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Hanging By A Moment

Naruto OS-Sammlung | NEU: Neji x Hanabi
von

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That Kind of Love

Die Tränen einer Frau schlagen einen Mann so gut wie immer in die Flucht, besonders wenn sie der Grund für diese Tränen sind. Shikamaru Nara hatte in dem Moment, in dem Temari in seiner Haustür stand, mit tränenübersätem Gesicht, genau dieses Bedürfnis. Er wollte schnellstmöglich die Flucht ergreifen. Aber wohin sollte er flüchten, wo er doch schon in seiner eigenen Wohnung, seinem eigenen Reich war? Sie trieb ihn trotz der großen Fläche und den mehr als ausreichenden vier Zimmern in die Enge, eine unangenehme und erdrückende Enge, mit der er nicht umzugehen wusste.
 

»Shikamaru, es ist vorbei.«
 

Das hatte sie gesagt, als sie völlig überraschend vor ihm gestanden hatte, denn normalerweise kündigte sie ihre Besuche an. War sie nur nach Konoha gekommen, um ihm das mitzuteilen? Weinte sie deshalb? Weil sie für sich beschlossen hat, ihre Beziehung zu beenden? Und weinte sie vielleicht noch mehr, weil er nichts darauf zu erwidern wusste – nicht konnte? Bestimmt erwartete sie von ihm, dass er sie zurückhielt oder wenigstens nach dem Warum fragte, aber in diesem Augenblick war seine Kehle zugeschnürt, seine Stimme versagte und er war unfähig, etwas dagegen zu unternehmen. Viel zu überrumpelt war er von der Tatsache, dass sie gerade aus heiterem Himmel mit ihm Schluss machte. Gab es dafür einen aussagekräftigen Grund? Hatte er ihr einen gegeben und es einfach nicht bemerkt? War er so blind, so unaufmerksam gewesen, wo er doch eigentlich eine ausgezeichnete Auffassungsgabe besaß?
 

Temari wandte sich von ihm ab, damit sie verschwinden konnte, und Shikamaru blieb wie angewurzelt stehen, schaffte es nicht, auch nur einen Schritt zu machen. Warum folgten seine Füße seinen Befehlen nicht? Warum folgte seine Stimme seinen Befehlen nicht? Sein ganzer Körper wollte partout nicht gehorchen. Er fühlte sich wie in einem Glaskasten, konnte keinen Schritt mehr machen, seine Worte konnten nicht gehört werden, selbst wenn er etwas sagte.

Sie war schon lange weg, als er endlich wieder dazu fähig war, seine Glieder zu bewegen. Er schloss seine Haustür, ohne seiner Freundin, nein Ex-Freundin, zu folgen. Sicherlich war Temari schon über alle Berge, sofern sie nicht vor hatte, ihn zu quälen, was er nicht annahm. Selbst wenn sie noch in Konoha war, wo sollte er sie suchen? Meistens war sie bei ihm gewesen, wenn sie zu Besuch kam. Von anderen Kontakten wusste er nichts.

Shikamaru lehnte sich erschöpft gegen die geschlossene Tür. Woher kam dieses Schwächegefühl, diese Erschöpfung? Der Tag war gerade erst zum frühen Nachmittag vorangeschritten und obwohl er ein Mensch war, der gerne schlief, empfand er dieses Gefühl nicht als die angenehme Müdigkeit, der er sich liebend gerne hingab, sondern viel mehr die schmerzhafte Müdigkeit nach einem schweren Kampf. Er rutschte an der Tür herunter auf den Boden, schlug seinen Kopf beinahe brüsk gegen das Holz. Was war das für ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust? Hing es mit Temari zusammen? Damit, dass sie ihn gerade verlassen hatte, grundlos? Es war so fremd, so ungewohnt. Wieso musste er so empfinden? Wieso musste sie ihn so empfinden lassen? Das war doch albern, oder nicht?
 

