

Kirschblüten und Rosen
von

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Der Sakurazukamori

Kapitel 1: Der Sakurazukamori
 

“Mitsuki-chaaan!”

Ich fahre unweigerlich zusammen, als ich die laute Stimme meiner Sitznachbarin höre.

Ich seufze laut und schaue sie an. Sie hat blond gefärbte Haare, graue Augen und ein freches Grinsen im Gesicht, dass sie sehr jugendlich wirken lässt, obwohl sie im selben Alter ist, wie ich.

Michiko Yukino ist ihr Name. Wir sind im selben Semester, auf der selben Universität und warten darauf, dass unsere Dozentin endlich erscheint und die Vorlesung beginnt.

Michiko redet auf mich ein. Die üblichen Themen. Jungs, die sie toll findet, neue Klamotten die sie sich gekauft hat.

Michiko redet wie ein Wasserfall. Sie ist laut, ihre Stimme ist hoch und überschlägt sich fast. Sie lacht und kichert wie ein kleines Mädchen.

Ich weiß nicht, ob ich sie mögen soll oder nicht. Mich interessiert es nicht wirklich.

Aber sie ist die einzige, die immer zu mir kommt. Von allen Studenten in diesem Seminar ist sie die einzige, die mich als “Freundin” bezeichnet.

Ich verdrehe die Augen und lege meinen rechten Zeigefinger auf die Lippen um ihr damit mitzuteilen, dass sie ruhig sein soll, weil unsere Dozentin gerade hereingekommen ist und die Vorlesung beginnt.

Michiko seufzt resignierend und versucht dem Vortrag zuzuhören.

Ich lasse mich wieder in meine Gedanken fallen.

Wir schreiben das Jahr 1999. Das Jahr, in dem angeblich die Welt untergehen soll.

Mein Name ist Mitsuki Kuroyami. Ich bin 21 Jahre alt und wurde am dreizehnten November 1977 in Tokyo geboren. Zurzeit studiere ich Veterinärmedizin. Eine scheinbar stinknormale Studentin. Zumindest offiziell. Aber diese Fassade trage ich nur am Tag. Ich hüte ein Geheimnis. Ein Geheimnis, dass besser nie an das Tageslicht kommen sollte…
 

Ich schreibe mit, während uns die Dozentin einen Vortrag über die Behandlung von verschiedenen Krankheiten bei Katzen und Hunden und wie man diese am besten behandelt, hält, gleichzeitig denke ich wie so oft an früher.

Immer und immer wieder ein und dasselbe Bild vor Augen. Sein Gesicht verfolgt mich schon acht Jahre lang. Jeden Tag. Jede Nacht. Immer wieder das Gesicht dieses einen Mannes…

Die Zeit vergeht. Ich merke es kaum.

Für mich fließt alles um mich herum schnell wie ein reißender Fluss. Frühling zu Sommer, Sommer zu Herbst, Herbst zu Winter, Winter zu Frühling. Die Zeit vergeht und vergeht. Jeden Tag. Unaufhaltsam. Alles verändert sich, doch mein Leben, das was geschah, wird sich nicht ändern. Nie mehr.
 

“Mitsuki-chan? Was hältst du davon? Lass und Shoppen gehen!”, ruft Michiko, als sie ihre Sachen einpackt und mir nachläuft.

Ich zucke nur mit den Schultern und fahre mir durch mein schwarzes Haar, dass mir in welligen Strähnen bis zur Brust fällt.

Als ich aus dem Uni-Gebäude komme, fallen helle Sonnenstrahlen in mein Gesicht.

Ich bleibe kurz stehen und atme die klare Luft ein.

Es ist Frühling.

Michiko hakt sich bei mir ein und zieht mich einfach mit in die Stadt.

“Mensch, Mitsuki! Du musst mal mehr unter Menschen kommen. Du bist doch kein Einsiedlerkrebs!”, sagt sie zu mir und rauft sich durch ihr gebleichtes Haar. “Geh mal vor die Tür. Lern ein paar nette Jungs kennen! Oder geh Abends einfach mal weg. Ein bisschen Feiern. Spaß haben! Und lach mal mehr!”

Sie schaut mich an und zieht eine Schnute. “Du siehst aus, als würde es jeden Tag nur Pech vom Himmel regnen. Seit wir uns kennen, hast du nicht ein einziges Mal gelächelt. Das ist doch traurig!”

Ich lasse sie reden. Wir gehen durch die Stadt.

