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Zehn Fragen - Zehn Oneshots

One Shot Sammlung
von

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Der Fluch

Der Fluch
 

Ein weiterer Abend brach an. Sophie nähte gerade eines der Hemden, die Mackel sich beim Spielen mit Hin kaputtgemacht hatte, wieder zusammen. Sie lächelte glücklich. Das Leben, das sie lebte war wie ein Traum.

Nur manchmal wurde sie etwas wehmütig, wenn sie daran dachte, dass der Mann, den sie liebte, ihr seine Liebe noch nicht gestanden hatte. Sophie hatte es ihm seit ihren ersten Kuss jeden Tag gesagt, in der Hoffnung, dieser würde es ihr irgendwann auch sagen. Doch bis jetzt blieb diese Reaktion aus.

Sophie versuchte Verständnis dafür aufzubringen, doch je mehr Zeit verging, desto mehr wurde der Zweifel in ihr. Der junge Magier war vor ihrer Zeit, hier im Schloss, dafür bekannt gewesen, dass er schönen Mädchen das Herz stahl.

Egal wie oft Calcifer der jungen Frau auch erklärte, dass sowohl er, als auch Hauro nur auf der Suche nach IHR gewesen waren, wenn Hauro es nicht schafte, diese drei Worte herauszubekommen, konnte sie den Worten der anderen nicht glauben. Wer wusste schon genau, was der Schwarzhaarige dachte? Vielleicht war er in Endeffekt davon enttäuscht von dem, auf das er so lange gewartet hatte?

Ein tiefer Seufzer entfuhr Sophies Lippen und sie zwang sich, diese schwermütigen Gedanken fortzuschieben.
 

„Was ist mit dir Sophie?“, frate eine krächzende alte Stimme hinter ihr.

„Oh, Großmütterchen du bist es“, sagte die Angesprochene, nachdem sie sich von dem ersten Schrecken erholt hatte.

„Nichts ist mit mir. Ich bin nur schrecklich müde“, log das Mädchen.

„Ach komm Sophie, wenn willst du hier etwas vormachen? Vielleicht glaubt der Kleine dir das oder auch Hauro – er ist ja selber noch ein kleiner Kindskopf, aber weder mir, noch Calcifer kannst du etwas vormachen. Ich weiß, dass du mich nicht mehr so siehst, wie noch vor einigen Tagen. Ich weiß, dass Calcifer dir alles über mich erzählt hat. Dieser kleine, selbsternannte Dämon konnte mich noch nie leiden. Noch nicht einmal damals, als er und Hauro meine Hilfe gesucht haben.

Auch wenn ich ihn nicht gesehen habe, so habe ich immer gewusst, dass da jemand war, der Hauro geleitet hat, ihm Ratschläge gegeben hat und mich gehasst hat. Du brauchst aber keine Angst vor mir zu haben. Eigentlich hatte ich gedacht, dass du schon längst durchschaut hast, dass ich nicht so mächtig bin, wie ich behauptet habe.“
 

Die alte Frau schaute zu dem Mädchen, welches einen sehr verwunderten Gesichtsausdruck an den Tag legte.

„Wie…wie meinst du d…das?“, fragte sie stockend.

„Na ist dir denn nicht aufgefallen, wie mein Fluch immer nachgelassen hat? Wundert es dich denn überhaupt nicht, dass du nun schon seit etlichen Monaten jung bist. Selbst deine Haare sind nicht grau, sondern silbern. Nicht einmal dort konnte sich mein Fluch festsetzen.
 

Weißt du, eine jede Hexe ist nur so stark, wie sie es jemanden glauben machen kann. Das war etwas, das mich der Dämon, it dem ich mich zusammengetan habe gelehrt hat. Die Magie und die Zaubersprüche sind das eine, doch die wahre Kraft einer jeden magischen Beschwörung liegt in dem Glauben, der Menschen, denen sie gilt.
 

Als ich dich verflucht habe, hast du daran geglaubt, dass du verflucht warst. Nur deswegen warst du eine alte Frau. Deine gesamten Gedanken waren von dem Wissen erfüllt, mit meinem bösen Zauber belegt zu sein. Versteh mich bitte nicht falsch, die Beschwörung, die ich verwendet habe, war schon sehr schwierig und mächtig und sie hat mich jede Menge Kraft gekostet, doch hättest du an meine Macht nicht geglaubt, wäre gar nichts passiert.“
 

„Aber das ist doch Unsinn Mütterchen! Willst du mir ernsthaft sagen, dass wenn ich nur einmal nicht an diesen Zauber gedacht hätte, ich wieder die alte hätte sein können? Dann wäre ich gar nicht auf diese beschwerliche Reise gegangen und hätte mich nicht so oft in Gefahr gebracht!“
 

„Nun, vielleicht war es ja Schicksal, wärest du nicht auf die Suche nach Hauro gegangen, damit er den Fluch löst, hätte er sein Herz nicht wiederbekommen. Der Dämon hätte mich wahrscheinlich noch in seinen Fängen oder noch schlimmer ich würde im königlichen Gefängnis sitzen. Ach ja, wir hätten auch immer noch Krieg, da ja niemand diesen hübschen, jungen Prinzen zurückverwandelt hätte.
 

Überleg doch einmal genau Sophie. Als wir bei Madam Suliman waren, da bist du auch wieder jünger geworden, weil deine Gedanken von der Sorge um deinen Liebsten und der Empörung über diese List erfüllt waren und natürlich mit der Wut darüber, was sie mir angetan haben. Da hattest du keine Zeit mehr – nicht einmal unterbewusst – an meinen Fluch zu denken.
 

Als du versucht hast uns alle in Sicherheit zu bringen und Hauro zu retten, da warst du auch wieder die „junge“ Sophie, weil der Fluch in deinen Gedanken gar nicht mehr existiert hat. Auch wenn du geschlafen hast, warst du wieder normal, da deine Träume sich um etwas anderes gedreht haben. Je mehr du das Bewusstsein des Fluches vergessen konntest, desto jünger bist du geworden.
 

Du siehst also, du brauchst dich vor mir nicht zu fürchten, denn so mächtig, wie ich getan habe, war ich gar nicht. Außerdem, du bist es gewesen, die die stärkste Magie von allen anwenden konnte. Du warst es, die drei Leben, gerettet und verändert hast und du warst es gewesen, die selbst eine alte Frau, wie mich verändert hat. Das alles hast du nur durch dein ehrliches und liebendes Herz geschafft. Die Liebe, ist deine Art der Magie.
 

Also gräme dich jetzt nicht und zweifle nicht an Hauros Liebe zu dir. Es wird alles gut. Du hast es selbst gesagt, er ist noch wie ein Kind. Sein Herz ist noch das eines Kindes, also wird er einige Zeit brauchen, um diese bedeutsamen Worte zu sagen. Doch das eine kann ich dir auf jeden Fall versichern, er wird sie dir sagen!“
 

De alte Frau tätschelte Sophie aufmunternd die Schulter und diese lächelte diese dafür sanft an.

„Jetzt sei ein liebes Kind Sophie und hilf mir armen, alten Großmütterchen wieder ins Bett. Ich bin müde und dieses Gespräch war auch sehr anstrengend für mich.“
 

Mit diesem Satz erhob sie sich schwerfällig und ließ sich in ihr Kämmerlein begleiten.



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