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Big Green

von

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Kapitel 39

Devon kam, wenige Augenblicke später, abgehetzt im Park an. Nur die Wege waren hier etwas beleuchtet, die Plätze abseits, lagen in vollkommener Dunkelheit. Es lag eine unheimliche Stille in der Luft. Devon sah sich verzweifelt um, doch es war niemand zu sehen.

Plötzlich hörte er einen schrecklichen Schrei. Der Schmerz der in diesem Ruf steckte, fuhr ihm in alle Glieder und ließ eine Gänsehaut über seinen Rücken jagen. Es hörte sich nach Clark an und so wie er rief, konnte sich Devon ausmalen was geschehen war. Er sah das Bild vor Augen, das Sarah von ihrer Vision beschrieben hatte. Wie Clark, mit ihr auf dem Arm, dastand und gen Himmel brüllte.

Schnell lief er weiter, bis ans andere Ende des Parks, und erblickte das grauenhafte Szenario. Sein Blick fiel nur kurz auf Raven, der durch einen Kopfschuss getötet wurde. Scheinbar wurde der Schuss aus geringer Entfernung abgefeuert, denn die Kugel war aus dem Hinterkopf wieder ausgetreten. Devon konnte es daran erkennen, dass Raven in einer Blutlache lag, die offensichtlich nicht aus der vorderen Einschussstelle entstanden war. Er ließ seinen Blick nur Sekundenbruchteile auf seinem verhassten Gegner ruhen, dann wand er die Augen von ihm ab und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf Clark.

Dieser Anblick war schlimmer, als alles was er zuvor gesehen hatte. Devon hatte schon so viel in seinem Leben mit ansehen müssen, Verletzte, Tote, völlig Verzweifelte. Aber niemals hat er einen Menschen gesehen, der so sehr gelitten hat wie sein Freund, der jetzt vor ihm stand. Er fand keine Worte dafür, die hätten beschreiben können, wie Clark in diesem Augenblick aussah. Verzweifelt, schockiert, schmerzerfüllt? Diese Worte hätten Clarks Zustand nicht im Geringsten getroffen. Es war ein Ausdruck in seinem Gesicht, bei dem man Angst haben musste, dass er vor lauter Trauer um seine Freundin, selbst umkommen würde.

Es zerriss Devon das Herz, Clark so hilflos zu sehen. Sein Anblick lenkte ihn dermaßen ab, dass ihm selbst gar nicht so richtig klar war, das Sarah und das Baby tot waren. Devon stand einfach nur da und sah zu, wie Clark weinend auf die Knie fiel und Sarah weiterhin an sich presste. Er konnte nicht zu ihm gehen, konnte keinen Trost spenden, es wäre völlig unnötig gewesen, denn er wusste, es würde in diesem Moment absolut nichts bringen.

So stand er reglos da und beobachtete das Ganze entsetzt aus einiger Entfernung.
 

Es vergingen wenige Minuten, in denen Devon sich, mit Hilfe eines Gegentrunks, zurückverwandelte. Er musste in dieser Situation nicht Big Green sein. Es bestand keine Gefahr mehr. Sarah hatte dem allem ein Ende bereitet. Plötzlich hörte Devon Stimmen und gleich darauf waren acht Schatten zu erkennen, die sich ihm näherten. Schnell erkannte Devon seine Freunde, die von Olivers Apartment hier her geeilt waren. Betreten blieben sie alle neben ihm stehen und blickten auf Clark. Oliver war der Einzige, der sich neben Raven kniete und sich vergewisserte, dass er tot war.

Lana presste entsetzt ihre Hand auf den Mund, als sie Sarah sah und begann zu weinen. Lex schloss sie fest in seine Arme und sah verbissen zu Clark, der noch immer, nahezu reglos, auf dem Boden kniete und Sarah an sich drückte.

Lois und Chloe fassten sich an den Händen und starrten fassungslos zu ihnen hinüber. Was hatte ihre Freundin da getan? Sie hatte einfach ihr eigenes Leben und das ihres Kindes geopfert! Wie verzweifelt musste sie gewesen sein? Warum hatten sie es ihr nicht angemerkt?