Auf einmal sehe ich draußen vor einem Blumenladen einige rote Rosen.

Wie von selbst steure ich darauf zu.

Ihr Stil ist lang und grün und mit spitzen Dornen, das rot ihrer Blätter gleicht dem dunklen rot von Blut.

Blut…

Ein Meer aus Blut… Erstickte Schreie… Finsternis… Eine seltsame, schaurig-schöne Melodie… Kirschblüten die im Wind tanzen. Und da ist er wieder… direkt vor mir. Dunkel gekleidet, grausam, wunderschön, makellose schneeweiße Haut, voll mit dunklem roten Blut. Seine Hand greift nach mir und-

“Mitsuki?”

Ich schrecke auf und zucke zusammen. Dabei steche ich mich an einer Dorne.

“Alles in Ordnung?” Michiko schaut mich mit ihren grauen Augen verwundert an.

Ich betrachte die rote Flüssigkeit, die meinen Finger hinabläuft.

“Du hast dich gestochen. Tut das nicht weh?”, fragt Michiko, als sie meinen verletzten Finger sieht.

Ich schüttele den Kopf. Ich habe schon viel Blut gesehen. Sehr oft. Jeden Tag. Es macht mir nichts aus. Es ist vielmehr…

“Es ist alles in Ordnung…”, sage ich langsam und lächle leicht.

Ich kann meinen Blick nicht von den Rosen wenden.

“Du magst Rosen oder?”, fragt mich Michiko lächelnd.

“Ja…”

Ich denke wieder an sein Gesicht. An seine kalten Augen. Seine warme Hand.

“Mir hat einmal jemand gesagt, ich sei wie eine rote Rose inmitten von lauter Unkraut…”
 

Michiko stellt sich vor mich, schaut mir ins Gesicht und grinst.

“Wow. Was für ein wunderschönes Kompliment. Ein Verehrer? Ein älterer Schüler aus deiner Schulzeit? Ein Nachbarsjunge?”

Ich schüttele wieder den Kopf.

“Nein. Nichts dergleichen. Ich war… zwölf Jahre alt… damals. Der, der das zu mir sagte, war ein älterer Mann…”

Ich wende meinen Blick von den Rosen und gehe weiter. Michiko läuft mir nach.

“Ein älterer Mann?”

Ich antworte ihr nicht. Meine Finger ballen sich zu Fäusten und graben sich in meine Haut.

Ich beiße mir auf die Unterlippe.

“Ich werde ihn finden… Finden und mich rächen… das schwöre ich…!”, flüstere ich leise vor mich hin. Michiko hört das nicht.

“Ah. Das war doch nicht irgend so ein pädophiler alter Sack, der dich belästigt hat oder?”

Ich nehme ihre Wort kaum war. Schüttel’ einfach weiterhin den Kopf.

Ich weiß nicht warum. Ungewollt führen mich meine Beine zum Ueno-Park, wo die Kirschblüten in voller Blüte stehen. Es ist die Zeit des “Hanami”, des Kirschblütenfestes. Familien und Freunde treffen sich und Picknicken unter den Kirschbäumen, trinken Sake und Bier, lachen und haben ihren Spaß. Kinder spielen fangen und freuen sich. Jeder mag diese schöne Zeit.

Nur ich verbinde mit ihr grauenvolle Erinnerungen.

Ich bleibe vor einen Kirschbaum stehen. Groß und wunderschön.

Michiko steht neben mir und bewundert diese Schönheit, während es mir kalt den Rücken runter läuft.

“ Die Sakura sehen wieder so wunderschön aus. Wie jedes Jahr. Findest du nicht Mitsuki?”

“Ja. Sie sind wunderschön…”, murmele ich leise.

“Ist irgendwas? Magst du sie denn nicht?”, fragt mich Michiko verwundert.

“Ich weiß es nicht.”, antworte ich. “Sie sind schön, aber… beängstigend…”

Michiko blickt mich fragend an. “Beängstigend?”

“Unter den Kirschbäumen liegen Tote begraben, so sagt man… Die eigentlich reinweißen Blüten trinken das Blut der Toten und verfärben sich rosa…”

“Eh?” Michikos Stimme wirkt leicht erschrocken.

Ich drehe mich um und lächle leicht. “Keine Angst. Das ist nur eine Legende… aber…”

Mein Blick wird wieder ernst, als ich zu dem großen Kirschbaum blicke. “…Gruselig, nicht wahr?”