Wie lange er dort sinnlos auf seinem Fußboden saß, wusste er nicht. Die dämmernde Sonne strahlte durch das Wohnzimmerfenster in die Wohnung. Vereinzelte Strahlen fielen in den Flur, berührten seine Zehnspitzen, doch das interessierte ihn nicht. Sein Zeitgefühl kehrte nur langsam zurück, dennoch verspürte er nicht den Wunsch, aufzustehen oder sonst irgendetwas zu tun. War es Motivationslosigkeit oder Lustlosigkeit – oder doch der umstrittene ›Herzschmerz‹? Wieder kam ihm der Gedanke, dass das alles albern war. Das Leben konnte doch nicht vorbei sein, nur weil Temari sich von ihm getrennt hatte. Es gab noch genug andere Dinge im Leben; die Arbeit zum Beispiel. Jetzt hätte er mehr Zeit für Missionen.
 

Kurz nachdem er sich schwerfällig aufgerappelt hatte, war die Sonne gänzlich untergegangen. Shikamaru verspürte vollkommene Appetitlosigkeit, obwohl er seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte. Er hielt es für sinnlos, sich dann noch ein Abendessen zuzubereiten. Stattdessen zog er sich seine Schuhe an, um die Wohnung zu verlassen. Auf den mit Lampinions beleuchteten Straßen von Konoha wehte ihm der frische Wind und die gähnende Leere entgegen. Das Einzige, was ihn jetzt noch in die Enge trieb, waren seine eigenen Gedanken.
 

›Ist Temari noch in Konoha?‹

›Laufe ich ihr vielleicht über den Weg? Und wenn ja, was soll ich dann sagen?‹

›Würde sie mir überhaupt noch etwas zu sagen haben?‹
 

Durch das Fenster einer Bar erkannte der junge Mann seine beiden Teammitglieder, die sich bei einer Flasche Sake köstlich zu amüsieren schienen. Sie wirkten so unbeschwert und sorglos; in ihrer Welt war alles in Ordnung. Eigentlich hatte er nicht vor, ihnen Gesellschaft zu leisten, aber seine Beine trugen ihn wie von selbst durch die Tür direkt auf den Tisch zu, an dem Ino und Choji saßen. Absurd, oder? Als er seiner Ex-Freundin folgen wollte, stand er wie angewurzelt herum und zu seinen beiden Freunden, denen er aus dem Weg gehen wollte, konnte er gehen. »Shikamaru, was machst du denn hier?«, fragte Choji, der ihn als erster entdeckte, woraufhin auch die Kunoichi sich umdrehte. »Genau! Was machst du denn hier? Ich hab Temari vorhin gesehen. Ich dachte, sie wäre zu Besuch bei dir.« Die Augen des Angesprochenen weiteten sich ein Stück. Sie hatte sie gesehen? »Hat sie was gesagt?! Irgendwas?!«, fragte er aufgebrachter als geplant, was die beiden Shinobi ein wenig irritierte. »Nein. Uhm, soll sie denn etwas gesagt haben?« Seufzend rutschte der Ninja auf einen der freien Plätze, seine Enttäuschung gar nicht überspielen wollend. Ohne zu fragen nahm er Inos kleines Schälchen, das mit Sake gefüllt war und trank es in einem Zug aus. Der Alkohol brannte in seiner Kehle. Ein Gefühl, das er eigentlich nicht mochte, aber im Augenblick konnte er es akzeptieren. »Sie hat mich verlassen…«, murmelte Shikamaru leise und füllte das Schälchen nach, um es direkt wieder zu leeren. »Wie? Ihr habt Schluss gemacht?«, fragten die beiden anderen beinahe synchron. »Nein. Sie hat mit mir Schluss gemacht.« Er trank noch einen Becher und ignorierte die besorgten Blicke seiner Freunde. Ihm fiel zu spät auf, wie mitleiderregend er doch gerade wirken, klingen und aussehen musste. Nein, Shikamaru brauchte kein verdammtes Mitleid!