Devon ging zu Lois hinüber und umschloss ihre Taille mit einem Arm. Leise sagte er, an alle gewandt:

“Wir sollten ihm Zeit geben, um Abschied zu nehmen.”

Devon brachte diese Worte nur sehr mühevoll und heiser heraus. Am liebsten hätte er Clark in seinem Leid beigestanden, doch was hätte er tun sollen?

Alle sahen ihn nach seinen Worten zustimmend an. Nur Chloe starrte weiterhin fassungslos auf das Paar.

“Nein!” stammelte sie mit zusammengekniffenen Augen. “Nein, wir… wir können doch nicht so einfach aufgeben!”

Entsetzt blickte sie in die Runde ihrer Freunde. Schockiert, dass sich alle so leicht mit dem Offensichtlichen abfinden konnten. Wie konnten sie das nur so schnell hinnehmen? Es musste doch eine Möglichkeit geben, Sarah zurückzuholen! Chloe erinnerte sich daran, wie sehr Sarah damals um Chloes Leben gekämpft hatte. Wie sie alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um sie wieder zu den Lebenden zurückzuholen. Nun war Chloe an der Reihe, ihrer Freundin zu helfen. Sie würde nicht aufgeben, bis sie alles ausprobiert hätte, um Sarah ins Leben zurückzuholen. Hektisch sah sie sich um, bis ihr Blick an Raven hängen blieb. Raven… Das war es! Raven war der Schlüssel zu Sarahs Leben. Würde er weiterleben, würde auch Sarah nicht sterben. Aber wie sollte dieser Kerl wieder ins Leben geholt werden? Er war definitiv tot!

Chloe hielt die Luft an, als ihr, urplötzlich, die lebensrettende Idee kam. Na klar, so könnte es klappen!

“Olli,” fuhr sie ihren Freund an. “Wo ist dieses grüne Geschoss, dass dir Devon bei eurem ersten Kampf ins Bein gejagt hatte?”

Verwirrt blickte Oliver sie an:

“Äh, Chloe… was… ich denke das ist jetzt nicht der Augenblick, in dem…”

“Wo ist es?” unterbrach sie ihn energisch. Es blieb keine Zeit für Erklärungen.

“In meinem Nachtschrank! Aber was…”

Oliver kam nicht dazu, weiter nachzuhaken, denn Chloe wandte sich schon an Bart. Sie schmiss ihm ihren Schlüssel zu und forderte:

“Bart, lauf ins Apartment und hol das grüne Ding aus Ollis Nachtschrank, schnell!!!”

Bart war kaum weg, als Chloe sich in Windeseile Raven zuwandte. Sicheren Schritts ging sie zu ihm. Es stand ihr eine Entschlossenheit ins Gesicht geschrieben, wie es die Anderen selten bei ihr gesehen haben.

“Chloe, was hast du vor?” fragte Lois verwirrt.

Doch Chloe gab keine Antwort. Stattdessen bückte sie sich nach Raven und zog ihn, an den Beinen, ein Stück Richtung Clark. Er war schwer, viel schwerer als er aussah und Chloe hatte große Mühe, seinen Körper vom Fleck zu bewegen.

“Nun helft mir schon, wir müssen ihn zu ihnen ziehen!”

“Chloe! Verdammt noch mal, jetzt sag was das hier werden soll!” fuhr Oliver sie laut an, der genug von ihrem Treiben hatte. Er konnte nicht im geringsten nachvollziehen, was seine Freundin mit dieser Aktion beabsichtigte.

“Vertraut mir doch einfach und macht was ich sage! Wir haben keine Zeit mehr, für lange Erklärungen,” lenkte Chloe ruhig ein und zog verbissen an Ravens Bein.

Oliver stieß zischend Luft aus, doch dann half er seiner Freundin. Auch AC und Viktor fassten nun mit an. Sie legten Raven einen halben Meter neben Sarah und Clark ab. Gespannt verfolgten die Anderen das Schauspiel. Was hatte Chloe nur vor? Warum sollte Raven so nahe an die Beiden heran? Und wozu in aller Welt, brauchte sie das Kryptonit?

