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Kazosomane Hatake II

Ich lebe
von

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Suche nach Vergeltung – Das lasse ich mir nicht bieten

Rotierende, gleichmäßige Bewegung. Hypnotisierende, helle Form. Angenehme frische Brise an meinem Gesicht. Der laue, dezente Wind überschattete diese erstickende, schwüle Hitze in meinem, vielleicht fünfzehn Quadratmeter kleinen, trotzdem gemütlichen, Hotelzimmer. Ich lag mürrisch auf meinem weichen und mit einem rot- goldenen Laken verziertem Bett. Die Möbel um mich herum wirkten schlicht und doch auf ihre Weise elegant. Drei Tage waren nun vergangen. Seit drei Tagen waren wir nun in dieser ländlichen Stadt. Arashi. Die Einwohner hier

wirkten recht nett. Traditionell. Die Stadt schien wohl einige Probleme mit Amegakure und deren neues Regime zu haben. Die innerpolitischen Schwierigkeiten dieses Landes schienen sich in Grenzen zu halten. Ich hatte nichts mit ihnen zu tun und diese Dorfbewohner wirkten mit ihrem Leben zufriedener, als die Einwohner Konohagakures. Hier hatte ich die Möglichkeit, mich zu regenerieren. Vielleicht noch ein Tag und ich war wieder fit. Ja,eine so geringe Menge an Chakra zu besitzen hatte wirklich viele Nachteile, aber Eines war wirklich gut. Es brauchte nicht lange, um mein maximales Chakralevel wieder zu erreichen. Ein Tag noch. Dann würde ich wieder vollkommen erholt nach Konoha zurückkehren, den Bericht abgeben und mich sofort wieder auf den Weg machen, bevor mich Tsunade zu einen neuen Mission einteilen konnte. Ich hatte genügen Urlaubstage übrig und hatte immer noch die Auflage, nach Missionen eine Erholungsphase einzuhalten. Das würde ich nutzen. Dieser Yao kam bestimmt nicht geschont davon. Ich setzte mich auf das Bett. Das Herumliegen nervte mich regelrecht. Wenigstens ging es Pakkun wieder gut. Schlief offensichtlich gemütlich. Müde kraulte ich sein Ohr und beobachtete, wie der kleine Mops sich auf das Bett räkelte. Die Augen weiter fest verschlossen. Mann. Ich würde Kakashi selbst von der Heldentat seines Freundes berichten. Der Hund verdiente meinen Respekt. Veränderung des Luftzuges. Ich hätte mein Zimmerfenster nicht offen lassen sollen. Selber Schuld. Genervt stoppte ich das Kraulen. Sah zu diesem Kerl. Da stand er. Vor dem Fenster. Die Arme verschränkt, den Rücken gegen die Hauswand gelehnt. Sein Blick verriet eine Spur von Wut und Frust. Bei diesem Anblick steigerte sich meine schlechte Laune. Dieser arrogante Idiot! Zwei Tage waren wir uns erfolgreich aus dem Weg gegangen. Dieser Gedanke. Ausgerechnet Izumo hatte mich in dieser verfänglichen Lage sehen müssen. Das war so erbärmlich. Das hatte ich alles diesem verdammten Nuke- nin zu verdanken!!

„Sag mir, was du vorhast, Hatake.“

Missmutig erhob ich mich endgültig aus meinem Bett. Er nervte mich. Seine Anwesenheit machte mich – im Grunde wie immer – aggressiv.

„Was willst du hier? Wir werden morgen abreisen, geh mir bis dahin aus dem Weg.“

Er rührte sich einfach nicht. Kamizuki verzog keine Miene. Nur dieser steinerne, zornige Ausdruck in seinen Augen verschärfte sich zunehmend. Was sollte das? Dieser Kerl. Was hatte er vor? Wollte er mich provozieren! Verdammt! Er hatte mindestens genauso viele Fehler gemacht, wie ich. Er hatte kein Recht mich so anzusehen.

„Was willst du?“

Ich knurrte sie regelrecht heraus. Blieb vor dem Bett stehen. Izumo nur

anzusehen, erinnerte mich an diese Demütigung. Ausgerechnet vor den Augen dieses Kerls hatte ich nachgeben müssen. Mich zurückziehen müssen. Ich hatte vor Izumo Schwäche zeigen müssen. Einfach nur erbärmlich. Sein Blick. Er hatte sich wieder verändert. Er wirkte so entschlossen. Verdammt. Warum?
 

„Du willst wissen, was ich hier mache? Ich hole mir mein Recht. Ich weiß, was du vorhast, Kazosomane Hatake. Ich kenne dich.“

„Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst, du Idiot.“

„Blauauge…..“

Sein Tonfall wurde deutlich schärfer. Izumo war so…. aggressiv. Ich beobachtete ernst, wie er die Verschränkung seiner Arme löste. Wie er auf mich zuging. Jetzt stand er mir direkt gegenüber. Funkelte mich mit wahnsinniger Wut an. Wie sollte ich diesen Kerl provoziert haben? Die letzten Tage hatte ich genutzt, um mich zu erholen und bewusst keinen Streit mit diesem Idioten anzufangen. Die Mission war erst nach der Rückkehr nach Konoha beendet. So lange war es wichtig Auseinandersetzungen mit Kamizuki zu vermeiden. Verdammt. Ich hielt dem Blick stand, während er mich mit dieser miesen Aggression anfauchte.

„Du wirst diesen Kerl nicht alleine jagen. Er hat mich genauso gedemütigt. Ich habe das Recht auf Vergeltung.“

„Was?“

Er überraschte mich. Nicht, dass er ahnte, was ich vorhatte. Nein. Es war seine Reaktion. Ich hatte mir vor ihm die Blöße gegeben und Izumo schien bisher nicht darauf einzugehen.

„Was heißt das? Ausgerechnet du willst mir helfen?“
 

„Verdammt, Hatake!!!!“

Mist! Ich sah sie kaum auf mich zupreschen. So schnell. Seine Faust! Izumo‘ s rechte Faust schoss direkt nach vorne. Ein Treffer. Sehr harter Treffer. Mein Magen. Dieses Ziehen! Mein Magen!! Dieses Arschloch.