»Und wie ist es… dazu gekommen?«, fragte Ino vorsichtig. Wenn ihr Freund sich schon zum Alkohol hinreißen ließ, musste es ziemlich schlimm sein, er trank sonst nur selten. Ein genervtes Seufzen kam über seine Lippen. »Sie stand vor meiner Tür, hat geheult und gesagt ›Shikamaru, es ist vorbei‹. Und dann ist sie abgehauen.« Der Inhalt eines weiteren Schälchens Sake fand seinen Weg Shikamarus Kehle herunter. Es war mehr als offensichtlich, dass er seinen Kummer im Alkohol zu ertränken versuchte. Das war einer von vielen Wegen, aber sich nicht der produktivste. Choji und Ino beobachteten, wie ihr Freund ihre Flasche Sake ausleerte, ohne dass sie noch einen eigenen Schluck davon abbekamen. »Ich geh dann mal wieder…« Wie seine beiden Freunde abermals besorgte Blicke austauschten, bemerkte er in seiner Benommenheit nicht. »Ich begleite dich«, erklärte Ino, die bereits von ihrem Stuhl aufgestanden war. »Und komm ja nicht auf die Idee, mir zu widersprechen«, fügte sie noch hinzu.
 

Die beiden Teammitglieder und Freunde verließen gemeinsam die Bar, spazierten durch die beleuchteten Straßen ihres Heimatdorfes. Shikamaru war erstaunlich still für einen Betrunkenen, aber gut, nicht jeder begann wie ein Wasserfall zu quatschen, sobald er Alkohol im Blut hatte. Der Weg zu der Wohnung des jungen Mannes lief also ziemlich ruhig und schweigsam ab. Die Kunoichi selbst wollte erst mal nicht in der Wunde bohren. Mit diesem Selbstmitleidstrip machte er unmissverständlich klar, wie es ihm im Augenblick ging. »Du musst mich nicht auch noch ins Bett bringen, das kann ich auch alleine«, knurrte er. Daraufhin gab Ino einen empörten und zischenden Laut von sich. »Das werde ich dir jetzt einfach mal verzeihen in diesem Zustand.« Kurz darauf warf er seine Haustür vor ihrer Nase zu.
 

Angeschlagen schleppt der Shinobi sich in sein Schlafzimmer, wo er ins sein Bett kroch. Der Nachwirkungen dieses kleinen Ausflugs würde er sich noch früh genug schmerzlich bewusst werden. Schlafen schien aber keine Option zu sein. Sein Blick war starr an die Decke seines Schlafzimmers gerichtet, wie gebannt sah er nach oben. So bemerkte er nicht einmal, wie es begann zu regnen. Wie die Regentropfen gegen sein Fenster prasselten. Erst als ein gleißendes Licht den Raum erfüllte, erwachte Shikamaru aus seiner Trance. Ein Gewitter war aufgezogen, das einfach perfekt zu seiner Stimmung passte. Obwohl er etwas wackelig auf den Beinen war, schleppte er sich an das große Fenster und öffnete es. Das Gewitter war unruhig, tobte über das Dorf hinweg. Der Wind wehte ihm die Regentropfen ins Gesicht, was ihn nicht im Geringsten störte. Er würde diesen Regenschauer wohl eher als angenehm bezeichnen. Insgeheim verspürte er den Wunsch, der Regen würde seine Sorgen einfach mit sich tragen.
 

Ein Blitz erhellte seine nachdenklichen und angespannten Gesichtszüge. Ob er dieses Unwetter angezogen hatte, mit dem Chaos, das in seinem Inneren herrschte? Dieses Gewitter beruhigte ihn ungemein, dämpfte die durcheinander wütenden Emotionen.

Noch im Laufe der Nacht schloss er die Fenster und kroch wieder zurück unter seine Bettdecke, um den Schlaf zu bekommen, nach dem sein Körper sich sehnte.
 

