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Kazosomane Hatake II

Ich lebe
von

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Nun bin ich erwachsen

Hallo.
 

Ich denke, viele von euch können sich noch an mich erinnern. An mich – Kazosomane Hatake. Wer meine Wendigkeit noch nicht kennt, dem stelle ich mich mal vor.
 

Mein Name ist Kazosomane Hatake. Ich bin nun zweiundzwanzig und ein Jonin meines Dorfes – Konohagakure. Ich stehe hier, nach drei Jahren, wieder vor dem Grab meiner Eltern. Sie sind beide gestorben, als ich ein Baby war. Ich habe einen älteren Bruder. Kakashi Hatake- mit dem Sharingan. Er bedeutet alles für mich, jedoch führen wir eine recht komplizierte Beziehung. Ich besitze ein Kekkei Genkai – ein Bluterbe. Das Kanyouinjuu – die Einfühlung. Mit ihr habe ich die Fähigkeit der Empathie. Ich bin in der Lage die Gefühle und Bedürfnisse meiner Mitmenschen wiederzuspiegeln. Und sie zu manipulieren. Ein Jutsu, das hartes Training erfordert hatte. Kanyou no Jutsu. Na, ja. Ihr werdet noch ein Bild von dieser Fähigkeit erhalten.
 

Ich möchte euch mitteilen, wie mein Leben in den letzten drei Jahren so verlief. Vielleicht könnt ihr euch noch erinnern, wie ich als Kind war. Als Jugendliche. Wie ich mich mit meiner Entscheidung durchsetzen konnte, ein Shinobi zu werden. Wie ich Chunin wurde. Vielleicht wisst ihr noch meine Verluste. Meine großen Verluste. Taichi – mein Sensei, der durch Orochimaru’ s Hände starb. Shui, der meine Liebe sein sollte und kaltblütig umgebracht wurde. Und Kotetsu. Meine erste Liebe. Obwohl er noch lebt, fühle ich bei ihm einen Verlust. Dann gibt es ja noch Nickey, die meine beste Freundin und Teamkameradin war. Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Gott sei Dank. Denn das hätte einen Todeskampf bedeutet. Ihm begegnete ich einmal. Itachi. Der Kerl. Tauchte einfach in unser Dorf auf. Itachi. Ich kann ihn echt nicht ausstehen. Kennt ihr noch Izumo? Ja. Mein persönlicher Feind. Mit ihm hatte ich auch noch einige Begegnungen. Aber wir sind inzwischen soweit, nicht bei jeder Begegnung aufeinander loszugehen. Iruka. Ja. Er ist mein bester Freund. Und mehr? Und dann noch er.
 

Kakashi. Mein Bruder.
 

Ich bin jetzt zweiundzwanzig. Er ist dreißig. Unsere Beziehung ist kompliziert. Wir haben eine schlimme Zeit hinter uns. Unseren schlimmsten Streit.

Er und ich. Das ist schon was.
 

Ich werde mit euch meine Erfahrungen teilen, meine Beziehungen, mein Leben.
 

Denn ihr wisst, wer ich bin. Ich bin ich.

Kazosomane Hatake.

Izumo und ich - unsere einzigste Mission

Jetzt erst mal ein Rasterverlauf meines Lebens. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem Izumo und ich unsere erste und einzigste gemeinsame Mission hatten. Ich hatte euch doch mal berichtet, dass ich als Prüfer in der Chunin- Auswahlprüfung eingeteilt wurde. Zusammen mit Kotetsu und Izumo. Mit Izumo gab es richtig Krach, jedoch wurden wir von Ibiki Morino ordentlich zusammen gestaucht, so, dass wir uns anschließend ruhig verhielten. Mit Kotetsu war es schwieriger. Wir gingen nicht aufeinander los, aber mit ihm so zusammen zu sein war so unglaublich schmerzhaft für mich. Wir waren äußerst vorsichtig miteinander umgegangen, hatten es kaum geschafft, uns in die Augen zu sehen. Die Ablenkungen während der Prüfungen taten gut, auch zu sehen, dass wir nicht mehr die jüngste Generationen von Shinobi waren. Später redeten wir. Unterhielten uns. Und dann geschah es. Wir schliefen noch einmal miteinander. Kotetsu und ich. Wir würden niemals wieder zusammen kommen. Wir würden niemals Freunde werden. Aber zumindest konnten wir uns von da ab sehen, ohne vor innerem Schmerz durchzudrehen.

Na, ja.

Die Prüfungen hatten auch andere Vorteile. Ich lernte die neue Generation kennen. Kinder des Dorfes. Da war dieser Lieblingsschüler von Maito Gai. Kakashi’ s Rivalem. Rock Lee, der einzig Tai- Jutsu beherrschte, dieses aber richtig. Während der Prüfungen wurde er so schwer verletzt, dass er Gefahr lief, sein Shinobi- Leben aufzugeben. Shikamaru Nara. Er wurde als einzigster Chunin. Mit Grund. Dieser Junge.... verdammt ist der intelligent. Der übertraf sogar Iruka meilenweit mit seinen Gedankengängen und Taktiken. Wer noch? Natürlich die zwei vom Hyuuga- Clan. Mit ihrem Kekkei Genkai, dem Byakugan – das tatsächlich mächtiger war als das Sharingan – gehörten sie dem amtierenden mächtigsten Clan an. Da war dieser Neiji, einer der stärksten Neulinge und seine Cousine Hinata. Das Mädchen war sehr schüchtern und unauffällig. Sie könnte eigentlich einer der stärksten Kunoichi des Dorfes werden; sie hatte das Potenzial dazu. Jedoch glaube ich auch heute nicht, dass sie das überhaupt will. Wer war da noch? Ja. Diese Ten- Ten. Auch sehr stark, jedoch verwendete sie stets nur Waffen und würde sich somit niemals richtig behaupten können. Kiba Inuzuka.

Dieser Junge war ziemlich frech und spielte sich stets auf. Ja. Er hatte Talent. Geschwindigkeit, überragender Geruchsinn, angemessene Körperkraft und dann noch sein Hund Akamaru. Aber dieser Junge war auf keinen Fall ein vernünftiger Shinobi. Anders sein Teampartner Shino Aburame. Dieser Kerl war so cool. Erinnerte mich doch sehr an Kakashi. Wirkte so ruhig und gelassen.... und war voller Insekten. Ja. Kein Scherz. Er war ein Insektenwirt. Eine spezielle Fähigkeit seines Clans. Eine weitere Kunoichi – Ino Yamanaka – war ein hübsches Ding. Und eigentlich stark. Aber ich bezweifle, dass sie auf Ewig den Weg eines Shinobi gehen wird. Choji Akimichi. Vielleicht kommt euch der Nachnahme bekannt vor. Sein Vater war einer meiner Prüfer. Die praktische Prüfung zum Shinobi. Choji sah genauso aus, wie sein Vater. Abgesehen von den Haaren. Ihn kenne nicht so gut.
 

Zu guter Letzt war da noch Kakashi’ s Team. Ein besonderes Team. Sakura Haruno. Dieses Mädchen. Auf den ersten Blick wirkte sie schwach. Aber das war sie ganz und gar nicht. Sie konnte aufbrausend sein und neigte zu kleinen Gewalttätigkeiten – wie ich. Sie setzte sich durch und zeigte einen starken Willen. Sakura war eine Persönlichkeit, nur ist sie heute auch noch sehr jung.

Sasuke Uchiha. Genau. Itachi’ s Bruder. Er hatte vergessen, dass er Kakashi und mich früher mal gesehen hatte. Sasuke war düster. Kein Wunder bei so einem Bruder. Er war fast so talentiert wie Itachi, sah ihm sehr ähnlich. Hatte auch Eigenschaften seines Vaters geerbt. Sasuke.... Dieser scheiß Orochimaru. Der Kerl war hinter Sasuke her. Tat das Gleiche, wie damals mit Nickey. Verabreichte ihm dieses seltsame Mal. Mit Erfolg. Sasuke ist einfach weg. Er will sich unbedingt an Itachi rächen. Floh aus dem Dorf und folgte Orochimaru. Seither haben wir kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Und dann noch er.

Naruto Uzumaki.

Iruka’ s Lieblingsschüler. Wisst ihr noch, was ich damals vom Krieg gesagt habe?
 

'Nach weiterer Zeit des Wartens neigte sich der große Krieg dem Ende zu. Bzw. seinem Höhepunkt. Ein Höhepunkt ausgelöst durch das Auftauchen der Bijuu. Diese Dämonen. Niemand wusste, woher sie kamen. Wann sie kamen. Warum sie kamen. Aber sie waren da, die Bijuu. Wesen der Zerstörung. Geöffnete Büchse des Pandoras. Dämonen. Nützliche Dämonen. Die dem Krieg zu einem Höhepunkt verhalfen. Die Sichtweise veränderten. Die letzten Reserven eines jeden Dorfes herauslockten.`
 

Warum ich das wiederhole? Natürlich hatte ich es mitbekommen. Aber es hatte zu der Zeit nicht gerade eine große Bedeutung für mich gehabt. Damals wurde Konohagakure von dem neunschwänzigen Bijuu – einem Fuchsdämon – angegriffen, dem Kyuubi. Der damalige vierte Hokage schloss diesen Geist in einem menschlichem Körper. Ein Neugeborenes – seinem eigenen Sohn. Menschen, in denen Bijuu versiegelt wurden, werden von uns Jinchuuri genannt. Und dieser Naruto Uzumaki. Ja, er war der Jinchuuri von Konohagakure. Dieser blonde Junge von damals. Auf der Schaukel, als ich das erste richtige Gespräch mit Kotetsu hatte. Oder als ich Iruka beim Unterrichten beobachtet hatte. Naruto Uzumaki. Ein besonderer Junge. Mit ihm hatte ich einmal wirklich etwas zu tun.
 

Was geschah noch alles, fragt ihr euch? Orochimaru. Er hatte einen Krieg zwischen Konoha, Suna und Oto angestachelt.

Und er tötete unseren Hokage. Ja. Er tötete den Dritten. Hokage Sarutobi. Der alte, weiße Mann, der mir immer wieder Chancen gegeben hatte. Immer Geduld mit Kakashi und mir gezeigt hatte. Er ist tot. Dieser Mann war einfach nur großartig. Und seine Nachfolgerin ist es auch, zugegeben.

Unser fünfte Hokage – Tsunade. Sie war eine Schülerin des Dritten gewesen. Die ehemalige Teamkameradin von Orochimaru und Jiraya, den ich auch mal erwähnt hatte. Einer der drei legendären Sannin. Die stärkste Kunoichi. Tsunade- sama. Sie war es auch, die diese Mission veranlasste. Diese Mission, bei der ich Naruto besser kennen lernte.
 

Und bei der ich mit Izumo kooperieren musste.
 

Nach dem Krieg mit Suna, der eigentlich gerade mal zwei Tage angedauert hatte, hatte zu vielen Verlusten in Konohagakure geführt. Wirtschaftlich, ökologisch, sozial, personell. ‚Kollateralschaden’. Dies hatte zur Folge, dass sämtliche Jonin und viele Chunin auf großen Missionen unterwegs waren. Ich wurde selbst vom Dritten kurz vor der Chunin- Auswahlprüfung zum Jonin ernannt. Während die meisten Shinobi außerhalb Konohagakures beschäftigt waren, wurde ich von Tsunade bestimmt, die interne Sicherheit zu leiten. Ich hielt selbst Wache und organisierte den Schichtplan der mir untergeordneten Chunin. Unter diesen Chunin befanden sich auch Kotetsu und Izumo. Wie bereits gesagt, Kotetsu und ich – wir hatten uns ausgesprochen. Wir versuchten zwar uns weitgehend aus dem Weg zu gehen, aber wir stritten nicht, keiften uns nicht an. Im Gegensatz zu Izumo. Ich muss zugeben, ich hatte meinen Rang kräftig ausgenutzt. Izumo – und somit zwangsweise Kotetsu – ein Haufen Überstunden aufgesetzt. Grundsätzlich achtundvierzig Stunden Schichten. Mir genauso. Einmal hatte ich sie als Gefängniswächter eingesetzt und die Insassen waren geflohen. Wir konnten sie schnell wieder einfangen und so war es allgemein auch keine große Sache. Aber so hatte ich einen Zündstoff für einen Streit mit Izumo.
 

Kotetsu und Izumo hatten Wachdienst am Haupttor des Dorfes und ich drehte meine Runde. Kam spätnachmittags zu ihnen. Wie sie so dastanden. Hinter dem Tresen. Gelangweilt. Kotetsu. Schüttelte leicht den Kopf, sobald er mich sah. Redete kurz mit Izumo. Dieser Kerl. Sah mich finster an. Na meinetwegen. Du Blödmann!

„Sieh mich nicht so an, du Trottel.“

„Blauauge. Verpiss dich!“

„Sei bloß ruhig. Konzentrier dich auf deine Arbeit. Ich werde ein nochmaliges Versagen nicht dulden. Klar? Ihr hattet die Verantwortung für das Gefängnis. Du hattest die Verantwortung!“

Ich wusste, dass sie nichts für den Vorfall im Sicherheitstrakt konnten, aber ich wollte Izumo unbedingt provozieren. Wir waren einfach Feinde. Und ließen uns das oft gegenseitig spüren. Der Kerl sprang direkt über den Tresen. Baute sich ziemlich mürrisch vor mir auf. Gott. Mistkerl.

„Halt bloß dein freches Maul, du Miststück. Du bist doch schuld. Du Hexe nutzt es doch aus, dass ich dir untergestellt bin. Scheiß auf Professionalität, was?“

„Was meinst du damit?“

„Tz. Du hast doch zu wenige Wachen für das Gefängnis eingestellt. Und rein zufällig hatte ich drei Tage durchgehend Dienst. Ohne Pause. Du blöde Kuh!“

„Halt dein Maul!! Ich arbeite doch selber so viel! Also beschwer dich nicht!“

„Buhu. Und was ist mit den Anderen? Kotetsu hat auch noch mehr als vierundzwanzig Stunden durchgehend. Aber die Anderen? Die haben zwölf Stunden Schichten. Was ist? Versuchst du mich, fertig zu machen?“

Izumo zischte mich regelrecht an. Sein Blick. Ja. Ich kannte diesen Blick nur allzu gut. Hatte den selben drauf. Der hasserfüllte Blick. Ja. Wir hassten uns. Suchten die Provokation. Suchten den Streit. Kotetsu blieb im Hintergrund. Ich sah ihn aus meinen Augenwinkeln. Er wirkte alles andere als begeistert. Aber hatte dazu gelernt. Mischte sich nicht mehr ein. Seit damals, als wir uns so stark verletzt hatten. Diese ganze Eskalation passiert ist. Ein mürrischer Schupser von Izumo. Idiot!

„Du dumme Hexe! Mach weiter so und du wirst es bereuen!“

„Willst du mir drohen?!“

„Soll ich Angst vor dir haben, nur weil du Jonin bist? Das ändert nichts! Außer, dass du noch unerträglicher bist als früher!“

„Wer ist hier unerträglich?! Du bist nichts weiter, als ein eifersüchtiger, kleiner....“

„HÖRT JETZT AUF!!“

Also mischte sich Kotetsu nun doch ein. War ebenfalls über den Tresen gesprungen. Stellte sich zwischen Izumo und mir. Hielt uns auseinander. Betrachtete uns düster.

„Habt ihr einen Knall? Ihr führt euch auf, als wärt ihr noch Kinder. Hab ihr vergessen, dass wir im Dienst sind?“

„Halt dich da raus, Kotetsu. Warum verteidigst du diese Pute immer noch?“

Sein mieser, gehässiger Ton. Wie er mich so überheblich ansah. Seine aggressive Körperspannung. Mistkerl! Blödmann! Ich zeig` s dir!

„Wenn du dich mit mir anlegen willst, dann komm. Greif an!“

„Ich mach dich kalt, du Miststück. Komm her!“

„Hey... Nein... Nein. Das macht ihr nicht! Ihr werdet jetzt nicht aufeinander losgehen. Verdammt! Kazosomane. Du bist zwanzig. Führ dich nicht so auf, wie damals!“

Mist! Kotetsu stand noch zwischen uns. Hielt uns auseinander. Izumo’ s Blick noch deutlich dunkler. Wirkte, bereit zum Kämpfen. Kotetsu hatte seine Weste im Griff, hielt Izumo von mir weg. Mann. Wie sehr hatte ich mir da gewünscht, diesem Mistkerl – Izumo – eine ordentlich zu verpassen. Sein wütendes Knurren. Das reichte jetzt! Auch, wenn mein Ex zwischen uns stand, ich zückte ein Kunai. Hielt es fest und bedrohlich in meiner Hand. Genauso Izumo. Er hatte gesehen, was ich tat. Sprang von Kotetsu weg. Ich erkannte, dass er nicht nur Kunai, sondern auch Shuriken in seiner Hand hielt. Also wollte er den Kampf genauso. Genauso, wie ich.

„Seid ihr noch von allen guten Geistern verlassen? Izumo! Hör auf mit dem Scheiß und verschwinde hinter dem Tresen! Kazuu! Provozier ihn nicht! Wir schieben hier Wache und es ist ruhig. Das siehst du doch. Also mach weiter mit deinem Rundgang und lass uns unsere Arbeit machen!“

Wow! Ich war Jonin und die anderen beiden Chunin. Aber in diesem Moment war es Kotetsu, der die Führung übernommen hatte. Einen kühlen Kopf bewahrt hatte. Izumo und ich hielten noch argwöhnisch unsere drohende Stellung. Griffen aber nicht an. Wieder sein Fauchen.

„Wenn du Streit suchst, stehe ich dir zur Verfügung. Du nutzt deinen Rang aus, bist arrogant. Ich werde dir schon beibringen, dass du nicht besser bist, als ich.“

„Du siehst mich von oben herab. Und du machst mich ständig an. Such dir gefälligst ein neues Hobby. Und geh mir aus dem Weg. Sonst passiert noch ein Unfall.“

„Du bedrohst mich also? Na, schön. Blauauge. Denk immer daran, dass dir auch etwas geschehen kann.“

Eindeutige Androhungen. Wir griffen aber nicht an. Selbst, wenn Kotetsu uns nicht wütend angeschrieen hätte. Wir hatten einfach keine Gelegenheit. Ein Falke. Über uns. Kreischend. Das hatte nur Eines zu bedeuten. Verdammt. Gegenseitige missmutige Blicke. Oh, nein. Nicht mit ihm! Izumo und ich.
 

Wir wurden zum Hokage gerufen.
 

Hokage Tsunade war eigentlich eine Frau mittleren Alters. So um die fünfzig. Aber sie sah aus, wie keine Dreißig. Sehr gut gebaute Frau, mit absoluter Chakrakontrolle, so, dass sie ihr Aussehen nach Belieben verjüngen konnte. Tsunade war ein guter Hokage. Und sie hatte Temperament. Viel Temperament.

Das merkte ich, als ich zusammen mit diesem Trottel in ihrem Büro war. Wir standen vor ihrem Schreibtisch. Schwiegen und hatten bitterböse Blicke aufgesetzt. Und Tsunade. Na, ja. Sie hatte ihren Papierkram zur Seite gelegt, die Ellenbogen auf den Tisch aufgesetzt und ihre Stirn gegen die Hände gedrückt. Sah uns mit einem undurchsichtigem Blick an.

„Kazosomane Hatake. Izumo Kamizuki. Ich will es kurz machen. Ich bin die alten Akten durchgegangen und habe dabei festgestellt, dass ihr zwei keine einzige Mission zusammen durchgeführt habt. Welche Erklärung habt ihr dafür?“

Blöde Frage.

„Wir wurden einfach nie zusammen eingesetzt. Das ist alles.“

Und dafür war ich auch richtig dankbar. Mit diesem Kerl wollte ich absolut nichts zu tun haben. Soweit es sich vermeiden ließ. Tsunade klang weiterhin kühl.

„Mich wundert das. Immerhin sollten Shinobi so oft es geht, ihre Partner wechseln, um so die Stabilität und Teamfähigkeit des Dorfes zu stärken. Deswegen habe ich auch eure persönlichen Akten durchgelesen. Und mir auch die aktuellsten Informationen über euch beschaffen.... Kazosomane. Wie alt bist du?“

Wie sie die Frage schon formulierte. Nicht gut. Ich runzelte misstrauisch die Stirn.

„Zwanzig....“

„Und du, Izumo?“

„Einundzwanzig. Aber Tsunade- Sama. Ich verstehe nicht, weshalb.....“

Oh, verdammt! Ihr Blick. Hatte sich deutlich verschärft. Die Mundwinkel verkrampft zusammengepresst. Die Körperhaltung angespannt. Sie war echt sauer.

„IHR SEID ERWACHSEN! AUS WELCHEM GRUND BENEHMT IHR EUCH WIE KLEINE, TROTZIGE KINDER?!“

Die Faust landete äußerst lärmend auf dem Schreibtisch. Ich hörte ein leichtes Knacksen. Sah einen breiten, langen Riss. Mist. Tsunade war also nicht nur sauer, sie kochte geradezu vor Wut. Eines hatte ich schon schnell begriffen. Disziplinlosigkeit. Respektlosigkeit. Wildes Verhalten. All das hasste sie. Deshalb schien es mir auch ratsam, nicht gegen ihre Anschuldigungen zu protestieren. Izumo, dieser Idiot regte sich ebenfalls nicht. Stand nur steif neben mir. Rührte keinen Muskel, behielt seine steinige Mimik bei. Scheißkerl! Tsunade kochte weiter, hatte aber ihre Stimme wieder etwas gesenkt.

„Eure Akten platzen geradezu von euren dummen Auseinandersetzungen! Ihr seid sogar im Gefängnis gelandet! Im Krankenhaus! Habt euch gefährlich verletzt! Gut. Ihr ward noch jung und dumm!! Dumme Kinder! Aber..... WIE KOMMT IHR NUR AUF DIE IDEE, DIESEN DUMMEN STREIT UNBEDINGT FORTSETZEN ZU MÜSSEN? KONOHAGAKURE IST STARK GESCHWÄCHT! WIR BRAUCHEN JEDEN EINZELNEN VON EUCH CHUNIN UND JONIN! VERDAMMT! DIE GENIN ZEIGEN SCHON UNGENÜGENDE LEISTUNGEN! ABER VON MEINEN ERWACHSENEN SHINOBI VERLANGE ICH ABSOLUTE PROFESSIONALITÄT!!“

Ich spürte regelrecht, wie klein ich wurde. Sie hatte schon Recht. Und wir waren ja gerade erst wieder aneinander geraten und hatten uns sogar mit dem Tode gedroht. Aber ich hasste einfach diesen Izumo!

„Hokage- sama.....“

„RUHE!!! Ich werde das ändern. Ihr bekommt von mir eine Mission zugeteilt. Nicht nur das. Ihr seid ein Viererteam. Ihr bekommt zwei Genin zugeteilt. Es ist eine C- Rank Mission. Weiteres, wenn die anderen beiden da sind. Und noch etwas.“

Ihre Stimme wurde leise. Leise und bedrohlich.

„Bedenkt, ihr habt eine Vorbildfunktion. Kazosomane. Du, als Jonin, wirst das Team leiten. Aber du wirst dich gefälligst, wie einer verhalten und deinen Rang nicht ausnutzen. Ihr werdet zusammen arbeiten. Und ihr werdet euch so benehmen, wie es von Chunin und Jonin erwartet wird. Die Genin werden euch beobachten. Ihr solltet nichts machen, was ihr später bereuen könntet.“

„Ja, Tsunade.“

„Verstanden.“

Was sollte das? Warum? Eine C- Rank Mission? Ein Kinderspiel? Ein Jonin, der eine C- Mission durchführte. Als Teamleiter von drei Genin an sich kein Problem. Aber dann mit einen Chunin. Verdammt. Tsunade war richtig sauer.
 

Die Genin, die mit uns diese Mission durchführen sollten, waren dieser Kiba mit seinem Hund Akamaru und Naruto Uzomaki. Schnell wurde auch klar, warum ausgerechnet wir vier in einem Team zusammen gesetzt wurden. Tsunade ist eine äußerst gerissene Frau. Das war nichts anderes als Pädagogik. Naruto und Kiba. Diese zwei stritten sich. Aber wie. Schon bei den Auswahlprüfungen war es klar gewesen, dass sie sich nicht ausstehen konnten. Aber jetzt. Solche Zicken. Keiften sich an. Provozierten sich gegenseitig. Fingen immer wieder an, sich zu balgen. Interessant. Aber sie waren anders als Izumo und ich. Ihre Streitigkeiten waren oberflächlich. Sie könnten durchaus irgendwann Kameraden werden. Sich verstehen, wenn sie sich helfen ließen. Bei Izumo und mir war der Zug längst abgefahren. Wir hassten uns zu sehr. Aber wir mussten zumindest zusammenarbeiten können. Das wurde von uns verlangt. Naruto und Kiba. Beide dreizehn, Genin. Kinder. Sie durften Fehler machen. Aber gerade deswegen mussten wir älteren - wir Chunin und Jonin – umso professioneller handeln. Wir mussten uns zurückhalten. Es war nicht gut, wenn Jüngere mitbekamen, wie wir stritten. Unsere Feindschaft. Das sollten sie nicht mitkriegen. Unsere Aufgabe war eigentlich einfach. Der Transport eines Bildes und dessen Besitzers von Konoha nach Amegakure. Dieses Bild ‚ Prinzessin der Sonne’ war ein besonderes und teures Bild. Es zeigte ein junges Mädchen mit golden- blonden Haaren und blauen Augen, das sich im Glanz der Sonne wälzte. Es wurde an das Museum in Ame verkauft, musste dorthin gebracht werden und der Vertrag entgültig abgewickelt werden. Beim Schwarzmarkt war eben dieses Acrylölgemälde über eine Million wert; sicher würden einige Banditen versuchen, es beim Transport zu stehlen. Dieser Besitzer Mico Amura, hatte sich bei uns vorgestellt. Und die Jungen waren ganz fasziniert gewesen. Waren nach Hause verschwunden, um zu packen. Am nächsten Tag frühmorgens sollte es losgehen. Izumo und ich waren noch auf den Straßen. Und stritten unauffällig.

„Wenn du Mist baust, mache ich dich fertig.“

„Du drohst mir? Du Blödmann hast doch keine Chance gegen mich.“

„Eines schwöre ich dir, irgendwann mache ich dich kalt. Ich lege dich um.“

„Du Schwein. Ich bring dich um. Du wirst mich nicht fertig machen.... Ausgerechnet mit dir in einem Team. Das ist die Hölle.“

Wir schwiegen kurz. Natürlich würden wir uns irgendwann wieder fertig machen. Das war klar. Nur, sollten wir dies nicht in unserer Mission machen. Mistkerl. Ich senkte weiter meine Stimme. Hatte nicht das geringste Bedürfnis, ihn überhaupt anzusehen.

„Wir haben nicht das Geringste miteinander zu tun. Reden nur miteinander, wenn es sein muss. Klar? Wir gehen nicht aufeinander los.“

„Und du wirst mich human behandeln. Ich bin ein Chunin. Kein Knecht, du Hexe. Wir sind ein Team.“

„Tz. Wir werden niemals ein Team sein. Aber wir werden zusammen arbeiten. So, wie es sein muss. Hier gibt’ s einen Cut. Wir sollten den Erfolg gewährleisten. Wir brauchen eine Kopie des Gemäldes.“

Anscheinend verstand Izumo sofort. Klar. Sollte das Gemälde doch gestohlen werden, sollte es zumindest nicht das Original sein.

„Wie du meinst. Ich weiß auch, was ich machen werde. Komm mit. Wir brauchen das Bild.“

Im Grunde genommen ein stilles Abkommen. Wir würden uns während der Mission nicht streiten. Wir würden uns nicht bekriegen. Nicht aufeinander losgehen. Uns nicht einmal beleidigen. Aber wir würden auch kaum miteinander reden. Nur zusammen arbeiten, wenn es unbedingt sein musste. Uns kaum ansehen. Wir mussten zusammen auf diese Mission. Wir mussten eine Vorbildfunktion darstellen. Aber wir mussten uns nicht verstehen. Wir mussten nicht freundlich und gesellig miteinander umgehen. Dazu konnte uns niemand zwingen.
 

An das Gemälde ranzukommen, war nicht sonderlich schwierig. Amura wohnte in einem Hotel; ihn fanden wir sofort. Und er hatte das Bild bei sich gehabt. Der Eigentümer war äußerst irritiert gewesen, als Izumo und ich vor ihm standen.

„Ihr seid doch diejenigen, die mich morgen begleiten. Was wünscht ihr von mir?“

Natürlich hätte ich dem Mann erzählen können, dass wir das Bild zum Schutz der Mission kopieren wollten, aber irgendwie passte das nicht. Es sollten nur so wenige, wie möglich darüber Bescheid wissen. Ich sah Amura klar an. Konzentrierte mich leicht. Veränderte bewusst meinen Chakrafluss. Kanyou no Jutsu. Manipulation eines Bedürfnisses. Ich ließ Amura unglaublich müde werden. So sehr, dass er einfach nach vorne kippte und von Izumo aufgefangen werden musste. Der Kerl schleppte den Mann in dessen Bett. Oh. Izumo’ s zorniger Blick.

„Das beeindruckt mich keineswegs, falls du das hoffst. Dein Kekkei Kenkai ist wohl ein schönes Spielzeug.“

„Halt’ s Maul und suche das Bild. Oder willst du Streit?“

„Du kannst mich mal.“

Verdammt! Am Liebsten würde ich ihm jetzt in die Fresse schlagen. Ein schöner Treffer als Genugtuung. Aber das ging nun mal nicht. Wir durchsuchten, ohne ein Wort miteinander zu sprechen, das Hotelzimmer. Wurden unter dem Bett – unter dem Bett! – fündig. Ein prima Versteck! Okay. Immerhin war er grade in Konohagakure. Izumo selbst schnappte sich das Gemälde. Legte es ausgebreitet auf dem Boden. Daneben eine Stadtkarte von Amegakure, welche die selbe Papiergröße aufwies.

„Das mache ich. Ich bin besser in Gen- Jutsu als du. Von wegen Jonin.“

„Mach weiter so und ich vergesse mich, du Versager. Meinetwegen sei besser darin als ich. Aber ich kann dich alles machen und alles werden lassen. Du kannst auch vor lauter Selbstzweifel und Stimmungsschwankungen untergehen.“

Sein drohendes Knurren, während er sich auf die Landkarte konzentrierte. Fingerzeichen ausübte.

„Wenn du an meine Empfindungen rumspielst, bringe ich dich um. Das schwöre ich dir.“

„Das hatten wir schon, Idiot. Na los jetzt. Mach endlich fertig. Ich kann dich kaum noch ertragen.“

Das war keine Lüge. Wir waren jetzt schon wenige Stunden ununterbrochen zusammen und das hielt ich nicht mehr lange aus, ohne richtig auf ihn loszugehen. Der Mistkerl fauchte mich kurz wütend an und presste seine Hand gegen die Karte. Farben und Formen veränderten sich. Sogar die Papierkonsistenz. Eine exakte Kopie. Ohne Unterschied. Bei Prüfungen im Museum oder auf dem Schwarzmarkt würde die Fälschung zwar auffallen und das Gen- Jutsu enttarnt werden, aber das sollte auch so sein. Sollten wir überfallen werden, hätten Diebe nicht die Zeit genauste Untersuchungen mit Tests durchzuführen, und mit bloßem Auge waren Original und Kopie nicht voneinander zu trennen. Ich griff die Fälschung und verstaute sie in dem Versteck unter dem Bett. Sah Izumo weitere Fingerzeichen ausüben und auf das echte Gemälde drücken. Aus dem Bild wurde nun die Stadtkarte. Schönes Tauschspiel. Izumo rollte das Papier zusammen und nahm es zu sich. Sah mich wieder düster an, hatte eine bösartige Stimme aufgesetzt.

„Ich bewahre es auf. Du würdest es nur verlieren.“

„Verdammtes Arschloch.“

Sein mieses Grinsen. Er verstaute schlicht die Rolle und war schon an der Tür angelangt. Öffnete diese und sah mich noch einmal grimmig an.

„Du wirst morgen Früh pünktlich sein. Ich wünsch dir schlechte Träume.“

Schon war er weg. Noch ein missmutiger Blick zu dem schlafendem Auftraggeber und ich verschwand ebenfalls heimlich aus dem Hotelzimmer.
 

Izumo und ich. Ein Auftrag. Vorbildfunktion für zwei schwierige Genin. Zusammen eine Mission.
 

Das konnte heiter werden.

Auf nach Amegakure – Verstimmungen

Iruka war es, der mich am nächsten Tag in der Früh auf meinem Weg zum Haupttor auffing. Äußerlich hatte er sich nicht mehr wirklich verändert. Etwas reifer wurde er. Nochmals erwachsener. Machte sich oft Sorgen. Er wollte mit mir reden. Lief neben mir her.

„Du hast mit Naruto eine Mission.“

„Ja und?“

„Pass auf ihn auf, ja? Er ist noch jung und stürmisch. Seine Handlungen können unberechenbar sein. Müsste dir ja bekannt vor kommen.“

„Halt jetzt bloß deine Klappe, mein Freund. Mir ist klar, wie viel er dir bedeutet. Du tust gerade so, als seiest du sein Vater. Was interessant ist. Immerhin bist du gerade mal zehn Jahre älter als Naruto.“

Kurzer grimmiger Blick von ihm. Mann, Iruka. Wie er so beleidigt tat. Ich musste nun doch mal loslachen.

„Schon gut. Ich verstehe dich ja. Ich leite das Team. Natürlich achte ich auf meine Leute, inklusive Naruto. Okay? Aber das war doch bestimmt nicht das Einzigste, was du mit mir bereden wolltest. Also, ich warte.“

Iruka seufzte leicht. Lief neben mir her und verschränkte seine Arme. Runzelte die Stirn.

„Auf was wartest du?“

„Auf deine Predigt. Ich kenne dich doch.“

„Na. Wie du willst.“

Sein kurzes Grinsen. Er schien Luft zu holen. Fasste sich nochmals. Blieb stehen und griff meinen Arm. Sah mich ernst an.

„Ich weiß noch genau, wie ich euch damals getrennt hatte. Izumo hatte dich ordentlich zusammen gestaucht.“

„Er hatte doch keine Chance ge......“

„Lass mich ausreden, bitte. Mag sein, dass die Meisten im Dorf euren Streit nicht mitbekommen, aber ich kenne dich nur allzu gut. Und gerade deswegen bitte ich dich eindringlich, behalte die Kontrolle über dich. Ich weiß, dass du das kannst. Zumindest, wenn du es willst.“

„Hör auf damit.“

Iruka und seine Ratschläge. Leider hatte er sogar meistens damit Recht. Er wusste es, ich wusste es. Aber trotzdem passte es mir nicht wirklich. Na, ja. Ich pokte ihm leicht in die Rippen.

„Ihr vergesst alle, das ich nicht umsonst Jonin wurde. Mir ist bewusst, wie ich mich zu verhalten habe, wenn ich beruflich unterwegs bin. Aber ich hasse diesen Kerl wie die Pest. Ich bleibe jetzt ruhig. Professionell. Privat allerdings kann ich mit ihm machen, was ich will.“

„Irgendwann wird es offiziell. Du bist verrückt.“

„Ha, ha.“

Wieder grinste er. Lief vor mir. Iruka sah mich leicht amüsiert an. Versuchte, wieder eine ernste Mimik aufzusetzen.

„Nein. Ernsthaft. Irgendwann sperren sie dich ein, Kleine.“

„Nenn mich nicht Kleine.“

„Warum nicht? Du bist jünger als ich. Kleiner als ich. Unreifer als ich. Also bist du die Kleine.“

„Ha, ha, ha. Hältst du dich wirklich für witzig? Iruka. Du warst noch nie witzig.“

Noch eine missmutige Grimasse von ihm. Iruka lief wieder neben mir und schwieg kurz. Solange, bis wir am Haupttor angekommen waren. Naruto sprang direkt um unserem Auftragsgeber herum. Kiba trug Akamaru auf seinem Kopf und motzte über seinen gleichaltrigen Partner. Izumo stand einfach nur stramm. Hatte die Arme verschränkt und gelassen die Situation betrachtet. Zumindest bis er mich entdeckte. Wieder ein kurzer, verbissener Blick zu mir. Nur für einen Moment. Iruka hatte ihn ebenfalls gesehen und mir ernst zugeflüstert.

„Jetzt bleib bloß ruhig. Ja, Kazuu?“

Mann, der nervte mich doch langsam.

„Schon gut. Ich werde nichts Dummes machen.“

Und daran hielt ich mich. Ich schloss mich meinem Team an. Würdigte Izumo keines Blickes. Grinste Naruto nur kurz an, der ziemlich aufgedreht wirkte.

„Hey, Kleiner. Du freust dich echt drauf.“

Seine Aufregung war überdeutlich. Im Hintergrund sah ich Amura sich über Naruto’ s Hyperaktivität amüsieren. Ignorierte Izumo weiter. Stellte mich vor meinem Team.

„Nach Amegakure sind es zwei Tagesmärsche. Wir werden häufigere, kurze Pausen machen und keine Hauptstraßen benutzen. Denkt immer daran, dass das Bild unbedingt sein Ziel erreichen muss.“

„Und noch etwas Naruto und Kiba.“

Das war Iruka. Er gesellte sich neben mich und sah die jungen Genin streng an.

„Ich erwarte von euch Disziplin. Hört auf das, was Kazuu euch sagt. Und hört auf Izumo. Konzentriert euch. Streitet nicht zu viel. Habt immer eure Mission im Hinterkopf.“

Typisch Lehrer. Kiba hatte einen grimmigen Blick aufgesetzt und Naruto... na, der war doch recht unterhaltsam. Baute sich vor Iruka auf, verschränkte die Arme, seine Augen zusammengekniffen. Einen trotzigen Blick aufgesetzt.

„Iruka- sensei. Ich bin der beste und klügste Genin, den es gibt. Ich werde diese Mission nicht nur hervorragend erfüllen. Ich werde auch dabei stärker werden. Ich werde Hokage, ganz sicher. Dafür gebe ich alles.“

Lächeln von meinem besten Freund. Ich schwieg dazu. Manchmal brachte einfaches Zuhören mehr Erfolge mit sich. Ja. Dieser Naruto war ganz sicher interessant.
 

Die Mission stellte sich als doch recht anstrengend heraus. Izumo und ich sprachen kaum miteinander, hielten immer einen gewissen Abstand voneinander. Irgendwann mache ich diesen Kerl fertig! Amura unterhielt sich mit Izumo, während ich etwas weiter vorauslief. Versuchte, Kiba und Naruto zu beruhigen. Kiba hatte den Kleinen verspottet, er würde niemals Hokage werden. Und Naruto rastete schon beinahe aus.

„DU SPINNST DOCH, BAKA! NIMM DAS ZURÜCK!“

„IST DOCH WAHR! DU BIST’N VERSAGER!!“

„DER EINZIGE VERSAGER HIER BIST DU! DU KÖTERFRESSE!!“

Köterfresse. Echt geil. Aber nicht zeigen, dass dich das amüsiert, Kazuu.

Okay. Nach sehr kurzer Zeit fand ich das nicht mehr witzig. Wie sie da schrieen. Und jetzt fingen sie sich auch noch an zu prügeln. Lautes Geschrei! Viel Lärm! Ja, klar. Lockt alles hierher zu uns. Wollt ihr uns nicht gleich auf dem Präsentierteller servieren? Verdammt! Diese Kinder. So dumm! So blöd! So kindisch! Dann noch der Hund Akamaru. Erst bellen und dann ein leichter Biss in Naruto’ s Arm, der daraufhin sofort aufschrie. Verdammt! Das reicht! Wir waren inzwischen stehen geblieben. Die zwei Jugendlichen balgten sich, Amura hatte sich erschöpft gegen einen Baum gelehnt und Izumo stand nur kühl einige Meter hinter mir. Du Arsch! Sein spöttischer Blick. JETZT REICHTS!! ZEIT, DASS DIE KIDS ENDLICH MERKEN, DASS MIT MIR NICHT ZUM SPAßEN IST!!!

Ich sprang zu ihnen. Sie waren kleiner – und vor allem schwächer als ich. Kein Problem, sie auseinander zu bringen. Ich schnappte mir die Handgelenke dieser Nervensägen. Schleuderte sie einige Meter gegen doch recht stabile Bäume. Sah sie wieder aufstehen und mich entsetzt anstarren. Schöne Verschwiegenheit. So musste ich zumindest nicht schreien. Verschränkte meine Arme.

„Ihr Babys. Seid ruhig und verhaltet euch unauffällig.“

„Aber..... aber...“

„Nichts aber. Scheitert wegen euch die Mission, geht ihr wieder in die Akademie. So einfach.“

„WAS?!“

„Ihr habt mich schon verstanden. Dank euch hatten wir jetzt eine kleine Pause, also können wir weiter laufen. Wir laufen bis zur Grenze des Feuerreiches und bauen ein Nachtlager auf. Morgen früh geht’s dann wieder weiter.“

„Aber....“

„Kein Aber! Kiba! Lauf du mit Izumo voraus. Du wirst als erstes merken, wenn wir Gesellschaft bekommen. Naruto! Du läufst mit mir. Wir sind der direkter Schutz für Herrn Amura. Los jetzt. Keine Beschwerden.“

Izumo hatte gehört, was ich gesagt hatte. Lief grimmig an mir vorbei.

„Wie du meinst.“

Schnappte sich Kiba und lief leicht voraus. Blödmann. Sie würden in Sichtfeld bleiben, da waren wir uns einig. So musste ich mich wenigstens nicht mit Izumo direkt abgeben. Naruto schwieg beleidigt. Ich ignorierte ihn, verbeugte mich kurz höflich vor Amura, der sich wieder schwer schnaufend aufgerichtet hatte.

„Ich entschuldige mich im Namen meines Teams für dieses Verhalten.“

„Ist schon gut.“

Sein Lächeln. Dieser Amura war durchaus eine nette Gesellschaft.

„Immerhin sind es ja noch fast Kinder und brauchen einen Ausgleich. Sollen wir weiter gehen? Ist es wirklich gut, wenn diese zwei Herren so weit vorangehen?“

Herren? Ja, klar. Ich nickte ernst.

„Der Junge Kiba und sein Hund haben einen außerordentlichen Geruchssinn. Sie werden mögliche Feinde schnell erkennen. Izumo schützt ihn. Sie bilden Ihren äußeren Schutz bzw. sind sie die Auskundschafter. Naruto hier und ich bilden Ihren inneren Schutz. Sie sind sicher, Herr Amura. Vertrauen Sie mir.“

Er nickte. Ich meine, er wirkte erleichtert. Wir liefen noch schweigsam ein gutes Stück. Ich sah Kiba leicht aufgeregt mit Izumo reden. Sie waren gute zwanzig Meter vor uns und achteten stets auf ihre Umgebung. Naruto hatte Amura und mich immer überkreist. Sagte, so könne kein Feind an uns herantreten. Er würde nichts übersehen. Ja, sicher. Zumindest war er so verräumt. Amura fing mit mir ein Gespräch an. Interessierte sich so für das Dorf.

„Sie scheinen alle sehr jung zu sein.“

„Ja.. Mag sein. Dieses Bild. Welche Bedeutung hat es?“

Einfach den Spieß umdrehen. Ich wollte keine Fragen beantworten. Wollte mehr über diesen Kerl in Erfahrung bringen. Stets Misstrauen im Hinterkopf. Seit der Tragödie mit Makoto konnte und wollte meine Auftragsgeber nicht mehr ganz vertrauen. Auf keinen Fall würde ich jemals wieder irgendetwas von Fremden annehmen. Vor allem keine Getränke. Nein. Ich hatte genug dazugelernt. Also stellte ich ihm die Fragen und er beantwortete sie.

„Welche Bedeutung? Mal nachdenken, wie ich das am Besten ausdrücke. Es ist das Leben. Die Sonne ist die Quelle alles Leben unserer Welt. Sie ist stark, mächtig und gefährlich. Diese Frau. Sie ist die Schönheit des Lebens. Unsere Erde. Unsere Natur. Die Vergangenheit. Die Zukunft. Verstehen Sie? Diese Frau ist ein Bild der Sinnlichkeit.“

„Und deswegen ist das Gemälde so wertvoll?“

„Deswegen und vielleicht wegen der Farben, der Gestaltung, des Rahmens. Und so weiter. Ein Bild ist soviel wert, wie der Käufer es sieht.“

Schon komisch so etwas. Aber was soll’s. Ich beobachtete Izumo und Kiba aufmerksamer. Izumo, dieser Trottel. Komm mir bloß nicht in die Quere!

„Hm.....“

Ich stockte leicht. Mit einem Mal war Naruto vor mir gesprungen, wieder mal seine Augen zusammengekniffen und starrte mich forschend an. Okay. So bizarre Teampartner hatte ich bisher definitiv noch nie gehabt. Ich sah schon die Mission scheitern – trotz der Fälschung. Naruto hatte mit seinem Verhalten uns zum nochmaligen Stehen bleiben gezwungen. Wie er mich so anstarrte.

„Junge. Du nervst mich.“

„Kaum zum Glauben.“

„Was?“

„Obwohl Sie ihm so ähnlich sehen. Ich werde nie begreifen, warum Sie seine Schwester sind.“

NA, DANKE ABER AUCH!!

„Wahrlich nett. Lauf weiter, Naruto. Wir sind sowieso schon im Zeitverzug.“

„Schwester? Wessen Schwester?“

Amura schien tatsächlich keine Ahnung zu haben. Dabei kannte er doch sogar meinen Nachnamen. Was zur Hölle war das nur für eine Mission? Echt schräg.

„Kakashi Ha.....“

„LEUTE!! AB JETZT GEHT’ S BERGAUF!!“

Das war Kiba. Ich schritt voran. War erleichtert ein Gespräch über Kakashi ausweichen zu können. Es stimmte. Da war eine Lichtung. Der Wald neigte sich dem Ende zu. Hm... Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass da die Berglandschaft begann. Genauer gesagt, handelte es sich nur um einen Berg, den wir überqueren mussten. Dahinter befand sich das Regenreich. Und inmitten Amegakure. Also noch einen Tag, wenn wir irgendwo auf dem Berg übernachteten. Izumo und Kiba waren stehen geblieben. Hatten gewartet, bis wir angekommen waren. Okay. Ungefähr zwei Drittel des Berges waren nicht schwer zu meistern, da gab es noch entsprechende Wege. Danach würde es eine ordentliche Kletterei geben. Na, hoffentlich schaffte es dieser Amura auch. Ich betrachtete die Anderen. Okay. Bis auf Izumo. Nicht einmal ein Blickkontakt war der mir wert. Idiot!

„Hört zu. In etwa zweieinhalb bis drei Stunden geht die Sonne unter. Bis dahin laufen wir weiter. Es ist kein Problem auf dem Berg zu übernachten. So sparen wir uns Zeit. Irgendwelche Einwände?“

Keiner sagte etwas. Ich erkannte an seinen unruhigen Bewegungen, wie sehr Izumo aus Prinzip protestieren wollte. Er entschied sich wohl dagegen und schwieg weiter behaglich. Meinetwegen. Ich wollte sowieso nichts von ihm hören.

„Also gut. Weiter jetzt. Dieses Mal bleiben wir zusammen. Keine Extratouren. In der Gruppe sind wir sicher.“
 

Wir kamen gut voran. Sehr gut. Hatten sogar die leichte Strecke nach zwei Stunden beendet. Amura konnte erstaunlich gut klettern. Auch, wenn es nur wenig schwer war. Kiba und Naruto fingen einen Wettbewerb im Klettern an.

„HEY, DU LOSER!! DU BIST ZU LANGSAM!“

„NENN MICH NICHT LOSER, DU LOSER!!!“

„SCHWACHKKOPF!!“

„ARRGG!!!“

Naruto erhöhte seine Geschwindigkeit. Gab nur ein Problem.

„Hey, Naruto. Verlangsamere dein Tempo!!! Herr Amura.”

Die Luft. Es würde schon recht bald anfangen zu regnen. Die Klettertour hatte sich nun doch erschwert. Die Wand wurde zunehmend steiler, Die Abstände zwischen den einzelnen verwendbaren Vorsprüngen sich vergrößert. Regen war alles andere als ein Segen. Ich hatte Amura an mir angeseilt. Sollte er stürzen, war er zumindest gesicherter, als wir anderen. Deswegen sollte Naruto nicht so weit vorklettern.

„Mist... NARUTO!!! SUCH EINE SPALTE ODER EINE HÖHLE!!WIR WERDEN DORT ÜBERNACHTEN!“

„Tz.“

Dieser blöde, einfältige Mistkerl. Nein. Ich lasse mich nicht von Izumo provozieren, Scheißkerl!!

Kiba war ebenfalls vorgeklettert. Akamaru inzwischen in seinem Anorak gesichert. Schnauzte Naruto hinterher. Beide hatten ihr Chakra verwendet, um sich besser an die steile Wand heften zu können. Zumindest hatten sie das drauf. Da! Tropf... Tropf... Tropf… Erste Nässe. Erst langsam. Vereinzelt. Ach, komm schon. Das ist nicht mehr witzig. Ich sprang zum nächsten Vorsprung. Griff danach, hielt mich fest. Beide Füße fest an den akuten Felsen geklammert. Zog Amura zu mir hoch. Half ihm so beim Klettern. Verdammt. Im Grunde verwendete ich nicht nur für mich meine Körperkraft sondern auch noch für diesen Mann. Das war scheiße anstrengend. Langsam kam ich doch aus der Puste. Ich hielt Amura neben mir fest, der Kerl war vollkommen fertig.

„Wir machen jetzt dann eine Pause. Da sehe ich eine Höhle.“

Die war gute siebzig Meter diagonal über uns. Naruto und Kiba waren schon darüber. Wollten immer weiter klettern. Verdammt. Izumo war zu uns geklettert. Er hatte stets den Schluss gebildet, um mögliche Stürze der anderen abfangen zu können. Seine spöttische Bemerkung wieder mal.

„Was wirst du jetzt tun? Du bist der Teamleiter, also mach mal was.“

DU MISTKERL!!!

Drastische Verstärkung des Regens. Schlagartige Dunkelheit. Grau- schwarze Wolken. Donner. Sofort ansteigender, starker Wind. Gewitter. SCHEIßE! Jetzt musste ich sowieso schreien, damit mich die Genin verstanden. Diese zwei Idioten! Tsunade hatte mich mit dieser absolut hirnrissigen Mission echt bestraft.

Regen preschte gegen mein Gesicht. Meine Haare. Meine Kleidung. Alles war durchnässt und klebte an meinen Körper. Der Wind war geradezu eisig. Und immer wieder ohrenbetäubender Donner. Scheiße!

„NARUTO! KIBA! HÖRT AUF UND KLETTERT ZU DER HÖHLE ETWA ZWANZIG METER UNTER EUCH!! MACHT KEINEN WETTSTREIT DRAUS! VERDAMMT! Kommen Sie, Herr Amura. Es ist nicht mehr weit. Sie sind fast da und hier können Sie sich gut festhalten. Beeilen Sie sich. Ich bin direkt bei Ihnen. Los, Izumo. Du bleibst hinter uns. Hältst die Deckung.“

Idiot. Okay. Kein Streit, Mann. Ich hielt Amura immer im Griff. Das Wetter, die glitschige Wand. All das machte ihm richtig zu schaffen. Alleine schaffte er es nicht. Ich kletterte weiter zum nächsten Vorsprung. Zog mit meiner Kraft Amura mit mir. Sah Izumo schadenfreudig grinsen. Du kleines, hinterlistiges Wiesel. Und dann noch Naruto und Kiba. Diese Trottel kamen tatsächlich auf die Idee ein buchstäbliches Wettrennen zu veranstalten. Sie standen auf der steilen Wand. Hatten ihre Füße mit Chakra konzentriert. Rannten los. Nur zwanzig Meter. Das war nicht viel. Eigentlich. Aber der starke Wind. Der stürmische Regen, an dem sich langsam aber sicher harte, schmerzhafte Hagelkörner untermischten. Einfach alles. Das machte das Ganze ungemein gefährlich. Und das einzig, um sich gegen den anderen beweisen zu müssen.

„PAH, KIBA!! DU SCHAFFST ES NICHT VOR MIR!“

„SCHNAUZE, DU IDIOT ! ICH BIN SCHNELLER ! »

Verdammte Idioten! Na gut.

„Izumo! Übernimm Herr Amura! Sofort!“

Kein Protest. Izumo selbst hatte die Lage erkannt und widerwillig gehorcht. Aber immerhin. Er übernahm Amura. Ich gab ihm das Seil, das zuvor die Verbindung zwischen mir und unserem Auftragsgeber dargestellt hatte. Sah, wie Izumo Amura weiter klettern half. Weiter heftiger Regen. Sturm. Scheiße. Ich konnte kaum noch klare Konturen erkennen. Der Regen. Die Dunkelheit. Der heftige Wind. Es störte mich. Und zwar richtig. Kälte. Nässe. Dunkelheit. Lärm. Donner. Blitze. Scheiße!!

„NARUTO!! KIBA!!! ES SIND NUR NOCH FÜNF METER!! HÖRT AUF ZU RENNEN!! IHR KÖNNT EUCH SONST NICHT BREMSEN!!! IHR SEID NICHT GESICHERT, VERDAMMT!!“

Verdammt. Natürlich! Natürlich musste es jetzt passieren!!

„WUHAAAAAAA!!!“

Natürlich. Jetzt konnten sie schreien! Verdammte Bälger! Naruto war ausgerutscht. Gegen Kiba geprallt. Beide hatten ihre Chakrakontrolle verloren. Und stürzten schreiend. Prassender Regen. Peitschender Wind. Schreie. VERDAMMT!! Das durfte doch nicht geschehen! Nicht unter meiner Führung!! Ich konzentrierte mich auf mein Chakra. Einmal meine Füße. Ich heftete mich an die Wand. Dann noch Fingerzeichen. Alles blitzschnell. Ich stand nicht auf Gen- und Nin- Jutsu. Kostete mich zuviel Chakra. Davon hatte ich leider nicht allzu viel. Etwa die Hälfte von Kakashi. Unterdurchschnittlich. Aber ich konnte Gen- und Nin- Jutsu anwenden. Und das nicht schlecht. Wie gesagt. Fingerzeichen!

„Suiton! Taihoudan!“

Der Regen war durchaus hilfreich. Ich hörte das Rauschen des Wassers. Eine riesige Fontaine. Von einem Spalt unterhalb von mir. Schoss durch die Luft nach oben.

„HERR AMURA!! HALTEN SIE SICH FEST!!“

Amura und Izumo – baka waren schon fast an der Höhle angelangt. Bemerkten das schießende Wasser. Pressten sich gegen Gestein. Naruto und Kiba. Sie wurden aufgefangen. Von meinem Jutsu. Weiter noch. Ich sah zu, wie sie wider der Schwerkraft weiter in die Luft geschleudert wurden. Umhüllt vom eiskalten Nass. Ich hatte mein Jutsu unter Kontrolle. Musste grinsen, als ich sah, wie diese beiden Deppen unsanft direkt in die Höhle geschleudert wurden, gefolgt von mehreren Litern dieser berauschenden, retteten Flüssigkeit. Wenigstens waren sie jetzt wieder gesichert. Mein Jutsu löste sich wieder. Gott sei Dank. Naruto und Kiba waren in Sicherheit. Ich sah, dass Izumo Amura gerade in die Höhle verfrachtete. Ich kletterte ebenfalls. Endlich. Geschafft. Aber nun zu diesen Idioten. Da waren sie. Akamaru schüttelte sich gerade kräftig. Kiba fluchte und versuchte, sich ebenfalls trocken zu schütteln. Naruto hatte sein Oberteil des Anzugs ausgezogen und wand es. Das Wasser tropfte unaufhörlich auf den steinigen Boden. Die Höhle war mehr ein Spalt. Recht klein und dünn. Trotzdem hatten wir alle genügend Platz.

„NARUTO!! KIBA!! ICH HÄTTE EUCH ABSTÜRZEN LASSEN SOLLEN!! SEID IHR NOCH ZU RETTEN?!“

„Ich... wir...“

„Kazosomane- taicho. Es war ein Unfall. Nichts weiter.“

„NICHTS WEITER? IHR HABT NICHT NUR EUCH IN GEFAHR GEBRACHT! IHR HABT AUCH DIE MISSION IN GEFAHR GEBRACHT!! IHR SEID DUMME KLEINE KINDER! VERDAMMT!!“

Es war eine Genugtuung zu sehen, dass sie doch recht klein wurden. Okay. Gott sei Dank wussten die Jungen nichts von meiner Vergangenheit.... oder meinen Streit mit Izumo. Der schien nicht gerade von meiner Aktion begeistert zu sein. Betrachtete mich grimmig. Schwieg aber. Amura wirkte müde. Zog seine Jacke aus.

„Es ist dunkel hier. Aber zumindest trocken. Schade, dass wir kein Feuer haben, um uns zu wärmen.“

„Ach nein?“

Klar. Holz mitnehmen war stets unpraktisch, aber wofür hatten wir unsere Jutsus? Ich öffnete eine Vordertasche meiner Weste. Die Schriftrolle war wenigstens trocken. Ja. Immerhin hatten wir unsere Uniform nicht ohne Grund. Ich öffnete die Rolle. Wieder Handzeichen. Beschwörungs- Jutsu. Ein kleiner Holzstapel. Wieder Izumo’ s heimlich grimmiger Blick. Blödmann. Schnell war das Feuer entfacht. Wärmte uns gut. Ich war bereits fast trocken und erläuterte den weiteren Verlauf. Gewendet grade an die Jungen.

„Hört zu. Am Fuß des Berges beginnt das Land des Regens. Die Grenzen sind umzäunt, es gibt Checkpoints. Dort werden wir uns ausweisen und den Grund unseres Besuches erläutern. Erst dann gewähren sie uns Eintritt.“

„Das dauert zu lang und ist zu aufwendig. Warum klettern wir nicht einfach über den Zaun? Ist ja nicht so schwer.“

„Du musst klettern, Naruto? Ich kann einfach drüberspringen. Schwächling!“

„Kiba!! Du bist ein Idiot!!!“

„NARUTO! KIBA!“

War doch irgendwie klar. Okay. Sie hatten ja auch keine Ahnung. Dazu waren sie zu jung.

„Wir gehen durch den Checkpoint. Und wir sagen ausnahmslos die Wahrheit.“

„Warum?“

„Von den Weltkriegen war Ame no kuni am Meisten betroffen.“

Das war Izumo. Er hatte sich im Hintergrund gehalten. Saß neben Amura und betrachtete Naruto und Kiba ernst.

„Natürlich sind sie misstrauischer. Und sie sehen es gar nicht gerne, wenn jemand versucht illegal in ihr Land einzudringen. Oder sie belügen will. Also lasst es bloß. Und schlaft jetzt. Morgen wird ein anstrengender Tag.“

„Aber....“

„Schlaft!“
 

Es waren etwa drei oder vier Stunden vergangen. Keine Ahnung, wie lange. Das Feuer brannte leicht. Amura und die Genin schliefen fest. Ich saß am Höhleneingang, sah hinaus. Es regnete immer noch in strömen. Zumindest hatte sich der Sturm etwas gelegt. Und dann er. Izumo setzte sich eher widerwillig zu mir an den Eingang. Sah mich ernst an. Blödmann!

„Geh schlafen. Wir müssen nicht beide Wache schieben.“

„Geh du doch schlafen.“

Wir flüsterten eher ernst miteinander. Wir würden uns wohl gleich streiten, sollten die Anderen nicht mitbekommen. Izumo funkelte mich gerade zu gefährlich an.

„Ich soll schlafen? Tz. Woher soll ich wissen, dass du mich nicht erdrosselst?“

„Und warum willst du, dass ich schlafe? Du würdest mich doch umbringen.“

„Du versagst in dieser Mission. Du hast nichts unter Kontrolle.“

„Wenn du irgendetwas drehst, um sie zu sabotieren, leg ich dich um.“

„Ach ja? Jetzt ist doch die beste Gelegenheit. Wir können draußen kämpfen.“

Ich beobachtete, wie Izumo einige Shuriken aus seiner Tasche zog. Sie vor sich hielt. Drohend sprach.

„Du und ich. Jetzt auf der Stelle. Was sagst du?“

Einen Kampf gegen Izumo? Jetzt? Trotz der Mission? Ich sah ihn genauer an. Kampflustige Augen. Inzwischen hatte er sich hingekniet. Genau mir gegenüber. Sollte ich? Oder lieber nicht? Ich hasste ihn so sehr. Ich wollte den Kampf. Ich wollte ihn fertig machen. Ihn möglicherweise sogar töten. Ja. Das war es, was ich wollte. Das Problem. Jetzt war ich auf einer Mission. Nicht nur das. Ich war der Jonin hier. Der Teamführer. Und das wusste Izumo. ..... Und genau deswegen die Provokation. Ich rührte mich nicht. Sah diesen Mistkerl mit steiniger Mimik an.

„Das ist dein Plan. Wir werden nicht kämpfen. Du willst mich fertig machen. Du weißt, was ein Kampf jetzt für uns bedeuten würde. Was es für mich bedeutet. Du hinterlistiges Arschloch! Verpiss dich aus meinen Blickfeld.“

Ich hatte es ernst geflüstert. Sarkastisches Auflachen seinerseits.

„Du hast wohl Angst vor mir. Warum bist gerade du Jonin geworden?“

„Merk dir eines, du kleines Wiesel. Ich bin besser als du. Was ist? Willst du mir jetzt mit denen die Kehle aufschlitzen?“

Ich nickte zu seinen Shuriken. Er hatte sie inzwischen so fest im Griff, dass seine rechte Hand leicht aufgeschnitten wurde und blutete. Unter Zischen packte er die Waffen wieder weg. Ich hatte also dies hier gewonnen! Noch Funkeln in seinen Augen.

„Ich hasse dich, du Blauauge. Ich warte schon darauf, dass du irgendwann draufgehst. Und wenn ich dich selbst umbringen muss.“

„Wie du meinst. Aber nicht jetzt und nicht hier. Jetzt geh mir endlich aus den Augen.“

Das tat er wenigstens. Izumo knurrte mich noch kurz gefährlich an, stand auf und verschwand auf die andere Seite der Höhle. Wir würden beide in dieser Nacht nicht schlafen. Nicht solange wir im selben Raum waren. Ich traute ihm einfach nicht. Wer weiß. Vielleicht würde er mich tatsächlich eines Nachts im Schlaf angreifen oder gar töten. Es war einfach im Bereich des Möglichen. Und er dachte wohl genauso. So schliefen wir einfach nicht. Auch, wenn gerade dies verhinderte, dass sich meine restliche Chakrareserve auflud.
 

Wir waren gut beim Abstieg. Fast am Fuß des Berges. Die Grenze war nur wenige Kilometer entfernt. Izumo und ich vermieden jeglichen Kontakt zueinander. Sicher. Seit der Nacht war mein Bedürfnis diesen Kerl fertig zu machen drastisch angestiegen. Eine kleine Provokation würde ausreichen. Ihm schien es genauso zu gehen. Er wartete geradezu auf einen Grund, um mich angreifen zu können. Unser Streit war einfach anders als der von Naruto und Kiba. Die fingen immer wieder kleine Wettbewerbe an. Versuchten jedoch, sich ein wenig disziplinierter zu verhalten. Amura nieste hin und wieder. Schwitzte leicht. War doch klar. Zum allem Überfluss regnete es wieder. Ich hatte Amura meinen Regenmantel übergeben; die anderen trugen ihren selbst. Daran hatten sie wenigstens gedacht. Es war ja auch scheiß kalt.

„Warum haben Sie nicht an das Wetter in Ame no kuni gedacht? Sie hätten wetterfeste Kleidung mitnehmen müssen. Wir Shinobi sind für diese Art der Versorgung unserer Auftragsgeber nicht verantwortlich. Ihre Erkältung geht einzig auf Ihre Kappe.“

„Sie wirken wütend. Es tut mir Leid. Und ich bedanke mich für Ihren Mantel.“

Er wirkte zerknirscht. Wie der so aussah. Amura war ein Mann mittleren Alters und eigentlich unscheinbar. Normal groß, normal gewichtig. Dunkle Augen, dunkle Haare. Der nette Onkel von Nebenan. Und jetzt hatte er einen Dackelblick aufgesetzt. Ich musste bei diesem Blick nun doch lächeln.

„Schon gut. Wir werden in Amegakure übernachten. Wenn es nicht besser wird, suchen wir dort das Krankenhaus auf.“

„Danke. Wenn es nicht zu aufwendig für Sie ist.“

„Auf ein Tag mehr oder weniger kommt es auch nicht drauf an. So lernen die Kleinen wenigstens etwas über Amegakure.“

„KAZOSOMANE – SENPAI!!!“

Was denn jetzt schon wieder? Kiba sprang auf mich zu. Akamaru. Der kleine, weiße zottelige Hund saß auf den Kopf seines Herrchens. Er wirkte nervös. Knurrte, winselte. Wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Das war doch klar. Gott. Diese Mission nervt!

Ich zückte ein Kunai.

„Kann sein, dass wir beobachtet werden. Zumindest verfolgt. Passt auf.“

Weiter aufgeregtes Kläffen. Izumo hatte sich vor Amura gestellt. Shuriken in seiner Hand. Naruto schlich um uns herum. Bewaffnet. Suchend in die Umgebung. Es war eigentlich übersichtlich. Einzig der Wald, beginnend etwa hundert Meter rechts neben uns, schien eine Bedrohung zu sein. Hm....

„Ich erkenne nichts Gefährliches. Na, los, Kazosomane. Was sollen wir jetzt machen?“

DIESER KERL!!! Nein, ich lasse mich nicht provozieren. Funkelte Izumo kurz gefährlich an. Wandte mich anschließend an die Anderen. Akamaru wurde immer unruhiger.

„Wir bleiben zusammen. Gehen weiter. Verhalten uns unauffällig. Es sind vielleicht noch sieben Kilometer bis zur Grenze. Dort sind wir vorübergehend sicher, vorausgesetzt, niemand provoziert die Wachen. Also hat....... AKAMARU!!!“

Dieser Hund!!! War von Kiba’ s Kopf gesprungen und losgerannt.

„AKAMARU!! WARTE AUF MICH! AKAMARU!!“

Kiba natürlich hinterher. Dicht gefolgt von Naruto.

„WARTET! WARTET! ICH KRIEGE DEN FEIND!“

VERDAMMMT!

„NARUTO!! KIBA!! KOMMT ZURÜCK! RENNT NICHT IN DEN WALD!“ Izumo. Hol sie zurück.“

„Ich denke nicht......“

„DU HOLST SIE ZURÜCK!!!! SOFORT“

Hm. Sein Blick. Irgendwann würde er sich dafür rächen. Ganz sicher. Aber er folgte. Warf mir genervt seinen Rucksack entgegen und jagte den Jungs hinterher. Diese Deppen rannten tatsächlich in den Wald. Izumo folgte ihnen wenig begeistert. Ich hielt Amura fest in meinem Griff. Beobachtete die Umgebung.

„Kommen Sie. Wir gehen voran.“

„Aber, was ist....“

„Izumo kann sich gut verteidigen, im schlimmsten Fall. Und Naruto und Kiba haben ebenfalls einiges drauf. Auch, wenn sie nicht so wirken. Die drei kommen schon klar. Ihre Sicherheit und die ihres Bildes hat oberste Priorität.“

Izumo hatte mir seinen Rucksack nicht ohne Grund übergeben. Ich öffnete ihn, betrachtete den Inhalt. Ja. Da war sie. Die Stadtkarte. Besser gesagt das originale Gemälde. Schnell schloss ich wieder die Tasche. Schulterte sie mir über.

„Kommen Sie, Herr Amura. Wir sollten uns beeilen.“
 

Der Regen hatte sich stark verschlimmert. Ähnelte wieder einem Sturm. Die Sonne konnte kein Stück durch die schwarzen Wolken hindurchscheinen. Es war fast so dunkel, wie in der Nacht. Wenigstens hatte ich immerhin mein Gehör. Vielleicht noch vier Kilometer, dann waren wir an der Grenze. Amura bibberte. Komm schon. Tu nicht so. Immerhin hast du meinen Regenmantel. Weichei! Na, ja. Ich marschierte voran. Amura fest im Griff, damit ich ihn nicht verlor. Ignorierte den peitschenden Regen. Den kalten Wind. Den donnernden Lärm. Mann. Dieses Land gefiel mir überhaupt nicht. Immer Regen. Endlich ein trockener Raum. Das wäre doch etwas.

„Herr Amura! Sie werden langsamer! Versuchen Sie noch durchzuhalten!“

Ich musste ihn regelrecht anschreien, damit er mich verstand. Seine Stimme recht zitternd.

„Das Wetter ist grausam!! Wie lange denn noch?! Sollten wir nicht lieber auf die drei Herren warten?!!“

„Bei diesem Wetter?!! Hören Sie!! Wir sind gerade ziemlich langsam!!! Die drei holen uns noch ein!!!.... Ja!! Ich höre Akamaru!!!“

Hundegebell von fern. Ein paar hundert Meter von uns entfernt. Dann noch Kiba und Naruto. Aber....

„KAZOSOMANE!! KAZOSOMANE!!“

„TAICHO!! WARTEN SIE!!“

Sie sprangen heran. Keuchten schwer. Naruto... Kiba... Ich erkannte sie. Roch Blut. Verdammt. Naruto’ s linker Arm. Ein tiefer Schnitt, aus dem stark Blut quoll. Kiba blutete an der Stirn. Verdammt!! Hatte ich einen Fehler gemacht? Izumo hätte bei Amura bleiben sollen. Ich hätte den dummen Jungs folgen sollen. Ich war der Teamleiter. Ich war für meine Leute verantwortlich. Verdammt. Ich war es doch. Ich war der Jonin. Und jetzt. Jetzt waren die Genin verletzt. Alle beide. Immer noch stürmischer Regen. Kalter, hässlicher Regen. Zäher Wind. Lauter Donner. Die Jungs. Meine Jungs. Meine Leute. Schwer atmend. Keuchend. Blutend. Verletzt. VERDAMMT!! Ich nahm sofort Verbandszeug aus meiner Tasche. Ignorierte Amura’ s irritierten Blick. Er wusste wohl nicht, was er sagen sollte. Ich versorgte Naruto’ s Arm. Kiba’ s Wunde hatte tatsächlich wieder aufgehört zu bluten. Und Naruto. Komisch. Während ich sie reinigte, bemerkte ich bereits Granulation. Der tiefe Schnitt heilte bereits. Wahr wohl der Kyuubi. Ich betrachtete die Genin. Hörte Akamaru winseln.

„Was ist passiert?“

„Wir waren im Wald. Dieser Trottel musste natürlich rumschreien wie blöde!“

„KIBA!!!“

“Naruto! Schnauze! Kiba! Erzähl weiter, ohne ihn zu beleidigen!”

„Da waren diese Typen. Unzählige. Eine Diebesbande, oder so etwas. Keine Ahnung, wie viele sie auch tatsächlich waren. Keine Shinobi. Trotzdem hatten sie uns überrascht. Izumo- senpai hat uns beschützt. Ist dazwischengegangen.“

...... Izumo?........ Wo war er?

Ich sah Kiba gefasst an.

„Wo ist Izumo?“

Kurzes Schweigen. Lauter Donner. Naruto sprach los. Aufgeregt. Stark aufgeregt.

„Diese Typen.... SIE WOLLEN DAS BILD!! SIE HABEN IZUMO!! SIE WOLLEN DAS BILD MIT IZUMO AUSTAUSCHEN!!“
 

War es das? Das Gemälde gegen Izumo? Ich war der Teamleiter. Es war meine Entscheidung.
 

Die Garantie, die Mission zu erfüllen oder meinen Feind Izumo retten.
 

Meine Entscheidung.

Die Chance – Izumo retten oder nicht?

Wie war die Sachlage? Ganz einfach. Unsere Aufgabe war es, das wertvolle Gemälde ‚Prinzessin der Sonne’ mitsamt seines Künstlers Mico Amura von Konohagakure nach Amegakure zu transportieren. Der Regen und – nun ja – unsere Persönlichkeiten sorgten für allerlei Trubel auf dieser Mission. Zum allem Überfluss wurden Naruto, Kiba und Izumo von irgendwelchen Banditen angegriffen. Naruto und Kiba hatten sie laufen lassen. Izumo hatten sie mitgeschleppt. Hatten zu den Genin gesagt, dass es eine einzige Parkbank im diesem kleinen Wald einige Kilometer entfernt von uns lag. Dort sollte um elf Uhr nachts die Übergabe stattfinden. Sie wollten das Gemälde. Und wir wollten Izumo. Aber wollte ich wirklich Izumo wieder zurück? Das war doch die Gelegenheit ihn ein für alle mal los zu werden. Diesen verdammten Idioten entgültig kalt zu stellen. Und niemand konnte mir etwas vorwerfen. Die Mission war eine höhere Priorität, als dieser Kerl. Er selbst wollte bestimmt nicht, dass ausgerechnet ich ihn rettete. Lieber würde er als Held sterben. Also ganz klare Sache. Warum sollte ich dieses miese Arschloch retten? Nein. Bestimmt nicht. Sollten sie ihn fertig machen. Ihn grün und blau schlagen. Ihn erstechen. Scheiß auf Izumo. Der Kerl war doch das Letzte! Dieser scheiß Izumo!!

Aber..... verdammt.... Ich war doch der Teamleiter. Izumo stammte aus meinem Dorf. Er war einer meiner Leute. Auch, wenn wir uns hassten. Wenn wir nur auf Gelegenheiten warteten, uns gegenseitig fertig zu machen. Wir waren zusammen auf dieser Mission. Und wir waren ein Team. Ob wir wollten, oder nicht. Es war nun mal so. Scheiße. Ich konnte doch niemanden aus meinem Team im Stich lassen. Ich hatte mein Prinzip. Ich war immer der Ansicht, dass die Sicherheit meiner Leute wichtiger war, als die Erfüllung der Mission. Sollte ich jetzt meine Integrität verraten? Wegen diesem Kerl? ACH, VERDAMMT!!

Ich sah Kiba, Naruto und Amura ernst an. Wusste, was zu tun war.

„Wir trennen uns. Ich werde Izumo befreien und wir kommen nach. Kiba. Du führst. An der Grenze werdet ihr euch ausweisen lassen. Ihr werdet auf ihre Fragen ehrlich antworten. Versucht keinen Scheiß. Naruto, ich übergebe dir Izumo’ s Rucksack. Du wirst ihn auf keinen Fall verlieren. Du willst nicht wissen, was ich sonst mit dir machen werde. Du wirst ihn aber immer bei Anforderung untersuchen lassen. Herr Amura. Ich brauche ‚Prinzessin der Sonne’“

Erstaunte Gesichter. Sahen mich verwirrt an. Anflug von angehenden Protesten. Nein! Schnauze!

„Keine Widerrede. Dem Gemälde wird nichts passieren. Ihr werdet machen, was ich sage.“

„Senpai....“

„Nichts ist. Folgen ist. Los jetzt!“

„Sind Sie sich sicher, Kazosomane? Möchten Sie das Gemälde wirklich eintauschen? Natürlich verstehe ich , dass ein Mensch wichtiger ist, als ein Bild. Aber ich habe gehört, dass für Shinobi die Erfüllung der Mission die oberste Priorität darstellt.“

Eigentlich schon. Und eigentlich war mein Bedürfnis Izumo überhaupt zu retten, erschreckend gering. Und trotzdem. Ich war der Teamleiter. Ich schwieg. Hatte Kiba Izumo’ s Tasche überreicht, wohlwissend, dass sich darin das Original getarnt als Stadtkarte befand. Betrachtete Amura fordernd. Er verstand und nickte. Öffnete seine Tasche. Zog eine zylindrische Dose heraus. ‚Prinzessin der Sonne’. Ich nahm die Dose zu mir.

„Ich werde den Typen das Bild natürlich nicht aushändigen. Aber ich bitte Sie. Gehen Sie nach Amegakure. Sagen Sie dem Museum, dass ich nachkommen werde. Und noch wichtig. Die Torwächter sind verpflichtet, den Inhalt der Taschen genauestens zu überprüfen. Ihr Zwerge werdet sie daran erinnern und nicht protestieren.“

Strenger Blick zu Naruto und Kiba. Kiba sah ziemlich mürrisch drein. Naruto kniff empört seine Augen zusammen und verschränkte schon fast beleidigt die Arme.

„Ich denke nicht daran, meinen Rucksack überprüfen zu lassen. Das ist meine Sache.“

„NARUTO!!! Du tust, was ich sage. Amegakure ist was das betrifft äußerst empfindlich. Du vertrittst Konohagakure, Junge. Du denkst gefälligst daran!“

„Ja, ma’ am.“

Dieser Depp. Ich wandte mich an Kiba, der spöttisch seinen Partner betrachtete.

„Du wirst Naruto und Herr Amura führen. ABER... du verhältst dich gefälligst ruhig und professionell. Du bist der Führer, nicht der Anführer!!! Du weist den Weg und nichts Anderes. Ihr werdet euch beeilen. Verstanden?“

„Hai!“

„Gut. Herr Amura. Sie sind soweit sicher. Ich komme so schnell wie möglich nach.“

„Ist gut.“

„Okay.“

Also gut. Auf zur neuen Mission ‚Rette deinen Feind’.

„Ich verlasse mich auf euch.“
 

Regen. Immer dieser bescheuerte Regen. Ich weiß Ame no kuni – Land des Regens. Aber trotzdem. Das bedeutete doch nicht, dass es unbedingt die ganze Zeit regnen musste. Und stets dieser eklige, kalte Wind. Meine Haare tropften vor Nässe. Die Kleidung klebte an meinem Körper. Das gefälschte Gemälde in meinem Rucksack untergebracht. Diese miese Kälte. Nein! Ame no kuni war definitiv nicht mein Lieblingsland. Und dieser bescheuerte Aufwand nur für diesen Idioten. Dieser Loser. Tat immer so stark. Und ließ sich dann einfach überwältigen. Schwächling. Ein Grund noch wütender zu sein. Nicht nur auf ihn. Nein. Auch auf mich. Wie oft waren wir schon aufeinander losgegangen? Und wie oft hat er mich schon fast fertig gemacht? Mich fast verprügelt? Ich bin ein Hatake, verdammt. Ich stehe im Bingo- Buch. Und ich würde ganz sicher irgendwann gegen Kakashi ankommen. Wie konnte dann so ein Typ wie Izumo mich so schikanieren? Sich mit mir anlegen? Mich bedrohen? Er hatte sich überwältigen lassen. Dieser Scheißkerl. Das war die reinste Beleidigung. Einzig mein Verantwortungsgefühl und ein letzter Funken Moral ließ mich ihn retten. Na, ja. Und die Genugtuung ihn damit demütigen zu können. Er würde mich dafür noch mehr hassen. Ginge mir genauso, sollte ausgerechnet dieser Mistkerl mich retten. So ein verdammter Mist! Ich hasste Izumo! Kalter Wind ließ mich ständig erschauern. Regen peitschte genau gegen mein Gesicht. Mistkerl! Dafür mache ich dich fertig, sobald wir daheim sind!

Da!

Da war die Bank. Okay. Niemand da. Es waren auch noch einige Stunden hin bis zum verabredeten Zeitpunkt. Also gut. Auf zur Spurensuche. Mann. Dieses scheiß Wetter. Fußspuren waren schon längst verwaschen. Gerüche weg. Ich brauchte andere Hinweise. Naruto und Kiba hatten gesagt, dass diese Leute keine Shinobi war. Einfache Verbrecher, keine Soldaten. Dies bedeutete, sie mussten Spuren hinterlassen haben. Ignorierte die triefende Nässe. Den kalten Wind.

Da.

Eindeutige Spuren. Abgeknickte Zweige. Der Höhe und der Art nach, von Menschen abgeknickt. Diese Richtung also. Natürlich keine Garantie, dass die Spur den gesuchten Menschen gehörte, aber trotzdem. Ein Versuch war es immerhin wert. Okay. Also folgte ich der Spur. Quer durch den Wald. Einen Anhaltspunkt. Nur einen Punkt. Verdammt. Die Jutsus von gestern und dann auch noch das Nichtausruhen. Ich hatte nicht mehr mein volles Chakra übrig. Aber ich musste es tun. Ich musste Kanyouinjuu verwenden, auch, wenn mich das nochmals eine große Menge Chakra bei längerer Anwendung kostete. Kanyouinjuu. Kurze Konzentration. Da. Ich fühlte sie. Emotionsbündel. Eins. Drei. Acht. Zwölf. Also sechszehn. Sechszehn Emotionsbündel. Sechszehn Auren. Okay. Eine kannte ich nur allzu gut. Ja. Das war er. Izumo. Äußerst schlecht gelaunt. Aggressiv. Müde. Genervt. Dieser Idiot. Und die anderen Typen. Einer war gerade ziemlich hungrig. Einer Euphorisch, einer Enttäuscht. Einer gelangweilt. Wieder jemand müde. Mann, Izumo. Von welchen Typen hast du dich da überwältigen lassen, du Versager? Tz. Eine Hütte. Eine kleine Hütte mitten im Wald. Hm. Das ist echt interessant. Und irgendwie bizarr. So wie das hier aussah, war sie schon alt. Die Wände zum Teil aus morschem Holz. Hie und da zierten schon vereinzelte kleine Löcher das Gebilde. Das Dach eine Mischung aus Stroh und Holz. Die Hütte umgeben von hohen Bäumen, viel Gestrüpp, Büsche. Kein Weg. Windgeschützt. Im Grunde gut versteckt. Die wenigen zum Teil scheibenlosen Fenster waren mit Holzplatten zugedeckt worden. Dumpfes Licht spähte sich von innen nach außen. Amüsierte Stimmen. Die hatten echt keine Probleme, oder was war? Oh, Mann. Das würde ich Izumo auf Lebzeiten vorenthalten. Du Blödmann. Ich deaktivierte mein Kanyouinjuu. Schlich vorsichtig an die Hütte, bedacht darauf kein Geräusch von mir zu geben. Jetzt fiel es mir auf. Wahnsinn. War ich blöd. Okay, es war eigentlich immer meine Technik gewesen. Wie hatte es Kakashi damals genannt? ‚ Hau- drauf – scheiß – auf – die- Konsequenzen – Technik’ Jetzt fiel mir auf, dass ich im Grunde überhaupt keinen Plan hatte. Mein Gedanke war immer nur gewesen, die anderen gingen vor, Amegakure’ s Wachen würden die Taschen durchsuchen und die Karte als das original Gemälde enttarnen. Das war so ziemlich sicher. Immerhin wurden alle Gegenstände auf Jutsu untersucht. So wäre die Mission gerettet. Izumo würde ich befreien und mit ihm nach Ame nachgefolgt. Blöderweise hatte ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, wie ich diesen Idioten befreien sollte. Sehr schlau, Kazuu. Ich wusste zu wenig über diese Kerle, um meine übliche Vorgehensweise durchzuführen. Ohne Izumo wäre es leichter. Ich war schnell. Sehr schnell. Aber trotzdem. Ich konnte keine fünfzehn Feinde auf einmal erledigen, zumindest nicht, ohne eine gewisse sechzehnte Person ebenfalls zu gefährden. Und so. Würde ich einen Typen angreifen, würde ein anderer Izumo killen. Eigentlich ein relativ angenehmer Nebeneffekt, aber nicht der Plan. So ein Mist. Was nun? Immer noch prassender Regen. Was könnte ich machen? Okay. Einfache Pläne funktionierten eigentlich immer am Besten. Ich sprang wieder zurück. Wusste, sie hatten mich nicht gesehen. Erst einmal kleinere, äußerliche Veränderungen. Ich versteckte mich hinter Gestrüpp. Na schön. Also einfach mal wieder die Kälte ignorieren. Ich zog meine Shinobi- Weste aus. Löste mein Stirnband. Mein Verband am linken Oberschenkel. Meine Taschen. Okay. Zwei Kunai und drei Shuriken versteckte ich in meiner Hose und meine Schuhe. Die anderen Gegenstände landeten in meinem Rucksack; die Dose mit der Fälschung zog ich heraus. Tasche noch versteckt. Haare zusammen gebunden. Da stand ich. Leicht vom Regen geschützt von dem dichten Laub der unzähligen Bäume. Ganz in schwarz. Schwarze Hose. Schwarzes, hautenges Langshirt, geschlossene, schwarze Schuhe (ich frage mich heute noch, warum meine Mitstreiter immer Sandalen anziehen müssen. Ich meine, ein ordentlicher Tritt auf den Fuß und man war erledigt). Und schlussendlich meine schwarzen Armstulpen. Kein Hinweis darauf, dass ich ein Shinobi war. Und vor allem kein Konoha – Nin. Rucksack verstaut unter einem Busch. Mal sehen, ob ich ihn wieder kriegen würde.
 

Mit der Dose in der Hand trat ich direkt an die Tür der alten Holzhütte. Klopfte mehrmals penetrant. Setzte eine genervte Stimme auf.

„Hey! Aufmachen. Der verdammte Regen nervt mich!“

Aufreißen der Tür. Also gut. Nichts anmerken lassen. Dieser Kerl. Etwa so groß, wie mein Bruder. Wilde dunkle Haare, Bartstoppeln. Zigarette im Mund. Lässige, einfache Kleidung. Überraschte Mimik.

„Zur Hölle! Wer bist du?“

„Lass mich rein. Der scheiß Regen stört.“

„Wer bist du?“

„Lass mich rein und du erfährst es. Ich habe etwas, was euch bestimmt interessiert. Ich will deinen Anführer sprechen.“

Zynisches Grinsen.

„Woher willst du wissen, dass ich einen Anführer habe?“

„Anführer öffnen nicht die Tür und ich höre noch genügend andere Männerstimmen. Also.“

Verdammt. Meine Idee war so schlecht, dass die Bezeichnung ‚Plan’ geradezu eine beschämende Beleidigung darstellte. Ist jetzt auch zu spät. Mit frecher Klappe in die Höhle des Löwen. Ohne wirklich eine blasse Ahnung zu haben, was ich jetzt sagen sollte. Wird schon schief gehen. Dieser Kerl ließ mich tatsächlich eintreten. Ich behielt meinen eiskalten Blick, schritt wie mit einer Selbstverständlichkeit in die Hütte. Von innen war sie deutlich größer, als sie von außen wirkte. Da hatten tatsächlich sechzehn Männer Platz. Ein langer Holztisch am Rand. Einfache Stühle. Acht Männer waren daran gesessen, hatten Bierflaschen vor sich stehen. Drei von ihnen spielten gerade irgendein Kartenspiel. Andere drei Männer standen zusammen an einer anderen Seite in dem Raum – ebenfalls mit Alkohol bedeckt. Zwei Männer saßen auf dem Holzboden an der Wand entlang. Hielten jeweils ein Jagdmesser in ihren Händen. Zwischen ihnen Izumo. Pah. Sie hatten ihn gefesselt, bedrohten ihn. Sein Stirnschutz fehlte. Sein halbes Gesicht war mit getrocknetem Blut versehen, ausgehend von einer offensichtlichen Platzwunde an seiner rechten Stirn. Er hatte einige Stichwunden an seinen Armen, aus denen ebenfalls Blut herausgetreten war. Sah mich finster an. Schwieg aber beharrlich. War auch gut so. Dann war da noch der Mann, der mich eintreten ließ. Und zuletzt. Wohl der Anführer. Trug tatsächlich `ne Sonnenbrille. Schwarzer, lässiger Anzug. Vernarbtes Gesicht. Der Kerl hatte offensichtlich schon oft unangenehme Bekanntschaft mit diversen Messern gemacht. Na sauber. Überhaupt. Diese Kerle. Sie waren allesamt noch recht jung. Alle zwischen meinem und Kakashi’ s Alter. Einfache Kleidung. Ungepflegte Gesichter. Struppige, wilde, kurze oder lange Haare. Einige sahen mich überrascht an, andere irritiert, wiederum andere hämisch und gar triebgesteuert. Der Anführer gelassen.

„Ist das nicht interessant? Was macht so ein hübsches Ding hier so alleine im Wald?“

„Geld verdienen. Ihr Idioten habt mir die Tour versaut.“

Ich blieb hart. Mal sehen, wie sie reagieren würden. Die anderen Männer blieben zwar auf ihren Plätzen, hatten jedoch ihre derzeitige Tätigkeiten abgelegt und mich mürrisch betrachtet. Ich ignorierte sie, ignorierte Izumo, achtete einzig auf den Anführer, der genüsslich grinste.

„Wir haben dir deine Tour versaut? Und von welcher Tour ist hier die Rede?“

„Der hier.“

Ich nickte spielerisch zu Izumo.

„Und seine Freunde. Ich hatte sie beobachtet. Und ihr geht einfach so dazwischen. Verdammt, Mann. Jetzt musste ich mir meine Hände schmutzig machen. Warum habt ihr diese Bälger gehen lassen?“

Stirnrunzeln des Anführers.

„Wer zur Hölle bist du?“

„Das ist nicht wichtig. Wichtiger ist doch, wer ihr seid und warum ihr so dumm wart so einen Typen anzuschleppen. Jetzt werdet ihr für immer irgendwelche Shinobi aus Konohagakure auf den Hals haben.“

Und jetzt bleib ruhig, Izumo. Ich weiß schon, was ich mache. Der Kerl wirkte immerhin äußerlich unverändert. Zeigte keinerlei Reaktion auf mich. Gut so. Immer noch schweigen. Einzig dieser Chef war aktiv. Knurrte drohend. Sah mich spitz an.

„Wer bist du? Warum bist du hier? Wir könnten dich auf der Stelle kalt stellen. Oder ich erlaube meine Leute, ihren Spaß mit dir zu haben.“

„Ich bin hier für ein Geschäft. Und es wird sich für euch lohnen.“

„Ein Geschäft? Noch einmal. Wer bist du?“

Auf, auf in das tolle Rollenspiel. Ganz einfach. Immer die kalte, gelassene Mimik beibehalten. Du bist jetzt nicht Kazosomane Hatake.

„Na, meinetwegen. Soll mir Recht sein. Ich bin Ilona. Eine der besten in meiner Branche.“

„Branche?“

„Nennen wir es mal Entledigungen gegen Aufpreis.“

Mal sehen, was passierte. Einer im Hintergrund schrie schon fast auf.

„Die Schlampe ist `ne scheiß Auftragskillerin, oder was?!“

Autsch. Wenigstens hatte ich daran gedacht. Aber dass dieser Kerl mich Schlampe nannte, fand ich nicht so lustig. Ich betrachtete den Typen genauer. Ein wenig größer als ich. In meinem Alter. Längere, braune Haare zu einem Zopf zusammen gebunden. Und sein Blick. Er musterte mich. Ich wollte nicht einmal ansatzweise wissen, was er sich gerade vorstellte. Anflug von spöttischem Grinsen in Izumo’ s Gesicht. Schnell hatte er wieder eine undurchsichtige Miene aufgesetzt. Vollidiot!! Wenn ich deinetwegen enttarnt werde, bringe ich dich persönlich um. War doch sowieso riskant gewesen. Kam mir erst später in den Sinn. Sie hätten uns ja eigentlich vorher für längere Zeit genau beobachten können, dann hätten sie mich schnell erkannt. War aber wohl nicht der Fall. Die hatten echt keine Ahnung. Gut. Grimmiger Blick zu dem Anführer.

„Du solltest deinen Köter besser an die Leine nehmen. Sonst kastriere ich den noch.“

Allgemeines, empörtes Raunen. Der Anführer hob die Hand.

„Ruhe, Idioten! Also gut. Ilona Auftragsmörderin. Warum bist du hier?“

„Mein Auftrag war es diesen Maler umzulegen. Das habe ich getan. Aber wegen euch Idioten haben mich diese Bälger gesehen und die musste ich natürlich auch ausschalten. So ein verdammter Mist. Ich werde nur für Amura bezahlt. Aber ich will mein Honorar.“

„Na und? Was haben wir damit zu tun?“

„Ganz einfach. Trotz Ansichten anderer Personen, bin ich ein ehrlicher Mensch. Ich verdiene mir mein Geld und lebe davon. Es gibt nie Zeugen. Ich habe etwas, das ihr wollt. Ich verkaufe es euch. Und ich will den da ebenfalls umlegen.“

Noch mal ein kalter Blick zu Izumo. Seine Augen hatten sich verändert. Kälte, Wut, Hass. Ich wusste, wenn er könnte, hätte er mich jetzt auf der Stelle angegriffen. Aber richtig. Pah. Ich hatte doch den – zugegeben recht blöden und riskanten - Plan. Aber die hier waren keine Soldaten. Dieser Typ mit dem Zopf war komischerweise aufgesprungen. Wirkte stark gereizt. Trat aus der Menge. Ignorierte die raunenden Männer. Sprang zu seinem Boss.

„Hey. Leg diese Tussi um.“

So kommst du mir nicht davon. Ich handelte schnell. Blitzartig. Dim Mak. Dieses Mal aber keinen Mord. Ich sprang auf den jungen Nervbolzen zu. Ein präziser Schlag gegen einem Punkt unter seiner rechten Clavcula. Dann unter seiner linken. Beide Arme waren sofort gelähmt. Die sitzenden Männer sprangen schreiend und fluchend auf. Andere zückten sofort ihre Waffen. Der Junge schrie panisch. Allgemeine Unruhe. Wut. Empörung. Panik. Aber keiner griff an. Inmitten auf dem Boden. Immer noch Izumo. Rechts und links von ihm weiter diese zwei Kerle. Hielten ihre Messer gegen seinen Hals. Izumo’ s Blick klar hasserfüllt. Der Anführer fluchend. Packte den Jungen. Und donnerte ihm einen ordentlichen Faustschlag in dessen Gesicht.

„DU VERDAMMTER IDIOT!!! DACHTEST DU WIRKLICH, EINE FRAU OHNE EINE GEWISSE STÄRKE WÜRDE SICH FREIWILLIG ZU FÜNFZEHN MÄNNERN UNSERER ART BEGEBEN UND SICH SO PROVOZIEREND PRÄSENTIEREN? DAS HAST DU NUN DAVON!!!“

Habe ich schon mal erwähnt, dass ich diese Mission allgemein recht seltsam finde? Das Verhalten dieses Anführers gehörte eindeutig dazu. Mann. Endlich Izumo raushauen, das Bild abgeben und ab nach Hause. Ich spielte die Lässige. Blieb unbeeindruckt stehen. Endlich kam mal die lange Dose ins Spiel. Ich öffnete genüsslich. Zog eine Pergamentrolle heraus. `Prinzessin der Sonne`. Selbstverständlich die Fälschung. Ich präsentierte das Bild. Beruhigte so die Männer. Na. Ja. Außer diesem Idioten, dem ich gerade beide Arme gelähmt hatte. Der verzog sich gerade weinerlich in eine Ecke des Raumes zurück. Wie gesagt. Bizarre Mission. Der Anführer staunte nicht schlecht.

„Aber.... das ist.....“

„Nun komme ich zu dem, warum ich hier bin. Ihr kriegt das Bild. Ich kriege zwanzigtausend und den Jungen hier.“

„Was? Das ist doch ein Scherz.“

„Sehe ich so aus? Nein.“

„Warum solltest du von uns das fordern wollen, wenn du so ein Gemälde in der Hand hältst. Denkst du, ich bin so dumm?“

Natürlich nicht. Aber dafür hatte ich mir schon etwas einfallen lassen. Etwas realistisches. Ich zuckte genervt mit den Schultern.

„Mir bringt das Bild nichts. Auf dem Schwarzmarkt kann ich mich aus persönlichen Gründen nicht blicken lassen. Dieses Ding würde auch zuviel Aufmerksamkeit auf mich lenken. Nein. Ich habe kein Bedarf für dieses dumme Gemälde, im Gegensatz zu euch. Aber ich will meinen Lohn für die zwei Jungen und den Hund. Ich werde nur für den Künstler bezahlt, nicht für dessen Begleiter. Das sind die zwanzigtausend. Diesen Kerl da will ich nur aus einem Grund. Jagdtrieb. Ich habe seine Leute erledigt. Nur er ist noch übrig. Man erledigt doch nicht nur die halbe Beute. Der Kerl gehört mir.“

„DU SCHEIß TUSSI!!!! ICH HÄTTE ES WISSEN MÜSSEN!!! ICH BRING DICH UM!!“

IZUMO!!!!!!!!!!! Dieser Vollidiot! Dieses Arschloch!! Dieser Mistkerl!! Idiot!! Dummkopf!! Mieses Schwein!!! DU HAST MICH GERADE ENTTARNT!!!! DU RIESENIDIOT!!!!

Izumo hatte mich richtig zornig angeschrieen. Mich wütend angestarrt. Gezischt. Die Art, wie er es gesagt hatte, seine Worte. Ganz klar, dass er mich kannte. Hatten diese Männer auch bemerkt. Scheißkerl. Sie waren aufgesprungen. Na super. Jetzt brauchte ich meine Tarnung auch nicht mehr aufrecht erhalten.

„DU BLÖDER IDIOT!!“

Ich sprang auf Izumo zu. Der immer noch gefesselt, mit aggressivem Gesichtsausdruck. Diese Kerle. Ein Chaos. Der Anführer auf mich zu. Genauso vier andere. Die Restlichen schrieen aufgeregt. Zornig. Verdammt. Einige Treffer konnte ich erfolgreich abwehren. Aber da. Ich spürte einen Schlag. An meinem Kopf. Pochender, ziehender Schmerz. Seltsame Wärme an der Stirn. Blut. Schwindelig. Nebelschleier. Hämisches Lachen der Männer. Übelkeit. Kreislaufprobleme. Ich kniete. Dann die allbekannte Schwärze.
 

„Du blöde Tussi mit deinen scheiß Ideen. Du bist echt zu Nichts in der Lage.“

Ach, wie schön. Ich war noch nicht ganz klar. Noch nicht ganz wach. Sah alles noch leicht verschwommen. Verzerrt. Aber seine wütende Stimme. Wie er mir so gehässig zuzischte.

„Wahrscheinlich hattest du das auch noch ernst gemeint, mit mich umbringen. Oder wolltest du mich von denen umbringen lassen?“

„Halt dein mieses Maul, du Vollidiot. Ich hätte dich rausboxen können, aber du musstest mich ja unbedingt verraten.“

Langsam wurde meine Sicht klarer. Eindeutiger. Brennendes Ziehen an meiner Stirn. Ich war gefesselt. Ordentlich gefesselt. Spürte eine blutige Kruste an meiner Schläfe. Keine Chance mich zu befreien. Das war doch ein Witz. Das alles hier. Jetzt hatten mich tatsächlich einfache Verbrecher überwältigt. Mich. Kazosomane Hatake. Das war definitiv eine scheiß Lage. Ich saß neben Izumo auf den Boden. Umgeben von solchen Kerlen. Ignorierte sie. Flüsterte meinem Feind wütend zu.

„Warum konntest du nicht einfach dein verdammtes Maul halten?“

„Du warst eine so schlechte Schauspielerin, dass ich es nicht mehr ertrug. Das hätte niemals geklappt.“

„Du wolltest wohl nicht, dass es klappt. Sonst wärst du mir etwas schuldig gewesen. Wusste ich es doch, dass es ein Fehler war, es überhaupt zu versuchen. Hätte dich doch einfach verrotten lassen sollen.“

„Du kleines Miststück. Und jetzt haben sie auch noch das Gemälde. Hast wirklich gut gemacht. Du Hexe.“

Das war jetzt doch recht seltsam. Er wusste doch, dass das nicht das Original war. Wenn sie dachten, sie hatten das Bild, bräuchten sie uns doch nicht mehr als Druckmittel. Dieser Anführer. Er ging vor mir in die Hocke. Funkelte mich drohend an.

„Ich frage dich noch ein letztes Mal. Wer bist du?“

„Wer ich bin? Ich bin hier. Ich bin jetzt. Ich bin alles. Ich bin nichts. Ich bin die Vergangenheit. Ich bin die Gegenwart. Ich bin, der ich bin.“

Ich weis. Ausgemachter Blödsinn. Aber sollte ich sagen? ‚Ich bin Kazosomane Hatake – ein Jonin aus Konoha’? Nein, lieber nicht. Lieber verarschen. Fand der Kerl nur nicht so witzig.

„WER BIST DU?!“

„Mutter Natur.“

„Ich warne dich, beantworte die Frage.“

„Ich bin der Geist einer verlorenen Seele.“

„ICH WARNE DICH!“

„Ich bin sie.“

Nicken zu dem Gemälde, welches sich gerade im Besitz eines dieser ungehobelten Kerle befand.

Dann der Anführer.

„WIE DU WILLST!!“

Ein kräftiger Faustschlag in mein Gesicht. SCHEIßE! Das tat höllisch weh. Verdammt. Aufgeplatzte Lippe. Schmeckte mein eigenes Blut. Musste leicht keuchen. Im Hintergrund ein heimlicher Anflug von Schadenfreude in Izumo’ s Gesicht. Dieser Scheißkerl!!!

Ich wurde an meinem Kragen gepackt. Ein zorniger, gefährlicher Blick des Bosses.

„Du wirst also nicht reden. Und es ist offensichtlich, dass ihr euch kennt.“

Steiniger Blick. Erst zu Izumo, dann wieder zu mir.

„Das war wohl kein gut durchdachter Plan. Du hättest versuchen sollen, deinen Kumpel hier irgendwie einzuweisen. Dann vielleicht – aber nur vielleicht – hätte es geklappt. Das gebe ich zu. Ich muss dir danken. Dieses Bild ist wohl echt. Ich sehe keine Fälschung. Auch eine dumme Idee.“

„Lass....mich... los.“

Ein fester Griff meiner Haare. Er zog daran. Die andere Hand hielt meinen Kinn. Er zwang mich, ihn direkt anzusehen. Scheißkerl. Diese Augen. Durch seine Sonnenbrille hindurch, diese lüsternen Augen. Scheiße.

„Lass mich los!“

Ich versuchte mich loszureisen. Vergebens. Die Griffe noch fester. Er presste mich regelrecht gegen die Wand. Kniete vor mir. Immer näher. Hämisches Gelächter der anderen Männer. Gefesselte Hände. Beine. Bedrohende Messer in der Nähe. Lachen der Männer. Und dieser Anführer kam immer näher. Drückte mich schmerzhaft fest gegen die kalte Holzwand. Die linke Hand immer noch an meinen Haaren. Aber die rechte Hand. Ließ meinen Kinn los. Berührung meiner Platzwunde. Scheiße! Dieses Ziehen. Sein genüssliches Grinsen. Diese Augen. Scheiße! Verdammt! Das konnte er jetzt nicht ernst meinen. Seine Hand. Wanderte von meiner Schläfe in Richtung meiner Lippen. Dann über meine Schulter zu meinem Oberkörper. SCHEIßE!!! Ich zischte diesen Scheißkerl gefährlich an.

„Berühr mich nicht, du Dreckschwein!! Ich töte dich!!“

Lachen der Männer. Dieser Kerl ließ mich wieder los. Beugte sich aber grinsend näher zu mir. Dieses Schwein. Ich hasste seine Fresse. Der sollte mich ja nicht anfassen. Ich versuchte, mich weiter zu befreien. Zerrte an meinen Fesseln. Verdammt! Wie konnten sie so stabil zuschnüren? Ich war kein beschissener Anfänger mehr. Scheiße, Mann. Izumo. Seine Mimik hatte sich verändert. Er fing ebenfalls an, zu versuchen sich zu befreien. Keifte diesen Anführer zornig an.

„Fass sie nicht an! Lass sie in Ruhe!!“

Dieser Typ. Knurrte Izumo hämisch an. Schlug ihn in dessen Gesicht. Scheiße. Dreckskerl.

„Ich leg dich um, du mieses kleines Arschloch!“

Diese echt beschissene Mission. Verdammt! Scheiße! Mist! Ich keuchte schwer. Wurde wieder an meinen Haaren gepackt. Hörte Izumo vor Schmerzen leise stöhnen. Dieser Anführer lachte. Seine Leute im Hintergrund auch.

„Du willst mich töten? Und wie? Und dein Kumpel scheint auch den Willen zu haben. Na, dann. Macht.“

Scheißkerl. Du Pisser. Was? Was sollte ich machen? Ich war gefangen. Diese Kerle hämisch. Lachend. Grölend. Izumo neben mir. Blutüberströmtes Gesicht. Die Augen geschlossen. Unregelmäßig atmend. Verdammt.

Diese Mission. Diese echt scheiß Mission. Sie regte mich aber so was von auf. Warum gerade ich? Schlimm genug mit Izumo zusammen arbeiten zu müssen. Schlimm genug duzende, bizarre Begebenheiten. Schlimm genug so einen schlecht durchdachten Plan zutage zu treten. Aber dann sich auch noch von solchen Idioten überfallen zu lassen. So eingesperrt. Gefesselt. Wohl wehrlos. Das war echt die Höhe. Das konnte nicht mehr schlimmer werden.
 

Wisst ihr was. Es wurde sogar nicht schlimmer. Was dann geschah, passte perfekt ins Profil. Unerwartet. Spontan. Unbekannt. Und schräg.
 

Vor allem schräg.
 

Es ging schnell. Die Typen, vor allem der Anführer, waren in schallendes, spöttisches Gelächter ausgebrochen. Sie amüsierten sich über uns. Und dann ein Ausruf außerhalb dieser ätzenden Hütte.

„Kage bushin no jutsu!“

Wow! Sagte ich schon schräg? Lärm! Überraschte Aufrufe! Kläffen eines Hundes. Und Naruto. Was sage ich da? Viele Narutos. Ganz viele Narutos. Wow! Echt..... Wahnsinn. Hammer. So krass. Ein Naruto sprang direkt auf diesen Chef. Einer knockte drei Typen der Bande mittels rechten Haken aus. Einer schrie provozierend. Kiba und Akamaru. Akamaru hatte sich irgendwie.... verwandelt. Zwei Kibas. Wirbelten ihre Körper wie einen Tornado. Holzsplittern. Wütende Schreie. Chaos. Einfaches, reines Chaos. Sie alle. Wurden gefesselt. Sämtliche Verbrecher. Ausgeknockt.
 

Izumo und ich. Uns hatten sie überwältigt. Uns hatten sie direkt fertig gemacht. Und dann diese zwei. Genin. Ganz einfache Genin. Ich sah mich um. Wurde gerade befreit. Die Typen waren fertig. Die Hütte vollkommen aus den Fugen gerissen. Zerstört. Dazwischen Kiba, Akamaru – der sich wieder in seine eigene Gestalt zurückverwandelt hatte – und Naruto. Die ganzen, unzähligen Doppelgänger lösten sich mit lautstarken ‚Plop’ wieder auf.

Gerettet. Diese Genin. Dreizehnjährige Kinder. Anfänger. Ausgerechnet Anfänger. Respekt. Sie hatten uns gerettet. Uns Profis. Wir waren doch älter. Erfahrener. Hatten den Krieg durchlebt. Unzählige brutale Missionen durchgeführt. Ich ignorierte Izumo neben mir.

Diese Mission. Diese Situation. Wahnsinn. Ich konnte einfach nicht mehr. Diese Kuriositäten.
 

Ich lachte.

Na endlich - die Mission ist geschafft

Ich habe es endlich geschafft weiter zu schreiben. Viel Spaß beim Lesen.
 


 

Endlich im Dorf. Amegakure. Mann. Eines kann ich euch sagen. Naruto und Kiba. Die waren echt nicht schlecht. Hatten zwar nicht auf mich gehört, aber sie hatten gut zusammen gearbeitet. Hatten uns auf diese Art gerettet. Wir hatten diese Verbrecherbande gefesselt und gut demoliert bis zur Grenze geführt. Sie den hiesigen Wächtern übergeben. Konnten problemlos durchpassieren. An der Grenze hatte er noch gewartet. Amura. Mit sämtlichem Gepäck – inklusive Izumo’ s Rucksack. Ha! Na, also!
 

Amegakure. Eigentlich ein schönes Dorf. Moderne Häuser bildeten das Nobelviertel. Kaum einfache Hütten. Viele moderne Geschäfte. Kultur. Thermen. Galerien, Museen, Restaurants. Das ganze Dorf war einfach.... kultivierter als Konohagakure. Amura war vollkommen unverletzt, genauso die Jungs. Aber ich hatte ein bisschen etwas abbekommen und Izumo humpelte mehr oder weniger. War ziemlich schlecht gelaunt.

„Geben wir dieses verfluchte Bild an das verfluchte Museum ab und machen uns dann auf den Weg nach Hause. Ich habe echt kein Bock mehr!“

„Ja, ja. Hättest dich nur nicht fangen lassen sollen.“

„Halt bloß deine Klappe.“

Jap. Allzu großer Zusammenhalt war weiterhin nicht vorhanden. Okay. Zumindest hatte ich beschlossen, diesen Idioten weder umzubringen noch im Stich zu lassen. Wir waren ein Team. Dementsprechend mussten wir uns verhalten. Ob ich wollte, oder nicht. Ich ignorierte Izumo. Schloss mich Amura an.

„Herr Amura. Wo ist nun dieses Museum? Ich denke, es wird Zeit, unsere Aufgabe zu erfüllen.“

„Noch zwei Straßen. Es ist das Nationalmuseum dieses Landes.“

Stimmt. So wirkte es auch. Ein Blick und ich erkannte es. Ein großes Gebäude. Am Eingangsbereich mit altertümlicher Kalligraphie versehen. Ein Mann hohen Alters mit grauen Haaren und Bart begrüßte uns. Führte uns in einen kleinen Nebenraum. Darin befanden sich ein paar Bücherregale und ein Schreibtisch. Der Mann setzte sich dahinter. Nickte freundlich zu uns. Schüttelte Amura die Hand.

„Herr Amura. Schön Sie wieder zu sehen. Für Ihre Begleitung werde ich mich einmal vorstellen. Mein Name ist Seijiro Kuwagi. Ich bin der Direktor dieses Museums und Käufer des Gemäldes. `Prinzessin der Sonne` ist für mich ein wertvoller Schatz und wird hier einen angemessenen Platz erhalten. Bitte. Lassen Sie uns nun das Geschäft abwickeln, Herr Amura. Wo haben Sie Ihr Kunstwerk.

Naruto war es der als erstes reagierte. Er hatte die ‚Ehre’ gehabt, den Rest der Weges den Behälter mit dem Gemälde wahren zu dürfen. Ich hatte es ihm übergeben, wohlwissend das er die Kopie behütete. Nun grinste er wie ein Honigkuchenpferd und stampfte feierlich zu dem Schreibtisch mit der Fälschung in der Hand.

„Hier ist das Bild. Ich habe es mit meinem Leben beschützt. So, wie es von einem großartigem Shinobi wie mir erwartet wird. Auf mich ist Verlass.“

Prahlen konnte er. Das musste man ihm lassen. Es war Zeit den Zwerg mal aufzuklären.

„Naruto.....“

„Hier bitte, Herr Direktor.“

„Naruto..... Direktor Kuwagi. Dieser junge Mann hier, hat das echte Gemälde in seiner Tasche.“

Amura hatte amüsiert gelächelt und auf Izumo gedeutet. Dieser Depp nickte nur und zauberte eine offensichtliche Stadtkarte aus seinem Rucksack hervor. Tja, Naruto. Hast wohl keine Ahnung, was da läuft, was? Der stand da wie belämmert. Hielt weiterhin die Fälschung in der Hand. Betrachtete mit großen Augen, wie Izumo die Karte auf dem Schreibtisch ausbreitete. Kuwagi schien leicht zu nicken.

„Verstehe. Hier wurde wohl mit allen Tricks gearbeitet.“

„ABER DAS IST NUR EINE STADTKARTE! DAS IST NICHT DAS BILD! DAS SIEHT DOCH JEDER! WAS SOLL DAS?!“

Armer Naruto. Er war komplett aus der Fassung geraten. Kiba grinste nur schadenfroh.

„Ach Naruto. Du kapierst mal wieder gar nichts. Dabei war es doch an der Grenze offensichtlich. Ist dir denn gar nichts bei der Überprüfung unseres Gepäcks aufgefallen?“

„Nein. Warum sollte das?“

„Sieh einfach zu, Naruto.“

Izumo hatte kurz Fingerzeichen ausgeübt und eine Hand auf die Karte gelegt. Unter den interessierten Augen des Direktors und des Künstlers, sowie irritierten Augen des wilden Blondschopfes änderte die Karte ihr Aussehen. ‚Prinzessin der Sonne’ erschien. Auf der anderen Seite nahm Izumo Naruto die Fälschung ab und ließ ebenfalls das Aussehen ändern. Nun war das Gemälde wieder das Gemälde und die Stadtkarte wieder die Karte. Und Naruto verstand langsam. Wurde auch Zeit!

„Aber das ist doch......“

„Naruto.“

Ich musste lächeln. Der Junge war immer so begeistert. Immer voller Tatendrang. Aber beobachten konnte er sehr schlecht. An dem Zoll wurde alles überprüft. Gemälde und Karte sehr deutlich und sehr lang. Die Posten hatten es verstanden und uns letztendlich durchpassieren lassen. Und Naruto hatte einfach nichts mitbekommen. Als einzigster. Aber heute hatte er dadurch etwas gelernt. Hoffte ich.

„Naruto. Lerne das Verborgene hinter dem Verborgenen zu erkennen. Beobachte stets deine Umgebung. Izumo und ich hatten das Gemälde getarnt. Niemand hatte es gewusst, außer uns. Beim Zoll wurden die beiden Schriftrollen bedenklich lange und intensiv kontrolliert. Dadurch hatten Herr Amura und auch Kiba den Trick enttarnt. Nur du hattest dir dabei nichts gedacht. Aber jetzt, hoffe ich, wird dir das nicht mehr so schnell passieren. Beobachte gut und dir wird fast nichts mehr entgehen.“

Oh, Mann. Jetzt fing ich tatsächlich an, Reden zu halten. Vorträge. Irgendwie klang ich wie...... Kakashi. ALTER SCHWEDE!

Amura und Kuwagi unterhielten sich. Schlossen die Verhandlung ab. Na endlich! ENDLICH! Kuwagi hatte sein Bild. Amuro hatte sein Geld. Und ‚Prinzessin der Sonne’ hatte ein neues, sicheres Zuhause. Der schlimmste Teil der Mission hatten wir hinter uns. Jetzt hieß es nur noch heim. Heim nach Konohagakure.
 

Herr Amura blieb in Amegakure. So war es ausgemacht. Nur noch wir vier bzw. fünf waren übrig. Kiba mit seinem Hund Akamaru, Naruto, dieser Trottel Izumo und ich. Wir hatten alle nur noch einen Wunsch. Nach Hause. Einfach nur heim. Diese bizarre Mission entgültig beenden.
 

Wir waren recht schnell. Bald hatten wir wieder das Gebirge erreicht.

„Na schön, Leute. Es geht wieder zur Höhle. Dort werden wir übernachten. Und morgen geht’s dann entgültig nach Hause. Ich erbitte keinerlei Unterbrechungen und Streitereien. Izumo. Du sicherst Naruto. Ich Kiba.“

Ich spürte regelrecht, wie Izumo leicht verbissen schwieg. Nach unserem Zusammentreffen mit diesen Kriminellen, war unser Hass aufeinander tatsächlich ein wenig – minimalst – gesunken. Ich hatte zumindest nicht mehr vor ihn irgendwann umzulegen. Wie er dachte, wusste ich nicht genau. Er sah mich kaum an oder zeigte irgendeine Reaktion auf mein Verhalten. War auch gut so.

Der Aufstieg lief deutlich besser, als in den Tagen zuvor. Naruto und Kiba kletterten zwar je für sich alleine, aber immerhin veranstalteten sie kein dummes Wettrennen und waren allgemein vorsichtiger. Izumo war stets nah an mir, ignorierte mich allerdings beinahe die ganze Zeit über.

Nur einmal sprach er mich an. Kletterte neben mir. Den Blick konzentriert an Naruto geheftet. Der sich gerade entschieden hatte, sich nicht mehr an den Felsen mithilfe von Chakra zu heften, sondern ihn mit der eigenen Körperkraft zu bezwingen. Izumo klang ernst, während er beobachtete.

„Hatake. Heute Nacht werden wir entscheiden, ob und wann ein Kampf zwischen uns stattfinden wird.“

Was?

„Du willst kämpfen? Trotz allem, was uns dann erwartet?“

„Du nicht?“

„Tsunade wird uns umbringen. Bestenfalls.“

Da war es wieder. Sein bösartiges Lächeln.

„Wie du meinst. Aber eines ist klar. Wenn die Zwerge schlafen, reden wir.“

Anschließend ignorierte er mich wieder.
 

Den Kampf? Unser Kampf. Ich hasste diesen Kerl. Egal, was war. Das würde sich niemals ändern. Aber diese Mission. Ich denke, irgendwie hatten wir Naruto und Kiba etwas zum Thema Kameradschaft und Teamfähigkeit beigebracht. Ich hatte versucht Izumo zu retten und er hatte wiederum mich verteidigt. Wir hatten zusammengearbeitet. Ich wollte ihn retten. Aber nur aus einem einzigen Grund. Ich war der Teamführer. Ein Teamführer muss seine Leute mit allen Mitteln beschützen. Das war die oberste Regel. Das war die höchste Priorität. Das war das, was mir Kakashi schon von klein auf immer und immer wieder beigebracht hatte. Was ich von Taichi gelernt hatte. Nur das war der Grund gewesen. Nein. Nichts. Nichts hatte sich geändert. Ich hasste Izumo immer noch. Und er hasste mich. Nichts und niemand konnte jemals diesen Zustand zwischen uns ändern. Nein. Das konnte nicht geändert werden. Aber... Jemand aus diesem Grund umzubringen.... war einfach falsch. Was wäre ich denn dann für ein Mensch. Okay. Ich würde mich niemals als einen guten Menschen bezeichnen. Ich hatte bereits unzählige Male getötet. Nicht nur zur Selbstverteidigung. Nein. Es waren auch Aufträge. Ich könnte direkt in einem Meer aus Blut schwimmen, so oft hatte ich gemordet. Ich würde definitiv in die Hölle kommen. Aber Izumo war trotz allem einer von meinen Leuten. Auf Grund von Streit und Hass zu töten. Das war nichts anderes als Krieg. Blutiger, brutaler und unnötiger Krieg. Nein, Izumo. Ich werde dich nicht töten. Und wer weiß. Ich glaube, ich werde auch nicht gegen dich kämpfen. Du und ich. Wir hassen uns. Und trotzdem sind wir aus dem selbem Dorf. Wir sind Konoha- Nin. Ich werde nicht gegen dich kämpfen.
 

Das sagte ich ihm auch, als wir unser ‚Gespräch’ führten. Der selbe Platz. Der selbe Ort. Der selbe Ausgangspunkt. Nacht. Diese Höhle. Naruto, Kiba und Akamaru schliefen fest, gewärmt vom sanften Lagerfeuers. Izumo saß mir gegenüber. Dieses Mal ohne Waffe in der Hand. Stirnschutz zur Seite gelegt. Sah mich eiskalt an.

„Du willst also nicht kämpfen. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht erwartet, dass du so feig bist, Hatake.“

„Es ist egal ob du mich provozierst. Ich werde nicht gegen dich kämpfen. Verstehst du nicht. Was wir da machen, was wir immer getan haben, ist.......HEY!“

Er hatte mich gepackt. Drückte mich zu Boden. Izumo saß auf mir. Hielt meine Hände fest in seinem Griff. Atmete ruhig. Sah mich steinig an. Ich wehrte mich nicht. Die Jungs waren nicht aufgewacht und das sollte so bleiben. Zischte Izumo bösartig an.