“Fesselt ihn,” forderte Chloe und sah Oliver entschlossen an.

Der zog nur zweifelnd die Augenbrauen zusammen, doch er wollte nicht erneut widersprechen und ließ sich von AC ein Seil aus ihrer Ausrüstung reichen.

“Fixiert seine Schwingen, er darf nicht entkommen,” erklärte Chloe sachlich. Ihr Plan, für Sarahs Rettung stand. Sie war sich sicher, es würde funktionieren. Es hatte schon damals bei ihr und Lois geklappt, wieso sollte es nicht auch bei Raven funktionieren. Auch wenn Sarah tot war, ihr Blut würde noch immer die selbe Wirkung erzielen.

Während Oliver, AC und Viktor Ravens Körper mit Seilen eng festzurrten, umspielte Chloe ein Windhauch. Bart war neben ihr zum Stehen gekommen und hielt ihr das Geschoss, dass aus grünem Kryptonit bestand, entgegen.

“Hier,” meinte er knapp und ließ es sich von ihr abnehmen. Aufmerksam verfolgte er Chloes Handlungen.

Diese richtete ihren Blick nun auf Clark, der gerade mit schmerzverzerrtem Gesicht neben ihr zusammenbrach.
 

Eben noch hatte Clark Sarah in den Armen gehalten, sie an sich gedrückt und nichts um sich herum mehr wahrgenommen. Er spürte nicht das feuchte Gras unter seinen Knien, sah nicht die Dunkelheit um sich herum, hörte seine Freunde nicht, die schon lange hier, bei ihm, waren. Er spürte nur den Körper seiner Freundin in seinen Armen, sah ihre blasse Haut und fühlte, als er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte, wie die Wärme langsam aus ihrem Körper wich. Er sah das reglose Kind in ihrem Bauch, dass sonst so oft gegen ihre Bauchdecke getreten hatte. Die Tränen, die nun seine Wangen benetzten, hatte er nicht bemerkt. Alles schien so unecht. War das alles wirklich geschehen? Oder würde er gleich aufwachen, aus dem schrecklichsten Traum, den er jemals hatte? Es konnte nicht die Wirklichkeit sein! Er müsste doch viel mehr empfinden, wäre es die Realität! Sanft ließ er Sarah an seinen Oberschenkeln hinabrutschen und bettete sie vor sich ins Gras. Noch einmal sah er in ihr wunderschönes Gesicht und strich ihr eine Strähne ihres Haares von der Stirn. Warum endete dieser furchtbare Traum nicht?

Dann überkam ihn der Schmerz. Er kannte ihn, so oft hatte er ihn schon gespürt. Alles in ihm zog sich zusammen. Krämpfe durchfuhren jeden einzelnen Muskel seines Körpers. Er war nicht mehr in der Lage dazu, neben Sarah knien zu bleiben. Die Krämpfe schwächten ihn zu sehr. Es dauerte nur Sekunden und er brach neben seiner Freundin zusammen. Verkrampft sah er zu ihr. Wie sie da neben ihm lag, leblos und trotzdem wunderschön. Was geschah hier? Würde er auch sterben? Holte sie ihn zu sich? Oder würde er nun erwachen? Er richtete den Kopf auf. Nein, der Schmerz passte nicht in einen Traum. Es war der selbe Schmerz wie immer, irgendwo musste Kryptonit sein. Aber das bedeutete zugleich, dass alles wirklich passierte. Sarah war tot! Er würde tatsächlich nie wieder ihr Lächeln sehen, ihre sanfte Stimme hören oder gar ihre zarte Haut auf seiner spüren. Die Hoffnung, nur einen Traum zu erleben, erlosch mit der Erkenntnis, dass ihn in diesem Augenblick Kryptonit schwächte. Und diese Erkenntnis holte ihn aus seiner eigenen kleinen Welt, die er gerade gebildet hatte. Langsam lichtete sich die Dunkelheit, die ihn die ganze Zeit umgeben hatte. Sein Blick wurde für seine Umgebung wieder freigegeben.

