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Wie zerstört man eine Freundschaft

Lebenshilfe Teil 1
von

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✗✗✗

„Du hast ihn gefickt, oder?“

„Sieht so aus...“

„Sag mal, bist du bescheuert oder so?“

„Es tut mir Leid, Mann, das war nicht geplant, das wollte ich nicht!“

Im ersten Moment wusste ich gar nicht, wer hier so herumschrie, weil mein Kopf so schrecklich weh tat und ich am liebsten gekotzt hätte. Dann kam bei mir ganz langsam die Erkenntnis an: Mein Bruder Attila und sein bester Freund Fabio mussten das sein, die hier so einen Zirkus veranstalteten. Nur hatte ich keinen Plan, wieso überhaupt.

„Ach ja und deshalb füllst du am Abend davor meinen kleinen Bruder ab, damit er sich nicht wehrt, wenn du dich an ihn ranmachst? Nein, das ist ja echt nicht geplant!“ So aufgebracht hatte ich meinen Bruder schon lange nicht mehr erlebt, nur verstand ich immer noch nicht genau, wieso er hier so ausflippte.

Wer hatte hier wen gefickt und was hatten ich und sein bester Freund damit zu tun? Hä?

Ich versuchte mich aufzurichten, ich wusste nicht einmal, ob ich irgendwo lag oder saß oder was auch immer, doch es funktionierte nicht; stattdessen hätte ich wirklich fast gekotzt und ließ meinen Versuch deshalb vorsichtshalber bleiben.

Irgendwas stimmte hier echt nicht.

„Bist du wach?“ Eine Hand berührte vorsichtig meine Stirn, verschwand aber recht schnell wieder.

„Fass ihn nicht an, verdammt!“ Schon wieder Attila, dem schien es wirklich Spaß zu machen, Fabio anzuschreien.

„Aber...“

„Halt die Klappe und hau ab, ich will deine dumme Fresse heute nicht mehr sehen!“

„Aber ich kann doch nichts dafür!“

„Natürlich kannst du was dafür, du krankes Arschloch, immerhin warst du die ganze Nacht bei ihm.“

Die sollten endlich still sein, die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, je länger das Gestreite um mich herum anhielt. Nahm denn hier keine Sau Rücksicht auf mich?

„Aber ich hab ihn nicht angefasst, ehrlich. Oder zumindest bin ich mir da sicher...“

Mit viel Anstrengung probierte ich, meine Augen zu öffnen, doch das klappte auch kaum und ich sah alles so verschwommen, dass ich auch gleich wieder aufgab.

Ich war so verwirrt wie schon lange nicht mehr und keiner der beiden Idioten schien daran zu denken, sich mal wirklich um mich zu kümmern und mir zu erklären, warum verdammt noch mal sie sich hier fast die Köpfe einschlugen und sich beschimpften.

Taten sie ja sonst auch nicht, wieso also heute?

Und war heute auch heute und nicht vielleicht doch gestern oder morgen? An gar nichts konnte ich mich erinnern, zumindest ergab es null Sinn und mein Kopf hatte irgendwie keinen Bock, seine normale Tätigkeit aufzunehmen.

Scheiße, Mann.

Direkt neben mir steigerten sich die zwei schon wieder in ihre unzusammenhängenden Vorwürfe hinein und ich hatte plötzlich einfach nur noch das Bedürfnis, laut loszuheulen.

Die beiden kannten sich seit einer Ewigkeit, verstanden sich eigentlich super und auf einmal machten sie sich wegen etwas, an dem wohl ich beteiligt gewesen war, so zur Schnecke. Das hielt ich nicht aus, sie sollten endlich aufhören.

„Lass ihn in Ruhe und mach jetzt die Fliege“, zischte mein Bruder zum zehnten oder zwanzigstens Mal, aber Fabio ignorierte ihn wohl, denn stattdessen packte er mich unter den Armen und zog mich mit aller Kraft hoch. Wohin auch immer, auf jeden Fall fühlte es sich weicher an als das, worauf ich vorher gelegen hatte.