„Du wirst mich loslassen. Oder du besorgst dir ein Kunai und erstichst mich.“

„Ich hasse dich. Schon von Anfang an. Schon, als wir uns das erste Mal begegnet sind.“

„Das hast du mich auch spüren lassen. Jetzt lass mich los, oder ich fange wirklich an mich zu wehren.“

„Lass mich ausreden, Miststück!!“

„Schrei nicht so, du mieses Dreckschwein. Und geh endlich runter von mir.“

Ich gebe zu. Eigentlich hatte ich in diesen Moment erwartet, dass er mir eine verpassen würde, aber Izumo blieb ruhig. Aber rührte sich nicht. Seine Stimme klang düster.

„Ich habe dich schon immer gehasst. Bereits mit neun Jahren. Ich weiß nicht, warum das so ist. Schon als wir uns das erste Mal gesehen hatten, sind wir aufeinander losgegangen. Wie gesagt, warum ich dich damals schon gehasst habe, weiß ich nicht. So etwas gibt es. Aber du hast ihn noch verstärkt. Früher hast du uns immer geärgert. Aber damals hattest du Kotetsu schon fasziniert. Ich wusste es. Immer wieder hatte er sich gefragt, was aus dir geworden ist. Und als dann dein Trainer gestorben ist, hat er sogar aus Mitgefühl für dich geweint. Ich konnte nur zusehen. Das verstärkte meinen Hass auf dich.“

Was? Das wusste ich nicht. Aber....

„Du warst doch immer nur eifersüchtig. Und außerdem weiß ich, worauf du hinaus willst. Ich sage es dir noch einmal. Du hast uns auseinander gebracht. Du hast mich provoziert. Du hast mich angegriffen. Immer und immer wieder. Du hast mich fertig gemacht. Wärst du nicht da, wäre alles besser gewesen.“

Ich wusste, das waren harte Worte. Und ich würde diesen verdammten Idioten damit provozieren. Aber es reichte. Das hier entwickelte sich verdammt noch mal zu einer Aussprache. Wie diese enden würde; das stand noch lange nicht fest. Immerhin ließ mich Izumo frei. Stand auf. Lehnte sich gegen die Höhlenwand und betrachtete kalt die Sterne, die außen hell leuchteten.

„Es wäre schief gelaufen. Das war nicht nur ich, du Pute. Ich sage es dir auch noch einmal. Kotetsu ist nicht nur wie ein Bruder. Er ist mein Bruder. Mein kleiner Bruder. Und ich würde mich für ihn opfern. Und dann sehe ich, wie du ihm sein Kopf verdrehst. Ihr Idioten habt euch sogar tätowieren lassen. Ihr wärt auch noch fast gestorben. Und du. Du bist einfach nur arrogant. Bildest dir ein besser zu sein, als ich. Und du hast Kotetsu verletzt. Du hast sein Herz gebrochen.“

Okay. Das regte mich langsam echt auf.

„Wie oft denn noch? Du Idiot. Als ob du nicht auch schuld.....“

„Halt dein Maul. Weißt du was. Es ist egal, warum. Es ist egal, was passiert ist. Fakt ist, ich hasse dich. Und Fakt ist, du hasst mich. Es wäre das Natürlichste auf der Welt, wenn wir kämpfen würden. Und zwar den Kampf. Bis zum bitteren Ende.“

Vielleicht. Vielleicht hatte Izumo damit Recht. Aber..... Ich betrachtete ihn ernst durch das spärliche Licht des Feuers. Ignorierte Naruto’ s aufgeregtes Murmeln im Schlaf. Sah einfach nur zu Izumo.

„Ich werde nicht gegen dich kämpfen. Egal, ob wir uns hassen. Wir sind im Grunde genommen keine Feinde.“

„Tz. Na gut. Nicht offiziell. Du willst nicht kämpfen. Meinetwegen. Ich habe auch nicht vor gegen dich zu kämpfen. Ich werde mir nicht meine Zukunft versauen lassen. Aber eines ist klar. Und das ist entgültig. Ich hasse dich. Du hasst mich. Aber eines lass mich noch testen.“

„Was?“

„Wie weit unser Hass geht. Zwei Seiten einer Medaille. Ich will wissen, ob ich wirklich empfinde, was ich empfinde. Oder ob noch irgendein grausamer Trug dahinter steckt.“

„Wovon redest du?“

Ich hatte echt keine Ahnung, was dieser Kerl meinte. Er trat zu mir. Stand mir gegenüber. Verdammt...... Ich hatte eine bestimmte Ahnung. Wehe wenn.....

„Das hast du jetzt nicht vor. Ich werfe dich aus der Höhle, wenn du....“

„Halt bloß deine Klappe. Mir gefällt das genauso wenig, du Kuh.“

Wir standen dicht aneinander. Kalte Augen. Grimmige Gesichter. Izumo packte meinen Hinterkopf. Sah mich ernst an.

„Meinetwegen werfe mich aus der Höhle. Aber es ist doch schlimm zu wissen, ob es nicht doch diese scheiß Hassliebe ist, wovon man immer hört.“

Dieser Idiot. Die anderen schliefen. Das Feuer flackerte ein wenig. Izumo’ s entgeistertes Gesicht. Dieser Idiot. Ich packte ihn an seine Weste.

„Du verdammter Idiot.“

„Blöde Kröte. Halt dein Mund. Lass es uns endlich hinter uns bringen. Dann sind wir wenigstens sicher.“

Dieser...... Hassliebe?!! Nein! Ich hasste ihn. Nichts weiter. Da war ich mir sicher. Allerdings..... war ich mir bei Kotetsu damals auch so sicher und es war dann doch anders. Aber der hier war Izumo. Ich hasste Izumo. Nichts würde das ändern...... ganz sicher.... oder nicht.......

„Verdammt. Du Idiot. Dann auf drei...... Aber es ist nichts anderes als Hass. Darauf kannst du wetten.“

„Das hoffe ich. Eins.... zwei....“

„Drei..“

Da geschah es. Wir beugten uns nach vorne. Küssten uns. Izumo und ich. Wir küssten uns. Kurz, aber wohl doch intensiv. Aber...... nichts...... Bitter... sonst nichts..... Gott sei Dank.

Ich stieß Izumo von mir. Sah ihn grimmig an. Und er mich überaus wütend.

„Nichts. Dafür steigt mein Bedürfnis mich zu übergeben und dir eine runterzuhauen.“

DIESER TROTTEL!! ES WAR SEINE IDEE GEWESEN, NICHT MEINE!!! Ich zischte ihn regelrecht an.

„Du Mistkerl. Als ob das gerade toll für mich gewesen wäre. Gott sei Dank. Gerade dich zu lieben wäre die Hölle für mich.“

„Das kann ich nur zurückgeben. Und wehe du erzählst irgendjemanden davon. Dann bring ich dich doch um. Darauf kannst du wetten.“

Idiot! Wem sollte ich davon erzählen wollen?

„Weißt du was? Von jetzt an lasse ich dich in Ruhe. Und du lässt mich in Frieden. Wir gehen uns aus dem Weg. Haben nichts mehr miteinander zu tun. Es sei denn, wir haben einen gemeinsamen Auftrag.“

Er nickte nur kalt. Ich schätze, er hätte mir das gleiche auch gesagt. Wir würden einfach nichts mehr miteinander zu tun haben. Keine Provokationen mehr. Kein Streit. Nichts. Izumo und ich. Wir würden uns einfach aus dem Weg gehen.
 

Tsunade wirkte zufrieden. Amura hatte bereits eine Brieftaube zu ihr gesandt, in dem das Gröbste geschildert wurde. Zuerst hatte sie mit Kiba und Naruto gesprochen. Alleine. Später waren Izumo und ich an der Reihe.

Sie sah uns streng an. Betrachtete und. Hatte sich nach vorne gebeugt, die Hände auf ihrem neuem, nicht zerstörtem Schreibtisch zusammengefaltet. Die Augen strahlten Ruhe aus.

„Nun gut. Ihr hattet offensichtlich Erfolg. Naruto und Kiba kommen augenscheinlich etwas besser miteinander klar. Immer noch nicht zufriedenstellend, aber besser. Amura lobt euch in den höchsten Tönen. Warum auch immer.“

„Tsunade – sama....“

„Lass mich bitte erst ausreden, Kazosomane.“

Ihre Augen verengten sich misstrauisch. Trotzdem wirkte sie zufrieden.

„Ich bin froh, dass ich mich in euch zwei getäuscht habe. Ihr habt euch professionell benommen. Die Jungs haben eure Rivalität offensichtlich nicht bemerkt. Zugegeben. Bei Naruto wundert mich das nicht. Etwas Offensichtliches wahrzunehmen ist leider nicht gerade seine Stärke. Aber Kiba traue ich den entsprechenden Scharfsinn zu. Ihr zwei habt bewiesen, dass ihr teamfähig seid, trotzt Antipathie.“

„Tsunade- sama. Bitte....“

„Was ist? Izumo?“

Wenn sie wüsste. Wir mussten schließlich zusammenarbeiten. Und Izumo sah das genauso.

„Tsunade – sama. Ich weiß diese Bitte geht über meine Befugnis, aber....“

„Bitte stecken Sie uns nicht wieder in das selbe Team. Nicht solange es nicht unbedingt notwendig ist.“

Tsunade’ s Mimik änderte sich schlagartig. Sie war richtig grimmig.

„WAS?! HABT IHR NOCH NICHTS DARAUS GELERNT?!!“

Izumo schluckte erschrocken. Mir ging es nicht viel anders.

„Hokage- sama. Ich schwöre, die Unruhen, die wir auslösten hören von heute an auf. Und wir sind in der Lage zusammenzuarbeiten. Wenn es unbedingt sein muss.“

„Aber es ist nun mal so, dass ich ihre Gegenwart nicht allzu lange ertrage, ohne aggressiv zu werden. Und Kazosomane ergeht es nicht anders, was mich betrifft. Wir kommen einfach nicht miteinander klar. Es geht einfach nicht. Und deshalb. Um des Friedens Willen. Bitte....“

„Bitte stecken Sie uns nicht mehr in ein Team.“

In diesem Fall waren wir uns einig. Es ging nicht. Tsunade hatte uns doch geduldig zugehört. Sie war besser drauf, aber auf jeden Fall noch missgünstig. Ihre Stimme war deutlich ruhiger. Die Strenge darin blieb ihr erhalten.

„Mir gefällt das nicht. Und so etwas hat es einfach nicht zu geben. Solche Einschränkungen aufgrund regelrechten Hasses. Nicht in meinem Dorf. Hokage Sarutobi war ein kluger und gerechter Mann. Mein Meister. Doch auch er hat Fehler gemacht. Ich weiß. Damals waren die Zeiten sehr unruhig. Aber eines ist klar. Eine Lektion hätte euch früher gut getan. Naruto und Kiba. Ihnen tat diese Mission gut. Ihrer Beziehung zueinander. Ihr hättet das ebenfalls gebraucht. Aber ihr habt das niemals erhalten. Keine Lektion. Kein Muss. Kein Zwang zusammenzuarbeiten. Bis zu dieser Mission. Es hätte euch gut getan. Heute – so fürchte ich – ist es zu spät. Offensichtlich habt ihr eure festen Prinzipien. Eure Antipathie, die ihr füreinander empfindet, lässt sich nicht mehr lösen. Und das widerstrebt mir. Nun gut. Ich werde euch nichts versprechen. Aber ihr könnt davon ausgehen, dass ihr nicht allzu viele Aufträge zusammen erhalten werdet. Das ist wohl auch das beste für Konohagakure.“

Na wenigstens das. So konnte ich Izumo getrost aus dem Weg gehen. Ich nickte zufrieden. Ein Fehler.

„KAZOSOMANE!! Das ist kein Gefallen!! Damit enttäuscht ihr euer Dorf. Euren Hokage. Und euch selber. Ich kann es nicht ändern. Aber eines sollte euch klar sein. Solltet ihr zwei mir weiter negativ auffallen. War’ s das mit eurer Karriere. Dann seid ihr aus euren Pflichten entlassen. Und euren Rechten. Und jetzt geht. Und denkt über das nach, was ich euch gesagt habe.“
 

Nicht gerade ein feierlicher Abgang. Aber immerhin besser als ich erwartet hatte. Izumo und ich waren nun endlich entgültig fertig miteinander. Mir mussten endlich nichts mehr miteinander zu tun haben. Endlich. Wir waren auf den Straßen Konohagakures. Und Kotetsu erwartete uns bereits. Hatte eine etwas strengere Mimik aufgesetzt. So ähnlich wie Tsunade. Er begrüßte Izumo zuerst.

„Ich bin ehrlich erleichtert, dass ihr beide lebend zurückgekehrt seid. Ihr seid wohl einigermaßen miteinander ausgekommen.“

„Mussten auch. Lass uns von hier verschwinden.“

Ein gleichgültiger Blick von Izumo zu mir. Ich schwieg ihn nur an. Hörte Kotetsu leicht seufzen.

„Geh schon mal voraus, Izumo. Ich muss noch kurz mit ihr reden. Alleine.“

„Wie du meinst.“

Izumo war nicht gerade begeistert. Aber hielt sich an unsere Abmachung. Schwieg und entfernte sich.

Sobald er aus unserem Sichtfeld war, stellte sich Kotetsu mir gegenüber. Seine Mimik war ernst, aber die Augen sanft. Ich runzelte leicht irritiert die Stirn.

„Kotetsu...... Izumo und ich. Wir werden nicht mehr......“

Er packte mich heftig. Und küsste mich. Sanft. Wieder berührten sich unsere Lippen. Unsere Zungen. Wie früher. Und doch anders. Der Kuss war warm. Und doch spürte ich ein stark schmerzhaftes Ziehen in meinem Herzen. Ich war gefährlich nahe dran zu weinen. Er löste sich von mir. Vorsichtig und langsam. Seine Stirn an meine. Seine Hände pressten an meine Schulter. Ich konnte gerade mal flüstern.

„Kotetsu..... warum.....“

„Du hast ihn am Leben gelassen. Ich danke dir.“

„Kotetsu.... warum tust du mir das an.“

„Es war ein Abschiedskuss.“

„Abschiedskuss......? Wie.....“

Seine spitzbübischen Augen von früher. Sie drangen durch mich hindurch.

„Wenn du Izumo aus dem Weg gehst, musst du mir aus dem Weg gehen. Und was haben wir bisher gemacht? Wir sind immer wieder aufeinander getroffen. Wir müssen das jetzt mal richtig beenden. Wirklich richtig. 100%. Und das sollten wir auch tun. Jetzt und hier.“

„Du machst Schluss mit mir, obwohl wir nicht zusammen sind?“

„Wir sind aber auch nicht richtig getrennt gewesen..... irgendwie. Wir sollten versuchen, nichts mehr füreinander zu empfinden. Nicht einmal Freundschaft.“

„Aber.....“

„Bitte. Dann fällt es dir auch leichter Izumo aus dem Weg zu gehen. Wir dürfen uns nicht mehr so anziehen. Wir tun uns doch damit nur weh. Das muss aufhören.“

Er hatte Recht. Wir hatten uns nach unserer Trennung nicht oft gesehen und trotzdem hatten wir sogar einmal miteinander geschlafen. Uns irgendwie immer wieder aufgesucht. Ich denke, das hatte Izumo mitprovoziert. Er hatte Recht.
 

Kotetsu und Izumo.
 

Ab dem heutigen Tag gehörten sie nicht mehr zu meinem Leben. Sie waren Menschen die im selben Dorf lebten. Shinobi. Aber Kotetsu und Izumo. Waren nicht mehr diese Menschen, die zu meinem Leben gehörten.
 

Das war das beste für uns. Ganz sicher.

Kakashi - Ein Alptraum beginnt

Kurz nach den Ereignissen mit Izumo verließ Naruto das Dorf, um mit Jiraya zu trainieren. Um Konoha wurde es ruhig. Unauffällige Missionen. Gleichmäßiger Alltag. Keine Besonderheiten. Fast ein Jahr lang. Ich selbst war inzwischen knapp einundzwanzig. Mit Kakashi hatte ich dem Jahr eigentlich wenig zu tun. Wir waren unterwegs. Sahen uns kaum. Vielleicht zwei oder dreimal für wenige Tage. Aber sonst.....

Umso mehr war ich tatsächlich mal begeistert gewesen mit Kakashi zusammen eine Mission durchzuführen. Es war eigentlich eine Aufgabe der Anbu. Aber Tsunade hatte beschlossen sie uns Hatake zu überlassen. Wir sollten einen Verräter einfachen. Einen Flüchtling aus unserem Dorf. Kenichi Nawako – er arbeitete als Bibliothekar und hatte Informationen über unser Dorf und dem Hokage gestohlen. Wir wussten, er wollte damit nach Iwagakure. Sie dort an Rebellen verkaufen. Wir sollten Nawako einfangen, ihn möglichst lebendig nach Konohagakure zurückbringen. Dort sollte er einem Gericht überstellt werden und die entsprechende Strafe erhalten. Wir sollten ihn möglichst nicht töten. Vor ein paar Jahren wäre das anders gewesen. Aber da..... Ja, ja. Die Zeiten ändern sich.

Wir hatten Informationen über das Ziel und den möglichen Standortes unserer Zielperson. Und die war kein Shinobi. Gerissen. Intelligent. Manipulation war seine Stärke. Aber der Mann war kein Shinobi. Für uns bedeutete das, dass wir nicht durchgehend laufen mussten. Wir konnten uns kleinere Pausen zum Ausruhen gönnen. Und das war so eine Pause. Wir waren über die Grenzen Konohas hinaus. Und – welch Überraschung – in einem Wald. Saßen zusammen auf einem hohen Baum. Unsichtbar für mögliche Feinde. Hatten vor uns eine Viertelstunde zu erholen. Uns nach langer Zeit zu unterhalten.

Kakashi sah mich unter seiner Maske freundlich an, kniete sich auf einem dicken Ast.

„Du bist ruhiger geworden. Du wirst endlich erwachsen.“

„Bruder, ich bin erwachsen.“

„Na, ja. Okay. Sagen wir, fast erwachsen...... Hör mal, Kazuu....“

Er wirkte wieder ernst. Ernst wie früher. Setzte sich neben mich. Sah hinunter auf den grün- braunen Waldboden. Eine Wildsau fütterte gerade ihre Kinder.

„Es tut mir Leid, dass ich nie für dich da sein kann. Ich bin dir kein guter Lehrer. ...... Na, ja. Ich bin auch allgemein kein talentierter Sensei. .....“

Kakashi..... Ich wusste, was ihn bedrückte. Sasuke. Er war im Grunde Kakashi’ s Lieblingsschüler und zu Orochimaru übergelaufen. Das mein Bruder mal solche Selbstzweifel hegte. Das war ungewohnt. Ich sah ihn ernst an. Auch ich war mit einem Tuch bedeckt.

„Hey..... So bist du doch sonst nicht. Wo ist mein rechthaberischer Idiotenbruder geblieben, den ich so liebe?“

Sarkastisches Auflachen seinerseits.

„Und das schlimmste an deinen Worten ist auch noch, dass du das als Kompliment meintest. Na, danke aber auch.“

„Gern geschehen. Aber ich meine es ernst. Nicht so wie ich es formuliert habe. Du wirkst im Moment sehr unsicher.“

„Ach ja? Aber ich habe doch Recht. Ich konnte dir schon so vieles nicht beibringen. Und ich konnte meine Leute nicht beschützen. Naruto und Sakura. Und Sasuke. Du und die drei. Ihr ward meine Schüler und was hat es euch gebracht?“

„Das kann doch nicht dein ernst sein.“

Was sollte dieser Schwachsinn. Kakashi hatte mir viel beigebracht. Ohne ihn wäre ich doch schon längst tot. Ohne ihn hätte ich es nie so weit gebracht. Und Naruto und Sakura ging es doch gut. Ich betrachtete meinen Bruder spielerisch streng.

„Weißt du eigentlich, was für ein Dummkopf du bist?“

„Kazosomane!“

„Sieh mich an. Ich bin Jonin. Ich habe ne ordentliche Karriere. Und wer hat wohl die Basis dafür geschaffen? Du hast mich stark gemacht. Deswegen lebe ich überhaupt noch. Alles um Sasuke rum ist schiefgelaufen. Ja. Aber das ist doch nicht deine Schuld. Und Naruto ist stark. Genauso Sakura. Uns geht es gut. Du hast die Basis dafür geschaffen. Also hör jetzt mit deinem Selbstmitleid auf. Oder ich verpass dir gleich eine.“

Auflachen seinerseits. Kakashi wuschelte mir durch mein Haar. Gott. Ich hasste das. Na, ja. Zumindest wirkte mein Bruder deutlich entspannter. Drückte mich kurz.

„Ich sage es dir viel zu selten. Aber ich liebe dich, kleine Schwester. Dank dir.“

„Ja, ja. Ich liebe dich auch, Kakashi. Du kannst mich loslassen.“

Dieser Moment. Diese familiäre Wärme. Es tat mir gut. Seine Umarmung. Seine Worte. Wir hatten schon immer viel zu selten solche Momente gehabt. Zu oft stritten wir. Gingen eher derb miteinander um. Aber so war einfach unsere Art. Wir waren nun mal, die wir waren. Wir wussten, wie viel wir aneinander bedeuteten. Wir wussten, wie sehr wir uns liebten. Aber trotzdem. Es tat unendlich gut, diese Worte auch mal zu hören und auszusprechen. Diese Erinnerung war mir so wichtig. Gerade wegen einem. Dieser Moment. Dieser friedliche Moment sollte der letzte für eine wirklich lange Zeit sein. Es stimmte. Nawako war kein Shinobi. Aber er war manipulativ. Und grausam.
 

Es war kurz vor Iwa. Wir hatten Nawako eingekreist. Ein älterer Mann. Schwarze Haare. Grauer Bart. Mittelgroß. Etwas mehr beleibt. Wütende Mimik. Ich stand vor ihm, Kakashi hinter dem Mann. Fuhr ihn streng an.

„Nawako. Hiermit sind Sie wegen Hochverrat verhaftet. Versuchen Sie nicht zu fliehen. Sie haben keine Chance.“

„Was du nicht sagst, Kakashi. Als ob ich auf euch Kinder hören werde.“

„Nawako!“

Der Kerl schnaubte zornig, als ich zu ihm sprang. Ihn zu Boden warf und dort festhielt. Kakashi schien das ebenfalls wenig zu begeistern.

„Kazuu. Du übertreibst. Überlass ihn mir.“

„Warum?“

„Weil ich es sage. Nawako. Geben Sie auf!“

Nawako.... Etwas wunderte mich. Zuerst hatte er wütend geschrieen. Dann wurde er ruhig und...... und kicherte schlagartig.

„Was?“

„Mädchen. Du wirst mich loslassen. Das sage ich dir.“

„Vergessen Sie das mal wieder.“

Der Kerl irritierte mich. Ich zerrte ihn auf seine Füße. Hielt ihn in den sogenannten Polizeigriff fest. Kakashi blickte ziemlich hart drein.

„Nawako! Es reicht jetzt! Kazosomane. Schlag ihn nieder. Dann gibt er Ruhe.“

Menno. Ihn zappeln zu lassen war doch sinnvoller. Und vor allem spaßiger. Aber okay. Kakashi war nun mal der Leiter in dieser Mission. Was er sagte, musste getan werden.

„Tz.... Wenn du meinst, Bruder.“

Ich holte mit der flachen Hand zum Schlag aus. Und schwang sie in Richtung des Verbrechers.

„WARUM HÖRST DU AUF DEN MENSCHEN, DER DICH HASST?!!“

Ich stockte. Was? Was hatte er gesagt? Warum hörte ich auf den Menschen, der mich hasste? Was sollte das?

„Kazuu. Mach endlich. Hör nicht auf ihn.“

Kakashi. Irgendwie..... war er bleich. Zorn trat aus seiner Stimme heraus. Was? Was war da los?

Nawako hielt ich immer noch in meinem Griff. Der sah Kakashi an.... und lachte.

„Du weißt doch genau, wovon ich rede. Nicht war Kakashi Hatake? Du weißt es doch.“

„Kakashi....... was ist hier los? Wovon redet er.“

„Hör nicht auf ihn, Kazuu. Er versucht dich zu manipulieren. Überlass Nawako mir.“

Was sollte das? Warum war mein Bruder so blass? Warum fing Nawako an so schellend zu lachen? Er entspannte seine Muskulatur. Versuchte sich nicht einmal zu befreien. Lachte nur.

„Ha ha ha. Das ist doch interessant. Anscheinend gibst du tatsächlich vor, die Person zu lieben, die deine eigene Mutter umgebracht hat. War das nicht einmal anders. Ich kann mich noch genau daran erinnern. Jeder im Dorf wusste es. Jeder!“

Was sollte das? Ich sah zu meinem Bruder. Er war so....... versteinert. Starrte mich nur an. Entsetzt und.... wütend.

„Kazosomane........ Hör nicht auf ihn. Leg ihn um. MACH, WAS ICH SAGE!“

„Mach dies. Mach jenes. Hör auf mich. Tu, was ich sage. Das gleiche Schema. Nicht wahr, Kazosomane Hatake. Dein Bruder gibt dir Befehle. Du musst gehorchen. Und wehe, wenn du nicht gehorchst. Was wird er wohl dann mit dir tun?“

Nawako klang bösartig. Blieb ruhig. Was sollte das? Was war nur hier los? Was dieser Kerl von sich gab..... Er..... er hatte Recht..... Was sollte das? Ich verstand gar nichts mehr. Schluckte. Wusste, ich würde Nawako bald loslassen. Musste seine Flucht verhindern.

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen? Aber ich weiß, was Sie vorhaben und das wird Ihnen nicht gelingen.“

Nylonfaden. Ich band den Feind an einem Baum fest. Der wehrte sich vergeblich. Schrie wieder wild. Kakashi....... Er stand nur da. Rührte sich nicht. Und war blass. Was war hier nur los?

Was sollte das hier alles? Dieser Mist. Was hatte Nawako vor? Ich trat nahe an den Kerl heran. Sah ihn bedrohlich an. Augenblicklich hörte der Kerl auf zu zetern. Und grinste. Verdammt. Scheiß Irritation. Was zur Hölle ging da ab?

„Nawako. Sie wollen mir etwas sagen? Reden Sie. Was meinten Sie?“

„KAZOSOMANE! ES REICHT!“

Kakashi war zu mir gesprungen. Hielt mich an den Schultern fest. Da mich direkt...... erschrocken an.

„Lass dich nicht beeinflussen. Hör nicht auf ihn.“

„Lass mich los! Ich will wissen, was da abgeht.“

„Nichts geht da ab! Hör nicht auf den Kerl! NAWAKO!! SEIEN SIE STILL!!“

Wieder lautes Lachen. Kakashi hatte mich fest in seinem Griff. Wir er so die Hände in meine Schultern presste und mich zwang nur ihn anzusehen. Flüsterte mir verzweifelt ein ‚Bitte hör nicht auf ihn’ und anderes zu, während Nawako endlich herausrückte. Ich sah Kakashi und hörte nur diesen Mann. Nur diese Aussage.
 

„Kazosomane Hatake. Deine Mutter ist bei deiner Geburt gestorben. Und dein Bruder hier gibt dir dafür die Schuld. Er hasst dich. Jeder im Dorf weiß das, bis auf du.“
 

Was?
 

Das......das..... DAS IST NICHT WAHR!! NEIN!!! MEINE MUTTER IST NACH EINER KRANKHEIT GESTORBEN!!

Mein Herz. Das konnte doch nicht sein. Nein. Das stimmte nicht. Das war nichts anderes als eine Lüge. EINE DICKE, FETTE LÜGE!! Kakashi...... Kakashi..... Er ließ mich los. Sah mich nur an. Sagte kein Wort. Nichts. Stand nur da. Das konnte nicht sein. Das war gelogen.

„Sie lügen. Sie versuchen mich hereinzulegen. Sie versuchen uns gegeneinander aufzuhetzen. Sie lügen.“

„Ach ja. Ich kannte deine Eltern. Und jeder im Dorf wusste es. Du warst geboren. Deine Mutter war tot. Und Kakashi..... Ha. Er hat dich nicht einmal angesehen. Ich weiß es noch genau. Er war mit seinem Vater und dir in der Bibliothek. Kakashi hatte geweigert dich auch nur anzufassen. Und er hat seinen Vater angeschrieen. Oh ja. Ich weiß es noch genau. ‚Sie ist nicht meine Schwester. Sie hat Mama umgebracht. Sie soll sterben’ schrie dein ach so geliebter Bruder herum.“
 

Nein. Gelogen. Kakashi stand steif. Rührte keine Mimik.
 

„Und dann brachte sich auch noch euer Vater um. Wahrscheinlich nicht nur wegen dieser Sache. Er war auch mit euch überfordert. Mit einem kleinen, zornigen Kind und einem Baby. Ja. Auch das geht auf deine Kappe, Kazosomane Hatake. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn deine Mutter noch lebte.“
 

ALLES GELOGEN! Kakashi...... Er flüsterte nur noch. Versuchte stark zu bleiben.

„Hör nicht auf ihn, Kazosomane. Hör nicht auf ihn. Bitte. Bitte, hör nicht auf ihn. Kazosomane, bitte....“
 

Nawako sprach immer lauter. Unerbittlicher. Mit Hohn und Spott in seiner Stimme. Und Hass.

„Du weißt doch ganz genau, Mädchen, wie er dich behandelt. Eure Streitereien hat doch jeder mitbekommen. Wie oft schlägt er dich denn? Wie oft unterdrückt er dich? Das macht er doch nicht aus Liebe! Dein Bruder Kakashi hasst dich. Deine Geburt war von Anfang an die Hölle für ihn!“
 

NEIN!!!!!!!!!!!!!!!
 

“Wie oft bist du seinetwegen im Krankenhaus eingewiesen worden? Woanders würde man sagen, dass er dich misshandelt. Ihm blieb doch keine Wahl. Nach den Tod eures Vaters musste er sich doch deiner annehmen. Und doch. Er rächt sich doch. Wie oft bist du alleine? Wie oft schreit er dich an? Vielleicht merken es nicht die jungen Leute. Aber wir. Unsere Generation. Wir kennen die Wahrheit. Dein Bruder hasst dich. Und er lässt dich das spüren. Du baust dir eine Illusion auf, um den Schmerz, den er dir zufügt zu ertragen. Eine Illusion, die Kakashi zu einem strengen, aber gerechten Lehrer macht. Zu einer Art Vaterfigur. Du machst ihn zu deinem Helden. Erkenne die Wahrheit, Kazosomane Hatake. Dein eigener Bruder wünscht sich deinen Tod.“
 

NEIN!!!! NEIN!!! DAS IST GELOGEN! DAS IST NICHT WAHR!! EINE LÜGE!!!
 

„Kazosomane...... Bitte. Verwende Kanyouinjuu.... Verwende.... dein Kekkei Genkai... Dann erkennst du... die Wahrheit... Kleine Schwester......“

Kakashi war nur blass. Kanyouinjuu? Mein Kanyouinjuu? Ich sollte es verwenden? Ja. Dann war doch alles klar. Dann wusste ich doch die Wahrheit... Aber...... aber......
 

„Kakashi...... Jedes.... jedes Mal, wenn ich es..... wenn ich Kanyouinjuu bei dir... angewendet haben, dann.... dann warst du....“

Zornig...... und enttäuscht. Das.... DAS KANN DOCH NICHT SEIN!!! Wenn ich jetzt Kanyouinjuu anwende, was werde ich dann sehen? Was wird er fühlen? Nein.... NEIN!!! ICH SETZE KANYOUINJUU NICHT EIN! ICH ERTRAGE DAS NICHT!!!! Was ist, wenn......
 

Was ist, wenn ich fühle, dass Kakashi mich doch hasst. Kakashi.....
 

Ich spürte es. Alles..... Alles zerbricht. Meine Welt. Kakashi.... Eine Illusion....Kakashi.....
 

„Hasst..... hasst du mich...... Kakashi......?“

Ich nahm Nawako’ s Grinsen wahr.... , aber es interessierte mich nicht. Nur Kakashi.... nur er interessierte mich.
 

„Wie kannst..... du es.... wagen.......“
 

Ich stürzte. Prallte auf den Boden. Meine Nase! Sie blutete. Meine Lippen. Aufgeplatzt. Schmerz. Unglaublicher Schmerz. Nicht dieser oberflächliche. Nicht der direkte Faustschlag in mein Gesicht. Nicht der Sturz. Nein. Der Schmerz in meinem Herzen. Betäubender Schmerz. Unglaublicher Schmerz. NEIN!! NEIN!! DAS KONNTE NICHT WAHR SEIN!!! BITTE NICHT!!!! KAKASHI!!!
 

Kakashi...... er stand da. Die rechte Faust weiter geballt. Schwer atmend. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell und unregelmäßig. Trotz der Maske konnte ich seinen Gesichtsausdruck erkennen. Zorn.. Schmerz... Verzweiflung....

Hieß das.... Wurde er enttarnt.

„WIE KANNST DU ES WAGEN, MIR DIESE FRAGE ZU STELLEN???!!! KAZOSOMANE?! Warum hörst du darauf? Ich bin doch für dich da! Was habe ich nicht alles für dich getan?! Wie kannst du es nur wagen, an mir zu zweifeln?! WAS GIBT DIR DAS RECHT DAZU?!“
 

Ich atmete heftig. Seine Worte. Er.... er ist.... meiner Frage ausgewichen...... ER IST EINFACH MEINER FRAGE AUSGEWICHEN!!! ALSO STIMMTE DAS! ALSO HASSTE ER MICH TATSÄCHLICH!! MEIN EIGENER BRUDER HASSTE MICH!!!
 

WENN DAS SO IST...........
 

Ich sprang auf. Schoss auf Nawako zu. Schlug ihn sofort bewusstlos. Band ihn los. Und schulterte ihn mir über.

„Wir haben eine Mission zu erfüllen.“

„Kazuu.... ich....“

„SPRICH MICH NICHT AN!!“
 

Nein! Sprich mich nicht an! Ich will nichts hören! Ich will gerade von dir kein Wort hören! Ich will nur noch heim! Ich will nur noch diese Mission beenden!
 

Und dann....
 

Wir schwiegen uns nur noch an. Ignorierten uns nur. Kälte. Eisige Kälte. Das umgab uns. Nur noch eisige Kälte. Irgendetwas..... etwas war.... zerbrochen. Ein..... Band. Das Band zwischen uns war zerbrochen.
 

Es tat so unendlich weh. Diese Erfahrung. So grausam. Diese Verzweiflung. Ohnmacht. Und Zorn. Unglaublicher Zorn. Kakashi! Wie konnte er nur? Wie konnte er mir das nur antun? Was konnte ich denn dafür? Starb meine Mutter wirklich bei meiner Geburt? Was war passiert? Warum gab Kakashi mir die Schuld!
 

KAKASHI!!!!

Wie konntest du mir nur so etwas antun? Wenn du mich so hasst, warum bringst du mich dann nicht einfach um. Nein. Das ist dir wohl noch zu harmlos. Du machst mir lieber Hoffnung. Nawako hatte Recht. Ich kann nicht einmal mehr zählen, wie oft du mich schon verprügelt hast. Schon von klein auf. Wie oft hast du mich denn fertig gemacht? Wie oft hast du mich angeschrieen? Wie oft hast du mich geschlagen? So wie heute! Sagtest du nicht einmal, dass du mich hasst? Ja. Das hast du schon einmal gesagt. Früher. Als ich vierzehn war. Du hast es zurückgenommen. Aber du...... Hast du das ehrlich gemeint! Kakashi! Wenn du mich so hasst. Dann..... gibt es nur einen Weg für uns. Anscheinend ist es so. Anscheinend kann es nur einen Hatake geben. Keine Hatake – Geschwister.
 

Es kann nur einen Hatake geben.
 

Wir hatten unsere Mission erfüllt. Wir hatten getan, womit wir beauftragt wurden. Aber zu welchem Preis? Wir waren wieder in Konoha. Hatten unseren Gefangen abgeliefert. Aber zu welchem Preis? Wir waren alleine auf den Straßen Konohas. Die dunkle Nacht umgab uns. Irgendwo bellte ein Hund. Ein kalter Wind. Ein kalter Wind ließ meinen Körper erschaudern. Aber das war egal. Ich sah ihn einfach hart an. Kakashi stand mir gegenüber und rührte sich nicht.

„Warum behandelst du mich so? Kazosomane. Hast du kein Vertrauen zu mir?“

„Vertrauen? Du konntest nicht einmal meine Frage beantworten.“

„Kazosomane....... Es reicht! Du enttäuscht mich! Ich hätte nicht erwartet, dass du auf so einen billigen Trick hereinfällst.“

„Halt dein Maul.“

Er machte mich nur unglaublich zornig. Kakashi war also enttäuscht von mir? Na gut! Meinetwegen! DIESES ARSCHLOCH!! DOCH! ICH HATTE IHM VERTRAUT!!! ER BEDEUTETE MIR DOCH ALLES!!! ABER ER!!!! ER TUT MIR SO ETWAS AN!!!!

Meine Stimme blieb hart. Düster.

„Kakashi! Morgen Abend! Am See im Uchiha- Viertel. Um neun Uhr.“

„Was willst du?!“

„Du wirst kommen. Ohne Uniform. In deiner Trainingskleidung. Ohne Schutz.“

„Kazosomane....... Ich werde nicht gegen dich kämpfen.“

„Doch! Das wirst du! Ich werde dich fertig machen. So oder so! Aber wir werden niemanden hineinziehen.“

„Kazosomane! Ich werde nicht gegen dich kämpfen!“

Er klang streng. Wütend. Verzweifelt. Das war mir egal.

„Doch, das wirst du. Du willst mich tot sehen? Das ist die Gelegenheit. Wir werden morgen alles klären. Alles, was wir uns gegenseitig angetan haben. Alles, was du mir angetan hast. Es wird keine Hatake- Geschwister geben. Die Welt braucht nur einen Hatake.“

Kakashi schwieg. Seine Mimik wurde einfach nur kalt. Er stand mir steif gegenüber. Der kalte Wind ließ unsere Körper zittern. Aber das war egal. Denn jetzt sprach ich es aus. Das, was wohl jeder von uns beiden befürchtet hatte.
 

„Morgen wird einer von uns sterben, Kakashi. Du oder ich. Ab morgen wird es nur noch einen Hatake geben.“

Harte Zeiten - der Streit unseres Lebens

Kakashi......

Wie konnte er mir das nur antun? Wieso? Dieser Mistkerl!! NEIN!! Das konnte nicht mehr so weiter gehen. Entweder er oder ich. Entweder sein Tod oder meiner. Bald war es soweit. Bald würde der entscheidender Kampf beginnen.

Kakashi vs. Kazosomane

Der entgültiger Kampf.
 

Wohin sollte ich bis dahin? Eines war klar. Kakashi und ich. Wir konnten uns unmöglich im selbem Haus aufhalten. Ich wollte ihn bis zu der Schlacht nicht mehr sehen. Also blieb mir nur eine Möglichkeit. Sie kam mir als erstes in den Sinn.
 

„Kazuu? Hey, was soll das? Es ist drei Uhr nachts.“

Iruka hatte die Tür zu seiner Wohnung geöffnet, stand müde da; nur in seiner Jogginghose gekleidet. Er sah mich alles andere als begeistert an. Ich ignorierte meinen besten Freund, betrat ohne ein Wort seine Wohnung. Iruka schloss die Eingangstür und schüttelte leicht genervt den Kopf.

„Komm herein. Ich muss ja nur in drei Stunden wieder aufstehen. Aber was soll’ s.“

„Hast du Alkohol?“

Ich wartete nicht einmal auf seine Antwort. Öffnete den Kühlschrank und zog ein Bier heraus. Scheiß Kakashi. Wegen ihm war ich auf 180. Irgendwie musste ich wieder runter kommen. Dieser Mistkerl!!! WIE KONNTE ER MIR DAS NUR ANTUN?! Ich machte es mir auf Iruka’ s Couch gemütlich. Der setzte sich missmutig neben mich.

„Okay. Was ist los?“

„Ich schlafe heute hier. Keine Widerrede.“

Nochmaliges Kopfschütteln seinerseits.

„Wie schön, dass ich auch noch was dazu zu sagen habe. Was hast du angestellt?“
 

Was hatte ich angestellt? WAS HATTE ICH ANGESTELLT?!! IMMER ICH!!! WARUM IMMER ICH??! WARUM WAR ICH IMMER SCHULD??!!! ICH HÄTTE NIEMALS GEBOREN WERDEN DÜRFEN!!! DAS WAR MEIN VERBRECHEN!! ICH WAR GEBOREN!!!!

Damit hatte Iruka nicht gerechnet. Damit hatte ich nicht einmal gerechnet. Seine Worte. Iruka hatte das nicht böse gemeint. Es war nur eine kleine Stichelei gewesen. Mehr nicht. Aber....aber ich..... war doch schon gebrochen. Verletzt. ..... Ich...... und dann er......

„NICHTS HABE ICH ANGESTELLT!!! ARSCHLOCH!!!!“

„HEY!!“

Ich sprang Iruka regelrecht an. Warf uns zu Boden. Er hatte mich gereizt. Und jetzt war er das Opfer. Mein Opfer.

„Kazosomane! Hör auf!“

Ich saß auf Iruka. Schlug ihn ins Gesicht. Einmal! Zweimal! Ein drittes Mal! Und noch ein letztes Mal!

„HÖR AUF!!!! DAS REICHT!!“

Iruka brauste auf. Wehrte sich. Fing den Schlag auf. Setzte an. Warf mich um und setzte sich auf mich. Iruka..... Blut aus seiner Platzwunde im Gesicht tropfte unaufhörlich auf meinen Körper. Iruka blieb überraschend ruhig. Schlug nicht zu. Hielt mich nur fest. Seine Augen..... Er war nicht wütend...

„Sag mir, was das sollte? Warum hast du mich angegriffen?“

„Iruka.... Bitte.... ich, ich kann nicht.......“

„Was ist mit dir passiert?“

„Lass mich los..... bitte.....“

Was hatte ich nur getan? Iruka konnte doch nicht dafür! Er war es doch nicht! Kakashi!! Kakashi hatte mich verletzt!! Nicht Iruka!!!

„Bitte.... Es tut mir Leid. Iruka. Ehrlich.. Ich wollte das nicht. Ich wollte dich nicht verletzen... Es tut mir Leid.“

Er ließ mich los. Ließ mich frei. Stand auf und ging ins Bad.

„Iruka.....“

„Sag mir mal, wie ich mit so einem Gesicht unterrichten soll? Wir sollten unsere Kämpfe auf die Ferien beschränken.“

Iruka.......... er.... er... Ich musste mit den Tränen kämpfen. Trat ebenfalls in sein Bad. Iruka wusch grimmig das Blut von seinem Gesicht.

„Ich habe dich echt schlimm erwischt.“

„Ach ja?“

„Es..... es tut mir Leid. Es ist einfach über mich gekommen. Ich habe die Kontrolle über mich verloren.“

„Sag mir, was du hast.“

Iruka..... Er trocknete sein Gesicht. Trat mir gegenüber. Unsere Blicke trafen sich. Ich kannte das. Er versuchte in mich hineinzusehen. In meine Seele. Iruka war einfach mein bester Freund.
 

„Du bist verletzt. Innerlich. Warum?“
 

Nein! Ich konnte es ihm nicht sagen. Iruka würde alles versuchen, um den Kampf zwischen Kakashi und mir zu verhindern. Er würde mich aufhalten. NEIN!!! Der Kampf musste sein! Es musste entschieden werden. Er oder ich! Kakashi oder ich!
 

Ich betrachtete meinen ehemaligen Teampartner gefasst.

„Ich kann und werde es dir nicht sagen. Aber ich muss heute einfach bei dir schlafen. Ich kann einfach nicht nach Hause. Bitte, Iruka. Stell mir keine Fragen.“

„Das kann ich nicht machen. Natürlich kannst du bei mir bleiben. Aber sag mir doch, was du hast? Du kannst nicht nach Hause? Dann liegt es an Kakashi. Ich dachte, ihr versteht euch endlich.“
 

Hör auf damit, Iruka. Ich kann dir nicht sagen, was los ist. Du würdest versuchen, mir diesen Kampf auszureden. Du würdest sagen, was ich vorhabe sei falsch. Iruka! Du kannst es nicht verstehen. Ich weiß. Auch deine Eltern starben. Aber du hattest nie Zweifel, ob sie dich liebten. Aber Kakashi......... er hasst mich. Er hat es noch nicht einmal bestritten. Ich will keine Lüge leben. Nein. Ich will Klarheit. Keine Illusion. Deswegen wird einer von uns sterben. Wir wussten alle, dass das irgendwann geschehen würde. Kakashi und ich. Wir sind doch schon so oft aufeinander losgegangen. Wir hatten uns bereits mehrmals schwer – ja gar – lebensgefährlich verletzt. Nur wir hatten immer im letzten Moment gekniffen. Kakashi und ich. Wir hatten uns wieder vertragen. Unsere Beziehung zueinander aufgebaut. So lange, bis wir wieder stritten. Kämpften. Kurz vor dem entscheidenden Schlag kniffen. Uns wieder vertrugen. Immer und immer wieder. Nein! So konnte es nicht weitergehen. Dieses Mal würden wir nicht kneifen. Der letzte Schlag wird geschehen. Der tödliche Schlag. Entweder Kakashi oder ich. Einer von uns würde sterben. Getötet durch den anderen. Keine Illusion. Nein! Das würde geschehen.
 

„Iruka. Stell mir keine Fragen. Bitte. Ich kann nicht darüber reden.“

„Kazuu..... Kann ich dir denn gar nicht helfen?“

„Doch. Lass mich hier übernachten. Und stell mir keine Fragen. Lass mich Alkohol trinken. So hilfst du mir. Und..... bleib bitte bei mir.... Ich will mich nicht alleine betrinken.“

„Das gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht.“
 

Ich saß neben Iruka auf seiner Couch. Trank sein Bier. Wir redeten nicht. Blieben still. Aber seine Nähe. Wahrscheinlich war Iruka der einzigste Mensch, den ich wirklich vertrauen konnte. So fühlte ich gerade. Jetzt war Iruka für mich da. Er tat mir den Gefallen. Stellte mir keine Fragen. War aber bei mir. Für mich da.

Iruka.....

Es war gut möglich, dass dies meine letzte Nacht auf dieser Welt war. Sie mit meinem besten Freund zu verbringen war wenigstens ein Trost.

Ich schlief nicht gut. Träumte schlecht. All unsere Streits. Ich hatte mich hineingesteigert. Psychisch. Emotional. Physisch. Ich steigerte mich in meine Verzweiflung. Meine Wut. Kakashi! Als ich klein war. Ja, genau. Jetzt wusste ich es wieder. Als ich klein war... als Obito starb. Ja. Da ging Kakashi auf mich los. Warf mich von meinem Stuhl. Und schlug mit in mein Gesicht. Und dann noch, als er mir verbot ein Shinobi zu werden. Mich so heftig gegen die Wand stieß. Als ich ihn wegen Kotetsu zur Rede stellen wollte. Er mich ignorierte. Später, als wir dann gegeneinander kämpften. Oder der Kampf bei Sanjala. Kakashi!! Es war doch immer so klar gewesen. Natürlich. Natürlich musste er mich hassen. Was hatte ich mir nur vorgemacht? Kakashi!
 

„Kazuu? Hey! Wach auf!“

Ich schreckte hoch. Was? Wie? Sah mich irritiert um. Ja.... Iruka’ s Wohnung. Ich lag auf seiner Couch. Er kniete neben mich. Besorgnis lag in seinen Augen.

„Hattest du einen Alptraum? Du schwitzt.“

Alptraum?...... KAKASHI!!!

„Wie spät ist es?“

„Zehn nach sechs. Du hast gerade mal ne dreiviertel Stunde geschlafen. Sag mir, was mit dir los ist.“

“Musst du nicht arbeiten?“

„Hör jetzt auf damit. Lenk nicht vom Thema ab.“

Iruka nahm meine Hand. Sah mich klar an.

„Ich habe dir den Gefallen getan und nicht gefragt. Aber das reicht jetzt. Du kommst zu mir. Mitten in der Nacht. Bist völlig verstört. Verhältst dich unberechenbar. Und du weigerst dich nach Hause zu gehen. Ich muss wissen, was mit dir los ist.“

„Lass mich heute hier bleiben. Ich muss mich ausruhen und nachdenken. Vielleicht werde ich es dir erzählen. Nur lass mich jetzt bitte in Ruhe.“
 

Natürlich werde ich es dir nicht erzählen, Iruka. Du machst dir zu viele Sorgen. Du kannst mich nicht aufhalten.
 

Iruka seufzte. Ließ mich los.

„Mach, was du willst. Verdammt noch mal. Du bist viel zu stur. Ist dir das klar? Frühstücke wenigstens mit mir.“

„Muss das sein? Ich habe keinen Hunger.“

„Jetzt komm schon. Du musst was essen.“

Im Grunde genommen ließ er mir keine große Wahl. Er würde mich solange nerven, bis ich nachgeben würde.

„Okay.....“

Ich aß nur ein bisschen Brot, trank wenig Wasser. Iruka gefiel mein Verhalten nicht. Offensichtlich. Aber er schwieg. Ließ mich in Ruhe. Wenigstens für einen Moment.

„Ich werde jetzt zur Schule gehen. Bleib ruhig hier. Du solltest dringend schlafen. Und bitte, Kazuu. Verhalte dich ruhig.“

„Iruka... Danke....“

„Schon gut.“

Eine kurze Umarmung von ihm. Iruka flüsterte mir besorgt in mein Ohr.

„Bitte.... mach keinen Fehler.“
 

Egal, wann ich einschlief. Immer wieder das Selbe. Der selbe Traum. Die selben Erinnerungen. Die selben Streitereien. Das selbe Geschrei. Die selben verletzenden Worte. Immer nur das Selbe. Die selbe Wut. Die selbe Ohnmacht. Die selbe Trauer. Immer nur das Selbe. Kakashi!!! Nur noch wenige Stunden bis zum Kampf. Ich würde meinem Bruder gegenüber stehen. Eine Schlacht. Kakashi und ich. Wir würden kämpfen. Gegeneinander kämpfen. Das sollte so sein. Kakashi!!! Er hatte mich verletzt. So tief verletzt. Ich blöde Kuh hatte ihm vertraut. Mich einer Illusion hingegeben. Kakashi!! Er hasste mich!! Ja! Er hasste mich!! Kakashi hasste mich! Mein eigener Bruder!!! Der Schmerz!! Dieser abgrundtiefe Schmerz! Das durfte nicht sein! Ich musste es tun! Kakashi! Ich musste gegen ihn kämpfen. Es sollte endlich vorbei sein. Kakashi.......
 

Ich schlief viel. Unruhig. Spätnachmittag. Bald. Bald war es soweit. Bald würde der Kampf beginnen. Ich lief durch Iruka’ s Wohnung. War ich nervös? Aggressiv? Zornig? Diese Emotionen. Das war einfach zuviel. Ich konnte die einzelnen Gefühle nicht mehr auseinanderhalten. In mir tobte eine Bombe. Bereit hochzugehen. Und Kakashi mit sich zu reisen. Kakashi.......

Die Wohnungstür flog auf. Iruka! Stürmte genervt in die Wohnung. Was? Was war schon wieder los? Iruka. Trat nah an mich heran. Fing grimmig an zu reden.

„Ich konnte mich heute nicht konzentrieren. Ich habe nur Schwachsinn unterrichtet. Und das ist deine Schuld. Sag mir endlich was los ist, verdammt. Ich mach mir echt Sorgen um dich, Kazosomane.“

„Nein, Iruka...“

„Ach jetzt komm schon.“

Iruka..... Ich kann es dir doch nicht sagen. Ich schüttelte ernst den Kopf. Er verschränkte nur seine Arme. Stand mir gegenüber. Und seufzte traurig.

„Du wirst mir nicht sagen, was los ist. Du wirst mir nicht sagen, wer oder was dich so verletzt hat. Du wirst mich ignorieren. Aber egal, was du vorhast. Ich werde es nicht zulassen.“

Was? Was sagte Iruka da? Was meinte er? Seine Augen. Sein Blick. Streng. Sanft. So gutmütig. Voller Sorge. Iruka. Er machte sich wirklich Gedanken. Sorgen um mich. Iruka. Mein bester Freund. Ich blieb still. Regte mich nicht. Sah ihn einfach nur an.

„Kazuu. Ich werde dich nicht gehen lassen. Ich weiß nicht, was du vorhast. Aber du bist verletzt. Seelisch gebrochen. Ich kenne dich, Kazosomane. In solchen Momenten bist du sehr gefährlich und unberechenbar. Du kannst nicht klar denken.“

„Nein, Iruka.....“

„Doch. Und deshalb passe ich auf dich auf. Du wirst so lange hier bleiben, bis es dir besser geht. Ich werde dich nicht gehen lassen.“

„Iruka....“
 

Iruka. Er..... er machte sich einfach Sorgen um mich. Aber, Iruka. Ich kann nicht. Ich kann es dir nicht sagen. Mein Entschluss steht fest. Iruka. Heute Nacht. Du wirst mich nicht aufhalten. Nein. Ich werde dich nicht angreifen. Ich brauche meine Kräfte. Und du bist nicht der Feind. Iruka. Nein. Kakashi. Ich werde gegen Kakashi kämpfen. Du wirst mich nicht aufhalten, Iruka.

Du sorgst dich um mich. Iruka. Du warst immer für mich da. Du bist mein bester Freund. Iruka. Ich weiß, ich hatte dir früher so viel angetan. Aber du hast mir verziehen. Du kennst mich. Du weißt, wer ich bin. Wahrscheinschlich kennst du mich besser als ich mich kenne.
 

Iruka griff meinen Arm. Setzte mich auf seine Couch. Kniete sich vor mir. Sah mir ehrlich in die Augen.

„Bleib bei mir. Bitte. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Ich will nicht, dass du in Gefahr gerätst. Bitte. Bleib bei mir.“

Iruka......

Werde ich sterben? Kakashi ist stark. Sehr stark. Eigentlich stärker als ich. Also... Wir werden kämpfen. Kakashi und ich, wir werden kämpfen. Bis zum Schluss. Also. Werde ich heute sterben? Oder werde ich es schaffen ihn zu besiegen. Kakashi..... Ihn zu töten..... Das war doch eigentlich falsch, aber....... NEIN!!! NEIN!!!! KAKASHI HASST MICH!!! NICHTS IST FALSCH!!! EINER VON UNS!!! EINER VON UNS WIRD STERBEN! IN WENIGEN STUNDEN WIRD ES NUR NOCH EINEN HATAKE GEBEN!!

Aber Iruka..... vielleicht sterbe ich. Und dann lasse ich dich zurück. Iruka. Ich lasse dich zurück in dieser Welt. Es tut mir Leid, aber so muss es sein. Iruka.

Mein Herz schmerzte. Sein Gesicht. Er war so sanft. So gutmütig. Vielleicht sah ich ihn zum letzten Mal. Iruka würde mich aufhalten. Er würde mich niemals freiwillig gehen lassen. Aber das konnte ich nicht zulassen.

„Iruka.....“

Seine Augen.. Mein bester Freund. Vielleicht sah ich ihn zum letzten Mal. Also.... ich beugte mich zu ihm. Seine Lippen. So sanft. Wir küssten uns. Anfangs schien er überrascht. Aber Iruka zog mit. Wir küssten uns. Intensiver. Iruka. Er war warm. Sanft. Leidenschaftlich. Genüsslich. Und doch traurig. Seine Lippen so sanft. Seine Zunge. Einfach Iruka.....

Langsam löste ich mich von ihm. Strich Iruka über seine Haare. Iruka. Er war irritiert. Sah mich verwundert an. Fragend.

„Kazuu.....“

Ich küsste seine Stirn. Flüsterte.

„Vergib mir, Iruka.“

Ein Schlag. An seinen Nacken. Ich fing ihn ab. Iruka. Er würde alles geben, um mich aufzuhalten. Das konnte ich nicht zulassen. Jetzt war er bewusstlos. Das würde er auch eine Weile bleiben. Ich legte Iruka auf dessen Couch.
 

Iruka konnte mich nicht aufhalten. Niemand konnte mich aufhalten. Nein. Kakashi! Der Kampf würde beginnen. Schon bald. Und nichts und niemand konnte mich davon abbringen. Nicht einmal Kakashi selbst.
 

Das Uchiha- Viertel war düster. Lag vielleicht auch an diesem Wetter. Es regnete stürmisch. Blitze. Donner. Ein Gewitter. Gut. Damit würde der Kampf nicht so schnell auffallen. Das Viertel selbst war seit der Ausrottung des Uchiha- Clans durch Itachi und der Flucht des jungen Sasuke vollkommen menschenleer und fing bereits an zu verrotten. Efeu bedeckten die verstaubten Häuser. Wilde Wiesen umgaben den düsteren See. Der Kampf sollte wirklich ernst werden. Ich trug einfache Hosen und ein schwarzes Shirt. Kein Stirnband. Keine Weste. Kein einziger Schutz. Wir kämpften nicht als Shinobi. Dieser Kampf war etwas Persönliches.

„Ich werde nicht gegen dich kämpfen.“

KAKASHI!!!!!

Schlagartig wendete ich. Ging in die Kampfstellung. Kakashi. Er stand ein paar Meter vor mir. In seiner Uniform.

„KAKASHI!!!! WIR KÄMPFEN!!“

„Hör auf damit! Du bist vollkommen verrückt geworden.“

„Du wirst gegen mich kämpfen. Jetzt und hier.“

„Warum?!“

Er klang wütend. Verbittert. JETZT TU BLOß NICHT SO!!!

Kakashi trat näher an mich heran. Die Haltung angespannt. Er umkreiste mich. Kakashi!!! Mein Herz. Es brannte. Es schmerzte! Mein Körper. Meine Seele. Aggressivität! Ich blieb weiter stehen. Beobachtete wütend seine Umkreisung. Hörte seine Worte.

„Du bist wütend auf mich? Du willst kämpfen? Ich habe dir nichts getan!!“

„ACH JA? WIE STARB SIE DANN?“

Schweigen seinerseits. Kakashi blieb stehen. Sah mich kalt an.

„WAS IST? ANTWORTE MIR!!“

„Du wirst jetzt sofort aufhören mich anzuschreien. Und du wirst dich jetzt beruhigen. Ich werde dir alles erklären. Aber du wirst jetzt mit mir nach Hause gehen. Und du wirst dich bei mir entschuldigen!“

„WARUM SOLLTE ICH DAS?!!“

MEIN HERZ!!! Ihn zu sehen! Kakashi zu sehen! Er gab mir Befehle!! NEIN!!! Er hatte mich nur belogen!! Er hatte mich nur kalt behandelt!!! SO WIE JETZT!!! Wie er dastand. Sein Blick! Seine ganze Haltung! Die Art, wie er sprach! Seine Worte! Alles war einfach nur kalt!! ER WAR KALT!!! KAKASHI HASSTE MICH!!!

„NEIN!!! Kämpfe mit mir!!!! Du Feigling!!! Kämpfe!!!“

„Hör auf damit!!!! Was soll ich nur mit dir machen?!!!“

JETZT REICHT’ S!!! Dieser Kerl!!! Was sollten diese Spielchen?!! Nein!! Jetzt reicht’ s!!!

„DU MISTKERL!!!!“

Ich schoss auf Kakashi zu. Die linke Faust geballt. Schoss sie zu ihm. Er fing sie auf. Wut spiegelte sich in seinem Gesicht.

„Du wirst damit jetzt aufhören! HÖR AUF!!“

Ich traf sein Gesicht. Mit der rechten Faust. Kakashi ließ mich nicht los. Schlug zurück. VERDAMMT!

„ICH MACH DICH FERTIG, KAKASHI!“

„HÖR AUF!“

Ein Tritt in seine Richtung. Er warf mich um. DAS REICHT JETZT! Ich sprang auf. Zorn! Unglaublicher Zorn! Angriff! Ich schoss auf ihn zu. Versuchte ein Schlag. Kakashi wehrte ab. Ich versuchte es immer und immer wieder. Traf ihn mehrmals. Er wehrte sich. Nicht fest. Immer und immer wieder. Nein! NEIN!!! DAS WAR ES NOCH NICHT!!! DAS WAR VIEL ZU HARMLOS!!!

„Fang endlich an zu kämpfen!“

„Hör auf!!“

Donner. Regen. Kälte. Verzweiflung. Wut. Unglaublicher Zorn. Kakashi! Warum? Warum nur diese Spielereien?! Kampfgeräusche. Wütende Aufrufe. Rutschiger Wiesenboden. Schmerz. Blut. Langsam. Es wurde härter. Ich trat gegen seine Brust. Er traf meine Stirn. Stürze. Schmerz. Blut. Aufspringen. Schläge. Tritte. Schmerz. Treffer. Rippen. Arme. Beine. Schläge gegen den Kopf. Donner. Wut. Unglaubliche Wut. Kakashi!! Er wurde brutaler. Unser Kampf. Wut. Blinder Zorn. Brutalität. Schmerz. Kakashi! Seine Schläge!! Sie schmerzten mehr als jemals zuvor! Kakashi! Tritte! Gegen meinem Bauch.
 

Es reicht! Es reicht, Kakashi! ES REICHT!! DU MACHST MICH NICHT FERTIG!!! Du hasst mich! DU HASST MICH!! Du gibst mir die Schuld! Mutter starb! Du gibst mir die Schuld! Vater starb! Du gibst mir die Schuld! DU GIBST MIR DIE SCHULD!! Du quälst mich! Dich zu sehen, quält mich! Ein Hatake zu sein, quält mich! Zu leben quält mich! ES GEHT NICHT! EINER VON UNS! EINER VON UNS MUSS STERBEN! DU ODER ICH!! ABER ICH WILL NICHT STERBEN! Also....... DU HASST MICH! DAS LÄSST NUR EINEN SCHLUSS ZU! IRGENDWANN..... IRGENDWANN WIRST DU VERSUCHEN MICH ZU TÖTEN! WEIL DU MICH HASST, WIRST DU MICH TÖTEN! ICH WILL NICHT STERBEN!! UND AUCH DAS LÄSST NUR EINEN SCHLUSS ZU! ICH MUSS DICH TÖTEN!

Ein Treffer von ihm in mein Gesicht.

„Du wirst mich nicht töten.“

„Ich will dich nicht.....“

Kanyouinjuu. Nein! Ich verwendete mein Kekkei Genkai. Und das Jutsu. Konzentration. Hass. Reiner Hass. Nichts anderes als Hass. Dunkelheit. Finsternis. Selbstzweifel. Hass. Reiner Hass. Kakashi. Sein Blick. Er blieb stehen. Direkt vor mir. Hass. Regen prasselte auf uns nieder. Hass. Immer wieder Donner. Hass. Beißender, kalter Wind. Hass. Er keuchte.

„Was...... Hör auf...... Hör auf......“

Hass. Aus auf sich selbst. Reiner Selbsthass. Dieses Gefühl. Nur dieses Gefühl. Kanyou no jutsu. Nur dieses Gefühl. Selbsthass. Dieses Gefühl. Ich ließ es ihn fühlen. Selbsthass. Reflektierender Selbsthass. Schmerzen. Mein Kopf brannte. Selbsthass. NEIN! SCHEIßE!!! Nicht nur Kakashi!! Finsternis. Verzweiflung! Selbsthass! Kakashi kniete auf den Boden. Keuchte stark. Kunai. Ein Kunai. Er zog ein Kunai aus seiner Brusttasche. Selbsthass. NEIN!! Schmerzen. Weitere Konzentration. Übermäßiger Chakrafluss. Kanyouinjuu. Ich spürte ihn. Er spürte ihn. Selbsthass. Schmerzen. Luft. Die Luft brannte. Ich musste mich hinknien. Schwer atmen. Selbsthass. Trotzdem. Es war noch nicht zu Ende. Mehr. Stärker. Höhere Konzentration. Weiter. Immer weiter. Kakashi..... Das Kunai fest in seiner Hand. Auf seiner Brust gerichtet. Selbsthass. Selbsthass führte zu eines. Suizid. Ich war es. Kanyouinjuu. Ich setzte Kanyouinjuu ein. Selbsthass. Kakashi kämpfte. Kämpfte dagegen an. Kämpfte.

„Hör..... auf..... Kazosomane...... Geh.... aus... meinem Kopf... Lass meine... Emotionen... KAZOSOMANE!!!!“
 

Keuchen. Keine Luft. Schmerzen. Kakashi.... Er schwitzte. Das Kunai weiter auf sich gerichtet. Angespannter Körper. Zittern. Verzweiflung.... Schmerz. Keine Luft. Selbsthass. Nicht nur er. Kanyouinjuu. Nicht nur Kakashi fühlte Selbsthass. Nicht nur er. Auch ich. Nein! Kunai. Ich zog ein Kunai. Nein! NEIN! Kunai. Kakashi kniete mir gegenüber. Sein eigenes Kunai gegen sich gerichtet. Atmete schwer. Kämpfte verzweifelt gegen mein Jutsu an. Selbsthass. Ich kniete. Ich spürte ihn. Ich sollte sterben! Ich sollte sterben! Ich bin zu nichts nütze! Ich sollte sterben!!! Ich bin böse! Ich bin schlecht! Ich muss sterben!!! NEIN!!! Kazuu!! Konzentrier dich!!! Du hasst dich nicht! Es ist das Kanyouinjuu! Doch. Ich muss sterben! Ich bin böse!! Niemand braucht mich! Ich bin Gift!! NEIN!! Töte dich nicht!!! Das Gefühl ist nicht echt!! ES IST EINE FÄLSCHUNG!!! DU HASST DICH NICHT!! ER HASST DICH!!! Nein!!! Ich bin böse!!! Ich muss sterben!!! ICH MUSS STERBEN!!! ICH MUSS ES BEENDEN!!
 

Das Kunai gegen mich gerichtet. Ich richtete mein Kunai gegen mich selbst. Kakashi! Er kämpfte. Aber er würde nicht mehr lange durchhalten. Konzentrierte sich. Achtete einzig auf sich selbst. Ich musste durchhalten. Nur noch ein bisschen. Der Selbsthass. Dieser Selbsthass war nicht echt. Nein! Nicht echt! Nein!!! Doch!! Der Drang wurde größer. Innerhalb von Millisekunden größer. Und immer größer. Der Drang! Der Drang mich umzubringen. Suizid! Mir das Kunai in meine Brust zu rammen. In mein Herz. Mich mit dieser Waffe umzubringen. Mich selbst zu töten.
 

„NEIN!!!!!“
 

Schlagartige Unterbrechung. Sofort. Kanyouinjuu. Ich stoppte. Sofort. Ich hätte mich sonst umgebracht. Ich musste aufhören. Da! Kakashi!!

Beinahe!! Das Kunai brauste in seine Richtung. In die Richtung seiner Brust. Sofort! Sofort beeinflusste Kakashi die Flugbahn. Er hatte wieder die Kontrolle über seine Gefühle. Seinen Körper. Trotzdem. Er konnte nicht mehr stoppen. Er konnte seine Handlung nicht mehr stoppen. Die Flugbahn des Kunais. Nur noch ändern. Er konnte nur noch die Flugbahn seines eigenen Kunais ändern. Das Messer. Blut. Er traf nicht sein Herz. Kakashi. Er keuchte stark. Atmete schwer. Stöhnte. Zitterte. Hustete. Kakashi!!! Es hatte nicht funktioniert. Er lebte noch. Er hatte sich nicht umgebracht. Das Kunai steckte an der linken Seite unterhalb des Brustkorbes. Ich schwitzte. Kopfschmerzen. Starke Kopfschmerzen. Husten. Ohrenschmerzen. Schwindel. Blut. Warmes Blut tropfte aus meinen Ohren. Warmes, grausames Blut. Rann von meiner Nase auf den Boden. Kanyouinjuu. Ich hatte es überstrapaziert. Schwäche. Schweres Atmen. SCHEIßE!!!! Ich musste mich konzentrieren. Auf meinen Körper konzentrieren. Langsames, schweres Aufstehen. Ich keuchte stark. Endlich... Endlich konnte ich mich wieder auf Kakashi konzentrieren. Kakashi... Ich hatte versagt. Er lebte. War blass. Zitterte stark. Kniete. Keuchte vor Schmerz. Und fing an zu sprechen. Leise. Und gefährlich.

„Du..... du wolltest mich.... Du wolltest mich umbringen! Du wolltest... mich ernsthaft umbringen....... Na.... gut..... Ich habe gegen dich gekämpft...... Du hast mich angegriffen..... Kazosomane...... Ich habe zurückgeschlagen.... Ich muss.... Ich muss mir nicht alles von dir gefallen lassen....... Du bist... verrückt geworden. Ich.... habe gegen dich gekämpft..... Aber du...... du..... Du wolltest mich töten !!!“

Ich stand steif. Kakashi!!! Er zog sein Tuch herunter. Zorn. Reiner Zorn stand in seinem Gesicht. Ich atmete schwer. Hatte kaum mehr Kraft. Scheiße!! Ich hatte versagt. Ich hatte versagt. Und jetzt? Seine Mimik. So unglaublich zornig. Er keuchte stark. Stöhnte vor Schmerzen, als er das Kunai wieder aus seinen Körper zog. Fing an stark zu husten. Blut. Er hustete Blut. War blass. Zorniges Gesicht. Er stand auf. Wackelig. Und trotzdem. Er stand fest auf seinen Beinen.

„Mir reicht es. Du hast damit angefangen. Aber jetzt. Jetzt werde ich es beenden. Merk dir eines, Kazosomane.“

Mir war stark schwindelig. Übel. Ich schwitzte. Beobachtete, wie Kakashi sein Stirnband entfernte. Seine Weste auszog. Also jetzt. Jetzt würde er ernst machen. Was hatte er vor? Scheiße!

„Merk dir eines, Kazosomane. Das war alles deine Entscheidung!“
 

Fingerzeichen.
 

Verstehe, Kakashi. Du willst es also anwenden!! Aber du hattest es mir beigebracht. Du hattest mir dein Jutsu beigebracht. Damals. Damals, als du den jungen Sasuke Uchiha trainiert hattest, hast du es mir beigebracht. Also ist es jetzt soweit. Die Entscheidung. Ich bin schwach. Müde. Ich habe Schmerzen. Starke Schmerzen. Aber... aber ich werde alle meine Kräfte mobilisieren. Für es. Für diesen einen Schlag. Du oder ich. Jetzt. Jetzt ist es also soweit. Einer von uns wird jetzt sterben. Du oder ich. Die Entscheidung. Wer von uns wird in diesen Moment stärker sein. Jetzt kommt es darauf an. Einer von uns wird sterben. Jetzt und hier. Du wolltest diesen Kampf genauso wie ich. Deine Worte waren leer. Nichts weiter als eine Illusion. Jetzt hältst du ihn nicht mehr zurück. Täuscht keine Liebe mehr vor. Du hältst ihn nicht mehr zurück. Deinen Hass auf mich. Du hattest versucht zu verleugnen. Und ich war blind. Blind durch die Hoffnung mein großer Bruder könnte mich lieben. Jetzt ist es also soweit.
 

Kakashi. Du oder ich. Einer wird sterben. Jetzt.
 

Fingerzeichen. Ushi. U. Saru.
 

Raikiri. Beißender, ohrenbetäubender Lärm. Grelle Blitze. Raikiri. Kakashi’ s Blick. Dunkel.

„Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, du könntest mein eigenes Jutsu übertrumpfen. Du bist verrückt.“

„Greif mich an. Wir werden sehen, wer überlebt.“

„Das hier ist alles deine Schuld. Egal, was passiert. DU WIRST DIE KONSEQUENZEN TRAGEN!!!“
 

Wir prassten aufeinander zu. Schlagartig. Ohne Rücksicht. Lärm. Grelles Licht. Blitzschnelle Handlung. Hatake gegen Hatake. Kakashi gegen Kazosomane. Raikiri gegen Raikiri.
 

Schmerzen. Ohrenbetäubender Lärm. Grelles Licht. Schmerzen. Immer Schmerzen. Kakashi’ s Gesicht. Eiskalt. Er traf mich. An meinem Herzen. Ich traf ihn. Sein Herz. Wir trafen uns. Gleichzeitig. Strom. Glühender Strom. Durch meinen Körper. Geruch vom verbranntem Fleisch. Schmerzen. Mein Herz! Mein Herz! Es schlug schnell! Dann.... Schmerzen. Meine Brust. Die linke Seite. Keine Luft. Schmerzen. Unglaubliche Schmerzen. Ich sterbe. Oh mein Gott. Ich sterbe. Er hat gesiegt. Ich sterbe. Ich sterbe. Diese Schmerzen. Er hat es geschafft. Ich sterbe.
 

Keine Luft. Schweiß. Unglaubliche Schmerzen. Ich verlor den Halt. Stürzte. Nasser Boden. Schmerzen. Große Schmerzen. Verschwommene Bilder.
 

Kakashi.

Keuchte schwer. Blutüberströmt. Vollkommen Blutüberströmt. Konnte kaum noch stehen. Verlor den Halt. Kniete auf den Boden. Sein Gesicht. Zornig. Kalt. Schmerzende Mimik. Kalte, zittrige Worte. Er sah mich hart an.

„Du..... du.... hast es nicht.... nicht anders..... verdient..... Du hast.... hast es...... verdient.“

Schweres Keuchen. Schmerzhaftes Stöhnen.
 

Kakashi. Er hatte gewonnen. Ich würde sterben. Ja. Schmerzen. Tödliche Schmerzen. Kakashi hatte gewonnen. Absolute Dunkelheit.
 

Ich sterbe.

Spiegel - Leben oder Tod

Dunkelheit.
 

Lachen eines kleinen Kindes. Eines Mädchen. Lachen. Fröhliches Lachen. Dann weinen. Dieses Kind weinte. Wo? Wo war es? Das Kind. Das Mädchen. Wo war es? Dieses Kind. Dieses Mädchen. Die Stimme. Die Stimme des Mädchens. Ich kannte sie. Woher? Und dann noch eine andere Stimme. Eine Jungenstimme. Etwas brüchig. Noch nicht vollständig entwickelt. Eine Jungenstimme. Sanft. Ruhig. Klare, weiche Worte.

„Es tut mir Leid..... Kazosomane.“
 

Schmerzen. Verdammt. Mein Kopf. Mein Herz!! Die Arme. Beine. Die Rippen. Alles!! Alles schmerzte!!! Was? Ich musste schwer atmen!! Ja. Ich war bewusstlos gewesen.. Und jetzt..... Schmerzen! Unglaubliche Schmerzen!!! Schmerzen!! Hör auf! Hör auf! Es tut weh! Es tut so weh!! Alles!!! Alles tut weh!!! ALLES!!! HÖR AUF!!! SCHMERZ HÖR AUF!!! Keine Luft. Warum?! Ich atmete doch!! Aber nichts!! Keine Luft!! Ich ersticke! ICH ERSTICKE!!! Ferne Stimmen!! Dunkel. Ernst. Gestresst.

„Puls a- rhythmisch. 165 Schläge die Minute! Blutdruck 65/40 und weiter sinkend!“

„Der Sauerstoffgehalt liegt bei 68%. Verdammt!! Sie hat Fieber. 39.8 °C. Was ist nur passiert!“

„Los! Legt ihr einen Zugang. Sofort! Sie braucht Adrenalin! Wo bleibt nur der Hokage!!! Schickt noch einmal eine Nachricht!! Wir haben beide Hatake hier!! Sofort!!!“

Krankenhaus. Ich war wohl im Krankenhaus. Ich war wach. Ich bekam mit, was sie mit mir machten. Und doch. Ich hatte meine Augen geschlossen. Wollte sie nicht öffnen. Nichts sehen.

Oh, Gott.

Schmerzen!! So unglaubliche Schmerzen!!! ES TUT SO WEH!!! BITTE! BITTE HELFT MIR!!! MACHT, DASS DIESE SCHMERZEN VERSCHWINDEN!! IHR SEID DOCH ÄRZTE!!! MACHT WAS GEGEN DIESE SCHMERZEN!! MEINE BRUST!! MEIN ARM!! MEIN HERZ!!! MEIN HERZ!!!! MACHT DOCH ETWAS!!!!!
 

Ich weiß es noch genau. Mit einem Schlag. Mit einem Schlag hörten die Schmerzen auf. Sie mussten mir etwas verabreicht haben. Etwas gegen die Schmerzen. Und das Mittel war so stark gewesen. Ich musste wohl eingeschlafen sein und geträumt haben. Ich hatte geschlafen und geträumt. So hatte ich es damals gesehen. Und dieser Traum. Ihn würde ich nie wieder vergessen. Hatte ich geträumt? Oder hatte ich verarbeitet? Auf jeden Fall war er intensiv gewesen. Dieser Traum – oder was er sonst noch war.
 

Wieder das Lachen dieses kleinen Mädchens aus dem Nichts. Irgendwie war ich da und doch nicht da. War ich ein stiller Beobachter? Woher kam das Lachen? Und dann noch eine andere Stimme. Nicht die des Jungen. Eine weibliche Stimme. Sie war so ‚ schwebend’. Ein Schatten neben mir. Ein Umriss einer unbekannten Figur. Eine klare, warme, weibliche Stimme.

„Kazosomane. Erkennst du dieses Lachen.“

„Träume ich?“

„Das kann ich dir nicht sagen.“

„Wer bist du?“

„Du meinst, was bin ich. Und das kann ich dir nicht sagen. Das weiß ich selbst noch nicht.“

Dunkelheit umgab mich. Ich konnte nichts erkennen. Aber da war immer wieder dieses Kinderlachen. Und diese Frauenstimme, die zu mir sprach.

„Vielleicht bin ich du, Kazosomane. Vielleicht bin ich ein Teil von dir. Dein Unterbewusstsein. Vielleicht bin ich auch ein Fremder. Vielleicht ist das ein Traum. Vielleicht auch nicht. All das kann ich dir nicht sagen. Ich kann es nicht sagen, weil ich es selbst nicht weiß. Ich weiß nur eines. Ich bin hier bei dir, um dir etwas zu zeigen.“

Was war hier nur los? Es war so unwirklich. Ein Traum. Ja. Sicher. Es war ein Traum. Ich war ja gerade im Krankenhaus und hatte etwas gegen die Schmerzen bekommen. Nebenwirkungen von solchen Medikamenten waren häufig Alpträume. Okay. Dies hier schien bisher kein Alptraum zu sein. Aber es war wohl ein Traum. Bei einem Traum sollte man mitspielen. In Träumen verarbeitete der Geist Situationen, Aktionen, Geschehnisse. Einfach alles Erlebte. Träume heilten die Seele. Also sollte ich mit dieser fremden Stimme sprechen.

„Du musst mir etwas zeigen? Was ist es? Und warum?“

„Erinnerungen. Augenscheinlich verdrängte Erinnerungen. Echte Erinnerungen.“

„Echte Erinnerungen?“

Was zum Teufel waren echte Erinnerungen? Diese Stimme schien wohl meine Gedanken lesen zu können.

„Echte Erinnerungen sind alle Ereignisse, die du erlebt hattest. Sie sind objektiv in deinem Unterbewusstsein gespeichert. Diese Erinnerungen sind die unverfälschte Wahrheit, von das was du tatsächlich erfahren hast, ohne den Einfluss von Emotionen und Gedanken. Ohne eine subjektive Sichtweise, die eines Kindes zum Beispiel.“

„Alles was ich erlebt habe, in der unverfälschten, objektiven Wahrheit verpackt..... Das ist unmöglich. Der Mensch ist nicht objektiv. Bin ich ein Kind, habe ich die Sicht eines Kindes. So einfach.“

„Aber wenn du ein Erlebnis heute aufrufst, kannst du dieses neu ordnen und sortieren. Und als ein erwachsener Mensch neu beurteilen.“

Eine Erinnerung wieder hervorrufen und neu bewerten? Und das ging?

Okay, Kazuu. Denk nur daran, dass du träumst. Diese Stimme ist auf jeden Fall irgendetwas von dir. Dein Unterbewusstsein. Oder dein Gewissen vielleicht. Irgendetwas. Und diese Stimme will dir etwas sagen. Sie hat eine Botschaft für dich.

In meinem Traum atmete ich einmal tief durch.

„Du willst mir meine Erinnerungen zeigen. Welche?“

„Folge dem Lachen. Dann wirst du sie finden.“

Dem Lachen folgen? Na, gut. Kindergelächter. Weit entfernt. Süd- West von mir. Da. Es war eine Mädchenstimme. Ich sollte ihr folgen. Na gut. Also folgte ich ihr.
 

Was? Das war doch...... Das war unser Haus. Unser Eingang. Und da.... Das Lachen. Dieses Lachen. Ein kleines Mädchen. Nicht älter als drei Jahre alt. Traditionelles Gewand. Schulterlange silberne Haare, die wild stets die Sicht aus den Augen störten. Das rechte Knie leicht aufgeschürft. Der rote Kimono mit Grasflecken übersehen. Dieses kleine Mädchen. Lachte fröhlich. Und hielt etwas in der Hand. Ja. Kleeblatt. Es war ein vierblättriges Kleeblatt. Dieses Mädchen. Es war draußen gewesen. Hatte wohl wild gespielt. Und ein Kleeblatt gefunden. Jetzt sah es in Richtung Wohnzimmer und strahlte. Dieses Kleine Mädchen.........

„Das..... ich glaube...... das bin ich, aber....... daran kann ich mich nicht erinnern.“

„Doch. Das kannst du.“

Diese Stimme blieb wohl an mir heften. Sie war einfach da. Ich sah zu diesem kleinem Geschöpf. Ja..... Ja.. Früher hatte ich immer einen Kimono getragen. Aber das war doch sogar noch vor dem Krieg. Also, das war doch viel zu lange her. Dieses Mädchen. Also.... Ich.... Mein kleines Ich sah zum relativ weit entferntem Wohnzimmer und strahlte. Warum? Warum hatte ich so gestrahlt? Überhaupt. Wann war ich denn so unbeschwert? Ich folgte ihren Blick. Verdammt......

„Warum ist er in meiner Erinnerung? Warum willst du mir ausgerechnet Kakashi zeigen?“

Er war es. Dieser Kakashi war selbst noch ein Kind. Und doch kein Kind. Wenn ich zu der Zeit drei gewesen bin, dann war er wohl gerade mal elf. Er stand da. Schwarze Uniform. Konoha- Stirnband. Und dieser Kakashi trainierte wohl gerade. Körperbeherrschung. Kampfkunst. Immer wieder Schläge und Tritte gegen die Luft. Höchste Konzentration von ihm. Kakashi! Warum? Warum musste sich meine Erinnerung um ihn drehen?

„Ich will nicht..... Ich kann ihn nicht ertragen. Nicht jetzt.“

„Es ist deine Erinnerung. Kakashi ist dein Bruder. Ob du willst, oder nicht. Er ist eine wichtige Person für dich.“

„Jetzt nicht mehr.“

„Vielleicht. Aber damals nicht. Sieh zu.“

Zusehen. Da. Das jüngere Ich stürmte los. Freudestrahlend und lachend. Direkt auf den jüngeren Kakashi, der ernsthaft trainierte. Das vierblättrige Kleeblatt in der Hand.

„Kakashi! Kakashi! Kakashi! Schau doch! Ich hab was für dich! Kakashi!“

Ein Treffer. Mein jüngeres Ich stürzte. Kakashi. Er hatte trainiert. Ein Tritt in die Luft. Ein Tritt. Er hatte nicht mehr stoppen können. Kakashi traf das Gesicht des kleinen Mädchens.

„NEIN! ES REICHT!!!“

Dunkelheit. Dunkelheit umgab mich. Die Stimme. Die Stimme klang ernst.

„Kazosomane. Was denkst du jetzt.“

„Früher..... schon früher...... sogar als ich klein war..... er.... er hasste mich schon immer.“

„Kazosomane. Denkst du das wirklich?“

„Du hast es doch gesehen. Du hast es gesehen. Er hat mich geschlagen.“

Ja. Kakashi hatte mich geschlagen. Er hatte mich geschlagen. Mehr musste ich nicht sehen. An mehr musste ich mich nicht erinnern.

„Kehr zurück. Kehr in diese Erinnerung zurück. Denn, was du gerade gemacht hast, war es nur ein Fragment dieser Erinnerung anzunehmen. Das Fragment, das in deine derzeitige Gefühlswelt passt. Erinnere dich an das ganze Bild.

Das ganze Bild......

Weinen. Dann die weiche Jungenstimme.

„Es tut mir Leid..... Kazosomane.“

Die Erinnerung. Sie war wieder da. Das kleine Mädchen in dem roten Kimono saß auf dem Boden und weinte bitterlich. Der junge Kakashi kniete neben sie auf den Boden. Strich fürsorglich über ihr wildes Haar.

„Es tut mir Leid, Kazosomane. Ich habe dich nicht gesehen.“

„Du bist gemein.“

„Kazosomane. Es tut mir Leid. Wirklich Leid. Tut es sehr weh?“

Das kleine Mädchen nickte. Und schniefte. Kakashi umarmte das kleine Ich.

„Kleine Maus. Was hast du denn da in deiner Hand?“

Sie zeigte es ihm. Fing mit einem Schlag an wieder zu lachen. Der Schlag war vergessen. Einzig Kakashi’ s Lächeln, als der die Pflanze sah zählte.

„Ich habe sie gefunden. Am Spielplatz. Die ist für dich.“

„Kazosomane... Danke.“

„Wehe, du haust mich noch einmal.“

Grimmiges Gesicht von dem jungen Ich. Kakashi nickte. Umarmte mich noch einmal. Lächelte.

„Danke, Kleines. Danke für das Kleeblatt.“

„Ich hab dich lieb, großer Bruder.“

„Ich dich auch.“

Kinderlachen.
 

Kinderlachen. Ein Junge. Ein Mädchen. Fröhlichkeit. Frieden.
 

Es tat weh.
 

Kakashi...... Dieser Schlag war ein Versehen gewesen. Er hatte intensiv trainiert und ich war zu ihm gelaufen ohne darauf zu achten. Natürlich war es ein Versehen gewesen. Und er hatte sich sofort entschuldigt. Mich getröstet. Es tat weh. Diese Erinnerung. Wir hatten gekämpft. Kakashi und ich hatten gekämpft. Hatten versucht uns gegenseitig zu töten. Nein!!! ER HASST MICH DOCH!! KAKASHI HASST MICH!!
 

„Denkst du wirklich, ein kleiner Junge hätte diese Zuneigung zu dir spielen können?“

Da war wieder diese Stimme. Sie war wohl mein ständiger Begleiter.

„Dies ist eine echte Erinnerung. Das was du gesehen hast, ist wirklich passiert.“

Echt passiert. Kakashi. NEIN!!!

„Ich habe mit ihm nichts mehr zu tun. Und wenn er früher so war. Wir haben uns oft genug gestritten. Und er hat mich auch oft genug fertig gemacht.“
 

Unser Haus. Kakashi und ich. Wir waren ein bisschen älter. Kakashi..... Sein linkes Auge. Es war verbunden. Also..... Obito war gerade gestorben. Und der Weltkrieg hatte begonnen. Kakashi war wohl kurz vor seiner Einberufung in die Anbu – Einheit. Ja.... Wir aßen wohl gerade zu Mittag, oder so. Okay.... Kakashi aß. Mein anderes, jüngeres ich – keine sechs Jahre alt – stocherte nur lustlos herum. Der junge Kakashi seufzte traurig.

„Kazosomane..... bitte..... iss doch einfach das Curry.“

„Nein!“

„Kazosomane... ich habe wirklich grad keine Nerven dafür. Jetzt iss auf.“

„Nein! Es schmeckt nicht. Du kannst nicht kochen.“

Kakashi.... er war direkt bleich. Sah allgemein vollkommen fertig aus. Natürlich! Obito war gerade gestorben. Hatte er mir nicht mal davon erzählt? Als ich um Taichi – sensei trauerte? Dann war es also diese Erinnerung.

Ja.......

Es fing an. Mein jüngeres Ich bockte. Und schmiss den Teller mit roher Gewalt auf den Boden.

„Das hast du jetzt davon!!!“

„KAZOSOMANE!!!!“

Schepperndes, zerbrechendes Geschirr. Ohrenbetäubender Lärm. Kakashi... Er ist schlagartig aufgesprungen. Hatte einen zornigen Schrei losgelassen. Den Esstisch umgeworfen. Schoss zu der kleinen Kazosomane.

Wieder diese Stimme.

„Du weißt es, nicht wahr. Zu dieser Zeit hatte Kakashi keine Kontrolle über sich. Du warst noch so klein. Und kleine Kinder sind nun mal trotzig. Und manchmal frech. Zu diesem Zeitpunkt konnte er es nicht ertragen. Er war zu verletzt.“

Kakashi. Er hatte das kleine Ich umgeworfen. Und zugeschlagen. Ein einziges Mal. Mit der Faust in das Gesicht des kleinen Mädchens. Dann schreckte er zurück.

„Kazuu..... Kazuu..... tut mir Leid....... Es...... Ich kann nicht mehr..... Ich kann nicht mehr!!!!!“

Er stürmte hinaus. Er stürmte aus dem Haus. Mein jüngeres Ich. Fing leise an zu weinen. Weinte. Und blutete im Gesicht. Weinte.
 

„Kakashi....... Warum habe ich mir diese Erinnerung ausgesucht?“

„Du suchst Konflikte. Konflikte zwischen dir und deinem Bruder. Erinnere dich weiter. An diesem Tag. Was geschah dann? Es hat dich geprägt. Unterbewusst.“

Unterbewusst?

Uchiha. Mikoto Uchiha. Sie stand vor der Tür. Vor unserer Hauseingangstür. Kakashi..... Er stand nur da. Neben ihn ein Koffer. Das war mein Koffer. Mein Koffer. Oh, Gott. Genau…. Das war damals, als…….

„Du musst zu den Uchihas, Kazosomane. Bitte.“

„Kakashi?“

„Es tut mir Leid, Kazosomane. Du kannst nicht hier bleiben. Du kannst jetzt nicht hier bleiben.“

„Kakashi..... nicht.....“

Mikoto nahm mein jüngeres Ich an die Hand. Sah traurig zu dem jungen Kakashi. Er weinte. Ja. Er weinte. Und mein jüngeres Ich weinte. War das wirklich geschehen? Warum wusste ich nichts mehr davon? Da standen wir. Kakashi, der sich zu meinem jüngeren Ich kniete. Unter Tränen zu erklären versuchte, warum sie im Moment nicht zusammen bleiben konnten. Eine kleine Kazosomane, die nicht verstand, warum sie nicht daheim bleiben durfte. Tränen. Unendlich viele Tränen.

„Kazosomane. Bitte.... bitte....es geht einfach nicht.“

„Kakashi! Kakashi!! Kakashi!! Ich will nicht weg. Ich will nicht!“

„Kazuu, du musst gehen. Du musst mit Mikoto gehen. Ich kann es dir noch nicht erklären, warum. Aber du musst.“

„Nein, Kakashi!“

„Geh jetzt. Geh!“

Weinen. Tränen. Unendlich viele Tränen.
 

„Er hat dich weggeschickt. Heute weißt du, warum. Oder du kannst es dir vorstellen.“

Ja. Er schickte mich weg. Diese Stimme hatte Recht.

„Er schickte mich weg. Kakashi..... er.... wollte mich beschützen..... Denke ich.“

„Er wollte dich also beschützen? Wovor wollte er dich beschützen? Denk weiter. Du weißt es.“

„Er wollte mich beschützen. Vor sich.“

Ja. Kakashi war damals verletzt gewesen. Innerlich. Seelisch. Anscheinend hatten wir wohl etwas gemeinsam. Er war damals unendlich aggressiv. Unberechenbar. Ich war noch ein kleines Kind. Ich hatte es nicht verstanden. Nicht verstanden, dass er trauerte. Dass er keine Kontrolle über sich hatte. Ich hätte ihn viel leichter reizen können. Deshalb hatte man uns getrennt.

„Jetzt geh in deiner Erinnerung weiter. Nach zwei Wochen durftest du nach Hause. Was geschah dann?“
 

„Kazosomane. Ich habe dir weh getan.“

Kakashi kniete wieder zu der kleinen Kazosomane. Und umarmte sie fest. Flüsterte ernst.

„Ich habe dich geschlagen. Und das tut mir Leid. Du bist eben so wie du bist. Wenn du etwas willst, sagst du es. Wenn du etwas nicht willst, sagst du es auch. Das ist gut. Das habe ich dir beigebracht. Und genau deshalb darf ich dich nicht schlagen, wenn du zu deiner Meinung hältst. Ich darf dich nie schlagen, denn du bist meine Schwester.“

„Kakashi...... darf ich jetzt daheim bleiben? Bist du nicht mehr böse und schickst mich weg?“

„Gott, Kazuu. Nein..... Nein....“

Eine deutlich festere Umarmung. Entsetzen in seiner Stimme.

„Nein, Kazuu. Ich bin dir nicht böse. Das bin ich nicht. Ich schicke dich nicht weg. Niemals. Nie! Du bist meine kleine Schwester. Du bist meine Familie. Meine einzige Familie. Wir müssen zusammenhalten. Wir müssen unbedingt zusammenhalten. Du bist meine kleine Schwester. Und ich bin dein großer Bruder. Wir haben nur uns.“

„Warum?“

Die kleine Kazosomane fing mit einem Schlag an zu weinen. Genau. Ja. Ich wusste nun, warum sie weinte. Die Kleine hatte in diesen zwei Wochen eine ganz neue Erfahrung gemacht.

„Warum haben wir nur uns. Itachi. Er hat einen Papa. Und er hat eine Mama. So viele.... alle haben sie Papas und Mamas. Wo ist meine Mama? Wo ist mein Papa? Wo sind unsere Eltern, Kakashi? Warum sind sie tot?“

„Kazosomane.“

Kakashi. Er fing ebenfalls wieder an zu weinen.

„Mama und Papa. Sie sind tot. Schon so lange. Ich weiß nicht, warum sie sterben mussten. Sie waren krank. Sie waren beide krank. Und deswegen mussten sie sterben. Mama musste früher sterben, als Papa. Aber beide waren krank. Deswegen mussten sie sterben.“

„Aber..... aber das ist gemein!“

„Ja. Kazuu. Wir haben nur uns. Aber wir haben uns. Wir bleiben zusammen. Du und ich. Wir sind eine Familie. Du und ich. Wir bleiben zusammen. Für immer. Das schwöre ich.“
 

„Das hat er geschworen? Warum soll ich mich daran erinnern? Wir haben gekämpft. Kakashi und ich. Wir haben gekämpft. Es ist doch alles außer Kontrolle geraten.“

„Kakashi ist dein Bruder. Er ist deine Familie.“

„Ist er das wirklich?“

Die Stimme klang traurig.

„Du kennst deine Erinnerungen. Du kennst sie doch. Du weißt, wie es ist. Dies waren nur zwei deiner Erinnerungen. Es gibt doch so viele. Sieh hin. Sieh genau hin.“

„Was soll ich sehen?“

„Sieh in den Spiegel.“

Spiegel? Dunkelheit. Absolute Dunkelheit. Und da? Genau vor mir. Ein einfacher Standspiegel. Er war zerbrochen. Ein ungleiches Bild. Mein Spiegelbild. Mein Gesicht. Die Haare zerzaust. Das Gesicht blutüberströmt. Die Kleidung zerrissen. Die Arme übersehen von Hämatomen. An meiner linken Brust. Verbranntes Fleisch. Keine breite Wunde. Ein Durchmesser von sechs oder acht Zentimetern. Kakashi. Sein Raikiri. Er hatte präzise gearbeitet. Sein Ziel war nicht die Fläche. Sein Ziel war der Punkt. Der Punkt genau an meinem Herzen. So wie ich es bei ihm getan hatte. Das hatte er mir beigebracht.

Mein Spiegelbild. Mann. Ich war wirklich ein trauriger Anblick. Aber....

„Warum ist der Spiegel zerbrochen?“

„Das ist der Spiegel deiner Seele.“

„Spiegel meiner Seele? Warum ist dann.....“

„Eine gebrochene Seele.“

Eine gebrochene Seele? Ich war gebrochen. Ich war tatsächlich gebrochen. Diese Stimme. Sie klang überrascht.

„Also weiß ich es jetzt. Ich weiß es.“

„Du weißt es?“

„Ich weiß, was ich bin. Ich kann mich dir jetzt offenbaren. Deine Zeit hier ist bald um. Ich werde mich dir offenbaren.“
 

Dunkle, lange Haare. Dunkle Augen. Ein schmales und doch freches Gesicht. Langes, weißes Kleid. Sanftes Lächeln. Erwachsenenalter. Ja. Ich kannte dieses Gesicht. Ich hatte es mal gesehen. Sanjala hatte es mir auf einem Foto gezeigt. Ein Gesicht auf dem Markt. Diese Person. Diese Stimme war....
 

„Mutter.......“

„Kazosomane. Du bist so hübsch geworden.“

Die Verletzungen waren verschwunden. Ich sah in den zerbrochenen Spiegel. Da stand ich. Kein einziges Hämatom an meinem Körper. Ein langes, weißes Kleid. Das gleiche, das sie trug. Tränen. Stille Tränen.

„Was..... was passiert hier? Ist das ein Traum?“

„Du wirst es schon sehr bald erfahren. Es ist zumindest eine Reise in dein wirkliches, reines Ich. Du hast dich erinnert. Du hast dich an deinen Bruder erinnert.“

„Kakashi....... Du beschützt ihn. Vor mir?“

„Nein. Meine süße, kleine Tochter. Ich stehe zu ihm. Und ich stehe zu dir. Du und er. Ihr seid eine Familie. Ihr seid Fleisch und Blut. Ihr seid meine Kinder. Alle beide.“

„Wir sind deine Kinder...... Kakashi und ich........... Aber.... habe ich dich getötet. Starbst du, als ich geboren wurde? Starbst du, weil ich lebe?“

Konnte das sein? War das wirklich alles wahr. Diese Frau, dieser Geist, war das meine Mutter? Sie strahlte diese Wärme aus. Diese Güte. Sie lächelte mich an. Berührte mich an meiner Hand.

„Meine Tochter. Du bist nicht schuld. Das du lebst macht mich glücklich. Nur glücklich.“

„Aber ich habe Kakashi......“

„Du und dein Bruder. Ihr seid beide meine Kinder. Beide. Ihr seid eine Familie. Du wirst bald aufwachen. Bitte. Bitte höre ihm zu.“

Dunkelheit. Absolute Dunkelheit. Nur noch Mutter’ s Stimme in der Ferne.
 

„Bitte. Hör deinem Bruder zu. Er und du. Ihr seid eine Familie. Hör ihm zu.“
 

Schmerzen. Starke Schmerzen. Lautes, rhythmisches Piepsen eines Monitors. Stimmen. Autsch, verdammt. Mein Kopf. Langsames Öffnen der Augen. Es blendete. Und brannte. Intensivstation. Eindeutig. Überall Schläuche. Infusionen. Sauerstoffbrille an der Nase. Pulsoxymeter an dem Finger. EKG – Elektroden an meinem Körper. Schmerzen. Überall Schmerzen. Da. Sie stand in meiner Nähe. Und redete mit einem Arzt. Tsunade und der Doktor. Sie sahen nicht, dass ich wach war. Anscheinend war es eine Übergabe. Der Arzt redete, der Hokage hörte zu. Wie ich. Still und heimlich. Übersetzte in meinem Kopf.

„Rippenserienfraktur links, 3. – 7. Rippe“

Fünf Rippen gebrochen.

„Fraktur der linken Elle, sowie der Speiche.“

Unterarmknochen waren gebrochen.

„Puls ist tachykard und a-rhythmisch.“

Mein Herz schlägt zu schnell und nicht im selbem Rhythmus.

„Es wurde eine akute, dekompensierte Herzinsuffizienz diagnostiziert.“

Mein Herz. Es ist viel zu schwach.

„Commotio mit Hirnblutung unbekannter Genese.“

Eine Gehirnerschütterung. Und Blutung, dessen Ursache noch nicht ergründet wurde. Das war mein Kanyouinjuu gewesen.

„Rezidivierende Synkopen.“

Daran kann ich mich gar nicht erinnern. Anscheinend wurde ich immer wieder bewusstlos.

„Hypertonie. Eine Vielzahl von Hämatomen, Schürfwunden und Prellungen. Das ist einfach unfassbar. Ich weiß nicht, was nur in sie gefahren ist. Und in ihm. Das ist schlimm.“

“Und es wird dezent behandelt. Die offizielle Version lautet anders. Beide wurden von Unbekannten angegriffen. Die Suche nach den Tätern läuft im vollem Gange. Was gibt es noch für Diagnosen.“

Noch mehr Diagnosen? Was denn noch? Da war es also. Da war es. Es war kein Traum gewesen. Der Arzt sagte es. Er sagte es.
 

„Zustand nach Reanimation“

Rehabilitation - Ich muss weiter leben

Ich war also gestorben. Ich war wirklich gestorben. Kakashi hatte es geschafft. Er hat mich getötet. Und trotzdem. Ich lebe. Warum? Warum hatten sie mich zurückgeholt? Was sollte ich jetzt nur machen? Ich hatte meine Mutter gesehen. Ich hatte sie gesehen. Warum? Warum habt ihr mich hierher zurückgeholt? Meine Mutter. Sie war bei mir gewesen. Das war nicht die Hölle gewesen. Aber.....

Warum habt ihr mich zurückgeholt? Was soll ich nur machen. Nein – trotz allem. Ich werde nicht mit ihm reden. Das ist vorbei. Mit ihm will ich nichts mehr zu tun haben. Vielleicht hatte ich mich geirrt. Vielleicht hatte er mich nicht gehasst. Aber jetzt? Jetzt hasste er mich bestimmt. Ich hatte Kakashi provoziert. Ich hatte gegen ihn gekämpft. Wir hatten wirklich ernsthaft gekämpft. Und er.... Kakashi hatte mich wirklich getötet. Er hat mich umgebracht. Scheiße!! Und jetzt. Jetzt hatte ich wieder Schmerzen. Unglaubliche Schmerzen. Diese Brutalität in unserem Kampf. Er hatte mich fertig gemacht. Verdammt.
 

Und jetzt lag ich da. Herzbettlage. Kopf und Füße hochgestellt. Drei Arten von Infusionen. Ich wusste nicht mehr wann. Aber sie hatten mir einen zentralen Venenkatheter gelegt. Dies bedeutete, ich hatte praktisch eine Nadel, die an meiner Clavicula herausragte. Dort war so eine Art extrem dünner Schlauch, die an einer Vene bis zum meinem Herzen verlief. Mit diesem Katheter bekam ich die Infusionen. Unmengen von Tabletten. Tropfen. Monitoring. Schnelles, unregelmäßiges Piepsen. Mein Puls spielte offensichtlich verrückt. Sehr niedriger Blutdruck. Verdammt. Im Grunde war ich an meinem Bett gefesselt. Ich durfte und konnte nicht aufstehen. Mein Herz. Ich spürte schmerzhaft, wie es schlug. Hatte Probleme mit dem Atmen. Die Sauerstoffbrille an meiner Nase juckte unglaublich. Und die Tabletten. Diese Tabletten und Tropfen. Ich wusste, welche Medikamente das waren.

Was sollte das?
 

Psychopharmaka. Beruhigungsmittel.
 

Warum? Klar. Blutdrucksenker, β – Blocker. Analgetika. Und so weiter. Alles verständlich. Aber Antidepessiva. Tavor. Also Sedierung. Was sollte das? Nein. Ich werde mich nicht ruhig stellen lassen. Ich werde sämtliche Medikamente nehmen! Nur nicht die Psychopharmaka. Ich bin nicht gestört!!
 

Meine Stimme. Sie war schwach. Kaum über ein Flüstern hinaus. Anscheinend hatte ich eine persönliche Pflegekraft. Ein Einzelzimmer – intensiv. Eine Pflegekraft war stetig bei mir. Eine ältere Frau mit wirklich missmutigen Blick. Diese sprach ich an.

„Warum....... Ich nehme die... Psychopharmaka nicht.... Ich brauche sie nicht.“

„Sie sind gerade erst langsam wach geworden und schon fangen Sie an zu stören. Sie nehmen alle Medikamente, junge Dame.“

Husten meinerseits. Schmerz. Meine Rippen. Mein Arm. Mein Kopf. Mein Herz. Mein Herz. Stetiger Dämmerzustand. Ich schwitzte leicht. Schmerz. Verdammt. Und dann diese Krankenschwester. Sah mich streng an. Erneuerte eine Infusion.

„Sie waren schon ein paar Mal hier in unserem Krankenhaus. Aber das hier. Einfach unfassbar. Der Hokage hat sämtliche Medikamente angesetzt. Ich habe die Order mich um Sie zu kümmern. Keine Besucher, kein anderes Pflegepersonal, nur ausgesuchte Ärzte. Sie bleiben in diesem Zimmer. Und Sie nehmen die Medikamente. Alle Medikamente.“

Verdammt. Das würde eine nette Zeit werden. Diese Schmerzen. Überall verkabelt. Äußerst schlechte Laune. Hitze. Müdigkeit. Und noch diese Schwester. Und dabei war ich auch noch selber Schuld.
 

Eine Woche bereits. Ich lag seit einer Woche im Krankenhaus. In diesem einzelnen Intensivzimmer mit dieser einer einzelnen Schwester. Hokage Tsunade und zwei weitere Ärzte untersuchten und behandelten mich täglich zum ‚Minimaltarif’. Alles. Alles ließ ich zu. Ließ mich behandeln. Wehrte mich nicht. Ich war schwach. Eine Woche und ich hatte es gerade mal geschafft mich mit größer Mühe an den Bettrand zu setzen. Bekam immer wieder schlecht Luft. Immer wieder diese Brustenge. Immer wieder Schwindelanfälle. Herzrasen. Übelkeit. Schmerzen. Durchgehende Schmerzen. Mal stark, mal schwach. Müdigkeit durch die Beruhigungsmittel. Niedriger Blutdruck. Allgemeine körperliche Schwäche. Lustlosigkeit. Die meiste Zeit schlief ich auf Grund der Sedierung. Bekam wenig mit. Und hatte keinerlei Interesse. Liegen. Schlafen. Isolation. Das war alles, was es gab. Ich bekam nichts mit. Immerhin sah ich nur diese vier Menschen, sonst niemanden. Kein Fernseher. Keine Zeitung. Kein Besuch. Nichts. Ich war von der Außenwelt abgeschirmt. Aber das war gut so. Ja, es war gut. Und ich reagierte auf meine eigene Weise. Ich schwieg einfach. Wie gesagt. Ich bekam sowieso kaum etwas mit. Aber war ich wach, schwieg ich. Ich hatte keine Lust. Keine Lust Fragen zu beantworten. Mich zu rechtfertigen. Was da passiert war. Dieser Kampf zwischen Kakashi und mir ging niemanden etwas an. Sie hätten sich nicht einmischen dürfen. Kakashi hatte mich getötet. Warum mussten sie mich dann zurückholen? Jetzt musste ich mich diesen Kerl irgendwann stellen. Wahrscheinlich..... Ich hatte keine Ahnung, was mein Bruder alles abbekommen hatte. Aber egal...... nein. Natürlich nicht egal. Ich musste es zugeben. Kakashi. Ich war nicht mehr zornig. Nicht mehr so voller Hass. Das war so dumm gewesen. Warum hatte ich mich nur in so eine Behauptung hineingesteigert? Warum war ich bloß so labil? Kakashi. Das war nicht einmal ein Streit gewesen. Das war reiner Krieg. Und ich hatte ihn in meiner Verzweiflung angefangen. Scheiße. Aber er. Kakashi hatte mich umgebracht. Er hatte genauso die Verantwortung wie ich für diesen Kampf. Nein. Ich konnte Kakashi nicht mehr gegenübertreten. Ich war viel zu sehr verletzt. Seelisch. Und ich hatte ihn verletzt. Mein Gott. Ich hatte ihn erst erstochen. Und dann. Ich war auf ihn losgegangen. Mit Raikiri. Und er auf mich....... Nein. Ich kann ihn nicht sehen. Nie wieder. Nie, nie wieder. Wir hatten uns viel zu sehr verletzt. Auch wenn er mich vor dem Kampf wohl doch nicht hasste, jetzt tat er es bestimmt. Und ich hatte es verdient. Ich hatte es verdient hier zu liegen. In diesen einzelnen, isolierten Zimmer. Mit all diesen Schmerzen. Mit dieser Schwäche. Mit diesem schwachen Herzen. Mit diesem gebrochenem Herzen. Ich konnte hier nur liegen. Mehr auch nicht. Nur liegen und über mein Verhalten nachdenken. Mein grausames Verhalten meines Bruders gegenüber.
 

Nochmals zwei Wochen später konnte ich mich zumindest ordentlich bewegen. Mein Herz war immer noch zu schwach. Meine Lippen. Meine Finger, Zehen. Sie wurden bei jedem Versuch aus dem Bett aufzustehen zyanotisch. Mein Körper war zu geschwächt. Mein Herz versorgte ihn mit viel zu wenig Sauerstoff. Also wurde er künstlich mit O2 versorgt. Und diese Schmerzen. Immer wieder diese Schmerzen. Vor allem an den Rippen. Äußere Verletzungen schienen langsam, sehr langsam zu halten. Einige Schürfwunden waren noch immer offen. Hämatome wurden zwar kleiner, verschwanden aber nicht ganz. Zumal sich neue durch diese Antithrombosenspritzen in meinem Bauch ergaben. Immer wieder Schmerzmittel. Seditiva. Aber langsam, ganz langsam konnte ich mobilisiert werden. Zuerst waren es nur wenige Schritte. Vielleicht zwei oder drei. Unter strenger Bewachung meines Herzens. Und meiner Atmung. Je nachdem wie mein Zustand war konnte ich die Mobilisation voranschreiten. Mit Krücken. Damit ich einen stabileren Stand bekäme. Mein Körper war noch zu schwach, um mein Gewicht eine zeitlang selbst zu tragen. Nach einigen Tagen erfolgreichen Herumgehens in meinem Zimmer war es endlich soweit. Ich durfte in Begleitung dieser Pflegerin – ich nenne sie gerne Schwester Griesgrämig – einige Meter auf dem Krankenhausflur gehen. Endlich mal aus diesem kahlen Zimmer heraus.
 

Wer hätte gedacht, dass ein Flur so ungeheuer aufregend sein kann. Neue Gerüche. Nette Bilder. Neue Gesichter. Ein neuer Raum. Menschen. Viele Menschen. Pfleger und Ärzte. Anderes Krankenhauspersonal. Leben. Belebte Bilder. Menschen. So viele Menschen. Hatte ich lange nicht mehr gesehen. Und dann er....

Mein Herz.

Mein Herz. Ich spürte es rasen. Unregelmäßig Schlagen. Schmerzhaftes Ziehen. Brustenge. Kurz davor, zu weinen. Schweigen. Kaltes Schweigen. Ich blieb einfach stehen. Gestützt durch die Krücken. Ignorierte das leichte Schimpfen der Krankenschwester. Da war er. Ging in meine Richtung. Langsam, leicht humpelnd. Gestützt durch eine Schwester. Sehr blasse, fahle Haut. Haare sogar wilder als sonst. Maske über sein Gesicht. Verbundene Hände. Kopf verbunden. Zusammengenähte Platzwunde über dem rechtem Auge, das mich eiskalt durchbohrte. Sämtliche Personen auf dem Flur schienen zu verschwinden. Ich nahm sie kaum noch war. Keine Stimmen. Keine Gesichter. Nur einer. Kakashi. Er sah mich an. So kalt. Verbittert. Ich stand nur da. Etwas wackelig. Aber das war egal. Vollkommen egal. Kakashi. Langsame Bewegungen. Er sah mich direkt an. Schwieg eisern. Kam näher. Immer näher.

Mein Herz.

Ich war wie versteinert. Kakashi. Was hast du vor? Dein Blick. Wie du mich ansiehst. Ich habe dir weh getan. Wirklich, wirklich ernsthaft weh getan. Physisch natürlich. Aber vor allem psychisch. Ich habe dich angegriffen. Ich habe dich verletzt. Dir Vorwürfe gemacht. Ich habe dich fertig gemacht. Schon von Anfang an. Bereits als kleines Kind habe ich mich gegen dich aufgelehnt. Und jetzt. Jetzt war es wohl entgültig vorbei. Wir waren wohl keine Familie mehr. Und es war wohl meine Schuld.

Mein Herz.

Kakashi. Immer nur diese kalte Mimik. Langsame Schritte. Hin und wieder schmerzhafte Miene. Er war schon nah. Ganz nah. Sah mich klar an. Und......
 

..... ging an mir vorbei.
 

Kakashi...... er hatte nichts gesagt. Mich nicht angesprochen. Mich nur mit dieser Kälte angesehen. Sonst nichts. Er lief einfach an mir vorbei. Ohne ein Wort. Kakashi......

Die Welt schien sich wieder weiterzudrehen. Ich nahm meine Mitmenschen wieder wahr. Schwester Griesgrämig, die mich mit einen rüden Tonfall ansprach, ich solle ihr endlich antworten. Aber das war egal. Ich redete doch sowieso nicht. Aber ich sah ihm nach. Kakashi. Er hatte mich letztendlich ignoriert. Kakashi........
 

„Kazosomane Hatake.“

Tsunade klang streng. Ich war wieder in mein Zimmer. Schlechter drauf als die letzten drei Wochen zuvor. Schwieg weiter. Hatte die Augen geschlossen. Hörte einfach meinem Hokage zu.

„Kazosomane. Ich weiß, du bist wach. Ich will von dir hören, was mit euch passiert ist. Was habt ihr nur getan?“

„..........“

„Du redest seit Wochen nicht mehr. Ich weiß, dass dies nicht das erste Mal ist. Dieses Verhalten hattest du wohl schon einmal zuvor zu Tage gebracht. Das ist wirklich nicht gesund.“

Langsam öffnete ich die Augen. Sah die Frau an.

„Kazosomane. Warum kannst du mir denn nicht erzählen, was ihr getan habt. Ich weiß es doch schon längst. Aber ich möchte es von dir und Kakashi hören. Auch er schweigt dazu.“

„..........“

„Verdammt noch einmal. Ist es euch denn nicht bewusst, was ihr getan habt? Dieser Kampf ist eine Gefahr für das Dorf. Kazosomane. Du bist gestorben. Wir mussten dich reanimieren. Und Kakashi. Er ist fast verblutet. Die Stichverletzung hat seine Milz erwischt. Wir mussten sie ihm entfernen. Er hatte einige Transfusionen erhalten. Auch sein Herz schlägt a- rhythmisch und ist schwach. Dein Angriff hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Nur, dass seine etwas stärker war.“

„.......“

„Du merkst selber, wie schwach du bist. Eure beiden Herzen sind stark geschwächt. Es ist kein Wunder. Eure Jutsus hatten eine ungeheure Kraft. Ich werde alles menschenmögliche versuchen eure Herzen zu stärken. Dies wird ein harter Prozess, welches einige Operationen und eine lange Rehabilitationszeit voraussetzt. Und es wird nur funktionieren, wenn du es wirklich willst. Kazosomane.“

Ein verwirrter Blick zu ihr.

„Ich habe deine Unterlagen durchgelesen. Ich habe dich die letzten Jahre beobachtet. Meine Vermutung. Eine schizotypische Persönlichkeitsstörung. Keine schwere. Aber sie ist vorhanden. Und derzeit eine Depression, die durch euren Streit ausgelöst wurde. Es ist gefährlich. Dein Verhalten ist gefährlich. Du musst dich unbedingt auch hierbei therapieren lassen. Ich weiß nicht, wie du das hier sonst überleben willst. Kazosomane. Du wirst alle deine Kräfte brauchen. Physisch und psychisch. Sonst wirst du dieses Krankenhaus nicht lebendig verlassen.“

Im Grunde genommen war mir das egal. Aber ich hörte zu. Hörte ganz genau zu, was Tsunade zu sagen hatte.

„Hör zu. Du und dein Bruder. Was ihr getan habt, kann nicht ohne Konsequenzen bleiben. Ihr werdet sowieso nicht fähig sein, in den nächsten Monaten eine Mission anzunehmen. Aber ich muss euch suspendieren. Euch beide. Auf unbekannte Dauer. Wahrscheinlich werde ich Kakashi früher einsetzen. Ihn brauche ich wirklich am Meisten. Aber du. Du bist unglaublich talentiert. Das Dorf braucht jemanden wie dich. Aber du musst gesund werden. Gesund genug, um eingesetzt zu werden. Du musst anfangen dein Leben zu meistern. Du kannst nicht immer wieder in Konflikte geraten. Du kannst nicht immer gegen deine eigene Leute kämpfen. Du musst dich therapieren lassen, sonst wirst du nicht mehr lange leben.“
 

Nicht mehr lange leben...... Wollte ich das denn?
 

Schizotypische Persönlichkeitsstörung.

Affektverflachung – man wirkt von außen hin kalt. Wenige soziale Beziehungen, Rückzugsverhalten, übersteigende Aggression, wahnhaftes Verhalten, paranoide Ideen, zwanghaftes Grübeln.
 

Das bin doch nicht ich. Nein. Ich bin nicht krank. Ich weiß, ich war schon einige Male depressiv. Aber wer war das mal nicht? Lasst mich doch. Und wenn ich sterbe. War das nicht egal? Wem würde ich schon damit schaden? Wem denn? Meinem Bruder? Kakashi wäre wohl eher froh darüber. So oft hatte ich ihn doch verletzt. Ich schadete ihm doch. Also. Warum dann noch leben?
 

Ich hatte geschlafen. Kaum geträumt. Aber ich wachte wieder auf. Hatte die Augen geöffnet. Da saß er. An meinem Bett. Sah mich traurig an. Seufzte. Strich über mein Haar.

„Kazuu...... Wie konntest du das nur machen? Ich habe richtig Angst um dich.“

„Iruka. Ich dachte, ich kriege keinen Besuch.“

„Ich durfte dich sehen. Mit dir reden. Ich habe Tsunade damit genervt. Und ich dachte, du redest nicht. So wie damals.“

Iruka. Seine Augen. Sie waren unglaublich traurig. Er war unglaublich traurig. Kniete sich an mein Bett. Nahm meine Hand. Ich versuchte vergeblich zu lächeln. Er war hier. Bei mir. Dafür war ich so unglaublich dankbar.

„Iruka....... ich rede mit dir. Nur mit dir.“

„Nein... Mach das nicht. Isolier dich nicht schon wieder. Kazuu. Du hast gegen Kakashi gekämpft. Nicht wahr?“

Na toll. Von wegen.

„Dann weiß wohl das ganze Dorf Bescheid. Das ist schlecht. Der Kampf war einzig unsere Sache. Ihr hättet euch nicht da einmischen dürfen.“

„KAZUU!!! Sag das nicht! Nein! Natürlich ist bekannt, dass ihr schwerverletzt im Krankenhaus liegt. Aber es heißt, eine Mission sei gescheitert. Dass ihr gekämpft habt ist meine Schlussfolgerung. Immerhin warst du zuvor bei mir. Und das äußerst abgedreht. Du bist also gestorben. Sie mussten dich zurückholen.“

Ich schluckte bei Iruka’ s Mimik. So besorgt. Und dann noch etwas. Er beugte sich zu mir. Erst langsam und vorsichtig. Dann ein Kuss. Sanft. Überraschend. Seine Lippen waren weich. Ich erwiderte ihn. Wollte es einfach. Wir küssten uns wieder. Intensiv. Sanft und doch leidenschaftlich. Vorsichtig. Und doch genüsslich. Überraschend. So überraschend. Iruka...... Wir küssten uns. Tatsächlich küssten wir uns mit Leidenschaft. Es tat gut. So kurz vor dem Kampf mit Kakashi hatte ich Iruka geküsst und er hatte ihn erwidert. Und jetzt war es umgekehrt. Wir küssten uns. Intensiv. Lang. Iruka.....
 