Und sofort erfasste er die Situation. Raven lag neben ihm, gefesselt und von Viktor und Oliver festgehalten. Hinter ihnen standen alle seine Freunde und sahen zu ihm hinab. Was war hier los? Warum hielten sie Raven gefesselt? Er war doch tot! Genauso wie Sarah es war.

Dann spürte Clark eine warme Hand, die seine ergriff. Er blickte darauf und folgte dem fremden Arm, bis er Chloes Gesicht erkannte.

“Alles in Ordnung, Clark! Ich hole Sarah zurück,” hörte Clark seine Freundin flüstern.

Er presste die Kiefer aufeinander und prustete Luft aus. Die Krämpfe wurden stärker. Kraftlos drückte er seine Arme gegen den Bauch. Er war nahe an der Bewusstlosigkeit, doch kämpfte mit aller Kraft dagegen an. Unter keinen Umständen durfte er nun wegdämmern, er musste mitkriegen, was hier geschah. Was hatte Chloe vor?

Er beobachtete sie genau und sah, wie sie einen Gegenstand aus Kryptonit in ihrer Hand hielt. Das war also der Grund seines Zusammenbruchs. Er hatte Recht gehabt, mit seiner Vermutung.

“Chloe…” presste er zischend aus, doch er war nicht im Stande, mehr zu sagen. Warum schwächte sie ihn? Hatten sich seine Freunde etwa gegen ihn gewandt? Log Chloe? Wollte sie gar nicht Sarah helfen, sondern ihn umbringen?

Clark spürte wie ein stechender Schmerz in seine Hand fuhr, die eben noch sanft von Chloe gehalten wurde. Er blickte auf die Stelle, von der der Schmerz ausging und sah, wie Chloe ihm mit dem Kryptonit die Handinnenfläche aufritzte. Nun wurde ihm alles klar. Wieso hatte er nicht daran gedacht? Sofort keimte eine Hoffnung in ihm auf, die ihn alle Schmerzen vergessen ließ. Er sah zu, wie sich Chloe auch Sarahs Hand nahm und sie ebenfalls so weit aufschnitt, bis langsam Blut aus der Wunde sickerte. Dann beobachtete Clark, das Chloe das Kryptonit neben ihnen fallen ließ und zurück trat. Auch Oliver und Viktor hielten Abstand zu ihnen und ließen vorerst von Raven ab. Die Hoffnung die in Clark aufkam, ließ seine Kräfte steigern. Mit letzter Kraft richtete er sich auf und umschloss mit seiner verwundeten Hand die Hand Sarahs, um ihr Blut zu vermischen. Dann hielt er ihre Beiden Hände, zusammengedrückt, über Ravens Kopf. Er spürte, wie das warme Blut in seiner Handinnenfläche herab lief und die Schnittwunde pulsierte. Schon fiel der erste Tropfen. Er landete direkt in der Einschusswunde von Raven und augenblicklich glühte, das ihm bekannte, gelbe Licht auf, das sich langsam von der Schusswunde aus verbreitete. Clark sah verbissen auf Ravens Verwundung, während er krampfhaft Sarahs Hand umschloss und sie weiterhin über Raven hielt. Das Licht breitete sich aus und wurde heller. Es blendete und schließlich schloss es Sarah und ihn mit ein. Sie befanden sich nun in einer riesigen hellgelben Lichtkugel. Dann sah Clark, wie sich Ravens Wunde schloss. Ein erleichtertes Lächeln umspielte seine Lippen. Es klappte! Dank seiner und Sarahs gemeinsamer Kraft zu heilen, konnten sie Raven wiederbeleben. Es würde nicht mehr lange dauern und Clark könnte Sarah wieder lebend in den Armen halten. Nur wenige Augenblicke vergingen und auf Ravens Stirn war nichts mehr zu sehen. Noch ein letztes Mal flammte das Licht um sie grell weiß auf, dann, mit einem Knall, war es erloschen.

Clark ließ Sarahs Hand fallen und fiel erschöpft zur Seite. Er atmete ruhig durch. Wartete, dass seine Kraft zurückkehren würde.