Die aufkeimende Übelkeit! Mistkerl! Ich musste mich nach vorne krümmen, die Hände auf die Knie gestützt. Die Augen schließen. Tief durchatmen. Dieser verdammte Idiot! Nach dem hinterhältigen Schlag war er sofort ein gutes Stück nach hinten gesprungen. Wollte wohl damit einen Angriff provozieren und sich gleichzeitig von meiner potentiellen Rache schützen.

„Du Feigling….“

„Wie kannst du es wagen, auch nur daran zu denken, ich wolle dir helfen?!“

Dieser verdammte Idiot! Ich hasste ihn so sehr. Die Schmerzen an meinen Magen ließen langsam nach. Ich konnte mich wieder aufrichten. Diesen Typen ansehen. Diese angespannte Körperhaltung. Dieser verachtende Blick. Immer dieser Blick. Wie früher. Mein ganzer Körper. Ich fühlte wieder dieses nervöse, erwartungsvolle Kribbeln in meinen Gliedern. Die Anspannung. Die Erhöhung meines Pulses. Meiner inneren Körpertemperatur. Alles in mir regte sich auf eine pulsierende aufregende Art. Mein ganzer Körper gab mir nur diesen einen Befehl.
 

Schlag ihn! Greif ihn an! Vernichte ihn!
 

Nein!
 

Das ging jetzt nicht. Nicht in einer fremden Stadt, nicht bei der Arbeit. Ich ballte meine Faust. Drückte sie fest zusammen. Dieser Drang. Der Impuls. Er musste verschwinden. Ich durfte jetzt nicht meinem Zorn nachgeben. Kamizuki stand wieder nur da. Ich erkannte, dass er schnell atmete. Er hatte eine verfluchte Angriffshaltung angenommen. Griff nicht an, aber war bereit. Ihn so zu sehen….. Finsterer Zusammenschluss meiner linken Faust. Viel gröber. Ich spürte meine Fingernägel. Sie bohrten sich ziehend und schmerzend in meine Hand. Ich fühlte die warme Flüssigkeit, die sich langsam zwischen meinen geschlossenen

Fingern ansammelte. Der Schmerz senkte meine Anspannung. Meinen Zorn. Ich würde die Kontrolle wahren. Beobachtete Izumo mit dessen aggressiven Augen.

„Du wirst mich jetzt nicht schlagen, Izumo. Ich leite hier die Mission. Mein Wort zählt.“

„Ich werde Yao jagen, genauso wie du. Du willst der Truppenführer sein? Dann verhalte dich auch so!“

„Was zur Hölle willst du von mir? Yao hat meine Waffen und er hat meinen Ring. Meine Ehre. Das geht dich nichts an. Yao ist kein Bestandteil dieser Mission.“

„Unsere Mission ist es, die Sicherheit unserer Schützlinge zu garantieren.

Dieser Kerl wird sicher in der nächsten Zeit Arashi angreifen. Das macht ihn zu unserer Mission.“

Hey! Das war mein System! Die Situation so zu beschreiben, dass ich mir später kein Fehlverhalten vorwerfen lassen muss, war mein Prinzip. Kamizuki‘ s leise Stimme behielt ihren überaus zornigen Tonfall bei.

„Du und ich. Wir sind seit vierzehn Jahre Gegner. Und wir hatten schon so einige brutale Kämpfe gegeneinander geführt. Wenn also so ein Kerl wie dieser Yao die klare Oberhand gegen dich erlangt, beleidigt das auch mich. Meine Reputation.“

„Deine Reputation? Du hast keine…..“

Nein! Ich sollte ihn jetzt nicht provozieren. Ich verstand, was er meinte. Meine linke Faust lockerte sich langsam. Die Handinnenfläche brannte regelrecht durch die aufgerissene Haut. Ich spürte einen dünnen Blutstreifen und Tropfen, die langsam den Boden erreichten. Diese Schmerzen halfen ungemein, um ruhig zu bleiben. Ein gefasster Blick zu diesem Idioten.

„Schon klar. Yao hält uns beide für schwach. Und wir vertreten Konoha. Ich werde nicht zulassen, dass mein Name und das Wort schwach in demselben Satz genannt werden.“

„Und ich werde auf keinen Fall hinter dir stehen. Meinen Ruf wiederherzustellen ist mein Recht. Es steht dir nicht zu, mich auszuschließen.“

Missmutige Blicke. Mann. Irgendwie hatte sich unser Verhalten verändert. Die Schmerzen in meiner Hand gingen recht schnell zurück. Ich betrachtete mürrisch meine aufgerissene Handinnenfläche. Mein Blut. Ich hatte meine Stulpen nicht angezogen und konnte die schmale, weiße Narbe, die sich quer um mein Handgelenk zog genau erkennen. Der Schnitt, als sie mich ausbluten lassen wollten. Damals hatte die Anbu die Demütigung ihres Versagens ertragen müssen. Sie hatten nicht

rechtzeitig erkannt, dass mit dieser Momoko und den Vier- Jahreszeiten – Ball nicht stimmte.
 

Versagen – ein scheußliches Gefühl.
 

„Also gut, Kamizuki. Wir erledigen Yao gemeinsam. Als Team. Wir werden uns in zwei Stunden vor dem hiesigen Krankenhaus treffen.“

„Du willst deine Hand behandeln lassen, was?“

„Nein, du Idiot!!!“

Mist!! Sofort machte ich mit meinen Händen eine beruhigende, abwehrende Geste. Izumo hatte nach meinen Worten schnell reagiert und war wieder einige Schritte auf mich zugelaufen. Ich sah seine nochmals geballte Faust. Seinen ehrlichen Zorn. Blödmann!

„Hör auf, mir zu drohen, Izumo! Ich sagte doch gerade, dass du mich nicht schlagen sollst!“

„Dann hör du endlich auf, mich Idiot zu nennen. Verdammt, ich hasse dich!“

Idiot, Idiot, IDIOT!!! Nein, ich gehe jetzt nicht auf seine Provokation ein!!

