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Für Rum und Ähre

"Erdnuss, Captain!"
von

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Marcia

„Er wird nicht kämpfen“, zischte Marcia ihrer Schwester auf dem Weg zurück zum Hafen zu.

„Wer sagt das?“ Julia zog dezent ihre linke Augenbraue hoch.

„Ich! Er ist ein Kind, Julia!“

„Das sehe ich. Aber du hast ihn angeschleppt, du wirst ihn formen“, erwiderte ihre Schwester entschlossen.

Abrupt blieb Marcia stehen, packte ihre Schwester am Oberarm und riss sie zu sich herum, ohne auf den Knaben zu achten, der ihnen in zwei Schritten Entfernung folgte.

„Ich habe ihn angeschleppt, damit er nicht so endet, wie es jeder Straßenjunge früher oder später tut! Blind, verkrüppelt, versklavt und verhungert!“

„Wenn er nicht hier stirbt, stirbt er in einer Seeschlacht, Marcia“, stellte Julia sachlich fest. „Was können wir ihm schon bieten, außer …“

Sie verstummte und wich Marcias forschendem Blick aus, ehe sie leicht mit den Schultern zuckte.

„Außer irrationalen Beschützerinstinkten“, murmelte sie. Marcia lachte auf und klopfte ihrer Schwester auf die Schultern, wurde schlagartig wieder ernst und schaute zu dem jungen hinüber, der sich nach einer kleinen, dreifärbigen Katze bückte, die ihm um die Beine strich.

„Freiheit“, sagte Marcia dann leise. „Die Freiheit zu tun und zu lassen, was er will … das können wir ihm bieten.“

„Nur du kannst nach all diesen Jahren die Piraterie noch von diesem romantischen Standpunkt aus betrachten.“ Julia grinste. „Du bist verrückt.“

„Ich weiß. Sonst wäre ich nicht dein erster Maat.“

„Stimmt“, gab Julia unumwunden zu und warf sich ihre Haare aus der Stirn. „Los, gehen wir … ich mache mir Sorgen um unser Schiff.“

Natürlich tat sie das … als guter Captain machte sie sich immer Sorgen um ihr Schiff. Marcia winkte Nathanael, der die Katze sofort zurück auf den Boden stellte und sich wieder in Bewegung setzte.

Die drei schwiegen, bis sie die Mari(an)ne erreichten, die scheinbar unbeschädigt vor Anker lag.

„Das ist ein Marineschiff“, flüsterte Nathanael verschreckt – es waren die ersten Worte, die er seit dem Marktplatz ausgesprochen hatte.

„Ein alter Bekannter hat es uns großzügigerweise überlassen.“ Julia zuckte mit den Schultern und marschierte als erste an Deck.

Marcia folgte ihr und sofort fiel ihr Blick auf Johnson, der lässig auf einem Stapel Kisten saß, das Hemd aufgeknöpft und eine Pfeife im Mund. Der Wind spielte mit einer widerspenstigen Strähne seines dunkelbraunen Haares und ließ sein Hemd durch die Luft tanzen.

„Johnson!“, brüllte Julia in diesem Moment und sofort richtete er seinen Blick auf die drei Neuankömmlinge.

Er sprang von seiner erhöhten Sitzgelegenheit, landete sicher auf seinen Füßen und schritt langsam auf die Schwestern und Nathanael zu.

„Captain“, sagte er an Julia gewandt und heftete dann seinen Blick auf den Jungen. „Wen haben wir denn da?“

„Sein Name ist Nathanael und er ist der Ersatz für den Mann, der uns gestern Abend … verlassen hat.“

„Ja, jetzt wo Ihr es sagt“, erwiderte Johnson spöttisch und umkreiste den Jungen wie ein Raubtier seine Beute, „er sieht wirklich sehr blutrünstig aus.“

„In etwa so gefährlich wie Ihr, Ladybug“, stellte Marcia trocken fest.

„Ihr solltet Eurer Schwester wirklich weniger Bücher zu essen geben, Captain“, neckte Johnson unverschämt weiter und fuhr sich mit einer Hand über den flachen, muskulösen Bauch.

„Und Ihr solltet ihr keinen Grund geben, Euch ein Messer ins Herz zu rammen, Johnson“, antwortete Julia mit einem schwachen Lächeln. „Marcia, ruf die Männer zusammen, wir wollen in See stechen. Und kümmere dich um die Katze, die unserem kleinen Freund hier gefolgt ist.“

Marcia schnaubte. Erster Maat, Schwester und Leibwächterin und trotzdem wurde sie von Zeit zu Zeit behandelt wie ein billiger Lakai! Aber was tat man nicht alles für die Familie?

„Aye“, knurrte sie, deutete eine Verbeugung an und ließ Julia mit Nathanael und Johnson alleine.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mismar
2010-06-17T09:06:31+00:00 17.06.2010 11:06
Ich mag das Kapitel sehr :>
Nur ist das Wort "Schwester" im ersten Abschnitt öfters gefallen.

Ansonsten habt ihr es wieder gut gemacht ^^ ich freue mich schon, wenn sie in See stechen werden.


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