Tatsächlich spürte er schnell, wie sein Körper von Wärme durchflutet wurde. Er hob seine Hand und beobachtete, wie der Schnitt sich schloss. Langsam richtete er seinen Oberkörper auf. Er blickte um sich. Seine Freunde standen in weitem Abstand zu ihnen, das Kryptonit lag neben Raven, es hatte seine Farbe und Wirkung verloren. Dann richtete er den Blick auf Sarah. Reglos lag sie da. Doch Clark hatte den Eindruck, dass die Blässe langsam aus ihrem Gesicht verschwand. Dann hörte er, wie jemand einen tiefen Atemzug nahm. Doch es war nicht Sarah. Verwirrt blickte er sie an, doch bei ihr tat sich nichts. Schließlich vernahm er ein röchelndes Geräusch, gefolgt von einem heiseren Husten. Clark sah zu Raven. Er war es. Sein Gegner kam zu sich und begann gegen die Fesseln anzukämpfen. Doch Olli und Viktor waren sofort bei ihm und drückten Raven fest zu Boden.

Sorgenvoll richtete Clark seinen Blick wieder auf Sarah. Er hob ihren Oberkörper etwas an und bettete ihren Kopf auf seinem Schoß. Sanft strich er ihr über die Wange. Sie hatte definitiv wieder mehr Farbe im Gesicht! Oder war es Einbildung? Wunschdenken? Nein, sie fühlte sich auch wärmer an! Er konnte dem Drang nicht widerstehen und setzte den Röntgenblick ein. Ihr Herz… es schlug! Langsam, aber es schlug wieder! Sein Blick glitt hinab zu ihrem Bauch und ein freudiges Strahlen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Auch der Kleine war am Leben!

Sachte beugte sich Clark zu Sarah hinab und drückte ihr einen liebvollen Kuss auf die Lippen. Sie waren weich und warm. Und… sie bewegten sich. Sie erwiderten ganz seicht seinen Kuss.

Er zog seinen Kopf ein paar Zentimeter zurück und sah sie liebevoll an:

“Sarah?” hauchte er besorgt.

Und da blickten ihm zwei grüne Augen entgegen und Sarahs schwaches Lächeln ließ ihn zum glücklichsten Menschen auf Erden machen.

Vorsichtig und dennoch fest, drückte er Sarah an seine Brust.

“Ich… ich liebe dich so sehr,” wisperte er überglücklich und nun waren es Freudentränen und Tränen der Erleichterung, die seine Augen verließen.
 

Aus müden Augen sah Sarah Clark an. Sie wusste was geschehen war, nachdem sie einen kurzen Blick in die Umgebung geworfen hatte. Nie hätte sie damit gerechnet, dass es Jemandem gelingen würde, sie wieder ins Leben zurückzuholen, nach dem, was sie sich vorgenommen hatte. Doch wieder mal war auf ihre Freunde verlass. Auch wenn Sarah ein anderes Ende geplant hatte, war sie erleichtert, noch am Leben zu sein. Zugleich wurde ihr klar, dass somit auch die Gefahr, die von Raven ausging, nicht vorbei war. Schnell verdrängte sie diesen Gedanken jedoch wieder. Im Moment war Raven bezwungen und sie und ihr Baby lebten. Das war das Wichtigste! Zudem lag sie in den starken Armen ihres Freundes, der sie so unendlich erleichtert, und gleichzeitig besorgt, ansah. Sofort überkam sie schreckliche Reue und ihr wurde bewusst, wie furchtbar sie ihn, mit ihrem Verhalten, verletzt haben musste. Langsam hob sie ihren Arm an, der sich einfach nur schwer anfühlte, und strich Clark sanft die Tränen vom Gesicht. Entschuldigend sah sie ihn an.

“Clark ich...”

Ihre Stimme war zu schwach. Sie bekam nur ein heiseres Wispern zu Stande. Sie seufzte und versuchte es erneut, während sie tief in seine Augen blickte, die sie so unergründlich ansahen.

“Ich... Es tut mir schrecklich leid! Ich... ich wollte dir nicht weh tun. Ich dachte, es würde dir alles einfacher machen!”

Sarah spürte wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Ihr Verhalten war nicht zu entschuldigen, sie würde es nie wieder gut machen können und konnte verstehen, wenn sich Clark von ihr abwenden würde.

