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OS-Sammlung

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Blutmond

Eine eisige Kälte huschte über die schneebedeckten Berge Telurs. Irgendwo weit hinter einem kleineren Hügel huschten kleine Schneeverwehungen über das weiße Nass, doch es wirkte an sich einfach nur perfekt. Vor der Wüste aus gefrorenem Wasser und weißem Nass, lag eine Hügellandschaft, die sich wie Krater auf dem Mond erhob. Einige Zacken aus purem Eis hingen an den Vorsprüngen herunter. Sie drohten zu brechen und auf den gefrorenen Boden zu fallen, wenn man sich ihnen zu unvorsichtig näherte. Die Spitzen glitzerten in der schwachen Sonne, die langsam am Firmament unterging, doch sollten sie später auch noch in einem Blutrot leuchten… Unter ihnen verlief ein zugefrorener Pfad, welcher über einen größeren Fluss führte. Vermutlich wurde der Fels vor vielen Jahrtausenden so ausgewaschen, dass er eine natürliche Brücke formte. Büsche oder gar Bäume gab es hier nicht, nur einige kleinere Grasflecken, die den harten Winter immer gerade so überlebten.
 

Der Elch, der gerade an einem dieser Grasflecken stand und versuchte ein wenig davon zu fressen, wurde lediglich von einem weiteren Wesen gestört, welches gerade den Weg passierte. Er hob den Kopf, beobachtete den braunen Wolf, der sich gerade an ihm vorbei schlich, doch schien der Elch nicht wirklich Interesse an dem anderen Tier zu zeigen. Warum auch? Ein Wolf alleine konnte einem Elch noch lange nicht angreifen und so fraß er einfach weiter das harte Gras. Der braune Wolf hingegen bemerkte das Klauentier lediglich am Rande. Er, der bereits seit Stunden unterwegs war, hatte nur noch Augen für die andere Seite der natürlichen Brücke. Dort, wo sie eine Biegung hinauf zum Pass von Telur machte, sollte jemand auf ihn warten. War er wirklich bereit dafür oder sollte er lieber umkehren? Langsam wurde dem jungen Wolf, mit Namen Kaeri, bewusst, dass er sein ganzes Leben völlig verändern musste, wenn er nun zu dem ging, der dort sicherlich bereits saß.
 

Kurz hielt Kaeri inne und genoss das Gefühl des weichen Schnees unter seinen Pfoten. Er dachte darüber nach wie lange er schon nicht mehr hier an diesem Ort war, wie lange er diesen Ort nun schon mied. Nein, der Braune wusste die genaue Zeit tatsächlich nicht mehr, aber das sollte auch egal sein. Früher gab es hier noch einige größere Gebilde aus Eis, die sich gar über Frühling, Sommer und Herbst hielten, doch jetzt… Jetzt standen sie nicht mehr hier. Den Kopf zum Himmel gewandt, musste der Wolf feststellen, dass die Sonne mittlerweile verschwunden war und der Mond nun aufging. Welch ein Spektakel! Wie vor zig Jahren schon einmal erwachte der rot blutige Mond nun im wahrsten Sinne des Wortes wieder zum Leben. Kaeri fragte sich wirklich ob er es sich nun auch ansah, ob er bereits die ersten Anzeichen der Veränderung spürte… Vermutlich würde er das.
 

Kaeri erinnerte sich daran, wie der Andere ihn bat bei ihm zu bleiben und auch daran wie Kaeri meinte, dass er es sich überlegen würde. Allerdings war der Braune nun hier und nicht dort wo er eigentlich sein sollte. War es ein Fehler? Nein, wäre es ein Fehler, dann wüsste der Braune, dass er dem Anderen schlimmere Schmerzen zufügte, als wenn er nun ein für alle Mal ging. Nun erst ging der junge Wolf weiter, überschritt die Brücke, die den tosenden Fluss unter sich verbarg und erreichte schon sehr bald die Biegung, in der ein gewaltiger, gehörnter, schwarzer Wolf saß. Die weißen Hörner bogen sich hinter den Ohren nach vorn, wie die eines Widders. „Ah, bist du auch noch gekommen, Scheißer?“ fragte ihn der gewaltige Kerl, doch Kaeri nickte lediglich und nahm neben dem Anderen Platz. Man konnte ihm ansehen, dass er nicht hier sein wollte oder gar die Anwesenheit des Anderen mochte. Wie auch? Dieser Kerl zwang ihn schließlich regelrecht mit ihm zu kommen.
 

„… Kann es denn nun endlich losgehen oder werden wir nun hier sitzen bleiben und uns den Schweif abfrieren…?“ fragte Kaeri schon leicht angesäuert, doch der Größere zog lediglich die Lefzen zu einem wölfischen Grinsen hoch und drückte sich etwas dichter an den Kleineren. „Wenn dir kalt ist, dann wärme ich dich nur zu gern, Scheißer.“ Wieder dieser süffisante Unterton, den der Braune so hasste! Sofort erhob sich der Kleinere und schob sich ein Stück von dem Anderen weg. Wenn das nun die ganze Zeit so weitergehen würde, dann sollte sich Kaeri wohl doch noch überlegen, ob er nicht vielleicht unterwegs einfach ausbüchste und es dann auf eigene Faust versuchte. Sicherlich war die Umgebung hier alles Andere als sicher und ohne den Größeren würde er es auch schwer haben überhaupt durchzukommen, doch der Braune fand diese Option besser als sich vielleicht noch von dem Schwarzen besteigen zu lassen.
 

