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Acervus

von

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Sphärenlehre

Es klingelte. Wie gewöhnlich kramte die junge Frau mit dem feuerroten Haar in ihrer Tasche, bevor sie das nervige Piepen abstellen konnte. Ihr Blick streifte ihre Wanduhr. Ein Uhr Nachts. Wer zum Teufel rief denn so spät an? Sie legte das Handy neben sich und las nochmal den Absatz zu ihrem letzten Experiment durch. Keine drei Sekunden später klingelte es erneut. Etwas verärgert entschloss sie sich, das Gespräch anzunehmen. „Ja, Hallo?“ „Hallo? Wer ist denn da?“, ertönte es von der anderen Seite der Leitung. Es war auch das Klirren von Metallen zu hören. „Hier ist Frederike!“ Sie erkannte sofort, mit wem sie sprach. Professor Doktor Helmut Schwarz war ihr Chemieprofessor – wenigstens stimmte diese Aussage zum Teil. Er war auch ihr Mentor für ihre magische Welt. Frederike März war keine gewöhnliche Frau, obwohl sie so aufgewachsen war. Sie wurde normal erzogen, ging zur Schule, hatte Freunde, war intelligent, und begann ihr Studium. Doch dann spielte ihre Welt verrückt. Geräte taten außergewöhnliche Dinge, die nicht möglich sein sollten, Menschen taten genau das, was sie ihnen sagte, ein Toaster spie sogar einen Feuerball, der sich in hunderte von Schmetterlingen verwandelte, als er auf sie zuraste. Und dann war es so plötzlich vorbei, wie es anfing. Schwarz ging damals auf sie zu und lud sie in eine der neun Traditionen von Magiern ein, die Söhne des Äthers. Er brachte ihr bei, die Magie mit Hilfe des Äthers, eine Substanz, die alles in der Welt miteinander verbindet, zu wirken und zu kontrollieren. „Herr Schwarz, was kann ich denn für sie tun?“ „Ah, äh, Frederike“, nuschelte er ins Telefon „ich…was wollte ich denn noch? Hast du für dein Examen gelernt?“ „Was?“ „Was?“ „Herr Schwarz, was möchten Sie?“ Frederike war es gewohnt, dass der alte Mann verwirrt war. Manchmal verwirrte er sie auch. „Die Nummer!“ „Welche Nummer?“ Die Stimme bebte vor Empörung. „Na, Frederike, die du anrufen sollst, wegen der Sache hier, mit der Waisen und so!“ „Welche Waise? Ich hab gar keine Nummer!“, gab sie ebenso empört wie verwirrt zurück. „Ach, dann wollte ich dir die Nummer geben! Die gehört zu einem anderen Ätheriten, aber wie der nun heißt, dass weiß ich auch nicht, ich schätze, dass war irgendwas mit R. Röger oder Rieger oder so.“ „Wie der Nazi?“ „Welcher Nazi? Wovon redest du denn jetzt schon wieder?“ „Na, der Nazi Rieger, aus Niedersachsen!“, erklärte die Rothaarige geduldig. „Äh, ja, ich schätze, so. Na, du sollst ihn anrufen un-“ „Wen?“ „Rieger.“ „Den Nazi?“ „Welchen Nazi?“ Jetzt war Schwarz völlig verwirrt. „Na, Jürgen Rieger!“ „Ich dachte, er heißt Markus!“ „Wer?“ „Na, den Rieger den du anrufen sollst!“ „Ach so, sagen Sie das doch gleich!“ Frederike zupfte an ihrem Jogginganzug und machte es sich bequem. Dieses Gespräch würde wohl länger dauern. „Das hab ich doch. Also wirklich.“, entgegnete der Professor genervt. „Das musst du jedenfalls schnell tun, damit ihr euch im Gildehaus vorstellen könnt.“ „Ich dachte, es geht um eine Waise?“ „Äh, ja, genau. Die müsst ihr finden und dann könnt ihr euch vorstellen. Da war doch noch etwas…Ach ja, hinter ihr ist vielleicht, möglicherweise, aber auch nur möglicherweise eine Maraudeurin her. Deswegen müsst ihr euch beeilen.“ „Die, mit den Tentakeln?“ „Frederike, wie oft denn noch? Maraudeure haben keine Tentakeln!“, erklärte er seiner Tutandin erneut. Doch sie ließ sich nicht beirren. „Natürlich haben Maraudeure Tentakeln!“ „Äh, naja, nicht alle.“ „Sehen Sie! Ich habe Recht.“ „Auf jeden Fall“, erhob er seine Stimme „hat dieser Auftrag oberste Priorität für euch drei, damit ihr im Gildehaus aufgenommen werdet.“ „Wieso denn drei?“ „Na, du, der Nazi und der Vogelmann.“ „Welcher Vogelmann?“ „Äh, der Baumtänzer, der immer darum hüpft und so.“ „Sie meinen einen Verbena?“ Frederike wusste, dass die Verbena, eine weitere Tradition der Magier, sehr naturverbunden war. „Ja genau. Der soll euch noch helfen. Mit dem gründet ihr eure Kabala. Sagt der von oben. Irgendeine neue Traditionspolitik.“ „Und wieso Vogelmann?“ „Ja, der heißt irgendwie so.“ „Und wie sollen Rieger und ich den finden?“ „Wer ist Rieger?“ „Nicht der Nazi!“ „Wie?“ „Wie wir den Vogelmann finden, Herr Schwarz!“ Langsam bekam Frederike Kopfschmerzen. „Ja, ich hab doch die Adresse. Deswegen musst du doch nicht so laut werden.“ „Tut mir leid, Herr Schwarz.“ „Das will ich auch hoffen.“ „Haben Sie denn auch die Adresse der Waisen?“ „Ich bin doch nicht die Auskunft, ich darf doch sehr bitten, meine Liebe!“, empörte sich Schwarz. „Aber die Adresse des Vogelmanns haben Sie!“ „Nun wird mal nicht frech!“ „Entschuldigung.“ „Gut, so, ich muss jetzt auch auflegen. Und denk an dein Examen!“ „Was? Das ist doch noch gar nicht!“ „Willst du nachher arbeitslos sein?“ „Natürlich nicht, Herr Schwarz.“, gab sie zurück. „Na, dann lern auch vernünftig.“ „Aber ich soll doch die Waise finden!“ „Ja, aber deswegen darfst du nicht das Studium schleifen lassen. So nicht, Frederike.“ „Ja, Herr Schwarz.“ „Na, dann gute Nacht. Und ruf nicht immer so spät an!“ „Ich hab doch gar nicht angerufen!“, meckerte sie das Telefon an, denn der Professor hatte schon aufgelegt. Sie steckte ihr Handy weg, las den vorher angefangenen Absatz zu Ende und legte ihre Arbeit sorgfältig zur Seite. Danach zog sie sich um. Morgen hatte sie immer noch genug Zeit, diesen Rieger anzurufen.
 