Langsames Lösen. Mein Herz klopfte wie wild. Einerseits hatte der Kuss sich gut angefühlt. Andererseits war dieses schnelle Herzrasen einfach unerträglich. Schmerzhaft. Mein Herz vertrug diese Aufregung nicht. Genauso wenig mein Verstand. Ich verstand es nicht. Iruka. Er war mein bester Freund...... aber warum hatten wir uns jetzt insgesamt zum dritten Mal geküsst? Iruka war mein bester Freund. Mehr nicht.

„Iruka....... Bitte.....“

„Es tut mir Leid. Ich weiß nicht was.......“

Diese Leidenschaft. Der Kuss hatte so gut getan. Ich war so fertig mit der Welt. Ich hatte unverzeihliche Dinge getan. Unverzeihliches Gesagt. Ich war hier seit bald einem Monat eingesperrt. Hier in diesem Krankenhaus. Ich hatte immer wieder Schmerzen. So unglaubliche Schmerzen. Ich hatte auch keinen Antrieb. Ich wollte einfach nichts mehr machen. Immer wieder musste ich nachdenken. Und hatte einfach keine Kraft mehr. Keinen Lebenswillen. Aber da dieser Kerl. Iruka. Vielleicht etwas naiv. Bei seinen Mitmenschen unglaublich beliebt. Ruhig. Sanft. Vernünftig. Fürsorglich. Immer für mich da. Und dann dieser Kuss. Er hat so unglaublich gut getan. Für vielleicht zwanzig Sekunden konnte ich alles um mich herum vergessen. Es tat so gut. Also tat ich es. Jetzt küsste ich Iruka mit einem Schlag. Unerwartet. Lippen und Zungen trafen wieder aufeinander. Zogen uns in eine andere, unbekannte Welt. Eine verwirrende Welt. So intensive Küsse. Das hatte ich lang nicht mehr gehabt. Dieser Kuss. Um uns herum Stille. Wir waren alleine. Küssten uns. Leidenschaftlich. Iruka..... Er kniete weiterhin nah zu mir. Intensiver Kuss. Spiel mit den Zungen. Er strich liebevoll über mein Haar. Ich griff seine Schulter. Zog ihn noch näher an mich heran. Immer dieser inzwischen wilde Kuss.
 

Warte.....
 

Nein! Es war falsch. Diese Küsse. Dieses verliebte Spiel. Das war falsch. So unglaublich falsch. Wir waren Freunde. Iruka und ich waren Freunde. Die besten Freunde. Was wir da machten war falsch. Einfach nur falsch. Es würde alles zwischen uns ändern. Wir konnten diese Richtung nicht einschlagen. Wir durften sie nicht einschlagen. Es würde alles ändern. Unsere starke Bindung zerstören. Unsere Freundschaft gefährden. Das durfte nicht sein. Iruka war mein bester Freund. Meine Familie. Es musste so bleiben. Ich brauchte Iruka. Nein! Ich durfte ihn nicht verletzen. Nicht jetzt. Niemals.

„Nein.... Hör auf, bitte....“

Ich brach unseren Kuss ab. Drückte Iruka von mir weg. Ich konnte nicht mehr. Bittere, stille Tränen rannen aus meinen Augen. Ich sah ihn flehend an.

„Bitte verzeih mir. Verzeih mir, Iruka. Ich bin gerade total fertig. Verwundbar. Wir können das nicht machen. Ich will dich nicht verlieren. Du bist meine Familie.“

Er nickte. Zaghaft. Küsste kurz meine heiße Stirn.

„Es tut mir Leid. Ich weiß nicht, was in mich geraten ist. Ich bin einfach so unglaublich erleichtert.“

„Erleichtert?“

„Kazosomane. Du bist gestorben. Verstehst du das?“

Wie oft wird man mir noch sagen, dass ich gestorben bin? Ich habe es doch längst begriffen. Ich nickte nur.

„Du warst tot und doch bist du jetzt hier. Ich hätte dich fast verloren. Du warst tot, Kazuu. Aber jetzt habe ich dich wieder. Ich habe dich wieder. Du lebst.“

„Noch........ mein Herz. Es ist schwach. Kakashi und ich. Wir...... wir haben ernst gemacht.... Ich hatte den Kampf angefangen. Ich hatte ihn provoziert. Und dann.... dann sind wir mit Raikiri aufeinander los..... Ich habe ihn erwischt und er mich...... Iruka..... es ist alles meine schuld. Er wollte das nicht. Er wollte den Kampf nicht. Ich ließ ihm keine Wahl. Verstehst du. Ich habe das alles provoziert. Das hier. Der Kampf. Der Krankenhausaufenthalt.... Kakashi..... Es ist alles meine Schuld. Ich habe mich aufhetzen lassen. Ich habe mich gegen ihn aufhetzen lassen..... Sie......sie ist bei meiner Geburt gestorben..... Ihr Tod ist meine Schuld....... Auch das ist meine Schuld..... und jetzt sage mir, mit welchem Recht lebe ich denn noch?“

„Kazuu........“

Iruka...... Er sah mich traurig an. Ernsthaftigkeit in seinen Augen.

„Kazuu..... ich weiß nicht, was da gerade zwischen uns abläuft. Ich weiß nicht, wen du mit diesem Tod meinst. Ich weiß nicht, wie sehr du dich mit deinem Bruder gestritten hast. Und ich weiß nicht, warum das hier alles passiert ist. Aber eines weiß ich, Kazosomane, du lebst. Und das ist gut so. Kazuu. Ich brauche dich doch. Ich brauche dich. Du bist meine Familie. Ich brauche dich. Als meine beste Freundin. Als meine Familie. Und Kakashi braucht dich auch. Ich weiß genau, wie sehr er dich liebt. Und wie sehr du ihn liebst. Kein Streit der Welt – nicht einmal dieser – wird das jemals ändern können. Du machst dir Vorwürfe. Unglaubliche Vorwürfe, weil du einen Fehler gemacht hast. Du hast einen großen Fehler gemacht und kommst damit nicht klar. Du hast Angst. Wirklich Angst, dass dich Kakashi abweist. Aber ich weiß, dass er das nicht tun wird. Kakashi. Er liebt dich. Und ich liebe dich. Du musst leben, Kazuu.“
 

Leben?
 

„Du musst weiterleben. Du darfst nie aufgeben. Du hast doch schon so oft um dein Überleben gekämpft. So oft bist du knapp dem Tod entkommen. Und du hast doch wieder zurück gefunden. Zu mir zurück gefunden. Zu Kakashi. Im Grunde deines Herzens willst du leben. Du willst leben. Mache es dir bewusst.“

Es war eine flammende Rede, die er ausführte. Iruka glaube an das, was er sagte. Er glaubte daran. Strich nochmals durch mein Haar.

„Hör mal. Der Kuss tut mir Leid. Wir sind wohl beide im Moment äußerst labil und überfordert. Und ich muss jetzt gehen. Ich habe die Besuchszeit schon längst überschritten. Bleibe ich, wird der Hokage mir einen weiteren Besuch nicht gestatten.“

„Danke.... Iruka.“

Mit Mühe stand ich langsam auf. Ignorierte mein Herzrasen. Umarmte meinen besten Freund fest.

„Ich danke dir für alles. Danke, dass du für mich da bist.“

„Ich bin nur glücklich, dich noch sehen zu können. Und bitte. Bitte.... Lebe.“
 

Leben? Ich sollte leben. Weiter machen. Iruka...... Kakashi.... würde er mir noch ein letztes Mal eine Chance geben. Kakashi... Ich hatte ihn sosehr verletzt. Kakashi.... Kakashi... Wahrscheinlich..... Wahrscheinlich mussten wir reden. Miteinander reden. Ich musste mit ihm reden. Ihn sprechen. Ihn entschuldigen. Ihn um Verzeihung bitten, falls das überhaupt noch ging. Ich musste mit Kakashi reden. Unbedingt.
 

Und Iruka. Mein bester Freund. Die Küsse irritierten mich so sehr. Wir waren beste Freunde. Mehr durfte einfach nicht sein. Kakashi und Iruka.
 

Für euch. Für euch muss ich leben. Ihr seid meine Familie. Und ich hatte es doch geschworen. Meine Familie. Ich wollte doch meine Familie beschützen. Um sie zu beschützen musste ich leben. Um endlich mich unter Kontrolle zu bringen. Um zu leben musste ich überleben. Um zu überleben musste ich kämpfen.
 

Nur durch dich, Iruka. Durch dich erkenne ich es jetzt. Dein Besuch hat das Wunder vollbracht. Ja. Ich werde leben. Ich werde alles machen, um zu leben. Ich werde alles geben, um mir Kakashi’ s Vertrauen und Liebe zu verdienen. Ich werde ihn nicht mehr enttäuschen. Und ich werde dich nicht mehr enttäuschen.
 

Ich liebe dich, Iruka.

Wiederaufbau - Es geht voran

Über zwei Monate. Über zwei Monate war ich schon im Krankenhaus. Hatte drei weitere Operationen hinter mir. Eine davon eine Cardioversion. Grob gesagt wurde elektrischer Strom in mein Herz ‚geschossen’, damit es endlich wieder regelmäßig schlug. Eine neue Herzklappe. Einen Bypass. Mein Körper zeigte Wunder. Mein Herz. Diese Operationen halfen wirklich. Mein Herz wurde langsam stärker. Stabiler. Immerhin konnte ich endlich wieder laufen. Sogar ohne Unterstützung. Die Dyspnoe wurde seltener. Krankengymnastik. Intensive Untersuchungen. Meine Rippen heilten wieder. Es wurde besser. Alles wurde besser. Körperlich.
 

Psychisch..........
 

Dr. Himotoko war eine Psychiaterin. Mittleres Alter. Dunkle Haare, helle Augen. Sehr selten in unserer Gesellschaft. Sie wirkte nett, als sie in mein Krankenzimmer trat. Hatte sich bei mir vorgestellt. Ein paar Takte mit mir geredet. Bevor es ernst wurde.

„Ich weiß, dass du unglaubliche Fortschritte machst. Ich habe mich umgehört. Du bist oft alleine.“

„Iruka Umino besucht mich regelmäßig.“

„Sonst niemand?“

„Ich will nicht, dass mich jemand so sieht.“

„Wie siehst du denn aus?“

„Ich bin schwach. Ich darf aber keine Schwäche zeigen. Ich bin ein Shinobi.“

Dr. Himotoko betrachtete mich unbeeindruckt. Setzte sich zu mir. Sah mich interessiert an. Diese Frau. Sie wirkte nett. Hatte etwas an sich. Ich spürte es. Man konnte ihr vertrauen. Und sie war eine Fremde. Ich würde nicht viel Kontakt zu ihr haben. Bestimmt nicht. Also konnte ich mit ihr sprechen. Ja. Ich war jetzt schon über zwei Monate in diesem Krankenhaus. Hatte kaum Kontakt zu meiner Außenwelt. Sah einzig Schwester Griesgrämig regelmäßig. Mit der konnte ich doch auf keinen Fall reden. Die war ja schon genervt, sich überhaupt mit mir abgeben zu müssen.

Dr. Himotoko war da anders. Zumindest mein Gefühl. Sie war Psychiaterin. Es war ihr Job mir zuzuhören. Mich zu beraten. So konnte ich mich doch entlasten. Meine Seele entlasten. Auch wenn ich dadurch mehr von mir preisgab als ich eigentlich wollte. Diese nette, fremde Frau. Sah mich klar an und stellte mir immer wieder belastende Fragen.

„Du darfst also keine Schwäche zeigen? Weil du ein Shinobi bist?“

„Ja.“

„Warum dürfen deiner Meinung nach Shinobi keine Schwächen haben?“

„Shinobi sind Krieger. Wir schützen unser Zuhause. Die Welt ist nicht friedlich. Zeigen wir unsere Schwachpunkte, sinkt unsere Chance zu überleben. Und wir bringen damit die in Gefahr, die wir lieben.“

Einleuchtend, nicht wahr?

„Das ist schwierig. Ein unrealistisches Ziel. Jeder Mensch hat eine Schwäche. Und niemand kann diese zu jeder Zeit verbergen. Es ist auch nicht gesund. Kazosomane Hatake. Du darfst Schwächen haben.“

Was auch immer.... Trotzdem. Wer sollte mich überhaupt besuchen kommen, außer Iruka. Ich hatte viele gute Bekanntschaften. Nette Gesellschaft. Aber Freunde? Im Grunde genommen war Iruka mein einzig wirklicher Freund. Früher gab es ja noch Nickey. Aber seit Itachi’ s Anschlag hatte ich sie nicht mehr gesehen. Mehr Freunde konnte und wollte ich mir nicht leisten. Gute Bekanntschaften. Aber mehr auch nicht. Das machte mich nur schwach.

Himotoko beobachtete mich weiter. Hatte einen seriösen Gesichtsausdruck aufgesetzt.

„Du bist jetzt neun Wochen im Krankenhaus. Hast du in dieser Zeit einmal deinen Bruder besucht? Dem Hokage zufolge hattest du bisher nicht nach ihm gefragt.“

„Ich kann nicht......... Ich kann Kakashi nicht sehen.“

„Warum kannst du es nicht? Tsunade gab an, du und dein Bruder seid in einen Konflikt geraten. Wobei Konflikt eine durchaus große Untertreibung ist. Sag mir. Wie ist die Beziehung zu deinem Bruder?“

„Meine Beziehung zu Kakashi?“

Der Gedanke daran ließ mich zynisch grinsen. Die Beziehung zwischen Kakashi und mir? War das nicht bekannt?

„Meine Beziehung zu Kakashi ist wohl einmalig. Wir sind beide im Krankenhaus. Wir haben uns jetzt wieder einmal Monate nicht mehr gesehen, obwohl wir nah beieinander sind. Wie wird dann wohl unsere Beziehung zueinander sein?“

„Schlägt er dich? Misshandelt er dich?“

Was? Mein Herz. Mein Herz! Das konnte doch nicht sein! Nein! Wie konnte jemand nur so etwas fragen?! Das durfte doch nicht sein!!

„Warum diese beschissene Frage?!“

„Es tut mir Leid. Aber ich habe deine Patientenakte durchgelesen. Ab dem 20. Krankenhausaufenthalt habe ich aufgehört zu zählen. Das ist ungewöhnlich hoch; selbst für einen Shinobi. Und viel zu oft steht mit diesen klinischen Einweisung der Name Kakashi Hatake in der Verbindung. Das ist leider verdächtig.“

Das war doch Blödsinn. Wieder hatte ich mich also geirrt. Diese Frau war alles andere als nett!!! VERDAMMT!!

„Was soll das? Gehen Sie!! Was mit uns ist, geht niemanden etwas an!! Kakashi misshandelt mich nicht!!!“

Dr. Himotoko blieb trotz meinem Ausbruch ruhig. Betrachtete mich klar.

„Es tut mir Leid, Kazosomane, sollte ich dich beleidigt haben. Es sah leider nun einmal so aus. Ich musste es dich fragen. Versuche, ruhig durchzuatmen. Versuche, dich wieder zu beruhigen.“

Mein Herz. Meine Emotionen. Ich war so wütend. Unglaublich rasend. Wollte diese Frau einfach nur angreifen. Wie konnte sie es nur wagen, mich so etwas zu fragen? Wie konnte sie nur? Aber trotzdem. Ich war kein kleines Kind mehr. Verdammt noch mal. Ich hatte schon genug Scheiße gebaut. Tief durchatmen, Kazuu. Denk daran. Dein Herz erträgt diesen Stress noch nicht.

„Möchten Sie wirklich wissen, warum ich so oft in das Krankenhaus eingeliefert wurde?“

„Natürlich.“

„Ich sage es Ihnen. Ich bin ein scheiß Miststück. Eine blöde Kuh! Kakashi und ich haben ein schlechtes Verhältnis zueinander! Und das ist vor allem meine Schuld! Ich habe mich mit ihm angelegt!! Immer und immer wieder! Ich habe ihn so oft angegriffen. Die Kämpfe habe ich so oft angefangen. Und selbst, wenn er angefangen hat, ich hatte es immer verdient. Wir sind Geschwister. Wir streiten. Das ist einfach so.“

„Kazosomane...... sage mir ehrlich. Hast du Angst davor mit deinem Bruder zu reden. Du beschützt ihn. Offensichtlich liebst du ihn. Aber du sprichst nicht mit ihm?“

Mit Kakashi reden? Ich sah diese Frau ernst an. Irritiert.

„Es ist nur so, dass....... diesen Kampf hatte ich angefangen. Wie soll er mir das denn verzeihen. Nein. Ich will mich nicht ihm stellen. Er wird mir sagen, dass er enttäuscht von mir ist. Und er wird mir zeigen, dass er mich hasst. Ich kann das nicht ertragen. Jetzt noch nicht.“

„Bedeutet das, dass du Angst vor möglichen Konsequenzen hast? Emotionale Konsequenzen. Deine Ängste sind nicht ohne. Es ist schlimm, wenn Menschen das Gefühl haben nicht geliebt zu werden. Ich kann dir nur diesen einen Rat geben. Stell dich deiner Angst. Rede mit deinem Bruder. Ihr habt genügend Angelegenheiten miteinander zu klären. Kakashi ist vernünftig. Ich kann es dir natürlich nicht versprechen, aber ich bezweifle ehrlich gesagt, dass dein Bruder dich wegstößt. Vielleicht wird er sehr aufgeregt sein und möglicherweise sich aggressiv verhalten. Aber dein Bruder Kakashi wird dich nicht wegstoßen. Nur du musst es versuchen. Du musst dich überwinden. Deine Ängste überwinden. Du musst mit deinem Bruder sprechen.“
 

Mit Kakashi reden.....
 

Kakashi........ was wenn er mich doch wegstieß. Wenn er sagte, er wolle nie wieder etwas mit mir zu tun haben. Was, wenn er sagte, ich hätte niemals auf die Welt kommen dürfen. Was, wenn er mich wirklich hasste. Kakashi..... Ich hatte ihn doch schon wieder so lange nicht mehr gesehen. Ich bereute es. Ich meine, vor diesem ganzen Scheiß hatten wir uns doch ziemlich gut vertragen. Und dann war ich mal wieder so unbeherrscht. Wie ein trotziges, kleines Kind. Ich hatte wieder einmal keine Kontrolle über meine Gedanken und Paranoia gehabt. Dies hatte zu meinen unberechenbaren Handlungen geführt.

Kakashi...... ich hatte Angst. Wirklich reine Angst ihn zu sehen. Wie würde er auf mich reagieren? Genau das. Genau diese Unwissenheit war es. Diese Unwissenheit machte mir so unglaublich viel Angst. Nein! Ich konnte ihn nicht sehen. Ich konnte Kakashi einfach nicht sehen.
 

Iruka war wieder zu Besuch. Er kam eigentlich fast jeden Tag zu mir. Wir redeten. Er half mir bei der Krankengymnastik. Redete immer mit den Ärzten. Setzte sich durch. Er war einfach mein bester Freund. Unseren Kuss verschwiegen wir. Wir taten so, als sei es niemals passiert. Nein! Iruka war mein bester Freund. Ein Teil meiner Familie. Mehr nicht.

Ich hatte ihm von der Psychiaterin und deren Worte erzählt. Und er schien ihr auch noch zuzustimmen.

„Das ist genau das, was ich dir gesagt habe. Irgendwann musst du wieder mit Kakashi reden. Du wirst irgendwann entlassen. Und er auch. Was wollt ihr dann machen? Euch aus dem Weg gehen? Dürfte wohl schwierig werden. Dann müsste einer von euch aus eurem Haus ausziehen.“

„Und wer soll dann ausziehen? Ich wurde dort geboren!“

„Siehst du? Dann sage ich es dir zum x- ten Mal. Rede endlich mit Kakashi!“

Ja. Iruka forderte es nicht zum ersten Mal. Zwei Wochen fast jeden Tag versuchte er es. Bisher ohne Erfolg. Iruka’ s Blick ernst. Griff meinen Arm.

„Ich schlepp dich in sein Krankenzimmer. Ich weiß, du wirst dich später an mich rächen. Aber im Moment hast du wirklich keine Chance gegen mich.“

„Würdest du mich bitte loslassen. Iruka, du spinnst wohl.“

„Nein. Du bist so unglaublich stur. Das hast du mit Kakashi gemeinsam. Ihn krieg ich auch nicht dazu zu dir zu gehen. Und er weigert sich.“

„Siehst du. Meine Befürchtungen stimmen.“

„Nein.“

Iruka seufzte. Schüttelte ernst den Kopf. Sah mich klar an.

„Ich glaube, du hast echt keine Ahnung wie sehr du ihm ähnelst.“

„Was meinst du? Kakashi ist so stark. Er hat bis zuletzt versucht nicht zu kämpfen. Und ich habe ihn angegriffen. Du kennst mich. Du weißt doch, was ich mache, wenn jemand mich nur schief ansieht.“

Iruka. Er fing kurz an zu lachen. Zog mich trotzdem unsanft aus meinem Bett.

„Sieht so aus, als hättest du endlich deine Persönlichkeit wieder. Zeit wird’ s.“

“Denkst du ernsthaft, es war ein Witz? Hör auf, dich über mich lustig zu machen.

„Entschuldige. Ich weiß, wie du reagierst. Aber das ist nun einmal deine Art. Aber nur weil Kakashi sich ruhiger und gelassener verhält als du, seid ihr nicht wie Tag und Nacht. Ich war nicht nur bei dir. Und ich kenne euch beide gut. Ich meine, seht euch doch schon ähnlich und auf Missionen handelt ihr auch nicht gerade stark unterschiedlich. Ihr beide macht alles, um Konoha zu beschützen. Ihr seid beide loyal, höflich – okay, du bist es zumindest die meiste Zeit – beliebt. Und ihr seid beide – wirklich alle beide – so unglaublich stur. Du redest nicht mit ihm und er redet nicht mit dir. Nur weil ihr beide Schiss vor dieser Konfrontation habt. Ihr geht noch von eurem schlechten Gewissen ein.“

„Kakashi..... hat Angst?.... warum?“

„Aus dem selben Grund, wie du. Geh zu ihm und frage ihn einfach. Jetzt komm schon. Ich begleite dich.“

„Nein, Iruka. Hör jetzt auf damit!“

Ja. Er behandelte mich wie früher. Jetzt hatte er seinen strengsten Blick aufgesetzt. Meinen Arm immer noch in seinem Griff gehabt. Mich festgehalten.

„Nein. Du hörst auf. Irgendwann musst du dich mit Kakashi aussöhnen. Ihr werdet jetzt miteinander reden. Ich weiß, dass keiner von euch ohne Zwang den Anfang machen wird. Aber du kennst mich. Ich zwinge dich zu deinem Glück. Das habe ich schon immer getan.“

„Iruka! Lass mich doch.....“

„Du kommst jetzt mit. Du kannst dich doch sowieso nicht wehren.“

„Und ob ich das kann.“

„Das wirst du aber nicht tun. Denk an dein Herz bitte. Auch wenn du endlich wieder laufen kannst. Und einigermaßen stabil bist. Du solltest dich körperlich nicht überlasten. Das weißt du. Also wehr dich nicht. Und komm mit mir. Wir gehen zu Kakashi.“
 

Iruka hatte keine lehre Drohung ausgesprochen. Er hatte mich mit sich gezogen. Ich ließ es sein, gegen ihn zu arbeiten. Ich wollte es nicht. Nicht gegen Iruka. Ließ mich mitschleifen. Durch den Krankenhausflur. Ignorierte die verwunderten Blicke des Pflegepersonals. Iruka zog mich ungehemmt mit. Auf die andere Seite des Flurs. Bis zu einer Zimmertür. Er klopfte und trat ohne auf Antwort zu warten mit mir im Schlepptau ein. Auch ein Einzelzimmer. Ähnlich gebaut wie meines. Sein Blick. Das Buch, das er gerade gelesen hatte – natürlich sein bescheuertes Paradise – legte er geschlossen auf den Kissenrand. Schwarzes Shirt, das Gesicht verdeckt. Ich kannte ihn gut genug. Ich kannte seine Gesichtszüge, wusste von klein auf, welche Mimik unter seinem Tuch aufgesetzt hatte. Zuerst überrascht. Jetzt schon beinahe geschockt. Kakashi. Er war noch immer verbunden. Die Wunden an seinem Gesicht waren inzwischen verheilt. Er sah besser aus, als vor einigen Wochen, als ich ihm im Flur begegnet bin. Kakashi. Er schwieg unbehaglich. Starrte mich nur an. Kakashi...... Was soll ich den nur sagen? Was soll ich machen? Ich wurde gezwungen mitzukommen. Ich will nicht. Ich will nicht mit dem Sprechen anfangen. Egal, was ich sagen werde, es wird falsch sein. Ich sollte nicht hier sein. Nicht in diesem Zimmer. Nicht in dieser Situation. Ich starrte Kakashi einfach nur an. Er mich. Vorsichtiges, ängstliches Schweigen. Bis jemand reagierte.

„Kazuu! Jetzt steh nicht so blöd da. Ihr seid beide unmöglich. Wie kann man so stur sein?“

„Sei still, Iruka.“

„Das bin ich nicht!“

Kakashi hatte ihn mit äußerst entgeistert angesehen. Na, klar. Iruka hatte ihn sehr selten so angefahren. Um ehrlich zu sein. Er hatte eigentlich immer den größten Respekt vor meinem Bruder. Und jetzt dieser Ton. Ungewohnt. Und Iruka hörte auch nicht auf. Klang sehr streng. Redete mit uns Geschwistern.

„Du bist jetzt hier, Kazuu! Und du, Kakashi, kannst nicht weg. Ihr seid beide jetzt in diesen Raum! Ihr seid bald wieder körperlich fit und könnt entlassen werden. Aber zuvor solltet ihr noch einiges klären! Also! Redet!!! Verdammt noch einmal!!“

Was für eine Rede. Nachdem er mich recht unsanft mehr in Richtung Kakashi gedrückt hatte, verschränkte Iruka beinahe wütend seine Arme. Hielt sich mehr in den Hintergrund. Wurde von Kakashi noch genervt angeraunt.

„Du weißt genau, dass ich dich derzeitig nicht in deinen frechen Hintern treten kann. Das ist der einzigste Grund, warum du plötzlich so frech bist.“

„Gekonnt ist gekonnt.“

„Am besten, du bist still.“

Das hatte er doch sowieso schon vor. Iruka hatte nichts dagegen. So mussten wir reden. Kakashi und ich. Wir konnten uns nicht die ganze Zeit anschweigen. Irgendjemand musste doch anfangen. Tief Luft holen.

„Kakashi, ich....“

„Kazuu, es.......“

Normalerweise zählte solche gleichzeitige Ausrufe zu den lustigen Situationen. Aber heute. Nein. Wir hatten sofort geschwiegen. Sahen uns traurig an.

Scheiße! Verdammt! Irgendjemand musste anfangen. Langsam und vorsichtig trat ich näher. Kniete mich unter Schmerzen zu ihm an sein Bett. War nun mit Kakashi auf einer Augenhöhe. Aufsteigende Panik. Ich zitterte leicht. Ignorierte die Schmerzen an meinen Rippen. Hatte schon fast das Gefühl für einen kurzen Moment keine Luft zu bekommen. So schwierig. Es war so schwierig. Ich musste endlich meinen Mund aufmachen!

„Kakashi.... ich.... ich...“

„Sag mir doch, was du willst, Kazosomane.“

„Ich......... Hasst du mich?“

War es das wirklich? Warum fragte ich ihn? Warum war mir das ausgerechnet jetzt eingefallen? Warum? Warum habe ich das Kakashi gefragt?
 

„Nein, Kazuu.“
 

Kakashi. Dieses Mal war es eine klare Antwort. Kakashi. Er packte meinen Arm. Zog mich wieder hoch. Sah mich klar an. Ließ mich wieder los.

„Nein, Kazuu. Um Gottes Willen. Ich habe dich niemals gehasst. Du bist meine Schwester.“

„Warum hast du dann die Frage vorher nicht beantwortet? Ich..... ich war so unglaublich wütend.... Du hattest nicht klar geantwortet und ich dachte....... und dann Mutter...“

„Ich werde es dir erklären. Irgendwann. Ganz sicher. Aber.....“

Kakashi.... er klang traurig.

„Als du so ausgetickt bist, da hast du mich verletzt. Als du mich fragtest, ob ich dich hassen würde.... das war eine reine Demütigung. Es war einfach verletzend. Und das wiederum hat mich wütend gemacht.“

Ernste Blicke. Kurzes Schweigen. Iruka räusperte sich.

„Ich denke, ihr kommt jetzt klar. Immerhin habt ihr endlich mal den Anfang gemacht. Ich werde gehen, dann könnt ihr noch in Ruhe reden.“

Iruka wandte sich zur Tür. Beugte sich kurz zu mir. Und flüsterte mir ins Ohr.

„Ich werde später noch einmal mit dir reden. In Ruhe und allein.“

Klare Worte. Ich schwieg. Starrte immer weiter Kakashi an. Iruka verließ den Raum.

Kakashi....... Er versuchte es verzweifelt mit einem Grinsen.

„Als ob wir seine Familie wären.“

„Das sind wir auch.......“

“Kazuu.... Das ist alles verdammt schief gelaufen. Du und ich. Es ist verdammt schief gelaufen.“

„Es tut mir Leid, Kakashi. Ich habe absolut durchgedreht. Aber ich war......“

„Durcheinander.“

Kakashi nickte traurig zustimmend. Sah mich nicht an.

„Es ist ja nicht nur deine Schuld. Dieser Kerl..... er hat alles aufgewühlt. Er hat mich aufgewühlt. Ja, es stimmt. Mutter starb bei deiner Geburt. Und ja. Anfangs wollte ich dich nicht einmal sehen. Vater hatte alles versucht, damit ich dich akzeptierte. Aber es hatte nicht geklappt. Ich wollte dich einfach nicht in den Arm nehmen. Dich nicht halten. Wie gesagt, ich hatte dich nicht einmal angesehen.“

Kakashi....... Es schmerzte. Es tat unendlich weh. Mein Herz. Seine Worte. Also doch. Seine Worte. Es tat nur weh. Ich konnte mich nicht wirklich auf meine Beine halten. Musste mich hinsetzen. An eine Ecke des Zimmers. Die Knie an meinen Körper gepresst. Es tat weh. Mein Herz! Ich verschränkte meine Arme über meine Knie. Starrte Kakashi einfach nur an. Ich spürte sie. Wenige Tränen meine Wangen herunterlaufen. Nicht viele. Still. Heimlich. Kakashi...... Er lag nur da. Sah mich traurig an. Machte keine Anstalten aus dem Bett zu steigen. Redete leise weiter. Ich verstand alles.

„Irgendwann in der Schwangerschaft hat sie geblutet. Es war eigentlich noch zu früh. Du warst fast vier Wochen zu früh dran. Weißt du, natürlich weiß ich nicht alles, was da ablief. Ich war acht. Da versteht man noch nicht alles. Mit vierzehn hatte ich nachgefragt, was genau passiert ist. Ich hatte nur mitbekommen, wie Mutter plötzlich unglaublich viel Blut verlor und Schmerzen hatte. Ich weiß noch genau, wie sie immer wieder schrie ‚Nicht mein Baby. Bitte nicht mein Baby.“

Nein..... Das war so schrecklich. Er war doch erst ein Kind gewesen und hatte das erfahren müssen........

„Kazuu... Ich weiß es tut mir Leid. Ich weiß es tut weh. Ich wollte es dir doch auch nie sagen. Ich habe es versucht zu verbergen. Alles. Aber jetzt ist es raus. Und du wirst jetzt die Wahrheit erfahren. Alles. Einfach alles. Nur so haben wir noch eine Chance. Keine Lügen mehr.“

Kakashi.......

„Es war zu spät, um sie in das Krankenhaus zu bringen. Damals wohnte neben uns eine Ärztin. Sie kam sofort. Ich wurde natürlich weggeschickt. Was ich später mitbekam, da war dieses kleine Ding. Du warst klein und zerbrechlich. Überall das Blut. Und du warst schwach. Verdammt. Du warst fast einen Monat zu früh dran. Deine Lungen waren noch nicht ganz ausgereift. Dein Herz zu schwach. Sie hatten dich ins Krankenhaus gebracht. Und Mutter...... sie hat es einfach nicht geschafft. Es war irgendein Aneurysma in der Gebärmutter. Es ist geplatzt. Das hatte die Blutung und die Geburt ausgelöst. Sie ist verblutet und du musstest um dein Leben kämpfen. Das war zu viel.“

„Kakashi..... bitte... nicht....“

„Hör mir zu. Du musst es erfahren. Ja. Damals war ich traurig. Und zornig. Ich meine, wie konnte Mutter einfach so sterben? Das war absolut unfair. Es war unfair. Es musste doch jemand geben, der an diesem ganzem Scheiß schuld war. Ich hatte es mir eingeredet. Ich tat, als seiest du Schuld dran.“

Warum? Warum musste er das denn nur tun? Warum tat er mir das an? Ich musste schlucken. Es tat einfach nur weh.

„Hör auf, Kakashi. Hör auf!“

„Nein!!! Mach ich nicht!! Hör mir zu! Ich bin noch nicht fertig. Ich hatte es mir eingeredet. Ich dachte deswegen konnte ich dich nicht ertragen. Dich nicht sehen. Dich nicht halten. Nichts. Aber schon bald war mir eines klar. Ich liebe dich. Du warst klein und zerbrechlich. Du hast die ersten drei Monate um dein Leben gekämpft. Du warst so schwach. Ein schwaches, kleines Baby. Ich hatte mich geweigert, dich zu lieben. Dir zu nah zu kommen. Aber ich hatte dir keine Schuld gegeben. Nein. Das war es nicht. Ich hatte einfach Angst. So unglaublich viel Angst. Dich zu verlieren. Ich wollte dir nicht nahe kommen, denn du könntest sterben. Diesen Verlust hätte ich nicht ertragen.“

„Das reicht, Kakashi..... hör auf......“

„Nein....... Dann kam dieser Tag. Vater...... ich habe ihn gefunden.. im Wohnzimmer. Er war tot. Sie alle.... sie alle waren tot.... Aber du hattest es geschafft. Du hattest gekämpft. Du hattest überlebt und du warst inzwischen normal entwickelt. Du warst als einzige noch übrig. Du warst nicht mehr schwach. Nein., Du warst stark. Natürlich war ich nach Vater’ s Tod gezwungen, mich dir zu nähern. Das gebe ich zu. Aber dies bedeutete nichts. Ich hatte dich von Anfang an geliebt. Sogar noch vor deiner Geburt. Ich habe dich immer geliebt. Du bist meine kleine Schwester.“

Er liebt mich. Langsam stand ich wieder auf. Wischte mir mit dem Handrücken die Tränen von meinem Gesicht. Schritt vorsichtig zu Kakashi. Und schwieg. Hörte einfach nur zu. Er sah mich immer noch ernst an.

„Aber etwas zwischen uns lief falsch. Läuft falsch. Das weißt du selbst. Du warst noch klein, aber wir hatten schon mit diesem Streit angefangen. Immer und immer wieder. Du bist immer wieder aggressiv geworden und bist auf mich losgegangen.“

„Kakashi! Du bist genauso daran schuld!!“

„Das weiß ich! Auch, wenn ich nicht offensichtlich angefangen habe. Ich bin genauso daran schuld. Irgendwie..... Du warst ein Kind. Ich war eifersüchtig, denn ich konnte kein Kind sein. Und zwar von Anfang an. Und dann kamst du an; sagtest du wolltest ein Shinobi werden. Du hattest dich dazu entschieden, deine Kindheit wegzuwerfen. Das was ich nie hatte, wolltest du einfach wegwerfen! Ich bin immer noch wütend deswegen! Wir haben uns so wenig gesehen. Was ich gesehen habe, hat mich wieder wütend und eifersüchtig gemacht. Du.... du hast einen Weg gefunden. Du warst Shinobi. Aber trotzdem..... Trotzdem warst du ein Kind..... irgendwie hast du es geschafft ein Kind zu sein. Später ein Teenager. Du hattest es geschafft. Und ich nicht. Dann noch........ Du bist auf mich los. Immer und immer wieder.... Du hast mich provoziert! Du wolltest dich immer mit mir messen. Du hast mich angegriffen! Dieser beschissene Konkurrenzkampf!! Es ist alles aus den Fugen geraten. Von Anfang an. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich dich geschlagen habe. Wie oft ich auf dich losgegangen bin. Ich weiß nicht mehr, wann alles angefangen hat. Ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Wie sollen wir uns denn jemals verstehen? Wir wissen beide nicht, wie das funktionieren soll. Ich weiß, dass ich ein guter Shinobi bin. Ein guter Soldat. Ich bin auch treu. Ich bin ehrlich und freundlich. Ich bin diszipliniert. Aber.... ich bin weit davon entfernt ein guter Bruder zu sein.“

„Kakashi.......“

So viel. Er hatte zuvor noch niemals so viel geredet. Er hatte mir so viel gesagt. Jetzt. Jetzt war ich soweit. Ich war dran, mich zu offenbaren.

„Kakashi..... ich... ich habe immer auf dich aufgesehen. Du bist mein großer Bruder. Du hast mich aufgezogen, so gut du konntest. Du warst immer groß und stark. Ich habe auf dich aufgesehen. Aber.... auch ich war eifersüchtig. Von klein auf hatte ich von überall gehört, dass du der Stolz des Dorfes bist. Im Krieg warst du der Held. Und ich war irgendein Anhängsel. Ich war zu nichts zu gebrauchen. Als der Krieg begann war ich klein, das weiß ich. Als du so alt gewesen bist warst du schon Chunin. Ich war eifersüchtig auf dich. Du warst der Stolz. Ich war nichts. Ich war alleine. Du hattest Eltern gehabt. Ich hatte sie nie. Ich wollte unbedingt von Nützen sein. Ich wollte keine Last sein. Kein Anhängsel. Ich wollte mein Dorf beschützen. Nur um gebraucht zu werden. Du hattest mich trainiert. Aber egal, was ich tat, du schienst immer enttäuscht zu sein. Auch heute. Ich bin wie ich bin. Aber das ist nicht genug. Du hast Recht. Du bist verdammt noch mal ein guter Mensch. Aber das bin ich nicht. Ich bin nicht gut. Als Kind. Als Jugendliche. Ich hatte beschlossen zu leben. Ich wollte einfach etwas machen. Ich war auch ein guter Shinobi. Ich bin ein guter Shinobi. Aber das macht mich nicht zu einem guten Menschen.“

„Kazosomane. Du bist nicht.......“

„Nein!“

Nein. Er durfte jetzt nicht reden. Nein. Ich fuhr ihn regelrecht an.

„Du redest nicht! Du unterbrichst nicht. Das durfte ich auch nicht. Ich bin kein guter Mensch. Ich bin paranoid. Ich habe dich immer wieder angegriffen, weil ich dachte, ich müsse dir beweißen, dass ich kein Schwächling war. Immer wieder war ich misstrauisch. Dachte, du würdest mich nicht akzeptieren. Du warst streng. Und deswegen bin ich auf dich los. Als ich dann eine Jugendliche war, wollte ich mich unbedingt messen. Immer warst du der Held. Du warst der gute Hatake. Ich war die böse. Du warst der Stärkere. Der Intelligentere. Einfach der Bessere. Immer wieder hatten sie mir gesagt, ich solle so werden wie du. Ich bin Kazosomane Hatake. Ich bin nicht du – Kakashi, mit dem Sharingan. Deswegen war ich weniger wert. Ich hatte das Gefühl, du dachtest genauso, wie diese Menschen. Und ich wollte es dir zeigen. Es mir beweisen. Irgendwann musste ich doch mit dir mithalten. Ich konnte doch nicht immer schwächer bleiben.“

Noch einmal eine kurze Pause. Ich war richtig drinnen in meinen Emotionen. Ließ allen Frust raus.

„Als Shui starb hatte ich wieder den Beweis, wie schwach ich doch war. Ich hatte mir vorgenommen stärker zu werden, um wenigstens dich beschützen zu können. Ich wollte stärker als du werden. Du kannst dich bestimmt an meine Kriegserklärung damals erinnern. Wie du es schon sagtest. Gerade zu dieser Zeit waren wir in eine Rivalität geraten. Ich habe dich immer wieder angegriffen, hatte aber im Grunde nicht wirklich eine Chance. Das hat mich wütend gemacht. Ich war frustriert.“

„Kazuu..... ich wusste nicht.....“

„Bitte, lass mich! Es schien ja später alles besser zu werden. Da war dann dieser Typ und hat das alles gesagt. Ja. Du warst immer streng zu mir; deswegen hatte er mich überzeugt. Zum Schluss hattest du nicht widersprochen, als ich dich fragte, ob du mich hasst. Ich hatte mich in meine Paranoia hineingesteigert. Deswegen ist das passiert. Ich habe angefangen. Und wir sind hier gelandet.“
 

Tiefes Durchatmen. Es war so unglaublich hart. Das alles. So ein Gespräch. Noch nie. Noch nie hatten wir auf diese Art miteinander geredet. Noch nie. Es war einfach nur hart.
 

„Es tut mir alles so Leid, Kakashi....... Aber ich weiß nicht......... Wir haben einfach keine gute Beziehung zueinander. Wir haben es doch so oft versucht. Wir haben immer wieder versucht nicht zu streiten. Nicht aufeinander loszugehen. Aber wir haben uns gegenseitig provoziert. Immer und immer wieder. Kakashi! Wir sind mit Raikiri aufeinander losgegangen.“

„Kazosomane....... ich habe dich getötet. Ich habe dich wirklich getötet. Dass wir beide noch leben, gleicht einem Wunder. Aber das hier..... Das ist unsere allerletzte Chance. Einen nächsten großen Streit werden wir wohl nicht überleben.“
 

Er hatte Recht. Kakashi hatte Recht. Aber..... Aber wie sollten wir das denn machen? Wir haben es so oft schon versucht. Und wie hat es geklappt?
 

„Hast du einen Vorschlag? Wie können wir garantieren uns nicht gegenseitig umzubringen?“

„Das können wir nicht. Kazuu. Ich bin viel zu durcheinander. Ich bin verletzt. Und genauso geht es dir. Wir sind emotional nicht stabil. Wir waren es wohl noch nie. Sind wir zusammen, heizen wir uns gegenseitig auf. Reizen uns. Provozieren uns. Streiten uns. Wir müssen lernen miteinander auskommen. Aber..... Aber wir müssen lernen unsere Gedanken neu zu ordnen. Unsere Erinnerungen. Unsere Emotionen. Wir müssen zuerst mit uns klar kommen. Du musst dich selbst akzeptieren. So, wie du bist.“
 

Mich selbst akzeptieren? Nur ein Blick zu ihm. Seine Mimik. Ernst. Klar. Seine Stimme deutlich. Ehrlich. Ich stand ihm jetzt nahe. Sah ihn gefasst an. Er mich.
 

„Kazosomane. Wir sind beide zu sehr verletzt. Wir haben uns zu sehr gegenseitig verletzt. Wir können uns nicht ertragen.“

„Kakashi.....“

„Kazuu..... Wir sollten uns nicht sehen. Für eine Weile sollten wir den Kontakt zueinander abbrechen. Sonst......... sonst bringen wir uns noch um. Wir dürfen uns nicht mehr sehen. Kazosomane.“
 

Uns nicht mehr sehen?
 

„Es tut mir Leid...... Kazosomane.....“

Veränderung - Wie wird es wohl weitergehen

Wir konnten uns nicht mehr sehen......

Kakashi hatte Recht. Er hatte Recht mit dem was er sagte. Er hatte einfach Recht. Wir hatten keine Chance uns zu bessern, wenn wir zusammen blieben. Wir würden sofort in den alten Trott zurück fallen. Die alten Fehler wiederholen. Immer und immer wieder. So, wie wir es schon immer taten. Wir mussten getrennt bleiben. Versuchen, den Kontakt vollständig abzubrechen. Bis zu einem unbestimmten Zeitpunkt. Wir mussten zuerst um uns selbst kümmern. Ich musste zuerst endlich emotional stabil werden. Mich kontrollieren. Natürlich....... war ich mit Kakashi zusammen würden wir doch wieder aufeinander losgehen. Anfangs würden wir uns vertragen. Leider aus dem Grund, dass wir zu ängstlich wären, um zu streiten. Später aber würden wir wieder anfangen. Erst Sticheleien. Dann wieder Misstrauen. Wut. Verletzungen. Eben dieser langatmige, schwierige Prozess, der grundsätzlich mit einer Eskalation endete. Früher waren diese nicht so schlimm. Aber später. Als wir dann älter wurden.... ihr wisst es doch. Wir kämpften häufiger und vor allem deutlich brutaler. Nein!

Kakashi hatte Recht. So wie es jetzt stand, würden wir keinen weiteren Konflikt zwischen uns überleben.
 

Wir mussten den Kontakt zueinander abbrechen.
 

Iruka wartete in meinem Zimmer. Saß auf meinem Bett. Hatte einige Papiere in der Hand und korrigierte diese konzentriert durch. Das war wirklich typisch Iruka. Er war einfach Lehrer mit Leib und Seele. Sah auf, als ich in das Krankenzimmer betrat. Machte ein ernstes Gesicht. Ich setzte eine zynische Mimik auf.

„Du weißt aber schon, dass das ein Patientenbett ist?“

„Ja und?“

„Vorschlag zur Güte. Du bleibst. Ich gehe.“

Kopfschütteln seinerseits.

„Habt ihr geredet?“

Ich schwieg kurz. Stieß Iruka an, damit er zur Seite rutschte. Ich setzte mich neben ihn, stützte meinen Kopf traurig an seine Schulter. Seine Nähe tat mir gut. Er sah mich kurz an.“

„So gut also. Aber es gab wohl keine Eskalation, hoffe ich.“

„Nein......... Nein, wir haben geredet. So wie nie zuvor. Aber.........“

„Was ist denn passiert? Du bist echt fertig.“

Na, danke. Klar. Ich war fertig. Kakashi und ich konnten uns nicht mehr sehen. Natürlich war ich fertig. Ich hob meinen Kopf. Betrachtete Iruka ernst. Ich konnte Kakashi nicht mehr sehen. Iruka. Ich hatte meine Hand auf seiner Brust. Spürte, wie sie sich hob und sank. Ruhig. Gelassen. Hörte seine ruhige, sanfte Stimme.

„Kazuu? Ist alles okay?“

„Ja..... Iruka. Bitte..... Kann ich zu dir ziehen?“

„Was?“

„Deine Wohnung ist groß genug. Ich kann ja das Gästezimmer nehmen. Ich habe doch schon oft bei dir übernachtet. Bitte. Lass mich bei dir wohnen.“

„Okay... aber.... warte..... WAS?“

Sein Körper spannte sich an. Sein Blick stark irritiert. Verwundert. Ich weiß, dass diese Frage sehr plötzlich kam. Ich griff sein Handgelenk. Ein klarer Blick zu ihm.

„Komm schon. Ich habe dir eine Frage gestellt. Kann ich zu dir ziehen? Na ja. Eigentlich ist es ja keine Frage. Immerhin hast du genügend Platz. Und du bist mein bester Freund. Ich weiß, eigentlich bist du mir nichts schuldig. Trotzdem. Du sagst doch selbst, dass du es hasst, alleine in deiner Wohnung zu sein.“

„Du bist absolut hinterhältig.“

Iruka..... er seufzte kurz und fing an leicht zu lächeln.

„Du hast die Freundschaftskarte gesetzt. Hör zu. Du weißt, dass ich immer für dich da bin. Natürlich habe ich einen Platz für dich. Aber du wirst mir sagen, warum. Warum musst du ausziehen? Was läuft da zwischen dir und Kakashi? Was willst du jetzt machen? Du wirst mir alles erzählen. Das ist meine Voraussetzung. Ansonsten kannst du nicht zu mir.“

„Verdammt.....“

Ich seufzte. Ließ Iruka los. Stand auf und schritt nervös durch mein Zimmer. Iruka..... Er war immer so fürsorglich. Eigentlich hatte ich nie gewollt, ihn in meine Probleme mit einzubeziehen. Andererseits hatte ich ihn immer wieder mit Problemen und Forderungen überwältigt. So wie jetzt. Natürlich hatte er das Recht zu erfahren, was los war.

„Wir haben geredet. Und wirklich ausgesprochen.“

„Und weiter? Warum bist du dann so fertig? Warum willst du dann zu mir ziehen?“

„Ich war doch noch nicht fertig, Mann. Wir haben beschlossen uns nicht mehr zu sehen. Da ist es doch klar, dass wir nicht mehr in dem selbem Haus leben können.“

„Was soll der Scheiß? Ihr spinnt doch. Ihr wollt echt den scheiß Kontakt abbrechen? Was ist nur los mit euch?!“

Was sollte das? Warum fuhr er mich plötzlich so an? Iruka. Er war aus dem Bett aufgesprungen. Hielt mich an den Schultern gepackt. Sah mich ernst an. Verdammt. Sein Griff tat richtig weh. Ich packte vorsichtig seine Weste. Nicht so aggressiv wie sonst.

„Iruka. Du packst mich zu fest. Es tut weh.“

„Ich verstehe dich einfach nicht. Ihr streitet euch. Dann redet ihr miteinander. Jetzt wollt ihr nichts mehr miteinander zu tun haben? Warum? Welche Logik ist dabei?“

„Logik....... Nun ja..... Du kennst mich doch. Du weißt, wie ich bin. Ich bin vollkommen fertig. Kakashi hat mich so unglaublich verletzt. Emotional. Ich bin gebrochen. Und ich habe ihm mindestens das Selbe angetan. Mir geht es deutlich besser. Nicht zu vergleichen mit meinem Zustand vor elf Wochen. Trotzdem. Ich muss erst klar werden. Ich werde diese bescheuerte Psychotherapie annehmen.“

„Hey, Kazuu. Du......“

« Wir haben es entschieden. Wir beide. Wir können uns im Moment nicht ertragen. Wir würden sofort wieder streiten.“

Iruka..... Er ließ mich los. Strich mir vorsichtig durch mein Haar. Ich lockerte ebenfalls meinen Griff. Ließ seine Berührungen einfach zu. Ich spürte es. Angenehmes leichtes Herzklopfen. Unauffälliges Kribbeln. Schöne Wärme. Wir waren uns wieder sehr nahe. Ich redete weiter.

„Wir haben uns entschieden erst einmal zu stabilisieren. Das bedeutet nicht, dass wir nichts miteinander zu tun haben wollen. Aber die persönliche Rehabilitation ist am wichtigsten. Sonst würde sich niemals etwas ändern. Und genau deswegen muss ich ausziehen. Nicht für immer.“

Ich sah ihn sanft an. Iruka. Sein gütiger Blick. Er hörte mir einfach nur zu. Stand mir so unglaublich nah gegenüber. Seine Hand an meinen Haaren. Ich strich seine Wange entlang. Dieses Gefühl. So neu. Auch unerwartet. Ich sah Iruka direkt in seine Augen. Sprach inzwischen fast flüsternd weiter.

„Lass mich zu dir ziehen. Du bist der Einzigste, der es verstehen kann. Du bist mein bester Freund. Ich bin dir einfach so unglaublich dankbar. Du bist immer für mich da. Das werde ich niemals gut machen können.“

„Das musst du auch nicht. Auch du bist für mich da. Du siehst es nicht. Aber du bist für mich da. Du bist meine Familie. Kazuu......“
 

So nah.
 

Wir waren uns so nah. Iruka. Seine Stimme hatte direkt versagt. Such ich. Ich konnte nichts mehr sagen. Wir standen uns einfach so unglaublich nah gegenüber. Sahen uns an. Iruka. Sein Blick war so..... zärtlich. Schweigen. Nähe. Ja. Mein Herz klopfte... aber angenehm. Iruka. Er war da. Er war hier. Bei mir. Jetzt und hier. Seine Berührungen. Er fuhr mir immer wieder vorsichtig durch mein Haar. So nah beieinander. Sanfte Blicke. Stille. Meine Hand wieder an seine Weste. Vorsichtig. Iruka.... Behutsam war er. Behutsam hob er mit zwei Fingern meinen Kinn. So nah. Wir sahen uns direkt an. Mein Herz. Angenehme, überraschende Wärme. So nah. Iruka. Er beugte sich zu mir.
 

Wieder. Wieder ein Kuss.
 

Wir küssten uns. Sanft. Eher zaghaft. Anfangs.
 

Wie die Küsse zuvor, schmeckte auch dieser. Er hatte einfach diese weichen und sinnlichen Lippen. Er konnte es. Er konnte küssen. Ich genoss es. Seine Lippen. Seine Zunge. Iruka griff meine Oberarme. Zog mich näher zu sich. Ich ließ es zu. Griff seinen Nacken. Und tat es ihm gleich. Ich zog ihn ebenfalls näher zu mir. Wir küssten uns weiter. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden wir fordernder. Iruka. Er hatte mich noch fest im Griff. Zwang mich einige Schritte rückwärts zu laufen. Wir küssten uns weiter. Immer weiter. Gegendruck an meinem Rücken. Iruka presste mich gegen die Wand. Hielt mich weiter dominant in seinem Griff. Ich ließ es einfach zu. Ich wollte es. Ich wollte, dass er mich küsste. Wie er mich küsste. Immer mehr Zunge. Festerer Druck gegen die Wand. Immer wilderes Spiel. Wieder diese hohe Intensivität des Kusses.
 

„Nein..... verdammt.“
 

Plötzlich. Mit einem Schlag stoppte Iruka. Lockerte seinen Griff. Iruka. Ich sah ihn absolut irritiert an. Ich schmeckte seinen Kuss noch, obwohl wir aufgehört hatten. Ich musste mich selbst immer wieder daran erinnern zu atmen. Mein Herz. Es klopfte so schnell. Angenehm. Innere, beruhigende Wärme.

Trotzdem. Sein Blick hatte sich schlagartig geändert. Er ließ mich entgültig los. Stützte seine Unterarme gegen die Wand. Sah mich erschrocken an.

„Kazuu..... Wir können das nicht machen.“
 

„Das sage ich auch!!!“
 

Eine strenge, weibliche Stimme aus dem Nichts. Sofort. Sofort sprangen wir auseinander. Starrten Tsunade regelrecht geschockt an. Ihr Blick kühl.

„Das gefällt mir nicht. Euer Verhalten gefällt mir nicht. Kazosomane! Iruka! Das geht nicht.“

Verbissenes Schweigen unsererseits. Iruka hatte sich weiter von mir entfernt. Sah mich ratlos an. Verdammt. Wir hatten uns tatsächlich wieder einmal geküsst. Nur hatte es dieses Mal einen Zeugen gegeben. Ausgerechnet den Hokage. Sie donnerte laut.

„Was soll das?! Ihr sucht schon wieder Probleme!! Und ihr macht euch damit Probleme! Das geht nicht! Ihr könnt keine Beziehung anfangen.“

„Wir wollen doch keine Beziehung anfangen.“

„Und wenn das so wäre.“

Iruka wurde wieder etwas mutiger. Trat angespannt auf.

„Wir wollen keine Beziehung. Aber wenn es so wäre, hätte niemand das Recht sich da einzumischen. Noch nicht einmal Sie, Hokage. Bei allem Respekt, unser Privatleben geht Sie einfach nichts an.“

„Iruka!“

Ja, Himmel! War der denn verrückt geworden. So konnte er doch nicht mit Tsunade sprechen! Dieser Idiot!! Ich regte mich auf. Innerlich. Iruka! Zuerst wieder dieser Kuss. Dann auch noch von Tsunade erwischt zu werden. Grausig. Und jetzt? Jetzt stieg Iruka ganz bewusst in ein Fettnäpfchen. Mit einem Hokage so zu reden. Verdammt. Ziehen an meinem Herzen. Leichte Brustenge. Ich empfand wieder unangenehmes Herzrasen. Minimaler Schwindel. Ich hatte wieder einmal das Gefühl, jemand würde mir die Luft zuschnüren. Nicht so schlimm. Aber trotzdem. Nein! Nicht schon wieder! Mein Herz. Es tat weh. Dieses mal wirklich nur rein physisch. Aber es tat weh. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Versuchte, trotz der Dyspnoe ruhig zu atmen. Ich musste mich gegen die Wand lehnen. Alles um mich herum drehte sich. Nicht stark, aber es drehte sich.

„Kazuu......“

„Iruka. Du wirst jetzt gehen. Du kommst heute Abend in mein Büro!! Überlege dir deine Entschuldigung gut!“

Iruka... Er war gerade erst zu mir gesprungen. Hatte doch gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte. Betrachtete Tsunade entgeistert, die wiederum mit verschränkten Armen stand und ihn fordernd betrachtete. Iruka griff meinen Oberarm.

„Was hast du..... Tsunade. Es tut mir Leid, dass ich widersprechen muss. Aber ich bleibe bei ihr. Kazuu braucht mich!“

„IRUKA UMINO!!!!!“

Oh, Mann. Mein Herz tat so unglaublich weh. Die Angina verengte sich immer weiter. Immer schlechtere Luft. Langsam erhöhte sich mein Schwindel. Ich musste meine Konzentration ganz darauf setzen, nicht in Panik zu fallen. Ließ zu, dass Iruka mich festhielt. Hörte Tsunade dieses Mal richtig donnern. Sie war es gewohnt, dass ihre Untergebenen sie respektierten, ja direkt Angst vor sie haben. So einen rüden Tonfall eines Untergebenen war sie sicherlich nicht gewöhnt. Dementsprechend reagierte sie. Ich spürte, wie Iruka’ s Griffe schmerzhaft schmerzlich wurden. Er bekam einen Schreck. Okay. In solchen Momenten erging es mir nicht anders.

„IRUKA UMINO!!!! DU WAGST ES, SO MIT MIR ZU REDEN?! DU LÄSST SIE SOFORT LOS!!! DU GEHST NACH HAUSE!!! WIR REDEN SPÄTER!!! ICH RATE DIR, MACH LIEBER DEIN TESTATEMT JETZT! DENN, WENN ICH DAMIT FERTIG BIN WIRST DU NICHT MEHR DAZU IN DER LAGE SEIN!“

Kein Wort des Widerspruches. Er fuhr wieder kurz durch mein Haar. Ließ mich frei. Er traute sich nicht etwas zu sagen. Verließ mit einem äußerst grimmigen Gesicht das Zimmer. Ließ mich mit Tsunade nur ungern zurück.

Ich sackte in die Knie. Hatte extra gewartet, bis Iruka aus der Sichtweite war. Tsunade. Sie hatte gewollt, dass er das Zimmer verließ. Sie hatte es gespürt. Ich kniete. Nach vorne gebeugt. Die Hände auf dem Boden gestützt. Ich fing ein wenig an zu schwitzen. Konzentrierte mich. Konzentrierte mich auf meine Atmung. Kämpfte gegen den Schwindel an. Spürte eine Hand auf meinem Rücken. Eine andere an meinem Herzen. Spürte warmes Chakra durch meinen Körper fließen. Ich sah nicht auf. Musste mich immer wieder auf das Atmen konzentrieren. Konnte nur brüchig reden.

„Ich.... habe mit Kakashi geredet...... wir... hatten aber.... keinen Streit. Das..... jetzt mit Iruka..... es ist einfach passiert..... es hatte..... nicht die Bedeutung...... Wir.... sind kein... Paar.... Aber.... warum.... habe ich diesen.... Schwächeanfall? Was passiert mit mir?“

„Bleibe noch ruhig. Gleich wird es wieder besser.“

„Ich dachte... mein Herz ist wieder stabil?“

„Stabil? Es ist wieder stärker. Aber stabil? Kazosomane. Leg dich wieder in dein Bett. Ich muss mit dir reden. Versuche, aufzustehen.“

Langsam wurde es wieder besser. Das heilende Chakra hatte gut getan. Ich bekam wieder Luft. Die Schmerzen hatten sich stark reduziert. Ich folgte. Immer noch schwindelig. Liegen war wohl im Moment das beste für mich. Tsunade. Sie stand vor mir. Mit undurchsichtigem Gesicht sah sie mich an. Oh, Mist. Das war nicht gut.

„Warum sind Sie überhaupt zu mir gekommen? Die Visite war doch heute früh schon.“

„......“

„Ihr Schweigen ist nicht gerade aufbauend. Sie haben wohl keine gute Nachricht für mich. Aber ich...... Ich kann wieder normal laufen. Ich habe fast keine Schmerzen mehr. Ich mache brav meine Physiotherapie. Ich werde mich sogar psychisch therapieren lassen. Bis zu der Aufregung gerade bin ich wieder fit. Ich bin bereit nach Hause zu gehen. Immerhin bin ich seit fast drei Monaten hier im Krankenhaus. Ich will nur noch nach Hause.“

„Kazosomane. Lass mich reden.“

Ihre Stimme. Sie klang nicht streng. Eher war sie sonst sehr hart zu mir. Kalt. Sie war begründeterweise zornig. Immerhin hatten sich zwei Jonin – zwei ihrer hochrangigen Untergegeben – sich in dem eigenem Dorf fast gegenseitig umgebracht. Jetzt bestand ihre derzeitige Hauptfürsorge aus der Rehabilitation dieser berühmten Geschwister und der Geheimhaltung dieser gefährlichen Disziplinlosigkeit. Ja. Tsunade war sauer auf mich. Doch heute war sie doch ungewöhnlich ruhig.

„Das, was gerade passiert ist, war kein Zufall. Ihr habt euch gegenseitig mit Raikiri angegriffen. Ihr habt euch getroffen. Wie du weißt, mussten wir dir sogar einen Bypass legen. Ihr seid beide stark. In ein paar Monaten seid ihr wieder fit genug, um an Missionen teilnehmen. Ihr werdet keine offensichtlichen Schäden beibehalten.“

„Das ist doch gut.“

„Aber ihr habt mit Raikiri eure Herzen getroffen. Verstehst du denn das nicht. Alle Maßnahmen, die ich getan hatte, um eure Herzen zu stärken haben ein Ablaufdatum. Kazosomane Hatake. Du wirst ein neues Herz brauchen.“

„Ein..... neues.... Herz?“

“Nicht heute. Nicht morgen. Vielleicht nicht die nächsten Wochen. Monate. Willst du eine ehrliche Prognose? In fünf bis sieben Jahren wird dein Herz restlos versagen. Bestenfalls. Es kann auch in einem Jahr passieren. Das kommt ganz auf deine Lebensweise an.“
 

Fünf Jahre? Sechs Jahre? Das bedeutete ohne einem neuen Herzen würde ich in ein paar Jahren sterben. Das nicht vielleicht. Ganz sicher. Es würde ganz sicher sterben. SCHEIßE!!!
 

Ich musste schwer schlucken. Verdauen. VERDAMMT!!! Versuchte, gefasst zu bleiben.

„Mit einer Transplantation könnte ich aber länger leben?“

„Ja.“

„Dann will ich die Transplantation.“

„So einfach geht das nicht. Du bist kein Notfall. Jetzt ist dein Herz stark genug. Jetzt kannst du mit diesem Herzen leben. Jetzt brauchst du kein neues Herz. Dein Herz wird nicht von heute auf morgen destabilisiert. Es ist ein langer Prozess. Genau deswegen wirst du alle drei Monate eine zu der Grunduntersuchung speziell kardional untersucht. Zweimal im Jahr erhältst du einen Herzkatheter. Sobald wir den beginnenden Prozess entdecken, kommst du auf die Transplantationsliste. Genauso, wie Kakashi.“
 

Was? Was meinte sie damit. Ich sah Tsunade geschockt an. Verstand nicht. Was war mit Kakashi?“

„Kakashi? Was ist denn mit ihm?“

„Ihr habt euch gegenseitig getroffen. Seine Prognose sind acht oder neun Jahre. Ihr habt den selben Angriff gewählt. Und den selben Effekt erzielt. Du wurdest ein wenig schwerer getroffen. Deshalb wird dein Herz früher versagen. Aber Kakashi wird ebenfalls ein neues brauchen.“

Kakashi.... Nein.... nein.... Das war meine Schuld. All das war meine Schuld! Kakashi! Das durfte nicht sein! Niemals! Nicht Kakashi! Nicht mein Bruder! Ich richtete mich auf meinem Bett auf. Schluckte. Dachte kurz ernst nach. Sah Tsunade gefasst ab.

„Sollte sein Herz früher versagen...... ist es dann egal, was für ein Herz bekommt..... Kann.... kann Kakashi...... auch ein krankes Herz...... als Übergangslösung...... um Zeit zu gewinnen, es dauert doch so unglaublich lang, bis ein passendes, gesundes Herz gefunden wird...... Er darf nicht sterben. Nicht wegen mir.“

Tsunade. Sah mich einfach an. Schwieg. Stand einfach nur steif da.

„Tsunade. – sama.....“

Dann eine Regung. Äußerst ernste, klare Stimme.

„Du wirst dich nicht umbringen, damit Kakashi dein Herz bekommt. Wir werden alles versuchen, um euch zu retten. Ich versuche alles. Aber merk dir eines. Kakashi wird dein Herz niemals erhalten. Und du wirst niemals seines erhalten. Ihr hattet euch gestritten. Jetzt habt ihr beide ein unglaublich schlechtes Gewissen. Ihr liebt euch. Ich weiß es. Du würdest alles dafür geben, um ihn zu retten. Sogar für ihn sterben. Das ist mir klar. Und Kakashi. Er würde sich ohne zu zögern das Leben nehmen, nur damit du sein Herz erhältst. Dieses Prinzip lasse ich nicht zu. Ich lasse nicht zu, dass ihr aus einem schlechtem Gewissen das Leben nehmt. Ihr würdet damit nicht fertig werden. Also bleibt nur eines. Du bekommst Kakashi’ s Herz nicht. Und er bekommt deines nicht.“

Scheiße! Scheiße! Scheiße! Das war alles doch scheiße! Mist. Tsunade verschränkte ihre Arme. Seufzte traurig.

„Du wirst einige Medikamente bekommen. Ich bitte dich. Nehme sie auch. Wie gesagt. Ich werde wirklich alles versuchen, um euch so lange wie möglich stabil zu halten. Aber ihr müsst durchhalten. Alle beide. Haltet durch.“
 

Durchhalten.... Mein Herz. Irgendwann würde es versagen. Irgendwann würde ich daran sterben. Das bedeutete also, dass dieser Kampf uns tatsächlich umgebracht hatte. Verdammt. Kakashi... Es tut mir so leid. War es dann also wirklich richtig, aus unserem Haus auszuziehen. Zu Iruka zu ziehen. Oh, mein Gott. Iruka!!!
 

“Tsunade – sama. Ich mache alles. Ich werde alles machen, was Sie sagen. Aber bitte. Bitte sagen Sie nichts Iruka. Er darf es niemals erfahren. Er..... er macht sich nur unnötig Sorgen.“

„Iruka Umino.“

Ups. Ich machte mir Sorgen um Iruka. Deswegen hatte ich aus Versehen mit diesem Thema angefangen. Iruka. Er war einfach mein bester Freund. Meine Familie. Ja. Ich würde wohl sterben. Ganz sicher. In wenigen Jahren. Damit musste ich klar kommen. Und ich würde damit klar kommen. Aber Iruka? Iruka war sehr sanft. Fürsorglich. Ich wollte mir nicht vorstellen, was passieren würde, sollte er erfahren, wie es um mir stand. Iruka sollte das niemals erfahren.

Der Blick des Hokage hatte sich verändert. Sehr düster.

„Iruka Umino... Ihr werdet aufhören, mit dem was ihr macht.“

Was wir machten? Was sollte das? Okay. Wir hatten uns geküsst. Das war auch schon alles.

„Hör zu, Kazosomane. Ich weiß, dass ich nicht das Recht habe, mich in eure Privatangelegenheit einzumischen. Trotzdem haben eure Handlungen Auswirkungen auf die Sicherheit des Dorfes. Ihr macht euch unnötig verwundbar. Du bist stark verletzt. Physisch und vor allem psychisch. Du bist durcheinander. Hast derzeit deine Emotionen nicht im Griff. Du und Iruka seid verwundbar. Ihr macht Fehler. Und diese haben Konsequenzen für das Dorf.“

Schweigen. Warum tat sie das? Sie hatte so schlagartig das Thema gewechselt. Sie hatte mich doch gerade erst über meinem Herzen aufgeklärt. Und jetzt wollte sie mir eine Beziehung mit Iruka verbieten. Hey! Stopp!! Beziehung mit Iruka!

„Wir haben gar nichts in der Art vor. Aber er gehört zu meiner Familie. Iruka ist sanft. Er würde fast zerbrechen, wenn er von dem Herzen erfahren würde. Er würde wirklich alles versuchen, um ein neues Herz für mich zu kriegen. Er würde seines dafür hergeben. Deswegen darf er es niemals erfahren. Bitte. Tsunade- sama.“

„Hör mir mal gut zu. Du und Kakashi. Ihr gehört zu meinen besten Shinobi. Ich kann und werde auf euch nicht verzichten. Ich muss alles tun, um mein Dorf zu beschützen. Ihr seid berühmt. Euer Kampf ist ein gut gehütetes Geheimnis. Und euer Schicksal wird ebenfalls geheim bleiben. Die Öffentlichkeit wird niemals etwas davon erfahren. Die anderen Dörfer – und unsere Feinde – würden diese Chance nutzen. Die Hatake sind berühmt. Unzählige versuchen euch zu töten. Sollten eure Schwächen bekannt werden, motiviert das möglicherweise eure Feinde aktiv zu agieren und Konohagakure anzugreifen. Eure zerstörten Herzen bleiben ein Geheimnis. Auch Iruka wird nichts erfahren. Kazosomane. Es bleibt ein Geheimnis.“

Ich war alleine. Tsunade war vor einiger Zeit gegangen. Ich musste nachdenken. Über alles nachdenken. Verdammt. Der Streit mit Kakashi. Und jetzt mussten wir entgültig die Konsequenzen tragen. Die Chance ein neues, gesundes und passendes Herz zu erhalten stand nicht gerade hoch. Im Gegenteil. Das war fast unmöglich. Wir würden wohl es tatsächlich schaffen, für eine gewisse Zeit problemlos Missionen durchzuführen. Die Herzen wären wohl für eine gewisse Zeit stabil. Aber dann. Es würde zu einer Kurzatmigkeit kommen. Herzschmerzen. Unsere Kondition würde nachlassen. Müdigkeit würde ansteigen. Konzentrationsschwäche. Unser Immunsystem würde nachlassen. Am Schluss. Das Herz würde immer schwächer werden. Und zum Schluss einfach aufhören zu schlagen. Das war einfach unser Schicksal. Wir hatten es hervorbeschworen. Wir hatten all diese Fehler gemacht und mussten nun die Konsequenzen tragen. Kakashi. An all das waren wir selber Schuld.

Aber Iruka..... Was tat ich ihn damit nur an? Gut. Die Chance, dass ich vor ihn sterben würde, war sowieso deutlich höher. Das wussten wir beide. Gerade deswegen machte er sich immer so Sorgen um mich. Iruka.... was war nur mit uns zwei los?
 

Spät Abends besuchte er mich ein weiteres Mal. Hatte eine deutlich schlechtere Laune als vor einigen Stunde. Es gab einen klaren Grund. Tsunade.

„Diese Frau kann mich echt aufregen. Fährt die mich so richtig an.“

Ich lag in meinem Bett. War eigentlich ziemlich müde und hatte versucht zu schlafen. Vergeblich. Ich spürte einen leichten Stoß gegen meine Rippen. Iruka wollte, dass ich ihm Platz machte.

„Hast du morgen keine Arbeit?“

“Jetzt rutsch einfach.“

„Schon gut.“

Ich machte Iruka Platz. Er legte sich neben mich auf das Bett. Hatte die Hände auf seinem Bauch zusammen gefaltet. Starrte mürrisch zur Decke. Ich drehte mich zu ihm. Sah ihn müde an.

„Also. Was hat sie gesagt?“

„Ich bin müde, Kazuu.“

„Ach ja? Wieso nennt sie dich dann Kazuu?“

Seufzen von ihm. Er schloss die Augen. Seufzte genervt.

„Ich bin mir nicht so sicher, ob du zu mir ziehen solltest. Du bist noch nicht gesund und gehst mir jetzt schon auf den Senkel.“

„Iruka! Ich....“

Ich sah ihn entsetzt an. Was sagte er da? Iruka! Er konnte das doch nicht ernst meinen!

Er fing mit einem Schlag an leise zu lachen. Drehte sich zu mir. Sah mir klar in die Augen.

„Du müsstest jetzt dein Gesicht sehen. Das war nur ein Witz.“

„Du Riesenidiot! Musst du mich so erschrecken?! Das ist nicht lustig!“

Ich knurrte ihn regelrecht an. Warum? Warum musste er mich gerade jetzt verarschen? Sein Gesicht. Er hatte sofort aufgehört zu grinsen. Sah mich ernst an.

„Tut mir Leid. War nicht böse gemeint. Ich bin nur genervt wegen Tsunade.“

„Was hat sie denn gesagt?“

„Na ja. Zuerst ist sie richtig ausgetickt, wegen dem, was ich heute Nachmittag zu ihr gesagt habe.“

„Zurecht.“

„Danke schön. Nein... Auf jeden Fall sagte sie, wir sollten es nicht wagen, eine Beziehung miteinander anzufangen. Wir seien viel zu labil. Echt bescheuert. Warum kommt sie darauf, dass wir etwas miteinander anfangen würden. Du bist meine beste Freundin. Mehr will ich doch nicht.“

„Tatsächlich. Vielleicht dachte sie etwas Anderes, weil wir ziemlich geknutscht hatten.“

„Geknutscht?“

Iruka lachte auf. Sah mich schon fast hämisch an.

„Das war nur ein kleiner Kuss. Mehr auch nicht. Es hatte nichts zu bedeuten. War ja nicht einmal gut.“

Okay. Okay, das war jetzt nicht charmant. DAS WAR AUF KEINEN FALL CHARMANT!!! Er schien sich inzwischen weniger um mich zu sorgen. Akzeptierte, dass es mir besser ging. Und genau deswegen ärgerte er mich jetzt. Ich richtete meinen Oberkörper auf. Stützte mich mit meinen Unterarm ab. Runzelte missmutig meine Stirn.

„Du weißt schon, was du da sagst?“

„Ja. Komm schon. Sag mir jetzt nicht, dass du etwas gefühlt hast?“

Etwas gefühlt? Eigentlich hatte ich etwas gefühlt? Da war doch das angenehme Kribbeln gewesen, aber nein! Alles nur Einbildung! Iruka richtete sich ebenfalls auf. War dicht bei mir. Klar. Immerhin lagen wir zu zweit auf diesem Krankenhausbett. Sahen uns genervt an.

„Wenn es so schlimm war, Iruka. Warum hast du mich dann geküsst?“

„Ich habe dich nicht geküsst. Du hast mich geküsst!“

„Nein! Du warst es.“

„Von wegen! Du hast mich geküsst, Kazuu. Du hast doch angefangen! Schon vergessen. In meiner Wohnung.“

„Tz. Das war die einzige Möglichkeit, dich zu stoppen. Es war pragmatisch!“

„Pragmatisch? Du bist echt unmöglich!“

Ein Griff. Verdammt. Iruka packte mich. Drückte mich auf das Bett. Saß auf mich. Missmutiger Blick.

„Das war gemein von dir! Du bist echt verletzend.“

„Nein. Bin ich nicht. Pragmatisch hört sich immer noch besser an als schlecht.“

„Tut es nicht.“

„Tut es doch!“

„Nein!“

„Doch!!“

„Kazosomane!“

„Iruka!“

„Schluss mit dem Streiten!“

„Dann stopp mich doch!“

„Okay!“
 

Oh, nein.

Schon wieder!
 

Iruka. Packte meine Schultern. Drückte mich fester gegen das Bett. Beugte sich zu mir. Schon wieder! Wieder ein Kuss! Dieses Mal deutlich wilder. Iruka küsste mich deutlich wilder als zuvor. Lag auf mir. Seine Lippen. Seine Zunge. Ich erwiderte ihn sofort. Griff seine Weste. Presste seinen Körper gegen meinen. Sein Gewicht auf mir. Wildes Knutschen. So stark. Iruka war so stark. Strich über mein Gesicht. Wir küssten uns weiter. Wilder. Immer wilder. Mein Herz. Es klopfte wild. Angenehme Hitze. Es war so unglaublich gut. Ich zog ihn immer näher an mich heran. Sein starker Körper auf meinen gepresst. Wilde Spiele mit unseren Zucken. Iruka. Griff meinen Rücken. Zog mich mit den Oberkörper aufrecht. Wir hörten mit dem Küssen nicht mehr auf. Saßen aufrecht auf das Bett. Pressen unsere Körper gegeneinander. Küssten uns. Intensiv. Leidenschaftlich. Starkes Kribbeln. Wärme. Herzklopfen. Leidenschaft. Verlangen. Weiche Lippen. Stille um uns herum. Heiße Küsse. Aneinandergeschlungene Körper. Ich packte Iruka. Riss ihn um. Er lag mit dem Rücken auf dem Bett. Ich auf ihn. Küsste ihn mit all meiner Leidenschaft. Genussvoll. Die Hände gegen seine Brust gedrückt. Spürte seine auf meinen Rücken. Spürte, wie er mich nah – ganz nah – an sich herandrückte. Ließ es mit Freuden zu. Wir spielten weiter mit unseren Zungen. All diese Leidenschaft. Das hohe Verlangen uns zu spüren. Uns zu küssen. Und..... uns zu lieben....

NEIN!!!

Nein! Das ging nicht! Was machten wir da nur? Was sollte dieses Knutschen? Was sollte diese Leidenschaft? Warum? Warum küssten wir uns so wild. Schon so häufig? Was sollte das?

Er schien das selbe zu denken. Beide. Wir beide unterbrachen sofort. Ich stützte mich mit meinen Händen gegen das Bett ab. Schwere Atmung. Wir hatten den Abstand zueinander etwas erhöht. Atmeten schwer und unregelmäßig. Sahen uns an. Direkt an. Geschockt. Iruka. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er flüsterte regelrecht entsetzt.

„Scheiße.“

„Verdammt.“
 

Ich saß noch auf ihn. Seufzte entnervt.
 

„Ich glaube, wir haben ein echtes Problem“

Endlich entlassen - Mein Leben mit Iruka

Oh, verdammt! Ich saß noch auf Iruka. Starrte ihn entsetzt an. Was? Was hatten wir gerade getan? Warum hatten wir uns wieder so geküsst? Verdammt! Shit! Iruka? Er schien sich langsam gefasst zu haben. Seine Mimik geradezu grimmig. Er keifte mich regelrecht an.

„Warum hast du mich geküsst?“

Moment mal? Was? Stopp mal!

“Wer hat hier wen geküsst?”

„Ich habe nicht angefangen!“

„Klar hast du angefangen! Du hast mich geküsst. Nicht umgekehrt!“

Im Grunde genommen war das ein Startschuss. Wir keiften uns gegenseitig ein. Sprachen durcheinander. Unterbrachen uns gegenseitig. Mit aller Gewalt versuchten wir einen Grund für den Kuss zu finden.

„..... ruhig bleiben. Du hast damit angefangen!“

„...... vergessen? Du wiederholst dich. Und das stimmt nicht. Sag mir, warum du mich immer wieder küsst?“

„.... Nein, stell dich nicht so unschuldig.......“

„Du sprichst diesen Satz nicht aus. Du hast mich geküsst und nicht umgekehrt!“

„Und wer hat angefangen? Kazuu, was war dann in meiner Wohnung.“

„Woah. Das zählt nicht! Ich dachte, ich würde sterben.“

„Und ich war erleichtert, dass du noch lebst!“

„Ausrede. Du stehst auf mich. Jetzt gebe es doch zu. Du bist verknallt.“

„Stopp! Das reicht jetzt. Geh runter von mir!“

Oh, Mann. Jetzt hatte ich ihn entgültig gereizt. Iruka packte meine Arme. Warf mich regelrecht von sich runter aus dem Bett. Ich wendete und hatte es gerade noch geschafft auf meine Füße zu landen. Betrachtete Iruka grimmig. Wollte schon anfangen ihn anzuschreien. Er war schneller. Setzte sich geknirscht auf das Bett.

„Hör zu. Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht so schupsen.“

„Du hast mich aus meinem eigenem Bett geworfen. Rutsch wenigstens. Wir müssen wohl reden.“

Er tat, was ich sagte. Ich setzte mich neben Iruka, sah zu Boden. Dieses Gefühl, als wir uns küssten. Leidenschaftlich. Herzklopfen. Das alles war so....... verliebt?! Nein!!! Das durfte nicht sein! Iruka und ich waren beste Freunde. Wir waren eine Familie. Wir konnten einfach nicht ineinander verliebt sein. Das würde nur alles ändern. Unnötige Komplikationen hervorrufen. Nein! Verlieben war nicht drin.

„Iruka..... Einigen wir uns darauf, dass wir beide uns geküsst haben.“

„Meinetwegen. Dann sag mir mal warum? Warum ist das passiert?“ „Keine Ahnung..... Vielleicht......“

Ich dachte angestrengt nach. Warum küssten wir uns ständig. Was fühlte ich denn dabei? Nun gut. Da war dieses Herzklopfen. Aber das zählte nicht. Das war einfach nur falsch. Ebenso diese angenehme Wärme. Aber da war doch noch etwas Anderes. Ich sah auf. Betrachtete Iruka ernst.

„Trost.... Ich denke das ist es.“

„Trost? Ist das dein Ernst? Einfach nur Trost?“

„Natürlich. Das passt dir auch wieder nicht, oder was?“

Iruka stand auf. Stellte sich mir gegenüber. Trotz seines ärgerlichen Gesichtsausdruckes, verrieten seine Augen die klassische Güte.

„Ich bin vielleicht nicht gerade glücklich mit der Antwort. Aber um ehrlich zu sein, ergeht es mir doch auch nicht anders. Trost ist ein gutes Argument. Und mehr können wir uns auch nicht leisten. Wir können uns nicht verlieben, verdammt!“

Seufzen. Iruka hatte Recht. Es durfte sich nichts verändern. Wir hatten eine stabile Beziehung. Eine enge Freundschaft. Wir als ein Paar? Das ging einfach nicht. Unsere Freundschaft war deutlich wichtiger, als dieses komische verliebte Getue. Und auch Tsunade hatte Recht. Ich meine. Kotetsu und Shui. Sie waren beide Shinobi. Unsere Beziehung hatte Auswirkungen auf das Dorf gehabt. Gerade als Kotetsu und ich uns getrennt hatten. Wir waren wochenlang nicht einsetzbar gewesen. Mit uns ein paar andere, die versucht hatten uns aufzubauen, allem voran Iruka und Izumo. Kakashi hatte sogar versucht seine Mission zu unterbrechen. Später mit Shui ging es zuerst gut. Wir waren ausgeglichen. Aber dann starb er und ich war wieder am Boden. Zwei Wochen nicht einsatzfähig. Und ich hatte angefangen mich noch deutlich öfter mit Kakashi anzulegen. Beziehungen unter Shinobi war nicht gut. Vielleicht stellten die Shinobi Azuma und Kurenai hierbei eine klare Ausnahme dar, aber Iruka und ich. Das funktionierte einfach nicht.

Ich sah meinem besten Freund in dessen Augen.

„Wir sollten damit aufhören. Wir haben uns jetzt viermal geküsst.“

„Nein.“

Iruka verschränkte fast beleidigt die Arme.

„Es waren insgesamt sechs Mal.“

„Es waren vier Mal.“

„Sechs.“

„Vier!“

„Sechs!“

„Ach ja?!“

„Ja! Denk doch mal nach. Du vergisst den Kuss kurz vor deinem bescheuertem Kampf mit Kakashi. Und was ist mit dem Kuss vor ein paar Jahren?“

Oh, Mann. Stimmte ja. Aber da hatte Iruka mich geküsst. Ich hatte mir gerade überlegt, diese Tatsache laut auszusprechen, ließ es aber. Dies würde nur einen unnötigen Streit bedeuten. Dieser letzte Kuss reizte uns sowieso schon ungemein. Zumindest lenkte das von meinem Herzen ab. Ich hob beschwichtigend meine Arme.

„Lass uns einen Waffenstillstand vereinbaren. Vergessen wir die ganze Geschichte. Ich glaube, wir suchten beide einen Trost. Eine Abwechslung. Wir haben uns geküsst. Okay. Es ist passiert. Daran können wir nichts mehr ändern.“

„Sprechen wir nicht mehr darüber. Es wird auch niemals jemand davon etwas erfahren. Wir küssen uns einfach nicht mehr und erwähnen es auch nicht. Okay. Konzentrieren wir uns einfach auf deine Entlassung. Willst du noch zu mir ziehen?“

Nicken meinerseits. Ich wollte zu Iruka ziehen. Dort hatte ich eine Pause von Kakashi und trotzdem meine Selbstständigkeit. Iruka kniete sich zu mir an mein Bett. Ein klarer, ernster Blick.

„Gut. Ich bereite alles vor. Du kannst dich noch hier ausruhen. Aber eines sage ich dir schon einmal voraus.“

Oh je. Jetzt klang er wirklich ernst.

„Meine Wohnung, meine Regeln. Du wirst dich daran halten. Sonst werfe ich dich eigenhändig heraus.“
 

Ja. Mit Iruka in einer Wohnung. Nach weiteren zwei Wochen wurde ich endlich entlassen. So viel ich wusste, war Kakashi bereits einen Monat zuvor entlassen worden. Anscheinend hatte Iruka sich ein paar Mal mit ihm getroffen, um meinen Auszug vorzubereiten und Kakashi diesen zu begründen. Daheim würde ich noch ein paar Medikamente nehmen müssen. Ein paar war gut gesagt. Natürlich einige für meinem Herz. Für den Blutdruck. Ganz wichtig – Marcumar. Dieses Medikament verlangsamerte die Blutgerinnung. Dadurch wurde die Gefahr einer Verengung an meinen Gefäßen und die einer Thrombose verringert. Klarer Nachteil, die Wundheilung wurde dadurch gestört. Auch könnte jeder Stoß und Schlag zu inneren Blutungen führen. Damit war es unmöglich, als Shinobi weiter zu agieren. Ich konnte nicht einmal einfache Missionen durchführen. Klar. So ein einfacher Katzenkratzer könnte mich im schlimmsten Fall umbringen. Danke. Sehr aufbauend. Andere Medikamente waren Psychopharmaka. Antidepressiva. Und Tavor. Ich hatte die Medikamente während meinem Krankenhausaufenthalt regelmäßig eingenommen. War sie gewohnt. Aber diese Tavor. Sie machte mich immer so unglaublich müde. Durch sie wurde ich langsam und schlief zum Teil bis zu vierzehn oder fünfzehn Stunden. Ich hasste diese Tablette. Hatte sie irgendwann einfach nicht mehr genommen. Was brachte sie mir? Sie sollten gegen Angstzustände sein. Mich runterbringen. Ich wusste gar nicht, dass ich Angstzustände hatte. Blöde Medikamente. Ich hatte mir vorgenommen diese Tavor einfach auszulassen. Blöderweise hatte ich nicht mit Iruka gerechnet. Ich hatte nicht gewusst, dass gerade dieses Medikament zu einem großem Streitpunkt zwischen ihm und mir werden würde.
 

Mein Einzug verlief nicht feierlich, dafür umso entspannter. Kakashi hatte ich nicht gesehen. Iruka überließ mir sein Gästezimmer. Seine Bedingungen waren klar. Wir würden uns die Wartungskosten teilen. Strom, Wasser. Ich musste mit ihm frühstücken, auch wenn ich dies im Grunde hasste. Nichts gegen Iruka. Das Frühstücken allgemein fand ich schlimm. Und er stand immerhin immer spätestens um sechs Uhr in der Früh auf, während ich eigentlich gerne länger im Bett blieb. Ich war mehr der chaotische Typ – das hatte ich mit Kakashi gemein. Iruka hingegen war ordentlich, plante gerne voraus. Er nervte mich regelmäßig damit meine Krankenhaustermine wahrzunehmen. Meine Therapie durchzuziehen. Sorgte stets dafür, dass ich ohne Unterbrechung meine Medikamente nahm. Alles in einem verlief eigentlich alles glatt. Wir verstanden uns trotz der Unterschiede gut. Agierten miteinander. Kochten miteinander. Aßen miteinander. Beschäftigten uns abends. Ich half ihn bei der Korrektur seiner Arbeiten. Wir unterhielten uns oft. Solche leidenschaftliche Zwischenfälle blieben Gott sei Dank aus. Allerdings nicht die Gedanken und das Herzklopfen. Ich hatte ihn früher auch oberkörperfrei gesehen, seine Muskeln gespürt. Aber jetzt fiel es mir deutlich auf. Iruka sah richtig gut aus. Natürlich seine Augen. Seine weichen Gesichtszüge. Iruka war..... sexy. Verdammt! Ignorieren Kazuu. Das darfst du nicht denken. Das Kribbeln. Das Herzklopfen, sobald wir nah beieinander waren durfte nicht sein. Ich durfte nicht mehr für Iruka empfinden als Freundschaft. Aber..... Iruka war einfach fantastisch. Sein Charakter. Er hatte mich immer verstanden. Ich konnte mit ihm reden. Selbst wenn wir nur zusammen waren und nichts taten, war es schon angenehm. Wir mussten nicht immer miteinander sprechen. Seine Anwesenheit alleine genügte mir. Derzeit konnte ich meine Arbeit nicht durchführen, ich begnügte mich mit ziviler Kleidung. Als ich mal eine Jeans und bauchfreies Top trug, grinste mich Iruka an und meinte ich solle ganz auf das Shinobidasein verzichten. So hätte er mehr zu sehen. Das war eigentlich ein Kompliment. Ich erkannte es beeindruckt an.

Trotz allem blieb ein Schatten über mich. Im Grunde genommen hatte ich keine Beschäftigung. Keine Aufträge, keine Arbeit. Nichts. Und die ganzen Medikamente machten mich so unglaublich müde. Meistens ging ich wieder in mein Bett, sobald Iruka die Wohnung für seine Arbeit verließ. Er weckte mich auf, war er wieder daheim. Ich versuchte mich zumindest in der Hausarbeit und dem Kochen. Normalerweise war ich dazu im Stande, aber jetzt wollte es einfach nicht. Ich hatte sogar mal Nudeln richtig anbrennen lassen, weil ich einfach in einem Kurzschlaf gefallen war. Ich tat im Grunde nichts und war zu Nichts im Stande.

Deshalb verstand ich nicht, warum Iruka immer wollte, dass ich die Tavor nahm. Grundsätzlich beim Frühstück kam es zu Diskussionen.

„Du hast eine Tablette übersehen, Kazuu.“

„Nein. Habe ich nicht. Du weißt, wie ich darüber denke.“

„Tsunade hat gesagt, du sollst die scheiß Tavor nehmen, also nehm sie!“

Kopfschütteln von mir. Die Tablette schön vor meiner Nase gerichtet. Seit meiner Entlassung hatte ich sie nur ein einzigstes Mal genommen, sonst hatte ich die Tavor verweigert. Zum Ärgernis von Iruka. Er seufzte. Band sich genervt seine Haare zusammen. Wahrscheinlich war ich – abgesehen von Nickey – die einzigste Person, die ihn mit offenen Haaren kannte. Iruka keifte mich regelrecht an.

„Nimm sie endlich! Tsunade hat mir die Verantwortung für dich übertragen. Sie sagte, ich soll dafür sorgen, dass du dich wirklich an deinem scheiß Medikamentenplan hältst. Also halte dich daran.“

Seufzen von mir. Eigentlich wollte ich mich nicht mit ihm streiten.

„Hör mal. Ich bin jetzt schon immer so fertig. Mit der Tavor kann ich dann gar nichts mehr. Das ist doch auch nicht Sinn der Sache. Seh’ s mal so. Ich nehme die Tavor. Irgendwann zwischendrin geht es mir gut und ich koche für dich dein Abendessen, weil ich mir denke ‚Hey. Iruka macht so viel für mich, da kann ich ihn doch etwas Gutes tun’ Also koche ich. Aber wegen dieser Tavor werde ich so unglaublich müde. Ich schlafe ein. Dummerweise habe ich den Herz angelassen. Das Öl fängt an zu brennen. Ich merke noch immer nichts – im bin ja ausgeknockt. Die Küche steht in Flammen. Jetzt endlich merke ich, dass ich in Gefahr bin. Aber da ist immer noch diese scheiß Wirkung. Das Feuer zu löschen ist unmöglich für mich. Es bleiben nur zwei Möglichkeiten.“

Ich betrachtete Iruka’ s Mimik und amüsierte mich heimlich. Natürlich übertrieb ich gerade. Aber ich wollte diese Tavor nicht nehmen.

„Jetzt kommt’ s Iruka. Erste Möglichkeit. Ich schaffe es aus der Wohnung. Diese brennt ab. Du bist heimatlos – wegen mir. Wir streiten uns deswegen. Du machst mir Vorwürfe. Ich mache dir Vorwürfe. Wir kündigen unsere Freundschaft und leben getrennt auf den Straßen Konoha’ s und reden kein Wort mehr miteinander. Oder die zweite Möglichkeit. Ich schaffe es nicht aus der Wohnung. Ich verbrenne. Sterbe qualvoll. Du kommst nach Hause. Findest eine verbrannte Leiche an deiner verkohlten Wohnung. Auch wenn eine Identifikation absolut unmöglich ist, weißt du, dass ich es bin. Du machst dir Vorwürfe. Fängst an zu trinken. Verlierst deinen Job. Deine Vorbildfunktion als Lehrer. Du verlierst dein Ansehen im Dorf. Niemand will mit dir etwas zu tun haben. Letztendlich bleibt dir nichts anderes mehr übrig als dich umzubringen.“

Ich nahm die Tavor in die Hand. Hob sie theatralisch in die Höhe.

„Und das alles wegen dieser winzigen, kleinen Pille.“

Iruka. Er starrte mich fassungslos an. Suchte verzweifelt nach einer Antwort. Ich grinste. Das hatte ihn wohl echt umgehauen. Vielleicht ließ er mich endlich in Ruhe. Tja. Eigentlich sollte ich Iruka besser kennen.

Er fasste sich wieder. Beugte sich zu mir verschränkte seine Arme auf den Tisch. Sah mich giftig an.

„Bist du endlich fertig mit deinen Horrorszenarien? Nimm endlich die Tavor.“

„Soll ich dir die Prognose noch einmal erzählen?“

„Willst du eine echte Prognose? Wenn du dich weigerst deine Medikamente zu nehmen, rücken wir zwei noch ordentlich zusammen.“

Ernste Worte. Klare Blicke. Er sah mich schon fast wütend an. Ich ihn. Ein zufälliger Blick auf die Wanduhr im Hintergrund. Tja. Gewonnen.

„Iruka.“

„Was ist?“

„Fünf vor Acht.“

Irritierter Blick von ihm. Er lehnte sich mit verschränkten Armen an seinem Stuhl zurück.

„Du blöde Kuh. Was geht jetzt wieder ab?“

„Es ist fünf vor Acht, du Idiot! Deine Schüler freuen sich.“

„WAS?!!“

Jap. Iruka hasste Verspätungen. Sah geschockt auf die Uhr. Sprang fluchend auf. Suchte seine Materialien zusammen. Dieser Anblick. Seine Hektik. Ich musste loslachen. Bereute es schnell.

„Schnauze. Wir sind noch nicht fertig miteinander.“

„Autsch!“

Iruka griff sich seine Arbeitstasche. Schlug mit seiner flachen Hand leicht gegen meinen Hinterkopf. Drückte mir noch ein Glas mit Saft in die Hand.

„Das hast du verdient. Trink deinen Saft.“

„Das hat weh getan. Hallo? Marcumar! Mach weiter so und deinetwegen habe ich eine Gehirnblutung. Dieses Mal ohne Scheiß.“

„Deswegen habe ich nicht fest zugeschlagen. Und jetzt trink. Ich muss weg, verdammt.“

Ein weiteres Ritual. Iruka wusste, dass ich im Allgemeinem zu wenig trank, deswegen nervte er mich in der Früh damit immer ein Glas Saft zu trinken. Eher würde er nicht gehen. Mann. Er machte sich echt immer Sorgen um mich. Deswegen tat ich ihm immer den Gefallen und leerte mein Glas. Meistens mit einem beleidigten Gesichtsausdruck.

„Zufrieden? Verschwinde endlich! Du machst deinen Schülern gerade unnötige Hoffnung, der Unterricht würde ausfallen.“

„Ja, ja. Pass auf dich auf.“
 

Das war ein klassischer Morgen. Wir verstanden uns gut. Trotzdem war das Thema Medikamente immer ein Streitpunkt zwischen uns. Wenn ich daran denke, wie fertig ich schon immer war, ohne diese Tablette einzunehmen. Immer so müde. So schläfrig. So langsam. Hatte manchmal diese unkoordinierte Handlungen. Was würde dann passieren, wenn ich diese Tavor nehmen würde. Warum verstand Iruka das denn nicht? Er versuchte es immer und immer wieder. Die meiste Zeit waren wir ruhig. Aber vor allem morgens stritten wir uns regelmäßig. Er verlangte von mir die Tablette zu schlucken. Ich weigerte mich. Morgens waren wir aktiver. Vormittags wurde ich immer so stark müde und schlief nachmittags, bis Iruka zurückkam. Die Diskussion wurde dabei vielleicht zehn oder fünfzehn Minuten fortgesetzt, meistens unterbrach ich sie, da ich kaum Energie hatte. Später hatte ich meine Therapien. Dreimal die Woche Krankengymnastik und Fitnesstraining je eine Stunde. Alle zwei Wochen einen Abstecher in das Krankenhaus für die körperliche Untersuchung. Zweimal die Woche Psychotherapie bei Dr. Himotoko.

Dort erinnerte ich mich wieder daran, dass nicht nur ich ein Arsch sein konnte. Auch Iruka war einer.

Ich erklärte Himotoko, dass ich stets unglaublich müde war und gar nicht mehr aus dem täglichem, lahmen Trott herauskam. Lachte dabei zynisch.

„Wissen Sie. Aus diesem Grund verzichte ich auf die Tavor. Ich verstehe durchaus, warum ich erst einmal runter kommen soll. Ich weiß, wie wichtig es ist, dass ich zur Ruhe komme. Nur so kann ich über alles nachdenken. Aber mit der Tavor werde ich nicht einmal im Stande sein, meine Gedanken zu ordnen.“

„Sie haben also bisher auf dieses Medikament verzichtet? Haben Sie sie kein einziges Mal verwendet?“

„Schon. Im Krankenhaus. Aber auch nicht regelmäßig. Wie gesagt, sie macht mich viel zu fertig. Deswegen streite ich mich auch fast täglich mit Iruka. Er meint, ich solle sie nehmen, da es eine Anordnung vom Hokage war. Ich frage Sie, wie kann so eine Belanglosigkeit wie ein Medikament, solche Konfrontationen hervorrufen. Ich meine, ich will mich bessern. Ja. Ich streite mich oft wegen Kleinigkeiten und das will ich ändern. Aber ich kann doch nicht einfach nicken und springen, wenn Iruka oder Kakashi sagen ‚Spring’. Das bin ich nicht. Außerdem macht die Tavor schnell süchtig.“

Himotoko hörte mir geduldig zu. Seufzte.

„Ich gebe Ihnen Recht. Und ich denke Sie machen auch sehr gute Fortschritte. Aber ich muss Sie noch einmal fragen. Sind Sie sich wirklich sicher, dass sie die Tavor nicht einnehmen. Vielleicht unter einem anderem Markennamen?“

Was sollte denn diese Frage? Ich setzte ein gespielt freundliches Lächeln auf.

„Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Ich nehme ganz sicher keine Tavor.“

„Ich glaube Ihnen. Jedoch habe ich Sie schon länger beobachtet. Und auch Ihre beschriebene Symptomatik deuten auf die Einnahme des Medikaments hin. Dies sind alles Wirkungen bzw. Nebenwirkungen des Tavor.“

WAS???????????

Mein Mundwinkel veränderte sich. Was sollte das? Was sollte denn das bedeuten? Wie sollte ich an dieses scheiß Beruhigungsmittel......

...........IRUKA!!!..........

Das konnte nur er gewesen sein! Nur Iruka konnte sie mir heimlich unterjubeln! Das konnte doch nicht sein.

„Dr. Himotoko, wie soll ich mich denn am besten verhalten. Sind mir Konfrontationen erlaubt? Solange diese nicht in einem Kampf oder zu richtigen Verletzungen führen. Ich darf doch noch meine Mitmenschen zur Rede stellen? In einem gewissen Ramen, versteht sich natürlich?“

„Was meinen Sie damit?“

Ja. Was meinte ich damit. Anscheinend hatte ich tatsächlich Tavor erhalten. Und Wahrscheinlich hatte Iruka das organisiert. Ich musste Beweise finden. Ich musste ihn mit dem Verdacht konfrontieren. Aber nein. Ich würde auf keinen Fall einen richtigen Streit anzetteln. Keinen Kampf. Nein. Ich musste doch endlich dazulernen. Aber trotzdem. Das würde mir Iruka doch nicht antun. Oder, etwa doch?
 

Ich durchsuchte seine Wohnung. Ich hatte ernsthaft nachgedacht. Ja. Natürlich. Ich wurde ja am Vormittag immer so müde. Am frühen Vormittag. Und dann noch..... Jeden Tag in der Früh. Er hatte mir jedes Mal ein Glas Saft in die Hand gedrückt. OH, VERDAMMT!!!! DIESER HEUCHLER!!

Da. In seinem Zimmer. Hinter ein paar Büchern versteckt. Die Schachtel mit den Tavor. Ganz klar verwendet. Dieser verdammte IDIOT!!!!

Iruka! Ich hatte ihm vertraut. Er war doch mein bester Freund. Und ich vertraute ihm blindlings. Er hatte es ausgenutzt. Er hatte mein blindes Vertrauen einfach ausgenutzt. Diese verdammten Streitereien um die Tavor. Es war einfach alles ein hinterhältiges Ablenkungsmanöver. Dieser Mistkerl! Wie konnte er nur? Wie konnte er mir das antun? Iruka! Einfach mein Vertrauen missbrauchen. Willst du wissen, wie sich so etwas anfühlt. Dieses missbrauchtes Vertrauen? Unter Medikamente gesetzt zu werden? Tz. Ich nahm gleich drei Tabletten. Er sollte richtig ausgeknockt werden. Aber natürlich keine lebensgefährliche Dosis erhalten. Es sollte Auge um Auge gehen.
 

Kurzer Zeitraffer. Abends als Iruka gab, hatte ich es ihm gleichgetan und gleich alle drei Pillen in seinen Kaffee gegeben. Ja. Definitiv eine starke Wirkung. Bevor Iruka überhaupt kapiert hatte, was los war ist er eingeschlafen. Erst die ganze Nacht, dann noch morgens. Ich beobachtete ihn. Kontrollierte seinen Puls. Seine Atmung. Alles normal. Er schlief einfach. Ich meldete ihn bei der Schule krank. Iruka würde noch mindestens bis zum Nachmittag schlafen. Es war okay mit ihm.

Ich beobachtete Iruka. Er sah so friedlich aus. Iruka.... Warum hatte er mir das angetan? Ich wusste eines. Iruka würde verdammt sauer werden. Er hasste Disziplinlosigkeit. Er hasste es einen Arbeitstag zu fehlen. Er würde meine Reaktion hassen. Natürlich würde er auf mich losgehen. Mit mir streiten. Aber er war nicht im Recht. Immerhin hatte er das Selbe getan. Mehrmals. Nein! Iruka war nicht im Recht sich mit mir zu streiten.
 

Frühabends wachte er endlich auf. Schlug die Augen auf. Ich hatte ihn die ganze Zeit beobachtet. Jetzt sah er mich irritiert an.

„Mann, bin ich müde. Was machst du hier?“

„Wie fühlt es sich an?“

„Was?“

„Du hast achtzehn Stunden durchgeschlafen. Wie fühlt es sich für dich an so ausgeknockt zu sein?“

„Was...... Moment mal......“

Iruka schoss erschrocken hoch. Sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.

„Moment mal!...... Sagtest du gerade.......ACHTZEHN STUNDEN?! Du verarscht mich doch!“

„Dann schau doch mal auf die Uhr. Du hast achtzehn Stunden geschlafen. Keine Angst. Ich habe der Schule gesagt, du seiest krank!“

„WAS?!!“

Iruka sprang schlagartig aus seinem Bett. Rannte aus seinen Zimmer. Er wollte wohl das Datum überprüfen. Natürlich. War auch schwer zu glauben. Ich zog das Medikament aus seinem Versteck hervor. Ich es fest im Griff. Stand von meinem Platz auf. Wartete. Wartete auf Iruka. Der fing gerade wütend an loszubrüllen. War noch in seinem Wohnzimmer.

„KAZUU!!! WAS IST PASSIERT?! WIE KONNTE ICH VERDAMMT NOCH MAL SO LANGE SCHLAFEN!!“

„KOMM ZU MIR UND ICH ERKLÄRE ES DIR!!“

„WAS WILLST DU MIR ERKLÄREN!!!“

Da. Jetzt kam er wieder in das Schlafzimmer. An der Tür blieb er sofort stehen. Versteifte sich sofort. Starrte zu mir. Entsetzen in seinen Augen. Blasses Gesicht. Er starrte zu mir. Starrte zu der Tavor in meiner Hand.

„Tsunade sagte zu mir, du solltest sie nehmen. Egal wie.“

„Scheiß drauf, was sie sagt, Iruka. Du hast mir heimlich Tabletten unterschoben. Weißt du überhaupt, was du mir damit antust?!“

Ich holte aus. Warf die Tabletten auf ihn. Keifte ihn zornig an.

„Jetzt weißt du endlich, wie die scheiß Tavor wirkt. Hoffentlich bist du zufrieden.“

„Was......“

Iruka’ s Gesicht. Es veränderte sich sofort. Härte spiegelte sich darin. Der Körper spannte sich schlagartig an. Er knurrte bedrohlich.

„Du hast mich unter Drogen gesetzt?“

„Drogen ist ein hartes Wort.“

Nein. Ich war einfach unglaublich wütend. Wusste, was passieren würde, wenn ich mit Iruka in dem selben Zimmer blieb. Er war tatsächlich zornig. Betrachtete mich bedrohlich. War so richtig blass. Den Mund ernst zusammengepresst. Dieser Kerl hatte kein schlechtes Gewissen mir die Tabletten untergejubelt zu haben. Und war also richtig sauer, weil ich das Selbe mit ihm getan hatte.

Ich musste aus diesem Zimmer. Ging an Iruka vorbei, der noch an der Türlehne stand. Flüsterte ihm ins Ohr.

„Ich habe dir nur das angetan, was du mir angetan hast. Damit ist die Diskussion beendet.“

„Denkst du das wirklich? Du bist zu weit gegangen.“

Mit einem Schlag packte Iruka mich an meinem Handgelenk. Verdammt! Sein Zorn. Seine Faust preschte nach vorne. Iruka traf mich an meinem Bauch. Verdammt! Übelkeit! Schmerzen! Iruka griff meine Schultern. Sprang auf mich. Warf mich mit sich um. Saß auf mir. Wir rangen miteinander. Ich versuchte Iruka umzuwerfen. Dieser Idiot!! Wir schrieen uns gegenseitig an.

„GEH RUNTER VON MIR!!“

„DU HAST MICH VERDAMMT NOCH EINMAL UNTER DROGEN GESETZT!“

„UND DU NICHT?! DU HAST MEIN VERTRAUEN MISSBRAUCHT! DU VOLLIDIOT!!“

„NENN MICH NICHT IDIOT!!!“

„IRUKA! GEH RUNTER! HÖR AUF MICH ANZUSCHREIEN!!“

Seinen nächsten Faustschlag fing ich auf. Endlich konnte ich Iruka von mir stoßen. Sprang sofort auf. Vergrößerte meinen Abstand zu ihm. Machte eine abwehrende, beruhigende Gestik, als Iruka auf seine Füße sprang und in Angriffsposition überging.

„Jetzt hör schon auf. Lass uns reden.“

„Du hast mich unter Drogen gesetzt! Da gibt’s nichts zu bereden, verdammt!“

„Nur für das Protokoll. Erstens. Du hast mir jeden Tag diese scheiß Tavor untergeschoben. Zweitens. Du hast jeden Tag mit mir einen Streit wegen dieser Tabletten angefangen. Und das Wichtigste zum Schluss. Du hast gerade mich angegriffen! Du bist ein Mistkerl!“

„Mistkerl! Du nennst mich Mistkerl! Du weigerst dich doch deine Medikamente zu nehmen. Du streitest dich doch genauso mit mir! Und du hast mir diese Tablette gegeben, obwohl ich sie im Gegensatz zu dir nicht brauche. Du gibst mir unnötige Medikamente! Du denkst nie nach, bevor du handelst! Das war scheiß gefährlich!“

„Denkst du ich gebe dir einfach so Medikamente? Ich wollte dir nur ein Zeichen setzen. Was denkst du denn, wie ich mich fühle? Hast du bei diesem Scheiß an mich gedacht? Sag schon!!“

„Irgendjemand muss sich doch um dich kümmern!! Du kannst es doch nicht!!!“

„Was?!“

Was sagte Iruka da? Er war immer noch bleich. Atmete schwer. Zischte mich zornig an.

„Aber ich kann Kakashi gut verstehen. Ich kann dich echt nicht ausstehen, du Miststück!“
 

Oh nein!! Das hatte er jetzt nicht gesagt! Iruka!!! Ich dachte, ich hätte diesen ganzen Scheiß endlich hinter mir. Und jetzt? Jetzt fing ausgerechnet Iruka damit an. Vielleicht war es nicht gerade meine beste Idee gewesen ihn diese Tabletten zu geben, aber trotzdem er war genauso Schuld daran.

Iruka. Er atmete weiter etwas schwer. Machte nun ebenfalls eine abwehrende Gestik. Schloss kurz die Augen. Atmete tief durch.. Öffnete sie wieder. Er war etwas ruhiger.

„Hör zu. Das was ich gerade gesagt habe, tut mir Leid. Ich habe es nicht so gemeint.“

„Doch hast du.“

„Kazuu?“

Nein! Ich musste erst einmal Luft schnappen. Aus der Wohnung raus. Mich wieder einkriegen und nachdenken.

Ich schüttelte ernst den Kopf.

„Lass mich erst einmal in Ruhe.“
 

Mit diesen Worten ließ ich Iruka mit seinem verdutztem Gesicht stehen.
 

Mein Ziel. Die nächste Bar.

Neu entdeckte Gefühle – Das Tabu wird gebrochen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Projekt Gemüsemarkt - Ich will etwas tun

Wir kosteten es aus. Unsere Beziehung. Iruka und ich. Wir liebten uns wirklich. Unser Verhalten hatte sich nicht wirklich geändert. Iruka hatte Recht gehabt. Wir hatten diese Gefühle schon vorher gehabt. Im Grunde genommen hatten wir auf eine äußerst schräge Art bereits eine Beziehung gehabt. Emotional waren wir längst ein Paar gewesen. Neu war das Körperliche. Das Schmusen. Die Zärtlichkeiten. Die Küsse. Und der Sex. Körperlich waren wir uns ungemein näher gekommen. Das alles spielte einzig in Iruka’ s Wohnung statt. Wir mussten unsere Beziehung geheim halten. Keine wirklichen Dates. Kein Zusammensein in der Öffentlichkeit. Keine Zeit. Iruka war inzwischen im Schnitt zehn bis zwölf Stunden in der Schule. Ich hatte nachmittags meine Termine. Abends schafften wir es zumindest gemeinsam zu essen. Zu reden. Letztendlich schliefen wir oft miteinander. Gaben uns unseren Bedürfnissen hin.

Wie geplant setzte ich die Tavor in langsamen Schritten ab. Merkte bald den Unterschied. Ich wurde aktiver. Nicht mehr müde. Ich merkte, wenn Iruka nicht da war. Fing an seine Wohnung umzuräumen. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen, als er mal nach Hause kam und ich gerade dabei war das Wohnzimmer zu streichen.

„Kazuu? Denkst du nicht, es wäre angebracht, mich zu fragen, bevor du hier alles veränderst? Und warum ausgerechnet Rot?“

Ziemlich missmutig betrachtete er die knallrote Wand. Was wollte er denn? Immerhin hatte ich die anderen drei Wände weiß gelassen. Sah doch gut aus. Ich ließ den Pinsel zurück in den Farbeimer gleiten und schritt zu dem überraschtem Iruka. Küsste ihn genüsslich.

„Rot ist die Farbe der Liebe und Leidenschaft.“

„Und die des Blutes und des Verderbens.“

„Schwarzseher.“

Ich löste mich wieder von Iruka. Konzentrierte mich auf meine Arbeit.

„Ich hatte nichts zu tun. Mir wurde noch nicht erlaubt mit dem Training anzufangen. Und die Chance endlich eine Mission zu bekommen ist gleich null. Zumindest solange ich dieses Marcumar nehmen muss. Die Therapieeinheiten haben sich auch reduziert. Ich habe einfach nichts zu tun.“

Seufzen seinerseits. Er trat auf mich zu, riss mir den Pinsel aus der Hand und betrachtete mich leicht ernst.

„Dann such dir doch eine Beschäftigung. Geh mal raus. Du bist schon ganz blass.“

„Ich geh doch raus.“

„Zu deinen Therapien. Aber sonst? Wovor hast du denn Angst? Misch dich unter die Leute. Das kannst du doch. Du wirst doch schon vermisst.“

Iruka legte vorsichtig seine Arme auf meine Schultern. Zog mich näher zu sich. Hatte seine Stirn auf meine gelegt.

„Du hast Angst davor, was sie über dich reden, nicht?“

„Selbst, wenn sie nicht wissen sollten, dass Kakashi und ich gekämpft haben, so ist es bekannt, dass ich im Krankenhaus war. Sie werden Fragen stellen.“

„Dann beantworte sie doch einfach. Die Öffentlichkeit denkt, ihr wärt bei einer Mission so stark verletzt worden. Willst du keine Fragen beantworten, lass es. Das ist auch okay. Du bist zu nichts verpflichtet. Lass die Leute reden. Sie stehen zu dir. Egal, was du jemals machen wirst, das Dorf steht zu dir, Kazuu. Und wie sollten sie das nicht?“

Iruka. Er lächelte glücklich. Presste mich wieder näher an sich. Wir küssten uns. Sanft. Leidenschaftlich. Ich drückte Iruka gegen die Wand. Gegen die rote Wand.

Iruka schreckte auf. Riss sich entgeistert los. Sah mich mürrisch an.

„Die Farbe war noch nicht trocken.“

Ich musste schwer schlucken, um mein Lachen zu unterdrücken. Nickte grinsend.

Iruka nickte gelassen.

„War ja klar. Komm mit.“

Iruka griff mein spielerisch mein Handgelenk.

Als ich sah, wohin es ging, verhärtete sich mein Grinsen. Ja. Er hatte eindeutig keine Lust heute alleine zu duschen. Und das bedeutete ein Vergnügen für mich.
 

Ich wagte es. An einem Vormittag, als Iruka in der Schule beschäftigt war, wagte ich es. Ich spazierte durch das Dorf. Erhielt einige erstaunte Blicke von einigen Passanten. Na wenigstens wusste ich, dass sie weniger verwirrt waren, dass sie mich sahen. Ich trug zivile Kleidung – Jeans und Top – und diesen Anblick war das Dorf nicht gewöhnt. Sogar auf meine klassischen Armstulpen hatte ich verzichtet. Ich hatte mich inzwischen längst an die Narben gewöhnt; empfand diese nicht mehr als verletzend. Trotzdem trug ich meistens noch die Stulpen. Aber jetzt..... Genau dieser Anblick ließ Passanten staunen. Manche sprachen mich an. Fragten, ob ich nun wieder gesund sei. Manch einer war penetranter als andere.

„KAZOSOMANE HATAKE!!! MÄDCHEN, DU SIEHST GUT AUS!!!“

Oh nein. Jetzt starrten mich die Leute entgültig an. Klar. Mr. Ganzkörperkondom mit Doppelgänger waren ja alles andere als unauffällig. Maito Guy, dieser Jonin in seinem hautengem, grünen Anzug und dem krassen Topfhaarschnitt, war plötzlich grinsend vor mir aufgetaucht. Neben ihm Rock Lee, ein fast Sechszehnjähriger, der Guy unheimlich ähnlich sah. Guy war nicht in der Lage sein dämliches Grinsen abzusetzen.

„Du bist doch bestimmt wieder gewachsen! Irgendetwas ist anders.“

Sogar Lee verzog nach dieser Aussage seines Sensei verwundert das Gesicht. Gewachsen? Hallo? In zwei Monaten würde ich Zweiundzwanzig werden und nicht Zwölf! ICH WACHSE NICHT MEHR! Ich verschränkte die Arme, versuchte mich mit einem Lächeln. Sah Guy trotzdem ernst an.

„Falls du Kakashi suchst, er ist nicht bei mir, wie du sehen kannst.“

„Nein, nein. Ihn habe ich gestern schon gesehen. Er hat mit Kurenai und Asuma eine Mission.“ Man erinnert sich. Asuma war der Jonin, der mich damals in der Theorie geprüft hatte. Kurenai war ebenfalls eine Jonin und mit Asuma liiert. Heimlich, versteht sich. Na, ja. Eigentlich wusste ja das gesamte Dorf darüber Bescheid, ein Grund mehr für Iruka und mich richtig aufzupassen......

Kakashi ist auf eine Mission? Er kriegt schon Missionen? Er ist schon so weit? Das war gut für ihn. Gut für ihn, schlecht für mich. Verdammt. Ich will auch auf eine Mission!

„Kazosomane- sensei. Gehen Sie auch auf eine Mission? Vielleicht verdeckte Ermittlung? Das ist echt Wahnsinn. Eine verdeckte Operation! Darf ich mit?! Ich war bei so etwas noch nie dabei! Darf ich mit?!“

Hilfesuchender Blick zu Guy. Ich versuchte den hampelten, begeisterten Lee zu ignorieren. Wollte, dass der Jonin den Jungen wieder beruhigt. Als Guy meinen Blick entdeckte, setzte er sein begeistertes Grinsen auf, das er besaß, zwinkerte fröhlich und streckte seinen Arm mit erhobenen Daumen nach vorne. Großartig. Einfach toll. Warum bin ich noch einmal rausgegangen? Ich weiß ja nicht. Ich wollte einfach irgendwas machen, meine Ängste überwinden. Fröhliche Menschen wie Guy und Lee konnte ich in diesem Moment nicht ertragen. Auch wenn es mir Leid tat, ich wollte meine Ruhe. Seufzte. Dachte kurz nach.

„Nein. Ich habe keine Mission. Bin noch ein bisschen krank. Guy. Willst du dich nicht auf den Wettkampf vorbereiten?“

„Wettkampf?“

Guy hatte sich selbst zu der größten Konkurrenz von Kakashi ernannt. Hatte immer Duelle mit ihm angefangen. Die wenigsten davon waren Kämpfe. Kakashi hatte eigentlich kein Interesse daran, dementsprechend fiel seine Entscheidung über die Wettkampfdisziplin aus. Beispiel Schere- Stein – Papier. Dieses Wissen wollte ich nutzen. Dies war die beste Möglichkeit, um Guy’ s Aufmerksamkeit und Begeisterung auf Kakashi zu lenken.

„Kakashi erzählte mir, dass ihr euch wieder duellieren werdet, sobald er wieder da ist. Er meinte etwas von Leichathletik. Was genau, weiß ich nicht. Aber ich dachte, du weißt es vielleicht.“

„Nein.... Nein, ich weiß nichts!“

Guy nahm meine Arme, hatte schon fast Tränen in seinen Augen.

„Ich danke dir, Kazosomane. Kakashi, dieser Fiesling. Er hat einfach nur Angst vor mir. Nutzt es aus, dass er dieses Mal dran ist, die Disziplin zu entscheiden. Will heimlich trainieren. Komm, Lee.“

Guy ließ mich los. Ignorierte mich nun vollständig. Wieder die theatralische Gestik. Schoss seinen Zeigefinger diagonal in die Luft.