„Wir treffen uns vor dem Krankenhaus. In zwei Stunden. Dort werden wir den Angriff planen. Wir werden uns jetzt nicht streiten. Und du wirst mich nicht noch einmal angreifen.“

Mann. Immer wieder sein giftiger Blick. Er gab keinen einzigen Laut von sich. Trat nur zurück an das Fenster und sprang wieder aus meinem Hotelzimmer. Klar. Die Tür zu benutzen, war aber auch schwer. Ich stand still und wartete. Fünf Sekunden, zehn, dreißig, eine Minute. Nein. Er würde jetzt nicht zurückkommen. Gut. Langsam ließ ich mich genervt auf meinem Bett zurückfallen. Betrachtete den kleinen Hund, der immer noch eingerollt an dem Fußende schlief. Manchmal könnte ich Pakkun beneiden. Der Lärm, den Izumo und ich verursacht hatten, schien ihn

herzlich wenig zu stören. Izumo Kamizuki. Seinetwegen musste ich meinen Plan verwerfen. Neu gestalten. Das Schlimmste war nur, dass er auch noch Recht hatte. Zu Zweit hatten wir größere Chancen, Yao zu besiegen. Und ich durfte tatsächlich diesem Idioten nicht die Gelegenheit nehmen, sich zu rächen. Verdammte Logik.

Wieder ein Blick zu dem entspannenden laufenden Deckenventilator.

„Na gut, Izumo. Wenn es mir hilft, meinen Ring zurück zu holen, werde ich sogar mit dir zusammenarbeiten.“
 

„Ich danke Ihnen, dass Sie gut auf meine Enkelin aufgepasst haben.“

Die alte Frau, die mit einem warmen Lächeln neben der glücklich wirkenden Usagi stand, erinnerte mich stark an Sanjala. Sie trug ein gemütliches, formloses, gelbes Kleid. Ihre grau- schwarzen Haare hatte sie zu einem strengen Dutt zusammengebunden. Usagi lächelte fröhlich und hielt Kiseki, die in warm in einer sommerlich grünen Wolldecke gehüllt war, fest an ihren Körper. Das Neugeborene schlief fest. Die Geburt hatte keine nachfolgenden Komplikationen ergeben. Kiseki war vollkommen gesund. Wir waren an dem Stadttor und verabschiedeten uns. Izumo und Pakkun warteten neben mir, bereit zu gehen. Ich lächelte die Frauen an.

„Vergessen Sie nicht, Ihre Grenzen zu sichern. Dieser Yao ist stark, aber gewiss nicht unbesiegbar. Ich werde eine Nachricht an die Shinobi von Amegakure schicken. Sie werden Arashi beschützen.“

„Das hoffe ich. Wir wissen zu wenig über unseren neuen Anführer, als das ich seine Reaktion oder Motivation einschätzen könnte. Wir haben gelernt, uns selbst zu schützen. Wir werden gegen diesen Yao auskommen.“

„Kasozomane! Wir müssen los.“

Izumo hatte wohl versucht, seine Aggression in den Worten zu unterdrücken. Eher vergeblich. Dieser Idiot hatte mir verdammt noch mal keine Befehle zu erteilen. Ich beschloss, seine Aussage einfach zu ignorieren. Zumindest nicht direkt darauf zu reagieren. Ich lächelte Usagi nochmals an. Sie und ihre Familie sollten glücklich werden. Für diese Menschen lohnte sich das Leben als Shinobi.

„Kisaki ist von Geburt an eine Kämpferin. Sie können stolz auf sie sein.“

„Das bin ich. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Und nochmals danke.“

Nur noch ein einzelnes Nicken, ein Blick zu meinem verhassten Partner. Wir gingen los. Verließen Arashi, um ihn zu finden.
 

Yao.
 

Wir waren wohl etwas über eine Stunde unterwegs. Arashi war umgeben von dichten Wäldern, in denen das Leben nur so blühte. Die Pflanzen und Tiere hatten sich über Jahrhunderte an das sehr feuchte Klima dieses Landes angepasst. Heute war einer der wenigen trockenen und sonnigen Tage, so dass wir uns mit hoher Geschwindigkeit auf den Bäumen fortbewegen konnten. Wir sprangen katzenartig durch das dichte Gestrüpp. Pakkun bildete die Spitze unserer Dreierformation.

Seine Nase sollte uns zum Ziel führen. Leider schienen der heftige Regen der letzten Tage und neue Düfte den Geruchssinn des Hundes zu stören. Wir hatten schon zweimal die Richtung gewechselt, weil Pakkun immer wieder die Fährte verlor. Jetzt auch wieder. Ich erkannte ihn noch einen Satz springen. Am

nächsten großen Ast blieb Pakkun schlagartig stehen und schnüffelte lautstark und mit einer konzentrierten Miene durch die Luft. Verdammt! Ich landete neben den Hund auf den Ast und ging in die Hocke. Die Luft

im Wald roch frisch und beflügelte angenehm meine Lungen. Der Boden wirkte recht feucht. Unzählige Pfützen sammelten sich in den Löchern an der Erde. Das Laub verdeckte die Sonne und ließ nur eine geringe Menge an Lichteinfall zu. Ich vernahm das dezente Rascheln in den Gestrüppen welches die Anwesenheit mehrerer kleiner Tiere verriet. Hie und da quakten Frösche oder zirpten Grillen. Ich beobachtete die Gegend. Sollte es hier eine Spur geben, ich fände sie.

„Pakkun?“

Izumo war nun ebenfalls zu uns gestoßen. Ich spürte ihn neben mir. Seine angespannte Körperhaltung nervte mich schon wieder. Pakkun schnüffelte weiter und sprach mit einer ziemlich klaren Stimme.

„Ich muss eine neue Spur finden. Hier geht sein Geruch verloren.“

Ich runzelte die Stirn. Das war echt schlecht.

„Kriegst du die Fährte wieder? Yao und seine Bande müssten hier in der Gegend ihr Lager haben.“

„Lass mich nur machen. Wartet hier. Alleine komme ich schneller voran.“

„Beeil dich.“

Schon sprang der Mops davon. Recht bald hatte ich ihn aus den Augen verloren. Alleine konnte sich Pakkun besser auf die Gerüche des Waldes konzentrieren. Und eine kleine Pause tat uns Menschen gut. Dieser breite, stattliche Ast, auf dem ich mich bewegte, war trotz seiner festen, rauen Struktur bequem. Die Bäume hier waren nicht besonders groß – die meisten trugen ihre Kronen keine fünf Meter von dem matschigen braun- grünen Moosboden entfernt. Dieser Wald war einfach anders

in seiner Beschaffenheit, als der von Konoha. Wie schon gesagt, war hier alles viel feuchter und dichter. Der Geräuschpegel überschritt dem unseres Waldes bei Weitem. Rascheln, knacksen, quaken, zirpen, zwitschern, Laute, die ich nicht genau definieren konnte.
 

Nein.