Max hechtete mit einem Sprung in die U-Bahn, kurz bevor sie losfuhr. Außer Atem setzte er sich zwischen eine alte, fette Frau, die einen süßlichen Geruch von Alkohol und Katzenpisse verbreitete und einer aufgeregt telefonierenden Tussi. Genervt schaute er sich die Werbeanzeigen an, doch etwas Interessantes entdeckte er nicht. Er hasste es, nach der Uni mit U- und S-Bahn zurück nach Bernau zu fahren, denn das größte asoziale Pack begegnete einem dort. Ganz besonders, wenn er nachts zurückfuhr, weil er es nicht unterlassen konnte, Vera einen Besuch abzustatten. Er schüttelte seine Dreads und schloss die Augen, als sein Handy vibrierte. „Ja, Max hier.“, antwortete er routiniert. „Hallo, Max“, ertönte die helle Stimme seiner Mutter „ich hab heute vergessen Milch zu kaufen, würdest du bitte noch welche mitbringen?“ „Ja, kann ich machen, Mama.“ „Aber die gute Bio-Milch, nicht so ein Billigprodukt, okay.“ „Ja, Mama, ich weiß.“ „Gut, Dankeschön, ich liebe dich.“ „Ich dich auch, bis gleich.“ Er drückte auf die rote Taste seines Handys und schaute sich um. Der nächste Laden, von dem er wusste, dass er Bio-Milch um diese Uhrzeit noch verkaufte, war in der Nähe von Kreuzberg. Missmutig stieg er an der U-Bahn-Station aus, versteckte seine Wertsachen und hoffte, dass ihm keine volltrunkenen Asis begegneten. Tatsächlich war er überrascht, wie ruhig es diese Nacht war. Ohne Pöbeleien kam er zum laden hin und sogar wieder zurück. Es war kurz vor Eins. Er setzte sich auf die Bank neben den Kiosk und stellte die Tüte neben sich ab. Kaum saß Max, hörte er Schritte die Treppe herunterlaufen. Er warf einen gelangweilten Blick in Richtung Ausgang und sah eine ganze Gruppe voller Nazis bedrohlich auf ihn zugehen. Er merkte, wie sein Herz anfing zu rasen und er war sich ziemlich sicher, dass man es noch von weiter Entfernung hätte hören können. Max schnappte sich die Tüte und verzog sich in die entgegengesetzte Richtung. Er wusste, so wie er aussah, war er in dieser Gegend nicht gerne gesehen. Und der Abschaum vom Abschaum würde auch etwas unternehmen, um ihn nicht mehr sehen zu müssen. Weiter zielgerichtet folgten ihm die Nazis, dabei waren sie jedoch schneller als er. Genau im richtigen Moment fuhr die nächste U-Bahn ein. Max war keine zwei Schritte von der Tür entfernt, ging geradewegs auf sie zu, als sich die Faschisten sich ihm in den Weg stellten. Verdammt, dachte er, und ging einen großen Schritt zurück nach hinten – und lief direkt gegen einen Betonpfeiler. Er blickte nach rechts, nach links, beide Wege waren ihm versperrt. Sein Herz pochte nun noch lauter. Einer der Größeren ging direkt auf ihn zu, gerade hatte er seine Hand noch am Gürtel, jetzt hielt sie schon eine scharfe Klinge in der Hand. Max reagierte ohne nachzudenken. Er ließ die Tüte fallen, zog seinen reich verzierten Dolch aus seiner Tasche und wollte zur Seite ausbrechen, als er links in die Rippen einen heftigen Schlag bekam und zusammensackte. Dem nächsten Schlag konnte er gerade so ausweichen, um einen weiteren in Gesicht zu kassieren. Irgendjemand hat ihm auch den Doch aus der Hand geschlagen. Der Typ, der das Messer gezogen hatte, packte den Metaler und zog ihn am Kragen hoch, gegen den Pfeiler. Die Messerspitze berührte seine Bauchdecke und bohrte sich leicht herein. Die anderen Nazis jubelten ihm zu, lachten schäbig. Max blickte in die Augen seines Angreifers und sah seine Freude an der Gewalt, die er ausübte. Max wollte schon sein letztes Gebet gen Walhalla schicken, als er einen frischen Wind bemerkte und der Nazi anfing, aus der Nase, den Ohren und den Augen zu bluten. Auch die anderen bemerkten es, starrten ihren Freund an und entschlossen sich, so schnell wie es ihnen möglich war, zu laufen. Denn es kam nicht nur tropfenweise, es floss schnell und plötzlich lag eine rote Suppe am Boden. Max schubste den Nazi von sich weg, holte seinen Dolch wieder und blickte hoch. Er wusste, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Von dem anderen Eingang kam ein Mann herunter. Er war glatzköpfig und trug dunkle Kleidung, sein Blick war starr und Max konnte schwören, dass seine Augen kurz rot aufblitzen. Sein Herz pochte nicht mehr, es setzte für einige Sekunden aus. Denn schlimmer als ein Haufen Nazis war jemand, der einen Haufen Nazis verschreckte. Ohne sich weiter um die Milch zu kümmern, lief er den anderen Nazis nach.
 

Pochen. Schmerzen. Pochen. Schmerzen. Pochen. Nancy rieb ihre verschlafenen Augen und blinzelte in die Dunkelheit. Ein vertrauter Geruch von Alkohol und Rauch trat ihr in die Nase. Sie stöhnte, strich ihre blonden, verwuschelten Haare aus dem Gesicht und setze sich langsam aufrecht hin. Kurz kam ihr die gewohnte Übelkeit hoch, sie schloss kurz die Augen und stand dann auf. Sie zog sich ihre Stoff Hot Pants und ein kurzes Shirt an, schlich in die Küche und hatte sich mit einigen routinierten Griffen sich ein Katerfrühstück bestehend aus einer Tasse Kaffee und zwei Aspirin gezaubert. Mit dem Kaffee in der Hand stellte sie sich vor den Balkon und schaute auf die Straße herunter. Es war nach ihrem Zeitgefühl genau 00:58 Uhr. Sie genoss die Stille, die die Nacht mit sich brachte. Sie hatte verdammt lange geschlafen. Es war aber auch eine verdammt lange Party. Nancy konnte sich nur bruchstückhaft an Sachen erinnern, aber sie hatte sich auch noch nie vollständig an eine Party erinnern können. Sie blickte wieder hinab zur Straße. Gerade liefen einige Skinheads aus der U-Bahn-Station und Nancy schmunzelte auf sie hinab. Hatten sie sich wohl mit den falschen Türken angelegt. Sie sah aus den Augenwinkeln einen weiteren Typen, blutverschmiert, aus der Station rennen, als sie sich umdrehte. Auf dem Rückweg in ihr Zimmer stoppte sie kurz. Irgendwas kam ihr merkwürdig vor. Stille. Leicht runzelte sie ihre Stirn, drehte sich um 45° und ging auf Zehenspitzen zu der geschlossenen Tür hin. Dafür, dass ihr Bruder Mike normalerweise bis um Eins noch wach war, um X Box Spiele zu spielen, war es verdächtig leise in der Wohnung. Ihre Mutter würde erst gegen Sechs Uhr kommen, aber diese Stille war verdächtig. Vorsichtig öffnete sie die Tür. „Mike?“ Nancy bekam keine Antwort. „Ey, Mike, schläfst du schon?“ Sie betrat den Raum. Die spärliche Beleuchtung aus dem Flur ließen die Schatten größer werden. „Mike?“ Das Zimmer war leer. „Mike!“ Nancy ging zurück zu ihrem Zimmer und kramte nach ihrem Handy, welches sie schlussendlich in ihrem Paillettentop zusammen mit ihrem String fand. Sie tippte Mikes Handynummer ein und wählte. In der absoluten Stille hörte man das Vibrieren unter der Bettdecke. „Verdammt, ey!“ Langsam machte sich Nancy sorgen. Dieses Verhalten war untypisch für ihren sonst so zuverlässigen Bruder. Sie zog sich an und band ihre Locken zu einem lockeren Zopf zusammen, schnappte sich ihre Kunststofflederjacke und die Autoschlüssel ihrer Mutter. Dann musste sie Mike eben so suchen. Sie fuhr zu seinen Stammkneipen, jedoch konnte ihr niemand weiterhelfen, niemand hatte Mike seit ein paar Tagen gesehen. Um 04:32 versackte Nancy in der letzten Kneipe, in der nach Mike gesucht hatte. Der Wirt starrte Nancy an, welche inzwischen eher aufreizend auf dem Tresen lag als vor ihm saß und inzwischen ziemlich betrunken, an, als er ihr den nächsten Absinth einschenkte. Die Blondine schloss kurz die Augen und als sie sie wieder aufmachte, traute sie ihnen nicht mehr. Letzte Nacht meinte sie auch schon dieselbe Halluzination gehabt zu haben. „Hey, disch kenn ich doch!“, lallte sie ihrer Einbildung entgegen. „Ja, ganz Recht.“, schnaufte eine ziemlich verranzte Tinkerbell. Ihr Kleid war zerfetzt, ihre Haare verfilzt, ihr Körper schmutzig. Ein Albtraum für jedes Kind. „Und da du gestern wohl nicht gut genug aufgepasst hast, erkläre ich es dir netterweise noch einmal.“ Mit ihren kleinen Füßen stampfte sie auf Nancys Nase zu. „Du bist eine Zauberin und-“ „So ein Scheiß, ey! Erzähl nix, sowas gibt’s gar nischt!“, unterbrach die Betrunkene. „Du hörst mir jetzt gut zu! Wie erklärst du dir, dass dir immer wieder merkwürdige Zukunfts- und Vergangenheitsvisionen bekommst? Wie kannst du so weit sehen? Wieso spielt die Zeit bei dir so verrückt? Weil du Magie wirken kannst! Du musst es nur wollen und nicht dich so weit dicht saufen, dass du nichts mehr hinbekommst!“ Nancy war beeindruckt. Noch nie hatte sich eine Halluzination so echt angefühlt. Sie spürte, wie die Fee wütend auf ihre Nase klopfte. „Du willst deinen Bruder finden? Dann konzentrier dich und verfolge ihn! Magisch!“ „Das kann isch doch gar nischt, man.“ „Und ob. Versuch es. Jetzt!“, forderte die aufgebrachte Disneyfigur. Nancy versuchte sich daran zu erinnern, was Mike gemacht hatte. Aber es passierte nichts. Sie wollte die Fee schon auslachen, als sie von einer Vision übermannt wurde. Mike, wie er das Haus verlässt. Wie er in die U-Bahn steigt. Wie er völlig starr aus Berlin rausfährt. Und dann war sie auch wieder weg. Ihr Kopf lag schlaff auf dem Tresen, ihr leeres Glas war umgekippt. „Na, siehst du, geht doch. Und glaubst du mir jetzt?“ „Ja, ja, das war voll krass!“ Die Fee deutete auf einen Stift und eine Servierte. „Nun schreib Folgendes auf: Die grüne Fee gibt es wirklich. Ich bin eine Zauberin. Nancy Reimers. Los, schreib das auf!“ Nancy tat, wie ihr geheißen und krakelte auf der Servierte rum. „Nun steck sie dir da rein“ die Fee deutete auf Nancys Ausschnitt. „und trink nicht mehr so viel. Du bist total abgefuckt!“ Und damit verschwand sie auch. Nancy blickte sich nochmal um, steckte die Servierte zwischen ihre Brüste, fiel fast vom Stuhl und machte sich auf den Weg nach Hause. Sowas wie Magie gab es doch gar nicht, oder?