“Sarah,” wollte Clark sie leicht kopfschüttelnd unterbrechen, doch sie sprach ihm dazwischen:

“Nein... warte. Ich... ich habe kein Wort, von dem was ich dir auf der Farm sagte, so gemeint! Ich liebe dich... mehr als du es dir vorstellen kannst!”

Sie bemerkte Clarks erleichterten Blick und vernahm das Lächeln, das seine Lippen umspielte. Mühevoll wollte sie sich aufrichten, um ihn zu küssen, doch es war ihr nicht möglich. Ein furchtbarer Krampf durchzog plötzlich ihren Bauch. Schmerzerfüllt verzerrte sie ihr Gesicht und drückte ihre Hände auf den Unterleib. Es tat so verdammt weh. Was war los mit ihr? Hatte sie die Wiederbelebung nicht so verkraftet, wie es hätte sein sollen? Woher kam dieser plötzliche Krampf? Flehend sah sie Clark an, als wolle sie ihn auffordern den Schmerz von ihr zu nehmen.

“Sarah?”

Hilflos blickte Clark sie an. Sie musste schreckliche Schmerzen haben. Aber warum? Er ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, dann wurde ihm klar, was gerade geschah.

Als hätte Chloe seine Gedanken gelesen, stürmte sie auf die Beiden zu und ließ sich neben ihnen auf die Knie fallen. Eindringlich sah sie Clark an:

“Clark, schnell, du musst sie ins Krankenhaus bringen. Sarah kann das Baby nicht allein zur Welt bringen!”

Clark nickte. Chloe hatte Recht. In diesem Fall blieb ihm nichts anderes übrig, als Sarah in die Obhut von Ärzten zu geben. Es ging schließlich um ihr Leben und das ihres Kindes. Hektisch nickte er Chloe zu und erhob sich, mit Sarah auf dem Arm. Sanft sah er sie an:

“Keine Sorge, Liebling! Gleich ist alles vorbei! Ich bringe dich jetzt ins Krankenhaus und dann wirst du bald den Kleinen im Arm halten.”

Aufmunternd lächelte er sie an, bevor er mit ihr loslief. Alles ging plötzlich so schnell, er hatte gar keine Zeit seine Gefühle zu sortieren. ‘Hoffentlich würde alles gut gehen,’ war das einzige, was er noch denken konnte.
 

Die Freunde standen verwirrt im Park. Alles war so erschreckend schnell von statten gegangen. Erst dieser furchtbare Anblick von Raven, Clark und Sarah. Dann Chloes merkwürdiges Verhalten, was zu dieser beeindruckenden Wiederbelebung geführt hatte. Und nun war Clark schon wieder mit Sarah auf dem Weg ins Krankenhaus, weil ihr Kind zur Welt kam. So viele Eindrücke preschten in kürzester Zeit auf alle ein, dass sie nun einen Moment schweigend, wie angewurzelt dastanden und nachdenklich in die Luft starrten.

Es war Lois, die als Erste das Schweigen durchbrach:

“Oooookayyyy,“ meinte sie lang gezogen und steckte ihre Hände in die Hosentaschen. Überlegend sah sie sich um. “Wohin jetzt mit dem Huhn?”

Lex konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er versuchte ernst zu antworten:

“Wir könnten ihn erst mal bei mir unterbringen. Ich habe noch Platz bei Luthor Corp. Im Keller befinden sich Zellen, da können wir ihn so lange einsperren, bis Devon ein Gegenmittel gefunden hat, um Sarahs Leben von Ravens zu trennen.”

Oliver nickte zustimmend und sah dann seinen Cousin an.

“Das klingt doch gut! Was schätzt du, wie lange du dafür brauchst, Dev?” wandte er sich an ihn.

“Naja, aus dem Blut konnte ich seine DNS schon von Sarahs trennen. Ich muss nur noch einen Weg finden, das in ihrem ganzen Körper so umsetzen zu können,” erklärte Devon nachdenklich und fügte hinzu: “Vielleicht ein bis zwei Wochen, wenn ich mich weiterhin nur darauf konzentrieren darf!”

