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Broken Apart

Der Wahnsinn hatte bereits begonnen. Kann sie noch gerettet werden? NaRu
von

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Kämpferherz

Den Schmerzen zufolge musste mindestens eine Rippe gebrochen sein.

Mist.

Das war echt bescheiden gelaufen.

Seufzend fuhr sich die Orangehaarige durch ihr zerzaustes Haar.

Scheinbar war es morgen. Ob der Morgen danach, ein Tag später, eine Woche, ein Monat – das konnte sie nicht sagen. Aber den Verletzungen zufolge konnten es allerhöchstens ein paar Tage sein. Aber selbst das glaubte sie nicht. Denn sonst würde einer bei ihr sein.

Und wenn sie so darüber nachdachte, wo waren denn alle?

Kein Ruffy, kein Zorro und kein Sanji hier. Und sonst auch niemand.

Sie war sich sicher, dass wenn ihre Jungs erst bescheid wüssten, sie sie nicht mehr aus den Augen lassen würden. Und doch war sie alleine in einem Zimmer, das sie nicht kannte. Sie war noch nie vorher hier gewesen.

Sie konnte sich an Teile des Tages zuvor erinnern. Nun waren sie klar. Und nicht so verschwommen und durcheinander. Das, was sie wahrgenommen hatte, war so klar wie nie. Und die Dinge, die an ihr vorbeigingen, waren jetzt auch leer.

Aber im Grunde wusste sie, was gestern passiert war.

Luki war weg.

Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Und schon wieder wollte sie zusammenbrechen. Aber das ging nicht mehr.

Das gestern … das war so krass gewesen. Sie hatte absolut keine Kontrolle mehr über sich. Sie konnte nichts tun. Sie konnte sich ihr Verhalten jetzt nicht wirklich erklären.

Sie wusste nur, dass als Luki ging, etwas in ihr zerbrach. Und es hatte sie betäubt. Es hatte ganz kurz so doll wehgetan und dann war sie wie in Watte gehüllt.

Sie war zu Ruffy gelaufen. Aber dort hatte ihr keiner aufgemacht. Wahrscheinlich war keiner zuhause. Naja, es musste so gewesen sein. Sonst hätte ihr definitiv irgendjemand aufgemacht.

Und dann … sie wusste nicht genau, wie sie dahin kam. Aber plötzlich war sie bei Arlong zuhause. Wieso? Das verstand sie nicht. Wieso hatten ihre Beine sie ausgerechnet zu ihm getragen?

Die Orangehaarige hob ihre Arme in die Luft. Beide waren mit Verband umhüllt. Aber sie konnte sie bewegen und hatte kaum Schmerzen, also war nichts gebrochen. Sie spürte auch ihre Beine und konnte sie bewegen. Also hatte sie da auch nichts gebrochen. Nur die Rippen …

Seufzend richtete sich das Mädchen langsam auf. Sie hatte wirklich Schwierigkeiten, so ein Rippenbruch tat wirklich ungemein weh.

 

„Ich muss los.“

„Wohin? Nein, ich möchte, dass du noch bleibst.“

Verträumt kuschelte sich die Blauhaarige an ihren Freund und hielt ihn fest. Er sollte nicht aus dem Bett gehen. Sie wollte ihn doch bei sich. Er gab ihr Wärme und Trost. Er durfte sie jetzt nicht allein lassen. Niemals!

„Elli …“, er klang gequält und versuchte sie sachte von sich runter zu drücken. „Ich muss.“

Sie hob den Kopf. „Wieso denn?“

„Nami wu-“

„Nein!“, unterbrach sie ihn. „Du gehst nicht zu ihr!“

Ruffy sah sie geschockt an. „Was?“

„Ich will nicht, dass du zu ihr gehst!“ Sie klammerte sich an seine Brust.

„Sie ist meine Freundin, Elli. Und sie braucht mich jetzt. Ich muss zu ihr.“

„Nein“, presste sie hervor.

Ruffy seufzte. „Wenn dir etwas passiert wäre, wäre ich auch sofort zu dir geeilt.“

„Aber ich bin deine feste Freundin. Da ist das ja auch selbstverständlich!“

„Und Nami ist meine beste Freundin.“

„Ach, und dass sie dich jahrelang wie Luft behandelt hat, ist scheißegal? Einmal aufgetaucht und schon wieder best friends?!“

„Elli, was soll das?“ Sein Blick war ratlos, verständnislos. Er verstand sie nicht.