Michiko lacht nervös: “Und wie. Da kann man wirklich Angst bekommen!”

“Nicht wahr?”
 

Ich starre den Kirschbaum vor mir unverwandt an. Ein leichter Windhauch erfasst die dünnsten Äste des Baumes und ein paar Blütenblätter werden dabei mitgerissen und wehen umher. Wehen an mir vorbei, um mich herum. Obwohl er nicht wirklich da ist, höre ich in meinem Kopf doch wieder diesen Klang. Es ist, als flüsterten mir die rosanen Blüten etwas zu. Als wisperten sie mir etwas ins Ohr.

Eine Warnung? Eine Einladung?

Drohen sie mir? Schmeicheln sie mir?

Ich bleibe starr stehen und blicke den Baum vor mir weiterhin unverwandt an.

Wieder ballen sich meine Hände unweigerlich zu Fäusten.

Sakurazukamori…

“Was hast du gesagt?”

Ich zucke zusammen und fahre herum. “Was? Eh… Ach nichts… Schon gut…”, sage ich schnell.

Michiko schaut ein wenig verwirrt drein und nimmt mich dann wieder am Arm.

“Lass uns weiter gehen!”, ruft sie fröhlich und zieht mich von dem Kirschbaum weg.

Ein letztes Mal schaue ich den Sakura hinterher, bevor sie außer Sichtweite geraten.

Michiko führt mich aus dem Ueno-Park heraus. Ich folge ihr schweigend.

Ihre Schritte gehen wieder Richtung Stadt.

Sie schaut mich an.

“Du bist manchmal echt merkwürdig. Kein Wunder, dass keiner sich traut, mit dir zu sprechen, wenn du als solche komischen Dinge sagst und immer nur so deprimiert drein schaust.”

Sie bleibt stehen und wieder ist da dieser Vorwurfsvolle Blick in ihren Augen.

“Mensch! Mitsuki-chan! Jetzt lach doch mal! So geht das doch nicht weiter! Ich weiß, es ist schwer für dich. Immerhin sind deine Eltern ja bei einem Autounfall gestorben, als du zwölf Jahre alt warst, stimmt’s? Aber das ist doch jetzt schon so lange her! Du hast doch nun wirklich lange genug getrauert. Es wird Zeit, dass du mal wieder mehr Spaß hast!
 

Ich schaue Michiko kurz an, seufze, drehe mich um und gehe weiter.

“Wenn es doch nur wirklich ein Autounfall gewesen wäre…”, murmele ich leise vor mich hin. Michiko hat es nicht gehört.

Michiko weiß es nicht.

Ich selber habe Jahre lang daran geglaubt.

Meine Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Zumindest sollte ich das glauben. Ich habe es auch geglaubt. Mehrere Jahre lang. Bis die Erinnerungen irgendwann wieder kamen.

Ich war vierzehn oder fünfzehn. Ich war Nachts im Ueno-Park gewesen. Habe die Kirschblüten angeschaut, die vom Licht des Mondes bestrahlt wurden. Der einzige Kirschbaum der um diese Jahreszeit noch voll blühte, während die anderen Blüten bei den anderen Bäumen schon wieder am verwelken waren.

In dieser Nacht kamen plötzlich alle Erinnerungen wieder nach und nach hoch. All die Erinnerungen die sich nur Bruchstückweise in meinen Träumen gezeigt hatten, fügten sich in jener Nacht wieder zu einem ganzen Bild zusammen.

Meine Eltern wurden ermordet. Ermordet von dem Mann, der mir sagte, ich seie wie eine rote Rose inmitten von lauter Unkraut. Er tötete sie. Kaltblütig, ohne zu zögern, ohne Reue. Mich ließ er am Leben. Ich verstehe bis heute nicht warum. Warum er mich leben ließ. Warum er sie tötete?

Einfach so? Nein. Es musste einen Grund gegeben haben. Dieser Mann tötet nicht wahllos. Der Mörder meiner Eltern hatten den Auftrag bekommen sie zu töten. Aber warum?

Meine Eltern, Heiji und Yumiko Kuroyami, waren normale Schauspieler gewesen. Inwiefern sollten sie der japanischen Regierung ein Dorn im Auge gewesen sein?