Fragend sah er seinen Chef an. Lex nickte zustimmend:

“Sicher! Das geht erst mal vor!”

“Schön,” meinte Oliver und sprach dann zu der Justice League: “AC, Viktor, Bart, ihr habt gehört wohin wir Raven bringen sollen. Bitte erledigt das für uns, okay?”

Die drei nickten Olli zu und machten sich an die Arbeit.

“Ich werde ins Krankenhaus fahren,” äußerte Chloe nun aufgeregt. Sie machte sich Sorgen um Sarah und war neugierig auf das Baby.

“Ich komme mit dir,” stimmte Lana sofort ein.

Lois sah die Beiden an und erwiderte ihr Vorhaben mit einem einfachen:

“Jup! Bin dabei!”

“Wir auch, oder?” fragte Oliver und blickte Lex und Devon auffordernd an.

Beide nickten, auch wenn sie durchaus nicht scharf darauf waren, sich ihre Nacht im Krankenhaus um die Ohren zu schlagen. Doch scheinbar legten ihre Freundinnen viel wert darauf und so machten sie sich schließlich zu sechst auf den Weg.
 

“Sie haben es geschafft, Miss Fort,” hörte Sarah die Stimme der Hebamme. “Hier ist der kleine Mann!”

Ein lautes, kraftvolles Quäken ertönte im Kreissaal. Sarah hechelte, sie war vollkommen außer Atem, die Geburt hatte ihr die letzten Kräfte geraubt. Völlig fertig ließ sie ihren Kopf nach hinten in das weiche Kissen sacken. Sie konnte noch nichts von ihrem Kind sehen. Ein Laken war über ihre aufgestellten Beine gespannt und dahinter hatte die Hebamme gerade die Nabelschnur durchtrennt. Doch es war ein wundervolles Gefühl, das Geschöpf, dass sie so lange in sich getragen hatte, nun schreien zu hören. Eine Träne verließ ihr Auge. Sie ließ ihren Kopf zur Seite fallen und sah Clark an. Er nahm ihren Blick auf und strahlte über das ganze Gesicht. Sanft nahm er ihre Hand, die sich während der Anstrengung in seinen Unterarm gekrallt hatte.

“Du hast es geschafft,” meinte er liebevoll. Er hatte absoluten Respekt vor der Leistung, die seine Freundin in der letzten halben Stunde erbracht hatte. Alles war unglaublich schnell gegangen. Sarah hatte nur wenige Wehen gehabt und innerhalb von 15 Minuten war die Geburt vorüber. Sanft strich er ihr ein paar Schweißperlen von der Stirn. Dann wandte er den Blick von ihr ab und erblickte seinen Sohn. Ein warmes Gefühl des Glücks breitete sich in ihm aus. Die Hebamme hatte den Winzling in ein weißes Tuch gehüllt und erhob sich nun mit ihm. Sie trat an Clarks Seite und präsentiere das Baby.

“Das ist er. Gesund und munter. Herzlichen Glückwunsch!” gratulierte sie fröhlich. Sanft legte sie Sarah den Kleinen in den Arm.

Clark betrachtete das kleine Wesen liebevoll und das Lächeln, dass er auf seinem Gesicht trug, schien sich einbrennen zu wollen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, sein eigenes Kind zu sehen, in den Armen der Frau, die er so sehr liebte. Liebevoll stupste er mit dem Zeigefinger in die Handinnenfläche des Säuglings. Sofort schlossen sich die winzigen Finger um Clarks Fingerkuppe.

“Na, mein Kleiner,” flüsterte er strahlend und konnte den Blick nicht mehr von ihm abwenden.

Sarah drückte das Kind sanft an ihre Brust. Er war so winzig und wirkte dennoch so kraftvoll. Sie erkannte sofort, dass er die Augen seines Papas hatte. Zärtlich strich sie ihm über die Wange und vergaß alle Schmerzen der letzten Stunden. Es war nur noch pures Glück, das sie empfand.

“Er ist wunderschön,” hauchte sie und sah kurz Clark an, den sie nie glücklicher, als in diesem Augenblick gesehen hatte. Nichts in der Welt würde ihre kleine Familie nun mehr trennen können.



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