„Liebst du sie?“

Sie setzte sich auf und schaute ihm in die Augen. Sie wollte eine ehrliche Antwort.

„Ja.“

Ihr Herz brach in dem Moment. Er sah es. Er sah es in ihren Augen und es brach ihm auch das Herz. „Aber ich liebe alle meine Freunde. Ich liebe dich auch, Elli.“

„Du wirst mich verlassen, richtig?“

Er sah sie geschockt an. „Wie kommst du darauf?“ Sanft fasste er sie an den Armen an und sah ihr in die Augen.

„Du liebst sie …“

Er hatte sie noch nie so verzweifelt gehört. Noch nie sah sie so ängstlich und zerbrechlich aus. Noch nie.

„Aber du bist meine feste Freundin und ich bin mit dir zusammen und das werde ich auch nicht ändern.“

Die Blauhaarige hatte Tränen in den Augen. Wieso konnte sie es ihm nur nicht glauben?

Er küsste sie auf die Wange.

„Ich muss los.“

Der Schwarzhaarige ließ sie los, drehte sich um und fing an sich anzuziehen.

„Wenn du gehst, ist es aus.“

Ruffy erstarrte.

„Ja, du hast richtig gehört. Wenn du zu ihr gehst, wenn du mich jetzt alleine lässt, dann war’s das.“

Ruffy drehte sich zu ihr um. „Das kann nicht dein Ernst sein.“

Doch ihr Blick war so entschlossen. So fest. Verletzt, so tief verletzt und hoffnungsvoll, aber fest.

Er liebte sie. Aber er konnte nicht Nami allein lassen. Etwas war ihr passiert. Law hatte ihn gerade angerufen und ihm gesagt, dass er vorbei kommen solle. Dass Nami ihn jetzt brauche.

Er seufzte.

Er liebte sie.

Mit gesenktem Kopf zog er sie mit runter aufs Bett. Und atmete aus.

 

Wo war nur Ace? Er war nicht in der Base. Schon die ganze Nacht nicht und den ganzen Morgen auch nicht. Er war nicht auf seinem Handy erreichbar. Das war überhaupt nicht seine Art. Er war noch nie einfach so verschwunden. Zumindest hatte er immer bescheid gesagt, wenn er eine Auszeit brauchte und abhaute. Aber nie so.

Da machte sich der Arzt schon ein wenig Sorgen. Aber er wusste auch, dass sein Freund wusste, was er tat. Er war alt genug. Er konnte auf sich selbst aufpassen. Und wenn er am Abend noch immer nicht da war, dann würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen und den Jungen finden. Koste es, was es wolle!

Aber vielleicht sollte er jetzt nach seinem Patienten schauen.

Es schockte ihn ja immer noch leicht, wie er sie gestern aufgefunden hatte. Brutal verprügelt. Diese leeren Augen. Und dann der vollkommene Zusammenbruch. Viel schlechter konnte es einem Menschen nicht gehen.

Law musste jetzt herausfinden, wer ihr das angetan hatte. Aber ein Glück war sie dahin gekommen. Und ein Glück war er zur Base gefahren. Eigentlich wollte er nach Hause. Aber er hatte so ein dumpfes Gefühl gehabt, das ihn dahin getrieben hatte. Und es war goldrichtig gewesen. Manchmal gab es schon eigenartige Zufälle.

Und Ace hatte ja gewollt, dass sie bei ihnen einsteigt. In ihre alte Bande zu gehen, wäre ziemlich unklug von ihr, aber er kannte Nami ja auch schon eine Weile und er wusste, wie ambitioniert dieses Mädel war. Wenn die sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie dies auch bretthart durch.

Der Schwarzhaarige öffnete die Tür und seufzte.

„Du dummes Ding.“

Er drehte sich auf dem Absatz um und ging in sein Büro. Er hatte noch viel Arbeit.

Das Zimmer war leer.

 

„Was ist dir das Wichtigste, Nami?“

Diese Stimme, sie verabscheute sie. Diesen Menschen, sie fürchtete ihn und verabscheute ihn. Wenn sie könnte, wenn sie wüsste, sie könnte, würde sie ihn umbringen. Eigenhändig. Aber sie wusste, dass er zu viele Sklaven hatte, die ihn rächen würden. Und dann würde sie nicht allein untergehen. Dazu kannte sie Ruffy leider zu gut.