„Komm, Lee. Wir haben noch viel zu tun. Die Kraft der Jugend erwartet uns!“

„Ich folge Ihnen, Guy – sensei.“

„Wünsch mir Glück, Kazosomane Hatake! BIS ZUM NÄCHSTEN MAL!!!“

Ich sah noch ausdruckslos die beiden hyperaktiven Shinobi nach, die voller Elan durch die Straßen Konohas rannten und hie und da ein paar Passanten regelrecht umstießen.

Jetzt hatte ich wohl meine Ruhe. Okay. Dafür würde Kakashi der Leidtragende sein. Ich hoffte nur, dass er mir das nicht allzu sehr übel nehmen würde.
 

„Wie es ausgerechnet dieser Mann es schafft, einer der besten Jonin unseres Dorfes zu werden, ist mir einfach nicht geläufig.“

Und schon gleich der nächste Shinobi. Genma war mit einem Schlag neben mir aufgetaucht. Vielleicht könnt ihr euch noch an ihn erinnern. Das war der Jonin, der in meiner Jugendzeit mal Gruppenführer war. Damals, als ich mit Shui zusammen gearbeitet hatte. Jetzt stand er neben mir. Musterte mich ernst.

„Du siehst nicht gut aus. Was ist mit dir und deinem Bruder passiert?“

„Es ist nur was schief gelaufen. Nichts Weiter. Kakashi ist ja eh wieder auf eine Mission.“

Ich nutzte die gerade erworbene Information, um es aussehen zu lassen, als hätte ich noch selbstverständlichen Kontakt zu meinem Bruder. Genma hielt seinen misstrauischen Blick bei.

„Ich frage mich, warum so ein großes Geheimnis auf eurer Mission gemacht wird. Es muss euch echt schwer erwischt haben. Ich will wissen, was passiert ist und wer das war. Ein Feind, der euch so schädigen kann, der ist ein sehr hohes Risiko für das Dorf. Euer Gegner muss eliminiert werden. Also. Wer war das?“

Deswegen. Natürlich. Das Dorf redete. Das hatte ich schon gewusst. Aber die Gedanken der zivilen Bevölkerung waren anders als die der Shinobi. Und Genma vertrat wohl gerade die Gemeinschaft. Immer sein ernster Blick. Mein grimmiger.

„Frag Kakashi, wenn du es unbedingt wissen willst.“

„Das ist wirklich fantastisch. Ich habe bereits mit ihm geredet. Und jetzt rate mal, was er sagte.“

Ich ahnte es schon. Genma wurde richtig giftig.

„Er sagte, ich solle gefälligst dich fragen. Er habe keine Zeit. Also frage ich dich jetzt. Wer hat euch so zugerichtet?“

Genma packte meinen Arm. Ließ mich nicht weggehen. Hm. Kein Shinobi unseres Dorfes würde so mit meinem Bruder umgehen – abgesehen von Tsunade natürlich. Vor ihm hatten alle ungeheuren Respekt. Und genau deswegen ging Genma auf mich los. Sämtliche Shinobi würden versuchen mich auszuquetschen. Natürlich. Wie gesagt sie hatten alle ungeheuren Respekt vor Kakashi. Das mit Grund. Und wenn es jemand schaffte ihn so fertig zu machen, dass er monatelang im Krankenhaus verbringen musste. Das machte den anderen wohl Angst. Auf jeden Fall war eine entsprechende Unruhe zu spüren. Tja, Genma. Wenn du wüsstest. Er unterschätzte mich. Würde mich nicht gerade freiwillig in Ruhe lassen. Na, schön. Wozu hatte ich mein Kekkei Genkai? Also Kanyou no Jutsu. Ich ließ Genma Hitze spüren. An der Hand, die mich festhielt. Ich ließ seine Hand verbrennen. Zumindest sagte dies ihm sein Gefühl. Er spürte diesen Schmerz. Ja. Kanyouinjuu war praktisch.

„VERDAMMT!!“

Genma ließ mich schlagartig los. Hielt sich die Hand. Das Gefühl des Verbrennens wurde auf der Stelle ausgelöscht. Genma verschränkte wütend die Arme.

„Sag mal. Was sollte das?“

„Irgendwie musste ich mich doch befreien. Genma. Das Dorf ist außer Gefahr. Mehr braucht ihr nicht wissen. Lass mich in Ruhe.“

Genma war wenig begeistert. Schien zu überlegen.

„Meinetwegen. Wie du willst. Aber du weißt, dass wir herausfinden werden, was passiert ist. Tsunade macht ein Geheimnis daraus. Und das bedeutet nichts Gutes. Du und Kakashi. Ihr reagiert abweisend. Irgendetwas Drastisches ist geschehen. Und so etwas hat immer Konsequenzen für das Dorf. Denk immer daran. Kazosomane.“
 

Mir reichte es mit den Shinobi. Erst Guy in seiner aufgedrehten Art und dann Genma. Er hatte wohl schon direkt gewartet, bis ich wieder auftauchte. Nein. Mein Bedarf an Shinobi war derzeit gedeckt. Aber wie ihnen aus dem Weg gehen. Konohagakure war nun mal ein Shinobidorf. Aber.... der Gemüsemarkt. Genau dieser Markt war tatsächlich eine weitgehend shinobifreie Zone. Das letzte Mal war ich dort als Kind gewesen. Damals, als ich mit Kotetsu zusammenstieß und wir diesen Kleinkrieg angefangen hatte. Ich weiß nicht, warum dieser Markt so abstoßend auf Shinobi wirkte. Er war teuer, okay. Hatte nur vier Tage die Woche geöffnet. Auch okay. Aber wahrscheinlich waren es die Frauen. Der Markt war voll von Gemüse- und Obstständen. Ein paar Stände mit Schmuck und Kleidern, Fleisch und Fisch. Der Obstmarkt war ein von Frauen dominierter Ort. Älteren Frauen. Manche kaum jünger als Sanjala. Traditionelle Kleidung, manche trugen noch Kopftücher. Manche hatten Kimonos, manche Sari- Kleider. Viel Gelächter. Viel Gespräche. Okay. Auch häufiges Schimpfen über die Krieger. Der Obstmarkt war so ziemlich der einzigste Ort, an dem Ninja ordentlich untergebuttert wurden. Zumindest die erwachsenen.

Ich erinnerte mich daran, was Sanjala einst gesagt hatte. Meine Mutter – Mitja Taj – war eine dieser Gemüsehändlerin gewesen. Hier auf dem Gemüsemarkt würde ich meine Ruhe finden. Ja. Vielleicht würde ich sogar etwas mehr über meine Familie erfahren. Kakashi war doch als kleines Kind dort oft gewesen. Mal sehen, wie der Markt so war.
 

Viele Händlerinnen erkannten mich. Klar. Es gab nicht allzu viele weißhaarige junge Frauen in unserem Dorf. Da war diese schwarzhaarige Frau. Sie hatte einen Stand mit lauter traditionelle Kleidung. Ich begutachtete gerade einen Seidenschal, als sie mich mit einem ruhigen Ton ansprach.

„Sie sehen ihr so unglaublich ähnlich. Sie sind Kazosomane Hatake. Nicht wahr?“

„.... Ja..... Das bin ich.“

„Einfach unglaublich. Sie gleichen ihr. Nur die Haare sind anders. Aber sonst. Die gleichen Augen. Der gleiche Körper.“

„Sie meinen......“

„Ihre Mutter. Mitja. Sie sind eindeutig die Tochter Ihrer Mutter.“

Ich war irritiert. Was wollte sie? Warum.......

Die Frau trat aus dem Stand hervor. Lächelte. Schüttelte meine Hände.

„Es tut mir Leid. Wo bleiben denn meine Manieren? Mein Name ist Kira Tsuki. Ihre Mutter und ich haben früher zusammen gearbeitet und waren gut miteinander befreundet. Vielleicht erinnern Sie sich noch an mich. Als Sie noch klein waren, kamen Sie öfters auf dem Markt.“

Natürlich. Als Kakashi mich trainierte hatte ich immer diese zwei Stunden mittags frei. Da war ich oft auf dem Markt gewesen, bis dieser Krieg mit den Jungs anfing.

„Ja.... ich glaube, ich erinnere mich. Es hatte doch noch mehr Stände gegeben.“

„Die wirtschaftliche Lage ist im Moment nicht gerade prickelnd. Was kann ich denn für Sie tun? Möchten Sie ein Kleid?“

“Ein Kleid? Gott, nein. Ich wollte nur........ ich dachte, ich könnte.........“

Was wollte ich denn? Warum war ich noch mal hier? Nicht nur um den Shinobi zu entkommen. Nein. Ich wollte meiner Langeweile entkommen. Zur Zeit konnte ich keine Missionen durchführen. Iruka war tagsüber nicht da. Ich wollte nicht immer alleine sein. Und ich wollte nicht nichts tun.

„Kann ich hier irgendwie arbeiten? Zumindest teilweise?“

Kurzes Schweigen. Irritiertes Lächeln.

„Haben Sie denn Erfahrung im Verkauf? Das ist jetzt alles sehr überraschend.“

„Ich überrasche mich gerade selbst. Nein... Nein, ich habe eigentlich noch nie etwas verkauft. Nicht einmal privat. Ich bin Jonin, pausiere aber derzeitig setze ich aus. Ich kann auch nicht trainieren. Ich will eine neue Erfahrung machen. Ich brauche eine neue Erfahrung. Abwechslung. Ich weiß, wie sich das anhört. Ich weiß, dass es egoistisch ist. Aber ich bin lernfähig. Ich brauche kein Geld. Ich kann ehrenamtlich arbeiten. Dann hätten Sie auch etwas davon. Okay. Ich weiß, das war wieder arrogant. Tut mir Leid.“

Kira hörte mir geduldig zu. Überlegte offensichtlich.

„Ich könnte wirklich etwas Hilfe brauchen. Aber sagen Sie mir. Warum gerade hier. Was zieht Sie hier her?“

Nun war ich es. Ich dachte nach. Warum? Das letzte Mal war ich als Kind hier. Ich hatte doch keine Beziehung zu dem Markt. Aber..... ich war gestorben. Und als ich tot war, sah ich meine Mutter. Diese Frau war so unglaublich schön. Ich hatte nie die Chance gehabt sie kennen zu lernen. Immer. Immer hieß es, ich sei ein Hatake. Ich war ein Shinobi. Ein Jonin. Es war meine Entscheidung gewesen. Das alles. Das machte mich zu einem Hatake. Zu Kakashi Hatake’ s kleine Schwester. Aber ein Hatake zu sein. Das war wohl nicht genug. Es musste noch etwas Anderes geben. Es musste ein Ausgleich existieren. Irgendwie. Ich war doch nicht nur ein Hatake.

„Meine Mutter war eine Händlerin. Ich weiß es nicht, aber von all dem, was ich gehört habe, war sie glücklich.“

„Ja.“

Kira. Sie fing an zu strahlen.

„Kommen Sie hinter die Theke. Dann kann ich weiter verkaufen und Ihnen etwas über Mitja erzählen, wenn sie wollen.“

Und ob ich das wollte. Ich glaube, ich habe gefunden, was ich wollte.
 

All diese traditionellen Kleider. Es war bereits später Nachmittag. So unglaublich viele Zivilisten und kaum Shinobi. Ich half Kira. Legte die Kleidung zusammen. Nahm das Geld entgegen. Dafür erzählte Kira mir etwas über Mutter.

„Mitja lachte gerne. Sie trug immer diese Kleidung, die du hier überall siehst. Weißt du. Ihre Familie war eine der ältesten hier. Sie lebte hier, bevor Konohagakure überhaupt existierte. Der Taj- Clan bestand nur aus Pazifisten, deswegen hatten sie keinen Machtanspruch. Aber für sie war es wichtig, alte Traditionen beizubehalten. Angefangen von der Kleidung, über Religion und die Sprache. Mitja. Ich habe sie kennen gelernt, da war sie so sechszehn oder siebzehn Jahre alt. Damals hatte sie schon so viel ertragen müssen. Im zweiten Weltkrieg wurde ihre Familie umgebracht und sie war alleine. Trotzdem hatte Mitja gerne gelacht.“

„Wie schaffte sie das? Wie schaffte sie es glücklich zu werden?“

„Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Über ihre Probleme hat sie nicht gerne in der Öffentlichkeit gesprochen. Sie wollte niemanden damit belasten. Und sie war immer so nett. Fröhlich. Versprühte Liebe und Gelassenheit. Sie steckte alle damit an. So hatte sie auch die Aufmerksamkeit des weißen Fangzahns auf sich gezogen. Sie müssen wissen, der Kerl war im Grunde genommen genau das Gegenteil von ihr. Kalt. Mürrisch. Unhöflich. Arrogant. Gott hab ihn selig, aber er war einfach nicht gerade jemand den man gerne um sich hatte. Ich denke der Krieg hatte ihn schwer geschadet. Er war einfach der beste dieser Shinobi. Er war ein Killer. So etwas reißt an die Seele. Mitja. Sie war es, die ihn aufbaute. Sie liebte ihn. Er liebte sie. Und sie haben geheiratet. Einen wunderbaren Sohn bekommen.“

„Kakashi....“

„Ja. Sehr früh stellte sich heraus, dass der Junge hochbegabt war. Überdurchschnittlich talentiert... Er war schon früh in der Lage zu kämpfen, zu trainieren. Mit fünf Jahren wurde dieser kleine Junge schon ein Shinobi. Ein unschuldiges kleines Kind war talentiert dafür, um später zu töten. Das machte ihr Sorgen. Sie machte sich um den Kleinen Sorgen. Er war zwar der Schützling des späteren vierten Hokage und auch sein Vater trainierte und beschützte ihn, aber Mitja machte sich Sorgen. Sie kümmerte sich mit all ihrer Liebe um ihn.“

Das baute mich nicht gerade auf. Hm. Also sollte Kakashi nicht einmal Shinobi werden. Ups. Kira schien meine Gedanken zu lesen.

„Es tut mir Leid. Ich glaube, ich habe Sie irritiert. Verstehen Sie mich nicht falsch. Mitja war nicht gerade glücklich über die Entscheidung Ihres Sohnes, aber sie unterstützte ihn. Sie hatte ihre Fröhlichkeit stets beibehalten. Und sie war stolz auf ihn. Später wollte sie noch ein weiteres Kind. Sie wusste, dass es sehr riskant war, aber trotzdem wollte sie es versuchen.“

„Hätte sie es gelassen. Wäre sie nicht mit mir schwanger gewesen, wäre sie nicht gestorben.“

„Aber nein.“

Kira schüttelte den Kopf. Übergab gerade eine Kundin deren Sari. Wandte sich dann wieder an mich.

„Nein. In der Schwangerschaft blühte sie geradezu auf. War noch schöner, als je zuvor. Sie liebte dich unglaublich. Sie spürte, dass du ein Mädchen werden würdest. Sie freute sich. Sie hatte Kakashi darauf vorbereitet. Sie war so unglaublich glücklich. Und auch, wenn sie gestorben ist. Sie wollte dich. Sie hatte sich entschieden, dass du leben solltest, selbst, wenn das ihr Tod bedeutete. Du solltest leben. Und du hast ja deinen Bruder. In euch leben eure Eltern weiter.“

Das war gut. Kira. Sie war eine freundliche Frau. Gutmütig. Nett. Sie lächelte mich an. Verkaufte noch einmal ein Kleid. Wir schwiegen eine Weile. Ich half ihr. Unterstütze sie beim Verkauf. Dann. Endlich nach einiger Zeit sprach sie mich wieder an.

„Also gut. Als erstes. Sagen Sie du zu mir. Ich bin Kira. Und zum Zweiten. Arbeiten Sie mit mir.“

Das war...... großartig. Ja. So hatte ich die Chance. Eine Gemeinsamkeit mit meiner Mutter.

„Das mache ich gerne. Und nenn mich Kazuu.“
 

Kazuu, vom Taj- Clan.
 

Es war bereits Abend. Ich war noch eine Weile auf dem Markt gewesen. Hatte die Frauen kennen gelernt. Wurde tatsächlich sofort in ihren Kreis aufgenommen. Als Tochter von Mitja Taj. Ja. Ich war ein Jonin. Es war meine Entscheidung. Mein Leben. Ich war Shinobi mit Herz und Seele. Aber das musste nicht meine ganze Existenz sein. Ich konnte auch noch jemand anderes sein.
 

Iruka war sehr grimmig, als ich in die Wohnung eintrat. Stürmte direkt auf mich zu. Schupste mich heftig.

„Spinnst du? Wo warst du?“

„Ob ich spinne? Du spinnst doch.“

Jetzt schupste ich ihn. Nur kurz. Packte dann seine Weste und zerrte ihn auf die Couch. Setzte mich auf ihn.

„Hey, was... Kazuu?“

“Ich danke dir.”

Er war überrascht. Ich beugte mich zu ihm. Küsste ihn. Sanft. Genüsslich.

„Hey, hey......“

Iruka grinste. Griff mich und drückte mich auf die Couch. Legte sich auf mich. Dieses Mal küsste er mich. Intensiv. Leidenschaftlich. Ich liebte es. Meine Hand fuhr unter seiner Uniform. Ich streichelte seinen Oberkörper. Fühlte sein Gewicht auf mir. Küsste ihn. Iruka. Fuhr meine Taille entlang. Noch ein sanfter Kuss. Iruka löste sich wieder von mir. Lächelte. Gott. Ich liebte sein Lächeln. Seine Wärme. Seine Güte. Iruka strich noch einmal sanft über meine Haare.

„Kazuu. Nicht, dass ich es nicht genießen würde, aber was ist in dich gefahren. Wofür bedankst du dich?“

„Du sagtest, ich soll mich unter die Leute mischen und das habe ich getan. Ich war heute den ganzen Tag unterwegs. Und ich habe einen Job.“

„Einen.... Job?“

Er richtete sich langsam wieder auf. Sah mich nun irritiert an.

„Du hast einen Job? Was bedeutet das? Hat Tsunade dir einen Auftrag gegeben?“

„Natürlich nicht. Solange ich nicht wieder durchtrainiert bin, falle ich aus. Ich arbeite im Gemüsemarkt. Am Kleiderstand. Die Frau, die ihn besitzt kannte meine Mutter sehr gut. Ich würde einiges über sie erfahren. Und ich habe eine Beschäftigung.“

„Gemüsemarkt, was?“

Iruka schnitt eine Grimasse. Super Unterstützung. Dieser Idiot. Da finde ich endlich etwas Neues, was mir gefallen könnte und er war dagegen. Das war echt prima.

„Du bist ein Idiot. Danke für deine Unterstützung.“

Ich war ehrlich beleidigt. Stieß ihn kurz an und verließ ohne ein weiteres Wort das Wohnzimmer. Dieser Depp. Ich ging in mein Zimmer. Knallte die Tür zu.

„Kazuu! Was soll der Mist! Du hast mich falsch verstanden. Hey!“

Iruka folgte mir sofort. Riss die Tür auf. Packte mich. Sah mich ernst an.

„Du kannst nicht einfach abhauen. Und nenn mich nicht Idiot! Du hast mich falsch verstanden.“

„Ach. Dann hält sich deine Begeisterung wohl nicht in Grenzen, oder was?“

„Kazuu! Du bist viel zu empfindlich. Du willst eine zusätzliche Arbeit? Das ist okay. Nein. Das ist gut, wenn du es wirklich willst. Aber warum ausgerechnet der Markt. Shinobi werden dort nicht akzeptiert. Deswegen habe ich so reagiert.“

„Ich trage ja auch keine Uniform dort. Dort bin ich kein Shinobi. Dort bin ich Kazosomane, vom Taj- Clan. Meine Mutter war eine Händlerin, verdammt.“

Iruka hörte mir zu. Ließ mich wieder los. Sein Blick veränderte sich wieder. Da war wieder seine Sänfte.

„Darum geht es. Kazuu..... Es geht um sie...“

„Du bist Lehrer. Und deine Eltern waren Lehrer. Sie leben in dir. Sie sind ein Teil von dir. Verstehst du. Kakashi und ich. Wir waren im Grunde genommen nur ein Teil von unserem Vater. Auch wenn ich das Kanyouinjuu besitze, mein Erbe vom Taj- Clan. Aber sie hatte es nicht. Meine Mutter hatte den Markt. Ich will eine Gemeinsamkeit. Verstehst du.“

Iruka. Ein sanfter Kuss auf meine Stirn.

„Ich verstehe dich. Und es tut mir Leid. Verzeih, dass ich zweifelte.“

„Iruka.“

Er war einfach großartig. Ja. Er würde mich unterstützen. Ich griff seine Weste. Zog ihn wieder zu mir. Küsste ihn herzlich.

„Iruka. Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch....“
 

Ich würde auf dem Gemüsemarkt arbeiten. Und in Iruka hatte ich meinen Traumpartner gefunden. Mir würde es bald wieder besser gehen. Und ich würde auch wieder auf Missionen gehen können. Es wurde alles besser. Nur noch eines war offen. Weit offen.
 

Kakashi.

Arbeit und Annäherung - Das Leben geht weiter

Der Markt war eine Abwechslung. Der Verkauf verlief gut. Ich machte die Kundenbetreuung. Lernte etwas über die vergessenen Traditionen unserer Kultur. Die Shinobiwelt, wie ich sie heute kenne, existierte vielleicht hundertfünfzig Jahre. Höchstens. Und da wurden die Shinobi erst antrainiert. Es waren wenige. Die großen Dörfer existierten noch nicht. Viele einzelne Clans hatten ihr Land. Ihre Heimat. Ihre Religion. Ihre Traditionen. Ihre Sprache. Viele Clans waren friedlich. Wenige aber wollten Macht. Dadurch kam es zu Unruhen und Kriegen. Schlagartig gewannen Shinobi an Ansehen. Sie waren die Soldaten. Die Shinobidörfer wurden gegründet. Konohagakure als erstes, bald darauf die anderen. Die alte Welt geriet schon bald in Vergessenheit. Im Grunde blieb nur der Markt übrig. Und ja. Shinobi waren nicht gerade beliebt, da sie diese Traditionen störten.

Sie ließen es Genma spüren, als er mich wieder auf das Geschehen ansprach. Wir hatten heftig miteinander diskutiert. Er verstand einfach nicht, dass ich nicht über die Vorfälle reden wollte.

„Ich dränge dich so lange, bis du den Mund aufmachst.“

„Mach das mit Kakashi und nicht mit mir. Es ist alles okay. Wir haben das selbst geregelt. Konoha ist sicher. Das muss an Informationen reichen.“

„Ich verstehe einfach nicht, warum du dich so sperrst? Wer war euer Feind? Sag es mir doch.“

Ich war noch im Verkaufstand. Betreute eine Kundin, die Genma missmutig betrachtete. Der ignorierte die Dame. Trat näher an den Tresen. Er setzte seinen bedrohlichsten Blick auf, den er hatte. Ich gab der Kundin noch ihr Restgeld, wandte mich dann wieder an Genma.

„Du machst mir keine Angst. Kannst du mich denn nicht einfach in Ruhe lassen. Was wollt ihr denn von mir? Ihr seid doch nicht besorgt. Ihr seid nur neugierig. Etwas, das euch nichts angeht. Das ist für euch ein Problem. Sag den anderen, dass sie sich endlich zurückhalten sollen.“

„Kazosomane!“

„Genma. Ich meine es ernst! Lass mich in Ruhe! Mit Kakashi würdest du niemals so reden. Also, fang endlich an mich zu respektieren. Sonst werde ich echt sauer.“

„Was kann ich dafür, wenn du dich so aufführst? Du wirst.....“

„Gibt es hier ein Problem?“

Eine ältere Dame – eine Passantin – mischte sich ein. Sie war vielleicht so um die sechzig. Klein und zierlich. Die Haare mit einem Dut streng zusammen gebunden. Sie trug einen Kimono und hatte eine kleine Handtasche. Andere Frauen und ein paar Männer hatten sich zu uns gesellt, beobachteten interessiert das Geschehen. Kira stand inzwischen neben mir, hatte die Arme verschränkt und starrte Genma vorwurfsvoll an. Der wirkte sichtlich unsicher. Griff mein Handgelenk.

„Komm mit. Wir reden irgendwo anders.“

„Und was, wenn ich nicht will. Ich sage es dir noch ein letztes Mal. Lass mich in Ruhe!“

„Kazosomane..... Du kommst...... AU! Hey, Miss. Was soll das?”

Statistik. Oma vs. Shinobi. Eins zu null. Die Handtasche schoss gegen seine Brust. Die Dame plusterte sich entrüstet auf. Hatte einen äußert barschen Ton drauf.

„Junger Mann. Wenn sie sagt, sie will nicht, dann will sie nicht. Einfach unmöglich ist das.“

„Bei allem Respekt, dass geht Sie nichts an!“

Oma vs. Shinobi: eins zu eins.

Ich griff Genma’ s Handgelenk. Zischte ihn ernst an.

„Lass die Dame in Ruhe! Verzieh dich endlich.“

„Nicht ohne dich! Du wirst meine Fragen beantworten.“

Genma hasste es grob behandelt zu werden. Dementsprechend reagierte er. Riss sich los. Packte meinen Kimono. Zog mich näher zu sich und hatte mich richtig angefaucht. Mein Plan. Sein Fehler. Er schien überrascht, als ich zu grinsen anfing und ihn mich fast angreifen ließ. Jap. Schnell würde er es bereuen.

„EINE UNVERSCHÄMTHEIT!“

Oma vs. Shinobi: eins zu zwei. Ein kräftiger Handtaschenschlag gegen seine rechte Schulter. Die Zuschauermenge – bestehend hauptsächlich aus entrüstenden Frauen – wurde zusehends größer. Die ältere Dame steigerte sich in ihre Entrüstung ordentlich rein. Unterstützt von auftreibenden Zurufen.

„IHR SHINOBI KÖNNT NICHTS ANDERES ALS GEWALT ANWENDEN!“

Oma vs. Shinobi: eins zu drei. Dieses Mal ein Treffer in seinen Bauch.

„NUR GEWALT UND KRIEG!! FRAUEN ZU SCHLAGEN! DAS IST UNMÖGLICH!!!“

Oma vs. Shinobi: eins zu vier. Langsam bekam ich doch Mitleid mit Genma. Es war ein ordentlicher Treffer in seine Leistengegend. Er war nach vorne gekrümmt, keuchte vor Schmerz. Blasses Gesicht. Fast ängstliche Augen. Er wurde ordentlich angeschrieen. Inzwischen drängte sich die entrüstete Masse an ihn. Schrie ihn hysterisch an.

„NUR WEGEN EUCH GEHT ES MIT DEM DORF BERGAB!“

„EURETWEGEN GIBT ES IMMER WIEDER KRIEG! WIE KANN MAN SICH NUR FÜR DAS TÖTEN BEGEISTERN?!“

„Sie..... ist auch ein Shinobi....... Lasst mich in Ruhe!“

„IHR SHINOBI SEID NICHT MEHR ALS MÖRDER!!“

„EURETWEGEN STARB MEIN SOHN!!“

„EINFACH UNSCHULDIGE FRAUEN ZU SCHLAGEN! UNVERZEILICH!“

Langsam wurde es doch zu viel. So viele gingen richtig auf Genma los. Immer wieder wurde er Opfer von Handtaschen. Ich hatte ihn bewusst provoziert, damit er mich grob behandelte. Ich wusste, dass dann die Frauen hier, äußerst wütend reagierten. Aber das hier? Das lief gerade aus dem Ruder. Genma wurde richtig klein. Er war Jonin. Ebenfalls einer der Stärksten Konohas. Aber gegen den unglaublichen Zorn dieser Frauen kam er einfach nicht an. Deswegen kamen Shinobi in der Regel nicht hierher. Dort hatten sie keine Chance. Natürlich waren wir stärker als diese Damen. Aber wir konnten nicht gegen sie angehen. Das war moralisch nicht vertretbar. Ich beobachtete inzwischen weniger begeistert zu, wie Genma regelrecht fertig gemacht wurde. Der sah mich hilfesuchend an. Scheiße.
 

„Bitte. Lasst ihn in Ruhe!!!!“

Ich wurde ignoriert. Kira wandte sich ernst an mich.

„Rede lauter, dann hören sie vielleicht auf.“

Ich nickte. Sprang schlagartig über den Tresen, ohne dabei die Ware zu beschädigen. Stand vor Genma. Betrachtet die Frauen.

„SCHLUSS JETZT! BITTE!! ER HAT GENUG!!“

Das Geschrei wurde schrittweise leiser. Bis es ganz abklang. Die alte Frau schlug noch ein letztes Mal mit der Handtasche zu. Autsch. Das tat ja schon beim Zusehen weh. Genma. Er atmete schwer. Sah ziemlich müde aus. Er hatte keine Verletzungen davongetragen. Dafür waren die Schläge zu schwach gewesen. Trotzdem wirkte er müde. Atmete schwer. Richtete sich wieder gerade auf. Sah mich ernst an. Ich ignorierte ihn, betrachtete die immer noch wütenden Frauen.

„Er hat genug abbekommen. Und er hat Recht. Ich bin auch ein Shinobi. Ihr wisst das doch alle. Und ihr akzeptiert mich doch. Genma macht unglaublich viel für das Dorf. Ihn derartig fertig zu machen, ist nun doch zu viel. Aber ich danke euch, dass ihr euch für mich eingesetzt habt. Genma wird nicht mehr hier her kommen.“

Noch Raunen. Aber langsam, wirklich langsam löste sich doch die Masse. Genma beobachtete noch eine Weile die Verkäuferinnen und Passanten. Konzentrierte seine Atmung, um wieder runter zu kommen. Ich stand ihm gegenüber. Verschränkte meine Arme. Kira stand neben mir. Hielt sanft meinen rechten Unterarm.

„Ist wirklich alles in Ordnung.“

„Ja. Er hat ja alles abbekommen.“

„Und das deinetwegen.“

Genma. Seine Stimme war kalt. Er richtete sich auf, sah mich kalt an.

„Du hast diese Frauen manipuliert, um mich fertig zu machen. Na gut. Kazosomane. Ich lass dich in Ruhe. Vorerst. Nur verzichte lieber auf jegliche Trainingseinheiten. Sonst passieren noch Unfälle.“

Mit einem Schlag verschwand er aus der Bildfläche. Oh je. Wenn Genma drohte, dann war er richtig beleidigt. Ich wusste, er würde keinen Kampf anfangen, aber ihn so zu provozieren, war nicht gerade mein Plan gewesen. Immerhin wollte ich mich doch bessern. Aber klar. Shinobi hatten es auf dem Markt nicht gerade leicht. Jedoch beinhaltete jede Regel ihre Ausnahme.
 

Zum ersten Iruka.
 

Er besuchte mich etwa zwei Wochen nach dem Zwischenfall mit Genma. War dieses Mal selbst in Zivil gekleidet. Begründete dies als reine Vorsichtsmaßnahme. Er beobachtete mich beim Verkauf, während er mit mir redete. Kira lächelte stets und ließ uns unsere Privatsphäre. Iruka versuchte eine neutrale Mimik beizubehalten.

„Du solltest öfters einen Kimono tragen. Das macht dich zu einer Frau.“

„Vielen Dank. Die Sache mit den Komplimenten hast du echt nicht drauf.“

Hatte er wirklich nicht.

„Warum bist du eigentlich hier?“

„Ich wollte sehen, wie du dich machst. Ich habe gehört, der Markt sei inzwischen ein gefährlicher Ort. Gerüchten zu Folge war Genma wohl Opfer eines Anschlages. Als ich das hörte, dachte ich mir so nebenbei, weshalb könnte er ausgerechnet er sich auf dem Markt blicken lassen. Und seltsamerweise kam mir immer wieder ein Name in den Sinn. Vor allem, warum sollten diese netten Damen einfach so anfangen ihn zu beschimpfen und beinahe verprügeln.“

„Er war äußerst penetrant. Ich kann ihn doch nicht sagen, warum ich im Krankenhaus war. Kakashi traut er sich nicht zu nerven. Also hat er es immer bei mir versucht. Und..... na, ja. Es kam wie es kommen musste.“

Seufzen seinerseits. Iruka setzte ein gespielt empörtes Gesicht auf.

„Kann es vielleicht sein, dass du unverbesserlich bist?“

Ich grinste. Iruka. War er bei mir, ging es mir einfach nur gut. Seine Wärme. Seine Güte. Seine Lust. Ich liebte einfach alles an ihm.

„Kira?“

Ich sah die Frau fragend an. Sie verstand sofort.

„Du hattest ja bisher keine Pause. Unterhaltet euch ruhig.“

„Danke. Komm mit, Iruka. Ich kenne einen ruhigen Ort.“

Wir vermieden sämtlichen Körperkontakt. Durften auf keinen Fall auffallen. Wie bereits gesagt, Tsunade würde uns da echt übel mitspielen. Was auffällig war. Die Reaktion vieler Passanten. Iruka wurde immer wieder angesprochen. Sie kannten ihn wohl.

„Ach. Sind Sie das, Iruka? Ich bin Frau Ayako. Meine Zwillinge gehen in Ihre Klasse.“

„Stimmt. Su und Jon. Die zwei machen sich richtig gut. Su hatte letztens die beste schriftliche Arbeit geschrieben. Jon macht prima im Unterricht mit. Sie können wirklich stolz auf sie sein.“

„Oh, ja. Das bin ich. Die beiden sind richtig begeistert von Ihrem Unterricht. Sie freuen sich auf die Schule. Ich muss schon sagen, für Ihr Alter sind Sie schon sehr erfahren.“

Ja, klar. Iruka war jetzt fünfundzwanzig. Seit acht Jahren examinierter Ausbilder. Acht Jahre schon. Einfach unglaublich. Ja. Sie kannten Iruka. Sie wussten, auch er war ein Shinobi. Aber er wurde anders behandelt als Genma. Viel herzlicher. Seine Beliebtheit machte mich noch mehr an. Wir unterhielten uns. Lachten viel.
 

Ich führte ihn bewusst in einem weniger belebten Teil des Marktes. Eine leere Gasse. Eher dunkel. Versteckt. Unauffällig. Iruka verstand. Grinste. Packte meinen Arm. Flüsterte mir leidenschaftlich ins Ohr.

„Ich liebe dich, Kazuu.“

„Ich dich auch.“

Ich grinste. Schlang meine Arme um ihn. Zog ihn mit mir. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen eine kalte Steinwand. Seine Hände an meiner Hüfte. Wir küssten uns wieder. Leidenschaftlich. Heimlich. Wieder Spiel mit den Zungen. Iruka drückte seinen Körper gegen meinen. Küsste meinen Hals. Griff mich an meinen Rücken. Presste mich gegen ihn. Ich liebte es. Ich liebe es, ihn zu küssen. Meine Hände unter seinem Shirt zu fahren. Seinen nackten Oberkörper zu spüren. Über seine Muskeln zu streichen. Seine warmen Hände unter meinen Kimono an meine Haut. Unsere Lippen. Wir so nah beieinander. Liebkosteten uns. Heimlich. Ungesehen..... Hoffentlich....

Ich stoppte das Küssen. Atmete tief durch. Flüsterte.

„Wir können das nicht machen. Nicht hier.“

Iruka... Er ignorierte meine Worte. Griff meinen Kinn. Küsste mich intensiv. Hielt mich fest. Ja. Ich genoss es. Und trotzdem. Trotzdem ging es nicht.

„Iruka. Ich meine es ernst. Man wird uns sehen. Wir dürfen es nicht.“

„Es ist unfair.“

Nun stoppte er doch. Ließ mich los. Seufzte. Ich griff behutsam sein Arm, sah ihn lieb an. Mein Herzklopfen. Ich liebte ihn. Ich liebte ihn so sehr, dass es direkt weh tat, es nicht herausschreien zu dürfen.

„Bist du wütend?“

Iruka schüttelte den Kopf. Lächelte kurz zur Bestätigung und wurde dann wieder ernst.

„Wir können es nicht unser Leben lang geheim halten. Das weißt du.“

„Ich will es auch nicht verschweigen. Es ist auch unfair. Warum dürfen ausgerechnet wir nichts sagen? Kurenai und Asuma ist ja auch kein wirkliches Geheimnis. Auch sie sind Shinobi. Niemand sagt da etwas. Und uns verbieten sie’ s.“

„Irgendwann werden wir es Tsunade sagen. Sie kann alles mit mir machen.“

Iruka wurde richtig kalt bei dem Gedanken an unseren Hokage.

„Und wenn sie mich feuert. Das ist mir egal. Alles ist mir scheiß egal. Niemand wird uns trennen.“

Wieder Pressen gegen die Hauswand. Er küsste mich wieder. Fast lüstern. Wild. Ich ließ es zu. Ich liebte es. Ja. Niemand konnte uns trennen. Vielleicht war Kotetsu damals meine erste Liebe gewesen. Aber Iruka. Es gab kein Wenn und Aber. Wir liebten uns schon lange. Auch wenn wir es nicht zugegeben hatten. Iruka war meine große Liebe. Nichts und Niemand konnte das jemals ändern. Nicht einmal der Hokage.
 

Es waren also schon zwei Punkte zu regeln.

Erstens. Mich bei Genma wegen dem Zwischenfall zu entschuldigen.

Zweitens und definitiv wichtiger. Die Beziehung zu Iruka offiziell zu machen.

Wofür der Markt nicht alles gut war.
 

Zwei Tage nachdem Iruka auf dem Markt erschienen ist, tauchte er auf. Kakashi.

Als Kira ihn in seiner Uniform entdeckte, fing sie schlagartig an zu lachen. Nahm mir die neue Ware ab, die ich verräumen wollte. Lächelte mir zu.

„Ganz ehrlich. Seit du bei mir bist, verirren sich die Shinobi ungewöhnlich oft hier her. Das sind jetzt schon drei innerhalb kürzester Zeit. Sie mal, wie beliebt dein Bruder ist.“

Innerlich musste ich richtig grinsen. Lauter Herzchen in den Augen der jüngeren Frauen. Sie würden noch mehr strahlen, wenn sie sein Gesicht sehen könnten. Er kam auf mich zu ohne ein Wort. Lief hinter die Theke, ohne ein Wort. Griff mein Handgelenk und zog mich aus dem Stand. Führte mich weiter weg. Ignorierte die unzähligen Blicke, die uns verwundert oder strahlend folgten.

„Kakashi?“

„Warte noch.“

Er zog mich mit ihm. In einen kleinen Café. Setzte mich auf einem Platz an dem Fenster. Setzte sich mir gegenüber. Jap. Seine Mimik war schon recht ernst.

„Als erstes. Danke, dass du Guy auf mich gehetzt hast.“

„Kakashi.......“

„Das habe ich schon wieder vergessen, keine Sorge. Aber sag mir eines. Wie geht es dir?“

Was? Wieso...... was wollte..... wie meinte...... WAS?

Er merkte wohl meine Irritation.

„Ich weiß, ich überfall dich gerade. Kazuu.... Kazuu, ich vermisse dich. Lass uns den Kontakt wieder herstellen.“

„Kakashi..... Ich......“

Er hatte mich tatsächlich damit überfallen. Es war so überraschend. Kakashi. Er war mein Bruder. Ich liebte ihn. Er war meine Familie. Wir hatten monatelang keinen Kontakt mehr zueinander gehabt. Ja. Jetzt war er hier. Jetzt war er bei mir. Jetzt redeten wir. Mein Herz machte einen freudigen Hüpfer. Zumindest kurz. Der Gedanke an das Krankenhaus hinterließ einen grausamen Beigeschmack.

„Kakashi...... Du wirst sterben. Ich habe dir das angetan. Ich werde das niemals gut machen können. Ich...... ich......“

„Du musstest reanimiert werden. Meinetwegen. Und wie viele Jahre hast du noch? Auf jeden Fall weniger als ich. Auch meinetwegen. Wir haben uns gegenseitig Unvorstellbares angetan. Wir können es nicht zurücknehmen. Ich schwöre. Ich finde ein Herz für dich. Ich werde nicht zulassen, dass du wegen mir stirbst.“

„Aber ich habe es verdient. Wenn ich sterbe, habe ich es verdient. Wenn es so weit ist, lass mich sterben, Kakashi. Wir wissen beide, dass wir kaum eine Chance haben, ein neues Herz zu kriegen.“

Bedrückendes Schweigen seinerseits. Kakashi wusste, dass ich Recht hatte. Wenn wir schon miteinander reden, konnte er es erfahren.

„Kakashi...... Iruka und ich sind....... Sollte es mir wieder schlecht gehen, dann kümmere dich um ihn. Sorg dafür, dass er es zulässt. Ja? Kakashi. Bitte. Iruka darf es nicht erfahren. Er darf deswegen nichts Dummes tun. Wir zwei sind doch dumm genug, wir dürfen ihn nicht noch extra belassen.“

Kakashi. Er hatte mir zugehört ruhig. Ich sah es ihn an. Er hatte verstanden. Seine Mimik undurchsichtig. Sein Schweigen. Er lehnte sich an seinen Stuhl zurück. Dachte nach.

„Kakashi? Komm schon. So überraschend ist das doch auch nicht. Halte es geheim, bitte. Es ist noch nicht bekannt.“

„Tja. Du hast Recht. Es ist keine Überraschung.“

Immer noch diese Mimik.

„Es geht mich nichts an. Trotzdem muss ich mit ihm reden. Kann ich davon ausgehen, dass du nach den jetzigen Umständen nicht nach Hause ziehst?

Nach Hause? Kakashi... Er wollte, dass ich heim komme. Mein Zuhause. Das Hatake- Anwesen. Aber...... Ich hatte Iruka’ s Wohnung schon umgestaltet.... Wir hatten uns schon so sehr aneinander gewöhnt. Ich wollte bei Iruka bleiben. Vorsichtig nickte ich. Seufzte. Was würde er jetzt machen? Kakashi....

„....... Wenn es dich glücklich macht........ Hör zu. Es ist alles gut. Du und Iruka. Ich weiß es geht mich nichts an, aber ich gebe euch zumindest meinen Segen.“

Das tat gut zu hören. Ich lächelte Kakashi glücklich an.

„Danke, Bruder. Ich danke dir von meinem ganzen Herzen.“

„Aber du musst es ihm sagen. Du musst ihm sagen, dass dein Herz versagen wird. Du hast vielleicht noch ein paar Jahre. Wenn dein Herz schwächer wird, denkst du wirklich, es würde ihm nicht auffallen? Hör zu. Ich bin immer für dich da. Und ich werde alles, wirklich alles in meiner Macht stehende tun, um dich zu retten. Es wird eine Möglichkeit geben. Ich werde meine kleine Schwester nicht einfach so sterben lassen.“

„Kakashi.......“

„Es gibt eine Möglichkeit. Irgendwo gibt es ein Herz. Und ich werde es finden. Das ist mein Ziel. Ich lass nicht zu, dass du deswegen stirbst.“

„Und was ist mit dir? Soll ich zulassen, dass mein eigener Bruder stirbt?“

„Ich werde doch sowieso nicht alt. Es geht schon in Ordnung. Aber ich will, dass du lebst. Wenn ich vor dir sterbe, lebe trotzdem. Verstehst du?“

„.... Nein.....“

Was meinte er. Kakashi sollte nicht sterben. Er durfte nicht sterben. Er wurde wieder stark ernst.

„Wenn ich sterbe, hör nicht auf zu leben. Zieh dich nicht zurück. Werde nicht depressiv. Wenn ich sterbe, hast du immer noch Iruka. Unabhängig von meinem Tod, werde endlich glücklich. Wenn du die beste Kunoichi werden willst – werde die beste. Wenn du später doch lieber Händlerin werden und ein ruhiges Leben leben willst – mach das. Ich will, dass du lebst. Wenn ich sterbe, flipp nicht aus. Starte kein Rachefeldzug. Demoralisiere nicht. Bleib Kazosomane Hatake. Bleib meine Schwester.“

„Müssen wir darüber reden?“

Ich wollte es nicht. Wir würden wohl beide sterben. Nicht in ferner Zukunft. Jetzt ging es mir deutlich besser. Ja. Bestimmt konnte ich auch bald wieder arbeiten. Wir würden körperlich wieder fit sein. Aber das nur wenige Jahre. Bestenfalls. Er war greifbar nah. Unser Tod. Musste das denn sein? Mussten wir jetzt darüber reden? Kakashi beugte sich näher zu mir. Sprach leise.

„Es muss sein. Und wir werden noch über so vieles reden müssen. Aber jetzt. Jetzt musst du mir schwören, dass du nach meinem Tod in Frieden weiterleben wirst. Versprich es.“

„Kannst du es?“

„Was?“

„Kannst du es schwören, Kakashi. Kannst du schwören, weiter zu leben, wenn ich vor dir sterbe.“

„.... Das ist etwas ganz Anderes.“

„Nein. Ist es nicht. Bitte. Schwöre es mir und ich schwöre es dir. Das wird unser Deal. „

„Unser Deal? Okay.... Okay... Kazosomane. Ich schwöre es.”

„Gut. Dann mach ich es auch. Dann schwöre ich es auch.“

„Kazosomane....“
 

Wir redeten weiter. Entschieden uns für eine weitere, gemeinsame Therapie. Wir hatten noch genug Probleme. Und wir waren nicht in der Lage diese ohne Hilfe zu lösen. Ja. Der Kontakt mit Kakashi war Gott sei Dank wieder hergestellt.
 

An dem selbem Abend redete ich wieder mit Iruka. Klärte ihn auf. Er schien zu verstehen.

„Du hast Kakashi erzählt, dass wir eine Beziehung haben. Was sagt er? Bin ich in Gefahr?“

Wir waren in seinem Bett. Ich lag auf den Bauch. Hatte müden meinen Kopf in meine Arme vergraben. Iruka lag neben mir. Seitlich. Musterte mich. Ich spürte seinen fragenden Blick. Lächelte leicht in mich hinein.

„Du schläfst mit seiner kleinen Schwester. Natürlich bist du in Gefahr.“

„Du verarscht mich doch.“

„Ein bisschen. Nein. Er hat es gut aufgenommen. Ich glaube, Kakashi will dich noch ein bisschen bedrohen, um dich zu testen. Kakashi und ich.... wir machen eine Familientherapie. Er fragte, ob ich wieder nach Hause komme.“

„Nach Hause?“

Ich sah bei seinen traurigen Worten auf. Iruka. Er hatte einen enttäuschten Gesichtsausdruck aufgesetzt.

„Hey....“

Ich rührte mich. Legte mich auf ihn. Küsste ihn wieder zärtlich.

„Ist es okay, wenn ich bei dir wohnen bleibe?“

„Ist das dein Ernst.“

„Ja. Ich will bis ans Ende meines Lebens bei dir sein. Ich will immer mit dir zusammen sein.“

Eine klare Antwort. Er packte meinen Nacken. Zog mich zu sich. Küsste mich. Das war sein Ja. Iruka und ich würden zusammen bleiben. Aber ich konnte es ihm nicht sagen. Nein. Ich würde bis zu dem Ende meines Lebens zusammen bleiben.
 

Und das konnte schneller enden, als ich gehofft hatte.
 

In ein paar Jahren – spätestens – würde ich sterben.

Anspannung und Entspannung - Die Mühe lohnt sich

Ich beschloss einfach nicht mehr darüber nachdenken. Ich würde sterben. Mit der Zeit würde es mir wieder schlechter gehen. Das war Tatsache. Aber zuerst. Zuerst ging es voran. Zuerst würde ich wieder fit werden. Ein Paradoxon ohnegleichen, aber es war nun mal so. Ich liebte meine Arbeit an dem Stand. Keine Frage. Aber ich war ein Shinobi. Das war ein Bestandteil meiner Persönlichkeit. In weniger als eine Woche würde ich Zweiundzwanzig werden. Zehn Monate waren es nun. Zehn Monate der Rehabilitation. Ohne richtiges Training. Ohne Missionen. Es wurde endlich Zeit. Zehn Monate waren wirklich lang genug. Es musste endlich weitergehen. Bevor ich diese bescheuerte Marcumar nicht abgesetzt hatte, ging gar nichts. Also das Medikamentenproblem von vorne.
 

Iruka stöhnte genervt, als ich ihm erzählte, dass ich diese Tablette in Zukunft nicht mehr nehmen würde.

„Müssen wir dieses Spiel wirklich noch einmal spielen?“

„Mit einigen Regeländerungen. Ich werde dich genau beobachten. Sobald ich merke, dass du mir die Marcumar unterschieben willst, wird dir nichts anderes mehr übrig bleiben, als zu beten.“

„Du kannst mir nicht drohen. Ich bin durchtrainiert – im Gegensatz zu dir.“

Er grinste schief nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Wartete auf meine Reaktion.

Nein. Ich hatte keine Lust jetzt mit ihm zu streiten. Das machte keinen Spaß mehr. Ich nahm meine Marcumar. Schluckte diese missmutig. Erhielt von Iruka als Belohnung einen sanften Kuss. Er lächelte.

„Geht doch.“

„Freu dich nicht zu früh. Wir gehen heute zu Tsunade und reden mit ihr. Sie soll sie absetzen. Solange ich den Scheiß hier habe, kann ich nicht trainieren. Die Verblutungsgefahr ist viel zu hoch.“

„Schon mal an mentales Training gedacht? Schadet dir auch nicht.“

„Iruka! Mach ruhig weiter so und du wirst in Zukunft mein Sparringpartner. Oder mein Boxsack!“

„Jetzt drohst du mir doch. Wenn Tsunade sagt, du sollst die Tablette nehmen, dann nimm sie doch. Beschwer dich nicht andauernd. Kazuu.“

Er verschränkte streng die Arme, lehnte sich an seinen Stuhl zurück. Mann. Wenn ich nicht wirklich aufpasste, würde das hier wieder einmal in einem Streit enden. Iruka wollte klar, dass ich nachgab. Ich wollte endlich meinen Fortschritt. Na schön, Iruka. Eigentlich müsstest du ja wissen, dass ich gewinnen werde.

„Also, Iruka. Du wirst nicht mit mir zu dem Hokage gehen. Und du wirst nicht versuchen, sie umzustimmen, was die Marcumar betrifft. Du bist selber dafür, dass ich sie weiter nehme. Verstehe ich das auch richtig?“

„Sieht so aus. Es ist ja nur zu deinem Besten.“

Spielerisch zuckte ich mit den Schultern. Setzte eine gelangweilte Stimme auf.

„Na, gut. Vielleicht hast du Recht, vielleicht auch nicht. Ich muss mich wohl fügen.“

Definitiv überraschter Blick von ihm.

„Ist das ein Scherz? DU gibst nach? Das hat es ja noch nie gegeben.“

Ich lächelte ihn an. Gab ich nach? Nun ja. Ich liebte Iruka und wollte einen Streit vermeiden. Ich stand von meinem Platz des Küchentisches auf. Ging gemütlich zu meinem Freund. Beugte mich zu ihm. Küsste ihn verführerisch. Spürte seine Lippen. Seine Zunge. Iruka gefiel es. Griff meine Taille und zog mich auf seinen Schoß. Wir intensivierten unser Küssen. Meine Arme an seine Schultern. Iruka’ s warme Hände strichen unter meinem Kimono. Streichelte meinen Rücken. Wir küssten uns eine Weile weiter. Intensiver. Genüsslich. Irgendwann stoppte ich. Umarmte ihn. Grinste frech. Flüsterte ihm ins Ohr.

„Ich gebe nach. Da gibt’ s wohl noch eine Kleinigkeit zu sagen. Solange ich diese Marcumar nehme, müssen wir auf gewisse Tätigkeiten verzichten. Kein Sex mit Marcumar.“
 

Jetzt mal ehrlich. Dachtet ihr wirklich ernsthaft, ich würde so einfach klein beigeben? Tja. Verarscht. Ich bin Kazosomane Hatake – ich krieg immer, was ich will.
 

Ich stand wieder auf. Lehnte mich an den Küchentisch, verschränkte mit undurchsichtiger Mimik meine Arme und wartete gelassen auf seine Reaktion. Iruka selbst sah mich erst verblüfft an. Fasste sich nach kurzer Zeit wieder. Die Empörung in seinem Ton, konnte er trotzdem nicht verbergen.

„Du erpresst mich.“

“Klingt hart. Sieh es doch als reine Vorsichtsmaßnahme. Ich bin ja richtig körperlich empfindlich.“

„Das hat dich vorher auch nicht gestört.“

„Ich war bereit nachzugeben, also warum bist du dann so stur?“

Zynisches Lachen. Iruka schüttelte ungläubig den Kopf.

„Du warst nie bereit nachzugeben. Du erpresst mich.“

„Kommst du also mit zu Tsunade?“

„Das ist immer noch Erpressung!“

„Iruka, kommst du mit?“

„Nein!!“

„Tja. Deine Entscheidung. Schade, dass wir auf unseren Spaß verzichten müssen. Das für eine lange... lange... lange Zeit.“

Den letzten Teil hatte ich deutlich und langgezogen ausgesprochen. Grinste nicht. Rührte mich nicht.

Iruka. Setzte eine griesgrämige Mimik auf. Sah mich an. Verschränkte nun ebenfalls seine Arme. Wippte leicht mit seinem Stuhl. Dachte nach. Schweigen. Irgendwann stieß ich ihn leicht an.

„Jetzt mach mal was. In zehn Minuten musst du zur Schule. Was willst du jetzt?“

„Verdammt!“

Endlich reagierte er. Iruka sprang von seinem Stuhl auf. Trat nah an mich heran.

„Du hast gewonnen. Heute nach dem Unterricht, hole ich dich ab. Wir gehen zu Tsunade und lassen die Tablette absetzen. Aber du bist mir dann echt was schuldig.“

„Weil du mir hilfst? Was ist mit der partnerschaftlichen Beziehung?“

„Erpressung, Kazuu! Deswegen bist du mir was schuldig.“

„Schon klar. Ich bin ein böses Mädchen.“

Jetzt grinste er. Griff mich. Drückte mich dominant auf den eigentlich noch gedeckten Küchentisch. Lag auf mir. Küsste mich wieder. Ich erwiderte ihn erleichtert. Küssen. Intensives Küssen. Heißes Küssen.
 

Oh, nein.
 

Ein Ablenkungsmanöver. Iruka weiter auf mir. Ich war so sehr mit ihm beschäftigt, dass ich nicht bemerkte, wie er neben mich griff. Gerade so sah ich die mit Orangensaft gefüllte Kanne in seiner Hand. Iruka unterbrach den Kuss schlagartig und goss mit einem gelassenen Gesichtsausdruck das kalte Getränk über mein Gesicht. MIST! Er sprang von mir runter, grinste frech. Ich schoss sofort hoch. VERDAMMT! Die Haare klebten an mir. Überhaupt. Dieser blöde Saft war so richtig klebrig. Mein ganzes Gesicht war nass. Mein Kimono Opfer seiner Attacke. Einfach unmöglich! Jetzt fing er auch noch an zu lachen! Ha, ha. Wie witzig. Wirklich erwachsen! Konnte er sich nicht eine andere Rache ausdenken?! Wirklich reif, Iruka!!! Ich wischte mir wütend Saft von meiner Stirn. Beobachtete grimmig, wie er sich immer noch amüsiert seine Tasche griff. Mich schief ansah.

„Als hättest du es nicht verdient. Du siehst echt wild aus!“

„Geh einfach zur Schule! Oder geh zum Markt. Lass dich verprügeln!“

„Ach je. Jetzt bist du sauer.“

„Ja, bin ich.“

„Bist du nicht. Du bist nur verärgert, dass du es nicht vorhergesehen hast, aber im Grunde findest du es selbst komisch. Sagen wir einfach, dass wir quitt sind.“

Iruka lächelte mich wieder friedlich an. Na, super. Warum jetzt wieder sein Lächeln? Genauso hinterhältig wie ich. Iruka. Wie er so lachend dastand. Die Tasche überschultert. Bereit zur Arbeit zu gehen. Iruka! Mist, Mist, Mist. Wie sollte man diesem Kerl nur böse sein. Und ja. Es musste echt witzig ausgesehen haben. Hinterhältig. Einfach nur gerissen war das. Nein. Wie sollte ich bei diesem Kerl nachtragend sein. Ich konnte nicht anders. Musste doch grinsen. Der Saft war ja erfrischend. Und somit hatte ich meinen Tagesbedarf an Vitamin C gedeckt – für die Haut.

Ich schritt auf Iruka zu. Griff wie üblich seine Weste. Noch ein letzter entspannender Kuss zur Versöhnung. Ich lächelte ihn einfach an.

„Jetzt hau endlich ab, du Idiot. Ärger die Kids nicht so.“

„Mach ich doch nie. Übrigens schmeckst du gut.“

Noch mal ein Kuss, dann löste er sich entgültig. Öffnete die Haustür. Ein kurzer, strenger Blick.

„Wenn ich zurück bin, gehen wir zu ihr. Überleg dir schon mal, was du sagen wirst.“

Dann war er weg.
 

Ja. Am späten Nachmittag würde ich mit dem Hokage reden. Hoffentlich mit Erfolg. Bis dahin hatte ich noch eine Menge zu tun. Ich hatte dieses Mal nur etwa drei Stunden im Markt gearbeitet. Später hatte ich meinen ersten Termin. Genauer gesagt, Kakashi und ich. Tatsächlich eine Familientherapie. Wir zogen diese Therapie durch. Es war ein Psychiater. Ein fremder. Der konnte objektiv bleiben. Und mit uns würde er Unmengen zu tun haben.
 

Wir waren gerade mal eine halbe Stunde bei ihm gewesen. Und er hatte uns fragen gestellt. Über unsere Kindheit. Und irgendwie hatten wir es geschafft bei einer Erinnerung hängen zu bleiben.

Ich konnte mich kaum dran erinnern. Brockenweise. Das war noch vor dem Krieg gewesen. Ich bin raus gegangen, habe in einer Feldwiese gespielt. Spät abends war ich dann wieder daheim. Also nichts Schlimmes. Aber Kakashi sagte, ich sei damals einfach weggelaufen, hätte mich unmöglich benommen. So ein Blödsinn. Wir waren noch voller unglaublichem Zorn. Das hatten wir gewusst. Wir hatten uns genau deswegen einen Dritten gesucht. Wir mussten uns aussprechen. Alles genau klären. Von Anfang an. Und wir wussten, dass das sehr strapaziös werden würde. Aber so? Ich hätte niemals gedacht, dass wir uns bereits in der ersten Therapiestunde so übel anschreien würden. So aggressiv werden würden. Nur wegen zwei Sichtweisen einer Erinnerung.

Kakashi schupste mich leicht. Sah mich wütend an, während sich der Psychiater zuerst zurückhielt.

„DAS MEINE ICH! DU BIST EINGFACH WEGGEGANDEN! DU HAST NICHTS GESAGT!!!“

„WEIß ICH DOCH NICHT MEHR! UND AUßERDEM WARST DU DOCH EH NIE DA!!!!“

„ DA WAR ICH HIER!! DU BIST WEGGELAUFEN!! HAST NICHT NACHGEDACHT!! DU DENKST NIE NACH!! DU DENKST NIE AN ANDERE MENSCHEN! DU BIST EINE EGOISTIN!“

„DAS BIN ICH NICHT!!! ES HAT DICH NOCH NID INTERESSIERT, WAS ICH MACHE; ODER WO ICH BIN!“

Heftiges Atmen. Ich war wütend! Wie konnte er mir das vorwerfen?! Damals war er doch nie daheim! Es hatte ihn nie interessiert. Ich schupste Kakashi fest. Er mich!

„Du blöde Zicke! Mach mich nicht an!“

„Du bist doch der Idiot!´“

Wir hatten uns gegenseitig fest im Griff. Schon fast bereit zuzuschlagen. NEIN!!!

Was machten wir? Das durfte nicht passieren! Nein! Keine Schlägerei! Keine Eskalation! Schlagartig ließ ich Kakashi los. Hob zum Waffenstillstand beschwichtigend die Arme. Senkte meine Stimme auf Zimmerlautstärke.

„Tut mir Leid.“

Kakashi. Sagte kein Ton. Trat von mir weg zum Fenster des Raumes. Sah hinaus auf das regnerische Wetter.

„Ihr habt zumindest rechtzeitig abgebrochen.“

Der Psychiater mischte sich endlich ein. Wenigstens etwas. Immerhin kostete er uns ein Haufen Mäuse. Er betrachtete zuerst Kakashi.

„Sag mir. Wie hast du dich gefühlt, als Kazosomane nicht zu Hause war?“

„Wie wohl? Sie war vier. Einfach nicht daheim. Ich hatte nichts von ihr gehört. Ich habe sie gesucht. Fast fünf Stunden bin ich durch Konoha, aber sie war einfach verschwunden. Ein kleines Kind. Verdammt. Sie war ein kleines Kind. Ich war für sie verantwortlich. Die Zeiten wurden zusehends unruhiger. Ihr hätte weiß Gott was passieren können. Ich habe es ihr gesagt. Ich habe ihr gesagt, sie soll nicht alleine rausgehen, auch nicht, wenn ich auf Mission war. Sie durfte nicht abhauen. Sie musste mir immer sagen, wohin sie wollte. Sie musste mich um Erlaubnis bitten. Das hatte sie nicht getan. Das hat sie nie getan! Ich hatte so Angst, das ihr etwas passiert sein könnte. Sie ist meine Familie. Sie ist jünger als ich. Sie darf nicht vor mir sterben. Ich muss doch in der Lage sein, sie zu beschützen. Aber damals. Damals hatte ich ja nicht einmal gewusst, wo sie war. Wie hätte ich sie dann beschützen sollen, wenn sie in Gefahr gewesen wäre?“

Kakashi......

Nun wandte ich mich an den Psychiater. Na ja. Eigentlich mehr an meinen Bruder.

„Ich kann nicht wirklich genau über diesen Vorfall sagen. Dafür sind die Erinnerungen zu lückenhaft. Aber ich kann sagen, was ich allgemein gefühlt hatte. Ich war alleine. Er war nie da, und wenn Kakashi doch mal daheim war, war er so erschöpft, dass er sich nicht um mich kümmern wollte oder konnte. Er schlief dann viel. War er wach, trainierte er. Ich habe ihn noch nie wirklich als Kind erlebt. Kakashi war immer der Erwachsene. Und er war immer so müde. So traurig. Manchmal richtig schlecht gelaunt. Er hat mich nicht vernachlässigt. Er hat mich nicht geschlagen. Aber emotional hat er mich nicht ertragen. Zumindest empfand ich das so. Ich wollte seine Aufmerksamkeit. Ich glaube, ich habe ihm echt oft Blumen gepflügt. Was anderes konnte ich doch nicht. Aber er hat mich immer wieder angeschrieen. Er war nie da. Er war immer gemein. Ich hatte keine Chance ihm zu fragen, ob ich raus gehen durfte. Ich hatte das Gefühl er wollte mich nicht bei sich haben. Und wenn er auf Mission war, wollte ich nicht den ganzen Tag daheim in diesem großem Haus bleiben. Das war doch unfair. Kinder müssen raus und nicht daheim versauern.“

„Wie zur Hölle kommst du darauf, dass ich dich nicht bei mir haben wollte? Klar war ich sehr müde. Ich war damals Chunin und hatte eine Unmenge von Arbeit hinter mir. Und du. Du hast es doch vergessen. Ich war für dich da. Ich hatte mich um dich gekümmert! Natürlich konnte ich nicht immer daheim sein. Aber ich war für dich da. Ich habe dich getröstet. Es ist falsch, was du sagst. Aber du hast es einfach vergessen. Du blöde Kuh!“

„Nenn mich nicht blöde Kuh! Und wie oft hast du mich herumkommandiert wie so ein mieser Kommandant. Du hast mich doch herumgeschupst.“

„Nein. Das habe ich nicht. Vielleicht wirkte es manchmal so. Aber alles, was ich getan hatte, war zu deinem besten. Du wolltest so unglaublich schnell erwachsen werden, das konnte ich nicht zu lassen. Ich weiß, was es bedeutet zu schnell erwachsen zu werden, ich musste es werden. Aber du hattest die Chance ein Kind zu sein. Die wollte ich dir nicht nehmen.“

„Es war doch meine Entscheidung. Du bist mein großer Bruder. Aber du kannst doch nicht alles für mich bestimmen. Das steht dir nicht zu.“

„Und dir steht nicht zu, so mit mir zu reden.“

Wir waren inzwischen ruhiger geworden. Hatten aufgehört uns anzuschreien. Betrachteten uns zwar äußerst grimmig, aber blieben ruhig. Kakashi verschränkte genervt die Arme hinter seinen Kopf.

„Hör zu, Kazosomane. Du warst ein Kind. Du konntest nicht alle Entscheidungen treffen. Du warst noch nicht reif dafür. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe dich zu einem Shinobi ausgebildet. Und du hattest so unglaublich viel Talent. Ich hätte dich nicht ausbilden dürfen. Ich hätte alles dafür tun sollen, um dies zu verhindern.“

„Warum? Wie viele Leben habe ich jetzt schon gerettet. Wie viel Gutes habe ich getan. Im Krieg konnte ich nichts machen. Ich konnte niemanden helfen. Ich konnte nur zusehen. All diese Menschen. Überall Tod und Leid. Verletzte. Zerstörte Familien. Dann kam der Kyuubi. Du warst doch unglaublich wütend, dass du nicht handeln konntest. Was denkst du, wie es mir damals ging? Du warst wenigstens Anbu. Und ich. Ich war nur ein passiver Zuschauer. Also, Kakashi. Es war nicht deine Entscheidung. Es war meine. Ich konnte die Konsequenzen tragen. Ich war reif genug. Ich habe an dir gesehen, was es bedeutete ein Shinobi zu sein. Ich habe......“

„Nein, Kazuu.“

Jetzt unterbrach mich Kakashi auch noch.

„Du konntest es nicht wissen. Du hast doch nicht alles gesehen. Und das weißt du. Und? Was war mit Taichi? Du hattest seinen Tod kaum ertragen. Ich wusste, dass du diese Erfahrung machen würdest. Und ich wusste, dass du schon bald einen Menschen töten würdest. Verstehst du denn nicht? Du warst gerade mal neun Jahre alt und musstest schon einen Menschen umbringen. Denkst du, das wollte ich? Nein. Bestimmt nicht. Aber ich habe nachgegeben. Du hattest deinen blinden Willen durchsetzen können. Das war doch dumm.“

„Du konntest mich doch nicht davon abhalten. Das weißt du auch. Du hast mich bestmöglichst vorbereitet, dafür danke ich dir. Aber du hattest nicht das Recht, mich zu unterdrücken.“

„Unterdrücken? Das reicht mir jetzt.“

Kakashi. Seine Hautfarbe veränderte sich. Kakashi war zornig blass. Schritt hastig zur Zimmertür.

„Mach, was du willst.“

„Kakashi Hatake!!!“

Ich erschrak leicht, als der Psychiater diesen absolut strengen Ton aufsetzte. Kakashi blieb schlagartig stehen. Hatte bereits den Türknauf in seinem Griff. Der Psychiater trat zu ihm.

„Warum willst du jetzt gehen?“

„Wenn ich mir noch länger ihren Mist anhören muss, werde ich wieder richtig wütend. Und wenn wir beide so stark wütend sind, gehen wir nur wieder aufeinander los. Das darf nicht passieren.“

„Deswegen entschließt du dich zu einen Kommunikationsabbruch? Das habt ihr oft getan?“

„Wie gesagt, wenn nicht sind wir aufeinander los.“

Es stimmte, was er sagte. Ich verschränkte meine Arme. Betrachtete meinen Bruder kalt. Da war noch so...... unglaublich viel Wut. Im Grunde hatten wir gar nichts geregelt.

Kakashi. Er überlegte. Ließ dann doch den Knauf los. Trat näher an mich heran. Sah mich klar an.

„Ist schon gut, Kazuu. Ich gehe nicht. Und wir werden nicht anfangen uns zu schlagen. Wir reden.“

„Gut. Ich will unbedingt, dass wir uns endlich verstehen.“

Kurzes Nicken von ihm. Ja. Wir wollten endlich vorankommen.
 

Der Psychiater erklärte uns, wie es mit der Therapie vorangehen sollte. Die Dauer war noch ungewiss. Es würde auch wirklich lange dauern. Wir würden alles aufarbeiten. Nicht wie in dieser Stunde. Nein. Schritt für Schritt. Jeden einzelnen Konflikt. Wir würden immer bei einem Thema bleiben und alles nacheinander durcharbeiten. Es würde intensiv werden. Schwierig. Aufreißend. Aber wir würden es durchziehen.
 

Die Therapieeinheit dauerte drei Stunden. War ziemlich aufwühlend. Als wir dann endlich fertig waren, sahen Kakashi und ich uns kaum an. Zumindest gingen wir nicht in Streit auseinander.

Anstrengung. Es war früher Nachmittag. Ich war daheim. Unglaublich müde. Ich legte mich hin. Inzwischen schlief ich ganz in Iruka’ s Zimmer. Verwendete das Gästezimmer sehr selten. Nur, wenn wir uns mal stritten und uns aus dem Weg gehen. Schnell schlief ich ein. Ruhig. Gelassen. Bis ich sanft geweckt wurde. Ich spürte seine Hand an meinem Kopf. Eine andere fuhr wieder unter meinem Kimono. Streichelte behutsam meinen Bauch. Es war angenehm ihn so zu spüren.

„Iruka....“

„Hey... So anstrengend?“

„Wir müssen noch zu Tsunade.“

„Ja.... Aber nicht jetzt.. Komm. Mach die Augen auf.“

Ich fühlte sein Gewicht auf mir. Seine warmen Hände an meinen Körper. Wie er meine Kleidung öffnete. Ich musste lächeln. Es war so angenehm. Sanft. Ich schlug langsam die Augen auf. Drehte mich auf den Rücken. Iruka. Er legte sich neben mich auf den Rücken. Lächelte mich gutmütig und lustvoll an. Oh, Mann. Der Kerl. Dieses Mal legte ich mich auf ihn. Hatte meine Kimono nun ganz entfernt. Öffnete seine Weste. Zog gelassen seinen Pullover aus.

„Du bist genauso hinterhältig, wie ich.“

„Das muss ich, um mit dir mithalten zu können.“

„Woah. Das war echt fies.“

Ich grinste. War in meiner Unterwäsche. Küsste genüsslich seinen Oberkörper. Iruka strich prickelnd über meinen nackten Rücken. Grinste. Küsste meinen Oberkörper. So angenehm. So warm. Er hob seinen Oberkörper. Wir saßen nun auf dem Bett. Eng umschlungen. Liebkosteten uns. Begehrten uns. Küssten uns. Ich genoss es. Genoss seine Hände. Genoss es, seinen Körper so eng an meinem zu spüren. Genoss seine Lippe

n. Seine Haare. Seine sanftmütigen Augen. Genuss seine Berührungen. Seine Liebe. Ich wollte ihn glücklich machen. Mein Iruka.

Hey, stopp! Was hatte ich in der Früh noch gesagt? Iruka! Du bist unmöglich!

Ich stoppte meine Liebkostungen. Stieg von ihm runter. Ging aus dem Bett. Iruka war verwirrt. Sah mich verblüfft an.

„Was ist los? Willst du nicht?“

„Kein Sex mit Marcumar! Ich lass dich nicht gewinnen.“

Ich griff in den Kleiderschrank. Zog meine Uniform hervor.

Iruka stieg ebenfalls grimmig aus dem Bett. Trat auf mich zu. Griff mich. Küsste mich.

„Iruka!“

Ich hatte es erst genüsslich zugelassen, ihn dann doch weggedrückt. Küsste kurz seine Stirn.

„Tut mir Leid, aber ich muss konsequent bleiben. Gehen wir jetzt?“

„Du weißt schon, dass du ungeheuer gemein bist?“

„Ja. Komm schon. Wir gehen jetzt zu Tsunade. Egal wie es ausgeht, ich werde dir danach sehr dankbar sein.“

Nun küsste ich ihn doch wieder zärtlich. Iruka erwiderte es. Wir lösten uns wieder. Iruka umarmte mich zärtlich. Sein wunderschöner Körper gegen meinen gedrückt.

„Na, gut. Kazuu. Gehen wir zu Tsunade. Kämpfen wir um deinen Traum.“
 

Nach langer Zeit war ich endlich wieder in meiner Uniform. Gekleidet als Shinobi. Ihr könnt euch denken wie begeistert Tsunade von unserem plötzlichem Auftauchen. Ich hatte geredet. Argumentiert. Ich wollte endlich trainieren. Ich musste trainieren. Ich musste wieder fit werden. Nur so konnte ich wieder meine Arbeit aufnehmen. Missionen durchführen. Nach zehn Monaten wurde es endlich Zeit. Iruka stand neben wir. Hin und wieder unterstützte er meine Argumentation, hielt sich sonst zurück. Hinter Tsunade stand ihre Assistentin Shizune – eine Frau – sogar ein wenig älter als Kakashi – mit kurzen schwarzen Haaren und stets besorgtem Blick. Sie betrachtete den Hokage mit allzu großer Sorge. Mit Grund. Mir war es sofort aufgefallen. Tsunade hatte uns zugehört. Undurchsichtiger Blick. Sie rührte sich keinen Zentimeter. Und sie war ruhig. Sehr ruhig.
 

Viel zu ruhig.
 

Ich war fertig mit dem Reden. Wartete. Wartete auf eine Reaktion. Eine Antwort. Auf irgendwas. Eine Minute. Zwei. Fünf. Gefährliche Stille. Das war nicht gut. Überhaupt nicht gut. Totenstille. Ein leichter Griff an meiner Schulter. Iruka stand jetzt hinter mir. Ein kurzer Blick zu ihm. Verdammt. Er war so richtig blass. Flüsterte mir unauffällig zu.

„Sie weiß es.....“
 

Nicht gut.
 

Shizune wollte anfangen zu reden, wurde aber je gestört. Tsunade erhob sich. Eiskalter Blick zu uns. Erst gefährlich ruhige Sprache.

„Du willst also wieder deinen Dienst antreten, Kazosomane. Und du willst sie dabei unterstützen. Nicht wahr, Iruka? Wem sind die Konoha- Nin unter geordnet?“

„Ihnen, Tsunade- sama.“

„Ich bin der Hokage. Ich bin das Oberhaupt dieses Dorfes. Ich bin das Gesetz! WAS FÄLLT EUCH EIN, EUCH MEINEN WORTEN ZU WIDERSETZEN??!!!“
 

Nein! Definitiv gut!

Tsunade war entgültig aufgesprungen. Kochte vor Zorn.

„WAS HABE ICH EUCH GESAGT?! ES IST ZU RISKANT! ZU GEFÄHRLICH! IHR WERDET MEINEN WORTEN FOLGE LEISTEN!!“
 

„Nein!“
 

Oh, mein Gott. Iruka! Er stand steif. Zeigte keine Mimik. Zeigte keine Angst. Er hatte gerade dem Hokage widersprochen. Die schien so, als hätte sie sich gerade verhört.

„Nein?....“

„Nein!“

Dieses Mal war ich es. Iruka. Wenn er es schaffte, sich gegen Tsunade zu stellen, schaffte ich es auch. Sie durfte es nicht. Sie durfte uns unsere Beziehung nicht verbieten. Es gab kein Grund. Ich liebte Iruka unendlich. Er liebte mich. Das hier war keine scheiß ‚Romeo und Julia’ – Story. Keine verfeindeten Familien. Keine Missstände. Keine Hasstiraden. Nein! Wir waren Bewohner des selben Dorfes. Wir waren Shinobi. Wir waren im selbem Team gewesen. Und wir waren zusätzlich die besten Freunde. Niemand!! Niemand hatte das Recht uns zu trennen!!

Ich schluckte schwer. Tsunade. Scheiße. Das war Bürotisch Nummer 8. Sie schlug heftig dagegen. Mit roher Gewalt. Nicht nur das massive Holz splitterte in Haufen nutzloser Teile. Der Boden unter unseren Füßen bekam sogar etwas ab. Risse. Verdammt! Dieser Lärm, der daraus entstanden ist. Kein Spaß! Ihr Blick! Kein Vergnügen. Okay. Noch einmal tief durchatmen. Iruka. Er war hinter mir. Die Hände schützend auf meine Schultern gelegt. Er war absolut angespannt. Musste sich erst wieder fassen. Ich hatte mich ehrlich erschrocken. Aber musste es verbergen. Nein! Sie wusste es. Sie musste es zulassen.

„Tsunade- sama. Wir wollen keinesfalls respektlos erscheinen. Sie sind unser Anführer. Ja. Ihr Wort ist Gesetz. Aber das hier ist nicht gerecht. Tsunade. Sie können uns nicht trennen.“

„Kazuu.... pass auf, was du sagst.“

Iruka flüsterte es mir ernst zu, wandte sich aber selbst wieder an Tsunade.

„Wir haben es nicht geplant. Es war ja auch nicht gegen Sie gerichtet. Es ist, wie es ist. Ich liebe Kazosomane. Ich habe sie immer geliebt. Wir werden wirklich alles für unser Dorf tun. Wir werden genauso dienen wie zuvor auch. Oder noch mehr. Aber Sie werden wirklich nichts gegen unsere Beziehung machen können. Das werde ich nicht zulassen.“
 

Oh ja. Tsunade schwieg. War schon fast rot vor Zorn. Kochte. Egal. Es musste sein. Ich sprach es nun entgültig aus.
 

„Wenn Sie es nicht akzeptieren können, kann ich es nicht ändern. Aber wenn ich mich entscheiden muss und zwar zwischen meine Karriere oder Iruka. Dann wähle ich Iruka und verzichte auf mein Leben als Jonin.“
 

Auch, wenn ich mit meinem ganzen Willen ein Shinobi war. Es mein Leben war.

Aber ein Leben ohne meine Liebe zu meinem bestem Freund war nicht akzeptabel.

Nein.
 

Mein Herz. Meine Seele. Meine Loyalität gehörte einzig Iruka.

Durchhaltevermögen – Brücken werden gebaut

Wir waren zu weit gegangen. Das wussten wir. Mit dem Oberhaupt so zu reden. Und dann noch diese Art der Erpressung. Iruka hatte mich weiter fest im Griff. Starrte unseren Hokage angespannt an. Ich wartete. Drückte mich mehr oder weniger unbewusst gegen meinen Freund. Tsunade. Sie war blass vor Zorn. Ihr Arbeitstisch komplett zerstört. Der Boden unter unseren Füßen übersehen von Rissen. Shizune stand steif hinter ihrem Mentor, betrachtete uns mit großen ungläubigen Augen. Tsunade selbst schwieg. Und schwieg.... und schwieg.... und schwieg..... Oh. Wieder diese leise Stimme.

„Raus! Sofort!“

„Tsunade – sama..... Es sollte nicht.......“

„RAUS!!!!“

Oh, Shit!!! Definitiv zu weit gegangen!

Tsunade war sauer. Wirklich, wirklich sauer!! Wie sie so da stand. Entrüstet. Gefährlich. Nur ein einzigstes Mal hatte ich bei so einem Anblick richtig Angst. Damals mit Itachi im Wald. Und jetzt Tsunade. Ihr Blick. Ihr eiskalter Blick. Scheiße. Die kühle Stimme.

„Ihr tretet mir sofort aus den Augen. Ihr verhaltet euch ruhig. Ich werde keinen Ton von euch hören. Ihr haltet euch bereit. ICH ENTSCHEIDE, WANN ICH EUCH SEHEN WILL!!! VORHER HALTET IHR DIE SCHNAUZE!!!!!“

Sie würde sich auf keinen Fall mit sich reden lassen. Zugegeben zurecht. Wenigstens hatte sie mich nicht umgebracht. Gott sei Dank. Sie hatte mich nicht einmal entgültig aus meinen Dienst entlassen. Und Iruka auch nicht. Also kein Wort. Kein Protest. Nichts. Iruka dachte wohl das Gleiche. Verbeugte sich kurz untergeben unseren Hokage. Griff dabei meinen Nacken und zwang mich, mich ebenfalls vorzubeugen. Hätte ich doch sowieso gemacht, Mann. Ja. Wir ordneten uns unserem Hokage freiwillig unter.
 

Wir waren daheim. Unterwegs hatten wir nicht miteinander gesprochen. Daheim ging es los. Iruka griff grob meinen Arm. Hielt mich fest. Betrachtete mich vorwurfsvoll.

„Sag mal, spinnst du?“

„Was soll das? Lass mich los!“

„Wie kannst du nur sagen, dass du deine Karriere aufgibst?! Du bist mit Leib und Seele ein Shinobi! Anders kannst du gar nicht!“

„Und wenn schon! Niemand hat das Recht, uns zu trennen!“

Iruka ließ mich frei, behielt aber seinen ernsten Blick und den rüden Tonfall bei.

„Sie ist der Hokage! Du kannst nicht so mit ihr sprechen! Sie kann dich delegieren oder gar feuern. Sie kann dich richtig klein machen!“

Warum? Sollten wir wirklich jetzt streiten? Ich stieß Iruka leicht zur Seite, ging in das Schlafzimmer.

„Hey! Kazuu?! Jetzt lauf doch nicht weg.“

„Dann folge mir doch! Ich bin müde und genervt!“

Ich zog meine Uniform aus. Iruka stand an der Türlehne, verschränkte die Arme. Beobachtete mich beim Umziehen.

„Ich meine es ernst. Ich will auf keinen Fall, dass du meinetwegen kein Shinobi mehr bist. Ich will auf keinen Fall Schuld an deiner zerstörten Laufbahn sein. Das wirst du mir nicht vergeben, verdammt!“

„Du redest Blödsinn, Iruka!“

Ich warf mir mein Hemd über, beobachtete ihn grimmig. Schritt auf ihn zu.

„Sag mir. Was würdest du machen, wenn Tsunade dir die Wahl ließ zwischen mir und deinem Beruf. Dir ergeht es doch, wie mir. Ausbilder zu sein ist dein Leben. Du könntest nicht ohne.“

Iruka verzog seine Mimik. Griff mich wieder. Umarmte mich.

„Auf das Lehrerdasein kann ich verzichten. Aber nicht auf dich. Müsste ich wählen, wähle ich ganz klar dich. Du bist das Wichtigste in meinem Leben. Ich gebe dich nicht wieder her.“

„Verstehst du das endlich? Und ich wähle dich. Niemand wird uns je trennen.“

Iruka. Ich liebte ihn einfach. Ich liebte ihn mehr als mein Leben. Nein! Nichts würde uns je trennen.

Iruka. Schlagartig lächelte er wieder. Packte mich noch mal. Hob mich hoch. Trug mich auf das Bett. Legte sich wieder auf mich. Leidenschaft in seiner Stimme.

„Ich liebe dich, Kazosomane Hatake. Ich liebe dich so unendlich. Ich gehöre ganz dir.“

„Iruka... Ich liebe dich. Ich bin dein....“

Innige Küsse. Leidenschaftliche Berührungen. Ich liebte ihn so sehr. Ich liebte es, wie Iruka mich berührte. Ich liebte es, wie er mich küsste. Wie er mich liebkostete. Wie er mich ansah. Was ich für ihn empfand. Ich liebte es ihn zu spüren. Ich liebte es, dass mein bester Freund auch meine große Liebe war. Ich liebte es, wenn wir uns küssten. Ich liebte es, wenn wir miteinander schliefen.

Ich liebte Iruka. Er war einfach mein Seelenpartner. Er ist mein Seelenpartner. Auch heute lieben wir uns. Auch heute sind wir ein Paar. Auch heute sind wir beste Freunde. Auch heute sind wir eines. Wir werden uns nie trennen. Niemals!!
 

Drei Tage nach den Ereignissen wurde ich zu Tsunade gerufen. Alleine.

Tsunade selbst schien sich etwas beruhigt zu haben. Hatte immer noch einen sehr strengen Blick drauf.

„Hast du mir vielleicht etwas zu sagen?“

Ich wusste, was sie meinte. Verbeugte mich vor ihr.

„Es tut mir Leid, Tsunade- sama. Es tut mir Leid, wie ich zu Ihnen geredet habe. Das gehört sich nicht. Ich bin da zu weit gegangen. Aber.... Es tut mir nicht Leid, dass ich Iruka liebe. Selbst wenn ich wollte, ich kann meine Gefühle nicht ändern. Sie haben Recht, Hokage. Ihr Wort ist Gesetz. Und trotzdem, zu welcher Person ich welche Beziehung pflege ist immer noch einzig meine Angelegenheit. Bei allem Respekt.“

Ich wusste. Dies war wieder grenzwertig. Aber ich hatte sie nicht überschritten. Tsunade atmete ungewöhnlich ruhig. Wirkte nicht angespannt.

„Ich verstehe dich, Kazosomane. Das tue ich wirklich. Aber merk dir endlich eines. Ich bin der Hokage. Ich mache hier die Gesetze. Ich bin hier die Autoritätsperson. Ich habe ein Recht auf deinen Respekt. Ich bin deine Vorgesetzte. Ich werde euch beobachten. Ich werde euch kontrollieren. Ich lasse nicht zu, dass ihr euch abhängig voneinander macht. Ich lasse nicht zu, dass Iruka Umino deine Schwäche wird. Du hast schon genug Schwierigkeiten mit Kakashi. Und du hast genug Schwierigkeiten mit mir. Du und Iruka. Ich werde es dulden. Aber es gibt Bedingungen.“

Bedingungen? Scheiß auf Bedingungen? Wer dachte sie, war sie denn überhaupt. Gut, ja. Der Hokage. Unser Oberhaupt. Die mächtigste Shinobi unseres ganzen Landes. Vielleicht die mächtigste Kunoichi auf der Welt. Aber sie durfte sich doch nicht so sehr in das Leben ihrer Untergebenen einmischen. Oh, ja. Ich wollte schon richtig anfangen zu protestieren. Zu kontern. Nein, Kazuu. Bleib vernünftig. Bedenke, mit wem du dich zum x-ten Mal anlegen willst. Einzig Kakashi hatte sich bisher getraut so mit ihr zu reden. Aber er war auch der Einzigste, der sich das überhaupt leisten konnte. Ich war nicht Kakashi Hatake. Das hatte Vor- aber manchmal auch Nachteile. Genau deswegen entschied ich mich dazu, doch meine vorlaute Klappe zu halten. Ich hörte Tsunade heimlich trotzig zu.

„Ihr werdet euch diskret verhalten. Ihr werdet euch nicht abhängig voneinander machen. Keine Zweispaltung im Dorf. Keine Auffälligkeiten. Du wirst all deine Therapiestunden durchziehen. Du wirst ohne Ausnahme zu deinen Arztterminen erscheinen. Du nimmst deine Medikamente ein. Du wirst keinen Streit suchen. Du wirst dich ruhig verhalten. Du wirst nicht protestieren. Du wirst dich nicht noch einmal mit mir anlegen. Du wirst dich nicht mit Kakashi anlegen. Du wirst alle Aufträge mit Handkuss annehmen, die ich dir zuteile. Ich will nie wieder ein ‚Aber’ von dir hören. Nie wieder Trotz. Ich will, dass du verdammt noch einmal erwachsen wirst. Du wirst dem Dorf stets Folge leisten. Du wirst die anderen Shinobi in Ruhe lassen. Du wirst dein Autoritätsproblem widerspruchslos therapieren lassen.“

Autoritätsproblem? Hatte ich wirklich ein Autoritätsproblem. Ich meine, das war doch ein Witz. Wenn man sich zurück erinnerte, dann...... oh. Okay. Schon gut. Ich sehe es ja ein.

Tsunade sprach ernst weiter.

„Nun gut. Halte dich an meinen Regeln. Dann muss ich mich nicht in deinen Privatangelegenheiten einmischen. Ich muss mich nicht um das Dorf sorgen. Und ich werde dein Marcumar absetzen. Ab morgen nimmst du keines mehr. In zwei Wochen kannst du mit deinem physischen Training beginnen. Zuvor beginnst du mit mentalem und Chakra- Training. In sechs Wochen bekommst du deine erste Mission. Ab heute arbeitest du für mich. Ich weiß von dem Markt. Hilf da vormittags aus. Ab Mittag wirst du bei mir sein. Jeden Tag. Du wirst Akten sortieren, aktualisieren. Du bewertest die Berichte der Shinobi. Und glaub mir, den Müll, den ihr da schreibt ui lesen, ist kein Spaß. Das wird deine Strafe.“

Oh mein Gott!!! Sie.... ich konnte beides bleiben. Ich konnte bei Iruka bleiben. Ich konnte Shinobi bleiben. Beides. Ich durfte Jonin sein. Ich durfte Iruka lieben. Es war nicht verboten. Es war nicht tabu. Es war alles....... perfekt. Tsunade!!! Welch großartige Frau! Sie war zurecht Hokage. Das ist einfach fantastisch!

„Danke, Hokage- sama. Danke. Ich stehe in Ihrer Schuld. Danke für alles.“
 

Das war großartig. Das war toll! Einfach fantastisch! Als ich nach Hause kam, kochte Iruka gerade das Abendessen. Ich lächelte ihn fröhlich an. Er selbst wirkte zuerst überrascht. Stellte den Kochtopf zur Seite. Lehnte sich an den Küchentresen und wartete lächelnd bis ich mit dem Reden begann. So wie er dastand. So ruhig und gelassen. Wie er lächelte.

„Oh, du.... Tsunade hat dich bereits in ihre Mangel genommen? Sie hat es dir gesagt?!“

Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. Begeistertes Nicken.

„Oh, mein.....“

Ich konnte nicht mehr. Das war so unglaublich fantastisch. Ein Traum. Ein Traum!!

Ich stürmte regelrecht auf meinen Traum zu. Umarmte ihn. Er drückte mich. Fest. So unglaublich fest. Flüsterte begeistert.

„Wir haben es geschafft. Kannst du das glauben? Nichts steht uns jetzt im Weg!“

„Wir können ohne Probleme zusammenbleiben. Du und ich. Du kannst Lehrer bleiben. Ich bleibe Jonin. Wir bleiben wir. Wir bleiben... wir....“

Leidenschaftliche Küsse. Lebensfreude. Funkelnde Energie. Liebe. Leidenschaft. Wir waren wir.
 

Schon am nächsten Tag bekam ich schon die volle Dröhnung meiner Strafe ab. Vormittags lief noch alles gut. Ich war auf dem Markt. Verkaufte Kleider. Trug meinen Kimono. Frühmittags erst eine anstrengende Therapieeinheit mit Kakashi. Mittags eine körperliche, ärztliche Untersuchung mit Konditionstests. Später Mittag erstes mentales Training. Früher Nachmittag sortieren der Berichte.

Tsunade hatte Recht.

Ich war in dem Gebäude des Hokage. Archivraum. Das reinste Chaos. Regale waren überfüllt von unzähligen Akten und Kartons. Auf einem Schreibtisch stapelten sich Papiere. Berichte der Shinobi. Oh, verdammt. Ich hatte ein Bericht aus dem Berg herausgefischt. Es in die Hand genommen. Nein! Der hier war von vor sechs Monaten. Hier lagen Monate alte Berichte herum. Hunderte. Bestimmt waren es Hunderte. Tsunade hatte mir den Auftrag erteilt das ganze scheiß Archiv zu sortieren, säubern und zu aktualisieren. Das würde Wochen in Anspruch nehmen. Wenigstens musste mir ein junger Angestellter mich dabei unterstützen. War wohl alles seine Arbeit gewesen, aber er war eine gute Weile krank gewesen – sagen wir mal SECHS MONATE – und man hatte keinen Ersatz gefunden. Ja, klar. Tsunade hatte sich die Strafe schon lange überlegt. Da musste ich noch im Krankenhaus gewesen sein. Okay... Dann mal an die Arbeit.

„Okay. Bilde ich mir das nur ein, oder sollten Berichte nicht eigentlich kurz und objektiv geschrieben sein? Der hier liest sich wie ein verdammter Roman.“

„Welchen hast du gerade?“

Der Angestellte, Koichi war ein Mann Anfang Zwanzig mit dunklen kurzen Haaren und braunen Augen. Er trug eine dicke Brille und hatte selbst einen verdammten Bericht in der Hand. Er sah mich fragend an. Ich seufzte. Am Liebsten würde ich den Scheiß in meiner Hand auf der Stelle zerreisen.

„Maito Guy. Dieser theatralische Eigenlob und übertriebene Optimismus geht mir echt auf den Wecker.“

„Oh, ja. Manchmal schreibt er auch so, dass es wie ein Drehbuch für eine Soap klingt. Das ist nicht spaßig. Ich mach das hier seit bald vier Jahren und die Berichte werden echt nicht besser. Kakashi hat eine absolut unleserliche Handschrift und die Berichte selbst sind oft mit Kaffeeflecken und sonstiges verdreckt. Und du verwendest Unmengen von verdammten Fremdwörtern, bei denen ich das Lexikon verwenden muss.“

„Ich werde meinen Schreibstil nicht ändern.“

Ich war endlich mit Guy’ s Bericht fertig, verräumte ihn an seinen vorgesehenen Platz. Viel Spaß. Ich nahm ein Stapel Blätter in die Hand. Listen. Darauf standen Namen und Datum des Endes der jeweiligen Mission. Super. Jetzt musste ich Guy’ s Namen suchen. Den passenden Auftrag. Einen Hacken und kurze Notiz daneben hinschreiben. Vielen Dank aber auch. Ich griff den nächsten Bericht.

SCHEIßE!!!!!

„Das ist nicht mehr witzig! Die waren weit auseinander verteilt. Ich greif einfach so rein, nach dem bescheuertem Zufallsbericht. Und was erwische ich?“

Ich war echt genervt. Koichi sah mich verwundert an. Ich hob den Wisch in meiner Hand zur Präsentation.

„Dieser Scheiß hier stammt von Rock Lee und jetzt rate mal um welche Mission es sich handelt.“

Loslachen seinerseits.

„Viel Spaß. Das ist fast der gleiche Bericht.“

Jap. So ziemlich genau der gleiche. Nur Lee’ s Sichtweise.

.... Mit einem mutigen, eleganten Sprung in den kalten, todbringenden Brunnen schaffte ich es ein Opfer wider dem Gesetz vor dem Ertrinken zu retten......

..... spritzender Kraft meiner Jugend vollendete ich......

..... großartigem Tai- Jutsu.......

JA LECK MICH, GAB DER AN!!! WIE DER MEISTER!!!!

Verdammte Arbeit... Ein Bericht war schlimmer, als der andere. Der junge Kiba zum Beispiel, konnte mit der verdammten Rechtschreibung echt nichts anfangen! Das war mehr Rätselraten als sonst was! Wie schrieb dieser Idiot feindliche Shinobi?
 

Pfeintliche Schinobie!!!!!
 

Das war doch nicht sein Ernst. Diesen Bericht hatte er bestimmt nachts auf die Schnelle geschrieben und ihm war die Rechtschreibung echt egal gewesen.

Oh, Gott.

Tsunade hatte so etwas von Recht. Shinobi konnten vieles, aber dies hier gehörte eindeutig nicht dazu. Okay......

Sechs Stunden. Achtzehn Berichte, einer schlimmer, als der andere. Und nur noch etwa dreihundert vor mir. So viele Berichte innerhalb von sechs Monaten. Scheiße. Klar. Durchschnittliche Personenzahl in einem Team waren vier Stück. Hieß pro Mission meistens vier Berichte. Das schlauchte. Verdammt!

Wenigstens war ich für den heutigen Tag endlich fertig. Tag? Schwachsinn. Es war ja schon Nacht. Nach Hause. Einfach nur nach Hause.
 

Vor der Eingangstür der Wohnung saß Iruka. Betrachtete mit gelangweilten und müden Augen die Flurwand. Hielt ein kleines Päckchen in seiner Hand. Lächelte leicht, als er mich sah.

„Es ist bald Mitternacht. Ich glaube, Tsunade macht echt ernst.“

„Ja... bin müde.... Will jetzt echt schlafen...... Ich muss morgen um sechs Uhr raus....“

„Du stehst doch sowieso mit mir auf...“

„Morgen ist Samstag. Du kannst da ausschlafen. Also.... will ich schlafen.... Übrigens.... hast du dich ausgesperrt, oder was? Manchmal bist du echt ein Idiot.“

„Wieder mal so nett...“

Iruka stand langsam auf. Griff lächelnd meinen Arm. Zog mich aus dem Haus.

„Iruka?“

„Mit dem Schlafen wird jetzt nichts. Ich habe nicht erwartet, dass du so lange brauchst. Im Übrigen ist das von Kakashi. Er hatte mit mir auf dich gewartet, musste dann aber auf eine Mission.“

Was war? Ich war müde. Iruka zerrte mich das nächtliche Dorf entlang. Sternenklarer Himmel. Vollmond. Keine Geräusche. Iruka drückte mir das Päckchen in die Hand. Was...?

Sein stark verwunderter Blick.

„Sag mir nicht, du hast es vergessen.“

„Vergessen?“

Was hatte ich vergessen? Hatten wir irgendetwas verabredet. Und außerdem. Warum war Kakashi bei Iruka gewesen. Wir hatten uns doch mittags gesehen. Es war wieder eine aufwühlende Therapie gewesen. Warum hatte er mir nicht gesagt, dass er mich besuchen wollte? Was war so wichtig?

„Oh, mein Gott. Du hast es ja wirklich vergessen. Wie geht denn so etwas?“

Iruka. Wir blieben stehen. Er lachte leise auf. Stellte sich mir gegenüber.

„Komm schon. Wie kann man seinen eigenen Geburtstag vergessen?

GEBURTSTAG??!!! Oh........ Ich hatte...hatte ja tatsächlich Geburtstag!! Ich wurde ja zweiundzwanzig! Und ich hatte ihn knallhart vergessen! Was für ein Tag. Moment mal... Ich schupste Iruka leicht mit einer Hand.

„Warum hast du mir heute früh nichts gesagt? Wir hatten den normalen Tagesablauf. Da konnte ich doch nicht darauf kommen.“

„Weil ich dich heute überraschen wollte. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass du so spät kommst. Aber andererseits. Bei Mondschein wird es viel besser.“

„Was wird besser?“

„Am Besten ist es, du hältst mal deine Klappe, wehrst dich ausnahmsweise mal mich und folgst mir einfach.“

„Tja... Echt nett. Wirklich.“

Ich ließ mich widerspruchslos mitziehen. Durch das nächtliche Dorf. Vorbei an das Trainingsgelände. Zum See. An einem Hügel. Oh mein.....

Wolkenloser, sternenklarer Himmel. Strahlender Vollmond. Angenehm warme Temperatur. Der friedliche See glitzerte in einem wunderschönen Nachtblau. Kein Lärm. Keine Menschen. Sanfter Gras unter unseren Füßen. Kein Wind. Keine Kälte. Nichts. Nur Iruka und ich. Umgeben von fantastischer schlafender Natur. Iruka strahlte direkt im Mondlicht. Lächelte mich sanft an.

„Ich weiß doch, wie sehr du die Ruhe liebst. Das Wasser. Und den Frieden. Das hier ist doch der perfekte Ort. Wie findest du es?“

Iruka.... Das war einfach fantastisch. Ruhig. Das Wasser glitzerte so himmlisch. So verführerisch. Göttlich. Dieser Ort... Dieser Augenblick. Meine Müdigkeit. Wie weggeblasen. Innerer Frieden. Absolute Entspannung. Ich lächelte Iruka an. Zog meine Weste aus. Mein Oberteil. War in einem kurzen Top. Lief genüsslich an das Ufer. Angenehme Kühle. Wunderbares Mondlicht. So schön.

„Kazuu?“

„Komm mit.“

Immer tiefer in den See. Knöcheltief. Knietief. Oberschenkeltief. Entgültiges Reinspringen. Schnelles Eintauchen. Umgeben von diesem herrlichem Nass. Sehr kühl. Frisch. Wunderbar. Ich tauchte. Tauchte begeistert durch die Dunkelheit. Eigentlich sah ich nichts. Zwei Meter über mir. Dumpfer, goldener, wässriger Schein. Der Vollmond verdeutlichte die Wasseroberfläche. Diese wunderbare Ruhe. Friedliche Stille. Langsames Auftauchen nach knapp zwei Minuten unter Wasser. Entrüstete Stimme in der Nähe.

„Spinnst du? Musst du mich so erschrecken?“

Iruka. Kraulte schnell zu mir. War mir gegenüber. Hatte eine missmutige Mimik aufgesetzt.

„Ist dir klar, dass das gefährlich ist? Mach das bitte nie wieder ohne Vorwarnung. Ich will nicht, dass dir was passiert.“

Erholende Nässe um mich herum. Leichtes Lächeln. Ich nickte.

„Ist gut. Tut mir Leid. Verzeihst du mir?“

„Was krieg ich dafür?“

Iruka. Schelmisches Grinsen. Sein Blick voller Liebe. Er strahlte stets im Mondenschein. Mann. Wie ich ihn liebte. Ich schwamm nah an ihn heran. Ganz nah. Sanftes, zärtliches Küssen. Herzklopfen. Küsse im Mondenschein.
 

Liebe im Mondenschein.
 

Wir genossen unsere Zweisamkeit. Unsere Privatsphäre. Unsere Freiheit. Waren später daheim. Iruka überreichte mir eine neue, wertvolle Halskette. Ying und Yang. Ich trug immer noch die, die er mir schenkte, als ich neun wurde. Den Schmuck, den mir Kotetsu damals geschenkt hatte, bewahrte ich in einem Kästchen. Und jetzt noch die neue Kette. Wundervoll. Iruka’ s Liebe zierte meinen Hals. Immer wieder intensive, wunderbare Küsse. Jetzt war endlich Kakashi’ s Geschenk dran. Dieses kleine Kästchen. Ich öffnete es langsam, sah Iruka dabei an.

„Wenn ich recht bedenke, hatte ich, glaube ich......, drei... nein vier Geburtstagsgeschenke von ihm bekommen. Und zusammen waren wir zweimal. Wann ich das letzte Mal Kakashi’ s Geburtstag mit ihm gefeiert habe, weiß ich nicht mehr. Ist das nicht traurig?“

„Beschwer dich nicht dauernd. Dafür waren wir oft zusammen an unseren Geburtstagen. Und er hat dir ja jetzt was mit gebracht. Was eigentlich?“

Ja. Was eigentlich? Hm. Zuerst ein Brief. Ich las ihn. Musste kurz zynisch grinsen. Antwortete auf Iruka’ s fragenden Blick murmelnd.

„Langsam glaube ich, was ihr immer sagt. Wir sind uns wohl doch ähnlich.“

„Was meinst du?“

Den Brief hatte Kakashi schnellstmöglich aufgeschrieben, nach seiner Handschrift nach. Die Begrüßung so freundlich wie eh und je.
 

‚ Warum hast du Nervensäge schon wieder Geburtstag?’
 

‚Kazuu, im Sinne unserer Therapie, sage – eher schreibe ich dir ehrlich, dass ich den Geburtstag tatsächlich vergessen habe. Tut mir wirklich Leid. Aber ehrlich. Wir hatten uns doch heute schon gesehen. Fast zwei Stunden und du hast mir keinen Hinweis gegeben. Es war, als ob nichts Besonderes los wäre. Sonst bist du doch so empfindlich? Warum sagst du mir denn nichts?

Okay. Auch egal.

Ich will mich nicht mit dir streiten. Na, ja. Wie dem auch sei. Ich wünsche dir alles Gute und hab was für dich passendes gesucht und auch gefunden.

Auch im Sinne unserer Therapie. Ich war nicht ganz ehrlich zu dir, was unsere Familienphotos betrifft. Mir ist klar, dass ich dir immer gesagt habe, dass keine da sind. Das trifft nicht ganz zu. Auch das tut mir Leid, dich in diesem Bezug angelogen zu haben. Es ist nicht gerade in einem perfektem Zustand und das einzigste, das ich nicht zerstört hatte. Es gehört dir. Halte es besser in Ehren als ich es getan habe.

Vergib mir, bitte.

Dein Bruder’
 

Ich faltete den Brief ordentlich zusammen. Der würde ein Heiligtum werden. Hm... Ich griff noch mal in das Päckchen. Zerknittertes, altes Bild. Ein Photo. Ja... Es war wirklich abgegriffen. Aber..... das war Mutter... und Vater.... Kakashi.... ein kleines Kind. Auf dem Markt. Das war..... fantastisch.

„Hey, Kazuu. Ist mit dir alles okay? Du bist grade ziemlich blass.“

„Nein.... Ja... Mir geht’ s gut. Sieh mal.“

Ich reichte Iruka begeistert das Bild. Musste entgültig lächeln.

„Ich habe ihn früher genervt, warum nichts von meinen Eltern da ist.“

„Ich weiß. Als du klein warst, hast du dich bei mir immer darüber beschwert Das war in der Zeit nachdem wir endlich Frieden geschlossen hatten.“

“Okay. Schon gut. Wie dem auch sei. Er entschuldigt sich in dem Brief deswegen gelogen zu haben. Er hat mir das Photo geschenkt.“

Iruka gab mir sanftmütig das Bild zurück. Nickte gelassen.

„Dann pass gut darauf auf. Bist du glücklich?“

Ich brauchte nicht lange nachzudenken. Ich hatte Iruka. Ich hatte Kakashi. Ich hatte meinen Gemüsemarkt, der mich mit meiner Mutter verband. Ich hatte mein Leben als Shinobi, das mich wiederum mit meinem Vater verband. Ich hatte ein wahres Zuhause. Meine Liebe. Mein Leben. Ich hatte alles, was ich brauchte. Und mehr.
 

Ja......
 

„Ja. Ich bin glücklich.“

Sparring - Unterhaltsames Training

Zwei Wochen. Endlich konnte ich wieder mit dem physischem Training beginnen. Zwei Wochen stundenlanges, mentales Training. Neben Arbeit, Krankenhausbesuche und Psychotherapie. Mentales Training. Chakratraining. Training meines Kanyouinjuu. Mit neuer Erfahrung.
 

Ruhige Umgebung. Der leere Trainingsplatz. Ich saß unter einem Baum. Es war ziemlich warm und die Dichte der unzähligen Blätter schützten meinem Körper vor der prallen Mittagsonne. Ich saß nur da. Geschlossene Augen. Spüre dein Chakra. Öffne dich. Ich hatte extra eine menschenleere Umgebung ausgesucht. Hatte zuvor mein Kanyouinjuu- Training in dem Shinobi- Aufenthaltsraum im Hokage- Gebäude versucht durchzuführen. Ich öffnete mich und natürlich flossen sämtliche Emotionen der anderen in mich ein Kotetsu und Izumo pokerten mit Genma und Raido – einen weiteren Jonin. Kotetsu mogelte dabei und hatte immer Angst erwischt zu werden. Raido wusste, dass Kotetsu schummelte und ärgerte sich abgöttisch, dass er noch keinen Beweis hatte. Asuma und Kurenai waren natürlich vollkommen verliebt ineinander. Irgendein Chunin war extremst gelangweilt. All diese Emotionen hatten mich von meinem Training abgelenkt. Genau deswegen wollte ich zu einem Ort, bei dem sich um diese Zeit kein einziger Mensch befand.

So konnte ich mich ohne Störung auf meinen Chakrafluss konzentrieren. Ich spürte sie. Die kostbare Energie, die regelmäßig durch meinem Körper strömte. Ich spürte gerade diese Energie, deutlich vermehrt in meinem Gehirn, mit einem stark erhöhten fließendem Lauf. Ich hatte mein Kekkei Genkai aktiviert. Ja. Ich spürte diesen besonderen Chakrakreislauf. Ich hatte ihn eine Zeit lang nicht mehr eingesetzt. Aber trotzdem. Das Kanyouinjuu selbst war inzwischen ein essentieller Teil von mir. Ich musste es nicht einmal ansatzweise bewusst ein- und ausschalten. Und die Tele- Empathie diente als durchaus mächtige Waffe. Manchmal war es dann von Nachteil, wenn ich sie zu stark – zu konzentriert einsetzte. Wie ich es gegen Kakashi getan hatte. Ich suchte eine Emotion, oder ein Bedürfnis aus meinen Erinnerungen aus und sendete dieses Gefühl an meinen Gegner. Er fühlte, was ich fühlte - mit dem großem Unterschied, dass ich wusste, dass dieses Gefühl nicht echt war. Mein Gegner hingegen wurde von dieser Emotion überwältigt und war somit meinem Kanyou no Jutsu vollkommen ausgesetzt. Hatte nur eine Chance, wenn er wusste, dass er meinem Kekkei Genkai unterlag.

Nachteile, wie gesagt, ergaben sich, wenn ich Kanyouinjuu zu lang oder zu intensiv verwendete. Ich glaube, ein etwa zwei bis 2 ½ Stunden pausenlose Anwendung, und ich hatte einen so großen Chakraverlust, dass ich getrost eine Woche fast bettlägrig im Krankenhaus verbringen durfte... eher musste. Ist mir Gott sei Dank nur einmal passiert. Schlimmer waren die Folgen, wenn ich Kanyouinjuu zu intensiv verwendete. Die Chakraaktivität erfolgte schließlich besonders in meinem Gehirn. Dadurch stand es unter einer erhöhten Belastung. Übertrieb ich Kanyouinjuu kam es zur Commotio – Gehirnerschütterung. Bestenfalls. Sonst konnte es auch passieren, dass sich der Hirndruck gefährlich erhöhte oder es kam zu Hirnblutungen. Gerade als ich die Fähigkeit der Tele- Empathie erst entdeckte, war ich deswegen häufiger in der Notaufnahme gelandet. Um dies zu verhindern, war es unbedingt nötig, dass ich Kanyouinjuu regelmäßig trainierte.

Schneller Chakrafluss. Äußerste Konzentration. Keine fremden Emotionen. Gut so. Ich probierte es. Konzentrierte mich auf meinem Chakra in dem Kopf. Spürte den warmen Kreis. Die Stärke wuchs bisher stets mit meiner Erfahrung. Es wurde Zeit, wieder etwas Neues auszuprobieren. Mein Kekkei Genkai zu verbessern. Konzentration auf mein Chakra. Vollkommene Kontrolle. Schnellere Rotation. Genau. Rotation. Keine einzelne Flussrichtung. Nein. Rotation. Ich spürte die Steigerung meiner Energie. Die Wärme in meinem Körper.

Was?

Mein Kopf. Mein Bedürfnis. Meine Gedanken.
 

Ich brauche etwas zu essen. Wo ist etwas zu essen? Sie sind überall! Sie wollen mir mein essen wegnehmen. Ich muss es verstecken. Ich muss mein Essen horten.
 

Es waren Gedanken. Aber diese Gedanken waren nur eine Folge der Emotionen, die ich empfing. Ich deaktivierte mein Kanyouinjuu. Sah mich misstrauisch um. Nein. Da war niemand. Keine Menschenseele. Mann. Wie weit reichte denn mein Kanyouinjuu. Aber es war so anders gewesen. Diese Bedürfnisse. Das gesamte Packet...... ja, die komplette Aura...... ich weiß nicht.... es war einfach anders gewesen. Rascheln über mir. Kurz. Schnell. Was? Ein verwunderter Blick nach oben. Etwas Kleines huschte äußerst aktiv durch die Baumkrone. Ein Eichhörnchen. So ein huschiges, findiges kleines Ding. Arbeitete an `ner Eichel rum.

Ein Eichhörnchen? Ich beobachtete das Tier. Wie ein Schleier von den Augen. Das neue Kanyouinjuu. Diese rotierende Form. Die war einfach...
 

„Wow..“
 

Was das neue Kanyouinjuu betraf, so gab es wenige Fälle, bei dem ich wohl Bedürfnisse irgendwelcher Tiere empfang. Echt krass.
 

Körperliches Training war anders. Ich fing mit erhöhtem Ausdauertraining an. Auch Klettern. Meine Sparringpartner waren leider nur irgendwelche bescheuerten Dummys. Gut, bis auf einmal. Einmal ein ordentliches Match mit einem ordentlichen Trainingpartner.
 

Ich trainierte seit etwa drei Wochen für mich. Trotzdem bekamen die anderen Shinobi meine zunehmende Aktivität mit. Als ich mal wieder in dem Aufenthaltsraum war und mich gerade mit Anko beschäftigte. Wir spielten Black Jack. Irgendwann setzte Anko einen weltgrößten missmutigen Blick auf.

„Na wunderbar. Mr. Sonnenschein. Kannst du uns nicht in Ruhe lassen?“

Sie knurrte regelrecht. Sah an mir vorbei. Eine genervte, männliche Stimme hinter mir.

„Du musst mich nicht gleich anbellen, Anko. Du weißt genau, dass ich das nicht ausstehen kann.“

Diese gelassene Stimme. Ein leichter Druck auf meiner Schulter. Jap. Er wollte eindeutig mit mir sprechen. Kniete sich hin. Kaute wie gewohnt an seinem Senbon herum. Betrachtete mich missmutig. Versuchte Anko’ s gefährliches Knurren zu ignorieren.

„Eine Wette, Kazuu.“

„Was ist?“

„Eine Wette. Lass uns ein bisschen Sparring machen.“

„Wow. Was? Du willst was machen?“

Genma verdrehte genervt die Augen.

„Pass auf. Wir trainieren einfach ein bisschen. Hier. Wie gesagt. Sparring – ein Trainingskampf. Gewinne ich, sagst du mir endlich, was mit dir und Kakashi los war. Gewinnst du, gebe ich nach und lass dich in Ruhe.“

Alter Schwede. Immer wieder diese alten Geschichten. Die anderen Shinobi, die uns zuvor ignoriert hatten, sahen doch interessiert auf. Klar. Shinobikampf. Grundsätzlich für Wetten geeignet. Argwöhnischer Blick von mir. Genma war eigentlich der ruhige, ernste Typ. Richtig ungewöhnlich, dass er mich herausforderte. Aber auf eines war Verlass. Wenn Genma sagte, es sollte nur ein Trainingskampf werden, dann war es nur ein Trainingskampf. Die wurden eher halbernst genommen. Ein kleiner Wettstreit. Mehr nicht. Und das in diesem Raum. Das war das Gebäude des Hokage. Tsunade’ s Besitz. Auf Sachbeschädigung reagierte sie in der Regel sehr aggressiv – außer sie war selbst die Ursache. In einem zwar großem, aber geschlossenem Raum gegeneinander zu kämpfen, ohne dabei irgendwelche Gegenstände, Fenster, Wände und so etwas zu zerstören, glich einer hohen Kunst. Zurückhaltung war hierbei Zwang.

Genma forderte mich also heraus. Halbernst. Anko. Sie sah nicht begeistert über diese Unterbrechung aus. Schließlich war sie dabei gewesen zu gewinnen – und wir hatten gerade um Geld gespielt.

Anko griff sich drei Spielkarten. Holte aus. Genma duckte sich blitzartig. Genauso drei andere Shinobi. Oh, krass. Zwei Karten knallten fast lautstark gegen die Raumwand. Die letzte traf eine Glas, das natürlich sofort in ziemlich Spitze Teile zersplitterte. Tja. Ausgerechnet Guy’ s Glas.

„ANKO!!!“

Shinobi sein – witzig.

Genma neben mir sah sie nur halb geschockt an. Allgemeines verdutztes Schweigen. Das war so absolut....

„Anko......“

„WAS?!!!!“

„Da waren Spielkarten! Wie geht das?!“

„IHR SOLLT MICH NICHT NERVEN!! KAZOSOMANE! DU SCHULDEST MIR 80 MÜCKEN!! GENMA! LENK SIE NICHT AB!!! LASS DEINE JAMMEREIEN!! SONST SCHLEPP ICH DICH ZUM GEMÜSEMARKT!!! DA KANNST DU DICH VON ALTEN FRAUEN VERPRÜGELN LASSEN! DU SCHLAPPSCHWANZ!!!“

Autsch! Heimliches Gelächter umgab uns. Klar. Dank Anko, stand Genma entgültig im Mittelpunkt und war der Spott unter Kollegen. Ja, ja. Ich kenn da so ein Spruch. Ich glaube, den muss ich in diesem Fall loswerden. Und ist die Gruppe noch so klein, einer muss das Arschloch sein. Und in diesem Fall hatte Genma ganz klar diese Karte gezogen. Na, gut. Dann hieß es, ihn einfach da raushauen.

„Okay, Genma. Aber nur drei Runden.“

Aoba Yamashiro, ein Jonin, der stets eine Sonnenbrille trug fing an zu grinsen.

„Ein Kampf also. Ich setze dreißig für Genma.“

„DER HAT DOCH KEINE CHANCE!!!!“

Jap. Das war Anko. Sie war sofort aufgesprungen, warf ihr eben verdientes Geld buchstäblich um sich. Sah mich dabei stark fordernd an.

„DU WIRST DOCH NICHT GEGEN DIESEN SCHWACHKOPF VERLIEREN?! Gut. Ich setze auf dich, Kazuu. Ich will dir ja keinen Druck machen, aber wenn du gegen ihn verlierst hast du die Ehre aller Kunoichi in den Schmutz gezogen. Also gewinne gefälligst!“

Aber sie will mir keinen Druck machen. Schon klar, Anko. Genma. Hatte einen ernsten Blick aufgesetzt.

„Also gut. Ein Sparring. Jetzt und hier!“

Wie gedacht. Die Masse johlte schon fast vor Begeisterung. Zugegeben. Diese ‚Masse’ bestand aus vier Jonin und sieben Chunin. Trotzdem. Sparring war immer etwas Großartiges. Sparring war nichts anderes als ein Showkampf. Eine Unterhaltung. Eine interne Tradition. Warum? Nun ja. Genau das fragten uns Asuma’ s Schüler.
 

Vorbereitung. Einige Chunin schafften Platz. Guy kam grinsend zu und. Mit zwei Flaschen Bier in der Hand.

„Ihr kennt die Regeln. Also runter damit.“

Ja. Vor dem Showkampf grundsätzlich ein Bier für die Kontrahenten, um die Sinne etwas zu vernebeln. Glaubt mir. Das war kein Witz. Anko hatte sich etwas beruhigt. Zog grinsend aus einem kleinen Regal, das eher schäbig und ungenutzt an der Ecke stand, ein blaues Notizbuch hervor. Wandte sich mit ihrer so dezenten Stimme an die Gemeinschaft.

„ZUHÖREN, IDIOTEN! SHOWKAMPF! GENMA GEGEN KAZUU! MINDESTEINSATZ 20 MÄUSE! KREDIT WIRD NICHT GEWÄHRT! UND JETZT MACHT ENDLICH PLATZ DA!“

„Oh, nein....“

Die Eingangstür zum Aufenthaltsraum wurde aufgerissen. Asuma schlenderte gelassen hinein, neben ihm Iruka. Asuma’ s drei Schützlinge folgten ihm. Ich habe sie bereits am Anfang mal erwähnt. Die Kunoichi Ino. Dann noch Choji und zu guter Letzt Shikamaru. Die drei waren nun auch Chunin, alle so um die vierzehn, fünfzehn Jahre alt. Jetzt gerade wirkten sie eher perplex. Konnte ich gut verstehen. Ich meine, dieser Anblick. Möbel waren an die Wand gerückt. Erwachsene – jüngere und ältere – Chunin und Jonin saßen in Grüppchen auf Tische. Anko schrieb fleißig in das Buch und hatte ihren ‚Ich- werde- ja- so was- von – reich- Blick drauf. Genma und ich saßen wiederum uns gegenüber an einer Bank, tranken mit provozierenden Blicken Alkohol. Guy sprang wie verrückt durch dem Raum und versuchte unnötigerweise die Stimmung weiter anzuheizen. Shimon Hijiri – ein Chunin etwa in meinem Alter – sprühte nicht gerade vor Begeisterung, als er die Jugendlichen sah.

„Was machen denn die Welpen hier? Die verderben uns noch den Spaß.“

„Etwas mehr Respekt! Sie sind genauso Chunin, wie du!“

Asuma zündete sich genervt von dem Tonfall des anderen eine Zigarette an.