Auch in den folgenden Wochen suchte der Shinobi fast jeden Abend eine Bar auf, damit er eine Flasche Sake leeren konnte. Er musste feststellen, dass das Trinken neben ein paar Missionen, die er erfüllte, die beste Ablenkung von seinen Gedanken an Temari war. Denn wenn er nicht dazu kam, seine Gehirnzellen anzustrengen und sie für etwas Produktives zu nutzen, driftete er immer wieder zu dem Rätsel um seine Ex-Freundin ab, das einfach unlösbar war – oder ihm einfach nur unlösbar erschien? Auf all seine Fragen bekäme es keine Antworten, außer…
 

»Du musst zu ihr gehen, Shikamaru!«
 

Skeptisch drehte der junge Mann seinen Kopf zur Seite, wo er in das Antlitz seiner Teamkollegin sah. Inos Augenbrauen verliefen von innen nach außen absteigend und auf ihrer Stirn hatten sich Sorgenfalten gebildet. »Ich sehe dich jetzt so gut wie jeden Abend in der Bar seit…« »Seit fast zwei Monaten, ungefähr sieben Wochen, genau achtundvierzig Tagen und dreiundzwanzig Stunden«, führte er ihren Satz zu Ende. Diese Aussage führte zu einem noch besorgteren Blick. Sie hatte damit gerade eine weitere Bestätigung bekommen, dass es ihm absolut beschissen ging. »Geh zu ihr, Shikamaru.«

»Was soll das bringen? Wenn sie mit mir hätte reden wollen, dann wäre sie nicht einfach wieder abgehauen. Und nichts für Ungut, Ino, aber deine gescheiterten Beziehungen sind nun wirklich nicht die besten Voraussetzungen, um Beziehungsberaterin zu spielen.« Er war gemein und er wusste genau, dass er sie damit verletzte, aber sie zu verscheuchen schaffte er merkwürdigerweise nicht. »Deine Verbitterung beweist doch nur, wie sehr du Temari liebst und dass du nicht damit umgehen kannst, dass sie dich verlassen hat. Was dir aber noch viel mehr zusetzt, ist die Ungewissheit, weshalb sie dich verlassen hat. Du weißt nicht, was du falsch gemacht hast und das frisst dich von innen heraus auf und genau das versuchst du mit dem Alkohol zu überdecken.« Die Frage danach, woher Ino die Sicherheit nahm, dass sie mit ihren Vermutungen richtig lag, blieb Shikamaru im Halse stecken. Viel zu erschlagen war er von den Tatsachen, die sie auf den Tisch knallte, ohne Rücksicht auf seine Gefühle zu nehmen. Außerdem hatte sie Rech mit allem, was sie sagte. »Es tut mir leid, Ino.« »Natürlich tut es das. Und jetzt beweg deinen Arsch nach Hause, pack deine Sachen und geh zu Temari, damit du nicht mehr so ein unausstehlicher Arsch bist.«
 

Drei Tage und drei Nächte dauerte die Reise nach Sunagakure. Bei seinem letzten Zwischenstopp hatte er noch einmal geduscht und sich frisch gemacht. Obwohl er wusste, dass es sinnlos war, sich die richten Worte zusammenzulegen, weil sie spontan doch anders sein würden, und doch ging er innerlich ein paar zusammengesponnen Dialoge mit seiner Ex-Freundin durch. Dabei entstanden natürlich etliche Wunschvorstellungen, wie ihr Gespräch ablaufen könnte. Auch wenn er Temari kannte und sie in vielerlei Hinsicht einschätzen konnte, konnte er nicht mit genauer Sicherheit sagen, wie sie reagieren oder was sie sagen würde. Das alles sollte er schon bald erfahren.
 

Als er die Tore Sunagakures erreichte, war es bereits dunkel. Es war eine sternenklare Nacht ohne eine einzige Wolke am Himmel. In den meisten Häusern brannte noch Licht, aber auf den Straßen waren nur wenige Menschen unterwegs. Der Wind pfiff ums eine Ohren, während er noch möglichst entspannt auf das größte Gebäude im Dorf zuging. Der Sitz des Kazekagen, in dem sich auch Temari befand.