„Was willst du?“

Ihre Stimme war hasserfüllt. Aber sie zitterte innerlich. Die Panik ergriff sie wieder. Aber nur innerlich. Sie ließ sich sowas generell nicht anmerken. Außer gestern natürlich. Aber gestern war eine Ausnahmesituation. Gestern zählte nicht.

„Wie viel ist dir deine Schwester wert?“

In dem Moment passierte etwas in Nami.

Es ging plötzlich nicht mehr nur um sie selbst. Oder?

„Was hast du mit ihr gemacht?“

„Noch nichts. Antworte mir, Nami.“

Sie schluckte. Ja, etwas geschah gerade mit ihr. Denn auf einmal hörte das Zittern auf. Auf einmal war die Angst vor ihm weg. Denn es ging nicht mehr um sie. Nami würde alles für ihre Schwester ertragen. Alles. Und ab dem Moment würde sie auch alles für sie tun.

„Alles. Ich würde alles für Nojiko tun. Was willst du von mir, Arlong?“

Ihre Stimme klang leer, doch Nami war aufgewühlt. Und so schrecklich wütend. Wenn er ihr irgendetwas, irgendetwas, angetan hatte, dann war er dran. Dann waren ihr die Konsequenzen egal. Es zählte nur noch ihre Schwester. Nur noch Nojiko. Und alles andere war egal. Und wenn er sie wieder vergewaltigte, sie würde es mit Würde ertragen. Weil sie kein wehrloses Mädchen mehr war, sondern es für ihre Schwester tat. Ab jetzt hätte es alles einen Grund. Ab jetzt würde es sie nicht mehr so furchtbar auffressen.

Zumindest hoffte die Orangehaarige das.

Arlong lachte. „Shahahahahahahaha. Das ist gut, Nami. Das ist sehr gut. Ich erwarte dich hier.“

Mit den Worten legte er auf.

Und in dem Moment war sich Nami plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie es konnte.

Konnte sie einfach zu dem Mann, der sie jahrelang gepeinigt hatte? Der sie jahrelang unterdrückt hatte? Sie jahrelang missbraucht hatte. Ihr jahrelang Alpträume beschert hatte, sie so kaputt gemacht hatte, dass sie keine Nacht mehr durchschlafen konnte. Dass sie allein war. Dass sie verzweifelt war.

Noch nie war sie freiwillig bei ihm. Noch nie.

Aber sie musste jetzt. Für ihre Schwester. Für Nojiko. Sie musste jetzt zu ihr. Sie musste zu Nojiko. Denn Nojiko hätte nie hier reingezogen werden dürfen. Niemals. Nojiko hatte gar nichts mit irgendetwas zu tun.

Die Wut packte die Orangehaarige wieder.

Sie musste es beenden.

All für alle Mal.

Sie musste es beenden.

Sie musste den Wahnsinn stoppen.

Sie musste anfangen sich gegen Arlong zu wehren.

Sie musste … aber …

Nami ließ das Handy auf den Boden fallen, sackte an der Wand zusammen.

Sie konnte nicht einfach zu ihrem Peiniger laufen. Ganz allein.

Verzweifelt schaute sie auf, an der Wand hing ein Bild von Nami und Luki. Da waren sie auf dem Weihnachtsmarkt, beide mit einem Becher Glühwein in der Hand zu sehen. Sie sahen glücklich aus. Sie sahen nur deswegen, weil Nami wusste, dass sie es nicht gewesen war. In dem Moment schon, aber generell nicht. Es war ihr einfach zu schlecht gegangen damals. Immer noch. Aber nicht mehr ganz so krass.

Luki war aber auch nicht mehr da. Sie hatte Luki schon verloren.

Heiße Tränen bahnten ihren Weg nach außen.

Aber das war das Problem.

Sie hatte Luki schon verloren. Sie konnte jetzt nicht ihre Schwester auch noch verlieren.

Nein.

Sie konnte nicht.

 

Ruffy wusste nicht, was er von alledem halten sollte. Er verstand Elli nicht. Er verstand sie nicht. Und er wusste jetzt, dass es ein Fehler war. Ein riesengroßer. Und wenn sie ihn das nächste Mal erpresste, würde er es nicht mehr mit sich machen lassen. Denn das war keine Liebe mehr. Das war nur noch ein krampfhaftes Ersticken.

Er konnte seine Freunde doch nicht hintergehen, sie im Stich lassen, nur weil seine Freundin mit ihm im Bett sein wollte.