„Außerdem sieht es so aus, als könnten sie was lernen.“

„Sensei, was soll dieses Theater.“

„Dieses Theater, wie du es so schön sagst, Shikamaru, ist schon fast Tradition. Ihr seht hier gleich ein schönes, ordentliches Sparring.“

„Aber.....“

„Es ist etwas anderes, als die Kämpfe, die ihr kennt.“

Setzt euch einfach an die Seite und seht zu.“

Asuma führte die drei zu der Bank, an dem gerade Genma und ich die letzten Tropfen aus unseren Flaschen leerten. Tja. Iruka. Er stand direkt vor uns, verschränkte ernst die Arme.

„Warum?“

„Warum nicht? Es ist nur ein Sparring. Bist du fertig, Genma?“

Er sprang sofort auf, ich folgte. Ignorierte dabei den missmutigen Blick meines Freundes, der sich genervt zu Asuma setzte. Genma und ich schritten zur Mitte des Raumes. Stellten uns gegenüber. Anko zwischen uns. Grinsend.

„Okay! Ihr wisst ja, was kommt. Folgendes hat sich ergeben.“

Sie blätterte durch das Notizbuch.

„Dies hier wird der insgesamt 139. Showkampf. Die Quoten stehen 3 zu 2 für Genma. Ihr Machos vergesst echt, dass Kazuu euch alle um Längen schlagen würde. Die Regeln kennen wir alle, dann bleibt nur noch zu sagen.......“

„Anko! Erklär mal meinen Schülern, was Sparring bedeutet!“

Oh. Anko’ s Blick zu Asuma. Er hatte es tatsächlich gewagt sie zu unterbrechen. Ino, Shikamaru und Choji schwiegen nur. Sahen gefasst zu der Kunoichi.

„Also gut! WEHE, DU REDEST NOCH EINMAL REIN! Hört zu, Zwerge. Das, was ihr seht, besteht schon seit...... HEY, GUY! WANN HAST DU DAS ANGEFANGEN?“

„Vor dreizehn Jahren. Erinnere mich nicht daran. Das war eine schlimme Erfahrung für mich.“

„Klar! Diese arrogante, maskierte Nervensäge hat dich ja auch haushoch geschlagen.“

Man merke, bei dieser arrogante, maskierte Nervensäge handelte es sich um meinem Bruder.

„Wie dem auch sei. Kakashi und Guy hatten mit dieser Form des Sparrings angefangen. Seitdem kommt es immer wieder zu Wettkämpfen. Das ist gut zum Stressabbau. Zum Training. Zur Unterhaltung. Folgende Regeln bestehen. 1. Eine Runde dauert drei Minuten. 2. Es ist immer ein Einzelkampf 3. Keine Jutsus 4. Wer Sachbeschädigung begeht, verliert. 5. Wer den anderen irgendwelche Knochen bricht oder innere Blutungen verpasst, verliert. 6. Wer bewusstlos wird, verliert. 7. Zur Sinneseintrübung muss jeder Teilnehmer mindestens ein Halbes Liter Alkohol mindestens in Form von Bier zu sich nehmen. 8. Wer Waffen verwendet, verliert. Wetteinsätze können jetzt nicht mehr geändert werden. Außer ihr Kinder. Wie viel wollt ihr zahlen?“

„Das ist doch so etwas von langweilig.“

Shikamaru verhielt sich äußerst zynisch und fing sich damit entgeisterte Blicke ein.

„Was soll das denn für ein Kampf sein. Keine Waffen. Keine Jutsu. Nicht einmal genug Platz. Das sind Kindereien.“

Armer Asuma. Später würde er alles abbekommen. Schon fast Protestrufe. Iruka versuchte die Lage wieder zu beruhigen. Sah die jungen Shinobi ernst an.

„Shikamaru. Erinnere dich Mal an die Chuninprüfung. Wie viele Genin sind ins Krankenhaus gelandet? Wie viel wurde aus der Umgebung zerstört? Es ist definitiv schwerer zu kämpfen, ohne auch nur einen einzigen Gegenstand in Mitleidenschaft zu ziehen. Ohne den Gegner schwer zu verletzen. Diese Art von Kampf zu führen ist geradezu eine Kunst. Das erfordert eine absolute Kontrolle über sich selbst. Der Showkampf ist in der Regel zur Unterhaltung und zur weitgehend gewaltfreien Konfliktbewältigung gedacht.“

„Apropos, Unterhaltung. Genma! Kazuu! Könnt ihr endlich anfangen?! Tsunade kann jederzeit jeden von uns rufen.“

Raido wollte endlich die Show. Er hatte Recht. Diese Form des Wettstreits war zwar nicht illegal, aber bestimmt nicht erwünscht. Tsunade würde bestimmt wieder wütend werden – hauptsächlich, weil sie sich als Hokage nicht selbst an den Wetten beteiligen durfte.

Anko verschränkte die Arme. Sah die drei Jugendlichen bissig an.

„Habt ihr noch fragen?!!!! Egal!! Ich habe alles gesagt!! Genma! Keine Senbons! Kazuu! Kein Kanyouinjuu! Also fangt an!“

Endlich. Immer wieder diese bescheuerten Unterbrechungen. Anko sprang zur Seite. Genma. Setzte seinen grimmigen Blick auf. Wir umkreisten uns argwöhnisch. Ich glaube, ich hatte es bereits einmal erwähnt. Der Erstangriff war stets der risikoreichste.

„Okay, Kazuu. Ich gewinne und du sagst mir was los ist.“

„Gewinne ich, schuldest du mir einen Gefallen! Wenn ich dich besiege, bringst du mir Bogenschießen bei.“

„Was?“

„Du kannst es. Ich muss es können. Also.....“

„HEY!! HÖRT AUF ZU LABERN!!“

Anko schrie natürlich wieder. Das war der Startschuss.
 

Genma sprang direkt auf mich zu. Er hatte es tatsächlich geschafft. Seine Faust landete in mein Gesicht. Gut dosiert. Er zerschmetterte zumindest nicht meine Nase. Klar. Sonst hätte er verloren. Mist. Dass ich überhaupt diesen Schlag nicht rechtzeitig ausgewichen bin. VERDAMMT! Wenigstens den nächsten Schlag. Ich fing Genma’ s Faust auf. Traf ihn dieses Mal mit meiner an seinem Brustkorb. Er stöhnte auf. Die anderen Shinobi johlten vor Begeisterung. Ich steckte einiges ein. Ja. Das monatelange Aussetzen hatte schon seine Folgen. Ein Schlag in meine Rippen. Ein Kick an meine Knie. Ein Treffer an meinem Bauch. Prima. Tat ja überhaupt nicht weh. Iruka steigerte sich offensichtlich ebenfalls in den Kampf rein.

„WO BLEIBT DEINE DECKUNG, KAZUU?!“

Idiot!!

„NUR NOCH FÜNFZEHN SEKUNDEN BIS ZUM ENDE DER 1. RUNDE!“

Scheiße! Okay! Kurze Konzentration! Ich sah Genma auf mich zuspringen. Ganz nah. Ich streckte einfach meine Faust aus. Physik ist einfach was Tolles. Genma konnte nicht mehr bremsen. Meine Faust landete volle Kanne in sein Gesicht. Er verlor das Gleichgewicht. Stürzte hart zu Boden. Sprang sofort wieder auf. Schmerzende Mimik in seinem Gesicht. Fuhr sich mit der Hand über seine blutende Lippe.

Grölen der Shinobi.

„Das zählt nicht! Wer hat die Runde jetzt gewonnen?!“

„Genma ist zu Boden gegangen! Er hat verloren!“

„Aber Kazuu hat ihn ordentlich verletzt! Das ist gegen die Regel!“

„SCHNAUZE!!“

Ich atmete etwas schwer. Gott sei Dank nur wegen der Aufregung. Nicht wegen dem Herzen! Ich würde nur einige Hämatome abbekommen, das war okay. Genma kümmerte sich gerade um seine aufgeplatzte Lippe. War richtig griesgrämig.

„Verdammt...“

Anko stellte sich zwischen uns. Hob das blaue Notizbuch.

„RUNDE EINS IST BEENDET! GENMA’S LIPPE IST NUR EINE OBERFLÄCHLICHE WUNDE! SOMIT HAT KAZOSOMANE DIE ERSTE RUNDE GEWONNEN!!!“

Eine Mischung zwischen begeisterten und empörten Rufen. Die erste Runde geschafft. Die erste Runde gewonnen. Ja!! Ich sah mich kurz um. Viele Diskussionen. Shikamaru unterhielt sich flüsternd mit Asuma. Ino und Choji starrten nur belustigt zu uns. Iruka lehnte sich zurück. Verschränkte die Arme. Schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. Danke für deine Freude. Gut. Heut Abend keine Belohnung für dich.

Anko stieß mich an.

„Pass auf!! NOCH ZWEI RUNDEN! EINS ZU NULL FÜR KAZUU! GENMA! BIST DU BEREIT?!“

„Anko. Wenn du weiter so schreist, lockst du das ganze Dorf hierher. Und wie ich bereit bin.“

„Kazuu?“

„Auf das Zwei zu Null.“

Anko grinste schelmisch.

„Na, dann zeig’ s ihm. Gewinn die Runde und du machst mich sehr glücklich.“

Sie sprang wieder zur Seite. Die Stimmung im Raum war nun vollkommen aufgeheizt. Die Zuschauer redeten heftig durcheinander. Versuchten nicht allzu laut zu werden. Nur nervte es. Genma’ s Lippe hatte aufgehört zu bluten. Er knurrte mich genervt an.

„Du überschätzt dich viel zu stark. Das war nur Glück! Ich wurde schon lange vor dir Jonin.“

„Hat überhaupt nichts damit zu tun. Du hast den Vortritt.“

„Fang du doch an.“

Okay. Wie er wollte. Dieses Mal sprang ich auf Genma zu. Dieses Mal fing ich an. Er fing meine Faust auf. Versuchte mich zu schlagen. Vergebens. Ich sprang weg.

„Jetzt komm schon, Genma! Lass dich nicht von einem Mädchen besiegen!“

Mädchen? MÄDCHEN?

„Das Küken macht dich echt fertig, Einfach auf die Zwölf!“

Küken war mein Spitzname. Als ich mit fast zwanzig Jahren zum Jonin ernannt wurde, war ich damals deutlich jünger als der jüngste amtierende Jonin. Ich war das Küken! ABER HEUTE NICHT MEHR! NEIJI HYUUGA IST GERADE ZUM JONIN ERNANNT WORDEN!! ICH BIN NICHT MEHR DAS KÜKEN!

„NOCH NE DREIVIERTEL MINUTE BIS ZUM SCHLUSS!!“

Prima! Ich fing Genma’ s Fuß auf, Schleuderte ihn von mir weg. Kriegte doch wieder einen Tritt in die Magengegend ab. Verdammt! Und immer wieder diese Ablenkung der anderen Shinobi. Ich versuchte mich einzig auf Genma zu konzentrieren. Dann aber auch wieder Iruka’ s Stimme. Dieses Mal eher leiser. Er redete wohl gerade mit Ino.

„.....Ich weiß noch, vor ein paar Jahren meinte Tsunade zu Kazosomane, sie habe das unglaubliche Talent jeden Menschen in ihrer Umgebung aus der Fassung zu bringen. .....“

WAS? Ich hatte Genma wieder abgewehrt, drehte mich empört zu Iruka.

„SAG MAL, SPINNST DU? ICH BRING NICHT ALLE SOFORT AUS DER FASSUNG!“

„Ähm.... Kazuu...“

Sein besorgter Blick. Was hatte das jetzt...? OH, VERDAMMT!

Ich drehte mich schnell wieder um. Zu spät. Ich sah nur noch Genma’ s Faust auf ich zufliegen. Richtig gegen mein Gesicht. SCHEIßE!! Das schmerzt! Die Wucht ließ mich stolpern. Stürzen. MIST! Leichte Kopfschmerzen. Warmes Blut. Warmes Blut auf meiner Stirn. Nicht viel. Eine kleine Platzwunde. Ich blieb liegen. Kurze Zeit. MIST! Hörte Anko’ s entrüstete Stimme.

„RUNDE ZWEI IST BEENDET! GENMA IST SIEGER! KAZUU! STEH AUF! WARUM HAST DU DICH ABLENKEN LASSEN?!“

Warum hatte ich..... IRUKA!!

Ich sprang sofort auf. Schritt sofort auf meinen Freund zu. Packte seinen Kragen. Riss ihn hoch.

„DAS IST DEINETWEGEN IST DAS GRADE PASSIERT!! AB JETZT SCHNAUZE!!“

„HEY! LASS MICH LOS! DEIN KAMPF IST DA DRÜBEN!“

Iruka griff meine Hände. Befreite sich. Schupste mich ernst. Deutete auf Genma, der wartete. Okay. Schlechtenfalls würden wir heute Abend streiten. Anko packte meinen Arm. Zerrte mich recht schmerzhaft zu meinen Platz zurück.

„Die Runde gewinnst du jetzt, sonst setzt es was von mir. Klar?“

„Lass mich einfach los.“

Genma grinste spöttisch.

„Du bist echt die schlechteste Verliererin, die ich je gesehen habe.“

„Ich habe nicht verloren! Die Runde gewinne ich. Und dann bringst du mir Bogenschießen bei.“

„Kannst du vergessen. Ich werde gewinnen!“

„RUHE! ES STEHT EINS ZU EINS AUF DIESE RUNDE KOMMT ES JETZT DRAUF AN! DIESE DREI MINUTEN ENTSCHEIDEN ÜBER SIEG ODER NIEDERLAGE!! FANGT AN!!“

Genma und ich standen uns gegenüber. Dieses Mal war es ziemlich ruhig. Klar. Dieses Mal starrten uns alle gespannt an. Absolut grimmige Blicke. Nein! Ich wollte auf keinen Fall gegen Genma verlieren! Kein Jutsu! Keine Waffen! Keine schweren Verletzungen. Keine Sachbeschädigung! Das wird schwierig! Im Moment hatte ich echt das Bedürfnis, diesen Kerl so richtig die Nase zu brechen. Ging nur leider nicht! Genma. Ich erkannte seine absolute Anspannung. Im schlimmsten Fall würde er richtig ernst machen. Gut. Stopp. Kurz überlegen, Kazuu. Wie stellst du es am Besten an? Hah!

„Greif mich ruhig an, Genma. Aber über deine Schnürsenkel wirst du sofort stolpern! DEINE SCHUHE SIND OFFEN!“

Oh, mein Gott. Man sollte dies zu einer Sonderform von Reflexen ernennen. Dieser Idiot blickte tatsächlich misstrauisch auf seine Füße!

Geil!

Ich schoss nach vorne! Ein richtig fester Treffer in sein Gesicht. Dieses Mal flog Genma richtig einige Meter zurück. Prallte mit dem Rücken heftig an ein Essenstisch. Schleuderte geradezu drüber. Landete letztendlich hart mit der Seite auf den Boden. Hatte drei Bierkrüge mit sich gerissen. Diese landeten neben ihn. Zerbrachen lautstark.
 

Unwahrscheinliche chaotische Rufe. Der Showkampf war endlich beendet. Alles war vorbei! Ich hatte gewonnen!
 

JA! ICH HATTE GEWONNEN!! YES!! BIN ICH GUT, ODER WAS? GEWONNEN!!!
 

Genma sprang wieder auf seine Füße. Hatte leichtes Nasenbluten. Ein paar Kratzer. Starrte mich wütend an. Ich betrachtete ihn zufrieden. Er durfte mich nicht mehr nerven! SUPER!!
 

Anko seufzte. Machte Notizen in das Buch. Blickte sich mit absolut undurchlässiger Mimik um. Seufzte noch einmal.
 

„RUNDE DREI IST BEENDET! GENMA UND KAZUU......... HABEN BEIDE VERLOREN! DER KAMPF ENDET MIT EINEM UNENTSCHIEDEN!!“
 

Unentschieden?

Endlich eine Mission - Auf nach Sunagakure

Was zur Hölle bedeutete unentschieden? Ich hatte Genma doch ordentlich erwischt. Das war echt fies. Genma. Ja. Er war echt zornig. Warf nun den Tisch um, hastete knurrend auf mich zu und packte meinen Kragen. Schlug fest in mein Gesicht. Verdammt!! Nasenbluten.

„HEY, HEY STOPP!! DER KAMPF IST VORBEI! HÖRT AUF!“

Wir waren gerade im Begriff dieses Mal eine richtige Schlägerei anzufangen. Kommt schon. Ich konnte doch nicht zulassen, dass er mich einfach so angriff. Immer wieder Anstachelung der anderen Shinobi.

„Na, los, Genma! Zeig’ s ihr!“

„Du kannst sie noch fertig machen, Genma!“

“Lass dir nicht alles gefallen, Kazuu. Brich ihm die Nase““

Provoziert von den Aufrufen unserer Kameraden zerrten wir uns gegenseitig an unseren Westen. Stritten .

„Wenn du mogelst, muss ich mich nicht an den Regeln halten!“

„Mogeln? Du warst doch zu blöd bist und auf den verdammten ältesten Trick der Welt reinfällst!“

„Du hast mich hereingelegt!“

„Ja und?! Jetzt lass mich los! Genma! Du bist echt ein Arsch!“

„Du nennst mich.....“

„RUHE!!!“

AUTSCH!

Anko’ s strenger Blick. Dann ein ordentlicher Treffer. Zuerst schlug sie Genma. Direkt in sein Gesicht. Er ließ mich rechtzeitig los. Landete unsanft auf den Boden. Ja! Das hatte er verdient! Ich grinste. Blöder Fehler. Ihre Faust schoss sofort auf mich zu. Mit einer ordentlicher Wucht. Schmerz! Schmerz! Meine Nase!! SHIT!! Dieses Mal wagte ich es nicht aufzuspringen. Blieb auf meinen Rücken liegen, atmete heftig. Hielt mir die blutende Nase.

„Verdammt....“

„ICH SAGTE, DER KAMPF IST BEENDET! IHR HABT BEIDE VERLOREN! Genma! Wie kann man nur so blöd sein und auf so einen lächerlichen Trick reinfallen?! Kazosomane! Du hast deine Kräfte falsch eingeschätzt!! Sachbeschädigung! Du bist auch raus! Niemand hat auf Gleichstand gewettet! DAS GELD BLEIBT IM POT!!! UND IHR ZWEI SCHLIEßT JETZT FRIEDEN!“

Raunen durch die Menge. Ein enttäuschendes Ergebnis. Gewinner und Verlierer wäre ihnen auf jeden Fall lieber gewesen. Ich richtete mich doch langsam auf. Die Chunin und Jonin fielen in eine missmutige Unterhaltung. Asuma reflektierte den Kampf streberhaft mit seinen ehemaligen Schülern. Iruka. Richtete sich mit ernstem Gesichtsausdruck auf. Trat auf mich zu. Packte meinen Nacken.

„Nein! Nein! Lass mich los! Au! Hey!“

„Klappe!“

Er ignorierte die verwunderten Blicke der anderen. Anko’ s Fluchen. Zerrte mich aus den Aufenthaltsraum. Stieß mich heftig gegen die nächste Wand. Drückte mich dagegen. Flüsterte wütend. Mist!

„Sag mir, was das Ganze sollte? Du solltest doch einen Gang runterschalten.“

„Du lässt mich sofort los. Iruka! Das war doch nichts.“

„Von wegen!“

Ich schaffte es nicht mich von ihm zu befreien. Dass er mich so grob festhielt, war schon eine lange Zeit nicht mehr passiert. Früher hätte ich ihn sofort geschlagen oder getreten. Jetzt rang ich nur ein wenig mit ihm. Versuchte, es nicht eskalieren zu lassen.

„Komm schon! Lass mich los!“

„Nein! Ist dir klar, dass du dich in Gefahr hast? Warum gehst du unnötige Risiken ein? Willst du sterben?“

„Nein! Nein! Das will ich nicht! Ich kenne meinen Körper...... ich weiß... was ich mir erlauben kann“

Während ich sprach, schaffte ich es endlich, Iruka von mir wegzustoßen und mich somit von ihm zu befreien. Er kochte jetzt langsam vor Wut. Atmete tief ein und aus. Versuchte, sich zu beruhigen.

„Okay.... okay.... Ach! Nimm das und wisch dir endlich das Blut von deinem Gesicht.”

Er reichte mir ein Taschentuch, lehnte sich neben mich gegen die Wand. Ich versorgte meine blutende Nase, hörte, was Iruka mir zu sagen hatte.

„Das war echt nicht nötig gewesen. Showkampf. Gut. Meinetwegen. Aber denk mal, was ihr am Schluss gemacht habt. Du wurdest wieder zornig. Der Kampf war vorbei und ihr seid plötzlich ernsthaft aneinander geraten. Was denkst du, was wäre wohl passiert, hätte Anko sich nicht eingemischt?“

„Du warst doch dabei. Du hast doch gesehen, dass Genma mich angegriffen hat. Ich habe meine verdammte Lektion gelernt. Ich hätte mich nicht auf den Kampf eingelassen. Immerhin hatte ich ihn doch gestoppt.“

„Und warst dabei selbst zuzuschlagen! Das war es, das ich gesehen habe. Vielleicht war es dir nicht bewusst. Aber du wolltest Genma gerade schlagen. Verdammt. Es hätte so viel schief laufen können. Soll ich dich denn wirklich verlieren?“

„Nein... Iruka...“

Ich wurde ruhiger. Er hatte sich Sorgen gemacht. Das Ganze war im Grunde nur ein Spiel und trotzdem hätte es schlecht enden können. Iruka. Stellte sich mir gegenüber. Strich sanft über mein Haar.

„Pass bitte besser auf dich auf.“

Leichtes Nicken von mir. Er beugte sich zu mir. Verliebte Küsse.

„Oh, Scheiße.“

Wir unterbrachen sofort. Starrten erschrocken zu der überraschten Stimme. Anko und Asuma standen wenige Meter von uns und grinsten bis über beide Ohren. Asuma trat auf uns zu und legte Iruka freundschaftlich einen Arm um dessen Schulter.

„Ich wusste es.“

„Bitte. Erzählt es nicht sofort rum. Tsunade verlangt von uns Diskrepanz.“

„Hm.“

Anko betrachtete uns spöttisch, deutete auf uns.

„Und in wie weit ist Knutschen in der Öffentlichkeit diskret?... Ist auch egal. Genma verlangt dich zu sprechen, Kazuu.“

„Wir sind quitt. Ich werde mich nicht mehr mit ihm streiten.“

„Hat er auch nicht vor. Jetzt geh zu ihm und rede mit ihm. Lass deinen Mann hier.“

Iruka wollte protestieren. Asuma redete auf ihn ein und schaffte es ihn zu beruhigen. Anko griff mich und zog mich ungeniert in den Aufenthaltsraum. Direkt auf Genma zu, der missmutig ein Taschentuch vor der Nase hielt. Es hatte ihn genauso erwischt, wie mich. Er sah mich düster an.

„Ich denke, wir sollten unseren Streit als beendet ansehen. Und es endet mit einem Unentschieden.“

„Wenn du den Streit beenden willst, dann nerve mich nicht, mit dem was Kakashi und mir passiert ist. Es geht dich einfach nichts an.“

„Eigentlich interessiert mich auch nicht, was da los war. Aber deine Abweisungen nerven mich. Ich wollte nicht nachgeben und du wolltest nicht nachgeben. Und mit deinem Scheiß auf dem Markt bist du entgültig zu weit gegangen. Ich will deinen Respekt.“

„Hör zu, Genma.“

Blöde Respektrede. Ich respektierte alle meine Kameraden. Trotzdem musste ich es doch nicht immer zeigen.

„Ich respektiere dich. Aber was du alles gemacht hast. Du würdest niemals so mit Kakashi umgehen. Oder mit anderen Jonin. Ich habe den gleichen Rang, wie du. Also behandle mich auch gefälligst so, wie es mir zusteht. Das geht übrigens für alle. Und wenn ich das Küken bin, ich bin nicht schwach.“

Genma griff genervt in seine Tasche. Schnappte sich ein Senbon, welches sofort in seinem Mund landete. Schelmisch kaute er darauf rum. Dachte nach.

„Na gut. Du behandelst mich so, wie ich es von dir erwarte. Dafür erhältst du von mir den gleichen Respekt. Wir hören mit diesem Streit auf und ich bring dir das Bogenschießen bei. Unter drei Bedingungen. Du hältst dein Wort und respektierst mich. Du wirst machen, was ich sage – ohne Streit. Und ich will deine Motivation wissen. Das zumindest wirst du mir sagen können.“

Warum ich Bogenschießen lernen wollte? Ganz einfach.

„Nahkampf ist meine Stärke. Andererseits sollte ich dies reduzieren. Meine Verletzungsrate ist ja immerhin hoch genug.“

Man bedenke meine zertrümmerte Nase.

„Waffentechnisch habe ich derzeit nichts Außergewöhnliches drauf. Das passt mir überhaupt nicht. Bogenschießen ist eine perfekte Gelegenheit. Und du bist der Beste darin – auch, wenn du den Bogen nie als Waffe verwendest.“

Genma schien wieder zu überlegen. Nickte dann gelassen.

„Also gut. Ich trainiere dich. Das wird mein Friedensangebot. Kazuu. Aber du wirst brav sein. Wenigstens dieses Eine mal.“

„Ja, ja. Ich bleibe brav.“
 

Nach diesem Tag hatte es eine Weile keine nennenswerte Ereignisse gegeben. Mein Training schritt voran. Iruka und ich hatten uns zwar einmal richtig gestritten, uns aber wieder vertragen. War Kakashi von einer Mission zurück, hatten wir zusammen unsere anstrengende Therapie, bei der wir uns meistens mittendrin übel anschrieen oder einfach nur mit einer riesigen Portion Zynismus und Sarkasmus stritten. Uns dann am Schluss nach intensivem Gespräch wieder vertrugen und somit ein weiteres kleines, unterdrücktes Problem endlich gelöst hatten.

Die Arbeit auf dem Markt reduzierte sich zunehmend. Immerhin schaffte ich es täglich etwa zwei Stunden zu verbringen. Die Arbeit bei Tsunade wurde etwas weniger.

Dafür hatte ich nun das Training mit Genma. Er war nicht nachtragend. War ein guter Lehrer. Bogenschießen war durchaus interessant. Und ja. Ich war ein Hatake. Bedeutete, ich war gut. Talentiert. Ja. Ich weiß, wie das klingt. Ich weiß auch, dass das eher zu Kakashi passt. Auch egal.
 

Wie dem auch sei, alles klappte einfach hervorragend. Und nach insgesamt sechs langen Wochen war es endlich soweit.
 

Meine erste Mission. Und Tsunade hatte sich hierfür etwas echt Grausames ausgedacht.
 

Es war eigentlich Nacht. Nach anstrengendem Training war ich vollkommen erschöpft. Hatte mich müde an Iruka gekuschelt. Er schlief schon fast, als es am Fenster pochte. Ein Seeadler. Müde, Leute. Ich war doch müde verdammt! Und Iruka erging es ebenfalls nicht besser.

„Das ist echt ein schlechter Scherz. Steh auf, Kazuu. Du wirst gerufen.“

„Monatelang bettle ich sie an, mir endlich einen Auftrag zu geben.“

Verdammt noch mal. Ich richtete mich langsam und genervt auf.

„Und sie hat es immer wieder verweigert. Und jetzt....“

Ich verließ das gemeinschaftliche Bett, während sich Iruka gelassen und mit geschlossenen Augen tiefer in seine Decke vergrub. Fies. Ich schnappte mir meine Uniform.

„Jetzt kommt sie um zwei Uhr nachts auf die Idee, ich soll sofort bei ihr erscheinen. Mann. Wehe, es ist nicht wichtig! Verdammt!“

„.... Hör auf zu fluchen und sei froh, dass sie dich mal braucht..... Man kann dich echt nie zufrieden stellen.“

„Du schon.“

„...... schön.... Jetzt lass mich schlafen und hau ab, Kazuu.“

Nett, nett. Iruka war ein Frühaufsteher. Aber er hasste es, wenn er beim Schlaf gestört wurde. Da bekam er echt schlechte Laune. Und die würde sich wieder erhöhen. Gerade hatte ich den Reißverschluss meiner Weste betätigt, störte ein erneutes Tocken die nächtliche Ruhe. Ein Habicht. Nun musste ich doch Grinsen. Kniete mich auf das Bett. Beugte mich zu Iruka. Küsste ihn herzlich. Er fühlte sich immer so großartig an. Ich grinste, als er die Augen öffnete.

„Ich bin nicht die Einzigste, die aufstehen muss. Dein Typ wird verlangt.“

„Sie bestraft uns.“

Iruka war treu und vernünftig. Deswegen zögerte er nicht sich aufzustehen und einzukleiden. Aber sein absolut genervtes Gemurmel.

„Das ist echt eine Strafe. Mitten in der Nacht. Verdammt.“

„Hey, Iruka. Nicht fluchen. Dich kann man einfach nicht zufrieden stellen. Immer beschwerst du dich.“

Er richtete sich sein Stirnband, sah mich bissig an.

„Wenn du mich noch Mal verarscht, schmeiß ich dich ins Bad und dusche dich mit eiskalten Wasser ab. Dann wird dir noch dein Hohn vergehen.“

„Klappe. Komm schon. Tsunade wartet auf uns.“
 

Wir betraten das Büro des Hokage. Wow. Da war nicht nur Tsunade mit einem ernstem Gesichtsausdruck. Auch zwei andere standen vor ihrem Tisch und betrachteten uns verwundert. Genma war der eine, natürlich kaute er auf einem Senbon rum. Neben ihn Sakura Haruno, Kakashi’ s ehemalige Schülerin. Die hatte ich ebenfalls schon einmal erwähnt. Tsunade deutete Iruka und mir uns zu den anderen beiden zu gesellen. Fing an ernst zu reden.

„Heute Nacht starb Mamoru Kizna bei einer Mission.“

Das war einer unserer Chunin.

„In diesem Moment werden seine Organe für Transplantationen entnommen. Die Lunge, die Nieren und andere Organe gehen an unsere Leute. Aber Sunagakure hat ebenfalls einen dringenden Fall. Wir haben letzte Woche ein Eilschreiben erhalten. Es handelt sich um eine A- Rank – Mission. In zwei Stunden sind die Organe für den Transport bereit. Ihr werdet Herz und Leber unversehrt nach Sunagakure bringen. Ich weiß, Sakura ist zwar noch sehr jung für diese Form einer Mission, aber sie kann sich am besten um die Organe kümmern und in Suna bei der Transplantation assistieren. Kazosomane. Du bildest die Leitung. Ich hoffe, du enttäuscht mich nicht. Hört mir alle gut zu. Ihr habt nur sechsunddreißig Stunden Zeit, um nach Sunagakure zu gelangen, ansonsten sind die Organe unbrauchbar und der Patient stirbt. Deswegen. Bereitet euch schnellstens vor. Kommt zum Krankenhaus. Dort werden die Organe so präpariert, dass sie für diesen Weg gesichert sind. Geht jetzt.“

Das..... das war...... Genma und Sakura nickten und verließen den Raum. Ich stand steif vor Tsunade. Konnte es einfach nicht glauben. Ein Herz! Ein Herz! Wir hatten ein Herz! Und wer bekam es? Nicht Kakashi! Nicht ich! Ein Fremder! Irgendjemand aus einem anderem Dorf. NEIN!

„Kazuu? Du bist blass.“

Iruka. Er stand hinter mir. Sah mich besorgt an. Mist!! Nein!! Er durfte nichts merken. Ich versuchte meinen Frust zu unterdrücken.

„Es ist nichts. Tsunade – sama. Ist das ein Test?“

Ich wollte Iruka ablenken. Die Frage war trotzdem ernst gemeint. Einsatz lag bereits Jahre zurück. Und jetzt waren wir zusammen bei solch einer Mission.

Tsunade ging auf meine Frage ein – mit undurchsichtiger Mimik.

„Einerseits ja, andererseits sind derzeitig die meisten Shinobi im Einsatz. Trotzdem – ich will sehen, wie ihr euch verhalten werdet. Keine gegenseitige Bevorzugung. Bedenkt bitte, wie ernst die Lage ist. Ihr habt keine Zeit zum Diskutieren. Iruka. Geh und pack für euch beide. Ich muss mit Kazosomane alleine reden.“

„Ja, Hokage- sama.“

Er war nicht begeistert. Folgte aber widerstandslos den Befehlen. Tsunade betrachtete mich ernst. Ein Herz! EIN HERZ!! Sie hatte ein Herz!! Warum? Warum konnte Kakashi das Herz nicht haben?! Warum konnte ich es nicht haben?! VERDAMMT

„Tsunade- sama! Ich verstehe nicht, was das Ganze soll?! Warum kann Kakashi Mamoru’ s Herz nicht haben? Oder ich? Dann bliebe es in unserem Dorf! Sie sagten, Sie würden alles versuchen, um uns zu retten! Jetzt haben Sie die Möglichkeit! Und Sie lassen einfach.....“

„Sei ruhig, Kazosomane!“

Tsunade knurrte es wütend heraus.

„Du und Kakashi. Ihr braucht jetzt nicht dringend ein neues Herz. Dieser junge Mann aus Sunagakure hat vielleicht noch eine Woche. Und im Gegensatz zu euch beiden, kann er nichts für seinen Zustand. Hör auf so egoistisch zu sein. Du brauchst im Moment kein Herz.“

„Und warum soll dann ausgerechnet ich den Transport erledigen? Das ist pervers.“

„Das reicht jetzt. Ich weiß genau, welche grausame Ironie dahinter steckt. Und wenn jemand Anderes gerade zur Verfügung stehen würde, hätte ich dich damit nicht belastet. Es geht nun mal nicht anders. Und ich glaube, du verstehst am Besten, wie wichtig nun der reibungslose Transport ist.“

Das war echt grausam. Aber Scheiße. Tsunade hatte Recht. Im Moment war ich vollkommen gesund. Und diese Mission war wirklich wichtig. Es ging um Leben oder Tod. Ich dachte kurz nach. Kämpfte mit mir selbst. Überlegte.

„Tsunade- sama. Ich verspreche, ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diese Mission erfolgreich zu erfüllen. Aber ich erbitte eine Veränderung in der Teamstellung. Ich möchte den Anbu Tenzou an Iruka’ s Stelle setzen. Auch wenn ich ihn Jahre nicht mehr gesehen habe, weiß ich, dass Tenzou noch lebt. Mit seinem Kekkei Genkai wäre er eine große Hilfe. Um diese Jahreszeit ist die Wüste um Sunagakure wirklich gefährlich. Tenzou könnte uns hierbei Schutz bieten. Und Iruka..... er ist gut, sehr gut. Aber... er....“

„Nein, Kazosomane.“

Tsunade blieb ungewöhnlich ruhig. Ihre Augen. Sie strahlten Verständnis aus.

„Nein. Erstens kann ich keinen Anbu in solch eine Mission unterbringen, selbst wenn Tenzou gerade zur Verfügung stände. Und wichtiger ist, dass ich den Grund kenne, warum du Iruka nicht bei dir haben willst. Du wirst auf jeden Fall Probleme haben, dich von dieser Mission emotional zu distanzieren. Und du hast Angst, dass Iruka dies bemerkt und dir ein paar unangenehme Fragen stellt. Wenn du ihn wirklich liebst, solltest du die Wahrheit sagen.“

“Nein.“

Nein. Das konnte ich ihm nicht antun. Ich würde es Iruka nicht sagen. Jetzt nicht.

Tiefes Durchatmen. Ich überlegte. Also würde Iruka mitkommen. Diese Mission.... Sie musste sein. Dieser Patient aus Sunagakure. Er brauchte das Herz jetzt. Nicht in ein paar Jahren.

„Verdammt...... Sechsunddreißig Stunden also..... Das wird echt schwierig. Normalerweise dauert es schon ein Tag, um überhaupt die Grenze zu erreichen. Sechsunddreißig Stunden ist sehr knapp.... Ich werde vor der Wüste einen Führer und Pferde anwerben. Dann sind wir schneller. Ich benötige hierfür jedoch Ihre Genehmigung.“

„Die kriegst du. Kazosomane. Gib diesen Brief bitte dem Kazekage.“

Der Kazekage war das Oberhaupt des Wüstendorfes. Ich nahm mürrisch den Umschlag entgegen, den Tsunade mir reichte. Sie betrachtete meine mangelnde Begeisterung missgünstig.

„Darin steht eine Bitte uns in Zukunft ein Herz zu schicken, sollten sie eines zur Verfügung haben. Sobald ich es über Briefpost anfordere. Und das wird geschehen, sobald du oder Kakashi die ersten Anzeichen einer Herzinsuffizienz aufweist. Verstehst du, was ich damit sagen will? Deine jetzige Mission geschieht nicht nur im Sinne unseres Nachbarlandes. Es ist auch eigennützig. Gaara wird uns diesen Gefallen machen“

Gaara war der Kazekage. Etwa so alt, wie Naruto und trug ebenfalls einen Bijuu in sich. Tsunade... Sie erweiterte das Transplantationsgebiet. Sozusagen. Und das für uns. Und ich hatte sie so angeraunt.....Ich verbeugte mich.

„Tsunade- sama..... Ich entschuldige mich für mein Verhalten. Wie schon gesagt. Ich werde mein Bestes geben. Sie können sich auf mich verlassen.“
 

Verdammte Mission. Okay, Kazuu. Du bleibst gefälligst ruhig. Unauffällig. Du bringst schnellstens Herz und Leber nach Sunagakure. Du bist der Teamführer, Kazuu. Du hast die Verantwortung. Um diese Jahreszeit ist die Wüste sehr gefährlich. Einerseits diese Hitze. Dann noch die häufigen Sandstürme. Und Wüstenräuber. Wenigstens kennst du einen Führer, der an der Grenze sein Lager aufgebaut hat. Pferdebesitzer. Er wird die Effizienz steigern. Das wichtigste, Kazuu, vergiss nie. Iruka wird dabei sein. Also zeige nicht, dass du im Grunde von der Mission betroffen bist. Distanziere dich, Kazuu. Lass diese fremde Transplantation nicht zu sehr an dich heran. Sei stark, Kazuu Hatake. Sei stark.
 

„Dein Rucksack. Es ist alles drinnen.“

Kaum hatte ich meine Wohnungstür geöffnet, flog schon mir schon meine Tasche entgegen. Ich schaffte es, sie gerade noch an ihrem Riemen zu erwischen. Schulterte sie mir mit gespielt empörter Mimik über.

„Du hast eine echt gute Laune. Reg dich ab, Iruka.“

Er war ebenfalls mit seinem Rucksack bewappnet, sah ziemlich düster durch die Gegend.

„Was bezweckt sie damit? Weißt du, wie lange ich keinen Außeneinsatz mehr hatte? Über drei Jahre nicht mehr. Und jetzt? Was ist denn das für ein Test? Verdammt.“

„Komm schon. Führ dich nicht so auf.“

„Was sagst du da?“

Ja. Wir gingen im Moment äußerst bissig miteinander um. Ich wollte das nicht, spürte aber meine aufsteigende Aggressivität. Der Gedanke an die Mission überforderte mich gerade ein wenig. Da war die schlechte Laune meines Freundes nicht gerade förderlich. Iruka hatte seinen Rucksack auf den Boden geworfen. Stand mir wütend gegenüber. Verdammt. Ich drückte meine Hand gegen seine Brust, um einen gewissen Sicherheitsabstand zu erreichen.

„Spinnst du? Iruka, du bist doch der Vernünftige von uns. Also komm jetzt nicht auf die Idee eine Schlägerei anzufangen. Beruhig dich einfach und nimm, wie es ist.“

„Du tust geradezu so, als störe es dich nicht, wie sie mit uns umgeht. Tsunade spielt mit uns. Das passt mir nicht!“

„Das tut sie nicht! Sie kann niemand Anderes derzeitig einsetzen. Sei doch froh, dass du mal eine Abwechslung kriegst. Verdammt. Schnapp dir deine Tasche und lass uns endlich gehen. Die im Krankenhaus dürften sehr bald fertig sein. Idiot.“

“Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht Idiot nennen sollst!“

Iruka war richtig schlecht gelaunt. Griff sich missmutig seine Tasche. Ging wortlos und ohne mir eines Blickes zu würdigen an mir vorbei. Kurzes Nachsehen.
 

Ich verstand ihn schon. Und ich wusste es. Wusste, dass die Mission ihn nicht wirklich belastete. Er hatte etwas gespürt. Etwas gemerkt. Vorhin, als ich wohl richtig blass wurde, war ihm etwas aufgefallen. Als Tsunade ihn dann schlagartig wegschickte, hatte er gespürt, dass etwas nicht stimmte. Ich kannte Iruka. Er war wütend und wohl etwas verbittert. Er hatte ein seltsames Gefühl und wusste, dass anscheinend mit mir etwas nicht stimmte. Und ich sagte ihm nichts.

Nein. Ich konnte es ihm doch nicht sagen. Selbst wenn es zwischen uns zu einem Streit kommen sollte. Ich konnte es Iruka einfach nicht sagen.

„KAZOSOMANE!! KOMM ENDLICH!!“

Iruka’ s genervtes Geschrei. Er hatte wohl das Haus bereits verlassen, dem dahingegangenem Echo zufolge. Ich seufzte. Griff Pfeile und Bogen Trat aus der Wohnung. Schloss die Tür hinter mir. Sperrte sie mit meinem Schlüssel – den hatte ich von Iruka bekommen – traurig zu.
 

Diese Mission würde definitiv anstrengend werden.

Mission Organtransport - Eine Reifeprüfung

„Iruka!! Bleib verdammt noch mal stehen!!! HEY, IRUKA!!“

Wir waren noch unterwegs zum Krankenhaus. Iruka hatte stur einen sehr schnellen Gang angetreten; ließ sich von meinem wütendem Ausbruch nicht beirren. Erst als ich zu ihm gestürmt war und ihn am Rücken festhielt, blieb er stehen. Drehte sich mit einem stürmischen Ruck zu mir und befreite sich so wieder.

„Ich dachte, wir müssen schnellstens zum Krankenhaus?! Du hast doch die Verantwortung über die Mission. Also verzögere sie gefälligst nicht, in dem du mich zurückhältst.“

„Zurückhalten? Jetzt hör mir mal zu, Iruka.“

Geheimnis und Liebe hin und her. Wenn er unbedingt einen Streit provozieren wollte – meinetwegen. Ich würde auf seine Spielchen eingehen!

„Du wirst mich während der Mission in Ruhe lassen. Ich bin der Teamleiter. Du wirst tun, was ich sage! Hast du das verstanden?!“

Iruka. Starrte mich wütend an. Schwieg. War vollkommen verkrampft. Verdammt.. Sein starrer, mieser Blick. Er sah aus, als würde er innerlich mit der Entscheidung kämpfen, mich zu verprügeln . Dann. Seine Hand packte mich. Iruka zog mein Tuch nach oben. Verdeckte meinen Mund und Nase.

„Wenn du unbedingt einen auf Boss machen willst, dann mach es auch richtig. Ich weiß, wie ich mich auf einer Mission zu verhalten habe.“

Sein Griff wanderte an meiner Schulter. Sehr fest.

„Aber du wirst nie wieder in diesem Tonfall mit mir reden. Nie wieder!“

„.... Iruka..... Ich will mich nicht mit dir streiten. Also, lass mich bitte los. Machen wir einen Waffenstillstand. Okay? Bist du einverstanden?“

Ich wehrte den Griff nicht ab. Setzte eine beschwichtige Gestik ein. Nein. Ich war stark gereizt. Iruka war stark gereizt. Ich kannte ihn genau. Wusste, was er dachte. Wusste, wie er dachte. Iruka hatte schon immer eine Ahnung gehabt, dass trotz meiner stetigen Verbesserung mit mir etwas nicht stimmte. In Tsunade’ s äußerst ungewöhnliches Verhalten sah er eine Bestätigung. Jetzt war er zornig, dass ich ihm mein Problem nicht erörterte. Aber nein. Ich kann es nicht. Ich kann Iruka nicht sagen, dass in spätestens vier bis fünf Jahren wahrscheinlich sterben werde. Ich kann es nicht.

Ich versuchte, Iruka keinesfalls weiter zu provozieren. Sah ihn geradezu flehend an. Offensichtlich dachte er nach. Stieß mich dann nochmals leicht weg. Schüttelte seinen Zorn ab. Der Blick änderte sich wieder. Da war sie wieder. Die Sänfte in seinen Augen. Seine Güte.

„Es tut mir Leid, Kazuu. Ich wollte dich nicht so barsch behandeln. Bin wohl etwas müde.... Komm. Wir müssen ins Krankenhaus. Dieses Mal solltest du der Hatake – Tradition widerstehen und nicht zu spät kommen.“
 

Genma stand schon sehr genervt vor dem Krankenhauseingang. Kaute missmutig an seinem Senbon herum. Rucksack überschultert.

Iruka lief etwas vor. Lehnte sich gegen die Krankenhausaußenwand. Stellte seine Tasche vor sich auf den gepflasterten Boden. Ich blieb vor den Männern stehen. Schwieg. Im Gegensatz zu manch anderen.

„Ihr habt euch echt Zeit gelassen. Sakura ist im OP und bereitet den Behälter vor. Sie müsste bald herauskommen.“

„Hast du genug zum Trinken das?“

Wow. Genma’ s missfallender Blick sprach Bände.

„Kazosomane. Ob Teamführer oder nicht, du bist das Küken. Für wie dumm hältst du mich eigentlich?“

Und wieder hatte jemand eine wunderbare Laune. Zugegeben. Wer hatte schon um viertel vor vier Uhr morgens eine gute Laune, wenn er zuvor auch nicht gerade mit erholsamen Schlaf gesegnet war. Iruka und ich hatten überhaupt nicht geschlafen. Sakura bestimmt auch nicht. Und Genma? Dem war es bestimmt auch nicht besser ergangen. Ich entschied vorerst meinen Mund zu halten und seine rhetorische Frage nicht zu beantworten. Nein. Scheiß auf alles, Kazuu. Du musst unbedingt ruhig und gelassen bleiben. Gleich würde Sakura mit lebenswichtigen Organen in einer Metallbox gesichert erscheinen. Unter den Organen war ein Herz. Ein Herz. Drei Jahre, verdammt. Das war die scheiß Prognose. Vier Jahre. Vielleicht sogar fünf. Bestenfalls. Mit der körperlichen Anstrengung eines Shinobi wahrscheinlich weniger. Jetzt war ich wieder fit. Und das würde wohl für eine Weile so bleiben. Schwer vorzustellen, dass ich todgeweiht war. Ich würde spüren, wenn mein Herz langsam versagte. Erst wäre da diese Schwäche bei schwerer körperlicher Belastung. Vielleicht würde ich irgendwann im Kampf zusammenbrechen. Angina pectoris. Die Brustenge. Schwere Atmung. Immer schlechterer Allgemeinzustand. Und irgendwann. Irgendwann kam da der Herzinfarkt. Ja. So würde....

„...... machen?... Hey, Kazuu? Vielen Dank, dass du mir nicht zuhörst. KAZUU!!“

Ich schreckte aus meinen so aufbauenden Gedanken hoch. Rieb mir die schmerzende Schulter. Genma hatte kurz dagegen geboxt. Sah mich mit einer Mischung von Irritation und Genervtheit an. Ich seufzte. Mist. Ich sollte mich echt mal konzentrieren. Verdammt! Flüchtiger Blick zu Iruka. Sein erbitterndes Schweigen. Starrer Blick auf den Boden. Wieder hatte ich mich mit meinem Verhalten verraten. Scheiße!! Iruka kannte mich viel zu gut. Scheiße!

„.... frage, ob..... JA HIMMEL! Hörst du mir mal zu?! Das ist echt nicht mehr witzig.“

„Entschuldige, Genma. Ich war in Gedanken. Was wolltest du?“

Missmutig verschränkte er die Arme. Sein Kauen wurde noch penetranter.

„Also gut. Auch egal. Ich fragte dich, was du vor hast. Was du machen wirst. Hast du überhaupt einen Plan?“

„Nun ja...“

Natürlich hatte ich einen Plan.

„Wir bringen die Organe nach Suna und das in weniger als sechsunddreißig Stunden.“

Endlich. Endlich veränderte sich Iruka’ s Mimik. Er konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen. Genma seufzte. Schüttelte fassungslos den Kopf.

„Toll. Das ist einfach toll. Großartig. Wenn das dein ganzer Plan ist, sind wir echt geliefert. Nach Sunagakure ist es ein Zwei- Tage- Marsch. Wie sollen wir das in 1 ½ Tage schaffen? Gerade jetzt um diese Jahreszeit ist die Wüste gefährlich. Denk an die ganzen Sandstürme. Und diese komischen Wüstenräuber sind auch sehr aktiv. Und.....“

„Hältst du vielleicht mal die Klappe? Das weiß ich doch alles, verdammt. Wir warten nur auf Sakura und laufen anschließend sofort los. Ich erkläre euch unterwegs speziell die Einzelheiten.“

„Aber wenn du....“

„Wenn ich euch zwei den Plan jetzt erkläre, muss ich alles wieder später Sakura erzählen. Das kostet unnötig Zeit und ich habe keinen Bock darauf. Also sei jetzt einfach ruhig.“

Genma schüttelte genervt den Kopf. Eine offensichtliche Begeisterung. Iruka sprach jetzt seit einer Weile kein einziges Wort. Kein gutes Zeichen.

„Iruka..... was....“

„Schon gut. Da kommt Sakura.“

Ja. Die junge Medi- Nin kam tatsächlich aus dem Krankenhaus. Wirkte müde und leicht erschöpft. Öffnete ihre zusammengebundenen Haare. Trug einen silbernen, metallenen Behälter. Trat zu uns.

„Herz und Leber sind in einem hervorragendem Zustand. Tsunade- sama hat die Organe vor dem Einfrieren mit ihrem Chakra überdeckt. So hat sich ihr Erhalt deutlich verlängert. Aber wir haben jetzt noch fünfunddreißig Stunden und siebenundfünfzig Minuten. Kazosomane- taicho. Was werden wir jetzt tun?“

Ganz klar doch. Ich sah meine Teammitglieder ernst an.

„Ihr habt alle eure Vorbereitungen getroffen?“

„Ja, Sensei.“

„Das hast du vorhin schon gefragt.“

Schnauze Genma. Ich verkniff mir mürrisch jegliche Provokation. Nickte ernst.

„Dann los jetzt!“
 

Schnelle Sprünge durch den dichten Wald. Ich führte, dicht gefolgt von Iruka. Mittig Genma. Sakura mit dem lebenswichtigem Behälter in der Hand bildete das Schlusslicht.

Iruka sprang kurz neben mir. Betrachtete mich ernst.

„Sag endlich, was du vorhast.“

„Also gut. Hört alle zu. Ihr kennt alle das Ziel. Das brauch ich ja nicht mehr weiter zu erörtern. Und ihr wisst alle, dass wir kaum eine Chance haben. Deshalb können wir uns keine lange Pausen leisten. Wir laufen durch. Bis zur Grenze.“

„Hör mal. Das sind noch siebzehn Stunden bei dieser Geschwindigkeit. Ohne Pause? Du spinnst doch.“

„Genma! Sei ruhig. Wir machen Pausen. Alle drei Stunden zehn Minuten. Mehr geht einfach nicht. Dies bedeutet auch keinen Schlaf bis Sunagakure. Ich weiß, dass das bis an unsere Belastbarkeit gehen wird, zumal, da keiner von uns diese Nacht überhaupt schlafen konnte, aber es geht nicht anders. An der Grenze machen wir zwei Stunden Pause. Es gibt da einen Händler. Der Kerl führt auch Touristen, Jäger, Wissenschaftler durch die Wüste. Ein Pferdezüchter, der seine Tiere speziell auf diese besondere Umgebung abgerichtet hat. Sprich. Wir werden durch die Wüste reiten. Die Pferde kennen die Belastung und so haben wir die Chance uns etwas auszuruhen. Du Sakura wirst schlafen. Du brauchst deine Energie für die bevorstehende Transplantation. Gibt’s Einwände?“

Während wir durch den Wald sprangen, beobachtete ich die Mimik meiner Leute. Sakura schüttelte mit ernstem Blick den Kopf. Iruka sah mir nur einen flüchtigen Moment in die Augen. Natürlich war es Genma, der den Mund öffnete, um zu protestieren. Ich unterbrach ihn schnell.

„Dachtest du wirklich die Frage war ernst gemeint? Vergiss es. Wir sind keine Demokratie. Hast du früher selbst gesagt.“

Ja. Als ich das erste Mal mit Genma zusammenarbeite. Er hatte irgendein Vorschlag gemacht, Shui und ich waren dagegen und er hatte letztendlich genau diese Worte gesprochen. Ich sah Genma an, dass er sich mürrisch daran erinnerte. Ich hörte ihn eine kleine Beleidigung in sich hineinmurmeln, ging aber nicht weiter darauf ein. Immer wenn ich mit den jüngeren Generationen zusammen war, versuchte ich an meine Vorbildfunktion zu denken. Vor allem die anderen Jonin und älteren Chunin, die mich gut kannten, fanden das witzig und versuchten mich dann immer heimlich aus der Fassung zu bringen. Ich weiß genau, dass sie Wetten abschlossen, wann ich bei einer Mission ausflippte. Na. Eigentlich warf das nicht gerade ein gutes Licht auf mich. Selbstverschuldet versteht sich. Deswegen bevorzuge ich auch Einzelmissionen. Gerade jetzt wünschte ich mir keine Partner zu haben. Ich meine, ein Herz verdammt! Da war ein Herz. Oh, verdammt. Wieder aufschweifende Gedanken. Mist. Kazuu – hör auf an das bescheuerte Herz zu denken. Konzentrier dich gefälligst.

„Wann wirst du mir sage, was mit dir ist?“

Iruka’ s flüsternde Stimme schreckte mich leicht auf. Er sprang direkt neben mir. Sein durchdringender Blick. Ich hatte ebenfalls eine leise Stimme angesetzt.

„Sei still, Iruka.“

Ich sprang schneller. Vergrößerte den Abstand zu meinem Team. Scheiße. Ich kann es ihm nicht sagen!
 

Wir hatten bald die Grenze erreicht. Waren inzwischen auf dem Boden. Rannten durch den Dickicht. Leider hatten die anderen Drei inzwischen beschlossen eine scheiß moralische Debatte über Organtransplantationen zu führen.

Sakura hatte eine nachdenkliche Stimme aufgesetzt.

„Wie sich das wohl anfühlen mag? Der Shinobi, der die Lunge bekam wirkte danach eher bedrückt. Schon fast depressiv.“

„Wer hat die Lunge bekommen? Es war doch einer von uns. Mir fällt niemand ein, der ein Organ benötigt.“

„Senpai. Sie wissen, dass solche Informationen der ärztlichen Schweigepflicht unterliegt. Auf jeden Fall benötigt eben dieser Patent jetzt psychotherapeutische Maßnahmen. Das alles, weil sein Leben gerettet wurde.“

„Ich denke....“

Jetzt redete auch noch Iruka. Ich lief etwas weiter vorne. Spürte deutlich seinen bohrenden Blick in meinem Nacken.

„Egal, wer auch immer es ist, er hat ein schlechtes Gewissen. Diese Person lebt weiter, weil Mamoru starb. Das kann einen echt fertig machen. Da kommen zweifelnde Fragen auf. Wie kann ich die zweite Chance nutzen? Bin ich es überhaupt wert? Wie kann ich das Opfer wertschätzen? Und so weiter. So ein Schicksal ist hart. So was kann man sich nicht vorstellen, wenn man nicht davon betroffen ist. Das ist zumindest meine Meinung.“

Ich schwieg weiter. Versuchte das gesamte scheiß Gespräch zu ignorieren.

„Warum sagst du nichts dazu, Kazuu?“

Das war wieder Iruka. Ich betrachtete meine Leute. Sakura lief etwas schneller. Betrachtete mich fragend. Genma setzte ein verstecktes höhnisches Grinsen auf. Danke, Mann. Nett. Sehr nett. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.

„Wie wäre es, wenn wir uns auf die Mission konzentrieren würde. Egal, was ihr redet. Vergesst nicht, dass Mamoru gerade gestorben ist. Er war einer von uns, verdammt. Ihr redet von den Organen, als sei das alles nur rohes Stück Fleisch. Das ist echt respektlos.“

„So habe ich das nicht gemeint. Reg dich bitte dich nicht auf.“

Sakura presste den Behälter fester an ihrem Körper.

„Mamoru für eine Spionagetätigkeit unterwegs. Jemand hat ihn umgebracht. Im Grunde starb er als Held, so wie viele aus unserem Dorf.“

Melancholisches Schweigen. Verdammt. Wir liefen weiter. Ohne ein Wort. Jeder in seinen Gedanken. Ich in meinen. Wie würde es mir ergehen, sollte ich ein neues Herz bekommen? Iruka.. Er hatte Recht. Irgendjemand musste sterben, damit ich leben konnte. Damit Kakashi leben konnte. Wir hatten gekämpft. Ich hatte Kakashi mit Raikiri angegriffen. Er hatte mich mit Raikiri angegriffen. Wir hatten uns unser Schicksal selbst zugefügt. Es war unsere eigene Schuld. Und ich.... Nein! Wenn ich weiter darüber nachdachte, merkte Iruka etwas. Das musste ich verhindern. Verdammt noch mal. Da. Endlich. Das Ende des Waldes. Ja. Die Wüste nach Suna war nah. Und dann. Noch drei Kilometer, dann würde ich auf das Lager treffen. Das Lager des Wüstenführers Mitsuyu Hako.
 

Inzwischen war jetzt wieder Nacht. Wir hatten bald die vierundzwanzig Stunden erreicht. Also nur nach einen halben Tag für die Wüste übrig. Das wird echt knapp. Da. Ich erkannte es schon. Mehrere Standlampen schenkten dem Platz ein spärliches Licht. Die Pferde eingezäunt auf einem Feld. Altes Heu diente als Futter. Die Wassertränke war nicht mal um die Hälfte gefüllt. Ich zählte neun Tiere, die trotz der nicht geraden tierlieben Behandlung stattlich und stolz das Anwesen zierten. Keines von ihnen schien zu schlafen. Am Zaun waren drei mittelgroße Zelte aufgestellt. Dahinter ein großes. Überall lagen ungeschützt Waffen herum, Pferdegestelle, Sattel und sonstigen Müll. An einem schmutzigen Grillplatz war ein großer Topf umgeworfen. Irgendwas suppte wohl darin. Dann noch dieses Rascheln und Fiepen in dieser Nähe. Tatsächlich Mäuse und Ratten. Oder andere Kleintiere aus der Wüste, die hier auf der Suche nach Nahrung ihr Glück fanden. Wir schlichen durch das Lager. Angewidertes Räuspern von Iruka.

„Und das hier hältst du für eine gute Idee? Wer auch immer der Besitzer von.... na, was auch immer das darstellen soll.... ist, erweckt nicht gerade mein Vertrauen.“

Tja. Er hatte schon Recht. Ich deutete den anderen Dreien mir in Richtung großes Zelt zu folgen.

„Ich habe niemals behauptet, er sei vertrauenswürdig. Mitsuyu Hako ist ein Betrüger und Feigling. Er zockt die Touristen ab und führt Warenhändler direkt zu den Wüstenräubern. Wobei er das letztere aufgegeben hat.“

„Oh, toll. Kazuu, du bist einfach genial.“

Prima. Jetzt setzte Iruka dieses Mal einen sarkastischen Ton auf. Genma lief neben mir. Kaute bedächtig an seinem Senbon herum.

„Tsunade hätte mir die Teamleitung überlassen sollen. Du mit deinen bescheuerten Ideen.“

„Kazosomane- taicho. Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, was das für einen Sinn haben könnte uns mit Verbrechern zusammen zu arbeiten.“

„Das ist es doch. Es macht keinen verdammten Sinn.“

„Kazuu, du musst wirklich......“

DAS GIBT’S DOCH NICHT! JETZT LEHNTEN SIE SICH AUCH NOCH GEGEN MICH AUF!!! ICH HASSE TEAMMISSIONEN!!

Ich blieb ruckartig stehen. Verdammt. Wenn Sakura jetzt nicht hier wäre, entweder hätte Iruka oder Genma den gottverdammten Schlag abbekommen. Aber nein. Vorbildfunktion!

Erst strenger Blick zu Sakura. Eine leise, aber sehr – wirklich sehr – bestimmende Stimme.

„Du wirst gleich sehen, was dass soll. Du und du....“

Ich wandte mich mit wütender Mimik an beide Männer, die nebeneinander standen und mich streitlustig anstarrten. Wirklich alle beide hatten die selbe Mimik aufgesetzt! Scheiße!!

„Ihr hört sofort auf meine Autorität zu untergraben. Tsunade hat mir die Leitung übertragen. Sie vertraut mir. Ich bin Jonin. Ihr werdet nicht gegen mich arbeiten. Habt ihr das jetzt verstanden? Genma? Iruka?“

Genma kaute dieses mal richtig verbissen an seiner Waffe rum. Ihn so vor einem Jugendlichen anzufahren.... das hasste er. Und Iruka. Er verschränkte kalt seine Arme. VERDAMMT!! PEFEKTER ORT UND ZEITPUNKT FÜR EINEN MACHTKAMPF, ODER WAS?

„Ich fragte, habt ihr das verstanden?“

„Schon klar.“

„Ja.“

Sakura verhielt sich wenigstens ruhig und kooperativ. Wenigstens etwas. Genma und Iruka akzeptierten mich einfach nicht als Teamleiter. Genma, weil er der Älteste und Erfahrenste von uns war und Iruka war einfach wütend, weil ich ihm etwas verschwieg.

Da. Ein dumpfes Geräusch in einem kleinen Zelt. Genma wollte gerade wieder etwas sagen, Iruka hielt ihn an seiner Schulter.

„Psst. Ich höre was.“

„Was meinst du?“

„Oh, verdammt.“

Unserem speziellem Training hatten wir es zu verdanken, dass wir jede einzelne Regung in dem kleinem Zelt südöstlich mitbekamen. Ja. Die Schwere der Schritte. Die Hektik darin. Das Gewühl. Es kam mir bekannt vor. Zu bekannt.

„Diese kleine Ratte...... Los! Kommt mit!“

Da rannte er im Schatten des schlecht beleuchtetem Platzes. Ich erkannte seine bärtige, hässliche Fratze. Ich konnte ihn schwer schnaufen hören. Klar. Bei dem Gewicht. Die staubigen, alten Kleider, der alte zerfallene Hut. Der Kerl hatte sich kein bisschen verändert. Er hatte uns wohl gehört, jetzt versuchte er verzweifelt zu fliehen. Kleiner Feigling. Ich rannte los. Die anderen drei hinterher. Es dauerte nicht lange, bis wir diesen Kloß eingeholt hatten. War ja auch nicht schwer.

„MITSUYU!!!“

Sein überraschter Blick. Er drehte sich erschrocken zu mir. Ich nutzte die Chance. Sprang in die Höhe. Direkt auf diesen Typen zu. Griff ihn. Landete mit meinen Knien auf seine Brust. Warf ihn so um. Mitsuyu schrie hysterisch, lag auf den Rücken und strampelte wild und verzweifelt auf dem Boden. Ich grinste. Ein direkter Faustschlag in seine Nase. Blut spritzte schlagartig und verteilte sich großzügig auf sein hässliches Gesicht. Ich hatte ihm gerade die Nase gebrochen. Grinste gelassen.

„Hi, Mitsuyu. Lang nicht mehr gesehen.“

„Ha.... Hatake.... Hatake- san..... Ich… ich…ich…”

Genervtes Seufzen im Hintergrund.

„Das Schlimmste daran ist, es macht ihr auch noch Spaß.“

Ich wusste, dass Genma in diesem Moment zustimmend nickte. Auch egal. Ich konzentrierte mich einzig auf diesen Fettkloß.

„Ich muss dich loben. Du warst brav. Hab von keinem einzigen Toten mehr gehört.“

„Hatake.... san...“

„Lust darauf großes Geld zu verdienen? Ich hab ein Angebot für dich.“

„Nein.... nein.. lieber nicht. Du... du hast mich.... auflaufen lassen. «

Noch ein ordentlicher Schlag in sein Gesicht. Tja. Nase war entgültig gebrochen. Sein Schmerzensschrei. Schön.

Ich spürte einen Griff an meiner Schulter. Iruka.

„Was machst du denn da?“

„Verhandeln.....“

„Hm.... So nennt man das heute...“

„Ja.“

Ich wandte mich wieder an mein Opfer.

„Nein steht hier nicht zur Debatte. Ich kann dich reich machen, oder ich kann dich umbringen. So einfach. Also?“

„Dann lieber reich.... Hatake- san. Hatake- san! Ich krieg keine Luft. Hatake- san!“

„Ich rate dir, versuch nicht zu fliehen. Du hast noch genügend Knochen zum Brechen. Und du musst nicht vollkommen gesund sein, um reiten zu können.“

Ich sprang wieder auf. Griff Mitsuyu’ s Nacken. Zerrte ihn auf seine Füße. Hielt ihn weiter gepackt. Wandte mich an meine verblüfften Teamkameraden.

„Darf ich vorstellen? Mitsuyu. Er führt uns nach Sunagakure. Auf den besten Pferden und am kürzesten Weg entlang.“

„Kazuu. Ich bin.....“

Strenger Blick zu Iruka. Er verstand. Hob beschwichtigend die Hände.

„Okay. Schon gut. Du bist der Boss.“

Sakura schien etwas verwirrt zu sein. Verständlich. Sie war zum ersten Mal mit mir in einem Team eingeteilt.

„Ich erklär es dir später. Mitsuyu. Du hast gehört, was ich verlange. Wir brauchen Pferde. Drei Stück. Na, ja. Mit dir als Reiter vier Pferde. Du führst uns auf dem schnellstem Weg nach Sunagakure. Versuch uns nicht in die Falle zu locken. Ich habe mich umgehört. Du hast keinen Deal mit den Wüstenräubern. Du hast noch elf Stunden Zeit uns nach Suna zu bringen.“

„ELF STUNDEN?“

„Ja. Wenn wir das Ziel in dieser Zeit nicht erreichen, ist unsere Mission misslungen. Und wenn sie misslungen ist, werde ich sauer. Und wenn ich sauer werde, dann muss einer dran glauben. Das willst du doch nicht. Oder, Mitsuyu?“

Der Fette schnaubte aufgebracht. Ich spürte sein ängstliches und wütendes Zittern. Ja. Genauso hatte ich den Kerl in Erinnerung. Ich packte ihn fester an Nacken. Griff ein altes Tuch aus meiner Tasche. Reichte es ihm.

„Na, los. Wisch dir das Blut vom Gesicht. Dann wird dich Sakura hier behandeln. Du wirst uns nach Suna führen. Merk dir. Es ist wirklich wichtig, dass du kooperierst. Es geht um Leben oder Tod. Wenn wir Erfolg haben, wirst du merken, dass ich auch sehr nett sein kann.“

Ich schnappte meinen Rucksack. Öffnete ihn. Zog einen dicken Umschlag heraus. Drückte es diesem Kerl in seine fettigen Hände.

„Fünfundzwanzigtausend jetzt. Fünfundzwanzig, wenn wir rechtzeitig in Suna sind. Ist das nicht ein Angebot?“

Und schon hatte ich ihn. Okay. Ich ließ ihn sowieso keine allzu große Wahl.

Schlagartig machte Mitsuyu ein gefasstes Gesicht. Steckte den Umschlag nach seiner Begutachtung in eine Innentasche seiner Kleidung. Nickte entschlossen.

„Hatake- san. Ich werde dein bester Freund sein.“

„Hol einfach die Pferde. Genma. Begleite ihn. Sakura. Du gehst ebenfalls mit und versorgst ihn mit dem Nötigsten.“

„Ja, Kazosomane- taicho.“

Sakura nickte. Widersprach nicht. Genma hatte sich kurz mürrisch vor mich gestellt. Seine Lippen formten ein wortloses ‚Du spinnst total’, danach griff er sich unseren ‚Gast’.

„Komm mit, Fettwanst. Versuch keine Tricks, sonst spiel ich mit dir Schaschlik.“

„Ja, ja. Hey.... hey... fass mich nicht so grob an.... Im Übrigen ist Fettwanst eine unangemessene Beleidigung. Mein Name ist Mitsuyu Hako.“

„Sehe ich so aus, als würd’ s mich interessieren? Los jetzt.“

Ich beobachtete, wie Genma, Sakura und Mitsuyu sich von Iruka und mir entfernten. Oh. Ja. Iruka. Wartete einen Augenblick. Packte mein Handgelenk, zwang mich, ihm gegenüber zu stellen.

„Warum hast du einfach so fünfzigtausend Ryou in der Tasche? Das ist echt gefährlich.“

“Hör doch mal auf mich zu kritisieren. Ich weiß, Gott verdammt, was ich mache.“

„Hör du auf mich anzuzicken. Verdammt..... Hör mal... Ich bin vielleicht müde und etwas überreizt. Genauso wie du.“

Iruka ließ mich los. Seufzte. Sah in den sternenklaren Nachthimmel.

„Im Moment ist es sehr kalt. Wir haben vielleicht vier oder fünf Grad. Aber in etwa vier Stunden wird es heiß. Dazu kommt der Schlafmangel. Das führt alles zu einer hohen körperlichen Belastung. Wir müssen uns in Suna auf jeden Fall ausruhen.“

„Das weiß ich doch. Deswegen auch die Pferde. Mitsuyu ist ein Riesenarsch – das ist mir schon klar. Aber ich habe etwas, das er liebt. Zum einem sein Leben und zum anderen Geld. Der Kerl ist nicht so dumm, wie es zuerst scheint. Er hat die Tiere wirklich gut trainiert. Sie kennen die Wüste. Sie haben sich der Belastung angepasst. Und so haben wir eine Chance uns auszuruhen, Iruka. Wir müssen nicht selbst laufen. Reiten ist zwar auch anstrengend, aber wir werden auf jeden Fall schneller sein. Hier gibt es Wüstenkleider, die uns vor der Sonne schützen. Zudem wird man uns nicht sofort als Konoha- Nin erkennen. Das kann auch von Vorteil sein.“

„Du willst es echt durchziehen.“

„Ja. Und Iruka. Bitte.“

Ich machte ein ernstes Gesicht.

„Bitte hör endlich auf mich vor Sakura zu kritisieren. Bitte, vertrau mir einfach.“
 

Ja. Ich wollte endlich Vertrauen. Sakura traute mir. Genma traute mir offensichtlich die Führungsrolle nicht zu. Im Grunde war mir das egal. Solange er sich nicht gegen mich auflehnte. Aber Iruka.

Iruka war mein Mann.
 

Iruka musste mir einfach vertrauen.

Iruka.....

Die Wüste - Roter Sand und prallende Hitze

Sonnenaufgang. Steigende Temperatur. Nichts. Absolut nichts war zu erkennen. Nur diese Dünen. Der Sand. Die aufgehende Sonne. Unsere kleine Karawane. Gekleidet in langen Wüstengewändern. Die Gesichter tief verborgen unter Kapuzen. Mitsuyu führte die Karawane. Dicht gefolgt von Iruka. Sakura und ich teilten ein Pferd. Sie saß vor mir. Ich hatte es so geplant, damit die Kleine schlafen konnte. Immerhin sollte das Mädchen bei der Transplantation assistieren. Genma ritt neben uns. Die ersten zwei Stunden waren wir galoppiert. Danach eine kurze Pause. Jetzt im Trapp. Sakura hatte nur eine Stunde geschlafen. War jetzt wieder wach. Ich erwischte sie, wie sie immer wieder stirnrunzelnd zu mir blickte. Ich wusste, was das bedeutete.

„Du denkst dir, dass Kakashi nicht so handeln würde, wie ich.“

„Um ehrlich zu sein... ja. Kakashi- sensei ist da....“

Sakura suchte offensichtlich nach dem passendem Wort. Dabei war es doch recht einfach. Ich musste bei dem Gedanken lächeln.

„Ruhiger. Dachtest du, ich sei wie er? Ja. Ich weiß. Wir sehen uns ähnlich. Die selben Haare. Das selbe Auftreten. Und die Maske.“

Ja Ich hatte wie immer auf Mission mein halbes Gesicht verdeckt. So, wie es Kakashi stets pflegte. Wir sahen uns wirklich ähnlich. Nur die Augen waren ganz anders. Genma meldete sich gelassen zu Wort. Iruka sorgte dafür, dass Mitsuyu uns auch wirklich führte. Hielt sich aus der Unterhaltung raus. Wie gesagt. Nicht Genma.

„Es ist unmöglich Kakashi und Kazosomane miteinander zu vergleichen. Da läufst du auf Grund, Sakura.“

Na, endlich. Jemand, der es mal erkannte. Früher war es immerhin anders gewesen. Früher hatten sie uns immer miteinander verglichen, das und andere Umstände hatte zwischen uns zu einer heftigen Geschwisterrivalität geführt. Aber das war Vergangenheit. Sakura runzelte argwöhnisch die Stirn, begutachtete mich weiter.

„Ich persönlich halte diese Maßnahmen für sehr brutal. Ich weiß nicht, ob es richtig ist mit einem Verbrecher zu agieren. Oder Menschen mit dem Leben zu drohen. Das ist falsch.“

Genma grinste. Er wusste es. Er wusste, dass die jüngere Generation ganz andere Sichtweisen über das Leben der Shinobi hatten, als wir anderen. Ich verstand sie schon. Lächelte.

„Du hast schon Recht. Vielleicht sind meine Handlungsweisen moralisch oft fragwürdig. Aber es ist unbedingt wichtig diese Mission erfolgreich zu beenden. Und dafür bin ich bereit, fast jeden preis zu bezahlen. Auch Mord.“

„Das ist nicht so untypisch für einen Shinobi. Verstehst du das, Sakura?“

Verwunderter Blick zu Genma. Ich beobachtete Sakura’ s Reaktion vor mir. Sie schüttelte ernst mit dem Kopf. Ich wusste, dass Iruka, der einige Meter vor uns ritt, alles mitbekam – trotz unserer flüsternden Stimmen. Er ließ sich nichts anmerken. Aber eines wusste ich. Ihm gefiel es nicht, dass wir Sakura so sehr in die harte Realität zogen. Genma kaute wieder mal an sein Senbon herum, betrachtete die Jüngste gelassen.

„Du und deine Freunde – ihr habt alle eine ganz andere Kindheit genossen als Kazosomane und Iruka. Natürlich gibt es Ausnahmen. Naruto zum Beispiel. Und andererseits hatten diese beiden hier.“

Er deutete auf mich und meinem Freund.

„Eine ganz andere Vergangenheit als Kakashi und ich. Sie haben den Krieg miterlebt. Als Zuschauer. Und wir älteren haben darin gekämpft. Obwohl wir zum Teil sogar jünger waren, als du es jetzt bist. Der Krieg hat vieles an uns geändert. Und auch danach war es die Regel, dass Shinobi einzig bis zum Tod kämpften.“

„Um Leben oder Tod?“

„Ein Beispiel.“

Ich versuchte es, Sakura zu verdeutlichen.

„Noch vor zehn Jahren würde es hier anders laufen. Wir wären sofort von Shinobi angegriffen worden. Wahrscheinlich Suna- Nin. Egal, was wir hier machten. Das war ihr Revier. Konoha- Nin hatten da nichts zu suchen. Glaub mir. Sie hätten damals kein Problem gehabt dich zu töten. Um zu überleben, hättest du deine Gegner töten müssen. Leben oder Tod. Bruder gegen Bruder. Kind gegen Kind. Wir hatten nicht den Luxus unsere Feinde am Leben zu lassen. Die Mission war das Wichtigste. Nichts anderes.“

„Das ist grausam...“

Sakura redete leise. Senkte den Kopf. Natürlich war es grausam. Aber das war nun mal das Leben. Ja. All das Leid. Ich dachte an meine Handgelenke. Mein Rücken. Sie hatten so viele von uns getötet. Zum Spaß. Und dabei waren es nur Feudalherren gewesen. Ich dachte an den Jungen, den ich töten musste, als ich gerade mal neun Jahre alt war. Wie Taichi starb. Shui’ s Leiche. Nickey.....

„Es hat sich geändert.“

Nun mischte sich Iruka doch ein. Sah kurz mit ernstem Gesicht zu Sakura und mir.

„Heute ist die Welt nicht mehr so brutal, wie früher. Es ist nicht mehr unsere Aufgabe unsere Feinde zu töten. Heute besteht unsere Aufgabe darin, das Leben für unsere Mitmenschen zu erleichtern. Unser Dorf zu beschützen. Und den Kindern eine möglich friedliche Zukunft zu gewährleisten. Außerdem stimmt es nicht ganz, was du sagst, Kazuu.“

Was? Okay. Was meinte er damit? Ich runzelte die Stirn.

„Iruka?“

„Vor wenigen Jahren wäre es noch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, dass Konoha Suna unterstützt hätte. Wir hätten niemals eine solche Mission erhalten.“

Iruka hatte Recht. Früher hätten wir niemals daran gedacht ein anderes Dorf zu unterstützen.

„Verstehst du jetzt, Sakura?“

Genma wirkte nachdenklich.

„Eure Sensei haben sich der heutigen Zeit angepasst. Euch angepasst. Aber die meisten von uns – wir bevorzugen noch die alte Methode. Und die ist manchmal einfach etwas.... ungnädig.“

Schön formuliert, Genma. Was soll’ s. Ich musterte nochmals die junge Chunin. Was sie wohl dachte. Ja. Sie hatte eine andere Vergangenheit. Was wusste ich über sie? Beide Eltern lebten. Sie wurde wohl als Kind wegen ihrer Stirn geärgert, aber sonst war sie wohl vor allem bei den Jungs beliebt. Kein Wunder. Sie war auch ein hübsches Ding. Iruka hatte mir erzählt, dass sie zusammen mit Sasuke Klassenbeste gewesen ist. Ein ruhiges Leben. Natürlich hatte sie vor allem durch diesen scheiß Orochimaru einige schlechte Erfahrung gemacht. Die wenigsten der jüngeren Generation mussten einen Menschen töten. Sakura gehörte zu den Glücklichen. Bis jetzt. Sie schien wirklich ernsthaft über unsere Worte nachzudenken. Schüttelte dann doch den Kopf.

„Nein.... ehrlich gesagt, verstehe ich es nicht wirklich.. Und ich glaube, ich werde es nicht verstehen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich das überhaupt will.“

„Kümmere dich nicht darum, was sie sagen, Sakura.“

Iruka ritt etwas langsamer. Sah wirklich grimmig in meine Richtung.

„Das reicht jetzt, Kazuu. Du auch, Genma. Die Zeiten haben sich geändert.“

Hämisches Kichern. Okay. Bevor ich reagieren konnte, galoppierte Iruka wieder zu diesem Idioten Mitsuyu. Keifte ihn zornig an.

„Du hast Glück, dass du noch lebst. Reiz mich lieber nicht, sonst sorge ich dafür, dass du nichts mehr zu lachen hast.“

Ich grinste. Ja. Egal wie sanft Iruka war, er blieb Iruka. Der selbe, wie früher. Er gehörte zu der Generation, die im Grunde eine radikalere Taktik bevorzugte.

„Wie weit ist es noch? Wir haben noch...... Sakura. Wie viel Zeit haben wir noch?“

Sakura sah direkt in die Sonne. Schien, offensichtlich glücklich über den Themenwechsel, nachzurechnen.

„Etwa neun Stunden.“

„Fettbacke!! Wie lange brauchen wir noch nach Sunagakure?!“

Genma grinste, als der Kerl vor uns erschrocken zusammenzuckte.

Sein mürrischer Blick, als er sich zu uns drehte.

„Mein Freund. Ich sagte es doch schon einmal, dass Beleidigungen eine unangemessene Art sind mit den Gastgebern zu kommunizieren. Und wir werden das Dorf in etwa sieben bis acht Stunden erreichen, vorausgesetzt es sind keine großen Unterbrechungen zu erwarten. Auf dem halben Weg gibt es eine kleine Oase. Dort sollten wir eine Pause machen. Der Pferde wegen. Sonst sind sie zu schwach.“

„Also gut. An deiner Oase machen wir eine Pause. Ich warne dich, Mitsuyu. Es ist gesünder für dich, die Oase ist real.“
 

Weiterer Ritt. Inzwischen war es heiß. Richtig, richtig heiß. Oh, Mann. Da war das Klima unseres Feuerlandes deutlich angenehmer. Üppige Waldlandschaft zierte unsere Umgebung. Es gab alles. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Aber Suna. Es lag im Kaze no Kuni – dem Windreich. Dort gab es fast nichts außer Wüste. Wüste, Wüste und nochmals Wüste. Eisige Nächte. Heiße Tage. Nichts los. SCHEIßE!!! DIESE HITZE!! Wenigstens kühlte uns der Baumwollstoff unserer Gewänder. Nur hätten wir vielleicht doch unsere Uniformen vorher ausziehen sollen. Diese Hitze. Diese brennende Sonne. Dann doch der Wind. Wenigstens kein ganzer Sturm. Aber trotzdem. Dieser Wind. Kühlte uns nicht. Aber dieser Sand. Dieser ätzende Sand. Überall um uns herum. In der Luft. Diese winzigen Partikel. Durch den Wind verteilten sie sich in der Luft. Umgaben uns. Kaum noch Sicht. Überall dieser Sand. Brauste um uns. Brennende Augen. Schmerzen. Sand, den wir zwangsmäßig einatmeten. Sand. Überall Sand. ICH HASSE ES!!

Nur noch Schritt. Die Pferde brauchten sicher bald eine Pause. Wie lange noch? Zeit mein neues Jutsu auszuprobieren. Doubutsu Kanyou no Jutsu. Klingt kompliziert, ist aber einfach. Die Erweiterung meines Kanyouinjuu. Chakrakonzentration. Okay. Eigentlich sollte das nicht wirklich überraschend sein. Unmengen von Bedürfnissen. Hunger. Schutz. Geborgenheit. Durst. Erschrecken. Alles Mögliche. Die Emotionsbündel unterschieden sich stark in ihrer Aura von denen der Menschen. All diese Tiere. Ja. Bestimmt. Das mussten Kleintiere sein. Schlangen, Skorpione, Mäuse und sonstige Viecher. Die Pferde. Ja. Sie waren sehr müde. Erschöpft. Durstig. Richtig durstig. Die Armen. Ein bisschen durchhalten. Nur noch ein bisschen. Die Kleintiere. Sie wanderten in eine Richtung. Etwas ferner. Vielleicht zwei bis zweieinhalb Kilometer entfernt. Fantastisch. Das neue Kanyouinjuu. Diese Reichweite. Und vor allem. Ich empfing im Moment wirklich alles. Mensch und Tier. Sicher. Es war anstrengend. Kostete mich ein Haufen Chakra. Würde das Jutsu nicht lange durchhalten können, ohne meine Gesundheit – und mein Herz – zu gefährden. Aber ja. Natürlich konnten wir kaum etwas sehen. Dieser auftretende Sturm. Der Sand. Der Wind. Aber ja. Mitsuyu hatte nicht gelogen. Da war diese Oase.

„Hey!! Kazuu!! Deine Augen!!“

„Was?!“

Iruka. Er hatte sich zu mir gedreht. Sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Er hatte irgendetwas.... Verwirrtes an sich. Ich atmete etwas schwer. Ja, ja. Dieses Kekkei Genkai. Kostete mich eine Menge Energie. Dann noch Genma’ s verblüffte Stimme.

„Ja, spinn ich denn, oder ist das der Sand?!! Kazuu!! Was zur Hölle ist mit dir!!!“

„VERDAMMT!! WAS MEINT IHR??!!“

Ich musste schreien. Dieser elendige Wind. Sauste mir um die Ohren. Sakura vor mir. Sah zu mir auf. Ich erkannte ihren verwundernden Blick.

“Taicho!! Deine Augen sind gelb!!“

„WAS?? GELB!!“

Gelb??? Das ist..... Ja.... Klar. Der Uchiha – Clan. Bei Aktivierung ihres Sharingan verfärbten sich deren Augen rot. Hyuuga- Clan weiß. Nickey hatte diese schwarzen Augen. Dieses neue Jutsu.... Ich müsste mal mein Spiegelbild betrachten, wenn ich die Zeit dazu hatte. Aber jetzt....

„HÖRT ZU!! WIR SIND GLEICH DA!! DANN MACHEN WIR EINE PAUSE!!!“

„WARUM SAGST DU, DASS WIR GLEICH DA SIND!“

„WEIL ICH ES WEIß!“
 

Stärkerer Wind. Kaum noch Sicht. Aber tatsächlich. Wasser. Ja. Wasser. Die Pferde tranken. Ich wusch mein Gesicht. Hatte mein Kekkei Genkai deaktiviert. Atmete etwas unruhig. Spürte Iruka’ s Hand an meine Schulter. Genma hatte sich inzwischen einen Spaß daraus gemacht, Mitsuyu mit seinen Waffen zu triezen. Ohne ihn dabei wirklich zu verletzen. Sakura hatte sich an einen Hügel gelegt und schlief fest. Iruka war einfach bei mir.

„Was war das denn? Mit deinen Augen?“

„Ich denke.... mein Kanyouinjuu...“

„Aha.“

Oh, weh. Diese Stimme wieder. Diese vorwurfsvolle Stimme. Sein Griff deutlich fester. Ich drehte mich zu ihm. Sah direkt in seine ernsten Augen.

„Was soll das? Was hast du jetzt schon wieder?“

„Seit wann hat sich dein Kanyouinjuu erweitert?“

„Keine Ahnung. Vor ein paar Wochen etwa?“

„Was ist denn nur los mit dir? Warum sagst du mir nichts? Warum hast du plötzlich Geheimnisse vor mir?“

„Was? Ich habe keine......“

„Jetzt lügst du auch noch.“

Er zischte es geradezu zornig heraus. Schupste mich leicht.

„Ich verstehe es nicht. Denkst du, ich bin blind? Was ist mit dir?“

„Iruka....“

„Deine ganzen Arztbesuche. Das ist nicht normal. Deine Geheimniskrämerei mit Tsunade. Dein ganzes Verhalten in dieser Mission. Ich habe es ignoriert. Ich sehe, dass du etwas verheimlichst. Aber ich habe nie etwas gesagt, weil ich dich liebe. Ich liebe dich. Ich vertraue dir. Aber du.....“

Nein. Das konnte er jetzt nicht machen. Nein. Nicht jetzt. Ich kann es ihm jetzt nicht sagen. Ich kann es ihm überhaupt nicht sagen. Iruka würde richtig austicken. Nein. Lieber ein Streit. Zumindest ein kleiner. Diesen Preis würde ich auf mich nehmen. Damit kam ich klar. Ich griff seinen Arm. Versuchte, eine beruhigende Stimme aufzusetzen.

„Bitte... Bitte, Iruka. Nicht jetzt.. Nicht hier. Nicht in dieser Mission.. Es ist privat.. Wir können jetzt nicht so miteinander reden, Iruka..“

„Du.... Weißt du was? Du bist ein Miststück. Das warst du schon immer. Mich störte das nicht. Du kannst es ja auch anders machen. Aber im Moment...... Wir werden nicht miteinander streiten. In dieser Mission werden wir nichts miteinander zu tun haben. Du machst dein Ding. Ich mache meines. Du bist der Teamleiter. Gut. Okay. Aber das war’ s auch. Wir sind zufällig Shinobi, die in einem Team zusammen gepfercht wurden. Mehr nicht.“

„Was soll das bedeuten, Iruka? Was bedeutet das für uns?“

Nein.. Das... Ich hatte ihn ehrlich verletzt. Iruka wusste, das ich vor ihm ein Geheimnis hütete. Er wusste es. Und das hatte es zuvor nie gegeben. Wir hatten immer über alles geredet. Egal, was. Jetzt hatte ich vor ihm ein Geheimnis. Und das ist schlecht. Aber.... ihm die Wahrheit zu sagen war schlimmer. Iruka. Er war so sanft. So ruhig. Iruka war ein so guter Mensch. Er liebte mich. Ich liebte ihn so sehr. Aber in dieser Lage. Egal, was ich tat. Ich verletzte Iruka. Das durfte doch nicht sein.

„Iruka... bitte... es tut mir Leid, ich kann nicht.....“

„Bitte....“

Ich hatte Iruka am Arm gegriffen und er hatte mich abgeschüttelt. Hob abwehrend die Hände.

„Bitte... fass mich nicht an.. Sprich mich jetzt nicht an. Ich kann dich echt nicht ertragen.“

„Iruka..... ich... bitte, mach das nicht.....“

Nein. Nicht so. Iruka.... Ich kann es dir nicht sagen... Bitte, verzeih mir. Verzeih mir. Iruka. Bitte. Bitte tu mir das nicht an. Bitte. Ich musste irgendetwas machen. Griff Iruka’ s rechtes Handgelenk. Ich hielt ihn fest. Ich hielt Iruka fest. Nein. Er durfte mich nicht verlassen. Iruka. Ich keuchte. Musste warten. Auf seine Reaktion warten. Ich wollte seine Nähe. Iruka. Ich wünschte mir so sehr, dass er mich umarmte. Wünschte mir einen Kuss. Iruka. Scheiß auf die Anderen. Zeige mir, dass du mich liebst. Zeige mir, dass du mir vergibst. Bitte. Iruka. Ich will dich nicht verlieren. Bitte.

„Ich sagte, du sollst mich nicht anfassen. Bitte. Kazosomane. Lass mich einfach in Ruhe.“

Diese Kälte. Er hatte so kalt gesprochen. Befreite sich wieder. Ließ mich einfach in dem frischem Nass stehen. Ging zuerst zu Sakura. Weckte sie sachte auf. Trat dann zu den Pferden. Genma. Sein Blick von der Ferne. Er hatte etwas mitbekommen. Runzelte die Stirn, als Iruka ihn ansprach. Nickte nur kurz. Raunte Mitsuyu etwas zu. Schritt dann schnell zu mir. Sein Ton. Einfach nur gelassen.

„Du übernimmst jetzt neben Fettbacke die Führung. Ich übernehme Sakura. Okay?“

Ich sagte keinen Ton. Trat einfach an meinen Kollegen vorbei. Hörte seinen belustigten Pfiff.

„Gab’ s wohl Krach im Ehebett.“

Was? Du mieser Pisser!!! Ich musste mich zurückhalten. Der Kerl fand es auch noch lustig. Iruka und ich stritten uns ernsthaft und Genma hält das für eine Show!! DIESES ARSCHLOCH!! Ein Blick. Nur ein Blick in seine Richtung. Mund und Nase verdeckt. Und trotzdem. Ich sah ihn Schlucken. Heimlich die weiße Fahne schwingen. Hörte ihn leise reden.

„Jetzt bring mich nicht gleich um. Aber egal, was zwischen euch da läuft, du musst dich unbedingt wieder auf die Mission konzentrieren. Sonst werde ich dich degradieren und übernehme selbst die Leitung.“

„Das wagst du nicht.“

„Natürlich wage ich es. Kazuu. Ich bin dein Freund. Als Freund darf ich dir sagen, dass du gerade abschweifst. Du darfst während eine Mission die Kommunikation mit einem Teammitglied nicht auf persönliche Ebene setzen. Das ist nur ein gutgemeinter Ratschlag.“

Noch ein paar Schritte zu mir. Eine ruhige Stimme.

„Du hast es bis jetzt gut gemacht. Also bitte. Lass dich nicht von deinen Gefühlen zu Iruka irritieren. So zieht ihr nur Tsunade’ s Zorn auf euch.“

Nein..... Tiefes Durchatmen. Iruka. Er war meine Liebe. Mein Leben. Und wir hatten uns gerade richtig gestritten. Dieses scheiß Dilemma. Nein. Ich konnte es nicht sagen. Ich musste mich wieder konzentrieren. Meine Mission. Ich war der Führer. Ich war Jonin. Ich musste mich konzentrieren. Meine Professionalität wahren. SCHEIßE!!! SCHEIßE!!! DAS WAR ALLES ABSOLUT SCHEIßE!!!
 

Langsam – so langsam löste sich der Sturm. Wir hatten Suna schon sehr bald erreicht. Gott sei Dank. Nur noch zwei Stunden Zeit. Scheiße. Müde. Hungrig. Durstig. Erschöpft. Kopfschmerzen. Leichter Schwindel. Achtundvierzig schlaflose Stunden zerrten an unsere körperliche Verfassung. Einzig Sakura hatte ein wenig Schlaf gefunden. Die wenigen Pausen reichten nicht, um den beginnenden Erschöpfungszustand Einhalt zu gebieten. Die Laune war auf dem Nullpunkt angelangt. Eine Dusche. Ein Sake. Und dann ein Bett. Das wäre so unglaublich traumhaft. Aber nein. Stattdessen im Trapp durch unangenehmes Sand. Brühende Hitze durch die unnachgebende Sonne. Schneidende Luft. Iruka sah mich nicht einmal mehr an. Genma warf mir ab und zu ziemlich kühle Blicke zu. Sakura schlief die meiste Zeit. Saß vor Genma, der dafür sorgte, dass sie nicht vom Pferd fiel. Und Mitsuyu stöhnte die ganze Zeit. Jammerte kläglich. Er habe ja solche Schmerzen. Alles täte weh. Vor allem die Nase, die ich ihm gebrochen hatte. Bla bla bla. Ach, Scheiße. Ich aktivierte wieder mein Kanyouinjuu. Die ‚einfache’ Version. Dafür hatte ich eigentlich nicht mal genügend Energie übrig. Aber trotzdem. Ich hatte es bisher immer wieder eingesetzt, um vor möglichen Feinden gewarnt zu sein. Und dieses Mal hatte ich Erfolg.

Da. Ja. Dieses Mal waren fremde Auren zu spüren. Unter uns. Verborgen im Sand. Siebzehn Emotionsbündel. Eindeutig Feinde. Um uns herum. Hammer. Wie sie sich versteckten. Ein kurzer Pfiff. Alle Pferde blieben abrupt stehen. Ich ignorierte Mitsuyu’ s Schimpfen. Iruka und Genma sahen mich verwundert an. Militärische Handbewegungen meinerseits. Ich hielt meine Kameraden an sich still zu verhalten. Deutete auf verschiedene Sandberge. Sie verstanden. Genma weckte geräuschlos Sakura, deutete ihr das Geschehen. Ich griff an meinen Rücken. Nahm meinen Bogen. Ein Pfeil. Konzentrierte mich. Mein Kanyouinjuu. Ja. Dieses Bündel. Einspannen der spitzen Waffe. Konzentration. Spannung. Fixierung. Und Schuss. Ein Schuss. Direkt auf eine Düne. Treffer. Ein wütender Schrei. Blut. Der Pfeil steckte in der Schulter eines Feindes. Da. Und hier. Überall. Aus dem Boden. Versteckt unter dem rotem Sandmeer. Lange gelb- orange Tuniken. Kopfbedeckung. Unter Tüchern verborgene Gesichter. Unzählige Schwerter. Äxte. Speere. Pfeil und Bogen, Luntenspieße umgaben uns. Die Pferde. Aufgeregtes Wiehern. Aufspringen.

„Shht... Hey. Bleibt ruhig!!!“

„Das..... NEIN!! Das war nicht meine Schuld, Hatake – san!!! Ich kann nichts dafür!!! WIR STERBEN!!! WIR STERBEN!!!!“

„SCHNAUZE JETZT!!!!“

Nein. Die Männer umzingelten uns. Knurrten. Einer kümmerte sich um den Verletzten. Sie wollten uns drohen. Griffen nicht an. Iruka brachte sein Pferd unter Kontrolle, musterte konzentriert die Runde. Genma hatte Probleme mit seinem Tier. Hielt Sakura vor sich fest. Zischte genervt.

„Taicho!! Mach was!! Wir haben keine Zeit für diesen Scheiß!! Soll ich vielleicht angreifen?!!!“

Genma hatte Recht. Für einen Kampf mit so vielen hatten wir keine verdammte Zeit!! MANN, KOTZT MICH DAS AN!!! Also los!! Das würde mich wieder eine verdammte Menge an Chakra kosten!!! SCHEIß DRAUF!!! Absolute Konzentration. Kurze Wendung an meine Kollegen.

„Falls es euch erwischt, denkt daran, es ist nicht echt!!“

OKAY!!! KANYOUINJUU!!! KANYOU NO JUTSU!!!!

Zufriedenes Lächeln meinerseits. Ich sah zu, wie ein Feind nach dem anderen gnadenlos umkippte. So einfach. Diese Müdigkeit. Ich habe sie Schlafen gelegt. Ordentlich. Ordentlich schlafen. Über ein Duzend Feinde. Mit einer einzigen Stoßwelle hatte ich alle Feinde ausgeknockt. Sie waren sofort eingeschlafen. Genma und Iruka wirkten zufrieden. Sakura leicht irritiert. Die drei hatte ich verschont. Mit unserem nervigen Führer hatte ich mir einen Spaß erlaubt und ihn ebenfalls eingeschläfert. Er plumpste mit der Eleganz eines Trottels von seinem Tier und fing augenblicklich an zu schnarchen.

Oh, ja. Sein Sturz würde ihm ordentliche Prellungen hinterlassen. Machte nichts. Genma kaute genüsslich an seinem Senbon herum und sah Iruka gelassen an.

„Weck Fettbacke, dann geht’s weiter. Sakura. Hast du das gesehen? Deswegen ist sie nicht zu unterschätzen. Kazuu? Alles in Ordnung?“

Mir war richtig schwindlig. Musste augenblicklich mein Kanyouinjuu deaktivieren. Mich fest an dem Sattel halten. Tief durchatmen. Wach bleiben. Beobachtete, wie Iruka von seinem Pferd sprang und den am Boden liegendem Mitsuyu recht unsanft und mürrisch gegen dessen Magengrube trat. Mann. Wahrscheinlich musste er sich abregen. Iruka. Ich kannte ihn. Wusste, was er dachte. Was er fühlte. Iruka hätte am liebsten mich getreten. Seine Frust an mir auslassen. Ich wusste, wenn wir uns nicht bald vertrugen, würde er es auch noch tun. Aber jetzt. Jetzt nutze er die Chance und machte mit diesem einzigem Tritt Mitsuyu zum Wutventil. Weckte ihn so schmerzhaft auf.

„AU!!! DAS TUT WEH!!!“

“Hör auf zu schreien.“

Iruka klang schön kalt.

„Unsere Feinde sind erledigt. Nur mit Schmerzreiz habe ich dich aufwecken können. Steig auf dein Pferd und halt den Mund.“

Ohne auch nur einen Hauch von Protest folgte Mitsuyu den Befehlen. Er hatte kein Ansehen und keine Chance gegen uns. Das wusste er. Aber Iruka’ s Kälte...... und es war meine Schuld.....

„Kazuu! Ist alles in Ordnung? Du hörst mir schon wieder nicht zu, Taicho.“

Genma. Halb verbitterter Blick. Dabei hatte er mich eben tatsächlich zum zweiten Mal Taicho genannt. Eine Seltenheit. Anscheinend hatte er beschlossen meine Rolle als Anführer zu unterstützen. Wohl gut gemeint, aber warum?..... Verdammt.... Dieser Schwindel... Diese Müdigkeit..... Ich versuchte mich zaghaft mit einem Nicken.

„Ja.... Bin nur etwas müde. Sonst nichts.. Wir müssten in etwa einer Stunde endlich Sunagakure erreichen. Mitsuyu. Führe uns noch dorthin. Dann bekommst du dein versprochenes Geld und kannst wieder abhauen, bevor dich Suna- Nin noch einsperren. Deine Pferde werden wir nicht mehr brauchen.“

„Kazuu.....“

„Keine Widerworte.
 

Müdigkeit. Absolute Müdigkeit. Erschöpfung. Aufkommende Frustration. Über eine Stunde schon. Da war nichts. Kein Wind. Sand. Sand. Hitze. Nervenauftreibende Sonne. Melancholisches Schweigen. Nur noch fünfzig Minuten. Weniger. Das Herz.... Die Leber.... Alles umsonst. Warum? Wo bleibt Suna. Warum nur so langsam. Die Pferde. Nur noch Schritttempo. Sie waren am Ende ihrer Kräfte. Wir auch. So lange kein Schlaf. Kaum Pausen. Nur Streit. Missgunst. Keine Nerven mehr. Müde Augen. Trockener, aufgerissener Mund. Unregelmäßige Atmung. Schmerzende Gliedmaßen. Muskelkrämpfe. Auftretende Hoffnungslosigkeit. Aufsteigende Aggression. Iruka. Natürlich. Natürlich war er im Recht. Ja. Iruka war zu Recht zornig auf mich. Aber wie er mich immer angriff. Und jetzt. Jetzt sah er mich nicht einmal an. Iruka. Er sagte mir, er würde mir vertrauen! Warum vertraute er mir dann nicht, dass ich doch nur sein Bestes wollte. Iruka!! Wenn ich es dir sage, wirst du geschockt sein. Ich kenne dich. Erst wirst du kurz geschockt sein. Dann wirst du unglaublich wütend. Rasend vor Zorn. Verhältst dich untypisch. Es gibt nicht Vieles, das dich in Rage bringt. Deswegen kennt man dich als den sanftmütigen Shinobi. Aber du kannst auch anders. So wie früher. Als wir diesen dummen Krieg miteinander geführt hatten. Iruka. Genauso wie früher wirst du dich verhalten. Und was dann kommt..... das kann ich nicht sagen. Ab dem Punkt kann ich nicht sagen, wie du dich verhalten wirst. Es wird dich auf jeden Fall verletzen. Und trotzdem, Iruka. Du kannst es nicht ertragen, dass ich dir etwas verschweige. Es verletzt dich. Auch das macht dich zornig. Und auch da fällst du in dein altes Ich zurück. Iruka. Ich weiß ganz genau, wie du tickst. Genauso wie du mich kennst. Iruka. Du wirst mich provozieren. Du wirst mich zwingen wollen, die Wahrheit zu sagen. Du wirst mich unter Druck setzen. Mir drohen. Ich kenne dich, Iruka. Und das alles hier. Diese Mission. Diese auswegslose Situation. Das ist alles einfach nur Scheiße. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll!! Wie soll ich dich denn damit konfrontieren. Ich weiß doch selbst nicht, wie ich damit umgehen soll. Deswegen bin ich derzeit auch so aggressiv. Nein. Wie soll ich denn mit all dem klar kommen. Sollte ein Wunder geschehen und ich würde ein passendes Herz bekommen. Wie sollte ich denn nur damit umgehen? Wie solltest du damit umgehen, Iruka. Also bitte. Ich brauche dich. Ich brauche dein Vertrauen, Iruka. Hör auf. Hör endlich auf zu streiten. Hör auf mir zu misstrauen. Hör auf mich so aggressiv zu behandeln. Hör auf mich mit diesem Blick anzusehen. Diesem vorwurfsvollem, enttäuschtem Blick. Ich hasse diesen Blick. Das ist der gleiche, mit dem Kakashi mich früher oft angesehen habe. Iruka. Du bist mein Leben. Du bist meine große Liebe. Hör auf, mit mir zu streiten.
 

Diese Hitze. Schlechte Stimmung. Schweigen. Sand. Rotgelber Sand. Stechende Kopfschmerzen. Großes Durstgefühl. Schwindel. Leicht verschwommene Sicht. Immer wieder Gefahr auf der Stelle einzuschlafen. Keine Geduld. Bett. Endlich ein Bett. Nichts anderes, als ein Bett. Keine Gedanken mehr. Keine Gedanken über diese Mission. Über das Herz. Über den Tod. Über Iruka. Über Gefahren der Welt. Über Schuldgefühle. Über Hoffnung und Enttäuschung. Einfach nur schleichende, bedrohliche Müdigkeit.
 

Da.
 

Da, endlich.

„Kazosomane!!!“

Ich sah es. Wie ein Traum. Fantastisch. Da war es. Nur noch wenige hundert Meter vor uns. So nah. Mauern. Sandmauern. Tor. Gebäude. Ein Dorf. Unser Ziel.
 

Sunagakure.

Regeneration - Pause in Sunagakure

Langsamer Trapp. Ich ritt voraus. Entfernte mir müde meine Kopfbedeckung. Machte mich als Konoha- Nin erkennbar. Wir wurden sofort hereingelassen. Alle wussten schon Bescheid. Es war Baki, der uns begrüßte. Baki ein Jonin aus Suna – zuerst Feind, jetzt Freund. Er war ein paar Jahre älter als Kakashi, größer. Hatte einen stets einen strengen, ernsthaften Blick. Wenn man ihn nicht kannte, könnte man meinen, er verspeiste kleine Kinder zum Frühstück. Diese Art Aura hatte er – wenn ihr versteht, was ich meine.

Mit seiner gewohnt strengen Stimme begrüßte er uns.

„Ihr habt es geschafft. Schnell. Kommt mit ins Krankenhaus. Der neue Kazekage erwartet euch bereits. Es ist alles vorbereitet.“

„Ein neuer Kazekage... Ihr habt also gewählt.“

„Ja. Und unser Dorf kann mit der Wahl zufrieden sein.“

Okay, Kazuu. Du bist der Anführer. Du bist in einem fremden Dorf. Also lass deine Selbstzweifel. Vergiss den Streit mit Iruka. Sei jetzt ganz Shinobi.

Ich konzentrierte mich. Musste meine unglaubliche Müdigkeit ignorieren. Es würde klappen. Ich kannte meinen Körper. Und ich kannte meine Grenzen. Es würde noch gehen. Ich sprang vom Pferd. Ignorierte die flüsternde Gespräche der Dorfbewohner. Betrachtete meine Kameraden streng.

„Sakura. Wir zwei gehen ins Krankenhaus. Genma. Iruka. Bezahlt Mitsuyu den fehlenden Betrag. Gebt ihm noch etwas Schmerzensgeld mit. Dann fragt nach einem Rastplatz und ruht euch aus. Mitsuyu. Du bist somit aus deinen Pflichten entlassen. Ich will von dir nichts hören.“

„Kazosomane! Du kannst nicht.....“

„Geht klar, Taicho.“

Iruka. Er hatte gerade protestieren wollen. Sich mit mir streiten. Genma war es, der ihn unterbrach. Hatte Taicho extra betont ausgesprochen. Mit einem vorwurfsvollem Blick zu meinem Freund. Ja. Iruka und ich. Wir sollten endlich den persönlichen Level abstellen und unsere Professionalität wahren. Sakura sprang vom Pferd. Das lebensrettende Behältnis in ihrer Hand. Trat zu mir.

„Baki. Führen Sie uns in das Krankenhaus.“

„Gut.“

Sofortiges Loslaufen. Jetzt zählte jede Minute. Ich ließ sie zurück. Genma, der eher genervt unseren Führer bezahlte. Ihn nebenbei weiter triezte. Iruka, dessen düsteren Blick noch lange an meinem Rücken spürte. Ich sah mich nicht um. Folgte einzig dem Jonin, der auf direkt leopardenartig vorauslief. Sakura war stets dicht bei mir. Ich sah kurz an. Musterte sie. Ja. Sie hatte wohl insgesamt sieben bis neun Stunden schlafen können.

„Sakura. Denkst du, du bist fit genug für die Assistenz?“

„Ja, Senpai. Ich bin nicht müde. Ich habe die Energie.“

„Gut. Das hier wird jetzt alles sehr schnell gehen. Mach, was die Ärzte dir sagen. Stell ihnen während der OP ruhig fragen. So lernst du am Besten.“

„Ja, Senpai.“

„Da vorne ist das Krankenhaus. Und unser fünfter Kazekage.“

Ein Blick nach vorne. Ein großes und doch einfaches Gebäude stellte das Hospital dar. Am Eingang. Die traditionelle blau- weiße weite Kleidung. Die Kopfbedeckung, die ihn als Oberhaupt auszeichnete. Was? Dieser Junge. Dieser knapp fünfzehnjährige Junge war der neue Kazekage?

„Gaara ist der Fünfte?“

Das war Sakura. Sie schien genauso verblüfft, wie ich. Endlich. Wir hatten das Krankenhaus erreicht. Dieser Gaara. Der Jinchuuri, der Shukaku – den einschwänzigen Maderhund – in sich trug, war Kazekage. Dieser Junge, der einst mit seinem Dorf unser Dorf angriff, sich später mit uns verbündete, war der Führer. Bei ihm eine junge Frau mit blonden Zöpfen und Riesenfächer auf dem Rücken. Ein junger Mann mit violetter Gesichtsbemalung, schwarzem Overall und schwarzer, recht auffälliger Kapuze. Temari und Kankuro. Die Geschwister des amtierenden Kazekages. Temari hatte einen gefassten Gesichtsausdruck aufgesetzt.

„Hallo Sakura. Kengo Enagawa wurde gerade an die Herz- Lunge – Maschine angeschlossen. Du hast die Organe?“

„Ja.“

„Dann komm mit. Wir müssen uns beeilen.“
 

Ich ließ Sakura ziehen. Mit den anderen. Gaara bat mich ihn in einem Büro des Krankenhauses zu begleiten. Ich folgte ihn in den großen Raum, in dem sich einzig ein Schreibtisch und mehrere Regale mit medizinischen Unterlagen und Bücher befanden. Einfach gestrickt. Gaara setzte sich an seinem Platz.

„Bitte richten Sie Hokage Tsunade mein aufrichtiges Dankeschön. Sunagakure steht wieder in der Schuld Ihres Dorfes, Kazosomane Hatake. Ich danke Ihnen. Der junge Mann ist gerade Vater geworden, jetzt hat er die Möglichkeit, zu sehen, wie sein Sohn aufwächst. Andererseits teile ich Ihnen mein Beileid über den Verlust Ihres Dorfes mit.“

So ist das Leben, Gaara. Ein Mensch stirbt, ein Mensch lebt. Es lässt sich nicht ändern.

Ich erinnerte mich wieder an etwas. Zog den Brief aus meiner Brusttasche hervor.

„Tsunade bat mich das hier dem Kazekage zu übergeben.“

Ich reichte Gaara den Zettel. Beobachtete ihn beim Lesen. Unveränderte Mimik seinerseits. Seine Gesichtszüge verrieten nichts. Rein gar nichts. Verdammt. Ich nahm jetzt doch mal Platz. Ließ ihn lesen. Jetzt erst merkte ich es. Kein Schlaf mehr seit etwa sechzig Stunden. Meine Gliedmaßen fühlten sich langsam an wie eine Mischung aus Stein und Gummi. Mein Körper verkrampfte sich immer wieder unwillkürlich. Beißende Kopfschmerzen. Schmerzende Augenlieder. Immer den Kampf gegen das Eindösen. Scheiß Müdigkeit. Dich kann ich jetzt überhaupt nicht brauchen.

„Gaara. Ich habe eine Bitte. Gibt es eine Möglichkeit, dass ich der Transplantation beiwohnen kann. Es ist unglaublich wichtig für mich.“

„Ich verstehe.“

Gaara. Er faltete den Brief wieder zusammen. Seine Miene. Sie war absolut undurchsichtig. Die Stimme hingegen wirkte leicht traurig.

„Ich verstehe. Sunagakure willigt der Bitte des Hokage ein. Sobald es eine Möglichkeit gibt...... Die Hatake- Geschwister also....... Wie ist das passiert?“

„Es war ein Unfall... Gaara- sama. Bitte. Diese Transplantation wird eines Tages wohl mich betreffen. Das heißt, wenn ich Glück habe. So kann ich mir ein Bild davon machen.“

Schweigen. Gaara schien nachzudenken. Ernsthaft nachzudenken. Dann nickte er. Bedächtig.

„Sie wirken müde, wenn ich das bemerken darf. Die Operation findet bereits statt. Trotzdem wird der Eingriff wohl noch etwa zwei Stunden in Anspruch nehmen. Denken Sie, Sie halten diese Zeit noch durch? Oder diese psychische Belastung?“

„Ja, Gaara. Ich muss da durch. Ich muss es sehen. Immerhin betrifft es mich. Kakashi hat bis jetzt keine Möglichkeit. Aber in diesem Punkt würde er genauso handeln. In diesem Punkt sind wir gleich.“ Ja. Ich war im Grunde total fertig. Das war mir schon bewusst. Aber... aber.. dieser Mann. Er bekam ein neues Herz. Jetzt. Jetzt bekam er ein neues Herz. Mit viel Glück würde Kakashi irgendwann ein neues Herz bekommen. Ich würde ein neues Herz bekommen. Ich hatte keine Ahnung. Keine Ahnung, was dies für mich bedeuten würde. Klar. Ein neues Leben. Zumindest, sollte mein Körper das neue Herz nicht gleich abstoßen. Oder ich würde während der Rehabilitation nicht gerade an irgendeinen Infekt sterben. Es musste sein. Ich musste diese Operation sehen. Musste sie miterleben. Dieses Mal musste ich einfach.

„Wir haben eine Galerie. Chirurgische Operationen sind sehr selten – vor allem Transplantationen. Viele Mediziner werden zusehen. Sie können sich dazureihen.“

„Danke... Gaara.“

Ich verbeugte mich kurz. Komisch, wenn ein Fünfzehnjähriger plötzlich einen höheren Rang als ich hat. Na, gut. Ich wollte das Zimmer verlassen, zum OP gehen. Nichts mehr verpassen.

„Warten Sie noch, Kazosomane. Ich..... Wie geht es Naruto?“

Naruto. Er hatte bei so vielen Menschen einen bleibenden und vor allem positiven Eindruck hinterlassen. Ja. Dieser Junge war echt beeindruckend. Also lächelte ich doch mal.

„Naruto ist seit über zwei Jahren auf Trainingsreise mit dem Sannin Jiraya. So viel ich weiß geht es ihm gut.“

„Das ist gut.“
 

Die Galerie war sehr befüllt. Chirurgie – diese medizinische Fachrichtung war bei unseren Dörfern eine Seltenheit. Die interne Fachrichtung ebenfalls. Einem Ninjadorf anzugehören hatte auch seine Nachteile. Ich weiß nicht mehr, wann, aber irgendwann wurde eine neue Sparte des Nin- Jutsu entdeckt. Oder gegründet. Wie gesagt. Keine Ahnung. Auf jeden Fall wurde die herkömmliche – damals doch recht fortschrittliche Medizin durch den Einsatz von Medi- Nin ersetzt. Im Krieg war das durchaus praktisch. Homöopathische Mittel, der Verschluss von Kriegswunden durch den kontrollierten Einsatz von Chakra. Entgiftungen, Synkopen, einfache Frakturen, Zellregeneration. All das konnte nur durch den Einsatz von Chakra kontrolliert werden. Also ersetzten mit der Zeit die Medi- Nin die herkömmlichen Chirurgen und Anästhesisten. Operationen am offenem Körper waren eine verdammte Seltenheit. Aber.....

Chakra kann keine zerstörten oder fehlenden Organe ersetzten. Chakra kann beim Diabetes den Insulin nicht ersetzen. Medi- Nin können kein Krebs heilen. Zugegeben, der Rückgang von malignen Tumoren oder deren Metastasen konnte durch Chakra durchgeführt werden, was den Einsatz der klassischen Chemotherapie ersetzte. Trotzdem. Chakra heilt keinen Krebs. Das kann nur die alte Medizin. Diese klassische, riskante, alte Medizin. Deswegen konnte Sakura sich nicht aktiv an der Operation beteiligen. Doch ich sah sie durch die Galerie hindurch. Schwer zu erkennen. Sie war steril gekleidet. Dieser Blick nach unten.

Die Galerie war überfüllt. Hauptsächlich Medi- Nin und ältere Shinobi aus dem Dorf drängten sich an die dicke, breite Glasscheibe. Wollten alles genau sehen. Diese Seltenheit. Diese Transplantation. Die Leber hatten sie wohl bereits eingesetzt, bevor ich gekommen war – das obwohl dieser Mensch an der Herz- Lungen- Maschine anhing.
 

Ich zitterte leicht. Mir war schwindelig. Wirklich schwindelig. Irgendwie sogar ein leichtes Taubheitsgefühl an den Fingern. Angehende Übelkeit. Ich fror. Scheiße. Ich war wohl richtig übernächtigt. Aber ich konnte nicht. Nein, ich durfte noch nicht schlafen. Ich musste es sehen. Ich musste alles sehen. Das Herz. Das Herz. Wie es eingesetzt wurde. Das Herz. Ich musste es sehen.

Dieser Mann... Es war schwer sein Gesicht zu erkennen. Da war dieser Tubus in seinem Mund, der dafür sorgte, dass seine Atemwege frei blieben. Überall Katheterschläuche, die ihn intravenös mit Infusionen versorgte. Die Herz – Lungen – Maschine, die die Herztätigkeit ersetzte. Blut aus den Venen in die Maschine, Blut aus der Maschine in den fahlen Körper. Dieser junge Mann. Er sah eigentlich nicht wirklich wie ein Mensch aus. Nur ein mächtiges Stück Fleisch. Und er sah... tot aus. Scheiße... Sollte ich einmal so aussehen? Das meiste des Körpers steril zugedeckt – diese offene Brust. Mit dem Blut. Dem Gewebe. Zerschnittene Haut. So würde ich aussehen? Wie wäre es bei mir? So wie hier in Sunagakure hatte das Konoha- Krankenhaus ebenfalls nur einen sterilen Operationssaal. Mehr wurde nicht benötigt. Und auch dort gab es eine Galerie. Wie viele Menschen würden mich da so liegen sehen? Nackt. Hilflos. Offen. Ja... Richtig offen... Wie viele Menschen würden alles geben, mich zu retten? Da. Dieses neue Herz. Es war nicht groß. So ein faustgroßer Klumpen Fleisch war so absolut wichtig für das Überleben eines jeden humanen oder tierischen Wesens? Das war der Motor des Lebens? Ja. Ich kannte die Anatomie des Menschen genau. Das war für uns Shinobi einfach.. nun ja, lebenswichtig. Zu wissen, wie etwas funktionierte. Die Schwächen des Körpers zu kennen. Die empfindlichen Punkte. Die tödlichen Punkte. Dim Mak. Es war wichtig für mich die humane Anatomie zu kennen. Aber diese Form.. Zugegeben. Einmal war ich bei einer Autopsie dabei gewesen, aber da war dieser Mensch tot. Und er hier. Dieser junge Mann mit den kurzen, schwarzen Haaren. Er sollte leben. Das war das Ziel. Verdammt..... Scheiß Müdigkeit. Es war so hart. So richtig hart. Ich glaube, ich würde bald das Bewusstsein verlieren. Nein, Kazosomane!! Sieh zu. Sieh genau zu. Das da unten. Eines Tages und wenn du viel – sehr viel - Glück hast, wirst du da unten liegen. Jetzt. Sie führen das Herz ein. Ja. Das Herz in den Körper. Jetzt. Es sollte mit den Gefäßen verbunden werden. Eins mit dem fremden Körper werden. Verbindung mit der oberen und unteren Hohlvene – der vena cava superior und inferior – Verbinden mit der Aorta, mit den Herzkranzgefäßen. Alles. Das Herz sollte mit dem fremden Körper verbunden werden. All das würde etwa eine Stunde Zeit in Anspruch nehmen. Eine ganze Stunde.

„Sie sehen blass aus. Geht es Ihnen nicht gut?“

Das war ein Medi- Nin aus Suna. Ein älterer Mann, rundlich und mit einem kleinem Bart. Er war etwa in meiner Größe, betrachtete mich sorgvoll. Nahm mein Handgelenk. Ich hatte nicht wirklich die Kraft mich zu wehren, spürte wie er meinen Puls maß. Typisch Ärzte. Ich war vollkommen auf die Operation konzentriert. Schaffte es kaum, meine Mitmenschen wahr zu nehmen.

„Ihr Puls liegt bei fast hundertzehn Schlägen die Minute. Sie kommen doch aus Konoha. Waren Sie für den Transport der Organe verantwortlich.“

Leichtes Nicken von mir. Seufzen von ihm.