Entropie

Frederike wachte wie jeden Morgen um Punkt Acht Uhr auf. Sie duschte, zog sich an und ging frühstücken. Ihr Lieblingsoutfit war ihr Adidas-Jogginganzug, wobei sie die Markenzeichen mit Bio-Hazard-Patches übergenäht hatte. Ihre roten Haare standen wild in alle Richtungen ab, eine Strähne sah sogar ein wenig angesengt aus. Für ihr Äußeres hatte sie nicht viel übrig, ihr war es einfach egal. Sie aß ihr Toast auf und meinte dann, dass der Anruf, der laut Schwarz so dringend war, jetzt getätigt werden konnte. Rieger war der erste Ätherit, abgesehen von ihrem Mentor, den sie kennenlernte. Sie wählte seine Nummer und wartete. „Ja?“ Im Hintergrund konnte sie ein leises Hämmern vernehmen. „Rieger-Gieger! Hallo! Wie geht es dir?“ Markus Rieger war verwundert. Wer zum Teufel war das? Hatte er gestern etwa der Tuse seine Nummer gegeben? „Wer ist da?“, fragte er forsch nach. „Hier ist Frederike. Du bist doch Rieger-Gieger, oder?“ Wer war Frederike? Und wieso nannte sie ihn Rieger-Gieger? „Keine Ahnung, wer du bist, aber ich schlaf nicht noch mal mit dir!“ Ein lautes Geräusch unterbrach das Gespräch. Es klang verdammt nach einem Akkuschrauber. „Äh, okay, ist gut. Aber ich rufe im Auftrag von...“ Ihre letzten Wörter gingen im Bohrgeräusch unter. „Was?“ „Wie was?“ „Was du willst! Ich bin grad beschäftigt.“ „Ich ruf im Auftrag von Herrn Schwarz an!“ Etwas klingelte bei Markus. War Schwarz nicht der alte verwirrte Mann mit den zotteligen weißen Haaren, der bei den Söhnen des Äthers war? „Der mit den zotteligen Haaren?“ „Ja, der…ey, wie redest du denn? Beleidigst du ihn etwa?“ „Was, nein. Also, was willst du denn nun?“ Markus legte den Akkuschrauber weg und betrachtete seine neue Starkstromsteckdose. Ein kleines Meisterwerk, befand er. „Wir sollen zusammenarbeiten, Rieger-Gieger. Wir sollen eine Waise einsammeln und vorher noch einen anderen holen, der uns helfen soll.“ „Ja, äh, gut. Weißt du, wie wir ihn finden?“ „Ja, ich hab seine Adresse.“ „Alles klar. Wo wohnst du?“ „Äh, ich muss eh noch zur Uni, lass uns in drei Stunden bei der TU treffen. Da beim Parkplatz auf der Treppe Weißt du wo das ist, Rieger-Gieger?“ „Ja, bis dann.“ „Tschaui! Nein halt! Woran erkenn ich dich?“ „Vertrau mir, wenn du mich siehst, weißt du es. Clear Ether!“ „Clear Ether!“
 

Max wachte verschwitzt auf. Sein Kopf schmerzte, die Rippen taten ihm weh. Vorsichtig setzte er sich auf. Bruchstückhaft erinnerte sich an die letzte Nacht. Die Nazis, das Blut, der kahlköpfige Typ. Seine Augen, leer und rot. Max schüttelte sich. Der Rückweg war verschwommen, er wusste nicht einmal, wie er es ins Bett geschafft hatte. Als er an sich herunterblickte, sah er seine Blutverschmierten Klamotten. Er zog sein Shirt aus, unterdrückte einen stumpfen Schrei. Im Spiegel sah er die blauen Flecken und sein grün-gelbes Auge. Hoffentlich hatten seine Eltern ihn so nicht gesehen. Er stand unter Schmerzen auf und begab sich zu seiner Fensterbank. Auf ihr fand man die seltensten Kräuter und Pflanzen. Sie blühten prächtig, ohne dass viel Licht in den Kellerraum hinein kam. Er nahm eine kleine Schale, in der er verschiedene Kräuter mischte, nahm seinen Dolch und schnitt sich ohne zu zögern in die Handfläche. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen und dann hielt er seine Hand über die Schale, ließ das Blut langsam hinein tropfen. Er mischte alles zusammen und trug sich die Paste auf das Auge, die Rippen und die Schnittwunde. Er murmelte einen Ruf an Odin und wartete. Er beobachtete die Wunde, die sich langsam schloss. Für einen kurzen Moment war er einfach nur dankbar, dass er sich selbst heilen konnte. So konnte er unangenehmen Fragen leicht aus dem Weg gehen. Er sprang unter die Dusche und überlegte seine nächsten Schritte. Plötzlich erfasste ihn Panik. War da eine Kamera gewesen? Würde die Polizei ihn jetzt suchen? Es muss ja so ausgesehen haben als hätte er den Nazi umgebracht. Und was noch viel schlimmer war: Würde ihn die Technokratie jetzt suchen? Sein Herz pochte. Die Technokratie machte Jagd auf Leute wie ihn, Leute, die die Realität nach ihrem Willen veränderten. Sie sahen es als Verbrechen an, dass man den normalen Leuten antat, die in magischen Kreisen genannten Schläfer. Wie sollte er aus diesem Schlamassel nur herauskommen? Sein erster Gedanke war Fritz. Fritz war sein Mentor, der sich um ihn kümmerte, als er erwachte. Sie kannten sich durch seinen Großvater, die beiden waren lange Zeit Jagdfreunde gewesen. Max lief zum Telefon und wählte. „Fritz Paulsen.“ „Hey, Fritz, hier ist Max. Mir ist etwas ganz Dummes passiert.“, schoss es schnell aus seinem Mund. „Was hast du denn jetzt wieder angestellt?“ „Also, ich war gestern in Kreuzberg, da waren Nazis, die wollten mich verprügeln, aber bevor ich etwas tun konnte, war da dieser kahlköpfige Typ, der hat das ganze Blut magisch aus dem Nazischwein laufen lassen!“ Man konnte fast hören, wie Fritz mit den Augen rollte. „Weißt du nicht mehr, was ich dir beigebracht habe? Darüber kannst du doch nicht am Telefon reden!“ „Ja, aber ich glaub, da war eine Kamera, die alles aufgezeichnet hat!“ „Was lässt du dich auch immer mit solchen Typen ein!“ „Was mach ich, wenn die Technokratie jetzt vor meinem Haus steht? Oh, Gott…“ „Bleib erst mal ruhig. Auf solchen Videos kann man sowieso nicht viel erkennen. Die Technokratie müsste ja erst ein mal einen Tipp bekommen. Also durchatmen, wahrscheinlich ist gar nichts los. Sei einfach vorsichtig und stell keinen Blödsinn an und verfall nicht in Panik. Mach einfach nichts Dummes.“, warnte ihn sein Mentor. „Ja, danke, Fritz. Ich muss jetzt auch los.“ „Ja, gut, und nicht mehr übers Telefon!“ Max legte auch und atmete durch. Er musste sich jetzt schützen und dafür brauchte er eine richtige Waffe und er wusste auch schon, wo er die herbekam.
 