Es machte ihn so unglaublich wütend auf sich selbst. Was hatte er sich dabei gedacht? Was?!

Er könnte ausrasten. Er könnte sich selbst erschießen und er würde es tun, wenn er wüsste, dass es Nami helfen würde. Aber leider brachte er ihr tot nichts.

Und nun wusste er wieder nicht, wo sie war.

Wütend peste er hin und her im Raum.

Er war so schnell wie möglich am Abend zur Base gefahren. Nur um herauszufinden, dass sein Bruder spurlos verschwunden war und Nami auch nicht mehr hier.

Und dann war Nami auch noch ziemlich verletzt. Gebrochene Rippen, geprellte Knochen. Sie war wohl ziemlich verprügelt hierher gekommen in der Nacht. Und war zusammengebrochen unter den Schmerzen.

Er hätte da sein müssen.

Aber was brachten jetzt Vorwürfe? Das brachte doch auch niemanden mehr zurück.

Jetzt musste er nachdenken.

Ganz in Ruhe.

Aber wie zur Hölle sollte er in Ruhe nachdenken können, wenn er wusste, dass sich irgendein Bastard an Nami vergangen hat und er nicht auf sein beschissenes Gefühl gehört hatte und nicht zu ihr gefahren war, als sie noch da war! Wie also sollte er da ruhig sein?!

 

„Hey, Ruff‘. Was ist passiert?“

Ein Glück war Zorro sofort gekommen. Der Schwarzhaarige war nicht mal in der Lage, ihn anzurufen, also hatte er ihm eine kurze, knappe SMS geschickt, von wegen: „Ace. Jetzt.“ Ein Glück hatte Zorro den Inhalt verstanden. Sonst wäre er aufgeschmissen.

„Nami ist weg. Ace ist weg.“

Es ging nicht. Sein Kopf rauchte. Er konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen.

Nicht. Einen.

„Hallo Zorro.“

„Hey, Law. Kannst du mir vielleicht kurz erklären, was hier vor sich geht? Ruffy scheint ja nicht mehr ansprechbar zu sein.“

Law beäugte den jüngeren Bruder seines besten Kumpels und seufzte.

„Eure Freundin war heute Nacht hierher gekommen. Ich habe sie draußen aufgeschnappt. Sie muss verprügelt worden sein. Ein paar gebrochene Knochen, Blessuren, was du halt von sowas davonträgst. Sie war zusammengebrochen, aber alles nichts Lebensbedrohliches. Sie ist heute Morgen auch direkt wieder abgehauen. Und ace ist seit gestern auch spurlos verschwunden. Er geht nicht an sein Handy ran, keiner kann ihn erreichen.“

Plötzlich krachte etwas zu Boden.

Beide drehten sich in Sekundenschnell zu Geräschquelle um. Der Tisch stand eigentlich in der Mitte des Raumes. Vor der Couch und vor dem Fernseher.

Nun nicht mehr. Nun lag er in Einzelteilen an der Wand.

„Ruff‘ beruhige dich doch.“

Zorro sah seinen Freund besorgt an. Das war nicht normal, dass Ruffy so ausrastete.

Der Schwarzhaarige keuchte vor Anstrengung. Er musste sich beruhigen. Irgendwie. Aber er konnte nicht.

Er war nicht da. Er war einfach nicht da. Er war nicht da für Nami. Sie hatte ihn doch gebraucht.

 

Sie hatte Mut gefasst.

Sie musste.

Die Tür war riesig. Sie war aus Stahl. Keiner würde einfach so durchkommen.

Die Kamera in der Ecke richtete sich auf sie.

Nami hasste es beobachtet zu werden.

Sie war hier. Sie war gekommen. Nojiko brauchte sie. Plötzlich surrte die Tür und sie konnte sie aufdrücken.

Vor ihr eröffnete sich ein riesiger Garten mit vielen Bäumen, wunderschön gepflegtem, grünen Gras, Blumen – wozu brauchte so ein Ekel Blumen?! – und der gepflasterte Weg für Autos und Fußgänger, um zu dem riesigen Anwesen zu kommen. Es sah aus wie eine Burg oder ein Schloss. Eine Villa durch und durch.

Sie konnte nicht zählen, hoch das Gemäuer ging. Oder wie weit in die Breite. Bestimmt hatte er auch Kerker.