„Ich habe schon so viele Shinobi behandelt. Ich rate Ihnen sich dringend schlafen zu legen, junge Dame.“

„Ich bleibe hier....“

„Ich rate Ihnen.....“

„Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, mir ist meine Müdigkeit durchaus bewusst, aber ich werde hier bleiben. Und ich werde diese Operation beobachten. Das ist meine Aufgabe.“

Wow. So hart wollte ich eigentlich nicht klingen. Zumindest erhielt ich so den gewünschten Effekt. Ich sah den Mann kopfschüttelnd den Platz wechseln. Ja. Sie würden mich alle in Ruhe lassen.
 

So schlapp. Unglaublicher Druck an den Augen. Kopfschmerzen. Langsam starker Schwindel. Durst. Innere Unruhe. Aggressivität. Erschöpfung. Trotzdem. Ich muss wach bleiben. Gerade jetzt. Ja. Jetzt. Jetzt war es soweit. Das Herz. Sie wollten es zum Schlagen bringen. Es war soweit. Das Herz musste schlagen. Sakura. Sie sah so konzentriert aus. Ja. Das Herz..... Ich musste mich hinsetzen. Meine Füße.. Sie trugen mich nicht mehr. Ich sah zu. Gespannt zu. Da. Massage des Herzens. Direkte Massage. Immer wieder regelmäßiger Druck. Da..... der Monitor.... das Herz... Das Herz schlug. Es schlug. Das Herz schlug.
 

Langsamer Gang durch das Krankenhaus. Ich konnte nicht länger durchhalten. Das Herz schlug. Der Mann war wohl gerettet. Vorerst. Dieses Herz. Das war Mamoru’ s Herz. Jetzt gehörte es diesem jungen Mann – Kengo. Er würde weiter leben. Zumindest hatte er eine Chance. Vielleicht.... Wenn sein Körper das Herz akzeptierte..... Kakashi... du und ich... wir brauchen Glück. Unglaublich viel Glück. Werden wir es schaffen? Kakashi.... es tut mir Leid... So unendlich viel Leid. Ich habe es verursacht. Ich hatte diesen scheiß Kampf angezettelt. Ich weiß genau. Die Narbe, die du mir zugefügt hattest. Dein Raikiri war deutlich präziser gewesen. Diese kleine Narbe an meiner linken Brust. Er hatte wirklich genau gezielt. Mein Angriff auf ihn war nicht so präzise gewesen. Seine Narbe war größer. Und trotzdem. Wir hatten den gleichen Effekt erzielt. Jeder von uns hatte bald den anderen umgebracht. Wenn wir kein neues Herz bekamen. Scheiße. Immer wieder die gleichen Gedanken. Hatten wir überhaupt noch eine Chance? Kakashi.... dir geht es doch gerade gut. Du bist fit. Und auch ich bin gesund. Ich komme mit körperlicher Belastung klar. Unser Jutsu und Tsunade’ s Kunst hatte dieses Trugbild erschaffen. Wie konnte das sein? Wie konnte meine stabile Gesundheit nur eine verdammte kurzlebige Illusion sein? Das war so irreführend. Müde.... Ich war so müde.... Schleppender Gang aus dem Krankenhaus. Durch das Sanddorf. Einfache Häuser. Ich bekam kaum noch etwas wahr. Nein... Ich wollte nur noch ins Bett... Man hatte mir zuvor gesagt, in welche Unterkunft wir Konoha- Shinobi wir untergebracht wurden. Ich begab mich schon fast mechanisch in Richtung dieses einfachen Hotels. Müde. Fertig. Kopfschmerzen. Gliederschmerzen. Augenschmerzen. Schwindel. Durst. Schlechte Laune. Verkrampfungen. Schlechte Wahrnehmung. Ins Bett. Nur noch ins Bett......
 

„Hör mal, du hattest doch schon zwei Sake. Wir sind immer noch im Dienst.“

„Ich betrinke mich nicht. Ich kenne meine Grenzen. Außerdem bist du doch selbst gerade beim Zweiten. Also halte mir bitte keine Predigt.“

„Wow. Wenn du gereizt bist, kannst du echt zu einem vorlautem Idioten mutieren. Allerdings war das doch schon immer so. Du und Kazuu. Ihr könnt einem echt auf die Nerven gehen.“

„Ich will jetzt nicht über Kazuu reden.“

„Genauso ich. Aber du kannst doch nicht richtig schlafen und lässt mich auch nicht in Ruhe, Iruka. Du bist doch müde. Schlaf und geh das nächste Mal nicht gleich wieder auf sie los. Ihr seid auf einer Mission. Lasst gefälligst euren privaten Scheiß daheim.“
 

Das konnte nicht sein. NEIN!!! SIE TRANKEN SAKE??!!! DAS.... DAS WAR....

„Ihr blöden Pisser.“

„Kazosomane... Reg dich ab.“

Ich konnte kaum wach bleiben. So ätzend. Konnte kaum stehen. War sowieso doch schon so richtig aggressiv. Und dann das. Diese zwei Idioten. Genma und Iruka. Da saßen sie. An einem Cafè. Unterhielten sich gestresst. Tranken Alkohol. SIE TRANKEN ALKOHOL WÄHREND EINER MISSION!! EINE MISSION BEI DER ICH TEAMFÜHRER WAR!!! DAS WAR RESPEKTLOS!!! Ich war zu ihnen geschritten. Hatte mich zu ihnen gesetzt. Ein Griff zu dem mit dem Getränk gefüllten Becher an Iruka’ s Hand. Goss es einfach auf den betonierten Boden. Dann den Becher vor Genma. Zischte sie wütend an.

„Bei jedem anderen Shinobi würdet ihr diesen verdammten Scheiß nicht machen. Was habe ich zu euch gesagt?“

Das konnte ich echt nicht gebrauchen. Iruka. Sein zorniger Blick. Er war absolut blass, hatte leichte Augenringe. Ganz klar. Er war wohl echt fertig. Und zornig. Spannte seine Muskeln an. Genma. Sein Blick missmutiger. Wirkte fit genug. Flüsterte fast, um keine Aufmerksamkeit der Dorfbewohner auf uns zu lenken.

„Hör zu, Kazuu. Wir haben bereits etwas geschlafen. Wohl im Gegensatz zu dir. Hey. Du siehst echt fertig aus. Du kippst gleich um.“

„Halt deine Klappe. Erklär mir, was das soll? Und du, Iruka?“

Iruka. Er sah mich so absolut kalt an. Das war ich schon lange nicht mehr gewohnt. Und es machte mich zornig. Dieser Mistkerl! Natürlich war es sein Recht wütend auf mich zu sein. Aber das! Das ging jetzt echt zu weit! Wenn er Streit wollte- meinetwegen. Das konnte er haben!

„Du hast wohl deine Zunge verschluckt. Was soll der Scheiß? Du respektierst mich nicht. Du verhöhnst mich, Arschloch.“

„Arschloch?? Du kleines Miststück. Wer respektiert wen nicht? Wenn du mich noch einmal beleidigst, vergesse ich, dass wir in einem fremden Dorf sind.“

„Hey. Hört jetzt auf zu streiten. Was ist los mit euch?“

Genma klang nun doch irritiert. Hatte mein Handgelenk gegriffen. Verhinderte so, dass ich aufsprang und auf Iruka losging. Ich hasste es, mich mit meinem Freund zu streiten. Aber wir waren gerade richtig fertig. Im Grunde, wusste ich zwar, was ich gerade tat. Wie ich ihn angiftete, hatte trotzdem keine wirkliche Kontrolle über mein Handeln. Ich war vollkommen übermüdet. Wütend. Aggressiv. Verzweifelt. Nur durch Genma gingen Iruka und ich nicht aufeinander los. Nur durch ihn bewahrten wir den Frieden. Ich starrte Iruka nur an. Er mich. Verbittertes Schweigen. Nur Genma’ s flüsternde Stimme, die versuchte zu verhandeln.

„Kazuu.. Atme erst mal tief durch. Beruhig dich, bitte. Du solltest wirklich schlafen. Du auch, Iruka.“

Die Stimme klang ernst. Aber auch beruhigend.

„Hört zu. Ich werde nicht versuchen, euch zu verstehen. Ich werde auch nicht versuchen, zwischen euch zu vermitteln. Es ist eure Sache. Aber eines müsst ihr wissen. Wie ihr euch gerade benehmt. Das erinnert mich an eine gewisse Zeit vor einigen Jahren. Da gab es doch das Katastrophenteam, das nicht einmal im Stande war einfache D- Mission durchzuführen. Ihr wisst genau, was ich meine. Hört auf, euch wie kleine Kinder zu benehmen.“

Verdammt..... Okay. Ich liebte Iruka. Ohne Zweifel. Ich wollte mein ganzes Leben mit ihm verbringen. Aber jetzt? Jetzt wollte ich ihm einen ordentlichen Schlag verpassen. Und er wollte genau das Gleiche. Ja. Seine Mimik. Die angespannte Mimik. Die geballte Faust. Scheiße. Ich stand hastig auf. Ups. Fehler. Ich musste mich schlagartig auf den Tisch stützen. So schwindelig. So schlecht. Ich konnte mich kaum auf meine Füße halten. Konzentrierte mich, nicht umzukippen.

„Wow. Hey. Siehst du? Geh jetzt endlich schlafen. Ich begleite dich lieber, sonst fällst du mir noch in Ohnmacht. Geht das klar, Iruka. Ist ja immerhin deine Frau.“

Iruka. Er hatte gerade erst mich mit absoluter Sorge angesehen. Jetzt verhärtete sich sein Blick wieder. Versuchte gelassen zu wirken. Seine Stimme aber war vollkommen genervt.

„Macht, was ihr wollt. Ich bleibe noch ein bisschen hier und rege mich ab.“

Noch ein wütender Blick zu mir, als ich mehr oder weniger gestützt von Genma, das Cafè wieder langsam verließ.
 

„Ich werde dich nicht fragen, was du gemacht hast. Ich werde nicht fragen, warum ihr euch nicht so streitet. Aber eins ist mir schon klar. Du hast doch irgendein Geheimnis.“

„Genma. Ich will nur ins Bett. Also fang nicht wieder damit an.“

Ich war schon vor der Tür meines Hotelzimmers. Wahrscheinlich war Sakura schon drinnen und schlief. So erschöpft. Und dann gleich wieder dieses Gerede. Genma blieb aber ruhig. Nicht wie vor ein paar Monaten. Anscheinend wollte er Iruka und mich nur unterstützen. Stand mir gegenüber. Sah mich direkt an.

„Kazuu. Ich erklär dir mal, wie ich das Ganze hier sehe, okay. Immerhin kennt euch das ganze Dorf seit Jahren. Ihr wart nie wirklich unauffällig.“

„So wie du das erklärst, hört sich das so negativ an.“

„Ist eher gemischt. Aber jetzt. Pass mal auf. Eure Beziehungskiste ist mir so was von scheiß egal. Ich meine, es war doch sowieso klar. Aber du hast irgendein Problem. Du kennst doch Iruka besser als ich. Ich meine, ihr seid doch beste Freunde. Unzertrennlich. Du hast dich im Grunde immer besser mit ihm verstanden, als mit deinem Bruder. Iruka ist so unglaublich gereizt, weil du ihm etwas verheimlichst. Das ist alles eure Sache. Das Problem ist nur, dass diese Mission hier gerade darunter leidet. Nicht nur die Mission. Du gehst auf mich los. Und Iruka geht auf mich los. Das macht mir verdammt noch mal keinen Spaß. Also. Geh jetzt schlafen. Ruh dich aus. Beende die Mission als unser Teamführer und wenn wir daheim sind, regle das mit Iruka. Egal, welches Geheimnis du hast. Sag es ihm. Sonst verlierst du Iruka. Vergiss das nicht, Kazuu. Du wirst ihn verlieren.“
 

Iruka verlieren.......

Ich schlief unruhig. Iruka verlieren. Nein. Das durfte nicht sein. Ich durfte ihn nicht verlieren. Aber leider konnte ich es ihm auch nicht. Scheiße. Was soll ich nur machen? Sie sagten es alle. Ja. Sie sagten es alle. Tsunade. Kakashi. Ja, sogar jetzt Genma. Sie sagten alle, dass ich vor Iruka kein Geheimnis haben sollte. Und ja. Sie hatten Recht. Ich hatte bisher noch nie ein Geheimnis vor ihm gehabt. Und dass ich jetzt eines hatte, verletzte ihn. Machte ihn zornig. Wirklich zornig. Scheiße. Nein! Was sollte ich nur machen?!!
 

„Taicho? Sind Sie wach?“

Sakura’ s Stimme klang so fern. Es war Nacht. Ich hatte mehrere Stunden geschlafen. War eigentlich ziemlich down. Ich hatte die Augen geschlossen, nickte aber trotzdem.

„Kann ich Sie etwas fragen?“

„Fragen geht immer. Ob ich antworte, kommt auf die Frage an.“

„Haben Sie Angst vor dem Tod?“

Was war das für eine Frage? Und außerdem...

„Sag du zu mir, Sakura. Du bist jetzt Chunin.“

„Na, gut. Also.. Taicho. Haben Sie.... hast du Angst vor dem Tod? Das mit der Operation hat mich zum Nachdenken gebracht. Dieser Mann war ja im Grunde tot. Und wir werden doch immer wieder mit dem Tod konfrontiert.“

„Du hast bisher noch nicht getötet, nicht?“

Langsam öffnete ich doch die Augen. War zwar noch müde. Und trotzdem ging es mir besser. Richtete mich leicht auf. Betrachtete so die Jüngere. Es war seltsam. Mit Genma und Iruka lag ich im Klimsch. Überhaupt. Waren wir unter uns, verhielten wir älteren uns anders, als wenn die jüngste Chunin- und Genin- Generation anwesend waren. Sakura. Sie war noch so jung. Sie hatte ganz andere Erfahrungen als wir. Sie war in Zeiten des Friedens aufgewachsen. Konohagakure war immer sicher gewesen – abgesehen, als Orochimaru angriff. So jung..

„Aber du kommst klar, Sakura? Ich meine, immerhin lebt er.“

„Du willst die Frage nicht beantworten, oder? Es tut mir Leid, Taicho.“

Hatte ich Angst vor dem Tod? Ich legte mich auf meinem Rücken. Starrte zur Decke. Scheiße....

„Natürlich habe ich Angst vor dem Tod. Er ist.... entgültig. Sonst hat man immer eine Wahl. Egal, was du machst. Du hast immer wieder die Möglichkeit zu wenden. Egal in welcher Situation du gerade steckst. Es gibt immer eine Wahl. Außer dem Tod. Da gibt es keine Wahl. Keine Alternative. Der Tod ist unausweichlich. Ja. Ich habe Angst vor dem Tod.“

„Ich auch. Das ist wohl Instinkt.“

„Es gibt Schlimmeres. Der Verlust. Du hast einen Verlust erlebt, Sakura. Nicht wahr. Sasuke Uchiha.“

Ja. Dieses Mädchen liebte Itachi` s Bruder. Doch der war einfach ein Uchiha. Immerhin hatte er aus Hass sein Dorf verraten und war Orochimaru gefolgt. Das war ein Verlust.

„Ich brauche nicht einmal das Kanyouinjuu um genau zu wissen, wie du dich fühlst. Sasuke hat Unvorstellbares durchgemacht. Deswegen ist er ausgetickt. Und deswegen ist er gegangen. Aber er lebt. Also gibt es Hoffnung. Deswegen ist meine persönliche Meinung, dass der Verlust von Verstorbenen schlimmer ist, als der Tod selbst.“

„Das denke ich auch. Als der Dritte starb war das schon schlimm. Ich will mir nicht vorstellen, wie es ist, wenn meine Eltern sterben. Oder Sasuke. Oder Naruto. Das wäre wirklich grausam.“

„Du wirst es erleben, es sei denn du stirbst früher. Das ist das Schlimme an dem Tod. Der Verlust.“

„Der Verlust.... hm...“

„Es ist wichtig sich damit auseinander zu setzen. Sich einen Standpunkt zu stellen. Aber du musst es akzeptieren. Du wirst sterben. Und du machst Verluste. Es wird kommen. Du kannst nichts dagegen machen. Es wird passieren. Und du musst trotzdem weitermachen. Diese Angst hat jeder von uns. Und trotzdem. Du musst einfach versuchen zu leben, Sakura. Befasse dich mit dem Tod. Mit dem Verlust. Und dann... lebe einfach.“

Klar. Große Worte von mir. Ich meinte es Ernst. Sakura. Sie dachte nach. Sie würde noch eine Weile nachdenken. Ja. Ich ließ sie machen. Ließ sie nachdenken.
 

Was sollte ich denn nur machen? Ich meine. Ich hatte diese Worte gesprochen. Tod. Verlust. Natürlich konnte jeder von uns einfach so sterben. Dazu musste man nicht unbedingt Shinobi sein. Es reichte, wenn man zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war. Als Ninja erhöhte sich nur die Chance früh zu sterben. Und bei Kakashi und mir war es fest. Na ja. Nicht fest. Aber doch nah. Gott. Hoffentlich würde ich ein neues Herz bekommen. Ich will nicht sterben. Und Kakashi? Ich hatte immer nur Gedanken über meinen Tod. Und Kakashi? Nur weil er vielleicht zwei, drei Jahre mehr prognostiziert hatte, erging es ihm doch nicht besser. Kakashi und ich. Wir waren Geschwister. Familie. Und Iruka? Er war genauso meine Familie. Er war jetzt drinnen in der Geschichte. Eigentlich von Anfang an. Ja. Ich hatte wirklich vor ihm keine Geheimnisse gehabt. Alle meine Probleme. All meine Streitereien mit Kakashi. Ich hatte ihn immer mit hineingezogen. Er hatte auch nie Geheimnisse vor mir gehabt. Aber Iruka war immer der Sanftere gewesen. Er hatte nicht so viel Mist gebaut, wie ich. Ich hatte ihn nie auffangen müssen. Er war stärker als ich. Stabiler. Fürsorglicher. Natürlich. Iruka war vernünftig. Manchmal – so wie in den letzten Tagen – konnte er auch anders sein. Aggressiv. Unvernünftig. Vorlaut. Vor allem, wenn er sich um die Menschen sorgte, die ihm wichtig waren. Seine Schüler. Naruto zum Beispiel war irgendwie immer wie ein Sohn für Iruka gewesen. Und er war so unglaublich stolz auf diesen Jungen, der es nun doch so weit gebracht hatte. Iruka war ein guter Lehrer. Ein guter Mensch.

Verlust.

Das war das, was ich ihm schenkte. Jetzt, da wir uns unsere Liebe eingestanden hatten, hatte sich unsere Abhängigkeit voneinander nochmals deutlich verstärkt. Eines wusste ich. Es gab zwei Menschen, über deren Verlust ich auf keinen Fall hinweg kommen konnte. Da war ich mir sicher.

Zum einen Kakashi. Mein Bruder. Ich liebe ihn so sehr. Er ist nicht nur mein einziger Verwandter – er ist meine Familie. Und wir hatten immer so sehr gestritten. Das war auch noch meine verdammte Schuld. Wir sahen uns so selten. Nein, Kakashi. Du brauchst ein Herz. Du brauchst ein Herz, um zu lieben. Irgendwann traust du dir vielleicht zu eine Liebe zu finden. Anko vielleicht. Das soll dir nicht verwehrt bleiben, Kakashi. Nicht wegen meiner verdammten Dummheit. Kakashi. Ich will dich nicht verlieren.

Und Iruka. Er ist mein Seelenpartner. Meine große Liebe. Ich hoffe so sehr, dass du nicht früh stirbst. Irgendwann ja. Aber ich kann es mir vorstellen. Ich kann mir vorstellen mit dir eine Familie zu gründen. Ich würde zu Hause bleiben. Ich würde die Kinder großziehen, während du als Lehrer wahrscheinlich bis zu deinem Tod arbeiten wirst. Ich hoffe nur, dass unsere Kinder deine Ruhe und deine Vernunft erben und nicht meine Idiotie. Ja. Ein friedliches Leben mit Iruka. Mit Haus und Garten. Onkel Kakashi, der wohl manchmal mit der hitzköpfigen Bande überfordert wird und mir verzweifelte Erziehungstipps geben will. Das wäre so traumhaft.
 

Aber das wird es wohl nicht geben.
 

Es hat einen Grund. Ich kann Iruka nicht sagen, dass mein Herz versagen wird. Ich habe dir schon so viel angetan. Wir lieben uns so sehr. Ich habe es zugelassen. Und das, obwohl ich wusste, wie es um mir stand. Ich ließ es zu, dich von mir abhängig zu machen. Ich bin Schuld dir einen möglichen Verlust unerträglich zu machen.
 

Warum kann ich es nicht sagen? Warum kann ich dir nicht sagen, dass mein Herz versagen wird. Dass ich in naher Zukunft eine Herztransplantation brauchen werde, da ich sonst definitiv sterbe.
 

Ich habe Angst.
 

Angst vor Iruka’ s Reaktion. Er wird mich hassen. Ich habe ihn dazu gebracht mich zu lieben. Und dann soll er mich verlieren. Ich kenne Iruka. Sein Verlust wäre für mich schlimmer als die Hölle. Ich würde mir sofort das Leben nehmen. Ich würde mich sofort umbringen. Egal, was ich zurückließ. Ohne Iruka und ohne Kakashi will ich nicht leben. Ihm ergeht es genauso. Und das war meine Schuld.
 

Ich habe diesen Scheiß angestellt. Ich bin selber Schuld an dem, was passiert. Aber ich habe Iruka immer mit hineingezogen. Ich hätte ihn in Ruhe lassen sollen. Aber ich habe Iruka in alles mit hineingezogen. Auch in den letzten Kampf mit Kakashi. Ich ziehe Iruka immer mit hinein.
 

Dafür wird er mich hassen.
 

Und wenn ich es ihm nicht sage?
 

Genma hat Recht. Ich werde Iruka verlieren. Iruka weiß, dass ich ein Geheimnis vor ihm habe. Das verletzt ihn. Ich hatte noch nie ein Geheimnis vor ihm gehabt. Jetzt schon. Er wird mich weiter provozieren. Wenn ich ihm nicht die Wahrheit sage, wird er mit mir streiten. Richtig mit mir streiten. Und wenn ich ihm danach immer noch nicht die Wahrheit sage, wird er anfangen mir zu misstrauen. Wir konnten uns immer blindlings vertrauen. Wenn ich ihm nicht die Wahrheit sage, werde ich dieses heilige Vertrauen zerstören. Und ohne Vertrauen.... wie soll man dann eine Beziehung führen? Wir hatten diese Beziehung angefangen, obwohl wir das Risiko kannten. Wenn wir uns trennen würde, das wäre auch das Aus für unsere Freundschaft. Iruka wäre dann nicht mehr mein bester Freund. Ein Verlust. Irgendwann würde er anfangen mich zu hassen.
 

Egal, was ich auch mache.
 

So oder so.
 

Ob ich ihm nun sage, dass mein Herz versagen wird oder nicht.
 

Iruka wird mich hassen.
 

Was soll ich nur tun?
 

Bitte.
 

Sagt es mir? Was soll ich nur tun?

Unter Druck - Die Entscheidung wird bald fallen

So. Nach langer, langer Zeit kommt jetzt das neueste Kapitel. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und nehme Kommentare mit Freuden an.
 

Zwei Tage. Zwei Tage, in denen Iruka es schaffte kein einziges Wort mit mir zu reden. Sakura war viel mit Temari und im Krankenhaus unterwegs, so dass sie wohl die düstere Stimmung zwischen uns älteren Shinobi wenig mitbekam. Das war zumindest mein Eindruck. Genma hatte es aufgegeben zwischen uns zu verhandeln. Wie hatte er es so schön ausgedrückt?

„Mir ist es echt scheißegal, ob ihr miteinander schlaft oder euch die Köpfe einschlagt. Aber lasst gefälligst die Mission nicht darunter leiden. Ihr Idioten.“

Ja. Genma gab wirklich auf. Iruka... Ich hasste diesen Streit. Er dauerte schon viel zu lange. Und war eindeutig schlimmer als diesen, den wir hatten, als es um die Tavor ging. So einen Streit hatten wir schon Jahre nicht mehr gehabt. Und es war einfach meine Schuld. Trotzdem. Langsam machte mich Iruka’ s Verhalten wütend. Wie er mich schnitt. Wenn er mal mit mir sprach, kam kein einziges freundliches Wort aus seinem Mund. Immer wieder schupste er mich. Stieß mich zur Seite. Verdammt. Iruka war meistens ein ruhiger und besonnener Mensch. Aber wehe, man machte ihn wütend. So richtig wütend. Dann wurde er vorlaut. Frech. Aggressiv. Und streitlustig. Und in diesem Zustand war es ihm egal, mit wem er sich anlegte. Dann diskutierte er sogar gerne mit Tsunade oder Kakashi, vor dem er ungeheuren Respekt hatte. Und mit mir. Dann stritt Iruka immer mit mir. Aber so wie jetzt. So war er lange nicht mehr drauf gewesen. Ich hatte es echt versaut..... Trotzdem. Iruka kannte mich doch. Wenn ich ihm etwas verheimlichte, musste er doch davon ausgehen, dass ich ihn nur beschützen wollte. Aber dieser Idiot stellte einfach nur auf Stur. Mistkerl.
 

Ich wollte mit Iruka reden. Das Hotelzimmer der Männer lag direkt neben dem Frauenzimmer. Sakura war wieder mit Temari zusammen, so nutzte ich die Chance. Ich wollte nicht, dass sie etwas mitbekam. Hatte es bisher geschafft, den Streit mit Iruka zu verheimlichen. Aber ich wollte es nicht mehr. Wollte nicht mehr streiten. Deswegen wollte ich versuchen mich mit Iruka zu versöhnen. War definitiv schwieriger als gedacht.

„Genma. Lass mich bitte mit ihm alleine.“

Ich war ohne zu klopfen in das Zimmer getreten. Genma lag in seinem Bett. Die Augen geschlossen. Den Stirnschutz und die Weste neben sich auf den Boden. Iruka hatte mit einem traurigen Gesichtsausdruck aus dem Fenster gesehen. Jetzt drehte er sich mit wütender Mimik zu mir. Schwieg. Im Gegensatz zu Genma, der sich nicht einmal die Mühe machte seine Augen zu öffnen.

„Du nervst.“

„Ich sagte, verschwinde. Ich muss mit Iruka alleine reden.“

„Nein.“

Iruka’ s Miene war mehr als nur düster. Funkelte mich zornig an.

„Genma bleibt hier und du gehst.“

„Iruka! Ich will nur mit dir reden.“

„Vergiss es. Jetzt geh einfach. Lass mich in Ruhe.“

„Nein. Du hast gesagt, dass ich mit dir reden soll. Also reden wir.“

Seufzen von Genma. Er öffnete doch genervt die Augen. Richtete sich auf. Sah mich entgeistert an.

„Und die Show geht weiter. Eine Frage. Wann habt ihr zwei eigentlich vor, mal auf eure Kameraden zu hören? Ich habe euch beide gesagt, ihr sollt euch um die Mission kümmern.“

„Halt dich da raus, Genma. Das geht dich nichts an.“

Das war kein gutes Omen. Wenn Iruka Genma schon so anfuhr, dann konnte es lustig werden. Ich schwieg missmutig. Iruka. Er stritt mit mir. Jetzt wollte ich mit ihm reden und jetzt? Ich ignorierte Genma’ s empörter Pfiff, sah Iruka nur kalt an. Dieser Iruka war der Selbe, als wir uns begegnet waren. Sozusagen. So richtig aggressiv. Viel zu aggressiv.

„Du gehst, Kazosomane. Sofort!!“

„Nein!! Komm schon. Schick mich nicht weg. Du kannst mich anschreien. Meinetwegen geh auf mich los. Aber rede mit mir.“

Ich wollte nicht den Streit. Aber wie konnte ich ihn beruhigen? Wie denn? Mit einem äußerst genervten Genma als Zeugen wurde das hier auch nicht leichter. Iruka. Schüttelte den Kopf. Sah wieder aus dem Fenster. Ignorierte mich. Scheiße, verdammt!!! Idiot!!!

„Hey! Du bist ein richtiger Spinner!! Was ist dein Problem!!“

„Mein Problem?“

Ein wütender Schlag gegen das Fenster, das Gott sei Dank trotzdem nicht zerbrach. Ein zorniger Blick zu mir.

„Du fragst ernsthaft was mein Problem ist? Na gut. Zum Einem. Du nennst mich Spinner!! Wenn du mich weiter beleidigst, mach ich dich fertig. Dann noch deine scheiß Geheimniskrämerei. Warum vertraust du mir nicht? Du hattest mir einmal etwas verschwiegen. Ein einziges Mal. UND DANN BIST DU GESTORBEN!!!!“

„IRUKA!!“

Scheiße!!! SCHEIßE!!! WARUM MUSSTE ER DAS JETZT SAGEN!!!

„Oh nein! Kazuu! Das machst du jetzt nicht!!“

Ein Sprung auf Iruka zu. Dieser Mistkerl!!! Er hatte mich angeschrieen. Er hatte verraten, dass ich gestorben bin!! Das war ein scheiß Geheimnis und er schrie es heraus!!! ARSCHLOCH!!!! Scheiße!!! Genma!!! Er hatte ebenfalls geschrieen. Reagierte deutlich schneller. Verdammt. Ich hatte schon Iruka die Fäuste heben gesehen. Erreichte ihn nicht. Genma!! Er fing mich ab. War schlagartig aus dem Bett gesprungen. Und dann auch auf mich. Warf mich um. Verdammt!! Er saß auf mir. Hielt mich fest. Härte in seinem Gesicht. Dann noch ein kalter Blick zu Iruka, der im Begriff war mich anzugreifen.

„Ihr werdet nicht anfangen euch zu schlagen. Nicht hier! Nicht jetzt!! Nicht in einer Mission!!! Das reicht jetzt!!! Iruka! Bleib stehen, wo du bist! Kazosomane!! Hör auf dich zu wehren!“

„Dann lass mich los!!!“

Nein!! Ich würde jetzt keine Schlägerei anfangen. Nicht schon wieder!! Hörte auf zu zappeln. Entspannte meinen Körper, während Genma von mir herunter stieg. Dieses Mal Iruka an dessen Kragen packte. Auf ihn einredete.
 

Scheiße!!!

Scheiße, Scheiße, Scheiße!!!!

Wie konnte ich nur so aufbrausen? Wie konnte ich nur so unglaublich dumm sein? Wie konnte das so außer Kontrolle geraten? Wo war nur meine Professionalität? Was tat ich denn da? Fast hätte ich einen Kampf angefangen. Wenn Genma nicht dazwischen gegangen wäre, hätte ich mit dem Mann gekämpft, den ich über alles liebte. Ich hätte einen Kampf mit Iruka angefangen. In einem Hotelzimmer. In einem fremden Land. In einem fremden Dorf. Während einer Mission. Während der Arbeit. Wir vertraten unser Land. Unser Dorf. Ich war der Chef. Ich führte diese Mission. Verdammt. Ich war vor fast drei Monaten zweiundzwanzig geworden. Und wie benahm ich mich? Iruka und ich. Wir stritten uns so sehr. So wie früher. Wie damals, als wir uns schon fast hassten. Warum? Wie konnte das denn alles passieren?
 

„Es... tut mir Leid.“

Verdammt.... Ich stand langsam auf. Rückte meine Kleidung zurecht. Biss die Zähne zusammen. Atmete mehrmals tief durch. Versuchte, mich etwas zu beruhigen.

„Genma..... und Iruka. Iruka. Es tut mir wirklich Leid. Einfach alles. Es tut mir Leid. Nur... bitte..“

Ich sah zu, wie Genma Iruka wieder frei ließ. Iruka mit seinem kalten Blick.

„Bitte, Iruka. Vertrau mir.“
 

Ich hatte sie zurückgelassen. War schon mehr oder weniger aus dem Hotelzimmer getürmt. Langer, einsamer Spaziergang durch das Dorf. Diese Wüste. War einfach alles unglaublich warm. Sunagakure war nicht gerade farbenfroh. Alles. Einfach alles hier erinnerte an die Wüste. An den gold- gelben Sand. An die pralle Sonne. Sogar die Bewohner. Wenige Farben. Hitzeschützende Kleidung. Jedoch viel Gelächter. Leben. Familien. Belebte Straßen. Bevölkerte Geschäfte. Unterhaltungen. Gelächter. So viel Leben. Und am Rand. Das Krankenhaus. Mein Ziel. Wir würden sehr bald wieder abreisen. Würden durch die Wüste laufen. Dann wäre die Mission beendet. Und dann..... Ich musste es Iruka sagen. Aber..... NEIN!! Ich kann es ihm doch nicht sagen. Was sollte ich nur tun? Ich meine, mehr konnten wir doch nicht einmal streiten. Scheiße....

Klopfen an ein Krankenzimmer. An dem Krankenzimmer. Ein zaghaftes und schwaches Ja. Ich trat ein. Eine tiefe Narbe direkt an seinem Brustkorb. Müder Gesichtsausdruck.

„Genko Enagawa?.... Es tut mir Leid, wenn ich störe.. Mein Name ist Kazosomane Hatake aus Konohagakure..“

„Konoha- Nin.....“

Die dunkle Stimme war brüchig und schwach. Trotzdem sehr sympathisch. Müde.

„Sie... sind aus Konoha... Sie haben die Organe.....“

„Ja.“

Ich seufzte. Versuchte ruhig zu bleiben. Dieser Anblick. All diese Schläuche. Der Monitor. Die große Narbe. Die fahle Haut. Der schwache Gesichtsausdruck. Dieser Mann hatte bisher überlebt. Aber das hier war.... überwältigend. Das würde..... Würde ich so aussehen? Was würde ich fühlen. Wie kam man mit so etwas klar? Was fühlte er? Was fühlte dieser Mann? Verdammt....

„Danke. Ich danke Ihnen. Das hat mein Leben gerettet.“

„Papa!!! Papa!!!“

Eine begeisterte Kinderstimme. Die Tür zum Krankenzimmer wurde aufgeschlagen. Ein Mädchen. Ein kleines Mädchen wohl etwa drei Jahre alt stürmte auf das Krankenbett zu. Lange schwarze Haare. Baumwollkleid. Einfaches Kopftuch, welches das Mädchen vor der Sonne schützen soll. Strahlendes Lächeln. An der Türe. Eine junge Frau. Hübsch. Lange dunkle Haare. Ein Baby in dem Arm. Sie strahlte, als sie ihn sah. Wohl seine Frau. Seine Familie. Ich trat zurück. Sah zu, wie diese kleine Familie vereint vor Glück strahlte. Redete. Sie nahmen mich nicht wahr. Verständlich. Es war gut zuzusehen. Einfach nur dazustehen und stiller Beobachter zu sein. Einfach nur beobachten, wie dieser fremde Mann, dieser beinahe gestorbener Mann eine neue Chance bekam. Ein zweites Leben. Er hatte die Möglichkeit dabei zu sein und zu sehen wie seine Kinder zu erwachsenen Menschen werden. Er hatte die Chance zusammen mit dieser wunderschönen Frau alt zu werden. Eine zweite Chance. Hatte er es verdient. Oder besser...... hatte ich es verdient. Hatte ich diese Chance verdient? Hatte ich es verdient irgendwann doch weiter zu leben? Hatte ich überhaupt die Möglichkeit? Bekam ich überhaupt ein Herz? Meine Uhr lief unaufhörlich weiter. War die Zerstörung meines Herzen und somit mein Tod schneller, als die Gelegenheit einer zweiten Chance? Scheiße!! Scheiße! Immer diese beschissenen Gedanken! Die versauen diesen wunderbaren Moment! Da waren diese Menschen – diese Menschen, die noch einmal Glück hatten. Eine Chance. Eine neue Chance.

„Ich lasse Sie alleine. Ich wollte nur sehen, wie es Ihnen geht und ich muss sagen, ich freue mich für Sie.“

Einfach nur raus. Das alles. Das war einfach nur zu viel. Nein! Diese Chance würde ich niemals bekommen! Nie! Ich habe so viel Schlechtes getan. Unverzeihliche Dinge. Mord. Wie sollte ich da eine neue Chance erhalten? Wie sollte mein Schicksal mir das gewähren? Nein. Das war schlechtes Karma. Und nichts Anderes hatte ich verdient.
 

Schlechtes Karma.
 

„Na los, Kazuu. Komm schon weiter.“

Es war alles nur noch mechanisch. Die Verabschiedung vom Kazekage. Das Verlassen des Dorfes. Jetzt die Reise durch die Wüste. Verdammt. Ich war nur noch in meinen negativen Gedanken gefangen. Mein schlechtes Karma. Ich hatte mein Selbstmitleid nicht verdient. Und Iruka sah mich nicht einmal mehr an. Scheiße!! Was sollte ich nur tun? Ich kann es einfach nicht machen. Ich kann es Iruka nicht sagen. Doch egal, was ich tat, es war falsch. Wenn ich ihn die Wahrheit sage, flippt Iruka aus und sein Herz zerbricht vor Schmerz. Habe ich ein Geheimnis vor Iruka, fängt er irgendwann an mich zu hassen und damit würde unsere Liebe und vor allem unsere Freundschaft zerbrechen. So oder so. Es ist einfach nur falsch. Es ist....

„Kazosomane. Jetzt konzentriere dich endlich. Denk daran, dass du uns eigentlich anführen solltest.“

„Genma, ich kann......“

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Genma hatte die Worte mir ernst zugeflüstert. Sein Ziel war es offensichtlich mich nicht bloßzustellen. Das war gut. Und er hatte Recht. Wir brauchten noch etwa zwei Tage bis wir zurück in Konoha waren. Ich war der Anführer. Musste hier bleiben. Hier in der Gegenwart, in der Realität. Mit den Gedanken hier in diesem Augenblick. In dieser Wüste. Okay. Kazuu, bleib da. Meinetwegen, rede nicht. Bleib ruhig. Dann kannst du nichts falsch machen. Ha. Von wegen.
 

Sternenklare Nacht. Kalter Wind. Das Lagerfeuer kämpfte darum nicht zu erlischen. Die Wüste durchquert. An einem Waldstück übernachteten wir. Keine Gefahr um uns herum. Nur noch ein Tagesmarsch. Ich hielt Wache. Die anderen Drei schliefen – na, ja. Zumindest zwei von ihnen.

Iruka, der neben mir lag, drehte sich langsam zur Seite. Sah mich wenige Sekunden kalt an, bevor er wieder die Augen schloss. Oh, verdammt. Also auf ein Neues.

„Iruka?“

Keine Reaktion. Damit ich Genma und Sakura nicht weckte, flüsterte ich leise aber in einem erstem Ton.

„Iruka. Tu nicht so, als würdest du schlafen.“

„Sprich mich nicht an.“

„Was?“

„Sprich mich nicht an. Lass mich bloß in Ruhe.“

Wow. So kalt hatte er das letzte Mal vor vielen Jahren mit mir gesprochen. Offensichtlich war es ihm ernst. Scheiße. Wieso verstand er mich nicht? Wieso musste er so unglaublich zornig sein? Das war unfair. Ich hasste es, wie er mit mir umging. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich versuchte es mit einer ruhigen und versöhnlichen Stimme.

„Bitte, Iruka. Lass es mich doch erklären. Ja. Ich gebe es zu, dass ich dir etwas verschweige. Das kann und will ich nicht vor dir verheimlichen. Ich liebe dich und will dich doch nur beschützen. Es ist nur zu deinem Besten. Bitte vertrau mir.“

„Vertrauen?“

Reiner Zynismus und Wut sprach da aus ihm.

„Ich soll dir also vertrauen? Das ist wirklich dein Ernst?“

„Ja, ich meine es.....“

„Die bescheuerte Kuh!“

Wie nannte er mich da? Dieser Idiot. Ich versuche mich da mit ihm zu versöhnen und er kommt so daher. Komm schon. Wie lange sollte dieser Streit denn noch gehen.

„Hör auf mich zu beleidigen. Ja. Du sollst mir vertrauen. Ich vertraue dir auch. Ich mache nur das, was das beste ist. Ich beschütze dich. Du bist mein bester Freund, Iruka. Meine Liebe.“

Zorniges Aufzischen seinerseits.

„Von wegen mir vertrauen. Du hattest doch vorher auch keine Geheimnisse gehabt. Was hat sich denn geändert?“

„Nichts. Selbst wenn wir jetzt nicht zusammen wären, würde ich es dir nicht sagen. Du bist mir einfach viel zu wichtig.“

„Zu wichtig für was? Immer und immer wieder. Du bist nichts weiter als eine Heuchlerin. Du hast doch bloß Angst. Du hast Angst vor meiner Reaktion, wenn ich die Wahrheit erfahre. Du vergisst, dass ich dich genau kenne und weiß, was in dir vorgeht. Und eines weiß ich auch.“

Jetzt stand er auf. Trotz des schwachen Lichtes des wenigen Feuers konnte ich sein vor Zorn blasses Gesicht sehen.

„Du vertraust mir nicht. Du willst mich beschützen? Vor was denn? Für wen hältst du mich? Einen Schwächling? Bin ich das für dich? Hältst du mich für so schwach, dass ich nichts vertrage? Nein. Das ist kein Vertrauen, was du da zeigst. Das ist nicht einmal unsere Freundschaft. Du bist der Schwächere von uns. Du hast kein Vertrauen. Du bist ein Feigling. Wehe, du redest dich noch mal raus. Wehe du greifst mich an. Denn dann ist es mir egal, ob du meine Freundin bist. Wenn du mir nicht bald vertraust, mache ich dich fertig.“

Das...... dieses..... Das konnte er doch nicht sagen. Das konnte er mir nicht vorwerfen. Das durfte doch nicht sein. Verdammt.“

„Iruka... bitte....“

„Rede einfach nicht mit mir.“

Verdammt.... Scheiße... Scheiße.... Iruka! Er meinte es ernst. Er drohte mir. Und das alles war meine Schuld. Ich hatte diesen Mist zu verantworten. Hatte er Recht mit dem, was er sagte? Nein! Ich vertraue Iruka. Mindestens genauso, wie ich meinem Bruder traue. Diese zwei Menschen waren das Wichtigste in meinem Leben. Und was mache ich? Erst dieser unsagbar grausame Streit mit Kakashi. Den ich auch noch verursacht hatte. Und jetzt das. Jetzt der Streit mit Iruka. Auch dieser Streit war einzig meine Schuld. Nein. Das beste wäre wohl, wenn ich irgendwo hingehen würde, alleine leben würde. Oder.. Nein. Das steht außer Frage. Aber Iruka. Was soll ich denn nur machen? Iruka es erzählen. Aber das wäre........ genauso wie bei Kakashi und mir. Unser Streit. Kakashi hatte mir nicht die Wahrheit über Mutter’ s Tod erzählt. Er wollte mich beschützen. Oh mein Gott. Kakashi wollte mich nur beschützen. Vor der Wahrheit. Vor diesem Schmerz. Und ich bin so zornig geworden, weil er es mir verschwiegen hatte. Und das ist doch genau.... das Gleiche.. Ich weiß genau, wie Iruka reagieren wird, sobald er die Umstände erfährt. Ich will ihn ehrlich davor bewahren. Ich meine, natürlich müssen wir alle sterben. Speziell wir Shinobi werden nicht unbedingt alt. Aber so eine Prognose macht es so.... so entgültig. Wie stehen dann die Chancen für uns eine Familie zu gründen. Ich meine... Iruka will auf jeden Fall Kinder haben und ich.... ich auch. Ich will, dass Iruka der Vater meiner Kinder wird. Ich will mit ihm alt werden. Mit ihm in einem Haus leben. In Frieden leben. Und diese Möglichkeit habe ich ihm genommen. Mit meinem Verhalten. Wenn ich Iruka die Wahrheit sage, zerstöre ich ihm die Illusion. Er wird es hassen. Jeden Minute Angst zu haben, dass das Herz versagen würde. Zu wissen, dass mit jedem Jahr, das verstreicht, meine Lebenserwartung rapide sinkt. All das würde ich ihm geben, wenn ich die Wahrheit sage. Aber andererseits... Wenn ich ihm nicht die Wahrheit sage, dann.... dann hasst er mich entgültig. Aber..... ist es dann nicht besser so?
 

Ich habe es verdient. Ich habe es verdient, gehasst zu werden. Alleine zu sein. Ich bin schlecht. Ich mache nur anderen das Leben schwer. Kakashi. Und Iruka. Wenn Iruka mich hasst, dann wird es nicht weh tun, wenn ich sterbe. Wenn Iruka mich hasst, dann kann er eine Andere finden. Wenn Iruka mich hasst, dann hat er die Möglichkeit eine Familie zu gründe. Kinder zu kriegen. Wenn Iruka mich hasst, dann kann er eine Frau finden, mit der er alt werden kann. Er kann eine Frau finden, mit der er glücklich werden kann. In Frieden leben. Eine Frau, die sich nicht ständig mit ihm streitet. Eine Frau, die ihm zur Rache Tavor unterschiebt. Eine Frau, von der er keine Narbe an der Schulter hat, weil sie ihm als Kind mit einem Kunai verletzt hat. Eine Frau, die er nicht ständig zurückhalten muss, sich mit anderen Menschen zu streiten. Eine Frau, wegen der er sich nicht mit dem Hokage anlegen muss. Eine Frau, die ihn einfach wirklich eine glückliche Zeit geben kann. Ja. Es ist besser, wenn Iruka mich hasst. Nur so ist er frei. Es ist egoistisch von mir Iruka zu halten. Ich habe ihn nicht verdient. Iruka muss mich hassen, damit er eine andere Frau lieben kann. Auch, wenn diese Frau ihn niemals so lieben wird, wie ich es mache. Auch, wenn sie niemals diese gemeinsame aufregende Vergangenheit haben wird, wie wir es erlebten. Aber diese Frau wird ihn das schenken können, was ich ihm niemals geben kann. Sicherheit. Familie. Glück.
 

Iruka muss mich hassen.
 

Der Rückweg war ruhig. Jeder war einfach nur für sich. Wir alle waren müde. Erschöpft. Ich ließ mein Team häufigere Pausen machen, damit wir Energie tanken konnten. Aber trotzdem. Gespräche wurden nicht geführt. Ab und zu ließ ich mich auf Sakura ein. Erzählte ihr etwas über die Geschichte Konohas. Über die Zeit nach dem Krieg. Und über die Familien. So lenkte ich sie und mich ab. Jedoch war ich sicher, dass sie durchaus die Spannungen zwischen Iruka und mir mitbekommen hatte. Okay. Selbst, wenn jemand blind und taub wäre, derjenige könnte es trotzdem spüren. Also müsste man wirklich saublöd oder Naruto sein, um unseren Streit nicht mitzubekommen. Aber da mussten wir jetzt einfach durch.
 

„Ihr habt also die Mission erfolgreich durchgeführt. Herzlichen Glückwunsch.“

Ich weiß nicht. Tsunade klang nicht unbedingt zufrieden. Ahnte schon warum. Aber – hey – die Mission war ein voller Erfolg. Der Patient lebt. Und das ist doch die Hauptsache. Oder?

„Genma. Ich habe eine neue Mission für dich. Du und Raido, ihr geht zusammen mit zwei der Anbu nach Kirigakure und unterstützt die Kiri- Nins. Es treibt sich dort ein Wahnsinniger herum, der seit vier Tagen begonnen hat, deren Feudalherren und Geschäftsleute umzubringen. Eure Mission beginnt heute Abend um sechs. Ruh dich aus und mach dich dann fertig. Iruka.“

Iruka stand neben mir stramm. Sah Tsunade stumm an.

„Du gehst sofort in die Akademie. Du wirst dort gebraucht.“

„Ja, Tsunade- sama.“

Genma und Iruka verließen den Raum. Ein strenger Blick zu mir.

„Du gehst ins Krankenhaus. Und kommst dann wieder zu mir.“

„Aber....“

„Kazosomane! Keine Widerworte, verdammt. Geh jetzt.“

Oh, verdammt. Tsunade’ s Blick duldete keinen Einwand. Blieb mir nichts Anderes übrig als zu folgen. Also war Sakura alleine bei dem Hokage. Und ja. Ich weiß. Sie soll ihr berichte, was in der Mission alles geschehen ist.
 

„Jetzt wird’ s kalt.“

Blöde Untersuchung. Ich lag still da. Ließ das Echo durchführen. Spürte den leichten Druck auf meiner Haut.

„So, wie ich das sehe, ist alles normal. Klappen arbeiten tüchtig. Die Herzgröße passt und es sind keine häufigen ventrikulären Extrasystolen zu bezeichnen. Das Myokart ist auch einwandfrei.“

„Bedeutet?“

„Das Herz ist stabil und arbeitet gut. EKG war soviel ich weiß auch in Ordnung. Also gut. Sie können sich wieder anziehen.“

Ich nickte. Zog mir das Oberteil wieder an. Seufzte.

„Bin ich dann fertig?“

„Für heute schon. Aber Sie brauchen noch einen Herzkatheter. Ich würde sagen.... übermorgen kommen Sie wieder. Der Krankenhausaufenthalt beträgt eine Woche.“

„EINE WOCHE?!?“

Eine Woche??! Oh, nein! Ich hasse Krankenhäuser! Und dann noch eine Woche? Verdammt!

„Natürlich können Sie den Herzkatheter verweigern, aber ich rate Ihnen, sich zu fügen. Lieber einmal zuviel, als dass wir irgendeine Verengung, was in Ihrem Fall auch durchaus möglich ist, zu übersehen.“

„Schon gut. Ich mach den Katheter.“

Na, toll. Also noch einmal Krankenhaus. Immer und immer wieder Krankenhaus. Aber ich war ja auch selbst Schuld. Daran war einzig meine beschissene Dummheit Schuld. Und Kakashi muss sich so ein Mist auch übergehen lassen. Auch meine Schuld. Tja. Zumindest hatte es ein Gutes. Okay, je nachdem wie man es sieht. Wenn ich im Krankenhaus bin und Iruka verschweige warum, dann wird sein Zorn auf mich noch weiter wachsen. Und bald kann er sich dann entgültig von mir lösen. Und ich? Ich hatte diesen Schmerz verdient. Das hier ist die vom Schicksal aufgetragene Strafe. Ich muss sie annehmen. Diese Strafe. Es muss einfach büßen für das, was ich getan habe. Ich muss büßen.
 

Tsunade sah mich nicht gerade glücklich an. Hatte mal wieder ihre Ellenbogen auf dem hölzernen Schreibtisch gestützt und die Hände mit düsterer Mimik zusammengefaltet.

„Ist dir klar, dass du eine Katastrophe bist?“

Genauso gut hätte sie mich treten können.

„Ist dir klar, dass du dich nicht professionell verhältst?“

Noch ein Tritt.

„Hast du die geringste Ahnung, wie viele Chancen ich dir gegeben haben, damit du endlich einmal das Richtige machst?“

Verdammt! Bin doch schon auf dem Boden!

„Weißt du, welche Aufgaben, welche Qualitäten ein Jonin auszuführen hat?“

Ich kotz gleich.“

„Antworte mir!“

„Die Mission ist erfüllt. Das war die höchste Priorität. Das waren Ihre Worte.“

„KAZOSOMANE!! Ein Jonin hat sich stets vernünftig zu verhalten. Ein Jonin hat sich als Oberhaupt neutral zu verhalten. Und vor allem haben persönliche Beziehungen auf Missionen nichts zu suchen!!“

Na, toll. Nette Lautstärke. Und immer ich. So eine Scheiße!

„Hast du noch etwas zu sagen?!!“

Hatte ich noch etwas zu sagen?... Ja. Einmal tief durchatmen.

„Hokage- sama. Ich kenne meine Fehler. Aber ich wiederhole. Diese Mission war kaum zu erfüllen, aber wir haben es trotzdem geschafft. Dank uns lebt dieser Mann weiter. Wir waren im Zeitplan. Und es gibt keine Verluste zu melden. Das ist das Wichtigste auf unseren Missionen und nicht, ob sich Mitglieder nicht ausstehen können, ihren Schwächen – wie zum Beispiel Glückspiel – nachgeben, oder meinetwegen, ob jemand sich selbst schadet. Solange die Mission dabei nicht gefährdet wird, ist alles in Ordnung. Und noch nebenbei bemerkt. Ich habe mit den Streitereien in der Mission nicht angefangen. Das ist eher eine Sache der Männer.“

Schweres Schlucken. Das war eine lange Rede. Und vor allem Vorlaut. Sehr Vorlaut. Zu Vorlaut.

Krach! Schepper! Splitter! Ja, klar! Kein Mensch braucht so viele Schreibtische wie unser Hokage Tsunade. Holzstücke auf den Boden. Scheiße!! Tsunade war hochrot. Schoss hoch. Schnappte sich ihren Stuhl. Och, nee. Da flog mir tatsächlich mit nicht gerade geringer Geschwindigkeit das hölzerne Möbelstück entgegen. Konnte mich gerade noch ducken. Der Stuhl prallte mit aller Gewalt hinter mir gegen die Wand und zertrümmerte in einzelne Stücke.

„VERLASS MEIN BÜRO!!! ZWEI WOCHEN SUSPENDIERUNG!!!!!“
 

Oh toll. Kann es noch besser gehen. Ich versau es mir mit jedem Menschen. Und jetzt? Jetzt musste ich nach Hause und dort würde wohl ein neuer Streit mit Iruka ausbrechen. Was hatte er nur vor? Ich kannte ihn. Ja. Ich wollte, dass er mich hasste. Ich wollte es für ihn. Damit er frei war. Dies würde auf jeden Fall schmerzhaft für mich werden. Dies würde mein Herz brechen. Aber lieber meines, als seines. Ich hatte es verdient. Iruka nicht. Aber Iruka.... er würde mich wirklich fertig machen. Es gehörte viel dazu, Iruka dazu zu bringen, Gewalt anzuwenden. Leider hatte ich die Befürchtung, dass ich diese Grenze bereits überschritten hatte. Und wahrscheinlich würde ich heute entgültig mit dem Büßen anfangen.
 

Verdammt.
 

Ich hasse es Recht zu haben.

Schwere Bürde - Ich will ihn nicht verletzen

Where do we go from here?

Where do we go from here?

The battle's done

And we kind of won

So we sound our victory cheer

Where do we go from here?
 

Why is the path unclear?

When we know home is near

Understand

We'll go hand in hand

But we'll walk alone in fear

Tell me

Where do we go from here?
 

Immer langsamere Schritte, je näher ich an der gemeinsamen Wohnung kam. Ich war leicht beunruhigt – nein. Ich hatte wahnsinnig viel Schiss davor, was Iruka wohl machen würde. Mein Plan stand fest. Heute müsste ich mich von ihm trennen. Heute war der Tag. Ich musste Iruka entgültig dazu bringen mich zu hassen. Nur so konnte er frei sein. Nur so war er in Stande jemand anderes – jemand besseres – zu lieben. Nur hatte ich Angst. Mein Herz. Es tat weh. Es würde wieder brechen. Ich würde leiden. Aber es musste sein. Einzelne Tränen. Scheiße! Ich wollte nicht weinen. Nicht jetzt. Das durfte jetzt nicht sein. War es wirklich das Beste? Mein Herz würde brechen. Aber Iruka.... Ich würde ihm weh tun. Iruka. Ich würde ihn ernsthaft verletzen. Niemals. Nie wollte ich das. Und jetzt? Jetzt musste ich es machen. Ich musste ihn verletzen. Er muss mich einfach hassen. Nur so kann er ein Schlussstrich ziehen. Nur so kann er weiter machen. Nur so können seine Wunden heilen. Nur so kann er ein neues Leben führen. Und ich. Ich hatte schon so viel Schlimmes getan. Ich verletzte die Menschen, die ich liebe. Kakashi und Iruka. Deswegen dürfen sie mich nicht lieben. Iruka ist einfach zu gut für mich.

Vor der Wohnungstür noch ein Seufzen. Von innen war kein Licht zu erkennen. Kein Geräusch. War er etwa noch nicht da? Gut möglich. War Iruka geladen, brauchte er immer Zeit für sich. Dann lief er häufig durch den Wald oder besuchte den Gedenkstein, auf den die Namen seiner Eltern ebenfalls eingraviert waren. Öffnen der Wohnungstür. Tatsächlich. Alles Dunkel. Kein Geräusch. Iruka war weg. Starkes Herzklopfen. Ich war so auf den zukünftigen und unvermeidbaren Streit fixiert gewesen, wollte es endlich hinter mich bringen. Und wenn er mich umbrachte. Das war mir im Grunde genommen egal. Das einzigste Wichtige war einzig und alleine Iruka. Iruka.... Was? Das Atmen fiel immer schwerer. Nicht das Herz. Nein. Meinem Herzen ging es gut. Das wusste ich. Aber es so zu sehen. So mitten auf dem dunklem Boden. Vom Mondschein durch das Fenster gut sichtbar. Zerknüllt. Zerrissen. Daneben ein Kunai. Da war doch etwas Dunkles dran. Schmutziges. Rotes. Blut... Blut? Auch die Weste. Blutflecken. Iruka? IRUKA!!

„IRUKA!!! WO BIST DU?!!“

Panik in der Stimme. Herzrasen. Nein! Das war seine Weste! Das war Iruka’ s Weste! Was hatte er getan? Warum lag sie hier?! Iruka!!! IRUKA!!! WAS HAT ER GETAN!!!

„IRUKA!!! HÖRST DU MICH!! SAG WAS!!! IRUKA!!!!!!!“

Nein! Nein! Bitte nicht!!! NEIN!!!

„IRUKA!!!!“

Das durfte er nicht getan haben. Bitte nicht! Ich stürmte auf die Weste zu. Hob sie hoch. Vollkommen zerrissen. Blutbefleckt. NEIN!! DA!! Ein Geräusch. Leise. Weit rechts von mir. Konzentration.
 

Fingerzeichen.
 

Was? Ich ließ die Weste wieder fallen. Zwangsweise. Mein Körper! Mein Körper rührte sich nicht. Blei. Widerstand! Scheiße!! Ich konnte mich nicht bewegen! Was war hier los?! WAS ZUR HÖLLE SOLLTE DAS!!!

Grelles Licht. Jemand hatte den Schalter betätigt. Es blendete. Blendete ungemein. Die Augen mussten sich erst an die Helligkeit gewöhnen. Was? Geräusche hinter mir. Schritte. Keine Chance mich zu rühren. Egal, was ich versuchte. Ich schaffte es nicht einmal meine Finger zu bewegen.

„Jetzt kannst du nicht mehr ausweichen, du Hexe. Jetzt musst du mir die Wahrheit erzählen.“

„Iruka?! Iruka!!“

Schritte vor mir. Da stand er. Mir direkt gegenüber. Eisige Kälte in seinem Gesicht. Deutete hinter sich auf einen Schrank. Ein Bannzettel. Ich stockte. Das.... das ist...

„Fubaku Hojin? Du... du wendest Fubaku Hojin gegen mich an?“

Das war Iruka’ s persönliches Jutsu. Vier Bannzettel wurden an allen vier Himmelsrichtungen gehängt. Dies sollte ein Quadrat bilden – eine Barriere. In der Mitte dieser Barriere musste das Opfer stehen. Dann folgten noch einige Fingerzeichen und schon war das Opfer gelähmt. Solange ich also hier stand, konnte ich mich nicht rühren. Erst nach zwei Schritten in eine Himmelsrichtung, oder sollte ein Bannzettel entfernt werden war ich wieder frei. Aber das.... Das war doch echt.... Er konnte mich doch nicht....

„Und was ist mit deiner Weste?!“

Wortlos zog Iruka seinen linken Ärmel zurück und offenbarte so einen blutigen Verband am Unterarm. Er hatte also sich selbst verletzt und diese Falle aufgestellt. Iruka! Er hatte mit meinen Gefühlen gespielt. Er hatte diese Falle gestellt und ich bin ohne wenn und aber hereingefallen. Iruka hatte gewusst, dass ich beim Anblick seiner blutigen Weste alles um mich herum vergessen würde. Iruka hatte mit mir gespielt. Er hatte einfach mit mir gespielt. Ich hatte alles erwartet. Einen Faustschlag, sobald ich die Wohnung betreten hätte. Eisernes Schweigen. Vorwürfe. Streit. Alles – nur nicht das. Nur nicht diesen hinterhältigen Trick. Schon war alles vergessen. Schon wurde ich wütend. Auf so etwas hereinzufallen. So auf meine Gefühle und meine Liebe zu ihm herumtrampeln. In diesem Moment war Iruka das größte Arschloch auf Erden für mich. Alle Vorsätze waren vergessen. Ich schrie ihn zornig an.

„DU MISTKERL!!! DU SPINNST DOCH!!!“

„Ich warne dich. Schrei mich nicht an!“

„Du spielst mit meinen Ängsten!!!! Es hätte Gott weiß was passieren können.“

Zischen seinerseits. Iruka trat näher auf mich zu. Sah mich direkt an. Scheiße. Diese Kälte. Er holte aus. Ein kräftiger Faustschlag in meine Magengegend. Schmerz. Starke Übelkeit. Ich keuchte. Scheiße. Ich konnte mich nicht einmal krümmen. Oder knien. Keine schmerzlösende Körperhaltung. Nein. Unglaubliches Ziehen an meinem Bauch. Keuchen. Wut in meinen Augen.

„Ist... es das,.... was du willst? Machst du mich jetzt fertig? Ohne, dass ich mich wehren kann? FEIGLING!“

Scheiße!! Der nächste Schlag ging direkt in mein Gesicht. Aufgeplatzte Lippe. Warmes Blut an meinen Mund. Pochende Schmerzen. Iruka’ s düstere Stimme.

„Du wirst mich nie wieder Feigling nennen. Du bist hier feig. Du wirst mir die Wahrheit erzählen. Hier und jetzt. Ich werde dich solange festhalten, bis du mir alles erzählst. Wenn es sein muss, werde ich alles aus dir herausprügeln. Du denkst, ich spiele mit dir? Genau umgekehrt. Du spielst mit meinen Gefühlen. Also rede.“

„Iruka.... Nein!!“

„REDE!!!“

„NEIN!!!“

Noch ein Faustschlag in mein Gesicht. Dieses Mal stürzte ich hart. Sehr hart. Flog einige Meter. Landete mit roher Gewalt auf meinen Rücken. Spürte ein Ziehen an meiner Schläfe. Noch mehr Blut. Ich tastete an die schmerzende Stelle meiner Stirn. Es brannte. Blut... Moment mal..
 

Ich tastete?
 

Ich konnte mich bewegen. Iruka hatte so fest zugeschlagen, dass ich von der Stelle geschleudert wurde. Somit war der Bann aufgehoben worden. Ich konnte mich also bewegen. Das war’ s. Iruka! Er schritt heftig auf mich zu. Nein! Du wirst mich nicht fertig machen. Ein zorniger Schrei. Ich war aufgesprungen. Stürmte auf Iruka zu. Überrascht hatte er keine Zeit zu reagieren. Ich griff ihn an seiner Uniform. Packte ihn. Warf uns zu Boden. Saß auf ihn. Schlug ihn in sein Gesicht. Kräftig. Drei Mal hintereinander.

„Du schlägst mich? Dann schlage ich dich!“

„Du wirst mich nicht fertig machen! Das lasse ich nicht zu!“

Wieder ein Schlag gegen meinen Magen. Shit! Kurzer Brechreiz. Schmerzen. Iruka! Er griff meine Haare. Zerrte mich von sich. Ich lag auf den Rücken. Iruka saß auf mir. Wieder ein Schlag gegen mein Gesicht. Ein Griff an meine Weste. Er riss mich auf meine Füße. Schrie mich zornig an.

„ICH LASSE ES MIR NICHT MEHR VON DIR GEFALLEN!! DU WILLST MIR NICHT DIE WAHRHEIT SAGEN!! FEIN! DANN MACHE ICH DIR DAS LEBEN ZUR HÖLLE!! ICH LASSE NICHT ZU, DASS DU SO MIT MIR UMSPRINGST!“

„LASS MICH LOS!!“

„NEIN!“

„ICH SAGTE, LASS MICH LOS!!!!“

Ich griff Iruka’ s Pullover. Er meine Weste. Wir stürzten aufeinander. Stolperten. Verloren das Gleichgewicht. Fielen auf den Wohnzimmertisch. Trennten uns zwangsweise. Der Tisch ächzte unter unserem Gewicht und zersplitterte in Unmengen von Teilen. Schweres Keuchen. Ich stöhnte vor Schmerzen. Atmete unregelmäßig. Konnte mich kaum rühren. Verdammt! Spürte Iruka’ s Gewicht auf mir. Sein wütendes Flüstern.

„Sieh nur, was du angerichtet hast. Du bescheuerte Kuh.“

„Hör.... auf mich zu beleidigen. Geh runter von mir!“

„Nein!“

„Geh runter!!“

„NEIN!!“

„GEH.......“

„HEY!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“

Ein dumpfer Schrei über uns. Lautes Schlagen gegen die Decke. Scheiße! Der Nachbar!!

„WAS SOLL DER SCHEIß! ES IST ZEHN UHR NACHTS!! RUHE, ODER ICH BESCHWERE MICH BEIM HOKAGE!!!!!“

Dann wieder Stille. Schweres Keuchen unsererseits. Iruka stand grimmig auf. Er hatte einen Kratzer an seiner Wange und ein paar Hämatome an den Armen. Sein Schnitt blutete noch. Sonst war er so gut wie unverletzt. Sein Blick nicht mehr ganz so kalt, aber dafür ernst.

„Hoffentlich bist du zufrieden. Das ist alles deine Schuld, Kazosomane.“

Wow! Was? Ich kniete mich mit schmerzender Mimik auf den Boden. Tastete kurz über die Wunde an meiner Schläfe. Schmeckte mein Blut an der aufgeplatzten Lippe. Konzentrierte mich auf meine Atmung. Na toll. Bekannte ziehende Schmerzen an meinem Brustkorb. Da war wohl eine Rippe ordentlich angeknackst. Hoffentlich war es keine Fraktur. Mieser Blick zu Iruka.

„Du gibst mir jetzt ehrlich die Schuld dafür? Du hast mich doch fertig gemacht. Das muss genäht werden.“

Ich deutete auf die Platzwunde meiner Stirn.

„Und das habe ich dir zu verdanken, Iruka. Du bist echt ausgeflippt.“

„Ach tatsächlich? Woher kommt das wohl?! Ich habe dir gesagt, ich werde dir notfalls die Wahrheit herausprügeln. Also rück jetzt endlich raus damit.“

„Iruka.....“

Da fiel es mir wieder ein. Mein Blick auf Iruka gerichtet. Nein. Er hasste mich noch nicht. Egal, wie groß sein Zorn gerade war, er hatte immer noch diese Spur von Liebe in seinen Augen. Iruka... Ich kann es dir doch nicht sagen. Leichtes Zittern. Es tat so weh. Jetzt musste ich ihm weh tun. Jetzt musste ich ihn entgültig dazu bringen, mich zu hassen. Nur so konnte er sich von mir lösen.

„Rede mit mir, Kazuu!“
 

Ich liebe einen Anderen.
 

Damit würde ich ihn verletzen. Mit diesen Worten würde ich ihn dazu bringen mich zu hassen. Ich sah direkt in seine Augen. Seine warme, wunderbare Augen. Selbst jetzt mit diesem grimmigen Blick strahlten sie Fürsorge aus. Die Arme verschränkt. Gerader Stand. So, als ob er gerade einer seiner Schüler tadeln würde. Iruka.... Ich würde das hier vermissen. Iruka war mein bester Freund.

„Ich.....“

Iruka war meine wahre Liebe.

„Ich liebe.... ich.....“

Iruka war mein Herz. Meine Seele. Mein Leben.

„Ich......“

Ich war Nichts ohne ihn. Ein Niemand. Ohne Iruka will ich nicht leben.

„Ich.....“

Ich konnte nicht. Nein, ich kann es nicht tun.

„Ich..... kann dich nicht verletzen. Iruka.... bitte.... hasse mich doch einfach. Bitte hasse mich.“

Überraschtes, kaltes Schweigen. Er sah mich verdutzt an. Sein Blick. Sein Körper. Seine Seele. Alles an ihm liebte ich. So sehr, dass es weh tat. Ich liebte Iruka. Warme Tränen. Ich spürte die salzige Nässe in meinen Augen. Konnte sie nicht kontrollieren. Spürte sie laufen. Setzte mich auf den Boden, zog die Knie an meinem Körper. Ich wollte nicht. Er durfte mich nicht weinen sehen. Verschränkte meine Arme auf die Knie. Vergrub meinen Kopf darunter. Ich konnte das Weinen nicht verstecken. Also musste ich mein Gesicht verstecken. Versuchte nicht zu Schluchzen. Flüsterte geschwächt immer die selben Worte. Automatisch immer die selben traurigen Wörter.

„Bitte... hass...mich. Hass... mich, Iruka... Bitte.... hass.....“

„Kazuu? Mein Gott, bitte. Was ist mit dir nur geschehen? Kazuu, hör mich an.“

„Hass mich, Iruka.“

„Nein.“

Ich spürte seine Hand an meinem Kopf. Fühlte seine Wärme.

„Sieh mich an, Kazuu.“

Ich blickte auf. Langsam trockneten die salzigen Tränen. Iruka. Kniete vor mir. Keine Spur von seinem Zorn. Nur noch Liebe. Wahre Liebe.

„Kazosomane. Ich liebe dich.“

Inniger, behutsamer Kuss. Lange. Sein Körper nah an meinem herangezogen. Wärme umgab uns. Angenehme Wärme. Nur noch flüstern.

„Kazuu. Ich liebe dich. Und ich werde dich immer lieben. Das steht außer Frage. Aber du verletzt mich. Du sagst, es gehe dir gut, und ich sehe, dass du lügst. Du sagst, du hast keine Probleme, und ich fühle, dass etwas nicht stimmt. Du willst mich beschützen, Kazuu. Aber es ist meine Aufgabe dich zu beschützen. Ich bin dein Mann. Ich bin dein bester Freund. Ich beschütze dich. Du musst lernen, das zu akzeptieren. Verstehst du mich?“

„Iruka.... wenn du.... wenn du mich hasst, bist du frei für eine andere Liebe. Ich bin es nicht wert, zu dir zu gehören. Ich mache dir nur Ärger und Stress. Sieh uns doch an. Wir haben uns gerade richtig geschlagen. So etwas machen Paare nicht. Und du.... ich bringe dich nur dazu so auszurasten. Wir können doch nicht zusammen sein. Mit mir wirst du nicht glücklich.“

„Nein.“

Jetzt war seine Stimme bestimmter. Er zwang mich ihn direkt anzusehen. Sein Blick klar.

„Ohne dich werde ich nicht glücklich. Ich will mein Leben mit dir verbringen. Nur mit dir. Das wird sich nie ändern. Du wirst es nicht schaffen, mich dazu zu bringen dich zu hassen. Schlage dir diesen Gedanken sofort aus dem Kopf. Ist das klar?“

„DAS IST ES DOCH!! IRUKA!! WAS WIRD AUS DIR, WENN ICH STERBE!! HASS MICH! DU VERLIERST MICH SO ODER.......“

Ich stockte erschrocken. Seine Worte – als er sagte, er würde ohne mich nicht glücklich werden – davor hatte ich Angst gehabt. Nein!! Ich war ausgerastet. War schlagartig aufgesprungen und verzweifelt die Wahrheit herausgeschrieen. Scheiße. Iruka stand verwundert und leicht blass auf.

„Wenn du stirbst? Ich verliere dich so oder so? Was hat das zu bedeuten?“

„Das.... was ich... gesagt habe...“

„...Was?...“

„Ich... der Kampf mit Kakashi..... hatte Konsequenzen... für uns beide.“

„Das weiß ich doch.“

„Nein, weißt du nicht!“

Ein gefasster Blick von mir. Jetzt war es heraus. Ich hatte mich verraten. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt musste ich ihm alles sagen. Ich griff Iruka’ s Hand. Hielt sie an meinem Herzen, somit er es schlagen fühlen konnte.

„Der Kampf mit Kakashi.. was du weißt, wir sind mit Raikiri aufeinander losgegangen und haben dabei auch unsere Herzen getroffen.“

„Kazosomane....“

„Ich habe... keine Ahnung. Vier, fünf Jahre, wenn es hoch kommt. Ohne Organspende wird mein Herz versagen und ich sterbe. Verstehst du? Wir zwei – du und ich – wir haben bestenfalls fünf Jahre. Wir können keine Familie gründen. Keine Kinder kriegen. Wir können nicht zusammen alt werden. Das hast du nicht verdient. Du hast das größte Glück auf Erden verdient. Und durch meine Dummheit – durch meinen Kampf mit Kakashi – habe ich alles kaputt gemacht. Iruka. Es tut mir so Leid. So unendlich Leid.“

Iruka. Er hatte mir still zugehört. Wurde immer blasser. Immer zittriger. Als ich fertig war, schwieg er. Ich betrachtete ihn genauer. Sein Zittern. Seine Blässe. Seine geschockten Augen. Seine steife Körperhaltung. Sein Schlucken. Dann. Mit einem Schlag packte er mich. Er packte mich. An meiner Weste. Hielt mich fest. Schleuderte mich heftig gegen die nächste Wand. Presste mich dagegen. Zornfunkelnde Augen. Die Stimme brüchig. Wütend.

„WIESO MUSSTEST DU DICH MIT KAKASHI ANLEGEN?! ICH HABE ES DIR IMMER GESAGT! ICH HABE DIR GESAGT, LEGE DICH NICHT MIT IHM AN! ER IST ZU STARK FÜR DICH! WARUM HÖRST DU NIE AUF MICH?!! Warum.... tötest du dich selbst? Warum tust du mir das an? Warum... lässt du diese Liebe dann erst zu? Warum hast du das zugelassen? Warum? Warum?“

Iruka ließ mich schwer keuchend los. Seine Augen. Zornig. Iruka. Ich ließ mich an der Wand entlang auf den Boden nieder. Konnte die Tränen nicht unterdrücken. Sah Iruka flehend an.

„Bitte... das.. wollte ich nicht... Das wollte ich doch nicht....“

„Es ist zu spät. Du hast dich mit ihm angelegt. Und er hat dich vernichtet. Das wird er büßen....“

“Iruka....“

Kein einziges Wort von ihm. Er stürmte regelrecht aus der Wohnung. Iruka... Iruka... Ich wusste es. Ich hatte es gewusst. Er.... er rastet aus. Er rastet entgültig aus... Er... trauert und er.... rastet aus.. Er ist wütend... so unglaublich... wütend. Iruka. Er wird mir das niemals verzeihen. Iruka hatte Recht. Ich hatte zugelassen, dass wir uns ineinander verliebten. Mehr als das. Ich hatte zugelassen, dass wir uns wahrhaftig lieben. Und einzig durch meine Dummheit, werde ich Iruka verlieren. Ich werde Iruka verlieren. Iruka.... Seine Worte...... Das wird er büßen ...... damit meinte er....

„Scheiße.... Kakashi.....“
 

Ich rannte. Rannte, so schnell ich konnte. Ich musste zu Kakashi. Ich musste zu Kakashi, bevor Iruka es tat. Ich musste verhindern, dass Iruka ihn angriff. Iruka gab in seiner Rage nicht mir die Schuld. Er gab sie Kakashi. Und jetzt war er unterwegs. Unterwegs zu meinem Bruder. Das war nicht gut. Nein. Auf keinen Fall. Egal, was war. Kakashi würde sich den Angriff nicht gefallen lassen. Und er war stärker als Iruka. Viel stärker. Er könnte ihn ernsthaft verletzen. Das war die reinste Katastrophe. Iruka war nicht mehr klar. Und das war einzig meine Schuld. Er würde einen Fehler machen. Einen großen Fehler. Da. Das Hatake- Manor. Und Iruka. Ich sah ihn. Wie er lautstark gegen die Eingangstür hämmerte.

„IRUKA!! MACH DAS NICHT!“

Keine Reaktion auf mich. Weiteres wildes Hämmern, so lange. Bis die Tür aufgerissen wurde. Ich sah Iruka’ s Faust. Dann war er komplett weg. Zornige Männerstimmen. Noch schnelleres Rennen.

„Iruka!!“

Ich war an der Eingangstüre. Kakashi hatte Iruka festgenagelt. Hatte eine kleine Wunde über dem freiem Auge. Iruka konnte wirklich gut zielen. Keifte Kakashi zornig an. Lag mit dem Rücken auf den Boden, versuchte meinen Bruder von sich wegzudrücken. Je wilder er sich wehrte, desto fester presste Kakashi ihn auf den Boden.

„Du bist echt verrückt!!! Willst du dich mit mir anlegen!!!“

„JA! DU SCHWESTERNMÖRDER!“

„WAS SAGST DU?!“

„DU HAST MICH VERSTANDEN!!“

„DU KLEINER.......“

“KAKASHI!! IRUKA!! AUSEINANDER!!“

Das konnte doch nicht sein! Die haben sich noch nie ordentlich geprügelt. Und jetzt benahmen sie sich wie Kinder!! Aber Kakashi war nicht im Recht! Er wusste doch nicht, was los war!

„Kakashi!! Kakashi! Lass ihn los! Bitte!“

Ich griff hastig die Weste meines Bruders. Zerrte ihn von meinem Freund. Drückte ihn weiter weg. Kakashi. Ließ es zu. Stand steif vor Iruka, der ordentlich aus der Nase blutete. Musterte mich bitter. Strich über meine Verletzung an der Stirn, die blöderweise richtig brannte. Wegen den Schmerzen zuckte ich zusammen. Hielt Kakashi etwas leichter fest.

„Das ist nichts.“

„Sag mir, was das zu bedeuten hat. Hab ihr gekämpft?! Und warum zum Teufel greifst du mich an!?!“

Dies hatte mein Bruder zu Iruka gesagt, der keuchend aufstand. Kakashi zornfunkelnd ansah.

„Du bringst deine eigene Schwester um. Deinetwegen stirbt sie!“

„Iruka... ich...“

„Und du!“

Ich schluckte. Iruka war so richtig blass. Sah mich verbittert an.

„Du bist auch nicht besser! Ihr zwei habt mich in eurem Scheiß reingezogen! Ihr bringt euch um und ich muss dafür leiden!! Das ist unfair!! Absolut....“

„Iruka!“

Kalter Blick zu mir. Iruka wischte sich das Blut vom Gesicht.

„Sprecht mich nicht an. Lasst mich in Ruhe!“

Wieder floh er. Stürmte aus dem Haus. Ließ uns zurück.

„IRUKA!!“

Ich wollte ihm nachlaufen. Wollte zu ihm. Ihm hinterher. Wurde am Arm festgehalten. Kakashi.

„LASS MICH!!“

Ich versuchte mich zu befreien, aber er war stärker. Sprach mich ruhig an.

„Bleib bei mir, Kazosomane. Du kannst ihm jetzt nicht helfen.“

„Aber.....“

„Gib ihm Zeit.“

„Kakashi.....“

„Komm mit.“

Kakashi lockerte sanft seinen Griff. Sah mich bittend an.

„Aber Iruka.... Es ist alles meine Schuld.“

„Ist es nicht. Und jetzt komm, bitte.“

Iruka.... ich musste ihm doch hinterher. Und Kakashi ließ mich nicht gehen. Wollte, dass ich mit ihm redete. Reden... Hatte das einen Sinn? Nein... Kein Streit mehr. Ich kann nicht mehr. Kein Streit... Ich setzte mich auf die Couch. Achtete nicht auf meinem Bruder. Sah mich heimlich um. Ich war jetzt Monate nicht mehr da gewesen. Das hier war nicht mehr mein Zuhause.

„Du hast es ihm erzählt.“

Stummes Nicken meinerseits. Ich sah kurz auf. Kakashi kniete sich mir gegenüber. Hatte den Verbandskasten dabei. Tröpfelte Desinfektionsmittel auf eine Kompresse. Reinigte mein Gesicht. Es brannte, aber das war egal.

„Er wollte mich nicht hassen. Und du willst es auch nicht. Warum? Ich habe euch nicht verdient.“

Kakashi konzentrierte sich auf die Reinigung der Platzwunde an meiner Schläfe, während er mit mir sprach.

„Denkst du nicht, dass wir das schon zu oft durchgesprochen haben? Du bist meine kleine Schwester. Ich liebe dich. Lerne endlich, dich auch zu lieben.“

Zynisches Grinsen meinerseits, bevor ich vor Schmerz zusammenzuckte.

„Pass doch auf... Das sagst du so leicht. Und was soll ich mit Iruka machen?“

„Was weiß ich.“

„Du bist mein großer Bruder. Du musst eine Lösung kennen.“

„Halt still...“

Kakashi’ s Mimik blieb unbeeindruckt. Er desinfizierte nochmals die Wunde an meiner Stirn und fädelte den Garn in die Öse.

„Ich habe nichts gegen die Schmerzen. Beiß die Zähne zusammen. Hör zu, Kazuu. Du kannst doch nicht wollen, dass ich dich hasse. Du und ich. Wir kommen da raus. Wir werden überleben. Dafür werde ich sorgen.“

„Kakashi.... au!“

Der erste Stich. Scheiß Brennen. Kakashi nähte weiter.

„Was du Iruka sagen sollst. Sag ihm, dein großer Bruder lässt nicht zu, dass du stirbst. Er wird nicht der Mörder sein. Du und ich. Wir sind eine Familie. Und Iruka gehört durch dich dazu. Ich werde ihm nicht seine Frau nehmen, wenn er mir nicht meine Schwester nimmt. Und noch was.“

Drei weitere Stiche. Wieder zusammenzucken. Kakashi vollendete unbeeindruckt sein Werk.

„Sag Iruka, sollte er meine kleine Schwester noch mal so verletzen, bring ich ihn um.“

„Kakashi....“

Er zog sein Tuch herunter. Küsste meine Stirn.

„Es tut mir Leid, was ich dir angetan habe. Das mit Iruka packst du schon. Nur gebe ihm Zeit.“

Danke...... Kakashi....
 

Iruka...... Ich wusste es. Wusste, wo er war. Es war Nacht und windig. Ich beobachtete ihn. Er kniete vor dem Gedenkstein. Die Hand auf die eingravierten Namen seiner Eltern gelegt. Ich sah es nicht wirklich. Nur sein dunkles Schema. Aber ich wusste es. Ich hörte ihn reden. Hörte seine Worte.

„Kazosomane. Bitte..... Lass mich allein.“

Endlich - Brücken werden gebaut

Mal ein kurzes Kapitel.
 

Warten. Immer nur warten. In der Wohnung. In der chaotischen Wohnung. All das. Das war meine beschissene Schuld. Nur durch mich. Und jetzt. Jetzt brauchte er Zeit. Zeit zum Nachdenken. Ich konnte nichts machen. Nur warten. Vielleicht die Wohnung aufräumen. Den zerstörten Tisch. Holz- und Glassplitter waren auf dem Boden großzügig verteilt. Wenigstens das sollte ich machen. Aufräumen. Aufheben einzelner Brocken. Ich stapelte sie an eine Ecke des Raumes. Wahnsinn. Hatten wir uns jemals so hart geprügelt? Wann war denn das letzte Mal gewesen? Ja. Vor über zwei Jahren. Ich seufzte. Nahm weitere Holzspalten. Ja. Das war auch übel gewesen. Und auch das war meine Schuld gewesen. Nur weil ich mich von ihm verarscht gefühlt hatte. Nur weil er eine verdammte Marzipanrose von meinem Kuchenstück gestohlen hatte, obwohl ich dies ordentlich untersagt hatte. Wie dumm ich doch bin. Damals hatte ich ihm gesagt, das würde Rache geben. Hab erst spätnachmittags in seiner Wohnung eingebrochen. Unterlagen von ihm versteckt, die er für den Unterricht benötigte. Damit hatte ich für Panik bei ihm gesorgt. Dann noch ein Loser- Bild an die Tafel. Nachts. Und in der Früh hatten es seine Schüler gesehen. Und Iruka? Er war rasend vor Zorn gewesen. Es war im Jonin- Aufenthaltsraum gewesen. Er war hereingeplatzt. Mit einer ganzen Marzipantorte in der Hand. Hatte sich vor mich gestellt und gemeint, ich solle mir die beschissene Torte sonst wohin stecken. Die Torte war in mein Gesicht gelandet. Seine Faust direkt hinter her. Wir hatten uns so geprügelt, dass ein paar Jonin die größte Mühe hatten uns wieder zu trennen. Krankenhausreif war das gewesen. Und das alles wegen einer Marzipanrose.
 

Ich war einfach nur Gift für Iruka. Nichts Anderes. Einzig und alleine Gift. Ich kehrte einige Splitter zusammen. Aber.... das wir uns so derartig stritten war so selten geworden. Oft waren wir einfach nur zusammen. Mussten nicht einmal miteinander reden. Waren zum Wald gegangen, hatten uns auf die Wiese gelegt. Hatten einfach nur den Sternenhimmel betrachtet. Besuchten immer wieder Sanjala. Ließen uns von ihr Geschichten über das frühere Konoha erzählen. So viel hatten wir gemeinsam unternommen. Nickey hatten wir damals verloren, aber Iruka jetzt auch noch zu verlieren. Wir waren das unzertrennliche Katastrophenteam gewesen und jetzt hatte ich alles vergeigt. Iruka. Nein. Ich durfte ihn doch nicht verlieren. Ich hatte es endlich geschafft, den ganzen Verhau einigermaßen aufzuräumen. Betrachtete das, was einmal der Wohnzimmertisch gewesen war. Genau. Früher hatte ich ja auch mal fast einen Tisch von ihm zerstört. Als wir uns wegen Kotetsu gestritten hatten. Das war auch schlimm gewesen. Ich war ziemlich übel mit Iruka umgegangen. Er war eifersüchtig auf Kotetsu gewesen und wollte mich davor bewahren, dass mein Herz gebrochen wurde. Vergebens. Und als es gebrochen war, hatte sich Iruka um mich gekümmert. Iruka... Er war der Einzigste gewesen, den ich an mich ran gelassen hatte. Er war der Einzigste gewesen, der mir die Kraft geben konnte, weiterzumachen. Wahrscheinlich hätte es Kakashi auch geschafft – aber das war einfach etwas Anderes. Ich liebte Iruka so sehr. Es wäre so traumhaft gewesen mit ihm alt zu werden. Ich löschte das Licht. Legte mich erschöpft auf die Couch, die Hände unter meinen Kopf verschränkt. Starrte auf die düstere Decke. Dumpfes Mondlicht drang durch das Fenster. Iruka. Das wäre etwas gewesen. Er und ich. So in fünfzig Jahren. Er wäre schon lange pensioniert gewesen. Ich hätte mein Shinobi- Leben schon lange zu Gunsten unserer Familie aufgegeben. Wir hätten zwei oder drei erwachsene Kinder. Auf jeden Fall Jungen und Mädchen. Mit viel Glück hätten die Kinder die besonnene, vernünftige Art ihres Vaters geerbt. Aber eines – wahrscheinlich ein Mädchen – war auf jeden Fall ein Hatake durch und durch. Oder eher ein Taj. Sie wäre ein Wildfang gewesen. Hatte in ihrer Kindheit einiges an Mist gebaut, sich in der Jugendzeit oft geprügelt. Sie wäre Kakashi’ s Liebling. Gleichzeitig würde sie Onkel Kakashi mit ihrer Art das Leben schwer machen. Ihr großer Bruder wäre ein zweiter Iruka. Ganz wie der Vater. Er würde sich rührend um seine kleine Schwester kümmern, sie aber auch mal triezen. Ja. Er wäre sehr intellektuell. Und er würde viel von seinem Paten – Hokage Naruto – lernen. Der größte Wunsch unseres Sohnes wäre es, der nächste Hokage zu werden. Und er würde alles geben, was er konnte. Und da war noch das jüngste Kind. Das Nesthäkchen. Noch ein Mädchen. Sie war mehr ruhig. Wie ihr großer Bruder. Und doch konnte sie selten so unberechenbar sein, wie ihre große Schwester. In der Pubertät würde sich ihr Kanyouinjuu bilden. Und sie würde sich gegen das Shinobi – Dasein entscheiden. Sie würde Tänzerin und Verkäuferin werden. Und die beste Freundin ihrer Cousine. Kakashi würde endlich mal einsehen, dass er nicht alleine sein müsste. Er würde sich in Anko verlieben und sie würden eine Tochter kriegen. Und diese beiden Kinder waren einfach unzertrennlich. In fünfzig Jahren wären all unsere Kinder Erwachsen sein und selber Familien gründen. In fünfzig Jahren hätten wir Enkel. Wilde, süße Enkel. Und Iruka und ich. Wir würden alte Geschichten erzählen. Wie aus Naruto der Hokage wurde. Der Tag, an dem Kakashi Anko sein wahres Gesicht zeigte. Der Tag, an dem Iruka und ich uns kennen gelernt hatten. Die Geburt unseres ersten Kindes. Die Hochzeit. Die.....
 

Das würde nicht passieren. Es wäre zu schön. Aber ein solches Leben hatte ich einfach nicht verdient. Und ein solchen Leben würde ich nie verdienen. Iruka.

Komm zurück, Iruka.
 

Weiche Lippen auf meine. Ich war eingeschlafen. Spürte diese Sänfte und wachte dadurch auf. Regte mich minimal. Öffnete langsam meine Augen. Iruka. War vor mir gebeugt. Nah. Küsste mich wieder. Langsam. Innig. Ich machte überrascht mit. Spielte mit seiner Zunge. Genüsslich. Minuten. Dann wieder langsames Lösen.

„Iruka....“

“Ich liebe dich, Kazuu...“

Wärme in seinem Gesicht. Der Blick klar. Setzte sich neben mich auf die Couch. Ich richtete mich auf, um ihn direkt ansehen zu können. War irritiert. Diese Sänfte... das war so überraschend.

„Iruka.... es tut mir so Leid. Glaube mir, ich wollte doch nicht, dass es so kommt. Ich wollte doch nicht, dass Kakashi und ich derartig kämpften. Es ist alles meine Schuld. Ich wollte dir nichts sagen. Ich wollte nicht, dass du da mit hineingezogen wirst. Bitte, Iruka. Verzeih mir. Bitte.“

Sanfte Berührung meiner rechten Wange. Iruka seufzte. Er schien über seine Worte nachzudenken.

„Ich.... habe lange nachgedacht. Ich will, dass du mich heiratest. Ich will mit dir eine Familie gründen. Und wenn wir nur wenig Zeit miteinander haben, ist es okay. Nicht unbedingt fantastisch, aber okay.“

„Iruka, dass ist.....“

„Ich weiß, was du sagen willst, Kazosomane. Du willst sagen, dass sei nicht möglich. Aber eines sage ich dir. Ich will ein Leben mit dir. Nur mit dir. Egal, wie kurz dieses Leben sein wird. Du sagtest, du würdest eine Transplantation brauchen. Wenn du diese kriegst, steigt dann die Lebenserwartung? Sag es mir.“

„Die Chance, dass ich ein neues Herz kriege, ist gering..“

Ich schluckte bei dem Gedanken. Sah Iruka gefasst in die Augen. Seine Augen.... Sie waren so... entschlossen. Er griff fest meine Schultern, redete klar mit mir.

„Deine Lebenserwartung wird steigen?“

„Ich wäre wieder gesund..“

„Dann wird es so sein. Du und ich. Wir gehören zusammen. Nichts und niemand wird uns trennen. Nicht einmal der Tod. Ich weiß noch nicht wie, aber du wirst leben. Dafür werde ich sorgen. Ich lasse nicht zu, dass du stirbst. Ich werde sogar deswegen mit Kakashi zusammenarbeiten. Wir werden immer zusammen bleiben.“

„Das ist naiv. Wie soll das denn gehen? Iruka.“

Das war Wahnsinn. Das konnte er nicht so meinen. Sollte das nicht klappen – und die Chancen für Erfolg war äußerst gering – es würde ihm das Herz brechen.

„Du sollst meinetwegen nicht leiden. Du sollst glücklich werden. Mit mir kannst du das nicht, Iruka. Mit mir an deiner Seite wirst du nur leiden. Du musst mich aufgeben. Bitte.“

„NEIN!!“

Iruka.... Er zog mich heftig zu sich. Küsste mich mit seiner größten Leidenschaft. Presste mich an seinen muskulösen Körper. Küsste mich immer weiter. Drückte mich mit den Rücken auf die Couch. Lag auf mir. Liebkostete meine Lippen. Das war so fantastisch. Diese Leidenschaft. Diese Lust. Diese Wärme. Sagenhaft. Langsames Lösen. Iruka flüsterte mir sanft in mein Ohr.

„Es gibt kein Leben ohne dich für mich. Und wenn wir nur Momente miteinander verbringen dürfen. Wenn wir nur eine kurze Zeit eine Familie sein können. Ich werde nicht darauf verzichten. Also heirate mich.“

„Was?....“

Noch einmal ein himmlischer Kuss. Wildes Flüstern.

„Du und ich. Wir gehören zusammen. Ich will dich heiraten. Ich will, dass du meine Frau wirst. Werde meine Frau, Kazosomane. Heirate mich.“

„Iruka......“

Leidenschaftliche Küsse. Iruka versuchte mich regelrecht zu verführen. Die warme Hand unter meiner Kleidung, er strich meine Flanken entlang, meinen Bauch. Immer wieder dieses bittendes Flüstern.

„Lass uns heiraten.“

„Du wirst mit mir nicht glücklich.“

„Das ist meine Entscheidung. Also lass uns heiraten.“

„Ich werde sterben.“

„Wir können beide früh sterben. Das kann jeden von uns passieren. Heirate mich.“

„Iruka. Bist du dir sicher? Wirklich richtig sicher? Ist das kein Verzweiflungsakt? Wir werden uns immer wieder streiten. Das weißt du. Willst du dich mit deiner Frau streiten? Oder dich mit ihr prügeln?“

„Du bist auch meine beste Freundin. So oft prügeln wir uns auch nicht. Und selbst wenn, das gehört zu unserer Beziehung. Wir zwei sind etwas Besonderes. Wir gehören zusammen. Das ist unser Schicksal. Also werde gefälligst meine Frau.“

Iruka saß auf mir. Da war er wieder. Dieser entschlossene Blick. Dieser Blick..... Es war der selbe, als er mir befahl, ihn zugunsten der eigenen Sicherheit zurückzulassen. Es war der selbe, als er mich damals dazu zwang aufzustehen und etwas zu essen. Dieser Blick ließ keinen Widerspruch zu.

„Du würdest einen Streit beginnen, sollte ich den Antrag ablehnen. Nicht wahr, Iruka?“

„Weißt du noch, dass ich dir damals gesagt hatte, dass ich dich zu deinem Glück zwingen werde?“

Natürlich wusste ich das noch. Das hatte Iruka schon oft gesagt. Iruka... Nein. Ich konnte und wollte mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Iruka war mein Leben. Aber wie sollte er mit mir glücklich werden?

„Du musst selbst deinem Glück nachgehen, Iruka.“

„Das mache ich. Deswegen wirst du mich auch heiraten. Heirate mich, Kazosomane. Du liebst mich doch. Und ich liebe dich. Wir wollen beide heiraten. Wir wollen zusammen eine Familie gründen. Und selbst, wenn wir keine Kinder haben können – und das steht überhaupt nicht fest – ich will dich. Du willst mich. Du willst dich nur selbst bestrafen. Aber das ist egoistisch?“

„Egoistisch?“

Was versuchte er da mir mitzuteilen?

„Wer will mich denn dazu zwingen ihn zu heiraten? Das ist doch egoistisch.“

„Nein. Wir werden beide glücklich. Und anders werden wir beide unglücklich und einsam. Du sagst, dass ich glücklich sein soll. Also heirate mich gefälligst. Nur so werde ich glücklich sein.“

„Iruka... Sag mir, dass du dir sicher bist. Sag mir, dass du das jetzt nicht machst, weil du verwirrt bist. Dann werde ich dich heiraten. Dann werde ich deine Frau sein. Solange ich lebe.“

„Kazuu...“

Inniger Kuss. Iruka. Ich liebe ihn. Abgöttisch. Mehr als alles andere. Vielleicht sogar noch mehr als Kakashi. Ich liebe ihn. Iruka. Er presste meinen Körper an seinen. Ein scharfer Kuss.

„Heirate mich, Kazuu.“

Heirate mich. Iruka heiraten. Seine Frau werden. Ein Umino. Das Bild. Ein Traum. War es wirklich möglich? Hatte ich vielleicht doch das Glück, meinen Traum zu erfüllen. Ein Leben mit Iruka. Iruka Umino, mein Ehemann? Hatte ich das verdient? Ja! Ja, Iruka hatte ich verdient! Es war Schicksal. Ja, bestimmt. Iruka und ich. Das war Schicksal. Nichts und niemand würde uns trennen. Ein Leben mit Iruka. Mein Leben mit Iruka. Wir heiraten. Wir werden heiraten. Niemand kann uns das verbieten. Wir werden eine Familie gründen. Iruka. Wir werden unsere drei Kinder kriegen. Unseren ältesten Sohn, der ein Abbild seines Vaters sein wird. Unsere Mittlere, die ein Wildfang wird. Unser Nesthäkchen, die von mir das Kanyouinjuu erben wird. Wir werden eine Familie sein.
 

„Ja, Iruka. Ich heirate dich. Ich will dich heiraten. Vom ganzen Herzen.“
 

Leidenschaftliche Küsse. Iruka lag auf mir. Öffnete meine Weste. Er war oberkörperfrei. Seine Muskeln auf meinen Körper.

„Ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“

Stürmische Liebkostungen. Wir würden miteinander schlafen. Iruka und ich. Wir würden zusammenbleiben. Wir würden uns lieben und uns ehren. Zusammenhalten. Gute und schlechte Zeiten. Die hatten wir bereits hinter uns. Und wir haben sie vor uns. Zusammen in guten und ich schlechten Zeiten. Frau und Mann. Auf immer und ewig. Ich werde Iruka immer lieben. Ich werde ihn heiraten.
 

Iruka Umino wird mein Mann werden.

Extrakapitel: Erinnerungen - Kakashi und ich

Ich öffnete die Haustür zum Hatake – Manor. Ich wusste, Kakashi war nicht da. Jedoch würde er spätestens heute Abend wiederkommen. Und dann würde ich mit ihm reden. Ihm von der Verlobung erzählen. Mit Kakashi unsere Zukunft bereden. Ihn um seinen Segen bitten. Kakashi. Ich war im Haus. Sah mich wieder um. Kakashi. Er hatte nichts verändert. Dieses Haus. Es war voller Erinnerung. Gute und schlechte. Ganz gemischt. Da. Die Wand. Da war dieses Bild. Es war ein simples Gemälde. Es versteckte ein Loch in der Wand. Damals, als Kakashi statt mich die Wand geschlagen hatte. Das war als ich mich als Kind mit Kotetsu und Izumo gestritten hatte. Das Loch hatten wir nicht mehr rückgängig machen können. Den Streit hatten wir nicht rückgängig machen können. Aber wir hatten einen Kompromiss geschlossen. Es war seine Idee gewesen.
 

FLASHBACK

--- „Kazosomane! Jetzt bleib doch mal ruhig!“

„Der Laden macht gleich zu! Geh du doch schneller!“

„Du nervst mich.“

Wir waren unterwegs. Wollten in einen Bastelladen. Kakashi hatte gesagt, dass wir zusammen ein Bild malen würden, um damit das Loch in der Wand zu verdecken. Es war bereits eine Woche her, dass er es dorthin geschlagen hatte. Heute würde kein Training sein. Zumindest keines, im eigentlichen Sinne. Heute würden wir zusammen ein Bild malen. Das war etwas Besonderes. Solche gemeinsamen Beschäftigungen waren einfach zu selten. Kakashi griff genervt meine Schultern. So konnte ich ihm nicht davonlaufen.

„Ich trag dich gleich. Jetzt sei doch nicht so hyperaktiv. Wir kommen ja noch zum Malen.“

„Was malen wir, Kakashi? Wie lange dauert das? Haben wir überhaupt die Zeit dazu?“

„Kazuu! Du bist eine Nervensäge. Jetzt sei doch nicht so ungeduldig. Verdammt.“

„Aber Kakashi...“

„Nichts aber.“

Kakashi griff entnervt mein Handgelenk. Zog mich mit sich. Wir betraten das Bastelgeschäft. Besorgten uns Farbe und eine Leinwand. Eine Vorlage. Gingen dann wieder nach Hause.

„Wir malen auf den Boden, dann kannst du nicht so viel versauen.“

„Du ärgerst mich.“

„Tu ich nicht.“

„Doch. Machst du.“

„Nein. Ach. Jetzt lass uns aufhören zu streiten. Wir werden jetzt dieses Bild malen.“

Kakashi hatte sogar sein Tuch herunter gezogen. Seine Anbu- Uniform gegen zivile Kleidung eingetauscht. Er warf mir einige Papiere entgegen.

„Verteil die. Wir benutzen sie als unterlagen. Und zieh dir irgendetwas altes an. Nimm am besten dein weißes Shirt. Hast du doch sowie so schon ordentlich verschmutzt. Ich richte schon mal alles her.“

Ich grinste. Kakashi küsste kurz meine Stirn, bevor er mich in mein Zimmer schickte. Ja. Wir würden eine Menge Spaß haben. Das war so selten. Ich hatte jetzt bereits einige Wochen Training hinter mir. Immer den ganzen Tag Training. Und Kakashi als überaus strenger Sensei hatte so manche Sorgen mit mir. Das sollte heute mal anders sein. Heute war ein freier Tag. Ein Spaßtag. Ich öffnete begeistert meinen Kleiderschrank. Wo war jetzt dieses verdammte T- Shirt? Ein Kleidungsstück nach dem anderen flog quer aus dem Schrank, direkt elegant auf den Boden. Da. Da war es doch. Schon etwas lädiert. Einige Risse. Unzählige Flecken. Hastig zog ich mir das Shirt über, ließ mein Chaos einfach liegen und verließ mein Zimmer.

„Kakashi.“

„Kommst du endlich?“

„Ja, ja.“

Kakashi. Ich musste kurz grinsen. Er kniete auf den Boden. Vor ihm ausgebreitet mehrere Blätter, darauf die weiße Leinwand. Um ihn herum Gläser mit flüssiger Farben.

„Du warst ja schon fleißig. Also, was wollen wir malen?“

„Was willst du für ein Bild haben?“

Ich setzte mich neben Kakashi, griff ein Glas mit schwarzer Farbe. Einen Pinsel. Sah meinen Bruder grinsend an.

„Zeichne du vor, großer Bruder. Du bist der ältere.“

„Du bist fies. Ich kann doch nicht zeichnen. Na gut. Meinetwegen. Machen wir etwas Einfaches. Farben. Blau als Entspannung, Grün spiegelt die Harmonie, Gelb für die Wärme. Wir werden auf jeden Fall sämtliche Farben verwenden. Mit Schwarz trennen die Leinwand mit Feldern. Die Felder bemalen wir mit Farben. So einfach. Also fang an.“

Das war eine gute Idee. Eintauchen in die schwarze Farben. Ich pinselte Striche Malte drauf los. Kakashi beobachtete mich. Redete ruhig auf mich ein.

„Kazosomane..“

„Ja?“

„Wann habe ich dir das letzte Mal gesagt, dass ich stolz auf dich bin?“

„Du bist was?“

„Pass auf.. Ich mal die Stelle hier gelb und du nimmst eine Farbe, die du magst..... Ich bin wirklich stolz auf dich. Du machst deine Sache gut. Du bist bald soweit.... Versuch genau auf der Linie zu malen. Damit du deine Feinmotorik verbesserst.... Kazuu.“

„Ich weiß nicht, wann du das letzte Mal gesagt hast, du seiest stolz. Oder ob du es überhaupt schon einmal gesagt hast. Kakashi... Du bist sehr streng mit mir. Ich darf mich nie austoben.“

„Das stimmt doch nicht.“

Kakashi klang mit einem Schlag deutlich ernster. Schloss sein Glas und nahm die grüne Farbe in seine Hand. Der Pinsel in der anderen. Empörter Blick zu mir.

„Natürlich kann ich dich nicht machen lassen, was du willst. Hör mal, du bist gerade mal acht. Du bist noch ein Kind. Und führst dich auch so auf. In deinem Alter war ich deutlich erwachsener, als du es jetzt bist. Und das ist auch gut so.“

„Jetzt gib nicht an. Ja, ja. Kakashi mit dem Sharingan. Das Wunderkind. Tut mir Leid, dass ich nicht so großartig bin wie du.“

Mann. War ich entrüstet. Machte er mir da Vorwürfe. Gemein. Ich tauchte beleidigt meinen Pinsel in die Farbe. Malte wortlos weiter. Spürte Kakashi über meine Haare sanft streichen.

„So habe ich das nicht gemeint. Mann, Es ist echt schwierig mit der kleinen Schwester zu sprechen, ohne irgendwas falsch zu machen. Ich wollte dir sagen, dass ich stolz auf dich bin, so wie du bist. Ich bin froh dich zu haben.“

„.... Aber du bist doch eh nie da, Kakashi.“

Ich konzentrierte mich auf meine Fläche, während ich sprach. Leicht lächelte.

„Deswegen will ich mich nicht mit dir streiten, Bruder. Ich bin auch stolz auf dich. Kopierninja Kakashi Hatake.“

Kakashi. Er umarmte mich fest. Wir knieten weiter auf den Boden. Umarmten uns. Ganz fest. Ganz lang. Und wir malten. Redeten. Lachten. Vollendeten nach Stunden das Bild. Trotz der späten Tageszeit hämmerte Kakashi einen Nagel an die Wand. Einige Zentimeter über das Loch.

„Nimm das Bild, Kazuu. Du kannst es aufhängen.“

„Okay, warte...“

Ich nahm das Gemälde. Ja. Es war sogar schon trocken. Stand neben Kakashi. Das Bild würde eher in der unteren Hälfte der Wand hängen. Etwa meine Gesichtshöhe. Ungewöhnliche Stelle, aber immerhin hatte Kakashi neben meinem Gesicht geschlagen. Das Bild war gut geworden.

„Jetzt ist das Loch verdeckt. Unseren Streit. Meinen Ausraster, Kazuu. Sieh dir das Bild an, Kazuu. Das haben wir gemacht. Gemeinsam. Du und ich.“

Kakashi. Er ging in die Hocke. Drehte mich mit dem Gesicht zu ihm. Hielt sachte meine Schultern. Sah mich mit beiden Augen ruhig an.

„Versprich mir, dass du den heutigen Tag nie vergessen wirst. Ich verspreche dir, dass ich das Bild nie abnehmen werde. Du und ich. Wir haben das erste Mal wirklich etwas Konstruktives geschaffen. Als Familie. Kazosomane. Merk dir meine Worte. Du und ich. Wir werden immer eine Familie bleiben. Und dieses Bild wird ein Symbol unserer Verbundenheit werden.“ ---
 

HEUTE

Wir werden eine Familie bleiben...
 

Verdammt: Irgendwie hatte ich das wohl doch vergessen. Das Bild. Ich berührte es behutsam. Als Kakashi und ich es gemalt hatten war das ein besonderer, ein schöner Tag gewesen. Und das ist nun auch schon vierzehn Jahre her. Und Kakashi hatte das Bild wirklich niemals abgehängt. Egal, wie sehr wir uns gestritten hatten. Und damals als ich so siebzehn und achtzehn war, da ging schon richtig die Post ab. Da hatten wir uns ordentlich gestritten und geprügelt. Mann, wie oft hatte mich Kakashi dann durch den Raum geschleudert. Wir hatten oft fast das komplette Mobiliar zerstört. Aber dieses Bild. Dieses eine farbenprächtige Bild. Es hatte niemals unter unserem Kampf leiden müssen. Eine Symbolik unserer Familie.
 

Kakashi’ s Zimmer. Ordentlich wie immer. Sehr kahl. Kaum Dekoration. Und wie immer am Fensterbrett. Ukky. Kakashi’ s geliebte Zierpflanze. Er hatte sie vom Vierten bekommen. Als Kakashi der Anbu beigetreten ist. Gott, da war ich gerade sechs gewesen und der Krieg war bereits im vollem Gange. Das war nur ein kurzer Moment der Ruhe gewesen. Kakashi war ausnahmsweise daheim. Aber nur für einen Tag.
 

FLASHBACK

„Eine Pflanze?“

Kakashi hatte sein Geschenk bemustert. Ich war auf seinem Bett gesessen, in einem Kimono und hatte Kakashi beobachtet. Was er da in der Hand hatte war ein kleiner Porzellanblumentopf, gefüllt mit dunkler Erde, bei dem in der Mitte ein kleiner Ableger grün herausstrahlte. Mit uns in Kakashi’ s Zimmer war der vierte Hokage – Yondaime. Es war Minato Namikaze, Kakashi’ s Sensei. Ihn hatte ich ein paar Mal gesehen. Wenn Kakashi zusammen mit Obito und Rin auf mich aufgepasst hatten. Oder ich beim Training zusehen durfte. Aber das war alles noch vor dem Krieg gewesen. Jetzt war Obito tot. Und Rin... Rin, ich weiß nicht, wo sie ist. Irgendwo im Osten. Führte wohl eine Gruppe gegen Iwa- Nin an. Und Konoha war so leer und kalt. Viele waren geflüchtet. Blieben in ihren Häusern. Nur wenige Shinobi waren noch bei uns. Konohagakure war düster und leer. Kakashi selbst. Ich konnte mich noch nicht an sein Auge gewöhnen. Obwohl er es bereits seit einigen Monaten hatte. Obito’ s Sharingan. Und Kakashi. Irgendwie sah er auch schon viel reifer aus. Dabei war er doch selbst noch ein Kind. Aber dieser verbundene Arm. Oberhalb seiner rechten Brust hatte man auch eine Stichwunde nähen müssen. Außerdem humpelte er leicht. Und all das störte meinen großen Bruder nicht. Es war ihm egal, dass er so verletzt war, er wollte wieder in den Krieg ziehen. Heute noch. Er trug eine neue Uniform. Anbu. Seine komische Tiermaske hielt ich fest bei mir. Ich könnte sie ihm ja später einfach nicht geben, dann könnte er mich nicht verlassen.

„Das ist eine Zierpflanze, Kakashi. Du brauchst Leben eurem Haus. Und deine kleine Schwester kann auf sie aufpassen, solange du nicht da bist.“

„Oder Kakashi geht nicht weg!“

Das war ich. Inzwischen hatte ich die Maske gegen mich gepresst und beobachtete die beiden mürrisch. Nein. Kakashi durfte nicht gehen. Kakashi. Yondaime sah meinen Bruder fragend an. Ich beobachtete, wie der nickte. Minato kniete sich zu mir an mein Bett.

„Du willst nicht, dass Kakashi geht. Du musst mir glauben, ich will es auch nicht. Aber Kakashi ist stark. Sehr stark. Wir brauchen ihn. Er wird heute mit mir gehen. Du passt auf seine Pflanze auf und dafür passe ich auf deinen großen Bruder auf.“

„Nein! Nicht gehen. Keiner soll gehen. Ich will nicht alleine sein. Ich will nicht, dass Kakashi geht. Ich will das der doofe Krieg aufhört.“

„Das wollen wir alle, Kazosomane.“

„Yondaime. Ich würde mit ihr kurz unter vier Augen reden.“

Minato lächelte leicht, als sich Kakashi neben mich stellte und ihn bittend ansah. Er erhob sich und drückte freundschaftlich eine Schulter meines Bruders.

„Ich werde euch alleine lassen. Ich muss mich noch von meiner Frau verabschieden. Außerdem habe ich noch etwas mit Jiraya zu bereden. Du hast noch bis heute Abend Zeit. Aber bitte sei pünktlich. Rin wartet auf uns.“

„Ja.“

Der Hokage ließ uns alleine. Ich betrachtete Kakashi beleidigt. Er würde mich wieder alleine lassen. Und er würde wieder verletzt zurückkommen. Oder er würde nicht mehr zurückkommen. Ich wäre wieder alleine. Das war unfair.

„Ich gebe dir diese blöde Maske nicht. Dann kannst du nicht auf deine blöde Mission. Dann kannst du nicht in diesen blöden Krieg.“

Kakashi setzte sich neben mich. Packte mich. Setzte mich auf seinen Schoß. Redete ruhig mit mir.

„Also erst Mal, Kazuu. Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du so redest.“

„Ja....“

„Dann hör bitte auf damit. Und du weißt, dass das nicht geht. Ich will ja auch bei dir bleiben. Aber ich muss gehen. Weißt du warum?“

„Warum? Warum musst du gehen?“

Lächeln. Kakashi drückte mich fester an sich. Flüsterte mir ins Ohr.

„Ich gehe, um dich zu beschützen. Dich und das Dorf zu beschützen. Das ist mein Wille des Feuers.“

„Wille des Feuers?“

Ich verstand nicht, was er meinte. Befreite mich aus seiner Umarmung. Sah ihn mürrisch an.

„Was bedeutet das?“

„Das kannst du noch nicht verstehen. Du bist noch zu jung. Aber du musst wissen, dass ich dich liebe. Deswegen lass mich gehen. Gib mir meine Maske.“

„Nein.“

„Kazuu. Bitte, mach schon. Du musst mich ziehen lassen. Du musst mich gehen lassen. Ich muss kämpfen.“

„Nein. Bitte Kakashi. Bitte. Geh nicht. Lass mich nicht allein.“

„Kazuu... pass mal auf.“

Ihm war wohl eine Idee gekommen. Er nahm wieder diese Pflanze und stellte sie auf das Fensterbrett. Dann nahm er mich wieder und setzte mich ebenfalls auf das Brett.

„Sieh aus dem Fenster. Was erkennst du?“

Was erkannte ich? Da war niemand. Nur Rauch. Dunkelheit. Stille. Sonst nichts.

„Nichts Besonderes. Was meinst du?“

„Nun ja. Ich sehe das gleiche wie du. Und ich will, dass sich das wieder ändert. Ich will unser altes Konoha wieder. Ich will, dass du wieder raus zum Spielen kannst. Ich will, dass wir wieder auf den Markt gehen können. Ich will, dass du unbeschwert wie möglich aufwächst. Dafür kämpfe ich. Und dafür musst du mich kämpfen lassen. Du musst mich wieder in den Krieg ziehen lassen. Ich bin stark. Ich werde überleben.“

„Aber Obito ist auch gestorben!“

Das war falsch. Ich durfte nicht von Obito reden. Das war verboten. Das tat ihm weh. Kakashi. Er schluckte. Versteifte sich. Sah auf den Boden. Atmete tief durch. Ich sah ihn zittern.“

„Kakashi.....“

„Schon gut. Hör zu. Ich werde mein Wort halten. Ich werde überleben. Und ich habe eine wichtige Aufgabe für dich.“

Eine Aufgabe? Was für eine Aufgabe? Ich sah auf. Kakashi direkt an. Er hatte sich wieder beruhigt. Gelächelt. Deutete auf den Sprössling.

„Du kümmerst dich um die Pflanze. Wir werden ihr jetzt einen Namen geben und immer wenn ich nicht da bist, versorgst du sie. Ich will sie immer blühen sehen. Ja?“

Ich dachte nach. War erst still. Ich sollte mich um die Pflanze kümmern. Diese Pflanze.... Das war meine Aufgabe. Das war Kakashi wichtig. Ja. Es war ihm wichtig. Also dann. Dann ist es mir auch wichtig.

„Ukky.“

Ein lachendes „Was?“ war seine überraschte Antwort. Ich blieb vollkommen ernst.

„Ukky. So nennen wir die Pflanze.“

„Was ist das für ein Name?“

„Ich will den Namen haben. Und basta. Wenn ich mich um deine Pflanze kümmern soll, dann darf ich ihr auch den Namen geben. Und ich verspreche, dass ich auf sie aufpasse. Aber du passt auf dich auf.“

„Das mache ich.“

„Nein.“

Ich verschränkte trotzig die Arme. Hatte das Gefühl, er würde mich nicht ernst nehmen, nur weil ich sechs war.“

„Du musst es mir versprechen, Kakashi. Sonst kriegst du deine Maske nicht.“

„Oh, je.“

Sein Grinsen. Er kitzelte mich.

„Nein! Hey, nein!!“

Es kitzelte so unglaublich. Ich versuchte, ihn abzuwehren. Keine Chance. Ich musste lachen. Immer lachen. Dann entriss mir Kakashi die Maske und umarmte mich fest. Flüsterte wieder.

„Ich verspreche es dir. Ich werde auf mich aufpassen.“
 

HEUTE

Oh, ja. Ukky. Sie war so wichtig für Kakashi. Und jetzt wirkte sie sehr durstig. Zwei Blätter waren bereits welk. Arme Ukky. Ich werde dich ja gießen. Und dabei hatte ich dich doch mal tatsächlich schlecht behandelt, damals mit dreizehn. Damals hatte ich langsam angefangen mich mit Kakashi anzulegen. Obwohl wir uns so selten gesehen hatten.
 

FLASHBACK

„Lass mich los!!“

„Nein!!!“

„DOCH!! KAKASHI!!!“

Kakashi war sauer. So richtig sauer. Eine einzige Blüte hatte Ukky noch. Ich hatte mich geweigert mich um sie zu kümmern. Hatte sie absichtlich welken lassen. Damit Kakashi provoziert. War noch deutlich kleiner als er, aber nicht mehr ganz so schwach. Jetzt hatte er mich fest im Nacken. Die linke Hand auf meinen Rücken gedreht. Er zerrte mich wütend zum Bad. Seine Stimme ruhig, aber sehr düster.

„Du willst dich mit mir streiten? Und dafür musst du Ukky vernichten? Hör auf, mich zu provozieren!“

„Soll ich jetzt Mitleid haben. Lass mich los!“

„Nein. Ich denke, es wird mal wieder Zeit für eine Erziehungsmaßnahme.“

Ein Tritt nach hinten. Ich traf seine Kniescheibe. Leider erfolglos. Er hatte definitiv Schmerzen Nur nicht so starke, dass er mich los ließ. Im Gegenteil. Sein Griff erhöhte sich stark.

„Nein! Glaub ja nicht, dass du mich so leicht los wirst. Kaltes Wasser wird dir nicht schaden.“

„Nein! Nicht wieder eine kalte Dusche!!! Kakashi!! Lass mich los!! KEINE DUSCHE!!“

„Doch! Hast du verdient!“

Ich fing an mich heftig zu wehren. Trat wiederholt gegen seinen Körper. Versuchte mich aus seinen Griff zu befreien. Zischte ihn wütend an. Kalte Dusche!! Ich hasste es! Seine neueste Methode mich zu disziplinieren. Eiskaltes Wasser über meinen Körper. Ich kämpfte grundsätzlich dagegen an, musste aber grundsätzlich vor Erschöpfung aufgeben. Und jetzt tat er es wieder. Zerrte mich mit aller Gewalt in das Bad.

„Nein!! Jetzt lass mich los!!“

„Mach ich nicht!“

„Los jetzt!! Ich will nicht nass werden!! Ich kümmere mich um Ukky!! Aber lass mich los!!“

„Ach. Jetzt willst du Frieden?“

„Ja.... Ja!“

„Vergiss es. Strafe muss sein, Schwesterchen.“

Ein Griff und ich war in der Wanne. In der nächsten Sekunde schoss eiskaltes, schmerzhaftes Wasser auf mein Gesicht. Verdammt!!

„KAKASHI!!! NEIN!! LOSLASSEN!!“

„Nein!!“

„BITTE!! ICH HÖR JA AUF!! ICH HÖR JA AUF!!“

Plätscherndes Nass. Gleich einem strömenden, verdammt kaltem Regen. Ich war vollkommen durchnässt. Unterkühlt. Zitterte. Fror. Kalt. So unglaublich kalt.

„HÖR AUF! KAKASHI! BITTE!“

„Schon gut Hast du dich beruhigt?“

„JA!!“

Langsam wurde der Strom zu einem ruhigem Tröpfeln. Kakashi ließ mich frei. Sah mich unbeeindruckt an. Atmete tief durch.