Frederike wartete geduldig auf der Treppe der TU Berlin. Rieger war schon eine halbe Stunde zu spät. Zumindest hatte sie noch keinen Ätheriten gesehen. Sie wollte gerade ihn noch mal anrufen, als ein großer merkwürdig aussehender Typ auf sie zukam. Er hatte lange, rot- und schwarzgefärbte Dreads, nur eine eisblaue Kontaktline, das andere Auge war dunkler. Er trug schwarze Gothic-Klamotten und einen langen Ledermantel, dazu Plateauboots mit Metallverzierungen. Doch sie erkannte ihn an der Schweißerbrille. Alle Ätheriten hatten im Laufe ihrer Ausbildung eine modifizierte Brille herstellen müssen. Frederike hatte ihre auch in ihrer Jogginghosentasche. Sie goss etwas Tee in den Deckel ihrer Thermoskanne und hielt ihn in Richtung des Mannes. Jetzt erst sah sie, dass er schon etwas älter sein musste. „Tee, Rieger-Gieger?“, bot sie ihm mit hochgezogener Augenbraue an. Rieger tat es ihr nach. „Nein, danke. Du bist also Frederike.“, musterte er sie. Irgendwie empfand er sie als Freak. Vielleicht wegen dem Bio-Hazard-Zeichen. „Dann nicht.“ Frederike trank selbst einen Schluck. „Mhmm.“ „Also, was sollen wir tun?“ „Wir sollen einen Verbena kontaktieren und dann ganz Berlin nach einer Waisen absuchen.“ Markus griff nach hinten in seinen Rucksack, um sich ein Bier rauszuholen. Dabei blitzte unter seinem Mantel ein etwas größeres Gerät auf. „Also, wohin geht’s denn?“ „Wir müssen ein Stück aus Berlin raus, aber das ist kein Problem, ich hab `n Defender.“ „Na, dann los.“ „Möchtest du wirklich keinen Tee?“ Frederike verzog erneut das Gesicht. Markus winkte ab. „Ich hab mein Bier.“ „Na gut.“ Frederike packte die Thermoskanne ein, holte ihre Schlüssel raus und ging zum Wagen. „Bitte Einsteigen, Rieger-Gieger.“
 

Nancy hatte es wieder geschafft ohne Unfall und Polizeikontrolle nach Hause zu kommen. Mit Kopfschmerzen stand sie aus ihrem Bett auf, schlenderte zu ihrem Katerfrühstück. Als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um an neues Kaffeepulver zu kommen, welches hoch im Schrank stand, fiel ihr etwas aus dem Dekolleté. Sie brühte den Kaffee auf und schluckte ihre zwei Aspirin herunter, dann nahm sie die Servierte in die Hand. Sie las die Worte und war sich nicht sicher, ob sie sie verstand. So etwas wie Magie, das gab es gar nicht. Aber Nancy konnte nicht abstreiten, dass etwas mit ihr passierte. Wahrscheinlich wurde sie verrückt. Trotzdem…sie hatte gestern etwas gesehen, es musste also funktionieren. Mit Skepsis betrachtete sie ihre Flasche Absinth. Normalerweise würde sie nie um 11:41 Uhr trinken. Heute schon. Sie goss sich ein Glas mit der grünen Flüssigkeit ein, verdünnte es mit Wasser. Schnell holte sie Noch Einen Löffel mit Zucker und zündete ihn an. Der Alkohol brannte in ihrer Kehle. Nancy trank das Glas aus und setzte sich zurück. Sie versuchte, sich auf Mike zu fokussieren. Sie sah Bilder von der U-Bahn, wie er ausstieg und sich merkwürdig bewegte. Irgendwie steif. Dann sah sie eine lange Straße, ein Schild. Es war ein Ortsschild. Bernau. Nancy erwachte aus ihrer Trance. Was wollte Mike in so einem Vorort? Sie stand auf, stolperte beim Zurückgehen in ihr Zimmer fast über ihre Katze Kitty, die sie daraufhin anfauchte und ins Wohnzimmer verschwand. Nancy duschte, machte sich fertig und beeilte sich dieses Mal sogar. Knapp Einundfünfzig Minuten hatte sie dafür nur gebraucht. Nancy nahm die Autoschlüssel des alten Golfes und fuhr los.
 