Aber Nami kannte das doch schon. Sie war schon ein paar Mal hier gewesen. Immer in Begleitung Arlongs aber. Noch nie war sie aus mehr oder weniger freiwilligen Stücken hier. Niemals.

Sie betrat das immense Haus. Es sträubte sich alles in ihr. Sie wollte nur noch raus. Schon vor dem Tor hatte sie überlegt wieder umzukehren.

Mal abgesehen von den ganzen Blessuren, die ihr wirklich zusetzten. Sie konnte auch nicht gut atmen. Die Rippen mussten ihr auf die Lungen drücken. Bei jedem verfluchten Atemzug musste sie sich zusammenreißen, um nicht einen Schmerzenslaut von sich zu geben. Und ihr Gesicht tat ihr weh.

Sie hatte sich im Spiegel gesehen. Sie hatte es sofort bereut. Das rechte Auge blau, das linke aufgerissen. Natürlich langsam auch blau. Die Lippe aufgerissen.

Aber sie hatte, so gut es ging, alles mit Make-Up verdeckt. Sie würde sich keine Blöße geben. Nicht vor ihm.

„Nami. Wie froh ich bin, dich zu sehen.“

Er kam die große Treppe in der Mitte des Flures heruntergelaufen. Mit offenen Armen.

Nami atmete schneller. Ihr Puls war auf 360. Sie fühlte sich, als würde sie ersticken.

Sie hatte Panik.

Aber sie wollte sich ihm stellen. Sie wollte stark sein.

Es ging um Nojiko.

Nojiko!

Sie ließ sich umarmen. Natürlich erwiderte sie die Umarmung nicht!

„Gut siehst du aus, mein Mädchen.“

Es war wie immer. Er tat wie immer, als wäre nie etwas geschehen. Und bislang hatte sie auch immer mitgespielt.

„Komm, lass uns nach oben gehen.“

Sie verkrampfte, und als er einen Arm um sie legte, wand sie sich zum ersten Mal seit langem raus.

„Wo ist Nojiko? Ich will nur zu Nojiko!“

Ihr Blick war fest.

Arlongs Lächeln schwand.

Sie hatte immer versucht stark zu wirken, wenn er Spaß mit ihr hatte, aber sie hatte schon lange aufgegeben, dieser Funke war schon lange nicht mehr in ihren Augen. Er hatte sie schon lange gebrochen.

Aber was sollte dann das jetzt? Wieso zeigte sie plötzlich Widerstand?

Aber wenn er ehrlich war, er stand auf Herausforderungen.

Die Orangehaarige blieb stehen. Nojiko war hier nicht. Das wusste Nami.

„Arlong, lass Nojiko gehen. Sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. Sie hat nichts gemacht. Zieh sie nicht in diese Scheiße rein!“

Er liebte Herausforderungen. Oh ja.

 

Sein Handy klingelte plötzlich. Er hatte es die ganze Zeit in der Hand gehalten und als er sah, wer ihn anrief, glaubte er zuerst, es sei ein Traum. Bis er sich besann. Und merkte, dass es immer noch klingelte. Und da immer noch ‚Nami‘ draufstand.

„Nami! Wo bist du? Wie geht es dir? Nami? Was ist passiert?! Sag mir, wer es war, Nami! Sag es mir! Ich bringe ihn um. Ich bringe sie alle um. Sag es mir nur, Nami. Nami! Nami!“

Endlich musste Ruffy nach seinem explosionsartigen Redeschwall Luft holen. Und das war der Moment für Nami, das Wort zu ergreifen.

„Ruffy … ich brauche deine Hilfe.“

Endlich wurde Ruffy ruhiger. Endlich konnte er stehen bleiben. Und das tat er. Sein Blick verdüsterte sich. Und sein Körper spannte sich an.

„Was ist los, Nami?“

Seine Stimme klang fest. Emotionslos. Gefährlich.

Er war immer noch geladen, aber er konnte jetzt wieder denken. Wieso, wusste er auch nicht.

Er nickte und legte auf.

„Komm Zorro, wir müssen los.“

Der Schwarzhaarige schaute zum besten Freund seines Bruders. „Ace ist da scheinbar in eine ganz schöne Scheiße geraten.“

Law runzelte die Stirn.

„In einer Stunde. Pont-Du-Lac-Platz. Es steigt mal wieder ein Rennen.“

Laws Miene verdunkelte sich auch sofort. Er nickte.