„Trockne dich ab und zieh dich um. Ich will nicht, dass du krank wirst. Komm dann in die Küche. Du kriegst einen warmen Tee. Und wir reden.“

„Ja, ja.“

Kakashi ließ mich alleine. Ließ mich beruhigen. Ich fror. Atmete schnell. Schon wieder. Immer wieder diese bescheuerten Disziplinmaßnahmen. Kakashi gewann immer. Meinetwegen. Dann kümmere ich mich um Ukky. Die arme Pflanze konnte ja nichts für meine Launen. Ich mochte sie eigentlich.

Ich zog mich um. Jogginghose und Pullover. Mir war so unendlich kalt. Also noch schnell eine Wolldecke drüberziehen. Und noch schneller Ukky gießen. Ich ließ ihr Wasser zukommen. Betrachtete nachdenklich die welken Blätter.

„Es tut mir Leid, Ukky. Aber weißt du. Kakashi ist nie da, da dachte ich, nur so kann er sehen, wie sehr er uns vernachlässigt. Aber er kann eigentlich nichts dafür. Sind ja die Missionen. Und ich habe dich dann vor lauter Frust welken lassen. Dabei darfst du das nicht. Und Kakashi? Er darf mich nicht so durchnässen. Da werde ich doch krank.“

Ich lächelte kurz. Ich musste zugeben, dass diese kalte Dusche letztendlich auch noch gut tat. Ich tätschelte Ukky.

„Wir zwei machen schon was durch. Nicht wahr, Ukky? Aber was soll ich ohne Kakashi machen? Oder du? Wir sind einfach eine Familie.“

Je mehr ich mich mit Ukky unterhielt, desto ruhiger wurde ich. Diese Pflanze. Ja. Sie war einfach wichtig für uns. Für Kakashi und mich.
 

HEUTE

Ich goss Ukky und lächelte, als ich an die Erinnerung dachte. Ja, ja. Kakashi und seine Erziehungsmethoden. Sie waren zwar hart gewesen und doch hatten sie etwas gebracht. So im Nachhinein gesehen. Nachdem ich mich um die Pflanze gekümmert hatte, verließ ich Kakashi’ s Zimmer und machte mich auf dem Weg zum Wohnzimmer. Setzte mich auf die Couch. So angenehm. So weich. Sie war groß genug, dass Kakashi und ich beide darauf liegen konnte. Und manchmal taten wir das auch. Einfach zusammen liegen. Sich unterhalten. Einfach nur Schlafen. Einfach nur Ausruhen. Oder gesund werden. Oh, ja. Ich grinste. Kakashi und ich. Wir hatten beide mal ne ordentliche Grippe gehabt. Und das auch noch gleichzeitig. Aber zum Arzt wollte keiner von uns. Nur Ausruhen und gesund werden. Jemand hatte darauf bestanden, sich um uns Lädierten zu kümmern. Uns sie war äußerst.... aktiv gewesen. Genau. Damals. Als ich elf und Kakashi neunzehn waren.
 

DAMALS

Nickey versuchte sich verzweifelt an einer Brühe. Ich hörte Kakashi ziemlich lautstark husten und stöhnen. Ich keuchte. Das Atmen schmerzte. Brannte. Immer wieder nerviges, raues Husten. Frieren und Schwitzen in einem Zug. Schweißperlen im Gesicht. Starkes Zittern an den Händen. Schmerzende Nase. Zugedeckt bis zum Kinn. Magenschmerzen. Und Niesen. Immer und immer wieder niesen. Ab und zu musste ich mich übergeben. Ich konnte nichts riechen. War vielleicht gut so. Die Augen brannten. Ich hörte Nickey fluchen.

„Ach , dass kann doch nicht so schwer sein. Ich schaff das. So ne blöde Suppe kann nicht anbrennen! MIST!!!“

„Nickey....“

Ich hörte Kakashi husten. Wieder Stöhnen. Sah zu ihm, während er verzweifelt zu meiner Freundin sprach.

„Nickey... du musst nicht bei uns sein..... Ich kann mich selbst um..... um Kazuu kümmern...“

„So schaust du auch aus!! Nein! Ich helfe euch. Iruka ist auch krank. Da war ich gestern schon, aber er wollte keine Hilfe.“

„Und wir haben keine Entscheidungsfreiheit?“

„Nein! Jonin oder nicht. Jetzt habe ich das sagen. Es gibt gleich eine schöne warme Brühe. Das habe ich von Tante Mikoto gelernt. Und Itachi sagte, sie schmeckt.“

Ja, ja. Rauch aus dem Topf. Unendlich viel Rauch. Immer wieder spritze diese seltsam grüne Flüssigkeit daraus und verteilte sich auf den Herd. Und auf den Sideboard. Auf den Boden. In die Spüle. Wie sie es geschafft hatte, weiß ich nicht, aber sogar die Decke war grün. Ich hörte Kakashi leise flüstern. Sah mich mit rotem Gesicht ärgerlich an.

„Sie ist deine Freundin. Also wirst du das Chaos später sauber machen.“

„Geht nicht. Hab Fieber.“

„Zählt nicht. Dann mache ich dir auch eine richtige Suppe.“

„Tz. Wenn die Küche dann noch steht.“

„HEY!!!!“

Ein wütender Schrei. Gefolgt von einer Kelle. Einer schmerzhaften, metallenen Kelle. Treffer. Genau an meinem Bauch. Kakashi war kurz vor Schreck aufgesprungen. Wollte sich damit retten. Kein Glück. Der Chromtopfdeckel traf ihn volle Kanne in sein Gesicht. Geschwächt schrie Kakashi auf, stolperte und viel wieder schmerzhaft auf die Couch. Nickey. Da stand sie da. Mit ihren elf Jahren. Die Haare zu einem Dutt zusammengebunden, in weißer Kleidung mit einer lila (und grüner) Kochschürze, die sie eigenhändig mitgenommen hatte. Die Hände verärgert an die Hüfte gestützt. Irgendwie sah sie so fast aus wie Mikoto. Hatte sie eindeutig von ihr abgesehen. Abgesehen von der Ich- schmeiße –Gegenstände – auf – kranke- Personen- Sache.

„Ich habe alles gehört!!! Schon vergessen?! Ich hatte auch das Training! Da komm ich extra. Verzichte auf einen freien Nachmittag! Und wie dankt ihr mir das!! Sind denn alle Hatake so?!“

„...... Na, ja. Da wir die einzigen Hatake sind,... offensichtlich schon...“

„KAZOSOMANE!! SARKASMUS IST UNTERSAGT!!“

Dieses Mal konnte ich ausweichen. Da hatte sie tatsächlich ein Küchenmesser nach mir geworfen. War ja nur etwa zehn Zentimeter. Steckte in der Couch. Kopfschmerzen. Da hämmerte mein Kopf. Kakashi. Er stöhnte entnervt. Lag wieder auf der Couch. Ich zog das Messer aus dem Stoff, warf es müde auf den Boden. Legte mich wieder hin. Kopf an Kopf bei meinem Bruder. Richtete mir meine Decke.

„Nickey.. Versuch uns bitte nicht umzubringen. Ich wäre dir sehr verbunden.“

„Dann hört mit dem Gemecker auf.“

„Ja, ja.“

Ich vergrub mich noch mehr in die Decke. Hustete lautstark. Fror. Kopfschmerzen. Meine Glieder. So verkrampft. Und dann so müde....

„Wie lange hast du vor zu bleiben... Nickey.“

Kakashi’ s Stimme war brüchig. Rau. Oh, ja. Sein Hals durfte wohl ordentlich brennen. Woher kannte ich das denn? Ach ja. Genau. HAB’S JA SELBST! Kakashi mit den geschlossenen Augen. Versuchte wohl zu schlafen. Redete trotzdem mit mir.

„Warum musstest du mich eigentlich anstecken?“

Ach so. Jetzt auch Vorwürfe machen. So hat man das heutzutage.

„Genau. War ja volle Absicht. Hatte einfach nichts Besseres zu tun.“

Stöhnen. Kakashi drehte sich auf die andere Seite. Sah jetzt direkt auf den Couchrücken.

„In einem hat Nickey Recht. Dein Sarkasmus kannst du dir echt wohin stecken...... Entschuldige. Bin nur etwas gereizt. Und ich bin zu erschöpft, um mich mit dir zu streiten.“

„Ich auch.... Ich will gesund werden, Bruder....“

„Dann müsst ihr meine Suppe essen. Ganz nach Tante Mikoto’ s Rezept. Vielleicht habe ich es auch ein bisschen verändert...... sah sonst nach Nichts aus.... Hmm... Vielleicht hätte ich auch keine Eier rein tun sollen.... Oder auf die Hühnerleber verzichten......“

Eier? Hühnerleber? Da kam sie schon an. Zwei Schüsseln in der Hand. Mit Essstäbchen. Oh, Gott. Warum.... Ich richtete mich doch langsam auf. Mir war schlagartig schwindelig. Ich musste meine Augen schließen und mich konzentrieren. Da. Langsam ging der Schwindel wieder weg. Wieder öffnen der Augen. Ich wickelte meinen Körper mit der Decke ein. Bekam von einer grinsenden Nickey die etwas heiße Schüssel in die Hand gedrückt. Oh, wie schön..... Ich versuchte meinen Würgereiz zu unterdrücken. Ein unbeeindrucktes Gesicht zu wahren. Zu allem Überfluss betrachtete Nickey mich auch noch erwartungsvoll.

„Nickey.... es ist grün...“

Diese Brühe war definitiv keine Brühe. Das war ein gallenartig grünes Etwas, in dem ein paar Wurzeln und etwas, das Fleischstücken ähnlich sah herumschwammen. Begleitet von glibberigen Klumpen, das mal Eier waren. Na, Prost Mahlzeit. Kakashi neben mir hatte seine Position nicht verändert. Nicht einmal die Augen geöffnet. Vergrub sich noch mehr unter seiner Decke. Ignorierte Nickey, die mürrisch darauf wartete, dass er ihr die Schüssel entgegen nahm.

„Wenn du die Suppe nicht isst, dauert es noch länger, bist du gesund wirst.“

Kakashi’ s müde und doch gelassene Stimme fand die passenden Worte, die ihn entlasten konnte.

„Vergiss es, Nickey. Ich werde dir mein Gesicht nicht zeigen. Egal, wie oft du es versuchst. Das Tuch bleibt oben, solange du da bist. Du willst, das ich esse? Dann musst du gehen.“

Peng. Absoluter Kontra. Niemand konnte Kakashi zwingen sein Gesicht zu entblößen. Nickey rümpfte verärgert die Nase.

„Dann eben nicht. Zwingen kann ich dich nicht dazu.“

„Lass einfach Kazuu probieren. Sie hat keinen Grund die Suppe nicht zu essen.“

KAKASHI!!!!!!

Hinterhältig!! Einfach hinterhältig!!!! Jetzt musste ich die Suppe probieren. Ich konnte Nickey’ s erwartungsvollen Blick nicht ausweichen. Wenn ich das Essen – oder was es auch immer war – nicht wenigstens probierte, würde ich Nickey enttäuschen. Oder sie sogar damit verletzen. Sie hatte sich solche Mühe geben, das Chaos in unserer Küche zu verursachen. Für dieses Essen hatte sie alles gegeben. Nickey konnte einfach nicht kochen, aber das war doch nicht ihre Schuld. Sie wollte uns nur helfen. Dafür hatte sie Anerkennung verdient.

„Na, dann. Guten Appetit.“

Na, warte. Kakashi’ s heimliches Lachen im Hintergrund. Er beobachtete uns nicht. Rührte sich keinen Zentimeter. Vergrub sich immer noch. Hatte die Augen geschlossen. Versuchte einzuschlafen. Augen zu und durch. Ich legte die Stäbchen beiseite. Wollte so wenig von dem braunem Zeug erwischen. Ich führte die Schüssel nah an meinem Mund. Gott sei Dank roch ich nichts. Immer Nickey’ s freudiger Blick im Hintergrund. Nickey. Das mache ich nur für dich. Und dafür bist du mir verdammt noch mal etwas schuldig. Ich trank Suppe aus der Schüssel. Um Nickey nicht zu verletzen. Etwa ein Drittel in einem Stück. Brr. Bitter. Und dann dieses glibberige Zeug. Irgendwie auch so...... fischig..... Nein. Wie schafft sie es, dass Hühnerleber nach Fisch schmeckt. Ich unterdrückte meinen aufkommenden Brechreiz. Nur noch runterschlucken. Dann überstanden. Und immer wieder Kakashi’ s unterdrücktes Lachen. Ach ja?

„HEIß!!“

Ich ließ die Schüssel mit einem Ruck fallen. Direkt auf Kakashi, der gar nicht mehr reagieren konnte. Was auch die Grippe mit ausmachte. Das flüssige Zeug direkt an seinem Kopf. Verteilte sich. Seine Haare. Sein freies Gesicht. Das Tuch. Hin zu seinem Nacken. Die Schüssel prallte an seinem Hinterkopf ab und landete scheppernd auf dem Boden. Kakashi. Wieder sprang er heftig auf. Bekam einen Hustenanfall. Wackelige Beine. Kniete auf dem Boden. Hustete weiter. Immer weiter. Der Brustkorb hob und senkte sich ruckartig beim Husten. Er klang extrem heißer. Konzentrierte sich nur auf sein Husten. Nickey. Sie war selbst aufgesprungen und zu mir gestürzt. Untersuchte meine Hände. Tat besorgt.

„So heiß wollte ich sie nicht machen. Hast du dich verbrannt?“

„... Nein....“

„Klar. Das war auch Absicht.“

„KAZOSOMANE!!!!“

Oh, schlecht. Kakashi. Nickey sprang schnell zur Seite, als er schnell an ihr vorbeirauschte. Nebenbei noch seine Schüssel mit der Suppe in die Hand nahm.

„Du bist tot ! »

Erschrocken ließ ich einen heißeren, erstickenden Schrei raus, als Kakashi geradezu auf mich sprang und die Suppe über mein Gesicht vergoss.

„Jetzt sind wir quitt!!“

Oh, Gott. Das war so klebrig!! So eklig. Widerlich. Kakashi. Drückte mich weiter auf die Couch. Blieb auf mir sitzen.... und bekam wieder einen Hustenanfall. Mist!!! Mein Hals. Fieber. Dieses Kratzen. Dieser Reiz. Jetzt hatte er es geschafft. Jetzt musste ich auch husten. Wir beide hatten diesen Anfall. Keine Luft! Schmerzen am Hals. Würgereiz!! MIST!!!

„Seid ihr endlich fertig?!“

Unbeeindruckt stand sie da. Mit zwei nassen Handtüchern in ihrer rechten Hand. Kakashi hustete immer weiter. Stieg von mir. Legte sich wieder hustend hin. Bekam von Nickey ein Tuch zugeworfen. Mir gab wischte sie das Gesicht mit dem Anderem. Schön kühl. Angenehm. Sauber. Kakashi’ s hustende, heißere Stimme.

„Frieden... Kazuu.... Frieden.....“

„Nichts... dagegen.... Nickey. Nicht so grob....“

Nickey... Plötzlich fing es an. Sie kicherte. Erst leise. Versuchte es zu verhindern. Kicherte weiter und weiter. Immer weiter. Immer lauter. Bis sie irgendwann losprustete.

„Was?“

„Ihr hättet euch sehen müssen. Ihr seid so grün! Du klebst, Kazuu!! Du klebst an der Couch!! Meine Suppe klebt!! Meine Suppe klebt und ihr seid grün!! IHR SEID GRÜN!!!“

Lachen. Immer mehr Lachen. Immer weiteres Lachen. Es steckte an. Wie Kakashi aussah. So wild. Und ja. Sein Gesicht war grün. Seine Maske. Wie sah ich dann aus? Grün. Wir waren grün.

Lachen. Sogar Kakashi konnte es nicht unterdrücken. Da war es.

Ein Konzert. Ein Konzert von Gelächter, Husten, Heiserkeit und Niesen. Aber vor allem Lachen. Dieses wunderbare Lachen.
 

HEUTE

Ja. Da war noch dieser kleine Riss an der Couch. Da hatte das Messer gesteckt, das Nickey nach mir geworfen hatte. Nickey. Wo sie wohl jetzt war? Ob es ihr gut ging? Ich würde sie nie wieder sehen, das war klar. Aber egal, wo du auch bist. Ich hoffe dir geht es gut. Nickey.
 

Mein Zimmer. Ich sah in den Spiegel. Sah mich direkt an. Ich war erwachsen. Ich war verlobt. Ich würde heiraten. In zwei Jahren würde ich heiraten. Dann war ich Iruka Umino’ s Frau. Und gleichzeitig. Ich war Kazosomane Hatake. Die Schwester von Kakashi Hatake mit dem Sharingan. Wir waren die Hatake- Geschwister.

„Ich dachte nicht, dass du hier bist.“

Kakashi. Seine Stimme ruhig. Er war gekommen. Ich hatte es vorher schon gemerkt, aber es ignoriert. Jetzt stand er hinter mir. Das Tuch herunter gezogen. Legte seine Hände auf meine Schulter. Sah ebenfalls in den Spiegel.

„Du willst mir sagen, dass du entgültig ausziehst.“

Ich nickte langsam.

„Ja... Ich bleibe bei Iruka. Solange ich lebe. Aber hier. Das Haus. Das ist das Haus, in dem ich geboren wurde. Kakashi. Wir haben hier so viel erlebt. Nicht war.“

„Viel Schlechtes und viel Gutes. Kazosomane...“

Er sah gefasst in den Spiegel. Lächelte. Küsste meinen Kopf.

„Ich liebe dich und bin so unglaublich stolz auf dich. Sieh uns an. Sieh uns in den Spiegel an. Du und ich. Wir sind eine Familie.“

Ja. Eine Familie. Das war nicht zu übersehen. Wir sahen uns so unglaublich ähnlich. Sein sanftes Lächeln. Er hielt mich fest. Wir sahen in den Spiegel.
 

„Kazosomane. Egal, wo du sein wirst. Mit wem du sein wirst. Du und ich. Wir sind eine Familie.“

Neue Mission - Auf ein Neues

„Kazosomane. Komm zu mir. Ich hab was für dich.“

Ich lag in dem gemeinschaftlichem Schlafzimmer, versuchte mich zu erholen. Ich hatte gerade ein langes und intensives Gespräch mit Kakashi gehabt. Es war anstrengend, allerdings auch sehr gut gewesen. Wir hatten über unsere Fehler geredet. Über uns. Unsere Zukunft. Kakashi und ich. Das würde wieder werden. Und Iruka. Er würde mein Mann werden. Ich würde Iruka heiraten. Konnte es noch besser laufen? Na, gut. Abgesehen von der Ich- sterbe- bald- Sache. Jetzt war ich in der gemeinsamen Wohnung, lag in dem Bett und hörte Iruka mich rufen.

„Kazuu! Kommst du?“

„Ja. Warte doch bitte.“

Ich stand auf, ging ins Wohnzimmer. Sah einen grinsenden 25- Jährigen auf mich zulaufen. Iruka griff meine Arme. Zog mich zu sich. Küsste mich herzhaft. Ich erwiderte ihn. So warm. So angenehm. So schön. Ich griff ihn. Zog ihn gegen die Wand. Küsste ihn. Sanft. Zärtlich. Er nahm meine rechte Hand. Meinen Ringfinger. Ich spürte etwas. Wir küssten uns. Immer weiter. Zärtlich. Ein Ring. Er hatte mir einen Ring in den Finger gesteckt.

„Iruka....“

Ich unterbrach den Kuss seufzend. Lehnte mich gegen seine muskulöse Brust. Hob meine Hand. Der Ring. Er glitzerte. Strahlte. Weißgold. Ein kleiner funkelnder Diamant zierte ihn. Er war so wunderschön.

„Das ist ein Verlobungsring.“

„Ein Erbstück meiner Mutter. Er war ihr Schatz. Früher hatte ich es nicht verstanden. Sie hatte gesagt, da ich das einzigste Kind war, sollte er mir gehören. Für die Frau, die ich liebe. Und die ich heiraten werde. Und das bist du, Kazuu.“

„Ein Verlobungsring.... Der ist wunderbar. Du bist wunderbar. Ich sag dir. Deine Eltern sind zweihundertprozentig Stolz auf dich. Bei dir haben sie alles richtig gemacht.“

„Küss mich.“

Ich drehte mich strahlend zu meinem Verlobten. Zog ihn zu mir. Seine Lippen auf meine. Seine Zunge auf meine. Iruka. Mein bester Freund. Meine große Liebe. Mein Mann. Wir würden heiraten. In zwei Jahren. Das war die Bedingung des Hokage gewesen. Zwei Jahre Verlobungszeit. Das war egal. Zwei Jahre waren nicht lang. Und ich würde nicht vorher sterben. Das lasse ich nicht zu. Ich würde Iruka heiraten. Meinen Mann. Ich würde ein Umino werden. Der Umino- und Hatake- Clan vereint. Entgültig.
 

Ein Tocken.
 

Seufzen. Schon klar.

„Für dich oder für mich?“

Iruka küsste mich noch einmal sanft. Grinste.

„Für dich, Kazuu. Sie erwartet dich.“

„Kannst du mir eines erklären?“

Ich löste mich langsam von Iruka. Holte meine Schuhe. Zog sie genervt an, während Iruka neben mir in die Hocke ging. Mich fragend ansah.

„Wie schafft sie es mich grundsätzlich zur falschen Zeit zu rufen? Das versaut den ganzen Glücksmoment..... Hey....“

Iruka. Hatte mich grinsend gepackt. Mich mit dem Rücken zu Boden gedrückt. Saß auf mir. Küsste zärtlich meinen Hals. Dann berührten seine Lippen sanft meine. Wieder sachtes Lösen.

„Ist der Glücksmoment jetzt gerettet?“

„Du bist einfach unmöglich.“

Ich grinste. Immer wieder unsere Neckereien. Unsere Liebkosungen. Wir waren einfach das perfekte Paar. Iruka und ich. Einfach perfekt.
 

Keine perfekte Situation war die Ankunft in das Gebäude des Hokage. Ich war kurz davor in das Büro einzutreten. Hörte Stimmen. Tsunade und die ältesten.

„...... ermordet.“

„Der Feudalherr von Ame no Kuni ist also ermordet worden... Das ist jetzt das siebzehnte Opfer.“

„ Ja. Vor ein paar Wochen hat diese Serie von Morden angefangen. Vierzehn Eliteherren aus Mizu no Kuni, inklusive dessen König. Man geht davon aus, dass es sich bei dem Mörder, um einen oder mehreren abtrünnigen Shinobi aus Kirigakure handelt.“

„Ich weiß.“

Tsunade klang sehr ernst.

„Genma und Raido haben mir von Vorfällen in Kirigakure berichtet. Anscheinend gab es eine Flucht aus deren Hochsicherheitstrakt. Ich habe sie nach Amegakure beordert. Ich bin dagegen, dass sich unsere Shinobi in der derzeitigen Situation in Mizu no Kuni aufhalten. Außerdem werden wir die Grenzen des Feuerreiches verschärft absichern. Sunagakure sichert ihre Grenzen ebenfalls ab. Das Morden wird gestoppt werden. Jedoch versorgt jedes großes Shinobidorf ihre eigenen Länder. So ist es.....“

„Du lauscht also.“

Hinter mir eine zynische, männliche Stimme. Ich war so konzentriert auf das Gespräch gewesen, dass ich seine Schritte nicht wahr genommen habe. Verdammt. Ich wendete schlagartig. Funkelte diesen Mistkerl zornig an. Ich hasste diesen Typen.

„Izumo. Nerv nicht.“

“Was machst du hier?“

„Geht dich nichts an. Lass mich in Ruhe. Ich habe dir nichts zu sagen.“

„Wie du meinst.“

Izumo schnaubte verächtlich. Musterte mich genervt, verschränkte seine Arme.

„Tsunade hat mich....... Nein. Nicht dich auch.“

Verdammt. Das konnte nicht wahr sein. Ich rieb mir wütend meine Schläfe. Ich mit ihm? Nein. Bitte keine gemeinsame Mission. Nicht mit Izumo. Nicht schon wieder. Sein wütendes Funkeln. Wir hatten es jahrelang geschafft, die meiste Zeit uns aus dem Weg zu gehen. Wenn wir uns sahen, hatten wir nicht miteinander geredet. Aber eine gemeinsame Mission zwang uns miteinander zu tun zu haben. Izumo mit mir. Schöne Scheiße.

„Na, prima. Sie macht mich echt fertig.“

„Das wäre mein größter Traum.“

„Kamizuki! Halt dein verdammtes Maul.“

„Noch so etwas und du erlebst was, Blauauge.“

Dieser ekelhafte Mistkerl!!! Ich hasse ihn!! Ich könnte ihn auf der Stelle..... Nein. Nein. Ich bin ein Profi. Kein verdammtes Kind mehr. Ich lasse mich nicht provozieren! Wir haben die Pflicht uns zurückzuhalten. Mürrisch hob ich beschwichtigend die Arme.

„Wenn du einen Kampf willst, musst du mich schon angreifen. Ich werde mich nicht auf einen Streit mit dir einlassen, Izumo.“

Izumo knurrte zornig. Schüttelte genervt seinen Kopf.

„Das ist es mir nicht wert. Na, los. Klopf schon.“

Noch ein giftiger Blick zu diesem Idioten und ich hämmerte gegen die Tür. Nach dem `Ja` von Tsunade traten wir beide in ihr Büro. Die beiden Ältesten nickten kurz unserem Hokage zu und verließen dann wortlos den Raum. Hinter Tsunade, die wie immer auf ihrem Bürostuhl saß und die Arme verschränkt hielt, stand ihre Assistentin Kizune mit Tsunade’ s Hausschwein Pong- Pong in der Hand. Tsunade betrachtete argwöhnisch Izumo und mich. Wir standen ungerührt nebeneinander und redeten kein Wort. Also machte der Hokage den Anfang.

„Ich weiß, wie ihr zwei darüber denkt, aber wagt es nicht zu protestieren. Es ist eine einfache B- Rank Mission. Wie ihr wisst, mangelt es derzeit an Shinobi. Unsere jungen Chunin und die Genin haben noch ihr Training vor sich, sie sind auch belastet.“

Ich schwieg. Ein einziger Widerspruch und Tsunade würde ausrasten. Das war nicht professionell und sie hatte Recht. Viele Konoha- Nin waren unterwegs auf Mission. Und die da waren, waren genügend mit ihrem Training beschäftigt. Ein kurzer kalter Blick zu Izumo, der ihn auch gleich erwiderte, sich aber dann an unsere Anführerin wandte.

„Was ist das für eine Mission?“

„Geleitschutz. Es sind einfache Leute aus Amegakure, die für einige Wochen hier Verwandte besucht hatten. Es ist ein junges Paar und sie ist hochschwanger. Es herrschen Unruhen in Ame no kuni. Ihr werdet das Paar beschützen und anschließend ohne Umwege hier her zurückkehren.“

„Gibt es weitere Instruktionen?“

„Ja.“

Tsunade’ s Blick sehr gefährlich. Die Stimme drohend.

„Es wird während dieser Mission keinen Streit geben. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“

„Ja, Hokage- sama.“

Na, prima. Wieder eine Mission mit Izumo. Und das in einem Land, an dem ein wahnsinniger Massenmörder herumläuft.
 

„Sie hat euch tatsächlich in das selbe Team gesteckt?“

Kotetsu hatte auf Izumo gewartet. Entgeistert beobachtet, wie wir beide mit einem äußerst missmutigen Blick aus dem Gebäude liefen. Kotetsu zog die Augenbrauen hoch und seufzte entgeistert.

„Na. Das kann ja was werden. Ihr könnt ja nicht einmal garantieren, dass ihr euch nicht gegenseitig umbringt.“

„Danke sehr, Kotetsu. Danke für dein Vertrauen.“

Kotetsu zu sehen war nicht mehr so schlimm, wie früher. Wir hatten es inzwischen geschafft ein neutrales Verhältnis miteinander aufzubauen. Ich beobachtete, wie Izumo sich seinen Freund schnappte und ihn von mir wegzog. Mann. Dieser Idiot. Er wusste doch, wie gut ich hören konnte. Da brachte ihm sein Flüstern nichts. Dieser Idiot.

„Rede nicht mit ihr. Sie ist ein Miststück.“

„Kannst du nicht endlich mal aufhören, Izumo? Das nervt langsam.“

Miststück nannte er mich also mal wieder. Dieser Idiot.

„Kamizuki. Wir werden jetzt mal einige Verhaltensregeln aufstellen. An einem neutralen Ort.“

„Meinetwegen.“

Izumo. Wütend drehte er sich zu mir. Ignorierte, dass er von Kotetsu an seiner Schulter festgehalten wurde.

„Na, gut. Du willst reden? Gehen wir zum Trainingsgelände. Da ist immer etwas los.“

Ich nickte. Hatte die Arme verschränkt. Trainingsgelände war gut. Ich ignorierte Kotetsu’ s Seufzen.

„Also eigentlich ist im Trainingsgelände nie.....“

„Komm mit, Blauauge.“

Izumo fing an loszulaufen. Ich hinterher. Kotetsu folgte protestierend mir.

„Kommt schon. Hört endlich mit eurem bescheuertem Kindergartenscheiß auf!“

Wir ignorierten ihn. Das würde eine interessante Diskussion werden. Ich hasste diesen Mistkerl. Er war ein nerviger Idiot. Und ausgerechnet mit ihm zusammenarbeiten zu müssen. Klar. Kakashi würde in ein paar Stunden wieder auf einer S- Rank- Mission sein. Iruka musste unterrichten. Anko und Genma waren nicht da. Genauso wie die meisten Jonin. Wenn es wenigstens Kotetsu gewesen wäre. Mit ihm kam ich inzwischen klar. Wir konnten zusammenarbeiten. Aber Izumo.... Mit ihm konnte ich auch zusammenarbeiten. Mein Problem war es nur, dass ich es nicht wollte. Ich wollte nicht mit Izumo in einem Team gesteckt werden. Ich war der Teamleiter. Und ich musste fair zu diesem Idioten sein. Ich war ein guter Shinobi. Ein sehr guter. Auch, wenn man es mir in den letzten Monaten nicht ansah. So was Blödes. Ausgerechnet mit Izumo. Blöd gelaufen. Tja. Pech gehabt.

„Okay, Hatake. Wir sind da.“

Schönster Sonnenschein. Wir waren knapp außerhalb des Dorfes. An den Holzbalken. Kein Mensch weit und breit. Natürlich. War ja so ziemlich niemand im Dorf. Und selbst wenn, es gab nicht mehr viele Shinobi, die das Gelände auch wirklich benutzten. Es sollte ein neutraler Ort sein. Das war es auch. Konnten wir doch nichts dafür, wenn niemand da war und es keine Zeugen gab. Außer ein äußerst genervt wirkender Kotetsu, der auf einen großen Holzpfosten in die Hocke ging.

„Meinetwegen. Macht, was ihr wollt. Meinetwegen ‚diskutiert’ auf eure Weise. Ihr seid solche Dummköpfe.“

Izumo. Stand einige Meter von mir entfernt. Die Fäuste neben sich geballt. Stark angespannt. Er funkelte mich zornig an.

Ja, ja. Ich weiß. Wir sollten uns nicht streiten. Wir hatten ja auch vorgehabt uns nicht zu streiten – okay. Eigentlich hatte ich mir vorgehabt zu Vorhaben nicht zu streiten. Aber in einem Punkt waren Izumo und ich uns ziemlich ähnlich. Wir suchten uns direkt den Ärger.

„Du willst reden?“

Ich verschränkte mit gespielt überheblicher Mimik meine Arme. Hatte einen spöttischen Tonfall angelegt.

„Dann kannst du mir ja erklären, warum du so ein Riesenidiot bist!“

„Wohl aus dem selbem Grund, wie du eine verdammte Furie bist.“

„Ach ja? Arschloch!“

„Miststück!“

„VERSAGER!!“

„HURE!!“

Hure nannte er mich? HURE???! NICHT MIT MIR!! Verdammter Blödmann! Nicht mit mir!!! Ich schoss los. Die linke Faust zum Schlag geballt. Jetzt gibt’ s Prügel! Mistkerl! Dummerweise hatte Iruka die gleiche Idee. Schoss auf mich zu. Ein Faustschlag in meine Magengegend. Dafür ein harter Tritt gegen seine Brust. Ich keuchte. Sah Izumo zufrieden zurücktaumeln. Ignorierte meine Schmerzen. Zu früh gefreut. Dieser Idiot! Ging in die Knie. Ein fester Fußtreffer gegen meinen Oberschenkel! Jetzt stolperte ich. Konnte einen stabilen Stand wahren. Knurrte zornig. Nein! Er war nicht stärker als ich! Sah Izumo’ s Faust in Richtung meines Bauches zufliegen. Fing sie wütend auf. Er griff meine freie Hand. Wir rangen miteinander. Zornig. Mist! Ich hatte es gerade mal geschafft, dass dieser Idiot zwei Schritte zurückweichen musste. Ich keuchte vor Anstrengung. Keifte ihn regelrecht an.

„Also... keine Schläge in das Gesicht. Lass mich endlich los, Mann.“

„Dann lass dich endlich fertig machen.“

„Vergiss es!“

Noch ein kräftiger Schupser. Izumo keuchte. Stolperte entgültig rückwärts. Landete schmerzhaft auf den Rücken. Na also! HEY! Ein mieser Kick an meinen rechten Knöchel. Scheiße! Mein Gleichgewicht! Ich konnte mich nicht mehr halten. Stürzte selbst. Weiche Wiese! Gott sei Dank! Blöderweise ein harter Faustschlag gegen meinen rechten Unterarm. Ziehender Schmerz. Unglaublicher Schmerz. SCHEIßE!! Nicht mit mir! Izumo griff mich. Saß auf mir.

„Gib auf!“

Noch ein Schlag gegen meinen Bauch! Scheiße! Dieses Ziehen! Mist!! Na, warte!! Ich ballte meine rechte Faust. Schlug wahnsinnig fest zu. Gegen seine linke Flanke. Ein leichtes Knacken. Izumo. Schoss von mir runter. Lag auf den Rücken. Das war’ s. Dieser Idiot! Ich war immer noch auf den Boden. Keuchte. Schmerzen. Verdammt. Mein Arm. Ich zog meinen rechten Armstulpen nach unten. Scheiße!! Unterhalb des Handgelenkes. Ordentlich blau.

„Du hast mir den verdammten Arm geprellt.“

„Schade. Ich hätte ihn dir brechen sollen.“

Izumo, dieser Mistkerl, schien wohl ziemlich genervt zu sein. Zumindest war unser Kampf beendet. Er kniete sich auf die Wiese. Keuchte. Zog sich die Weste aus. Den Pullover nach oben. An der linken Flanke bildete sich ebenfalls ein ordentliches Hämatom.

„Die sind angebrochen. Miststück.“

„Seid ihr endlich fertig?“

Kotetsu. Er war die ganze Zeit auf den Pfosten gewesen und hatte uns unbeeindruckt in unserem Kampf beobachtet. Jetzt sprang er von seinem Platz und schlenderte schon fast gelangweilt zu uns.

„Hoffe, ihr seid jetzt glücklich.“

„Was willst du? Wir haben nur diskutiert.“

„Schon klar. Kazosomane. Steh auf.“

Ich folgte. Verdammt. Magenschmerzen. Kotetsu half mir. Anschließend Izumo, der mich giftig betrachtete. Na, super. Seufzen meines Ex- Freundes.

„Habt ihr euch wenigstens beruhigt? Seid ihr jetzt fähig zusammen zu arbeiten?“

Zusammen zu arbeiten? Ja. Diese ganze Aktion. Das hatte einzig dem Frustabbau gedient. Einfach um unsere Aggressionen rauszulassen. Damit wir diese nicht aufstauchten und während der Mission ausrasteten. Ja. Meine aufgestaute Wut gegen diesen Idioten war stark gesunken. Ich hatte kaum noch das Bedürfnis ihm eine runterzuhauen. Izumo schnappte sich seine Weste. Sah mich grimmig an, während Kotetsu ihm an dessen Oberarm griff und versuchte zu beruhigen. Unnötigerweise.

„Okay, Kazosomane. Was denkst du? Bist du in der Lage mich mit Respekt zu behandeln.“

„Das, was gerade ablief, war auf der privaten Schiene und hatte nichts mit unserer Mission zu tun. Natürlich werde ich dich mit Respekt behandeln. Ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass du ein fähiger Shinobi bist. Aber das Selbe muss für dich zählen. Auch du hast gefälligst mich mit Respekt zu behandeln.“

Ja. Ich war in der Lage mich professionell zu verhalten, aber nur dann, wenn mein Team sich nicht gegen mich auflehnte. Izumo nickte mürrisch.

„Auch ich weiß, was sich gehört. In ein paar Stunden, wenn die Mission beginnt, werde ich dich behandeln, wie es sich für einen Chunin gehört. Du bist der Taicho. Aber privat bist du nur die Person, die ich abgrundtief hasse. Wir schließen den Kampf jetzt ab.“

„Dann geh und bereite dich vor. Ich werde das Selbe machen. Wir treffen uns dann um fünf vor dem Haupttor. Und bis dahin will ich dich nicht sehen.“

Tja. Damit waren wohl dann die Verhaltensregeln durchgesprochen und alles war geklärt.
 

Autsch. Verdammter geprellter Arm.
 

„Tja. Jetzt lass mich raten.“

Ich war in der Wohnung. Im Bad. Hatte nur ein Shirt an. Verband gerade meine Verletzung, als ich seine spöttische Stimme vernahm. Ich seufzte. Jetzt würde ich mir auch noch einen Vortrag anhören dürfen. Iruka trat in das Bad. Nahm meinen Arm.

„Könnte es sein, dass du dich geprügelt hast – wieder mal?“

„Ich hatte nur eine kleine Diskussion mit Kamizuki.“

„Oder eine kleine Bekanntschaft mit seiner Faust. Verdammt, Kazosomane. Musste das sein?“

„Wir hatten ein, zwei Sachen zu klären....“

Iruka seufzte entnervt.

„Natürlich. Komm mit in’ s Wohnzimmer.“

Genervt griff er meinen gesunden Arm und zog mich aus dem Raum. Donnerte mich auf das Sofa. Stand halb ernst vor mir.

„Die wievielte Schlägerei ist das jetzt dieses Jahr? Du bist echt unmöglich.“

„Lass mich doch.“

Ich grinste leicht amüsiert. Iruka war nicht wirklich wütend auf mich. Dazu war er viel zu sanft.

„Außerdem waren es nur fünf.... oder sechs.... Und seit dem Kampf mit Kakashi habe ich entgültig dazu gelernt. Schon vergessen? Immerhin fange ich zumindest nicht mehr an, sondern wehre mich bloß. Das muss erlaubt sein.“

„Ja, klar. Hat dein Ring etwas abbekommen?“

Mein Ring? Oh, Mist. Darauf hatte ich ja gar nicht geachtet. Ich trug ihn noch am Ringfinger. Immerhin hatte ich ja meine Fäuste benutzt.... Nein.. Keinen Schaden. Gott sei Dank. Klar. Es war ja nur ein halbernster Kampf gewesen. Ohne Blut und Frakturen. Aber beim nächsten Mal... oder auf Missionen. Da könnte der Ring wirklich leiden. Verdammt. Das durfte aber nicht geschehen.

„Nichts passiert. Aber du hast Recht, Iruka. Ich kann ihn nicht an meinen Finger tragen. Es ist viel zu riskant. Er könnte in einem Kampf zerstört werden. Und das will ich auf keinen Fall...... Warte..“

Meine Halskette. Iruka’ s Geburtstagsgeschenk von damals. Ich trug sie immer um den Hals und ihr war noch nie etwas passiert. Noch nicht einmal ein kleiner Kratzer. Und dabei bestand das Symbol aus Speckstein und war daher gut zerbrechlich. Iruka beobachtete mich offensichtlich, während ich die Kette von meinem Hals nahm, den Knoten von dem Lederband öffnete. Ich zog meinen Ring aus und fädelte ihn zu dem Symbol. Anschließend knotete ich das Band gelassen zu und zog es mir wieder über. Der Ring war sicher verwahrt. Ich hörte nur Iruka genervt seufzen.

„Ich bitte dich inständig ihn nicht zu verlieren. Und ich bitte dich, es während der Mission sein zu lassen, einen Streit anzufangen. Ich gehe mal davon aus du hast eine. Und zwar mit Izumo. Sonst wärt ihr euch aus dem Weg gegangen.“

„Schon klar.“

Mein Verband war entgültig stabil. Ich stand auf. Nahm mein Oberteil von der Couch. Streifte es mir entspannt über.

„Nichts Besonderes. Geleitschutz für ein junges Paar nach Amegakure. Sie ist schwanger.“

„Tja.“

Iruka grinste. Setzte sich neben mich. Hatte einen amüsierten Tonfall drauf.

„Da wünsche ich dir doch viel Spaß. Eine Mission. Du als Taicho. Izumo als dein Partner. Mit einer schwangeren Frau werdet ihr mindestens zwei Tage nach Amegakure brauchen. Jetzt ist es Sommer. Da wäre also noch die Hitze. Letztendlich ist die Strecke auch nicht ohne.“

„Und es gibt Unruhen dort. Ja. Das wird sehr anstrengend. Aber ich mache meine Sache gut. Ich werde die Ohren auf der Mission sein. Izumo wird das Auge sein und um die Nase kümmere ich mich auch gleich. Deswegen muss ich noch zu Kakashi, bevor er seine Mission beginnt.“

„Jap. Ich ahne schon etwas. Dann mach aber kurz. Sehe ich dich noch, bevor du zur Mission musst?“

Kopfschütteln meinerseits. Nein. Iruka müsste gleich wieder in die Schule zu einer Lehrerkonferenz und ich würde jetzt zu Kakashi gehen. Seufzen meines Verlobten. Er stand auf. Riss mich zu sich. Presste meinen Körper gegen seinen. Ein Kuss. Ein intensiver, süßer Kuss. Unsere Zungen vergnügten sich miteinander. Die Herzen schlugen vor Glücksseeligkeit. Langsames Lösen. Iruka’ s Stirn auf meine.

„Ich liebe dich, Kazuu. Bitte pass auf dich auf und komm zurück.“

„Das mach ich.... Ich liebe dich auch..“
 

Iruka alleine im Dorf zurück zu lassen, fiel mir schwer. So konnten wir doch unsere Verlobung nicht auskosten. Nein. Ich musste meine Zeit stattdessen an Izumo Kamizuki verschwenden. Na, meinetwegen. War so, wie es nun mal war. Mein Ziel war es dadurch, diese Mission so schnell und komplikationslos zu beenden. Diese Unruhen könnten durchaus störend werden. Wachsamkeit war daher unbedingt notwendig. Da konnte so ein Spürhund von Vorteil sein.
 

„Kakashi? Hey.... wo steckst du.......“

Da war er. Im Wohnzimmer. Hose und ärmelloses Shirt. Machte Liegestütze – mit beiden Armen. Und auf seinen Rücken. Pakkun und Urushi. Was für Anblick. Und wie mein Bruder vor Anstrengung schwitze. Er war vollkommen konzentriert. Ich wusste nicht einmal, ob er mich bemerkte. Also ein amüsiertes Schulterzucken. Ich stellte mich Kakashi gegenüber, anschließend auf den Boden und ebenfalls Liegestützen. Rucksack und Bogen zur Seite gelegt. Mann. Kakashi sah aber richtig fertig aus. Blass und müde. Verschwitzt. Konzentrierter Gesichtsausdruck.

„Hey, Brüderchen. Mit beiden Händen? Seit wann so faul?“

„Ha, ha. Verarschen kann ich mich auch selbst. Du störst mein Training.“

Pakkun sprang inzwischen von Kakashi runter und setzte sich neben uns, gefolgt von seinem Partner.

„Kazosomane. Ärger Kakashi nicht so. Er ist erschöpft genug, ohne dass du ihn nervst.“

„Schon klar... Also, was ist mit dir?“

Ich machte weiter Liegestützen. Mist. Blöde Prellung! Mein rechter Arm. Ich verlagerte mein ganzes Gewicht auf den linken Arm. Betrachtete meinen Bruder fragend, während wir trainierten. Sein angespannter Blick zu mir.

„Mein Sharingan.... Ich kann es jetzt erweitern.... So ähnlich wie Itachi. Nur kostet mich das unheimlich viel Chakra. Hab’ s übertrieben und jetzt keine Kraft mehr. Eigentlich sollte ich jetzt unterwegs zum östlichen Tor sein. Der Treffpunkt ist in drei Minuten.“

„Wenn du pünktlich wärst, müsste man sich auch um dich Sorgen machen. Was meinst du, dein Sharingan hat sich erweitert? Wie?“

„Denk an Itachi.“

An Itachi denken. Ja. Kakashi hatte eine kurze Begegnung mit ihm gehabt. Vor drei Jahren. Itachi hatte ihn ordentlich platt gemacht. Und zwar mit dem seltsamem Jutsu, das er bei seiner Flucht auch bei mir angewendet hatte. Dieses, bei dem er mich mehr oder weniger aufgeschlitzt hatte. In eine andere Dimension geschickt hatte. Bedroht hatte. Scheiße. Dieser Tag jagt mir immer noch höllische Angst ein. Und einen angeknacksten Stolz. Und jetzt sollte Kakashi.......

„Du meinst, du kannst das jetzt auch. Diese Dimensionsnummer? Na, toll. Da werde ich dich wohl nie übertrumpfen.“

Da hatte sich mein Kanyouinjuu endlich erweitert und jetzt das. Okay. War nicht so tragisch. Immerhin hatte ich den Wettbewerb mit Kakashi abgeschlossen. Anstrengung. Ich war inzwischen bei meiner zweiundfünfzigsten Liegestütze angelangt. Mein Arm. Er brannte höllisch.

„Sag mal.“

Kakashi klang äußerst erschöpft.

„Was machst du eigentlich hier? Ich glaube kaum, dass du mit mir trainieren wolltest.“

Grinsen meinerseits. Ich stoppte die Übungen. Kniete mich auf den Boden. Atmete mehrmals tief durch. Deutete keck auf Pakkun, der erschrocken meinen Finger bemusterte. Dieser Mops wirkte nicht gerade begeistert.

„Ich muss mir Pakkun von dir borgen. Ich brauch ihn für die Mission.“

„Hey! Wie redest du über mich?“

Der nervige Hund schon wieder. Knurrte leicht trotzend. Jetzt war es mein Bruder, der erschöpft seine Tätigkeit stoppte. Sich ebenfalls hinkniete und mich mürrisch betrachtete. Urushi neben Pakkun blieb weiterhin still. Er wirkte so gelassen. Anders als mein Bruder.

„Erstens. Du weißt genau, dass die Hunde mir nicht gehören, sondern meine Partner sind und zweitens sitzt er gerade neben dir. Frag ihn doch selbst.“

„Pakkun. Du kommst mit mir. Du musst mir helfen.“

Japsen von Urushi. Seine Schnauze wirkte, als würde er lachen, während er mit dem Mops sprach.

„Und wie nett sie dich mal wieder gefragt hat. Ich glaube, ich verzieh mich lieber, bevor Kazosomane auf die Idee kommt, mich anzufordern. Wiedersehen, Kakashi.“

Nicken meines Bruders. Urushi verschwand mit einem ‚Plop’. Pakkun knurrte immer noch weiter.

„Das geht noch freundlicher. Was willst du von mir?“

„Hab ich doch gesagt, Mann..... Oder Hund... Ich benötige deine Hilfe für meine Mission. Schließlich bist du die beste Nase des Dorfes.“

Ich weiß, Schleim, Schleim. Zumindest, wenn es nicht stimmen würde. Ich schien damit den Hund etwas beruhigt zu haben. Setzte noch einen drauf.

„Pakkun. Ich bitte dich. Hilf mir.“

Treffer. Jetzt hatte ich ihn. Jetzt konnte er mir nicht nein sagen. Kakashi. Er stand vorsichtig auf. Nahm meinen rechten Arm. Zog den Armstulpen herunter. Sprach bestimmt.

„Pakkun. Ich bitte dich. Hilf der Nervensäge. Ich habe es gewusst, Kazuu. Deswegen hast du deinen rechten Arm nicht belastet. Pakkun. Sie braucht deine Hilfe. Immerhin bist du ja mal wieder verletzt. Nicht wahr, Kazuu?“

Wow. Am Schluss dieser höfliche Tonfall. Ich zog meine Hand zurück und richtete den Stulpen. Zuckte gelassen mit den Schultern.

„Das ist nichts. Aber ich brauche Pakkun wirklich. Also bitte, Pakkun. Komm mit mir. Wir gehen nach Amegakure. Es ist nur ein Geleitschutz. Mehr nicht. Aber wir müssen einfach auf Verbrecher achten. Da ist deine Nase durchaus praktisch.“

Leichtes Schnüffeln von Pakkun. Er wirkte stolz. So stolz wie ein dummgesichtiger Mops nur sein konnte.

„Also gut. Wenn du mich so derartig bittest, da kann ich mich unmöglich verweigern. Aber ich warne dich. Wenn du mich ärgerst, verschwinde ich.“

„Also gut. Ich werde dich in Ruhe lassen. Pakkun. Ich danke dir.“

Na endlich. Nun war mein Team komplett. Izumo war meine Augen. Pakkun meine Nase und ich selbst war die Ohren des Teams. Und Kakashi? Er stand aufrecht. Mir gegenüber. Setzte Pakkun auf meine rechte Schulter und wuschelte mir freundlich durch die Haare. Das hatte er Jahre nicht mehr gemacht.

„Bitte pass auf dich auf und lass das mit den Schlägereien. Und bring meinen Freund wieder heil zurück.“

Dann noch ein Satz, den ich so wirklich selten gehört hatte.
 

„Ich verlass mich auf dich, kleine Schwester.“
 

Danke, Kakashi. Danke, dass du mich liebst.

Ich wartete an dem Haupttor. Meine Sachen gepackt, Pfeil und Bogen dabei. Pakkun saß neben mir auf den Tresen für die Wachleute. Diese Person war im Moment Kotetsu. Von Izumo und dem jungem Paar noch keine Spur.

„Er kommt zu spät.“

„Nein. Du bist zu früh. Weiß Gott, wie du das geschafft hast, Kazuu.“

Kotetsu. Er lehnte sich gegen den Tresen, kraulte Pakkun, der es sich gerne gefallen ließ. Ich beobachtete meinen Ex leicht verwundert.

„Heißt wohl, du hasst Kakashi’ s Hunde nicht mehr.“

Verwunderter Blick von Pakkun, der nicht verstand. Kotetsu stoppte sein Streicheln. Sah auf den Boden. Klar. War eigentlich nicht unser Lieblingsthema. Und ich blöde Kuh musste natürlich damit anfangen.

„Lassen wir es, Kazuu. Du weißt, wie ich darüber denke.“

„Es tut mir Leid...... Oha. Da ist ja Kamizuki.“

Da stand er. An dem letzten Haus. Bei ihm eine Frau. Eigentlich hübsch. Kleiner als er, lange schwarze Haare, blaues Kleid. Oh, Mann. Die knutschten ja richtig. Würg.

„Lass es.“

Kotetsu. Er hatte sich mir in den Weg gestellt und somit mein Sichtfeld zu Izumo gestört.

„Verkneif dir sämtliche Kommentare. Ja, er hat seit zwei Monaten eine Freundin und du wirst mir jetzt versprechen nicht darauf rumzureiten.“

„Komm schon. Die hat definitiv einen schlechten Geschmack. Oder sie ist blind und dumm. Oder sie......“

„Mach weiter so und ich erlaube Izumo dich zu verprügeln. Du lässt ihn in Ruhe. Versprich mir das, Kazuu.“

Mann. Da war es doch. Da war vor mir ein absolut perfekter Angriffspunkt gegen Izumo. Die Rache für das, was er mir in unserer Jugendzeit angetan hatte. Und da war Kotetsu, der natürlich seinen besten Freund beschützte. Vor mir. Der mich mit absolut entschlossener Mimik ansah. Nein. Ich wollte keinen Streit mit Kotetsu. Darüber waren wir schon lange hinaus.

„Schon gut. Ich verspreche, dass ich mich nicht über Izumo lustig machen werde.“

„Brav....... IZUMO!!! LASS SIE UND KOMM ENDLICH!!!!“

Ich grinste amüsiert. Kotetsu hatte gerade so schön streng geklungen. Izumo löste sich von der Frau. Verabschiedete sich von ihr. Schritt mürrisch zu uns, sein eisiger Blick auf meine Wendigkeit gerichtet. Er setzte schon an, wurde jedoch von seinem Freund gestoppt.

„Nein. Ihr habt es ausdiskutiert. Also provoziere sie nicht.“

„Verdammt...... Was macht der Hund hier?“

„Wie schön. Noch ein freundlicher Geselle.“

Pakkun wirkte schon regelrecht beleidigt.

„Sie nennt mich immer Töle. Er sieht mich so abwertend an. Dieser Shikamaru zieht an meinen Ohren. Dabei braucht ihr mich. Ich bin ein vollwertiges Mitglied dieses Teams. Wenn ihr mich nicht respektiert, werde ich euch beißen.“

„Na meinetwegen.“

Kotetsu stand zwischen uns. Gehobene Arme. Mürrischer Blickwechsel zwischen diesen Idioten und mir. Das schien Kotetsu nicht zu gefallen.

„Na, schön. Dann habe ich jetzt einen Vortrag. Kazosomane. Izumo. Es reicht jetzt mit eurem Streit. Ihr werdet euch gefälligst auf der Mission ruhig verhalten. Ihr werdet keinen Streit anfangen. Ihr werdet nicht diskutieren. Ihr werdet vor allem euch nicht schlagen. Eure Mission ist das Wichtigste. Ihr habt es geschafft, euch Jahre nicht zu bekriegen. Dann könnt ihr ein paar Tage zusammen schon überleben. Wir sind alle keine fünfzehn mehr. Also reißt euch zusammen.“

Kotetsu. Wow. Er war echt reif geworden. Erwachsen. Und er hatte Recht. Izumo und ich. Wir waren keine Teenager mehr. Keine Kinder. Wir waren erwachsen. Jonin und Chunin. Shinobi. Dieser lächerliche Streit nervte mich. Auch wenn wir ihn wollten, irgendwann war es doch mal unter meiner Würde. Also musste ich mich zusammenreißen.

„Izumo... Kotetsu hat Recht. Wie wäre es mit einem Waffenstillstand? Ich will mir nicht schon wieder Ärger einhandeln. Den ich bisher hatte reicht bis zum nächsten Leben.“

„Dann lass mich dafür sorgen, dass du das nächste Leben schnell erreichst.“

„IZUMO!!!“

Dieser Mistkerl. Ich sah zu, wie Kotetsu ihn recht unsanft stieß. Ernst auf ihn einredete.

„Das reicht jetzt. Entschuldige dich bei ihr, du Idiot. Lass die Streitereien.“

„Ja, ja.“

Ich atmete tief durch, als sich Kamizuki mürrisch bei mir entschuldigte. Mir die Hand zum Frieden reichte. Widerwärtiger Blick. Er war genauso wenig begeistert, wie ich, als ich die Hand nahm.

„Der Waffenstillstand zählt bis auf eine unbegrenzte Zeit. Wir sind zu alt zum Streiten.“

„Meinetwegen. Wir werden uns nicht mehr streiten. Dies wird unser entgültiger Versuch miteinander klar zu kommen. Dieses Mal meinen wir es ernst.“

„Okay. Wir meinen es ernst.“

Ein kräftiger Händedruck war die entgültige Unterschrift des uneingeschränkten Friedensvertrages. Izumo und ich – dieses Mal war es ein entgültiger Versuch. Ob Hass oder nicht. Der Streit war vorbei..
 

Izumo und ich. Wir werden versuchen uns zusammenzureißen. Wir werden versuchen uns einigermaßen zu verstehen.
 

Bei der Mission.
 

Und in der Zukunft.

Neues Leben - Eine aufregende Reise

Endlich mal gehts weiter......
 

Strömender Regen. Tja. Mal wieder. Ich schritt neben dem alten Pferd, führte es. Eine überdachte Kutsche war an ihm angebunden. Darin. Das junge Paar. Usagi und Takeru Yagama. Sie war achtzehn, hatte ihr schwarzschimmerndes Haar zu einem lockeren Dutt zusammen gebunden und trug einen olivgrünen Kimono überdeckt von einer warmen dunklen Wolldecke, der es trotzdem unmöglich war ihre Schwangerschaft zu verbergen. Na gut. Man sagte uns, dass der errechnete Geburtstermin bereit in vier Tagen war. Ihr Mann – Takeru – war gerade mal ein Jahr älter als sie, schlank und leicht muskulös. Ich muss zugeben mit seiner sonnengebräunten Haut und den hellblonden Haaren sah der Kerl richtig gut aus. Die zwei passten wunderbar zueinander. Absolut süß. Da war der Regen egal. Unsere Auftraggeber zu beobachten, war geradezu herzerwärmend. Wie er sie behutsam berührte. Sanft den Babybauch streichelte. Ruhig mit ihr sprach. Alles so harmonisch. Kazuu… Vergiss nicht, was deine Aufgabe ist. Also noch mal umsehen. Ha, ha. Guter Witz. Immerhin war es schon Spätabend. Und dann dieses Unwetter. Brausender Regen. Schwarze Wolken. Der grässliche Wind durchfror meine Ohren. Unser warmer Atem bildete einen weißen Rauch. Scheiß Kälte. Wie viel Grad hatten wir wohl. Keine zehn – soviel war sicher. Dabei waren wir vom Winter weit entfernt. Immerhin. Die große, weite Hauptstraße, die wir entlangliefen, bzw. fuhren, war gut übersichtlich und leer. Um uns herum Felder, später würde wir am Fluss entlanglaufen, dann ein Waldstück und wir würden an unser Ziel kommen. Es war eine kleine Stadt – etwa elf Meilen von Amegakure entfernt. Gemäß dem stürmischen Klima war der Name der Stadt Arashi und Takeru war der Neffe des amtierenden Bürgermeisters. Auf Grund der aufkeimenden Unruhen der umgebenden Länder würde das Paar in Zukunft an diesem ruhigen Ort leben. Bisher lief unser Weg reibungslos. Keine Angriffe. Warum sollte auch jemand so doof sein und einfache Leute überfallen? Also lief soweit alles gut.
 

„Wir sollten bald eine Pause machen, Kazosomane. Wir sind schon fast zwölf Stunden unterwegs. Übertreib es nicht.“

Izumo raunte diese Worte mir leise entgegen. War bisher schweigend neben mir gelaufen. Hatte sich oft nach Feinden umgesehen. Genau wie ich. Pausenlos hatte es stundenlang geregnet und gestürmt. Jetzt hatte sich das Land erbarmt und es nur noch leicht tröpfeln lassen. Das stetig unangenehme Nass hatte erbarmungslos meine Kleidung durchgeweicht, so dass ich schon sein einiger Zeit fror. Izumo sah ebenfalls nicht besser aus. Seine Uniform klebte an seinem Körper, das Gesicht gut gerötet, die Lippen leichenblass. Er schien leicht zu zittern. Auch das Pferd, das die Kutsche leitete, wurde zunehmend langsamer in seinem Gang, der braune Kopf erschöpft nach unten geneigt. Die Mähne gut zerzaust. Mist. Ich hatte mich die letzten Stunden so sehr an diesen recht schwierigen und doch monotonen Trott gewöhnt, dass mir die Zeit entglitten ist. Ich glaube, wenn Izumo mich jetzt nicht angesprochen hätte, ich wäre wohl die ganze Nacht durchgelaufen, ungeachtet dessen, wie es meinen Mitstreitern gehe. Zumindest schliefen Usagi und Takeru. Sie hatten sich lange Zeit unterhalten, was gegessen und sich aneinander gekuschelt. Klar. In dieser Kutsche war es deutlich wärmer und vor allem trocken. Ich war so gnädig gewesen und hatte Pakkun die Wache in der Kutsche überlassen. Der ständige Regen störte seinen Geruchssinn. Prima gemacht, Kazuu. Daran hätte ich eigentlich vor der Mission denken müssen. Bei solchem Wetter waren Kakashi‘ s Nin- Ken so nützlich wie ein Kühlschrank in einer verlassenen Insel.

Da. Da war Wasser. Dieser Fluss. Ein deutliches Plätschern, ein Strom des Gewässers. Umgeben von einer natürlichen relativ flachen Wiese.

Ja. Auch wenn ich es nicht laut zugeben wollte, Izumo hatte Recht. Wir mussten dringend ein Nachtlager aufschlagen. Das hätte ich schon vor einiger Zeit machen sollen. Immerhin war Mitternacht schon lange her. Ich nickte.

„Gut. Izumo. Wecke Takeru und kläre ihn auf. Wir werden auf der Wiese übernachten. Ich habe ein wasserfestes Zelt dabei. Dort lassen wir die beiden schlafen. Wir nutzen die Kutsche und wechseln uns mit der Wache ab.“

Izumo. Er sagte kein Wort. Nickte mir nur mürrisch zu und wandte sich anschließend an die Insassen der Kutsche. Der Nieselregen. Irgendwie wurde er weniger. Ich sah in den Himmel. Der Himmel. Jemand meinte es gut mit uns. Die Wolken. Da waren kaum noch graue Wolken. Sterne. Sie glitzerten hell. Das Licht des zunehmenden Mondes bahnte sich einen Weg durch die Dunkelheit und genehmigte uns eine bessere Sicht auf die Umgebung. Die Hauptstraße war nicht gepflastert. Die Wiese neben uns feucht, gleichmäßig. Ruhig. Dahinter. Das Wasser des Flusses. Es rauschte in einem regelmäßigen, sanften Ton. Das Mondlicht ließ das Nass entspannend glitzern. Irgendwie war alles so… friedlich. Angenehm. Okay… Wenn nicht unbedingt die Kälte wäre. Die nasse Kleidung störte nun doch zunehmend. Auch blies immer noch ein kühler Wind. Meine Hände waren eiskalt. Es schien, dass meine Ohren bald abfrieren würden, ganz zu schweigen von den Zehenspitzen. Bald hast du es geschafft, Kazuu. Bald bist du im Trockenen. Kamizuki half Takeru gerade aus der Kutsche zu steigen. Ich sah, wie er mir nochmals zunickte. Tja. Wir zwei schafften es uns beinahe wortlos zu verständigen. Gut so. Dann musste ich mich nicht so viel mit diesem Kerl unterhalten. Pakkun war nun ebenfalls aus der Kutsche gesprungen und reckte sich müde. Gähnte und sah mich mit gelangweiltem Blick an.

„Und dafür hast du mich so dringend gebraucht? Was für eine Verschwendung.“

Na prima. Mehr als ein giftiger Blick war mir die Beschwerde dieses Hundes nicht wert. Stattdessen wandte ich mich lieber an meinem Auftragsgeber, der ziemlich verschlafen neben Izumo stand.

„Es wird Zeit, dass wir ein Nachtlager aufschlagen. Das werden wir übernehmen. Takeru- san, bitte kümmern Sie sich um das Pferd.“

Wird Zeit, dass das Tier auch mal seine Belohnung erhält. Lächeln streichelte ich das feuchte Fell. Der Hengst reagierte auf meine sachte Berührung und rühre seinen Kopf. Ja. Der war echt fertig. Mann, Kazuu. Das ist ja schon Tierquälerei, was du da gemacht hast.

„Der Große hier, hat eine großartige Arbeit geleistet und braucht etwas Aufmerksamkeit. Ihre Frau schläft noch?“

„Ja.“

Die tiefe Stimme des jungen Mannes wirkte zufrieden.

„Sie konnte sich bisher gut erholen und es geht ihr gut. Genauso unserem Kind. Es schläft auch.“

Kurzes Grinsen meinerseits. Irgendwie komisch sowas. Obwohl er doch keine Ahnung haben konnte, was das Ungeborene gerade tat, schien er sehr konkret zu wissen, wie es dem Kind ging. Ist wohl Instinkt sowas.

„Wir lassen Usagi schlafen, bis wir alles aufgebaut haben. Das dauert nicht lange. Pakkun wird auf sie aufpassen. Dann steht er nicht im Weg herum.“

Kurzes Knurren des Mopses. Na wenigstens gehorchte er sofort. Dann konnte das Lager endlich aufgeschlagen werden.
 

Wir hatten nicht lange gebraucht. Keine Viertelstunde. Ich hatte leider schnell feststellen müssen, dass dieser Mistkerl Izumo kein so schlechter Shinobi war. Suiton war definitiv sein Element und er hatte mir ein Jutsu vorgeführt, das ich bis dato nicht kannte. Er hatte der Wiese das überschüssige Wasser entzogen und in den Fluss geleitet. Mit nur einem Jutsu hatte er es geschafft das Gras zu trocknen. So ein Mist. Ich glaube kaum, dass das so einfach war. Dann noch sein überhebliches Grinsen als er mich nach getanerer Arbeit angesehen hatte. Das Zelt hatten wir in kurzer Zeit aufgebaut und hergerichtet. Sogar einen Unterstand für das Pferd hatten wir improvisiert. Der Regen hatte vollkommen aufgehört und der Himmel war klar. Wie gesagt. Alles war absolut friedlich. Um Usagi kümmerte ich mich. Ich hatte sie aufgeweckt und in das kleine, aber relativ geräumte Zwei- Personen – Zelt geführt. Sie wirkte weiter müde, fing trotzdem eine Unterhaltung mit mir an. Im Zelt lächelte sie und berührte sachte ihren Bauch. Sie sah mich mit glitzernden Augen an. Das waren diese berühmten Augen. Augen einer Frau, die bald Mutter werden würde.

„Ich danke Ihnen, dass Sie uns begleiten. Ame no kuni ist im Moment nicht gerade das sicherste Land. Aber ich glaube besser als Kiri no kuni.“

„Warum sind Sie nicht einfach bei Ihren Verwandten geblieben? Unser Land ist doch auch sicher.“

„Ja.. Aber Amekagure ist unser Zuhause. Ame no kuni unser Land.

Unsere Eltern und wir waren uns einig, dass die Kleine hier am Besten in Arashi aufwachsen sollte. Dort wuchs auf mein Mann auf.“

„Hmm…. Die Kleine….“

Diese Worte…. Nochmals betrachtete ich den Babybauch. Ein Mädchen also. Da drinnen steckte also ein Mädchen. Ein menschliches Kind. Da entstand ein Leben. Und die Eltern taten das, was sie als das Beste für ihr Kind erahnten. Mutterinstinkt. Eltern. Kind. Das war schon so eine Sache. Das war…. Besonders. Schwangerschaft…. Kinder kriegen… damit hatte ich bisher nicht viel zu tun gehabt. Darüber hatte ich noch nicht viel nachgedacht. Ein Kind…. Sicher. Inzwischen war mir klar, dass ich Kinder haben wollte. Mit Iruka als Vater. Aber….mit dem Herzen…. Das war ausgeschlossen. So ein Kind…

„Wie fühlt es sich an? Ich mein, die….“

„Schwangerschaft.“

Da war wieder ein sanftmütiges Lächeln. Dieses Glitzern in ihren Augen. Usagi hatte so schnell meinen Satz beendet; sie musste die Frage wohl auswendig kennen. Und es schien ihr nicht zu stören. Die junge Frau griff schlagartig meine Hand. Was? Ihre Berührung war sanft und warm. Da ging keine Gefahr von ihr aus. Das war mir sofort klar gewesen. Als sie so plötzlich meine Hand genommen hatte, hatte ich kurz vor Schreck gezuckt. Im Normalfall würde mein Instinkt Alarm schlagen und ich sähe dies als einen Angriff. Bei jeden Anderen hätte ich noch in der gleichen Sekunde reagiert und meinen Gegner attackiert. Dieses Mal nicht. Dieses Mal hatte mich dieser kurze Ablauf nur überrascht, aber nicht verunsichert. Also ließ ich mich weiterleiten. Ließ bedingungslos zu, dass Usagi meine Handinnenfläche leicht gegen den Unterbauch legte. Der war so…. prall. Durch den Kimono hindurch fühlte ich…… Wärme….und Leben. Da! Da war etwas. Da regte sich ja was. Etwas… ja da drückte etwas…. Flächenartiges gegen meine Hand…. Nur nicht die ganze Hand. Nein… Kleiner… Da! Noch ein Stoß. Ich spürte die blitzartige Wölbung. Wieder vorbei… Aber….

„Das… ist….“

Usagi hatte meine Hand losgelassen. Ich spürte immer noch ihren Bauch. Ja. Das Kind. Das war der Fuß gewesen. Der Fuß! Mann.. Das war echt…. Faszinierend. Dieses Mädchen.. Sie war aber aktiv. Und lebendig. Das war ein Mensch. Ein kleiner Mensch..

„Wow…..“

Das war so….. Wahnsinn… so fantastisch. Dieses Leben zu spüren. Purer Wahnsinn. So ein kleines Ding. Wie war es wohl schwanger zu sein? Das eigene Kind in sich zu spüren? Wie waren die Emotionen? Ich glaube, ich hätte Angst. Angst, dass was passieren könnte. Die Geburt. Milliarden von Lebewesen hatten seit der Existenz dieser Erde Kinder zur Welt gebracht. Es war das Natürlichste, was es überhaupt gab. Und doch so gefährlich. Jede Geburt war ein Wunder.

„Schwanger zu sein ist etwas Wunderbares. Dieses Kind hier drin.“

Mit einem Glitzern berührte Usagi wieder ihren Bauch.

„Das ist mein Kind. Und das meines geliebten Takeru. Sie ist unser Wunder. Ihr Name ist deshalb auch Kiseki.“

„Kiseki…. Ein ehrenvoller Name. Wunder. Der passt.“

Ich musste einfach lächeln. Ein schöner Name. Iruka und ich. Wie würden wir unsere Kinder nennen? Ich denke nach unseren verstorbenen Eltern. Und natürlich würde einzig Naruto Uzumaki der Patenonkel unseres erstgeborenen Kindes werden. Iruka würde nichts Anderes zulassen. Immerhin war der Junge für ihn wie ein kleiner Bruder. Ja Naruto würde Pate werden und Kakashi Onkel. Eine eigene Familie gründen……

….. das würde doch nie gehen. Nicht solange ich kein neues Herz bekommen würde …..

„Eine eigene Familie… ist was Wunderbares.“

Ja. Diese Familie… mit klarem, entschlossenem Blick betrachtete ich die schwangere Frau. Sie sollte glücklich werden.

„Ich werde Sie beide sicher und unversehrt in Ihre Heimat bringen. Das schwöre ich.“
 

Das schwöre ich.

Keine halbe Stunde nach diesem Gespräch schlief das Paar friedlich in dem trockenen, warmen Zelt. Ganz nach dem Land hatte es natürlich wieder angefangen zu regnen. Ein nervenauftreibender, strömender Regen. Das Pferd war untergestellt. Wir Shinobi waren in der kahlen und doch geräumigen – vor allem trockenen – Kutsche. Pakkun hatte sich vor meine Füße eingerollt und schlief unbekümmert. Izumo lag auf der gegenüberliegenden Bank. Hatte seine Weste und seinen Pullover als Kopfkissen verwendet. War eingewickelt in einer rauen Wolldecke. Dem Kerl war nicht einmal kalt, so wie es schien. Beobachtete ihn kurz grimmig. Beobachtete seine regelmäßigen Atemzüge, die geschlossenen Augen. Wie er da schlief. Verdammt. Warum konnte der nicht wenigstens schnarchen. Damit hätte ich den Idioten wunderbar aufziehen können. Während der ganzen Mission hatte er sich keine Blöße gegeben. Nicht einmal Widersprochen. Keinerlei Provokation. Nur Professionalität. Der perfekte Soldat. Letztendlich passte mir das überhaupt nicht. War der etwa disziplinierter als ich? Nicht gut. Aber andererseits hatte ich vor der Mission befürchtet, dass wir aneinander geraten würden. Und das wäre nun wirklich schlecht gewesen. Mann, Kazuu. Werd‘ endlich erwachsen. Lass diesen Idioten einfach in Ruhe. Du bist kein verdammtes Kind mehr.

Konzentration auf die Wache. Ich aktivierte Kanyouinjuu. Fokussierte die nähere Umgebung. Die Emotionsbündel. Es waren drei. Wie gedacht. Izumo. Leichte Anspannung, Nervosität. Dann wieder Entspannung und Freude. Mann. Was träumte der denn? Das Paar. Er. Leicht ängstlich. Aufgeregt. Bestürmt. Nervös. Aber Positiv. Das Baby. Bestimmt war er aufgeregt, wegen der bevorstehenden Geburt. Und Usagi? Ja. Da war viel Liebe und Zufriedenheit. Fürsorge und Vorfreude. Ein erquickendes Herz. Gut. Das war gut. Ich ließ ihre Gefühle bewusst in mich einfließen. Ich wollte ihre Wärme teilen. Mich gut fühlen. Ich wusste, dass ich das eigentlich nicht machen sollte. Es moralisch unangebracht war, Emotionen anderer Menschen für meine Zwecke zu nutzen. Aber Usagi würde keinen Schaden davon tragen. Sie merkte nicht einmal, dass ich mich mit ihren Emotionen verband. Also war nichts Schlimmes dabei. Es tat einfach nur gut, mal etwas Gutes zu fühlen. Keine Sorgen. Keine Angst. Wut. Hilflosigkeit. Keine Aggression. Nein. Güte. Die Wärme und Güte einer Mutter umhüllte meinen Kopf. Mein Herz. Es war gut. Es war schön. Es war richtig.
 

Ein leises, kurzes Grunzen. Pakkun. Seine Hinterpfote zappelte unwillkürlich. Sein Körper ausgestreckt. Die Augen geschlossen. Er träumte. Ach ja. Auch wenn er schon sehr menschlich wirkte, Kakashi‘ s Verhalten immer mehr mimte und doch diese eigene, starke Persönlichkeit hatte. Pakkun blieb ein Hund. Ein Tier. Ich musste die Erweiterung meines Kekkei Genkai weiter trainieren. Pakkun diente durchaus als ein gutes Zielobjekt. Ich hatte bereits festgestellt, dass die Auren der Tiere anders und deutlich schwieriger zu erörtern waren als die der Menschen. Das hieß keinesfalls, dass deren Emotionen und Empfindungen unterentwickelt oder nicht vorhanden waren. Nein. Sie waren nur anders. Ja. Tiere hatten eine Seele, einen Geist. Ich war der Beweis.

Pakkun.

Was empfindest du?

Ich ließ die Erweiterung wieder zu. Noch etwas mehr. Mehr Konzentration. Noch mehr. Noch ein bisschen. Da! Da war es! Da waren seine Empfindungen. Oh, Pakkun. War ja klar. Du hast ja Hunger. Ja. Und so etwas wie….. ja es ähnelte Unzufriedenheit. Mann, Hund. Warum hast du auch nichts gegessen? Musstest unbedingt stur sein und sagen, dass du nichts brauchst. Und jetzt hast du Hunger. Du bist ja sowas von selbst schuld….

Hmm…

Ich dachte nach. Mein Kanyouinjuu noch aktiviert. Das strengte langsam an. Leichtes Ohrensausen. Mein Kopf pochte dumpf. Okay, Kazuu. Noch ist alles im grünen Bereich. Bleib dabei. Du musst dein Kanyouinjuu ausschöpfen. Übe ruhig weiter. Verausgabe dich nur nicht. Ja…… Da waren viel mehr Emotionsbündel. Fünf… Acht…. Dreizehn…. Sie fühlten sich anders an….. nicht menschlich. Dann…. So klein und zierlich diese Bündel….. Ich weiß nicht… Mäuse vielleicht? Vögel hatte ich ja keine gesehen. Und die Emotionsbündel der Kleintiere waren die niedrigsten, die ich mit dieser Gabe erhaschen konnte. War auch gut so. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich die Empfindungen jedes einzelnen Käfers, Kriechtiers oder jeder einzelner Pflanze reflektieren könnte. Grausame Vorstellung. Kazuu. Du kannst es doch. Übe weiter. Kontrolliere Kanyouinjuu. Schalte die kleineren Bündel aus und konzentriere dich auf Pakkun. Immerhin ist er dein Partner. Leises Winseln. Drehen auf die andere Seite. Sekundenlanges Wackeln mit den Ohren. Mann. Armer Pakkun. Er schlief echt unruhig. Aber, wenn ich ihn jetzt aufwecke, wäre er auch beleidigt. Aber sein Hunger…. Nein, Pakkun. Irgendwie bist du doch mein Freund. Auf jeden Fall Kakashi‘ s Freund. Ich lass dich doch nicht hungern.

Konzentriere dich, Kazuu. Noch ein bisschen. Autsch… Das Pochen an meiner Stirn entwickelte sich langsam zu einen recht störendem Stechen an den beiden Schläfen. Langsam schmerzten auch die Ohren. Irgendwie fühlte ich einen Augendruck. Okay. Die erste Stufe meines Kekkei Genkai war deutlich angenehmer. Konnte ich auch viel länger durchhalten. Trotzdem,. Kazuu. Du kennst deine Stufen. Gefahrenstufe gelb- orange. Noch weit genug von rot entfernt. Wobei ich rot nicht einmal ansatzweise erreichen wollte. Zu gefährlich. Also mach langsam Schluss, Kazuu. Sorg dich jetzt erst einmal um Pakkun.

Ein Blick zu dem Mops, kurzes Nachdenken, dann ein leichtes Lächeln. Na dann…. Sei doch schön satt und zufrieden. Ich erinnerte mich. An das Gefühl der Zufriedenheit nach meinem Lieblingsessen. Gemüsenudeln mit Hähnchen und zum Nachtisch Eis und gebackene Banane. Ja. Mein absolutes Lieblingsessen. Nun gut. Pakkun. Jetzt du.

Autsch… Verdammt. Mein Kopf. Meine Ohren. Mist. Die Nase. Ziehen an der Nase. Größerer Druck am Kopf. Leichter Schwindel. Kurze visuelle Störung. Alarmstufe Orange. Verdammt, Kazuu. Das ist das erste Mal, dass du Kanyou no Jutsu bei einem Tier anwendest. Und das ist offensichtlich deutlich anstrengender. Und gefährlicher. Halte dich….

Da! Wieder ein kurzes Räkeln. Ein Schmatzen. Einrollen. Pakkun. Zufriedenheit. Er war gesättigt.

„Mann… Es hat tatsächlich geklappt…. Cool.“

Es hatte funktioniert. Pakkun war satt. Echt prima. Was Neues gelernt…. AUA VERDAMMT!!!!

Mein Kopf! Meine Ohren! Augen! Zittern! Mir war so verdammt heiß. Leicht übel! Kazuu! Sofort Kanyouinjuu deaktivieren und ausruhen!!!!

Gesagt, getan. Ah… Mein Kopf! Mist!! Diese Hitze! Diese leicht verschwommenen Bilder. Meine Atmung. Die Lungen brannten vor Anstrengung. Na super. Entgeistert setzte ich mich auf die Bank gegenüber von Izumo. Schloss meine Augen. Konzentration, Kazuu. Regel deine Atmung. Zog mit leicht zittrigen Händen meine Weste aus. Ließ sie auf den hölzernen Boden fallen. Beugte mich nach vorne, die Arme auf die Oberschenkel gestützt. Kazuu. Atme langsam ein. Zähl bis zwölf. Atme langsam aus. Beruhige deinen Körper, Kazuu. Ist nicht das erste Mal, dass du in so einer Situation bist. Also einfach durchatmen und dich beruhigen. Das kannst du.

Ich öffnete langsam meine Augen. Gut. Der Blick klar und scharf. Die Atmung zwar noch flach, aber nicht mehr so schlimm. Immer noch Hitzegefühl und Kopfschmerzen. Da. Die Halskette. Der Verlobungsring baumelte vor meinen Augen. Hin und her. Hin und her. Ein Griff. Sachte fuhr ich den Ring entlang. Fühlte das glatte, reine Metall. Beobachtete das elegante Muster. Dieser Ring… Einst trug ihn Iruka‘ s Mutter. Das war einfach eine Ehre. Der Ring. So wunderschön. Mein Körper. Er beruhigte sich. Kontrollierte Atmung. Gute Sicht. Keine Schmerzen mehr. Angenehme Temperatur. Iruka. Die Gedanken an Iruka taten mir gut. Iruka. Seine Augen. Seine liebevollen Augen. Seine Art. Die Gutmütigkeit. Die Herzlichkeit. Die Wärme. Die….
 

„Du bist echt bescheuert, Hatake. Du machst dich echt selbst fertig.“

Kamizuki. Seit wann war der denn wach? Was hatte der denn sich da einzumischen? Schlagartig ließ ich meine Kette los. Sah grimmig in die Richtung des Idioten. Der hatte sich inzwischen hingesetzt und griff sich seinen Pullover.

„Was hast du gerade mit ihm gemacht?“

Ein Nicken zu Pakkun der jetzt sehr ruhig schlief.

„Das ist meine Sache, Izumo.“

„Wie du meinst. Dein bescheuertes Kekkei Genkai kannst du sonst wo hin schieben. Nur wehe du wendest es gegen mich an. Dann setzt es was.“

Blödmann. Da war also die Provokation. Nein. Darauf gehe ich nicht ein! Während Izumo sich nun vollständig anzog, legte ich mich genervt auf die Bank. Schichtwechsel. Spielte wieder mit meinem Ring.

„Du bist es nicht wert mein Kanyouinjuu einzusetzen, Kamizuki….. Die Umgebung ist ruhig. Takeru und Usagi schlafen. In vier Stunden machen wir uns wieder auf den Weg.“

„Wie du befiehlst, Anführer.“

Seine Worte trieften nur vor Verachtung. Mistkerl. Langsam schloss ich die Augen. Izumo war mir egal. Er würde schon aufpassen. Der Verlobungsring. Ich bewahrte ihn in meiner Faust. Drückte zu. Mein Schatz. So war Iruka stets bei mir.

Wie es sein sollte.
 

Eine feste Berührung an meiner Schulter. Der Druck weckte mich schlagartig auf. Sofort wurde ich klar. Schlug die Augen auf. Reagierte instinktiv. Unwillkürlich. Blitzartiger Griff in meine Seitentasche. Schnappte den Griff eines Kunais. Ließ die Waffe gegen meinem mutmaßlichen Feind auf gleiten. Hörte das Gegeneinander schlagen von Metall. Spürte den Gegendruck. Erst jetzt achtete ich auf meinem Gegner. Ups. Izumo. Schweigend und mit ärgerlichem Blick hielt er seine Waffe schützend vor seinem Körper. Schüttelte mit dem Kopf. Mann. Musste der mich so erschrecken. Das Kunai also wieder in die Tasche und einen fragenden Blick aufgesetzt.

„Ich glaube jemand ist in der Nähe. Dein Hund hat es auch schon bemerkt.“

„Pakkun ist nicht mein Hund, verdammt. Wie viele?“

Langsam richtete ich mich auf. Sah aus der Kutschentür. Es dämmerte bereits. Leichter Nebel machte uns die klare Sicht auf die Umgebung geradezu unmöglich. Und dann noch dieser Regen. Mann. Immer dieser strömende Regen. Es war eigentlich nichts Auffälliges zu erkennen, aber da war dieses Gefühl. Gefahr. Meine Instinkte schlugen deutlich Alarm. Ja. Der Kerl Izumo hatte Recht. Irgendetwas war bestimmt in der Nähe. Leises Knurren. Pakkun. Sprang zu mir auf die Bank.

„Dieser Regen verwischt die Gerüche. Ich habe etwa sieben Fremde gerochen. Vielleicht eine halbe Meile von uns entfernt. Aber….. dieser Regen….. ich kann leider für nichts garantieren.“

„Macht nichts. Danke Pakkun.“

Izumo betrachtete mich leicht irritiert, als ich den Hund kurz kraulte. Mich konzentrierte. Mein Kekkei Genkai aktivierte. Genaues Umsehen. Ich achtete auf die Emotionsbündel. Da. Diese sieben. Und noch mehr.

Leises Flüstern meinerseits.

„Siebzehn Menschen. Ich denke, es sind alles Erwachsene. Sie kommen schnell näher. Von neun Uhr. Sie machen sich nicht die Mühe sich zu trennen.“

Keine Ahnung, wer diese Leute waren. Aber sie waren schnell und offensichtlich gefährlich. Da war sehr viel Habgier gewesen.

„Pakkun. Ich will, dass du dich zu Usagi und Takeru begibst und sie direkt beschützt. Izumo, ich kümmere mich um die......“

„Machst du nicht. Ich mag dein Kanyouinjuu nicht. Das weißt du, verdammt.“

Izumo! Verdammter Idiot. Der Mops hatte widerstandslos gehorcht und war schlagartig aus der Kutsche gesprungen. Izumo stattdessen griff fest meine Schulter und betrachtete mich mit einem mürrischem Gesichtsausdruck. Na prima. Das war jetzt wieder so richtig typisch. Diese Typen waren bestimmt schon in Sichtweite. Wie viel Zeit hatten wir noch, bis wir handeln mussten? Eine Minute? Zwei? Höchstens. Keine Zeit für Diskussionen. Genervt befreite ich mich von diesem Idioten.

„Ich bin der Anführer, verdammt. Mit dem Kanyouinjuu kann ich die Kerle sofort ausschalten. Wir haben eine schwangere Frau bei uns, du Idiot. Wir sind zu zweit und die Siebzehn. Wir haben nur eine geringe Zeitspanne um weitgehend risikofrei agieren zu können. Es ist jetzt nicht die Zeit für deine Albernheiten.“

„Das sind keine Albernheiten, Mann.“

Der Kerl griff hinter mir. Packte meinen Bogen. Presste ihn mit ärgerlicher Mimik gegen meinen Oberkörper.

„Dein dummes Kanyouinjuu schwächt auch mich und somit das Team. Du weißt genau, was das bedeutet. Ich greife an. Ich bin genauso gut wie du. Du deckst mich mit deinem Bogen.“

Und seit wann war der denn bitteschön der Leiter? Ach scheiß drauf.

Jetzt! Jetzt konnte ich sie hören. Sie waren nah. Ganz nah. Der Regen. Dieser ewige Regen störte durchwegs unsere Sicht auf die Umwelt. Trotzdem. Die Geräusche von schnellen Schritten. Leise männliche Stimmen. Metall. Mist!

Einfach keine Zeit mehr.

„Verdammt.“

Na schön, Izumo. Wehe du baust Mist. Das sollte eigentlich leicht werden. Griff meinen Köcher mit den Pfeilen. Meine Shinobi- Weste konnte ich nicht mehr anziehen. Keine Zeit. Fordernder Blick zu meinem ungeliebten Partner.

„Ich hoffe für dich, du weißt, was du tust. Los jetzt!“

Blitzartiges Handeln. Selbstbewusste Sprünge aus der Kutsche. Izumo. Direkt auf die vor Wasser triefende Wiese. Fingerzeichen. Sein Ausruf.

„Suiton miszuame nabara!“

Ausspucken von blau- klarer Flüssigkeit. Ich sprang katzenartig auf das Kutschendach und beobachtete mit gespanntem Bogen die Situation.

Ja. Da waren sie.

Im Zelt unserer Auftragsgeber regte es sich. Ja. Das Paar war wach. Blieben wenigstens geschützt. Ja. Pakkun war zwar kein Shinobi, kein Kriegerhund. Zubeißen konnte er jedoch immer. Und mutig war er auch. Dieses Wasser, welches Kamizuki mit dem Jutsu ausgespuckt hatte, verteilte sich vor dem Zelt. Warum dieses Wasser? Grauer Himmel! Leichter Nebel! Und Regen! Viel Regen! Warum dann dieses Wasser,verdammt?! Laute. Die Fremdlinge! Eine ganze Horde. Ach, wie schön. Eindeutige Verbrecher. Alle trugen diese einfache dunkle Kleidung. Waren optisch vollkommen ungepflegt. Zerzauste Haare – kurz, sowie lang – Bärte, durchweichte Körper. Diese Bande. Was waren die? Irgendwelche Barbaren? Rowdys? Was auch immer. Sie stürmten geradewegs auf uns zu. Wie weit noch? Siebzig Meter? Jetzt hatten sie uns gesehen. Wild gebrüllt. Hatten sie nicht erkannt, dass wir Shinobi waren? Hatten sie keine Angst. Dieses bullige Verhalten. Keine Ahnung. Kein erkennbarer Plan. Keine offensichtliche Strategie. Nur lauter, massiger Ansturm. Letztendlich konnte ich die wahrhaftige Gefahr schwer einschätzen. Ruhig, Kazuu. Du bist stark. Im Notfall kannst du dein Kekkei Genkai einsetzten. Egal, was dieser Izumo dazu meinte. Das Zelt geschlossen. Das Wasser vor dem Eingang. Auch um die Seite, Dahinter der Fluss. Nur kleine Regungen. Pakkun hielt unsere Kunden ruhig. Gut. Sehr gut. Aber Izumo....
 

Was sollte das? Diese Kerle kamen näher. Immer näher. Rannten. Stürmten. Bereit zum Überfall. Izumo!! Warum machst du nichts? Du wolltest den Anfang machen!! Hast geprahlt! Jetzt stehst du so da. Hast Shiruken und Kunai in deinen Händen. Warum grinst du? Verdammt, Kamizuki!! Warum stehst du nur da, siehst du dieser beschissenen Horde und grinst! Sie sind nah!! Zwanzig Meter!! Mach was! MACH WAS, DU IDIOT!!!!
 

Das konnte nicht sein! Sie kamen!! Sie kamen!! Nein!! NEIN!!! Wenn du nichts machst, verdammt, fange ich an. Näher ran, Kazuu!! Dann greif an. Mit deiner Waffe. Mit deinem Bogen! Ich löste die Spannung meines Bogens. Setzte an. Sprang. Sprang von dem Dach der Kutsche. Sprang. Sprang vor Izumo.

„HEY!!! DU..... SPRING NICHT IN DEN.......“

Izumo!! Warum schrie er mich so erschrocken an? Landung. Ich landete einige Meter vor diesem Idioten. Landete auf seiner Wassermasse. Stand da. Den Bogen wieder gespannt. Aber.....
 

„Was...... meine Füße.....“
 

Da kamen sie. Rannten sie. Diese Horde. Doch dann.. Schlagartiges Stoppen. Verwundere Blicke. Überraschung.

Ich.

Meine Füße. Was war das? Ich versuchte Schritte. Nein. Was sollte das? Dieses Wasser! Diese Flüssigkeit! Kein Schritt war mehr möglich. Meine Füße!! Sie klebten auf der Flüssigkeit. Sie klebten fest. Ich konnte nicht mehr laufen. MEINE FÜßE!!!
 

Kamizuki' s zornige Stimme.
 

„Hatake!! Du bist und bleibst einfach eine dumme Kuh!!“

Nuke-Nin Yao – Jetzt nervt‘ s aber!!!

Verdammt.
 

Da stand ich nun. Festgeklebt in dieser miesen, nervigen Flüssigkeit. Einige Meter vor mir diese verfluchte Bande mit ihren verwirrten Gesichtern. Hinter mir dieser Kerl dem ich das hier nun zu verdanken hatte. Das war also sein Jutsu…. Schnell hatte ich die erbärmliche Situation begriffen. Danke, Kamizuki. Danke für deine Vorwarnung! Da! Erstes Grinsen. Hämisches Kichern. Die Überraschung war weg. Diese Kerle. Einer nach den Anderen verlor seine irritierte Mimik aus deren habgierigen Fratzen. Tauschte sie gegen ein amüsiertes Grinsen um. Noch Izumo‘ s wütendes Flüstern.

„Du kannst einfach nicht warten. Du hast alles verdorben.“

Mist. Nein! Dieses Mal konter‘ ich nicht, Izumo. Die Lage war viel zu schlecht. Warum musste dieser Kerl auch Recht haben? Ich habe Kamizuki nicht vertraut, war ungeduldig. Jetzt war die Überraschung hin. Das Zelt war durch seine Lage weitgehend gesichert. Somit waren unsere Schützlinge beinahe außer Gefahr. Aber das Pferd. Die Kutsche. Izumo. Sie konnten angegriffen werden. Und ich? Ich kam nicht voran. Nicht vor. Nicht zurück. Verdammt. Wenigstens hatte ich meine Hände frei. Spannte meinen Bogen wieder an. Zielte konzentriert auf die Bande. Der Köcher mit weiteren Pfeilen an meinen Rücken. Ich versuchte das Beste aus meiner Lage zu machen.
 

„Egal, wer ihr seid! Egal, was ihr wollt! Verschwindet!!“
 

Erst Schweigen. Dann wieder kichern. Lachen. Heiteres Gelächter. Na super! Missmut. Ja. Das fühlte ich. Missmut. Was für eine beschissene Lage! Kamizuki. Er trat vor. Stellte sich neben mich. Keine Spur der Anstrengung. Kein Festkleben. Verdammt. So einfach wäre es gewesen. Chakra an den Sohlen. Mehr nicht. Izumo würdigte mich keines Blickes. Kunai fest in seiner Hand. Er betrachtete mit steinerner Miene die immer noch verächtlich lachende Bande.

„Verschwindet!! Oder sterbt!!“

Ich konzentrierte mich. Betrachtete die Männer. Weit hinten stand einer. Überragte die meisten der anderen um fast einen Kopf. Muskelbepackt. Die untere Gesichtshälfte mit einem schmutzig, schwarzem Tuch bedeckt. Ähnelte meiner Maske. Schwere, gepolsterte Kleidung. Der Kerl. Er lachte im Gegensatz zu den anderen Männern nicht. Stand sicher, die Arme erwartungsvoll zusammen geschränkt. So wie der sich von den Kerlen unterschied, musste er der Anführer sein. Er blieb im Hintergrund. Passiv, Defensiv. Ein anderer jüngerer Mann mit aschblonden, schmutzigen Haaren und zerfetzter Hose löste sich dagegen von der Masse. Trat bis auf wenige Zentimeter vor die miese Flüssigkeit und hob spielerisch grinsend sein angerostetes Jagdmesser.

„Mann. Ich habe noch nie solche Amateure von Shinobi gesehen. Oder Jungs?“

Tosendes Gelächter der Männer. Mist. Ich hörte Pakkun im Hintergrund reden. Auch Takeru. Gott sei Dank blieben sie im gesicherten Zelt. Kamizuki regte keinen Muskel. Blieb unbeeindruckt. Na gut. Ich spannte den Bogen weiter. Zielte nun direkt auf den Jungen. Auf seine Brust. Drohende Worte.

„Ihr habt keine Chance! Wir sind Shinobi aus Konohagakure und ihr stört unsere Mission. Also rate ich euch nochmals zu gehen!!“

Dieses Mal Raunen. Ich konzentrierte mich. Bleib kalt, Kazuu! Du verwirrst sie… Der Riese zog keine Miene. Keine Reaktion. Anders als der vorlaute Junge. Der deutete mit dem Messer erst auf mich, dann auf das Zelt.

„Du kannst dich offensichtlich nicht rühren, der andere hat ein Spielzeugmesser und das da hinten sind Zivilisten!! `Ne schwangere Frau!!“

Verdammt!!

Kurz drehte ich mich zu unseren Schützlingen. Pakkun vorne mit drohend fletschenden Zähnen. Takeru versuchte eine gefasste Miene aufzusetzen – was ihm nicht wirklich gelang – und hielt schützend seine Frau bei sich. Usagi. Ihr Gesicht….

Sie schwitzte. Atmete schwerfällig. Die seichten Gesichtszüge zu einer schmerzenden Miene verzogen. Presste ihre zitternden Hände gegen den Unterbauch.

„Sie hat Wehen.. Hatake, wir müssen das hier so schnell wie möglich beenden.“

Izumo hatte es mir kaum hörbar zugeflüstert. Verdammt, verdammt, VERDAMMT!! Warum konnte denn nicht einmal alles glatt laufen??!!

„Mach dich bereit, Izumo… Der erste, der sich uns nähert, stirbt!!!“

Ich sah in die Meute. Grinsen. Der Anführer weiter ruhig. Das ging so nicht. Ich musste es durchziehen. Musste sie dazu bringen, sich zurück zu ziehen. Konzentration. Gefasste Spannung an meinen Händen. Stabilität des angespannten Bogens. Ruhige Atmung. Warten. Warten auf eine Reaktion. Natürlich würden sie nicht von alleine verschwinden. Sie brauchten einen Anstoß. Das Wissen, wie gefährlich wir waren. Ich durfte nicht bluffen. Nein. Weiter regelmäßige, kontrollierte Atemzüge. Klarer Blick. Schmerzvolles Stöhnen der Schwangeren im Hintergrund. Sie musste warten. Sie musste ruhig bleiben. Noch konnte ich nicht zu ihr – nun ja, sobald dieser Idiot sein Jutsu gelöst hatte. Noch mussten unsere Schützlinge in ihrer sicheren Umgebung warten. Immer weiter gefasster Blick zu der fast zwanzigköpfigen Gruppe. Warten. Konzentration. Da. Der junge Kerl. Grinsend ging er einige Zentimeter nach vorne. Die Arme provozierend zur seitlich ausgebreitet. Das Messer in seiner rechten Hand. Ich zögerte nicht. Jetzt!
 

Überraschter Blick von ihm. Stille in der Menge. Blut. Blut tropfte auf den Boden. Trotz des strömenden Regens konnte ich sein Blut erkennen. Die Spitze des Pfeiles hatte tödlich in die linke Hälfte seines Brustkorbes durchbohrt. Steckte in den Körper des Feindes. Ich sah ihn in sich zusammensacken. Hörte seine gurgelnden, sterbenden Geräusche. Tief durchatmen, Kazuu. Bleib ruhig. Ein Griff in den Köcher. Erneutes Spannen des Bogens. Ich ignorierte das leichte Zittern meiner Hände. Kakashi hatte Recht gehabt. Man gewöhnte sich an das Töten. Nur nicht an das Gefühl, daran gewöhnt zu sein. Immerhin war der Kerl bestimmt jünger als ich gewesen. Und nun hatte ich ihn eiskalt umgebracht. Ein Exempel an ihn statuiert. Ich hatte die Meute gewarnt. Sie mussten unbedingt wissen, dass wir es ernst meinten. Keine Spiele spielten. Dass wir gefährlich waren. Kontrolliert zog ich keine Miene, bei dem Anblick des jungen Toten.

„Verschwindet!!!“

Stille. Raunen. Sie wirkten irritiert. Überrascht. Wütend. Ich hatte gerade einen ihrer Leute umgebracht. Dank Izumo‘ s Jutsu gelang es ihnen nicht mir zu nähern. Direkt anzugreifen. Sie müssten die Flüssigkeit umgehen. Doch bei jeder Annäherung riskierten sie ihren Tod. Izumo neben mir. Ich bemerkte, dass er sein Kunai recht verspannt in seiner Hand hielt. Jederzeit bereit, loszuschlagen. Er hatte mich bei meinem Angriff nur kurz irritiert angesehen, dann aber sofort wieder die Kontrolle über sich übernommen.

„Verdammt….. Was machen wir jetzt? Greifen wir an?“

„Dieses Balg hat Toji einfach gekillt….“

Ich hörte ihr ohnmächtiges Flüstern. Musste innerlich zufrieden grinsen. Sie würden sich zurückziehen. Ganz sicher.
 

Natürlich nicht.
 

„Hatake… Er rührt sich.“

Izumo hatte Recht. Da war dieser große Kerl. Der Anführer, der im Hintergrund stand. Die Arme von deren Verschränkung gelöst, hatte sich sein Blick – seine Körperhaltung – verändert. Die anderen Männer hatten es bemerkt, ließen ihn wortlos und schlagartig grinsend vorbei. Die Augen… Mordlüstern. Der Körper angespannt. Gestählt. Mist…. Ein Schritt nach vorne. Noch einer. Noch näher an die Flüssigkeit. Langsames, triumphales Kichern. Die Männer wirkten plötzlich so sicher. Nicht gut. Im Hintergrund. Leichtes Stöhnen. Takeru‘ s beruhigendes Flüstern. Mist. Ich konnte mich jetzt nicht um sie kümmern. Wieder dieser Anführer. Er war schon beinahe auf diesen sirupartigen See. Verzog weiter keine Miene.

„Mist.“

Ich löste die Spannung meines Bogens. Schoss wieder. Ohne zu zögern. Zielte präzise. Der blitzende Pfeil schoss direkt auf diesen Riesen zu. Hatte ihn beinahe erreicht.

Mist.

Der Pfeil. Das war Wahnsinn. Dieser Kerl. Es war so schnell gegangen. Seine Reaktion. So unfassbar schnell und kontrolliert. Ich konnte nicht anders, als überrascht meinen Bogen zu entspannen. Beinahe wäre er mir vor Überraschung aus der Hand gefallen. Ignorierte Izumo‘ s enttäuschtes Zischen. Da stand er. Unbeweglich. Die rechte Hand vor seinem Gesicht. Der Pfeil. Er hatte den Pfeil fest in seiner Faust im Griff. Es musste knapp gewesen sein, aber der Kerl war unverletzt. Er hatte einfach die Waffe aufgefangen, bevor sie ihm auch nur ansatzweise einen Schaden zufügen hatte können. Verdammt. Verdammt!!!

Die anderen Männer begannen wieder zu lachen. Hatten ihre Fassung wieder erhalten. Nicht gut. Da. Der Pfeil in seiner Hand zerbrach splitternd in zwei Teile, wurde einfach fallen gelassen. Ich hörte Pakkun und Takeru. Usagi. Geduld noch. Wir können nicht zu euch, bevor diese Kerle weg sind! Dann. Diese dunkle, raue Stimme. Gefährlicher Ton.

„Gebt uns euer Hab und Gut. Vielleicht lassen wir euch dann am Leben.“

„Wer seid ihr?!!“

Ich versuchte, mich heimlich endlich zu befreien. Keine Chance. Dieses verdammte Jutsu!! Meine Füße bewegten sich keinen Zentimeter.

„Chef!! Sollen wir angreifen?“

„Bewegt euch nicht!! Diese Shinobi töten euch sonst. Ich regle das alleine!“

Wieder lachen…

Diese Selbstsicherheit! Das war nicht gut. Wieder dieser Anführer. Er…. sein Chakra. Er kontrollierte sein Chakra. Mist. Verdammt!! Mit undurchsichtiger Miene betrat er den Sicherheitsbereich. Er blieb einfach nicht kleben.

„Das muss ein Shinobi sein. Ein Nuke- nin. Kazosomane, ich werde angreifen.“

„Kamizuki, wir wissen nichts über ihn…. Greif also nicht….“

Na, klar. IZUMO!!! Sofort erneuter Griff in meinen Köcher. Wieder einen Pfeil an den Bogen spannen. Bereithalten. Dieser Idiot. Er hatte mich nicht ausreden lassen. Meinen Befehl ignoriert. Griff diesen Anführer blitzartig an. Schoss sein Kunai nach vorne. Mehrere Shuriken. Vergeblich. Idiot! Dieser Kerl hatte ohne Mühe alles abgewehrt. Izumo. Hatte ihn fast erreicht. Sprang ruckartig wieder einen Schritt zurück. Hielt einen Sicherheitsabstand. Im Hintergrund. Immer wieder die erschöpften Worte unserer Schützlinge. Nein. Pakkun achtete gerade auf sie. Takeru half seiner Frau. Ich musste mich weiter konzentrieren. Durfte mich nicht ablenken lassen. Die Wehen. Dieses heftige Atmen. Sie musste wieder wehen haben. Das Baby würde bald kommen. Keine Zeit. Wir konnten es uns nicht leisten hier weiter zu spielen. Wir mussten uns beeilen. Izumo mit einem knurrigen Gesichtsausdruck, stand weiter kampfbereit vor diesem Hünen, der sich offensichtlich amüsierte. Seine Meute ungeduldig bereit zum Angriff. Keine Zeit. Ich musste etwas machen. Kanyouinjuu. Au!! Mist!!! Heftiges Atmen. Konzentration. Ich hatte meine Gefühlebene geöffnet. Schmerzen! Verdammte Schmerzen!! Usagi!! Die Wehen!! Schlagartig wurde mir schlecht! Ziehen! Pochen! Den Wunsch, etwas gegen diese verdammte Schmerzen zu unternehmen. SCHEIßE!!!! Was Neues dazugelernt!!! Kanyouinjuu niemals aktivieren, wenn jemand gerade ein verdammtes Kind zur Welt bringt!!! Konzentration, Kazuu!!! Beruhige dich!!! Verwende Kanyou no Jutsu!!! Schnell!!!
 

Konzentration!!!
 

Ich musste diese abscheulichen Schmerzen ignorieren!! Musste mich zusammenreißen! Immer weiter Konzentration!! Tief durchatmen!! Das war nur die gottverdammte Reflexion. Immer durchatmen. Verwende das Jutsu!! Knocke sie aus!! Durchatmen!! Ich achtete einzig auf die Emotionsbündel unserer Gegner. Versuchte meine Leute unbeeinflusst zu lassen. Konzentration. Verdammte Schmerzen!!! Jetzt auch noch der Kopf!! MANN!!! Weiter Konzentration!!! Durchatmen. Denk an die Bewusstlosigkeit!! Wie es für dich in den Sekunden davor war. Die Müdigkeit, der Schwindel. Die Atmung. Die Irritation. Das Gefühl. Ja. Sie sackten zusammen. Der erste…. zweite…. fünfte…. VERDAMMTE SCHMERZEN!!! Es zog. Es zog. Nein!!! Kazuu, ignoriere es. Pochieren!! Herzschmerzen!!! Nein!! Ich atmete weiter. Zählte die Züge. Eins… zwei…. drei… Da!! Nochmals vier!! Weiter durchatmen… Schwindel!!! Übelkeit!!! Kopfschmerzen!! Biestige, pochierende, stechende Kopfschmerzen. Durchhalten!! Der zehnte…. der elfte…. Izumo…. Er wackelte…. Ich sah ihn heftig atmen. Mist…. Kazuu!! Konzentriere dich!!! Nicht seine Aura!! Erkenne seine Aura, löse sie von deinem Angriff!!!! Nummer dreizehn… Vierzehn…. Sie lagen auf den Boden..... Alle. So durcheinander. So unwillkürlich. Ohnmächtig. AH!! KOPFSCHMERZEN!!! Mein Unterleib!!! Heftiges, stoßartiges Drücken!!! VERDAMMT!!! Meine Nase!!! Ich spürte mein warmes Blut aus der Nase rinnen. Und immer diese Schmerzen…. Nur noch drei, Kazuu….Kamizuki steht noch… Er wirkte ruhiger.. Der Anführer…. Er atmete schwerfällig. Sonst… Mist… Nichts… Da jetzt noch die letzten Beiden. Nur noch der Anführer. Seine Aura… Sein Energiebündel… Kalt, Eisern… Mordlustig. Wieso konnte er nur standhalten?!! VERDAMMT!!! SCHEIßE!!!! DIESE SCHMERZEN!!! Heftige Atmung. Nein! Nein! Ich konnte nicht mehr! Es ging nicht mehr!! Kopfschmerzen!! Nasenbluten!!! Mein Herz!!! Es schlug viel zu heftig!! Es war zu viel!! Es ging nicht mehr. Deaktiviere dein Kekkei Genkai. Heftige Atmung. Meine Füße!! Nein!! Ich durfte nicht stürzen!!! Nicht auf diese widerliche Masse. Kaum noch Luft. Mein Herz!!! Es beruhigte sich wieder. Die Schmerzen!!! Kopfschmerzen.. Ziehen. Ohrendruck.. Nasenbluten. Aber keine Wehenschmerzen… Besser… Es wurde besser… Ich stand still. Bekam die Kontrolle zurück. Noch weiter unregelmäßige Atmung. Aber besser. Der Schwindel ging zurück. Das Blut.. Nicht mehr so viel. Nur noch tröpfeln. Die Kopfschmerzen, der Druck. Aushaltbar. Das Ergebnis?? Fast alle waren bewusstlos. Lagen nur so da.. Keine Ahnung, wie lange das halten würde. Hinter mir, heftiges Keuchen, schmerzhaftes Stöhnen. Dann noch dieser Anführer. Er atmete weiter schwer. Schnell. Der Blick starr auf mich gerichtet. Die Augen… Izumo sprang zu mir zurück. Er sicherte sich. Beobachtete, wie ich, diesen Kerl. Er war so…. gefährlich. Verdammt. Warum? Warum hatte er sich gegen das Kanyouinjuu behaupten können? Was für einen Willen musste er haben. Die Atmung, Seine kurzzeitige schwankende Bewegungen. Es hatte ihn genauso getroffen wie den anderen. Aber er stand. Er war nicht ohnmächtig. Im Gegenteil. Nun wirkte er wütend. Angespannt. Ernst. Meine Atmung. Langsam regelte sich mein Körper wieder. Langsam regenerierte ich mich. Trotzdem…. Während dieser wenigen Minuten – es waren vielleicht zwei, höchstens drei, gewesen, hatte mich der Angriff ungewöhnlich viel Chakra gekostet. Es waren diese Schmerzen gewesen. Diese höllischen Schmerzen. Es war ein zweigleisiges Schwert gewesen. Ich hatte meinen Geist vor dieser Illusion der Wehen bewahren müssen und dabei gleichzeitig vielen Mitmenschen einen Zustand der Bewusstlosigkeit übermittelt. War in ihren Geist eingedrungen. Zudem die mangelnde Übung. Der vorausgegangene Versuch Kanyou no Jutsu bei Pakkun anzuwenden. Das war‘ s. Ich schätzte, es blieben vielleicht noch 1/3 meines gesamten Chakra übrig. Zu wenig, um Kanyouinjuu ohne größeren Selbstschaden anzuwenden. Verdammt….
 

„Ich verstehe. Du bist also Kazosomane Hatake, mit dem Kanyouinjuu. So fühlt es sich also an.“
 

Seine Stimme. Unbeeindruckt. Gelassen sah er zu seinen schlafenden Männern.

„Sieht so aus, als seien schwache Geister recht schnell zu beeinflussen. Aber mit der Kenntnis dieses Kekkei Genkai und einem starken Willen erbringt es wohl wenig Schaden.“

Verdammt. Mit dem Handrücken wischte ich mir das Blut von meinem Gesicht, ignorierte meine hämmernden Kopfschmerzen. Da. Ein klagender, dumpfer Schmerzensschrei im Hintergrund. Usagi. Ihre Wehen!!

„Wer bist du?!!“

Mit ernster Stimme richtete ich meine Frage wiederholt an den Fremden. Der fing an zu grinsen. Wusste ich doch. Shinobi. Fingerzeichen. Inu. Mi. Ne. Dann ein Druck seiner Handfläche auf seine Brust. Was?? Sein Körper!! Er veränderte sich!! Seine Hautfarbe… seine Augen… grau!! Nun war er grau!! Er wirkte wie…. Metall. Ein Körper aus grau- glänzendem Metall. Ich hörte Kamizuki erschrocken keuchen. Was? Was wusste er?

„Izumo?“

„Dieser Kerl… Diese Haut… Davon habe ich gehört…“

Er ignorierte mich wieder. Nun war die Stimme dieses Idioten sehr ernst. Starrte mit Zorn in den Augen zu diesem komischen… Monster.

„Du bist Fukashin no Yao!!! Der Unangreifbare mit dem Jintai-kosei!!“
 

Jintai- kosei? Jintai- en….. Oh, verdammt!! Jintai- kosei!!!
 

Das seltene Kekkei Genkai!! Dies war Yao mit dem Körper aus Stahl!!!

Die Bande. Immer noch ausgeknockt. Usagi offensichtlich immer noch in den Wehen. Ich. Immer noch festgeklebt. Kamizuki. Immer noch eisiger Blick zu Yao. Die Situation hatte sich geändert.
 

Mann. Wir waren ja sowas von im Arsch.
 

Dieser Yao. Den Namen hatte ich gehört. Ich hatte ihn gelesen. Vor einiger Zeit. In der Liste. Im Bingo- Buch. Ein Nuke- Nin aus Amegakure. Vierunddreißig Jahre. Sein Kopfgeld betrug Achtundzwanzigtausend. Sein Kekkei Genkai. Einmalig. So wie jetzt. Er veränderte die Masse seiner Zellen. Die Struktur. Stahl. Sein Körper trug die Eigenschaften aus Stahl. Leider nicht alle. Er war in dieser Form nicht steif und starr. Nicht zu schwer. Er blieb geschickt und gewandt. Nicht so schnell und spitz, als in seiner normalen Körperform, aber schnell genug, um sich ordentlich bewegen und seinen Gegner angreifen zu können. Aber ihn anzugreifen… Ja, das war schwer. Schlagt ihr mal gegen eine Wand aus Stahl, dann wisst ihr, was ich meine. Er hatte eine Unmenge von Anbu umgebracht. Seine eigenen Leute. Prima. Einfach klasse. Und ihm mussten wir natürlich begegnen.
 

Fukashin no Yao.
 

Weiter Stöhnen im Hintergrund. Usagi. Verdammt!! Wir hatten keine Zeit mehr. Keine verdammte Zeit. Usagi! Sie schrie. Das Baby! Mein Körper. Meine Energie. Mein Chakra. Kanyouinjuu einzusetzen war zu gefährlich. Setzte ich Nin-Jutsu ein, würde ich ebenfalls weiter Chakra verlieren. Dank Izumo war ich nicht in Stande mich von der Stelle zu bewegen. Izumo könnte Nin- oder Gen- Jutsu verwenden, aber dieser Yao würde sofort kontern. Sein Kekkei Genkai. Bestimmt gab es eine Lösung. Eine Möglichkeit den Kampf erfolgreich zu beenden. Aber wir hatten keine Zeit. Es hatte noch nicht richtig angefangen. Jetzt schrie sie wirklich. Verzweifelt. Die Geburt! Sie bekam das Kind jetzt! Hier! Wir mussten sofort handeln. Diese Situation sofort beenden. Die Lage lösen. Usagi könnte sonst sterben. Die Mission scheitern. Jetzt!! Jetzt musste ich entscheiden. Ich war der Anführer. Der Jonin! Ich musste meine Leute sichern.

„Izumo… Los, lauf zu Usagi. Hilf ihnen!“

„Hatake….“

„Lauf!“

Er gehorchte. Mein Blick ernst an den Fukashin gerichtet. Seine Schritte. Beinahe genüsslich schritt er auf mich zu. Eines wusste er offensichtlich.
 

Die Runde gewann er.
 

Auge in Auge standen wir da. So viel größer. Er war viel größer als ich. Breiter. Kühler Gefährlicher. Er stand nur da. Griff nicht an. Er könnte es. Er in seiner metall- grauen Form könnte mich ohne große Probleme töten. Ohne Aufwand. Zittern meiner Hände. Wieder schmerzhaftes Herzklopfen. Dieser Kerl. So gefährlich. Zittern. Herzklopfen. Übelkeit. Panik?! Nein, Kazuu! Keine Panik! Konzentriere dich auf deine Atmung. Du kannst ihn nicht angreifen. Du musst die Lage jetzt lösen. Es gibt nur einen Weg.
 

Verhandeln.
 

„Ihr wollt uns töten? Oder nur ausrauben?“

Grinsen seinerseits. Seine ruhige, gelassene Stimme.

„Ich kann eure Sachen nehmen, wenn ich euch umgebracht habe.“

„Du bist ein Nuke- nin auf der Flucht. Und wenn du unantastbar bist. Wenn du mich tötest, werden sie dich jagen. Genauso, solltest du dieser Familie oder meinem Partner etwas antun. Konoha wird dich lebenslänglich verfolgen. Ebenfalls Sunagakure, unsere Bündnispartner. Amegakure. Sie werden Kirigakure dazu bringen, dich zu jagen. Sie werden die Anbu auf dich hetzen. Oi- nin und sogar die Ne. Kopfgeldjäger werden dich vermehrt jagen.“

Weiter das Grinsen. Dieser eiskalte Blick. Ich riskierte es. Kanyouinjuu! Lass mich seine Gefühle lesen. Seine Wünsche. Bedürfnisse. Und, hoffentlich, lass es stimmen, was seine größte Schwäche ist Ja. Mordlust ist die Nummer Zwei. Nur ein Gefühl, ein Bedürfnis war größer.

Habgier.

Das war meine Chance.

„Du und deine Bande. Lasst uns gehen, nehmt was ihr wollt. Alle Wertgegenstände. Doch rühr uns nicht an. Nur so erhältst du deine Ruhe. Sonst wird es dir nie wieder gelingen, etwas auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Alles, was du erbeutest wird immer wertlos bleiben. Du wirst nie wieder Profit machen können, wenn du zwei Konoha- nin und eine Familie aus Ame no Kuni tötest. Du wirst immer gejagt werden. Deine Leute niedergemetzelt werden. Denk nach, Yao. Du willst unsere Sachen, gut. Nimm sie. Aber verschwinde und lass uns in Ruhe.“

Herzklopfen. Kalter Schweiß auf meine Haut. Die Atmung. Meine verdammten Lungen brannten. Mein Kopf. Pulsierende, stechende Schmerzen. Übelkeit. Verdammter Brechreiz. Mist! Meine Nase! Wieder Blut. Das unerträgliche Ziehen in meinen Ohren. Ich kannte es. Schon bald würden sie bluten. Leichter Schleier um meine Augen. Anhaltende Müdigkeit. Das musste der Hirndruck sein. Halte verdammt noch mal durch, Kazosomane. Du kannst Kanyouinjuu nicht deaktivieren. Noch nicht.

Der Himmel. Der Regen. Langsam klarte es wieder auf. Nur noch Nieselregen. Weniger kalt.

Ich las ihn. Yao. Seine Emotionen. Sein wunder Punkt. Er wusste es genau. Er wusste, ich hatte Recht. Ein Nuke- nin führte zwangsweise ein bescheidenes Leben. Konnte nicht in sein Land zurück. Musste Angst haben, von seinem Dorf gejagt zu werden. War gezwungen, sich ruhig zu verhalten. Ein Nuke- nin, der von mindestens vier der fünf großen Shinobidörfer gejagt werden würde, musste sein Leben endgültig voller Armut im Untergrund verbringen. Nicht ideal, um Profit zu machen. Also musste er abwägen.
 

Dann…
 

Seine Hand! Seine rechte Hand schoss nach vorne. Mein Hals. Er hatte seine riesige, glatte, metallfarbige Hand an meiner Kehle. So kalt. So schwer. Diese Hand. So unmenschlich. So künstlich. So schwer. Gefährlich. Mein Hals! Meine Kehle! Meine Luft!! Beißende Schmerzen. Schlagartige Unterbrechung des Kanyouinjuu.
 

„Kazosomane!!!“
 

Izumo!! Komm nicht näher!! Bleib bei Usagi und Takeru. Luft! Luft! Es brannte! Wie damals! Wie bei diesem Jungen!! Er würgte mich. Diese gelassenen Augen. Ich musste mich konzentrieren. Atme, Kazuu. Sauge Luft in die Bronchien. Atme ein. Es schmerzt, aber atme Luft ein. Es geht, du kannst es!! Kontrolliere deinen Herzschlag. Bleib ruhig. Luft!! Luft!! Wütendes Knurren. Pakkun!! Meine Hände umklammerten verzweifelt den brutalen Arm. Kein Erfolg, mich zu befreien. Da! Pakkun!! Mach das nicht!!! Schwere Atmung. Nein!! Dieses ansteigende Gefühl von Panik! Dieser Schmerz! Luft!! Dieses erdrückende Gefühl. Luft!! Noch Luft!! Ich brauche Luft!! Pakkun!! Ich konnte es nicht verhindern. Nur zusehen. Pakkun. Blitzartig war er bei mir gewesen. Ich spürte seine kleinen, tapsigen Pfoten an meine linke Schulter. Sein Gewicht an meinen Körper. Er war zuerst auf mich gesprungen. Jetzt gegen den würgenden Arm. Ich keuchte. Luft!! Diese Schwere an meinen Hals! Dieser beengende Knoten. Dieser Druck an meinen Herzen! Luft!! Pakkun!! Er hatte versucht, in den Arm zu beißen. Blei. Eine feste Masse auf Stahl!! Pakkun!! Er schaffte es nicht! Da!! Zwei Zähne landeten auf den immer noch klebrigen Boden. Pakkun!! Sein herzerweichendes Aufjaulen. Das leichte Blut an seinem Maul!! Pakkun!! Dieser Kerl!! Yao!! Mit seiner freien Hand packte er den Hund an dessen Fell. Wieder Jaulen!! Pakkun hatte Schmerzen. Yao!! Er ließ mich nicht los!! Seine kalte, eiserne Hand weiter an meine Kehle. Es schmerzte. Das Atmen war so unglaublich anstrengend!! Luft!! Es war knapp, aber ich konnte immer noch atmen!! Ich war noch nicht tot!! Er spielte mit mir!! Pakkun!! Scheiße!! Diese Ohnmacht. Lautstarkes Winseln. Er hatte den Hund mit roher Kraft einfach zu Boden geschleudert. Pakkun.. Er lag da. Mit einem schmerzerfüllten Winseln. Jaulen. Blutiger Schnauze. Leicht blutender Pfote. Immer dieses Jaulen.
 