Markus und Frederike standen vor einem alten Backsteinhaus in Bernau. An den Fensterläden hingen Blumenkästen mit Kräutern, der Vorgarten war gepflegt und sauber, kein Blatt lag auf dem Rasen, obwohl der Herbst kurz bevorstand. „Sind wir hier richtig?“, wand sich Markus an seine Begleiterin, die gerade ihren Jogginganzug wieder etwas straffte. „Das ist jedenfalls die Adresse.“ Neben der Klingel war ein großes, weißes Schild mit der Aufschrift ‚Rabe-Wolle, reine Bio-Wolle‘. Frederike wusste jetzt, was Schwarz mit Vogelmann gemeint hatte. Sie klingelte. Eine ältere Frau mit krausen Haaren öffnete die Tür. „Ja, was kann ich für Sie tun?“ „Hallo, Frau Rabe, wir wollen zu ihrem Sohn.“ „Oh, Maximilian ist momentan nicht zu Hause, soll ich ihm etwas ausrichten?“ Frau Rabe musterte die beiden Ätheriten argwöhnisch. Solche komischen Leute sah man in Bernau eher selten. „Nein, wir warten hier solange.“ Frederike sah zu Markus hinüber, der sich im Hintergrund die nächste Bierdose öffnete. „Darf ich Ihnen einen Tee anbieten?“ Blitzschnell hatte Frederike ihre Teekanne gezückt. „Der schmeckt echt gut!“ Frau Rabe runzelte die Stirn. „Nein, danke. Wenn ihr mich entschuldigt, ich hab noch etwas zu tun.“ Vorsichtig schloss sie die Tür und ließ Markus und Frederike davor stehen. „So eine Unverschämtheit!“, pöbelte Frederike die Tür an und wand sich dann Markus zu. „Tee?“ Markus deutete auf sein Bier. „Hab schon, danke.“ Frederike verzog ihr Gesicht und trank den Tee selbst. Sie setze sich auf die Bordsteinkante und schaute ungeduldig die Straße runter. Markus lehnte sich gegen den Defender. Nach Minuten des Stillschweigens stand Frederike auf und ging wieder zum Haus zurück. „Ja?“ Frau Rabe öffnete erneut die Tür. „Ich dachte mir, wo ich jetzt doch ein wenig Zeit habe, da könnte ich mir doch auch Wolle kaufen, für `nen Schal oder so.“ Skeptisch guckte Frau Rabe sie an. „Was haben sie denn so für Wolle?“ „Einen Moment, bitte.“ Die ältere Dame schloss die Tür, um dahinter an einen Korb zu kommen, den sie Frederike überreichte. „Das ist reine Schafswolle.“ Frederike sah verschiedene weiße Knäuel und ein paar Pastell gefärbte. „Sind die nicht gefärbt?“ „Ja, aber ganz ohne Chemie!“ „Haben Sie nicht auch ein paar mit Chemie?“ Frau Rabe deutete auf das Schild. „Woher kennen sie Maximilian noch mal?“, fragte sie nach. „Oh, wir sind Freunde. Haben sie denn Wolle mit den Glitzerpartikeln?“ „Ich verkaufe reine Bio-Wolle!“ „Oder vielleicht weichere Wolle? Die besser verarbeitet ist, damit sie nicht so kratzt?“ „Jetzt seien Sie hier mal nicht frech!“ Frederike nahm eines der Knäuel in die Hand. „Seien Sie nicht so frech, wir sind immerhin Freunde ihres Sohnes!“ „Also, das gibt es ja gar nicht!“ Frau Rabe war entsetzt. „So etwas Unverschämtes ist mir ja noch nie untergekommen! Ich rufe jetzt Maximilian an und Sie gehen runter von meinem Grundstück!“ Frederike zog ihre Augenbrauen zusammen und warf mit dem Knäul nach der Frau. „Sie sind frech! Jawohl!“ Damit kehrte sie auf dem Absatz um und ging zurück zu ihrem Wagen. „Die hatte nicht mal schöne Farben.“, meinte sie zu Markus, der sie nur schelmisch an schmunzelte.
 

Es roch fantastisch. Auf dem kleinen Kaffeetisch standen frisch gebackene Kekse und zwei Gläser mit warmer Milch. „Danke, Oma.“ Die kleine, alte Frau setzte sich neben Max. „Nun erzähl mal, wie läuft dein Studium denn so?“ „Ach, an sich ganz gut.“ „Schreibst du denn auch gute Noten, mein Lieber?“ „Ja, klar.“, log Max seiner Oma ins Gesicht. Gestern war eine der seltene Male, dass er bei der Uni zu Besuch war. „Oma, ich wollte dich etwas fragen. Und zwar wollen ein paar Freunde und ich jagen gehen, und da dachte ich mir, ob du mir nicht Opas alte Waffe leihen könntest?“ „Jagen? Ach, du meine Güte. Es ist doch bald Herbst, da lohnt sich das doch gar nicht mehr!“ „Natürlich lohnt sich das noch. In Opas altem Jagdgebiet waren immer Rehe und so da.“ „Ja, aber das gehört doch jetzt dem Försterverein, da könnt ihr doch nicht einfach jagen gehen!“ Max stöhnte innerlich. Er hätte nicht gedacht, dass seine Oma solche Anstalten machen würde, eine Waffe herauszurücken. „Ach Oma, wir haben das alles schon abgeklärt und so.“ „Ja, aber ich kann dir doch nicht einfach eine Waffe geben! Weißt du überhaupt wie man damit umgeht?“ „Natürlich weiß ich das!“, empörte sich Max. „Ich hab doch damals immer mit Opa gejagt!“ „Also, ich weiß nicht so recht. Ich hab auch nicht mehr die Waffen, nur noch eine Glock oder so.“ „Aber das reicht doch schon, bitte, Omi.“ „Also, du kannst doch mit einer Glock nicht jagen gehen!“ Max nahm sich einen Keks, tauchte ihn in Milch ein und biss ab. „Hab ich dir schon gesagt, wie lecker deine Kekse sind?“ „Also, du musst dich nun auch nicht einschleimen!“ „Das tue ich gar nicht. Die schmecken wirklich sehr gut!“ „Ach, einmal besuchst du mich und dann willst du etwas. Das finde ich nicht sehr nett. Und ich hatte mich so gefreut, dass du jetzt da bist.“ Max überkam ein schlechtes Gewissen. Aber er brauchte nun mal ganz dringend eine Waffe. „Oma, ich komm dich jetzt auch viel öfter besuchen. Aber wir wollen wirklich jagen gehen und da kann ich doch nicht ohne eine Waffe auftauchen!“ Die Oma atmete laut aus. „Aber dann bekomm ich noch Ärger von deinem Vater, wenn ich dir einfach so eine Waffe gebe!“ „Oma, ich möchte jagen gehen. Und Papa weiß bescheid, sonst wäre ich nicht hier! Du kannst ihn gerne anrufen.“ Max biss sich auf die Lippe. Das hätte er nicht sagen sollen. Wenn sie ihn wirklich anruft, dann konnte er sich auf eine Menge Ärger einstellen. „Na, ich vertraue dir schon. Wenn du meinst, unbedingt mit einer Glock jagen gehen zu müssen, dann musst du das tun. Aber sei bloß vorsichtig, ja?“ „Natürlich, Omi, du bist die Beste.“ Als sie den Raum verließ, um die Waffe zu holen, klingelte Max Handy. „Max hier.“ „Max, wo bist du?“, fragte seine sehr aufgeregte Mutter. „Ich bin bei Oma, wieso?“ „Hier stehen zwei komische Menschen vor der Tür, die sagen, dass sie dich kennen und mit dir sprechen wollen. Die sitzen hier schon seit einer Stunde! Die eine hat mich auch mit meiner Wolle beworfen!“ Technokraten! Diese Wichser waren verdammt schnell. Er musste sie unbedingt von seinen Eltern fernhalten. Gott sei Dank hatte er jetzt eine Waffe. „Ich bin gleich da!“
 