Wie auch immer. Nachdem ich wieder wusste, was wirklich passierte, verging kein Tag mehr, an dem meine Rachegelüste nicht stetig wuchsen. Ich wollte mich an dem Mörder meiner Eltern rächen. Egal wie und Egal, wie unmöglich es auch sein sollte…
 

Ich schließe die Tür meiner kleinen Wohnung hinter mir. Es ist nur eine Einzimmerwohnung in einem billigen Mietshaus, aber besser als gar nichts. Ich bin froh, endlich hier zu sein. Froh, Michiko los zu sein. Ich hatte ihr erzählt, ich müsste noch ein Referat für die nächste Vorlesung vorbereiten und war nach Hause gegangen. Gelogen war es nicht. Ich muss wirklich noch ein Referat vorbereiten.

Ich setze mich in meinen kleinen, gemütlichen schwarzen Ledersessel. Meine schwarze Katze “Yoru” streicht mir um meine Beine und reibt ihren Kopf daran. Dann schaut sie mich erwartungsvoll aus ihren großen gelben Augen an. Ich nehm sie auf den Schoß und streichle sie. “Na, hast du Hunger, meine Kleine?”, frage ich sie und bekomme ein “Miau” als Antwort, was ich leicht lächelnd als “ja” deute.

Ich stehe auf und fülle Yorus Fressnapf in der Küche mit neuem Futter auf. Sie stürzt sich gleich darauf und ich verschwinde zurück in meinen Ledersessel.

Ich blicke zu meinen zwei Telefonen, die auf dem Regal neben meinem kleinen Fernseher stehen.

Die Telefonnummer des einen Telefons kennen nur Leute, die ich privat auch kenne, doch die Nummer des linken Telefons…

Gerade als ich das linke Telefon fixiere, klingelt es.

Sofort bin ich hellwach und laufe hin.

“Barahime”, melde ich mich mit einer Stimme, die keiner, meiner wenigen Freunde kennt. Kalt, sehr erwachsen klingend und düster.

Eine ältere Frau meldet sich am Telefon. Es geht um ihren Mann, der sie scheinbar mit einem jungen Ding betrügt. Die beiden seien heute Abend ausgegangen. Ins Kino.

Ich notiere mir Ort und Uhrzeit.

“Ich werde mich darum kümmern.”, versichere ich der Frau.

Ich lege auf und gehe mich umziehen.

“Das gibt wieder ein bisschen Geld für die Kasse. Ein hübsches Sümmchen um über die Runden zu kommen, muss doch sein.”, sage ich und grinse leicht.

Das enge, kurze rote Kleid mit dem Rollkragen sitzt perfekt.

Ich ziehe mir meine langen, schwarzen, Halterlosen Strümpfe an.

Die Wurfmesser sitzen perfekt in den Rillen oben am Ende, das mit Spitze besetzt ist.

Ich trinke noch mal ein kleines Gläschen mit Likör und streichle Yoru, die sich auf meinem Schoß breit gemacht hat.

Ich schalte dabei noch ein wenig meinen CD-Player an und versuche mir damit noch etwas Stimmung zu machen.

Endlich mal wieder ein Auftrag.

Ich schaue auf die Uhr.

23:15.

Ich stehe auf, schlüpfe in meine schwarzen Stiefel. Nimm mit einer lockeren Bewegung meinen schwarzen Mantel, der noch über der Sessellehne hängt und ziehe ihn an.

Streife mir noch einmal durch mein Haar und begutachte kurz den umgedrehten Kreuzanhänger mit dem umgedrehten Pentagramm in der Mitte, der um meinen Hals baumelt. Dann schließe ich die Wohnungstür hinter mir. Es kann los gehen.
 

Der Vollmond scheint über den Dächern Tokyos. Ich ziehe schnell an ihnen vorbei. Jage von Dach zu Dach, wie eine Katze. Ich bin ein Schatten, der mit der Nacht verschmilzt. Bis ich an mein Ziel gelange.

Der Film ist fertig und die Besucher des Kinos drängen sich aus dem Ausgang. Anhand der Beschreibung meiner Auftraggeberin erkenne ich ihren Mann und seine junge Geliebte sofort.

Ich folge ihnen unauffällig. Sie sind auf dem Weg zu einem Love Hotel in der Nähe eines Parks, durch den sie nun spazieren.

Um diese Urzeit sind hier nur noch wenig Menschen. Nur ein paar verliebte Pärchen.

Ich erwische die zwei an einem Platz im Park, wo sie sich ungestört fühlen.

Wie eine Katze, die auf einem Baum lauert, springe ich den Ast hinab und lande leichtfüßig vor ihnen, als sie sich gerade küssen wollen.