Hier hatte Yao sich sicher nicht versteckt. Tiere hatten einen wirklich guten Instinkt für Gefahren. Egal, wo sich diese Bande aufhielt, es wäre dort auf keinen Fall so lebhaft.
 

„Wozu ist ein Nin- ken überhaupt gut, wenn er nicht einmal eine Person aufspüren kann? Kommt wohl ganz nach der Besitzerin.“

Seine Stimme war so streitlustig. Izumo. Gab dieser Kerl nie auf? Wieder diese Unruhe in meinem Körper. Diese Kampfeslust. Jedes Mal, wenn ich diesen Kerl auch nur sah, war sie da. Diese unbändige Wut. Die Anspannung. Die Aggression. Es war schon so unglaublich schwer, bei seiner Anwesenheit meine Ruhe zu wahren. Und jetzt wieder diese Provokation. Ich stellte mich wieder gerade auf. Izumo hatte sich gegen den mächtigen Hauptstamm gelehnt; sein Stand war fest auf den Ast fixiert. Diese kalten und zornigen Augen sahen mich herausfordernd direkt an. Ich hasste es. Gott, warum konnte ich diesen Kerl nicht einfach angreifen? Ich bemühte mich um meine Kontrolle.

„Du schaffst es nicht, mich zu provozieren. Spar dir deine Energie für Yao und halte dich an den Plan.“

„Wenn ich wollte, könnte ich dich provozieren, Hatake. Ich bin wütend und wenn wir diesen Yao nicht erwischen, werde ich sie an dir raus lassen.“

„Du hast es bisher nicht geschafft, mich zu besiegen. Und das wirst du niemals. Gib endlich Ruhe, Kamizuki!“

Mann. Funkelte ich ihn mit der gleichen Schärfe an, wie er mich? Hoffentlich. Ich fürchtete, wenn Pakkun nicht bald kam, würde ich tatsächlich die Kontrolle verlieren und meinen ganzen Zorn gegen Izumo- baka richten. Das durfte ich auf keinen Fall zulassen. Ich hatte schon so viel Mist in meinem Leben gebaut. Es war so wichtig, dass es zu keinem Zwischenfall mehr kam. Sollte Tsunade endgültig aufhören, mir zu vertrauen, dann könnte ich Iruka niemals heiraten. Nein! Ich wollte ihn wieder bei mir haben. Und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Yao hatte auch noch meine Halskette. Er hatte allen Schmuck, den mir Iruka je geschenkt hatte, zu sich genommen. Also hieß es, ruhig zu bleiben.

„Izumo! Ich meine es wirklich ernst. Hör endlich auf, mich zu provozieren.“

„Was denkst du eigentlich, was du die ganze Zeit machst? Mann. Wann kommt Pakkun mit einer neuen Spur?“

„Was weiß ich. Es bleibt uns nichts Anderes übrig, als zu warten. Halt einfach die Klappe, Kamizuki.“

Endlich schwieg er. Verzog eine beleidigte Miene. Gut so. Dann würde er jetzt nicht mehr auf mich losgehen. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich sehr zufrieden. Zumindest hatte ich diese Runde mit vernünftigem Verhalten gewonnen. Iruka wäre sicher stolz auf mich. Iruka…. Und schon war es wieder weg. Das gute Gefühl. Ohne den Ring, konnte ich einfach nicht nach Hause.

Pakkun? Wo bleibst du nur?
 

Lästiges Warten. Ich wusste, dass bisher keine Viertelstunde seit Pakkun’ s Aufbruch vergangen war, aber es fühlte sich an wie ein halber Tag. Das eiserne Schweigen, das inzwischen zwischen diesem Idioten und mir stattfand, förderte nicht gerade meine Ruhe. Wir hatten versucht, uns so weit wie möglich getrennt auf diesen Ast aufzuhalten und uns nicht einmal anzusehen. Izumo stand einfach wie vorhin an den Stamm, die Arme verschränkt, der Blick auf das Dickicht gerichtet. Ich vertrieb mir die Zeit mit der Reflexion unseres Planes. Keiner von uns hatte vor, Yao zu töten. Die Demütigung und sogar der Diebstahl meines Ringes waren zu geringe Gründe, um diesen Kerl umzubringen. Zumindest nicht mit Absicht. Es war unsere Aufgabe, diesen Kerl untauglich zu machen. Er sollte sein Kekkei Genkai nie mehr verwenden können. Endlich ein Rascheln. Zerbrechen von kleinen Zweigen. Ein allzu bekanntes Hecheln. Pakkun. Binnen weniger Sekunden war der Hund auf uns zugesprungen und hatte eine zufriedene Miene aufgesetzt.

„Ich habe seine Fährte. Südöstlich von hier nimmt sein Geruch deutlich zu.“

„Gut gemacht, Pakkun. Kamizuki, es geht weiter.“

„Wie du meinst, Taicho.“

Pakkun sprang ohne weiter Zeit zu verlieren los, dicht gefolgt von diesem nervenden Idioten. Mann. Meine ganze Wut, der Zorn, der Frust – das alles konnte ich wirklich gut gebrauchen. Mann. Wir sprangen immer weiter durch die wilden Bäume. Ja. Langsam lichtete sich der Wald. Ein Lager. Mehrere Zelte verschiedener Größen. Da waren sie wieder. Ich erkannte sie sofort. Diese Bande. Sie hatten sich wohl inzwischen genauso erholt. Ja. Da waren fünf kleine und drei große Zelte. Acht, vierzehn, achtzehn, zweiundzwanzig Männer. So viele konnte ich zählen. Wir standen inzwischen wieder gesichert auf einen hohen Ast, analysierten unsere Lage. Izumo–baka war neben mir in der Hocke und schien argwöhnisch das Lager zu mustern.

„Zweiundzwanzig…. Yao ist nicht dabei. Hatake, sind das wirklich alle? Setz gefälligst dein blödes Kanyouinjuu ein.“

„Ich sagte, du sollst deine verdammte Klappe halten. Ich weiß, was ich zu tun habe.“

Ich ignorierte Kamizuki’ s düstere Miene, konzentrierte mich und aktivierte mein Kekkei Genkai. Beobachtete die Emotionsbündel.

„Es sind sechsundzwanzig. Yao ist wirklich nicht da unten. Er ist…. Ich nehme ihn entfernt wahr.“

„Ja.“

Das war Pakkun, Der hechelnd auf dem Ast saß und mit einer fordernden Stimme sprach.