Max stellte den Wagen eine Straße weiter ab. Glücklicherweise ist er schon früher immer durch die Gärten der anderen Häuser gelaufen, um sich seinen Heimweg abzukürzen. Dadurch hatte er einen Vorteil: Die Technokratie würde ihn nicht kommen sehen. Er war aufgeregt und angsterfüllt. Während er sich seinen Weg durch Büsche und Sträucher machte, stellte er sich vor, wie sie seinen Eltern Fragen zu seiner Erleuchtung stellten, sie folterten und einer Gehirnwäsche unterzogen. Er hätte sie nicht dieser Gefahr aussetzen dürfen! Wie konnte er nur in so eine Scheiße geraten? Er verfluchte den gestrigen Abend. Er war schon fast bei seinem Haus angekommen. Er entsicherte die Glock und schlich an die Mauer heran. Vorne hörte er Schritte, Blech wurde verbogen und dann auf die Straße geworfen. Er hatte gehört, dass nicht alle Agenten menschlich waren, einige sollten kräftige Maschinen sein. Vorsichtig ging er die Wand entlang und schaute um die Ecke. Er sah einen Rotschopf sich in der Nähe der Tür aufhalten. „Keinen Schritt weiter!“ Er sprang hinter der Mauer hervor und richtete seine Waffe auf den Kopf der fremden Frau. Erst jetzt hatte er ein ganzes Bild von der Situation. Hinter der Frau im Jogginganzug stand ein Mann, ca. 1.85 m groß, in schwarz. „Verpisst euch, ihr scheiß Technokraten, oder ich puste dir den Kopf weg.“ Die Frau machte große Augen, schien aber keine große Angst vor der Waffe zu haben. Neben sich stellte sich der Mann, zog schnell etwas unter seinem Mantel hervor, das entfernt an einen Akkuschrauber erinnerte und zielte auf Max. „Ganz ruhig, Kleiner!“ „Technokratie! Also wirklich, sehen wir so aus?“, fragte die Rothaarige. „Was weiß ich denn?“ Max musterte die beiden nochmal genau. Jogginganzug, wirre rote Haare, Brille, Bio-Hazard-Zeichen bei der Frau und Gothic-Klamotten mit Handwerkgeräten und Dreads waren eher selten bei der Technokratie. Deren Markenzeichen waren eher Anzüge und Knöpfe im Ohr. „Wer seid ihr und warum belästigt ihr meine Mutter?“ „Nimm erst mal deine Waffe runter, dann können wir reden!“, raunte ihn der Große an. „Nimm du deine doch runter!“ „Jungs, so wird das nichts. Ich zähl bis drei. Eins, zwei, drei!“ Keiner der beiden ließ seine Waffe sinken. „Bitte, Rieger-Gieger.“ Markus ließ langsam seine Waffe sinken, funkelte den Typen aber noch an. Für Markus war es ein Verbena wie er im Buche stand. Völlig verrückt, lange Haare, merkwürdige Lederklamotten und Blätter im Haar. Auch Max ließ jetzt seine Waffe sinken. „Ich bin Frederike März, dass ist Markus Rieger-Gieger. Wir sind beide Söhne des Äthers und haben den Auftrag, dich zu kontaktieren.“ Max fiel ein Stein vom Herzen. Ätheriten waren viel besser als Technokraten.
 

In ihrem Kopf war alles noch ein wenig unscharf. Nancy konzentrierte sich auf die Schnellstraße, die nach Bernau führte, um keine Schlangenlinien zu fahren. Obwohl sie geübt war, war es jedes Mal wieder eine Herausforderung. Sie richtete eine Strähne in ihrem Haar, als sie durch den Rückspiegel ein blau-weißes Auto erkannte. Sie trat vom Gaspedal runter und versucht einfach völlig normal zu fahren. So wie andere Leute nüchtern. Sie bekam Herzklopfen als die Bullen immer näher kamen. Wenn sie sie anhielten, war sie nicht nur ihren Führerschein los, sondern konnte noch für illegalen Waffen- und Drogenbesitzes festgenommen werden. Das Auto war jetzt gleich auf mit Nancy. Sie merkte, wie ihre Hände schwitzig wurden. Ganz ruhig, dachte sie sich. Die Polizei überholte sie jetzt. Nancy starrte das Auto vor ihr an. Nichts passierte. Mit hoher Geschwindigkeit raste es weiter, so dass es bald außer Sicht war. Nancy atmete erleichtert aus und fuhr langsam nach Bernau.
 

Die drei Magier saßen auf dem Straßenrand. Frederike erklärte Markus und Max noch einmal genau, was sie tun mussten, um im Gildehaus aufgenommen zu werden. „Und wie sollen wir bitte eine Person hier in einer Millionenstadt finden?“, fragte Max. Frederike und Markus sahen ihn ratlos an. „Ich dachte, du könntest sowas!“ Frederike nickte ihm zu. „Nö.“ „Na, sie wird ja von einer Maraudeurin verfolgt. Die sind auffällig wegen den Tentakeln und so. Möchte noch jemand Tee?“ Markus fragte sich langsam, wie viel Tee Frederike mit sich schleppte. Sie hatte bestimmt schon zwei Thermoskannen getrunken. Markus sah die Straße herunter. Hinten sah er etwas Verdächtiges – einen Polizeiwagen. „Scheiße, hast du etwa die Bullen gerufen?“, wand er sich an den Verbena. Der schüttelte den Kopf. Panisch sprang Markus auf und ging los. „Ich hab `ne Waffe dabei, die dürfen mich nicht erwischen. Frederike, ruf mich nachher an!“ Und damit ging er los, er versuchte so unauffällig wie möglich die Straße entlang zu laufen. Frederike hatte nicht mehr die Chance ihn aufzuhalten. Auch Max sprang auf, rannte in den Garten und ließ Frederike für einen Moment alleine. Sie beobachtete, wie der Polizeiwagen direkt vor dem Haus hielt und zwei uniformierte Männer ausstiegen. Sie spürte, dass Max wieder neben ihr stand. Bevor die Polizisten klingeln konnten, riss Max’ Mutter die Haustür auf und zeigte mit dem Finger auf Frederike. „Die da, die hat mit einer Waffe meinen Sohn bedroht.“ Frederike brüstete sich. „Ich hab hier niemanden bedroht! Also sowas!“ Der kleinere der beiden Polizisten deutete auf das Haus. „ Wie wäre es, wenn wir uns drinnen unterhalten.“ Frau Rabe murmelte aufgeregt vor sich hin, als sie den anderen Platz machte und sich alle im Wohnzimmer versammelten. Frederike und Max versuchten die Geschichte, die Frau Rabe erzählte, als Missverständnis darzustellen. Mit Mühe und Not gelang es ihnen, den Polizisten weiszumachen, dass sie sich schon länger kennen würden und Frederike und Markus Max nur einen Streich spielen wollten. Schließlich gingen die Herren nach einer Stunde. „Ich geh jetzt Rieger-Gieger suchen.“, verabschiedete sich die Ätheritin. „Warte mal, ich komme mit.“ Max lief ihr bis zum Auto nach. „Lass uns die beiden Mal suchen!“
 

Nancy stoppte beim Ortsschild Bernau. Sie sah die lange, leere Straße vor sich und entschied dann, dass es nicht besonders auffällig sei, wenn sie sich kurz ins Delirium versetzte. Sie sah das Schild an, sah Mike aus ihrer letzten Vision und versuchte eine neue heraufzubeschwören. Es klappte nicht. Wut und Erleichterung machte sich in Nancy breit. Sie war nicht verrückt, dafür konnte sie Mike nicht mehr finden. Oder doch! Vor ihr sah sie einen Punk rumlaufen. Die waren doch solche Rumtreiber. Wenn Mike hier gewesen ist, dann wurde er sicherlich von einem Punk gesehen. Nancy stieg aus und marschierte schnurrstracks auf den Typen zu. „Hey, warte kurz, ey!“ Keine Reaktion. „Hey!“ Gekonnt lief sie in ihren Stiefeln auf den Typen zu und tippte ihn auf die Schulter. Markus nahm die Stöpsel seines iPhones aus seinen Ohren und drehte sich um. Oh mein Gott, dachte er, gefolgt von geiles Gestell und wie asig, aber geil! Vor ihm stand eine ziemlich große Blondine mit hüftlangen Haaren in einem nicht für den Frühherbst geeignetem Outfit. Die Hot Pants verdeckte ihre langen Beine kaum und etwas blitze aus ihrem Bauchnabel hervor. Nur ihren Ausschnitt hatte sie durch ein Blümchentuch versteckt. Nancy sah seinen abschätzenden Blick, den sie von fremden Leuten schon gewohnt war und wollte ihm gerade drohen, als ihr einfiel, was sie von ihm wollte. „Ey, sag mal, hast du meinen Bruder gesehen? Ist zirka 1,80 m groß, dunkle, kurze Haare, dunkler Kaputzenpulli?“ Sie stammte ihre Hände in die Hüfte und sah ihn eindringlich an. Markus überlegte kurz. Diese Tussi war eindeutig verrückt. Nicht nur, dass sie mit ihm sprach, sondern auch dass sie noch wissen wolle, ob er ihren Bruder gesehen habe…verrückt. „Ich hab keine Ahnung wo dein Bruder ist, Tussi!“ „Wie hast du mich gerade genannt?!“ Nancy baute sich vor ihm auf. Zwar war er größer, aber sie machte einen recht bedrohlichen Eindruck auf ihn. „Pass auf, dass ich dir nicht aufs Maul hau, Wichser!“ Sie ballte ihre Fäuste und engte ihre Augen zu Schlitzen zusammen. Dann machte sie kehrt. Markus Armhaare stellten sich auf. Verwundert setze er seine Ätherbrille auf und schaltete sie ein. Sein Mund stand offen. Nicht nur, dass er sie jetzt ohne Kleidung sehen konnte, ihre Konturen leuchteten schwach in der Farbe Grün. Diese Frau hatte vor wenigen Minuten gezaubert. Nancy startete schon den Motor, als Markus versuchte sie anzuhalten. Das konnte kein Zufall sein.
 

