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Short stories

eine kleine Sammlung von Kurzgeschichten
von

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Nach neun Monaten

„Tief ein- und ausatmen und pressen! Ja weiter so, er ist schon fast zu sehen!“

Auf diesen Moment hatten die beiden Elternteile schon sehr lange warten müssen. Nach all den Jahren ohne Freude und Einsamkeit, denn sie bekamen endlich, endlich Nachwuchs für die Familie. Wie oft hatten sie’s versucht. Meistens vergeblich. Und doch haben sie nie ihre Hoffnung verloren. Natürlich hatten sie von den Schwiegereltern eine Menge Unterstützung bekommen, was Trost und neue Motivation anbelangt. Letztendlich hatten sie’s auch mit der Hilfe von Ärzten geschafft. Dieses neue kleine Lebewesen, die sie schon seit neun Monaten erwarteten. Neun Monate, die für die Lebensspender, wie eine Ewigkeit vorkamen. Neun Monate voller Schwangerschaftsgymnastik, Arztbesuche, Ultraschalluntersuchungen, Tests, usw. Aber es war jetzt soweit. Die Geduld, die sie gezeigt hatten würde sich lohnen.

Natürlich hatte der fast frischgebackene Vater in einer Hand eine Digitalkamera be¬reit, der das meiste filmte und die andere hielt die leidende Mutter. Oh ja, sie hatte sich seit dem Beginn sehr verändert. Vor allem im Taillenbereich. Zuerst hatten ja die Ärzte einen Kaiserschnitt angeboten, falls sie die Schmerzen bei der Geburt vermeiden wollte. Trotzdem hatte sie sich für die Natürliche entschieden. Viele ihrer Freundinnen und Bekannten hatten ihr erzählt, dass sie bei der Geburt sich so anstrengen muss, als ob sie eine Melone durch ein zitronengroßes Loch hindurchpressen musste. Doch erst jetzt wurde ihr klar, was sie damit gemeint hatten.

Die Einlieferung in das Krankenhaus erfolgte in einem Taxi problemlos. Sie waren sowieso gewappnet gewesen, denn der Jüngling ließ länger auf sich warten, als der Arzt es voraus-gesagt hatte.

Die Mutter dachte sie würde gleich explodieren, da die Schmerzen so unerträglich und so unendlich zu sein schienen. Sie war schon seit fast einer Stunde im Kreißsaal und trotzdem war es nicht einmal mit dem Kopf draußen. Wenn der Kopf herauskäme würde der Rest des Körpers einfach „hinausflutschen“ und die Geburt wäre vollbracht aber es war eben noch nicht soweit. Doch sie war froh. Sie war froh darüber, dass sie doch ein Baby bekommen könnten. Dank des schwierig aussprechbaren lateinischen Begriffs. Wie hieß es noch wie-der? In vitro fertisation? Oder, ja es hieß „In vitro Fertilisation“. Genau so war es. Die Ärzte hatten festge¬stellt, dass sie auf natürlichem Wege kein Kind bekommen konnten. Also wurde ihnen gera¬ten es auf dem künstlichen Weg zu versuchen. Ihr wurden die Eizellen entnommen und ih¬rem Mann die Samenzellen. Diese brachte man dann in einem oder mehreren Reagenzgläsern zu¬sammen oder so ähnlich? Ist jetzt auch völlig egal? Sie hatte sich sowieso zu sehr auf das Nebensächliche konzentriert. Ihr war alles recht, um ihre Schmerzen, wenn auch für einige Sekunden, zu vergessen. Die Hebamme lächelte zu ihr und ermutigte sie weiter: „ Halte noch ein bisschen durch, ja? Es dauert nicht mehr lang und dann hast du’s hinter dich gebracht.“

Sie versuchte sich zu konzentrieren und wiederum war es eine riesige Anstrengung sich von den Schmerzen nicht überwältigen zu lassen. Oh Gott, was würde passieren, wenn sie jetzt, in diesem Moment, in Ohnmacht fiele. Kaum vorstellbar, jedoch bestünde die Möglichkeit.

Jetzt schaute sie wieder auf die Uhr, der auf der gegenüberliegenden Wand weiterhin tickte. Es waren inzwischen vier unendlich scheinende Stunden vergangen und der alles entschei¬dende Augenblick war gekommen. Das Kind war mit dem Kopf durch. Millimeter für Millime¬ter war er herausgepresst worden und jetzt zog ihn die Hebamme vorsichtig heraus und man schnitt auch unmittelbar danach die Nabelschnur durch. Das „Po-Klapser“ erfolgte sofort und das Baby begann zu schreien. Es wurde zunächst behutsam in Handtüchern ge-trocknet, bevor sie der Mutter in die Arme gegeben wurde. Die stolzen Eltern betrachteten und bewunderten ihr neues Kind. Es war ein Junge. Blond. An¬zeichen von blauen Augen. Und man konnte auch ahnen, dass er ein kräftiger Bursche wer¬den würde. Denn dank der Gentechnik, entsprach das Baby genau den Vorstellungen der Eltern. Die ganze Mühe und das ganze Geld waren nicht umsonst gewesen.



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