„Ich wittere ihn ungefähr zwei Kilometer nord- östlich von hier. Er ist alleine. Ist es nicht dumm, diese Männer alleine in diesem Lager zu lassen? Die Beute, die diese Bande gestohlen hat, müsste sich in einem dieser Zelte befinden.“

„Keiner von diesen Kerlen würde es je wagen, Yao zu bestehlen.“

„Als ob du über alles Bescheid wüsstest…“

Mann!!! DIESER NERVTÖTENDER IDIOT!!!! Ich konnte seine verdammte, überhebliche Art kaum noch ertragen. ICH HASSE DIESEN KERL!!!

„Kamizuki. Halt’ s Maul. Yao konnte vielleicht Kanyou no Jutsu widerstehen, aber nicht Kanyouinjuu. Und die Leute hier habe ich genauso gelesen. Sie haben Angst vor ihm. Seine Habgier ist unermesslich. Das bedeutet, dass er sicher genau sein Hab und Gut kennt und jeden Diebstahl bemerkt. Was denkst du, wird er dann mit Verdächtigen, ob schuldig oder nicht, anstellen? Also mach mich nicht an, du Idiot!“

„Nenn mich nicht Idiot. Na los, setz die Typen außer Gefecht und dann lass uns Yao angreifen. Du vertrödelst wertvolle Zeit.“

„Oh, Mann. Du nervst mich. Merk dir endlich, dass ich das Team leite. Nicht du. Also, leg dich ja nicht mit mir an.“

„Droh mir ja nicht, du kleine…..“

„Wie lange habt ihr noch vor, euch anzugiften? Konzentriert euch, wenn ihr den Angriff durchziehen wollt.“

Mist. Pakkun hatte Recht. Die ganze Zeit mit Izumo zusammen sein zu müssen, machte mich so wahnsinnig aggressiv. Und dieser Yao war ebenso ein fieses Arschloch. Wie konnte er einfach meinen Ring stehlen? Jetzt waren wir so nah an ihn heran. Ich deaktivierte Kanyouinjuu, seufzte. Okay, Kazuu. Bleib einfach ruhig. Du hast es bisher geschafft, einigermaßen mit diesem Idioten klarzukommen. Wir waren schließlich ganz vor dem Lager. Bevor Yao zurückkommen würde, hatten wir also eine gute Chance, ein bisschen Chaos zu veranstalten. Zeit zu handeln. Dieses Mal sprach ich mit einer klaren, bestimmenden Stimme.

„Also gut. Hört mir genau zu. Pakkun. Du hast schon mehr als genug für mich getan. Ich will nicht riskieren, dass du wieder verletzt wirst. Izumo. Ich kann die Kerle jetzt nicht mit Kanyouinjuu ausschalten. Ich brauche mein Chakra. Wir zwei werden diese Jungs von Hand ausschalten. Pass aber auf, dass du sie nicht umbringst. Wir werden sie hier – am Rand des Lagers legen. Sie sollen bei dem Kampf mit Yao nicht sterben. Ich denke, wir haben vielleicht fünf Minuten, bevor der Mistkerl etwas bemerkt und hier auftaucht. Bis dahin müssen wir alle ausgeschaltet haben. Macht euch also bereit.“

Dieses Mal kein Protest. Keine blöde Anmache. Ich sah Kamizuki klar in die Augen. Wollte damit unbedingt zeigen, wie ernst es mir mit den Anweisungen war. Er schien verstanden zu haben. Erwiderte den Blick mit dergleichen Ernsthaftigkeit.

„Na gut. Du weißt, dass du mich nicht rufen kannst. Du solltest dir überlegen mit uns einen Vertrag zu machen. Viel Glück.“

Da verschwand Pakkun wieder mit einem rauchendem ‚Plopp’. In seiner Welt war er wenigstens in Sicherheit.

„Izumo. Los geht’ s.“
 

Geräuschlos. Wendig. Schnell. Gefährlich. Unbemerkt. Ja. Shinobi. Das waren wir. In diesem Moment waren wir nicht Izumo und Kazosomane – die befeindeten, auffälligen Dorfbewohner. Ich war nicht die streitlustige, hyperaktive jüngere Schwester von Kakashi Hatake. Izumo war nicht der unzertrennliche Gegenpart von Kotetsu Hagane, der für den Hokage die unmöglichsten Arbeiten verrichtete. Nein. Wir waren in diesem Moment keine normalen Menschen. Wir waren Soldaten. Krieger. Gefährliche, lautlose Maschinen. Wir arbeiten unabhängig voneinander. Da. Wieder zwei. Drei Meter entfernt auf zwei Uhr. Ich schlich geduckt näher an diese Männer heran. Geschützt durch den Schatten des ca. drei x drei Meter großen, braunen Zeltes. Kein Meter mehr. Sie hatten mir den Rücken zugewandt. Redeten über irgendwelche Frauen. Lachten. Ja. Jetzt war ich bei ihnen. Stand direkt hinter ihnen. Noch immer merkten sie nichts. Ich holte schnell aus. Mit der Handkante. Ein gezielter Schlag. Gegen die Karotis des größeren und älteren Mannes. Noch bevor dieser endgültig zusammensackte, wandte ich mich an den anderen, dunkelhaarigen Kerl, der mich mit offensichtlich überraschten Augen ansah. Nochmals ein geschickter Schlag. Schnell. Ohne Anzeichen einer Anstrengung. Ein Blick auf den moosbedeckten, weichen Boden. Sie lagen vor mir zusammengekauert. Ohnmächtig. Emotionslos griff ich beide an ihre fleckigen, rauen Jacken und hob sie hoch. Sie waren schwer. Wahnsinnig schwer. Ich durfte mir nichts anmerken lassen. Musste sie an die Stelle hinter einem kleineren Zelt am Rande des inzwischen ruhigen Lagers verfrachten. Konzentrierte etwas Chakra in meine Arme. So konnte ich meine physischen Kräfte deutlich steigern. Mit den beiden bewusstlosen Kerlen im Schlepptau bewegte ich mich schnell und sprunghaft zu den anderen Ohnmächtigen. Izumo legte gerade einen ca. Eins neunzig Riesen neben den anderen Männern auf den Boden. Gut. Das machten neunzehn. Nur noch drei. Kamizuki beobachtete mich grimmig. Idiot.