Das Pärchen erschreckt sich.

Ich erhebe mich und schaue die zwei starrend an.

Auf das Paar muss mein Anblick, wie für alle, verstörend wirken.

Eine junge Frau, mit kalten grün-braunen Katzenaugen und einem dazu vollkommen unpassendem Lächeln im Gesicht.

Ich gehe auf sie zu.

Sie gehen einen Schritt zurück.

Eine rote Rose, so rot wie Blut. Wunderschön anzuschauen’, doch dieser Schönheit sollt’ man nie vertraun’, denn gefährlich ist’s wenn man sich an ihren Dornen sticht.

Die zwei schauen mich verwirrt und verängstigt zu gleich an. Der Mann findet zuerst seine Worte wieder: “W-Wer sind Sie? Was wollen Sie von uns?”

Ich lächle leicht. “Barahime”, flüstere ich und konzentriere mein Innerstes auf die spirituelle Energie meiner Seele. Meiner dunklen und finsteren Seele.

So schwarz wie die Nacht.

Die zwei wollen wegrennen, doch blitzschnell zücke ich mehrere Wurfmesser, die treffsicher in Sekundenbruchteilen genau die Nerven und Muskeln in ihren Beinen treffen, die sie Bewegungsunfähig machen.

Ich höre ihre Schmerzenschreie und sehe, wie Blut ihre Beine hinab fließt, als sie vollkommen hilflos auf dem Boden knien.

Ihr seid nichts weiter, als Unkraut”, flüstere ich.

“Und Unkraut… muss gejätet werden!”

In meinen Händen bilden sich schwarze Energiekugeln, entstanden durch mein dunkles Ki, meine Seelenenergie. Ich feuere sie auf die zwei ab.

Die Wirkung dieser Energiekugeln ist gewaltig. So gewaltig und stark, dass das Pärchen bei bloßer Berührung von der Finsternis verschluckt wird und sich in Qualen windend im Dunklen auflöst.

Ein paar letzte rote Rosenblätter fallen auf die Stelle, wo nur noch Blut und meine Wurfmesser übrig geblieben sind.

Ich hebe sie auf und drehe mich um.

Dabei blicke ich kurz zum Mond.

“Auftrag erledigt. Zielpersonen eliminiert.”, sage ich emotionslos in die Nacht hinein, als ein paar Kirschblüten an mir vorbeifliegen.

Dies ist mein wohlbehütetes Geheimnis.

Tagsüber bin ich, Mitsuki Kuroyami, eine normale Veterinärmedizin-Studentin, doch Nachts bin ich die “Barahime”, eine Auftragskillerin, die Menschen im Auftrag von wohlhabenden Leuten tötet.

Die Fähigkeit, mein Ki in dunkle Energie zu verwandeln, habe ich schon, seit ich klein bin. Warum oder wieso, weiß ich nicht.

Der Grund warum ich Auftragskillerin geworden bin, ist folgender: Als ich mich wieder an den Tod meiner Eltern erinnern konnte, beschloss ich mich, an dem Mörder meiner Eltern zu rächen und so überlegte ich mir, dass es am einfachsten wäre, ihn zu finden, wenn ich selber Anfange, Menschen im Auftrag anderer Menschen zu töten. So erhoffte ich mir, ihm eines Tages wieder zu begegnen und bis zu jenem Tag auch abgehärtet genug zu sein, um es mit ihm aufzunehmen.

Mit dem Mann, der meine Eltern tötete.
 

Ich schaue den Sakura lange nach. Ein Kribbeln geht durch mich hindurch und wieder ist es, als würden sie mich rufen oder mir etwas zuflüstern.

Ich verschwinde vom Ort des Geschehens und jage weiter durch das nächtliche Tokyo. Folge dem Flüstern in meinen Ohren.

Je schneller ich laufe, umso unruhiger werde ich.

Ich laufe durch die Gassen. Überall blinkt, hupt und leuchtet es. Autos, Reklameschilder. Tokyo erblüht erst richtig in der Nacht.

Und dann passiert es. Genau wie damals. Meine Schritte verlangsamen sich und ich laufe in die Dunkelheit. Kirschblüten wohin das Auge reicht. Sie wirbeln um mich herum. Ein Kirschbaum mitten im Nichts.

Und dann sehe ich ihn: Den Mörder meiner Eltern.