Das Erste, was der Shinobi tat, war sich beim Oberhaupt anzumelden – er wäre ohnehin nicht zu Temari gelangt, ohne an Gaara vorbei zu müssen. Kurz bevor Shikamaru in das Büro des Kagen entrat, wurde er von einem der Suna-Nin angekündigt. »Kazekage-sama«, grüßte der Shinobi und nickte ihm zu, ebenso seinem Bruder, der neben ihm stand. »Shikamaru, was führt dich her?« Sein Anliegen war persönlicher Natur, vielleicht sah man ihm das sogar an? Wieso sonst sollten die beiden Männer ihn so merkwürdig ansehen? So als wüssten sie bereits, was genau er in Sunagakure machte.

»Ich möchte zu Temari«, sagte er frei heraus. Viel zu lange hatte Shikamaru darauf gewartet, endlichen diesen Schritt zu wagen, um dieses beklemmende Gefühl, das ihn beherrschte seit sie gegangen war, endlich loszuwerden. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Temari ist im Moment…« »Was?«, fiel der Konoha-Nin Gaara ins Wort, »Was ist mit ihr?«

Die beiden Brüder tauschten ein paar für ihn undefinierbare Blicke miteinander aus. Handelten die beiden im Stillen gerade etwas aus? »Sie ist in ihrem Zimmer.« Das war das Stichwort für den Ninja, das Büro von Gaara zu verlassen, um sich auf den Weg zu Temari zu machen.
 

Zielgenau steuerte Shikamaru das Zimmer seiner Ex-Freundin an, hielt davor aber inne. Er musste tief durchatmen, um sich selbst zu beruhigen, bevor er klopfen konnte. Wie würde Temari wohl reagieren, wenn sie ihn sah? Was würde sie sagen? Das musste er auf sich zukommen lassen.

Er klopfte zweimal sachte gegen die Tür, wartete auf eine Reaktion. Als keine kam, wiederholte er das noch einmal. »Kankuro! Ich habe doch gesagt, dass…« Shikamaru schob die Tür auf und betrat ihr Zimmer einfach ohne Aufforderung. Sie saß auf ihrer Fensterbank und sah verträumt in die Sterne, beachtete ihn gar nicht. Umso mehr Beachtung schenkte er ihr. Sein Blick war starr auf ihren Bauch gerichtet, genau genommen auf diese Wölbung, auf der ihre Hände lagen. »Temari…« Die Kunoichi verstummte. Sie hatte einfach nur zu ihrer Fensterscheibe gesprochen, da war ihre Reaktion wohl absehbar gewesen. Doch Shikamaru hatte gar nicht die Möglichkeit, darüber nachzudenken. Er war viel zu eingenommen von ihrem ziemlich schwangeren Anblick. Temari rutschte von der Fensterbank und wickelte ihren Yukata fest um ihren Bauch, als würde sie ihn jetzt noch vor ihm verstecken können.

»Hast du mich deswegen verlassen?« Sie sah weg, was ihm Antwort genug war. Damit hatte er wohl am wenigsten gerechnet. Allerdings konnte er jetzt auch ihre Tränen nachvollziehen. Sie hatte damals weinend vor seiner Tür gestanden, weil sie schwanger war und diese Information sie zuerst wahrscheinlich erschlagen hat. »Von wem ist es?«

Mit dieser Frage hauchte er der Kunoichi erst richtiges Leben ein, ansonsten hätte sie ihre Faust wohl nicht in sein Gesicht rammen wollen. Wie gut, dass er ihr schnell genug ausweichen konnte. »Von dir natürlich, du Idiot! Wie kommst du nur darauf, mich so etwas zu fragen?!«

»Vielleicht, weil du mich vor zwei Monaten aus heiterem Himmel verlassen hast?!« Er seufzte leise. Schreien brachte doch nichts, außerdem sollte sie sich bestimmt nicht aufregen.
 