„Das waren jetzt drei Minuten. Yao ist immer noch nicht in der Nähe. Ich schnapp mir die letzten und du suchst deine Waffen. Wahrscheinlich dient eins dieser Zelte als Lager für die Beute.“

„Sei bloß froh, dass wir keine Zeit zum Streiten haben, Kamizuki. Ich hasse es, wenn du mir Befehle erteilst.“

„Mann. Wir werden niemals teamfähig sein.“

Mit diesen Worten verschwand der Kerl wieder von der Bildfläche. Echt anstrengend. Ich drehte mich zu dem Lager, ignorierte die bewusstlosen Männer. Ja. Diese Zelte waren alle einfach gebaut, Großflächig. Ich schätzte die Gesamtfläche des Lagers auf vielleicht zweihundertfünfzig bis dreihundert Quadratmeter. Für diese Anzahl an Männer also recht klein. Die Wege zwischen den verschiedenen Gespannen waren relativ eng und unübersichtlich. Das hatte uns bisher den Angriff äußerst erleichtert. Es war wirklich nicht geräumig. Dreckig. Okay. Mann. Leise schlich ich durch diese vereinzelnden Wege. Spähte flüchtig in die flatterigen Zelte. Überall Schmutz. Viele löchrige , grob aufgebaute Hängematten. Dreckiges, kaputtes Geschirr. Müll. Schmutzige Kleidung. Tja. Diese Bande schien wirklich auf jegliche Hygiene zu verzichten. Da. Ein kleineres Zelt. Beinahe im Zentrum des Lagers. Ich warf einen Blick hinein. Bingo. Unwillkürlich musste ich grinsen, als ich zwischen unzähligen vollen Säcken, aufgereihten Stichwaffen und mehreren wertvoll wirkenden Gold- Silber – und Porzellangegenständen meinen Bogen entdeckte. Daneben der Bast - geflochtene Köcher mit fünf übriggebliebenen Pfeilen. Endlich. Ich betrat erleichtert das überfüllte Zelt. Griff meine geliebte Waffe. Entdeckte in einem improvisierten aus stabilen Zweigen entstandenen Regal meine Kunai und Shuriken. Na endlich. Wenigstens etwas. Dieser Yao war definitiv viel zu selbstsicher. Fehlte nur noch eines. Ich sah mich nochmals um. Öffnete die einzelnen Säcke. Geldscheine. Unzählige Papierscheine. Da. Ein Sack war gefüllt mit Schmuck. Ketten. Ohrringe. Ringe. Armbänder. Diamanten. Edelsteine. Gold. Saphir. Wir waren definitiv Yao’ s letzte Beute gewesen. Da war sie. Gott sei Dank. Endlich. Ich musste weiter grinsen. Es war so einfach. Ich griff in den Sack. Nahm meine wertvolle Kette. Der Ring. Iruka’ s Ring war so weit oben auf diesen Schätzen gelegen. So offensichtlich. Gott sei Dank. Ich ließ diesen atemberaubenden Schatz in meine linke Hand gleiten. Genoss von Herzen dieses schöne Gefühl des sanften Metalls. Mein Ring. Mein geliebter Ring. Endlich habe ich dich wieder. Ich hängte meine Kette wieder um den Hals. Verstaute sie unter meiner Konoha- Weste. Endlich gehörte mein Eigentum wieder mir. Zufrieden sah ich mich wieder in diesem Zelt um. Diese ganzen Schätze. Das war wohl das Wichtigste in Yao’ s Leben. Ich grinste. Hatte eine schöne Idee. Ja. Ich wollte mich an diesen Mistkerl rächen.

„Zeit, dich ein bisschen zu ärgern.“

Blitzartig griff ich mir einen Geldsack. Drehte ihn schwungvoll um und verteilte den Inhalt großzügig in dem Raum. Dann den nächsten. Den letzten. Das wertvolle Papier war ordentlich in dem Zelt verteilt. Mit einem zufriedenen Gesicht griff ich in meine Westentasche, zog vier kleine, handgeschriebene Zettel heraus. Noch einfache Fingerzeichen, dann ließ ich sie gefestigt an Kunai auf die Schätze verteilen. Ein Zettel an den Boden, ein an einem Porzellankrug, ein Seidenschal, das letzte an einer Zeltwand. Mit Genuss beobachtete ich die Funken, die vereinzelnd aus dem Papier sprühten.
 

Briefbomben.
 

Jetzt aber Beeilung. Katzenartig sprang ich aus dem Zelt. Entfernte mich davon. Kamizuki. Plötzlich war er neben mir gestanden. Betrachtete meinen Bogen, den ich in der Hand hielt.

„Hast wohl deine Waffen gefunden.“

„Ich an deiner Stelle würde in Deckung gehen.“

„Was hast du…..“

Weiter kam er nicht. Ohrenbetäubende Explosion. Rauch. Feuer. Reflexartig hatten wir uns geduckt. Waren so fliegende Reste des Zeltes oder Goldgegenstände aus dem Weg gegangen. Wurden nicht getroffen. Dieser stickige Rauch brannte leicht in meinen Augen. Zum ersten Mal war ich richtig froh, dass ich meine Maske trug. Izumo neben mir hustete krampfartig. Ich betrachtete zufrieden mein Werk. Ja. Das Zelt mit der Beute stand kaum noch. Der Stoff brannte lichterloh, Ruß bedeckte ordentlich den Boden. Dunkler Rauch stieg unaufhörlich in die Luft. Ja. Die Hitze war recht unangenehm und brannte leicht auf meiner Haut. Trotzdem schien sich das Feuer nur langsam auszubreiten. Gut so. Kontrolle war gut. Nochmals Kamizuki’ s Husten.

„Was zur Hölle machst du? Spinnst du jetzt?“

„Ich provoziere Yao. Nehme, was ihm wichtig ist.“

„Dann herzlichen Glückwunsch, Kazosomane.“

Kamizuki klang nun sehr ernst. Schlagartig wusste ich, was er meinte. Da zwischen dem heftigen, stickigen Rauch erkannte ich seine Silhouette. Seine kalte, zornige Mimik. Izumo sprang hinter mich. Zückte sein Kunai.