Zorro sah beide verwirrt an. Er war noch nie in dieser Branche tätig gewesen. Egal. Nami hatte sich scheinbar gemeldet. Er wollte wissen, wie es ihr ging. Was los war. Wer es gewagt hatte Hand an sie zu legen. Oder Schlimmeres …

 

Es war voll. Es war laut. Es war bunt. Aber nicht wirklich hell.

Wie immer.

Es war wie immer.

Sie hoffte nur, Ruffy beeilte sich. Dass Ruffy bald da war. Hoffentlich kam er gleich.

Die Orangehaarige stand neben ihrem orangenen Lambourghiniflitzer. Natürlich umgebaut und getunet. Aber trotzdem ein Lambo. Und sie war unglaublich stolz auf ihn. Den hatte sie sich mal aus der Gang geklaut. Die vermissten die eh nicht, so oft wie dort Autos geschrottet wurden – teure Autos.

Sie musste fahren. Es ging wieder um einen Koffer. Arlong wollte den. Was auch immer in dem Koffer war, scheinbar war es viel wert. So viel, dass ein Menschenleben davon abhing.

Die Orangehaarige war zu Hause gewesen, hatte geduscht, ihre Verbände abgemacht, sich geschminkt, wieder diesen Hauch von nichts angezogen und nun stand sie hier, unter immensen Schmerzen leidend und wartete auf Ruffy, der sich doch hoffentlich beeilte.

Sie hätte nicht die Verbände abnehmen dürfen, sie wusste das. Aber sie hätte sonst nicht das knappe Top anziehen können, das nur ihre Brüste bedeckte. Sie brauchte einen nackten Bauch. Den hatte sie aber auch überschminken müssen. Von Glück konnte sie nur reden, dass es dunkel war und keiner so genau hinsah.

„Nami!“

Erleichterung breitete sich in ihr aus. Jetzt würde die Welt zumindest nicht mehr untergehen.

Ruffy kam mit Zorro auf sie zugerannt. Sie stand schon mitten auf der Straße und da es voll war, mussten sich die Jungs erst zu ihr durchkämpfen. Aber als sie endlich bei ihr waren, hätte sie nicht glücklich sein können. Scheiß auf ihre Fassada, sie freute sich einfach nur so unglaublich, dass ihre besten Freunde da waren und sie nicht weiterhin allein durch diese Hölle musste.

„Ruffy, Zorro.“

Sie umarmte sie beide gleichzeitig, so groß war die Freude der Orangehaarigen.           

„Geht es dir gut?“, fragte der Grünhaarige besorgt. Er musterte sie und seufzte laut. Sie sah gar nicht gut aus. Sie konnte andere vielleicht täuschen, aber er konnte durch die Schminke hindurchsehen. Er konnte durch ihre Augen durchsehen. Aber sie war auch offener. Sie versteckte sich nicht mehr so. Er fragte sich wieso.

Nami nickte. „Es geht. Also schon. Könnte besser sein.“

Ruffy hielt sie immer noch an den Oberarmen. „Was ist passiert?“ Er sah ihr fest in die Augen.

Diesem Blick hatte sie noch nie widerstehen können. Bei diesem Blick hatte sie ihm immer alles erzählt, was er wissen wollte. Doch diesmal musste sie standhaft bleiben. Sie würde es ihm erzählen. Ja, sie würde. Das hatte sie beschlossen, als sie Arlongs Anwesen wieder verlassen hatte. Sie würde jetzt um Nojiko und auch um sich selbst kämpfen. Und sie würde Ruffy einweihen. Und Zorro auch. Sie würde sie um Hilfe bitten. Aber nicht jetzt. Jetzt ging es nur um Nojiko.

Nami schüttelte den Kopf. „Ruffy, das spielt im Moment keine Rolle. Es geht jetzt um Nojiko. Arlong hat sie entführt und erpresst mich jetzt mit ihr. Ich muss dieses Rennen gewinnen, er will den Koffer.“

„Und dann lässt er Nojiko frei?“

Nami sah gequält zu Zorro rüber. „Ich weiß es nicht. Ich glaube es nicht. Ich werde dafür kämpfen, ich werde sie da rausholen. Irgendwie. Aber es wird mehr bedürfen als diesen einen Koffer.“

Eine Hand, die sich auf ihre Wange legte, macht sie auf Ruffy aufmerksam.