„He, wie gehts dir, Ruben?“ fragte er mich leise, trotzdem hörte ich das schlechte Gewissen aus seiner Stimme heraus. „Weißt du, was gestern Nacht passiert ist?“

„Alter, verstehst du kein deutsch? Hau ab, verschwinde, ich will dich hier nicht mehr sehen!“ Attila tobte munter neben ihm weiter und dachte gar nicht daran, sich zu beruhigen.

„Hört doch auf“, brachte ich mühsam heraus; ich wollte mir den Streit nicht anhören, ich wollte vor allem nicht der Grund für den Streit sein.

„Ganz sicher nicht“, überhörte mein Bruder meinen schwachen Protest. „Weißt du überhaupt, was dieser Wichser mit dir angestellt hat?“

Hatten die immer noch nicht begriffen, dass ich keine Ahnung hatte, um was es hier genau ging, wo zur Hölle ich war, wieso ich mich wie ein toter und zertrampelter Fisch fühlte und warum zum Geier Attila so daran interessiert war, Fabio von mir wegzuzerren? So wie sie sich aufführten wohl nicht.

Was für eine bescheuerte Situation, mir kamen wirklich die Tränen.

„Ach du Scheiße“, murmelte Fabio leise und drückte mich an sich; Attila hatte inzwischen eingesehen, dass er statt mit zu helfen mich ziemlich fertig gemacht hatte, weswegen er weder ein Kommentar dazu abgab noch Fabio weiter daran hinderte, mich mit wenig Erfolg zu trösten.

Irgendwas stimmte auch mit mir nicht, sonst flennte ich nicht einfach so los.

„Ruben, gehts wieder?“

Sah ich so aus? Fabio sollte mir lieber Rede und Antwort stehen, dann änderte sich das vielleicht heute noch.

Trotzdem nickte ich leicht und schob ihn eher symbolisch als tatsächlich von mir weg; im Moment wollte ich einfach nicht angefasst werden, dafür fühlte ich mich gerade zu schlecht.

„Was... ist passiert?“ Meine Stimme war kurz davor den Abgang zu machen und kratzte schrecklich vor sich hin. Was hatten die mir gegeben?

„Vielleicht kannst du dich ja noch ein bisschen an gestern erinnern“, meldete sich Attila hinter Fabio zu Wort. „Fabio war langweilig, ich hatte keine Zeit für ihn, er ist zu dir gegangen und deshalb hattet ihr nichts Besseres zu tun, als euch den halben Abend lang zulaufen zu lassen.“

Fuck, jetzt wo er es erwähnte, kamen die Erinnerungen ganz langsam und verzerrt zurück.

Bei uns war es nichts Ungewöhnliches, dass ich auch mal mit Fabio abhing, obwohl er mit Attila befreundet war, deswegen kam es öfter vor, dass er am Wochenende nicht bei meinem Bruder, sondern bei mir im Zimmer hockte und wir irgendwas Dummes machten.

Und dieses Mal mussten wir etwas extrem Dummes gemacht haben.

„Und so wie es aussieht, hat er dich absichtlich abgefüllt und dann gefickt.“

Schlagartig kam die Übelkeit zurück und ich unterdrückte das Bedürfnis, auf Fabios Schoß zu kotzen. Die verarschten mich doch, Fabio hätte das nie getan, er war nicht der Typ für so was.

Oder unterschätzte ich ihn vielleicht?

„Das stimmt nicht“, wehrte sich Fabio gegen die Vorwürfe und streckte seine Hand nach mir aus, aber ich wich nicht sehr geschickt aus. Wenn er wirklich mit mir geschlafen hätte, müsste ich das doch gemerkt haben, woran wollte das Attila überhaupt erkennen?

Zwar war meine Sicht noch immer eingeschränkt, trotzdem warf ich einen Blick auf meine Kleidung und musste mir eingestehen, dass ich echt aussah, als hätte mich jemand durchgenommen, so verrutscht und zerknittert sah meine Jeans und das T-Shirt aus. An meinen Armen erkannte ich schwache Kratzer, die gestern noch nicht da gewesen waren; glaubte ich zumindest.