Wie bin ich nur in seine Illusion geraten? Ich weiß es nicht. Er ist weit entfernt von mir, doch ich erkenne ihn. Der selbe schwarze Mantel, der selbe schwarze Anzug, die selbe Frisur, die selben schwarzen Haare.

Vor ihm ein älterer Mann. Es geht schnell. Sehr schnell. Er holt mit dem linken Arm aus und keine zwei Sekunden später steckt dieser in der Brust des älteren Mannes. Blut fließt zunächst tropfenweise aus der Wunde am Rücken, wo sein Arm ganz hindurch gegangen ist, doch als er diesen wieder herauszieht, kommt das restliche Blut in einem ganzen Schwall heraus.

Ich bin wie versteinert.

Da ist er. Der Mörder meiner Eltern. Er ist es wirklich. Die selbe Technik war das. Dieselbe, mit der er meine Eltern tötete.

Und ich habe ihn wieder beim Töten gesehen. Dieses Mal bin ich dran. Dieses Mal gibt es keine Chance. Dieses Mal ist es soweit. Dieses Mal werde ich sterben…

Wer ihn einmal beim Töten sieht wird sterben. So ist das, wenn man es mit diesem Menschen zu tun bekommt.

Die Illusion um mich herum löst sich auf und ich laufe weg.

Acht Jahre lang habe ich ihn gesucht, wollte mich rächen und nun laufe ich doch vor ihm davon. Ich bin Feige!

Ich laufe und laufe und laufe.

Ich will nicht sterben.

Ich schaue nicht, wohin ich renne, als ich plötzlich in etwas - oder jemanden - hineinlaufe. Ich schaue hoch.

Erstarre. Das war’s dann wohl, geht mir durch den Kopf. Es ist alles vorbei.

Er steht vor mir. Groß gewachsen, in seinem schwarzen Mantel, dem selben schwarzen Anzug, so korrekt gekleidet, wie ein Vertreter oder Anwalt, mit seiner schwarzen Krawatte, wenn nur nicht überall noch das Blut daran kleben würde.

Er schaut mich an. Ich schaue ihn an. Die selbe Szene wie damals. Er nimmt seine schwarz getönte Sonnenbrille ab, die er damals noch nicht trug. Den Grund dafür sehe ich jetzt. Sein rechtes Auge ist blind. Er ist auf dem rechten Auge erblindet. Warum oder Wieso weiß ich nicht.

Sein gesundes Auge wirkt auf mich aber immer noch so schön wie damals. Der selbe, kaum zu beschreibende, Farbton. Bis auf das blinde Auge scheint er äußerlich kaum gealtert zu sein. Er wirkt noch etwas erwachsener, männlicher… Aber sonst sehe ich keinen Unterschied. Er wirkt immer noch jung, obwohl er mittlerweile schon über dreißig sein müsste.

Ich starre ihn immer noch an. Ich kann mich nicht rühren. Egal wie sehr ich es mir auch wünsche, wegzurennen, aber die Angst kettet mich am Boden fest.

Er sieht immer noch so gut aus. Fast sogar noch besser als damals. Wunderschön und zugleich beängstigend, mit seinem kalten Lächeln, dem kalten Blick, ein Mensch, der mit einem Lächeln auf dem Gesicht seiner Arbeit nachgeht. Der mit einem unschuldigen Lächeln im Gesicht Menschen tötet. Er ist ein “Onmyouji”, ein “Yin-Yang-Magier”. Er… ist der Sakurazukamori…!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-03-15T15:50:03+00:00 15.03.2010 16:50
Aaaahw es ist einfach Großartig..
ich liebe deinen schreibstil.
Ich hoffe da kommt noch mehr ~ ♥
Liebe Grüße , deine Aria-chan. :3
Von: abgemeldet
2010-03-14T10:41:51+00:00 14.03.2010 11:41
Ich finde die Geschichte einfach toll. Da ist soviel geheimnisvolles drin. Das mag ich. Ich fand die Szene so toll wo sie die beiden Menschen so eiskalt um brachte aber genauso das Ende. Endlich hat sie ihn gefunden und trotzdem bleibt er mysteriös. Man erfährt zwar einiges über ihn jedoch bleibt er am Ende immer noch ein Geheimnis. Und das gefällt mir einfach verdammt gut. Man kann richtig gut mitfühlen bei ihr. Da du es auch in der Ich-Form geschrieben hast. Was mir auch gut an der Geschichte gefällt^^ Einfach nur großartig. Spannung wie Geheimnisvoll. Großartig^^ Schreibt weiter so^^


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