Die beiden setzten sich nebeneinander auf ihr Bett, schwiegen. Obwohl der junge Mann den Drang verspürte, Temari einfach nur in den Arm zu nehmen, hielt er sich zurück. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wie sie reagieren könnte: entweder sie stieß ihn weg oder ließ es zu, was aber nichts daran ändern würde, dass diese Sache zwischen ihnen stand.

»Hast du mich deswegen verlassen? Wegen der Schwangerschaft?«, fragte er leise, sah permanent auf ihren Bauch, auf die sie ihre Hände wieder platziert hatte. »Ich wollte dir bloß zuvor kommen«, antwortete sie murmelnd. Diese Aussage enttäuschte Shikamaru, machte ihn beinahe wütend. Was dachte sie eigentlich von ihm? Dass er sich klammheimlich aus der Affäre ziehen würde? Dass das ein Grund war, sie sitzen zu lassen? Hatte er so einen schlechten Eindruck hinterlassen in den fast zwei Jahren, die sie zusammen gewesen waren? »Wie kommst du darauf, dass ich dich verlassen hätte? Wieso sollte ich mich einfach aus der Verantwortung ziehen? Du hast die Entscheidung getroffen, ohne mich ins Bild zu setzen!« »Und das nicht unberechtigt! Du hasst Kinder. Kinder sind laut und nervig und viel zu anstrengend.« »Hältst du mich wirklich für so egoistisch und verantwortungslos? Ganz ehrlich…« Ob sie in diesem Moment überhaupt bedacht hatte, dass er das Kind wollen würde? Sie kränkte ihn, was er ihr auch deutlich zeigte.

»Shikamaru, ich… Es war eine Kurzschlussreaktion… Ich wusste nicht, was ich machen sollte…« Und urplötzlich liefen ihr viele kleine Tränen aus dem Augenwinkel. Temari war schon immer eine starke, bewundernswerte Frau gewesen, die sich nie leicht zum Weinen bringen ließ, doch ihr Hormonhaushalt war komplett durcheinander geraten. Das brauchte auch den Shinobi durcheinander, jedenfalls am Anfang. Er kannte Temari gut, wusste, dass sie nicht so nahe am Wasser gebaut war und dass die Schwangerschaft ihr emotional zusetzte. Die Situation nutzte er, um seinen Arm um ihre Schultern zu legen, sie einfach näher an sich heran zu ziehen. »Tut mir leid. Ich will gar nicht heulen, aber ich kann es nicht so einfach abstellen…« »Schon in Ordnung.« Sie sollte sich ausweinen, so lange wie sie wollte, er würde sie einfach nur festhalten, wenn sie es zuließ.
 

»Du hättest mich also nicht verlassen, wenn ich dir gesagt hätte, dass ich schwanger bin?«, fragte die Kunoichi als ihre Tränen versiegt waren. »Nein, hätte ich nicht.«

»Und du bist hier, um mir das zu sagen?« Nicht ganz, aber fast – er hatte ja nicht ahnen können, dass sie so eine Überraschung verborgen hatte. »In den letzten zwei Monaten war ich unausstehlich. Ich hab’ versucht, diese Leere mit Alkohol und Arbeit zu füllen, aber es hat nicht funktioniert. Du bist mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen… Ich wollte wenigstens wissen, warum du mich verlassen hast.« Dass er gefühlsduselig wurde, war ihre Schuld, sie hatte ihn einfach verändert – und das war nicht zwingend negativ zu interpretieren. »Du hast mir gefehlt, Temari.« Das hatte er ihr sagen wollen, sie sollte es wissen.

Temari legte ihre Hand auf seine, verschränkte ihre Finger miteinander. Es war ein unheimlich gutes Gefühl, ihre Nähe zu spüren, dass sie sie selbst suchte. Diese Geste reichte aus, um ihm zu beweisen, dass er sie nicht noch einmal so schnell ziehen lassen durfte.
 