Verdammt, ich wollte nicht mit Fabio geschlafen haben! Ich wollte nichts von ihm und er sollte nichts von mir wollen. Schluss, Aus, Ende! So sehr konnte er mein Vertrauen in ihn doch nicht ausgenutzt haben.

Mir ging es inzwischen so schlecht, dass ich ohne etwas dagegen unternehmen zu können mich übergab. Musste wohl vom Alkohol kommen, den ich ja gestern in Massen konsumiert hatte. Dumm musste man auch sein, sich auf so etwas Schwachsinniges einzulassen.

„Verdammte Scheiße“, fluchte Attila vor sich hin. „Okay; Fabio, pass auf ihn auf. Und wehe, wenn ich zurückkomme und du etwas mit ihm machst, was er nicht will, dann warst du die längste Zeit mein bester Freund.“ Hastig stürmte er aus dem Raum, wahrscheinlich um einen Eimer und einen Lappen zu holen.

„Ruben, ich hab das wirklich nicht gewollt“, versicherte Fabio mir verzweifelt immer wieder. „Ich weiß doch nicht einmal mehr, was gestern genau abgelaufen ist.“

Sollte ich ihm das glauben? Im Moment ging das einfach nicht, dafür war die Situation zu eindeutig.

Wenn Fabio mit hundertprozentiger Sicherheit hetero gewesen wäre, hätte ich keine solchen Zweifel an seiner Aussage gehabt, aber da allgemein bekannt war, dass er nicht nur irgendwelche Mädchen abschleppte – er hatte es sogar mal vergeblich bei Attila versucht –, wusste ich nicht, was ich denken sollte. Denken wollte.

Deswegen ließ ich es einfach bleiben, hoffte, dass mein Bruder bald zurück kam, Fabio vor die Tür gesetzte wurde und mich meine schlechte Verfassung nicht noch einmal zwang, mich zu übergeben. Wir hatten genug Probleme, da musste ich nicht wie ein Wasserspeier mein Bett vollreihern.

Fabios mitleidiger und gleichzeitig ängstlicher Blick, der an mir klebte, half mir auch nicht; die Aktion gestern war hauptsächlich seine Idee gewesen und jetzt musste er mit den Konsequenzen leben.

Und ich mit der Befürchtung, mit ihm geschlafen zu haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  koennte-sein
2010-04-18T14:13:27+00:00 18.04.2010 16:13
ich find di situation ziemlich beschissen.
nicht die ff.
die ist toll.
werd jetzt auch lebenshilfe teil 2 durchlesen, also verzeih mir den winzigen, knubbligen kommi.
<3
Von:  Inan
2010-04-06T16:41:30+00:00 06.04.2010 18:41
*kicher*
Das is ja mal lustig :D
Gut, ich würd mich auch nich freun, wenns mir scheiße geht, ich mein Bett vollgekotzt hab und vielleicht mit dem besten Freund meines Bruders gefickt hätte, aber sowas zu lesen, ist echt urkomisch *g*
Dass Attila das Ganze noch weniger lustig findet, als sein kleiner Bruder ist auch verständlich, aber am Meisten Leidt tut mir Fabio
Der hat das vermutlich wirklich nich mit Absicht gemacht( wenn ers denn getan hat, wer weiß) und macht sich jetzt voll die Vorwürfe, vielleicht sogar zurecht, aber das machts ja auch nicht besser
Echt lustig, die Krönung wär, wenn jetz rauskommt, dass Fabio und Attila sich eigentlich lieben und Attila auch desewegen so sauer ist oooooooder, dass Fabio in Attilas kleinen Bruder, dessen Namen ich vergessen hab, verliebt ist, sodass es ihn im Suff einfach übermannt hat und der kleine Bruder seinerseits dann feststellen muss, dass es ihm bezüglich Fabio genauso geht
...Auf jeden Fall echt tolle OS und so^^


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