„Pak.. kun… Yao… du….“

Mit aller Gewalt versuchte ich Worte herauszupressen. Luft!! Zu wenig Luft!! Und dann noch das Schreien von Usagi. Sie schrie wieder. Takeru, der offensichtlich auf sie einsprach. Yao. Seine freie Hand. Ein Griff. Er war mit der freien Hand an meinen Oberkörper. Leichtes Ziehen am Nacken. Seine Hand. Die Hand, die mich nicht würgte. Sie war zu einer Faust zusammengeballt. Schoss ruckartig wieder zu seinem Körper zurück. Starkes Ziehen an meinen Nacken. Dann erlösende Luft. Yao ließ mit einem Schlag frei. Husten. Mein Hals. Luft!! Jetzt bekam ich Luft. Sog so viel ein. Ich brauchte meine Luft. Mit einem Grinsen ging der Kerl einen Schritt zurück. Heftiges Atmen. Mein Blick starr auf seine immer noch geschlossene Faust gerichtet. Das konnte nicht sein. Der Ring.
 

Iruka’ s Verlobungsring.
 

Ich hatte ihn die ganze Zeit an der Kette um meinen Hals getragen. Und jetzt? Jetzt hatte dieser Mistkerl meinen Ring… Ich konnte nicht…. Atmen. Das war nötig. Ich musste meine Atmung beruhigen. Die Schmerzen an meinem Hals ignorieren. In meiner Kehle. Mein Kopf. Meine Ohren. Müde… Es drehte sich alles. Meine Kraft… Kaum noch Chakra übrig… Und sein Grinsen.

„Kazosomane Hatake, Tochter des weißen Reißzahns. Du entsprichst wohl nicht deinem Ruf. Na, gut.“

Dieser Kerl spielte genüsslich mit meinem Ring. Immer noch keine ruhige Atmung. Verdammt!! Ich konnte einfach nichts machen!!! Scheiße!!

„Ich lasse euch ziehen. Du gibst mir deine Waffen. Deinen Bogen, die Pfeile, die Shuriken und die Kunai. Diesen Ring hier behalte ich. Der ist Einiges wert. Merk dir eines, Shinobi aus Konoha. Diese Begegnung hat niemals stattgefunden. Werde ich in nächster Zeit gejagt, gehe ich davon aus, dass ihr mich gemeldet habt. Ich finde und töte euch.. Gib mir deine Waffen.“

Langsam beruhigende Atmung. Die Luft einzusaugen war nicht mehr so schmerzhaft. Aber ich war so erschöpft. Müde. Das Nasenbluten unter meiner Maske hatte immer noch nicht aufgehört. Hoffentlich war mein Zittern von außen nicht so offensichtlich, wie es sich anfühlte. Verdammt…. Lang konnte ich mich nicht mehr auf meine Füße halten. Hörte Usagi immer wieder vor Schmerzen aufschreien. Mist… Ich hatte keine andere Wahl. Die Sicherheit meiner Leute hatte oberste Priorität. Ich griff den Behälter, der an meinem linken Bein befestigt war. Löste ihn und warf somit meine gesammelten Shuriken zu dem Monster, der sie natürlich geschickt auffing. Dann die Kunai an meinen Gürtel. Zum Schluss der Köcher mit den restlichen Pfeilen. Der Bogen hatte ich an meiner Schulter gehangen und nun übergab ich ihn ebenfalls missmutig. Der Ring. Wie konnte ich nur jetzt den Ring verlieren. Das war Iruka’ s Geschenk. Mein Schatz. Yao. Er hatte die ganze Zeit nur gegrinst. Hatte nun alle meine Waffen. Meinen Ring. Und meinen Stolz.

„Du bist es gar nicht würdig von mir getötet zu werden. Eine schwache Leistung.“

Nur noch Schweigen. Unruhige Atmung. Zwar weniger Schmerzen, aber dafür stärkere Benommenheit. Dieser Blick. Ich versuchte mit aller Kraft und trotz meiner immensen Erschöpfung meinen zornigen Blick beizubehalten. Seine Augen. Die Gesichtszüge. Dieser Blick. Ich kannte ihn nur allzu gut. Yao betrachtete mich voller Verachtung und Abscheu. Voller Arroganz, Er hatte gewonnen. Er hatte mich nach allen Regeln der Kunst erniedrigt. Entblößt. Verdammt. Sein Grinsen. Und dann wieder sein Blick, als er mir endgültig seinen Rücken zudrehte. Noch ein Zeichen der Respektlosigkeit. Keinerlei Achtung.

„Doton: Doryuu Heki!!“
 

Izumo’ s scharfe Stimme. Heftige Vibration unter meinen Füßen. Da. Zwischen Yao und mir erhob sich mit einem ohrenbetäubenden Lärm eine steinerne Felsenwand. Wohl acht oder neun Meter hoch. Breit. Der Weg war versperrt. Unser Platz gesichert. Ich atmete kurz heftig aus. Mein Kopf. Mein Körper. Zittern. Ich spürte es. Die zähe Flüssigkeit, die mich die ganze Zeit so hinderlich umgeben hatte, änderte ihre Form. Wasser. Dieser Sirup war nur noch Wasser, eine riesige, flache Pfütze. Izumo. Ein Blick zu ihm. Er stand keine zwei mir von mir entfernt, betrachtete mich kalt. Die Finger noch zu einem Zeichen zusammengelegt. Endlich. Diese Mauer versperrte unseren Feinden den Weg. Schreien. Da schrie ein Baby. Usagi’ s Baby. Gott sei Dank. So wackelig auf den Beinen. So erschöpft. Endlich. Endlich konnte ich mich knien. Auf den nassen, kalten Boden. Ich ließ mich auf meine Knie sacken, die Hände davor auf den Matsch gestützt. Endlich konnte ich mich ganz auf meine Atmung konzentrieren. Schwäche zeigen. Meinen Körper beruhigen. Tief einatmen. Wieder ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Dieses Brennen an meiner Lunge. Meine Bronchien. Diese ansteigende Übelkeit. Das Zittern. Ich fror. Es war so unendlich kalt. Der Blick starr zu Boden gerichtet. Vor mir Pakkun. Er war wach. Hechelte vor Erschöpfung und Schmerzen. Die Verletzungen waren doch nicht so schwer, wie ich zuerst gedacht hatte. Er würde wieder gesund werden. Gott sei Dank. Dieser kleine Kerl hatte versucht mir zu helfen. Danke, Pakkun.
 

„Kazosomane. Steh auf und reiß dich zusammen. Die Mauer wird nicht lange halten. Du musst die Mission beenden.“
 

Mission beenden… Die Lage war gesichert. Vorerst. Usagi hatte nun ihr Baby bekommen. Wir mussten also so schnell wie möglich in ihr Dorf. Keine Zeit zum Zusammenbrechen. Behutsam hob ich den zitternden Pakkun von dem nassen Boden auf und trug ihn fürsorglich in meine Arme. Dieser kleine Hund hatte die beste Behandlung verdient, die ich ihn geben konnte. So fertig… So erschöpft… Wie lange konnte ich das noch aushalten. Ich musste mich so wahnsinnig stark konzentrieren, um nicht umzukippen. Nur noch Schlaf. Izumo. Er hatte nochmals das Ergebnis seines Jutsu mit einer ernsten Miene begutachtet. Ich hatte nicht einmal ansatzweise die Energie, mich über ihn aufzuregen. Ich konnte kaum eine stabile Tonlage wahren. Musste schon fast flüstern.

„Sie werden uns nicht folgen. Yao sieht in uns keine Gefahr.“

„Sag, was wir nun machen sollen. Du bist schließlich die Führerin.“

Ich sollte führen. Als Jonin. Kazuu, du musst dich wieder zusammenreißen. Du hast keine Zeit. Müde schritt ich langsam zu dem Zelt. Nur Eines war jetzt wichtig. Ich kam immer näher an dieses faszinierendes Baby- Geschrei. Pakkun, der nun schlief, immer noch in meinen Armen. Da war sie. Tatsächlich ein Mädchen. Kiseki. Meine Erschöpfung konnte warten. Kiseki. Das neugeborene Mädchen. Sie waren im Zelt. Usagi. Sie sah so erschöpft aus. Keuchte vor Anstrengung. Trotzdem lächelte sie. Sie hatte dieses kleine, runzelige Geschöpft, das in einem Leinentuch eingewickelt war, an ihrer Brust. Lächelte sie immer wieder an. Ein schwitzender Takeru versuchte das viele Blut, das die Folge der Geburt zu sein schien, mit einigen Lumpen von dem Zeltboden zu wischen. Ich spürte Izumo, der hinter mir geduckt stand. Ohne ein Wort zu verlieren, übergab ich ihn sachte Pakkun und kniete mich zu Usagi. So wahnsinnig müde. Langsam und vorsichtig strich ich über die klebenden Haare der jungen Mutter.

„ Wie geht es Ihnen drei? Sind Sie soweit in Ordnung?“

„Sind wir in Sicherheit?“

„Im Moment schon. Wir sollten uns jedoch jetzt auf den Weg zu Ihrem Dorf machen. Wir haben noch die Kutsche und das Pferd. Usagi- sama. Denken Sie Sie und die Kleine schaffen die Fahrt? Wir haben genug Essen, Trinken und Decken. Es handelt sich nur noch um ein paar Stunden Fahrt.“

Erschöpftes Nicken meiner Kunden. Ja. Trotz der Geburt würden sie es schaffen. Ich würde dafür sorgen.
 

Schweigen. Vor weniger als zwei Stunden waren wir überfallen worden. Yao hatte uns weitgehend unverletzt am Leben gelassen. Die Sturzgeburt war überstanden. So surreal. Nun wirkte es wohl von außen, als sei nichts geschehen. Die junge Familie und Pakkun waren in der fahrenden Kutsche gesichert und konnten sich von dem Angriff erholen. Ich lag mit verschlossenen Augen mit dem Rücken auf dem Dach des Gefährts. Izumo lenkte das Pferd. So müde. Ich würde Tage benötigen, um mein Chakra wieder vollkommen zu regenerieren. Verdammt. Erschöpft öffnete ich meine brennenden Augen. Die Hände zu Fäusten geballt, wollte ich nur noch meine aufkeimende Anspannung spüren. Der Blick war auf den grauen, wolkenverhüllten Himmel gerichtet. Dieser schwache, warme Nieselregen entspannte angenehm und beruhigend meine Haut. Die Nässe tat meinem geschwächten Körper recht gut. Und trotzdem.

Mein Ring.
 

Dieser verdammte Mistkerl Yao. Er hatte meinen Ring. Wie lang würde er benötigen, ihn zu verkaufen? Meinen Verlobungsring. Iruka hatte mich gebeten, wachsam mit ihm umzugehen. Es war meine Pflicht diesen wertvollen Schatz zu beschützen. Dieses miese Arschloch!!! Ich spürte den Zorn. Diese Demütigung! Wie hatte das nur geschehen können? Die Anspannung in meinen Fingern verhärtete sich zunehmend. Dieser kribbelnde, krampfende Schmerz tat mir gut. Der Blick zorniger. Gefasster. Dieses miese Schwein. Verdammt. Unfassbar!! Ich bin

Kazosomane Hatake!! Ich bin ein verdammter Jonin!! Ich gehöre zu den stärksten Kunoichi der Welt!! DIESE DEMÜTIGUNG!!!
 

Nein!!!!
 

Niemals würde ich zulassen, dass mir ein Mistkerl wie dieser Yao meinen wertvollen Ring stahl. Mich öffentlich bloßstellte.
 

Nein!!
 

Mein Plan war klar.

Ich würde diese Mission beenden. Usagi, Takeru und Kiseki zu sich nach Hause bringen, mich dort ausruhen und mit Izumo nach Konoha zurückkehren. Aber dann würde ich diesen Mistkerl jagen. Der Geruch der Waffen, die ich bei mir getragen hatte, den des Ringes und der Eigengeruch dieses Mannes blieben noch einige Zeit haften. Kakashi‘ s Nin- ken hätten trotz dieses Regens weniger Probleme Yao aufzuspüren.

Das war der Plan.
 

Mission beenden. Yao jagen.
 

Und ihn vernichten.
 

Der Plan

Suche nach Vergeltung – Das lasse ich mir nicht bieten

Rotierende, gleichmäßige Bewegung. Hypnotisierende, helle Form. Angenehme frische Brise an meinem Gesicht. Der laue, dezente Wind überschattete diese erstickende, schwüle Hitze in meinem, vielleicht fünfzehn Quadratmeter kleinen, trotzdem gemütlichen, Hotelzimmer. Ich lag mürrisch auf meinem weichen und mit einem rot- goldenen Laken verziertem Bett. Die Möbel um mich herum wirkten schlicht und doch auf ihre Weise elegant. Drei Tage waren nun vergangen. Seit drei Tagen waren wir nun in dieser ländlichen Stadt. Arashi. Die Einwohner hier

wirkten recht nett. Traditionell. Die Stadt schien wohl einige Probleme mit Amegakure und deren neues Regime zu haben. Die innerpolitischen Schwierigkeiten dieses Landes schienen sich in Grenzen zu halten. Ich hatte nichts mit ihnen zu tun und diese Dorfbewohner wirkten mit ihrem Leben zufriedener, als die Einwohner Konohagakures. Hier hatte ich die Möglichkeit, mich zu regenerieren. Vielleicht noch ein Tag und ich war wieder fit. Ja,eine so geringe Menge an Chakra zu besitzen hatte wirklich viele Nachteile, aber Eines war wirklich gut. Es brauchte nicht lange, um mein maximales Chakralevel wieder zu erreichen. Ein Tag noch. Dann würde ich wieder vollkommen erholt nach Konoha zurückkehren, den Bericht abgeben und mich sofort wieder auf den Weg machen, bevor mich Tsunade zu einen neuen Mission einteilen konnte. Ich hatte genügen Urlaubstage übrig und hatte immer noch die Auflage, nach Missionen eine Erholungsphase einzuhalten. Das würde ich nutzen. Dieser Yao kam bestimmt nicht geschont davon. Ich setzte mich auf das Bett. Das Herumliegen nervte mich regelrecht. Wenigstens ging es Pakkun wieder gut. Schlief offensichtlich gemütlich. Müde kraulte ich sein Ohr und beobachtete, wie der kleine Mops sich auf das Bett räkelte. Die Augen weiter fest verschlossen. Mann. Ich würde Kakashi selbst von der Heldentat seines Freundes berichten. Der Hund verdiente meinen Respekt. Veränderung des Luftzuges. Ich hätte mein Zimmerfenster nicht offen lassen sollen. Selber Schuld. Genervt stoppte ich das Kraulen. Sah zu diesem Kerl. Da stand er. Vor dem Fenster. Die Arme verschränkt, den Rücken gegen die Hauswand gelehnt. Sein Blick verriet eine Spur von Wut und Frust. Bei diesem Anblick steigerte sich meine schlechte Laune. Dieser arrogante Idiot! Zwei Tage waren wir uns erfolgreich aus dem Weg gegangen. Dieser Gedanke. Ausgerechnet Izumo hatte mich in dieser verfänglichen Lage sehen müssen. Das war so erbärmlich. Das hatte ich alles diesem verdammten Nuke- nin zu verdanken!!

„Sag mir, was du vorhast, Hatake.“

Missmutig erhob ich mich endgültig aus meinem Bett. Er nervte mich. Seine Anwesenheit machte mich – im Grunde wie immer – aggressiv.

„Was willst du hier? Wir werden morgen abreisen, geh mir bis dahin aus dem Weg.“

Er rührte sich einfach nicht. Kamizuki verzog keine Miene. Nur dieser steinerne, zornige Ausdruck in seinen Augen verschärfte sich zunehmend. Was sollte das? Dieser Kerl. Was hatte er vor? Wollte er mich provozieren! Verdammt! Er hatte mindestens genauso viele Fehler gemacht, wie ich. Er hatte kein Recht mich so anzusehen.

„Was willst du?“

Ich knurrte sie regelrecht heraus. Blieb vor dem Bett stehen. Izumo nur

anzusehen, erinnerte mich an diese Demütigung. Ausgerechnet vor den Augen dieses Kerls hatte ich nachgeben müssen. Mich zurückziehen müssen. Ich hatte vor Izumo Schwäche zeigen müssen. Einfach nur erbärmlich. Sein Blick. Er hatte sich wieder verändert. Er wirkte so entschlossen. Verdammt. Warum?
 

„Du willst wissen, was ich hier mache? Ich hole mir mein Recht. Ich weiß, was du vorhast, Kazosomane Hatake. Ich kenne dich.“

„Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst, du Idiot.“

„Blauauge…..“

Sein Tonfall wurde deutlich schärfer. Izumo war so…. aggressiv. Ich beobachtete ernst, wie er die Verschränkung seiner Arme löste. Wie er auf mich zuging. Jetzt stand er mir direkt gegenüber. Funkelte mich mit wahnsinniger Wut an. Wie sollte ich diesen Kerl provoziert haben? Die letzten Tage hatte ich genutzt, um mich zu erholen und bewusst keinen Streit mit diesem Idioten anzufangen. Die Mission war erst nach der Rückkehr nach Konoha beendet. So lange war es wichtig Auseinandersetzungen mit Kamizuki zu vermeiden. Verdammt. Ich hielt dem Blick stand, während er mich mit dieser miesen Aggression anfauchte.

„Du wirst diesen Kerl nicht alleine jagen. Er hat mich genauso gedemütigt. Ich habe das Recht auf Vergeltung.“

„Was?“

Er überraschte mich. Nicht, dass er ahnte, was ich vorhatte. Nein. Es war seine Reaktion. Ich hatte mir vor ihm die Blöße gegeben und Izumo schien bisher nicht darauf einzugehen.

„Was heißt das? Ausgerechnet du willst mir helfen?“
 

„Verdammt, Hatake!!!!“

Mist! Ich sah sie kaum auf mich zupreschen. So schnell. Seine Faust! Izumo‘ s rechte Faust schoss direkt nach vorne. Ein Treffer. Sehr harter Treffer. Mein Magen. Dieses Ziehen! Mein Magen!! Dieses Arschloch.

Die aufkeimende Übelkeit! Mistkerl! Ich musste mich nach vorne krümmen, die Hände auf die Knie gestützt. Die Augen schließen. Tief durchatmen. Dieser verdammte Idiot! Nach dem hinterhältigen Schlag war er sofort ein gutes Stück nach hinten gesprungen. Wollte wohl damit einen Angriff provozieren und sich gleichzeitig von meiner potentiellen Rache schützen.

„Du Feigling….“

„Wie kannst du es wagen, auch nur daran zu denken, ich wolle dir helfen?!“

Dieser verdammte Idiot! Ich hasste ihn so sehr. Die Schmerzen an meinen Magen ließen langsam nach. Ich konnte mich wieder aufrichten. Diesen Typen ansehen. Diese angespannte Körperhaltung. Dieser verachtende Blick. Immer dieser Blick. Wie früher. Mein ganzer Körper. Ich fühlte wieder dieses nervöse, erwartungsvolle Kribbeln in meinen Gliedern. Die Anspannung. Die Erhöhung meines Pulses. Meiner inneren Körpertemperatur. Alles in mir regte sich auf eine pulsierende aufregende Art. Mein ganzer Körper gab mir nur diesen einen Befehl.
 

Schlag ihn! Greif ihn an! Vernichte ihn!
 

Nein!
 

Das ging jetzt nicht. Nicht in einer fremden Stadt, nicht bei der Arbeit. Ich ballte meine Faust. Drückte sie fest zusammen. Dieser Drang. Der Impuls. Er musste verschwinden. Ich durfte jetzt nicht meinem Zorn nachgeben. Kamizuki stand wieder nur da. Ich erkannte, dass er schnell atmete. Er hatte eine verfluchte Angriffshaltung angenommen. Griff nicht an, aber war bereit. Ihn so zu sehen….. Finsterer Zusammenschluss meiner linken Faust. Viel gröber. Ich spürte meine Fingernägel. Sie bohrten sich ziehend und schmerzend in meine Hand. Ich fühlte die warme Flüssigkeit, die sich langsam zwischen meinen geschlossenen

Fingern ansammelte. Der Schmerz senkte meine Anspannung. Meinen Zorn. Ich würde die Kontrolle wahren. Beobachtete Izumo mit dessen aggressiven Augen.

„Du wirst mich jetzt nicht schlagen, Izumo. Ich leite hier die Mission. Mein Wort zählt.“

„Ich werde Yao jagen, genauso wie du. Du willst der Truppenführer sein? Dann verhalte dich auch so!“

„Was zur Hölle willst du von mir? Yao hat meine Waffen und er hat meinen Ring. Meine Ehre. Das geht dich nichts an. Yao ist kein Bestandteil dieser Mission.“

„Unsere Mission ist es, die Sicherheit unserer Schützlinge zu garantieren.

Dieser Kerl wird sicher in der nächsten Zeit Arashi angreifen. Das macht ihn zu unserer Mission.“

Hey! Das war mein System! Die Situation so zu beschreiben, dass ich mir später kein Fehlverhalten vorwerfen lassen muss, war mein Prinzip. Kamizuki‘ s leise Stimme behielt ihren überaus zornigen Tonfall bei.

„Du und ich. Wir sind seit vierzehn Jahre Gegner. Und wir hatten schon so einige brutale Kämpfe gegeneinander geführt. Wenn also so ein Kerl wie dieser Yao die klare Oberhand gegen dich erlangt, beleidigt das auch mich. Meine Reputation.“

„Deine Reputation? Du hast keine…..“

Nein! Ich sollte ihn jetzt nicht provozieren. Ich verstand, was er meinte. Meine linke Faust lockerte sich langsam. Die Handinnenfläche brannte regelrecht durch die aufgerissene Haut. Ich spürte einen dünnen Blutstreifen und Tropfen, die langsam den Boden erreichten. Diese Schmerzen halfen ungemein, um ruhig zu bleiben. Ein gefasster Blick zu diesem Idioten.

„Schon klar. Yao hält uns beide für schwach. Und wir vertreten Konoha. Ich werde nicht zulassen, dass mein Name und das Wort schwach in demselben Satz genannt werden.“

„Und ich werde auf keinen Fall hinter dir stehen. Meinen Ruf wiederherzustellen ist mein Recht. Es steht dir nicht zu, mich auszuschließen.“

Missmutige Blicke. Mann. Irgendwie hatte sich unser Verhalten verändert. Die Schmerzen in meiner Hand gingen recht schnell zurück. Ich betrachtete mürrisch meine aufgerissene Handinnenfläche. Mein Blut. Ich hatte meine Stulpen nicht angezogen und konnte die schmale, weiße Narbe, die sich quer um mein Handgelenk zog genau erkennen. Der Schnitt, als sie mich ausbluten lassen wollten. Damals hatte die Anbu die Demütigung ihres Versagens ertragen müssen. Sie hatten nicht

rechtzeitig erkannt, dass mit dieser Momoko und den Vier- Jahreszeiten – Ball nicht stimmte.
 

Versagen – ein scheußliches Gefühl.
 

„Also gut, Kamizuki. Wir erledigen Yao gemeinsam. Als Team. Wir werden uns in zwei Stunden vor dem hiesigen Krankenhaus treffen.“

„Du willst deine Hand behandeln lassen, was?“

„Nein, du Idiot!!!“

Mist!! Sofort machte ich mit meinen Händen eine beruhigende, abwehrende Geste. Izumo hatte nach meinen Worten schnell reagiert und war wieder einige Schritte auf mich zugelaufen. Ich sah seine nochmals geballte Faust. Seinen ehrlichen Zorn. Blödmann!

„Hör auf, mir zu drohen, Izumo! Ich sagte doch gerade, dass du mich nicht schlagen sollst!“

„Dann hör du endlich auf, mich Idiot zu nennen. Verdammt, ich hasse dich!“

Idiot, Idiot, IDIOT!!! Nein, ich gehe jetzt nicht auf seine Provokation ein!!

„Wir treffen uns vor dem Krankenhaus. In zwei Stunden. Dort werden wir den Angriff planen. Wir werden uns jetzt nicht streiten. Und du wirst mich nicht noch einmal angreifen.“

Mann. Immer wieder sein giftiger Blick. Er gab keinen einzigen Laut von sich. Trat nur zurück an das Fenster und sprang wieder aus meinem Hotelzimmer. Klar. Die Tür zu benutzen, war aber auch schwer. Ich stand still und wartete. Fünf Sekunden, zehn, dreißig, eine Minute. Nein. Er würde jetzt nicht zurückkommen. Gut. Langsam ließ ich mich genervt auf meinem Bett zurückfallen. Betrachtete den kleinen Hund, der immer noch eingerollt an dem Fußende schlief. Manchmal könnte ich Pakkun beneiden. Der Lärm, den Izumo und ich verursacht hatten, schien ihn

herzlich wenig zu stören. Izumo Kamizuki. Seinetwegen musste ich meinen Plan verwerfen. Neu gestalten. Das Schlimmste war nur, dass er auch noch Recht hatte. Zu Zweit hatten wir größere Chancen, Yao zu besiegen. Und ich durfte tatsächlich diesem Idioten nicht die Gelegenheit nehmen, sich zu rächen. Verdammte Logik.

Wieder ein Blick zu dem entspannenden laufenden Deckenventilator.

„Na gut, Izumo. Wenn es mir hilft, meinen Ring zurück zu holen, werde ich sogar mit dir zusammenarbeiten.“
 

„Ich danke Ihnen, dass Sie gut auf meine Enkelin aufgepasst haben.“

Die alte Frau, die mit einem warmen Lächeln neben der glücklich wirkenden Usagi stand, erinnerte mich stark an Sanjala. Sie trug ein gemütliches, formloses, gelbes Kleid. Ihre grau- schwarzen Haare hatte sie zu einem strengen Dutt zusammengebunden. Usagi lächelte fröhlich und hielt Kiseki, die in warm in einer sommerlich grünen Wolldecke gehüllt war, fest an ihren Körper. Das Neugeborene schlief fest. Die Geburt hatte keine nachfolgenden Komplikationen ergeben. Kiseki war vollkommen gesund. Wir waren an dem Stadttor und verabschiedeten uns. Izumo und Pakkun warteten neben mir, bereit zu gehen. Ich lächelte die Frauen an.

„Vergessen Sie nicht, Ihre Grenzen zu sichern. Dieser Yao ist stark, aber gewiss nicht unbesiegbar. Ich werde eine Nachricht an die Shinobi von Amegakure schicken. Sie werden Arashi beschützen.“

„Das hoffe ich. Wir wissen zu wenig über unseren neuen Anführer, als das ich seine Reaktion oder Motivation einschätzen könnte. Wir haben gelernt, uns selbst zu schützen. Wir werden gegen diesen Yao auskommen.“

„Kasozomane! Wir müssen los.“

Izumo hatte wohl versucht, seine Aggression in den Worten zu unterdrücken. Eher vergeblich. Dieser Idiot hatte mir verdammt noch mal keine Befehle zu erteilen. Ich beschloss, seine Aussage einfach zu ignorieren. Zumindest nicht direkt darauf zu reagieren. Ich lächelte Usagi nochmals an. Sie und ihre Familie sollten glücklich werden. Für diese Menschen lohnte sich das Leben als Shinobi.

„Kisaki ist von Geburt an eine Kämpferin. Sie können stolz auf sie sein.“

„Das bin ich. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Und nochmals danke.“

Nur noch ein einzelnes Nicken, ein Blick zu meinem verhassten Partner. Wir gingen los. Verließen Arashi, um ihn zu finden.
 

Yao.
 

Wir waren wohl etwas über eine Stunde unterwegs. Arashi war umgeben von dichten Wäldern, in denen das Leben nur so blühte. Die Pflanzen und Tiere hatten sich über Jahrhunderte an das sehr feuchte Klima dieses Landes angepasst. Heute war einer der wenigen trockenen und sonnigen Tage, so dass wir uns mit hoher Geschwindigkeit auf den Bäumen fortbewegen konnten. Wir sprangen katzenartig durch das dichte Gestrüpp. Pakkun bildete die Spitze unserer Dreierformation.

Seine Nase sollte uns zum Ziel führen. Leider schienen der heftige Regen der letzten Tage und neue Düfte den Geruchssinn des Hundes zu stören. Wir hatten schon zweimal die Richtung gewechselt, weil Pakkun immer wieder die Fährte verlor. Jetzt auch wieder. Ich erkannte ihn noch einen Satz springen. Am

nächsten großen Ast blieb Pakkun schlagartig stehen und schnüffelte lautstark und mit einer konzentrierten Miene durch die Luft. Verdammt! Ich landete neben den Hund auf den Ast und ging in die Hocke. Die Luft

im Wald roch frisch und beflügelte angenehm meine Lungen. Der Boden wirkte recht feucht. Unzählige Pfützen sammelten sich in den Löchern an der Erde. Das Laub verdeckte die Sonne und ließ nur eine geringe Menge an Lichteinfall zu. Ich vernahm das dezente Rascheln in den Gestrüppen welches die Anwesenheit mehrerer kleiner Tiere verriet. Hie und da quakten Frösche oder zirpten Grillen. Ich beobachtete die Gegend. Sollte es hier eine Spur geben, ich fände sie.

„Pakkun?“

Izumo war nun ebenfalls zu uns gestoßen. Ich spürte ihn neben mir. Seine angespannte Körperhaltung nervte mich schon wieder. Pakkun schnüffelte weiter und sprach mit einer ziemlich klaren Stimme.

„Ich muss eine neue Spur finden. Hier geht sein Geruch verloren.“

Ich runzelte die Stirn. Das war echt schlecht.

„Kriegst du die Fährte wieder? Yao und seine Bande müssten hier in der Gegend ihr Lager haben.“

„Lass mich nur machen. Wartet hier. Alleine komme ich schneller voran.“

„Beeil dich.“

Schon sprang der Mops davon. Recht bald hatte ich ihn aus den Augen verloren. Alleine konnte sich Pakkun besser auf die Gerüche des Waldes konzentrieren. Und eine kleine Pause tat uns Menschen gut. Dieser breite, stattliche Ast, auf dem ich mich bewegte, war trotz seiner festen, rauen Struktur bequem. Die Bäume hier waren nicht besonders groß – die meisten trugen ihre Kronen keine fünf Meter von dem matschigen braun- grünen Moosboden entfernt. Dieser Wald war einfach anders

in seiner Beschaffenheit, als der von Konoha. Wie schon gesagt, war hier alles viel feuchter und dichter. Der Geräuschpegel überschritt dem unseres Waldes bei Weitem. Rascheln, knacksen, quaken, zirpen, zwitschern, Laute, die ich nicht genau definieren konnte.
 

Nein.

Hier hatte Yao sich sicher nicht versteckt. Tiere hatten einen wirklich guten Instinkt für Gefahren. Egal, wo sich diese Bande aufhielt, es wäre dort auf keinen Fall so lebhaft.
 

„Wozu ist ein Nin- ken überhaupt gut, wenn er nicht einmal eine Person aufspüren kann? Kommt wohl ganz nach der Besitzerin.“

Seine Stimme war so streitlustig. Izumo. Gab dieser Kerl nie auf? Wieder diese Unruhe in meinem Körper. Diese Kampfeslust. Jedes Mal, wenn ich diesen Kerl auch nur sah, war sie da. Diese unbändige Wut. Die Anspannung. Die Aggression. Es war schon so unglaublich schwer, bei seiner Anwesenheit meine Ruhe zu wahren. Und jetzt wieder diese Provokation. Ich stellte mich wieder gerade auf. Izumo hatte sich gegen den mächtigen Hauptstamm gelehnt; sein Stand war fest auf den Ast fixiert. Diese kalten und zornigen Augen sahen mich herausfordernd direkt an. Ich hasste es. Gott, warum konnte ich diesen Kerl nicht einfach angreifen? Ich bemühte mich um meine Kontrolle.

„Du schaffst es nicht, mich zu provozieren. Spar dir deine Energie für Yao und halte dich an den Plan.“

„Wenn ich wollte, könnte ich dich provozieren, Hatake. Ich bin wütend und wenn wir diesen Yao nicht erwischen, werde ich sie an dir raus lassen.“

„Du hast es bisher nicht geschafft, mich zu besiegen. Und das wirst du niemals. Gib endlich Ruhe, Kamizuki!“

Mann. Funkelte ich ihn mit der gleichen Schärfe an, wie er mich? Hoffentlich. Ich fürchtete, wenn Pakkun nicht bald kam, würde ich tatsächlich die Kontrolle verlieren und meinen ganzen Zorn gegen Izumo- baka richten. Das durfte ich auf keinen Fall zulassen. Ich hatte schon so viel Mist in meinem Leben gebaut. Es war so wichtig, dass es zu keinem Zwischenfall mehr kam. Sollte Tsunade endgültig aufhören, mir zu vertrauen, dann könnte ich Iruka niemals heiraten. Nein! Ich wollte ihn wieder bei mir haben. Und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Yao hatte auch noch meine Halskette. Er hatte allen Schmuck, den mir Iruka je geschenkt hatte, zu sich genommen. Also hieß es, ruhig zu bleiben.

„Izumo! Ich meine es wirklich ernst. Hör endlich auf, mich zu provozieren.“

„Was denkst du eigentlich, was du die ganze Zeit machst? Mann. Wann kommt Pakkun mit einer neuen Spur?“

„Was weiß ich. Es bleibt uns nichts Anderes übrig, als zu warten. Halt einfach die Klappe, Kamizuki.“

Endlich schwieg er. Verzog eine beleidigte Miene. Gut so. Dann würde er jetzt nicht mehr auf mich losgehen. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich sehr zufrieden. Zumindest hatte ich diese Runde mit vernünftigem Verhalten gewonnen. Iruka wäre sicher stolz auf mich. Iruka…. Und schon war es wieder weg. Das gute Gefühl. Ohne den Ring, konnte ich einfach nicht nach Hause.

Pakkun? Wo bleibst du nur?
 

Lästiges Warten. Ich wusste, dass bisher keine Viertelstunde seit Pakkun’ s Aufbruch vergangen war, aber es fühlte sich an wie ein halber Tag. Das eiserne Schweigen, das inzwischen zwischen diesem Idioten und mir stattfand, förderte nicht gerade meine Ruhe. Wir hatten versucht, uns so weit wie möglich getrennt auf diesen Ast aufzuhalten und uns nicht einmal anzusehen. Izumo stand einfach wie vorhin an den Stamm, die Arme verschränkt, der Blick auf das Dickicht gerichtet. Ich vertrieb mir die Zeit mit der Reflexion unseres Planes. Keiner von uns hatte vor, Yao zu töten. Die Demütigung und sogar der Diebstahl meines Ringes waren zu geringe Gründe, um diesen Kerl umzubringen. Zumindest nicht mit Absicht. Es war unsere Aufgabe, diesen Kerl untauglich zu machen. Er sollte sein Kekkei Genkai nie mehr verwenden können. Endlich ein Rascheln. Zerbrechen von kleinen Zweigen. Ein allzu bekanntes Hecheln. Pakkun. Binnen weniger Sekunden war der Hund auf uns zugesprungen und hatte eine zufriedene Miene aufgesetzt.

„Ich habe seine Fährte. Südöstlich von hier nimmt sein Geruch deutlich zu.“

„Gut gemacht, Pakkun. Kamizuki, es geht weiter.“

„Wie du meinst, Taicho.“

Pakkun sprang ohne weiter Zeit zu verlieren los, dicht gefolgt von diesem nervenden Idioten. Mann. Meine ganze Wut, der Zorn, der Frust – das alles konnte ich wirklich gut gebrauchen. Mann. Wir sprangen immer weiter durch die wilden Bäume. Ja. Langsam lichtete sich der Wald. Ein Lager. Mehrere Zelte verschiedener Größen. Da waren sie wieder. Ich erkannte sie sofort. Diese Bande. Sie hatten sich wohl inzwischen genauso erholt. Ja. Da waren fünf kleine und drei große Zelte. Acht, vierzehn, achtzehn, zweiundzwanzig Männer. So viele konnte ich zählen. Wir standen inzwischen wieder gesichert auf einen hohen Ast, analysierten unsere Lage. Izumo–baka war neben mir in der Hocke und schien argwöhnisch das Lager zu mustern.

„Zweiundzwanzig…. Yao ist nicht dabei. Hatake, sind das wirklich alle? Setz gefälligst dein blödes Kanyouinjuu ein.“

„Ich sagte, du sollst deine verdammte Klappe halten. Ich weiß, was ich zu tun habe.“

Ich ignorierte Kamizuki’ s düstere Miene, konzentrierte mich und aktivierte mein Kekkei Genkai. Beobachtete die Emotionsbündel.

„Es sind sechsundzwanzig. Yao ist wirklich nicht da unten. Er ist…. Ich nehme ihn entfernt wahr.“

„Ja.“

Das war Pakkun, Der hechelnd auf dem Ast saß und mit einer fordernden Stimme sprach.

„Ich wittere ihn ungefähr zwei Kilometer nord- östlich von hier. Er ist alleine. Ist es nicht dumm, diese Männer alleine in diesem Lager zu lassen? Die Beute, die diese Bande gestohlen hat, müsste sich in einem dieser Zelte befinden.“

„Keiner von diesen Kerlen würde es je wagen, Yao zu bestehlen.“

„Als ob du über alles Bescheid wüsstest…“

Mann!!! DIESER NERVTÖTENDER IDIOT!!!! Ich konnte seine verdammte, überhebliche Art kaum noch ertragen. ICH HASSE DIESEN KERL!!!

„Kamizuki. Halt’ s Maul. Yao konnte vielleicht Kanyou no Jutsu widerstehen, aber nicht Kanyouinjuu. Und die Leute hier habe ich genauso gelesen. Sie haben Angst vor ihm. Seine Habgier ist unermesslich. Das bedeutet, dass er sicher genau sein Hab und Gut kennt und jeden Diebstahl bemerkt. Was denkst du, wird er dann mit Verdächtigen, ob schuldig oder nicht, anstellen? Also mach mich nicht an, du Idiot!“

„Nenn mich nicht Idiot. Na los, setz die Typen außer Gefecht und dann lass uns Yao angreifen. Du vertrödelst wertvolle Zeit.“

„Oh, Mann. Du nervst mich. Merk dir endlich, dass ich das Team leite. Nicht du. Also, leg dich ja nicht mit mir an.“

„Droh mir ja nicht, du kleine…..“

„Wie lange habt ihr noch vor, euch anzugiften? Konzentriert euch, wenn ihr den Angriff durchziehen wollt.“

Mist. Pakkun hatte Recht. Die ganze Zeit mit Izumo zusammen sein zu müssen, machte mich so wahnsinnig aggressiv. Und dieser Yao war ebenso ein fieses Arschloch. Wie konnte er einfach meinen Ring stehlen? Jetzt waren wir so nah an ihn heran. Ich deaktivierte Kanyouinjuu, seufzte. Okay, Kazuu. Bleib einfach ruhig. Du hast es bisher geschafft, einigermaßen mit diesem Idioten klarzukommen. Wir waren schließlich ganz vor dem Lager. Bevor Yao zurückkommen würde, hatten wir also eine gute Chance, ein bisschen Chaos zu veranstalten. Zeit zu handeln. Dieses Mal sprach ich mit einer klaren, bestimmenden Stimme.

„Also gut. Hört mir genau zu. Pakkun. Du hast schon mehr als genug für mich getan. Ich will nicht riskieren, dass du wieder verletzt wirst. Izumo. Ich kann die Kerle jetzt nicht mit Kanyouinjuu ausschalten. Ich brauche mein Chakra. Wir zwei werden diese Jungs von Hand ausschalten. Pass aber auf, dass du sie nicht umbringst. Wir werden sie hier – am Rand des Lagers legen. Sie sollen bei dem Kampf mit Yao nicht sterben. Ich denke, wir haben vielleicht fünf Minuten, bevor der Mistkerl etwas bemerkt und hier auftaucht. Bis dahin müssen wir alle ausgeschaltet haben. Macht euch also bereit.“

Dieses Mal kein Protest. Keine blöde Anmache. Ich sah Kamizuki klar in die Augen. Wollte damit unbedingt zeigen, wie ernst es mir mit den Anweisungen war. Er schien verstanden zu haben. Erwiderte den Blick mit dergleichen Ernsthaftigkeit.

„Na gut. Du weißt, dass du mich nicht rufen kannst. Du solltest dir überlegen mit uns einen Vertrag zu machen. Viel Glück.“

Da verschwand Pakkun wieder mit einem rauchendem ‚Plopp’. In seiner Welt war er wenigstens in Sicherheit.

„Izumo. Los geht’ s.“
 

Geräuschlos. Wendig. Schnell. Gefährlich. Unbemerkt. Ja. Shinobi. Das waren wir. In diesem Moment waren wir nicht Izumo und Kazosomane – die befeindeten, auffälligen Dorfbewohner. Ich war nicht die streitlustige, hyperaktive jüngere Schwester von Kakashi Hatake. Izumo war nicht der unzertrennliche Gegenpart von Kotetsu Hagane, der für den Hokage die unmöglichsten Arbeiten verrichtete. Nein. Wir waren in diesem Moment keine normalen Menschen. Wir waren Soldaten. Krieger. Gefährliche, lautlose Maschinen. Wir arbeiten unabhängig voneinander. Da. Wieder zwei. Drei Meter entfernt auf zwei Uhr. Ich schlich geduckt näher an diese Männer heran. Geschützt durch den Schatten des ca. drei x drei Meter großen, braunen Zeltes. Kein Meter mehr. Sie hatten mir den Rücken zugewandt. Redeten über irgendwelche Frauen. Lachten. Ja. Jetzt war ich bei ihnen. Stand direkt hinter ihnen. Noch immer merkten sie nichts. Ich holte schnell aus. Mit der Handkante. Ein gezielter Schlag. Gegen die Karotis des größeren und älteren Mannes. Noch bevor dieser endgültig zusammensackte, wandte ich mich an den anderen, dunkelhaarigen Kerl, der mich mit offensichtlich überraschten Augen ansah. Nochmals ein geschickter Schlag. Schnell. Ohne Anzeichen einer Anstrengung. Ein Blick auf den moosbedeckten, weichen Boden. Sie lagen vor mir zusammengekauert. Ohnmächtig. Emotionslos griff ich beide an ihre fleckigen, rauen Jacken und hob sie hoch. Sie waren schwer. Wahnsinnig schwer. Ich durfte mir nichts anmerken lassen. Musste sie an die Stelle hinter einem kleineren Zelt am Rande des inzwischen ruhigen Lagers verfrachten. Konzentrierte etwas Chakra in meine Arme. So konnte ich meine physischen Kräfte deutlich steigern. Mit den beiden bewusstlosen Kerlen im Schlepptau bewegte ich mich schnell und sprunghaft zu den anderen Ohnmächtigen. Izumo legte gerade einen ca. Eins neunzig Riesen neben den anderen Männern auf den Boden. Gut. Das machten neunzehn. Nur noch drei. Kamizuki beobachtete mich grimmig. Idiot.

„Das waren jetzt drei Minuten. Yao ist immer noch nicht in der Nähe. Ich schnapp mir die letzten und du suchst deine Waffen. Wahrscheinlich dient eins dieser Zelte als Lager für die Beute.“

„Sei bloß froh, dass wir keine Zeit zum Streiten haben, Kamizuki. Ich hasse es, wenn du mir Befehle erteilst.“

„Mann. Wir werden niemals teamfähig sein.“

Mit diesen Worten verschwand der Kerl wieder von der Bildfläche. Echt anstrengend. Ich drehte mich zu dem Lager, ignorierte die bewusstlosen Männer. Ja. Diese Zelte waren alle einfach gebaut, Großflächig. Ich schätzte die Gesamtfläche des Lagers auf vielleicht zweihundertfünfzig bis dreihundert Quadratmeter. Für diese Anzahl an Männer also recht klein. Die Wege zwischen den verschiedenen Gespannen waren relativ eng und unübersichtlich. Das hatte uns bisher den Angriff äußerst erleichtert. Es war wirklich nicht geräumig. Dreckig. Okay. Mann. Leise schlich ich durch diese vereinzelnden Wege. Spähte flüchtig in die flatterigen Zelte. Überall Schmutz. Viele löchrige , grob aufgebaute Hängematten. Dreckiges, kaputtes Geschirr. Müll. Schmutzige Kleidung. Tja. Diese Bande schien wirklich auf jegliche Hygiene zu verzichten. Da. Ein kleineres Zelt. Beinahe im Zentrum des Lagers. Ich warf einen Blick hinein. Bingo. Unwillkürlich musste ich grinsen, als ich zwischen unzähligen vollen Säcken, aufgereihten Stichwaffen und mehreren wertvoll wirkenden Gold- Silber – und Porzellangegenständen meinen Bogen entdeckte. Daneben der Bast - geflochtene Köcher mit fünf übriggebliebenen Pfeilen. Endlich. Ich betrat erleichtert das überfüllte Zelt. Griff meine geliebte Waffe. Entdeckte in einem improvisierten aus stabilen Zweigen entstandenen Regal meine Kunai und Shuriken. Na endlich. Wenigstens etwas. Dieser Yao war definitiv viel zu selbstsicher. Fehlte nur noch eines. Ich sah mich nochmals um. Öffnete die einzelnen Säcke. Geldscheine. Unzählige Papierscheine. Da. Ein Sack war gefüllt mit Schmuck. Ketten. Ohrringe. Ringe. Armbänder. Diamanten. Edelsteine. Gold. Saphir. Wir waren definitiv Yao’ s letzte Beute gewesen. Da war sie. Gott sei Dank. Endlich. Ich musste weiter grinsen. Es war so einfach. Ich griff in den Sack. Nahm meine wertvolle Kette. Der Ring. Iruka’ s Ring war so weit oben auf diesen Schätzen gelegen. So offensichtlich. Gott sei Dank. Ich ließ diesen atemberaubenden Schatz in meine linke Hand gleiten. Genoss von Herzen dieses schöne Gefühl des sanften Metalls. Mein Ring. Mein geliebter Ring. Endlich habe ich dich wieder. Ich hängte meine Kette wieder um den Hals. Verstaute sie unter meiner Konoha- Weste. Endlich gehörte mein Eigentum wieder mir. Zufrieden sah ich mich wieder in diesem Zelt um. Diese ganzen Schätze. Das war wohl das Wichtigste in Yao’ s Leben. Ich grinste. Hatte eine schöne Idee. Ja. Ich wollte mich an diesen Mistkerl rächen.

„Zeit, dich ein bisschen zu ärgern.“

Blitzartig griff ich mir einen Geldsack. Drehte ihn schwungvoll um und verteilte den Inhalt großzügig in dem Raum. Dann den nächsten. Den letzten. Das wertvolle Papier war ordentlich in dem Zelt verteilt. Mit einem zufriedenen Gesicht griff ich in meine Westentasche, zog vier kleine, handgeschriebene Zettel heraus. Noch einfache Fingerzeichen, dann ließ ich sie gefestigt an Kunai auf die Schätze verteilen. Ein Zettel an den Boden, ein an einem Porzellankrug, ein Seidenschal, das letzte an einer Zeltwand. Mit Genuss beobachtete ich die Funken, die vereinzelnd aus dem Papier sprühten.
 

Briefbomben.
 

Jetzt aber Beeilung. Katzenartig sprang ich aus dem Zelt. Entfernte mich davon. Kamizuki. Plötzlich war er neben mir gestanden. Betrachtete meinen Bogen, den ich in der Hand hielt.

„Hast wohl deine Waffen gefunden.“

„Ich an deiner Stelle würde in Deckung gehen.“

„Was hast du…..“

Weiter kam er nicht. Ohrenbetäubende Explosion. Rauch. Feuer. Reflexartig hatten wir uns geduckt. Waren so fliegende Reste des Zeltes oder Goldgegenstände aus dem Weg gegangen. Wurden nicht getroffen. Dieser stickige Rauch brannte leicht in meinen Augen. Zum ersten Mal war ich richtig froh, dass ich meine Maske trug. Izumo neben mir hustete krampfartig. Ich betrachtete zufrieden mein Werk. Ja. Das Zelt mit der Beute stand kaum noch. Der Stoff brannte lichterloh, Ruß bedeckte ordentlich den Boden. Dunkler Rauch stieg unaufhörlich in die Luft. Ja. Die Hitze war recht unangenehm und brannte leicht auf meiner Haut. Trotzdem schien sich das Feuer nur langsam auszubreiten. Gut so. Kontrolle war gut. Nochmals Kamizuki’ s Husten.

„Was zur Hölle machst du? Spinnst du jetzt?“

„Ich provoziere Yao. Nehme, was ihm wichtig ist.“

„Dann herzlichen Glückwunsch, Kazosomane.“

Kamizuki klang nun sehr ernst. Schlagartig wusste ich, was er meinte. Da zwischen dem heftigen, stickigen Rauch erkannte ich seine Silhouette. Seine kalte, zornige Mimik. Izumo sprang hinter mich. Zückte sein Kunai.

„Du hast es mal wieder geschafft. Er ist echt sauer.“

Kein Wort. Nun war äußerste Konzentration gefragt. Ich rührte mich nicht. Behielt Yao gefasst im Auge. Yao. Er stand mehrere Meter vor uns. Sein Blick war so richtig düster, als er sich umsah. Das Feuer brannte immer noch. Lodernde Flammen schossen in die Höhe und ließen ein Akt der Zerstörung zurück. Das Zelt mit der Beute war inzwischen vollkommen niedergebrannt – so ziemlich alles vernichtet. Das Feuer blieb wenigstens lokal – verbreitete sich sehr langsam. Yao näherte sich uns. Bedächtig. Gefährlich. Dieser düstere Blick. Seine gefährliche Stimme.

„Wie viel ist das Wort eines Shinobi aus Konohagakure wert? Wie könnt ihr es wagen, hier einzudringen? Meine Leute anzugreifen. Und vor allem, wie könnt ihr es wagen, MEINE BEUTE ZU ZERSTÖREN?!!“

Ja. Er wirkte wütend. Gut. So konnte ich besser die Kontrolle wahren. So behielt ich die Oberhand. Dieser Rauch brannte immer weiter in meinen Augen. Ich ignorierte die wenigen schmerzenden Tränen. Verhielt mich weiter gefasst. Izumo stand stramm hinter mir. Rührte sich nicht. Ich war der Anführer. Also gab ich seinen Einsatz an. Noch war es nicht soweit. Yao zu drohen, das war mein Plan.

„Du hast uns unterschätzt, Fukashin no Yao. Ich werde dir eine Chance geben, dich zu stellen. Amegakure’ s Anbu weiß über dich Bescheid und das Feuer wird sie hierher führen. Stell dich ihnen freiwillig – vielleicht erhältst du nur lebenslänglich. Ansonsten werden wir dich bestrafen – wir werden dir nehmen, was dir am Wichtigsten ist.“

Seine Mimik. Sie änderte sich wieder. Der Zorn war noch da. Aber jetzt… Jetzt war da auch dieses überhebliche Grinsen.

„Für euch Schwächlinge benötige ich nicht einmal Jintai-kosei. Ich werde euch vernichten!!“
 

Großer Körper. Geballte Fäuste. Wütender Aufschrei. Ein Satz nach vorne. Yao griff an. Mit seinem ganzen Zorn. Direkt auf mich zu. Sein Körper war so mächtig. Ein Schrank. Und doch schnell. Verdammt! Ein Sprung nach hinten. Ausweichen der beißenden Faust. Blitzschnell. Yao war so schnell bei mir. Hatte nach mir ausgeschlagen. Nochmals ein Schlag. Noch einer. Wurde er schneller? Ich musste springen. Ausweichen. Immer nur Yao’ s zorniges Gesicht. Dann. Nochmals die Faust. Treffer. Er traf mein Gesicht. SCHEIßE!!! DIESER SCHMERZ!!! Ich konnte mich nicht halten. Stürzte. Verdammt, dieses Ziehen!!! Keine Pause.

„HA!!!“

Yao! Er sprang auf mich zu. Diese gewaltige Faust. Ich rollte ab. Rauch…. Verdammt.. Das Feuer! Der Rauch brannte in meinen Augen. Meine Lunge. Husten… Dieses Brennen… Keine Pause. Ein Tritt! Gegen meinen Bauch.

„Schwach!!“

Ich wurde an den Haaren gepackt. Yao zog mich zu sich hoch! Verdammt!!! Sein mieses Gesicht!! Nein!! Das lasse ich nicht zu!!! Bevor Yao weiter zuschlagen konnte, griff ich an. LASS BLOß MEINE HAARE LOS!!! Ich griff Yao an dessen muskulösen Arm, holte aus. Ein fester Tritt gegen seinen Magen. Das musste ihn wohl überrascht haben. Dieser Kerl ließ mich schlagartig los. Sofort sprang ich wieder zurück. Musste meine Atmung beruhigen. Mist!! Yao reagierte wieder. Griff an. Ausweichen. Nur das konnte ich. Ausweichen. Immer wieder sah ich seine mächtige Faust auf mich zufliegen. Ducken, Springen, zur Seite ausweichen. Kaum eine Gelegenheit zu kontern. Wieder ein Treffer. VERDAMMTES ZIEHEN!!! Dieser Schmerz!!! Meine linke Schulter!! Verdammt!! Dieser ziehende, unglaubliche Schmerz! Ausweichen!! Yao. Da stand er. Einige Meter vor mir. Er atmete unregelmäßig und doch ruhig. Ich hatte ihn ein paar Mal getroffen, doch nichts. Meine Schulter schmerzte so unglaublich. Jede Bewegung. Sie musste ausgekugelt sein. Meine Rippen. Sie zogen. Meine Atmung heftig. Ernst. Izumo. Er stand neben mir.

„Lässt du mich jetzt mitmachen?“

Mistkerl!!! Dieses Brennen in meinen Lungen. Das Brennen in den Augen. Das Feuer. Der Rauch. Die schlechte Sicht. Die stickige Luft. Brennen in der Lunge. Absolute, pochierender Schmerz an meiner Schulter. Ziehen an meinen Rippen. Ich konnte nicht mehr machen, als nicken. Mist…..

„Suiton: Suishuu Gorugon!!“

Strömendes Wasser. Ein Wasserdrache. Mächtig und groß. Izumo verwendete Nin- Jutsu. Das Wasser schoss auf Yao zu. Stürmisch. Unvermittelt. Unnachgiebig. Sofort hatte sich der Rauch gelöst. Yao. Ich erkannte diesen Kerl genau. Verdammt!! Seine Fingerzeichen. Ich kannte sie. Sein Stand weiter stabil. Dieses wahnsinnige Nass griff diesen Kerl mit seiner gesamten, grausamen Wucht an und ihm schien es nicht zu rühren. Nur seine Fingerzeichen. Dieser wütende Blick. Gerichtet an Izumo.

„Doton: Doryuusou!!!“

Nein!!! Ich kannte das Jutsu! Gefahr!!

„Izumo! Pass auf!!“

Nein!! Kamizuki wurde angegriffen. Die Attacke richtete sich gegen ihn. Nein! Das lasse ich nicht zu!! Egal, ob wir verfeindet waren!! Uns immer stritten!! Er war ein Bewohner meines Dorfes!! Izumo war mein Teampartner. Ich war der Anführer. Ich musste ihn beschützen. Ich lasse niemals zu, dass meinen Kameraden etwas passiert!! Instinktiv!! Sofort! Reflexartig, ohne Nachzudenken. Ich griff Izumo, der neben mir mit noch zusammengefalteten Fingern stand und einen irritierten Ausdruck aufgesetzt hatte. Ich kannte das Jutsu! Ein Stoß. Ich stieß den Kerl fest zur Seite. Meinen Körper schützend vor ihm gestellt. Noch ein schnellstmöglicher Sprung nach hinten. Das Jutsu…. Wirkte.
 

Izumo’ s Jutsu löste sich wieder. Das Feuer, das ich verursacht hatte, war gelöscht. Dampf umgab uns. Nässe. Alles klebte. Meine Kleidung war vollkommen durchnässt. Egal. Diese kühle Luft erlöste meine Lunge von dem stickigen Brennen. Das war nicht wichtig. Der Geruch von verbranntem Holz interessierte mich nicht. Yao, der mit zufriedener Mimik seine Fingerzeichen löste, interessierte mich eher. Seine Kleidung war zerrissen. Er war nass. Ich entdeckte einige Kratzer und blutige Stellen an seinem schrankartigen Körper. Er wirkte trotzdem zufrieden. Kein Wunder.
 

Schmerzen.
 

Ich keuchte vor Anstrengung. Trat vorsichtig einige Schritte zurück. Behutsam. Sachte. Zaghaft. Schmerzhaft.

„Kazosomane….“

Izumo’ s Stimme klang anders als sonst. Ernst. Mit einem sehr schwachen Unterton von Sorge. Verdammt. Ich atmete konzentriert gegen meinen Schmerz. Dieses pochierende Stechen. Das Blut. Endlich. Endlich das Lösen der wahnsinnig spitzen Fremdkörper. Dieses scheiß Jutsu! Erdspieß! Mächtige, in der Regel tödliche Felsspieße ragten diagonal aus der Erde. Sieben Stück. Höhe etwa zwischen einen halben und anderthalb Meter. Breit, mächtig. Spitz. Gefährlich. An vier Spießen tropfte das Blut von den Spitzen auf den matschigen Boden. Mein Blut.

„Hatake?“

„Verdammt…. Das tut weh.“

Ja. Diese Schmerzen… Echt fies. Pochierend. Da war die ausgekugelte Schulter nichts dagegen. Dieses Stechen. Konzentrierte dich auf deine Atmung. Versuche, diesen verdammten Schmerz zu ignorieren.
 

Ich hatte Glück gehabt. Die Stichwunden waren nicht tief genug, um innere Organe erwischt zu haben. Die Spieße waren nur einige Zentimeter in meinen Körper gedrungen. Rechter Oberschenkel, Bauch, unter der Schulter. Schutzkleidung. Eine herrliche Erfindung. Die Weste hatte mich geschützt. Ich verlor nur wenig Blut. Aber diese verdammten Schmerzen….. SCHEIßE!!! Yao. Er schien nun doch ebenfalls Schmerzen zu haben. Ich erkannte seine unregelmäßige, heftige Atmung. Seine Verletzungen. Diese oberflächlichen Verletzungen. Das war viel zu wenig.

„Izumo… Echt… Dafür schuldest du mir was…“

Kamizuki. Ich sah ihn aufstehen. Nachdem ich ihn zur Seite gestoßen hatte, war er gestürzt und somit in Sicherheit gewesen.

„Ich habe dich nicht gebeten, mich zu beschützen. Ich hasse es, wenn du das machst.“

Diese Schmerzen……. Nochmals mehrmaliges Durchatmen. Langsam wurden sie gut aushaltbar. Dieses verdammte Brennen an den Stichwunden. Ich grinste. Die Schmerzen weggrinsen. Das war das Beste, was ich machen konnte. Na gut. Lass die Schmerzen zu, Kazuu.

„Was ist, Hatake?“

„Lass uns weitermachen. So ein lächerlicher Angriff macht mich nicht fertig.“

Angriff!! Zeitgleich. Izumo und ich griffen Yao zeitgleich an. Aus der Luft. Mit den Fäusten. Yao nahm eine Abwehrhaltung ein. Ich schoss meine rechte Faust auf sein Gesicht zu. Mist. Er fing sie ab. Griff die Faust. Dieser Kerl nutzte die Wucht meines Angriffes. Behielt weiter meine Faust in seiner Hand. Schleuderte mich heftig gegen Izumo, dessen Angriff wohl genauso fehlgeschlagen war. Scheiße!!! Ich prallte heftig gegen diesen Kerl. Wir verloren sofort das Gleichgewicht. Stürzten hart auf den nassen, kalten Boden. Keine Pause. Kamizuki riss sich wieder von mir los, sprang heftig auf. Griff an. Verdammt…. Meine Schulter…. Die Stichwunden… Alles brannte. Zog. Mein ganzer Körper schmerzte. Nein… Ignorieren, Kazuu… Ich sprang auf. Sah, wie Kamizuki versuchte, Yao richtig zu treffen. Das Feuer hatte aufgehört. Izumo’ s Jutsu hatte es schnell gelöscht. Schwarzer, dampfender Rauch verdunkelte den Himmel. Die Luft war stickig. Brannte in meinen Lungen. Izumo. Endlich. Ein Treffer. Der Kerl hatte Yao getroffen. In dessen Gesicht. Mist. Keine sichtbaren Verletzungen. Im Gegenteil. Jetzt erwischte es Kamizuki wieder. Er stürzte wieder neben mir. Verdammt…. Yao stand vor uns. Einige Meter entfernt. Atmete unregelmäßig. Hatte gerade mal ein paar Hämatome abbekommen. Einige Kratzer. Sonst keinen Schaden. Kamizuki stand wieder auf. Keuchte heftig. Da. Etwas Blut tropfte aus seinem Stirnschutz. Der rechte Ärmel an seinem Pullover war zerrissen und entblößte eine scharfe Schnittwunde. Dieser bissige Rauch. Aufkeimende Dunkelheit. Nebel…… Autsch…. Diese Schulter!!! Ich spürte kalte Schweißperlen in meinem Gesicht. Leichtes Zittern. Yao griff nicht an. Die Dunkelheit, der Rauch, der Nebel. Ich konnte ihn kaum noch erkennen. Einzig seine Schemen waren deutlich zu identifizieren. Der Kerl blieb einfach nur ruhig.

„Verdammt…. Was sollen wir machen, Hatake?“
 

„Rückzuck und neu formieren….“

Entscheidung – Ich werde gewinnen

Schmerzen. Schlechte, stickige Luft. Nebel. Rauch. Weiter entfernt.

Yao’ s spielerische Stimme.

„Kommt raus, kommt raus! Wo immer ihr seid! Denkt ihr wirklich, ihr könnt entkommen??!!“

Die Stimme war etwas weiter von unserem Versteck entfernt. Gut. Yao schien im Moment nur zu spielen. Seinen Triumph zu genießen. Unser Versteck war einfach. Am Rande des Lagers. Wieder versteckt in einem der dichten Baumkronen. Die Luft roch deutlich frischer. Nur etwas beißend. Der Himmel hatte seine strahlende Bläue verloren. Stattdessen hatte dichter, grauer Rauch unsere Sicht auf das Lager verschlechtert. Die Luft wirkte feucht und sog sich nur rau in meine Lungen. Das war egal. Verdammt. Es stach. Brannte. Schmerzen. Vor allem an meiner Flanke. Die größte Verletzung. Die Weste war hinüber. Dieses Ziehen. Das Atmen brannte. Die Wunde pochierte. Schulter und Bauch waren wirklich nur oberflächlich gewesen. Oberschenkel einige Zentimeter. Aber die linke Seite. Konzentrierte Atmung. Wie es brannte. Wie es zog. Ich zitterte leicht. Presste meine Hände gegen die Seite. Nein. Der Spieß hatte nichts Empfindliches getroffen. Vollkommen egal. Scheiße. Es war trotzdem eine verdammte Fleischwunde. Ein Scheiß. Immer festes Pressen gegen die Wunde. Ich fühlte das klebrige Blut an meinen Händen. Es durfte nicht tropfen. Nicht auf dem mehrere Meter entfernten Boden fallen. Wir durften uns nicht verraten. Nicht jetzt. Wir brauchten die Pause. Wir brauchten die Erholung, die dieser Yao uns mit seiner genüsslich extra langsam andauerten Suche nach uns verschaffte.

Kamizuki konzentrierte sich auf den Boden unter uns. Die vielen Blätter, die uns umgaben, schützten uns davor entdeckt zu werden. Der breite Ast, auf dem wir saßen, versteckte uns ebenfalls gut. Dazu der viele Rauch von dem abklingendem Feuer. Die Dunkelheit. Trotzdem diese Schmerzen. Unglaubliche miese Schmerzen. Ich konzentrierte meine Atmung. Lehnte mich gegen den rauen Baumstamm. Schloss meine Augen. Presste meine Hände noch fester gegen die Wunde. Verdammt. Dieses Ziehen. So eine Scheiße.

„Du bist selber Schuld. Ich hatte alles in Griff.“

„Ja klar.“

Ich ließ meine Augen geschlossen. Dieser Idiot. Er klang auch noch so spöttisch. Und so vorwurfsvoll. Blöder Kerl. Ausgerechnet jetzt.

„Halt dein verdammtes Maul, Kamizuki. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für deinen Mist.“

„Ich hatte alles in Griff, Blauauge. Glaubst du wirklich, dass ich das Jutsu nicht kannte? Ich habe nie gesagt, dass du mich beschützen sollst.“

„Was soll das? Du bist ein Versager. Das war nur Instinkt, Idiot.“

„Nenn' mich nicht Idiot.“

„Ich nenn' dich so, wie ich will, Idiot.“

Wir flüsterten. Langsam öffnete ich doch meine Augen. Die Schmerzen beruhigten sich langsam. Der Druck gegen die Wunde half sie zu ertragen. Meine Hände waren blutverschmiert. An den Fingern klebte die warme Flüssigkeit. Die Blutung wurde geringer, hörte aber nicht auf. Ich fror leicht. Lehnte mich weiter gegen den Baumstamm. Atmete kontrolliert. Hörte Yao' s lässige Stimme in der Ferne. Er rief nach uns. Kamizuki kniete neben mir. Sein Blick. So aggressiv. Verdammt. Hatte der Kerl echt nichts Besseres zu tun als einen verdammten Streit anzufangen? Dieses Arschloch. Er machte mich so richtig zornig. Ich sah ihn direkt scharf an.

„Du wolltest doch unbedingt mit. Das hier ist meine Sache. Nicht deine.“

„Es ist genauso meine Sache. Mann, ich hasse dich, Hatake.“

„Meinetwegen.“

Ich schloss wieder die Augen. Konzentrierte mich wieder auf meine Atmung. In diesem Moment war es mir absolut egal, was der Kerl sagte. Nein. Wir waren mitten im Kampf mit Fukashin no Yao. Er hatte diese Runde gewonnen. Bestimmt machte der Kerl nur langsam, um wieder seine Kräfte zu sammeln. Das mussten wir auch. Ich musste das. Verdammte Verletzung! Wir hatten bestimmt kaum noch mehr Zeit übrig. Ich presste meine Hände weiter gegen die blutende Flanke. Das musste doch endlich aufhören. Die anderen Stichverletzungen hatten auch schon aufgehört zu bluten, warum diese nicht? Auch wenn dieser verdammte Spieß einige Zentimeter tief in den Körper eingedrungen war; er hatte keine inneren Organe getroffen. Es war nur eine Fleischwunde. Verdammt.

„Wir müssen sie schließen. Sonst verrätst du unseren Standort noch.“

Izumo klang ernst. Klar, das Blut tropfte inzwischen an meinen Händen auf den Stamm. Fing an, ihn zu markieren. Nicht gut. Auch wenn das so war. Kamizuki hatte nichts zu melden. Er sollte einfach seine blöde Klappe halten. Ich hielt die Augen weiter geschlossen. Ruhte. Ignorierte den Mistkerl.

„Hatake. Zieh die Weste aus. Ich muss deine Wunde versorgen. Ich muss sie schließen.“

Ich ignorierte ihn weiter. Seine aggressive, flüsternde Stimme.

„Hatake. Ich meine es ernst. Wenn du noch mehr Blut verlierst bist du bloß im Weg. Ich brauche dich, um Yao zu erledigen. Genauso wie du mich brauchst.“

„Ich brauche dich nicht.“

„Doch das tust du. Alleine bist du zu schwach. Na los. Zieh deine Weste aus.“

„Sie zu vernähen dauert zu lang.“

Er hatte Recht. Ich konnte die Verletzung schlecht selbst behandeln. Und schätzungsweise hatte ich bereits fast einen halben Liter Blut verloren. Mehr konnte ich mir nicht leisten. Ich durfte nicht schwächeln. Ich öffnete wieder meine Augen. Sah meinen Kameraden ernst an.

„Was willst du also machen?“

Er blieb unbeeindruckt.

„Alte Schule. Du weißt genau, was ich meine. Also zieh endlich deine verdammte Weste aus.“

Ja. Ich wusste, was er meinte. Bei dem Gedanken, was jetzt kommen würde musste ich schwer atmen. Wie sehr ich mir wünschte es gäbe einen anderen Weg. Izumo meinte es ernst. Zog ein Kunai aus seiner Tasche. Mit eiskalter Miene ein Feuerzeug aus einer Brusttasche seiner Weste. Standardausrüstung eines Shinobi. Warum ausgerechnet er? Warum nur musste ich ausgerechnet mit ihm diese Mission haben?. Er war doch schuld. Ich schloss wieder die Augen. Musste mich konzentrieren. Nein. Er war schuld. Wenn er auf mich gehört hätte und wenn er mich vor seinem verdammten Jutsu gewarnt hätte, wäre alles anders gelaufen. Ich hätte mich nicht besiegen lassen. Wir wären nicht hier. Ich hätte nicht auf meinen Instinkt gehört. Hätte diesen Idioten nicht beschützen müssen. Wir wären nicht auf diesem Baum. Ich hätte diese Wunde nicht. Und er hätte jetzt diese Chance nicht. Wieder Öffnen meiner Augen. Kamizuki war fast soweit. Die kleine, leuchtende Flamme seines Feuerzeuges erwärmte die Klinke des Kunai. Gleichmäßig ließ er sich die Hitze verteilen. Von beiden Seiten. Sie würde richtig heiß werden. Dieses Arschloch. Alles war nur seine Schuld. Langsam löste ich meine Hände von der Wunde. Zog die Chunin- Weste aus. Zog mein Shirt knapp über die Wunde. Inspizierte sie. Sie war münzgroß. Relativ tief. An den Rändern fing das Blut bereits an zu gerinnen. Nicht schnell genug. Aus der Mitte der Wunde rann flüssiges, warmes Rot an meiner linken Körperhälfte herunter. Ich presste die Hände wieder dagegen. Keuchte. Beobachtete weiter Kamizuki. Seine emotionslose Mimik. Seine kalte, konzentrierte Körperhaltung, als er weiter die Klinke erhitzte. Sollte es nicht genügen?

„Das alles zahl' ich dir irgendwann heim, Kamizuki. Es ist alles deine Schuld.“

„Nein. Es ist deine Schuld. Und jetzt halte gefälligst still.“

Ich atmete unruhig. Spürte die aufkeimende Panik in mir, als er sich mir näherte. Warum gab es keine andere Lösung? Nicht jetzt! Nicht das! Bitte, Gott. Gab es keine Alternative?

Das Feuerzeug zurück in die Brusttasche. Das heiße Kunai fest in seiner Hand. Der Blick kalt und klar. Die Stimme unerbittlich.

„Nimm deine Hände von der Wunde.“

Verdammt. Kein Ausweg. Keine Alternative! Warum nur? Warum jetzt? Warum hier? Warum er? Warum das? Ich spürte das brennende Ziehen an meinen Herzen. Die schwere Atmung. Kaum noch Luft. Langsames Zurückziehen meiner Hände. Freilegen der Wunde. Mein Brustkorb hob und senkte sich heftig. Izumo kam näher. Sah mich weiter an. Mit kalter Miene direkt in mein Gesicht.

„Und jetzt kein Ton.“

Seine freie Hand schoss an mein Gesicht. Er drückte meinen Mund zu. Dann die andere Hand. Das Kunai.
 

SCHMERZEN! BRENNEN! Nein!! Aufhören! Ich verbrenne! Hör auf! Hör auf!
 

Ich schrie. Es ging nicht anders. Seine Hand an meinen Mund dämpfte den Schrei. Es brannte! Es zog! Aufhören! Mach, dass es endlich vorbei ist! Ich halte es nicht aus! Bitte! Hör auf! Ich musste mich bewegen! Zappeln! Izumo kämpfte um die Kontrolle. Hielt das unendlich heiße Kunai weiter fest gegen meine Wunde. Presste die brennende flache Seite dagegen. Nein! Hör auf! Es reicht! Mein Fleisch! Es brannte! Er verbrannte die Wunde! Beißender, tobender Schmerz. Es reicht! Mir war schlecht! Ich versuchte mich endlich zu befreien. Zog mit einer Hand an seinem rechten Arm. Versuchte das Kunai von meiner Haut zu lösen. Mit dem anderen Arm gegen seinen Oberkörper. Hör auf! Ich sterbe! Es reicht! Kein Ton von ihm. Diese undurchschaubare Mimik. Presste seine Hand noch fester gegen meinen Mund. Dämpfte mein Schreien noch mehr. Drückte mich hart gegen den Stamm. Das Kunai weiter unbeirrt gegen meinen Körper. Es fraß sich durch die Wunde. Kein Blut mehr.

„Sei... endlich... ruhig. Kazosomane.“

Sein strenger Ton. Ich wehrte mich fester. Zog an seinen Arm. An seiner Weste. Bewegte mich. Dieser Schmerz! Lass es endlich zu Ende sein! Aufhören! Sein zorniger Flüsterton.

„Hör auf dich zu wehren. So dauert es nur länger. Sei still.“

Er presste mich regelrecht gegen den Stamm. Harte Augen. So emotionslos. Das Gefühl des gebrannten Fleisches. Taub, kalt, brennend.
 

Endlich.
 

Endlich löste er das Kunai wieder von der Haut. Meiner Haut. Mein Fleisch. Dann die Hand von meinem Mund. Er saß mir kalt gegenüber. Mit Schwung stieß er das Kunai neben sich in den Ast. So konnte es auskühlen.
 

Ich keuchte vor Anstrengung. Übelkeit. Kaltschweiß. Diese Schmerzen. Dieses Brennen. Der Geruch von verbranntem Fleisch. Mein Fleisch. Diese beginnende Taubheit. Kein Blut mehr. Es hatte aufgehört zu bluten. Ich verlor kein Blut mehr. So dumpf. Ich war wie betäubt. Wie damals. Es war genauso wie damals. Dieses verbrannte Fleisch. Mein verbranntes Fleisch. Kotetsu. Yu. Rani. Wie beim Vier-Jahreszeiten-Ball. Die Folter. Es war Folter. Nichts als Folter.
 

Ich erinnerte mich an die Zeit. Es betäubte mich. Ich fühlte nichts. Kein Schmerz. Keine Übelkeit. Kein Schwindel. Wie tot. Ich saß nur noch an dem Ast. Mit dem Rücken gegen den harten Stamm gelehnt. Sah nur Izumo zu. Er atmete ebenfalls heftig. Ich hatte mich gewehrt. War wohl für ihn anstrengend gewesen mich unter Kontrolle zu halten. Beobachtete lethargisch, wie er aus seiner Tasche ein steriles Pflaster hervorholte. Es über meine verbrannte Haut klebte. Verhältnismäßig sachte. Egal. Ich spürte nichts mehr. Die Verbrennung war nicht groß. Umgab nur die Wunde. Aber tief. Ja. Es war genauso wie damals. Nicht schon wieder. Bitte keine Folter. Nicht das. Verbrennt mich nicht. Bitte nicht! Habt Gnade.
 

„Hatake.“
 

Ich atmete tief durch. Versuchte, wieder klar zu werden. Konzentriere dich, Kazuu. Es ist vorbei. Ertrage die Schmerzen.

„Hatake.“

Ich ignorierte seine fordernde Stimme. Schloss die Augen. Konzentriere dich auf deinen Herzschlag. Du hast schon schlimmere Schmerzen ertragen. Nutze deine Fähigkeiten. Du hast durch Kanyouinjuu soviel schon gefühlt. Erinnere dich an das Gefühl des Glückes. An die innere Ruhe. An Gelassenheit. Freude. Die innere Ausgeglichenheit. Konzentriere dich auf das Gute. An die Ruhe.

„Hatake, verdammt noch mal. Hör mir zu.“

„Nein. Lass mich.“

„Was?“

„Du hattest deinen Spaß. Lass mich in Ruhe.“

„Verfluchter Mist.“

Er knurrte mich regelrecht an. Ein grober Griff an meinem Shirt. Ich öffnete wieder die Augen. Dieser Mistkerl. Was sollte das? Ich wollte so bedrohlich wie möglich klingen.

„Lass... mich... los.“

Nein. Dieser Kerl. Wenn er mich jetzt anfasste würde er was erleben. Dann zeige ich es ihm. Zu seinem Glück ließ er mich frei. Ging nun in die Hocke. Sah mich klar an.

„Jetzt konzentriere dich. Wage es ja nicht, mich jetzt anzufallen. Wir sind noch nicht fertig. Wie lange willst du noch hier sitzen?“

„ Lass mich überlegen. Ich habe ihn nicht vergessen.“

Hatte ich trotz unserer Streitereien und diesen Schmerzen tatsächlich nicht. Wir durften nicht mehr lange warten. Wir mussten bald wieder angreifen. Je mehr Yao sich erholte, desto schwieriger wurde es für uns ihn zu besiegen. Er hatte die Runde klar gewonnen. Aber nicht den Krieg. Bis jetzt hatte leider nichts was wir bezüglich unseren Angriff geplant hatten geklappt. Was sollte ich nur machen? Langsam setzte ich mich wieder aufrecht hin. Betastete vorsichtig das Pflaster. Die Wunde brannte. So langsam wurde es erträglich. Das Blut an dem Baumstamm trocknete trotz der hohen Luftfeuchtigkeit. Die Dunkelheit schien sich ebenfalls langsam zu lösen. Der Rauch lichtete sich stetig. Also hatte das Feuer inzwischen aufgehört. Ich griff meine Weste. Zog sie behutsam an. Mein Oberkörper schmerzte mit jeder Bewegung. So ein Mist. Kamizuki schien zu warten. Rührte sich nicht. Sah mich mit einem aggressiven Blick an. Oh, wie ich ihn hasse!

„Wir müssen ihn endlich dazu bringen Jintai- kosei zu verwenden.“

„Offensichtlich braucht er es nicht, um uns fertig zu machen. Nur weil du zu schwach bist, Taicho.“

Wieder sein herablassender Tonfall. Okay. Der Kerl war seit unserer ersten Begegnung mit Yao so unfassbar zornig. Streitlustig. Nutzte jede Gelegenheit mich bis auf' s Blut zu reizen. Nein. Ich bin nicht schuld, Izumo. Es war dein Fehler gewesen. Nicht meiner! Ich flüsterte dem Idioten ernst zu.

„Du wirst mich nicht nochmal schwach nennen, Chunin. Ich leite die Mission. Ich bin der Teamführer. Ich habe das Sagen. Du machst, was ich will. Jetzt sei still und lass mich nachdenken.“

„Du wirst mich nicht......“

„Sei still! Du sagst nichts mehr.“

„Ich werde dich nicht....“

„Kamizuki!“

Izumo wollte sofort wieder mit seinem Widerspruch ansetzen. Nein! Nicht mit mir! Ich packte seine Weste. Sah ihn deutlich an. Direkt in seine Augen. Er mich. Verbissenes Schweigen. Ich musste ihm unbedingt klar machen, dass ich der Boss war. Dass er mir Folge leisten musste. Nur so konnten wir gewinnen. Wir mussten zusammenarbeiten. Das ging nur, wenn die Hierarchie endlich geklärt war. Ein stummer Machtkampf. Wir sahen uns nur an. Endlich eine Regung. Kamizuki löste seinen Blick. Setzte sich gerade hin. Hob seine Hände beschwichtigend. Also gut, Ich ließ seine Weste los.
 

Wahnsinn. Mein Machtkampf mit Izumo wird immer bleiben. Egal zu welchem Zeitpunkt. Ist im Grunde genommen auch heute noch so. Und natürlich war das damals nicht gerade ein gutes Timing für so einen Kampf. Das war mir auch bewusst. Andererseits hätte es Tsunade auch besser wissen müssen, als sie uns in einem Team gesteckt hatte. Nein. Es wird nie anders laufen. Das ist klar.
 

Kamizuki schwieg eine Weile. Setzte sich nur wortlos neben mich und beobachtete die Umgebung. Also hatte er sich wieder für' s Ignorieren entschieden. Gut. So konnte ich nachdenken. Ich lehnte mich wieder mit dem Rücken gegen den Stamm. Sah in den Himmel. Die meiste Sicht wurde von dem Laub der Baumkrone und dem hauchzarten Nebel, der uns inzwischen umgab verdeckt. Alles grau. Sonst nur Vögel. Mehrere Vögel, die das Gebiet umkreisten. Waren wir in deren Revier? Sie wirkten so unruhig. Ihr Revier. Na, eigentlich Yao' s Revier. Warum zeigte er sich nicht? Hatten wir ihm doch zugesetzt? Er hatte aufgehört uns zu rufen. Aktivierung meines Kanyouinjuu. Ich musste es wissen. Kamizuki neben mir war wirklich wütend. Und frustriert. Dieser Arsch. Die Mitglieder von Yao' s Bande konnte ich kaum wahrnehmen. Sie waren zu weit weg. Wahrscheinlich noch bewusstlos. Wir hatten sie nicht getötet. Das Feuer hatte sie nicht erwischt. Hätte die Gefahr dazu bestanden, hätte ich es gar nicht erst gelegt. Das waren Kleinkriminelle. Ohne Yao stellten sie keine Gefahr für Ame no kuni dar. Warum sie also umbringen? Wo war Yao? Da. Ich spürte seine Aura. Wie weit entfernt? Nicht allzu weit. Nur ein paar hundert Meter von unserem Baum entfernt. Er rührte sich nicht. Also suchte er uns überhaupt nicht mehr. Ja. Ich fühlte seine Erschöpfung. Er hatte tatsächlich Schmerzen. Nicht so stark. Aber trotzdem. Gebrochener Stolz. Unbändige Wut. Die Habgier. Müdigkeit. Schmerzen. Er pausierte. Er regenerierte. Also hatten wir eine Chance ihn zu besiegen. Wenn wir ihn bald angreifen musste er sein Kekkei Genkai verwenden. Und dann könnten wir unseren Plan umsetzen. Ich hatte die Schriftrolle in einer meiner Westentaschen verstaut. Sie war intakt. Wir konnten sie verwenden. Unsere Geheimwaffe. Deaktivieren meines Jutsu. Ich atmete ruhig durch. Fünf oder zehn Minuten Pause noch. Das war noch nötig, um uns zu sammeln. Ich nahm meinen Körper wahr. Den Schmerz an meiner Flanke. An der Verbrennung war es mehr wie ein Taubheitsgefühl. Und schneller hatten wir die Wunde tatsächlich nicht verschließen können. Ohne Medi-Nin. Die kleine Sakura hätte das Problem wesentlich eleganter lösen können. Da war ich mir sicher. Egal, Kazuu. Schweif nicht vom eigentlichem Thema ab. Unser Plan.

„Ich weiß, wo Yao sich aufhält. Wir machen noch fünf Minuten Pause. Dann greifen wir ihn an.“

Izumo verzog sein Gesicht zu einer spöttischen Grimasse, als er mich ansah. Er gab keinen Laut von sich. Ich wusste genau, was er dachte.

„Hör zu, Kamizuki. Er ist angeschlagen. Ich weiß es.“

Missmutiger Blick von ihm. Er schien zu ahnen, wie ich es herausgefunden hatte. Izumo missbilligte mein Gekkai Kenkai. Ich sprach in einem Tonfall, der verdeutlichte, dass er mir zu gehorchen hatte.

„Es ist mir egal, was du von Kanyouinjuu hältst. Wir werden ihn angreifen. Und wir halten uns an den ursprünglichen Plan. Wir werden ihn zwingen Jintai- kosei anzuwenden. Du wirst ihn festsetzen. Ich gebe ihm den Rest.“

„Tz.“

Wieder der arrogante, spöttische Tonfall von ihm. Dieser Idiot! Jetzt rede ich! Ich sah Izumo klar an.

„Wir werden ihn angreifen, Kamizuki. Er wird Jintai- kosei verwenden. Du sorgst dafür, dass er sich nicht von der Stelle rührt. Ich erledige ihn. Ist das klar?“

Dann noch ein Satz von mir, von dem ich heute noch weiß, dass er mich deswegen noch mehr verabscheute.
 

„Du darfst mir mit 'Ja' antworten.“
 

Mann, wie er mich da ansah. Für diese Demütigung würde er sich noch an mir rächen.
 

„Ja.“
 

Wieder ein leiser Sprung auf den nächsten Ast. Wir versuchten das Rascheln der Blätter so gut es ging zu reduzieren. Der Wald war nicht geräuschlos. Konnten wir auch nicht sein. Also ging es nur noch darum, zu versuchen den Moment unserer Entdeckung so lang wie möglich hinauszuzögern. Ein direkter Angriff. So schnell wie möglich. Kamizuki sprang neben mir. Konzentrierte sich auf unseren Feind. Ich sah ihn. Keine zweihundert Meter vor uns. Betrachtete sein Profil. Yao saß unter einem Baum. Hatte sich gegen den Stamm gelehnt. Ein Knie an seinem Körper angewinkelt. Das andere Bein auf dem Boden. Der Blick ebenfalls auf den Boden. Er wirkte doch angeschlagen. Ein paar Schrammen und Kratzer. Noch schien er uns nicht zu bemerken. Wieder ein Sprung. Izumo dieses Mal hinter mir. Es war soweit. Ich griff in meinen Köcher, den ich wieder an meinen Rücken befestigt hatte. Nahm ein Pfeil. Anspannen des Bogens. Fixierung meines Ziels. Ich richtete den Pfeil genau auf den Körper dieses Mannes. Noch einmal durchatmen. Gleich würde er wissen, dass wir da sind.
 

Ich schoss.
 

Noch ein letzter Sprung. Ich stoppte. War jetzt auf einem Baum direkt vor Yao. Ja. Sein Blick.

„Da seid ihr!“

Kamizuki wieder neben mir. Sah ebenfalls zu Yao. Es hatte ihn nicht richtig erwischt. In dem Moment als ich geschossen hatte, war es ihm wohl aufgefallen. War schnell von seinem Platz weggerollt und aufgesprungen. Mein Pfeil hatte ihn erwischt. Am rechten Oberschenkel. Er hatte nicht einmal geschrien. Nur kurz aufgestöhnt. Die Spitze war nicht tief genug gewesen. Ich sah, wie Yao regelrecht emotionslos den Pfeil aus seinem Körper zog. Seine Augen schrien die Mordlust geradezu heraus. Er stand senkrecht. Den Pfeil fest in seiner Hand. Ignorierte seine Wunde. Yao stand vielleicht zwanzig Meter vor uns auf den Waldboden. Sein eiskalter Blick direkt auf mich geblickt.

„Kazosomane Hatake! Es wird mir eine Freude sein dich zu töten! Dein Körper und das Kanyouinjuu wird mich reich machen!“

„Du willst mich?!!“

Ich blickte weiter gefasst unseren Gegner an. Ignorierte Kamizuki' s verwirrtes 'Was soll das schon wieder'. Setzte eine herausfordernde Mimik auf.

„Dann fang mich doch!“

Mit einem provozierendem Grinsen sprang ich wieder weg. So schnell es ging. Durch die Bäume. Kamizuki direkt neben mir. Und Yao beinahe unmittelbar hinter uns. Er jagte uns. Schnelle Sprünge. Izumo' s knurrendes Flüstern.

„Hör auf ständig den Plan zu ändern.“

„Klappe. Los zurück in das Lager. Dort können wir besser kämpfen.“

Weitere Verfolgung. Ich sah nicht zurück. Wusste, er war hinter uns. Der Wald. Die Bäume. Sie störten unseren Kampf. Sie waren im Weg. Wir mussten zu der Lichtung. Zurück zum Camp. Dort war genügend Platz. Eigentlich wollten wir ihn direkt an seinem Platz angreifen. Dann war mir aufgefallen, das es ein schlechter Ort für einen Kampf war. Deswegen die Provokation. Die Verfolgung. Ich entschied den Kampfort. Und die Männer – egal ob der Feind oder mein Kamerad – mussten folgen.
 

Da! Die Lichtung. Ich sah, was von dem Platz noch übrig war. Das Feuer war inzwischen erloschen. Dunkler Rauch verdeckte weiterhin die Sonne. Na, ja. Auch die Wolken. Wahrscheinlich würde es bald wieder anfangen zu regnen. Nur noch wenige Zelte standen weitgehend stabil an ihrem Standort. Alles andere. Verbrannt. Zerstört. Es sah wüst aus. Yao konnte sein Versteck vergessen. Und seine Beute. Alles was er von seinen armen Opfern gestohlen hatte – alles, was er ergaunert hatte – war vernichtet. Ja. Das hier war ein guter Platz. Seine Leute waren noch weit genug weg. In Sicherheit. Selbst, wenn sie bald aufwachen würden, niemals würden sie sich einmischen. Das wäre ihr Tod. Und das wussten sie. Jetzt war ich am Ziel. Die freie Wiese neben dem Versteck. Unweit von unserem letzten Kampfplatz. Ich sah diese verdammten spitzen Pfähle einige Meter neben mir aus dem Boden ragen. Mistdinger. Ich spürte meine Verletzungen noch genau. Vor allem die neueste Verbrennung. So blutete es zumindest nicht. Blöder Kamizuki. Das ist nur deine Schuld! Ich blieb an meinem Ziel stehen. Wendete. Ignorierte Izumo, der neben mir sprang, mich nur kurz giftig ansah und sich ebenfalls in Richtung Wald drehte. Ein kühler Wind ließ mich leicht frösteln. Da. Tropf. Tropf. Es fing also wieder an. Einzelne Regentropfen. Der restliche Rauch brannte in meinen Augen. Geruch von Holzkohle stieg in meine Nase. Egal. Die freie Fläche war gut. Übersichtlich. Ich beruhigte meine Atmung. Festigte meine kalte Mimik. Nahm wieder ein Pfeil aus dem Kocher und spannte den Bogen an. Izumo griff sich seine Kunai. Drei rechts, zwei links. Konzentrierter Blick in Richtung Wald. Jetzt. Ein Sprung von ihm. Seine Landung wirbelte den beginnenden Matsch auf. Er stand gerade. Atmete unruhig. Ignorierte kleinere Verletzungen, die wir ihm in den vorherigen Kampf zugefügt hatten. Er stand mehrere Meter von uns entfernt. Sah offensichtlich an uns vorbei. Betrachtete mein Werk. Dann wieder mich. Der Blick. Kalt. Drohend. Gefährlich. Ein Raubtier, das ich zu sehr geärgert hatte. Langsam atmete er ruhiger. Die Stimme ruhig. Klar. Drohend.

„Ich habe euch schon zweimal besiegt. Ein drittes Mal werdet ihr nicht überleben.“

Schritte auf uns zu. Erst langsam. Geradezu lässig. Dann schneller. Hektischer. Izumo festigte seine Kampfstellung. Eiserner Blick. Yao. Immer schneller. Zehn Meter Abstand. Ich atmete ruhig. Anspannen des Bogens. Konzentration. Neun Meter. Schnellere Schritte. Ich atmete ein. Nochmal aus. Beobachtete. Rührte mich nicht. Bewegte mich nicht. Hielt weiter den Bogen gespannt. Sieben Meter. Er fing an zu rennen. Schnelleres Atmen. Weitere Konzentration. Noch sechs Meter. Reiner Zorn in den Augen meines Gegners. Fünf Meter. Konzentration. Halte die Atmung. Izumo wartete. Ich wartete. Vier Meter. Einatmen. Konzentration. Drei Meter. Ein großes Jagdmesser in seiner rechten Hand. Luft anhalten. Zweieinhalb Meter. Konzentration. Ausatmen.
 

Dann schießen.
 

Ich ließ die Sehne los. Der Pfeil schoss. Direkt auf Yao zu. Schnell. Unbeugsam. Genau.
 

Eine Drehung. Wütender Aufschrei. Der Pfeil verpasste knapp sein mächtiges Ziel. Streifte nur das Hemd. Gleichzeitig seine Faust. Das Messer in der Hand. Nahe an meinem Gesicht. In der Drehung war er fast an mich herangekommen. Schneller Griff in meiner Tasche. Mein Kunai. Ein metallenes Geräusch. Die Klinke meiner Waffe traf sein Messer. Schützte mich. Ein Sprung von mir nach hinten. Aus dem Gefahrenbereich. Kunai flogen neben mir auf den Gegner zu. Vier Stück. Yao' s verächtlicher Blick. Er wandte sich von mir ab. Schwang sein Messer. Wehrte die gegnerischen Waffen ab. Ein Schritt weiter an uns heran. Sein Messer blitzartig in die linke Hand. Wehrte Izumo ab. Kamizuki rechts neben mir, hielt sein Kunai gegen Yao gepresst. Wieder dieses metallene Geräusch. Ich griff wieder nach hinten. Zog einen Pfeil. Wollte wieder einspannen. Zu langsam. Ein fester Griff an mein Handgelenk. Mit seiner freien Hand hatte Yao mich gegriffen, bevor ich meine Waffe einspannen konnte. Verdammt. Mein Arm. Er drückte fest zu. Ich musste meine Hand öffnen, den Pfeil zu Boden fallen lassen. Eine natürliche Reaktion. Ich sah Yao direkt an. Wie konnte das sein. Sein zorniger, gefasster Blick. Er hatte mich fest im Griff. Kamizuki. War in der selben Situation. Yao hatte auch dessen Handgelenk gegriffen, so dass er das Kunai hatte fallen lassen müssen. Dafür war unser Gegner genauso entwaffnet. Alle Messer auf den Boden.

„Nicht mit mir, Bastarde!“

Keine Chance. Yao holte aus. Ein ungeheurer Schwung von ihm. Mit reiner Gewalt stieß ich gegen Izumo. Mist. Ein Druck. Es tat weh. Wir stürzten. Vor Yao. Auf den Boden. Mein Arm. Meine Schulter. Es brannte. Tat weh. Yao. Er hatte uns losgelassen. Ich war am Boden. Izumo neben mir. Keuchen. Beginnende Nässe an meinen Gesicht. Dieser Schmerz. Ein Blick nach oben. Yao! Er hatte sich sein Messer gegriffen. Schoss es schnell auf uns zu. Unklar, wen er erwischen wollte. Nein! Nicht mit mir. Ich rollte ab. Nach links. Izumo zeitgleich nach rechts. Das Messer ging ins Leere. Landete auf dem matschigen Boden. Aufspringen. Durchatmen.
 

Izumo griff nun an. Ein heftiger Tritt gegen Yao. Zurückspringen. Fingerzeichen.
 

„Doton: Tsuchi Nami no Jutsu!“
 

Erdbeben. Wellenförmig. Es wackelte. Schwang. Ungestüm. Ich musste wegspringen. Izumo ebenfalls. Blick direkt auf Yao gerichtet. Dieser krachende Lärm. Das Beben. Die Unebenheit. Es störte ihn nicht. Sein zorniger Blick dieses Mal auf Izumo gerichtet. Kamizuki neben mir noch im Sprung. Wieder Fingerzeichen. Viele Fingerzeichen.
 

„Siuton: Suiryuudan no Jutsu!“
 

Der Regen sammelte sich sofort. Wasserdrachen! Ein Wasserdrache schoss ungestüm auf Yao zu, der noch mit seinem Gleichgewicht beschäftigt war. Schnell und unbarmherzig. Ich konnte nicht mehr viel erkennen. Zu viel Wasser!
 

„Doton: Dosekiryuu!“
 

Zuerst Yao' s donnernde Stimme. Blitzartiger, krachender Lärm. Brüllen. Da! Es schoss auf uns zu. Mit Getöse. Groß und mächtig. Ein Monster auf Izumo. Heftig. Gefährlich. Eines auf mich. Dunkelheit. Sperrige Sicht. So nah bei mir. Gefährlicher Blick dieses künstlichen Ungetümes. Zwei Meter Durchmesser. Steinern. Brutal. Nein! Ich musste reagieren. Sonst erschlägt es mich.

Ushi. U. Saru.
 

„Shiden!“
 

Grellender, blauer Blitz. Beißender, schriller Lärm. Ich nutze mein Blitzschwert. Wendete. Ließ den Erddrachen an mir vorbei. Nutze die Wucht. Ein Schlag. Der schrillender Ton verschärfte sich zunehmend. Die heiße Klinke glitt ungehindert durch das Gestein. Der Kopf löste sich in kurzer Zeit von Rumpf. Erde bröckelte vom künstlichen Körper. Immer mehr. Immer schneller. Der Körper verfiel in seine ursprüngliche Form. Matsch. Erde. Gestein. Das Jutsu war gelöst.
 

Izumo's hastige Stimme ein paar Meter neben mir.
 

„Doton: Doroku Gaeshi!“
 

Er ließ gleich drei Erdmauern vor sich aufsteigen. Drei Meter hoch, zwei breit. Der Erddrachen stieß mit tosendem Gebrüll dagegen. Die erste Mauer zersplitterte sofort. Die zweite bremste den Angriff. Zerbrach. Dann noch die letzte Mauer, nur etwa einem Meter vor Izumo, der auf den Boden kniete. Die Hände ebenfalls auf den Boden. Der Blick konzentriert gegen die Mauer. Sie hielt stand. Ein Grollen. Der Drache explodierte regelrecht. Mist! Ich duckte mich. Die Arme schützend vor meinem Gesicht. Es regnete Steine. Erde. Schlamm. Schmutz. Gott sei Dank nichts Gefährliches. Ich fühlte kühlen Schlamm an meinem Körper. Nässe. Es hörte auf. Abgewehrt.
 

Ich atmete schnell und heftig. Stand wieder auf. Keuchen. Mir war leicht schwindelig. Ich schwitzte. Fühlte mich geschwächt. Dieses Arschloch. Ich hatte Shiden anwenden müssen. Mein Chakra! Nein. Ich darf nicht nochmal so schnell so viel Chakra verlieren! Schneller Herzschlag. Weiterer Schwindel. Verdammt. Beruhige dich, Kazuu! Das Beben hatte aufgehört. Das viele Wasser hatte sich vollkommen auf den Boden verteilt. Der Regen verstärkt. Überall Schlamm. Steine. Schmutz. Unebenheiten. Lichtender Rauch. Wolkenbehafteter Himmel. Izumo neben mir stand ebenfalls fest. Die letzte Mauer nun auch vernichtet. Schwere Atmung. Blick auf unser Gegenüber. Yao stand meterweit entfernt von uns. Ebenfalls unruhige Atmung. Schweißperlen in seinem Gesicht. Kalte Miene. Keine Verletzung. Nin-Jutsu hatte nichts gebracht. Nein! Wir mussten weitermachen. Der Plan! Jetzt war die Zeit gekommen. Krächzen über uns. Weit über uns. Ich sah nach oben. Krähen. Dutzende Vögel. Sie waren wieder da. Immer wieder hatte ich sie gesehen. Sie kaum wahrgenommen. Jetzt waren sie aktiv. Ihre Ausrufe klangen nach Protest. Waren wir in ihrem Revier? Nun ihr Vögel. Ihr kriegt bald wieder euren Platz. Lasst mich das hier nur beenden.
 

„Kamizuki.“
 

Ich sprach leise und bestimmend. Trotzdem laut genug, dass der Kerl mich hörte. Mich von der Seite ansah.
 

Wir hatten es geplant. Er war an der Reihe. Und ich würde es versuchen. Zum ersten Mal. Doch er musste seinen Teil erfüllen. Ein forderndes Nicken von mir. Er verstand. Missmutig ja. Aber nicht widerstrebend. Izumo folgte meinem Befehl. Griff an. Attackierte Yao. Mit Kunai. Mit Shuriken. Mit seinem Körper. Steckte ein. Und wich aus. Immer wieder. Kräftiges Tai-Jutsu. Er verschaffte mir Zeit. Lenkte Yao ab. Meine Arbeit. Wir mussten ihn abdrängen. Jetzt gilt es.
 

Konzentriere dich, Kazuu. Fühle dein Chakra. Fühle die Energie. Erinnere dich. Erinnere dich an das Eichhörnchen. Die Paranoia. Erinnere dich an die Pferde. Ihren Drang die Wasserstelle zu finden. Die instinktive Zufriedenheit, als sie ihren Durst löschen konnten. Erinnere dich, Kazuu. Erinnere dich an Pakkun. Erinnere dich an seinen Hunger. Erinnere dich, wie du ihn gestillt hast. Mit deiner Manipulation. Setzte es ein. Konzentriere dich, Kazuu. Atme fest. Ändere dein Chakra. Jetzt gilt es. Du hast einen Versuch.
 

Doubutsu Kanyou no Jutsu!
 

Ich fühlte sie. Diese Erweiterung. Diese neue Ebene. Ich fühlte sie. Diese Auren. Diese Schatten. So anders als die der Menschen. Über mir. Weit über mir. Dutzende Auren. Eine Art Empörung. Instinktive Angst. Das Gefühl bedroht zu werden. So etwas, was dem Gefühl der Wut ähnelte. Wie anders es doch war. Izumo kämpfte einige Meter vor mir gegen Yao. Tai-Jutsu. Waffen. Der Kerl schlug sich gut. Musste einstecken. Teilte aus. Er hatte es geschafft. Kamizuki hatte die volle Aufmerksamkeit unseres Feindes auf sich gezogen. Ich konnte frei agieren. Kopfschmerzen. Leichter Schwindel. Verdammt. Wie viel Chakra dieses Jutsu mich kostete. Unglaublich. Weiter diese unzähligen Auren. Diese neue animalische Emotionen. Dieser Instinkt. Ein Blick nach oben. Sie kreisten. Flogen über uns. Ein dunkler, schwarzer Schwarm. Dieses drängende Krächzen, das unaufhörlich in mein Ohr drang. Wie viele Krähen waren es? Keine Ahnung. Aber ja. Sie fühlten sich bedroht. Wir waren im Weg. Wir störten ihr Zuhause. In einem sicheren Abstand umkreisten sie uns. Krähten laut. Wirr. Ich fühlte sie. Ich fühlte ihre Angst. Ihren Missgunst. So anders. So neu. Auch, wenn ich es Angst, Missgunst oder Wut nenne. Im Grunde genommen passte die Beschreibung nicht für das, was ich widerspiegelte. Sie umschrieben nur ungefähr das, was ich spürte. Für die Auren, die Wahrnehmung der Tiere gab es bei uns Menschen kein Wort. Die natürlichen Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Drang nach Schlaf waren ziemlich mit uns identisch. Aber die Emotionen. Sie waren anders. Undefinierbar. Aber es waren Emotionen. Und ich hatte es bei Pakkun geschafft. Ich hatte es geschafft, ihm den Hunger, den er empfunden hatte zu nehmen. Also musste es möglich sein. Da war dieses dominante Gefühl. Es ähnelte unserem Ohnmachtsgefühl, wenn wir bedroht werden. Unsere Verzweiflung. Und unsere instinktive Verbissenheit, unbedingt etwas dagegen machen zu müssen. Diese Bedrohung abwehren zu müssen. Dieses Gefühl nahm ich an. Stechen an den Ohren. Dieses unglaubliche Ziehen an meiner Schläfe. Ich konnte nur noch unruhig atmen. Es schnürte mir schon fast die Luft zu. So viel Kraft. Unglaublich viel Kraft. Chakra. Nein! Kazuu, gib nicht auf. Ich konzentrierte mich weiter. Dieses wahnsinnige Gefühl der Bedrohung. Es füllte mich.
 

Gefahr. Mein Leben. Weg. Es muss weg. Wir müssen sie vernichten. Vorsicht, Gefahr. Es ist unser Zuhause. Es nimmt uns unser Zuhause. Vorsicht, Gefahr. Es wird uns töten. Gefahr. Unser Gebiet. Es ist in unserem Gebiet. Gefahr! Gefahr!

Ein Blick. Ich ignorierte die Kopfschmerzen. Die steigende Erschöpfung. Seht hin. Ihr Krähen. Seht hin. Er ist die Gefahr. Mein Blick auf Yao fixiert. Er schlug Kamizuki kräftig in die Seite. Noch ein Tritt. Yao. Einige Meter vor mir. Sein selbstsicheres Grinsen, als der Izumo nochmals stieß. Dessen Kunai mit einer Handbewegung abwehrte. Kamizuki. Halt noch durch. Seht, Krähen. Gefahr. Dieser Typ ist die Gefahr. Dieser große, große Typ. Seht ihn an. Er ist die Bedrohung. Ihr seid viele. So viele. Seht die Bedrohung. Wie er da steht. Seht sein Gesicht. Er ist die Gefahr. Ihr seid viele. Er ist die Gefahr. Ignoriert uns. Seht ihn an. Nehmt ihn wahr. Er ist eine Bedrohung. Er greift euch an. Er greift euch alle an. Doch ihr seid viele. So viele. Seht die Bedrohung. Seht diesen großen Menschen an. Seht ihn an. Er ist die Bedrohung. Ihr seid viele. Dieser Mensch bedroht euch. Er ist die Gefahr. Nur er. Seht ihn an. Dieser große Mensch ist die Bedrohung. Fühlt er die Gefahr? Er strahlt sie aus. Nur er ist die Gefahr. Ihr wisst was zu tun ist. Hört auf euren Instinkt. Er raubt euch euer Zuhause, Krähen. Er ist die Gefahr. Er ist die Bedrohung. Seht ihn euch genau an, ihr Krähen. Ihr vielen, vielen Krähen. Seht ihn euch an. Und jetzt....
 

Greift an!
 

Tosendes, zorniges Krächzen. Schwarzer, wirbelnder Schatten. Ein Sturm. Ein zorniger Sturm über uns. Unmenschliches Krächzen. Lautes Krächzen. So viele. Unglaublich viele schwarze Schatten. Schnell. Rasend schnelle Schatten im Sinkflug an mir vorbei. Ein Ziel. Ein kurzer Blick von Yao, nachdem er Izumo wieder umgestoßen hatte. Ein überraschter Schrei. Mit Entfernung von mir. Der erste Vogel. Der erste schwarze Schatten. Ich sah wie der erste dunkle Schnabel fest gegen die Kleidung dieses Kerl pickte. Der nächste Vogel. Ein Kratzer mit der scharfen Kralle gegen das Gesicht des Mannes. Der nächste Angriff gegen seinen Arm. Vogel um Vogel begann der Angriff gegen Yao.

„WAS SOLL DAS, IHR VIECHER!“

Greift ihn weiter an. Er ist die Gefahr! Ich konzentrierte mich weiter. Fixierte weiter. Yao. Ich sah nicht mehr allzu viel von seinem mächtigen Körper. Er war vollkommen umschattet von den kleinen schwarzen, gefährlich tosenden Gestalten, die drohend laut krächzten und ihn aggressiv angriffen. Ihn zerkratzten. Mit ihren spitzen Schnäbeln zupickten. Ja. Weiter. Macht weiter. Er ist der Feind. Er ist die Bedrohung. Wehrt euch. Greift ihn an. Sein Körper wirkte unkontrolliert, als er mit zappelten und wirren Bewegungen versuchte die Schar von Krähen von sich abzuwehren.

„Deine Augen.....“

Ich hörte Kamizuki neben mir. Hatte sich vom Kampf zurückgezogen. Wies einige Blessuren auf. Atmete schwer. Die Stimme irritiert. Und doch wütend.

„Wie bei dem Hund... Was ist das wieder für ein Mist? Seit wann kannst du das, Hatake?“

Nein. Nicht jetzt. Das geht jetzt nicht. Weiter Kopfschmerzen. Wieder leichte Übelkeit. Angehende verzerrte Wahrnehmung. Müdigkeit. Mein Chakra. Ich würde nur noch ein paar Minuten durchhalten. Na los, Yao. Mach schon. Setz Jintai- kosei ein. Wenn du das nicht machst werden sie dich zerhacken. Du wirst sterben. Setz es ein, Fukashin no Yao. Weitere Konzentration. Ignorieren der angehenden Schwäche. Beobachten des aufgeregten Feindes, der in purer Verzweiflung nach den unzähligen attackierenden Vögel schlug und griff. Sie immer wieder verfehlte. Gekratzt und gebissen wurde. Schon viele Verletzungen aufwies. Mach endlich! Feste Stimme von mir. Gerichtet an meinen Partner, der stumm neben mir stand.

„Du bist dran. Mach dich bereit.“

„Du erteil' mir keine Befehle. Ich sehe es selbst.“
 

Kamizuki machte ein paar Schritte zu Yao. Stand vor mir. Reine Konzentration war in seiner Körperhaltung geschrieben. Angespannt bereit.
 

„JETZT REICHT ES! ICH ZERQUETSCHE EUCH BIESTER!!“
 

Yao' s wahnsinniger Ausruf. Ein weiteres Brüllen. Dann Fingerzeichen.
 

Inu.
 

„Izumo!“

Das war der Startschuss. Ich löste sofort mein Kanyouinjuu. Hatte Kamizuki mit einem klaren Ton zugerufen. Seine Fingerzeichen.
 

Mi.
 

Es war soweit. Jetzt mussten wir den restlichen Plan durchführen. Ein Griff an einer meiner oberen Westentasche. Die Schriftrolle glitt ungehindert in meiner Hand. Die Vögel verteilten sich. Einige griffen weiter an. Andere Flogen mit einem lauten Ton gen Himmel.
 

Ne.
 

Ich hörte Kamizuki' s Stimme vor mir.

„Suiton miszuame nabara!“

Wieder diese blaue Flüssigkeit. Schoss in Strömen auf Yao zu.
 

Berühren des Brustkorbs. Ja. Er achtete weiter nicht auf uns. Die Vögel griffen ihn weiter an. Nicht mehr so viele. Aber genug um ihn abzulenken. Um nicht auf die auf ihm zurasende Falle zu achten. Ich kniete auf den Boden. Öffnete die Rolle darauf. Noch kurze Fingerzeichen. Jetzt schnell. Der Körper ändert sich schon. Die Haare, die Haut. Alles wurde grau.
 

Meine Hand schoss auf das Papier. Der versiegelte Gegenstand wurde geräuschvoll freigesetzt. Ein Metallflasche. In der Form aufgebaut wie ein Handfeuerlöscher. Mein Mitbringsel aus dem Krankenhaus. Stickstoff. Flüssiger Stickstoff. Ich griff die Flasche. Stand auf. Klarer Blick nach vorne. Izumo war weggesprungen. Ließ mir freie Bahn. Direkt vor mir. Keine fünfundzwanzig Meter. Fukashin no Yao. Metallener grauer Körper. Mit verwirrtem Blick nach unten. Die Vögel erkannten wohl instinktiv die Situation. Manche hatten versucht ihn noch zu picken und zu kratzen. Kein Erfolg gegen diese undurchdringbare Haut. Sie flogen langsam davon. Und er bemerkte es. Ja. Jetzt sah er auf den Boden. Versuchte seine Füße zu lösen. Nein. Dieses Mal nicht. Er war umgeben von der Falle. Dieser Sirup hatte ihn an den Boden festgeklebt. Dieses Mal kam er nicht davon. Jetzt war die Chance. Jetzt war der Moment. Nochmal durchatmen. Mit dem Lösen meines Kekkai Genkai hatten auch meine Schmerzen und der Schwindel nachgelassen. Jetzt lief ich. Rannte auf ihn zu. Konzentrierte bewusst Chakra an meine Sohlen. Wie früher, als mir Kakashi die Chakrakontrolle beigebracht hatte. Dieses Mal laufe ich nicht in die Falle. Ich lief weiter. Jetzt wandte Yao seinen Oberkörper zu mir. Sein Blick überrascht. Gut. Ich war nah bei ihm. Löste gekonnt die Sicherung im Griff der Flasche. Rannte weiter zu meinem Feind.
 

Und sprühte.
 

Erst auf dem rechten Arm. Beißender, weißer Rauch umgab ihm.

„Ahh!!!“

Schmerzensschreie von ihm. Das Metall an seinem Arm veränderte sich. Wurde dunkler. Noch der linke Arm.

Zornige Schreie. Keine weitere Reaktion von ihm. Keine Abwehr. Er kam nicht weg. Ich war zu nah an ihm dran. Weißer Dampf. Dunkles Grau. Fertig. Ich sprang wieder einen Schritt zurück. Ließ die fast leere Flasche auf den Boden fallen. Fingerzeichen.
 

Ushi.
 

Sein schmerzerfülltes, rasendes Gesicht.
 

U.
 

Seine starre Körperhaltung. Er wusste, er hatte verloren.
 

Saru.
 

Wieder das schrille Geräusch der blauen Blitze. Die warme geladene Schwertform in meiner Hand. Haarsträubende Wärme. Kalte Stimme von mir. Shiden in meiner linken Hand, ruhiger Blick zu Fukashin no Yao, der schwer keuchend mich direkt ansah.
 

„Ich bin Kazosomane Hatake. Leg dich nicht mit mir an.“
 

Sprung nach vorne. Das blaue Blitzschwert vollkommen in meiner Kontrolle. Ich schoss es nach vorne. Auf Yao zu. Gekonnter Schnitt. Rechter Arm. Ein klirrendes, zersplitterndes Geräusch. Wieder ein gellender Aufschrei von ihm. Ich wirbelte um meine eigene Achse. Stieß wieder zu. Der linke Arm. Wieder Schmerzensschrei. Lärm von zersplitterndem Metall. Beide Arme waren in unzählige kleine Teile zersprungen, als sie auf dem sirupartigen Boden fielen. Kein Blut. Nur Metall. Und ein markerschütternder Schrei von ihm.
 

Fukashin no Yao schrie. Und schrie. Zorn. Schmerz. Verzweiflung. Er hatte verloren. Wir hatten gewonnen. Ich hatte gewonnen.
 

Das Schwert löste sich. Das zischende penetrante Geräusch blauer Blitze erlosch langsam. Die Wärme in meiner Hand ging verloren. Fukashin no Yao schrie nicht mehr. Nur noch ein Blick nach unten. Auf den Boden. Auf die Falle. Auf das, was von seinen Armen noch übrig geblieben war.
 

Ich sprang wieder zurück. Weg von dem geschlagenen Feind. Weg von der Flüssigkeit. Zurück auf klaren Erdboden.
 

Schwere Atmung. Erschöpfung. Und doch Erleichterung. Zufriedenheit. Ich habe gewonnen. Niemand legt sich mit mir an. Nein. Yao hatte sich mit mir angelegt. Er hatte mich bedroht. Mich bestohlen. Das war seine Strafe.
 

Fukashin no Yao ist gefallen. Ich habe ihn zerstört.
 

Dann eine neue und doch allzu bekannte Stimme, die im Hintergrund aus dem Nichts ertönte.
 

„Was habt ihr angestellt?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  Findemaxa
2010-11-13T16:49:17+00:00 13.11.2010 17:49
haha, na ob das zwischen izumo und kazuu wirklich gut gehen wird? xD
ich hoff's aber für die beiden, kotetso hat's völlig recht - und irgendwann muss es doch mal langweilig und nervig werden, sich immer mit denselben zu streiten x)
na, ich wünsch den beiden viel spaß auf der mission, hihi. und vor allem auch pakkun, das arme hündchen xD
Von:  Findemaxa
2010-11-02T22:23:20+00:00 02.11.2010 23:23
autsch. na immerhin is' es jetz endlich raus und -hey, kazuu und kakashi haben normal und ruhig miteinander gesprochen. wow, wie cool xD
ich hoffe nur das iruka sich wieder einkriegt, aber spätestens nach en paar monaten wird er des schon wieder, oder? hm...mir is nur grad der einfall gekommen...kommt eig. noch ein dritter teil? oder kriegt kazuu nicht rechtzeitig ein neues herz und stirbt wirklich? o.o bin iwie immer davon ausgegangen, dass sie überlebt xD und wenn nich...würd's iruka spätestens dann richtig bereun, oder? xD
na ja. freu mich schon auf's nächste kapitel (:
lg
Von:  Findemaxa
2010-10-30T15:47:19+00:00 30.10.2010 17:47
willkommen zurück :D ne scherz, schön das es weitergeht :'D
hihi, hab mir schon gedacht, dass iwas in letzter zeit hier...gefehlt hat, jetzt weiß ich's ;D
uh je, was für einen edlen entschluss kazuu da doch getroffen hat. armer iruka. arme kazuu überhaupt ._. und blöde tsunade, so ne reaktion hat kazuu jetzt doch echt nicht verdient xD
hmh...weißt du was? ich bin neugierig wie das mal alles ausgehen soll >.> xD
lg
Von:  Ray_Estheim
2010-10-29T20:29:57+00:00 29.10.2010 22:29
Das ist ja ein geiler Anfang von der Fortsetzung.
Hoffe das ich bald Zeit habe mal alles zu lesen und bei meiner weiter komm
Von:  shinigamiix3
2010-08-10T20:08:19+00:00 10.08.2010 22:08
ich meld' mich auch wieder mal.xD
mann..ich bekomm ja schon einen halben kreislaufkollamps wenn ich das nur lese und mir die hitze vorstelle...du hast die situation echt toLl beschrieben..mir tut das team i-wie leid..bei der scheiß hitze und dann auch noch unter zeitdruck..
ich bin echt gespannt wann kazuu iruka das mit dem herz erzählt und wie er reagiert..
aber eins check ich irgendwie nich: wer hat da im letzten absatz ,kazosomane´ gerufen?

fяєєdoм_x)

Von:  Findemaxa
2010-08-08T02:01:29+00:00 08.08.2010 04:01
....oh man, iwie hab ich das kapi voll verpennt >.> tut mir leid, sonst wär mein kommi schon a weng früher gekommen ._:
jedenfalls... ne verdammt gemeine mission ey >.< arme kazuu, armer kakashi wahhh *___* und man...iruka! das ser ausgerechnet jetzt motzen muss >.< und dann noch mit genma, perfekt ey, arme kazuu >_<
weiter so! (:
Von:  Findemaxa
2010-07-28T01:17:40+00:00 28.07.2010 03:17
sparring...was für ne geile idee ey xD
und kazuu's freude am ende...bis sie das unentschieden hört xD ich liebe ihren charakter. die is einfach zu genial xD
Von:  Findemaxa
2010-07-26T22:53:38+00:00 27.07.2010 00:53
das kapitel war echt schön. und irgendwie so schön entspannend. ich mag die frau vom gemüsestand, deren namen ich aufgrund meines kurzzeitgedächtnisses wieder vergessen hab. und ich finde es schön, dass kazuu jetzt eine gemeinsamkeit mit ihrer mutter hat. irgendwie mag ich die mutter xD
Von:  Findemaxa
2010-07-26T22:40:31+00:00 27.07.2010 00:40
hach, autsch. dabei hat es so witzig angefangen. diese diskussionen und dialoge zwischen iruka und kazuu sind göttlich. ich liebe kazuu's antworten immer - und ihre prognose eins und zwei, diese stelle war einfach nur der hammer xD himmel, herrlich
Von:  Findemaxa
2010-07-26T22:27:59+00:00 27.07.2010 00:27
haha, oh man, du bist echt genial.
erst muss ich bei diesem kapitel lachen, dann bin ich nur noch geschockt und denk mir 'oh scheiße, heftig' und jetzt wieder lachen. da kann man sich nie entscheiden xD
aber irgendwie tun mir kakashi und kazuu leid. hoffentlich kriegen sie ein neues herz, wenn sie eines brauchen...schon extrem diese konsequenzen, woah.
und dann kommt iruka und schon is das beinahe vergessen.
genial, einfach genial! xD


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