Nachdem Frederike Markus Bescheid gegeben hatte, dass die Luft nun rein sei, trafen sich die drei bei Frederikes Wagen. Als Markus angekommen war, fragte er sich, wieso ihn die anderen nicht abgeholt hatten, verkniff sich aber einen Kommentar. „Ich hab grad `ne Magierin gesehen, die war irgendwie auf der Suche nach ihrem Bruder.“, fing Markus an zu erzählen. „Das war irgendsone Asibraut, sah aber ganz schön scharf aus.“ „War das die Waise? Was das die Maraudeurin? Hatte sie Tentakeln?“, wollte seine Ätherkollegin wissen. Markus warf ihr einen fragenden Blick zu. „Nein! Nicht, dass ich wüsste.“ Frederike hob eine Augenbraue. „Dann war es die Verlorene! Außer…können Maraudeure ihre Tentakeln einfahren?“ Jetzt warf Max ihr den gleichen Blick zu wie Markus. „Hast du mit ihr geredet?“, fragte Max nach. „Nö, die war voll aggro. Ist gleich wieder abgehauen.“ Er zuckte mit den Schultern und griff in seinen Rucksack. Keine einzige Bierdose war mehr da. „Wir sollten dieses mysteriöse Mädchen suchen gehen.“, befand Frederike. „Dann können wir sie ja fragen, ob sie eine Maraudeurin gesehen hat.“ „Meinetwegen. Können wir aber erst Bier holen?“, warf der Gothic ein. Der Blonde zog die Augenbrauen hoch. „Die Waise ist ja wohl wichtiger.“ „Hm. Wir wissen eh nicht, wo sie ist. Und Bier holen dauert ja keine Ewigkeit, oder?“ Frederike und Max tauschten genervte Blicke aus. Diese ganze Suche war irgendwie hirnrissig und dass sie sich alle noch nicht kannten, machte es nicht besser. Wieso setzte man auch drei wildfremde Leute darauf an, dass sie jemanden fanden, von dem man nichts wusste, außer, dass jemand Verrücktes hinter ihr her war? „Lass uns Bier holen gehen.“
 

„Frau Reinhold bitte an Kasse Zwei, Frau Reinhold bitte.“, schallte es aus der Box über Nancy. Sie stand vor der Alkoholabteilung und sah sich um. Sie fühlte sich dumm. Wahrscheinlich jagte sie gerade nur Hirngespinsten nach, aber es war der einzige Anhaltspunkt, den sie hatte. Ihre Visionen. Sie versuchte sich einzureden, dass es ja gar nicht viel mit Magie zu tun hätte, sie stünde Mike einfach nur sehr nahe und daher dieses Gefühl. Sie strich sich eine blonde Locke aus dem Gesicht und packte geschickt zwei Flaschen Wodka in ihre Tasche. Allerdings hatte sie nicht bemerkt, wie diese drei merkwürdigen Gestalten neben ihr aufgetaucht sind. „Willst du das nicht bezahlen?“ Die Blonde sah auf und bemerkte das wohl am schlechtesten bekleidete Mädchen, das sie je in Berlin gesehen hatte – neben den Pennern. Neben ihr stand der Typ mit den bunten Dreads und ein weiterer Gothic-Grusel-Kerl. Beide hielten eine große Anzahl von Bierdosen in der Hand. „Was geht dich das an, Schlampe? Verpisst euch!“ Hochnäsig ging Nancy an ihnen vorbei, würdigte die Truppe keines Blickes mehr. Wenn die sie verraten würden, hätten sie danach nicht einen heilen Knochen im Körper. Sie biss sich auf die Unterlippe und ging zu den non alkoholischen Getränken, schnappte sich eine Colaflasche und stellte sich an der Kasse an. Hinter sich hörte sie das Aneinanderstoßen von Metall. Das konnte nicht wahr sein, wieso konnten die nicht an eine andere Kasse gehen. „Geiler Hintern.“, hörte sie es hinter sich flüstern. Fast automatisch stellte sie ihn noch mehr zur Schau. Sollten diese Loser doch was zum Gucken haben. Nancy bezahlte ihre Cola, drehte sich zu den anderen um, schenkte ihnen ein bezauberndes Lächeln, hielt ihre Tasche hoch, in der sie zwei unbezahlte Wodkaflaschen hatte und machte kehrt. Vollidioten. Sie verstaute die Flaschen im Auto als plötzlich ihr Arm gepackt wurde. „Warte mal.“ Der dumme Punk von vorhin hielt sie kurz zurück. Nancy funkelte ihn an. „Was, ey?“ Die anderen beiden standen hinter ihm. „Ich schätze, wir können dir helfen deinen Bruder zu finden.“
 

Es klingelte lange, bevor jemand abnahm. Max zwirbelte mit den Fingern die Spitze seines Bartes. Wenn er die beiden Ätheriten schon komisch gefunden hatte, dann war es schwer zu sagen, was er von Nancy hielt. Ihr schien nicht bewusst zu sein, was sie war. Mit ihrer aggressiven Attitüde stach sie aus der zusammengewürfelten Gruppe deutlich heraus. „Fritz Paulsen.“ Die Stimme klang leise und verschlafen. „Hier ist Max, ich hab da ei-“ „Max? Hast du auf die Uhr gesehen? Es ist Mitten in der Nacht!“ In Max Hinterstübchen arbeitete es. Ihm war so, als hätte er diese Worte schon mal gehört. „Tut mir leid, Fritz.“ Der Alte raunzte. „Warum hast du mich aus dem Bett geholt?“ „Hier waren heute komische Leute, die behauptet haben, sie seien in irgendeinem Auftrag hier, damit wir ins Gildehaus aufgenommen werden.“ Es herrschte kurz Funkstille. Max Schlafzimmer war dunkel, nur wenig Mondlicht drang durch das Kellerfenster. „So schnell? Ich wollte dir auch noch davon erzählen. Hesekiel hat angeordnet, dass du mit zwei Ätheriten und einer Waisen eine Kabala zu gründen sollst. Also, zuerst sollt ihr sie finden und euch dann vorstellen.“ „Bist du nicht auch im Gildehaus? Wieso sollte ich mit denen ein Kabala gründen?“ Verwirrung machte sich breit. Er hatte mit diesen Leuten gar nichts gemeinsam. Er glaubte an Götter, sie an Maschinen. „Die Verbena Tradition soll wieder mehr vertreten sein. Das kann ich jetzt aber nicht am Telefon erzählen. Hat was mit dem Machtwechsel zutun. Wenn ihr eure Aufgabe erledigt habt, könnt ihr euch ja bei mir melden. Gute Nacht.“ „Gute Nacht, Fritz.“ Max blieb mit seinen Gedanken alleine zurück. Vor ihnen lag eine schwere Aufgabe: Nancy zähmen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Nellas
2010-07-29T23:45:06+00:00 30.07.2010 01:45
Seite 1, Zeile 1: Acht klein. Zeile 3: übernäht, nicht übergenäht. Zeile 5: ihrEN Toast. Etwas weiter: TusSe

Seite 2, obere Mitte: "Sie sahen es als Verbrechen an, dass man den normalen Leuten antat"?
Seite 2, mittleres Unten: "Die Technokratie müsste ja erst ein mal einen Tipp bekommen" -> einmal zusammen, glaube ich.