„Tz~ Ich bin nicht hergekommen, weil ich mit dir kuscheln will, sondern weil du mir ein neues Leben angeboten hast, Drachenwolf~! Also halte dich gefälligst daran.“ Knurrte der junge Wolf den Größeren an, welcher daraufhin auch schon wieder etwas ernster zu dem Anderen hinunter sah. Die beiden eisblauen Augen des schwarzen Drachenwolfes fixierten die Graubraunen des Anderen. „Ich habe es dir angeboten, das ist wahr… Allerdings wolltest du auch mit mir kommen, Kleiner. Erinnerst du dich noch daran, wie du mich fast darum angefleht hast mit mir gehen zu können? Ich habe es nicht vergessen… Und das alles nur wegen diesem dussligen Kohan, der so dumm war sich mit der Krankheit anstecken zu lassen. Pah! Sei bloß froh, dass du mit mir kommen darfst!“ knurrte der Große den Kleineren an, während er wieder auf Kaeri zuging und ihn dann einfach zu Boden drängte. „Und du musstest mir schwören, dass du dich an meine Regeln hälst… Egal was kommt!“ erinnerte der Drachenwolf den Anderen.
 

Kaeri hasste es, wie dieser eigebildete Kerl über Kohan redete, über seinen Kohan! Ja, der Rüde gehörte ihm und das nun schon fast 7 Jahre, doch irgendwann steckte sich der Wolf mit einer Krankheit an, die erst zum Blutmond richtig zum Vorschein kam. Die beiden Rüden lebten schon einige Zeit zu Zweit und wollten auch nicht zu einem Rudel gehören, doch als Kohan dann mit dieser Krankheit infiziert wurde, suchten sie sich ein Rudel mit anderen Infizierten. Ja, Kaeri wusste, dass sein Partner unbedingt wollte, dass Kaeri in der Nacht des Blutmondes bei ihm war und sich von ihm beißen ließ, doch… Er konnte es einfach nicht… Nein, statt nun zu seinem Partner zu halten schloss er sich einfach einem durchreisenden Drachenwolf an, der ihm seine Hilfe angeboten hatte. Warum? Aus Angst. Ja, er verspürte unglaubliche Angst vor dem was geschehen würde, wenn man ihn auch infizierte und er sich dann im Blutmond veränderte. Kranke Wölfe kannte er, hatte er schon oft gesehen, doch mied er sie lieber. Sie waren nicht mehr sie selbst, eher blutrünstiger, gefährlicher. Kurz in Gedanken versunken, befreite sich Kaeri dann doch noch aus dem Griff des Anderen und stand wieder auf.
 

„Nein, so schnell vergesse ich solche Dinge nicht, Drachenwolf! Von mir aus kannst du einige Regeln aufstellen, aber ich werde mich sicherlich nicht an alle halten!“ knurrte der junge Wolf den Anderen an. Ihre Schnauzen berührten sich fast in dieser Eiseskälte. Der Atem beider Wesen wurde sichtbar, vermischte sich kurz miteinander und verschwand dann wieder ins Nichts. Eine kurze Zeit herrschte Stille zwischen den Beiden, doch dann fing der Drachenwolf schallend an zu lachen. Im Hintergrund konnte man die Spitzen der Eiszapfen gefährlich knacksen hören. Vermutlich würden sie hinunter fallen, wenn noch einmal ein solch lautes Echo sie erschütterte. „Mein Name ist Alastair, Scheißerchen. Also nenn mich ab jetzt auch so.“ sofort wandte sich der Größere um und ließ seine Schweifspitze über die Nase des jungen Wolfes gleiten – absichtlich wohl bemerkt. Kaeri ließ es über sich ergehen.
 

„Und nun komm. Auch ich habe nicht ewig Zeit. Der Blutmond wird schon bald seine volle Kraft entfalten und dann möchte ich nicht mehr an diesem Ort sein.“ Wieder sprach Alastair zu Kaeri, doch der Jüngere ließ lediglich den Kopf hängen. Noch einmal warf er einen Blick auf die weiße Landschaft, die er nun schon über 4 Jahre seine Heimat nannte. Er würde sie nicht wiedersehen, nie wieder… „Mach’s gut, mein Geliebter und verzeih mir…“ es war nicht mehr als ein Hauchen im Wind und dennoch wusste Kaeri, dass Kohan es wohl auch ohne Worte verstand, wenn er morgen erwachte. Schließlich folgte er dem großen Drachenwolf in das leicht aufkommende Schneegestöber…
 

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Diesen OS widme ich SeiKaze, welche sich irgendeine FF von mir wünschte. Ich hoffe sie ist für dich einigermaßen lesbar... Wenn nicht darfst du gern so viel kritisieren wie du magst. |D
 

-> Musikalische Anregung: 'Komet' von Herbert Grönemeyer



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