Als sie sich von ihm weg drückte, sah er in ihre Augen, diese wunderschönen Augen, die es geschafft hatten, ihn zu verzaubern. »Shikamaru…« Weiter kam sie nicht, denn er legte seinen Finger auf ihre weichen Lippen, machte ihr stumm klar, dass sie nichts sagen musste. »Ich weiß. Und du sollst wissen, dass ich dich und dieses Baby will.« Auf ihrem Gesicht bildete sich ein glückliches Lächeln, dem schließlich doch wieder ein paar Tränen folgten.

Vielleicht war er nicht der perfekte Vater oder der perfekte Lehrer,‭ ‬aber er würde lernen in die Rolle hinein zu wachsen, so wie Temari sich vor drei Monaten entschieden hatte sich der Rolle der Mutter zu stellen. Und er wusste, gemeinsam würden sie es schaffen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Rawr_
2013-01-15T16:53:11+00:00 15.01.2013 17:53
Ich habe wie eine Verrückte gesucht und endlich hab ich die Geschichte gefunden! Ich wollte sie unbedingt noch zu Ende lesen.

Zu deinem Einstieg - er ist traurig, macht neugierig auf mehr und es ist zum Verzweifeln. Ehrlich gesagt, hab ich gar nicht daran gedacht, dass sie so eine Kurzschlussreaktion hatte und ihn deshalb verlassen hat. Daher hat mich die Frage nach dem 'Warum?' auch die ganze Geschichte lang begleitet, daher war es auch durchgehend spannend. Nach dem Temari dann aber verschwunden war und obwohl ich nicht der größte Fan von Shikamaru bin, hast du seine emotionale Lage, finde ich, extrem schön beschrieben. Zumindest nach dieser Geschichte muss ich zugeben, dass der Charakter mir jetzt auf jeden Fall mehr gefällt als zuvor.

Die ganzen Situationen, seine Reaktionen nach dem sie weg war – wie er sich sorgt und sie für ihn, eben wie ein Rätsel ist, hat mir sehr gefallen. Besonders schön fand ich, dass du dieses Gewitter beschrieben hast, denn ich hatte die ganze Zeit Bilder im Kopf, wirklich davon wie Shikamaru vor dem Fenster steht und hinausschaut – an dieser Stelle finde ich hast du deinen Schreibstil sehr gut mit dem Inhalt der Geschichte verbunden. Es hat mir sehr gefallen und ich mag deinen Schreibstil wie du sicherlich schon weißt sehr und dann kam noch am Anfang der Geschichte, dass er sich wie im Glaskasten fühlt, unfähig sich zu bewegen. Das sind immer so Dinge, die ich bei dir sehr schätze , du beschreibst immer alles ausführlich genug – aber auch nie zu viel. Und man konnte sich durch die Stimmung, die das Gewitter widergespiegelt hat, die Gefühle von Shikamaru noch besser 'vorstellen'.

Jetzt zu deinem Schreibstil, ich liebe solche bildliche Vorstellungen wie mit dem Glaskasten, überhaupt wie schon gesagt kam die ganze Stimmung super rüber, auch als Shikamaru getrunken hat. Was ich toll fand sind diese „» und «“, die sehen einfach schöner aus, das könntest du immer machen :)

Zu Ino und Temari – ich fands schön, dass du Ino mit eingebaut hast, auch wenn es um Shikamaru & Temari ging und außerdem hast du Inos Charakter hier meiner Meinung nach perfekt getroffen. Außerdem ist sie so die einzige Person, die einem zum Lächeln bringt bevor das Ende kommt.
Und diese Aussage war sowas von Ino, ich konnte es mir total gut vorstellen:

»Natürlich tut es das. Und jetzt beweg deinen Arsch nach Hause, pack deine Sachen und geh zu Temari, damit du nicht mehr so ein unausstehlicher Arsch bist.«

Zu Temari, das Ende gefällt mir, da Shikamaru endlich mal aktiv wird und sich eingesteht, dass er nicht ohne sie kann. So schön-trauig ich den Anfang auch fand, als es am Ende zu einem richtigen Gespräch zwischen Temari und Shikamaru kam und sie geweint hat, auch teilweise diese lustige Frage, von wem das Kind war, rundete das Ende alles einfach sehr süß ab. . Zudem war das Ende auch noch süß, weil Shikamaru gesagt hat, dass er sie und das Kind möchte...und ja, nach dem was er alles in den 2 Monaten durchgemacht hat, fand ich all seine Entscheidungen am Ende nachvollziehbar.