Seite 3, mittleres Oben: "ganz Berlin nach einer Waisen absuchen" -> ich MEINE es muss Waise heißen, ohne n. Das ist grammatikalisch ein lustiges Wort.
Seite 3, untere Mitte bis oberes Unten: "dann nahm sie die Servierte" -> Serviette

Seite 4, oben: "wand sich Markus" -> wandte
Seite 4, letzte Zeile: "an schmunzelte" -> anschmunzelte. Colle Stelle, btw ^-^

Seite 5, oben: "Gestern war eine der seltene Male" -> Gestern war einer der seltenen Tage?
Seite 5, Mitte: "Ich hab auch nicht mehr die Waffen" Ist das Absicht? Sonst "Ich hab die Waffen auch nicht mehr"

Seite 6, oben: "Während er sich seinen Weg durch Büsche und Sträucher machte" -> bahnte?
Seite 6, etwas weiter: "Er sah einen Rotschopf sich in der Nähe der Tür aufhalten" Grammatikalisch wahrscheinlich richtig, aber... komisch. "Er sah, wie sich..."?
Seite 6, nochmal etwas weiter, mittig: "Neben sich stellte sich der Mann" -> erstes sich ein sie.

Seite 7, 1./2. Zeile: "sondern konnte noch für illegalen Waffen- und Drogenbesitzes festgenommen werden" -> "wegen" statt "für"

Bei manchen Wörtern bin ich mir nicht sicher, ob man sie zusammenschreibt oder nicht. "Sodass"/"So dass" zum Beispiel. Die neue Rechtschreibung ist komisch. Ich schreibe Sachen ja eher lieber zusammen... auch wenns neuerdings falsch ist.

Seite 7, zweite Zeile nach der Leerzeile: "Gildehaus" Heißt das jetzt wirklich so oder ist GildeNhaus richtig?
Seite 7, etwas weiter: "Markus sah die Straße herunter." -> hinunter
Seite 7, nächste Zeile: wand -> wandte
Immer noch Seite 7, Mitte bis Unten: "Frederike brüstete sich." ...womit? ;-) -> empörte sich?
Seite 7, letzte Zeile: "Wut und Erleichterung machte sich" -> machten

Seite 8, Anfang: "und marschierte schnurrstracks auf den Typen zu" -> schnurstracks.
Seite 8, etwas später: "und tippte ihn auf die Schulter." -> ihM.
Nochmal etwas später: "in einem nicht für den Frühherbst geeignetem Outfit." -> geeigneteN.
Seite 8, Mitte: "Sie ballte ihre Fäuste und engte ihre Augen zu Schlitzen zusammen." -> verengte ihre Augen zu Schlitzen?
Seite 8, unten: "Was das die Maraudeurin? Hatte sie Tentakeln?" -> WaR und Tentakel ohne n.

Seite 9, erste Zeile nach der ersten Freizeile: „Frau Reinhold bitte an Kasse Zwei, Frau Reinhold bitte.“ -> Zahlen klein schreiben.
Seite 9, Mitte: "merkwürdigen Gestalten neben ihr aufgetaucht sind." -> waren.

Seite 10, Anfang/Mitte: Wieder das "Gildehaus". Hm, gut, dann heißt das wohl wirklich so.
Etwas später: "eine Kabala zu gründen sollst" -> "zu" weg.
Fast ganz unten: "Hat was mit dem Machtwechsel zutun." -> zu tun.

Das Telefongespräch am Anfang ist wieder im Fließtext, das irritiert mich immer noch. Auf den ersten Blick ist da nicht ganz klar, wer spricht. Man weiß es dann zwar schon, aber man muss halt zweimal hinschauen. Ich bin ein fauler Mensch ;-)

Und ich stelle fest: An die Perspektivenwechsel gewöhnt man sich. Sobald der rote Faden erkennbar ist, zu dem sich alles hinbewegt, passen die auch richtig schön rein, sehr gut gemacht ^-^


So, jetzt zum eigentlichen Kommi:

Ich finds cool, wie genau die Zeitangaben sind, wenn du mit Nancy schreibst. Solche Details sind einfach klasse!
Nancy ist übrigens allgemein unglaublich gut dargestellt. Ich hasse sie, und das will was heißen!

Haaaaaach ja, Missverständnisse sind toll! ^-^ Und Max ist cool.

Clear Ether!
Von:  Nellas
2010-07-21T20:49:48+00:00 21.07.2010 22:49
Hallo ^-^ Ich würde mich dann hiermit als Betaleser bewerben.

Seite 1, Anfang: "nachts" schreibt man klein.

Seite 1, unten: "Na, de[R] Rieger, den du anrufen sollst!"
Etwas später: "Gildehaus" = "Gildenhaus"?

Seite 2, Anfang: "Maraudeure haben keine TentakelN!" -> Tentakel
Etwas später: "Äh, der Baumtänzer, der immer darum hüpft und so." -> da rumhüpft?

Seite 3, oben: "Ohne Pöbeleien kam er zum laden hin und sogar wieder zurück. Es war kurz vor Eins." -> Laden groß, eins klein.
Gleich danach: "eine ganze Gruppe voller Nazis" -> voller weg? Oder so?

Seite 3, mittig: "als sich die Faschisten sich ihm in den Weg stellten." -> ein 'sich' zu viel

Seite 4, oben: "schlich in die Küche und hatte sich mit einigen routinierten Griffen sich ein Katerfrühstück bestehend aus einer Tasse Kaffee und zwei Aspirin gezaubert" -> ein 'sich' zu viel

Seite 4, unten: "Um 04:32 versackte Nancy in der letzten Kneipe, in der [SIE] nach Mike gesucht hatte." Der Satz gleich danach ist auch... schachtelig. Fehlt da ein "war"?

Also, eine technische Sache hätt ich noch:
Ein paar einfache Absätze hätten vor allem dem Telefongespräch am Anfang nicht geschadet. Auch später finde ich es irritierend, wenn sich ein Dialog einfach so im Fließtext abspielt.

Gut, jetzt zum richtigen Kommi:

^-^ Guter Schreibstil! Gefällt mir. Liest sich gut und bildhaft. Den Professor find ich cool, wie er Frederike am Schluss so belehrt... "So nicht, Frederike." Hach, schön! Wobei das ja vermutlich auf die Rollenspielrunde zurückgeht, oder?
Diese "Herkunft" merkt man der Geschichte übrigens sehr an. Find ich witzig. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das wirklich vollkommen positiv ist. Die Charakterzusammenführung ist als Leser etwas anstrengend, weil wirklich knallhart für jeden einzelnen Charakter gesondert beschrieben wird, wie alles anfing. Die Perspektivenwechsel haben meinen Lesefluss immer ziemlich unterbrochen. In einer "normalen" Geschichte gäbe es eine Hauptperson und die anderen Mit-Helden würden aus dessen Sicht eingeführt werden. Und man würde dann erst nach und nach erfahren, wie es sie in die Geschichte verschlagen hat. Denke ich, normalerweise.
Andererseits hat man so, wie du es geschrieben hast, einen hervorragenden Überblick über jeden einzelnen Charakter. Das kann auch Vorteile haben.

Mir gefällt auch, wie sich dein Ton verändert, wenn du in Max schlüpfst. Du ziehst dich dann langsam aus "seinem" Erzählstil zurück, aber am Anfang spricht Max, und das find ich cool ^-^

Fazit: Gelungenes erstes Kapitel! Ich hab jetzt Lust auf die Geschichte!


Ist das so ungefähr das, was du dir von einem Beta-Leser vorstellst? Ich hoffe ich habe nicht zu sehr rumgemäkelt, wie gesagt, ich finds klasse bisher!


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