„Du hast es mal wieder geschafft. Er ist echt sauer.“

Kein Wort. Nun war äußerste Konzentration gefragt. Ich rührte mich nicht. Behielt Yao gefasst im Auge. Yao. Er stand mehrere Meter vor uns. Sein Blick war so richtig düster, als er sich umsah. Das Feuer brannte immer noch. Lodernde Flammen schossen in die Höhe und ließen ein Akt der Zerstörung zurück. Das Zelt mit der Beute war inzwischen vollkommen niedergebrannt – so ziemlich alles vernichtet. Das Feuer blieb wenigstens lokal – verbreitete sich sehr langsam. Yao näherte sich uns. Bedächtig. Gefährlich. Dieser düstere Blick. Seine gefährliche Stimme.

„Wie viel ist das Wort eines Shinobi aus Konohagakure wert? Wie könnt ihr es wagen, hier einzudringen? Meine Leute anzugreifen. Und vor allem, wie könnt ihr es wagen, MEINE BEUTE ZU ZERSTÖREN?!!“

Ja. Er wirkte wütend. Gut. So konnte ich besser die Kontrolle wahren. So behielt ich die Oberhand. Dieser Rauch brannte immer weiter in meinen Augen. Ich ignorierte die wenigen schmerzenden Tränen. Verhielt mich weiter gefasst. Izumo stand stramm hinter mir. Rührte sich nicht. Ich war der Anführer. Also gab ich seinen Einsatz an. Noch war es nicht soweit. Yao zu drohen, das war mein Plan.

„Du hast uns unterschätzt, Fukashin no Yao. Ich werde dir eine Chance geben, dich zu stellen. Amegakure’ s Anbu weiß über dich Bescheid und das Feuer wird sie hierher führen. Stell dich ihnen freiwillig – vielleicht erhältst du nur lebenslänglich. Ansonsten werden wir dich bestrafen – wir werden dir nehmen, was dir am Wichtigsten ist.“

Seine Mimik. Sie änderte sich wieder. Der Zorn war noch da. Aber jetzt… Jetzt war da auch dieses überhebliche Grinsen.

„Für euch Schwächlinge benötige ich nicht einmal Jintai-kosei. Ich werde euch vernichten!!“
 

Großer Körper. Geballte Fäuste. Wütender Aufschrei. Ein Satz nach vorne. Yao griff an. Mit seinem ganzen Zorn. Direkt auf mich zu. Sein Körper war so mächtig. Ein Schrank. Und doch schnell. Verdammt! Ein Sprung nach hinten. Ausweichen der beißenden Faust. Blitzschnell. Yao war so schnell bei mir. Hatte nach mir ausgeschlagen. Nochmals ein Schlag. Noch einer. Wurde er schneller? Ich musste springen. Ausweichen. Immer nur Yao’ s zorniges Gesicht. Dann. Nochmals die Faust. Treffer. Er traf mein Gesicht. SCHEIßE!!! DIESER SCHMERZ!!! Ich konnte mich nicht halten. Stürzte. Verdammt, dieses Ziehen!!! Keine Pause.

„HA!!!“

Yao! Er sprang auf mich zu. Diese gewaltige Faust. Ich rollte ab. Rauch…. Verdammt.. Das Feuer! Der Rauch brannte in meinen Augen. Meine Lunge. Husten… Dieses Brennen… Keine Pause. Ein Tritt! Gegen meinen Bauch.

„Schwach!!“

Ich wurde an den Haaren gepackt. Yao zog mich zu sich hoch! Verdammt!!! Sein mieses Gesicht!! Nein!! Das lasse ich nicht zu!!! Bevor Yao weiter zuschlagen konnte, griff ich an. LASS BLOß MEINE HAARE LOS!!! Ich griff Yao an dessen muskulösen Arm, holte aus. Ein fester Tritt gegen seinen Magen. Das musste ihn wohl überrascht haben. Dieser Kerl ließ mich schlagartig los. Sofort sprang ich wieder zurück. Musste meine Atmung beruhigen. Mist!! Yao reagierte wieder. Griff an. Ausweichen. Nur das konnte ich. Ausweichen. Immer wieder sah ich seine mächtige Faust auf mich zufliegen. Ducken, Springen, zur Seite ausweichen. Kaum eine Gelegenheit zu kontern. Wieder ein Treffer. VERDAMMTES ZIEHEN!!! Dieser Schmerz!!! Meine linke Schulter!! Verdammt!! Dieser ziehende, unglaubliche Schmerz! Ausweichen!! Yao. Da stand er. Einige Meter vor mir. Er atmete unregelmäßig und doch ruhig. Ich hatte ihn ein paar Mal getroffen, doch nichts. Meine Schulter schmerzte so unglaublich. Jede Bewegung. Sie musste ausgekugelt sein. Meine Rippen. Sie zogen. Meine Atmung heftig. Ernst. Izumo. Er stand neben mir.

„Lässt du mich jetzt mitmachen?“

Mistkerl!!! Dieses Brennen in meinen Lungen. Das Brennen in den Augen. Das Feuer. Der Rauch. Die schlechte Sicht. Die stickige Luft. Brennen in der Lunge. Absolute, pochierender Schmerz an meiner Schulter. Ziehen an meinen Rippen. Ich konnte nicht mehr machen, als nicken. Mist…..

„Suiton: Suishuu Gorugon!!“

Strömendes Wasser. Ein Wasserdrache. Mächtig und groß. Izumo verwendete Nin- Jutsu. Das Wasser schoss auf Yao zu. Stürmisch. Unvermittelt. Unnachgiebig. Sofort hatte sich der Rauch gelöst. Yao. Ich erkannte diesen Kerl genau. Verdammt!! Seine Fingerzeichen. Ich kannte sie. Sein Stand weiter stabil. Dieses wahnsinnige Nass griff diesen Kerl mit seiner gesamten, grausamen Wucht an und ihm schien es nicht zu rühren. Nur seine Fingerzeichen. Dieser wütende Blick. Gerichtet an Izumo.

„Doton: Doryuusou!!!“

Nein!!! Ich kannte das Jutsu! Gefahr!!

„Izumo! Pass auf!!“

Nein!! Kamizuki wurde angegriffen. Die Attacke richtete sich gegen ihn. Nein! Das lasse ich nicht zu!! Egal, ob wir verfeindet waren!! Uns immer stritten!! Er war ein Bewohner meines Dorfes!! Izumo war mein Teampartner. Ich war der Anführer. Ich musste ihn beschützen. Ich lasse niemals zu, dass meinen Kameraden etwas passiert!! Instinktiv!! Sofort! Reflexartig, ohne Nachzudenken. Ich griff Izumo, der neben mir mit noch zusammengefalteten Fingern stand und einen irritierten Ausdruck aufgesetzt hatte. Ich kannte das Jutsu! Ein Stoß. Ich stieß den Kerl fest zur Seite. Meinen Körper schützend vor ihm gestellt. Noch ein schnellstmöglicher Sprung nach hinten. Das Jutsu…. Wirkte.
 