Insgesamt eine sehr schöne Geschichte – Shikamaru und Temari bin ich eigentlich nicht von dir gewöhnt, aber umso mehr gefällt es mir, du könntest mehr über die beiden schreiben, denn ich finde die Charaktere hast du sehr gut getroffen :)

Gooooooooooo Honey – mach weiter so!
& ich hab neue Storys von dir gesucht, warum hab ich nichts gefunden? D:
Ich hab dich lieb ♥

Rawr_

Ps. Bitte geh nicht in Skype online, ich hab dir da etwas sehr Peinliches geschrieben D:
Von:  Rabenkralle
2012-12-03T19:49:21+00:00 03.12.2012 20:49
N’Abend!

Nachdem ich den Oneshot gestern Abend doch noch als Gute-Nacht-Lektüre gelesen hab, packte mich soeben der Kommentarzwang. :D

Bevor ich zum Inhalt komme, erstmal zum Stilistischen:
Von der Wortwahl her hast du meinen Geschmack echt getroffen. Keine unpersönlichen Synonyme, dafür aber genügend Abwechslung. Dein Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen, ist blumig und sehr ausführlich. Vor allem Letzteres bringt die Grundstimmung der Geschichte schön zur Geltung.
Rechtschreibfehler und Fehler in der Zeichensetzung hab ich auch keine gefunden. Alle Kommata waren an der richtigen Stelle (nach meinem Empfinden zumindest :D). Das Einzige, was ich noch übersichtlicher finden würde, wäre, wenn du immer Zeilenumbrüche einfügst, wenn eine andere Person redet. Größtenteils machst du es, aber an zwei, drei Stellen, wo es nicht so war, hatte ich kurz Probleme, die wörtliche Rede dem jeweiligen Charakter zuzuordnen.
Schön auch, dass du » und « statt „ und “ benutzt. Sieht einfach besser aus und manchmal ärgere ich mich, dass ich zu faul bin, um das selbst umzusetzen.^^°

Die Geschichte an sich hat mir auch gefallen.
Temari, die aus heiterem Himmel ohne scheinbaren Grund Schluss mit Shikamaru macht … So ein Verhalten passt zu ihr, auch wenn ich sie mir unter normalen Umständen sicherlich einen kühleren Kopf bewahrt hätte. (Oder besser gesagt, in nicht schwangerem Zustand. Ich merke in letzter Zeit selbst immer wieder, dass ich leichter anfange zu weinen. Von daher kann ich mich in dem Punkt gut mit ihr identifizieren. :))
Dass Shikamaru danach in ein emotionales Loch fällt, ist nur allzu verständlich. Mir würde es sicher auch nicht anders gehen, wenn man mir noch nicht einmal einen Grund geliefert hätte. Dass er anfängt zu trinken, obwohl er es nicht mag, erinnert mich dabei an die Sache mit Asuma und dem Rauchen. Zum Glück hat Ino ihm einen Tritt in den Hintern gegeben. Wer weiß, wie das sonst geendet wäre.
Die Gegenüberstellung mit Temari war ein schöner Abschluss. Du erzeugst eine richtig schöne, ruhige Stimmung. Es hätte einfach nicht gepasst, wenn die beiden sich lautstark gestritten und gegenseitig Vorwürfe gemacht hätten.
Genauso gut auch, dass du auf Kitsch und Klischees verzichtet hast. Schmalzige Liebesbekundungen passen absolut nicht zu den beiden und das übersehen viele Autoren ja gerne.

Danke für diesen Oneshot! =)

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  horo_koi
2012-12-01T22:44:27+00:00 01.12.2012 23:44
ein wirklich gutes und tolles neues kapitel =)
schön geschrieben x33


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