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Welcome, Mr. Rehab!

Sex, Drugs & Rock 'n' Roll - plus eine intakte Freundschaft?
von

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You got a ring around your finger ...

14. Juni 1996
 

Der 17-jährige Anthony saß Beine baumelnd auf irgendeiner Mauer in seiner großen, verführerischen Heimatstadt. Seine langen, ungekämmten Haare hingen ihm im Gesicht. Die dunkle Haarfarbe glänzte fettig durch die Sonne, die sich nach etlichen Tagen von Dauerrregen entschlossen hatte zu scheinen. In seiner rechten Hand hielt er sein Dosenbier, in der anderen seine Zigarette. Er hatte genügend Erfahrung mit diesen Genussgütern gemacht, konnte nicht mit ihnen leben aber schon gar nicht ohne sie.
 

Ungeduldig schaute er auf seine Armbanduhr, irgendeine no-name Marke aus einem Supermarkt. Viel Geld hatte er nicht, in seiner Ausbildung verdiente er zwar im Vergleich zu anderen ziemlich gut, musste sich aber dafür genügend Erniedrigungen antun. Der Verdienst wurde direkt in Alkohol und/oder Drogen umgesetzt oder aber in sein Hobby gesteckt: die Musik. Er hörte ein lautes Keuchen, neugierig sah er nach von wem dieses Geräusch kam - und musste grinsen. "Siehste, deswegen laufe ich nie.", sagte Anthony immernoch grinsend und sprang von der Mauer herunter.

"Und deswegen kommst du immer- und überall zu spät.", entgegnete der geschundene Freund. "Außerdem heißt es, 'Ey Ian! Voll geil dich zu sehen'", er imitierte den Slang ihrer Mitschüler. Der Angesprochene machte eine verächtliche Handbewegung. "Du hast es nicht drauf, oxfordscher Schnösel.", Anthony umarmte den Rothaarigen kurz, gab ihm zeitgleich einen Schlag auf den Hinterkopf. Eine normale Begrüßung, die durchaus ihre Nachteile hatte. Teilweise waren die Schläge - die an sich gar keine waren - aber so rabiat, dass Ian kopfschmerzen hatte. "Lust auf Pizza? Oder doch lieber Spielhalle?", er war derjenige der Anthony in solche Schuppen schmuggelte. Großer Bruder und der Quatsch eben. Dabei bestand noch nicht mal den Hauch einer Ähnlichkeit. "Pizza, Caroline.", Anthony zeigte in irgendeine Richtung die sie gehen sollten. Ian seufzte nur, folgte seinem Freund aber brav.
 

Das war vor genau 10 Jahren.

Nun saß Anthony auf jene Mauer, die mittlerweile mit Graffiti verschändelt war. Mit seiner Gitarre auf dem Schoß klimperte er einige Melodien zusammen, die er unsauber auf ein dreckiges Papier schmierte. Seine Abneigung gegenüber der Technologie konnte man nicht übersehen, während der Großteil der Musiker ihre Songs mithilfe von Laptops und jeden anderen Kram aufnahmen, blieb er der handgeschriebenen Variante treu. Auch wenn er danach Probleme hatte, all diese Zettel wiederzufinden. Es kam schon mal vor, dass ganze Songs nicht auffindbar waren - oder nur Textfetzen. Sein Ordungssinn war defekt, er war Mr. Chaos höchstpersönlich.

"Stan?", die Stimme, die ihn seit seinem 15. Lebensjahr verfolgte und wie ein treuer Abszess begleitete, drang in seinen Ohren. "Oh, Mr-ich-bin-eigentlich-kein-Brite.", lächelnd sah er auf den Älteren herunter. "Was für eine Ehre, Sie hier anzutreffen."

Ein entnervtes Stöhnen drang aus seinem Mund, der Rothaarige strich sich über seine kurzen Haare. Die sich ständig wie flauschiges Hundefell anfühlten, oder wie das Fell eines erlegten Fuches. Jedenfalls, es war immer weich. Und roch durchgehend nach Rosenblüten, was Anthony schon ziemlich... schwul fand.

"Gestatten Sie, das Sie von der Mauer kommen? Sonst lüstet der Hofnarr uns die Leber herauszureißen.", entgegnete Ian. Ohne weitere Aufforderungen glitt der Jüngere von der Mauer, schlang seinen Arm um die Schulter seines Freundes. "Achja, Stan?", fragte er nach einiger Weile als sie durch den Park wanderten um zu dem Proberaum in Camden zu gelangen. "Ja?", Anthony schaute in den dunklen Himmel, dicke Wolken hingen an ihm. Wolken, die sagten "Nö, vergiss' es. Ich bleibe für immer hier, wander doch aus, wenn's dir nicht gefällt". Er musste unbedingt mal wieder eine Sitzung mit dem Psychologen seines Vertrauens haben.

"Anika und Ich -", Ians helle Stimme wurde ernster. Sofern es möglich war. "Werden heiraten."
 

Entsetzt durch diesen Satz hielt Anthony an. "Was? Heiraten?"

Er kannte seine Freundin nicht, wollte es auch nicht. Er kannte seine Freundinnen allgemein nicht, weil es ihn schlichtweg egal war.

Aber diese Nachricht beunruhigte ihn. Seinen besten Freund mit einer Frau teilen? Nein, danke.
 

Die Grundlage für Probleme war somit gelegt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pezzettino
2010-05-03T21:00:40+00:00 03.05.2010 23:00
Mehr. Mehr. Mehr. :D

Ich mag Prologe nicht, schon gar nicht wenn sie mit einem grundlegenden Problem enden. xD

Ich liebe deinen Schreibstil^^

Graf.


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