„Ich lass dich das nicht mehr allein machen, Nami. Wir holen sie zusammen da raus.“

Nami lächelte leicht. Ein ehrliches Lächlen. Seit langem wieder.

„Aye, Käpt’n.“

Und das zauberte auch den beiden jungen Männern ein Lächeln auf die Lippen. Sie hatten ihr Mädchen zurück.

„Aber“, sie keuchte. „Ich brauch Drogen, Schmerzmittel, irgendwas.“

Nami krümmte sich leicht, stützte sich an Ruffy.

Ruffy nickte Zorro zu, welcher sich sogleich auf machte in Namis Wagen zu steigen.

„Was soll das?“

Ruffy umarmte sie und versuchte sie weg von dem Wagen zu führen. Sie schüttelte wild den Kopf.

„Nein. Nein. Ich muss fahren. Ich muss fahren, Ruffy. Ich brauch nur Schmerzmittel und dann geht es schon wieder.“

Ihre Verzweiflung machte Ruffy kaputt. Immerhin hatte er es verschuldet. Hätte er sie nicht gehen lassen, wäre sie nie so verletzt worden. Vielleicht später, aber nicht an dem Tag und nicht so und wenn er dann gekommen wäre und wenn –

„Ruffy.“

Sie holte ihn wieder auf die Erde.

Er sah ihr in ihre wunderschönen braunen Augen.

„Es geht um Nojiko. Bitte.“

Sie hauchte fast. Hatte er sie überhaupt gehört? Aber anscheinend schon, denn er hielt an und hielt sie ein wenig lockerer, sodass er ihr nicht noch mehr Schmerzen bereitete, als sie eh schon hatte. Dann nickte er.

Ruffy nahm jetzt ihre Hand und führte sie wieder zurück zum Wagen. „Ich bin gleich wieder da.“

Nami nickte.

Als Ruffy wiederkam, saß Nami auf dem Fahrersitz und Zorro saß neben ihr. Er würde auch nicht aus diesem Auto steigen, bevor Nami es auch verließ. Er würde mit ihr fahren. Er würde dabei sein. Um jeden Preis.

Ruffy stieg hinten ein und streckte sich nach vorne. Er hielt eine Pille und eine Flasche in der Hand.

„Hier, nimm. Law meinte, es ist das Stärkste, was er hatte, ohne dass es dich benebelt.“

Nami nickte. So stark konnte es dann leider nicht sein. Egal. Alles war besser als diese beißenden Schmerzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lady_Jenni
2012-08-13T18:45:40+00:00 13.08.2012 20:45
heyy ;D siehst du nicht nur ich will unbedingt weiter lesen ^^

Hammer Kapitel entlich lässt sie sich ein bisschen helfen ><
bin mal gespannt was mit dem armen ace ist oO
echt mal arlong dieser schweinehund..... ich hoffe ruffy bekommt ihn zu fassen und...... *fantasiert* *fg*

ich freu mich echt wahnsinnig das du die motivation wieder hast und auch sehr inspiriert worden bist wie mir scheint ^^

und natürlich freu ich mich auch total das es so schnell geht :D

zu guter letzt freu ich mich aufs nächste kapi ;P

VlG Nami
Von:  6orange
2012-08-13T18:06:38+00:00 13.08.2012 20:06
Heeeeyyyyy, das ist ein tolles kapi!!!! Ich kann weder Elli, noch Arlong leiden. Es wird immer spannender, ich kann es kaum noch erwarten weiter zu lesen. Bitte, bitte schreib weiter!
Du bist echt klasse!!!!
LG
Von:  Namileinchen
2012-08-13T17:26:38+00:00 13.08.2012 19:26
Ouh WOW... Warum bin ich nicht früher auf die Story gestoßen?!
Okay... Also...

Erstmal bin ich sprachlos... Ich meine... Hast du dir mal durchgelesen was für eine hammer Fanfiction du da schreibst?!
Sie ist einfach nur spannend und... ich darf durch mein Zimmer laufen und meine Nerven wieder aufsammeln!:O

Irgendwie fehlen mir gerade die deutschen Wörter...
ich versuchs auf englisch :D
AMAZING, EXCITING, FANTASTIC WOW!

Ich bleib auf jeden Fall dran... Ich muss wissen wie das ausgeht...
Nami tut mir einfach so leid... Und Ruffy und Zorro ♥♥♥♥
Biiiitte, hör niemals auf zu schreiben...
Ich freu mich so auf das nächste Kapitel *-*

Alina :-*


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