Izumo’ s Jutsu löste sich wieder. Das Feuer, das ich verursacht hatte, war gelöscht. Dampf umgab uns. Nässe. Alles klebte. Meine Kleidung war vollkommen durchnässt. Egal. Diese kühle Luft erlöste meine Lunge von dem stickigen Brennen. Das war nicht wichtig. Der Geruch von verbranntem Holz interessierte mich nicht. Yao, der mit zufriedener Mimik seine Fingerzeichen löste, interessierte mich eher. Seine Kleidung war zerrissen. Er war nass. Ich entdeckte einige Kratzer und blutige Stellen an seinem schrankartigen Körper. Er wirkte trotzdem zufrieden. Kein Wunder.
 

Schmerzen.
 

Ich keuchte vor Anstrengung. Trat vorsichtig einige Schritte zurück. Behutsam. Sachte. Zaghaft. Schmerzhaft.

„Kazosomane….“

Izumo’ s Stimme klang anders als sonst. Ernst. Mit einem sehr schwachen Unterton von Sorge. Verdammt. Ich atmete konzentriert gegen meinen Schmerz. Dieses pochierende Stechen. Das Blut. Endlich. Endlich das Lösen der wahnsinnig spitzen Fremdkörper. Dieses scheiß Jutsu! Erdspieß! Mächtige, in der Regel tödliche Felsspieße ragten diagonal aus der Erde. Sieben Stück. Höhe etwa zwischen einen halben und anderthalb Meter. Breit, mächtig. Spitz. Gefährlich. An vier Spießen tropfte das Blut von den Spitzen auf den matschigen Boden. Mein Blut.

„Hatake?“

„Verdammt…. Das tut weh.“

Ja. Diese Schmerzen… Echt fies. Pochierend. Da war die ausgekugelte Schulter nichts dagegen. Dieses Stechen. Konzentrierte dich auf deine Atmung. Versuche, diesen verdammten Schmerz zu ignorieren.
 

Ich hatte Glück gehabt. Die Stichwunden waren nicht tief genug, um innere Organe erwischt zu haben. Die Spieße waren nur einige Zentimeter in meinen Körper gedrungen. Rechter Oberschenkel, Bauch, unter der Schulter. Schutzkleidung. Eine herrliche Erfindung. Die Weste hatte mich geschützt. Ich verlor nur wenig Blut. Aber diese verdammten Schmerzen….. SCHEIßE!!! Yao. Er schien nun doch ebenfalls Schmerzen zu haben. Ich erkannte seine unregelmäßige, heftige Atmung. Seine Verletzungen. Diese oberflächlichen Verletzungen. Das war viel zu wenig.

„Izumo… Echt… Dafür schuldest du mir was…“

Kamizuki. Ich sah ihn aufstehen. Nachdem ich ihn zur Seite gestoßen hatte, war er gestürzt und somit in Sicherheit gewesen.

„Ich habe dich nicht gebeten, mich zu beschützen. Ich hasse es, wenn du das machst.“

Diese Schmerzen……. Nochmals mehrmaliges Durchatmen. Langsam wurden sie gut aushaltbar. Dieses verdammte Brennen an den Stichwunden. Ich grinste. Die Schmerzen weggrinsen. Das war das Beste, was ich machen konnte. Na gut. Lass die Schmerzen zu, Kazuu.

„Was ist, Hatake?“

„Lass uns weitermachen. So ein lächerlicher Angriff macht mich nicht fertig.“

Angriff!! Zeitgleich. Izumo und ich griffen Yao zeitgleich an. Aus der Luft. Mit den Fäusten. Yao nahm eine Abwehrhaltung ein. Ich schoss meine rechte Faust auf sein Gesicht zu. Mist. Er fing sie ab. Griff die Faust. Dieser Kerl nutzte die Wucht meines Angriffes. Behielt weiter meine Faust in seiner Hand. Schleuderte mich heftig gegen Izumo, dessen Angriff wohl genauso fehlgeschlagen war. Scheiße!!! Ich prallte heftig gegen diesen Kerl. Wir verloren sofort das Gleichgewicht. Stürzten hart auf den nassen, kalten Boden. Keine Pause. Kamizuki riss sich wieder von mir los, sprang heftig auf. Griff an. Verdammt…. Meine Schulter…. Die Stichwunden… Alles brannte. Zog. Mein ganzer Körper schmerzte. Nein… Ignorieren, Kazuu… Ich sprang auf. Sah, wie Kamizuki versuchte, Yao richtig zu treffen. Das Feuer hatte aufgehört. Izumo’ s Jutsu hatte es schnell gelöscht. Schwarzer, dampfender Rauch verdunkelte den Himmel. Die Luft war stickig. Brannte in meinen Lungen. Izumo. Endlich. Ein Treffer. Der Kerl hatte Yao getroffen. In dessen Gesicht. Mist. Keine sichtbaren Verletzungen. Im Gegenteil. Jetzt erwischte es Kamizuki wieder. Er stürzte wieder neben mir. Verdammt…. Yao stand vor uns. Einige Meter entfernt. Atmete unregelmäßig. Hatte gerade mal ein paar Hämatome abbekommen. Einige Kratzer. Sonst keinen Schaden. Kamizuki stand wieder auf. Keuchte heftig. Da. Etwas Blut tropfte aus seinem Stirnschutz. Der rechte Ärmel an seinem Pullover war zerrissen und entblößte eine scharfe Schnittwunde. Dieser bissige Rauch. Aufkeimende Dunkelheit. Nebel…… Autsch…. Diese Schulter!!! Ich spürte kalte Schweißperlen in meinem Gesicht. Leichtes Zittern. Yao griff nicht an. Die Dunkelheit, der Rauch, der Nebel. Ich konnte ihn kaum noch erkennen. Einzig seine Schemen waren deutlich zu identifizieren. Der Kerl blieb einfach nur ruhig.

„Verdammt…. Was sollen wir machen, Hatake?“
 

„Rückzuck und neu formieren….“



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